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Schwerpunkt Bewässerung Zu Beginn des Beerentages hielt Gunhild Muster, Expertin an der LVWO für Himbeerkulturen, einen Vortrag über Bewässerung in Bee- renkulturen. Das Ziel jeder Beeren- kultur ist Ertragssicherheit, d.h. ho- he, regelmäßige Erträge und Frucht- größen zu erreichen. Eine Voraus- setzung dafür kann mit regelmäßi- ger Bewässerung geschafft werden. Für die Entscheidung ob Be- wässerung nötig ist, muss man sei- nen Standort kennen sowie die Nie- derschlagsverteilung und –menge im Betrieb. Himbeeren haben den höchsten Ertrag bei einer Boden- feuchtigkeit von 2,5 pF (Wasser- spannung des Bodens). Diese ange- strebte Bodenfeuchtigkeit von pF 2,4 – 2,6 entspricht 400 cm Wasser- säule = 0,4 bar , ca. 70 % Feldkapa- zität. Das Wasser sollte in 2 bis 3 Gaben pro Woche ausgebracht wer- den. Zu viel Wasser führt allerdings zur Förderung von Wurzelkrankhei- ten und des vegetativen Wachstums. Auch werden zwar die Früchte grö- ßer, aber der Gesamtertrag sinkt, die Fruchtfestigkeit ist reduziert und der Geschmack leidet. Eine einheitliche Empfehlung für die nötigen Wasser- mengen kann nicht gegeben werden, da die Wasserhaltekapazität von der jeweiligen Bodenart ab- hängt. Bei sandigen Böden sollten deshalb häufigere aber geringe Wassergaben erfolgen, da ansonsten das Wasser in den Unterboden weg- läuft. Die Wasserhaltekraft eines lehmigen Bodens ist für die Bewäs- serung am optimalsten. Folgende Bewässerungsverfah- ren kommen in Betracht: Überkronenberegnung Vorteile: Klimatisierung bei Hitzetagen durch Verdunstungskälte Einfache Handhabung Frostschutz möglich Nachteile: Belagsbildung (Kalkflecken) Hygiene Große Wassermengen nötig Ungenau/Vernässung Tropfbewässerung Vorteile: Wassersparend Exakt Keine Benetzung der Früchte Nachteile: Evtl. Filtration nötig Punktuelle Vernässung, wenn der Boden zu schwer ist Bei extremer Hitze ist evtl. zu- sätzlich eine Überkronenbereg- nung nötig Die Schläuche und Tropfer soll- ten bei Himbeeren langlebiger sein, da Himbeeren Mehrjahreskulturen sind. Die Kosten belaufen sich auf 50 bis 80 ct/m Tropfschlauch, je nach Abstand der Tropfer entspricht dies bei 3.000 m Schlauchlänge/ha ca. 2.400 €/ha. Dazu kommen Kos- ten von ca. 800 € für die Kopfstati- on und die Zuleitung des Wassers (falls nötig). Worauf kommt es bei der Be- wässerung an? In 20 bis 40 cm Tiefe ist die Hauptwurzelzone der Himbeeren (entspricht einer Wur- zelzone pro Pflanze von 0,4 x 0,6 x 1 m). Die Tropfer sollten gleichmä- ßig verteilt sein. Zur Pflanzung sol- len die Schläuche an der Pflanze fi- xiert werden (ober- oder unterir- disch). Wenn der Boden sehr tro- cken ist, läuft das Wasser erst mal in die Tiefe und weniger in die Breite; deshalb sollte man nie war- ten, bis der Boden ausgetrocknet ist. In Versuchen wurden verschiedene Tropferabstände und Sprüher er- probt, bei gleicher Wassermenge wurde dabei überall eine gleichmä- ßige Feuchte erreicht. Klaus Dillmann hat gute Erfah- rungen mit der Überkronenbereg- nung zur Vermeidung von Hitze- schäden bei Beeren gemacht, vor al- lem bei starken Temperaturschwan- kungen, z.B. bei sprunghaften An- stiegen von 20 auf 30 °C. Bei einem Bewässerungsversuch an der LVWO von 2004 bis 2005 wurden folgende Varianten vergli- chen: Fertigation, Tropfbewässe- rung (30 cm Abstand) und Sprühen. Der beste Ertrag wurde beim Sprü- hen und Tropfen erzielt, die Fertiga- tion hat keinen wesentlichen Effekt Öko-Obstbau Bio-Beerentag 3 Bio-Beerenobsttag in Heuchlingen Wie kann man im biologischen Beerenanbau die Ertragssicherheit verbessern? Was sind die geeigneten Sorten für den biologischen Anbau? Diese Fragestellungen waren das Motto des Bio-Beerenobsttages am Mittwoch, 28. Mai 2008 auf dem Staatlichen Obstversuchsgut der LVWO in Heuchlingen. Diese Veranstaltung wurde gefördert im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau. Klaus Dillmann, Betriebsleiter und Bioland- Beerenobstberater begrüßte ca. 30 Personen zu Beginn der Veranstaltung. Die Betriebsleiter und Berater waren aus ganz Deutschland angereist u.a. aus Freiburg im Breisgau, aus Thüringen, aus Passau und aus Nordrhein- Westfalen. In den Vorträgen, den Diskussionen und bei der Besichtigung der Versuchsflächen standen folgende Themen im Mittelpunkt: Bewässerung und Sortenversuche bei Himbeeren, Vergleich unterschiedlicher Anbausysteme und Schnittverfahren bei Himbeeren, Vorstellung der Sortenversuche bei Strauchbeeren, Erdbeeren und Tafeltrauben und Beikrautregulierung

