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Juli 2017 · 32. Jahrgang · ISSN 0946-9303 · E 11168 F 2 17 BlickPunkt das Medienmagazin des Deutschen Journalisten-Verbandes Baden-Württemberg Da ten j o u r n a li s mu s Wenn aus Daten Geschichten werden In den IT-Abteilungen des SWR Seite 10 Can Dündar in Tübingen Seite 14 Privater Rundfunk in Baden-Württemberg Seite 24 Seite 6

BlickPunkt...„Datenjournalismus“ (alle Fotos: Verschwörhaus Ulm) Neue Zusammenhänge aus den Datenbergen 7iehen „Es geht dabei immer darum, neue Zu-sammenhänge zu entdecken

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  • Juli 2017 · 32. Jahrgang · ISSN 0946-9303 · E 11168 F

    217 BlickPunkt

    das Medienmagazin des DeutschenJournalisten-Verbandes Baden-Württemberg

    Datenjour nalismu

    sWenn aus DatenGeschichten werden

    In den IT-Abteilungen des SWR Seite 10

    Can Dündar in Tübingen Seite 14

    Privater Rundfunk in Baden-Württemberg Seite 24

    Seite 6

  • IM BLICK I N H A LTSV E R Z E I C H N I SDJV Blickpunkt Ausgabe 2 · 2017Liebe Leserinnen, liebe Leser,

    mit unseren Smartphones tragen wirComputer in der Hosentasche, von derenRechenkapazität ein Rechenzentrums-leiter bis noch vor ein paar Jahren nichtzu träumen wagte. Wir bewegen uns damitin einem heterogenen Umfeld zwischenlieb gewonnenen Gewohnheiten undunendlichen Möglichkeiten. In diesem

    Blickpunkt finden Sie beides. Außerdemlesen Sie über Can Dündars Besuch inTübingen, die IT-Abteilungen des SWR,den digitalen Aufbruch der BNN, Neues ausden Kreisverbänden und Fachausschüssen,den Herausforderungen für den Privatfunkund einiges mehr. Wir wünschen Ihnen eineanregende Lektüre.

    Ihre Redaktion

    E D I T O R I A L5 Die (Presse)freiheit stirbt scheibchenweise

    T O P T H EMA6 Wenn aus Daten Geschichten werden

    D I G I TA L I S I E RUNG10 In den IT-Abteilungen des SWR

    12 Aufbauteam Digital der BadischenNeuesten Nachrichten

    V E R BAND14 Dokumentarfilm und Podiumsdiskussion

    mit Can Dündar in Tübingen

    16 Staat darf keine eigene Pressetätigkeitbetreiben

    16 Presse-Versorgung behauptet Spitzenplatz

    17 Fachausschüsse Tageszeitungen, Betriebs-räte und Junge beschließen Projekte

    AU S D EN K R E I S EN18 Linguistin zu Besuch bei den Kreisver-

    bänden Mannheim und Heidelberg

    19 Große und diskussionsfreudige Runde beider Jahreshauptversammlung des Kreis-verbands Stuttgart

    20 Jahresversammlung des DJV Freiburgdiskutiert Content-Marketing

    21 Anwaltsverband Baden-Württembergdiskutiert über ethische Verantwortungder Medien

    22 MEDIENNACHRICHTEN

    R E Z EN S I ON23 „Universalcode 2020“

    M ED I E N24 Private Rundfunkangebote in Baden-

    Württemberg vor zahlreichenHerausforderungen

    TA R I FA RB E I T22 Altersteilzeittarifvertrag Heidenheimer Zeitung26 SWR-Tarifergebnis unter Vorbehalt

    27 Seminare der Journalisten-Akademie31 Impressum / Wir gratulieren

  • 2 · 2017 DJV Blickpunkt 5

    In einer Zeit wirtschaftlicher, technologischer undpolitischer Unsicherheiten trifft der schleichendeAusverkauf der Bürgerrechte auf eine zu geringeöffentliche Debatte. Doch allein was unseren Berufs-stand betrifft, sind die Auswirkungen gravierend.

    Ein Beispiel ist der sogenannte Staatstrojaner, einweitreichendes Überwachungsgesetz, dass geradeerst auch vom Bundesrat durchgewinkt wurde. Damitkann mittels einer heimlichen Schadsoftware aufprivaten Computern oder Handys die laufendeKommunikation mitgelesen werden. Auch ein Zugriffauf Messengerdienste wie Whatsapp ist möglich.Ein breiter Straftatenkatalog dient als Grundlage, umdie laufende Kommunikation „an der Quelle“ abzu-greifen, bevor sie ver- oder nachdem sie entschlüsseltwurde. Damit geraten unbemerkt auch Journalistenins Visier. „Handys auszuspähen ist so, als würde manjemandem ins Gehirn schauen“, wurde ConstanzeKurz vom Chaos Computer Club in einem Interviewmit der Stuttgarter Zeitung zitiert. Die große Koali-tion hat die offene Diskussion gescheut, das Gesetzzur heimlichen Online-Durchsuchung quasi durchdie Hintertür eingebracht und verabschiedet. Nunmuss man hoffen, dass das Karlsruher Bundesver-fassungsgericht Klarheit in Bezug auf die hackendenStrafverfolger schafft.

    Auch der Informantenschutz ist nur ein Haarbreit vonder völligen Auflösung durch die staatliche Sammel-wut entfernt. Nachdem das OberverwaltungsgerichtNRW im Juni die Vorratsdatenspeicherung als nichtmit dem EU-Recht vereinbar bezeichnete, zog sichvorerst auch die Bundesnetzagentur von der Durch-setzung der Speicherverpflichtungen zurück. BeimThema Datenspeicherung bleibt uns auch wieder nur,auf eine letzte juristische Instanz zu hoffen. Undschon jetzt ist es möglich über Metadaten heraus-zufinden, wer mit wem telefoniert hat.

    Ein weiterer Beitrag zum Thema Zensurinfrastrukturist das sogenannte Facebook-Gesetz (Netzwerk-durchsetzungsgesetz), das tief in den grundrechtlichgeschützten Bereich der Meinungsfreiheit eindringt.Das grundsätzliche Ziel des Gesetzes, die Verfolgungstrafbarer Inhalte in sozialen Netzwerken zu verbes-sern, ist gut gemeint. Doch zur Bekämpfung von Hate

    Speech erhalten Privatun-ternehmen wie Facebookquasi richterliche Kompe-tenzen. Auch hier gibt esverfassungsrechtliche Be-denken. Nicht zuletzt, weildie Länder für die Aufsichtder Inhalte im Teleme-dienbereich und damit in den sozialen Netzwerkenzuständig sind. Durch das NetzDG würde neben denLandesmedienanstalten eine weitere Aufsichtsstruk-tur im Zuständigkeitsbereich des Bundesministeri-ums für Justiz und Verbraucherschutz geschaffen.Dabei ergibt sich eine staatsferne Regulierung derAufsicht über soziale Netzwerke schon aus Artikel 5des Grundgesetzes. Der DJV-Landesverband ist auchin dieser Angelegenheit gegenüber der Politik aktiv.

    Augenmaß ist wichtiger denn je, um unsere Grund-rechte nicht zu beschädigen. Wer mehr Sicherheitwill, opfert letztlich die Freiheit. Nicht nachlassen dür-fen wir beim Thema Pressefreiheit. In diesem Sinnehaben wir gut 30 Briefpatenschaften in den letztenMonaten für inhaftierte Kolleginnen und Kollegen inder Türkei vermitteln können. Dafür bedanke ich michausdrücklich. Doch mittlerweile stieg die Zahl der ver-hafteten Journalisten in der Türkei auf 172 an, gegen84 läuft ein Prozess, 10 wurden zu Haftstrafen von biszu 33 Jahren verurteilt. Die Schicksale von MesaleTolu und Deniz Yücel sind durch die Medien bekannt.Viele andere bleiben anonym und brauchen unsereSolidarität.

    Ganz demokratisch geht es bei uns im DJV-Landesverband zu. Auf der Mandatsträgerkonferenzdiskutieren wir eventuell notwendige Struktur-veränderungen, um den vielen Herausforderungenauch künftig gerecht zu werden. Bei welchem Themaauch immer: Bringen Sie sich ein, jede Stimme istwertvoll.

    Dagmar LangeDJV-LandesvorsitzendeBaden-Württemberg

    ED I TOR IAL

    Die (Presse)freiheit stirbt scheibchenweise

    Journalisten brauchen Geschichtenz.B. von Ihrer Pressestelle

    Sie sind die Schnittstelle. Über Sie finden Journalisten dierichtigen Ansprechpartner und Hintergrundinformationen.

    Und manchmal auch neue Geschichten.Machen Sie ihnen das Leben leichter: stellen Sie Ihre

    Pressestelle im DJV-Blickpunkt vor.

    Informationen unter: www.djv-bw.de/blickpunkt

    BlickPunktdas Medienmagazin für Baden-Württemberg

  • 2 · 2017 DJV Blickpunkt 76 DJV Blickpunkt 2 · 2017

    TOPTHEMA

    Oberschwäbische Störche auf dem Flug nach Spanien, Feinstaub in Stuttgart und ver-schwundene Gelder in einem kommunalen Haushalt – Das sind teils spannende, teils unter-haltende Geschichten, auf jeden Fall sind es Geschichten, die von Datenjournalistenrecherchiert und erzählt werden. Um die ging es auf einer Veranstaltung in Ulm.

    Wie im Datenjournalismus gearbeitetwird und welche Entwicklungsperspek-tiven für Journalisten hier liegen, darüberhaben 30 Kolleginnen und Kollegenauf einer Gemeinschaftsveranstaltungvon Deutschem Journalisten-Verband,Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg, Südwestdeutschem Zeit-schriftenverlegerverband und demNetzwerk Kreativwirtschaft am 4. Juli2017 im Ulmer Verschwörhaus disku-tiert. „Wir Journalisten müssen unsereGeschichten mit Zahlen und Daten

    belegen“, argumentierte Peter Welcheringvom DJV Baden-Württemberg in seinemEinführungsvortrag auf der Konferenz„Datenjournalismus – Praxis und Per-spektiven“. Und genau das sei eben nichtso grundlegend neu, wie von vielen be-hauptet.

    Datenjournalistische Methoden in derRecherche sind tatsächlich schon sehralt. Dem stimmte auch Jan GeorgPlavec von der Stuttgarter Zeitungzu. Allerdings könnten die Recherche-

    ergebnisse jetzt online mit einer noch niedagewesenen Interaktivität umgesetztwerden.

