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i2. FEBRUAR I923 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 2. JAHRGANG. Nr. 7 295 BIOLOGISCHE UNTERSUCHUNGEN 0BER DIE NATUR DES D'HI~RELLE SCHEN PHANOMENS. Von. W. BORCHARDT. Aus dem Baktefiologischen urd Setologischen Laboratorium des Krankenhauses St. Georg (Leiter: Privatdozent Dr. JACOBSTHAL), und aus dem Physiologlschen Insfitut der Universit~it Hamburg. A11g. Krankenhaus Eppendorf. (Leiter: Prof. KESTNER.) Der Kampf um die Anschauungen fiber das bekannte d'H6rellesehe Ph/inomen kann bisher als unentschieden gelten. D'H~RELLE beharrt noch heute auf seinem Standpunkt, dai3 alas ursS~chlicl~e Moment der yon ihm beschriebenen, von homologer zu homologer Kultur fibertragbaren Bakterienaufl6sung nur ein Lebe- wesen sein k6nne, ein dutch das Mikroskop nicht sichtbar zu machen- der Parasit der Bakterien. Dieser Ultramikrobe ist seiner Ansicht nach schon im Darm normaler Tiere und Menschen vorhanden, wo er sich bei den verschiedenen, akuten Darminfektionen, wie bei der Ruhr, dem Typhus und den paratyph6sen Erkrankungen an die ]eweiligen Erreger der Infektion anpal3te. D'H~RELLE be- zeichnet ihn aus dieser Ansehauung heraus als ,,Bakteriophagum intestinale". Der Bakteriophagentheorie steht die Meinung einer grol3en Zahl yon Forschern gegeniiber, die auf Grund ihrer Studien zu der Uberzeugung gelangt sind, dab das wirksame Agens beim d'H6relleschen Ph/inomen unbelebter, fermentativer Natur sei. Die Herkunft der angreifenden Fermente wird yon den einzelnen Autoren verschieden beurteilt. Ein Teil yon ihnen schreibt solchen Ursachen eine ausl6sende Relle zu, die aul3erhalb der Bakterien gelegen sind, vor allem K6rperschutzkrMten. Diesen auBelhalb der Bakterien gelegenen Ursachen kann aber nur eine anf/ingliche Funktion bei der unbegrenzt fortzfichtbaren Bakterienaufl6sung zugeschrieben werden, und so finder sich als Erg/inzung aller dieser Theorien die Annahme yon sekund~ir die Bakteriolyse unter- haltenden Fermenten, die aus den Bakterien selbst stammen und gege~ das Leben der eigenen Art gerichtet seien. Von einzelnen Forschern wird auf diese letztere Annahme bei der Erkl/irung des d'H6relleschen Ph~nomens einzig und allein Gewicht gelegtl). Vielfitltig angeregt durch meinen Lehrer Dr. JACOBSTHAL, gelangte ich im Verfolg meiner Studien fiber die Entstehung der d'H6relleschen Bakteriolyse im K6rper zu dem Resultat, dab dem aktivierten Trypsin des Pankreas die ausl6sende Rolle bei dem hier in Frage stehenden Ph/inomen zukommen dfirfte. Der Gang meiner Untersuchungen war folgender: Bactericid wirkendes, spezifisches Immunserum mit Komple- mentzusatz erzeugte in erter Passage bM den homologen Keimen: Ruhr- und Typhusbacillen kein bakterienaufl6sen- des Prinzip im Sinne d'Hs Im Serum sind also wohl nicht die Faktoren zu suchen, die primer die fortzfichtbare Bakterienaufl6sung zustande bringen. Wie abet, wenn man die pathologischen Verh~ltnisse be i Darminfektionen einmal zu imitieren suehte; vielleicht konnte das in irgendeiner Weise wegweisend werden. Ich verffitterte also eine reichliche Menge yon lebenden Ruhr- keimen (Pseudodysenterie Y.) durch die Sonde an normale Tiere (Kaninchen), nachdem ich vorher durch Eingabe yon ~/x0n-Natronlauge versucht hatte, die Magensalzs/iure zu paralysieren. Schon 24 Stunden nach enteraler Ffitterung, also synchron mit der Verdauungst/itigkeit, konnte ich dureh keimfreie Filtration des verdfirmten Stuhles bakteriolytische Stoffe gewinnen, die anf/inglich vorwiegend gegen Ruhr- bacillen eingestellt waren, und die bei weiterhin t/tglich gesammelten Stuhlproben an Menge ursprfinglich noch zu- nahmen, bei fortschreitender Abnahme. der zum Versuch verwandten Ruhrkeime in den kulturell verarbeiteten Stuhl- ausstrichen. Nach kfirzerer Zeit waren Bakterien wie Bak- teriolysate aus dem Stuhl des Tieres verschwunden, ohne dab es irgendwelche Krankheitserscheinungen w/ihrend der Yer- suchsdauer gezeigt hgtte. Dieser Versuch wurde mehrfach mit verschiedenen anderen Ruhrkeimen: Dys. u FL~XNER, SHIGA-KRUsE angestellt, und ffihrte dabei unter Einhaltung ~) Einzelheiten soUten nicht berficksichtigt werden; zur Orientierung tiber die bis- herigen Anschauungen siehe die b's zu ihrer Zeit nahezu