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I Fachbeitrag _ Bimaxilläre Umstellungsosteotomien
_Einleitung
Lageveränderungen der Kiefer zueinander und zurSchädelbasis führen in der Regel zu disharmonischenGesichtsproportionen und Fehlbisslagen, die die Pa-tienten sowohl bei der Nahrungsaufnahme als auchbeim Sprechen behindern und zu ästhetischen Be-einträchtigungen und damit mangelndem Selbstbe-wusstsein führen können. Vielfach wissen viele Be-troffene nicht einmal, dass eine operative Korrekturheute möglich ist und leiden deshalb unnötigerWeise unter ihren Gesichtsprofildisharmonien. Dis-proportionen des Gesichtes werden besonders auf-
fällig gegen Ende der Pubertät. Ein Zeitpunkt, zudemdas Körperwachstum nahezu abgeschlossen ist.Operative Korrekturen zur Harmonisierung des Ge-sichtsprofils sind allerdings erst nach Abschluss desgesamten Körperwachstums, d. h. nach Abschlussder Pubertät, medizinisch indiziert. Hat sich ein Pa-tient bereits in der Pubertätsphase zu einer operati-ven Korrektur der Kieferlage entschieden, und einelange kieferorthopädische Vorbehandlung über sichergehen lassen, dann warten viele dieser jungen Pa-tienten sehr ungeduldig auf ihren Operationstermin.Der geschätzte Anteil der operativ zu korrigierendenskelettalen Gesichtsdisharmonien in Kombination
Bimaxilläre Umstellungsosteotomienund autogene Genioplastiken zur operativen Behandlung von Gesichtsfehlbildungen
Autoren_Prof. Dr. Dr. med. Johannes Franz Hönig, Hannover; Dr. med. dent. Ulrike Grohmann, Göttingen
06 I face1_2011
Abb. 1
Abb. 1_ Darstellung der intraoperati-
ven 3-D-temporären Fixierung des
Unterkiefers mit Osteosyntheseplat-
ten in zentrische Relation; dadurch
kann diese Relation reproduzierbar
bei jedem einzelnen Operations-
schritt wieder eingenommen
werden.
Aus: J. F. Hönig; Manual der Maxillo-
mandibulären Umstellungsosteoto-
mien. 2002, Springer, Steinkopff
Verlag, Darmstadt, Heidelberg.
Fachbeitrag _ Bimaxilläre Umstellungsosteotomien I
mit Fehlbisssituationen, d. h. die veränderte Lageder Kiefer zueinander und zur Schädelbasis beträgtetwa zehn Prozent in der Bevölkerung. Wegen derallgemeinen Unkenntnis in der Bevölkerung übermögliche operative Korrekturen, werden die Um-stellung der Kiefer zur Harmonisierung der Ge-sichtsproportionen und Fehlbisslage nur spärlichund wenn überhaupt, nur an speziell dafür ausge-richteten Zentren von qualifiziert ausgebildetenGesichtschirurgen durchgeführt.Den behandelnden Gesichtschirurgen stellt aller-dings der Wunsch des Patienten nach idealen Ge-sichtsproportionen und optimalen Kaufunktionenvor zunehmend schwierigere, differenziertere undsubtilere Aufgaben, da der Erfolg der Operationvom Patienten am Ergebnis der Gesichtsprofilhar-monisierung und nicht nur an der kaufunktionellenVerbesserung gemessen wird. Außerdem ist auch das Profil des Gesichtes gewis-sen Modetrends unterworfen. Wurden früher ge-rade Gesichter bevorzugt, so geht heute der Trendzunehmend zu geraden Vorgesichtern hin, d. h., ge-ringgradig vorspringende Unterkiefer werdenheute in der Regel nicht mehr zurückverlagert, son-dern der Oberkiefer wird vorverlagert. Stand früher die kaufunktionelle Optimierung imVordergrund, erlangt heute die früher häufig nurunzureichend vor der Operation beachtete Ge-sichtsprofilanalyse und Vorhersage einen immen-sen Stellenwert. Die chirurgische Therapie von Dysgnathien ist indi-ziert bei ausgeprägter sagittaler Diskrepanz der Kie-ferbasen zueinander, Disharmonie des Gesichts-profiles, frontal offenen Biss und Imbalance derbiomechanischen Relation im stomatognathenGebiss.Aus chirurgischer Sicht ist es daher das Ziel, durchUmstellungsosteotomien der Kiefer in Kombina-tion mit prä- und postoperativer kieferorthopädi-scher Behandlung eine eugnathe Einstellung derKieferbasen zueinander zu erzielen. Dabei soll dasneuromuskuläre biomechanische Gleichgewichtim stomatognathen System bei gleichzeitiger, äs-thetisch anspruchsvoller Harmonisierung des Ge-sichtsprofils wiederhergestellt werden.