    Für Marie-Louise Timcke von der Initia-tive Journocode sind datenjournalistischeRecherchemethoden und die Präsentationder Ergebnisse zwei Seiten einer Medaille.„Jede Seite kann man aber auch für sichbetrachten“, meint Journalistik-Studentinvon der Technischen Universität Dort-mund, die im Datenteam der BerlinerMorgenpost mitarbeitet.

    Wenn aus Daten Geschichten werden

    Ulrich Winchenbach von der Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg freute sich riesig über das große Interesse an der Veranstaltung über„Datenjournalismus“ (alle Fotos: Verschwörhaus Ulm)

    Neue Zusammenhänge ausden Datenbergen ziehen

    „Es geht dabei immer darum, neue Zu-sammenhänge zu entdecken und aufzu-zeigen, die dann Gegenstand derBerichterstattung werden“, schätzt Zei-tungsredakteur Jan Georg Plavec ein.Dabei führen sehr viele unterschiedlicheMethoden zum datenjournalistischenZiel. Statistische Erhebungen, Wahr-

    scheinlichkeitsberechnungen, Inferenz-analysen zur Prognose kommenderEreignisse sind da einige Beispiele.

    Ob daraus dann ein „Scheidomat“ wird,der auf der Grundlage von Daten aus demstatistischen Landesamt das individuelleScheidungsrisiko von Webseitenbesu-chern der Stuttgarter Zeitung berechnet,oder eine Übersicht über die Parteihoch-burgen in Deutschland, wie die BerlinerMorgenpost sie veröffentlicht, ist eine

    Gestaltungsfrage, die oft schon in der Pla-nungsphase entschieden wird. „Entschei-dend sind dabei begleitende Artikel in derPrint-Ausgabe und online“, urteilt JanGeorg Plavec. Deshalb begrüßt Marie-Louise Timcke auch die enge Einbindungdes Datenteams in die Redaktion. Aller-dings gab und gibt es noch immer zahl-reiche Berührungsängste.

    „Auf der einen Seite sind da die Kollegen,die Journalisten geworden sind, weil sie

    Datenjournal

    ismus

    Peter Welchering sorgte mit seinen Thesen zum Datenjournalismus für intensive Diskussion

    Ein Videoaufzeichnng der Veranstaltung sehen Sie auf: https://www.youtube.com/watch?v=3bxznbKWngM

  • 2 · 2017 DJV Blickpunkt 98 DJV Blickpunkt 2 · 2017

    Graphdatenbanken machenHaushaltspläne transparent

    „Wir hatten es dabei mit 38.000 Kontenund Gegenkonten sowie 3.600 haus-haltsstellen zu tun“, berichtet Welchering.Die wurden mit der Graphdatenbankakribisch auf Unstimmigkeiten bei ins-gesamt 1,4 Millionen Transaktionen un-tersucht.

    „Und siehe da: Mit der Graphdatenbankfanden wir sogenannte verschwundeneGelder, deren Buchung nicht nachvollzo-gen werden konnte“, erklärt Peter Welche-ring. Außerdem kam auf diese Weiseheraus, dass die Zweckverbandsver-waltung Gebührenbescheide von Abwas-seranschlussbescheiden bei gut befreun-deten Bauträgern so trickreich mehrfachumgebucht hatte, dass hier keine Mah-nungen gestellt wurden.

    Die Recherchen wurden veröffentlicht,führten zu einem Aufschrei bei den betei-ligten Verwaltungen und vor allen Dingen

    zu einer Untersuchung der Gemeinde-prüfungsanstalt. Die prüfte länger als einJahr die Bücher und stellte 101 Rechtsver-stöße und teilweise schwere Mängel in derFinanzbuchhaltung fest.

    „Das ist vielleicht ein gutes Beispiel, dassdatenjournalistische Methoden auch fürLokaljournalisten äußerst hilfreich seinkönnen“, meint Welchering. Jan GeorgPlavec stimmt dem zu und kann auchnoch eine Recherche der Stuttgarter Zei-tung beisteuern, bei der herauskam, dassdas amtliche Endergebnis der Landtags-wahl 2011 nicht korrekt war.

    Herausgefunden hatte sein Team das beimAbgleich von prozentualer Wahlbeteili-gung mit tatsächlich abgegebenen Stim-men. So waren sich die Vortragenden desDatennachmittags im Ulmer Verschwör-haus mit den Veranstaltungsteilnehmerndenn auch einig: Ohne datenjournalisti-sche Methoden kann ein Journalist seineWächterfunktion nicht mehr richtigwahrnehmen.

    Ausbildung mussverbessert werden

    „Dafür aber müssen diese datenjourna-listischen Methoden richtig vermitteltwerden“, fordert Marie-Louise Timcke.Mit ihrer Initiative „Journocode“ will siedas verbessern. Die Nase vorn hat hierdie Journalistenausbildung in Baden-Württemberg.

    Im Grundlagenseminar für Zeitschriften-volontäre werden datenjournalistischeMethoden im Modul „digitale Recherche“seit dem Jahr 2012 vermittelt.

    DJV und Zeitschriftenverlegerverband,die dieses Grundlagenseminar gemeinsamtragen, wollen Themen dieser Art nochausbauen. Auch die Zeitungsverlegerhaben hier Interesse angekündigt, haltensich bisher aber noch auffallend zurück,wenn es um Fortbildungen in Sachen„Datenjournalismus“ geht.

    Ä red

    TOPTHEMA

    nichts mit Mathematik und Statistik zutun haben wollen“, berichtet Peter Wel-chering. Auf der anderen dann aber dieNerds und Datenjournalismus-Darsteller,die den Kontakt zum Thema für Novizenextrem erschweren.

    Einzug der Programmiererin die Redaktionen

    „Der Nerd spricht eben eine andere Spra-che und weiß wenig vom journalistischenAlltag“, meint Zeitungsredakteur Plavec.Er plädiert für einen Runden Tisch, umProgrammierer, Datenanalysten und Jour-nalisten miteinander ins Gespräch zubringen.

    „Noch schlimmer aber ist der Datenjour-nalismus-Darsteller, der sich hinter Cas-cading Style Sheets, Javascript und XMLversteckt, ohne sie zu kennen, damit abereinen neuen Schamanismus pflegt“, sagtPeter Welchering. Auf zu vielen Konferen-zen würde mit solchen Begriffen dann einwenig Datenjournalismus-Bingo gespielt,ohne in der Sache weiterzukommen.

    Welchering nahm sich denn auch die neueReligion des „Dataismus“ vor, die die In-stallation eines Linux-Betriebssystems inder Redaktion zum Initiationsritus er-klärt, und Geocoding als heilige Handlungansieht. „Noch mehr ärgern mich aber dieKollegen, die hier mit tollen Konzept-begriffen um sich werfen, aber die Mehr-wertsteuererhöhung von 16 auf 19 Pro-zent nicht als Erhöhung um dreiProzentpunkte, sondern als dreiprozentigeErhöhung missverstehen“, macht Welche-ring seinem Unmut Luft.

    Mit einfachen Daten-Projekten starten

    Mit ganz einfachen datenjournalistischenProjekten anzufangen, rät deshalb JanGeorg Plavec: „Dann kann aus einer Kar-tenübersicht zu freien Kita-Plätzen schnellein Projekt zur Feinstaubkartierung wer-den.“ Auch unterhaltende Elemente sinddabei wichtig. „Viele Leser haben die Flug-route unserer oberschwäbischen Störcherichtig gebannt verfolgt“, berichtet Plavec.Und Maire-Louise Timcke zeigt auf, wie

    viel Vorarbeit nötig war, damit eine Über-sicht über die Städte und Gemeinden inder Berliner Morgenpost entstehenkonnte, die regelrechte Hochburg einerpolitischen Partei sind.

    Peter Welchering hatte eine Recherche ausden Jahren 2011 und 2012 mitgebracht.Die Journalisten in seinem Korrespon-dentenbüro waren von Bürgern daraufaufmerksam gemacht worden, dass dieJahresrechnungen des ZweckverbandesPattonville bei Stuttgart, in dem 7000Menschen leben, stets mit fünfjährigerVerspätung festgestellt worden waren.

    Ein Rechtsanwalt machte darauf auf-merksam, dass nach fünf Jahren be-stimmte Straftaten wie zum BeispielUntreue verjähren. Daraufhin bereitetendie Journalisten des Korrespondenten-büros die Daten aus den Haushaltsplänenund -satzungen des Zweckverbandessowie der am Zweckverband beteiligtenStädte Kornwestheim, Ludwigsburg undRemseck am Neckar für die Verarbeitungin einer Graphdatenbank auf.

    Will die Ausbildung rund um datenjournalistische Methoden verbessern: Marie-Louise Timcke von Journocode

    Sein Team hat ein falsches amtliches Endergebnis bei der Landtagswahl 2011 aufgedeckt: Jan Georg Plavec von der Stuttgarter Zeitung

  • 2 · 2017 DJV Blickpunkt 1110 DJV Blickpunkt 2 · 2017

    der Aufwand für Betrieb und Wartungder Systeme reduziert werden, das giltauch für Workflows und Prozesse. Zumanderen gilt es auch, die Sicherheit derDaten zu gewährleisten.

    Lizenzen und Sicherheit

    Anne Knälmann weist auch auf einen wei-teren Aspekt bei den diversen Hilfswerk-zeugen hin: „Vieles ist praktisch und gutund entlastet auch die IT, aber nicht nurwas die Datensicherheit anbelangt müssengewisse Regeln eingehalten werden. Häu-fig sind die online angebotenen Toolsauch nur für den Privatgebrauch kosten-los, bei der professionellen Verwendungmüssen Lizenzen erworben werden.“ Au-ßerdem müssten Formate geliefert wer-den, die auch von allen im Unternehmen

    weiterverwendet werden können. „Man-ches Tool, das man sich online besorgt,wie etwa To-do-Listen, ist auf den erstenBlick überzeugend, wird dann in der Pra-xis – etwa in der Zusammenarbeit mehre-rer Teams – aber schnell unpraktisch.“

    Denn das ist eine Erfahrung, die alle Soft-ware-Entwickler kennen: Man kann zwarinnerhalb weniger Tage etwas program-mieren, das gut funktioniert und vielleichtauch elegant aussieht, aber danach müs-sen dann noch die Lösungen für die Aus-nahmen und Sonderanforderungengefunden werden. Und hier erweist sichschon seit langer Zeit am Ende eines Pro-jekts folgende Bilanz: Diese Ausnahmebe-handlung frisst meist etwa 80% dergesamten Entwicklungskapazität.

