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Bildatlas zur Regenwurmbestimmung - naturundtext.denaturundtext.de/cms/media/uploads/8/Blickinsbuch-Regenwurm-web2.pdf · Pubertätstuberkeln (Segmente XXVIII und XXX). 138. Eindeutige

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Bildatlas zur Regenwurmbestimmung

mit einem Kompendium der Regenwurmfauna des Nordostdeutschen Tieflands

Stefanie Krück

Natur + Text2018

Impressum

Mit finanzieller Unterstützung von Humboldt-Universität zu Berlin,

Albrecht Daniel Thaer-Institut für Agrar- und Gartenbauwisschenschaften,Fachgebiet Acker- und Pflanzenbau

Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung (GKB) e. V.NABU BrandenburgPro-Wurm.orgWurmwelten.de

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Bildatlas zur Regenwurmbestimmungmit einem Kompendium der Regenwurmfauna des Nordostdeutschen TieflandsStefanie KrückRangsdorf, Natur+Text 2018, 196 Seiten, 17 x 24 cmISBN 978-3-942062-32-9

© Natur+Text GmbHFriedensallee 21, D-15834 Rangsdorf, Tel. 033708 / [email protected]; www.naturundtext.deLektorat: Kerstin Koch (Natur+Text)Layout und Satz: Timo Eule (Natur+Text)Gesetzt aus der Adobe Garamond Pro und der Myriad ProDruck und Bindung: Westermann Druck Zwickau GmbHGedruckt auf Circle Silk Premium White

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt.ISBN 978-3-942062-32-9

PR

O WURM

Stefanie KrückDiplom-Agraringenieurin, geboren 1968, absolvierte das Studium der Agrarwissenschaften in Gießen und Berlin und promovierte anschließend über den Einfluss der Bewirtschaftung auf die Fruchtbarkeit der Böden. Seit 1995 sind die Lumbriciden Teil ihrer Forschungs- und beruflichen Tätigkeit, die sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin und freiberuflich im Bereich des Bodenschutzes und der Ökotoxikologie ausübt. Seit 1998 lehrt sie Studierenden in Praxisseminaren zur Bodenbiologie die Lebendbestimmung von Regenwürmern.

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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung 6

2 Verbreitung und taxonomische Einordnung der Regenwürmer 7 2.1 Die Regenwurmfauna Norddeutschlands und des Nordostdeutschen Tieflands 8

3 Liste aller dargestellten Regenwurmarten 10

4 Lebensraum und Lebensweise der Regenwürmer 11 4.1 Ökologische Strategien als Lebensweise verschiedener Lebensformtypen 11 4.2 Lebens-, Entwicklungs- und Aktivitätszyklen 12

5 Morphologie und allgemeine Bestimmungsmerkmale der Regenwürmer 16

6 Bestimmungsschlüssel 27

7 Beschreibung und spezifische Bestimmungsmerkmale der einzelnen Arten 30 Regenwurmarten Norddeutschlands und des Nordostdeutschen Tieflands 31 Regenwurmarten spezifischer Lebensräume anderer geografischer Regionen 169

8 Regenwurmgesellschaften in ihrer Beziehung zu ihrem Lebensraum als Gestalter der Bodenfruchtbarkeit und als Bioindikatoren von Standorteigenschaften 182

Verzeichnis bodenkundlicher und zoologischer Fachbegriffe 187

Literaturverzeichnis 191

Danksagung 195

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Für Gaia

und die Vielfalt ihrer Lebensformen

„Was bedeutet das: ‚zähmen‘?“…„Das ist eine in Vergessenheit geratene Sache“, sagte der Fuchs. „Es bedeutet: sich ‚vertraut machen‘.“„Vertraut machen?“„Gewiß“, sagte der Fuchs. „Du bist für mich noch nichts als ein kleiner Knabe, der hunderttausend klei-nen Knaben völlig gleicht. Ich brauche dich nicht, und du brauchst mich ebensowenig. Ich bin für dich nur ein Fuchs, der hunderttausend Füchsen gleicht. Aber wenn du mich zähmst, werden wir einander brauchen. Du wirst für mich einzig sein in der Welt …“

aus: Der Kleine Prinz Antoine De Saint-Exupéry

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1 Einleitung

Regenwürmer, den meisten Menschen als Tiergruppe mehr oder weniger gut bekannt, erstaunen den-noch durch ihre überraschende Vielfalt. So besiedeln ganz spezifische Artengemeinschaften den Kom-post. Im Garten, in der Wiese oder im Wald kommen hingegen andere Arten vor. Die verschiedenen Regenwurmarten unterscheiden sich dabei nicht nur in ihrer Lebensweise und ihren ökologischen An-sprüchen oder in ihrer Bedeutung für den Boden und das Ökosystem, sondern vor allem auch in ihrem Aussehen. Als mir in meinem Studium der Agrarwissenschaften bei der Erkundung der Regenwurm-gesellschaften eines Ackerbodens die Bestimmung der verschiedenen Arten an lebenden Tieren gezeigt wurde, waren mein Interesse und meine Begeisterung für diese Tiergruppe geweckt. Im Bemühen, mei-ne Kenntnisse auf immer mehr Arten auszuweiten, wurde ich mit der vielfältigen Bestimmungsliteratur der Lumbriciden vertraut und habe diese schätzen und lieben gelernt. Ich habe jedoch immer, obwohl es hervorragende Ausarbeitungen mit schematischen Zeichnungen und fotografischen Abbildungen zu den Bestimmungsmerkmalen verschiedener Arten gibt, die Darstellungen lebender Tiere vermisst, da sich die Bestimmung am lebenden Organismus auf die Farbenvielfalt und das Verhalten der Tiere stützt.

