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Bienentracht in Dorf und Flur Abb. 1 Obstgärten: Die Bedeutung der Bienen für die Obstanbauer ist heutzutage unbestritten. In vielen Obstanbaugebieten werden Prämien für jedes aufgestellte Bienenvolk gezahlt.

Bienentracht in Dorf und Flur - natuerliche-bienenhaltung.ch · erweiterungsfähiges Magazin gebaut ist. Die Waben werden von den Bienen in Holzrahmen gebaut und können nach

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Bienentracht in Dorf und Flur

Abb. 1 Obstgärten: Die Bedeutung der Bienen für die Obstanbauer ist heutzutage unbestritten.In vielen Obstanbaugebieten werden Prämien für jedes aufgestellte Bienenvolk gezahlt.

Bei Pflanzungen, die im Rahmen desBayerischen Kulturlandschaftspro-gramms oder in Flurbereinigungsver-fahren durchgeführt werden, sollen dieBelange der Imkerei stärker als bisherberücksichtigt werden. Zu diesemZwecke wird ein Trachtpflanzenkalen-der aufgestellt, an dem der Planer diejahreszeitliche Abfolge der Blüten- undBlatttrachtangebote ablesen kann.

Bedeutung der Bieneim NaturhaushaltBei der Mehrzahl der rund 2 000 ein-heimischen Blütenpflanzen erfolgt eineBestäubung durch Insekten. Ihre Blütensind in Form und Farbe dem Besuchdurch Blütengäste angepasst. Ein Teilder Blütenpflanzen hat sich im Laufeseiner Entwicklung auf eine bestimmteInsektenart oder -gruppe als Bestäuberspezialisiert. Beim Geißblatt und ver-schiedenen Nachtschattengewächsengelangen nur die langrüsseligen Falteran den Nektar. Die Blüten von Löwen-maul und anderen Rachenblütlern kön-nen nur von den kräftigen Hummelnaufgestemmt werden.Eine besondere Bedeutung bei der Blü-tenbestäubung kommt der Honigbieneaus zweierlei Gründen zu:� Die Honigbiene überwintert mit denlanglebigen Winterbienen als Volk. Siekann daher schon im Frühjahr mit einerbedeutenden Anzahl an Individuen aus-fliegen.� Die Honigbiene ist bei ihrer Sam-meltätigkeit blütenstet, sie bleibt einerTrachtquelle treu, bis diese ausge-schöpft ist. Diese Eigenschaft garan-

tiert die Bestäubung der Blütenpflan-zen, denn jede Pflanze braucht zur Be-fruchtung Pollen der eigenen Art.Als Gegenwert für Nektar und Pollenwird mit der Bestäubung die Vorausset-zung zur Arterhaltung und -vermeh-rung für die Pflanzen geschaffen. Füreinen großen Teil der Tierwelt bildendie Wildfrüchte und Pflanzen die Le-bensgrundlage schlechthin. Der Sym-biose zwischen Insekt und Blüten-pflanze verdanken viele Tierarten diewinterliche Überlebensmöglichkeit: seies die Amsel, die im Winter Weißdorn-und Ligusterbeeren nimmt, oder derDachs, der sich im Bergwald mit Hei-delbeeren für den Winter mästet.

WirtschaftlicheBedeutung der BieneDurch die Bestäubung von Obstblüten,Raps, Ackerbohne und sonstigen zurSamengewinnung angebauten Blüten-pflanzen leistet die Biene durch die Er-zeugung von Honig und durch ihre Be-stäubungsarbeit dem Menschen guteDienste. Der Einfluss der Bienenbe-stäubung auf den Ertrag dieser Nutz-pflanzen kann, wie in Versuchen schonnachgewiesen, zum Beispiel bei Kern-obst eine Steigerung bis zum Zehnfa-chen ausmachen. Je besser die Befruch-tung, desto höher auch das Fruchtge-wicht und die Qualität.

Abb. 2 Schlehe kommt bei uns in Hecken, Feldgehölzen und Waldrändern vor. Als Lebens- und Nahrungsraum für wildlebende Tiere erfüllen Wildgehölze einewichtige Funktion im Naturhaushalt.

Abb. 3 Feldränder: Wildpflanzen in Randstreifen der Ge-treideschläge wie der Klatschmohn, aber auch Kornblume und zahlreiche andere Arten sind wertvolle Trachtpflanzen.