    Fehler finden ist gut

    Während der Entwicklung brauchen dieSoftware-Entwickler daher die Unterstüt-zung der späteren Anwender bei der Feh-lersuche. Jede Software muss getestetwerden und zwar unter realistischen Be-dingungen. Tests während der Software-entwicklung dienen dazu, die Softwaremöglichst fehlerfrei in Betrieb zu nehmen.Ranft beschreibt: „Für uns ist es oft nichteinfach, Leute davon zu überzeugen, dieSoftware zu testen und ihnen dann auchnoch zu vermitteln, dass es gut ist, wennsie einen Fehler finden. Aber wenn sie kei-nen Fehler finden würden, dann hättenwir ja den Test vollkommen umsonst auf-gebaut. Wer einen Fehler findet, bewahrtuns alle davor, dass dieser Fehler in derProduktion auftaucht.“

    Ä Susann Mathis

    Strukturoptimierung derRundfunkanstaltenSeit dem Frühjahr 2017 gibt es eine Ar-beitsgruppe der Länder mit dem Titel"Auftrag und Strukturoptimierung derRundfunkanstalten", die sich damit be-schäftigt, wie in Zeiten der Digitalisie-rung der Medien eine Reform desöffentlich-rechtlichen Systems ausse-hen könnte. In der Veröffentlichungder ARD heißt es dazu: „Einsparungenim Programmangebot sind aufgrundder gestiegenen Anforderungen anqualitativ hochwertige lineare undnicht-lineare Inhalte nicht akzeptanz-fördernd. Im Fokus der Reform stehendaher die Prozesse und Strukturen derRundfunkanstalten in Verwaltung,Technik, Produktion und Programm-erstellung.“ Dazu gehören etwa in der„Verwaltung“ die Standardisierungund ggf. Zentralisierung von Abrech-nungsprozessen (z. B. Honorare undLizenzen, Gehalt, Reisekosten), dieSchaffung einheitlicher Standards zurPersonalsteuerung oder in der „Tech-nik“: die Optimierung und Standardi-sierung der IT-Strukturen und–Prozesse, eine stärkere Standardisie-rung der Technik, gemeinsame techno-logische Plattformen für digitaleProdukte oder eben auch die Verein-heitlichung der Speichertechnologienund Zusammenführung der Archiv-massenspeicher.(Das vollständige Dokument findenSie unter: http://bit.ly/2sFDT8q)

    Daten und StrukturenKurzer Besuch in den IT-Abteilungen des SWR

    Journalisten liefern Daten,aber was passiert dann damit?Wie das zum Beispiel beim öf-fentlich-rechtlichen Rund-funk aussieht, hat sich derBlickpunkt vor Ort beim SWRin Baden-Baden angesehen.Anne Knälmann, LeiterinMedien- und Verwaltungssys-teme beim SWR, erläutert:„Wir haben jetzt mit Baden-Baden den letzten der SWR-Standorte als File-basiertenProduktionsstandort einge-richtet – wir produzieren alsoüberhaupt keine Bändermehr, auch keine digitalenBänder.“

    Eine solche File-basierte, also rein aufelektronischen Dateien begründete Pro-duktionsumgebung verändert für dieKunden der IT, die Redakteurinnen undRedakteure, den Zugang, den sie zum Ma-terial haben. Da sich elektronische Com-puter-Dateien besser durchsuchen lassen,können sie nun sehr schnell an Videosoder O-Töne herankommen. Das istumso wichtiger, da mit der Digitalisierungder Umfang des verfügbaren Materials er-heblich angestiegen ist. Man denke nur andie Menge der Urlaubsfotos, die man nunmit Handy oder Digitalkamera nachHause mitbringt im Vergleich zu densorgsam ausgewählten Bildern, die manfrüher auf den mitgeführten Filmrollenverewigt hat. Wo das aktuelle Materialvom Dreh oder aus anderen Quellen liegt,wissen Journalisten natürlich genau.Wenn jedoch das Ereignis ein bisschenlänger als ein paar Tage her ist, dann wirdes schwieriger, das zugehörige Materialnoch zu identifizieren.

    Gemeinsame Software fürdie ARD-Anstalten

    Daher werden Materialien, die längerfris-tig aufbewahrt werden, systematisch do-kumentiert und archiviert. Die dafürnotwendige Archivsoftware ist eine Eigen-entwicklung der ARD-Anstalten, die ineiner Kooperation mehrerer Rundfunk-anstalten erfolgt. Oft geht zum Beispiel

    viel Zeit verloren, weil Menschen nochmal eine Information abtippen müssen,die bereits in einem anderen System er-fasst wurde. Dr. Michael Ranft, LeiterBasis- und Metadatensysteme, sagt: „DieWerkzeuge, um solche Aufgaben zu auto-matisieren, sollten wir alle gemeinsamnutzen können. Hier erarbeitet der Süd-westrundfunk zusammen mit anderenRundfunkanstalten der ARD eine gemein-same Lösung.

    Mining Software schürftnach Inhalten

    Ziel ist es, die Archiv-Software zu erneu-ern und zu verbessern und gleichzeitig sogenannte Mining Software für Text, Videound Audio zu verwenden. Der Begriff Mi-ning Software beschreibt in diesem Zu-sammenhang Systeme, die erkennen,welche Inhalte in den Text-oder Videobei-trägen enthalten sind oder auch wer dortspricht. Für Textinhalte funktioniert dasschon zum aktuellen Zeitpunkt relativ gut:Algorithmen machen Vorschläge fürSchlagworte, mit deren Hilfe Beiträgedann klassifiziert werden können. DieseVorschläge sind schon jetzt zu etwa 80 %richtig, was eine sehr gute Basis für diejournalistische Arbeit darstellt. Perspekti-visch werden die Algorithmen aber nochbesser werden. Die Mining Software sollzum Beispiel nicht nur erkennen, dass An-gela Merkel spricht, sie soll dann auch„Bundeskanzlerin“ zu den Schlagworten

    notieren und sie soll Syno-nyme erkennen, wie etwa„Atomkraft“ und „Kern-kraft“. Im Videobereich istdie automatisierte Erken-nung der Inhalte jedochnoch schwieriger, nicht zu-letzt da im Bewegtbild vielgrößere Datenmengen zuanalysieren sind.

    KontinuierlicherUmbau undErweiterungen

    Studio- und IT-Technikwachsen stärker zusammenund das verändert auch die

    Anforderungen an technische Projekte.Daher wurden zu Beginn des Jahres sämt-liche IT-Abteilungen im SWR zu einereinzigen Hauptabteilung verschmolzen.Durch den hohen Vernetzungsgrad hatsich (und das nicht nur beim SWR)der Aufwand für die Einbettung von IT-Systemen und -technologien in denBerufsalltag, die so genannte Systeminte-gration deutlich erhöht. Deren Aufgabenreichen vom Aufbau einzelner Systemeüber deren langjährige Pflege, bis hin zukontinuierlichen Umbauprozessen undErweiterungen einer gesamten System-landschaft.

    Eine hohe Standardisierungverringert die Kosten

    Neue Ideen für den elektronischen Ar-beitsalltag werden dabei oft auch durchdie Redakteurinnen und Redakteure sel-ber eingebracht. Sie entdecken viele Hilfs-werkzeuge für redaktionelle Aufgaben imAustausch mit Kollegen oder online. DasAngebot an Tools, etwa zum Austauschvon Dateien oder für Videoschnitt ist un-endlich groß. Für ein großes Medienun-ternehmen wie den SWR ist es jedochnotwendig, einheitliche technologischeStrategien zu verfolgen. Zum einen, da dieTechnik möglichst günstig bereitgestelltwerden soll und eine zentrale Vorausset-zung für die günstige Bereitstellung isteben ein hoher Grad an Standardisierung.Denn nur durch Standardisierung kann

    DIGITALISIERUNG

    Anne Knälmann und Michael Ranft

    Früher MAZ (Magnetaufzeichnung), jetzt zentraler Ingest (Einspielen von Bild- und Tonmaterialin ein serverbasiertes System)

    Arbeitsplatz im zentralen Ingest (alle Fotos: Susann Mathis)

  • 2 · 2017 DJV Blickpunkt 1312 DJV Blickpunkt 2 · 2017

    In einem Jahr sind wir alle schlauer

    Die BNN haben sich Zeit gelassen mitdem Aufbau eines Newsportals und einerApp. Nun leiten Sie das Digitalteam undmüssen einiges nachholen.

    Rainer Haendle: Wir wissen nur zu gut,dass man nicht in zwei Jahren nachholenkann, was man 20 Jahre lang versäumt hat.Aber bei der Debatte um die verloreneZeit gibt es auch immer wieder die Posi-tion und diese ist nicht ganz von der Handzu weisen: Wir haben in den vergangenen20 Jahren auch viele Fehler nicht gemachtund dabei sicher auch den einen oder an-deren Euro gespart. Jetzt müssen wir erstmal Know-how aufbauen und den Men-schen mitnehmen, das Bottom-Up Prin-zip ist bei den BNN stark ausgeprägt.

    Wie sieht dieser Aufbau organisatorischaus und was bedeutet das für die Redak-teurinnen und Redakteure?

    Rainer Haendle: Wir wollen keine eigeneDigitalredaktion aufbauen. Wir wollen alsAufbauteam das digitale Know-how in dieRedaktion hineintragen. Wir haben auchBerater, aber wir wollen keine Heuschre-cken. Wir müssen unseren Mitarbeitern inallen Bereichen des Digitalen ermögli-chen, sich mit den neuen Werkzeugen ver-traut zu machen. Wir haben daher vieleSchulungsmaßnahmen initiiert, etwa zuWordPress und den sozialen Netzwerken,aber auch zum Thema „wie bewege ichmich vor der Kamera“ etc. Wir haben einedigitale Mittagspause, in der wir zu be-stimmten Themen informieren. Gleich-zeitig setzen wir uns selber immer wiederkonkrete Projekte, zum Beispiel beimKarlsruher FEST, einer der größten Open-Air-Veranstaltungen in Deutschland. Aberin unserer Lernwerkstatt haben wir auchviele Selbstfahrerprojekte, bei denen dieKollegen selbst entscheiden, ob sie dasjetzt online stellen oder nicht, sei es nunin der Lokal- oder in der Mantelredaktion.

    Sie bezeichnen bnn.de als eine Lern-werkstatt, was heißt das für Ihren An-spruch?