Bio-Beerenobsttag in · PDF filenoch 4 Durchgänge dazu, schafft dabei 100 m pro stunde (lieber öf-ters durchgehen, als wenn schon zu viel Unkraut hoch steht). Besprechung Sorten:

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Schwerpunkt Bewässerung

Zu Beginn des Beerentages hieltGunhild Muster, Expertin an derLVWO für Himbeerkulturen, einenVortrag über Bewässerung in Bee-renkulturen. Das Ziel jeder Beeren-kultur ist Ertragssicherheit, d.h. ho-he, regelmäßige Erträge und Frucht-größen zu erreichen. Eine Voraus-setzung dafür kann mit regelmäßi-ger Bewässerung geschafft werden.

Für die Entscheidung ob Be-wässerung nötig ist, muss man sei-nen Standort kennen sowie die Nie-derschlagsverteilung und –mengeim Betrieb. Himbeeren haben denhöchsten Ertrag bei einer Boden-feuchtigkeit von 2,5 pF (Wasser-spannung des Bodens). Diese ange-strebte Bodenfeuchtigkeit von pF2,4 – 2,6 entspricht 400 cm Wasser-säule = 0,4 bar , ca. 70 % Feldkapa-zität. Das Wasser sollte in 2 bis 3Gaben pro Woche ausgebracht wer-den. Zu viel Wasser führt allerdingszur Förderung von Wurzelkrankhei-ten und des vegetativen Wachstums.Auch werden zwar die Früchte grö-ßer, aber der Gesamtertrag sinkt, dieFruchtfestigkeit ist reduziert und derGeschmack leidet. Eine einheitlicheEmpfehlung für die nötigen Wasser-mengen kann nicht gegebenwerden, da die Wasserhaltekapazitätvon der jeweiligen Bodenart ab-hängt. Bei sandigen Böden solltendeshalb häufigere aber geringeWassergaben erfolgen, da ansonstendas Wasser in den Unterboden weg-

läuft. Die Wasserhaltekraft eineslehmigen Bodens ist für die Bewäs-serung am optimalsten.

Folgende Bewässerungsverfah-ren kommen in Betracht:

Überkronenberegnung

Vorteile:• Klimatisierung bei Hitzetagen

durch Verdunstungskälte• Einfache Handhabung• Frostschutz möglich

Nachteile:• Belagsbildung (Kalkflecken)• Hygiene• Große Wassermengen nötig• Ungenau/Vernässung

Tropfbewässerung

Vorteile:• Wassersparend• Exakt• Keine Benetzung der Früchte

Nachteile:• Evtl. Filtration nötig• Punktuelle Vernässung, wenn

der Boden zu schwer ist• Bei extremer Hitze ist evtl. zu-

sätzlich eine Überkronenbereg-nung nötig

Die Schläuche und Tropfer soll-ten bei Himbeeren langlebiger sein,da Himbeeren Mehrjahreskulturensind. Die Kosten belaufen sich auf50 bis 80 ct/m Tropfschlauch, jenach Abstand der Tropfer entsprichtdies bei 3.000 m Schlauchlänge/ha

ca. 2.400 €/ha. Dazu kommen Kos-ten von ca. 800 € für die Kopfstati-on und die Zuleitung des Wassers(falls nötig).

