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ENERGIEWENDE Dank IT auf Kurs bleiben SERIE MOBILE GOVERNMENT Motor der Modernisierung BEHöRDEN-CLOUD Grünes Licht für Kooperations- modell Zeitschrift der Bundes-Arbeitsgemeinschaft der Kommunalen IT-Dienstleister e.V. 1| 2013 www.vitako.de FEBRUAR Big Data Enorme Ressourcen

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EnErgiEwEndE

dank iT auf Kurs bleiben

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Motor der Modernisierung

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grünes licht für Kooperations-modell

Zeitschrift der bundes-Arbeitsgemeinschaft der Kommunalen iT-dienstleister e.v.

1|2013www.vitako.de

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Big DataBig Data

Enorme Ressourcen

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\ EdiToriAl

Peter Kühne, Vorstandsvorsitzender, Dr. Marianne Wulff, Geschäftsführerin, Vitako – Bundes-Arbeitsgemeinschaft der Kommunalen IT-Dienstleister.

das Jahr mit der „13“ drin – schlechtes omen für E-government?

Hotelbetreiber, Fluggesellschaften: sie können die 13, der nachgesagt wird, eine Unglückszahl zu sein, ignorieren: Keine Zimmer mit der 13, keine Reihe 13 im Flugzeug. Das können wir nicht: Das Jahr 2013 hat begonnen. Schlechtes Omen für die Weiterentwicklung von Verwaltungs-IT und E-Government? Wir meinen nein!

Vieles ist auf den Weg gebracht, das zu vorsichtigem Optimismus aufruft: der neue Personalausweis harrt auch im neu-en Jahr auf größere Nutzungsintensität und -breite. De-Mail ist am Start, bisher allerdings noch weitgehend unsichtbar für Bürgerinnen und Bürger. Alle Beteiligten haben noch einiges zu investieren, um die sichere elektronische Kommunikation in die Fläche zu bringen – also keine Zeit zum Lamentieren.

Die Gesundheitskarte kommt – wenn auch mit sehr wenigen Funktionalitäten – endlich in die Fläche. Open Data, die Öffnung der Verwaltung für die Öffent-lichkeit, bewegt die Gemüter. Schließlich sind neue Gesetze „im Werden“, so das E-Government-Gesetz und das E-Justice-Gesetz. Auch wenn sie gegebenenfalls hin-ter unseren Erwartungen zurückbleiben: verbindliche Rahmenbedingungen für E-Government und Open Data entstehen.

Also keine Zeit zum Innehalten oder gar für Ängstlichkeit vor der 13! Vielmehr gibt es viel zu tun, um die Nutzung der Informationstechnik in der öffentlichen Verwaltung voranzutreiben – zum Nutzen von Verwaltung, Politik und Gesellschaft. Viele Anfänge sind gemacht. Die Dinge müssen zum Erfolg gebracht werden, wenn wir einen Schub für E-Government erreichen wollen!

Dabei können auch Entwürfe, die wegen ihrer politischen Durchsetzbarkeit in Tei-len in Schubladen verschwanden, als wert-

volle Anregungen dienen: Welche Projekte sind dringlich? Welche wünschenswert, wenn E-Government umfangreiche Effekte haben soll? Dazu gehört mit Sicherheit die elektronische Akte mit der elektronischen Vorgangsbearbeitung. Dazu gehört Open Data. Dazu gehört aber vor allem auch die Überwindung von Schriftformerfor-dernissen dort, wo die Funktionen von Schriftlichkeit keine Rolle spielen oder – wenn weiterhin vorhanden – mit anderen, elektronischen Werkzeugen erfüllt werden können.

Doch nicht nur Bekanntes will angefasst sein: Themen wie Big Data gelangen auf die Agenda und müssen auf ihren Nutzen für die Verwaltung geprüft werden. Mo-bile Government will in die strategische Ausrichtung der Verwaltungsentwicklung eingebunden und Nutzen orientiert ange-gangen werden.

Das Jahr mit der „13“ drin – schlechtes Omen für E-Government? Wir sagen Nein, denn die vielen Möglichkeiten und Ge-legenheiten, die die IT für Öffnung und Modernisierung von Verwaltung bietet, müssen ergriffen werden. Lassen Sie uns daher aus der „13“ eine Glückszahl für E-Government machen! In diesem Sinne wünschen Ihnen eine gute Lektüre

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\ inhAlT\ iMprESSuM

Herausgeber: Bundes-Arbeitsgemeinschaft der Kommunalen IT-Dienstleister e. V. Markgrafenstr. 22 10117 Berlin Tel. 030 / 20 63 15 60 E-Mail: [email protected] www.vitako.de

V.i.S.d.P.: Dr. Marianne Wulff

Die Redaktion behält sich vor, eingesandte Berichte auch ohne vorherige Absprache zu kürzen. Der Inhalt der Beiträge gibt nicht in jedem Fall die Meinung des Herausgebers wieder. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder elektronische Ver breitung nur mit Zustimmung des Herausgebers.

Redaktion: Goergen Kommunikation GmbH Anne Goergen, Michael Wayand, Kai Ortmann Ubierring 43 50678 Köln www.g-komm.de

Erscheinungsweise: 4 Ausgaben im Jahr

Auflage: 5.000

Konzeption, Layout und Satz: Coin Medien, Wiesbaden [email protected]

Lektorat: Ursula Barthel Grafikdesign, Bremen [email protected]

Regionalausgaben: Konzeption, Layout, Satz und Lektorat Ursula Barthel Grafikdesign, Bremen [email protected] Litho u. Druck: köhler + bracht GmbH & Co. KG, D-26180 Rastede/Wahnbek

Bildnachweise: AKDB (S. 27); Bundesministerium des Innern (S. 29); Dataport AöR (S. 8); DATEV eG (S. 32); Deutsches Patent- und Markenamt (S. 13); Freie und Hansestadt Hamburg (S. 21); Gemeinde Hiddenhausen (S. 25); Kanzlei Diem & Partner (S. 15); Fotolia (Evgen3d, PaTrixs, anastasios71, Beatrice prève, Bertold Werk-mann, shott4u, .shock, Berchtesgaden, VILevi, st-fotograf, Jürgen Priewe); iStockphoto (Alfsky, winhorse, bubaone, Bria-nAJackson); KommunalBIT AöR (S. 34); Stadt Köln (S. 23); krz Lemgo (S. 25); KRZN (S. 19); PROSOZ Herten GmbH (S. 9); SAS Deutschland (S. 17); T-Systems (S. 11); Vitako (S. 3); Wegweiser GmbH (S. 30); Zukunftsinstitut GmbH (S. 18)

Autoren dieser Ausgabe: Prof. Dr. Andreas Engels, Stadt KölnHarry Gatterer, ZukunftsinstitutDr. Helene Groß, Bundesministerium des InnernMartina Hackländer, Gemeinde HiddenhausenStefanie Hecht, Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikati-onssysteme (FOKUS)Andreas Huber, AKDBProfessor Dr. Dieter Kempf, BITKOM e.V.Dirk Kleemeier, krz LemgoDieter Kruse, Stadt KölnOliver Lorenz, Wegweiser Media & Conferences GmbHLena-Sophie Müller, Fraunhofer-Institut für Offene Kommunika-tionssysteme (FOKUS)Andreas Nold, SAS DeutschlandWerner Pescher, KRZNAndreas Reichel, Dataport AöR Jörn Riedel, Freie und Hansestadt HamburgKai Rülke, Deutsches Patent und MarkenamtBrigitte Sauter, PROSOZ Herten GmbHDr. Carsten Ulbricht M.C.L., Kanzlei Diem & PartnerJürgen Urbanski, BITKOM e.V.

Hinweis: Vitako aktuell erscheint zusätzlich mit 3 Regionalausgaben:Ausgabe krz Lemgo Ausgabe Lecos Leipzig Ausgabe regio iTDer Vertrieb erfolgt durch das jeweilige Vitako-Mitglied.

ISSN 2194-1165

Big Data

6 gut vorbereitet Will die Verwaltung die massenhaft verfügbaren Informationen zum Sprechen bringen, kommt sie an Big Data nicht vorbei, ist sich Andreas Reichel, Vorstand Technik der Dataport AöR, sicher. Denn das Internet hält immer mehr Informationen bereit, die für das tägliche Leben wichtig sind.

9 weiterdenken erlaubt Immer mehr digitale Prozesse produzieren auch in Sozialbehörden immer mehr Daten. Brigitte Sauter, Leiterin der Strategischen Un-ternehmensplanung der PROSOZ Herten GmbH, zeigt Wege auf, wie besonders Sozialdaten analysiert und genutzt werden können.

10 projekt mit breitenwirkung Verständnis für Big Data zu schaffen ist einer der Schwerpunkte des BITKOM Arbeitskreises Big Data & Analytics, den Jürgen Urbanski, Cheftechnologe bei T-Systems International und Vorstand des AK, vorstellt. Eine Erkenntnis: Datenschutz ist kein kategorischer Show Stopper für Big-Data-Projekte.

12 geschwindigkeit ist keine hexerei Das Deutsche Patent- und Markenamt (DPMA) nutzt das Recherche- und Archivsystem DEPATIS, um wertvolle Patente und Gebrauchs-muster schnell zu bearbeiten, wie Kai Rülke, Gruppenleiter in der Patentabteilung 1.13 und Leiter der DEPATIS-Datenbereitstellung beim DPMA, berichtet.

14 Schwieriges Terrain Nicht alles, was Big Data kann, ist auch erlaubt. Dr. Carsten Ulbricht, Rechtsanwalt bei der Kanzlei Diem & Partner in Stuttgart, nennt Gestaltungsmöglichkeiten, um die Auswertung von Big Data mit den datenschutzrechtlichen Vorgaben in Einklang zu bringen.

16 Am puls der Zeit Soziale Netzwerke sind ideal, um Stimmungen in der Bevölkerung zu erkennen und gezielt den Kontakt zu suchen. Dazu ist Analy-sesoftware hilfreich, wie Andreas Nold, Leiter Geschäftsfeldent-wicklung Öffentlicher Sektor SAS Deutschland, erläutert.

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\ inhAlT

RuBRikEn

32 vitako fragt … Professor Dr. Dieter Kempf, Präsident des Branchenverbandes BITKOM.

33 was macht eigentlich ...

das Regierungsprogramm?

33 vitako antwortet … Dr. Hanno Thewes

34 vitako panel

34 vorschau auf die nächste Ausgabe

34 Termine

35 in eigener Sache

innovation unD kommunalvERwaltung

18 radikale offenheit Durch die interaktiven Schnittstellen von Milliarden von Menschen gibt es kein Zurück zur unvernetzten Welt. Es scheint ein neuer Codex gefunden, um diese Vielheit zu erdulden: Offenheit. Harry Gatterer, Geschäftsführer des Zukunftsinstituts, stellt die Studie "Power of Openness“ vor.

19 Aus einer hand Immer stärker kommt es darauf an, die Vorteile von zent-ralen Infrastrukturen mit den Vorzügen von bürgernahen IT-Lösungen zu verbinden. Werner Pescher zeigt anhand eines Beispiels wie. Der Autor ist Leiter des Geschäftsfel-des Anwendungen beim Zweckverband KRZN.

20 Ab in die wolke Einem gemeinsamen Mailbetrieb mehrerer Verwaltun-gen in einer Behörden-Cloud stehen keine rechtlichen und technischen Hindernisse entgegen. Jörn Riedel, CIO in Hamburg, kennt die Details.

22 Serie: Mobile government Motor der Modernisierung Für Verwaltungen ist eine größere Mobilität der Mitarbei-ter ein echtes Optimierungspotenzial – wenn das Thema richtig angegangen wird. Prof. Dr. Andreas Engels und Dieter Kruse vom Amt für Informationsverarbeitung der Stadt Köln geben Rat.

24 gemeinsame herausforderung Der einheitliche Euro-Zahlungsverkehrsraum (SEPA) be-trifft mehr Fachverfahren als nur das Rechnungswesen. Ei-ne frühzeitige Beschäftigung mit dem Thema ist daher in Kommunen unabdingbar, finden Dirk Kleemeier, Teamlei-ter BPM beim krz in Lemgo und Martina Hackländer, Leite-rin der Finanzbuchhaltung und SEPA-Verantwortliche bei der Gemeinde Hiddenhausen.

vERwaltung DER Zukunft

26 Schwieriger Schritt Bei der Umsetzung der Energiewende sind Städte und Ge-meinden auf Unterstützung angewiesen – zum Beispiel durch geeignete Software und Beratung. Exemplarische Anwendungsfelder beleuchtet Andreas Huber vom IT-Dienstleister AKDB.

28 web-Check: rostock auf Kurs Vitako aktuell nimmt im Web 2.0 Check den Internetauf-tritt der Stadt Rostock unter die Lupe.

29 los geht’s! Den Start des bundesweiten Open-Government-Portals kündigt Dr. Helene Groß, Referentin für Open Government im Bundesinnenministerium, an.

30 Kommunikation im Mittelpunkt Unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums des Inneren startet in Berlin am 25. und 26. Juni der Zu-kunftskongress Staat und Verwaltung. Vitako aktuell sprach mit Oliver Lorenz, Geschäftsführer des Veranstal-ters Wegweiser Media & Conferences, über die Positionie-rung des Events.

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gut vorbereitetbig-data-Management: wer die explodierenden datenmengen nutzen will, sollte sich rüsten

die Menschheit produziert tagtäglich einen Schatz:

rund 2,5 Trillionen bytes daten. big data hilft, diesen

zu heben – die verwaltung sollte jetzt damit anfangen.

amburg hat seit Oktober 2012 ein Transparenzgesetz. Es wurde von der „Volksinitiative Transparenz schafft Vertrauen“ initiiert, im Juni von der Bürgerschaft verabschiedet und bescherte Senat und

Behörden eine Veröffentlichungspflicht für Informationen. Senatsbeschlüsse und Protokolle, Verträge, Dienstanweisungen, Subventions-, Haushalts- und Baudaten, Gutachten und Statistiken müssen nun durch die Verwaltung laufend veröffentlicht werden. Ab Oktober 2014 soll es dazu ein Informa-tionsregister im Internet geben. Anfragen sind jetzt schon möglich, zum Beispiel über die Webseite www.fragdenstaat.de. Mit dem Transparenzge-setz haben die Bürger erkämpft, dass sich der Staat öffnet. Damit soll die Informationsfreiheit ausgeweitet werden, die zwar schon vorher das Recht auf Akteneinsicht einräumte, allerdings nur auf Antrag.

Parallel hierzu plant Hamburg ein Datenportal. Das Land folgt damit dem Vorbild Berlins oder Bremens, die bereits Datensätze freigegeben haben und diese zentral in Portalen zur Verfügung stellen. Informationen sind die Grundlage für Wissen: über das Handeln der Verwaltung, über den Zustand von Quartieren, zum Beispiel durch Statistik- oder Verkehrsdaten, Daten zu Bildung, Stadtplanung, Spielplätzen, Sporthallen.

Das Hamburger Informationsregister ist eigentlich dazu da, Bürgern oder Unternehmen die Möglichkeit zu geben, Informationen zum Verwaltungs-handeln zu finden. Doch auch die Verwaltung kann davon profitieren. Die Verwaltung kann sich auf den Start des Informationsregisters freuen – weil dann Behörde A die Möglichkeit bekommt, bequem auf öffentlich zugängliche Informationen der Behörde B zuzugreifen. Ganz im Sinne eines übergreifenden Wissensmanagements, das heute noch auf Barrieren zwischen Behörden stößt. Das Prinzip lautet also nicht nur: „Wenn der Bürger wüsste, was die Verwaltung weiß…“, sondern auch: „Wenn die Verwaltung wüsste, was die Verwaltung weiß…“. Noch ist die Verwaltung aber nicht auf den Umgang mit großen und überwiegend unstrukturier-

\ big dATA

h

ten Datenmengen vorbereitet. Das Stichwort lautet deshalb Big-Data-Management.

riesiges datenvolumenBig Data unterliegt hier und da noch dem Verdacht, nur ein temporärer Trend zu sein. Doch spätestens seit dem Durchbruch des Internets als Allerwelt-Platt-form lässt sich die explodierende Datenmenge nicht mehr leugnen: Täglich produziert die Menschheit nach Angaben von IBM 2,5 Trillionen Bytes Daten, eine Zahl mit achtzehn Nullen. Big Data bezeichnet den Umgang mit diesen Daten, also deren Analyse, um sie sinnvoll nutzen zu können.