    Rainer Haendle: Aktuell ist es so, dass manalles, was in der Region wichtig ist, auf derHomepage auch finden kann, aber wirfahren noch mit angezogener Hand-bremse. Da dürfen Fehler gemacht wer-den, da müssen sogar Fehler gemachtwerden. Gerade sind wir zum Beispieldabei, Liveticker auszuprobieren, und be-nutzen dabei ScribbleLive, das wir unsjetzt neu zugelegt haben, da schauen wirnatürlich auch: Welche Formate gehenund welche gehen nicht?.

    Und wie beurteilen Sie das erste Jahr vonbnn.de?

    Rainer Haendle: Wir sagen jetzt nicht: wirkönnen auch digital. Deswegen sind wirim Moment noch nicht in einer Position,dass wir ankündigen: Es lohnt sich ab so-fort, bnn.de zu lesen. Vorher müssen wirnoch viele Hausaufgaben machen und dasdauert auch noch ein bisschen.

    Im Digitalzeitalter weiß man immergenau, welche Artikel gut laufen und wel-che nicht. Natürlich gibt es dafür immerGründe und wir wollen auch nicht dieKlickzahlen im Internet zum Maß unsererjournalistischen Arbeit machen, sonstkommen wir zu den Katzenvideos. Reich-weite im Digitalen wird eben nicht vorallem mit seriösen journalistischen Inhal-ten erzeugt.

    Aber wir machen auch erstaunliche Er-fahrungen: Obwohl Liveticker am Wo-chenende bekanntermaßen gar nicht sogut laufen, hatten wir an einem Juni-Sonntag 14.000 Zugriffe bei einer rechts-extremen Demonstration und denGegendemonstrationen in Durlach. Die-sen Ticker hatten wir crossmedial ange-

    kündigt, bei Print sogar auf der Seite eins.Beim Triathlon am Sonntag darauf hattenwir jedoch nur wenige Zugriffe.

    Bauen Sie Software-Entwicklungs-kompetenz im eigenen Haus auf?

    Rainer Haendle: Wir haben eine Schnitt-stelle im eigenen Haus, aber selbst, wennwir Softwareentwickler einstellen wollten,der Markt ist bundesweit leergefegt.Hauptsächlich sind da die KarlsruherNetzstrategen im Moment für uns tätig.Uns ist es vor allem wichtig, auf Know-how aus der Region zu setzen und keineLösung von der Stange einzukaufen. ImAugenblick arbeiten wir noch mit Word-Press, weil wir gerade dabei sind, unserneues Redaktionssystem zu entwickeln,übrigens gemeinsam mit zwei anderenVerlagen ähnlicher Größenordnung. Amtechnischen Apparat, der dazu notwendigist, gibt es noch sehr viel zu tun.

    Was ist der Vorteil an einer individuellenSoftware-Lösung?

    Rainer Haendle: Ich kann mit Entwicklernhier vor der Haustür viel besser kommu-nizieren und außerdem haben diese eineganz andere Motivation in Karlsruhe. DieErfahrung lehrt bei der Softwareentwick-lung: Je weiter weg die Entwickler sind,desto tauber das Produkt. Gerade was dieagile Software-Entwicklung anbelangt, istNähe sehr vorteilhaft.

    Für smartphones gibt es ja auch dieBNN-App, wie soll diese App in Zukunftaussehen, was ist deren Hauptziel?

    Rainer Haendle: Die App wird der Ein-stieg in die Vorabendzeitung sein, wir wer-den in dynamischen Systemen die Artikelaus dem Redaktionssystem ab dem frühenAbend aussteuern, d.h. spätestens um20:00 Uhr werden dort 90% der Inhalte

    DIGITALISIERUNG

    Eine richtige Online-Ausgabe der Badischen Neuesten Nachrichten, BNN, gab es bis zum Tod des Alt-VerlegersHans Wilhelm Baur im Januar 2015 nicht. Seitdem hat der Adoptivsohn Klaus Michael Baur die Aufgabenals Herausgeber, Verleger und Chefredakteur übernommen und behutsam Veränderungen angestoßen.Der Blickpunkt traf den stellvertretenden Chefredakteur der BNN, Rainer Haendle, der das AufbauteamDigital leitet, und ließ sich den aktuellen Entwicklungsstand erläutern.

    bereitstehen. Für die App arbeiten wirebenfalls mit einem Karlsruher Anbieterzusammen, dem App Studio fluidmobile,weil wir auch hier ein individuelles Pro-dukt brauchen. Unsere App wird ein Zwit-ter aus klassischem E-Paper unddynamischem Bereich, allerdings in derersten Version noch nicht so crossmedial,wie wir uns das für die Zukunft vorstellen.Dazu brauchen wir noch eine andere re-daktionelle und technische Infrastruktur.

    An wen richtet sich die App?

    Rainer Haendle: Karlsruhe ist an sichnicht unbedingt der schlechteste Zei-tungsmarkt, wir sind eine Zuwachsregion,Motor des Ganzen ist die IT-Wirtschaft inKarlsruhe. Unsere Auflage sinkt im bun-desweiten Vergleich langsamer. Interes-santerweise stehen wir auch beimklassischen E-Paper Geschäft gar nicht soschlecht da. Das hängt auch damit zusam-men, dass die Karlsruher insgesamt sehrviel unterwegs sind, die Wissenschaftlerund Forscher reisen sehr viel, unsereAbonnenten greifen von überall von der

    Welt her auf die BNN zu. Mit unserer Appaber richten wir uns in erster Linie an dieZielgruppe, ungefähr im Alter von 25-40,die mit Papier nicht mehr viel am Hut hat,und auch nicht mit dem Zeitpunkt derklassischen Zeitung: Während unsere Ge-neration noch gelernt hat, dass die Zei-tung am Morgen im Brief-kasten liegt und dann auch gelesen wird,liest die junge Generation nicht mehrsystematisch. Daher versuchen im Mo-ment viele Verlagen, auf den Vorabendzu gehen und diesen Trend wollen wirauch aufgreifen.

    Und wie wollen Sie online Geldverdienen?

    Rainer Haendle: Wir wissen alle, dass dieInnovationszyklen im digitalen Bereich soschnell sind, dass man keine Vorhersagentreffen kann für die Monetarisierung einesNewsportals in einem halben Jahr. Wir ar-beiten gemeinsam mit unseren Beraternan einem Freemiummodell, um crossme-dial Premium-Inhalte anzubieten. DieApp wird, anders als das Newsportal, ein

    klassisches Abo-Modell. Dort werden wirperspektivisch noch mehr crossmedialeInhalte anbieten, Video, Bilderstrecken,interaktive Grafiken etc. So ein Newspor-tal ist ein Palast mit 365 Räumen. Wir sindim Moment dabei, uns Gedanken zumachen zu einem Fundament, das danntatsächlich die ganzen Räume trägt.

    Ä Das Interview führte Susann Mathis

    Die Badische Neueste Nachrichten istdie einzige gedruckte regionaleTageszeitung im Stadt- und Land-kreis Karlsruhe. Sie erscheint außer-dem mit Lokalausgaben im LandkreisRastatt, im Stadtkreis Baden-Baden,im Ortenaukreis, im Stadtkreis Pforz-heim und im Enzkreis.

    Die verkaufte Auflage beträgt 119.500Exemplare (IVW 1/2017). In denMantel- und Lokalredaktionen derTageszeitung arbeiten rund 90 Re-dakteure.

    Rainer Haendle, stellvertretender Chefredakteur der BNN, leitet das Aufbauteam Digital, Foto: Susann Mathis

    Aufbauteam Digital bringt digitales Know-how in die Redaktion

  • VERBAND

    14 DJV Blickpunkt 2 · 2017 2 · 2017 DJV Blickpunkt 15

    „Unter dem Druck des extremen politischen Islam: Pressefreiheit in Nahost“ hat der Titel einer Benefiz-veranstaltung im Kino Museum in Tübingen gelautet. Eingestimmt durch einen Dokumentarfilm debattiertenbei der Podiumsdiskussion Can Dündar, ehemaliger Chefredakteur der Tageszeitung Cumhuriyet, Daniel-DylanBöhmer, stellvertretender Ressortleiter Außenpolitik der Tageszeitung Die Welt, und Suleiman Abu Dayyehvon der Friedrich-Naumann-Stiftung „Für die Freiheit“ aus dem Büro Jerusalem über die Situation des Journa-lismus vor allem in der Türkei. Das Gespräch moderierte Peter Welchering, stellvertretender Landesvorsitzen-der des DJV Baden-Württemberg, dessen Kreisverband Neckar-Alb im Kino-Foyer für die Aktion warb,Postkarten an gefangene türkische Journalisten zu verschicken.

    mer sieht darin seit dem arabischen Früh-ling eine neu erwachte Sympathie derwestlichen Diplomatie für Diktaturen:„eine fürchterliche Entwicklung“, dieetwas aussage über das eigene Verständnisvon Freiheit.

    Dem pflichtete Abu Dayyeh zu: Die euro-päische Außenpolitik lasse sich vom Prin-zip leiten business as usual. Dass es andersgeht, erläuterte Dündar am Beispiel desfranzösischen Staatspräsidenten Macron,der bei seinem Besuch bei Erdogan deut-lich gemacht habe, dass erst ein in der Tür-kei inhaftierter französischer Journalist ausdem Gefängnis freikommen müsse, vorherrede er über nichts Anderes mit Erdogan.Zwei Tage später sei dieser französischeJournalist tatsächlich aus der Haft entlas-sen worden: „In der Diplomatie ist eineentschiedene Haltung viel wichtiger alsjeder feine Zug.“ Gleichzeitig plädierteDündar dafür, nicht die Religion mit der

    Demokratie zu vermengen. Es gehe umeine Trennung von Religion und Staat. Allezusammen sollten kämpfen, „bis wir denStaat zwingen zur Demokratie und diesein der Türkei Wurzeln schlägt“. Dabei seiendie europäischen Ideale ein Wegweiser, al-lerdings habe sich Europa selbst von deneigenen Prinzipien entfernt.

    Ein Beispiel gebe der Europäische Ge-richtshof für Menschenrechte, der, wie sei-tens eines Zuhörers zu hören war, Klagenvon Entlassenen und Inhaftierten in derTürkei abweise mit der Begründung, diesemüssten erst in der Türkei klagen. Dün-dar bestätigte, dass es dafür keine inner-staatlichen Möglichkeiten gebe und daseuropäische Recht eingreifen müsse. Einentsprechendes Urteil des Gerichtshofswürde das Leben von zehntausendenMenschen in der Türkei ändern. Auch vonder Bundesregierung erwartet der ehema-lige Chefredakteur mehr Einsatz.