Worauf kommt es bei der Be-wässerung an? In 20 bis 40 cmTiefe ist die Hauptwurzelzone derHimbeeren (entspricht einer Wur-zelzone pro Pflanze von 0,4 x 0,6 x1 m). Die Tropfer sollten gleichmä-ßig verteilt sein. Zur Pflanzung sol-len die Schläuche an der Pflanze fi-xiert werden (ober- oder unterir-disch). Wenn der Boden sehr tro-cken ist, läuft das Wasser erst malin die Tiefe und weniger in dieBreite; deshalb sollte man nie war-ten, bis der Boden ausgetrocknet ist.In Versuchen wurden verschiedeneTropferabstände und Sprüher er-probt, bei gleicher Wassermengewurde dabei überall eine gleichmä-ßige Feuchte erreicht.

Klaus Dillmann hat gute Erfah-rungen mit der Überkronenbereg-nung zur Vermeidung von Hitze-schäden bei Beeren gemacht, vor al-lem bei starken Temperaturschwan-kungen, z.B. bei sprunghaften An-stiegen von 20 auf 30 °C.

Bei einem Bewässerungsversuchan der LVWO von 2004 bis 2005wurden folgende Varianten vergli-chen: Fertigation, Tropfbewässe-rung (30 cm Abstand) und Sprühen.Der beste Ertrag wurde beim Sprü-hen und Tropfen erzielt, die Fertiga-tion hat keinen wesentlichen Effekt

Öko-Obstbau

Bio-Beerentag

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Bio-Beerenobsttag in HeuchlingenWie kann man im biologischen Beerenanbau die Ertragssicherheit verbessern? Was sind die geeigneten Sortenfür den biologischen Anbau? Diese Fragestellungen waren das Motto des Bio-Beerenobsttages am Mittwoch, 28.Mai 2008 auf dem Staatlichen Obstversuchsgut der LVWO in Heuchlingen. Diese Veranstaltung wurde gefördertim Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau. Klaus Dillmann, Betriebsleiter und Bioland-Beerenobstberater begrüßte ca. 30 Personen zu Beginn der Veranstaltung. Die Betriebsleiter und Berater warenaus ganz Deutschland angereist u.a. aus Freiburg im Breisgau, aus Thüringen, aus Passau und aus Nordrhein-Westfalen. In den Vorträgen, den Diskussionen und bei der Besichtigung der Versuchsflächen standen folgendeThemen im Mittelpunkt:

• Bewässerung und Sortenversuche bei Himbeeren,• Vergleich unterschiedlicher Anbausysteme und Schnittverfahren bei Himbeeren,• Vorstellung der Sortenversuche bei Strauchbeeren, Erdbeeren und Tafeltrauben und• Beikrautregulierung

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auf den Ertrag gezeigt, allerdingswar das vegetative Wachstum stär-ker. Interessanterweise hat dasSprühen den Befall mit Rutenkrank-heiten nicht gefördert, da die Was-sergaben nur 2 - 3x pro Woche er-folgten und es dadurch keine Dauer-vernässung gab (wie z.B. beim Dau-ersprühen bei der Klimatisierung).

Abb. 1 zeigt eine Beispielsrech-nung für die Bewässerung, die Hil-festellung am eigenen Standort ge-ben kann.

Wie hoch ist das vorhandeneWasserpotential in meinem Bo-den? Für die Bestimmung der Bo-denfeuchte eignen sich Tensiome-ter. Diese werden in 20 cm und 40bzw. 60 cm Tiefe gesteckt und müs-sen regelmäßig abgelesen werden.Das Ablesen bedeutet zwar einenenormen Arbeitsaufwand, aber esgibt auch schon moderne Tensiome-ter mit Funk etc. Die Messwerte lie-fern Anhaltspunkte für die Boden-feuchtigkeit am eigenen Standort.

Die Möglichkeit der schlagbezoge-nen Beregnungsberatung bietet derDeutsche Wetterdienst unter www.agrowetter.de an.

Klaus Dillmann hat erstmals indiesem Jahr auch mit Tensiometerngearbeitet und ist überrascht, wielange sich die Feuchtigkeit im Un-terboden hält.