ersch6pfende Arlceit you DOERR: Die Bakteriophagen, d;ese Wochensohr. Nr. 3o u. 31, x9a2 und SCHLOSS- BERGER: Das d'Hdrellesche Ph~nomen, Zentralblatt ftir Haut- und Geschlechts- krankheiten, erschieuen im Juui z922. der notwendigen Kautelen zu einem durchaus gleicharfigen Ergebnis. Der Ausfall dieser Versuche forderte dazu auf, nahrungs- bestandteilreiche Inhalte der in Frage kommenden Verdauungs- absehnitte, sowie die nahrungsbestandteilfreien Sekrete dieser auf bakteriolysatbildende Eigenschaften experimentell zu untersuchen. Die mitgeteilten Tierversuehe sprachen daffir, dab ein im Darn, vorhandenes Etwas den. KreisprozeB der d'H6relleschen Bakteriolyse in Gang bringen muBte. Trotz- dem wurden auch die Sekrete des oberen Verdauungstraktus normaler Individuen auf Bakteriolysatbildung untersucht. Gr6Btenteils wurden die verwandten Inhatte und Sekrete yon Hunden mit einer dementsprechenden Fistel gewonnen. Prof. KESTNER hat mich dabei in jeder Beziehung in der wirksamsten Weise unterstfitzt. Keimfreie Filtrate yon Speichel und yon Magensaft, letztere auch bei optimaler saurer Reaktion ffir die Pepsin- verdauung wie bei alkalischer Reaktion waren nicht imstande, eine fortziichtbare Bakterienaufl6sung im Sinne d'H~RELLES bei verschiedenen Spezies der Typhus-Rnhr-Coli-Fleisch- vergiftergruppe und bei Staphylokokken zu erzeugen. Ganz anders waren die Befunde, die mit Duodenalgnhalt und -sekret normaler Tiere erhalten werden konnten, Mit dem bakterienfreien Filtrat des DuodenalinhMtes eines Hundes gelang es, gegen die vorher erw/~hnten" Keime der Typhus- Ruhr-Coli-Fleischvergiftergruppe und anf~nglich schw~cher gegen Staphylokokken unbegrenzt fortzfichtbare, 16sende Stoffe darzustellen. Daraus geht hervor, dab auch unter physiologischen Verh/iltnissen die yon homologer zu homo- loger Kultur iibertragbare, bakterienaufl6sende Funktion in diesen Darmabschnitten ungehindert vor sich gehen.kann. Dasselbe gilt auch yon dem Inhalt aus den mittleren Dfinn- darmpartien etwa zwischen Jejunum und Ileum, hingegen ist hier die Wirkung gegen die besprochenen Keime anf/ing- lich schwgcher als im Duodenum. Absichflich gebrauche ich hier das Wort ,,anf~nglich", da wit die ,,Virulenzsteige- rung", die ,,Vermehrung", die ,,Fortzfichtbarkeit" mit anderen Worten die ,,Regeneration ''1) des in Frage stehenden Prinzips bei 1/ingerer Bebrfitung in Erw/tgung ziehen mfissen. Noeh schw~iehere Lyse Ms das Filtrat des Chymus aus den mittleren D/inndarmpartien erzeugte hingegen dasjenige aus den unteren Dfinndarmpartien yon demselben Hunde, yon dem zu gleicher Zeit aus einer dementsprechenden Fistel der vorher erw~hnte Darminhalt aus den mittleren Dfirindarm- abschnitten gewonnen worden war. Hier gelang es nach 24stfindiger Einwirkungszeit, nur ein anf~nglich schwaches Bakteriolysat gegen einen Ruhrstamm (Shigabaciilen) zu gewinnen, nicht jedoeh gegen eine grfgere Anzahl der er- wghnten, ausgeprobten Keime, unter denen sich n0ch andere Ruhrst/imme befanden. Alles das spraeh nun mit gr6Bter Wahrscl/einlichkeit daffir, dab alas die Bakteriolyse auslSsende Prinzip d/inn- darmabw/irts sich normalerweise immer mehr abschw/icht, wahrscheinlich dadurch, dab es auf eine gr613ere Oberfl/~che indifferenter Kotmasse verteilt, d. h. verdfinnt ist. Gefunden war bisher also, dab das die Bakteriolyse in Gang bringende Prinzip im Duodenalinhalt bei einem normalen Tiere in st/irkster Konzentration nachweisbar war. Diese Tatsache forderte dazu auf, nahrungsbestandteil- Jreie Sekrete aus diesen Abschnitten, die vorwiegend aktive Pankreasfermente enthalten, darauf zu untersuchen, ob, und bei welchen Keimen und in welchem Grade sie das d'H6relle- sche Phgnomen auszul6sen imstande w~ren. Der erstunter- suchte, aus der Duodenalfistel eines Hundes gewonnene Salt lieferte schon anf/inglich hochwirksame Lysate gegen Ruhr-, Coil-, Paratyphus ]3.-, Typhusbacilten, ein schwiLcheres gegen Staphylokokken. Hier im Duodenum war also der Ort, wo auch --dieser indirekte Schlul3 ist wohl gestattet --im kranken Organismus die ersten Bakteriolysate gebildet wurden. Da- dutch, dab es mir gelungen ist, mit noch IO anderen Duodenal- 1) Also alles Faktoren, die d'H~RELLE vornehmUch veranlagt haben, eln lebendes bakterienfressendes Agens anzunehmen.