Abb. 4 Himbeere: Wildfrüchte wie Himbeere, Eberesche, Holzbirne usw. brauchen zur Befruchtung die Biene, umihre Funktion im Naturhaushalt erfüllen zu können.

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Bedürfnisse der BieneDie Grundbedürfnisse eines Bienenvol-kes sind Wohnraum für den Wabenbau,eine ausreichende Futterversorgungund eine Wasserstelle.� Die Bienenwohnung war bis vornicht allzu langer Zeit ausschließlichder hohle Baum mit viel Platz und mög-lichst kleinem Eingang. Hier fand dasVolk einschließlich Brut, Wabenbauund gelagertem Honig Schutz vor demWetter und vor Feinden. Die Honig-biene war vor der Entstehung der Imke-rei ein Waldtier.In den Wäldern unserer Zeit ist derhohle Baum eine ausgesprochene Rari-tät mit vielen Interessenten aus demTierreich. Entflogene Schwärme habendeshalb mangels Wohnung in der Regelkeine Überlebensmöglichkeit. Das Bie-nenvolk wird heute vom Imker in der„Beute“ untergebracht, die als Kastenmit einem festen Rauminhalt oder alserweiterungsfähiges Magazin gebautist. Die Waben werden von den Bienenin Holzrahmen gebaut und können nachBedarf ausgetauscht werden.� Das Wasser ist notwendig, sobalddas Brutgeschäft beginnt, im Sommerwird es auch zur Temperaturregelungim Bienenstock verwendet.� Die Bienenlarve benötigt zumWachstum ein eiweißreiches Futter, dasanfangs auf der Grundlage von Pollenals Futtersaft von den Ammenbienenerzeugt wird. Danach werden Pollenund Nektar verfüttert. Blütenpollen istdeshalb die Voraussetzung für dasWachstum der Arbeiterinnen, die imSommer mit einer Lebensdauer vonsechs bis acht Wochen dem 50 000 bis70 000 Bienen zählenden Volk zur Ver-fügung stehen.Honig ist die Energienahrung für dieentwickelte Biene. Ein Bienenvolk ver-braucht im Laufe des Jahres etwa 35 kgPollen und 50 kg Honig. Bei Tracht-losigkeit stellt die Königin das Legenein.

Vielfältiges Tracht-pflanzenangebotDie ersten Pollen- und Nektarangebotekommen im Frühling von Haselnuss,Erle, Weide und Birke, in manchen Gebieten auch von Schneeheide undKornelkirsche. Wo vorhanden, leis-ten Schneeglöckchen, Märzenbecher,Blaustern, Buschwindröschen, Ler-chensporn und Leberblümchen guteDienste. In Ortsnähe können die Bie-nen den Formenreichtum an Früh-lingsblühern der Gärten, wie Winter-

ling, Krokus, Silberahorn und Zierkir-sche für sich nutzen. Dieses erste Nah-rungsangebot ist wichtig zum Aufbaustarker Bienenvölker, die in der Lagesein müssen, eine Frühlingstracht ausLöwenzahn, Obstblüte und Raps auszu-schöpfen.In der Imkerei wirken sich Tracht-

Abb. 5Sonnenblumen

sind wie Raps einegute Tracht.

Zwischenfrüchtewie Phacelia, Klee

und Senf solltenbis zur Blüte

stehen bleiben.

Abb. 6 Feldraine:Als Standort für

viele Blüten-pflanzen, wie hier

u. a. Glocken-blumen und Horn-

klee, bieten sieLebensraum für

Hummel und Wild-biene, für die

Honigbiene eineErgänzung zur

Tracht.