Die komplette Entfernung derJungruten vor der Ernte wird imOberkircher Raum diskutiert, damitkeine Behinderung der Erntearbei-ten durch den Aufwuchs erfolgt.Allerdings ist die Länge der nach-folgenden Jungruten dann nichtmehr ausreichend. Bei der Sorte‚Tulameen’ wird eine Rutenlängevon 160 cm angestrebt, vor allemim ersten Jahr will man möglichstlange Ruten bekommen. Bei demTermin Ende Mai wurde die benö-tigte Höhe von 150 cm nicht mehrerreicht, beim Termin Anfang Maischon. Denn

• bis zur Blüte ist die Jungrute imWachstum dominant

• ab Blüte sind die Altruten unddie Früchte dominant (zwischen-drin sind die Jungruten in einerRuhephase und müssen wiederangeschoben werden – durchWassergaben möglich)

• ab Ernte sind wieder die Jungru-ten in der Versorgung dominant.

Feldbesichtigung Himbeersor-ten mit Frau Muster

Aus den Erfahrungen derLVWO ist keine Sorte unempfind-lich gegenüber Rutenkrankheiten.Wurzelfäuletolerant sind ‚Rubaca’und ‚Autumn Bliss’. Klaus Dill-mann hat bei ‚Tulameen’ Problememit Blattmilben und hat aus demGrund die Überdachung nicht zuge-macht. Die Bodenbearbeitungmacht er rechts und links der Pflan-ze mit dem Speedo-Gerät, so flaches geht. Als Handarbeit kommen

Öko-Obstbau

Bio-Beerentag

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Abb. 1: Bewässerung Beispielrechnung (Dr. Rupp, LVWO Weinsberg)

Page 3: Bio-Beerenobsttag in · PDF filenoch 4 Durchgänge dazu, schafft dabei 100 m pro stunde (lieber öf-ters durchgehen, als wenn schon zu viel Unkraut hoch steht). Besprechung Sorten:

noch 4 Durchgänge dazu, schafftdabei 100 m pro stunde (lieber öf-ters durchgehen, als wenn schon zuviel Unkraut hoch steht).

Besprechung Sorten:

,Oktavia’ • hier im 1. Jahr• kleine dunkelgrüne Blätter• spät reifend 24.6. bis 25.7.07• Züchtung aus East Malling• schließt Lücke zu Autumn Bliss• große Früchte, mäßiger Ge-

schmack• sehr fest• interessante Nummer im späten

Bereich

,Resa’• sehr frühe Sorte (früheste)• anfällig für Rutenausfälle• schwieriger Anbau, geringe Er-

tragsleistung• geringe Regeneration

,Fertödi Venus’• stammt aus Ungarn• geringe Anbauerfahrung• sehr frühe Reifezeit• geringer Ertrag• anfällig für Rutenkrankheiten

und Winterfröste

,HimboTop’• als frühe Sorte und als späte Sor-

te nutzbar• als Frühsorte ist sie eine halbe

Woche früher reif als ‚Elida’, istdann aber schnell in Vollernte

• bisher wenig Erfahrung• bei Herbsternte wirken sich die

Rutenkrankheiten nicht aus undnach Erfahrungen von KlausDillmann sind sie in Geschmackund Größe im Herbst besser

• die ideale Rute für die Früherntehat im Herbst keine Früchte

,Malahat’• reift kurz vor kurz vor den

Hauptsorten (,Meeker’)• mittelgroße, feste Früchte• guter Geschmack - für eine

Frühsorte o.k.• für versuchsweisen Anbau emp-

fehlenswert

Empfehlung für Himbeersortenim Bio-Anbau:

• Im Frühbereich weiterhin ‚Elida’

• Im Anschluß ‚Meeker’ und‚Tulameen’

• Im Späten Bereich: ,Polka’,,Himbo-Top’

Besichtigung des Johannis-und Stachelbeerquartiers

Bei den Rote Johannisbeerengibt es keine neuen Sorten, die sichim Anbau durchgesetzt haben, eswird weiterhin das Standardsorti-ment empfohlen:

• Früh: ,Jonkheer van Tets’• Mittel: ,Rolan’, ,Rotet’• Spät: ,Rovada’

Bisher sind auch keine Verbes-serungen in Sicht. Im Anbau wirddie 2-3-Ast-Hecke angestrebt. DieRute sollte im zweiten Jahr obensein, da sie kaum noch wächst,wenn sie im Ertrag steht. Maximal 5 - 7 Seitentriebe pro Astseite soll-ten stehengelassen werden. Bei Sta-chelbeeren ist es wichtig, die Ästehochzuziehen und ständig anzuhef-ten, sonst stellt der Strauch dasWachstum ein.

Bei Verrieselungsversuchen(verschiedene Schnittvarianten) beider frühen Sorte ‚Jonkheer vanTets’ brachte keine Variante einensignifikanten Erfolg, die Sorte neigtgenetisch zum Verrieseln. Wichti-ger ist, das die Kultur gut durchlüf-tet und gesund ist und kaum imSchatten steht.