Biologische Untersuchungen über die Natur des d'Hérelleschen Phänomens

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i2. FEBRUAR I923 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 2. J A H R G A N G . Nr. 7 295

BIOLOGISCHE UNTERSUCHUNGEN 0BER DIE NATUR DES D'HI~RELLE SCHEN PHANOMENS.

Von.

W. BORCHARDT. Aus dem Baktefiologischen urd Setologischen Laboratorium des Krankenhauses St. Georg (Leiter: Privatdozent Dr. JACOBSTHAL), und aus dem Physiologlschen

Insfitut der Universit~it Hamburg. A11g. Krankenhaus Eppendorf. (Leiter: Prof. KESTNER.)

Der Kampf um die Anschauungen fiber das bekannte d'H6rellesehe Ph/inomen kann bisher als unentschieden gelten.

D'H~RELLE beharrt noch heute auf seinem Standpunkt, dai3 alas ursS~chlicl~e Moment der yon ihm beschriebenen, von homologer zu homologer Kultur fibertragbaren Bakterienaufl6sung nur ein Lebe- wesen sein k6nne, ein dutch das Mikroskop nicht sichtbar zu machen- der Parasit der Bakterien. Dieser Ultramikrobe ist seiner Ansicht nach schon im Darm normaler Tiere und Menschen vorhanden, wo er sich bei den verschiedenen, akuten Darminfektionen, wie bei der Ruhr, dem Typhus und den paratyph6sen Erkrankungen an die ]eweiligen Erreger der Infektion anpal3te. D'H~RELLE be- zeichnet ihn aus dieser Ansehauung heraus als ,,Bakteriophagum intestinale". Der Bakteriophagentheorie steht die Meinung einer grol3en Zahl yon Forschern gegeniiber, die auf Grund ihrer Studien zu der Uberzeugung gelangt sind, dab das wirksame Agens beim d'H6relleschen Ph/inomen unbelebter, fermentativer Natur sei. Die Herkunft der angreifenden Fermente wird yon den einzelnen Autoren verschieden beurteilt. Ein Teil yon ihnen schreibt solchen Ursachen eine ausl6sende Relle zu, die aul3erhalb der Bakterien gelegen sind, vor allem K6rperschutzkrMten. Diesen auBelhalb der Bakterien gelegenen Ursachen kann aber nur eine anf/ingliche Funktion bei der unbegrenzt fortzfichtbaren Bakterienaufl6sung zugeschrieben werden, und so finder sich als Erg/inzung aller dieser Theorien die Annahme yon sekund~ir die Bakteriolyse unter- haltenden Fermenten, die aus den Bakterien selbst stammen und gege~ das Leben der eigenen Art gerichtet seien. Von einzelnen Forschern wird auf diese letztere Annahme bei der Erkl/irung des d'H6relleschen Ph~nomens einzig und allein Gewicht gelegtl).

Vielfitltig angeregt durch meinen Lehrer Dr. JACOBSTHAL, gelangte ich im Verfolg meiner Studien fiber die Entstehung der d'H6relleschen Bakteriolyse im K6rper zu dem Resultat, dab dem aktivierten Trypsin des Pankreas die ausl6sende Rolle bei dem hier in Frage stehenden Ph/inomen zukommen dfirfte.

Der Gang meiner Untersuchungen war folgender: Bactericid wirkendes, spezifisches Immunserum mit Komple- mentzusatz erzeugte in erter Passage bM den homologen Keimen: Ruhr- und Typhusbacillen kein bakterienaufl6sen- des Prinzip im Sinne d'Hs Im Serum sind also wohl nicht die Faktoren zu suchen, die primer die fortzfichtbare Bakterienaufl6sung zustande bringen. Wie abet, wenn man die pathologischen Verh~ltnisse be i Darminfektionen einmal zu imitieren suehte; vielleicht konnte das in irgendeiner Weise wegweisend werden. Ich verffitterte also eine reichliche Menge yon lebenden Ruhr- keimen (Pseudodysenterie Y.) durch die Sonde an normale Tiere (Kaninchen), nachdem ich vorher durch Eingabe yon ~/x0n-Natronlauge versucht hatte, die Magensalzs/iure zu paralysieren. Schon 24 Stunden nach enteraler Ffitterung, also synchron mit der Verdauungst/itigkeit, konnte ich dureh keimfreie Fil trat ion des verdfirmten Stuhles bakteriolytische Stoffe gewinnen, die anf/inglich vorwiegend gegen Ruhr- bacillen eingestellt waren, und die bei weiterhin t/tglich gesammelten Stuhlproben an Menge ursprfinglich noch zu- nahmen, bei fortschreitender Abnahme. der zum Versuch verwandten Ruhrkeime in den kulturell verarbeiteten Stuhl- ausstrichen. Nach kfirzerer Zeit waren Bakterien wie Bak- teriolysate aus dem Stuhl des Tieres verschwunden, ohne dab es irgendwelche Krankheitserscheinungen w/ihrend der Yer- suchsdauer gezeigt hgtte. Dieser Versuch wurde mehrfach mit verschiedenen anderen Ruhrkeimen: Dys. u FL~XNER, SHIGA-KRUsE angestellt, und ffihrte dabei unter Einhaltung

~) Einzelheiten soUten nicht berficksichtigt werden; zur Orientierung tiber die bis- herigen Anschauungen siehe die b's zu ihrer Zeit nahezu ersch6pfende Arlceit you DOERR: Die Bakteriophagen, d;ese Wochensohr. Nr. 3o u. 31, x9a2 und SCHLOSS- BERGER: Das d'Hdrellesche Ph~nomen, Zentralblatt ftir Haut- und Geschlechts- krankheiten, erschieuen im Juui z922.

der notwendigen Kautelen zu einem durchaus gleicharfigen Ergebnis.