_Instrumentarium
Neben dem Basisinstrumentarium, wie Rasparto-rien und Wundhaken, werden darüber hinaus spe-zielle Instrumentarien wie die Stichsäge, Winkel-schrauber, Messinstrumente, Pterygoid- und Na-senseptummeißel, Hammer sowie Panfixosteosyn-theseplatten, für die Fixierung des verlagertenOberkiefers bzw. Miniplatten für die Verlagerungdes Unterkiefers benötigt, wobei in Einzelfällenauch resorbierbare Osteosyntheseplatten Anwen-dung finden.
_Chirurgisches Konzept
Bei der bimaxillären Umstellungsosteotomie erfolgtzunächst die Positionierung des Unterkiefers in zen-trischer Relation, anschließend die Oberkiefer- und
I 07face1_2011
Abb. 2a Abb. 2b
Abb. 4
Abb. 3
Abb. 2a und b_ Mit einer Stichsäge
wird von der Basis der Rinne die
Pars kortikalis an der Vorderkante
des Ramus ascendens bis zur
Retromolarregion durchtrennt.
Abb. 2a: Schematische Darstellung
der Ramus osteotomie.
Aus: J. F. Hönig; Manual der
Maxillomandibulären Umstellungs-
osteotomien. 2002, Springer,
Steinkopff Verlag, Darmstadt,
Heidelberg.
Abb. 3_ Nach Festlegung der
Osteotomielinien oberhalb der
Wurzelspitzen und Ablösung der
Nasenschleimhaut vom Nasenboden
wird mit einer Stichsäge die Osteoto-
mie des Oberkiefers von der Fossa
pterygopalatina aus auf beiden
Seiten durchgeführt.
Aus: J. F. Hönig; Manual der Maxillo-
mandibulären Umstellungsosteoto-
mien. 2002, Springer, Steinkopff
Verlag, Darmstadt, Heidelberg.
Abb. 4_ „down-fracture“ des Ober-
kiefers. Dabei wird der Osteotomie-
spalt weit aufgeklappt, sodass man
auf die Kieferhöhlenbasis schaut.
Aus: J. F. Hönig; Manual der Maxillo-
mandibulären Umstellungsosteoto-
mien. 2002, Springer, Steinkopff
Verlag, Darmstadt, Heidelberg.
I Fachbeitrag _ Bimaxilläre Umstellungsosteotomien
Abb. 5a
08 I face1_2011
dann die Unterkieferumstellungsosteotomie mitsich daran anschließender Kinnverlagerungsplastik.
Positionierung des Unterkiefers
in zentrischer Relation
Wesentlicher Bestandteil der gelenkorientierten bi-maxillären Umstellungsosteotomie ist die exakteHerstellung von Operationssplinten.Sie dienen dazu, intraoperativ die Kondylen in zen-trischer Position zu halten und das zahntragendeSegment nach Osteotomie des jeweiligen Kiefersgelenkbezüglich zu fixieren. Nach Eingliederung des zentrischen Splintes undtemporärer intermaxillärer Fixation wird eine drei-dimensionale, temporäre intraoperative Positionie-rung mit Miniplatten durchgeführt. Die Plattenwerden spannungsfrei am Processus zygomaticusund Ramus ascendens mit Schrauben fixiert. Um ei-nen transbukkalen Zugang zu vermeiden, werdendie Schrauben im Bereich des Ramus ascendens miteinem Winkelschrauber eingebracht. Durch die intraoperative 3-D-temporäre Fixierungdes Unterkiefers mit Osteosyntheseplatten in zen-trische Relation, kann diese Relation reproduzierbarbei jedem einzelnen Operationsschritt wieder ein-genommen werden (Abb. 1).
