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Neue Korper in Fliissiykeiten durch Elektricilkt. 199 4) Die Anal se weist unwiderlegbar die Existenz der 5) Ausserdem fand sich eine neue Saure, die Schweiss- 6) Ferner wurde Harnsloff im Schweisse gefunden. 7) Der Gehalt an Fett und Eiweiss ist sehr gering. 8) Die Menge des Kalis im Vergleich zum Natron ist verhhltnissmassig grosser bei den Salzen mit organischen Sauren, als bei den Mineralsalzen irn Schweisse. 9) Der Schweiss desselben Individuums, zu verschie- denen Zeiten gesammelt, hatte dieselbe Zusammensetzung, unter der Bedingung, dass die Volumina des ausgetriebe- nen Schweisses fast gleich sind. 10) Fractionirt man den Schweiss von einer Transpi- ration in mehre Theile, so findeb man Verschiedenheiten in dem wechselseitigen Verhaltniss der Mineralsalze und der Salze mit organischen Sauren: die ersteren finden sich in der letzten Partie in uberwiegender Menge. 1 I) Das Verhallniss des Wassers zur Summe der festen Bestandtheile wechselt nicht merklich in den verschiede- nen Zeiten, wo der Schweiss gesammelt wird. (Journ. de Pharm. et de Chirn. Sept. 1853.) Milchsaure im H ustande eines Alkalisalzes im Schweisse nach. saure, ebenfalls als Alkalisalz. A. 0. Bildurig neuer Korper in Fliissiglieite~~ durch Elektricitat. D u m a s und P rev 0s t hatten schon beobachtet, dass sich im Eiweiss und im BIute durch Einwirkung der Saule Faden zeigen, welche vorher nicht darin existirlen, und dass sie in der letzteren Flussigkeit ganz das Ansehen der llluskelfaser haben. Aber hierbei erkannten sie der Elektricitat nur die Fahigkeit zu, die in den Flussigkeiten bereits enthaltenen Kugelchen in Faden zu trennen. Das oben genannte Phanomen scheint nach C a r 1 o M a g g i o - ravi im Geuentheil einen andern Grund zu haben. Die Elektricitat gesitzl nach Ma g g i o r a v i die Eigenschaft, Faden und andere Korper von organischer Struclur in den Flussigkeiten zu erzeugen. Nicht allein im Eiweiss und im Blute, sondern auch in jeder andern Flussigkeit, welche aller festen Molecule entbehrt, kann man sich yon dem Erscheinen solcher Korper uberzeugen, wenn man sie der Einwirkung der Elektricitat unterwirft. Man nimrnt frisch destillirles Wasser und priift einige Tropfen davon unter Das Experiment ist sehr einfach.

Bildung neuer Körper in Flüssigkeiten durch Elektricität

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Page 1: Bildung neuer Körper in Flüssigkeiten durch Elektricität

Neue Korper in Fliissiykeiten durch Elektricilkt. 199

4) Die Anal se weist unwiderlegbar die Existenz der

5) Ausserdem fand sich eine neue Saure, die Schweiss-

6) Ferner wurde Harnsloff im Schweisse gefunden. 7) Der Gehalt an Fett und Eiweiss ist sehr gering. 8) Die Menge des Kalis im Vergleich zum Natron ist

verhhltnissmassig grosser bei den Salzen mit organischen Sauren, als bei den Mineralsalzen irn Schweisse.

9) Der Schweiss desselben Individuums, zu verschie- denen Zeiten gesammelt, hatte dieselbe Zusammensetzung, unter der Bedingung, dass die Volumina des ausgetriebe- nen Schweisses fast gleich sind.

10) Fractionirt man den Schweiss von einer Transpi- ration in mehre Theile, so findeb man Verschiedenheiten in dem wechselseitigen Verhaltniss der Mineralsalze und der Salze mit organischen Sauren: die ersteren finden sich i n der letzten Partie in uberwiegender Menge.

1 I ) Das Verhallniss des Wassers zur Summe der festen Bestandtheile wechselt nicht merklich i n den verschiede- nen Zeiten, wo der Schweiss gesammelt wird. (Journ. de Pharm. et de Chirn. Sept. 1853.)

Milchsaure im H ustande eines Alkalisalzes im Schweisse nach.

saure, ebenfalls als Alkalisalz.

A. 0.

Bildurig neuer Korper in Fliissiglieite~~ durch Elektricitat.

D u m a s und P r e v 0s t hatten schon beobachtet, dass sich im Eiweiss und im BIute durch Einwirkung der Saule Faden zeigen, welche vorher nicht darin existirlen, und dass sie in der letzteren Flussigkeit ganz das Ansehen der llluskelfaser haben. Aber hierbei erkannten sie der Elektricitat nur die Fahigkeit zu, die in den Flussigkeiten bereits enthaltenen Kugelchen in Faden zu trennen. Das oben genannte Phanomen scheint nach C a r 1 o M a g g i o - r a v i im Geuentheil einen andern Grund zu haben. Die Elektricitat gesitzl nach Ma g g i o r a v i die Eigenschaft, Faden und andere Korper von organischer Struclur in den Flussigkeiten zu erzeugen. Nicht allein im Eiweiss und im Blute, sondern auch in jeder andern Flussigkeit, welche aller festen Molecule entbehrt, k a n n man sich yon dem Erscheinen solcher Korper uberzeugen, wenn man sie der Einwirkung der Elektricitat unterwirft.

Man nimrnt frisch destillirles Wasser und priift einige Tropfen davon unter

Das Experiment ist sehr einfach.