Der Ausfall dieser Versuche forderte dazu auf, nahrungs- bestandteilreiche Inhalte der in Frage kommenden Verdauungs- absehnitte, sowie die nahrungsbestandteilfreien Sekrete dieser auf bakteriolysatbildende Eigenschaften experimentell zu untersuchen. Die mitgeteilten Tierversuehe sprachen daffir, dab ein im Darn, vorhandenes Etwas den. KreisprozeB der d'H6relleschen Bakteriolyse in Gang bringen muBte. Trotz- dem wurden auch die Sekrete des oberen Verdauungstraktus normaler Individuen auf Bakteriolysatbildung untersucht. Gr6Btenteils wurden die verwandten Inhatte und Sekrete yon Hunden mit einer dementsprechenden Fistel gewonnen. Prof. KESTNER hat mich dabei in jeder Beziehung in der wirksamsten Weise unterstfitzt.

Keimfreie Filtrate yon Speichel und yon Magensaft, letztere auch bei optimaler saurer Reaktion ffir die Pepsin- verdauung wie bei alkalischer Reaktion waren nicht imstande, eine fortziichtbare Bakterienaufl6sung im Sinne d'H~RELLES bei verschiedenen Spezies der Typhus-Rnhr-Coli-Fleisch- vergiftergruppe und bei Staphylokokken zu erzeugen.

Ganz anders waren die Befunde, die mit Duodenalgnhalt und -sekret normaler Tiere erhalten werden konnten, Mit dem bakterienfreien Fil trat des DuodenalinhMtes eines Hundes gelang es, gegen die vorher erw/~hnten" Keime der Typhus- Ruhr-Coli-Fleischvergiftergruppe und anf~nglich schw~cher gegen Staphylokokken unbegrenzt fortzfichtbare, 16sende Stoffe darzustellen. Daraus geht hervor, dab auch unter physiologischen Verh/iltnissen die yon homologer zu homo- loger Kultur iibertragbare, bakterienaufl6sende Funkt ion in diesen Darmabschnit ten ungehindert vor sich gehen.kann. Dasselbe gilt auch yon dem Inhal t aus den mittleren Dfinn- darmpartien etwa zwischen Je junum und Ileum, hingegen ist hier die Wirkung gegen die besprochenen Keime anf/ing- lich schwgcher als im Duodenum. Absichflich gebrauche ich hier das Wort ,,anf~nglich", da wit die ,,Virulenzsteige- rung", die ,,Vermehrung", die ,,Fortzfichtbarkeit" mit anderen Worten die ,,Regeneration ''1) des in Frage stehenden Prinzips bei 1/ingerer Bebrfitung in Erw/tgung ziehen mfissen. Noeh schw~iehere Lyse Ms das Fil trat des Chymus aus den mittleren D/inndarmpartien erzeugte hingegen dasjenige aus den unteren Dfinndarmpartien yon demselben Hunde, yon dem zu gleicher Zeit aus einer dementsprechenden Fistel der vorher erw~hnte Darminhalt aus den mittleren Dfirindarm- abschnitten gewonnen worden war. Hier gelang es nach 24stfindiger Einwirkungszeit, nur ein anf~nglich schwaches Bakteriolysat gegen einen Ruhrstamm (Shigabaciilen) zu gewinnen, nicht jedoeh gegen eine grfgere Anzahl der er- wghnten, ausgeprobten Keime, un t e r denen sich n0ch andere Ruhrst/imme befanden.

Alles das spraeh nun mit gr6Bter Wahrscl/einlichkeit daffir, dab alas die Bakteriolyse auslSsende Prinzip d/inn- darmabw/irts sich normalerweise immer mehr abschw/icht, wahrscheinlich dadurch, dab es auf eine gr613ere Oberfl/~che indifferenter Kotmasse verteilt, d. h. verdfinnt ist. Gefunden war bisher also, dab das die Bakteriolyse in Gang bringende Prinzip im Duodenalinhalt bei einem normalen Tiere in st/irkster Konzentration nachweisbar war.

Diese Tatsache forderte dazu auf, nahrungsbestandteil- Jreie Sekrete aus diesen Abschnitten, die vorwiegend aktive Pankreasfermente enthalten, darauf zu untersuchen, ob, und bei welchen Keimen und in welchem Grade sie das d'H6relle- sche Phgnomen auszul6sen imstande w~ren. Der erstunter- suchte, aus der Duodenalfistel eines Hundes gewonnene Salt lieferte schon anf/inglich hochwirksame Lysate gegen Ruhr-,

�9 Coil-, Paratyphus ]3.-, Typhusbacilten, ein schwiLcheres gegen Staphylokokken. Hier im Duodenum war also der Ort, wo auch --dieser indirekte Schlul3 ist wohl gestattet - - i m kranken Organismus die ersten Bakteriolysate gebildet wurden. Da- dutch, dab es mir gelungen ist, mit noch IO anderen Duodenal-

1) Also alles Faktoren, die d 'H~RELLE vornehmUch veranlagt haben, eln lebendes bakterienfressendes Agens anzunehmen.