    Mehr politisches Engagement

    Und wenn jeder Bundestagsabgeordnetenur ein Zehntel des Engagements zeige,das er dafür aufbringe, die deutschen Sol-daten in der Türkei besuchen zu dürfen,für einen Besuch im Gefängnis, dannwürde Deniz Yücel nicht mehr einsitzen.

    Abu Dayyeh gab zu Bedenken, dass eseines langwierigen Lernprozesses bedürfe,die Menschen im Nahen Osten von derDemokratie zu überzeugen. Dem entgeg-nete Dündar: Es gehe um Menschen, diean Menschenrechte und Demokratieglaubten. Dabei, so wurde bei der Podi-umsdiskussion deutlich, könne wirt-schaftlicher Druck auf die Türkei helfen,aber ebenso wichtig sei es, als Zivilgesell-schaft die Stimme zu erheben. Der Abendin Tübingen war dafür ein gutes Beispiel.

    Ä Christoph Holbein

    Tübingen. Eine große Bitte „an alle“ hatteCan Dündar, der ehemalige Chefredak-teur der Tageszeitung Cumhuriyet: „Seidauf unserer Seite. Die Menschheitsfamiliemuss sich endlich entscheiden, die Ländernicht in der Hand von Diktatoren undDiktaturen zu belassen.“ Er kenne nureine Demokratie „und die verteidige ich“,die Demokratie, welche die Pressefreiheitachte, die Gleichberechtigung von Mannund Frau hochhalte, die Religion nichtmissbrauche zu politischen Zwecken, dieMenschenrechte schütze und die Unab-hängigkeit der Gerichte gewähre.

    Mehr als 250 Teilnehmer

    Dass die Grundlage für solche offenenund fortschrittlichen Gesellschaften undzugleich ein Bollwerk gegen Extremismusein unzensierter, vielfältiger und vertrau-enswürdiger Journalismus sei, war ein Re-sümee der mit rund 250 Teilnehmern gutbesuchten Veranstaltung, die getragen warvom Tübinger Weltethos-Institut, von derTübinger Initiative für Raif Badawi, derkanadischen Raif Badawi Foundation forFreedom, der studentischen Menschen-rechtswoche Tübingen, der Lokalgruppevon amnesty international Tübingen sowieTerre des femmes und unterstützt wurdevon der Friedrich-Naumann-Stiftung fürdie Freiheit sowie vom Deutschen Journa-listenverband Baden-Württemberg.

    Doch diese Meinungsfreiheit, so derTenor, sei nicht selbstverständlich in vie-len Ländern, sondern dort eingeschränktund unmöglich. Journalisten würden ver-folgt und inhaftiert, gefoltert und ermor-

    det. Ein Beispiel für die Situation imNahen Osten gab der Dokumentarfilm„Pulverfass Türkei – zwischen Demokra-tie und Diktatur“. Can Dündar hat das ameigenen Leib erfahren, wurde verurteilt,weil er in seiner Zeitung über illegale Waf-fentransporte der Türkei berichtet hat.Doch den Landesverrat, so Dündar, habedie Regierung begangen mit diesen Waf-fenlieferungen, und es sei die Aufgabeeines Journalisten, diese Straftat zu ent-larven und sie zu veröffentlichen. Dass dieRegierung in der Türkei immer stärkerautoritäre Züge annehme, liege in der Psy-che Erdogans, meinte Welt-Journalist Da-niel-Dylan Böhmer. Das Referendumhabe trotz allen Drucks nur einen winzi-gen Vorsprung für ein Ja zum Präsidial-system gebracht und damit nur einedünne Legitimation.

    Erdogan aber wolle den Eindruck vonKraft und Macht aufrechterhalten, des-halb müsse er Ausnahmezustand und Be-drohung simulieren und pausenlos dieMenschen auf die Straße treiben. Unddabei sei die Religion eine problematischeAngelegenheit, betonte Suleiman AbuDayyeh von der Friedrich-Naumann-Stif-tung.

    Europas Illusionen von Erdogan

    Als typische europäische Illusion bezeich-nete Dündar die Vorstellung, Erdogan seifrüher gut gewesen und habe sich verän-dert. Dem widerspreche ein Interview ausdem Jahr 1996, bei dem Erdogan verdeut-licht habe, dass er nicht an die Demokra-tie glaube: „Erdogan war von Anfang an

    ein typischer Islamist.“ Er habe sich nichtverändert, aber sein Spiel sehr gut gespielt,um bestimmte Kreise für sich zu gewin-nen. „Was sich verändert hat, ist der BlickEuropas auf Erdogan.“ Dass der türkischePräsident kein überzeugter Demokrat ge-wesen sei, bestätigte auch Böhmer. Er at-testierte der deutschen Regierung eintaktisches Verhalten gegenüber der Tür-kei, die das Land nicht verlieren wolle. Dassei der Versuch, eine Balance zu finden,um einerseits Erdogan einzuhegen undandererseits den Dialog nicht abzubre-chen. Die Flüchtlingsfrage sei dabei nichtüberzubewerten angesichts einer drama-tisch wirtschaftlich schwachen Türkei.

    Dass die Türkei nicht Erdogan sei, unter-strich Dündar. Erdogan verliere immermehr: „Die andere Türkei wird stärkerwerden.“ Abschreiben will Abu Dayyehden türkischen Präsidenten dennochnicht, auch wenn dieser nicht vieleFreunde habe in der arabischen Welt. „Daskümmert ihn nicht, er fühlt sich stark,und Europa wird sich mit Erdogan arran-gieren und sich mit seinem diktatorischenFührungsstil abfinden.“ Deshalb müssedie Türkei auf die innergesellschaftlichenKräfte setzen; die Veränderung werde voninnen kommen, nicht von außen.

    Kein Wort zur Pressefreiheit

    Für Dündar gehen „falsche Botschaften“an die Türkei: „Wir wollen von deutscherSeite etwas über Demokratie und Presse-freiheit hören.“ Dass Kanzlerin AngelaMerkel bei ihrem Türkei-Besuch das nichtgetan habe, hat Dündar enttäuscht. Böh-

    Ein flammendes Plädoyer für Men schenrechte und PressefreiheitDokumentarfilm und Podiumsdiskussion mit Can Dündar in Tübingen /

    Kreisverband Neckar-Alb verschickt Postkarten an gefangene türkische Journalisten

    Podiumsdikussion mit Daniel-Dylan Böhmer, Suleiman Abu Dayyeh, Moderator Peter Welchering und Can Dündar (von links), Foto: Christoph Holbein

  • VERBAND VERBAND

    16 DJV Blickpunkt 2 · 2017

    Gemeinsam ist man stärker – das gilt imKleinen wie im Großen. Und deshalbhaben nun erstmals drei Fachausschüssedes DJV Baden-Württemberg ihre Kräftegebündelt und ein Großteil der MitgliederMitte Juni zusammen getagt. Dabei wurdeüber vieles diskutiert: die Strukturreformdes Journalistenverbands auf Bundes-ebene, die Attraktivität des Berufs ange-sichts von Klagen über zurückgehendeBewerberzahlen für Volontariate, die Rolleund Akzeptanz von Gewerkschaften sowieder Mitgliedsbeitrag und das ThemaWeiterbildung. Die Sitzungsteilnehmerwaren sich aber auch einig darin, zunächstmit zwei Projekten dazu beizutragen, dasInteresse am Journalismus und einerMitgliedschaft/Mitarbeit beim DJV zusteigern.

    Zum einen geht es um den im Novemberabgeschlossenen Ausbildungs-Tarifvertragan Tageszeitungen und die Frage, inwie-weit dieser bekannt ist und vor allem um-gesetzt wird. Denn schon in derVergangenheit entsprach die Volontäraus-

    bildung nicht überall dem, was der DJVals Standard erachtet, weshalb er auch eineNeuauflage des entsprechenden Vertrags-werks durchgesetzt hat und damit eine ak-tuelle Handreichung für die Zuständigengibt. Mit Federführung des Fachausschus-ses Betriebsräte unter dem VorsitzendenChristoph Holbein wurde eine Umfragebei Tageszeitungen gestartet, um heraus-zufinden, wie die Ausbildung in den Be-trieben tatsächlich auszieht.

    Einer weitaus größeren Aufgabe stellensich die Mitglieder der drei Fachaus-schüsse mit der Organisation einer großenVeranstaltung, die vor allem bei JüngerenLust auf den Beruf machen soll, aber auchden anderen Zielgruppen viele praktischeHilfen für den journalistischen Alltaggeben soll. Denn schon Termine wie etwa"24 Stunden Zukunft" hätten gezeigt, dasssich darüber potenzielle Mitglieder sehrgut ansprechen und letztlich auch gewin-nen lassen können. In dem Zusammen-hang wurde auch das neue Angebot derJA, "Fit für die Zukunft", mit seinen güns-

    tigeren Seminarpreisen und Samstagster-minen gelobt. Die geplante Veranstaltungder drei Fachausschüsse soll im kommen-den Frühsommer stattfinden. Denkbar istdabei eine Kombination aus etwa Bar-camp-Elementen, Vorträgen, Fishbowl-Runden, einem Markt der Möglichkeitenoder ähnlichem. Bis zur Mandatsträger-konferenz erstellen nun Dominic Egger(FA Junge) und Christine Bilger (Vor-sitzende FA Tageszeitungen) aus denVorschlägen der Sitzungsteilnehmer einerstes Grobkonzept mit Ideen fürVortrags-/Workshopthemen, Referenten,Veranstaltungsorten und möglichen Ko-operationspartnern, denn ohne wird sichdas Angebot kaum stemmen lassen, so dieEinschätzung von Gregor Landwehr, Vor-sitzender des FA Junge. Gibt es nach derPräsentation des ersten Konzepts das Ein-verständnis des DJV-Gesamtvorstands,sind natürlich auch die anderen Fachaus-schüsse eingeladen, sich an der Ausarbei-tung des Programms zu beteiligen. Dennnur gemeinsam sind wir stark.

    Ä Christoph Holbein

    Mehr Ausbildung, mehr Lust auf den Beruf und mehr MitgliederFachausschüsse Tageszeitungen, Betriebsräte und FA Junge beschließen Projekte

    Wenn Zeitungsverlage redaktionelle Mit-arbeiter in GmbHs auslagern, dann fälltdie obligatorische Versicherung im Ver-sorgungswerk der Presse (VdP) aus unddie berufliche wie die Renten-Unsicher-heit beginnt. Diesen Trend hat die Presse-Versorgung erkannt und bereits Mitte2015 eine sogenannte BranchenlösungMedien eingeführt. Das Konzept für eineAltersvorsorge für alle Beschäftigten in derMedienbranche scheint aufzugehen. 2016gab es rund 500 Unternehmen, die sichfür das VdP-Angebot mit einer Branchen-lösung Medien entschieden haben, dieNeuabschlüsse stiegen deutlich an.

