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Bezahlen 2025 Szenarien zur Zukunft der Zahlungssysteme in Deutschland

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Bezahlen 2025

Szenarien zur Zukunft der Zahlungssysteme in Deutschland

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Bezahlen 2025

Szenarien zur Zukunft der Zahlungssysteme in Deutschland

Eine Studie der SRC Security Research & Consulting GmbH mit fachlicher Unterstützung durch Z_punkt The Foresight Company und Fraunhofer INT

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InhaltVorwort 04 Executive Summary 06

01 / Netzwerkindustrie Zahlungssysteme 12

Die Wertschöpfungskette 13des Zahlungsverkehrs

Innovationen 16in Zahlungssystemen

02 / Die Dynamik des Umfelds 20

Kooperationsbereitschaft 35

Fintechs 25 Globale Internet-Giganten 28

Akzeptanz auf Kundenseite 31 Authentifizierungsverfahren 33

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03 / Szenarien 38

Vielfalt an der 40 Kundenschnittstelle

Mehrwerte in der Welt 50 der Digitalbanken

Convenience in 60 digitalen Ökosystemen

Klassische Banken 70 auf Speed

04 / Mögliche Game Changer 82

Quantencomputer 83 Blockchain 85

Impressum 94

Methodik 88 Beteiligte Experten 92

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Das strategische Projekt „Bezahlen 2025“ ha-ben wir in Auftrag gegeben, um besser zu ver-stehen, wie die Zukunft des Bezahlens aussehen könnte, und natürlich auch, um ableiten zu kön-nen, wie wir unsere Arbeit ausrichten müssen, um wirksam zum Fortschritt im Zahlungsverkehr beizutragen.

Gegenwärtig treibt eine stetig wachsende Zahl von Marktteilnehmern technische Neue-rungen und Service-Innovationen im Zahlungs-bereich voran. Gleichzeitig nimmt die Regulie-rung des Zahlungsverkehrs deutlich zu. Beides trägt zu einer Verschärfung des Wettbewerbs bei. Speziell bei den Betreibern von Zahlungs-verkehrsinfrastrukturen, die in langfristigen In-vestitionszyklen denken müssen, führen diese Entwicklungen zu Unsicherheit über die Zukunft des Bezahlens.

Um etwas Licht in das Dunkel zu bringen, ha-ben wir, aufbauend auf dem Input einer großen Zahl von Zahlungsverkehrsexperten, eine um-

Vorwort

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fassende Analyse der Trends und Entwicklun-gen durchgeführt, die sich bereits heute für die nächsten zehn Jahre abzeichnen. Dabei ging es uns nicht darum, die „eine“ Zukunft für das Be-zahlen in zehn Jahren vorherzusagen. Vielmehr wollten wir diejenigen Faktoren identifizieren,die die Zukunft des Bezahlens in der nächsten Dekadewahrscheinlichamstärkstenbeeinflussenwerden. Aufbauend hierauf haben wir verschie-dene in sich konsistente Zukunftsszenarien entwi-ckelt, die eine Vorstellung davon bieten, wie das Bezahlen in zehn Jahren aussehen könnte. Ziel war es, Entscheidern im Zahlungsverkehr damit eine Hilfestellung bei der Analyse der Chancen und Herausforderungen der künftigen Zahlungs-verkehrslandschaft an die Hand zu geben.

Die vorliegende Analyse beruht naturgemäß auf den Informationen von 2015/2016. Je nach-dem,wiesichdieidentifiziertenTreiberweiter-entwickeln, können sich auch die Szenarien ver-ändern. Auch, wenn die Szenarien einen großen Teil der Studie einnehmen, so kommt es für die

Zukunft vor allem darauf an, die weitere Entwick-lungderidentifiziertenTreiberzubeobachten.

Im Mittelpunkt der Untersuchung stand ent-sprechend unserer eigenen Ausrichtung der deutsche bzw. europäische Markt. Ein Abgleich mit ähnlichen Untersuchungen in anderen Län-dern hat jedoch ergeben, dass die Ergebnisse dieser Untersuchung durchaus in vielen Fällen internationale bzw. globale Trends widerspie-geln, wobei es allerdings im Detail Aspekte ge-ben kann, die für den deutschen Markt spezi-fischsind.

Ich hoffe, Sie finden unsere Zukunftsein-schätzungen für Ihre eigenen Überlegungen zur Ausrichtung auf eine sich ändernde Welt der Zahlungssysteme hilfreich.

Gerd Cimiotti GESCHÄF TSFÜHRER

SRC SECURIT Y RESE ARCH & CONSULTING GMBH

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Die Welt des elektronischen Zahlungsverkehrs verändert sich mit hoher Dynamik. Neue Zah-lungssysteme etablieren sich; neue Marktteil-nehmer treten auf den Plan; die Erwartungen der Nutzer nehmen zu. Der Wandel der Einkaufska-näle und die Digitalisierung von Geschäftspro-zessen schlagen auf die Anforderungen an das Bezahlen durch. Der Wettbewerb im Zahlungs-verkehr wird insgesamt schärfer und intensiver, auch aufgrund regulatorischer Eingriffe, die den Markt für neue Player und innovative Technolo-gien öffnen.

Wie geht es weiter? Eine eindeutige Entwick-lungsrichtung ist heute noch nicht erkennbar. Mit grundlegenden Veränderungen ist jedoch zu rechnen: auf der Ebene der Zahlungsinstru-mente, auf der Ebene der zugrundeliegenden technischen Infrastrukturen und in Bezug auf die Funktionsweise des Gesamt-Ökosystems „Be-zahlen“. Diesen Veränderungen geht die vorlie-gende Studie nach.

ExecutiveSummary

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Treiber der zukünftigen Entwicklung

Drei wesentliche Rahmenbedingungen der zu-künftigen Entwicklung, die schon heute als ge-setzt angesehen werden können, lassen sich benennen. Instant Payments werden bereits 2017/2018 Realität. Die Digitalisierung des Ein-kaufsprozesses an sich und die Nutzung von „smarten“ Endgeräten, die mit unterschiedlichs-tenSensorenzurAuthentifizierungihrerNutzerausgestattet sind, schreiten weiter voran. Eine strikte Regulierung führt schließlich dazu, dass die Ertragsmöglichkeiten von Zahlungsinstitu-ten aus Interbankenentgelten weiter zurückge-hen und der Zugang zum Konto für sogenannte Zahlungsauslösedienste sowie Kontoinformati-onsdienste geöffnet wird.

Diesen weitgehend gesicherten Entwick-lungen stehen verschiedene Unsicherheiten gegenüber, die zu wichtigen Treibern der künf-tigen Entwicklung werden können. Aus einer größeren Anzahl von Trends und Treibern destil-liert die Studie die folgenden Schlüsselfragen heraus (vgl. Kapitel 02):

01 / Welche Bedeutung werden Fintechs für den Zahlungsverkehr im Jahr 2025 haben?

02 / In welchem Maße werden sich die globalen Internet-Giganten bis 2025 im Zahlungsverkehr engagieren?

03 / Wie entwickelt sich das Kundenverhalten bis 2025 weiter?

04 / Inwieweit sind bis 2025 einfach nutzbare und zugleich hoch sichere Authentifizierungs-verfahren verfügbar?

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05 / Wie entwickelt sich bis 2025 die Bereitschaft zur Zusammenarbeit innerhalb der Kreditwirt-schaft, um Innovationen im Zahlungsverkehr ge-meinsam am Markt zu etablieren?

Die Zukunft der Zahlungssysteme hängt maßgeblich davon ab, wie die Antworten auf diese Fragen ausfallen werden.

Vier Szenarien für das Jahr 2025

Da die genannten Fragen keine eindeutigen Prognosen zulassen, nähert sich die Studie der Zukunft der Zahlungssysteme mit Hilfe von un-terschiedlichen Szenarien an – d.h. mit konsis-tenten, in sich geschlossenen und klar vonein-

ander abgrenzbaren Zukunftsbildern. Entlang der möglichen Antworten auf die fünf Schlüssel-fragen ergeben sich vier Zukunftsbilder für das Jahr 2025 (vgl. Abbildung 01 und ausführlich Kapitel 03):

01 / Vielfalt an der Kundenschnittstelle: Dieses Szenario – das Basisszenario – schreibt die heute am Markt erkennbare Entwicklung weitgehend fort. Die Zahl der Services zum Zu-griff auf das Konto sowie zur Abwicklung von Zahlungen nimmt weiter zu, aber es gelingt kei-ner Innovation, den Markt innerhalb der nächs-ten zehn Jahre grundlegend zu verändern.

02 / Mehrwerte in der Welt der Digitalbanken: Das zweite Szenario ist wesentlich von Fintechs und reinen Digitalbanken geprägt, die die Kun-denschnittstelle neu definieren und auf derGrundlage von Informationen über den Zah-lungsverkehr Mehrwerte für ihre Kunden bieten.

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03 / Convenience in digitalen Ökosystemen: In diesem Szenario gelingt es den globalen In-ternet-Giganten, die Schnittstelle zum Kunden zu übernehmen und die Zahlungsabwicklung vollständig in die von ihnen unterstützten Ge-schäftsprozesse zu integrieren.

04 / Klassische Banken auf Speed: Im vierten Szenario nutzt die Kreditwirtschaft ihre Zah-lungsverkehrsinfrastruktur, um selbst der Zah-lung vor- bzw. nachgelagerte Geschäftsprozes-se in die Zahlungsabwicklung zu integrieren und Serviceinnovationen einzuführen.

Die skizzenhaften Beschreibungen machen deutlich: Welches Szenario eintritt, hängt maß-geblich davon ab, welche Marktteilnehmer die Entwicklung von Innovationen im Zahlungsver-kehr in Zukunft dominieren.

Zudemfälltauf,dasskeinesder identifizier-ten Szenarien einen ausgesprochen disruptiven Charakter — im Sinne einer plötzlichen Verän-

derung — hat. Alle Szenarien könnten sich im Rahmen einer mehr oder minder schnellen Evo-lution entwickeln.

Eine Analyse der für die Zahlungsabwick-lung relevanten Technologien hat gezeigt, dass dieüberwiegendeMehrzahlder identifiziertenTechnologietrends die vier Szenarien nahezu gleichermaßen begünstigt. Gleichzeitig ließ sich feststellen, dass die Kreditwirtschaft mit der im Rahmen der SEPA-Migration aufgebauten ISO 20022-Infrastruktur über eine sehr leistungsfähi-ge technische Grundlage zur Integration ganzer Geschäftsprozesse in die Verrechnungsabwick-lung verfügt. Die ISO 20022-Infrastruktur erlaubt es, neben den reinen Verrechnungsdaten theo-retisch beliebige Informationen Ende-zu-Ende in strukturierter Form zwischen Zahlungsemp-fängerundZahlungspflichtigemauszutauschen.Mit der Einführung von SEPA Cards Clearing (SCC) hat die deutsche Kreditwirtschaft dies bereits anhand der Integration von Kartenzah-lungsinformationen in den Zahlungsverkehr ge-

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zeigt. Prinzipiell verfügt die Kreditwirtschaft mit dieser Infrastruktur und mit dem Online-Banking als Kundenschnittstelle über ein Instrumentari-um, das ihr – auf der Grundlage einer kollektiven Entwicklung – die Möglichkeit bietet, Geschäfts-prozesse Dritter (z.B. den Versand von Rechnun-gen) zu digitalisieren und in die Verrechnung zu integrieren.

Mögliche Game Changer

Neben einer Vielzahl von Technologietrends, die den evolutionären Charakter der verschie-denen Szenarien unterstützen, wurden auch zweiTechnologienidentifiziert,diepotenziellalsGame Changer wirken können. Dies betrifft die Verfügbarkeit von Quantencomputern und die Nutzung von Blockchain-Protokollen zur Umset-

zung digitaler Transaktionen. Wenn Quanten-computer die Marktreife erreichen, hätte dies tiefgreifende Konsequenzen für die Verschlüs-selung von Informationen im Zahlungsverkehr (und darüber hinaus). Die Blockchain stellt im Kern ein neues Paradigma für die Durchführung und Absicherung von Transaktionen dar und könnte zu gänzlich neuen Geschäftsmodellen im Zahlungsbereich führen. Die Nutzbarkeit beider Entwicklungen ist heute noch nicht klar abseh-bar. Beide Technologien haben allerdings das theoretische Potenzial, die Infrastrukturen des Zahlungsverkehrs grundlegend zu verändern (vgl. Kapitel 04).

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Szenarien im Überblick

SZENARIO 01 (Basisszenario) Vielfalt an der Kundenschnittstelle

SZENARIO 02Mehrwerte in der Welt der Digitalbanken

SZENARIO 03 Convenience in digitalen Ökosystemen

SZENARIO 04Klassische Banken auf Speed

Abbildung 01

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Kapitelname

01NetzwerkindustrieZahlungssysteme

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13Die Wertschöpfungs- kette des Zahlungsverkehrs

Ohne elektronische Zahlungssysteme wäre un-sere Ökonomie funktionsunfähig. Zahlungssys-teme ermöglichen wirtschaftliche Aktivität, in-dem sie zuverlässige und sichere Transaktionen gewährleisten. Zur dafür nötigen Infrastruktur

gehören Netzwerke, verbindliche Vereinbarun-gen und technische Standards. Zahlungssyste-me stellen zudem einen eigenständigen Bereich der Wirtschaft dar: Sie bilden die Grundlage für das Geschäft einer Vielzahl von Dienstleistern, die die Abwicklung von Zahlungen ermöglichen und unterstützen. Welche Grundcharakteristika weist nun die Netzwerkindustrie Zahlungsindus-trie auf?