296 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 2. ] A H R G A N G . Nr. 7 12. FEBRUAR 1923

s/iften yon Hunden nahezu gleichartige Resultate zu erzielen, glaube ich den vorher mitgetei l ten Befulld fiber einen zu- f/i]ligen h inaus zu einem gesetzm~Bigell erhoben zu haben. Gewisse quant i ta t ive und quMitative Abweichungen, die gr6Btenteils auf einer ungleichartigell Zusammensetzullg der eillzelnen DuodenMsMte, vor Mlem an Pankreas-, Galle- und Darmschleimhautsekret ionsbestandtei len beruhell dfirften, die je nach dem Gesamtzustand und dem Stadium der Verdauung bei den einzelnen Tieren zeitlich verschieden sezerniert werden, sollen hier nicht erls werden.

Bei diesen experimentellen Untersuchungen t r a t immer wieder eine differente Lysatbeeinflul3barkeit der einzelnen Spe- zies zutage, die einell nahezu skMenm/~Bigen Charakter hat te . Ruhrbacillen, vor allem Dys. Y. und FLEXNER, Msdann erst SHIGA-KRUS~ stehen all erster Stelle, weiterhin Colibacillen, etwas schwerer .beeinfluBbar sind Paratyphus-13-Bacillell und Verwalldte, vor Mlem solche der GXRTlqERgruppe, noch schwerer angreifbar sind Typhusbacil len und weiterhin Staphylokokken. In keinem FMle gelang mir bisher der Nachweis yon Lysaten bei Stgmmen yon Proteus X 19, Pyocyaneus, Cholera, Diphtherie, Anthrax, Pneumobacil lus FRIEDL.KNDER, Streptococcus haemo- lyticus, Strept. viridans, Pneumococcns lallceolatus, Pneumo- coccus mucosus, t ro tzdem die Beobachtung bei Mien letzt- erw/ihnten Arten bis zur 3. Passage ausgedehnt wurde. Vier groBe Ulltersuchungsreihen mit Duodenals/iften verschiede- ner I tunde fiihrtell zu eillem gleichartigell, negativen Ergeb- his bei den letzterw~ihnten Keimen. Wohl war eine nach- weisliche, keimtStende Eigenschaft des nativen, keimfrei f i l tr ierten DuodenMsaftes gegen Keime wie: Cholera, Di- phtherie, Pyocyaneus, Anthrax, Streptococcus h/imolyticus und viridallS, Pneumococcus lanceol, zu erkenllen, nie hin- gegen gelang mir der Nachweis yon fortzfichtbaren, bakterio- lytischen Stoffen bei diesen I<eimen: nie wurden sterile Flecke in den abgeimpftel l Impfstr ichen gefullden. Ni t anderen Worten, beeinflugbar haben sich bei meinen Versuchen nur die Arten der Typhus-, Ruhr-, Coli-, Fleischvergiftergruppe und diesell verwandte Arten, sowie Staphylokokken gezeigt. Die Erwartungel l hingegen, dab gegen Mle Bakter ienar ten vielleicht Lysate darstel tbar w/iren, haben sich nach den hier mitgetei l ten 13efunden bisher nicht best~itigen lassen.

Hier m6gen noch einige Bemerkungen folgen, die der n~i- heren Identif izierung des im DuodenMsaft vorhandenen, bakter iolyt ischen Prinzips gewidmet sind. Die erste Frage war, ob das , ,pr imum movens" und das anzunehmende se- kundfir die Bakteriolyse unterhal tende Prinzip in seiner Wir- kung identisch ist. Diese Frage lieB sich entscheiden, wenn man ein hochwirksames, etwa gegell Colibacillen gerichtetes Lysa t gegen andere Keime ausspielte. Das Resul ta t war eindeutig: Ruhr- und Colibacillen erwiesen sich der Lyse am schllellsten zug/~ngig, zeitlich erst sp~iter Para typhus 13-, noch spgter Typhusbacil len, nicht beobachte t wurde die Lyse bei Staphylokokken. 13ei Proteus X 19, Pyocyaneus, Cholera, Diphtherie, Allthax, Pneumobacillus FRIEDLXNDER, Strept. haemolyticus, Strept. viridans, Pneumococcus lanceolatus, Pneumococcus mucosus wurde keinerlei Wirkung beobachtet . Im groBen ganzen diirften, zum mindestens nach diesem und andererseits nach den mit DuodenMsMten erzielten Versuchs- ergebnissen zu urteilen, keille groBen, qua l i ta t ive l l Unter- schiede zwischen dem , ,pr imum movens" einerseits und se- kulldgr bakter iotyt isch wirkendem Prinzip auf der allderen Seite bestehen. Wenn ich noch hinzuffige, dM3 beide bier gegenfibergestellte Prinzipien durch verschiedene Hitzegrade sich auch nicht trennen lassen -- beide Prinzipien werden durch I stiindiges Erw/~rmen zwisehen 65 und 75 ~ sicher zerst6rt -- so dfirfte kaum ein Zweifel an der Gleichartigkeit dieser beiden bestehen.

