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138 E 1 s n er, lib. Eiweiss - Quecksilberasyd. cunbesioeifrlt natiirlich nur fiir die Verbindung des Eiweiss- stoffes, da ich die Verbindung des Paserstores nicht untersucht babe, obgleich bei der Aehnlichkeit beider Kiirper sich wohl aut' ein iihnliches Verhalten schliessen liisst), - SO dass jetzt das Schwankende in der Ansicht iiber die Zusammensetzung der oft erwiihnten Niederschliige von Eiweiss und Kiisestoff mit Sublimat alu vijllig heseitigt und festgestellt anzusehen ist. Bei der besonderen Untersuchung des Riederschlages, den Quecksilbersublirnat in Milch erzeugt, ergaben sich noch nach- stehende Thatsachen. Wird der Niederschlag mit destillirtem Wasser au$gekochl, ao geht er weit rasoher in die Verbindung von Quecksilberoxyd mit Kiisestoff uber, als dieses bei dem blos bei gewiihnlicher Temperatur slatlfindenden Aussiissen der Fall ist. - Er hat durch dieses Vcrfahren nur ein kiirnigeres und mehr gelhli- clies Ansehen gewonnen, gerade SO, HIS wenn der Niederschlag im Wasserbade ausgetrocknet worderi id. Enthllt auch wirlilich der R'iederschlag irn Anfange noch Sublimat, so wird im Verlaufe des Aussiissens dieser doch giinz- lich entfernt iind es bleibt nur zuruck eine chemische Verbin- dung von Eiweiss oger Klsestoff mit Quecksilberoxyd. XXII. Be lr it c h t 16 tag en ii Be r den c h em i s ch e n Hevg Q it9 Bei der Zerselaung des Siublimuts did r c I& E ito e is s. Von Dr. L. E L S N E R. Obgleich iiber die chemische Zusammensetzung d es Nie- derschlages, den Sublimat in Eiweissliisungen hervorbrin& von metireren Chemikern die verschiedensten Ansictiten aufgestellt wordeo sind, wie ich in vorstehender Abhnndliing ausfiihrlich gezeigt hsbe, bis dessen Zusammensetzung endlich unbestreit- bar und eicher festgestellt worden ist, so war immer noch eine naturgemiisse Ansichl dariiber aubustellen , wie diese merk- wiirdige Zersetzung wohl vor sicli gehen mag, tia, wie wir wissen, selbst coacentrirte Schwefelsiiure den Sutlimat nicht zersetzt. Ich erlaube mir, iiber diesen Gegenstand nachstehend meine An-

Betrachtungen über den chemischen Hergang bei der Zersetzung des Sublimats durch Eiweiss

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138 E 1 s n er, lib. Eiweiss - Quecksilberasyd.

cunbesioeifrlt natiirlich nur fiir die Verbindung des Eiweiss- stoffes, da ich die Verbindung des Paserstores nicht untersucht babe, obgleich bei der Aehnlichkeit beider Kiirper sich wohl aut' ein iihnliches Verhalten schliessen liisst), - SO dass jetzt das Schwankende in der Ansicht iiber die Zusammensetzung der oft erwiihnten Niederschliige von Eiweiss u n d Kiisestoff mit Sublimat alu vijllig heseitigt und festgestellt anzusehen ist.

Bei der besonderen Untersuchung des Riederschlages, den Quecksilbersublirnat in Milch erzeugt, ergaben sich noch nach- stehende Thatsachen.

Wird der Niederschlag mit destillirtem Wasser au$gekochl, ao geht er weit rasoher in die Verbindung von Quecksilberoxyd mit Kiisestoff uber, als dieses bei dem blos bei gewiihnlicher Temperatur slatlfindenden Aussiissen der Fall ist. - Er hat durch dieses Vcrfahren nur ein kiirnigeres und mehr gelhli- clies Ansehen gewonnen, gerade SO, HIS wenn der Niederschlag im Wasserbade ausgetrocknet worderi id.

Enthllt auch wirlilich der R'iederschlag irn Anfange noch Sublimat, so wird im Verlaufe des Aussiissens dieser doch giinz- lich entfernt iind es bleibt nur zuruck eine chemische Verbin- d u n g von Eiweiss oger Klsestoff mit Quecksilberoxyd.