Oberkieferfreilegung
Bei der Standardversion der Le Fort-I-Osteotomiewird hochvestibulär von der molaren Region, 5 mmoberhalb der mukogingivalen Grenze, eine horizon-
tale, zirkumvestibuläre Inzision vorgenommen. DasOberlippenphrenulum wird zur Markierung derMittellinie mit einem Seidenfaden temporär umsto-chen. Schonend wird subperiostal die kaudale Freilegungdes Oberkiefers durchgeführt. Nach kranial wird da-gegen weitflächig die Apertura piriformis, der Pro-cessus zygomaticus mit Anteilen des Jochbogensund die dorso-laterale Kieferhöhlenwand bis zurFossa pterygopalatina dargestellt.Nach Eingliederung des Zentriksplintes und tempo-rärer intermaxillärer Fixation erfolgt die Positionie-rung des Unterkiefers mit einer Miniplattenosteo-synthese zwischen Processus zygomaticus und Ra-mus ascendens. Die Schrauben werden mit einemWinkelschrauber eingedreht, sodass auf eine perku-tane Inzision verzichtet werden kann. Mit einemDrillbohrer werden oberhalb der anzulegenden Le Fort-I-Osteotomie Löcher in Höhe der Eck- bzw.ersten Molarenzähne in der fazialen Kieferhöhlen-wand angelegt. Sie dienen als obere Mess-Referenz-punkte zur Messung der vertikalen Distanz zwi-schen diesen Referenzlöchern und den Unterkier-fer-Brackets im 3er- und 6er-Zahnbereich. Diesepräoperativen Werte werden notiert und müssenpostoperativ nach der Oberkieferverlagerung wie-der der präoperativen Distanz entsprechen. Daranschließt sich die Anzeichnung der Osteotomielinienan.
Unterkieferosteotomie nach Hunsuck
Nach Entfernung der Positionierungsplatten unddes Zentriksplintes wird mit einer olivenförmigenFräse ca. 3–4 mm oberhalb der Inzisura mandibulaeeine horizontale Rinne von etwa 6–7 mm Größenach Abschieben des Gefäßnervenbündels bis kurzhinter das Foramen mandibulae angelegt.Mit einer Stichsäge wird nun von der Basis der Rinnedie Pars cortikalis an der Vorderkante des Ramus-ascendens bis zur Retromolarregion durchtrennt(Abb. 2a und b). Es erfolgt die Anlage einer vertikalen Knochenrinnein der bukkalen Pars cortikalis mit der Lindemann-Fräse unter Schutz der Weichteile.
Abb. 5a und b_ Nach 3-D-Verlage-
rung des Oberkiefers erfolgt die Fixa-
tion des Oberkiefers im Bereich der
Crista zygomatico alveolaris und
Apertura piriformis mit Panfixosteo-
syntheseplatten.
Aus: J. F. Hönig; Manual der Maxillo-
mandibulären Umstellungsosteoto-
mien. 2002, Springer, Steinkopff
Verlag, Darmstadt, Heidelberg.
Abb. 6_ Die Repositionierung der
Kiefergelenke in der präoperativen
zentrischen Relation erfolgt durch
erneute spannungsfreie Fixierung der
Positionierungsplatten. Anschließend
werden die Osteotomiesegmente mit
Miniplatten über monokortikale
Schrauben stabilisiert; die intermaxil-
läre Immobilisation wird gelöst und
die Okklusion überprüft.