Die zunehmende Digitalisierung von Geschäftsprozessen geht mit Veränderungen im Bereich der Zahlungssysteme einher. Dieses Kapitel beschreibt zentrale Merkmale der Wertschöpfungskette des Zahlungsverkehrs und arbeitet den besonderen Charakter von Innovationen innerhalb dieser Wertschöpfungskette heraus.

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01 / Netzwerkindustrie Zahlungssysteme

AKTEURE

Zunächst geht es in der Wertschöpfungskette des Zahlungsverkehrs immer um die Abwicklung einer Zahlung zwischen einem Zahlungspflichti-gen und einem Zahlungsempfänger, vermittelt durch einen Zahlungssystemdienstleister.

Auf der Ebene von Zahlungspflichtigemund Zahlungsempfänger kann nach deren wirt-schaftlicher Rolle im Geschäftsprozess, dem je-weils genutzten Endgerät zur Abwicklung einer Zahlung und – häufig engmit dem jeweiligenEndgerät verbunden – dem technischen Kanal zur Abwicklung einer Zahlung unterschieden werden:

• Wirtschaftliche Rolle im Geschäftsprozess: Privatperson, Firmenkunde oder Kreditinstitut? • Endgerät: Karte, mobiles Endgerät (Smart-phone) oder stationärer PC?

• Technischer Kanal: Geldautomat, POS-Termi-nal, Internet oder Filiale?

Bei Zahlungssystemdienstleistern handelt es sich entweder um kontoführende Zahlungs-dienstleister (Händler- oder Kundenbanken) oder um Processingdienstleister.

Die Novellierung der Zahlungsdienste-richtlinie hat einen neuen Typus von Proces-sing-Dienstleistern in die Wertschöpfungskette eingebracht: Diese können – über Zahlungs-auslösedienste und Kontoinformationsdienste – wesentliche Teile der Schnittstelle zum Kunden übernehmen und dafür die von den kontofüh-renden Zahlungsdienstleistern etablierten tech-nischen Infrastrukturen nutzen.

TEILPROZESSE

Im Rahmen der Wertschöpfungskette des Zah-lungsverkehrs lassen sich sieben Teilprozesse

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01 / Netzwerkindustrie Zahlungssysteme

differenzieren (vgl. Abbildung 02): Nach der In-itiierung (Schritt 01) und Autorisierung (Schritt 02) der Zahlung erfolgt die Verrechnung (Schritt 03) zwischen den kontoführenden Zahlungs-dienstleistern von Zahlungsempfänger und Zah-lungspflichtigem,gefolgtvomeigentlichenZah-lungsausgleich (Schritt 04). Schließlich werden dem Zahlungsempfänger und dem Zahlungs-pflichtigenInformationenüberdiedurchgeführ-te Zahlung bereitgestellt (Schritt 05) und der Gegenwert der Zahlung wird für den Empfänger bereitgestellt (Schritt 06). Zuletzt werden gege-benenfalls Reklamationen bearbeitet (Schritt 07).

Zahlungssysteme sorgen mit Vereinbarun-gen und technischen Standards dafür, dass die-se Schritte sicher und zuverlässig zwischen allen Teilnehmern eines Zahlungssystems abgewi-ckelt werden können. Diese Prozesse zusammen mit den oben genannten Rollen stellen das Zah-lungssystem-Ökosystem dar.

01 / Zahlungsinitiierung

02 / Autorisierung

03 / Verrechnung

04 / Zahlungsausgleich

05 / Information über die durchgeführte Zahlung

06 / Bereitstellung des Gegenwerts für den Empfänger

07 / Bearbeitung von Reklamationen

Abbildung 02

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VOR- UND NACHGELAGERTE GESCHÄFTSPROZESSE

Da Bezahlen kein Selbstzweck ist, ist das Zahlungssystem-Ökosystem eingebettet in eine umfangreichere Wertschöpfungskette, die die Geschäftsprozesse vor und nach einer Zahlung umfasst. Diese beginnt mit der Ansprache des Kunden bzw. seiner Suche nach einem Produkt, dem Vergleich verschiedener Angebote sowie der Auswahl eines einzukaufenden Produkts, geht über die Bestellung, die Auslieferung und die Rechnungsstellung zum Bezahlen und darü-ber hinaus zum anschließenden Kundenservice sowie eventuellen Reklamationsbearbeitungen. Wichtige Dienstleistungen sind in diesem Zu-sammenhang die geeignete Information des Kunden über aktuelle Angebote, die Bereitstel-lung von Loyalty-Informationen sowie die Aus-wertung von Kundeninformationen zur verbes-serten Kundenansprache.

Innovationen in Zahlungssystemen

InnovationwirdhäufigalsunmittelbareFolgein-tensiven Wettbewerbs verstanden. Dieses Ver-ständnis trifft im Bereich der Zahlungssysteme jedoch nur bedingt den Kern der Sache.

VON WETTBEWERB GETRIEBEN: INNOVATIONEN AN DER KUNDEN-SCHNITTSTELLE

Im Wettbewerb umsetzbare Innovationen be-treffen im Bereich der Zahlungssysteme in der Regel Innovationen an der Kundenschnittstelle, die die zugrundeliegenden Infrastrukturen un-verändert belassen. Dementsprechend ist der wahrgenommene Wandel im Zahlungsverkehr aktuell maßgeblich von Innovationen an der

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Kundenschnittstelle bestimmt – also z.B. einer kundengerechteren Darstellung von Kontoin-formationen oder einer einfacheren Integration von Zahlungen in umfassendere elektronische Geschäftsprozesse. Dabei handelt es sich um innovative Overlay-Services auf Grundlage eta-blierter Infrastrukturen, Prozesse und Systeme.

NUR KOOPERATIV UMSETZBAR: INNOVATIONEN IN DER INFRASTRUKTUR

Innovativen Overlay-Services stehen echte Infra-struktur-Innovationen gegenüber – etwa, wenn es darum geht, neue Funktionen in Zahlungs-systeme zu integrieren oder neue Verfahren zur Zahlungsabwicklungzudefinieren.Innovationendieser Art setzen immer eine gemeinsame An-strengung aller Systemteilnehmer voraus. Die Basis für echte Funktionserweiterungen oder Verbesserungen der Basisinfrastruktur ist also Kooperation.

DIE ISO 20022-VERRECHNUNGS- INFRASTRUKTUR ALS BASIS FÜR NEUE SERVICES

Die Einführung der ISO 20022-Verrechnungsin-frastruktur im Rahmen der SEPA-Migration ist dafür ein gutes Beispiel. Mit ihr wurde eine wich-tige Infrastrukturvoraussetzung geschaffen, um künftig neben der Abwicklung von Überweisun-gen und Lastschriften neue Services einzufüh-ren, die die Möglichkeiten dieser Infrastruktur zum Transport von Daten zwischen Zahlungs-pflichtigem und Zahlungsempfänger nutzen.Für solche Services ist es unabdingbar, dass die Zahlungsdienstleister aller an einem Zahlungs-systemteilnehmendenZahlungspflichtigenundZahlungsempfänger sie unterstützen. Solche Funktionserweiterungen lassen sich also nur in einem kooperativen Innovationsprozess realisie-ren.

01 / Netzwerkindustrie Zahlungssysteme

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STEIGENDER INNOVATIONSDRUCK

Für die Zukunft ist mit einem weiter steigenden Innovationsdruck im Bereich der Zahlungssyste-me zu rechnen, aus mindestens zwei Gründen.

Da Zahlungen immer integraler Bestandteil umfassenderer Geschäftsprozesse sind, führt – erstens – die zunehmende Digitalisierung von Geschäftsprozessen dazu, dass sich auch die Zahlungssysteme weiterentwickeln müssen. Denn nur so ist es möglich, die neuen Formen der Abwicklung von Geschäften in einer zuneh-mend vernetzten Welt effizient zu unterstüt-zen. Regulatorische Maßnahmen intensivieren – zweitens – den Wettbewerb und stimulieren dadurch den Innovationsdruck. Dies gilt ganz besonders für die Kundenschnittstelle, an der Banken in Zukunft aufgrund der Einführung von Kontoinformationsdiensten und Zahlungsaus-lösediensten mit verstärktem Wettbewerb zu rechnen haben. Aber auch im Bereich der Infra-strukturen ergeben sich mit der Einführung von

sogenannten Instant Payments neue Rahmen-bedingungen, die sich auf die Ausgestaltung von Zahlungssystemen auswirken werden.

01 / Netzwerkindustrie Zahlungssysteme

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Kapitelname

02Die Dynamik des Umfelds

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21Drei wesentliche Rahmenbedingungen der zu-künftigen Entwicklung, die schon heute als ge-setzt angesehen werden können, lassen sich benennen. Instant Payments werden – erstens – bereits 2017/2018 Realität. Offen ist heute nur, ob die Einführung von Instant Payments bis 2025 auch mit einem Real Time Settlement verbun-den wird. Eine Reihe sich ergänzender Techno-logietrends wird – zweitens – dazu beitragen, dass die Digitalisierung des Einkaufens weiter voranschreitet. Dies betrifft sowohl die Digita-

lisierung des Einkaufsprozesses an sich als auch die Nutzung von „smarten“ Endgeräten, die mit unterschiedlichsten Sensoren zur Authentifizie-rung ihrer Nutzer ausgestattet sind. Eine strikte Regulierung führt — drittens – dazu, dass die Ertragsmöglichkeiten von Zahlungsinstituten aus Interbankenentgelten weiter zurückgehen und dass der Zugang zum Konto für sogenann-te Zahlungsauslösedienste sowie Kontoinfor-mationsdienste geöffnet wird.

Die Welt des Bezahlens befindet sich im Wandel — auf der Ebene der Zahlungsinstrumente, auf der Ebene der zugrundeliegenden technischen Infrastrukturen und in Bezug auf die Funktionsweise des Gesamt-Öko-systems „Bezahlen“. In diesem Kapitel beleuchten wir die kritischen Unsi-cherheiten im Umfeld, die die Zukunft der Zahlungssysteme maßgeblich bestimmen werden.

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02 / Die Dynamik des Umfelds

Diesen weitgehend gesicherten Entwicklun-gen steht eine Reihe von kritischen Unsicherhei-ten gegenüber:

01 / Wie hoch wird die Bedeutung von Fintechs für den Zahlungsverkehr bis 2025 ausfallen? Die-se entwickeln sogenannte Overlay-Services (vgl. Seite 16/17) auf Grundlage kreditwirtschaftli-cher Infrastrukturen, um Innovationen an der Kundenschnittstelle umzusetzen.

02 / In welchem Maße werden sich die globalen Internet-Giganten bis 2025 im Zahlungsverkehr engagieren, um die im Zusammenhang mit Zah-lungen entstehenden Daten nutzen zu können?

03 / Wie entwickelt sich das Kundenverhalten bis 2025 weiter? In Bezug auf die Akzeptanz von Innovationen im Zahlungsverkehr, die Sensibili-tät für den Schutz der eigenen Daten, aber auch die Bereitschaft zum Wechsel der Kontobezie-hung,umvonInnovationenzuprofitieren.

04/ Inwieweit sind bis 2025 Authentifizierungs-verfahren verfügbar, die einfach nutzbar und zu-gleich hoch sicher sind?

05 / Wie entwickelt sich bis 2025 die Bereitschaft zur Zusammenarbeit innerhalb der Kreditwirt-schaft, um Innovationen im Zahlungsverkehr ge-meinsam am Markt zu etablieren?

Je nachdem, wie die Antworten auf die-se Fragen ausfallen, wird die Zukunft der Zah-lungssysteme eine sehr unterschiedliche Gestalt annehmen (vgl. Abbildung 03 und 04 und aus-führlich Kapitel 03). In diesem Kapitel werfen wir zunächst einen genaueren Blick auf die fünf an-gesprochenen Themenbereiche.