lücken, das heißt zeitweiliges Versie-gen des Futterangebotes, sehr negativauf die Entwicklung der Bienenvölkeraus. Nach dem großen Blühen im Maigibt es in vielen Gebieten kein ausrei-chendes Pollenangebot mehr. WichtigeGehölze zur Überbrückung dieserTrachtlücke sind Himbeere, Brombeereund Faulbaum sowie Weißdorn, Wild-rose und Hartriegel. Diese Arten soll-ten daher bei Pflanzungen stärker be-rücksichtigt werden. Im Allgemeinenwird das Pollenangebot nach der Lin-denblüte knapp, nur Waldrebe, Heide-kraut, Wilder Wein, Brombeere, Faul-

baum und Efeu kommen noch zurBlüte. Der Pollenbedarf kann aber teil-weise durch spätblühende Stauden wieFetthenne (Sedum), Dost (Origanumvulgare), Kohldistel, Wasserdost (Eu-patorium cannabium) und die aus Ame-rika eingebürgerte Goldrute sowiedurch landwirtschaftliche Zwischen-

früchte gedeckt werden. In Ortsnähe istder Spätsommer- und Herbstflor, insbe-sondere aus der Familie der Korbblütler(nur ungefüllt blühende Arten), und ei-niger Gehölzarten wie zum BeispielWilder Wein, Knöterich (Polygonumaubertii), Schnurbaum (Sophora japo-nica) sowie halb- und ungefüllt blü-hende Gartenrosen eine wertvolle Be-reicherung des Nektar- und Pollenange-botes.Zur Verbesserung der Trachtverhält-nisse sind folgende Maßnahmen geeig-net:� Schaffung eines Biotopverbundsys-

Für bayerische Verhältnisse geeignete Gehölze und ihre TrachtzeitenZeit der Blüten- / Blatttracht

Gehölzart Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt.

Acer platanoides Spitzahorn

Acer pseudoplatanus Bergahorn

Acer campestre Feldahorn

x Acer saccharinum Silberahorn

Aesculus hippocastanum Rosskastanie

x Ailanthus altissima Götterbaum

Alnus glutinosa/incana Schwarz- und Grauerle

x Amelanchier Felsenbirne

Berberis vulgaris Berberitze

x Berberis Gartenformen Zierberberitzen

Betula pendula Sandbirke

x Buddleya alternifolia

x Buddleya davidii Hybriden Sommerflieder

Calluna vulgaris Heidekraut

x Calluna Gartenformen

Castanea sativa Edelkastanie

x Chaenomeles Gartenformen Zierquitte

Clematis vitalba Waldrebe

− Cornus mas Kornelkirsche

Cornus sanguinea Roter Hartriegel

Corylus avellana Haselnuss

x Cotoneaster Gartenformen

x Crataegus Gartenformen Weißdorn

Crataegus monogyna/laevigata/curvisepala Weißdorn

x Cydonia oblonga Quitte

Cytisus scoparius Besenginster

x Cytisus Gartenformen

x Eleagnus angustifolia/umbellata Ölweide

Erica carnea Schneeheide

x Erica carnea Gartenformen

Euonymus europaeus Pfaffenhütchen

Frangula alnus Faulbaum

x Fraxinus ornus Blumenesche

Genista tinctoria Färberginster

x Gleditsia triacanthos Lederhülsenbaum

Hedera helix Efeu

x Kolkwitzia amabilis Kolkwitzie

− = Trachtpflanzen mit Einschränkungx = Trachtpflanzen für den Siedlungsbereich

tems (Hecken, Wildstaudenflur an Rai-nen und Gewässern) unter Verwendungvon Bienennährpflanzen.� Verwendung von Gehölzarten, diein Trachtlücken zur Überbrückung vonNahrungsengpässen blühen, besondersauch Himbeere und Brombeere.� Ausweisung ausreichend breiterGrundstücke bei der Neuanlage vonHecken zur Entwicklung von artenrei-chen Säumen und Krautschichten.� Schaffung einer guten Spättrachtmit einem ausreichenden Pollenange-bot, denn im Spätsommer entstehen dielanglebigen Winterbienen, und je stär-ker ein Volk in den Winter geht, umsostärker geht es in die Frühtracht.� Verwendung artenreicher Saatgut-mischungen bei der Anlage von Grün-streifen im ländlichen Wegebau, zumBeispiel bei Flurbereinigungsverfah-

ren. Arten wie Thymian, Hornklee,Labkräuter, Spitzwegerich, Salbei undDost könnten auf trockenen Standortenangesät werden. Wasserdost, Blutwei-derich und heimischer Bärenklau wach-sen in feuchten bis frischen Bereichenund an Grabenrändern.� Schaffung von artenreichen und na-turnahen Waldrändern.