Aus: J. F. Hönig; Manual der Maxillo-
mandibulären Umstellungsosteoto-
mien. 2002, Springer, Steinkopff
Verlag, Darmstadt, Heidelberg.Abb. 6
Abb. 5b
Unterstützt die Aquaporation
platziert mit button.indd 1 12.01.2011 14:56:30 Uhr
I Fachbeitrag _ Bimaxilläre Umstellungsosteotomien
10 I face1_2011
Oberkieferosteotomie
und Oberkieferverlagerung
Nach Festlegung der Osteotomielinien oberhalb derWurzelspitzen und Ablösung der Nasenschleimhautvom Nasenboden wird mit einer Stichsäge die Osteo-tomie des Oberkiefers von der Fossa pterygopalatinaaus auf beiden Seiten durchgeführt (Abb. 3). Von der Fossa pterygopalatina aus wird unterSchutz der Weichteile und des Tubus mit einer Stich-säge der Oberkiefer entlang der Markierungsliniendurchtrennt. Das Osteotomiesegment wird heraus-gelöst und entfernt. Mit einem Septummeißel wird nun das Septumund Vomer vom Oberkiefer mit ein paar Hammer-schlägen abgelöst. Der gebogene Obwegeser-Mei-ßel wird an der Sutur zwischen Tuber maxillaris undProcessus pterygoideus angesetzt und mit zwei bisdrei Hammerschlägen vom Pterygoid gelöst. Dabeiist streng darauf zu achten, dass der Meißel mit sei-ner Arbeitsrichtung nach schräg unten gerichtetwird. In Höhe des Alveolarfortsatzes wird der Ober-kiefer mit den Daumen und den Zeigefingern bds.umfasst und durch Druck der Oberkiefer nach kau-dal im Sinne einer „down-fracture“ von der Schä-delbasis abgebrochen. Dabei wird der Osteoto-miespalt weit aufgeklappt (Abb. 4). Mobilisiert wird
der Oberkiefer mit einem gebogenen Rasparto-rium, das den Tuber maxillaris umfasst. Mit der anderen Hand wird der Oberkiefer unterstützendmobilisiert.Nach Mobilisation hat man nun Einblick von kaudalauf die Kieferhöhle, das Nasenseptum und auf dieArteria palatina (Kreis). Mit einer Luer-Zange werden die Knocheninterfe-renzen abgetragen und die Nasenseptumleiste ge-kürzt. Zusätzlich wird der Naseneingang bei derOberkieferhochverlagerung osteoplastisch model-liert und nach kaudal hin erweitert. Nach Abtragung aller knöchernen Interferenzen wirdder zweite Splint, der die Verlagerungsstrecken desOberkiefers beinhaltet, eingegliedert und eine er-neute temporäre Immobilisation mit Drahtligaturennach Einstellung der Vertikaldistanzen oberhalb derOsteotomielinien zwischen Ober- und Unterkiefervorgenommen.
Oberkieferfixierung in
zentrischer Relation am Patienten
Nach exakter Wiedereinstellung der präoperativenVertikaldistanz zwischen Unterkiefer und den Refe-renzlöchern im 3er- und 6er-Zahnbereich oberhalbder Oberkieferosteotomielinie auf beiden Seiten er-
Abb. 8a Abb. 8b Abb. 8dAbb. 8c
Abb. 8a–d_ Longface-Syndrom:
24-jähriger Patient mit einem
Longface-Syndrom prä- (Abb. 8a
und c) und postoperative Aufnahmen
(Abb. 8b und d).
Durch eine bimaxilläre Umstellungs-
osteotomie in Kombination mit einer
Kinnhöhenreduktion ließen sich eine
kaufunktionelle Verbesserung und
ein ausgewogenes Gesichtsprofil
erzeugen.
Abb. 7a Abb. 7b Abb. 7c Abb. 7d
Abb. 7e Abb. 7f Abb. 7g
Abb. 7a–g_ Zur autogenen Kinnplas-
tik wird in temporärer intermaxillärer
Fixation zunächst die Mittellinie ein-
gezeichnet und mit markiert. Nach
Darstellung der Nervi mentales wird
die Osteotomielinie festgelegt, die
unterhalb der Foramina mentales
nach dorsal bis in die Prämolarenre-
gion hin ausläuft. Zwei Bohrlöcher
werden paramedian links und rechts
angelegt. Eine Kinnrepositionszange
wird anschließend mit zwei 6mm lan-
gen monokortikalen Schrauben fixiert
und das Kinn unter Schonung der
Nervi mentales mit einer oszillieren-
den Stichsäge osteotomiert. Das
kaudal breit an der vestibulären und
lingualen Muskulatur gestielte,
osteotomierte Segment wird dann
entsprechend der Planung mit der
Repositionszange verlagert. Ist eine
Höhenreduktion des Kinns geplant,
wird entsprechend eine Knochen-
scheibe vom oberen Kinnsegment mit
einer Säge abgetrennt und scharf von
der Zungenmuskulatur gelöst. Nach
sorgfältiger Blutstillung erfolgt nach
entsprechender geplanter Verlage-
rung des Kinnsegmentes die Fixation
mit Osteosyntheseplatten parame-
dian rechts und links.