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02 / Die Dynamik des Umfelds

Instant Paymentswerden Realität

Zugang zum Konto wird geöffnet

Digitalisierung des Einkaufens schreitet voran

Grundlogik der betrachteten Szenarien

SZENARIEN

KRITISCHEUNSICHER-HEITEN

SICHEREFAKTOREN

Hochsichere und bequeme Authentifizierung

Kooperationen in der Kreditwirtschaft

Fintechs als Innovations- treiber

Engagement der Internetgiganten

Akzeptanz von Innovationen auf Kundenseite

SZENARIO 01 Vielfalt an der Kundenschnittstelle

SZENARIO 02 Mehrwerte in der Welt der Digitalbanken

SZENARIO 03 Convenience in digitalen Ökosystemen

SZENARIO 04 Klassische Banken auf Speed

Abbildung 03

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02 / Die Dynamik des Umfelds

Kritische Unsicherheiten und ihre Ausprägungen in den unterschiedlichen Szenarien

SZENARIO 1

Vielfalt an der Kunden- schnittstelle

SZENARIO 2

Mehrwerte in der Welt der

Digitalbanken

SZENARIO 3

Convenience in digitalen

Ökosystemen

SZENARIO 4

Klassische Banken

auf Speed

01Wie hoch wird die Bedeutung von Fintechs bis 2025 ausfallen? Eher hoch Sehr hoch Mittel Mittel

02In welchem Maße engagieren sich die globalen Internet-Giganten bis 2025 im Zahlungsverkehr? Mittel Mittel Sehr stark Mittel

03aWie gut nehmen die Kunden bis 2025 Zahlungsverkehrsinnovationen an? Mittel Gut Gut Gut

03bWie sensibel sind die Kunden in Bezug auf den Schutz der eigenen Daten? Mittel

Wenigersensibel

Wenigersensibel Sensibel

03cWie hoch ist die Bereitschaft der Kunden zum Kontowechsel? Mittel Sehr hoch Mittel Mittel

04Inwieweit sind einfache und hochsichere Authentifizierungstechnologien verfügbar? Mittel Verfügbar Verfügbar Verfügbar

05Wie entwickelt sich die Kooperationsbereitschaft innerhalb der Kreditwirtschaft? Mittel Mittel Mittel

Hohe Bereitschaft

Abbildung 04

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25Fintechs – die neuen Wettbewerber an der Schnittstelle zum Kunden

Die Digitalisierung der Gesellschaft hat – ähnlich wie dies zuvor schon in der Musikindustrie und in der Medienwirtschaft zu beobachten war –

auch im Bereich der Finanzdienstleistungen den Markteintritt für neue Wettbewerber deutlich vereinfacht.

DATENBASIERTE GESCHÄFTSMODELLE

Die sogenannten Fintechs nutzen neuartige Ge-schäftsmodelle,diehäufigaufderVerwertungvon im Geschäftsprozess anfallenden Daten beruhen und es ihnen erlauben, neue Ertrags-quellen zu erschließen. Dadurch sind sie in der Lage, ihre Leistungen im Vergleich zu etablier-ten Anbietern wettbewerbsfähig anzubieten. Auch regulatorische Eingriffe öffnen den Markt für Fintechs. Maßgeblich sind in diesen Zusam-menhang die Anforderungen des Regulierers zur Öffnung des Zugangs zu den Zahlungsver-kehrsinfrastrukturen und die Etablierung von im Vergleich zu einer Banklizenz niedrigeren regu-latorischen Anforderungen für sog. E-Money-In-stitute. Beides erleichtert den Markteintritt für neue Anbieter.

02 / Die Dynamik des Umfelds

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In vielen Finanzmetropolen weltweit haben sich sogenannte Accelerator- bzw. Inkubator- Programme etabliert. Auch diese Entwicklung begünstigt das Entstehen von Internet-Services, die das Bezahlen schneller, einfacher und kos-tengünstiger machen sollen. Die weltweiten In-vestitionen in Fintech-Unternehmen haben sich allein von 2013 auf 2014 auf insgesamt 12,2 Mrd. US-Dollar verdreifacht.

AGILE PRODUKTENTWICKLUNG

Die Strategien der Fintechs beruhen in aller Re-gel auf einer sogenannten „fail quickly“-Strate-gie: Die Entwicklungsgeschwindigkeit ist hoch, Produktewerdenhäufigsehr frühundzumTeilnoch unvollständig am Markt eingeführt. Auf Grundlage von Markt-Feedback werden sie in einem agilen Prozess permanent verbessert. Diese Strategie steht im Gegensatz zu einem klassischen Ansatz, der darauf beruht, dass nur im Funktionsumfang ausgereifte und umfassend

getestete Produkte am Markt eingeführt werden. Die Umsetzung von „fail quickly“-Projekten in gesonderten Unternehmen reduziert Risiken für den Anbieter und erlaubt es ihm, abhängig vom Markterfolg sehr flexibel über die weitere Ent-wicklung eines Projekts zu entscheiden.

NEUE WETTBEWERBER

Raconteur, ein britisches Verlagshaus, hat im Mai 2015 eine Reihe von Fintechs (bzw. ehema-ligen Fintechs) als „the hottest payment compa-nies“identifiziert.HierzugehörenhauptsächlichUnternehmen, die Händlern die Akzeptanz von Online-Zahlungen erleichtern (z.B. Adyen, Stri-pe, Razorpay) bzw. zusätzliche Möglichkeiten für die Abwicklung von Online-Zahlungen eröffnen (z.B. Gocardless – elektronische Direct Debits, Venmo – P2P-Transfers vom Konto, Klarna – Zah-lung auf Rechnung, Transferwise – Auslands-überweisungen), oder Unternehmen, die sich selbst als Zahlungsaggregatoren verstehen (z.B.

02 / Die Dynamik des Umfelds

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PayPal oder Apple Pay für In-App-Payments). MitSquareundPoyntbefindensichauchzweiUnternehmen in der Liste, die sich mit Face to Face-Payments befassen, wobei die Vermark-tung vereinfachter bzw. smarter Terminals im Fokus dieser Unternehmen steht. Allein für den deutschen Markt wurden im November 2014 im Rahmen einer Untersuchung insgesamt 36 neue Wettbewerber im Bereich „Payment“ identifi-ziert.

ERNSTZUNEHMENDE KONKURRENZ

Auch wenn es nur den wenigsten Fintech-Pro-jekten gelingt, sich erfolgreich und nachhaltig am Markt zu etablieren, so können von den neuen Wettbewerbern dennoch deutliche Aus-wirkungen für die etablierten Geschäftsmodelle von Kreditinstituten ausgehen. Etablierte Kredi-tinstitute haben allerdings auch die Möglichkeit, eigene Strategien auf Grundlage ihrer eigenen Stärken zu entwickeln. So können Banken das

Vertrauensverhältnis zu ihren Kunden vertiefen, indem sie hohe Sicherheits- und Datenschutz-standards anwenden. Darüber hinaus können sie ihren Kunden benutzerfreundliche bank-spezifische Applikationen, Analyse- und Infor-mationstools zur Verfügung stellen, bei denen der Kundenvorteil im Fokus steht. Auch eigene Digitalisierungsstrategien, in deren Mittelpunkt nicht nur die Schnittstelle zum Kunden steht, sondern vor allem auch die Datenqualität und die Fähigkeiten der Hintergrundsysteme zur Bereitstellung der erforderlichen Daten, stellen einen wichtigen Hebel für Gegenstrategien der Banken dar.

02 / Die Dynamik des Umfelds

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28Globale Internet- Giganten als Zahlungs-verkehrsanbieter?

Digitale Mobilität mit Internet-fähigen End-geräten ist der nächste logische Schritt in der Entwicklung des World Wide Webs. Smartpho-nes und Tablets haben den Markt erobert und

werden mehr und mehr nicht nur zum Einkau-fen, sondern auch zum Bezahlen benutzt. Alli-anzen mit globalen Kartenzahlungssystemen ermöglichen es Telekommunikationsanbietern und globalen Internet-Giganten, selbst in den Zahlungsverkehrsmarkt einzutreten. Mit Apple-Pay und AndroidPay wurden 2014 und 2015 auf globaler Ebene erste Systemlösungen im Markt eingeführt. Das sich verändernde Konsumen-tenverhalten mit einem deutlichen Trend hin zum E-Commerce begünstigt die Marktakzep-tanz von Smartphone-basierten Lösungen.

STRATEGIEN DER INTERNET- GIGANTEN

Der Vertriebskanal über mobile Endgeräte wird von Telekommunikationsanbietern, Endgeräte-herstellern (z.B. Apple und Samsung) und Be-triebssystemherstellern (z.B. Google) maßgeb-lich bestimmt. Die globalen Internet-Giganten sind darauf spezialisiert, ihr Leistungsangebot

02 / Die Dynamik des Umfelds

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auf den Bedarf der Internet-Nutzer auszurichten und ihr Service-Portfolio kontinuierlich auszu-weiten. Ihre finanzielle Ausstattung erlaubt esihnen, in unterschiedliche Serviceinnovationen zu investieren und diese am Markt zu testen. Dies führt zu einer extrem agilen Innovations-politik und drängt klassische Marktteilnehmer schnell in eine vergleichsweise passive Rolle.

Die Dominanz über die Endgeräte – und damit über ein wichtiges Ende der Wertschöp-fungskette – zusammen mit der Finanzkraft zur Investition in Serviceinnovationen macht die In-ternet-Giganten zu einem ernstzunehmenden Wettbewerber auch für klassische Banken – zu-mindest, wenn es um das Bezahlen aus Anwen-dungen über Smartphones geht.

GESCHÄFTSFELD ZAHLUNGSVERKEHR

TrotzrückläufigerErträgestelltderZahlungsver-kehr gerade für die Internet-Giganten ein interes-

santes Geschäftsfeld dar. Ihre Geschäftsmodelle beruhen wesentlich darauf, möglichst breite Le-bensbereiche ihrer Kunden mit ihren Service-leistungen abzudecken. Die Integration von Zahlungen in ihr Serviceangebot ist vor diesem Hintergrund nur logische Konsequenz, erlaubt sie es doch, Kunden nicht nur bei der Auswahl von Waren und Diensten zu unterstützen, son-dern den gesamten Kaufprozess abzubilden.

Speziell sogenannte Person to Person-Pay-ments stellen aus Sicht der Internet-Giganten ein interessantes Einfallstor in die Welt des Zahlungsverkehrs dar. Im Mittelpunkt steht hier der Transfer eines – in der Regel kleineren – Geldbetrags zwischen Privatpersonen. Dieses Geschäftsfeld verspricht zwar keine direkten Erträge, hat aber das Potenzial, hohen Kunden-kontakt zu generieren und die Etablierung einer neuen Zahlungsverkehrsschnittstelle zu begüns-tigen.

02 / Die Dynamik des Umfelds

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Im Mittelpunkt steht bei den Internet-Gigan-ten immer die Zielsetzung, Zahlungen möglichst eng in ihr eigenes Ökosystem zu integrieren. IhreStrategiestellthäufigdaraufab,dieimZu-sammenhang mit Zahlungsflüssen anfallendenDaten für eine zielgruppenorientierte Anspra-che ihrer Kunden zu nutzen und dadurch die Kundenbindung zu erhöhen. Anbieter von Wa-ren und Dienstleistungen – unter anderem auch von Finanzdienstleistungen – erhalten dann ge-gen Entgelt Zugang zum Ökosystem des Inter-net-Giganten, und damit zu dessen Kunden.

Banken haben gegenüber diesen neuen Wettbewerbern den Vorteil größerer Erfahrung in der Absicherung von Transaktionen und im Schutz personenbezogener Daten. Zudem wird ihnen generell ein höheres Vertrauen entgegen-gebracht. Maßgeblich aus Sicht der Kunden ist allerdings häufig die Bequemlichkeit der Zah-lungsabwicklung. Wenn es gelingt, eine beque-me Abwicklung mit hoher Sicherheit zu verbin-den, dürfte dies entscheidend für den Erfolg in

den neu entstehenden Zahlungsverkehrsmärk-ten sein, die auf der Nutzung mobiler Endgeräte beruhen.

02 / Die Dynamik des Umfelds

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31Akzeptanz von Zah-lungsverkehrsinnovatio-nen auf Kundenseite

Die Geschwindigkeit, mit der sich Neuerungen am Markt durchsetzen können, hängt in allen Branchen maßgeblich von der Veränderungs-bereitschaft auf Kundenseite ab. Im Bereich der

Zahlungssysteme ist diese Bereitschaft aktuel-len Erhebungen zufolge im eher niedrigen Be-reich anzusiedeln.

KEINE ABRUPTEN VERÄNDERUNGEN DES ZAHLUNGSVERHALTENS ZU ERWARTEN

So kommt eine Studie der Deutschen Bundes-bank von März 2015 zu folgenden Ergebnissen:

• Bargeld ist bei Einkäufen weiterhin das meist-genutzte Zahlungsinstrument.

• Innovative Zahlverfahren werden zwar immer bekannter, aber nur äußerst selten genutzt.

• Viele Menschen sind in ihrem Zahlungsverhal-ten festgelegt.

• Abrupte Veränderungen des Zahlungsver-haltens sind nicht zu erwarten, da sich die Zah-lungsgewohnheiten derzeit nur langsam ändern.

02 / Die Dynamik des Umfelds

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Eine im Auftrag der EURO Kartensysteme von der GfK durchgeführte Untersuchung zum Zah-lungsverhalten mit der girocard bestätigt diese Befunde. Die 2014/2015 durchgeführte GfK-Stu-die stellt fest, dass die Hälfte der Deutschen kei-ne Präferenz bezüglich Barzahlung oder Karten-zahlung hat. 88 Prozent der Menschen, also die weit überwiegende Mehrheit, hat nicht vor, ihre Nutzung der Karte zu verändern. Auch Untersu-chungen aus anderen Ländern bestätigen, dass Nutzer bei der Auswahl von Zahlungsmitteln nur sehr langsam ihre Gewohnheiten verändern.

VERÄNDERTES ZAHUNGSVERHALTEN IN JÜNGEREN ZIELGRUPPEN

Gleichzeitig machen viele Untersuchungen aber auch deutlich, dass jüngere Zielgruppen ein an-deres Zahlungsverhalten an den Tag legen als ältere. So ergab die oben zitierte Studie der Bundesbank, dass steigende Internetumsätze unddasHeranwachseneinertechnikaffinenGe-

neration zu einem insgesamt veränderten Zah-lungsverhalten beitragen.