XXII. B e lr it c h t 16 tag e n ii Be r d e n c h e m i s ch e n H e v g Q it9

Bei d e r Zerse laung d e s S iub l imuts did r c I& E ito e is s.

V o n Dr. L. E L S N E R.

Obgleich iiber die chemische Zusammensetzung d es Nie- derschlages, den Sublimat in Eiweissliisungen hervorbrin& von metireren Chemikern die verschiedensten Ansictiten aufgestellt wordeo sind, wie ich in vorstehender Abhnndliing ausfiihrlich gezeigt hsbe, bis dessen Zusammensetzung endlich unbestreit- bar und eicher festgestellt worden ist, so war immer noch eine naturgemiisse Ansichl dariiber aubustellen , wie diese merk- wiirdige Zersetzung wohl vor sicli gehen mag, tia, wie wir wissen, selbst coacentrirte Schwefelsiiure den Sutlimat nicht zersetzt. Ich erlaube mir, iiber diesen Gegenstand nachstehend meine An-

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sicht mitzutheilen, die nichts weiter sein sol1 als eine den gc- wbhnlichen chemischen Zerselzungen nicht widerstreitendo Hy- pothese. Zuvor miigen noch folgende kurze Bemerkungen ihren

ES wurde das Weisse von einern Ei mit destillirfern Was- ser verdiirint und dessen geringe alkalische Reaction durch ei- nige Tropfen EssigsPure neutralisirt , hierauf wurde vorsichtig durch eine nach und nach zugesetzte Sublimrtl6sung gefiillt j - der anfaugs entstehende Niederschlag lijste sich bci einigem Schutteln der Fliissigkeit leicht aue und es gehiirte ein grosser Ueberscliuss von Sublimat hierzu, ehe der weiske Pracipitat be- standig blieb, und ungenchtet dieses grossen Ueberschusses von Gublimat war dennoch Kiweiss i n der iiber dem PrBcipitatc sfehen- den Fliissigkeit, wenn auch nur in geringer RiIenge j ,denn ids ein Theil der abliltrirten Fliissigkeit in einern Porcellsnschiilchen verdampft und der trockene Rucksfand stark erhitzt wurdc, firbte sich der Boden der Schale schwrrn von verkohlt wer- dendem Eiweiss; - es scheinen demnach zwei Verbindungen des Eiweisses mit Queclrsilber zu existiren, eine im Ueherschusse von Sublimatnuflosung lijsliche und eine zweite darin unl osliche. - Der kiiseartige PrAcipilnt wurde durch Filtriren yon der fiber i h m stehenden Fliissigkeit getrennt, er hatte eine rein weisse Farbe und wurde durch einige Tropfen einer concen- trirten Aufliisung von Jodnatrium orrrngeroth get‘arbt , wodurch angezeigt wurde, dnss er noch Sublimnt in ziemlich grosser Menge adhirirend enthielt, der durch das Jodnatriam i n Queck- silberjodid zersetzt worden war. Der etmn I 2 Stunden iang mit Hi&% der B e r z e I i us’schen Wsschllasche mit destillirtem Wrsser ausgesusste Priicipitat ward wieder mit Jodnatriumlo- sung betriipfelt und auch jetzt noch zeigte sich deutlich die Bildung von Jodid durch noch frei dem Praparate anhiingenden Eublimat, denn als der viillig ansgesiisste R’iederschlag auf die- selbe Weise mit Jodnutriurn gepruft wurde, zeigte sich durchaus liehe Farbeniinderung. Folg.lich gehiirt die Zersetzung des Jod- natriums nur dem noch nicht durch viilliges Aussiissen entferrtten Quecksilberchlorid an und nicht etwa einer Zersetzung der chemi- schen Verbindung des Quecksilbeichlorides mit Albumen durch das Jodid desNatriums. Durch diesen einfachenversuch ist cs sogleich klar, dass dms durch 12sMndigcs Aussussen des Priicipitats nach

finden.

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140 E 1 s ne r, tib. Eiweiss - Quecksilberoryd.