Für Prognosen, wie sich in den nächsten Jahren das Datenvolumen entwickeln wird, sollte man Querfor-mat wählen. Das Unternehmen Cisco schätzt, dass 2016 der globale Datenverkehr im Internet auf 1,3 Zettabyte ansteigen wird. Ein Zettabyte entspricht einer Billion Gigabyte. Diese Datenmengen wer-den heute nicht mehr nur als strukturierte Daten in Datenbanken erzeugt. Viele Daten entstehen in unstrukturierter Form im Web 2.0, in sozialen Netz-werken wie Facebook, Videoplattformen wie Youtube, Foto-Plattformen wie Flickr. Dort wird gepostet, ge-teilt und hochgeladen, was das Zeug hält. Facebook hat 2012 die Marke von einer Milliarde Nutzern überschritten. Jede Minute teilen die Mitglieder dort 685.000 Inhalte und auf Youtube werden 72 Stunden Videomaterial hochgeladen. Und durch das „Internet der Dinge“ nimmt die Zahl der Datenquel-len noch einmal exponentiell zu. Internet der Dinge meint, dass Gegenstände mit dem Netz verbunden sind: das Stromnetz, der Kühlschrank, das Auto. So ordert der Kühlschrank frische Milch und Butter im Supermarkt, die Waschmaschine wäscht, wenn der Strom am wenigsten kostet, das Navigationsgerät hält nicht nur Informationen über Staus bereit, sondern kommuniziert mit anderen Fahrzeugen und kann so

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Angerichtet: Daten kommen nicht mehr häppchenweise, sondern en masse

die beste Umleitung empfehlen. Bis 2016 sollen fast 18,9 Milliarden Geräte mit dem Internet verbunden sein, 2011 waren es nach Angaben von Cisco rund 10,3 Milliarden Geräte.

nie wieder offlineDer Begriff „Informationsgesellschaft“ wurde 2004 in den Duden aufgenommen. In dieser Informati-onsgesellschaft können sich mehr als 55 Prozent der Deutschen und 80 Prozent der Internet-Nutzer ein Leben ohne Web nicht mehr vorstellen. Rund 75 Prozent der Deutschen sind in mindestens einem sozialen Netzwerk. Sogar 42 Prozent der Senioren ab 65 Jahren nutzen nach dem Branchenverband Bitkom Facebook und Co., sofern sie einen Internet-Anschluss haben.

Big Data ist eine Konsequenz der Digitalisierung der Gesellschaft. Das Internet hält immer mehr Informa-tionen bereit, die für Gestaltung und Qualität des täglichen Lebens wichtig sind. Will die Verwaltung die massenhaft verfügbaren Informationen nutzen, kommt sie an Big Data nicht vorbei – sonst geht sie in der Datenflut unter, und die Datenquellen liegen für sie brach. Gut möglich, dass Unternehmen oder Bürger, die mit solch einem Datenvolumen umge-hen können, dann einen strategischen Vorsprung haben und das in den Daten enthaltene Wissen für sich nutzen. Zwar versucht die Verwaltung auch jetzt, den Status quo zu analysieren: Es gibt zum Beispiel Statistische Jahrbücher inklusive Progno-sen von Entwicklungen. Zur Ergänzung von Stim-mungsbildern nutzt die Verwaltung Bürgerforen oder Infrastrukturmängel-Melder, zum Beispiel den Maerker Brandenburg. Hier erfährt die Verwaltung, wo Bürger der Schuh drückt, wo Probleme in einem Stadtteil auftauchen – allerdings erst, wenn schon etwas passiert ist.

Sag mir, was passieren könnteWas aber wäre, wenn es durch Analyse von Daten und Informationen möglich wäre, dass Probleme erst gar nicht entstehen? Gesundheitsmanager können aufgrund einer Auswertung von Google-Suchanf-ragen vorhersagen, welchen Weg eine Grippewelle einschlagen wird. Wissenschaftler am Massachusetts Institute of Technology haben einen Algorithmus

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nicht nur in Hamburg, haben sich zum Ziel gesetzt: „Kein Schüler darf verloren gehen.“ Für Schulplaner in Verwaltung und Politik sind Schuldaten eine wichtige Informationsquelle – Abschlüsse, Abbrecherzahlen, Klassen-stärken, Lehrerqualifikation, Notendurchschnitt, Infrastrukturmängel.

Werden diese Daten jetzt mit Sozialdaten verbunden, birgt das Sprengstoff für Datenschützer oder Schüler, Eltern und Lehrer. Es gilt aber, jedem Schü-ler, egal aus welchem Elternhaus und welchem Stadtteil, auf der Schule gute Chancen für die Entwicklung und den Einstieg in das Berufsleben zu bieten. Weitere Einsatzmöglichkeiten für Business Intelligence im städti-schen Bereich: das Verkehrsnetz, Standortanalyse und Wirtschaftsförderung oder auch Konjunkturprognosen, zum Beispiel: Wenn Griechenland die Euro-Zone verlässt, was heißt das für Hamburg?

Ein zweiter Schritt: Business Intelligence wird mit unstrukturierten Daten verbunden. Das kann zum Beispiel bedeuten, die „offiziell“ vorhandenen Schuldaten mit öffentlichen Daten aus dem Internet zu verbinden, soweit das datenschutzrechtlich möglich ist, um beispielsweise drohende Schul-abbrüche frühzeitig und systematisch zu erkennen und die Betroffenen auf unterschiedlichen Plattformen anzusprechen.

In der dritten Dimension ist Big-Data-Management nicht nur in der Lage, vorhandene Daten, strukturiert und unstrukturiert, auszuwerten. Neue und bereits verfügbare Werkzeuge arbeiten prognostisch. Dann antizi-piert die Datenanalyse Entwicklungen – und beantwortet die Frage, ob ein Stadtteil ausreichend mit Schulen versorgt ist, vielleicht so: „Dieser Stadtteil wird in zehn bis zwanzig Jahren nur noch wenig Kinder haben, dafür aber zu wenig Freizeitmöglichkeiten für Senioren und wenig auf ältere Menschen spezialisierte medizinische Einrichtungen. Es ziehen kaum Familien in das Quartier, Ursachen könnten die industrielle Entwicklung in der Nachbarschaft und schlechte Umweltwerte sein.“ Diese Art der zukunftsorientierten Datenanalyse ist allerdings nur mit einem System möglich, das in der Lage ist, große Mengen von unstrukturierten Daten zu verarbeiten, Hypothesen zu erstellen – und lernfähig ist. Diese Systeme werden bereits angeboten.

Es gibt sicher Grenzen von Big Data – technisch, rechtlich, finanziell. Die Privatwirtschaft rüstet sich für die Herausforderungen, und auch die Bürger werden die vorhandenen und nun auch offengelegten Verwaltungsdaten

nutzen. Vor diesem Hintergrund wird der Staat sich die Frage stellen müssen: Kann Big-Data-Management helfen, die vorhandenen strukturierten und öffentlich zugänglichen, unstrukturierten, explodierenden Mas-sendaten so zu nutzen, dass aktives, wirkungsorien-tiertes Verwaltungshandeln möglich wird?

Andreas Reichel ist Vorstand Technik der Dataport AöR.

entwickelt, mit dem sie bei Twitter die Länge von Busfahrten, Kinoschlangen oder sogar Aktienkurse prognostizieren können.

Aktienkurse brauchen die Verwaltung nicht zu küm-mern. Die Möglichkeit zur Berechnung von Noro-virus-Entwicklungen in einer Stadt wäre aber von Nutzen. Big-Data-Management kann der Verwaltung helfen, über Internet zugängliche strukturierte oder unstrukturierte Massendaten so zu nutzen, dass ein wirkungsorientiertes Handeln möglich wird. Ein An-wendungsbereich ist Wirtschaftsförderung im Kontext von Konjunkturprognosen, Klimaveränderung und Demografie. Oder im gleichen Kontext der Städte-bau, erweitert um die Komponente Verkehrsplanung. Die Daten, die hierfür ausgewertet werden müssen, sind jetzt schon teilweise maschinenlesbar, das heißt sie können von Computern verarbeitet werden. Durch Transparenzgesetze oder Datenportale wird die Zahl der verfügbaren Datensätze der Verwaltung jedoch noch um ein Vielfaches erhöht. Je mehr Daten aus unterschiedlichen Bereichen vorliegen, umso besser ist auch die Möglichkeit der Verknüpfung von Daten für bestimmte Informationen in bestimmten Lebens-lagen. So können diese Daten Bürgern helfen, die passende Wohngegend in Abwägung von Mietprei-sen, Kita-Dichte und Anbindung zum öffentlichen Nahverkehr zu finden. Quartierbezogene Daten zu Wohnsituation, Bildungs- und Verkehrsinfrastruktur zeigen gleichzeitig der Verwaltung auf, wo Optimie-rungsbedarf im Städtebau besteht.

drei Stufen zum ErfolgBig-Data-Management-Werkzeuge werden durch die großen IT-Lieferanten angeboten – und in der Privat-wirtschaft bereits eingesetzt. Die Herausforderung für die Verwaltung: Es kostet Geld und erfordert eine adäquate Infrastruktur. In drei Stufen kann sich die Verwaltung aber an Big-Data-Management annähern.

Ein erster Schritt: Einsatz klassischer Business-In-telligence-Tools. Viele Verwaltungen verfügen schon heute über strukturierte Daten oder könnten diese über die Statistischen Landesämter beziehen. Ein mögliches, allerdings nicht unumstrittenes Anwen-dungsbeispiel ist der Bereich Bildung. Viele Schulen,

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bestimmte Maßnahme zur Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt erfolgreich abgeschlossen. Erfolg-reich meint, die Gruppenmitglieder haben einen Job auf dem ersten Arbeitsmarkt gefunden. In Zukunft wäre es also sinnvoll, diese bestimmte Wiederein-gliederungsmaßnahme nur Personen zu vermitteln, die damit ebenfalls erfolgreich sein werden. Was also sind die entscheidenden Merkmale der Gruppe? Warum hat gerade sie die Wiedereingliederungsmaß-nahme erfolgreich abgeschlossen? Hier kann Data Mining weiter helfen. Gefragt ist eine Technologie, die große, gegebenenfalls unstrukturierte Daten-mengen speichern kann, um sie dann spalten- und zeilenorientiert auszulesen.

Bereits vor der Diskussion um Big Data gab es viel-versprechende Technologien, die Arbeitsabläufe und Prozesse in Verwaltungen effizienter und moderner gestalten können. Durch die steigende Datenmenge in Sozial- und Jugendämtern beschäftigen sich deren IT-Verantwortliche mit Performance-Themen und somit natürlich auch mit BI und Big Data. Big Data ist aktuell sicherlich ein Hype-Thema, das sich nach der öffentlichen Diskussion auf ein „normales Maß“ zurück entwickeln wird. Doch ganz sicher wird Big Data in Verwaltungen Einzug halten, da dort die Datenmengen immer weiter ansteigen und die Not-

wendigkeit besteht, diese Daten intelligent zu analysieren.

Brigitte Sauter ist Leiterin der Strate-gischen Unternehmensplanung der PROSOZ Herten GmbH.

weiterdenken erlaubt

die zeitnahe Auswertung komplexer datenbestände

birgt große Chancen für das verwaltungshandeln –

auch und gerade im sozialen bereich.

pätestens mit dem Boom der sozialen Netzwerke sind die mittels IT übertragenen Datenmengen explodiert. Immer mehr digitale Prozesse produzieren auch in Behörden immer mehr Daten. Diese entwickeln

sich zu einem der wichtigsten Rohstoffe in der Verwaltung. Die große Herausforderung ist es, diesen Wissensschatz nutzbar zu machen und aus dem Phänomen Big Data intelligente Erkenntnisse und Entscheidungsin-formationen zu gewinnen.

Das Beispiel einer deutschen Großstadt zeigt: Innerhalb von sechs Monaten hat sich die Zahl der reinen Falldaten allein in der Sozialverwaltung ver-vierfacht. Für die Datenhaltung musste die Speicherkapazität verdoppelt werden. Ein Schlüssel zur Nutzung dieser großen Datenbestände sind neue, immer leistungsfähigere Systeme, die mit den riesigen Mengen sicher und effizient arbeiten.

Erkenntnisgewinn?Aber: Liefern mehr Daten auch automatisch mehr Erkenntnis? Daten-sammlungen sind erst dann sinnvoll, wenn sie zeitnah und nutzbringend analysiert werden. Dazu braucht es intelligente Steuerungsinstrumente.

Schon jetzt analysieren Business-Intelligence(BI)-Lösungen Daten aus Fachverfahren in Verwaltungen und vermitteln so handlungsorientiertes Entscheider-Wissen. Dabei kommt es darauf an, gerade auch Ad-hoc-Anfragen gezielt zu beantworten und Informationen aus unterschiedlichen Abteilungen zu einer fachlich fundierten Aussage zusammen zu führen.

Wachsende Datenmengen müssen heute nicht nur schneller, sondern auch anders analysiert werden. So möchten Kommunen Kennzahlen über längere Zeiträume betrachten, nach qualitativen und quantitativen Merkmalen bewerten oder Dokumente als Datenquellen verwerten. Dabei stoßen BI-Systeme sehr häufig an technische Grenzen. Big Data setzt genau an diesem Problem an und erschließt neue Dimensionen.

data MiningNeben der klassischen Analyse der Daten wird beispielsweise im Bereich der sozialen Sicherung auch das Thema Data Mining immer interessanter. Denken wir zum Beispiel an den Bereich der Arbeitsvermittlung. Hier ist es sicher interessant, die Vermittlung der richtigen Maßnahme an die rich-tige Person durch eine Analyse als „automatisierten Selbstlerneffekt“ zu unterstützen. Beispiel soziale Hilfen: Eine Gruppe von Personen hat eine

Analyse: Große Datenmengen erfordern strukturiertes Vorgehen

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projekt mit breitenwirkungvielfacher Ertrag aus der datenflut

Ein besseres verständnis für big data zu schaffen ist einer der

Schwerpunkte des biTKoM Arbeitskreises big data & Analytics.

dabei ist datenschutz kein kategorischer Show Stopper für ein-

schlägige projekte.

er BITKOM Arbeitskreis Big Data & Analytics feiert im Frühjahr 2013 seinen ersten Geburtstag. Das Themenspektrum der Gruppe reicht dabei von der Erarbeitung einer Markttransparenz über Datenschutz, Vorstellung von Ge-

schäftsmodellen und Infrastrukturen bis hin zu einzelnen Verfahren und Methoden. Im ersten Jahr konnten die Mitglieder bereits erste Ergebnisse vorstellen. Auch für 2013 stehen die Schwerpunkte schon fest. Welches Potenzial in Big Data steckt, zeigen ausgewählte Beispiele aus der öffentlichen Verwaltung.

Hauptziel des Arbeitskreises ist es, Anwender-Unternehmen dabei zu unterstützen, das große Potenzial von Big Data zu heben sowie als kompetente Anlaufstelle zu al-len Fragen rund um das Thema zu dienen. So fördert der Arbeitskreis nicht nur den persönlichen Erfahrungsaustausch zwischen den Mitgliedern, sondern veröffentlicht auch praktische Orientierungshilfe zum Thema. Beispielsweise stellt der Leitfaden „Big Data im Praxiseinsatz – Szenarien, Beispiele, Effekte“ auf 106 Seiten den wirt-schaftlichen Nutzen von Big Data dar, mit Einsatzszenarien aus verschiedensten Funk-tionsbereichen. Der Nutzen von Big Data liegt für viele Einsatzgebiete in Wirtschaft und Verwaltung dabei klar auf der Hand. Das belegen auch die 34 Fallstudien, die in diesem Leitfaden skizziert sind.

wirkung in allen branchenErstens schafft Big Data Transparenz. Wenn allen Akteuren einer Organisation zeitnah die gleichen Informationen zur Verfügung stehen, kann das größere Innovations-potenziale heben und die Wertschöpfung entsprechend erhöhen. Beispiele aus der öffentlichen Verwaltung wären das Crowd-Sourcing von Benutzer-Feedback oder Ver-

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Ansammlung: Big Data hat viel Potenzial und gewinnt zunehmend an Bedeutung in der Verwaltung

kehrsflussinformationen zur Optimierung der Schneeräumung im Winter.