Zusammengefasst: Das Nutzungsverhalten beim Bezahlen wird sich kurzfristig wohl kaum verändern. Auch Produktverbesserungen – etwa das kontaktlose Bezahlen oder die Möglichkeit zur Nutzung von Smartphones – werden nur mit erheblichen Anstrengungen in der Kundenkom-munikation eine Änderung des Kundenverhaltens nach sich ziehen. Langfristig wird jedoch der Ge-nerationenwechsel ganz sicher zu einer höheren Akzeptanz innovativer Bezahlverfahren führen.

02 / Die Dynamik des Umfelds

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Marktanforderungen anAuthentifizierungs-verfahren

DieMarktanforderungenanAuthentifizierungs-verfahren werden wesentlich durch zwei Trends bestimmt: Sicherheit und Convenience.

SICHERHEIT

Zahlungsdienstleistungen sind nur dann wirt-schaftlich, wenn sie ein hohes Maß an technischer Sicherheit aufweisen. Auch aus Kundensicht sind hohe Sicherheitsstandards wünschenswert. Ein offensiv kommunizierter und öffentlich aner-kannter hoher Sicherheitsstandard kann sogar zu einem marktwirksamen Differenzierungsfaktor werden, der die Akzeptanz eines Authentifizie-rungsverfahrens im Markt fördert.

Sowohl von regulatorischer Seite als auch von den Verbrauchern wird deshalb die Nutzung von Verfahren mit hoher Sicherheit angemahnt. Mit Rundschreiben vom 05. Mai 2015 hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht über die Mindestanforderungen an die Sicher-heit von Internetzahlungen (MaSI) informiert, die seit 5. November 2015 von allen Kreditinstituten umzusetzen sind. Neben der Einhaltung einer Reihe formaler Vorgaben zum Risikomanage-ment ergibt sich aus dem Rundschreiben das Er-fordernis, alle Kunden für den Online-Zugriff auf

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ihr Konto mit einer sogenannten „starken Kun-denauthentifizierung“ auszustatten. Es ist zwarmöglich, risikobasiert bei bestimmten Transak-tionen auf die Anwendung der starken Authen-tifizierungzuverzichten,aberalleKundensindzunächst hiermit auszustatten.

CONVENIENCE

AmMarktdurchsetzen können sichAuthentifi-zierungsverfahren erst dann, wenn sie von den Kunden akzeptiert und genutzt werden. Hier spielt aus Kundensicht die Bequemlichkeit eine entscheidende Rolle.

Die „Convenience“ eines bestimmten Ver-fahrens stellt jedoch keine objektiv messbare Größedar.ObeinAuthentifizierungsmechanis-mus als bequem empfunden wird oder nicht, hängt wesentlich davon ab, ob der Kunde mit dem Authentifizierungsmechanismus vertrautist oder nicht. Auch eine Vereinheitlichung der

AuthentifizierungsverfahrenfürunterschiedlicheAnwendungen kann deshalb bereits zu einer deutlichen Akzeptanzsteigerung beitragen.

Kreditinstitute sind mit ihren Verfahren, die eine häufige Authentifizierung des Kunden er-forderlich machen (kartengestützte Zahlungs-systeme, Online-Banking-Systeme) und dem hohen Vertrauen, das Kunden ihren Kreditin-stituten entgegenbringen, grundsätzlich gut positioniert,umAuthentifizierungsverfahrenamMarkt erfolgreich zu etablieren.

Mit der Markteinführung von Apple Pay hat sich als zusätzlicher Aspekt für die weitere Ent-wicklung von Authentifizierungsverfahren dieoffensichtlich hohe Marktakzeptanz biometri-scher Verfahren ergeben – jedenfalls wenn es gelingt, den Convenience-Faktor zu bedienen, d.h. die Authentifizierungmöglichst einfach indie Transaktionsabwicklung zu integrieren.

02 / Die Dynamik des Umfelds

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Kooperationsbereit-schaft in der Kreditwirtschaft

Um die Netzwerkindustrie Zahlungssysteme zu verstehen, ist die Unterscheidung zwischen den

technischen Infrastrukturen des Zahlungsver-kehrs und den darauf aufsetzenden sogenann-ten Overlay-Services grundlegend. Letztere machen die Infrastruktur für alle Teilnehmer im Zahlungsverkehr nutzbar, werden in aller Regel im Wettbewerb der verschiedenen Dienstleister untereinander entwickelt und als Differenzie-rungsfaktor genutzt. Innovationen im Bereich der Overlay-Services können von den Nutzern einer Infrastruktur individuell umgesetzt wer-den. Sie sind aber naturgemäß begrenzt durch die Möglichkeiten der zugrundeliegenden Infra-struktur.

Die technischen Infrastrukturen selbst ba-sieren demgegenüber – aufgrund des Netz-werkcharakters der Zahlungssysteme-Industrie – immer auf kooperativ entwickelten Standards. Damit wird deutlich: Infrastruktur-Innovationen sind immer nur als Ergebnis einer Kooperation innerhalb der Industrie möglich. Die Koopera-tionsbereitschaft innerhalb der Kreditwirtschaft im Hinblick auf die Weiterentwicklung der Zah-

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lungsverkehrsinfrastrukturen ist deshalb maß-geblich für die langfristige Marktposition der Kreditwirtschaft als Betreiber dieser Infrastruk-tur im Zahlungsverkehr.

Mit einer zielgerichteten Weiterentwicklung ihrer Zahlungsverkehrsinfrastrukturen durch ein effektives Plattform-Management kann die Kre-ditwirtschaftalsoselbstweitreichendenEinflussauf das Entstehen von Zahlungsverkehrsinnova-tionen nehmen.

So hat beispielsweise die schwedische Kreditwirtschaft mit Bankgirot ein Near Real Time-Settlement-System für den Massenzah-lungsverkehr etabliert. Aufbauend darauf wur-den neue Services wie z.B. Swish für Person to Person-Zahlungen eingeführt. Insgesamt zeigen die bisherigen Erfahrungen in Euro-pa, dass Initiativen dieser Art immer nur dann erfolgreich umgesetzt werden können, wenn sie von der gesamten Kreditwirtschaft eines Landes mitgetragen werden. Einzelinitiativen

mit vergleichbaren Inhalten, die innerhalb ei-nes Landes nicht interoperabel sind, erfah-ren demgegenüber eine deutlich geringere Marktakzeptanz.

Eines der derzeit ambitioniertesten Projekte zur Weiterentwicklung von Zahlungsverkehrsin-frastrukturen wird von einem Konsortium der australischen Kreditinstitute getragen. Am 02. Dezember2014habendieseoffiziell angekün-digt, dass sie die Entwicklung einer neuen Zah-lungsverkehrsplattform für Australien bei SWIFT beauftragt haben. Die neue Plattform (NPP) soll 2017 in Betrieb genommen werden und eine echte real time-Verarbeitung für den Massen-zahlungsverkehr bieten.

DIE ISO 20022- INFRASTRUKTUR

Die wichtigsten Infrastrukturplattformen in-nerhalb der deutschen Kreditwirtschaft sind ein-mal die im Rahmen der SEPA-Migration geschaf-

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fene ISO 20022-Infrastruktur, die es erlaubt, theoretisch beliebige Daten in strukturierter Form zwischen Zahler und Zahlungsempfän-ger auszutauschen. Das 2015/2016 eingeführte SEPA Cards Clearing (SCC) ist ein erstes Beispiel für eine entsprechende Infrastrukturerweite-rung, die es ermöglicht, auf Grundlage der ISO 20022-Infrastruktur auch Kartenzahlungen zu verrechnen.

Eine weitere wichtige Infrastrukturplattform der Kreditwirtschaft sind die von der Kredit-wirtschaft ausgegebenen Chipkarten, die ein leistungsfähiges Instrument zur Identifizierungvon Kunden und zur Absicherung von Transak-tionsdaten darstellen. Mit der aktuell laufenden Erweiterung der Chipkarten um eine kontaktlo-se Schnittstelle erhalten die von den Kreditin-stituten ausgegebenen „Secure Elements“ zu-sätzliche Kommunikationsmöglichkeiten, die sie unabhängiger von konventionellen Kartenlesern machen.

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Kapitelname

03Vier Szenarien für die Zukunft der Zahlungssysteme in Deutschland

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39Eindeutige Antworten auf diese entscheiden-den Zukunftsfragen sind aus Sicht des Jahres 2016 nicht möglich. In diesem Kapitel nähern wir uns ihnen deshalb mit verschiedenen möglichen Antworten: in Form von vier alternativen, in sich schlüssigen und klar voneinander abgegrenz-ten Zukunftsbildern (vgl. auch Abbildung 05 am Ende dieses Kapitels).

Szenario 01 schreibt die bereits heute er-kennbare Entwicklung hin zu mehr Vielfalt an der Kundenschnittstelle weitgehend fort. Aus

diesem Grund ist es als (überraschungsfreies) Basisszenario anzusehen. In den weiteren drei Szenarien gelingt es jeweils einer wichtigen Ak-teursgruppe, sich eine dominante Stellung im Zahlungsgeschäft zu sichern: den Fintechs, die sich zu Digitalbanken weiterentwickeln (Szena-rio 02), den digitalen Ökosystemen der globa-len Internet-Giganten (Szenario 03) oder den klassischen Kreditinstituten, die sich mit einer Innovationsoffensive gegen neue Wettbewer-ber behaupten (Szenario 04).

Wie entwickelt sich der Fintech-Markt? Welche Strategien verfolgen die globalen Internet-Giganten im Zahlungsbereich? Sind die Kunden bereit, grundlegende Innovationen im Zahlungsverkehr zu akzeptieren? Inwieweit sind einfache und sichere Authentifizierungsverfahren verfügbar? Wie hoch ist die Bereitschaft innerhalb der Kreditwirtschaft, gemeinsam Innovationen zu schaffen?

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Szenario 01

Vielfalt an der Kunden- schnittstelle

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03 / Vier Szenarien für die Zukunft der Zahlungssysteme in Deutschland

Im Jahr 2025 ist die Dominanz einzelner ZahI-ungssysteme Geschichte. Banken, Fintechs und die von den globalen Internet-Giganten or-chestrierten Ökosysteme teilen sich einen hart umkämpften Markt. Viele Fintechs haben we-gen des Verdrängungs- und Innovationswett-

bewerbs nur eine kurze Lebenszeit. Die Ban-ken laufen Gefahr, auf die Kontoführung und die Verrechnung von Transaktionen reduziert zu werden, während der Wettbewerb in zuneh-mendem Maße Kundenschnittstelle und Konto-informationsdienste übernimmt.

Die Bezahllandschaft ist geprägt von ständigem Wandel und kreativer Zerstörung. Der Wettbewerb ist intensiv und keine Einzellösung kann sich dauerhaft durchsetzen. Der Kunde wählt aus einer Vielzahl von Bezahlvari-anten gemäß seiner aktuellen Präferenz.

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03 / Vier Szenarien für die Zukunft der Zahlungssysteme in Deutschland

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Vielfalt an der Kundenschnittstelle: Steckbrief

Zentrale Treiber

Venture-Capital-Investitionsboom – v.a. von Nicht-Banken – in Bezahldienste-Fintechs; Regulierung baut Wettbewerbshürden ab und öffnet die Kontenschnittstelle.

Rolle der FintechsFintech-Boom hält an mit hohem Venture-Capital-Einsatz; geringe Lebensdauer der meisten Fintech-Akteure.

Rolle der klassischen Banken

Zunehmend auf Kontoführung und Transaktionsabwicklung reduziert.

WettbewerbssituationHarter Wettbewerb um die Kundenschnittstelle durch wachsende Zahl relevanter Anbieter und ständig neue Lösungen.

Zentrale Kundenwünsche

Vielfältige Anforderungen, Suche nach maßgeschneiderten individualisierten Lösungen.

Vorherrschende Bezahlverfahren

Vielfalt aller möglichen Zahlarten, geringe Lebensdauer vieler Bezahl-Innovationen.

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03 / Vier Szenarien für die Zukunft der Zahlungssysteme in Deutschland

2015-2025: WIE K AM ES ZU DIESER ENTWICKLUNG?

Maßgeblich für die Entwicklung in den Jahren 2015 bis 2025 waren ein anhaltender Invest- mentboom im Fintech-Bereich und die von der Europäischen Union eingeleitete Öffnung der Kontoschnittstelle:

• Globale, insbesondere aber auch europäische Fintech-Unternehmen wurden in großem Stil mit Risikokapital ausgestattet. Kontinuierlich drän-gen neue Produkte auf den Markt. Die Weichen für einen Fintech-Boom sind also gestellt. Aller-dings können die meisten Angebote auch 2025 keinen soliden Business Case aufweisen.

• In Einklang mit den regulatorischen Vorgaben aus Brüssel haben die Banken den Zugang für Overlay-Services über API-Schnittstellen geöff-net. Neue Zahlungsauslösedienste und Kontoin-formationsdienste sind entstanden, die von den Kunden gut angenommen werden.

Im Zusammenspiel beider Faktoren hat sich eine Vielzahl von Bezahlvarianten am Markt eta-bliert. Die Banken reagieren auf den zunehmen-den Wettbewerb mit der Erweiterung eigener Zahlungsverkehrsangebote. Diese bieten je-doch keinen besonderen Zusatznutzen und wer-den in die Apps Dritter integriert, die damit die Kundenschnittstelle übernehmen. Kunden über die Zahlungsschnittstelle an sich zu binden, ge-lingt den Banken also immer weniger.