Aus: J. F. Hönig; Manual der Maxillo-
mandibulären Umstellungsosteoto-
mien. 2002, Springer, Steinkopff
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Fachbeitrag _ Bimaxilläre Umstellungsosteotomien I
I 11face1_2011
Abb. 9a Abb. 9b
Abb. 10a Abb.10b
Abb. 9a und b_ Shortface-Syndrom:
Prä- (Abb. a) und postoperative
Ansicht (Abb. b) einer Patientin mit
einem Shortface-Syndrom, das
durch das weit zurückliegende Kinn
mit einem frontal offenen Biss
gekennzeichnet ist. Durch eine
bimaxilläre Umstellungsosteotomie
in Kombination mit einer Kinnvorver-
lagerung wurden nebst der kaufunk-
tionellen Verbesserung mit Schluss
des frontal offenen Bisses ein aus-
gewogener zerviko-mandibulärer
Übergang und gleichzeitig eine
Harmonisierung des Gesichtsprofils
geschaffen.
Abb. 10a–b_ Dishface-Syndrom:
Prä- (Abb. 10a) und postoperative
Aufnahme (Abb. 10b) eines Patienten
mit einem Dishface-Syndrom. Zum
Ausgleich der sagittalen Diskrepan-
zen der Kieferbasen zueinander
wurde eine bimaxilläre Umstellungs-
osteotomie vorgenommen. Neben
der kaufunktionellen Verbesserung
führte die Verlagerung der Kiefer zu
einem ausgewogenen Gesichtsprofil.
Aus: J. F. Hönig; Manual der Maxillo-
mandibulären Umstellungsosteoto-
mien. 2002, Springer, Steinkopff
Verlag, Darmstadt, Heidelberg.
folgt die Wiedereingliederung der Positionierungs-platten in ihrer alten Position. Da die Oberkieferverla-gerung nicht zur Positionsveränderung des Unterkie-fers führt –die 3-D-Verlagerungsstrecken sind in demSplint eingearbeitet – müssen die Positionierungs-platten sich wieder spannungsfrei anpassen lassen.Der Oberkiefer wird anschließend im Bereich
der Crista zygomatico alveolaris und Apertura pi-riformis mit Panfixosteosyntheseplatten fixiert(Abb. 5a und b).
Retromolare sagittale Spaltung des Unterkiefers
Die Spaltung des Unterkiefers erfolgt nach durch-geführter Osteotomie mit der sogenannten Doppel-
I Fachbeitrag _ Bimaxilläre Umstellungsosteotomien
12 I face1_2011
meißel-Technik, bei der zunächst ein stumpferSpatel bis kurz oberhalb des Nervus alveolaris in-ferior in den Osteotomiespalt eingeschlagen wird. Mit einem weiteren Spatel wird nun entlang der
Klinge des ersten ebenfalls in den Osteotomiespalteingegangen. Die beiden Spatel werden nun vor-sichtig manuell auseinandergedrückt, wodurch eszur eigentlichen retromolaren sagittalen Spaltungdes Ramus ascendens kommt. Als hilfreich erweistsich zusätzlich das Aufdrehen des Osteotomiespal-tes an der Vorderkante des proximalen Segmentesmit einem weiteren Meißel. Durch vorsichtigesAuseinanderdrücken der beiden Spatel wird unterSchonung des Nervus alveolaris inferior der Ramusascendens gespalten.
Unterkieferverlagerung und
Fixierung in zentrischer Relation
Nach Eingliederung des dritten Splintes, in denendie Unterkieferverlagerungsstrecken eingearbei-tet sind, wird diese Position des Unterkiefers durcherneute intermaxilläre Immobilisation mit Draht-ligaturen gesichert. Die Repositionierung der Kiefergelenke in der präo-perativen zentrischen Relation erfolgt durch erneutespannungsfreie Fixierung der Positionierungsplat-ten. Anschließend werden die Osteotomiesegmentemit Miniplatten über monokortikale Schrauben sta-bilisiert. Die intermaxilläre Immobilisation wird ge-löst und die Okklusion überprüft (Abb. 6).Abb. 11g Abb. 11h
Abb. 11a Abb. 11b Abb. 11c
Abb. 11d Abb. 11e Abb. 11f
Abb. 11a–h_ Prä- (Abb. 11a–d) und
postoperative Ansicht (Abb. 11e–h)
einer Patientin mit einer Mittelge-
sichtshypoplasie. Durch eine
Oberkieferumstellungsosteotomie
wurde nebst der kaufunktionellen
Verbesserung eine Harmonisierung
des Gesichtsprofils erzeugt.