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dem Mikroskop, urn sich zu vergewissern, dass kein fester Korper darin schwimmt. Hierauf lasst man etwas davon auf ein Uhrglas fallen, taucht das Ende eines Metalldrah- tes hinein, der mit dem Conductor einer Elektrisirmascbine cornmunicirt, bedeckt das Glas mit einern andern und lasst die Maschine ungefahr eine Stunde lang einwirken. Untersucht man dann mit dernselben Mikroskop das so elektrisirte Wasser, so bemerkt man darin kleine Korper von Zellen- oder Linsenform, darunter mehr oder weniger lange, fast immer gespaltene Faden. Sammtliche so ent- standene Iiorper losen sich nicht in concentrirter Essig- saure und widerstehen der Wirkung einer hohen Tempe- ratur. Lasst man das elektrisirte Wasser einige Male aufwallen und pruft es dann unter dem Mikroskop, so wird man sehen, dass die Korperchen die Gestalt nicht verandern; man bemerkt n u r hier und da, den Faden entlang, zahlreiche Kijgelchen, durch den Riss der Zellen, welche sie umgeben, hervorgebracht.

Dieselbe Erscheinung wie in deslillirtem Wasser, be- merkt man auch in organischen Flussigkeiten, wie im Fleischdecoct, in der Gummilosung u. s. w. Diese Fliissi. - keiten enthallen allerdings schon organische lllolecii s e suspendirt ; aber die vergleichende Untersuchung dersel- ben Flhssigkeiten vor und nach der Behandlung mil Elek- tricitat lasst keinen Zweifel uber die Bildung neuer Korper.

Theill man das Weisse eines Eies in zwei gleiche Theile, bewahrt die eine Halfie unler einer Glasglocke auf und unlerwirft die andere 44 Tage lang, tiiglich zwei bis drei Slunden, der Einwirkung der Elektricilat: so ist nach dieser Zeit die Verschiedenheit der beiden Flussig- keiten so sross, dass sie dern nackten Auge sichtbar ist. Das elektrisirte Eiweiss nimmt eine blassgelbe Farbe an. wird dick, schmierig. lasst sich in feine Faden ziehen und unter dem Mikroskop entdeckt man darin eiuen Complex organischer Korper, den man in der andern Halfte Eiweiss keineswegs bemerlit. Die laneen Faden, die Zellen und die kleinen Larnellen werden in gleicher Weise mit un- bewaffnetern Auge gesehen.

Urn in kurzer Zeit die Wirkungen zu studiren, welcbe die Elektricitat auf das Eiweiss ausubt, bringt man einen Tropfen dieser Substanz auf das Glas des Mikroskops; kaurn ist er in Berubrung mil dem Leitungsdrabt der Elek- trisirmaschine, so blaht er sich auf und nimmt sehr rasch eine pyramidale Gestalt an. Brin t man 9 Tropfen Ei- weiss an das Ende eines Messing B rahtes, der mit dern Conductor in Verbindung steht, so wird man sehen, dass

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er sich durch eine einzige Drehung der Scheibe verlan- gert; bei fortgesetztem Drehen wird er nach verschiede- nen Richtungen mit Gewalt fortgeschleudert und in ausser- ordentlich feine Faden zertheilt. Die Elektricitat scheint jedes Atom Albumin zu durchdringen, und dieses jene nicht allein sehr schnell zu leiten, sondern ihre Intensitat noch zu verstarken.

Bei andauernder Behandlung mit Elektricitat erzeugt sich in manchen Fliissigkeiten, wie im Fleischdecoct und im Eiweiss, ausser den genannten Korperchen noch eine Materie von rothlicher Farbe.

Ausserdem bemerkt man oft in Molken, in Bouillon und im Eiweiss. nachdem man sie lange Zeit der Einwir- kung der Elektricitat unterworfen , einige linsenformige Korperchen, welche mit einer sehr lebhaften Rotations- bewegung begabt sind.

Ein Taubenei wurde 1 4 Tage lang, zwei Stunden tag- lich, elektrisirt; ein mit dem Conductor der Maschine in Verbindung stehender Draht ging durch eine kleine Oeff- nung in seiner Nitte. Beim Zerbrechen des Eies konnte man dann mit blossem Auge lange Faden von rothlicher Farbe bemerken. Bei mikroskopischer Unlersuchung fand sich das Gelbe in feine Korner, das Weisse in sehr kleine Zellen verwandelt, und mitten im Weissen konnte man einige andere Faden mit beweglichen Schwanzen unter- scheiden.

Durch Galvanismus kann man die genannten Korper- chen in gleicher Weise erzeugen, wie durch Reibungs- Elektricilat. Eine nur aus zwei Platten aaren von dern Durchmesser eines Thalers bestehende iaule. deren Lei- tungsdrahte in Beriihrung mit der Fliissigkeit sind, zeigt schon nach zwei Tagen die fraglichen Korperchen, aber mehr Zellen und weniger Faden. Die Erzeugnisse einer starkeren Saule stehen nicht im Verhaltniss zu der Inten- sitat des Stromes. Die Starke der elektrischen Kraft ist hierbei nicht maassgebend, sondern die Dauer ihrer Ein- wirkung.

Am zahlreichsten und mannigfaltigsten werden die organischen Gebilde durch Einwirkung des Elektromagne- tisrnus. (Arch. belg. de tndd. milil. - Journ. de Pharm. d’Anv Aoiit 1853.) A. 0.