Zweitens schafft Big Data Spielraum für Experimente. Performance-Daten in Echt-zeit ermöglichen kontrollierte Simulatio-nen, um Bedürfnisse und Variabilität zu identifizieren und die Leistung zu steigern. Während die meisten Organisationen rein tayloristisch auf größtmögliche Stabilität der Abläufe ausgelegt sind, gibt es viele für die öffentliche Verwaltung relevante Bereiche, wo die zeitnahe Abdeckung von Lastspitzen extrem wichtig ist. Das gilt zum Beispiel für das Thema Sicherheit rund um Großveranstaltungen.

Drittens verbessert Big Data den Zugang zu Kunden beziehungsweise Einwohnern. Big Data versetzt Organisationen in die Lage, feinkörnige Bevölkerungs- und Kundensegmente zu erstellen und ihre Waren und Dienstleistungen auf deren Bedarf zuzuschneiden. Eine detaillierte Segmentierung von Zielgruppen erleich-tert deren Ansprache, vermindert die Streuverluste und somit auch die Kosten für Marketingkampagnen.

Viertens unterstützt Big Data Entschei-dungsprozesse. Die Analyse umfang-reicher Daten in Echtzeit (Embedded Analytics) verbessert Entscheidungen. Dies vollzieht sich als vollautomatischer Prozess oder als Entscheidungsgrundlage für das Management, um so die Intuition von Entscheidern zu ergänzen.

Fünftens eröffnet Big Data auch Chancen für neue Geschäftsmodelle, Produkte und Dienstleistungen. Öffentliche Daten wie Umweltqualität oder Kriminalitätssta-tistiken nach Postleitzahl, zum Beispiel aus den Open-Government-Initiativen in Deutschland oder aus Markplätzen, kön-nen so in die Diensterbringung privater Anbieter einfließen.

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hängt stark vom Design des technischen Verfahrens ab. In der Anfangsphase der Entwicklung lässt sich das einfacher än-dern als später, wenn ein Verfahren bereits eingeführt ist.

Agenda 2013Die zunehmende Bedeutung von Big Data spiegelt sich auch in den Vorhaben des BITKOM Arbeitskreises für das nächste Jahr. Zu den Vorhaben zählen:

Mitwirkung bei der Entwicklung eines Innovations- und Schulungszentrums für Big Data, insbesondere um der drohenden Talente-Knappheit entge-genzuwirken.

Ein zweiter Leitfaden zur konkreten Umsetzung von Big-Data-Projekten im Frühjahr 2013.

Präsenz auf Messen und Veranstaltun-gen wie dem BITKOM-Trendkongress 2013 sowie der CeBIT 2013.

Navigationsunterstützung für die kom-plexe Welt der Technologien.

Erstellen von Leitlinien für den Daten-schutz bei Big-Data-Projekten.

Auch das zweite Arbeitsjahr hält also spannende Aufgaben bereit, zumal die Bedeutung der Thematik aktueller ist denn je. weitere informationen: Leitfaden „Big Data im Praxiseinsatz – Szenarien, Beispiele, Effekte“ verfügbar unter: https://www.bitkom.org/de/publikationen/38337_73446.aspx Mehr zum Windows Azure Marketplace unter: http://datamarket.azure.com

Jürgen Urbanski ist Cheftechnologe bei T-Systems International und Vorstand des BIT-KOM Arbeitskreises Big Data & Analytics.

Ein konkretes Beispiel für den Einsatz in der öffentlichen Verwaltung bietet das KTH Royal Institute of Technology in Schweden, welches eine Echtzeitanalyse zur Verbes-serung des Verkehrsmanagements in Stockholm erstellt hat. Pro Sekunde werden mehr als 250.000 GPS-Daten sowie Sensor- und Video-Informationen aus zahlreichen weiteren Quellen (Wetter, Unfall- und Staumeldungen) integriert und analysiert. Dieses Vorgehen antizipiert Probleme und hilft Schwierigkeiten vorzubeugen, etwa was Ausweichempfehlungen und alternative Routen betrifft. Die Ergebnisse fließen direkt in das „Intelligente Verkehrssystem“ der Stadt Stockholm ein. Dies hat in Sum-me den Verkehr um 20 Prozent reduziert, die Fahrzeiten um 50 Prozent verkürzt und Emissionen um 20 Prozent gesenkt.

Feldversuch verkehrssteuerungNoch weiter geht in Deutschland der Feldversuch „Sichere intelligente Mobilität“ des Verbandes der Automobilindustrie (VDA). 120 Testfahrzeuge sind breitbandig mit einer Verkehrsleitstelle sowie mit Sensoren an Leitplanken, Ampeln und Baken im Rhein-Main-Gebiet verbunden. Die Aufgabe liegt darin, stau- und unfallfreie Ver-kehrssteuerung zu testen. Schon dieser Feldversuch generiert jede Woche 30 Terabyte an Daten. Die wirtschaftliche Relevanz ist dabei nicht zu übersehen. Denn allein die Staus auf deutschen Straßen kosten die hiesige Volkswirtschaft jährlich die Summe von 17 Milliarden Euro.

Während die Akteure in den USA den Blick mehr auf die großen Chancen von Big Data richten, betonen viele Stimmen in Deutschland eher die Risiken und thematisieren Befürchtungen vor unkontrollierter Überwachung. Eine nuancierte Betrachtung zeigt, dass Datenschutz keineswegs ein kategorischer Show Stopper für Big-Data-Projekte sein muss. So ist das Verbotsprinzip ein wichtiger Grundsatz des Bundesdatenschutz-gesetzes (BDSG):

Personenbezogene Daten dürfen nur erhoben, verarbeitet oder genutzt werden, wenn der Betroffene eingewilligt hat oder wenn eine Rechtsvorschrift dies aus-drücklich erlaubt.

Daten dürfen nur für den Zweck genutzt werden, für den sie erhoben worden sind (Zweckbindung).

Es sollen möglichst wenige personenbezogene Daten verarbeitet werden (Daten-sparsamkeit).

rechtliche gestaltungsräumeDies bedeutet aber keineswegs, dass Big-Data-Verfahren nach deutschem Recht unzulässig wären. Außerdem gilt das Datenschutzrecht nur für personenbezogene Daten, nicht für technische Daten wie zum Beispiel ausgewertete Maschinendaten oder Gerätedaten für Service- und Support-Zwecke.

Die rechtlichen Herausforderungen bestehen nun darin, in Vertragsverhältnissen zu beurteilen, welche Datenverarbeitung erforderlich ist. Dann für wirksame Einwilli-gungen zu sorgen und taugliche Verfahren zum Privacy Preserving Data Mining – also dem Schutz persönlicher Daten – anzuwenden. Vor allem ist es wichtig, die rechtliche Zulässigkeit bereits bei der Entwicklung einer Big-Data-Anwendung zu prüfen. Diese

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Ziel des DPMA ist es, auch in Zukunft bei der Patentprü-fung eine hohe Qualität bei gleichzeitig hoher Effizienz zu gewährleisten. Vor diesem Hintergrund ist es erforderlich, die inzwischen sehr großen – und immer weiter wachsenden – Datenbestände den Patent-prüferinnen und Patentprüfern so bereitzustellen, dass ihre Gesamtinhalte schnellstmög-lich und umfänglich recher-chierbar und darstellbar sind. Dabei müssen folgende Anfor-derungen für die Nutzer des Systems erfüllt werden:

Schnelle Recherche in ei-nem Volltext-Retrievalsys-tem über den Gesamtbe-stand aller Datensätze;

Blättern in den strukturier-ten Faxdokumentanteilen, bei denen auf ausgewählte Dokumenteninhalte schnell und direkt zugegriffen wer-den muss.

Zudem ist zu berücksichtigen, dass der eigentliche Blätter-vorgang in Bruchteilen einer Sekunde und ohne eine merk-

bei patenten und gebrauchsmustern geht es

um immense werte – eine schnelle bearbei-

tung ist daher wichtig. gleichzeitig müssen

aber riesige datenmengen recherchiert wer-

den.

geschwindigkeit ist keine hexerei viele Einzelmaßnahmen ergeben eine leistungsfähige big-data-Anwendung

\ big dATA

echnisches Know-how ist einer der bestimmenden Para-meter für den Industriestandort Deutschland. Dem Schutz technischer Erfindungen kommt daher eine entscheidende

Rolle zu. Das Deutsche Patent- und Markenamt (DPMA) ist das nationale Kompetenzzentrum für den gewerblichen Rechtsschutz in Deutschland. 2.550 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter machen es zum größten nationalen Patent- und Markenamt in Europa und zum weltweit fünftgrößten nationalen Patentamt. Die Be-schäftigten in München, Jena und Berlin erteilen Patente, tragen Marken und Muster ein und verwalten sie. Außerdem informie-ren sie die Öffentlichkeit über gewerbliche Schutzrechte.Den rund 800 Patentprüferinnen und Patentprüfern steht für ihre Arbeit ein leistungsstarkes Recherche- und Archivsystem mit der Bezeichnung DEPATIS (Deutsches Patentinformati-onssystem) mit Patent- und Gebrauchsmusterdokumenten aus aller Welt zur Verfügung. Das dort gespeicherte Datenvolumen ist seit der Einführung im Jahr 1999 aufgrund der weltweiten Zunahme von Patentanmeldungen stark angewachsen. In den vergangenen 13 Jahren hat sich die Anzahl der Datensätze auf zuletzt rund 81 Millionen gut verdreifacht. Ein Datensatz verfügt neben einem bibliografischen Datenanteil im Wesentlichen auch über Volltext- und über Faxdokumentanteile.

blitzschnell: Tempo ist wichtig, denn zu langsame Auswertung vermindert den Nutzen großer Datenmengen

liche Unterbrechung Weißzeit während des Seitenumbruchs erfolgen muss, um die Anzeige-dauer für den Nutzer so hoch wie möglich zu halten. Diese Herausforderungen können nur durch eine Vielzahl von hardware- und softwaresei-tigen Maßnahmen bewältigt werden.

differenzierte ArchitekturEine Voraussetzung zum schnellstmöglichen Zugriff auf den Datenbestand ist ein leis-tungsfähiges Speichersystem zur Ablage der Archivdaten. Die Reduktion der Zugriffszei-ten wird durch die Aufteilung der Daten auf viele Festplatten erreicht. Zudem sind die Daten auf zwei physikalische Datei-server verteilt, die über eine parallele Netzwerkanbindung verfügen. Der Datenbank-Speicher ist per Storage-Area-Network (SAN) angebunden.

Eine weitere wichtige Maß-nahme ist die Ausstattung der Datenbankmaschinen mit ei-nem großen Hauptspeicher, wodurch die für die Zugriffe

T

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tere Maßnahme ist das sogenannte Prefetching – eine voraus-schauende Zwischenspeicherung. Das bedeutet, dass die gemäß der Dokumentlisten zu erwartenden nächsten Dokumentseiten im Voraus aus dem Archiv geladen und auf dem Client im Spei-cher gehalten werden. Diese Maßnahme führt zu einer guten Ausnutzung der Netzbandbreite, da insbesondere die Bedien-pausen vom System für das Prefetching genutzt werden können. Zudem sind auf allen Ebenen, also auf Datenbank, Application Server und Client, Caching-Mechanismen implementiert.

Für das DPMA besteht die technische Lösung also nicht in der einen durchschlagenden hardware- oder softwaretechnischen Maßnahme, sondern in einer Vielzahl sukzessive entwickelter und ineinandergreifender Einzelmaßnahmen und Optimie-rungen. Diese Maßnahmen tragen insgesamt zu einer hohen

Rechercheeffizienz der Prüfer und Prüfe-rinnen bei. Somit wappnet sich das DPMA auch für die Zukunft, in der eine große und permanent stark ansteigende Menge von Patentliteratur erwartet wird.

Kai Rülke ist Gruppenleiter in der Patentabteilung 1.13 und Leiter der DEPATIS-Datenbereitstellung beim DPMA.

wichtigen Tabellen und Indizes im RAM gehalten werden kön-nen. Die Recherchemaschinen müssen ebenfalls über einen großen Hauptspeicher verfü-gen, um den Rechercheindex komplett im Arbeitsspeicher zu halten – sogenanntes „in memory computing“. Darüber sind die verschiedenen Ser-versysteme wie Datenbank-, Skalier- und Anwendungsser-ver im Hinblick auf optimale Anpassungsfähigkeit virtua-lisiert.

getrennte datenverwaltungDEPATIS nutzt die bibliogra-fischen Daten in einer Da-tenbank, speichert die Doku-menten-Rohdaten jedoch im Filesystem. Auf die Nutzung von BLOBs (Binary Large Ob-

ject) wurde wegen der Daten-mengen bewusst verzichtet. Das beschleunigt den Zugriff auf die bibliografischen Da-ten deutlich. Der Anteil der Datenbank beträgt lediglich etwa 500 Gigabyte, wohin-gegen das Archiv-Filesystem über Archivdaten im Umfang von rund 30 Terabyte verfügt. Zudem erfolgt eine seitenweise Ablage der Faxdokumentantei-le in schwarz-weiß, was den Sprung auf einzelne Seiten beschleunigt.

Zur Laufzeitreduzierung wer-den für die Skalierung am Client speziell optimierte Al-gorithmen, eine sogenannte „Graustufendarstellung“, zur grafischen Vorverarbeitung der Dokumente genutzt. Eine wei-

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im Internet sollten Bestandsdaten (Geschlecht, Alter) mit Bewegungsdaten zusammengeführt werden, um daraus Erkenntnisse zu gewinnen, die an (Werbe-)Kunden weitergegeben werden sollten.

Wenn es Institutionen nicht schaffen, entsprechende Projekte nachvollzieh-bar zu kommunizieren und Kundenbedenken frühzeitig mit Aufklärung zu begegnen, wird „Big Data“ in Zukunft stets als Bedrohung gesehen werden.

grundlagenNach § 4 Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) ist die Erhebung, Verarbeitung und Nutzung personenbezogener Daten nur zulässig, wenn der Betroffene eingewilligt hat oder eine andere Rechtsvorschrift die jeweilige Datenver-wendung auch ohne entsprechende Einwilligung legitimiert. Soweit keine personenbezogenen Daten im Sinne des BDSG betroffen sind, greift das Bundesdatenschutzgesetz bereits grundsätzlich nicht ein. Das sind alle Informationen die einer bestimmten oder bestimmbaren natürlichen Per-son nicht zuzuordnen sind. In allen anderen Fällen bestehen verschiedene Möglichkeiten, die eine Verwendung der Daten erlauben: Anonymisierung, Einwilligung des Betroffenen oder die Datenerhebung aus öffentlichen Quellen.

gestaltungsoption 1: Anonymisierung Entsprechend ist es möglich, durch eine Anonymisierung oder Pseud-

onymisierung bestehende Daten so zu modifizieren, dass die jeweilige Nutzung zulässig wird. Bei der Anonymisierung nach § 3 Abs. 6 BDSG werden alle Informationen aus den zu speichernden Daten dauerhaft entfernt, die zur Identifizierung der dahinter stehenden Person not-

Schwieriges Terrain

daten sammeln ist mit moderner iT kein pro-

blem – aber nicht alles, was machbar ist, ist

auch erlaubt. doch gibt es gestaltungsmög-

lichkeiten, um die Auswertung von big data

mit den datenschutzrechtlichen vorgaben in

Einklang zu bringen.

big data ist eine herausforderung für den datenschutz

asante Fortschritte im Bereich der Rechner-leistung und die massive Zunahme an Spei-cherkapazitäten führen dazu, dass immer

größere Datenmengen gespeichert und verarbeitet werden können. Hinzu kommen neue Erkenntnisse und Fortschritte bei der Datenanalyse und Auswer-tung großer Datenbestände, in der Fachsprache Data Analytics und Data Mining. Verstärkt wird diese Entwicklung dadurch, dass immer mehr Men-schen über das Internet immer mehr Daten und Informationen produzieren und mobile Endgeräte oder andere Sensoren Daten generieren, die es vor einigen Jahren noch überhaupt nicht gegeben hat. Die Aus- und Bewertung dieser Datenmengen kann bei vielen verschiedenen Problemstellungen zur Lösung beitragen. Davon profitieren Wirtschaft und Verwaltung gleichermaßen.

Allerdings stellen sich in diesem Zusammenhang zahlreiche rechtliche Fragen, die bisher nur in Teilen diskutiert und gelöst worden sind. Wesentlich ist die Frage der Berechtigung zur Erhebung und Speiche-rung der als Grundlage dienenden Daten.