L a s s a i gn e’s Angabe bereitete PrLparat noch unzersetzfen Snblimat enthalten haben miisse. - Diesen unbezweifelt noch sublimalbaltigen Kiederschlag schiittelte ich mit sehr concentrirfen Liisungen von Chlor-, Jod - und Bromnntrium, allein ich fvnd nicht, wie L a s s a i g n e angegeben, dass sich in diesen der Niederschlag schon durch blosses Pcbiitteln aufliise, im Ge- gentheile setzte sich nach kurzer Zeit das Pripnrat unverindert ab. Der d l i g ausgesiisste Niederschlag verhielt sich iibrigens ganz gleich gegen die oben angegebenen Aufl6snnpen; auch in seinem iiusseren Ansehen hrtte er ganz dieselbe Beschaffenheit wie der noch sublimnthaltige; es scheint demnach, sobald nur durch einen Ueberscbuss des Fiillungsmittels der Niederschlag Bestindigkeit erhalten hat, durch das Portdauernde Aussussen nur der dem Priiparrrte nooh adhlrirende Sublimat entfernt zu werden. - Hicr muss ich jedoch bemerkcn, dass selbst nach durch 8 Tage fortdaoerndcs Auswirschen des Priparats noch durch salpetersaures Eilberoxyd in den Waschwrissern eine schwache, wolkige, weisse Triibung entstand, die nrch einigen Tagen eine rothbriiunliche Farbe annahm, niclit aber die viom letle Farbe des Chlorsilbers zeigte. Diese Farbenveriinderung liess mich vermuthen , dass die Trubung nicht von Salzsiiure herriihrte , sondern davon , dass der vullig ausgesasste Priici- pitat in geringer Menge in Wasser lii~licli sei und durch sal- petersaures Silber so zersefzt werde, dass sich salpetersaures Silberoxyd uod eine Verbindung von Silberoxyd mit dem Ei- weiss bilrle. Dass diese Ansicht die richtige war, geht aus Folgendem hervor. I n den Waschwiissern morde niichst der Reaction durch Silbersalpeter auch noch durch Hydrothiooam- rnoniak durch eine sehr schwnche Braunung die Gegenwart von Quecksilber dargethan, welche jedoch bei weitem deutli- cher bervortrat, alu einige Stunden hindurch ein blanker Ku- peerstreif mit der durchfiltrirteo Flussigkeit in Beriihrung ge- Iassen wurde, wobei Rich der StreiP mit einem zarten grauen Haucbe von Quecksilber iiberzog. Ee war demnach auch noch Quecksilber in den letzten Wsschwissern. - Als eiue mchrere Lothe betragende Portion der Waachwisser in einer sehr dun- nen nod sehr weissen Porcellnnschale bis zur Trockniss abge- dampfi und der Ruckstand stark erhitzl wiirde, fiirbte sich der Boden der SCh8!e braun und es entwickelte sich der Geruch

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Elsner , iib. Eiweiss -Quecksilberoxyd. 141

van verkohlender organischer Subsfanz, auch zeigten sich deut- lich bei Behandlung des Buekstandes mit reiner Salasinre gliin- zende Kiigelchen von reducirtem Quecksilber. - Bin zmeiter Versuch wurde auf folgetide Weise augestellt. Es wurde et- W ~ S des Priiparats, welches durch Jodnntrium keinen Gehalt von adhiirirendem Sublimat mehr zeigte, in dessen Waschwiis- Bern nber dennoch die Gegenwart von Quecksilber durch die Reegentien dargethan wurde und in denen eben so durch Sil- bersalpeter die wolkige weisse Triiburtg entstand, durch Er- hitzen mit reirier eoncentrirter ScliweTelsiiure so zersetzt, dass die organische Substanz giinzlich verkohlt wurde ; die mit de- stillirtetn Wasser verdunnte liltrirtc und mit Silbersolution ge- priifte Fliissigkeit zeigte nun keine Spur von Trubung, die doch hatte entstehen miissen, b5lte der Niederschlag noch Sublimat enthalten, da wir wissen , dsss durch Erhitzen des Quecksil- berchlorids mit Schwefelsiiure ersteres nicht zersetet wird ; - der Nietlerschlsg, tler dennoch durch Silbersolution in den Waschw5ssern cntstand, ruhrte demnach von einer Zersetzung der i n geringer Menge im Wasser liislichen Verbindung von Queck- silberoxyd mit Albumen her. E3 geht ferner noeh BUS dieser Beobachfung hervor, dnss salpetersnures Silberoxyd RUP dss Vor- handensein von organischen Substnneen ein besseres Reagens sei nls Sublimnt und dafter ersteres besser ist bei Untersuchung van destillirtem Wasser , welches man hingestellt hat, urn darin das Vorhandensein von Miasmen in der Luft nacbzuweisen. Uui sich zu Cberzeugen, ob aller Sublimnt durch Aussiis- sen entfernt worden ist, reicht demnach nicht die gewiibnlicbe Reaction mit srlpetersaurem Silberoxyd hin, sondern es muss der oben angezeigte Gang der Untersuchnng eingeschlagen werden.