Null zur Frage der Natur des im Duodenalsaft vo r - handenen , ,pr imum m0vens". Es is t hier nicht der Ort, auf Mle die M6glichkeiten x) gesondert einzugehell, die sich ur-

t) Solche experimentell auszusehlieBenden MSgliehkeiten waren : Normale Diinndarm- bakterieMlora, die im nativen Duodenalsaft nur sehr spfirtich is t - G a l l e - Darm- schleimhautfermente (fett- und eiweilSspaltende), - - lipoIytisches und diastatisches Pankreasferment.

sprfinglich bei dieser spezielleren Differenzierung ergaben, um zum endgfiltigen Ergebnis zu gelangen. Nach AusschluB einer gr6BerenReihe von M6glichkeiten und nach den hier nur gedr/ingt mitgeteil ten bisherigen Befunden, war es sehr wahrscheinlich geworden, dab dem Trypsin des Pankreas die Rolle des ,,pri- mum movens" zukam. Um dies zu entscheiden, wurde, wie es naheliegend war, ein, und sp/~terhin noch mehrere k~ufliche Trypsinpr~parate gegen verschiedene Keime der Typhus- Ruhr-Coli-Fleischvergiftergruppe geprfift; diese riefen keiner- lei Bakteriolyse hervor. Das sagte an sich nichts, da die meisten handelsk/~uflichen Trypsinpr/ iparate untauglich sein dfirften, so auch diese, die kcine proteolytischen Eigen- schaften besagen. So muBte ich zur eigenen Darstellung des Trypsins fibergehen, wobei die Vorstufe des Trypsins, das Trypsinogen des Pankreas und die akt ivierende Entero- kinase der Darmschleimhaut zu ber/icksichtigen war. Nun eignen sich keineswegs alle Tierarten gleich gut zur Dar- stellung der Ext rakte . Wie aus mehreren Untersuchungs- reihen hervorging, eignet sich die Katze in einem best immten Verdauungszustand am besten dazu. Es wurden also Ex t r ak te yon Pankreas und Dfinndarmschleimhaut einer Katze mit physiologischer Kochsalzl6sung dargestellt , und in folgenden drei Portionen getrennt mit verschiedenen Keimen angesetzt :

Pankreas- und Darmschle imhautext rakt zusammen; Pankreasext rak t altein ; Dar mschleimhautextra!~ Mlein.

Das Resul ta t war in kurzen Zfigen folgendes: M~'t der Mischung der beiden Extrakte gelang es, gegen die au,geprobten Keime: Dys. Flexner, Coli-, Para typhus 13-, Typhusbacil len und Staphylokokken Lysine darzustellen, was mit den Ex- trakten allein nlcht erreicht werden lconnte, selbst nicht unter Anwendung der Kautelen, die geeignet sind, kleinste 13ak- ter iolysatmengen nachzuweisen, n~mlich die Ubertragung gr6gerer F i l t ra tquanten aus der Ausgangskultur in eine mit homologen Keimen beimpfte t(ultur, d .h . selbst nicht in zweiter Passage. Dami t nun war es vollends Mar geworden, dab dem akt ivier ten Trypsin die Rolle des , ,primum mo- vens" im DuodenMsaft, d. h. die primgre Rolle beim d'H6relle- schen Ph/inomen zukommt; dent/ wohl wird das lipolytische Pankreasferment in /ihnlicher Weise noch kompletfiert , und zwar durch die Galle, aber letztere hat te sich bei experi- menteller Auswertung Ms 13estandteil des DuodenMsaftes in bezug auf die 13akteriolysaterzeugung Ms irrelevant erwiesen ; weiterhin war bei diesen Extraktversuchel l ja gar keine GMle zugegen. In diesem Versuch konnte es sich also nur um die Wirkung des Trypsins handeln, das dutch die Enterokinase der Darmschleimhaut akt iv ier t worden war, und das nun in diesem akt iven Zustande die Aufl6sung bei den er-

�9 w/ihnten Keimen zustande gebracht hatte. Nach den vorher mitgetei l ten Be-fllnden scheinen nun aber

prims und sekundi~r 13akteriolyseaus16sendes Prinzip in ihrer Wirkullg idelltisch zu sein. Diese Auffassung erlangt noch eine weitere Stfitze durch d~e Auswertung der bioehemischen Eigen- schaften der beiden Prinzipien. Dys. Flexner- und auchY.-Lysat in 5. Passage, also ohne 13eimengung yon aus dem K6rper stam- menden Trypsin, war, wenn es auf eine Hammelserumpla t te getropft wurde, imstande, zu einer Delle und Aufhellung des an sich undurchsichtigen EiweiBmedillms nach 24stiindiger Einwirkungsdauer bei 37 ~ wie auch zur Verdauung yon Fibrinflocken zu ffihren. Daraus geht hervor, dab es sich bei der geschilderten Bakterienanf!6sung in allen Phasen um die Wirkung eines proteolytischen F e r m e n t e s handeln diirfte. EndIich mag hier noch ein erst j i ingst erhobener Befund Er- wS~hnung finden, der geeignet ist, eindeutig die Rolle des Trypsins beim d'H6relleschen Ph/~nomen aufzuzeigen. Aus Untersuchungen in der Fermentforschung ist es bekannt , dab die Vorstufe des Trypsins im Pallkreas durch schwache L6sungell yon Essigs/~ure zu aktivieren ist. Ein so behandelter Pankreasex t rak t lieferte mir bisher ein scholl anf/inglich st/~rkeres, d .h . sofort entstehendes Bakter iolyat bei Dys. Flexner.