Trachtpflanzen-KalenderDie Blütezeiten der einzelnen Gehölz-arten in der nachfolgenden Übersichtsind etwas länger dargestellt und solltenjeweils der gesamten Blütendauer inden verschiedenen KlimabereichenBayerns Rechnung tragen.In der Übersicht werden nur Laubge-hölze aufgeführt. Die mit einem x ver-

sehenen Arten sind zur Anwendung iminnerörtlichen Bereich für örtlicheGrünanlagen und Privatgärten geeig-net, aber keinesfalls für Pflanzung inder Landschaft. Ausnahmen hierbeisind die Kulturformen der Obstgehölze,die im ländlichen Bereich als Straßen-begleitgrün oder im Steuobstbau Ver-wendung finden.Die mit einem − gekennzeichneten Ar-ten werden in der Literatur meist alsTrachtpflanzen aufgeführt, sie sind esjedoch nicht uneingeschränkt. Die Kor-nelkirsche (Cornus mas) scheint nur insehr milden Klimabereichen Nektar zubieten. In raueren Klimagebieten wer-den in der Regel Kornelkirsche, Ligus-ter (Ligustrum vulgare), Traubenkir-sche (Prunus padus) und SchwarzerHolunder (Sambucus nigra) nicht be-flogen.

Bienentracht in Dorf und Flur

Für bayerische Verhältnisse geeignete Gehölze und ihre TrachtzeitenZeit der Blüten- / Blatttracht

Gehölzart Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt.

x Laburnum Gartenformen Goldregen

− Ligustrum vulgare Liguster

Lonicera xylosteum Gemeine Heckenkirsche

x Lonicera Gartenformen (tatarica/maackii/ledebourii)

x Mahonia aquifolium Mahonie

Malus sylvestris Wildapfel

Malus Gartenformen/Kultursorten Apfel

Mespilus germanica Mispel

x Parthenocissus spec. Wilder Wein

x Polygonum aubertii Knöterich

x Prunus armeniaca Aprikose

Prunus avium Vogelkirsche

− Prunus padus Traubenkirsche

x Prunus persica Pfirsich

Prunus spinosa Schlehe

x Prunus Gartenformen Zierkirsche, -pflaume

Prunus Kultursorten Kirsche/Pflaume

Prunus mahaleb Steinweichsel

x Pyracantha coccinea (crenatoserrata) Feuerdorn

Pyrus pyraster Wildbirne

Pyrus Kultursorten Birne

Quercus petraea/robur Traubeneiche/Stieleiche

Rhamnus catharticus Kreuzdorn

Ribes alpinum Alpenjohannisbeere

x Ribes Kultursorten/Gartenformen

Ribes grossularia Stachelbeere

Robinia pseudoacacia Robinie

Rosa spec. Wildrose

x Rosa halb- u. ungefüllt blühende Gartenformen

Rubus fruticosus Brombeere

Rubus idaeus Himbeere

Salix daphnoides Reifweide

Salix caprea Salweide

Salix smithiana Küblerweide

Salix purpurea Purpurweide

Salix cinerea Aschweide

Salix aurita Öhrchenweide

Salix triandra Mandelweide

Salix alba Silberweide

Salix fragilis Knackweide u. a. Weiden

− Sambucus nigra Schwarzer Holunder

x Sophora japonica Schnurbaum

Sorbus aria Mehlbeere

Sorbus aucuparia Eberesche

Sorbus torminalis Elsbeere

x Staphylea pinnata Pimpernuss

x Stephanandra incisa Kranzspiere

x Symphoricarpos alle Arten Schneebeere

Tilia cordata Winterlinde

Tilia platyphyllos Sommerlinde

Vaccinium myrtillus Heidelbeere

− Viburnum lantana Wolliger Schneeball

− Viburnum opulus Gemeiner Schneeball

Vitis sylvestris Wilder Wein

− = Trachtpflanzen mit Einschränkungx = Trachtpflanzen für den Siedlungsbereich

Bienentracht in Dorf und Flur

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Redaktion: Institut für Agrarökologie, Ökologischen Landbau und BodenschutzVöttinger Straße 38, 85354 Freising-WeihenstephanE-Mail: [email protected], Tel.: 0 81 61 / 71-36 40In Zusammenarbeit mit der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau, Fachzentrum Bienen, An der Steige 15, 97205 Veitshöchheim

7. Auflage Juli / 2005Technische Herstellung: Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbH, München, www.dlv.de

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