Frau Muster stellte noch folgen-de neuere Sorten vor:

• ,Telak’ – frühe Sorte

• ,Cassa’ – mittelfrühe Sorte nach,Jonkheer van Tets’

• ,Vit Jätte’ - Weiße Jätte – mittel-frühe weiße milde Sorte

• ,Red Poll’ – sehr späte langtrau-bige Sorte (Rovada hält sichaber besser im Lager)

Detaillierte Informationen zuden einzelnen neuen Sorten die aufdem Versuchsgut Heuchlingen ge-wonnen wurden, sind im Internetauf der Homepage http://www.landwirtschaft-mlr.baden-wuerttemberg.de zu finden.

Schwarze Johannisbeeren fürden Frischmarkt bleiben weiterhineine Nische. Klaus Dillmann siehtmit den neuen Frischmarktsortenwie z.B. ‚Chereshneva’ und ‚Bona’

Öko-Obstbau

Bio-Beerentag

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Abb. 2: Im Johannisbeerquartier (Foto: Heidi Künzel)

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einen wachsenden Markt mit Prei-sen ähnlich wie Himbeeren.

Bei den Stachelbeeren wurdenfolgende Sorten besprochen:

• ‚Xenia’ - stark mehltauanfällig,etwas sonnenbrandanfällig

• ‚Tixia’ - auch mehltauanfällig,tropfenförmig, dunkelrot, sehrguter Geschmack

• ‚Redeva’ - wenig mehltauanfäl-lig, aber nicht großfrüchtig

• ‚Rokula’ und ‚Rolanda’ sindweiterhin die Standardsorten

Klaus Dillmann weist daraufhin, dass bei mehltauanfälligen Sor-ten ein guter Schnitt und die Mehl-tautriebentfernung generell sehrwichtig sind.

Bio-Himbeerversuch

Nach der Stärkung in der Mit-tagspause ging es mit der Besichti-gung des Bio-Himbeerversuchesweiter. Leona Brockamp erläutertedie Ergebnisse der verschiedenenAnbau- und Schnittvarianten desvom BLE geförderten Projektes,welches seit Mai 2004 läuft. Zieldieses Versuches ist die Verbesse-rung von Pflanzengesundheit und

Fruchtqualität durch die Reduzie-rung von Rutenkrankheiten, Wur-zelfäulen und Fruchtbotrytis. DieVersuchsanlage wurde 2004 mitden Sorten ,Tulameen’ und ,Mee-ker’ gepflanzt und als Hecke (0,30m x 3,50 m) erzogen. In 2008 er-folgte der Umbau in ein flexibles V-System (Drähte werden erst zurBlüte im V-System fixiert).

Ergebnisse: Als beste Variantesetzte sich bei ,Tulameen’ in Bezugauf Wuchs und Ertrag die Kombina-tion Damm+Kompost+Folie undZapfenschnitt durch. Der Schnittder Jungruten auf 2-3 Augen (MitteMai) hatte dagegen keinen Einflussauf den Befall mitRutenkrankheiten. Der Anbau von‚Tulameen’ wird nur empfohlen,wenn man Erfahrung mit dem Him-beeranbau hat, weil die Sorte sehrbotrytisanfällig ist (‚Meeker’ istnicht so anfällig).

Bei der Sorte ,Meeker’ zeigtensich die besten Ergebnisse in derVariante Normalkultur + Kompostin Kombination mit einem bodenna-hen Rückschnitt (Anf./Mitte Mai).Der Befall mit Rutenkrankheitenkonnte so reduziert werden. Hierbeisollten die ersten Jungruten bei ei-ner Höhe von 30 cm komplett aus-

geschnitten werden und erst dienachfolgenden Jungruten zur neuenTragrute erzogen werden.

Ab 2008 werden zusätzlich ver-schiedene Pflanzenbehandlungsmit-tel getestet. Neben Kupfer kommendie Pflanzenstärkungsmittel „Len-tus“ und „Yucca Saponin“ zum Ein-satz.