Vor Kurzem schockte die Firma O2 einige ihrer Kun-den mit der Mitteilung, die Bewegungsdaten der Kunden, die sich aus der Nutzung mobiler Endgeräte ergeben, nun zu monetarisieren. Nach dem Bericht

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labyrinth: Schnell verlaufen sich Anwender im Irrgarten der Vorschriften

r

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Zusammenwirken der vorschriftenNeben einigen weiteren Gestaltungsoptionen ermöglichen die dargestellten gesetzlichen Rahmenbedingungen in vielen Fällen also eine datenschutz-konforme Ausgestaltung des jeweiligen Big-Data-Ansatzes. Bei der juristi-schen Prüfung ist schlussendlich zu beachten, dass jeder einzelne Daten-verarbeitungsschritt von der Erhebung über die notwendige Speicherung und Verarbeitung bis hin zu einer etwaigen Weitergabe durch das BDSG legitimiert sein muss. Da bei Big-Data-Projekten aber in der Regel nicht In-formationen einzelner Personen Ergebnis sein sollen, sondern allgemeinere Erkenntnisse, wird sich bei einem der Datenverarbeitungsschritte im Regel-fall eine Anonymisierung durchführen lassen. Demzufolge wird deutlich, dass sich Big-Data-Ansätze durch ein durchdachtes Zusammenwirken der verschiedenen Gestaltungsmöglichkeiten durchaus auch im Einklang mit deutschem Datenschutzrecht organisieren und durchführen lassen.

Zukünftige optionenAktuelle Big-Data-Projekte haben Potenzial und Konjunktur. Das zeigen Projekte wie die kürzlich von der SCHUFA geplante Auswertung von Daten aus sozialen Netzwerken zur Beurteilung der Kreditwürdigkeit, die Analyse von 52 Millionen anonymisierten Krankenakten in Großbritannien. Die darauf erfolgten Reaktionen veranschaulichen aber auch die Risiken und die Bedenken in der Bevölkerung.

Dabei bestehen, wie gezeigt, durchaus Gestaltungsmöglichkeiten, um die Auswertung von Big Data mit den datenschutzrechtlichen Vorgaben in Einklang zu bringen. Je nach Einzelfall oder Werkzeug kann die Erhebung personenbezogener Daten vermieden oder über Anonymisierungsmecha-nismen auf eine rechtssichere Grundlage gestellt werden.

Der Gesetzgeber ist zugleich aufgerufen, die aktuelle datenschutzrecht-liche Systematik auch im Hinblick auf Big Data zu überdenken und zu überarbeiten. Der allgemeingültige Grundsatz der Datensparsamkeit passt ebenso wenig in die digitale Welt wie der undifferenzierte Ansatz der „personenbezogenen Daten“. Vorzugswürdig scheint eine weitergehende Differenzierung nach der „Sensibilität“ von Informationen. Davon sollte abhängig gemacht werden, ob diese Daten ohne ausdrückliche Einwilligung verarbeitet werden dürfen oder eben ein Opt-In notwendig ist. Das Festhal-ten an einer umfassenden Aufklärung der Nutzer über die Datenverwendung und -weitergabe ist im Hinblick auf die dringend notwendige Transparenz

und gegebenenfalls eine informierte Entscheidung der Betroffenen hingegen unverzichtbar.

Dr. Carsten Ulbricht M.C.L. ist auf Internet und Social Media spezialisierter Rechtsanwalt bei der Kanzlei Diem & Partner, Stuttgart.

wendig sind. Pseudonymisieren nach § 3 Abs. 6a hingegen bedeutet das Ersetzen des Namens und anderer Identifikationsmerkmale durch ein Kennzeichen zu dem Zweck, die Bestimmung des Betroffenen auszuschließen oder wesentlich zu erschweren. Wenn Daten also hinreichend anonymisiert werden, steht das BDSG auch der Auswertung von Big Data eigentlich nicht mehr im Weg. Möglichkeiten der De-Anonymisierung müssen also möglichst ausgeschlossen werden.

gestaltungsoption 2: Einwilligung Die Verarbeitung personenbezogener Daten ist

stets zulässig, wenn der Betroffene gemäß § 4a BDSG eingewilligt hat. Vor der Einwilligung muss eine hinreichende Aufklärung erfolgen, wie wel-che Daten gespeichert und verarbeitet werden. Wird unter diesen Umständen eine Zustimmung erteilt, ist die Datenverarbeitung zulässig. Ist die Erteilung nicht für das Rechtsgeschäft zwingend, genügt aus datenschutzrechtlicher Sicht wohl eine Opt-Out-Klausel, sonst bedarf es einer aktiven Zustimmungshandlung, das sogenannte Opt-In.

gestaltungsoption 3: datenerhebung aus öffentlich zugänglichen Quellen Auch die Verarbeitung von Daten nach § 29 Abs.

1 Nr. 2 BDSG ist eine Möglichkeit. Demzufolge können öffentlich zugängliche Daten verarbeitet werden. Ausnahme: Der Betroffene hat ein berech-tigtes Interesse an der Nicht-Verwendung seiner Daten. Der Grundsatz hinter dieser Vorschrift: Wer sich aus allgemein zugänglichen Quellen unterrichtet, darf die dort zugänglichen Daten auch speichern und letztlich auswerten. Öffent-lich zugänglich sind alle Informationsquellen, die sowohl von der Intention als auch von der einge-setzten Technik her nicht auf den Zugriff durch einen bestimmten Abnehmerkreis beschränkt sind. Informationen aus dem Internet sind immer dann als öffentlich zugänglich anzusehen, wenn diese zulässigerweise für jedermann einsehbar sind. Informationen, die nur unter gewissen Einschrän-kungen verfügbar sind, wie beispielsweise nur für angemeldete und mit Passwort authentifizierte Nutzer eines sozialen Netzwerkes, sind hingegen nicht als öffentlich zugänglich zu werten.

labyrinth: Schnell verlaufen sich Anwender im Irrgarten der Vorschriften

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Soziale netzwerke wie Twitter und

Facebook sind ideal, um Stimmungen

in der bevölkerung zu erkennen und

gezielt den Kontakt mit engagierten

bürgern zu suchen. Spezielle Ana-

lysesoftware hilft, die inhalte der

plattformen auszuwerten und daraus

handlungsoptionen abzuleiten.

Am puls der ZeitAnalyse sozialer netzwerke

Gang setzen, und damit nicht nur auf Zu-stimmung stoßen. Beispiel Energiewende: Zwar unterstützt ein Großteil der Bürger den Atomausstieg und die Orientierung hin zu mehr erneuerbaren Energien. Im dafür notwendigen Ausbau der Stromtras-sen steckt jedoch erhebliches Konfliktpo-tenzial. Es wird also notwendig sein, dass Politik und Verwaltung sich intensiv mit den von solchen Infrastrukturmaßnahmen betroffenen Gruppen auseinander setzen, um zu überzeugen und idealerweise einen Konsens zu erzielen.

Damit ist der Auftrag an Politik und Ver-waltung klar formuliert: Die Bürger wol-len über Twitter, Facebook & Co. nicht einfach nur miteinander kommunizie-ren. Sie wünschen sich, dass auch Politik und Verwaltung ihnen zuhören und ihre Standpunkte respektieren. Das lässt sich manuell durch bloßes Mitlesen im Web natürlich nicht leisten, hier ist Unterstüt-zung durch spezielle Softwarelösungen notwendig. Herkömmliche Monitoring-systeme, die das Web 2.0 lediglich nach vorgegebenen Suchwörtern durchforsten, liefern allerdings keine wirklich aussage-kräftigen Ergebnisse. Zum einen ermög-lichen sie ausschließlich einen Rückblick auf bereits Geschehenes, zum anderen können sie keine versteckten Zusammen-hänge erkennen und unbekannte Sachver-halte aufdecken. Man findet also nur, was man sucht. Neues bleibt verborgen.

verstehen statt beobachtenErfolgversprechender sind deshalb so ge-nannte Social-Media-Analytics-Lösungen. Sie sammeln und archivieren Social-Media-Inhalte und werten laufend ihre Relevanz in Bezug auf den jeweiligen Auftrag aus. Daraus ergibt sich ein ver-lässliches und vor allem vollständiges Bild des aktuellen politischen Diskurses. Kombiniert die öffentliche Verwaltung die gewonnenen Ergebnisse mit empi-

ocial Media sind aus dem öffentlichen Mei-nungsbildungsprozess

nicht mehr wegzudenken. Interessengruppen schließen sich auf diesen Plattformen in virtuellen Gruppen zusammen, tauschen sich aus und koor-dinieren ihre Arbeit. Bürger diskutieren mit anderen und verbreiten ihre Meinung. Für die Verwaltung sind solche öffentlichen Aktivitäten im Web 2.0 ein Glücksfall, denn sie liefern ein klares und stets aktuelles Bild darüber, welche Themen die Bürger bewegen und wie sie darüber denken. Das ist besonders dann wich-tig, wenn Verwaltung und Politik vor einschneidenden Entscheidungen stehen, die einen öffentlichen Diskurs in

web 2.0: Nahezu unendlich sind die Datensammlungen weltumspannender Netzwerke

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Start frei: Auch kleinere Kommunen sind bereits mit offenen Datenportalen im Netz

rischen Methoden, entsteht echter Mehrwert. Konkret ist es so beispielsweise möglich, die Tragweite einzelner Argu-mente beziehungsweise Ar-gumentationsrezeptionen zu bewerten.

Social-Media-Analytics-Lö-sungen liefern nicht nur ein Monitoring, indem sie die für Politik und Verwaltung rele-vante Kommunikation in allen sozialen Netzwerken beobach-ten. Sie sind auch in der Lage, wichtige Meinungsmacher im virtuellen Raum zu identifizie-ren und ihre Vernetzung unter-einander darzustellen. Denn ihre Relevanz ist nicht aus-schließlich von der Anzahl ih-rer Beiträge abhängig, sondern auch davon, wie häufig ihre Äußerungen von anderen auf-gegriffen, kommentiert oder weitergereicht werden. Sind die Wortführer bekannt, kann der Dialog mit ihnen gezielt gesucht werden, unabhängig davon ob sie Kritiker oder Für-sprecher sind. Gleiches gilt für relevante Foren, Blogs, Medi-en und Netzwerke. Denn die öffentliche Berichterstattung findet in zunehmendem Maße online statt. Entsprechend nut-zen immer mehr Bürger diese Kanäle intensiv, um sich über bestimmte Sachverhalte zu informieren.

Zwischen den Zeilen lesenFür das Mitlesen kommen so genannte Text Analytics zum Einsatz. Das sind spezielle ana-lytische Verfahren, mit denen sich unstrukturierter Text ord-

einem sehr frühen Stadium. Sie macht es außerdem möglich, die künftige Entwicklung von Themenkom-plexen und Diskussionen im Web zu prognostizieren und liefert so die Entscheidungsgrundlage für ein adäquates zukunftorientiertes Vorgehen. Vor allem aber entkommen Verwaltung und Bürger damit der Falle, dass Konflikte häufig erst dann zutage treten, wenn Fronten bereits verhärtet und einvernehmliche Lösungen nur noch schwer zu realisieren sind.

Sorgfältige vorarbeitFür die erfolgreiche Anwendung einer Social-Media-Analytics-Lösung braucht es eine sorgfältige Vorberei-tung. Nur dann ist sie eine wertvolle Unterstützung für den Fachanwender. Das betrifft beispielsweise die Festlegung von Schlüsselbegriffen, nach denen die sozialen Medien durchsucht werden sollen. Darunter fallen allgemeine Begriffe, die zeitlos relevant sind wie zum Beispiel der konkrete Name der Behörde. Dazu zählen aber auch Begriffe, die einer konkreten Kampagne zugeordnet werden können. Außerdem müssen Schwellenwerte für die einzelnen Begriffe definiert werden, um bei Bedarf die Fachanwender rechtzeitig über ein gehäuftes Aufkommen eines Begriffes zu informieren.

„Märkte sind Gespräche“ heißt es im Cluetrain-Mani-fest, das 1999 den Beginn der Social-Media-Ära mar-kiert. Das gilt auch für das Verhältnis von öffentlicher Hand und Bürgern, und moderne Softwarelösungen schaffen heute ganz neue Möglichkeiten für einen Dialog zwischen den verschiedenen Gruppen. So ent-steht Bürgernähe, die dabei hilft, Fehlentscheidungen zu vermeiden und unpopuläre Entscheidungen zu einem frühen Zeitpunkt zu überdenken. Auf diese Weise wird der Dialog zur Entscheidungsgrundlage für ein zukunftsorientiertes Vorgehen – und eine moderne, möglichst bürgernahe Politik.

Andreas Nold, Leiter Geschäftsfeld-entwicklung Öffentlicher Sektor SAS Deutschland.

nen, inhaltlich verstehen und auswerten lässt. So wird aus einem Facebook-Eintrag oder den 140 Buchstaben einer Twitter-Nachricht eine einheitliche Basis für va-lide Datenanalysen. Der Clou dabei ist, dass Text Analytics nicht einfach nach festgelegten Begriffen wie etwa „Strom-trasse“ oder „Hochspannungsleitung“ suchen, sondern über eine so genannte Konzeptextraktion eigenständig erken-nen, welche Diskussionen im Social Web sich um diese Themenkomplexe drehen, obwohl die Begriffe selbst nicht vorkom-men. Und schließlich weist eine Senti-ment-Analyse dem gesamten Text oder einzelnen im Text erwähnten Begriffen, zum Beispiel Personennamen, jeweils eine positive, neutrale oder negative Tonalität zu, wobei sich sogar – ganz wichtig im Web 2.0 – auch Ironie erlernen lässt. Die Software arbeitet also weitgehend wie ein intelligenter menschlicher Zuhörer, der abstrahieren, zwischen den Zeilen lesen und Nuancen erkennen kann.

Die Ergebnisse dieser Analysen lassen sich automatisch an die zuständigen Mitarbei-ter und Mitarbeiterinnen weiterleiten. So entsteht für Verwaltung und Politik auch ein zuverlässiges Frühwarnsystem, das anzeigt, wie politische Maßnahmen in der Öffentlichkeit aufgenommen und behandelt werden. Ergebnis: Verwaltung und Politik erfahren schnell und unkom-pliziert, ob die eigenen Botschaften die Bürger erreichen; sie lernen die Perspek-tive der Bürger kennen, ihre Forderungen und Argumente. Damit können sie ihre Kommunikation gezielt anpassen, Aufklä-rungskampagnen verbessern oder gegebe-nenfalls Entscheidungen überdenken.

Kommt es zu deutlichen Reaktionen im Social Web, von einzelnen Unmutsbe-kundungen bis hin zu Massenkritik, dann erkennt eine gute Social-Media-Analytics-Lösung solche Entwicklungen bereits in

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\ innovATion und KoMMunAlvErwAlTung

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Wie zum Beispiel das Bio-Hacking. „Wenn ich heute Teenager wäre, ich würde Bio-logie hacken. Erbgut synthetisieren und künstliches Leben schaffen.“ Das sagt kein Geringerer als Bill Gates.

offene bildungAuch wenn Bio-Hacking zugegeben noch das Extrem darstellt: Der offene Aus-tausch setzt viel Kreativität frei und för-dert Innovationen. In der Bildung ist die Offenheit eine wahrhaft exzentrische Chance, Hochbildung einer breiten Menge an Menschen zugänglich zu machen. Das Online-Bildungsportal Khan Academy steht genau dafür: „Egal ob Student, Lehrer, Heimschüler, Professor oder ein-fach Arbeitnehmer mit dem Wunsch nach Fortbildung – das Wissen steht jedermann unentgeltlich zur Verfügung“ – so das Motto. Gründer Salman Khan wurde nicht umsonst vom Time-Magazin zu einer der 100 einflussreichsten Persönlichkeiten der Welt gekürt.