Mit diesen Ergebnissen ist wohl die Frage nach der Natur des d'H6relleschen Ph~tnomens und seine Ent-

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stehung im Organismus gel6st. Die Regeneration desselben erfolgt offenbar bei allen den Keimen, die mehr oder weniger leicht abspaltbares, proteolytisches, tryptisches Ferment in ihrem Leibesinnern beherbergen. Es scheint, als ob daa aktive Trypsin zu einem derartigen Zer/all des wachsenden und sich teilenden Bakterienleibes ]i~hrt, daft das in demselben vorhandene tryptische Ferment oder eine Vorstu]e desselben gewissermaflen herausgescMilt wird, das sich nun seinerseits wiederum ansehickt, eine deletdre Wirkung au] gleichartige oder verwandte Bakterien auszui~benl).

Soweit die Resultate, die mit tryptisch wirkendem Fer- ment erzielt wurden, das aus dem Tierk6rper direkt ge- wonnen worden war: Ob es gelingen wird, mit noch anderen K6rperiermenten die gleichen Erfolge zu erzielen, und ob die Wirkung dieser Fermente sich noch ant andere Bakterien erstreckt, gegen die das Trypsin des Pankreas sich als unwirk- sam erweist, muB spgterer Forschung fiberlassen bleiben; es muB bier hingewiesen werden auf die Befunde yon BORDEr und CIUCA, die Colilysate gewannen, wenn sie nach mehr- facher, intrapefitonealer Einverleibung der betreffenden Ba- cillen das sp/iterhin entnommene Peritonealexsudat zu einer normalen Colikultur hinzusetzten - - auf Befunde yon TWORT, GRATIA und JAUMAIN, denen die Darstellung yon Staphylo- kokkenlysat aus Katbslymphe (Vaccine) und aus dem Eiter unter der Subcutis gelegener Abscesse gelang --, auf solche von CALLOW, der Pestbacillenlysat aus dem Eiter yon Pest- bubonen isolierte.

Mit der bier in ihrem Werden nur kurz dargestellten, ge- wonnenen Anschauung, dab dem aktivierten Trypsin des Pankreas die auslSsende Rolle beim d'H6relleschen Phgnomen zukommt, IlieBen den verschiedenen Forschungszweigen der Biologie, vor allem der ImmunitS~tswissenschaft, interessante B~reicherungen zu. Doch ist hier, wo nur ein kleinerer Teil der bisherigen Untersuchungsergebnisse gewtirdigt werden konnte, nicht der Ort, auf diese Fragen einzugehen*),

0BER GEWOHNUNGSERSCHEINUNGEN AN RONTGENSTRAHLEN BEI BAC. PRODIGIOSUS.

W o n

Dr. P. S. MEYER. Aus der Universit~itshautklinik Breslau.

(Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. J. JADASSOHN.)

Die biologische Einwirkung der R6ntgenstrahlen ant die Zelle ist ffiih der Gegenstand eingehender Studien gewesen; trotzdem sind unsere Kenntnisse darfiber noch verh/iltnis- m/iBig gering. Wir wissen nur ganz im allgemeinen, dab R6ntgenstrahlen ill sehw~kcheren Dosen reizen, in st~irkeren 1/ihmen und selbst t6ten, und dal3 ffir verschiedene Zellarten diese Dosen verschieden grog sind.

Zum Studium dieser biologischen Wirkungen sind sehon sehr bald nach RONTGENS Entdeckung t3akterien und Pro- tozoen verwendet worden. Einmal hoffte man damals, dab das neue Agens ffir die Bekgmpfung yon Infektions- krankheiten nutzbar gemacht werden k6nne; dann glaubte man auch aus dem Verhalten dieser Organismen einen ge- wissen Schlul3 aui die K6rperzelle "ziehen zu diirfen. Die Resultate der Autoren, die sieh mit diesen Fragen besch~if- tigten, waren widersprechend. (Uber Einzelheiten s. die yon HALBERST~DTER mit mir gemeinsam ver6ffenflichte Arbeit I.)

Es gelang in der Bestrahlungsabteilung des Krebs- forschungsinstituts der Charit6 HALBERST.KDTER und mir zu zeigen, dab bei entsprechender Bestrahlungszeit ]3ac. prodi-

l) N a c h Beendigung der experimentellen Arbeit sind mir die Beffmde zug~ingig geworden, die yon PICO (Compt. rend. de Biologie 86 pg. xxo6--xxo8) und darauf yon J O T T E N (diese Woehensehr. Nr. 44, I922) und noch anderen mi t kliuilichea Trypsinpriiparaten erhoben werden konnien. Demgegeniiber kann iek nur nochmals betonen, dab 4 yon verseh'edenen Firmen in den Handel gebraehte Prfiparate mir bisher kein 1;esseres Resultat, als das vorher mitgeteil te, negat.velieferten. ~Esliegt hier also noeh eine Unst immigkei t vor. Auf die tells gaaz neuart:gen, interessantea Mitteflungen d eser Forseher soll im fibrigen bier meht eiagegangen werden. ~) Eine umfassendere Arbeit fiber dieses Thema wird demn~iehst in der Zeitschrift ltlr Immunitatswissensehaft erscheinen.