Fachbeitrag _ Bimaxilläre Umstellungsosteotomien I
I 13face1_2011
Abb. 13a Abb. 13d
Kinnverlagerung (Genioplastik)
Nach tiefvestibulärem Mukoperiost-Stufenschnittim anterioren Unterkiefervestibulum werden dieKinnweichteile subperiostal bis unterhalb des Kinn-randes mit Ausnahme der knöchernen Kinnpromi-nenz dargestellt. Anschließend wird die Mittellinieeingezeichnet und mit markiert. Nach Darstellungder Nervi mentales wird die Osteotomielinie fest-gelegt, die unterhalb der Foramina mentales nachdorsal bis in die Prämolarenregion hin ausläuft.Zwei Bohrlöcher werden paramedian links undrechts angelegt. Eine Kinnrepositionszange wirdanschließend mit zwei 6mm langen monokortika-len Schrauben fixiert (Abb. 7a–g).Es erfolgt die Osteotomie des Kinns unter Schonungder Nervi mentales mit einer oszillierenden Stich-säge. Das kaudal breit an der vestibulären und lingualenMuskulatur gestielte, osteotomierte Segment wirddann entsprechend der Planung mit der Reposi-tionszange verlagert. Ist eine Höhenreduktion desKinns geplant, wird entsprechend eine Knochen-scheibe vom oberen Kinnsegment mit einer Sägeabgetrennt und scharf von der Zungenmuskulaturgelöst. Nach sorgfältiger Blutstillung erfolgt nachentsprechender geplanter Verlagerung des Kinn-segmentes die Fixation mit Osteosyntheseplattenparamedian rechts und links.
Nasenflügel-Approximation
Zur Verschmälerung der Nasenflügelbasen nach er-folgter Oberkieferhochverlagerung werden die kau-dalen Nasenflügelanteile mit einem resorbierbarenFaden umstochen und an der Spina nasalis über einBohrloch fixiert.
Wundverschluss und Eingliederung
des Trainingssplintes
Nach sorgfältiger Blutstillung wird der vorbereiteteletzte Splint, der Trainingssplint, eingegliedert. Die Passgenauigkeit des Trainingssplintes wirddurch passives Öffnen und Schließen des Kieferskontrolliert. Führungsgummis werden eingesetzt, die es dem Pa-tienten in der postoperativen Phase erleichtern,seine neue Okklusion zu finden und das neuromus-
kuläre System auf die postoperative Situation um-zustellen.
_Diskussion
Der Wunsch nach Harmonisierung des Gesichts-profils ist häufig Anlass der Patienten, sich in Be-handlung zur Korrektur der dento-fazialen Fehl-bildungen zu begeben. Um den Schönheitsidealenund Gesichtsproportionen zu entsprechen, sinddeshalb neben den Kieferverlagerungen häufigauch zusätzliche Operationen wie Nasen- undKinnkorrekturen erforderlich. Vorspringende Unterkiefer mit entsprechendenKaufehlleistungen bedürfen in der Regel einerdreidimensionalen isolierten Unterkieferrückver-lagerung bzw. je nach Ausprägungsgrad und Be-fund der Gesichtsprofilanalyse eine zusätzlicheOberkiefervorverlagerung in Kombination mit ei-ner Kinnplastik. Fliehende Unterkiefer, d. h. Rück-lage des Unterkiefers, werden in der Regel durcheine isolierte Unterkiefervorverlagerung korri-giert. Kieferverlagerungen werden in Vollnarkose durch-geführt. Im Unterkiefer werden die aufsteigendenUnterkieferäste unter Schonung der Gefühlsnervender Unterlippe und des Kinns nach dem Vorschlagvon Hunsuck aufgetrennt. Dadurch reduziert sich
Abb. 12a Abb. 12b
Abb. 12a und b_ Hemifaziale
Mikrosomia:
Prä- (Abb. 12a) und postoperative
Aufnahme (Abb. 12b) einer Patientin
mit einer hemifazialen Mikrosomia,
die zur Skoliose des Gesichtes führte.