Der Bogen von Bildung, Wissenschaft und Konsum zeigt, dass es die Offenheit ist, die durch die digitale Welt auch in die gesellschaftliche Entwicklung dringt. Entscheidend wird sein, ob wir die ge-eigneten Kulturtechniken finden, um mit dieser Offenheit an Möglichkeiten auch umzugehen. Denn diese Offenheit führt zur permanenten Störung, zur ständigen Ablenkung, zu ständigen Einmischungen. All jene, die heute Verantwortung tragen, müssen lernen, diese Störungen zu lieben – und daraus die Elemente zukünftigen Handelns zu konstituieren.

weitere informationen: Die Studie "Power of Openness" ist erhältlich auf www.zukunftsins-titut.de

Harry Gatterer ist Ge-schäftsführer des Zu-kunftsinstituts.

durch die hintertür der digi-

talisierung betritt eine neue

Kulturtechnik die bühne:

offenheit

radikale offenheit

etabytes von Daten werden jedes Jahr produziert und gesammelt, zwei Prozent des jährlichen Strom-

verbrauchs nehmen die großen Server-farmen dieser Welt schon für sich ein. Und wir Menschen erleben es tagtäglich: Als Ablenkung. Die Welt ist ein komplex vernetzter und mit Informations-Splittern übersäter Ort geworden. Es ist schwierig für Individuen und Organisationen, den Überblick zu behalten.

In seiner Trendstudie „Power of Openness“ hat das Zukunftsinstitut diese Entwicklun-gen zusammengefasst. Grundannahme dabei: Durch die interaktiven Schnittstel-len von Milliarden von Menschen gibt es kein Zurück zur unvernetzten Welt. Wes-halb es einen neuen Codex braucht, um diese Vielheit zu erdulden. Und es scheint, als sei dieser gefunden: Offenheit. Wie die von Unternehmen zum Beispiel, wenn sie

sich per „Crowdsourcing“ in die ehemals geheime Agenda der Produktentwicklung reinreden lassen. Auch Teilen, Leihen und Tauschen avancieren in dieser Offenheit der Informationen zur neuen Blüte. So etabliert sich beispielsweise das Swapping als gesellschaftliche Leidenschaft: Von den durchschnittlichen 12 bis 15 Kilogramm Kleidern, die sich ein Deutscher jährlich kauft, landen immer mehr auf im Internet organisierten Tausch-Partys.

offene wissenschaftWo Konsumenten fröhlich tauschen, ver-suchen dies die Wissenschaftler auch: Open Science nennt das die Studie. Und meint damit die immensen Möglichkei-ten von Wissenschaftlern, immer öfter unabhängig von großen Unternehmen und Forschungseinrichtungen zu agieren. Auf dem Wissenschaftsfacebook „Research Gate“ versammeln sich beispielsweise 2,2 Millionen Wissenschaftler aus 193 Ländern zum inhaltlichen Austausch ohne Hierarchien und Systemgrenzen.

Dies passt zu einer völlig neuen Genera-tion von Forschern, die mit dem Internet groß geworden sind, ja sich schlichtweg ihre Arbeit ohne Web gar nicht mehr vorstellen könnten. Andererseits sind Ext-remformen der Forschung bereits Realität.

glasklar: In der Transparenz von Wirtschaft, Politik und Forschung liegt viel Zukunftspotenzial

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\ innovATion und KoMMunAlvErwAlTung

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seldorf wurde zunächst in 160.000 Fällen mit der Softwarelö-sung veranlagt. Bochum bediente von Anfang an nicht nur die Grundsteuer. Hier wurden auch gleich die Gebühren in über 100.000 Fällen mit veranlagt und die Sollstellungen korrekt im städtischen Finanzwesen verbucht. Dabei bewahrheitete sich, dass das Beharren der Praktiker auf einheitliche Masken in den Modulen der Softwarelösung positive Effekte bei der Akzeptanz und Nutzung in den Verwaltungen hatte.

Ausbaufähiger AnsatzAuf Basis dieser gemeinsam errungenen Erfolge wurde der nächste Schritt gegangen: der Roll-Out des Bereichs Grundbe-sitzabgaben im Verbandsgebiet des IT-Dienstleisters inklusive der Integration in das Buchführungssystem. Die Städte Krefeld und Viersen übernahmen die Vorreiterfunktion und starteten zum 1. Januar 2012. Weitere 38 Anwender werden in zwei Wellen zu Jahresbeginn 2013 und 2014 folgen.

Diese ersten Projekte stellen für den regionalen IT-Dienstleister die Generalprobe für die komplexen Themen Gewerbesteuer so-wie Vollintegration ins Finanzverfahren dar. Letzteres bedeutet, die zentrale Geschäftspartnerverwaltung im Finanzverfahren mit direkter Zugriffsmöglichkeit aus der Softwarelösung auf die Stammdaten ebenso zu ermöglichen wie die automatische Übergabe und Weiterverarbeitung von Buchungen in beide Richtungen. Das neue Softwaremodul Gewerbesteuer ist in den Städten Hamminkeln, Kleve und Krefeld zum Jahresbeginn 2013 an den Start gegangen.

Das Beispiel zeigt, dass viele Prozesse nach und nach in einer Vielzahl von Kommunen mit einer einheitlichen Softwarelösung betrieben werden können. Die kommunalen IT-Dienstleister sind

dabei mit ihren langjährigen Erfahrungen in der kommunalen Datenverarbeitung Schnittstelle und Innovationstreiber zu-gleich.

Werner Pescher ist Leiter des Geschäftsfeldes Anwendungen beim Zweckverband Kommunales Rechenzentrum Niederrhein (KRZN).

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Aus einer hand

neffiziente Vielfalt: Die IT-Strukturen der Kommunen sind häufig noch immer heterogen; es wird mit vielen verschie-denen Systemen gearbeitet, die gerade bei Gesetzesände-

rungen alle einzeln angepasst werden müssen. Das ist nicht nur umständlich, sondern es behindert auch den Aufbau effizienter E-Government-Strukturen und kostet obendrein Geld. Geld, das angesichts knapper Kassen an anderer Stelle dringend gebraucht wird.

Dieser Kostendruck, die ständige Weiterentwicklung von E-Government und die steigenden Anforderungen an die Verwal-tungen erfordern in den nächsten Jahren konsequentes Handeln. Immer stärker kommt es darauf an, die Vorteile von zentralen Infrastrukturbetrieben mit den Vorzügen von dezentralen und bürgernahen IT-Lösungen zu verbinden.

Ein Beispiel für eine entsprechende Entwicklung kommt aus der Rhein-Ruhr-Region. Das Ziel: Schlanke interne Prozesse bei der Sachbearbeitung – und das unter Berücksichtigung der jeweils aktuellen Gesetzeslage. Zudem sollten die Bürger die Option erhalten, selbstständig Steuer- und Gebührenänderungen zu veranlassen. Die Herausforderung für die Programmierer lag in der Konzeption eines anwenderorientierten Kommunalen Integrierten Veranlagungsinformationssystems (KIVi). Die Ge-meinschaft der Projektpartner bilden die Städte Bochum und Düsseldorf sowie das Kommunale Rechenzentrum Niederrhein (KRZN). Für alle Projektbeteiligten – Steuersachbearbeiter, Entwickler und Projektmanager – hieß es, an einem Strang zu ziehen, die „Sprache“ des anderen zu lernen: die Praktiker die Technik, die Programmierer die Verwaltungssprache und alle die unvermeidlichen Anglizismen.

praxistestDie erste praktische Anwendung war die Hundesteuer. Die Verwendung erstreckte sich sowohl auf Großstädte als auch auf kleine Kommunen, bei denen der IT-Betrieb in ein zentrales Rechenzentrum ausgelagert ist. Es folgte als erster „Blockbuster“ die Gewerbesteuer. Die Softwarelösung meisterte diese Hürde problemlos und funktionierte trotz der unterschiedlichen An-forderungen der Verwaltungen auch bei der Vergnügungssteuer problemlos. Bei den Grundbesitzabgaben stiegen dann die Anfor-derungen: Gab und gibt es doch hier die größten Unterschiede zwischen den Inhalten, den verwaltungsindividuellen Prozessen, aber auch in der Qualität der bereits im Einsatz befindlichen „Altverfahren“. Die Grundsteuer in der Landeshauptstadt Düs-

Zusammen: Kommunale IT wird immer seltener im Alleingang entwickelt

i

Eine moderne veranlagungssoftware aus ei-

nem guss ist nicht einfach, aber machbar.

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\ innovATion und KoMMunAlvErwAlTung

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Ab in die wolke

Einem gemeinsamen Mailbetrieb mehrerer verwaltungen in

einer Cloud der behörden stehen keine rechtlichen und techni-

schen hindernisse entgegen.

länderübergreifende Mail-infrastrukturen sind machbar

er IT-Planungsrat hat Ende vergangenen Jahres Hamburg mit der Durchfüh-rung einer Machbarkeitsstudie für eine Cloud-Mail-Infrastruktur beauftragt. Auf seiner Sitzung am 25. Oktober 2012 hat er offiziell vom Ergebnis der

Studie „Kenntnis genommen“. Doch welchen Zweck verfolgte die Studie eigentlich? Dass man Mail-Infrastrukturen in der Cloud betreiben kann, ist für Sachkundige kein Geheimnis. Verschiedene große Anbieter offerieren solche Dienste mit riesigen Rechenzentren. Warum also eine Machbarkeitsstudie? Es ging nicht nur darum, die technische Realisierbarkeit an sich zu prüfen, sondern Klarheit für die Frage zu schaffen, ob eine Umsetzung unter den Bedingungen des deutschen Rechts im Netz der deutschen Verwaltung möglich ist.

Sensible bereicheUnd noch mal genauer nachgefragt: Warum dies prüfen, wenn man einen solchen Dienst doch kommerziell einkaufen kann? Der Wunsch, diesen Dienst bei einem öf-fentlichen IT-Dienstleister im Netz der deutschen Verwaltung zu realisieren, folgt einer

„Geschmäckle“ bliebe immer.

Erstrebenswerte KooperationenFür die Hamburger Verwaltung beträgt der Anteil der hoheitlichen IT – gemessen in Arbeitsplätzen – etwa 60 Prozent. Wenn aber nur die nicht-hoheitliche IT an einen Dritten vergeben würde und die sensiblen Bereiche in Eigenregie verblieben, dann würden die Kosten für zwei parallele Infrastrukturen die Haushalte über Ge-bühr belasten. Also sind wünschenswerte Skaleneffekte in der Verwaltung am bes-ten durch behördliche Kooperationen zu erwirtschaften.

Und weiter nachgefragt: Warum hat sich Hamburg zur Federführung für die Vorla-ge solch einer Machbarkeitsstudie bereit erklärt? Die Motive sind ganz egoistisch: Die Freie und Hansestadt sieht die Chan-ce, Geld zu sparen. 2011 musste der IT-Dienstleister Dataport die Exchange-Infrastruktur der Hamburger Verwaltung erneuern. Dabei hat das Land vorher und hinterher den branchenüblichen Sachver-stand externer Beratung hinzugezogen, um alle Optimierungsmöglichkeiten im Bereich Qualität und Kosten zu nutzen. Am Ende war klar, dass noch mehr Op-timierung bei der Anzahl in Hamburg vorhandener Mail-Postfächer nicht zu er-zielen ist. Dataport betreibt für Hamburg eine Installation mit rund 50.000 Postfä-

Zugriff: Viele Rechner, eine Infrastruktur - technisch längst kein Problem mehr

d

sehr schlichten betriebswirtschaftlichen Erkenntnis. sehr schlichten betriebswirtschaftlichen Erkenntnis. Beispiel Hamburg: Das Land hat Aufgaben, die Beispiel Hamburg: Das Land hat Aufgaben, die nicht nur hoheitlicher Natur sind, sondern bei nicht nur hoheitlicher Natur sind, sondern bei denen aus rechtlichen oder politisch-praktischen denen aus rechtlichen oder politisch-praktischen Gründen ein Outsourcing an einen Privaten Gründen ein Outsourcing an einen Privaten nicht möglich ist. Es ist beispielsweise kaum nicht möglich ist. Es ist beispielsweise kaum vorstellbar, dass die Datenverarbeitung für vorstellbar, dass die Datenverarbeitung für Polizei oder Steuer bei einem Unternehmen Polizei oder Steuer bei einem Unternehmen stattfindet, gegen das in anderem Zusamstattfindet, gegen das in anderem Zusam-menhang ermittelt wird. Zwar ist es im Prinzip technisch machbar, über ein Schlüs-selmanagement sicher zu stellen, dass der Betreiber keine Daten sieht. Aber ein

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acht steigert, erhöhen sich die Kosten lediglich um das Dreifache. Die Zahl von 500.000 angenommenen Postfächern signalisiert auch, dass bei der Prüfung nicht von der unrealistischen Annahme ausgegangen wurde, dass alle deutschen Verwaltungen sich einem Angebot anschließen. Es kann – im Gegenteil – im-mer mehrere große öffentliche Anbieter im Netz der deutschen Verwaltung geben und trotzdem sparen alle dabei.

rechtlich machbar, wirtschaftlich attraktivNatürlich sind noch viele weitere Details in der Arbeitsgruppe diskutiert worden und in die Mach-barkeitsstudie eingegangen. Hier sollen aber nur die beiden wichtigen Kernbotschaften dargestellt werden: Es gibt kein rechtliches KO-Argument und es ist wirtschaftlich sehr attraktiv.

Ganz bestimmte Fragen hat die Arbeitsgruppe ganz bewusst nicht gemeinsam erörtert:

Was muss ein potentieller Teilnehmer in seiner eigenen Organisation tun, um von der Eigen-produktion zum kompetenten Auftraggeber zu werden? Dies ist offensichtlich eine Hausaufgabe, die jeder selbst machen muss.

Wie sieht ein detailliertes Service Level Agreement aus? Dies muss später zwischen den Auftraggebern eines Dienstleisters und dem Dienstleister ausge-arbeitet werden.

Wie geht es jetzt weiter? Der IT-Planungsrat hat seine Mitglieder gebeten, bis Ende Januar 2013 gegenüber der Geschäftsstelle zu erklären, ob sie prinzipiell Inte-resse an der Nutzung eines solchen Angebotes haben. Gleichzeitig dürften die öffentlichen IT-Dienstleister im Netz der deutschen Verwaltung gut beraten sein, sich zu überlegen, ob sie eine entsprechende Lösung anbieten wollen. Im nächsten Jahr wird sich dann zei-

gen, ob und wie Auftraggeber und Auftragnehmer zueinander finden.

Jörn Riedel ist CIO der Freien und Han-sestadt Hamburg.

chern, die von allen Dienststellen der Stadt – und vielen nahestehenden Betrieben und Einrichtungen – genutzt wird. Mehr Konzentration geht nicht, weil eine Konsolidierung auf weniger als einen Exchange-Server na-turgemäß unmöglich ist. Aber alle Berater haben auch darauf hingewiesen, dass im Prinzip mit der gleichen Struktur viel mehr Postfächer zu betreiben wären. Vor diesem Hintergrund hat Hamburg das Thema verwaltungsüber-greifender Mail-Plattformen in die Diskussionen des IT-Planungsrates für eine föderale IT-Infrastruktur eingebracht.

Hamburg hat alle Mitglieder des Planungsrates zu einer Arbeitsgruppe eingeladen. Aktiv mitgewirkt haben Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Hessen. Im Auftrag Hamburgs hat Dataport die technische Expertise zugearbeitet. Abgeprüft wurde die Machbarkeit an einer Exchange-Infrastruktur, weil dies das bei fast allen öffentlichen Stellen eingesetzte Mailsystem ist. Die Fragen konnten ja nicht abstrakt geklärt werden, sondern die Antworten mussten sich an wirklich verfüg-barer Technik orientieren.

wichtige MandantenfähigkeitDer wichtigste fachliche Knackpunkt war die Mandantenfähigkeit. Es ist einsichtig, dass nicht alle Mail-Accounts der deutschen Verwaltung quasi in einer Deutschland-Domäne zusammenzufassen sind. Jede Kommune, jedes Land, der Bund und jede öffentliche Einrichtung – also jeder Teil-nehmer – muss technisch ein eigener Mandant sein. Der Teilnehmerbegriff beinhaltet dabei auch, dass beispielsweise ein Land nicht zwingend nur als ein Mandant teilnehmen muss. Wenn sich die Verwaltung eines Lan-des nicht einigen kann, dann könnte beispielsweise die dortige Justiz ein Mandant sein und der Rest der Landesverwaltung ein anderer. Jeder muss dabei seine Einstellungen eigenständig setzen können. Diese Möglichkeit ist technisch realisierbar.

Damit war die wichtigste juristische Hürde genommen. Wenn jeder Teil-nehmer seine Einstellungen aus seiner bisherigen Exchange-Installation „mitbringen“ kann und diese dort den rechtlichen Anforderungen, insbe-sondere des Datenschutzrechtes, entsprachen, dann tun sie dies natürlich auch bei einem Mandanten eines zentralen Systems. Wäre dies technisch nicht möglich gewesen, dann wäre als Alternative nur eine Synchronisation des Datenschutzrechts aller Teilnehmer in Frage gekommen – ein ganz offensichtliches KO-Argument.