2025: WO STEHEN DIE AKTEURE?

Die Wettbewerbsintensität an der Kunden-schnittstelle im Jahr 2025 ist hoch. Unzählige nationale wie globale Fintechs geben den In-novationsmotor, vor allem im Bereich von Over-lay-Services. Der Markt ist stark fragmentiert: Ein dominanter Volumenanbieter konnte sich bis dato nicht durchsetzen. Die Halbwertszeit der zahlreichen Zahlungsauslöse- und Kontoinfor-mationsdienste ist gering.

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03 / Vier Szenarien für die Zukunft der Zahlungssysteme in Deutschland

Die Banken mussten das Zahlungsverkehrs-geschäft an der Kundenschnittstelle weitgehend verloren geben. Die Margen in diesem Bereich sind ohnehin gering. Die Kreditinstitute konzen-trieren ihre Anstrengungen auf die Kontofüh-rung und auf Verrechnungsdienstleistungen.

Doch auch die Bilanz der Fintechs ist durchwachsen. Viele der Anbieter, die noch 2020 Furore mit ihren innovativen Konzepten machten, sind 2025 bereits wieder vom Markt verschwunden. Die wenigsten Angebote und Geschäftsmodelle sind nachhaltig profitabel.Sobald ein Bezahlsystem am Markt ein größeres Volumen erreicht, sind umfangreiche Pflichtenund Vorschriften einzuhalten. Steigende Stück-kosten sind die Folge.

Die Verbraucher des Jahres 2025 sind an-spruchsvoll, individualistischundpflegeneinendigitalen Lebensstil. Digitale Assistenzsysteme übernehmen Alltagsaufgaben und erleichtern das Leben. Endkunden wünschen sich Bezahl-

verfahren, die auf ihre Ansprüche maßgeschnei-dert sind. Je nach Stellenwert von Bequem-lichkeit, Sicherheit, Datenschutz, Kosten etc. werden Zahlverfahren situations-spezifisch ge-wählt. Die Loyalität ist gering.

Der Handel agiert im Bereich Zahlungssyste-me als Getriebener. Händler unterstützen – am Point of Sale, online und mobil – im Regelfall eine Vielzahl möglicher Zahlsysteme, trotz ihrer begrenzten Lebensdauer. Alles wird einem Ziel untergeordnet: Kaufabbrüche aufgrund nicht unterstützter Systeme sind unbedingt zu ver-meiden. Viele Händler versuchen, ihre Stamm-kunden über eigene Apps an sich zu binden, die Zahlungsmöglichkeiten via In-App-Payment integrieren.

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Anwendungsbeispiel: Wallet im Fitnessarmband

Jens, Mittzwanziger, Sportstudent, ist mal wieder im Sportgeschäft um sich die neuesten Laufschuhe anzusehen. Er lässt sich beraten, probiert unterschiedliche Größen. Jens ist über-zeugt: diese schicken Schuhe aus der “Wired Running Gear”-Linie muss er haben, auch wenn sie ziemlich teuer sind … Nach dem Einkauf er-hält er eine Push-Nachricht auf sein Armband mit Zugriff auf After-Sales-Services – sowie die versprochene App zu seinen neuen Schuhen.

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BEZAHLPROZESS

Jens bezahlt direkt beim Kundenberater an des-sen mobilem Terminal.

Sein Wallet mit Bezahlfunktion ist in sein Fit-ness-Armband integriert, das er zu jeder Tages- und Nachtzeit am Handgelenk trägt.

Der Self-Checkout im zentralen Kassenbereich wäre die zweite Möglichkeit gewesen. Die Kas-sengeräte akzeptieren Bargeld, viele verschie-dene Karten und viele verschiedene Wallet-Sys-teme mit verschiedenen Standards.

Die Quittung für seinen Einkauf bekommt Jens per Mail.

TECHNOLOGIEASPEKTE

Das Wallet wird über NFC mit dem mobilem oder stationärem Terminal verbunden.

Jens wird über einen Fingerabdruck-Scan am ei-genen Armband für den Bezahlprozess authen-tifiziert.

Alternativ kann er sein Handy zum Bezahlen nutzen und sich nicht nur per Fingerabdruck, sondern auch über Gesichts- oder Spracherken-nungauthentifizieren.

Den Bezahldienstleister wählt er über die dazu-gehörige App aus.

Der Bezahlvorgang ist komfortabel und durch moderneKryptografiesicher.

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Anwendungsbeispiel: Bezahlen via Smart TV

Carlos ist Rentner, er ist nicht mehr so gut zu Fuß – und ein bisschen bequem ist er auch. Er hat sich sehr an sein Smart-TV gewöhnt, das er schon ein paar Jahre besitzt. Es ist wirklich ein-fach zu bedienen, die Eingabe ist bequem und so gut wie fehlerlos.

Carlos’ Smart TV ist sein Fenster zur Welt; er nutzt es auch regelmäßig, um Lebensmittel und andere alltägliche Produkte zu bestellen. Heute sollen es einige Grundnahrungsmittel und die leckere Fischsuppe sein, die, einmal in der Mik-rowelle, die Zubereitungszeit selbst einstellt.

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BEZAHLPROZESS

Bestellung und Bezahlung erledigt Carlos direkt über das Smart TV.

Beim Lebenmittel-Lieferanten hat er ein Abo mit Lastschrift-Abbuchung voreingestellt. Das ist ein präferiertes Standard-Bezahlverfahren bei bestehendem Vertrauensverhältnis. Auch Rech-nung und andere Verfahren sind möglich.

Die Bestellung autorisiert er über Fingerprint an der Fernbedienung.

Die Kontoführungs-App auf seinem Smart TV führt automatisch sein Haushaltsbuch und warnt vor Kontoüberziehung und Unregelmäßigkeiten.

TECHNOLOGIEASPEKTE

Die Authentifizierung für den Bezahlvorganggeschieht über einen Fingerprint-Scanner in der Fernbedienung des Smart-TV.

Im Smart-TV ist außerdem für die Videotelefonie mit seinem Enkel ein Kamerasystem eingebaut.

Falls die Fingerfertigkeit weiterhin abnehmen wird, hat Carlos alternativ die Möglichkeit, den Bezahlvorgang zu autorisieren, indem er in die Kamera schaut und “Bezahlvorgang starten” sagt. Dabei werden Gesicht und Stimme mittels Smart-TVauthentifiziert.

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Szenario 02

Mehrwerte in der Welt der Digitalbanken

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Dank ihrer überzeugenden Mehrwert-Angebote wachsen einzelne, mit White-Label-Banken ko-operierende Fintechs im Zeitraum von 2015 bis 2025 massiv, ebenso wie Direktbanken, die auf innovative Fintech-Lösungen setzen. Kunden wechseln massenhaft mit ihrem Gehaltskon-to zu Digitalbanken und Direktbanken. Deren konsequent vom Kundenbedarf her gedachte Lösungen – speziell im Bereich der Kontoinfor-mationsdienste – überzeugen, ebenso ihre An-

gebote, die auf einem tiefen Einblick in das Kun-denverhalten basieren. Finanzdienstleistungen und Services werden schnell und weitgehend digitalisiert. Multikanalbanken haben gegen-über reinen Digitalbanken tendenziell Nachteile aufgrund ihrer Kostenstruktur. Der Bereich der Zahlungsinitiierung ist von diesem Wandel kaum betroffen.

Vom Fintech-Startup zur Digitalbank: Eine Handvoll junger Unternehmen teilt sich einen Großteil des Marktes mit einigen erfolgreichen Direkt- banken. Mit flexiblen digitalen Kontoinformationsservices bieten die neuen Digitalbanken konsequent vom Kunden her gedachte Lösungen an.

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Mehrwerte in der Welt der Digitalbanken: Steckbrief

Zentrale TreiberKunden sind wechselwillig. Kontowechsel ist vereinfacht.Einfache und sichere Online-Identifikationsverfahren verfügbar.

Rolle der FintechsTop-Fintechs bündeln Ihre Angebote, kooperieren mit Direkt- und Whitelabel-Banken.

Rolle der klassischen Banken Forcieren die Exzellenz bei beratungsintensiven Diensten.

WettbewerbssituationZunehmende Wettbewerbsintensität durch neue Wettbewerber in relevanter Größe.

Zentrale Kundenwünsche

Transparente Echtzeitinformationen über alle Kontovorgänge und passende Finanzierungsangebote ohne Aufwand.

Vorherrschende Bezahlverfahren

Überweisungsbasierte mobile Bezahl-Apps lösen Karten in Teilen ab. Die Zahlungsinitiierung kann von Zahlungsauslösediensten und Kartenzahlungssystemen dominiert werden.

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03 / Vier Szenarien für die Zukunft der Zahlungssysteme in Deutschland

2015-2025: WIE K AM ES ZU DIESER ENTWICKLUNG?

Verschiedene Faktoren haben zum Aufstieg der Digitalbanken bis 2025 beigetragen. Die Bereitschaft der Kunden zum Kontowechsel hat sich als hoch erwiesen, gleichzeitig wurden entsprechende Hürden abgebaut. Online-Iden-tifikationsverfahren vereinfachen heute dieAnmeldung bei einem neuen Anbieter stark, Kontowechselservices ermöglichen einen rei-bungslosen Wechsel des Gehaltskontos. Der Vorteil eines Filialnetzes ist stark relativiert: Kun-dennutzenFilialenimmerseltenerundprofitie-ren von E-Services.

Digitalbanken punkten auch ohne Filialen an der Kundenschnittstelle. Mit fortschrittlichen Al-gorithmen sind sie in der Lage, das Konsumver-halten vorherzusagen. Auf dieser Basis bieten sie in Echtzeit niedrigschwellige Mehrwertange-bote an, die punktgenau das Kundenbedürfnis treffen. Der Kunde kann sich seinen Zahlungs-

dienst und seine Mehrwertangebote individuell undbequemkonfigurieren.

Wer sind die neuen, marktdominierenden Digitalbanken des Jahres 2025? Zum einen han-delt es sich um Institute, die aus Kooperatio-nen zwischen den Top-Fintechs und White-La-bel-Banken entstanden sind. Zum anderen sind es Direktbanken (inklusive Anlage- und Automo-bilbanken), die ihr Angebot erweitert und sich als Digitalbanken positioniert haben.

2025: WO STEHEN DIE AKTEURE?

Im Jahr 2025 führen die Digitalbanken bereits 50 Millionen Gehaltskonten. Ihr Geschäftsmo-dell basiert wesentlich auf Mehrwertangeboten. Kontoinformationsdienste und mobile Services vertiefen ihr Verständnis für die Bedürfnisse der Kunden. Mit algorithmischer Intelligenz ermit-teln sie Kundenbedarfe und kommunizieren in Echtzeit kontextbezogene Angebote. So kön-

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03 / Vier Szenarien für die Zukunft der Zahlungssysteme in Deutschland

nen sie im Bereich der Kontoinformationsdiens-te proaktive Lösungen anbieten, die bequem, günstig und jederzeit verfügbar sind. Grund-legend neue Services zur Zahlungssinitiierung konnten sich jedoch nicht am Markt etablieren.

Der prototypische Kunde des Jahres 2025 wünscht sich eine Bank, die mitdenkt und ihm das Leben leichter macht. Er möchte individu-elle Präferenzen für seine Bezahl- und Konto-dienste festlegen. Die Digitalbanken unterstüt-zen ihn bei einer Vielzahl von wiederkehrenden Alltagsaufgaben,etwa:MatchingvonGeldflüs-sen und Rechnungen, Belege für das Finanzamt, Warnungen bei Unregelmäßigkeiten. Die aus Kundensicht lästige Administration von Finanz- angelegenheiten wird stark vereinfacht.

Das Kerngeschäft der klassischen Banken sind komplexe, beratungsintensive Dienstleis-tungen. Klassische Banken verstehen sich als persönliche Finanz-Manager mit hoher Kun-denorientierung über alle Kundenkontaktkanäle

hinweg. Viele Kunden, die keine intensive per-sönliche Betreuung benötigen, wechseln mit ih-rer Kontobeziehung zu den Digitalbanken. Die klassischen Banken bemühen sich aufzuholen, indem sie eigene Digitalbank-Spin-offs aufbau-en. Der notwendig gewordene Umbau ihrer Fi-lialsysteme engt jedoch ihren Handlungsspiel-raum ein.

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Anwendungsbeispiel: Intelligentes Haushaltsbuch

Frau Gutierres liebt es im Laden einkaufen zu gehen und zu stöbern. Besonders gut gefallen ihr die Geschäfte mit dem smarten Einkaufswa-gen, der sie anhand ihres Smartphones erkennt. Wenn sie etwas in den Wagen legt, werden die WarenidentifiziertundihreBanking-Apperstellteine laufendaktualisiertevorläufigeRechnung.Die Digitalbank stellt via App zusätzliche Daten in Echtzeit bereit: Wann und zu welchem Preis wurden die letzten Produkte dieser Kategorie gekauft? Auch das verbleibende Haushaltsbud-get und die Ausgaben einer Vergleichsgruppe sind jederzeit verfügbar.

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BEZAHLPROZESS

Nach dem Einkauf geht Frau Gutierres durch die Self-Checkout-Schleuse. Anstehen muss man ja nicht mehr.