Was nun den chemischen Hergang betriKt bei der Zer- setzung des Sublimals durch Eiweiss, so diirfte er sehr wahr- scheinlich Polgender sein :

Das Eiweiss ISsst sich ale ein Albuminat von hTlltron be- trachten; der Sauerstoff des Natrons tritt an das Quecksilber, der Subliniat erzeugt Oxyd , wiihrend dus Cblor aii das Natrium tritt und Chlornatrium bildet, welches in der Auflbsung bleibt; das Quecksilberoxyd verbindet sich init dem Eiweiss und bil- det den Niederschlag, gleichsam ein Quecksilberoxyd - Albumi- nat, in \relcliem das Nalron durch das Oxyd das Quecksilber

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14.2 E 1 s n e r) iib. Eiweiss -- Quecksilberoxyd.

vcrfretcn wird. Diese einfache Ansicht wird in gemisser Hin- sicht durch die Untersuchungen von G e o g h e g a n beslhtigt, der fand , dass auch chlorfreie Quecksilberoxydsalze dieselbe Ver- bindung nus Albumen und Oxyd Bllen, wobei die Sauerstotfsiiure des Salaes an das Nalrori des Nntron- Albuminats hilt, wiih- rend das Oxyd sich mit dem Albumen zu der chemischen Ver- bindung vereinigt. J a selbst Quecksilberoxydul giebt mit Eiweiss eine iihnliche chemische Verbindung. - Aus allen diesen Er- fullrungen schcint rnit ziemlicher Sicherheit bervoraugehen, dnss das Eiweiss sich mit Salzbasen au beslimmteri chemischen Ver- bindungen vereinigt, in deoen eine Basis durch eine andere vatreten werden kann.

Als ich schon diese Unlersuchungen beendct hatte, murde ich mit den Arbeiten M u l d e r ’ s iiber Faserstoff und Eimeiss- stoff bekannt, aus welchen klar hcrvorgeht, dass es beslimmte chemische Verbindungen giebt zwischen Melalloxyden und Ei- weissfitoff sowohl sls Fuscrstoff, deren Siittigungscnpacil~it der Verljsser genau beslimrnt hat und sich demnnch berechtigt nihlt, eine besfimmte Rcihe von Fibrnten und Albuminaten auf- zustcllen , welche Ansicht mit der obigen von mir gegebenen recht gut ubereinslimmt und jhr als ein gewisser Sliitzpunct dienen diirfte. Uebrigens sind von M u l d e r nur, so vicl mir beksnnt ist , diejenigen Albuminate und Fibrate untersucht wor- den , welche durch Zerselzung rnit Sauerstoflsluren entstehen, nicht aber mit Chlorverbindungen, deren vijllige Uebereinstim- m u o g aher mit den ersteren durch meine Arbeiten, wie ich glaube, bestiinmt nachgewiesen worden ist. Diirfen wir in der Milch ein iibnliches aufliisliches Kalk - Caseat annehmen , wie es von M u l d e r fur das Eiweiss und den Faserstoff geschieht, so giebt es auch hierbei unliisliche Cnseate, \vie aus meinen Versuchen uber Bersetzung der Milch durch Sublimat hervor- geht , und die chemische Thcorie miirde such bierbei dieselbe seiii \vie bei den Natron ,- Al buminaten.