    Dass die Presse-Versorgung am Marktweiterhin einen Spitzenplatz einnimmt,zeigen die aktuellen Zahlen. In der Pro-duktvariante „Perspektive“ bietet das VdPauch 2017 mit einer Gesamtverzinsungvon 4% eine überdurchschnittliche Ge-winnbeteiligung und bezeichnet sich als„Marktführer in der Altersvorsorge“. Auchbei den klassischen Produkten bietet diePresse-Versorgung mit einer Gesamtver-zinsung von 3,7% für 2017 eine beachtli-che Leistung, nicht zuletzt mit Blick aufdie anhaltende Niedrigzinsphase. „Gegen-

    über anderen Lebensversicherern liegt diePresse-Versorgung in 2017 nach Einschät-zung von Marktexperten mehr als 0,5%-Punkte höher als der Durchschnitt“, stelltdas VdP fest. Der Buchwert der VdP-Ka-pitalanlagen erhöhte sich im Jahr 2016 um3,6% auf 6,2 Mrd. Euro. Dies entsprecheeinem Marktwert von 7,7 Mrd. Euro.

    VdP-Geschäftsführer Manfred Hoffmannwies bei der JahreshauptversammlungEnde Mai auf einen Trend hin: Eine le-benslange Rente steht in der Gunst derEinzahler mittlerweile vor der Kapitalle-bensversicherung. Nicht genug nutzenwürden die Versicherten die Möglichkeitzur Mitversicherung ihrer Kinder unter 18Jahre. „Eine Berufsunfähigkeitsversiche-rung für Junge ist wichtig, weil es keine ge-setzliche Erwerbsminderungsrente mehrgibt“, so Hoffmann. Er wies auch auf sichabzeichnende politische Änderungen beider Altersvorsorge hin. In der Tat hat imJuni das Betriebsrentenstärkungsgesetzden Bundestag passiert, der Bundesratmuss noch zustimmen. Darin ist ein soge-nanntes Tarifpartnermodell vorgesehen,in dem Mindest- oder Garantieleistungenfür Arbeitnehmer verboten sind. Ein ein-

    deutiger Vorteil für Arbeitgeber, wenn Sievon der Haftung befreit sind. „Damitbleibt das, was Arbeitsministerin Nahlesauf den Weg brachte, weit hinter dem An-gebot des VdP zurück“, meint auch KarlGeibel, der bis zur Jahreshauptversamm-lung für den DJV-Landesverband Baden-Württemberg einer der langjährigenDJV-Vertreter im Verwaltungsrat derPresse-Versorgung war. Bei der Jahres-hauptversammlung gab es Neuwahlen zurBesetzung der Gremien. Karl Geibel istnicht mehr für das Ehrenamt angetreten.Der DJV-Landesvorstand dankt ihm fürsein waches und kontinuierliches Engage-ment in dieser verantwortungsvollen Po-sition.

    Der DJV Landesverband Baden-Württem-berg gehört wie die meisten anderen DJV-Landesverbände, ver.di, der BundesverbandDeutscher Zeitungsverleger (BDZV) mitseinen Landesverbänden sowie der VerbandDeutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) zumGesellschafterkreis des Versorgungswerksder Presse. Die VdP-Geschäftsstelle hatihren Sitz in Stuttgart.

    Ä Dagmar Lange

    Presse-Versorgung behauptet SpitzenplatzGute Rendite trotz Niedrigzinsphase – neue Produktvarianten

    Ein jüngst ergangenes Urteil des Oberlan-desgerichts Stuttgart gibt der Südwest-presse in einem Verfahren gegen die StadtCrailsheim in wesentlichen PunktenRecht. Demnach sind redaktionelle In-halte in kommunalen Mitteilungsblätternnur in sehr eingeschränkter Form rech-tens. Das Urteil ist noch nicht rechts-kräftig.

    Damit hat das Oberlandesgericht Stutt-gart im Verfahren der Neuen Pressegesell-schaft gegen die Große KreisstadtCrailsheim eine grundlegende Ent-scheidung zur Zulässigkeit redaktionellerBerichterstattung in kommunalen Amts-blättern getroffen. Im Kern begrenzt dasGericht die staatliche Öffentlichkeits-arbeit auf die Verbreitung von verwal-tungsbezogenen Informationen der

    Kommunen, etwa amtliche Mitteilungenund die eigene Verwaltungstätigkeit. Esist davon auszugehen, dass die StadtCrailsheim mit großer WahrscheinlichkeitRevision beim Bundesgerichtshof ein-legen wird.

    Laut Gericht beschränkt sich derredaktionelle Teil eines Amtsblattes aufdie Verbreitung von Eigeninformationender Kommunen, so dass Fremdinforma-tionen nicht im kommunalen Amtsblattveröffentlicht werden.

    Redaktionelle Berichterstattung, die vonanderen, nicht-kommunalen öffentlich-rechtlichen Institutionen stammt oderüber deren Aktivitäten informiert, findetin einem kommunalen Amtsblatt keinenPlatz. Allgemeine Lokal-Berichterstattung,

    selbst wenn sie einen örtlichen Bezug auf-weist, ist ebenfalls nicht zulässig. Damitgehören Artikel aus den Bereichen Lokal-Sport, lokale Wirtschaft, lokale Kultursowie die lokale Ereignisberichterstattungnicht in das Amtsblatt, es sei denn, es han-delt sich um eine eigene Aktivität derKommune.

    Solange Veranstaltungshinweise/Ankün-digungen ohne erläuternde redaktionelleAnmerkungen bleiben und der Veranstal-tungskalender lediglich eine untergeord-nete Bedeutung in dem kommunalenAmtsblatt spielt, ist dies erlaubt. Der Ab-druck von Bildveröffentlichungen unter-bleibt, ebenso Nachberichterstattungen zuden angekündigten Terminen.

    Ä Christoph Holbein

    Der Staat darf keine eigene Pressetätigkeit betreibenRedaktionelle Inhalte in kommunalen Mitteilungsblättern nur eingeschränkt rechtens

  • AUS DEN KREISEN AUS DEN KREISEN

    18 DJV Blickpunkt 2 · 2017

    Sprechen und schreiben Männer andersals Frauen? Bei der Mitgliederversamm-lung des DJV-Kreisverbandes Mannheimund Heidelberg gab Simone Burel daraufAntworten – sie ist spezialisiert auflinguistische Unternehmenskommuni-kation.

    Führen Sie auch ein erfolgreiches Famili-enunternehmen – oder sind Sie womög-lich einfach Hausfrau und Mutter?Werden Sie von anderen gern als Frauen-versteher bezeichnet – dabei sind Sie ein-fach ein sensibler Mann? „Wörter machenLeute“, sagt Simone Burel und damit wardas Oberthema ihres Vortrags währendder Mitgliederversammlung des DJV-Kreisverbandes Mannheim und Heidel-berg klar: Frauen kommunizierenoffenbar anders als Männer. Die Linguis-tin, die auf Geschlecht und Sprache spe-zialisiert ist, muss es wissen: Seit einigerZeit berät sie Firmen zu ihren Kommuni-kationsstrategien. Die sich, wie ihr unter-haltsamer Vortrag zeigte, offenbar in denvergangenen Jahren stark veränderthaben: Während etwa der Hersteller Ken-wood in den 60er Jahren noch mit einer

    glücklichen Ehefrau hinter einer Küchen-maschine warb, die sich darauf freute,ihrem Mann ein Essen zuzubereiten,buhlte der österreichische BierherstellerOttakringer zuletzt mit jenem eingängi-gen Werbespruch: „Männer zeigen keineGefühle, sie schlucken sie herunter.“

    „Das masculinum scheint das frühere,größere, festere, sprödere, raschere, dasthätige, bewegliche, zeugende“ zu sein,schrieb Jacob Grimm 1822 in seiner„Deutschen Grammatik“, während er „dasfemininum“ als das „spätere, kleinere, wei-chere, stillere, das leidende, empfangende“bezeichnete. Simone Burel legte dar, dasssich Unterscheidungen, die in der Spracheexistieren, stark auf unsere Wahrnehmungauswirken. Und wie wenig man oft selbstüber seinen eigenen Sprachgebrauch re-flektiert.

    Vor der Kür in Form des eloquenten Auf-tritts der „Dr. fem. Fatale“, wie sich Burelauf ihrer Firmenhomepage nennt, hattendie Götter - oder die Satzung – allerdingsdie Pflicht in Form von Neuwahlen zumKreisvorstand gesetzt. Der seit 21 Jahren

    amtierende Kreisvorsitzende HartmutSuckow hatte bereits im Vorfeld seineAbsicht bekundet, nicht wieder zu kandi-dieren und den Vorsitz einem/einer Jün-geren zu überlassen.

    Da sich unter den anwesenden fünf Pro-zent der rund 260 Mitglieder des DJV-Kreisverbandes Mannheim/Heidelbergallerdings niemand fand, der/die diesesEhrenamt übernehmen wollte oderkonnte, zog der gesamte Kreisvorstand diesinngemäße Reißleine. Um dem zweit-stärksten Verband in Baden-Württembergeinen kommissarischen Vorstand zu er-sparen, trat der alte Vorstand geschlossennoch einmal an und wurde im Amt bestä-tigt: Vorsitzender bleibt für die nächstenzwei Jahre Hartmut Suckow, erster stell-vertretender Vorsitzender der freie Jour-nalist und PR-Berater Michael Tschugg.Der zweite stellvertretende Vorsitzendewar und bleibt Götz Münstermann, On-lineredakteur bei der Rhein-Neckar-Zei-tung, Schriftführerin ist weiterhin dieKulturjournalistin Annika Wind.

    Ä Annika Wind, Hartmut Suckow

    Wörter machen LeuteLinguistin zu Besuch bei den DJV Kreisverbänden Mannheim und Heidelberg

    Irgendwie ist alles anders gewesen, als sichdie Mitglieder des Kreisverbands StuttgartAnfang Juni zur Jahreshauptversammlungtrafen – später als in den Jahren zuvor, inden Pfingstferien, dann auch noch aneinem Donnerstag statt wie sonst immerdienstags. Das hatte einen ganz einfachenGrund: Der Kreisverband war „heimatlos“geworden. Das alte Tagungslokal, denRatskeller am Marktplatz, gibt es nichtmehr. Und die Suche nach einem neuenQuartier zu annehmbaren Konditionendauerte eben. Und im neuen Lokal wareben nur noch ein Ferien-Donnerstag frei.Trotzdem kam eine beachtlich große undvor allem diskussionsfreudige Runde zu-sammen.

