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StEOP theatrale und mediale Inszenierungsformen 05. 03. 2015 1. Einheit Birgit Peter Ziel der Vorlesung: -verschiedene Formen und Modelle der theatralen (und medialen) Inszenierungsformen kennenzulernen -mit fachbegriffen ausseinandersetzen -Fachsprache aneignen - sich präzis, gut argumentiert ausdrücken ! Begriffe- Theorien usw. werden immer über Beispiele (aus der Vorlesung) gefragt ! Begriff „theatral”: -von „Theatralität“> eine Beschreibung für gewisse Vorgänge -bildungssprachlicher, fachsprachlicher Begriff Begriff „theatralisch“ -Theater, Schauspielkunst betreffend >neutrale Bedeutung -gespreizt, übetrieben usw.“ > abwertender Begriff -alltäglicher Begriff 1. Beispiel: Brüder Skladanowsky: Ringkämpfer, eine abgefilmte Varietévorstellung, 1895 (Video): -Körper zur Schau gestellt -auf einer Bühne -eine (gefilmte) Sensations-Nummer aus einer Varietévorstellung

Birgit Peter- Theaterwissenschaft

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Lecture at University of Vienna

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  • StEOP theatrale und mediale Inszenierungsformen

    05. 03. 2015

    1. Einheit Birgit Peter

    Ziel der Vorlesung:

    -verschiedene Formen und Modelle der theatralen (und medialen) Inszenierungsformen

    kennenzulernen

    -mit fachbegriffen ausseinandersetzen

    -Fachsprache aneignen

    - sich przis, gut argumentiert ausdrcken

    ! Begriffe- Theorien usw. werden immer ber Beispiele (aus der Vorlesung) gefragt !

    Begriff theatral:

    -von Theatralitt> eine Beschreibung fr gewisse Vorgnge

    -bildungssprachlicher, fachsprachlicher Begriff

    Begriff theatralisch

    -Theater, Schauspielkunst betreffend >neutrale Bedeutung

    -gespreizt, betrieben usw. > abwertender Begriff

    -alltglicher Begriff

    1. Beispiel: Brder Skladanowsky: Ringkmpfer, eine abgefilmte Varietvorstellung, 1895

    (Video):

    -Krper zur Schau gestellt

    -auf einer Bhne

    -eine (gefilmte) Sensations-Nummer aus einer Varietvorstellung

  • -hoch-theatralen Vorgnge, obwohl sportlich

    -historisch: Ringkmpfe- eine der ltesten Inszenierungsformen (aus der Antike)

    -das Variet- groe Unterhaltungssttte am Ende des 19 Jh.

    2. Beispiel: YouTube-User henryartvideo, Zwei Ringkmpfer, Ein Amateur-Mitschnitt der

    Gladiatorenspiele Carnuntum, 2013 (Video):

    Co-Prsenz Schauspieler-Publikum

    Offensichtlich dass sie spielen, sie geben vor Gladiatoren zu sein, sie nachahmen wie in

    der Antike Gladiatoren gekmft haben sollen, Moment des Vortuschens-jedem ist es

    klar dass es etwas vorgetauscht, vorgespielt wird> es wird eine gewisse Wirklichkeit

    dadurch erzeugt, eine scheinbar historische Wirklichkeit, die die Ringkmpfe der Antike

    (wie sie sich vorstellen dass sie waren) hervorrufen.

    Frage: -welche Funktion haben die Agierenden?

    -in welche Form wird agiert?

    -welche Wirklichkeit wird vermittelt?

    3. YouTube-User Mrblack0ut81, Mr Blackout Gun Game Gladiator Theatre Mode Style,

    Machinima [Amateurfilm aus Computerspielsequenzen geschnitten], 2011 (Video):

    Galten als eine Bhne, Schauplatz

    Historische Erinnerung hervorgerufen auf Schau- Hinrichtungen (Hinrichtungen wurden

    damals zur schaugestellt)

    Mit Theatermetapher gearbeitet

    Theater setting (unbewusst) geschafft> Interesse, Aufmerksamkeit wecken durch

    Spannung, Gewalt > Theaterfeindlichkeit >Unbehagen ausgelst

    Theater Modus (Computerspiele)

    Spezifische Partizipation des Publikums als Protagonist (immersiv)