Die wirtschaftlichen Perspektiven der Machbarkeitsstudie können den IT-Verantwortlichen der Länder die Augen leuchten lassen. Es wäre möglich, zu Kosten in der Nähe oder knapp unter den Marktpreisen der großen Anbieter einzukaufen, also zwischen drei und fünf Euro je Postfach und Monat. Die Kostensimulation ging von einer Installation mit 500.000 Postfächern aus. Aus der Hamburger Situation hochgerechnet, lässt sich vereinfacht sagen, wenn man die Anzahl der Postfächer mit dem Faktor

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die Ziele – wenn überhaupt – nur in Konzepten definiert. Noch ist der Prozess mehr durch technische Möglichkeiten getrieben denn durch klare Vorstellungen von der Verwaltung der Zukunft. Doch um die geht es letztlich: Wie ist mit den heute erkennbaren Möglichkeiten der Informations- und Kommunikationstechnik die Verwaltung neu zu organisieren?

Die Gründe für das Bedürfnis, mobil zu arbeiten, sind vielfältig. Vor allem jüngere Generationen fordern eine selbstbestimmte Work-Life-Balance. Aber auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Wiedereingliederung nach der Elternzeit und die Möglichkeit, pflegebedürftige Angehörige zu Hause zu betreuen, sind wichtige Gründe, mobiles Arbeiten zu fördern. Die Stadtverwaltung positioniert sich damit als familien- und arbeitnehmerfreundliche Organisation. Zusätzlich bringt die Vermeidung von Fahrten zur Arbeitsstätte finanzielle, zeitliche und ökologische Vorteile.

Aus Sicht der Verwaltung kommen zu den Zielen der Personal- und Organisationsentwicklung wichtige strategische Gedanken hinzu. Der Einsatz von Internet-Technologien soll die Arbeitspro-zesse, die Kommunikation und die Zusammenarbeit über alle Hierarchieebenen und Organisationsgrenzen hinweg verbessern. Die Arbeitsumgebung soll ein flexibles Arbeiten ermöglichen und weniger Büroraum benötigen. Schließlich soll die größere Mobilität einen Beitrag zur Notfallvorsorge und zur Prävention in Gefährdungslagen leisten. Denn mit der Einführung und Aus-weitung des flexiblen, mobilen Arbeitens bleibt die Verwaltung in wichtigen Aufgabenfeldern länger handlungsfähig, auch wenn die zentralen Bürostandorte nicht mehr nutzbar sind.

unterschiedliche AnforderungenMobiles Arbeiten ist nicht in gleicher Weise für alle Beschäftigten in der Verwaltung erforderlich. Dabei sind folgende Nutzertypen zu unterscheiden:

Sachbearbeiter mit stationärem Zugriff auf Fachanwendungen und Kommunikationsdienste am Arbeitsplatz

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Motor der Modernisierung

die moderne Arbeitswelt ist nicht mehr

ortsgebunden. Für verwaltungen stellt eine

größere Mobilität der Mitarbeiter ein echtes

optimierungspotenzial dar – wenn das Thema

richtig angegangen wird.

Mobiles Arbeiten bringt neue Möglichkeiten und herausforderungen

Antrieb: Mobile Geräte sind ein Schwungrad der Verwaltungsmodernisierung

mmer und überall: Der alltägliche Umgang mit Informations- und Kommunikationstechnik ist zunehmend geprägt von der Möglichkeit, jederzeit und von nahezu jedem Ort auf

Informationen und Online-Dienste zuzugreifen. Diese Grunder-fahrung der Lebenswelt prägt die Arbeitswirklichkeit in vielen Unternehmen. Sie wird auch das Arbeiten in der Verwaltung grundlegend verändern. Doch in welche Richtungen gehen diese Entwicklungen? In welchem Ausmaß sind diese Veränderungen gestaltbar? Welche Weichen sind jetzt zu stellen, damit die Veränderungen die gewünschte Richtung nehmen? Noch sind

Serie Mobile GovernMent

teil 1: Überblick

teil 2: nutzung privater Endgeräte

teil 3: Datenschutz

teil 4: mobile Device management

i

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Mobile Sachbearbeiter mit Zugriff auf Fachanwendungen, verwaltungsinterne Informationsablagen und Kommunika-tionsdienste von einem stationären, externen Arbeitsplatz

Mobile Ermittler mit ortsunabhängigem Zugriff auf Fachan-wendungen, Informationsablagen und -dienste

Mobile Informations- und Wissensverarbeiter mit ortsunab-hängigem Zugriff auf Kommunikationsdienste und interne Informationsablagen.

Durch die Verbreitung von Smartphones und mobilen Geräten in der privaten Nutzung entsteht, unabhängig vom Nutzertyp, bei allen internetaffinen Beschäftigten der Bedarf, eigene mo-bile Endgeräte auch für dienstliche Zwecke zu nutzen. Dies insbesondere dann, wenn dienstliche Geräte nicht für private Zwecke genutzt werden dürfen. Zentrale Anforderungen an die Einführung eines mobilen Device-Managements sind daher Zugangskontrolle, zentrale Verteilung von Geräteeinstellungen und rollenbasierte Benutzerprofile.

handlungsfeld Arbeitsplatzmodelle und Service-ElementeUm den unterschiedlichen Nutzungsbedarfen zu entsprechen, können städtische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschie-dene Arbeitsumgebungen mit Informations- und Kommunika-tionsservices nutzen. Beispiele:

Full Client als stationärer Desktop-Arbeitsplatz im Verwaltungsnetz Terminalserver-Arbeitsplatz in den Ausprägungen Thin-Client,

Fat-Client und Mobile Client Identifikationsdienste/Token/VPN Webservices Social Media UMS (Unified Messaging Service), UC

(Unified Communication) Elektronische Ablagen und Akten, extern zugreifbare

Gruppenablage Elektronische Vorgangsbearbeitung und

Shared Workspaces Elektronische Langzeitarchivierung

pilotprojekt hygienekontrolleureEin aktuelles Pilotprojekt für den praktischen Einsatz mobiler Technologie läuft derzeit im Gesundheitsamt der Stadt Köln. Ziel ist die weitestgehende ortsungebundene und papierlose Auf-tragsabwicklung der Hygieneprüfungen, die mit einer elektroni-schen Unterschrift sowohl des Prüfers als auch des Beauftragten des untersuchten Betriebs in einem elektronischen Formular

auf dem Tablet abschließt. Dieses dient den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Hygienedienstes dabei als Informations-, Kommunikations-, Erfassungs- und Dokumentationsplattform und ersetzt in weiten Teilen die Arbeitsvor- und -nachbereitung in den eigenen Büros. Durch das mobile Internet, einen Zugang zu internen Dienstanweisungen und eine Navigationslösung stehen weitere, bisher nicht zugängliche Arbeitsverbesserungen bereit.

Die geplante Lösung ist nicht nur ein positives Beispiel für eine erfolgreiche Prozessoptimierung durch den Einsatz von moder-nen Informations- und Kommunikationstechniken. Es gibt den Mitarbeitern auch höhere Flexibilität bei der Planung ihrer Ar-beitseinsätze und entlastet sie von unnötigen Wegen. Die bisher für jeden einzelnen Mitarbeiter vorhandenen Büroräume können für die neuen Arbeitsprozesse flexibel und variabel gestaltet werden. Die eingesetzten Techniken: iPad mit Netzanbindung über einen Provider, PIM-Funktionen, Navigationssoftware, Formularservice, elektronischer Team-Service, mobile Auskunft aus dem Einwohnerverfahren, Citrix-Client für Zugriff auf CAN, Mobile-Token.

AusblickDie Einführung neuer Formen des mobilen Arbeitens ist im Wesentlichen ein technisch getriebener Prozess. Mobile, multi-funktionale, tragbare Computer wie Tablets oder Smartphones können insbesondere in den Arbeitsfeldern der Außendienstä-tigkeit die bisherige Verwaltungsarbeit deutlich optimieren und Verwaltungsprozesse wesentlich verbessern. Wie immer bei solchen Prozessen bedarf es neben der Bereitschaft zur Veränderung in der Arbeitsorganisation auch eines aktiven Ver-änderungsmanagements und entsprechender Vorinvestitionen. Eine mobile, sichere und leistungsfähige Internetverbindung gehört zum wesentlichen Arbeitsumfeld. Die Öffnung von kommunalen Fachverfahren für den mobilen Zugriff ist eine weitere, unabdingbare Voraussetzung für diesen Prozess. Die webbasierte Zugriffsmöglichkeit auf Verwaltungsfachdaten sollte KO-Kriterium für jede Ausschreibung sein.

Prof. Dr. Andreas Engels (li.) leitet das Amt für Informa-tionsverarbeitung der Stadt Köln.

Dieter Kruse ist stellver-tretender Amtsleiter beim Amt für Informationsverar-beitung der Stadt Köln.

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gemeinsame herausforderung

der einheitliche Euro-Zahlungsverkehrsraum

betrifft weit mehr Fachverfahren als nur das

rechnungswesen. Eine frühzeitige beschäfti-

gung mit den notwendigen umstellungen ist

unabdingbar.

SEpA ist ein großprojekt für Kom-munen und iT-dienstleister

wildwasser: Die Kommunen sollten bei der Umstellung zu SEPA-Normen das Steuer möglichst fest in der Hand behalten

s gibt kein Zurück: Am 1. Februar 2014 ha-ben Kontonummer und

Bankleitzahl in Deutschland ausgedient. Und auch die „gute alte“ Lastschrift wird mit dem Inkrafttreten der EU-Ver-ordnung zur Single European Payment Area (SEPA) durch das SEPA-Lastschriftmandat abgelöst. Die Schaffung eines einheitlichen europäischen Zahlungsverkehrsraums wird damit finalisiert. Annähernd 14 Jahre hat es gedauert, ein Zwischenschritt waren die be-reits seit längerem möglichen Europa-Überweisungen unter Nutzung von IBAN und BIC. Für die Menschen im Euro-Raum spätestens seit 2002 mit der Euro-Einführung greif- und spürbar, findet dieses Projekt

mit der Umsetzung einheitli-cher Regeln und technischer Standards für europaweite Überweisungen und Lastschrif-ten seinen – vorläufigen – Ab-schluss.

Mehr als TechnikFür die kommunalen IT-Dienst-leister ist dies kein Projekt wie jedes andere. Schon jetzt ist erkennbar, dass es nicht als eine rein technische Aufgabe verstanden werden darf und sich nicht auf die Migration von Bankleitzahl und Konto-nummer in das IBAN- und BIC-Format beschränkt.

Vor allem werden sich in den Kommunen Prozesse und Ab-läufe ändern müssen, die mit IT-Unterstützung ganz neu

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triebenen Finanzverfahren, insbesondere dem kommuna-len Rechnungs- und Planungs-system.

Die zusammengetragenen Informationen werden dann aus erster Hand an die SEPA-Beauftragten in den Kommu-nen weitergegeben. Hierzu dienen regelmäßige Treffen, ein regelmäßiger Newsletter zum Thema sowie die Bereit-stellung einer zentralen Tele-fonnummer und eines eigenen Bearbeitungsbereiches im zen-tralen Ticket-System.

Dirk Kleemei-er ist Teamlei-ter BPM beim Kommunalen Rechenzent-rum Minden-Ravensberg/Lippe (krz) in Lemgo.

Aus der praxis: gemeinde hiddenhausen

Die Absicht, europaweit einheitliche Zahlungsinstrumente auch für den nationalen Lastschriftverkehr verpflichtend einzu-führen, hängt seit Jahren über uns Kommunen wie ein Damo-klesschwert. In den Anfängen durch die Kreditinstitute thema-tisiert, wurde SEPA bereits vor Festlegung der Rahmenbedin-gungen von unserem IT-Dienstleister aufgegriffen und mit den Anwendern kommuniziert.

Vielfach wird SEPA ausschließlich als Projekt des Finanzbuch-haltungsverfahrens betrachtet. Unstrittig ist, dass Fragen der Umsetzung von Bankverbindungen, die Umdeutung von Ein-zugsermächtigungen in SEPA-Lastschriftmandate, unterschied-liche Vorlagefristen für Erst- und Folgeeinzüge und der Ver-fall der Mandate 36 Monate nach Nichtinanspruchnahme nur durch das Finanzbuchhaltungsverfahren sichergestellt werden können: Oberflächlich betrachtet sind damit fast ausschließlich die Belange des Zahlungsverkehrs betroffen. Auch wir in Hid-denhausen waren zunächst diesem Irrglauben unterlegen.

Bei intensiver Auseinandersetzung mit dem SEPA-Thema hat sich jedoch gezeigt, dass die gesetzlichen Anforderungen rund um die Pre-Notifikation gerade bei wiederkehrenden Forderun-

gen wirtschaftlich und kostengünstig nur unter Einbindung der Veranlagungsverfahren erfüllt werden können. Außerdem wur-de schnell deutlich, dass die Verpflichtung, Lastschriftmandate zu archivieren und auf Verlangen bei den Banken vorzulegen, sich sowohl auf die organisatorischen Abläufe als auch auf die Gestaltung von Antragsformularen auswirken wird. So ist das Lastschriftmandat als gesondertes Dokument erforderlich.

Kurzum: SEPA ist ein Thema, dass die Gemeinde weit über den Zahlungsverkehr hinaus beschäftigen wird. Insofern haben wir die Empfehlung unseres IT-Dienstleisters aufgegriffen und ei-

nen SEPA-Verantwortlichen bestellt, der die Einführung bei der Gemeinde Hidden-hausen koordinieren wird. Gemeinsam mit dem IT-Dienstleister stellen wir uns der Herausforderung.

Martina Hackländer ist Leiterin der Finanzbuch-haltung und SEPA-Verantwortliche bei der Ge-meinde Hiddenhausen.

umgesetzt werden können. Beispielhaft zu nennen sind hier die Verwaltung der SEPA-Lastschriftmandate, die Beach-tung von Vorlauffristen für die Einreichung von SEPA-Last-schriften und die Anpassung von Vordrucken und Abläufen in der Verwaltung selbst. Da-neben stellen auch die im kom-munalen Umfeld betriebenen Fachverfahren und ihr Zusam-menwirken mit den etablierten Finanzwesen-Anwendungen eine große organisatorische Herausforderung und Koordi-nationsaufgabe dar.

Das krz hat sich der komple-xen Aufgabe frühzeitig gestellt und basierend auf internen Voranalysen sowie mit Ar-beitsgruppen aus der Anwen-derschaft ein gemeinsames Einführungsprojekt aufgesetzt.

Formell zum 1. Oktober 2012 begonnen, hat dieses Projekt das Ziel, die Umsetzung der Anforderungen der SEPA-Ein-führung sowohl hausintern als auch bei den Anwendern zu koordinieren und bis zum vierten Quartal 2013 die Ein-führung im Verbandsgebiet zu gewährleisten.

Know-how vor ortNeben dem ständigen Zusam-menwirken auf Arbeitsebene, zum Beispiel zu Fragen wie der Definition beziehungsweise der Anpassung von Schnitt-stellenbeschreibungen, legt die Projektgruppe Wert auf ein gemeinsames Vorgehens-konzept. Hierzu zählt unter anderem die Etablierung je eines SEPA-Beauftragten beim IT-Dienstleister und bei den Kommunen. Diese ge-

währleisten die gemeinsame Kommunikation. Die Rolle der Projektverantwortlichen vor Ort nehmen die lokalen SEPA-Verantwortlichen wahr. Sie haben unter anderem die Aufgabe, die Umstellung von Vordrucken, die Anpassungen in autark betriebenen Vorver-fahren, aber auch notwendige innerorganisatorische Umstel-lungen in den Prozessen der Lastschriftverwaltung zu ko-ordinieren und fachlich sowie zeitlich mit dem IT-Dienstleis-ter abzustimmen.

Darüber hinaus bringt sich das krz in übergreifende Aktivitä-ten ein, so auf der Ebene der Vitako-SEPA-Arbeitsgruppe. Ferner steht der IT-Dienstleis-ter in ständigem Kontakt mit anderen Rechenzentren und Nutzern der in der Region be-

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Tiefengeothermie, also bei der Nutzung von Erdwärme ab einer Tiefe von 400 Metern. Eine koordinierte Errichtung der Anlagen kann dazu beitragen, Mehrkosten im Netzausbau und bei den Netznutzungs-entgelten zu vermeiden.