Bio-Erdbeerversuche

Im Anschluss erläuterte Barba-ra Pfeiffer im Bio-Erdbeerquartierdie aufgepflanzten Sortenversuche.Folgende Sorten stehen hier zurPrüfung:

• ,Clery’ - als frühe Sorte

• ,Darselect’

• ,Berneck 1’ - robuster Wuchs,von Herrn Niederer aus derSchweiz, druckempfindlich,Aroma sehr interessant

• ,Aroma Auslese’ (Walderdbeera-roma)

• ,Fraroma’ - Früchte dunkel,wohlschmeckend, Ertrag abernicht so hoch, Früchte tief in derPflanze, wenig empfindlich fürVerticillium, mittelfrühe Sorte,´Senga sengana´ x ´Honeoye´

• ,Mieze Nova’ (Nachfolgerin vonMieze Schindler), Aroma inte-ressant, aber weiche Fruchthaut)

• ,Maralewa’ - säuerlich, dunkel-rot, fest, späte Sorte, empfind-lich für Weißfleckenkrankheit

• ,Korona’ - im 2. Jahr sehr reich-blühend, aber kleine Früchte

• ,EM 1103’ und ,M 1259’ - ausEast Malling

• ,Sonata’ - mittelfrühe Sorte, ´El-santa´ x ´Polka´

• ,Vima Zanta’ - mittelfrühe Sorte,´Korona´ x ´Elsanta´

• ,St. Pierre’ (hellrote Frucht, rela-tiv stabil mittleres Reifesegment,Geschmack nur mittel-gut)

Öko-Obstbau

Bio-Beerentag

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Abb. 3: Mit Barbara Pfeiffer im Erdbeerquartier (Foto: Birgit Künstler)

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Als Vergleich wird keine ‚Elsan-ta’ mehr aufgepflanzt. Denn ,Elsan-ta’ spielt keine so große Rolle fürden Öko-Anbau: Neigung zu Wur-zelkrankheiten, kleinfrüchtig imzweiten Jahr, meist durch ,Clery’verdrängt, macht arbeitswirtschaft-lich im Öko-Anbau keinen Sinn.

Leider war es noch nicht mög-lich, von den interessantestenZüch-tungsnummern aus Dresden-PillnitzPflanzmaterial zu bekommen (Un-wetter, phytosanitäre Gründe).

Als kleiner Tastversuch wurdenAnfang Mai 2008 bei zweijähri-gen ‚Korona’ bei zwei Parzellendie Blüten reduziert:

1. Entfernen der D- und E-Blütenzum Zeitpunkt, als die A-Blütengut abgeblüht waren; dieses Ver-fahren erwies sich als extrem ar-beitsaufwändig.

2. Ausbrechen jedes zweiten Blü-tenstandes; dieser Arbeitsgangwurde auch am gleichen Tagdurchgeführt und ließ sich we-sentlich schneller durchführen.Die Ernteergebnisse müssennoch ausgewertet werden. ErsterEindruck beim Ernten war, dassdie 2. Variante übersichtlicherzu pflücken war.

Beide Varianten hatten erwar-tungsgemäß wesentlich wenigerFrüchte in den Chargen 22-25 mmund < 22 mm, auch beim Anteil Le-derbeeren schienen kleine Unter-schiede sichtbar. Eine exakte Aus-wertung folgt in Kürze.

Auf die Frage was wird momen-tan in den Betrieben an Erdbeersor-ten gepflanzt, gab es folgende Ant-worten:

• Frühbereich: ,Honeoye’, ,Clery’(,Daroyal’)

• Mittlerer Bereich: ,Darselect’,,Sonata’, ,Korona’, ,Vima Zan-ta’, ,Elsanta’

• Später Bereich: ,Pegasus’

Barbara Pfeiffer gab noch ei-nen Ausblick, welche Versuche inden kommenden Jahren im Bereichder Öko-Erdbeerkultur geplant sind:

• Versuche zu Wurzelkrankheitenund Gesundheit der Erdbeer-pflanzen

• Verticillium-Versuche in Zu-sammenarbeit mit der For-schungsstation in Müncheberg,dort beschäftigt man sich mit derstandortspezifischen Zusammen-setzung der Verticillium-Rassenund deren Auswirkung auf dasAuftreten von Welkesympto-men. Diese Versuche sind Teileines Projektes, das sich noch inder Antragsphase befindet undfrühestens für die Vegetations-periode 2009 anlaufen könnte.Ziel ist es, mit einer Rassenmi-schung bestimmte agressivereVerticilliumrassen zu unterdrü-cken.

Klaus Dillmann verweist aufdas geplante GemeinschaftsprojektFöko und Bioland-Beratung (überBLE finanziert), hier wird derHauptaugenmerk auf biologisch ab-baubaren Folien, teilweise in Kom-bination mit Damm, sowie die Er-fassung von arbeitswirtschaftlichenDaten, Erträgen etc. erfolgen. Eben-so wird es Versuche zur Regulie-rung des Erdbeerblütenstechers amStandort Ahrweiler geben.