    4. Beispiel: Kolosseum, Rom, Erbaut im 1. Jh.n.Chr. (Bild)

    Theater als Gebude hat sich aus antiken Amphitheater inspiriert, wo frher Gladiatoren auch

    gestorben sind

  • ! Wichitg: Konventionen zu befragen und als Konventionen (verengte Formen) zu deuten!

    z.B. Theater- Konvention: nur eine Form aus vielen

    2. Theatralittsmodelle

    -ungefhr gleichzeitig erschienen (~80er Jahren)

    -Versuch, Vielfalt der theatralen Formen begreiflich zu machen

    -theatralisch schon negativ konotiert, dann abgelst vom Begriff theatral (aus der

    Theaterpraxis stammend um eine Abgrenzung von theatralisch zu schaffen) > theatral wird

    zum Fachbegriff

    Modell von Helmar Schramm

    Theater als metaphorisches Modell

    Theater als rhetorisches Medium

    Theater als schne Kunst

    -3 Unterscheidungen von Theater

    -Entwickelt aus einer (linearen) theaterhistorischen Ausseinandersetzung

    Theater als metaphorisches Modell :

    - aus Barock und Renaissance (nur hhen Formen aus Hfen, Zeremonien, keine

    unteren Formen)

    -Zweck: die Welt zu erklren

    -Globe Theatre: Die ganze Welt ist eine Bhne- Theatermetapher

    Theater als rhetorisches Medium

    -bezieht sich auf dem 18 Jh.

    -Zeit der Nationaltheaterbewegung, im Zge der Aufklrung, Theater eine neue

    Bedeutung: ber das Theater, den neuen Stand der Bhne gebildet werden zu knnen

    -vermitteln, bermitteln, berzeugen

    -den Schauspieler zusgeschrieben worden ist, richtiges Verhalten, richtige Gestik

    vorzuzeigen, als Vorbild fr den neuen brgerlichen Stand (frher Theater nur fr und

    ber Edel, jetzt Selbstbewusstsein des Brgers)

    -Ziel, durch das Vorbild auf der Bhne eine einheitliche Sprache zu schaffen

    (Hochdeutsch erst 19. Jh. verschriftlich), Reglementierung

    -Konvention des Theaters herausgebildet > bis Anfang 20. Jh. geblieben

    -Bildung, Erziehung, Normierung

    Theater als schne Kunst

    Ende 19 Jh. Theater sich als eigenstndige Kunstform etabliert hat,

  • Theater als Kunst, Schauspieler und Schauspieler als Knstler zu erkennen

    Burgtheater

    Modell von Rudolf Mnz

    -hat sich auch die (alten) komischen Formen angeschaut

    -vllig anderes Theatralittsmodell entwickelt: aus einer sozial- und politisch-historischen

    Richtung

    Theatralittsgefge: als Gefge zu betrachten, Begriffe in stndiger Wechselverhltnis

    zueinander:

    Kunsttheater: -wie Schramms: Theater als schne Kunst

    -eine Vorstellung von Theater, die rein auf Kunst fokussiert ist

    -eher konservativ, aber auch Formen, wo es ausschlielich um Kunst geht

    Theaterspiel: -ein sehr spezifisches Agieren: hervorgehoben, bertrieben- als solches

    erkennbar, nicht als Kunst

    -vor allem komischen Schauspielformen

    Lebenstheater:- Vorgnge, vonTheater-inspiriert und im Alltag integriert werden : Feier,

    Hochzeiten, Ritualen, politische Vorgnge Demonstrationen

    -viele theatralen Momente, Konventionen, aber nicht mehr als Theater erkennbar

    Nichttheater: Theaterfeindlichkeit: -Wenn der Staat, die Behrde das Theater verbieten,

    zensieren, Phasen von Theaterverbot

    Abwertend ber Theater zu sprechen: nicht echt, Vortuschung (Antike

    Theaterfeindlichkeit: Platon, christliche Theaterfeindlichkeit)

    Diese Formen gehen alle ineinander. Eine Form fllt nicht unbedingt in einer Kategorie,

    sondern es gibt meistens Elemente aus mehreren.

    5. Beispiel:

    Burgtheater, R: Willi Frost, AT 1936, Werner Kraus als Friedrich Mitterer als Faust

    (Video)

    - Konservatives Schauspielen

    - Inszenierung von Konvention: Burgtheater, Bhnenbild, Schauspiel, Publikum vollem

    Andacht vor diesem groen Schauspieler >Kunsttheater

    - Suffleur knnte als Element des Theaterspiels gesehen werden..