Energie sparenNeben diesen – in erster Linie politi-schen – Diskussionen ist natürlich die Verbrauchsoptimierung bei Kommunen von zentraler Bedeutung. Die Bürger er-warten langfristige Lösungen, also werden die Reduzierung des Energieverbrauchs, die Minderung des CO²-Ausstoßes und der Einsatz erneuerbarer Energien immer wichtiger. Gute Gründe, sich mit diesen zusätzlichen Aufgaben zu beschäftigen. Durch die Definition und Einhaltung ener-giepolitischer Ziele kann die Kommune eine nachhaltige, umweltschonende und bezahlbare Energieversorgung für ihre Bürger sicherstellen. Energetische Kon-zepte schonen das Klima und ermöglichen ein selbstständiges kommunales Handeln. Die Gemeinden sollen nach dem Willen des Gesetzgebers in diesem Bereich eine Vorbildfunktion erfüllen.

Bei den Herausforderungen der Energie-wende sind Kommunen in der Regel auf Unterstützung angewiesen. Einen Beitrag leistet die AKDB mit einer individuellen Lösung. Als Partner der Kommunen bietet sie eine Fachsoftware, das erforderli-che Know-how und eine zielführende Beratung. Ob bei der Erstellung eines Energienutzungsplans oder der Über-prüfung der Liegenschaften bezüglich Energieverbrauch oder CO²-Ausstoß: Der IT-Dienstleister zeigt machbare, praktika-ble und bezahlbare Lösungen auf.

Das Solarkataster informiert Kommu-nen über frei verfügbare Flächen in den Gemeindegebieten. Eine übersichtliche Grafik erlaubt die Darstellung jedes So-

ines der aktuell brisantesten po-litischen Themen ist die Energie-wende. Für Kommunen stellt sich

dabei die Frage, wie es weitergehen wird, wenn 2022 die letzten Kernkraftwer-ke vom Netz gehen. Denn: Auch wenn das Thema bislang vorrangig zwischen Bundespolitik und Netzbetreibern dis-kutiert wird, ist es doch eigentlich eine originäre Angelegenheit der kommunalen Gebietskörperschaften. Laut Bayerischer Verfassung haben Städte und Gemeinden einen Sicherstellungsauftrag für die örtli-che Energieversorgung, die sich damit in ihrem Verantwortungsbereich befindet.

Die Vorgaben der Bundespolitik sind dabei sehr ehrgeizig und stellen die Kom-munen vor echte Herausforderungen. Experten äußerten bereits Bedenken, ob die erneuerbaren Energien allein die Energieversorgung zu diesem Zeitpunkt schon sicherstellen können – zumal sie den Energiebedarf nicht punktgenau be-dienen können, denn vielfach fehlt diesen Energieträgern die Grundlastfähigkeit. Die Zukunft wird also auch im Ausbau der konventionellen Energiearten liegen, um sich von ausländischen Kapazitäten unab-hängig zu machen. Gedacht wird hierbei zum Beispiel an den Bau zusätzlicher Gas- und Dampfkraftwerke. Außerdem führt an den Themen Netzausbau und Kuppelstellen der Netzregionen kein Weg vorbei, um eine lückenlose Versorgungs-sicherheit zu garantieren.

Die Schlüsselrolle beim Umstieg auf er-neuerbare Energien dürfte zunehmend bei Städten und Gemeinden liegen, was gleichzeitig die Steuerungshoheit beim Ausbau der Photovoltaik, der Windanla-gen, der Wasserkraft und der anderen re-generativen Quellen bedeuten würde. Im Augenblick ist eine Art von Renaissance der kommunalen Anlagen zu beobachten, vor allem bei der Wasserkraft und der

der Atomausstieg ist be-

schlossene Sache. bei der

umsetzung der Energiewen-

de sind Städte und gemein-

den aber auf unterstützung

angewiesen.

Schwieriger Schrittdie Kommunen haben eine Schlüsselrolle bei der Energiewende

Anlauf: Die Energiewende duldet keinen Wackler

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Konzepte aus finanziellen oder personel-len Gründen nicht möglich, unterstützt der IT-Dienstleister auch bei der Vermitt-lung kompetenter Energieberater.

Viele Fragen, die sich aus der Energie-wende ergeben, werden Politik und Kom-munen dauerhaft beschäftigen. Sicher ist, dass bis 2022 eine Antwort gefunden werden muss, die eine zuverlässige Ver-sorgung mit Energie garantiert. Umso besser, wenn effiziente IT-Lösungen ei-nen kleinen Teil dazu beitragen können, Städte und Gemeinden bei der Erreichung dieses Ziels zu unterstützen.

Andreas Huber ist bei der AKDB verantwortlich für den Bereich Presse- und Öffentlichkeitsar-beit.

schaften sowie alle Energiearten berück-sichtigt werden. Das erleichtert spätere Auswertungen. Diese Datenanalyse schafft die Grundlage für Kennwerte und Bench-markings für die Energieverbrauchswerte und -kosten der Liegenschaften und hilft bei einer ersten Übersicht der energeti-schen Ist-Situation. Daraus lassen sich Ziele ableiten, zum Beispiel für beab-sichtigte Verbrauchseinsparungen. Darauf aufbauend werden nach Dringlichkeit und Wirtschaftlichkeit einzelne Gebäude, die bei der Ist-Analyse aufgefallen sind, betrachtet und erste Maßnahmen zur Nutzerverhaltensänderung geplant. Nach Abschluss verschiedener energetischer Maßnahmen hilft das Energiecontrolling ständig mit aussagekräftigen Auswertun-gen und Vergleichen. Kontrolle und Über-wachung gehören zu den Kernpunkten im Energiemanagement und haben deshalb beim Energiecontrolling einen besonderen Stellenwert. Ist das Erstellen derartiger

larpotenzials wie zum Beispiel mittlere Jahresstrahlung oder CO²-Einsparung sowie einen Gesamtüberblick über die räumliche Ausrichtung der Anlagen.

Energie kontrollierenDie Kommunen sollten ihrer Vorbildfunk-tion gegenüber den Bürgern bezüglich Nachweis- oder Nutzungspflicht gerecht werden. Dies ist in den Gesetzen über die erneuerbaren Energien und Ener-giedienstleistungen geregelt. Leistungs-starke Softwarelösungen zum Thema Energiemanagement können schon im Vorfeld bei der Planung, dem Aufbau und der Auswertung einer modernen Energiedaten-Struktur helfen und dabei Schwachstellen und sogenannte Ener-giefresser erkennen.

Der erste Schritt der Analyse erfasst die Zählerstruktur der Gebäude. Beim Aufbau sollten Messpunkt- und Gebäudeeigen-

www.krz.dekrz

Perspektiven verändern: Nachhaltig und sicher.

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rathaus.rostock.de im vitako aktuell web 2.0 Check:

Rostock als größte Stadt des Landes Mecklenburg-Vorpommern und wichtiger Ostseehafen für Fährverkehr und Güterumschlag ist an einer informativen Außendarstellung nicht nur für die eigenen Bürgerinnen und Bürger, sondern auch für Unterneh-men interessiert. Die Seite rathaus.rostock.de nutzt moderne Webtechnologien, um die 205.000 Einwohner der Hansestadt über aktuelle Nachrichten zu informieren oder Standort- und Wettbewerbsvorteile für potenziell interessierte Unternehmen aufzuzeigen.

E-governmentEin als Stichwortverzeichnis aufgebauter Zuständigkeitsfinder informiert die Bürger und Geschäftsleute in einer weitgehend einheitlichen Struktur über angebotene Leistungen der Ämter. Eine medienbruchfreie Online-Abwicklung von Verfahren besteht bisher nur im Bereich Kfz-Zulassung. Ein Ausbau der Online-Services ist deshalb wünschenswert.

open government und Social MediaMit der Internetpräsenz www.klarschiff-hro.de geht die Han-sestadt auf Kurs für mehr Bürgerbeteiligung im öffentlichen Raum. Die Online-Plattform als interaktive Karte ermöglicht den Bürgerinnen und Bürgern die Meldung von Problemen wie eine vom Winterdienst nicht geräumte Straße oder die Eingabe von Ideen wie dem Aufstellen von zusätzlichen Fahrradständern. Seit dem Start im April 2012 sind bereits 1.285 Meldungen eingegangen.

Potenziale liegen einer direkten Integration von Social-Media-Angeboten auf der vorgestellten Internetpräsenz rathaus.rostock.de. Der Oberbürgermeister der Hansestadt, Roland Methling, ist in allen gängigen Social-Media-Angeboten vertreten, pflegt re-gelmäßig den direkten Kontakt zu den Bürgern und Bürgerinnen und kann in diesem Kontext als Vorbild verstanden werden.

Fazit Abschließend ist der laufende Wettbewerb „E-Lüchttoorn M-V 2013“ des Büros kooperatives E-Government zu erwähnen. Bis Ende Januar 2013 können alle Einwohner und Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern Vorschläge und Ideen zu E-Govern-ment-Anwendungen oder -Projekten für eine leistungsfähige, moderne und kundenorientierte Verwaltung einreichen. Dies lässt auf einen weiteren Ausbau der Kollaborationsmöglichkeit hoffen.

rostock auf Kurs

Fahrwasser: Der Kurs der Hansestadt Rostock geht klar Richtung Web 2.0Fahrwasser: Der Kurs der Hansestadt Rostock geht klar Richtung Web 2.0

Struktur & Usability Übersichtlichkeit Suchfunktionalität Nutzerführung Mehrsprachigkeit Verständlichkeit der Informationen (Sprache) E-Government Wegweiser-Informationen Informationen zu Rechten und Pflichten Kontaktvorbereitungsinformationen (Formulare) Kontaktinformationen (Ansprechpartner) Informationen zur Vorgangsbearbeitung (Ablauf) Zielgruppenorientierung Multikanal-Kommunikationsmöglichkeiten E-Services für Transaktionen Authentifikationsmechanismen Open Government Transparenzfördernde Elemente (u. a. Open Data) Partizipationsmöglichkeiten Kollaborationsmöglichkeiten Social Media / Web 2.0 Social-Media-Angebote (Facebook, Twitter, etc.) Pflege dieser Angebote (Aktualität/Kontinuität) Datenschutz-Sensibilisierung −

Lena-Sophie Müller und Stefanie Hecht sind Mitarbeiterinnen am Fraunho-fer-Institut für Offene Kommunikationssysteme (FOKUS) und beschäftigen sich mit der Nutzung der Informations- und Kommunikationstechnologien in und durch Kommunen. Exklusiv für Vitako aktuell nehmen sie kommunale Websites unter die Lupe. Sollen sie auch Ihre kommunale Webseite checken? bewerben Sie sich unter [email protected]

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open-government-portal: Zentraler datenzugriff

Zum Start sind Daten der Geodateninfrastruktur Deutschland (GDI-DE), des Umweltportals Deutschland, der Genesis-Daten-bank des Statistischen Bundesamtes sowie Daten der bereits bestehenden Open-Data-Portale der Länder zugänglich.

Darüber hinaus soll das Portal bereits zum Start in größerem Umfang kommunale Daten enthalten. Kommunen, die Interesse daran haben, erste Datensätze über das Portal verfügbar zu machen und damit zu den ersten Datenbereitstellern zu gehö-ren, können jederzeit eingebunden werden. Eine kommunale Open-Data-Infrastruktur ist dafür nicht erforderlich.

Es werden noch Kommunen gesucht, die zum Start dabei sein wollen. Diese können sich per E-Mail an das Bundesinnenministerium oder Fraun-hofer FOKUS wenden:[email protected]@fokus.fraunhofer.de

Dr. Helene Groß ist Referentin im Bundesinnenministe-rium, Referat O1, zuständig für Open Government.

m Vorfeld der CeBIT geht der Prototyp eines bundesweiten Open-Government-Portals ans Netz. Es soll Daten aller Ver-waltungsebenen auffindbar und nutzbar machen.

Wie in der Septemberausgabe von Vitako aktuell berichtet, hat das Bundesministerium des Innern Fraunhofer FOKUS mit der Entwicklung eines Prototypen für ein ebenenübergreifendes Open-Government-Portal beauftragt. Damit folgt das Ministeri-um einer Kern-Empfehlung der Anfang August 2012 veröffent-lichten Studie „Open Government Data Deutschland“.

Die Arbeiten am Prototyp laufen auf Hochtouren. Bund, Länder, kommunale Spitzenverbände und Zivilgesellschaft sind in die laufende Entwicklung eingebunden.

los geht’s!

der prototyp des bundesweiten open-govern-

ment-portals startet den pilotbetrieb – Kom-

munen können mitmachen.

Die Idee: Dezentral vorgehaltene und gepflegte Datensätze

sollen über das bundesweite Open-Government-Portal zentral

aufzufinden und abzurufen sein. Das Datenangebot ist dabei

in verschiedene Kategorien geordnet, von Öffentliche Verwal-

tung und Haushalt über Politik und Wahlen bis hin zu Kultur

oder Bevölkerungsdaten. Behörden von Bund, Ländern und

Kommunen können sich am Portal beteiligen.

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Zukunftskongress Staat & verwaltung startet im Juni

unter der Schirmherrschaft

des bundesministeriums

des inneren startet in ber-

lin am 25. und 26. Juni der

Zukunftskongress Staat und

verwaltung. vitako aktuell

sprach mit oliver lorenz,

geschäftsführer des veran-

stalters wegweiser Media &

Conferences.

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inspiration: Viele Impulse erwarten die Initiatoren vom Zukunftskongress

vitako: Ein neuer Kongress – einfach nur eine veranstaltung mehr im Jahreska-lender von politik und verwaltung oder etwas besonderes?Oliver Lorenz: Mit dem Zukunftskongress Staat & Verwaltung planen wir Neues: Wir werden internationaler auftreten als bisherige Formate und exemplarische Projekte aus aller Welt vorstellen – soweit diese auf hiesige Verhältnisse übertragbar sind. Und wir werden politischer sein. So positionieren wir Verwaltungsthemen wieder höher auf der Agenda politischer Entscheider.

unter welchen leitthemen steht die erste veranstaltung?Wir haben vier Themen. Das sind „zu-kunftsorientiertes Regierungs- und Ver-waltungshandeln“, „Strukturen, Prozesse & Dienstleistungen“, „Öffentliche Finan-zen, Effizienz & Transparenz“ und „Men-schen & Kompetenzen“. Dazu gibt es zwölf Zukunftsforen. Diese werden präzise vor-bereitet, so dass Teilnehmer auch konträre Positionen beziehen können. Außerdem gibt es thematisch zugeordnete Work-shops, die unsere Partner durchführen.

Sie vereinigen Messe und Kongress in einer veranstaltung. wie soll die ver-zahnung funktio-nieren?Der Zukunftskon-gress repräsentiert ein umfassendes

Networking-Konzept. Das Berliner Con-gress Center bietet hier genau das pas-sende Raumvolumen für ein Ineinander – nicht Nebeneinander – von Themenin-seln und Get-Together. Für uns steht die Kommunikation im Mittelpunkt und nicht ein messetypisches Zeigen der eigenen Leistung.

Stichwort E-government – inwieweit wird der Kongress auch im netz statt-finden?Das Internet ist für uns unverzichtbar: Unter www.zukunftskongress.info bieten wir nicht nur Informationen und Services sondern auch eine geschlossene Commu-nity zum Gedankenaustausch und Partizi-pation in Echtzeit via Twitterwall.

Können Sie schon einzelne höhepunkte nennen?Im Moment denken wir darüber nach, für die Auftakt-Keynote eine ausländische Persönlichkeit einzuladen. Wir erwar-ten neben dem Bundesinnenminister zahlreiche weitere Minister aus Bund und Ländern. Das Niveau der Speaker-Auswahl wird ausgesprochen hoch sein. Zusammen mit allen Akteuren freuen wir uns auf einen Leitkongress für den öffentlichen Sektor, der diesen Namen wirklich verdient.

welche Maßnahmen sind bereits im vorfeld des Zukunftsprozesses geplant?Mitte Januar wird unser Programmbeirat alle Themen und die Referenten bestimmt haben. Wir werden dann ab Ende Februar weitere Informationen für die Presse und alle Interessenten veröffentlichen. Auch wird ab Januar 2013 ein Zukunftspanel erstellt, für das wir rund 1.500 Entschei-dungsträger in Bund, Ländern und Kom-munen sowie im öffentlichen Sektor tätige Unternehmen befragen.