Das Kassensystem liest nun die Warendaten aus der Banking-App aus und nennt den Gesamt-preis des Einkaufs. Frau Gutierres muss die Zah-lung nur noch bestätigen.

JehäufigerFrauGutierresineinembestimmtenShop einkauft, umso höher ist der Rabatt, den sie an der Kasse erhält.

Der Rechnungsbeleg liegt direkt digital vor und wird von der Hausbank in das virtuelle Haus-haltsbuch übertragen, sortiert nach Ausgaben-kategorien.

TECHNOLOGIEASPEKTE

Die Warenerkennung im Einkaufswagen funktio-niert über RFID-Technologie.

Die Daten werden via Bluetooth oder NFC auf das mobile Endgerät der Kundin übertragen.

Bezahlt wird über Auslesen der Kartendaten im E-Wallet des Smartphones der Kundin via NFC oder über biometrische Gesichtserkennung der Stammkunden und Lastschrift-Verfahren oder anderes. Schließlich gibt es eine Vielzahl von Bezahlverfahren, die genutzt werden können.

Die Banken analysieren mit Hilfe ihrer Mehrwert-dienste das Verbrauchsverhalten ihrer Kunden und schließen mit dem Handel darauf aufbau-ende Rabattvereinbarungen ab.

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03 / Vier Szenarien für die Zukunft der Zahlungssysteme in Deutschland

Anwendungsbeispiel: Shopping-App der Digitalbank

Kerstin kommt spät von der Arbeit und muss dringend noch Lebensmittel besorgen. Bevor sie ihr Auto startet, tippt sie ihre Bestellung in die Digitalbank-Shopping-App ein. Sie findetdie Augmented-Reality-Windschutzscheibe sopraktischdafür.DieProdukte,diesiehäufi-ger kauft, sind gespeichert, daher hat sie ihre Bestellung in kürzester Zeit fertig. Die Digital-bank-App vergleicht Preise und Qualitätsbewer-tungen anderer Käufer zu diesen Produkten und wählt den besten Laden bzw. Lieferdienst. Ker-stin wählt die Expresszustellung innerhalb von maximal fünfzehn Minuten. Drohnenlieferung ist ja mittlerweile Alltag.

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BEZAHLPROZESS

Die Bezahlfunktion ist in der Supermarkt-App integriert, sie bietet verschiedene Bezahloptio-nen. Die Digitalbank empfiehlt Kerstin “DigibankPay”, eine Art sichere und komfortable Über-weisung vom Online-Konto als präferiertes Zah-lungsmittel entsprechend ihrer Präferenzen. Die Identifizierung per Fingerprint dauert nur eineSekunde.

Auch die Reklamation funktioniert in der Digi-talbank-Shopping-App sehr einfach. Trotz elek-tronischer Prüfung geht bei der Express-Varian-te im Warenausgang oder bei der Lieferung ab und an noch etwas schief. Die Digitalbank-Shop-ping-Versicherung regelt Schäden und kümmert sich um eine schnelle Nachlieferung.

TECHNOLOGIEASPEKTE

Die Authentifizierung findet über Fingerprintoder Gesichtserkennung (Frontkamera) mittels Smartphone statt.

Das Smartphone selbst dient als Token.

Die Kontodaten und der Zugang zum On-line-Banking sind hinterlegt, das Bezahlen vom eigenen digitalen Endgerät geht sehr schnell.

Die Kommunikation ist modern verschlüsselt (Elliptic Curve Cryptography).

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Szenario 03

Convenience in digitalen Ökosystemen

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In den Jahren bis 2025 feiern die Bezahl- und Walletsysteme der digitalen Ökosysteme den Durchbruch. Die Internet-Giganten nutzen ihre Marktmacht im Onlinehandel und ihren direkten Zugriff auf digitale Endgeräte, vor allem Smart-phones und Tablets. Kunden genießen es, end-lich wirklich einfach und komfortabel bezahlen

zu können. Die Banken verlieren nach und nach den direkten Zugang zum Kunden. Sie müssen sich bemühen, ihre Bezahlsysteme in den Wal-lets globaler Tech-Giganten zu hinterlegen, um nicht vollständig den Anschluss an die Welt des Bezahlens zu verlieren.

Die globalen Internet-Giganten haben die Welt der Zahlungssysteme fest im Griff. Ihre Ökosysteme bilden die Geschäftsprozesse im B2B- und B2C-Bereich umfassend ab – inklusive der Zahlungsdienste. Die Konsumenten genießen komfortables Einkaufen und Bezahlen. Die integrierten Zahlungssysteme der digitalen Ökosysteme werden auch in stationären Geschäften gerne genutzt.

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Convenience in digitalen Ökosystemen: Steckbrief

Zentrale Treiber

Hohe Marktmacht der digitalen Ökosysteme im Online-Handel; Gerä-te-/Betriebssystem-Anbieter integrieren Zahlungsfunktionalitäten;mobiles Bezahlen setzt sich am POS durch.

Rolle der Fintechs Digitale Ökosysteme dominieren Fintechs.

Rolle der klassischen Banken

Konzentrieren sich auf Kontoführung und Interbanken- Infrastrukturen.

WettbewerbssituationHohe Marktmacht der digitalen Ökosystemen, andere Akteure im Bezahlmarkt werden zurückgedrängt.

Zentrale Kundenwünsche

Convenience: Ewinfach, schnell und günstig einkaufen und bezah-len, von Bonusaktionen und individuellen Empfehlungen profitieren.

Vorherrschende Bezahlverfahren

Bezahlen mit proprietärem Ökosystem-Wallet über das Smartphone in allen Kanälen. Globale Kartenzahlungssysteme kooperieren mit den Tech-Giganten und dominieren die Zahlungsabwicklung.

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03 / Vier Szenarien für die Zukunft der Zahlungssysteme in Deutschland

2015-2025: WIE K AM ES ZU DIESER ENTWICKLUNG?

Die globalen Internet-Giganten haben bis 2025 die Chance genutzt und den Bereich des Be-zahlens als weiteren Baustein in ihre digitalen Ökosysteme integriert. Zwei Faktoren waren da-für entscheidend: Einerseits konnten die großen Tech-Firmen ihre bereits existierenden Plattfor-men mit einem millionenfachen Kundenzugang im Online- und Mobil-Segment gezielt in Rich-tung der Zahlungssysteme ausweiten. Anderer-seits gelang es ihnen, den direkten Zugang auf die Endgeräte der Kunden zu nutzen und Smart Phones und Tablets als Bezahlschnittstelle par excellence zu etablieren.

Smart Devices erwiesen sich als Erfolgsmo-toren für die Umwälzung in der Welt des Bezah-lens. Die Internet-Giganten haben existierende Bezahllösungen innovativ weiterentwickelt. Ihre Zahlungsanwendungen konnten sich auch des-halb durchsetzen, weil sie auf den Smart Devices

derKundenhäufigvorinstalliert sind.Auchdie2015 noch aufstrebenden Fintechs konnten die-ser Entwicklung wenig entgegensetzen.

2025: WO STEHEN DIE AKTEURE?

Die Kunden schätzen es, dass die großen Ökosysteme im Jahr 2025 (fast) alle Alltagsbe-dürfnisse bedienen können („One Stop Shop-ping“). So ist das smarte Endgerät zur „Fern-bedienung“ für den Lebensalltag geworden. Vor diesem Hintergrund wird verständlich, dass die Kunden auch im Bereich des Bezah-lens gerne auf digitale Plattformanbieter ver-trauen. Die Services, die die Internet-Gigan-ten eingeführt haben, übertragen den vom Online-Shopping gewohnten Komfort auf den Bezahlvorgang. Die Bindung des einzelnen Konsumenten an „sein“ oder „ihr“ digitales Ökosystem ist eng, auch aufgrund zielgenau-er kundenindividueller Produktempfehlungen. Da das Bezahlen eng mit anderen alltagsprak-

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tischen Services verknüpft ist, sind die Wech-selhürden hoch.

Der stationäre Handel hat sich als wichtiges Einfallstor erwiesen, mit dem es den digitalen Ökosystemen gelang, die Welt des Bezahlens zu erschließen. Das Bezahlen auf Basis von Near Field Communication-Technologien hat sich ra-pide durchgesetzt. 2017 betrug die Marktdurch-dringung fünfzig, 2020 bereits neunzig Prozent. Mit ähnlicher Geschwindigkeit werden in smarte Endgeräte integrierte E-Wallets zum Standard. Am Point of Sale (POS) erfolgen 2025 bereits dreißig Prozent der Bezahlungen über E-Wal-lets. Mehr noch: Smartphones und Tablets ent-wickeln sich rapide zum universellen Zahlungsin-strument: am POS, online und mobil.

Der Fintech-Boom ist nahezu komplett zum Erliegen gekommen, da die großen Tech-Gi-ganten das von den Fintechs ausgehende Mo-mentum vollständig absorbiert haben.

Die klassischen Banken sind auf die Rolle des zuverlässigen Infrastrukturbetreibers redu-ziert. Sie legen ihren Fokus notgedrungen auf die Kontoführung und auf Interbanken-Infra-strukturen. Den Zugang zum Kunden haben die Kreditinstitute verloren, und damit auch relevan-tes Wissen über die Kundenbedürfnisse. Um an Transaktionen zumindest beteiligt zu sein, müs-sen sie darum kämpfen, in den E-Wallets der Tech-Giganten gelistet zu sein.

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Anwendungsbeispiel: Digital Pay 2025

Frau Fritz ist vielreisende Geschäftsfrau und im-mer unterwegs. Ihr beruflich genutztes Smart-phone verfügt über die Digital Pay-Funktion des Ökosystems des Geräteherstellers, außerdem hat sie eine Vielzahl an Apps für regelmässig genutzte Dienste installiert, etwa die App ei-ner Hotelkette, zur Taxibuchung etc. Wichtig ist ihr, dass sie alle Belege immer sofort in elekt-ronischer Form erhält. So kann sie mit wenigen Klicks in kürzester Zeit ihre Reisekostenabrech-nung erledigen.

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BEZAHLPROZESS

Im Parkhaus – mit Leihwagen – registriert sich Frau Fritz per NFC ihres Smartphones. Das Sys-tem verlinkt die Zahlungsdaten mit dem Auto-kennzeichen. Beim Verlassen wird so automa-tisch die Rechnung erstellt und verschickt.

Ihr Taxi bucht sie per iTaxi-App und bezahlt “in-App” mit den hinterlegten Daten via Karten, Lastschrift oder Paypal. Der Nutzung der Daten hat sie vorab zugestimmt.

Sobald Frau Fritz ihr Carsharing-Auto mit dem “Return”-Knopf abstellt, sendet es die Fahrtda-ten per mobilem Internet an den Carsharing-An-bieter, der dann automatisch das ApplePay-Kon-to von Frau Fritz belastet.

Ihren Kaffee bezahlt sie per NFC ohne PIN oder Fingerprint für Kleinbeträge.

TECHNOLOGIEASPEKTE

Initiierung des Bezahlvorgangs mittels NFC.

Authentifizierungmittels Fingerprint imSmart-phone.

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03 / Vier Szenarien für die Zukunft der Zahlungssysteme in Deutschland

Anwendungsbeispiel: Amazon Money 2025

Simon Marcowicz hat als selbstständiger Mas-seur gerne alle Dinge im Griff. Der Aufbau sei-ner eigenen Praxis verlangt ihm viel Arbeit, Zeit und Geduld ab. Er kauft am liebsten Online und schätzt den einfachen Überblick über alle seine Konten, die Amazon Money ihm seit einiger Zeit bietet. So weiß er vor einem Online-Kauf genau, was er sich aktuell leisten kann. Für größere An-schaffungen nutzt er den Konsumentenkredit auf Knopfdruck. Die Konditionen ermittelt Ama-zon individuell in Echtzeit.

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03 / Vier Szenarien für die Zukunft der Zahlungssysteme in Deutschland

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BEZAHLPROZESS

Simon möchte sich ein neues 80’’-Smart-TV bei Amazon kaufen.

Als Amazon-Money-Kunde wird ihm der Stand und die algorithmisch berechnete Vorausschau für alle seine Konten auf Wunsch während des Kaufprozesses eingeblendet.

Er wählt für sein Gerät die Option “Smarte Fi-nanzierung”: Die Plattform schlägt ihm in Echt-zeit einen individuell für sein finanzielles Profilzugeschnittenen Ratenkredit verschiedener Amazon-Finanzpartner vor.

Mit der 1-Click-Bestellung kommt automatisch der Finanzierungvertrag zu Stande.

TECHNOLOGIEASPEK TE

Echtzeit-Bonitätsprüfung auf Grundlage von Kontoverläufen.

Automatische Generierung von individuellen Finanzprodukten.

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Szenario 04

Klassische Banken auf Speed

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03 / Vier Szenarien für die Zukunft der Zahlungssysteme in Deutschland

Zunehmend wechselbereite Kunden, steigen-de Sicherheitsanforderungen bei Finanzdienst-leistungen und die Einführung von Instant Payments: Um 2015/2016 wächst der Verände-rungsdruck auf die klassischen Banken. Doch die Kreditwirtschaft zündet den „Innovations-

turbo“. Kundenzentrierte und sicherheitsorien-tierte Innovationen sind der Hebel, mit dem sie ihr Geschäft revolutioniert und Zahlungs- und Kontoführungsdienste neu erfindet. Bis 2025gelingt es den klassischen Banken, ihre Markt-position zu konsolidieren.