Durch eine bimaxilläre Umstellungs-
osteotomie in Kombination mit einer
keilförmigen Knochenexzision im
Bereich des rechten Oberkiefers,
Unterkieferrückverlagerung und
Rotation sowie einer Kinnverlagerung
konnten neben der kaufunktionellen
Verbesserung durch die Verlagerung
der Kiefer ein ausgewogenes
Gesichtsprofil erzeugt werden.
Abb. 13a–e_ Kinnhypoplasie:
Prä- (Abb. 13a und d) und postopera-
tive Ansicht (Abb.13c, b und e) eines
20 Jahre alten Patienten mit einer
deutlichen Kinnhypoplasie bei eu-
gnather Einstellung der Kieferbasen
zueinander. Durch eine Kinnvorver-
lagerung wurde das Gesichtsprofil
harmonisiert und die negative
Lippenstufe ausgeglichen. Zum
Ausgleich der Knochenstufe wurde
alloplastisches Material aufgelagert.
Abb. 13b Abb. 13c Abb. 13e
I Fachbeitrag _ Bimaxilläre Umstellungsosteotomien
14 I face1_2011
nicht nur das Komplikationsrisiko wie die Verlet-zung der V. retromolaris, bad splits etc., sondernauch die Rezidivrate und das Ausmaß der Schwel-lung im Unterkieferbereich. Die Muskelschlingewird nämlich bei diesem operativen Vorgehen –an-ders als bei der Methode nach Obwegeser/DalPont – nicht in ihrer Position verändert; denn nurder zahntragende Teil und nicht der gelenktra-gende Teil des Unterkiefers wird verlagert. Bei die-ser Vorgehensweise werden die Ober- und dieUnterkieferzahnreihen mittels Schlüsselschienen,die zuvor im Rahmen entsprechend durchgeführ-ter Modelloperationen unter Berücksichtigung derintraoperativen Kondylenpositionierung herge-stellt wurden, in die neue Position eingestellt, ohnedass postoperative Rejustierungen wie bei anderenMethoden erforderlich werden. Die Knochenfrag-mente werden übungsstabil mit Platten (in Aus-nahmefällen auch resorbierbare Osteosynthese-materialien) und Schrauben fixiert, sodass am Endeeiner eineinhalb- (Unterkieferverlagerung) bisdreistündigen Operation (Unter-, Oberkiefer- undKinnverlagerung) der Patient seinen Kiefer wiederöffnen kann und die Kiefergelenke als besondererVorteil dieses Vorgehens nicht in ihrer Position ver-ändert wurden. Trotz Schwellung des Gesichtes fürmehrere Tage sind in der Regel in der postoperati-ven Phase keine Schmerzmedikamente erforder-lich; die Kost erstreckt sich zunächst aufflüssig/breiige Nahrung, bis die Fäden am achtenbzw. zehnten Tag entfernt werden. Unmittelbar da-nach schließt sich die weitere kieferorthopädischeBehandlung zur Feinregulierung der Zahnstellungfür etwa sechs bis zwölf Monate an. Neben den all-gemeinen Risiken wie Entzündung und Nachblu-tung, die mit der Operation einhergehen, stellt diebleibende Taubheit der Unterlippe eine mit ca.2,5 % seltene, aber für den Patienten bedeutsameKomplikation dar.Während bis zum Anfang der 90er-Jahre die Pa-tienten in der Regel bis zum Abschluss der knö-chernen Heilung über Wochen verschnürt blieben,stellen diese Behandlungsverfahren heute nurnoch eine Ausnahme dar, weil die moderne Chirur-gie eine unmittelbare postoperative Mundöffnungdurch Fixierung der Knochenfragmente mit grazi-
len Platten und Schrauben und dadurch verkürztenOperationszeiten ermöglicht. Dadurch eröffnetsich nicht nur für den Patienten ein erheblich post-operativer Komfort, sondern es ist dadurch aucheine schnellere Rehabilitation bei verkürzterKrankheitsdauer gewährleistet. Vielen Patientenwurde dadurch die Furcht vor dem eigentlichenEingriff genommen.Dank größerer operativer Erfahrungen, verbesser-ter Operationstechniken, grazilerer Instrumente,präziserer Planung und interdisziplinärer Zu-sammenarbeit gehören die früher vielfach berich-teten und befürchteten hohen Komplikationsratenheute der Vergangenheit an.Klinische Untersuchungen und Selbstbeurteilungder Patienten, die sich einer operativen Korrekturihrer Fehlbildung unterzogen, machen deutlich,dass durch Harmonisierung der Gesichtspropor-tionen, vornehmlich durch Verlagerung des Kinns,ein gestärktes Selbstbewusstsein resultiert, das erheblich zum privaten und beruflichen Erfolg beiträgt (Abb. 8–16).