Kommunikation im Mittelpunkt

oliver lorenz

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\ vErwAlTung dEr ZuKunFT

bundesministerium des innern

„Ich freue mich, dass sich Experten und Führungskräfte aus Staat und Verwaltung, Wirtschaft und Wissen-schaft im neuen Zukunftskongress Staat & Verwaltung austauschen und sich gemeinsam den gesellschaftli-chen und vor allem demografischen Herausforderungen der Zukunft stel-len werden. Ich habe deshalb gerne die Schirmherrschaft übernommen und lade dazu ein, die großen Heraus-forderungen, vor denen wir stehen, gemeinsam mit den politisch Verant-wortlichen anzunehmen und auf dem Zukunftskongress Staat & Verwaltung 2013 über Lösungsansätze zu disku-tieren.“

(Dr. Hans-Peter Friedrich, Bundesminister des Innern)

Kommunale gemeinschaftsstelle für verwaltungsmanagement (KgSt)

„Der Zukunftskongress bietet Füh-rungskräften auf allen drei Ebenen des öffentlichen Dienstes die Chan-ce, gemeinsam daran zu arbeiten, wie die Verwaltung der Zukunft aussehen könnte (und sollte?) Wir wissen, dass wir dabei nur erfolgreich sein werden, wenn wir alle relevanten Erfolgsfak-toren berücksichtigen: ein zukunfts-orientiertes Regierungs- und Verwal-tungshandeln, die Effizienz und Trans-parenz öffentlicher Finanzen, die dazu notwendigen Prozesse, Strukturen und Dienstleistungen und last but not least die Kompetenzen und Fähigkei-ten der handelnden Menschen. Wir freuen uns auf Sie!“

(Rainer Christian Beutel, Vorstand der KGSt)

viTAKo bundes-Arbeitsgemeinschaft der Kommunalen iT-dienstleister e.v

„Im Rahmen des Zukunftskongresses 2013 wollen wir die Spitzenthemen der Verwaltungstransformation prä-sentieren und so die obere Führungs-ebene aus Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft zu Diskussionen und gemeinsamem Lernen einladen. Wir halten das Konzept des Zukunfts-kongresses für sehr zielführend und versprechen uns eine inspirierende Konferenz und einen interessanten Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen. Die Öffnung der Konferenz auch für internationale Lösungsansät-ze ist eine wesentliche Veränderung, die Vitako unterstützt. Über den Tel-lerrand schauen ist eine Vorausset-zung dafür, dass Fantasie das Feld be-fruchtet – notwendige Würze in Zei-ten, in denen Modernisierung immer dringlicher wird.“

(Dr. Marianne Wulff, Geschäftsführerin VITAKO)

„Wir haben für Sie das Bürgerportal entwickelt ,damit Sie Zeit sparen!“Dirk Schweikart , Projektmanager

www.regioit .de

Kluge Köpfe by

das sagen die Kooperationspartner:

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\ rubriKEn

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wenn wir mehr Zeit hätten – wobei könnten wir Sie noch besser kennen lernen als durch diesen Fragebogen? In einer schönen Zigarrenlounge beim Genuss einer guten Zigarre und beim gemeinsamen Gespräch oder bei einer gemeinsamen Ausfahrt im Oldtimer.

welches buch lesen Sie gerade? Aktuell wartet so viel Fachliteratur auf das „Gelesen werden“, dass für ein gutes Buch gerade keine Zeit ist.

ihre derzeitige lieblingsmusik? Mein Musikgeschmack ändert sich nicht so schnell. Gut gemachte Musik, egal aus welchem Genre von U- bis E-Musik. Noch lieber mache ich Musik aber selbst.

wofür hätten Sie gerne mehr Zeit? Für meine Hobbys: Oldtimer, Motor-rad, Musik.

welche persönlichkeit – egal ob noch lebend oder schon „geschichte“ – würden Sie gerne kennen lernen? Steve Jobs hätte ich einen sehr inter-essanten Gesprächspartner gefunden.

wie kann man Sie am besten ärgern? Durch Unzuverlässigkeit und fehlende Authentizität.

und wie macht man ihnen am besten eine ganz besondere Freude? Zuverlässigkeit, Freundlichkeit, positi-ve Lebenseinstellung und den Willen, Schönes mit mir teilen zu wollen.

womit haben Sie ihr erstes eigenes geld verdient? Mit dem Verkauf einer bekannten überregionalen Tageszeitung in Mün-chen während der Schulferien.

ihr berufswunsch als Kind? Pilot

welches „Arbeitsgerät“ ist in ihrem Arbeitsalltag für Sie absolut unver-zichtbar? Ohne PC und Smartphone würde es schwierig werden.

iT in der öffentlichen verwaltung muss unbedingt … … in durchgängigen Prozessketten innerhalb der Verwaltung, aber auch zwischen Verwaltung und Bürger ge-dacht werden und diese Prozessketten müssen möglichst frei von Medienbrü-chen gestaltet werden.

iT in der öffentlichen verwaltung darf auf keinen Fall … … nur die Automatisierung oder Rati-onalisierung bisher papiergebundener Prozesse im Fokus stehen.

behörden werden in 20 Jahren … … auch durch sinnvollen Einsatz von ITK zum effizienen Dienstleister des Bürgers.

Sie arbeiten als vorstandsvorsitzender der dATEv in nürnberg – haben Sie einen Tipp an unsere leser, was diese sich bei einem besuch dort auf keinen Fall entgehen lassen sollten? Die Besichtigung unseres Druck-, Kommissionier- und Versandbetriebes. Da sieht man das perfekte Zusam-menspiel von Maschinenbau und moderner Informations- und Kommu-nikationstechnik im Umgang mit dem schwierigen Medium Papier.

wir haben ihnen nun viele Fragen gestellt – gibt es eine Frage, die Sie vitako stellen möchten? (wir werden ihnen in der nächsten Ausgabe der vitako aktuell antworten!) Wie schätzen Sie den Fortgang der Einführung doppischer Rechnungswe-senlösungen bei Kommunen ein?

fragt ...

professor dr. dieter Kempf

Professor Dr. Dieter Kempf ist Präsident des Branchen-verbandes BITKOM. Der studierte Be-triebswirt ist zudem Mitglied im Beirat des Vereins „Deutschland sicher im Netz“. Seit 1991 ist er im Vorstand der Nürnberger DATEV eG, seit 1996 als Vorstandsvorsitzender. Die Universität Erlangen-Nürnberg hat ihn im Jahr 2005 zum Honorarprofessor für Betriebswirt-schaftslehre berufen.

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dr. hanno ThewesFür jede Ausgabe der vitako aktuell bitten wir eine bekannte persönlichkeit, unse-ren Fragebogen auszufüllen. damit die Fragen nicht nur einseitig gestellt werden, darf eine Frage auch an uns gerichtet werden. dr. hanno Thewes, leiter der saar-ländischen Stabsstelle Zentrales iT-Management, fragte uns in der november-Ausgabe 2012:

Sehr geehrter Herr Dr. Thewes,

Selbstverständlich! Die am längsten existierende Einrichtung ist Dataport, ein IT-Dienstleister, der sowohl für Landesverwaltungen als auch für Kommunalverwaltungen die IT-betreibt.Man könnte einwenden, dass Dataport nur für den kommunalen Teil der Stadtstaaten Freie und Hansestadt Hamburg und Freie Hansestadt Bremen IT-Leistungen erbringt. Doch spränge diese Aussage zu kurz – ist doch Dataport schon seit seiner Gründung auch der IT-Dienstleister für Kommunen in Schleswig-Holstein. Dort hat die Kombi-nation lange Tradition, denn auch die Vorläuferorganisation Datenzentrale Schleswig-Holstein arbeitete für Landes- und Kommunalverwaltung.

glaubt vitako daran, dass länder und Kommunen gemeinsame datenzent-ralen betreiben können?

Verwaltungs-IT ist nicht ebenenspeziell, auch wenn selbstredend der Aufgaben-bestand differiert. Das Rechenzentrum, die Netze, allgemeine Büroanwendungen, E-Government-Portale und vieles mehr: der Technik ist egal, ob ein Landesbeamter oder ein Mitarbeiter der Kommune am Rechner sitzt. Daher werden bestimmte Leistungen nur für die jeweilige Ebene erbracht, viele Infrastrukturelemente kön-nen aber gemeinsam betrieben werden. Wenn die Kooperation gelingen soll, ist eins wichtig: Nicht das Land bestimmt die „Richtlinien der Unternehmenspolitik“. Vielmehr ist kritischer Erfolgsfaktor, dass die Beteiligten auf Landes- und Kommu-nalebene eine Partnerschaft eingehen mit Steuerungsmöglichkeiten für die verschie-denen Partner. Dies erfordert betriebswirt-schaftliche Lenkung, klare Verträge und eine entsprechende Gremienstruktur, in der sich alle Partner wiederfinden.

antwortet ...

was macht eigentlich …

das regierungsprogramm?E-Justice ins Rennen, ohne in allen Punkten abgestimmt zu sein. Einer gesamtgesellschaft-lichen Betrachtungsweise ent-spricht dies nicht unbedingt!Wenn das Regierungspro-gramm noch abgearbeitet wer-den soll, gibt es in den nächsten Monaten viel zu tun: So lässt etwa die Breitband-Versorgung besonders im ländlichen Raum noch zu wünschen übrig. Bei De-Mail gibt es Verzöge-rungen. Das Ziel im Regie-rungsprogramm, 2013 De-Mail in einem Verbund von min-destens zehn akkreditierten

Anbietern bereitzustellen, wird wohl deutlich verfehlt. Die Verbreitung der einheit-lichen Behördenrufnummer 115 ist ein Erfolgsmodell. Aber Flächendeckung wird wohl in 2013 eine Illusion bleiben. Die Geodateninfrastruktur Deutschland (GDI-DE) schrei-tet munter voran. Auch bei Open Data gibt es Aktivitäten, auch wenn die Diskussion da-rüber, wie offen der Staat sein soll, erst begonnen hat.Nicht umgesetzt wurde das Ziel, Leistungsvergleiche zwi-schen Verwaltungen von Bund

2013: das letzte Jahr der Legis-laturperiode ist angebrochen. Zeit für eine Betrachtung des Regierungsprogramms „Ver-netzte und transparente Ver-waltung“. Dort heißt es, die Auseinan-dersetzung mit IKT sei eine ge-samtgesellschaftliche Aufgabe geworden – dies scheint aber in der Politik noch nicht ange-kommen zu sein. Noch immer fordert der Föderalismus, for-dern Egoismen ihren Tribut. Beispiel: Beinahe zeitgleich gehen ein E-Government-Gesetzentwurf und einer für

und Ländern nach Artikel 91d Grundgesetz durchzuführen. Hier sind die Kommunen und ihre IT-Dienstleister deutlich weiter. Viele Kommunen füh-ren seit langem derartige Ver-gleiche durch, um vom Besten zu lernen. Auch etliche der Vitako-Mitglieder stellen sich derartigen Benchmarks – un-tereinander oder mit anderen Branchen.Fazit: Es bleibt auch in der nächsten Legislaturperiode viel zu tun, wenn die Gestaltung der IT „gesamtgesellschaftliche Aufgabe“ sein soll.

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vitako panel Umfrage unter den 53 Vitako-Mitgliedern (Entscheiderebene)

... die nächste

wird im Mai 2013 erscheinen. Schwerpunktthema: „netzpolitik und gesellschaft“

Sie möchten Vitako aktuell regelmäßig kostenlos lesen? Dann schicken Sie bitte eine E-Mail an [email protected]

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Thema: big data

1. wo sehen Sie die größten herausforderungen bei big data in der verwaltung?

Analyse der Datenmengen

Sinnvolle Verwendung der Analyseergebnisse

Sichere Verwahrung

Kein Problem für die

Verwaltung

2. Müssen datenschutzvorschriften überarbeitet werden, um mit den neuen Möglichkeiten Schritt zu halten?

Die weltweit gespeicherten Datenmengen nehmen rasant zu, verzehnfachen sich in etwa alle fünf Jahre. Schutz, Nutzung und Analyse dieser Informationsflut stellen Verwaltungen vor nicht zu unterschätzende Herausforderungen. Klärungsbedarf gibt es

vielfach bei der Anwendung der Datenschutzvorschriften, bei der eigentlichen Verarbeitung und letztlich auch bei der Frage, wofür die aufbereiteten Daten einsetzbar sind. Den Nutzen sehen die Vitako Mitglieder vor allem bei der Entwicklungsplanung.

3. big data ist besonders wichtig für …*

2013 veranstaltungen und Kongresse

05.-09.03.2013 CebiT 2013 \ Hannover \ www.cebit.de

16.-17.04.2013 diKoM Expo \ Wiesbaden \ www.dikom-expo.de

24.-25.04.2013 iT & Media \ Darmstadt \ www.itandmedia.de

15.-16.05.2013 Effizienter Staat \ Berlin \ www.effizienterstaat.eu

Mehr Termine und informationen: www.itkalender.de

„Die Analyse und Interpretation größerer Mengen von Daten, die zu völlig unter-schiedlichen Zwecken erzeugt werden und sich noch dazu gegebenenfalls lau-fend verändern, muss nicht zwangsläufig ein repräsentatives Ergebnis zu einer bestimmten Fragestellung ergeben.“

Walter Brosig, Vorstand des Kommunalen Betriebs für Informations-technik KommunalBIT AöR, Fürth.

Ja, Überarbeitung notwendig

Nein, Vorschriften bereits ausreichend

Keine Meinung

Soziographische Analysen

Verkehrsplanung

Stadt-/Regionalentwicklung

Justiz und Innere Sicherheit

Wirtschaftsförderung

*Mehrfachnennungen möglich

39 % 47 %

7 %

7 %

33 %

47 %

20 %

67 %73 %

80 %

7 %

33 %

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In eigener Sache

Ein Novum in der Geschichte der Vitako aktuell: Die von uns interviewte bekannte Persönlichkeit, in diesem Falle der sächsi-sche CIO Staatssekretär Dr. Wilfried Bernhardt, ist mit unserer Antwort an seine Frage unzufrieden. Herr Dr. Bernhardt fragte uns danach, wie wir uns eine andere Form der Einbindung der Kommunen in übergreifenden IT-Planungen konkret vorstellen. Er moniert, dass unsere Forderung nach noch intensiverer Ein-beziehung von Prozess- und IT-Kompetenz der Kommunen zum Beispiel implizit negiere, dass es in Sachsen einen gut arbeiten-den IT- Kooperationsrat mit Sitz und Stimme der kommunalen Spitzenverbände gebe, der explizit die Aufgabe habe, den IT-Planungsrat vor- und nachzubereiten - was auch geschehe.

Derartige Gremien existieren auch in anderen Bundesländern und stellen sicher eine gute Möglichkeit dar, kommunale Belange im Vorfeld von Planungsratsentscheidungen einzubeziehen. Wir wünschen uns daher, dass auch die Länder, in denen es solche

die weiterentwicklung der kommunalen Einbindung in die iT-planungen

\ rubriKEn

Beratungseinrichtungen noch nicht gibt, ebenfalls solche Round-tables einrichten. Hier sind wir auf gutem Wege.

Allerdings sollten die Mitglieder des Planungsrates auch selbst noch mehr darauf drängen, dass kommunale Expertise in die Planungsratsprojekte einbezogen ist. Dies gilt vor allem dann, wenn intensive Kenntnis der komplexen kommunalen IT-Infrastrukturen erforderlich ist, um effiziente und effektive Lösungen zu erarbeiten.

Eins müssen wir sicherlich einräumen: Wenn die Zusammenar-beit noch nicht immer zu hundert Prozent funktioniert, muss sich der kommunale Bereich gegebenenfalls noch besser koordinieren und aufstellen. Wir arbeiten dran – und nichts für ungut! Wenn Vitako Forderungen aufstellen kann, tun wir es selbstredend, auch um zu verdeutlichen, dass die Mitgliedsunternehmen von Vitako gern bereit sind, sich einzubringen.

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Michael Diepold, Leiter des Geschäftsfelds eGovernment der AKDBMichael Diepold, Michael Diepold, Leiter des Geschäftsfelds eGovernment der AKDBLeiter des Geschäftsfelds eGovernment der AKDB

Echtes eGovernment beginnt mit dem Bürgerservice-Portal der AKDB

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