Mein Anliegen ist es, mit dem vorliegenden Bildatlas und Bestimmungsschlüssel, die Vielfalt an Kör-perfärbungen, Körperformen und Verhaltensweisen verschiedener Regenwurmarten zum Ausdruck zu bringen und damit zur Lebendbestimmung dieser Tiergruppe anhand der Regenwurmfauna Nord-deutschlands beizutragen. Die gewählten Übersichten und Abbildungen sind aufgenommen worden, um die Bestimmung auf vielfältige Weise zu unterstützen: Die Beschreibungen und Illustrationen der morphologischen Merkmale (Kapitel 5) dienen der Veranschaulichung allgemeiner Erkennungskriteri-en. Als Bestimmungshilfen sind eine Artenliste (Kapitel 3), ein nach dem Prinzip der Alternativfragen aufgebauter, dichotomer Bestimmungsschlüssel (Kapitel 6), sowie ausführliche Beschreibungen der ein-zelnen Arten mit schematischen und fotografischen Abbildungen (Kapitel 7) enthalten.

Grundlage für die Beschreibung der Bestimmungsmerkmale war in erster Linie eine Vielzahl an Regen-würmern aus langjährigen Felduntersuchungen, vornehmlich aus den Regionen Berlin, Brandenburg und Sachsen. Neben diesen und etlichen Laborhälterungen zur Beobachtung der Tiere, wurde die gängi-ge Bestimmungsliteratur von Graff (1953), Herr & Bauchhenss (1987), Christian & Zicsi (1999) sowie Sims & Gerard (1999) herangezogen. Die zugrunde gelegte Nomenklatur folgt Easton (1983), Sims (1983), Sims & Gerard (1999) und Blakemore (2008). Einige Regenwurmarten zeigen eine große morphologische Variabilität, weshalb für manche eine weitere Unterteilung in Unterarten in der Literatur zu finden ist. Beschreibungen zu Unterarten sind in der vorliegenden Ausarbeitung meist nicht im Detail enthalten, an entsprechender Stelle wird jedoch auf die weiterführende Bestimmungsliteratur verwiesen.

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Lumbricus rubellus hoffMeiSteR, 1843

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Lumbricus rubellus

Körperform undVerhalten

zylindrisch, mäßige Körperspannung;flinke Bewegungen.

Körperlänge 60–100 mm

Prostomium tanylob

Coelomporen Lage des 1. Rückenporus 6/7,am lebenden Tier sind die vordersten Rückenporen unter dem Mikroskop mitunter schwer erkennbar, weiter hinten und vor dem Clitellum jedoch deutlich erkennbar.

Borstenstellung und Borstenpapillen

eng gepaart,mit ventralen Borstenpapillen (ab):- gelegentlich ist der Bereich der Segm. IX–XII weißlich hervorgehoben, teilweise mit sehr unscheinbaren Borstenpapillen,- meist auf den Segm. (XXIV), XXV und XXVI direkt vor und den Segm. XXXIII und XXXIV direkt hinter dem Clitellum, jedoch unscheinbar und nur unter dem Mikroskop erkennbar.

Männliche Poren Segm. XV,unscheinbar und am lebenden Tier auch unter dem Mikroskop nur gelegentlich als weißliche kleine Pore zwischen den Borstenreihen b und c erkennbar.

Clitellum Segm. XXVII–XXXII, sattelförmig,erstreckt sich lateral bis zwischen die Borstenreihen c und b.

Pubertätstuberkel Segm. XXVIII–XXXIals breite Pubertätswälle, teilweise hantelförmig mit Höckern auf den Segm. XXVIII und XXX,am ventralen Rand des Clitellums an den Borstenreihen b angrenzend.

Pigmentierung und Körperfärbungadulter Tiere

mittel bis stark rot pigmentiert und irisierend, Pigmentierung dorsal gele-gentlich durchgehend, jedoch meist zum Schwanzende hin aufgehellt;Färbung leuchtend rotbraun bis purpurviolett, ventral blass.

Körperfärbungjuveniler Tiere

Pigmentierung und Färbung wie bei adulten Tieren

Schleimfarbe klar

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L. rubellus adult. Links ventral mit gut sichtbarem Clitellum (Segmente XXVII–XXXII) und den hantelförmigen Pubertätswällen (Segmente XXVIII–XXXI). Rechts lateral mit sehr gut sichtbaren höckerförmigen Pubertätstuberkeln (Segmente XXVIII und XXX).

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Eindeutige und auffällige Merkmale

Ohne Hilfsmitteldeutlich erkennbar

- bei allen Altersstufen die Färbung und das Verhalten der Tiere.

Mit Mikroskopdeutlich erkennbar

- bei allen Altersstufen die Form des Prostomiums,- bei adulten Tieren die Form und Lage des Clitellums und der Pubertätstuberkel.

Lebensformtypepigäisch, teilweise in flach angelegten Gangsystemen endogäisch lebend

VorkommenL. rubellus ist eine häufig und auf unterschiedlichsten Standorten vorkommende Art. Als Streubewoh-ner ist diese Art ubiquitär auf Grünland, in Gärten und in Wäldern zu finden und besiedelt auch die sauren und sandigen Standorte der Nadelwälder (Graff 1953, Höser 2013).

Sonstige EigenschaftenKleine Jungtiere von L. rubellus und L. castaneus sind visuell nicht unterscheidbar.

Weiterführende BestimmungsliteraturW. Michaelsen 1900: 509 – 510O. Graff 1953: 36 – 37R. W. Sims & Gerard, B. M. 1999: 104 – 105E. Christian & Zicsi, A. 1999: 127