Die klassischen Banken sehen den Zahlungsverkehr als wesentlichen Kundenkontaktpunkt und bauen diesen aus. Sie nutzen die Steilvorlage Instant Payment als „Innovationsturbo“ und entwickeln moderne Zahlungs- und Kontoführungsdienste; gegenüber neuen Anbietern im Zahlungsbereich können Sie von einem Vertrauensvorschuss von Kundenseite profitieren. So gelingt es den Banken, ihre Dominanz im Zahlungsmarkt zu festigen.

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03 / Vier Szenarien für die Zukunft der Zahlungssysteme in Deutschland

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Klassische Banken auf Speed: Steckbrief

Zentrale Treiber

Zunehmende Sicherheitsanforderungen des Regulierers; kunden-zentrierte Innovationen der Banken; Wettbewerbsbeschleunigung durch den Regulierer; Kunden entdecken Banking als Optimierungs-feld und sind sehr wechselbereit.

Rolle der Fintechs Banken übernehmen wichtigste Fintech-Innovationen.

Rolle der klassischen Banken

Behaupten sich im Zahlungsgeschäft aufgrund kooperativer, kundenzentrierter Innovationen.

Wettbewerbssituation

Abbau der Wechselhürden erhöht Wettbewerbsdruck, Banken si-chern sich Marktanteile und erschweren Markteintritt neuer Wettbe-werber.

Zentrale Kundenwünsche

Sicherheit, solange sie der Bequemlichkeit und einfachen Nutzung nicht im Wege steht.

Vorherrschende Bezahlverfahren

Dominanz von Kartenzahlungssystemen am POS. Im Online-/Mobil-handel sind überweisungsbasierte Zahlverfahren von Banken etabliert.

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03 / Vier Szenarien für die Zukunft der Zahlungssysteme in Deutschland

2015-2025: WIE K AM ES ZU DIESER ENTWICKLUNG?

Ein Vergleich der Bezahllandschaft in den Jah-ren 2015/16 und 2025 macht deutlich: die Kre-ditinstitute haben durch entschiedenes Handeln das Ruder herumgerissen. Um 2015/2016 war die Ausgangslage für die Banken schwierig: Die Gefahr eines substanziellen Kundenverlustes ließ sich nicht mehr von der Hand weisen. Die Bankkunden beklagten einen Mangel an Wert-schätzung und entdeckten das Banking als Op-timierungsfeld. Der Regulierer verschärfte die Sicherheitsanforderungen, schaffte Interban-ken-Entgelte ab und ebnete den Weg für Kun-denmigrationen.

Die klassischen Banken nutzten die drohen-de Krise als Chance. Die Aussicht, in der neuen Welt des Bezahlens nur noch als Infrastruktur-anbieter zu fungieren, setzte Energien frei. Eine umfassende, von allen Kreditinstituten getrage-ne Innovationsoffensive wurde ins Leben geru-

fen, frei nach dem Motto: „Das Bankgeschäft neu denken“.

Die Banken entwickelten kundenfreundli-che Zahlungsverkehrsinnovationen auf Basis von Instant Payment und ihrer ISO 20022-Ver-rechnungsinfrastruktur. Die Nutzung der Ver-rechnungsinfrastruktur als „Messaging”-Kanal für werthaltige Transaktionen hat Intermediäre überflüssig gemacht und die Attraktivität desBankkontos aus Kundensicht gesteigert.

2025: WO STEHEN DIE AKTEURE?

Um 2025 ist deutlich: Die Banken haben ihre Position im Zahlungsgeschäft behauptet. Mit ihrer kundenzentrierten Innovationsoffensive ist es ihnen gelungen, an der Kundenschnitt-stelle präsent zu bleiben. Ihre leistungsfähigen, zeitgemäßen und nutzerfreundlichen Konto-führungs- und Bezahldienste werden durch anwendungsübergreifende Authentifizierungs-

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03 / Vier Szenarien für die Zukunft der Zahlungssysteme in Deutschland

verfahren unterstützt. Mit „Electronic Bill Pre-sentment and Payment“ (EBPP) erschließen die kreditwirtschaftlichen Zahlungssysteme neue Marktsegmente. Die Instant-Abwicklung von Zahlungen macht die Einschaltung von Interme-diärenüberflüssig.

Die Kunden legen großen Wert auf Sicher-heit und Datenschutz. Sie profitieren von denzeitgemäßen und sicheren Kontoführungs- und Bezahlservices der Banken.

Der Handel profitiert von einheitlichenSchnittstellen. Die Investitionssicherheit im Be-reich der Zahlungssysteme ist hoch. Zugleich bleiben die Implementierungskosten über-schaubar. Am Point of Sale dominieren Karten (oderderenEmulation)zumindestalsAuthentifi-zierungsmechanismus. Im E-Commerce werden vor allem auf Instant Payments bzw. Electronic Bill Presentment beruhende Zahlverfahren ge-nutzt.

Weiterhin rege ist die Fintech-Szene. Die klassischen Banken beobachten die Startup-Sze-ne genau, greifen erfolgversprechende Ideen selbst auf oder erweitern ihr Portfolio durch Ak-quisitionen. Die Fintechs des Jahres 2025 sind Ideenlieferanten der Banken, welche regelmä-ßig die besten Innovationen absorbieren.

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Anwendungsbeispiel: Instant Person to Person Payment

Maxi, 17 Jahre, Abiturientin, möchte im Peek & Cloppenburg-Ladenlokal noch schnell ein Kleid für den Abiball am Abend kaufen. Leider hat Maxi nicht genug Geld. Ihr Schüler-Basiskonto erlaubt auch keine Überziehung. Die Lösung heißt: Papa und Mama! Spesen für den Abiball übernehmen sie selbstverständlich. Maxi sen-det beiden eine kurze Videobotschaft, die sie im neuen Kleid vor der Umkleidekabine zeigt.

03 / Vier Szenarien für die Zukunft der Zahlungssysteme in Deutschland

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BEZAHLPROZESS

Maxis Papa sendet mit der App seiner Bank 150 Euro. Dazu muss er seine girocard an sein Smartphone halten – Folge der Sicherheitsein-stellungen, die er auf hoch gesetzt hat. Seine App informiert ihn, dass das Geld auf Maxis Konto gelandet ist. Maxis Mama weiß sofort, dass Papa überwiesen hat – obwohl ihr Konto bei einer anderen Bank ist, informiert sie die App ihrer Bank über Kon-tobewegungen auf dem Konto ihres Mannes. So haben beide stets Überblick über ihre liquiden Mittel.

Maxi erhält per Push-Nachricht eine Notiz über den Geldeingang und zahlt an der Ladenkasse mit Hilfe von NFC.

TECHNOLOGIEASPEK TE

Sicheres mobile Banking mit einem von der Bank herausgegebenen Instrument als Token. Dieses kann auch für den Zugang zu anderen Online-Diensten genutzt werden.

Die Überweisung erfolgt mittels Instant Pay-ment.

Individuell konfigurierbare Kontoinformations-dienste.

Klassisches Bezahlen mit Karte oder Mobiltele-fon am Point-of-Sale.

03 / Vier Szenarien für die Zukunft der Zahlungssysteme in Deutschland

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Anwendungsbeispiel: Elektronische Rechnung mit Addressierungs- service

Renate, 46 Jahre, Mental Coach, bestellt für ihr Studio noch schnell Blumen, einen Korb frisches Obst und einen Reboot-Drink. Schließlich emp-fängt sie in einer Stunde ihren besten Kunden, damussallesperfektsein–undsieselbsttopfit.Dazu nutzt sie den neuen Online-Shop, den ihr eine gute Freundin empfohlen hat. Sie diktiert ihrem Smartphone ihre Wünsche und prüft dann auf dem voll aufgefalteten Bildschirm nochmal die Bestellung, bevor sie sie abschickt.

03 / Vier Szenarien für die Zukunft der Zahlungssysteme in Deutschland

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BEZAHLPROZESS

Unmittelbar nach Renates Bestellung stellt die Händlerbank über den Adressierungsservice der Kreditwirtschaft anhand der Mobilfunknummer fest, von wem die Bestellung kam. Die Händler-bank kommuniziert daraufhin die Bezahl- und Rechnungsdaten an Renates Hausbank.

Renates Banking-App präsentiert ihr nun ne-beneinander die vom Händler ausgestellte Rechnung und die vorausgefüllte Überweisung. Renate muss nun nur noch per Fingerabdruck die Zahlung autorisieren. Seit ihrer Bestellung sind gerade einmal zehn Sekunden vergangen.

TECHNOLOGIEASPEK TE

Verknüpfung beliebiger Alias mit der IBAN, in diesem Fall die Mobilfunknummer.

Autorisierung mittels Fingerabdruck.

Electronic Bill Presentment and Payment ermög-licht die Übertragung von Rechnungsinformatio-nen im Rahmen der Zahlungsverkehrsnachrich-ten. Das Online-Banking stellt alle eingehenden Rechnungen übersichtlich dar und erlaubt eine bequeme Zahlung.

03 / Vier Szenarien für die Zukunft der Zahlungssysteme in Deutschland

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03 / Vier Szenarien für die Zukunft der Zahlungssysteme in Deutschland

Kernunterschiede zwischen den Szenarien

SZENARIO 01 Vielfalt an der Kundenschnittstelle

SZENARIO 02 Mehrwerte in der Welt der Digitalbanken

Dominierende Akteure im Bezahlmarkt

Immer neue Fintechs versuchen die Kundenschnittstelle zu erobern, die Ban-ken versuchen mitzuhalten; sie werden immer mehr auf Hintergrunddienste reduziert.

Die Digital- und Direkt-Banken den-ken konsequent vom Kunden her und begleiten den Kunden in allen Stan-dard-Geldangelegenheiten.

Wesentliche Konsumentenansprüche

Die Kunden sind anspruchsvoll. Sie haben vielfältige unterschiedliche Anforderungen an Bezahlverfahren, für welche sie maßgeschneiderte individualisierte Lösungen suchen.

Die Kunden möchten optimale Transpa-renz in Echtzeit über die Vorgänge auf den Konten haben und die besten Finan-zierungsangebote von ihrer Hausbank bekommen – ohne Aufwand.

Vorherrschende Bezahlverfahren

Vielfalt aller möglichen Zahlarten, gerin-ge Lebensdauer vieler Bezahl-Innovati-onen.

Überweisungsbasierte mobile Be-zahl-Apps lösen die Karten in Teilen ab. Die Zahlungsinitiierung wird im E-Com-merce von Zahlungsauslösediensten und am POS von Kartenzahlungssystemen dominiert.

Abbildung 05

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03 / Vier Szenarien für die Zukunft der Zahlungssysteme in Deutschland

SZENARIO 03 Convenience in digitalen Ökosystemen

SZENARIO 04 Klassische Banken auf Speed

Wenige globale digitale Ökosysteme bauen massiv ihre Zahlungsdienste aus und verdrängen andere. Sie expandieren in den stationären Handel und dominie-ren am Point of Sale.

Durch einen Innovationsschub – aufbau-end auf Instant Payments und Nutzung der ISO 20022-Infrastruktur - behaupten Banken ihre Rolle im Zahlungsverkehr.

Die Kunden möchten möglichst einfach, schnell und günstig einkaufen und be-zahlen. Sie möchten von Bonusaktionen und individualisierten Empfehlungen profitieren.

Kunden sind eher konservativ und sicher-heitsorientiert, solange die Zahlungs-verfahren bequem und einfach in der Nutzung sind.

Bezahlen per proprietärem Ökosys-tem-Wallet per Smartphone in allen Kanälen. Globale Kartenzahlungssysteme kooperieren mit den Tech-Giganten und dominieren die Zahlungsabwicklung.

Kunden nutzen die von ihrer Bank ange-botenen P2P-Zahlungsmöglichkeiten zur sofortigen Zahlung von Kleinbeträgen. Größere Beträge werden nach Rechnung beglichen und vom Kunden über das Online-Banking freigegeben.

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Kapitelname

04Mögliche Game Changer

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Quantencomputer

Quantencomputer nutzen quantenphysikalische Phänomene für die Informationsverarbeitung. Im Vergleich zur klassischenPhysikbefinden sich inder Quantenphysik Systeme nicht in einem scharf definierten Zustand, sondern existieren in Form

einer Überlagerung (Superposition) von mehreren unterschiedlichen Zuständen gleichzeitig. Die klas-sischen Bits der Informationsverarbeitung können so zu Quantenbits (Qubits) verallgemeinert wer-den, bei denen Überlagerungen der Zustände „0“ und „1“ erlaubt sind. Quantencomputer bieten die Möglichkeit, diese verschiedenen Zustände einer Superposition gleichzeitig zu verarbeiten. Da die

Die im vorigen Kapitel entwickelten Szenarien haben einen eher evolutionären als disruptiven Charakter: Sie können sich in einer mehr oder minder raschen Entwicklung, ohne einen ausgesprochenen Bruch, realisieren. Darüber hinaus basiert keines der Szenarien auf einem technologischen ”Game Changer”. Eine im Rahmen des Projekts „Bezah-len 2025“ durchgeführte Analyse hat jedoch ergeben, dass zwei Technolo-gien durchaus das Potenzial haben, die Welt der Zahlungssysteme in ihren Grundfesten zu erschüttern: Quantencomputer und die Blockchain.