In der Diskussion kam die Frageauf, ob der Erdbeeranbau mit Ko-kosmatten sich praxistauglich er-wies. Aber leider konnte sich dieseAnbauvariante nicht durchsetzen,da sich Unkrautsamen in der Mattefestgesetzt haben und es so jedeMenge Unkrautbewuchs gab.

Ebenso wurde die Frage gestellt,ob Mäuse ein Problem im Dammder Himbeerkultur darstellen kön-nen. Da sie keine bzw. kaum Him-beerwurzeln fressen, sind Mäusekein Hauptproblem in dieser Kultur,außerdem erzielt man mit Fallen gu-te Fangergebnisse.

Herr Dillmann weist auf die Zu-nahme der Rubusstauche bei Him-beeren und Brombeeren hin. DieRubusstauche ist eine Viruserkran-kung, welche über Zikaden übertra-gen wird. Als einziges Bekämp-fungsmittel kommt das Ausreißender kranken Pflanzen in Frage.

Leider gibt es im Bio-Bereichkeinen richtigen Vermehrungsbe-trieb für Himbeeren, dazu kommt,dass man an die Lizenzen von neu-en Sorten kaum ran kommt. Disku-tiert wurde auch des Dilemma imBio-Bereich, dass es zwar einenMarkt für Sommerhimbeeren gibt,aber kaum Ware, da sich die Kulturkaum rechnet.

Die Frage nach der optimalenLänge der Lebensdauer einer Him-beeranlage wurde nicht abschlie-ßend beantwortet. Ist eine kurzeKulturdauer betriebswirtschaftlichbesser? Sie funktioniert nur mit ge-topften Grünpflanzen, die Pflanzedarf nicht so teuer sein. Klaus Dill-mann reizt momentan die Kurzzeit-kultur bis max. 3 Jahre, denn zuKulturbeginn findet ein schnellesWachstum statt, es gibt ansprechen-de Anfangserträge und durch diekurze Standdauer können sich Ru-tenkrankheiten nicht so schnell imBestand aufbauen. Voraussetzungist eine gute Möglichkeit zur Be-wässerung, um ausreichendes Ru-tenwachstum zu erzielen.

Öko-Obstbau

Bio-Beerentag

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Abb. 4: Bioerdbeeren - GutenAppetit ! (Foto: Heidi Künzel)

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Öko-Tafeltraubenprojekt

Alexandra Richter von derLVWO Weinsberg berichtete überdie Vorhaben im Jahr 2008 desÖko-Tafeltraubenprojekt, wel-ches vom BLE gefördert wird.

Für die Produktion von Tafel-trauben braucht es eine Jahres-durchschnittstemperatur von min-destens 8,5 °C und es darf nicht län-gere Zeit unter – 15 °C im Wintersein. Wichtige Arbeitsspitzen sindder Rebschnitt im Winter (Januar-März) mit dem darauffolgendenBiegen der Fruchtruten, sowie dasAusdünnen der Trauben nach derBlüte (Ende Juni, Anfang Juli), wel-che zusammen mit den Laub- undStammputzarbeiten erfolgt. Z.B.bleibt bei großfrüchtigen Sorten nureine Traube pro Trieb hängen. Diesist Voraussetzung für eine guteTraubenqualität.

Sortiment: Zusätzlich zu denbereits vorhandenen Prüfsorten ‚Isa-zaliwska’ (grün), ‚Evita’ (grün),‚Georg’ (blau), ‚Philipp’ (blau),‚Katharina’ (rosarot), ‚Galant’(blau), ‚Jakobsberger’ (grün),‚Rhea’ (rosarot) wurden die osteu-ropäischen Sorten ‚Arkadia’ (grün),Juliana’ (grün), ‚Kodrianka’ (blau)und die große kernlose Traube‚Tonia’ (grün) von Häberli sowiemehltauanfällige französische Sor-ten (‚Isa Blanc’ (hell) und ‚Lival’ )von der Rebschule Wahler aufge-pflanzt. Die mehltauanfälligen Sor-ten wurden auf Wunsch des Be-triebsleiters aufgepflanzt. Aus derRebschule Wolf aus Bad Dürkheimkommen die Sorten ‚Franziska’ und‚19/1/558’. Alle Sorten wurdenschon im konventionellen Anbaugeprüft, wie funktionieren dieseSorten nun im Ökoanbau?