_Schlussfolgerung
Der Wunsch des Patienten nach idealen Gesichts-proportionen lässt sich durch schonende moderneTechniken der Umstellungsosteotomien verwirk-lichen, die zur Akzentuierung und zur Harmonisie-rung des Gesichtsprofils führen._
Literatur beim Verfasser.
Abb. 14a Abb. 14b Abb. 15a Abb. 15b Abb. 16a Abb. 16b
Prof. Dr. Dr. med. Johannes Franz HönigGeorg-August-Universität GöttingenLtd. Arzt Plastische und Ästhetische ChirurgieParacelsus Klinik & Georgs-Palast HannoverGeorgstr. 36 30159 Hannoverwww.professor-hoenig.de
face_Kontakt
Abb. 14a und b_ Kinnhypoplasie mit
zervikaler Weichgewebsptose:
Prä- (Abb. 14a) und postoperative
Aufnahme (Abb. 14b) einer Patientin
mit einer moderaten Kinnhypoplasie
in Kombination mit einer zervikalen
Weichgewebsptose. Durch suprapla-
tysmale Liposuktion und autogener
sliding genioplasty ließ sich wieder
ein harmonischer zerviko-mandibu-
lärer Übergang erzeugen.
Abb. 15a und b_ Kinnhyperplasie
mit Makrorhinie:
Prä- (Abb. 15a) und postoperative
Aufnahme (Abb. 15b) einer Patientin
mit einer Kinnhyperplasie mit beste-
hender Makrorhinie. Durch Rückver-
lagerung des Kinns im Rahmen einer
autogenen sliding genioplasty und
Septorhinoplastik ließ sich das
Gesichtsprofil harmonisieren.
Abb. 16a und b_ Kinnhyperplasie
mit Makrorhinie:
Prä- (Abb. 16a) und postoperative
Aufnahme (Abb. 16b) einer Patienten
mit einer Kinnhyperplasie mit beste-
hender Makrorhinie. Durch Rückver-
lagerung des Kinns im Rahmen einer
autogenen sliding genioplasty
und Septorhinoplastik ließ sich das
Gesichtsprofil harmonisieren.
Anti-Aging Strategien
Ästhetische Medizin_Facelift
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Kosmetische Zahnmedizin_Risikogebiet Kieferhöhle – die Schnittstelle zwischen HNO und Zahnmedizin
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Kongresspräsidenten_Prof. Dr. Dr. Werner L. MangPräsident der IGÄM e.V.
_Dr. Jürgen WahlmannPräsident der DGKZ e.V.
Referenten u.a._Prof. Dr. Dr. Werner L. Mang_Prof. Dr. Dr. Johannes Franz Hönig_Prof. Dr. Thomas Sander_Prof. Dr. Hans V. Behrbohm_Prof. Dr. Klaus-U. Benner_Prof. Dr. Kurt Vinzenz_Prof. Dr. Thomas Weischer_Prof. Dr. Nezar Watted_Prof. Dr. Martin Jörgens
Faxantwort 03 41/4 84 74-3 90
Bitte senden Sie mir das Programm des 2. Symposiums für
Ästhetische Chirurgie und Kosmetische Zahnmedizin zu.
E-Mail:
Praxisstempel
face 1/11
2. Symposium für Ästhetische Chirurgie und Kosmetische Zahnmedizin2.–3. Juni 2011, Hotel Hilton München Park, München