    Zu berichten gab es natürlich einigesmehr als nur über die zähe Suche nach

    dem neuen Lokal. Die Kreisverbandsvor-sitzende Christine Bilger blickte mit ihrenVorstandskollegen auf die Veranstaltun-gen zurück.

    Sehr großen Zuspruch fand eine Diskus-sionsrunde mit der LandtagspräsidentinMuhterem Aras (Grüne) im Winter. DerKreisvorstand kündigte an, dass ein ge-meinsamer Besuch im Mercedes-Museumund weitere Diskussionsveranstaltungengeplant seien. Trotz mehrerer motivierterAnläufe, außerdem mal wieder einenJournalistenstammtisch zu installieren,habe der Kreisvorstand dieses Vorhabennun erstmal aufgegeben – die Beteiligungwar zu gering.

    Die Landesvorsitzende Dagmar Lange be-richtete von und diskutierte mit den Mit-

    gliedern die Tarifauseinandersetzungenim SWR, die Probleme bei der SWMHund gab einen Einblick zum Stand der So-lidaritätsaktionen für inhaftierte türkischeJournalisten. Positiv vermerkte sie dieZahl der Patenschaften für die in der Tür-kei in Haft sitzenden Kollegen, welche derDJV organisiere.

    Die Mitglieder interessierten sich für dieWeiterbildungsangebote der Journalisten-akademie und deren Auslastung – dazukonnte unser Ehrenmitglied Karl GeibelRede und Antwort stehen. Auch die Lageder fusionierten Tageszeitungen Stuttgar-ter Zeitung und Stuttgarter Nachrichtenwurde ausführlich erörtert. Wahlen standen in diesem Jahr keine an.

    Ä Christine Bilger

    Große und diskussionsfreudige RundeJahreshauptversammlung Kreisverband Stuttgart

    Linguistin entlarvt Geschlechterklischees der Werbung, Foto: Hartmut Suckow

    2 · 2017 DJV Blickpunkt 19

  • 2 · 2017 DJV Blickpunkt 21

    AUS DEN KREISEN

    Der Anwaltsverband Baden-Württemberg hat im Mai eine Podi-umsdiskussion zur „Ethischen Verantwortung der Medien“ ver-anstaltet. Es diskutierten die Professorin Petra Grimm, Leiterindes Instituts für Digitale Ethik an der Hochschule der MedienStuttgart, der Presserechtsanwalt Ralf Höcker, der Richter undPressesprecher am Stuttgarter Landgericht, Johannes Fridrich,und für den DJV Christine Bilger, Vorsitzende des KreisverbandsStuttgart und Polizeireporterin bei Stuttgarter Zeitung/Nach-richten. Der SWR-Moderator Michael Saunders leitete dieRunde.

    Im Folgenden drucken wir mit freundlicher Genehmigung einenAuszug des Artikels von Kathrin Eisenmann vom Anwaltsver-band Baden-Württemberg im Deutschen Anwaltverein.

    Michael Saunders zitierte mit Blick auf den "Kachelmann-Pro-zess" den Bildzeitungs-Journalisten Franz Josef Wagner: "Ver-dacht sei wie in einer Mülltonne leben". Auch fragte Saundersnach dem Verhältnis von Satire zur Verletzung von Persönlich-keitsrechten, etwa im Fall der AFD-Politikerin Alice Weidel, die inder Sendung "extra 3" im April 2017 als "Nazi-Schlampe" be-zeichnet worden sei, wogegen sie rechtlich vorging – Ralf Höckervertrat sie.

    Der Anwalt Ralf Höcker sagte, Journalisten wüssten meist, wassie dürften. Aber, wenn es der Auflagenerhöhung nütze, würdensensible Daten, wie Namen oder Bilder, eher veröffentlicht. DaHöcker viel mit Prominenten zu tun habe, könne er über Vorab-anfragen der Journalisten und Hintergrundgespräche erreichen,dass etwa Namen nicht genannt würden. Er meint, die Satirikerhätten im Falle Weidel Grenzen überschritten. Den Pressekodexhalte er für einen zahnlosen Tiger, sagte Höcker. Wer sich daranhalte, betreibe „Nanny-Journalismus": Der Journalist gehe davonaus, der Leser sei zu blöd, mit der Wahrheit umzugehen. GewisseUmstände würden verschwiegen, damit keine Vorurteile geschürtwürden. Er halte dies für skandalös. Er sehe die Presse nicht als"Vierte Gewalt“. Die Presse nehme sich selbst zu wichtig.

    Christine Bilger sagte, es komme bei der Beurteilung, ob einName genannt werde, immer auch auf die "Fallhöhe" an. Bei"Normalbürgern", wie etwa Opfern und Tätern eines Familien-dramas, müssten die Identitäten der Beteiligten viel besser ge-schützt werden als etwa im Fall eines Prominenten.Hintergrundgespräche halte auch sie für richtig. Wenn sie mitQuellen im Hintergrund rede, würde sie viele Informationen be-kommen, dafür gewisse Dinge vertraulich behandeln. Bei derNennung der Herkunft eines Täters komme es auf die Tatrele-vanz an. Es dürften nicht ganze Gruppen durch das Fehlverhal-ten einzelner diskreditiert werden.

    Richter Fridrich erläuterte, die Justiz habe einen anderen Blick-winkel. Sie ermittle lediglich, ob jemand beispielsweise am Todeiner Person eine Schuld trage. Die Nationalität des Tatverdäch-tigen werde bei Haftfällen eher genannt, da hier schon mehrerePrüfungen der Schuldfrage stattgefunden hätten. Die Staatsan-

    waltschaft treffe Einzelfallabwägungen, etwa bei Ehrenmorden.Maßgeblich seien die Gesetze. Der Pressekodex könne als Abwä-gungshilfe dienen.

    Die Medienethikprofessorin Grimm meinte, die "Vierte Gewalt"erodiere, weil heutzutage Leser und Nutzer sich auch durch Blogsund ähnliches informieren würden. Die Leser könnten qualifi-zierte Nachrichten nicht mehr erkennen. Man müsse unbedingtdie Medienkompetenzen der Bürger schulen.

    Grimm wünscht sich einen konstruktiven Journalismus, der nachder Schilderung eines Problems auch Lösungsmöglichkeiten an-bietet. Den Pressekodex halte sie als eine Form der Selbstver-pflichtung für wichtig. Sie sehe es als Aufgabe der Medien, keineVorurteile zu schüren. Die Sichtweise des Rechtsanwalts Höckerhalte sie für naiv. Die Zivilgesellschaft brauche den Journalismus.Um dies zu erkennen, müsse man nur die aktuellen Entwicklun-gen in der Türkei verfolgen. Diktatoren würden immer die Pres-sefreiheit einschränken.

    Ä Kathrin Eisenmann

    Ethische Verantwortung der MedienPodiumsdiskussion beim Anwaltsverband Baden-Württemberg

    2 · 2017 DJV Blickpunkt 20

    AUS DEN KREISEN

    Bis zu 1000 Euro im Monat für zwei Stun-den Arbeit täglich? Ein solcher Umsatz istmöglich bei einem Blog, wie ihn Abel mitseinem „Filstalexpress“ betreibt. Politik,Kommunales, Sport, Kultur und andereaktuelle Infos aus dem Raum Göppingensind auf seiner Seite zu lesen. Texte undBilder werden ihm kostenlos von Verei-nen, Institutionen und anderen Interes-sengruppen auf digitalem Wegeangeliefert. „Inzwischen mache ich vorallem copy and paste“, der Zeitaufwand seisomit erträglich.

    Das klingt zunächst verlockend. Aller-dings kommt die Ernüchterung, wenn ernachschiebt: „Ich muss den Blog an 365Tagen im Jahr bespielen.“ Das heißt: ImUrlaub kommt für ihn nur eine Herbergeinfrage, die Internet-Zugang bietet. Mor-gens, vor dem Verlassen des Ferien-Hotels,klebt er am Laptop und setzt ein paarThemen auf die Seite. Und gleich bei derRückkehr am Abend wird „Filstalexpress“ebenfalls mit Material gefüllt. Der Grund:„Wenn ich drei Tage nicht online bin,dann bin ich tot.“

    Tot, das bedeutet für Abel, dass sehrschnell keine Besucher mehr auf seineBlog-Seiten klicken, wenn sie nicht regel-mäßig mit aktuellem Lesestoff gefüttertwerden. In der Folge blieben dann auchdie Werbekunden und somit die Einnah-

    men weg. Abel sagt: „Ein Lokal-Blog läuftnur, wenn er durchgängig gepflegt wird.“

    Bei der Jahresversammlung des DJV Frei-burg standen dieses Mal keine Vorstands-wahlen an. Stattdessen referierte mitJoachim Abel der DJV-KreisvorsitzendeEsslingen/Göppingen aus eigener Erfah-rung zum Thema: „Kann man mit Blog-gen Geld verdienen - und wenn ja, wie?“Seinen erwartungsvollen Zuhörern nahmer auch gleich die Illusion, wonach alleinmit dieser Tätigkeit ein finanziell aus-kömmliches Dasein gestaltet werdenkönne: „Ich kenne niemanden, der vomBloggen leben kann. Und ich kenne einigeBlogger.“ Allerdings könne es als Neben-tätigkeit eine attraktive Zusatzeinnahmebieten. Und es müsse ja nicht, wie bei ihm,ein 365-Tage-Job sein. Fürs Bloggen gebees viele Varianten. Wer sich beispielsweiseauf ein Spezialthema konzentriere odereine wöchentliche Kolumne einpflege, seizeitlich weniger eingebunden.

    Und womit verdient Abel konkret seinBlogger-Geld? Er nennt drei Quellen:

    1. Die Kunden-Akquise. Rund 150 Euromonatlich berechnet er Firmen für einWerbebanner auf der Seite.

    2.Google Adsense. Hier stellt Abel auf sei-ner Blog-Website Raum zur Verfügung,

    der von dem Internet-Giganten zielgrup-pengerecht im Rotationsverfahren mitAnzeigen gefüllt wird. Allerdings beweg-ten sich die Einnahmen im Cent-Bereich.

    3.Content-Marketing. „Das läuft sehr gut,ich sehe darin die Zukunft.“ Content-Agenturen böten im Kundenauftrag re-daktionelle Texte an, in denen – für dengemeinen Leser unbemerkt – Werbebot-schaften enthalten seien.