Grundsätzlich sollte aber bei ei-ner Neupflanzung einer AnlageHauptaugenmerk auf robuste Sortengelegt werden, um die Pflanzen-schutzmaßnahmen auf ein geringesMaß reduzieren zu können.

Beim Pflanzenschutz ist die Be-kämpfung von Echtem und Falsch-em Mehltau sowie Botrytis amwichtigsten. Im Versuchsjahr 2007brachte die kupferfreie Variante mitWasserglas und Fenchelöl keinenErfolg, der Befall in der behandel-ten Variante war gleich dem Befallin der Kontrolle. Erfolgverspre-chend war die Kombination ausMyco-Sin Vin und Schwefel. Prob-leme stellten hier allerdings späterdie Spritzmittelflecken an den Trau-ben bei der Ernte dar. Im Jahr 2008laufen folgende Versuche:

� Vermeidung der durch Myco-Sin Vin verursachten Spritzmit-telflecken durch Zugabe vonNetzmitteln (ProFital fluid bzw.Yucca Saponin, welche Kon-zentration ist am besten?),

� Prüfung von verschiedenenSpritzfolgen unter anderem mitCueva (wurde kürzlich erst zu-gelassen), Cuprozin flüssig undweiteren Pflanzenstärkungsmit-teln wie Fenchelöl und Kaliwas-serglas.

Bewässerung: Reben sind Tief-wurzler und können trockene Witte-rung recht gut überstehen. Wichtigist eine Bewässerung nach der Blütebis kurz vor der Ernte bei extremerTrockenheit. Es sollten dann Gabenvon 8-16 Liter/ Rebe zwei Mal dieWoche gegeben werden. Zur Zeitwird eine Beregnungsempfehlungaus dem Internet geprüft: Agrowet-ter, und Wassergaben zu verschie-denen Zeitpunkten: ab Vegetations-beginn und ab einer Beerengrößevon 5 mm, vorausgesetzt, dass indiesen Varianten die nutzbare Feld-kapazität unter 70 % liegt. Frage-stellung ist hier, ob durch die zu-sätzliche Bewässerung qualitativhochwertigere Trauben sowie einhöherer Ertrag produziert werdenkann.

Erziehung und Überdachung:Im Frühjahr 2008 wurden 16 Rei-hen mit den Sorten ‚Georg’, ‚Osel-la’, ‚Fanny’ und ‚Palatina’gepflanzt.

10 Reihen werden davon mit demÜberdachungssystem der FirmaVÖEN überdacht. Hauptsächlichwerden die Reben hier als Schräg-joch erzogen, ein bewährtes System,welches bereits schon seit einigenJahren auf dem Betrieb Winklersteht; 2 Reihen werden davon im V-System erzogen. Es wird dann einVergleich der verschiedenen An-bausysteme bezüglich Arbeitsauf-wand, Ertrag / ha und Traubenquali-tät gezogen.

Lagerung: Die Lagerung derTrauben erfolgt in Foliensäcken miteiner CO2 Konzentration von 15 %und einer Lagertemperatur von-1°C. Diese Variante war im Jahr2007 am besten bei einer Lagerdau-er von 8 Wochen. Danach breitetesich Botrytis aus, allerdings beka-men die Trauben bereits nach 5 Wo-chen ein braunes Stielgerüst. In Zu-sammenarbeit mit Herrn Trierweiler(Heißwassertauchanlage in desBundesforschungsinstituts für Er-nährung und Lebensmittel in Karls-ruhe), sollen die Trauben vor derEinlagerung heißgetaucht werden,um eine möglichst lange Lagerzeitohne Pilzbefall zu ermöglichen.Bisher sind folgende Varianten ge-plant:

1: CO2 15 %, -1°C2: CO2 15 %, - 1°C u. Heißtauchen 3: CO2 15 %, + 1°C4: CO2 15 %, + 1 °C u. Heißtauchen5: Kaltlager, + 1 °C6: Kaltlager + 1 °C u. Heißtauchen.

Danksagung

Für die Vorbereitung, Organisa-tion und Durchführung dieses inte-ressanten Bio-Beerentages gilt einherzliches Dankeschön Klaus Dill-mann und dem Team der LVWOWeinsberg und des Versuchsgutesin Heuchlingen._____________________________Birgit Künstler, Heidi Künzel,BÖO; Barbara Pfeiffer, LeonaBrockamp, Alexandra Richter,LVWO; Klaus Dillmann, Bioland-Beerenobstberater

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