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04 / Mögliche Game Changer

Anzahl der möglichen Zustände einer quanten-mechanischen Superposition exponentiell mit der Anzahl der Qubits zunimmt, ist die Informations-verarbeitung erheblich leistungsfähiger als bei ei-nem klassischen Parallelrechner.

WARUM SIND QUANTENCOMPUTER DISRUPTIV FÜR DEN ZAHLUNGSVER-KEHR?

Die Sicherheit eines weit verbreiteten asymme-trischen Verschlüsselungsverfahrens beruht auf der Tatsache, dass die Zerlegung einer großen Zahl in ihre Primfaktoren mit der Rechenleistung aktueller Computer nicht praktikabel ist. Bereits im Jahr 1994 wurde von P. Shor ein Algorithmus veröffentlicht, der dieses sogenannte Faktori-sierungsproblem mit Hilfe eines Quantencom-puters schnell löst. Daher könnten Quanten-computer dazu genutzt werden, die derzeit typischerweise verwendeten Verschlüsselungs-verfahren zu brechen.

MÜSSEN WIR MIT DER DISRUPTION BIS 2025 RECHNEN?

Quantencomputerbefindensichzurzeitnochineinem verhältnismäßig frühen Forschungsstadi-um. Die am weitesten fortgeschrittenen experi-mentellen Prototypen verfügen bisher lediglich über bis zu ca. zehn Qubits. Allerdings bietet die kanadische Firma D-Wave bereits ein kom-merzielles System an. Dieses ist jedoch für die Lösung von Optimierungsproblemen ausgelegt und damit nicht für eine Implementierung des oben erwähnten Shor-Algorithmus geeignet. In den letzten Jahren wurden einige wichtige Fort-schritte (z.B. im Bereich der Fehlererkennung) erzielt, die dazu geführt haben, dass zusätzliche Investitionsprogramme für Quantencomputer gestartet wurden. Dies könnte die Entwick-lungsdynamik in den kommenden Jahren weiter erhöhen.

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04 / Mögliche Game Changer

Blockchain

Eine Blockchain ist eine öffentlich verteilte und einsehbare Datenbank, die zur Verhinderung von Manipulation und Veränderung eine krypto-graphisch verkettete, kontinuierliche wachsende Liste von Transaktionsdatensätzen unterhält und aufbaut. Bei jeder Transaktion zwischen Compu-tern werden diese der Blockchain hinzugefügt und allen Teilnehmern bekannt gegeben. Zur Manipulation der Blockchain müsste ein Angrei-fer die komplette Blockchain neu berechnen, was im Vergleich zur Prüfung der Korrektheit extrem rechenintensiv ist, während zeitgleich die Blockchain immer weiter wächst. Zur Wah-rung der Integrität des Systems validiert jeder Netzwerkknoten jeweils Teile der Blockchain (einzelne Blocks) und die gesamte Blockchain. Dabei sind alle Transaktionen öffentlich nach-vollziehbar, die User hingegen sind pseudony-misiert. Selbst Betreiber von Blockchains oder von sogenannten Datenspeicherknotenpunkten

der Blockchain können die Blockchain nicht ver-ändern. So entsteht eine für alle Seiten absolut neutrale, vertrauenswürdige Datenbank.

WARUM IST DIE BLOCKCHAIN DISRUPTIV FÜR DEN ZAHLUNGSVER-KEHR?

Die Blockchain ist prinzipiell geeignet, um Trans-aktionen, ob nun informatorischer oder monetä-rer Art, direkt zwischen Sender/Zahlendem und Empfänger durchzuführen, zu dokumentieren und fälschungssicher und für alle Akteure nach-vollziehbar abzuspeichern. Auf einer solchen neutralen, für alle Akteure transparenten und kaum manipulierbaren Infrastruktur ließen sich sogenannte „Smart Contracts“ als neues Ge-schäftsmodell aufbauen. Weitere mögliche digi-tale Geschäftsmodelle sind z.B. Treuhandkonten und das sichere Ausstellen und der Transfer von Aktien. Die Blockchain ist somit in allen sicher-heits- und innovationsfokussierten Szenarien von

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04 / Mögliche Game Changer

Bedeutung. Als disruptiv wäre diese Technologie für den Zahlungsverkehr vor allem dann einzu-schätzen, wenn z.B. die Zentralbanken beschlie-ßen sollten, diese Technologie selbst zu nutzen.

MÜSSEN WIR MIT DER DISRUPTION BIS 2025 RECHNEN?

Aktuell mangelt es vor allem noch an sinnvol-len Geschäftsmodellinnovationen zur Nutzung der Blockchain-Technologie im Zahlungsver-kehr. Viele der weltgrößten Banken beschäf-tigen sich aber zurzeit mit dem Thema Block-chain und dessen Nutzbarmachung im Markt. Die theoretischen Möglichkeiten der Blockchain werden aktuell von immer mehr Akteuren er-kannt und die Entwicklungsdynamik ist hoch. Die meisten Projekte sind aber noch in einem frühen Umsetzungsstadium. Auch Börsen den-ken über die Potenziale der Blockchain nach.

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Methodik Wie sieht die Landschaft der Zahlungssysteme in zehn Jahren aus? Eine Frage dieser Art lässt keine Antwort im Sinne einer Prognose zu, denn die Zukunft ist immer von Unsicherheiten ge-prägt – auch wenn sich einzelne Entwicklungen, die als relativ gesichert angenommen werden können,durchausidentifizierenlassen.

Um den verbleibenden kritischen Unsicher-heiten zu begegnen, ist es hilfreich, verschiedene plausibel vorstellbare Szenarien auszuarbeiten. Dadurch wird der Raum möglicher zukünftiger Entwicklungen abgesteckt, die Unsicherheiten werden explizit und einer Diskussion zugänglich. Die Szenarien sind dabei nicht als Prognosen zu verstehen, sondern als plausible und konsisten-te Zukunftsbilder, als in sich geschlossene, alter-native Darstellungen der Zukunft.

Szenarien erlauben eine systematische und strukturierte Auseinandersetzung mit der Zu-kunft und bilden die Grundlage für die Ablei-tung von Handlungsoptionen. Sie werden aus

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diesem Grund seit Jahren von Unternehmen, öffentlichen Verwaltungen und anderen Organi-sationen eingesetzt, um eine fruchtbare Ausein-andersetzung mit strategischen Zukunftsfragen zu ermöglichen.

Ein klassischer Szenarioprozess bildete auch die methodische Grundlage des Projektes “Bezah-len 2025” (vgl. Abbildung 06). Eine systemati-sche Umfeld-Analyse der Einflussfaktoren aufdie Entwicklung des Bezahlens legte die Grund-lage für die Auswahl der Schlüsselfaktoren der Zukunftsentwicklung. Kernfragen waren:

• Wie können sich die Bedürfnisse von Konsu-menten und Handel verändern und damit ihre Anforderungen an Zahlungssysteme bis 2025?

• Wie können sich Markt und Wettbewerb im Zahlungsverkehr bis 2025 entwickeln?

• Wie kann sich die Regulierung entwickeln und sodenZahlungsverkehrbis2025beeinflussen?

• Welche technologischen Neuerungen und Durchbrüche können bis 2025 den Zahlungsver-kehrbeeinflussen?

In einer breit angelegten Onlineumfrage wurden nationale und internationale Zahlungs-verkehrs-Expertinnen und -Experten zu den Treibern des Wandels, deren Zukunftsentwick-lung und Bedeutung für die Zukunft des Bezah-lens befragt. In einem Workshop-Prozess mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Bankenverbände und -verlage wurden die Er-gebnisse diskutiert, zu Szenarien verdichtet und strategische Implikationen abgeleitet.

DieeinflussstärkstenEinflussfaktorenbildendas Gerüst für die Entwicklung plausibler und konsistenter Zukunftsszenarien. Für diese wur-den plausible Zukunftsentwicklungen bis zum Jahr 2025 bestimmt. Durch die Verknüpfung der verschiedenen Faktoren wurden dann kon-sistente und plausible Szenarien gebildet und weiter vertieft. Darüber hinaus wurden in einer

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Wirkungsanalyse die Auswirkungen der ver-schiedenen Szenarien auf die verschiedenen Akteure im Zahlungsverkehr bewertet.

Der Szenarioprozess wurde von Z_punkt The Foresight Company gestaltet und basiert auf langjähriger Methodenkenntnis. Parallel dazu wurden durch das Fraunhofer INT Zukunftstech-nologien analysiert und den Szenarien zugeord-net.

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91Was sind wichtige Einflussfaktoren, die das Bezahlen in Deutschland in Zu-kunft bestimmen?

Welche der Einflussfaktoren sind die zentralen Treiber der Entwicklung?

Welche alterna-tiven Zukunfts-entwicklungen (Projektionen) dieser Faktoren sind denkbar?

Welche der alterna-tiven Projektionen verhalten sich kon-sistent zueinander?

Was sind plausible und wahrscheinli-che Szenarien für das Bezahlen in 2025?

Welche Chancen, Risiken und generellen Hand-lungsoptionen für die deutsche Bankenlandschaft ergeben sich aus den Szenarien?

Methodik

1. PHASE 2. PHASE 3. PHASE 4. PHASE PARALLEL:

Welche Techno- logiefelder beeinflussen zukünftige Bezahlsysteme?

Wie wird sich die Technologiereife bis 2025 entwickeln?

Umfrage Workshop Workshop Workshop

Abbildung 06

Technologie-trendanalyseUmfeldanalyse Schlüsselfaktoren-

analyseSzenario-

konstruktionAbleitung von

Strategieoptionen

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Beteiligte Experten

Im Rahmen des Projekts haben wir Unterstüt-zung von einer Vielzahl von Expertinnen und Ex-perten erhalten, denen der ausdrückliche Dank von SRC, Z_punkt und Fraunhofer INT gilt.

Im Juni/Juli 2015 wurde eine Onlineumfrage durchgeführt, um unterschiedliche Faktoren zu bewerten, die die Zahlungslandschaft der Zu-kunft prägen, und um die Zukunftserwartungen der beteiligten Experten einzuholen.

An der Befragung nahmen nationale und in-ternationale Expertinnen und Experten aus un-terschiedlichen Bereichen der Netzwerkindust-rie Zahlungssysteme teil (Acquirer, Automated Clearing Houses, Banken, Berater, Chipkarten-hersteller, Handel, Mobile Network Operator, Prozessoren, Payment Service Provider, Regulie-rer, Terminalhersteller, Verbände und Verlage). 109 deutschsprachige und 29 englischsprachige Experten wurden angesprochen; die Rücklauf-quote betrug 64% bzw. 31%.

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Unter den ca. 80 teilnehmenden Experten haben einige zugestimmt, an dieser Stelle na-mentlich genannt zu werden. Wir bedanken uns bei allen Experten für ihre Teilnahme, namentlich bei Andreas Räschmeier, Horst Rüter, Franz-J. Köllner, Peter Blasche, Michael Gerken, Dr. Pe-ter Söhne, Hermann Beckers, Dr. Toni Merschen, Karl F. G. Matl, Matthias Hönisch, Jörg Stahl, Pe-ter Ciranka, Ralf-Christoph Arnoldt, Christian Bucheli, Jens Gerd Schmidt, Joachim Fontaine, Francesco Di Salvo, Kurt Gjesten, Jean Allix und Dr. Martin Hausmann.

Von August 2015 bis Januar 2016 fanden im Rahmen des Projektes drei Workshops statt, um Schlüsselfaktoren und Zukunftsausprägungen zu ermitteln, Szenarien zu entwickeln und stra-tegische Implikationen zu analysieren. An den Workshops nahmen teil: Herr Köllner und Herr Dr. Söhne vom DG-Verlag; Herr Dr. Mock-He-cker und Herr Gerken vom Deutschen Sparkas-senverlag; Herr Niehoff, Herr Thöt und Herr Merl

vom Bank-Verlag; Herr Beckers, Herr Dicke und Herr da Silva von VÖB-ZVD-Processing; Herr Arnoldt vom Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken BVR; Herr Fontaine vom Bundesverband deutscher Ban-ken; Herr Blasche vom Bundesverband Öffent-licher Banken Deutschlands; Herr Lahmann und Herr Schollmeyer vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband; Herr Cimiotti, Frau Quentmei-er, Frau Dr. Nebelung und Herr Kraus von SRC Security Research & Consulting. Auch hier gilt unser ganz besonderer Dank allen Beteiligten für ihren intensiven Zeiteinsatz und ihren wert-vollen Input.

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Bezahlen 2025Szenarien zur Zukunft der Zahlungssysteme in Deutschland

Eine Studie von SRC in Kooperation mit Z_punkt The Foresight Company und dem Fraunhofer-Institut für Naturwissenschaft-lich-Technische Trendanalysen INT

HERAUSGEBER

SRC Security Research & Consulting GmbHEmil-Nolde-Str. 753113 Bonnwww.src-gmbh.de

AUTOREN

Gerd Cimiotti, SRCRegine Quentmeier, SRCDetlef Kraus, SRCAndreas Neef, Z_punktAndreas Schaich, Z_punktEckhard Störmer, Z_punktDr. Martin Brüchert, Fraunhofer INT

REDAKTION UND GRAFIKDESIGN

KARO, www.karo.berlin

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Impressum

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