giosus regelm/iBig abget6tet werden kann, und dab es i n s - besondere die weichsten StraMen sind, die auf Bakterien stark schiidigend einwirken; und zwar erwies sich die, bei dem Auftreffen yon R6ntgenstrahlen auf hochatomige Ele- mente entstehende SekundSxstrahlung (Fluorescenzstrahlung und P-corpusculgre Strahlung) als ganz besonders bactericid. Je dichter die als Sekund/trstratfler benutzten Metalle waren, desto gr613er war die Wirkung. ]31ei, Gold, Platin und Queck- silber" brachten an einem Veifa-Intensiv-Reform-Apparat (18o Kilovolt Spannung 21/2 MA. Stromst/irke 2o cm Focus- Piatteabstand) schon nach 3 ~ Minuten die Prodigiosus- aussaat zur Abt6tung.

Aus diesen Resultaten ergab sich eine neue Fragestellung: Wie verhdlt sich die in ihrem Wach,tum geschddigte, aber morphologisch und in ihrer Piffmentbildung nicht verdnderte Prodigiosuskultur gegeniiber erneuter Bestrahlung? An der Bestrahlungsabteilung der hiesigen Universit~itshautklinik habe ich zu diesem Zweck Versuche angestellt. Es wurde eine PetrischMe mit einer Agarschicht, die mit einer Bouillon- aufschwemmung yon Prodigiosus beimpft war, so fiber eine Platte aus Blei (das, wie erw/ihnt, eine bactericide Sekund/~rstrahlung aussendet) gestiilpt, dab die Agarfl/iche m6glichst nahe an die Bleiplatte kam, ohne diese jedoch zu berfihren. So wurde die Schale nnter die R6ntgenr6hre gebracht. Zur Ausschaltung eines Licht- oder W/irmefehlers wurde ein fenchtes Blat t schwarzen Papiers darfiber gedeckt.

Wir bestrahlten am Siemens-Ha]ske-Induktor (14o Kilo- volt 21/2MA. 20cm Focus-Platteabstand) ohne Filter mit Coolidge-R6hre. Am fol- genden Tag war die Kon- C,~7_~ , ~ trolle dicht, rot und gleich- ~ A m~Big gewachsen, w/ih- X ---- Pe~rischale; B = Auf der Agarschicht rend der Teil der Platte, ausgestriehene Bakterien G ~ Bleiplatte.

der sich fiber dem Blei- stfick befunden hatte, nur sp~rliche farblose Kolonien zeigte.

Ffir den n/tchsten Versuch teilten wir die Petrischale in zwei H/ilften ein; die eine impften wir mit dem Ausgangs- stamm, die andere H/ilfte mit einer Bouillonkultur, die wir von den einzelnen Kolonien genommen batten, welche nach der ersten Bestrahlung mit den Sekund/irstrahlen noch ge- wachsen waren. Die Platte wurde in derselben Weise wie beim erstenmal bestrahlt. Nach der Bestrahlung wurde an einer daffir ausgespart gebliebenen Stelle auf beiden H/ilften tier Platte je eine KontroUe yon tier vorbestrahlten und yon der nichtvorbestrMflten Kultur angelegt.

Am ni~chsten Tag zeigte sich, dab bei der unvorbestrahlten Kultur die Bakterien in derselben Weise wie stets gesch/~digt worden waren: es waren nut vereinzelte blasse Kolonien gewachsen. Die vorbestrahlte Kultur war gegeniiber der gar nicht bestrahlten Kontrolle, die dicht, rot und gleich- m~13ig gewachsen war, wohl gesch/idigt, aber sie war wesentlich besser gewachsen als die erstmalig bestrahlte, also bedeutend resistenter. Es wuchsen zwar isolierte, aber dicht bei- einander liegende Kolonien.

Wir haben diese Erscheiaung in einer liingeren Reihe verfolgt, indem wir immer so vorgingen, dab wir die tt/ilfte einer Agarplatte mit noch nie bestrahlten Bakterien, die andere H/ilfte mit den nun mehrmals vorbestrahlten St/immen beschickten. Nach dreimaliger 13berimpfung haben wir ~.ur Kontrolle der Reinheit der Kultur einen P1attenanstrich angelegt; auch die tiefrote F/irbung, die sich immer, wenn auch gegenfiber der Kontrolle etwas verz6gert, am zweiten Tage einstellte, wies schon auf die Reinheit der Kultur hin; daneben wurde natfirlich immer wieder mikroskopisch kon- trolliert. Wit haben bei diesen fortlaufenden Versuchen die Resistenz der vorbestrahlten Bakterien zunehmen sehen; d. as t ra t auch dann sehr deutlich in Erscheinung, wenn die offene Petrisehale den direkten RSntgenstrahlen ausgesetzt wurde. Es war bei dieser Versuchsanordnung erforderlich, dab wir jede Filterung tier Strahlen vermieden, selbst die zum Schutz der R6hre im Tubus angebrachte Asbestplatte muBte weggenommtn werden, wenn nicht der ]3estrahlungs- - effekt wesentlich geringer werden sollte, w~ihrend bei der