    Die Inhalte nähmen teilweise Bezug aufregionale Ereignisse, dazwischen werdeauf ein Angebot des Agentur-Kunden ver-linkt. Knapp 50 Euro pro angeliefertemBeitrag berechnet Abel für eine Veröffent-lichung. „Das ist bei rund fünf MinutenArbeit schnell verdientes Geld.“ Content-Angebote erhalte er ohne Akquise sogaraus dem Ausland. „Ich arbeite mit Agen-turen aus Holland, Großbritannien, Israel,Spanien und Portugal.“ Fast jeden Monatkomme eine neue Firma mit der Anfragefür einen solchen „Gast-Beitrag“ hinzu.Und wie macht er für seine Leser diese be-sonderen Texte kenntlich? Da seien dieAgenturen sehr empfindlich, sie wolltenihre Beiträge wie eine redaktionelle Ei-genarbeit veröffentlicht wissen – sonstwürden sie den Auftrag zurückziehen. „Das ist ein Graubereich“, räumtAbel ein.

    Ä Gerd Lache

    Bloggen im GraubereichContent-Marketing bietet Journalisten ein attraktives Zusatzeinkommen

    Referierte und diskutierte bei der Jahresversammlung des DJV Freiburg zum Thema Bloggen: Joachim Abel. Foto: Doris Löffler

    Der Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg ist eine Körperschaft des

    ö�entlichen Rechts. Er ist Dienst-leister und Kompetenzzentrum in den Aufgabenbereichen Jugendhilfe, Behinderung und P�ege, Inte gra tion schwerbehinderter Menschen in das Arbeitsleben und Fortbildung.

    Mitarbeiter/in für den BereichPresse- und Ö�entlichkeitsarbeit (Kennzi�er 01-04)

    Für unsere „Stabsstelle des Verbandsvorsitzenden und Verbands direktors“ am Standort Stuttgart suchen wir ab 01.09.2017 eine/n

    KVJS Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg Lindenspürstraße 3970176 Stuttgart

    Nähere Informationen zu dem Aufgabengebiet und dem Bewerberpro�l entnehmen Sie bitte unserer Homepage www.kvjs.de unter der Rubrik „Karriere“.

    Weitere Informationen über den Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg erhalten Sie unter www.kvjs.de.

  • MEDIENNACHRICHTEN

    Landtags-AfD gegen„Kontextwochenzeitung“

    Am 17. Mai berichtet die Kontextwochen-zeitung in eigener Sache, dass ihre Be-richterstattung zur Landtags-AfD undderen Mitarbeiter, ihnen eine Abmahnungwegen angeblich unzulässiger, identifizie-render Verdachtsberichterstattung einge-bracht habe. Es geht dabei um MarcelGrauf, Mitarbeiter zweier AfD-Landtags-abgeordneter, der als Landesorganisati-onsleiter der NPD-JugendorganisationJunge Nationaldemokraten (JN) zurSchulung im "Raum Schwäbisch Hall"eingeladen habe und für die rechte Zei-tung "Neue Ordnung" Texte geschriebenhaben soll. Die Kontextwochenzeitunglehnt die Löschung des betreffenden Pas-sus ab: „Die Öffentlichkeit muss das wis-sen, um sich ein Bild machen zu können.Gerade mit Blick auf die Bundestagswahlist zu diskutieren, wie die AfD zu rechts-radikalen und verfassungsfeindlichen Or-ganisationen und Publikationen steht.“

    FC Bayern gegen„Stuttgarter Zeitung“

    turi2 berichtete am 17. Mai, dass der FCBayern juristisch auf eine Meldung der"Stuttgarter Zeitung“ reagierte, wonachJoshua Kimmich, 22, den Rekordmeisterzum Ende der Saison verlassen werde."Das ist eine ungeheuerliche Falschmel-dung", zitiert die Vereinswebsite Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge. Der Vereinhabe "umgehend rechtliche Schritte gegendie Berichterstattung" eingeleitet.

    Chief Digital Officer für„Heilbronner Stimme“

    Heiner Ulrich war Leiter der redaktionel-len Technik sowie stellvertretender Abtei-lungsleiter IT beim Spiegel-Verlag undsteuerte die Marketing- und Verkaufspro-zesse der Online-Produkte. Bei der„Stimme“ untersteht ihm seit 1. Aprilneben der klassischen IT auch die Abtei-lung Digitale Medien, in der die digitalenProdukte und Portale angesiedelt sind.Zudem soll er die digitalen Beteiligungenverantworten und weiterentwickeln.

    Staatsanwaltschaft Mannheimgegen Mannheimer Morgen

    Es war eigentlich eine Routineanfrage:Angela Boll, Redakteurin beim Mannhei-mer Morgen, hatte erfahren, dass gegeneinen Mannheimer Anwalt wegen Ko-kainbesitzes Anklage eingereicht werdensollte und fragte nach bei der Mannhei-mer Staatsanwaltschaft. Auf Bolls Anfragehat die Staatsanwaltschaft zehn Wochenlang nicht reagiert, obwohl sie dazu ver-pflichtet sind. Daher versuchte der Mann-heimer Morgen im Eil-Verfahren amVerwaltungsgericht in Karlsruhe, dasRecht auf Auskunft gegen die Staatsan-waltschaft zu erwirken. Doch eine Be-schleunigung sei nicht zu erkennengewesen, dafür habe es ausführlichenSchriftverkehr gegeben, kommentiertendie Kollegen aus Mannheim. Erst Wochenspäter stellte das Verwaltungsgericht fest,dass die Staatsanwaltschaft hätte Auskunftgeben müssen.

    „Es kann in einer freiheitlichen Grund-ordnung nicht angehen, dass eine Staats-anwaltschaft entscheidet, wie undworüber Medien wie wir berichten“, kom-mentierte der Chefredakteur Dirk Lübkedas Verhalten. Aktuell stehen noch die Er-gebnisse der Beschwerden sowohl derStaatsanwaltschaft Mannheim wie auchdes Mannheimer Morgen gegen dasVerwaltungsgericht Karlsruhe aus. „DerVerlag erwägt eine Anzeige wegen Rechts-beugung, wird nun aber erst den Verlaufder Beschwerden abwarten“, sagte Lübkedem Blickpunkt.Über den Rechtsstreit zwischen dieserZeitung und der Mannheimer Staatsan-waltschaft wurde bundesweit berichtet.Zum Thema:bit.ly/2qcC92a und http://bit.ly/2qLmauz

    GLÜCKWUNSCH:HANIX wird 50

    Für einen Artikel im »Blickpunkt«, warenwir 2015 auf der Suche nach neuen Stadt-magazinen im Südwesten und fanden daserstaunlichste Exemplar in Heilbronn:Nicht nur, weil es besonders dick undziemlich groß ist, außerdem ist es noch se-riös und bunt, lustig und informativ, gutgestaltet & fotografiert und es bietet inte-ressante Einblicke in die und Ausblickeaus der Stadt. Nun erscheint es zum 50.Mal – inzwischen gedruckt. Obwohl derInitiator Robert Mucha zu Beginn ver-kündete, dass genau das niemals gesche-hen würde. Glückwunsch an dieRedaktion!

    22 DJV Blickpunkt 2 · 2017

    REZENSION

    23 DJV Blickpunkt 2 · 2017

    Vergangenen Sommer er-schien mit „Universalcode2020“ eine Art Standardwerkzum digitalen Journalismus inseiner zweiten Fassung. An-ders als in seiner ersten Aus-gabe aus dem Jahre 2014 hatChristian Jakubetz in der Fas-sung von 2016 fast komplettauf Gastautoren verzichtet. Ja-kubetz, erfahrener Journalist,heute vor allem als Beraterund Dozent tätig, erklärt inseinem Buch, auf was es seinerErkenntnis nach in Medien,Journalismus und Kommuni-kation heute ankommt und„in welche Richtung wir Me-dienmacher gehen werden“.

    Konsequent umgesetzt

    Geht das überhaupt, ein aufPapier gedrucktes Buch zumdigitalen Journalismus? Na-türlich, denn wenn man denBegriff „crossmedial“ ernstnimmt, gehört das Gedruckte auch dazu.Dabei kommt es dem Autor immer aufden Inhalt an, in einem Interview ant-wortet er knapp auf die Frage, wieso manheutzutage crossmedial orientiert arbei-ten müsse, dass es heute und morgen inerster Linie auf den Inhalt ankommenwerde – und nicht auf die Plattform.

    „Content + Kontext + Endgerät“, lautetdaher auch der Untertitel seines Buches.Wer sich schon jetzt intensiv mit demWandel im Journalismus beschäftigt, fürden wird das Buch von Christian Jakubetznicht viel Neues bieten. Vor allem eignetsich das Buch für Berufsanfänger und fürUmsteiger ins crossmediale Arbeiten,diese erhalten eine gut zu lesende Über-sicht über Techniken und Tools.

    Die Website zum Buch

    Doch das ist nicht das letzte Wort. „Aufden Inhalt kommt es an“, dieses Diktatsetzt Jakubetz folgendermaßen um,indem er auch für digitale Praktiker inte-ressante Inhalte auf der kontinuierlich be-spielten website zum Buch,universal-code.de, veröffentlicht. Hier

    gibt es Grundsätzliches wie auch Prakti-sches zu lesen, zu hören und zu sehen undregelmäßig Neues zu entdecken. Die Au-dios sind allerdings nicht direkt eingebet-tet, sondern werden über soundcloudabgespielt. Bei den Videos gibt es Grund-lagen wie etwa Einblicke in die Praxis desDatenjournalismus und Anleitungen vonSpezialisten, zum Beispiel wie man Pod-casts macht und was man dazu braucht.

    Jakubetz schreibt regelmäßig Text-Bei-träge, zum Beispiel über das Thema So-cial Media, stellt etwa den neuen DigitalNews Report des Reuters Institute undderen Ergebnis in verständlicher Kurz-form vor: „Es kommt auf den Nutzer an.Wer es richtig angeht, für den können so-ziale Netzwerke tatsächlich eine bishernicht gekannte Vielfalt an Medien undMenschen bedeuten. Wer hingegen zueiner sehr engen Weltsicht neigt, findetsich dort einfach nur bestätigt. Was mög-licherweise aber gar nicht so sehr eineSache der Medien, sondern der Persön-lichkeitsstruktur ist.“

    Auf seiner Seite gibt er aber auch prakti-sche Hilfestellung bzw. eigenes Know-

    how in systematischer Form wieder: Dazum Beispiel die Aufgabe, aus einem lan-gen Audio/Video-Interview eine Textfas-sung zu machen, so angenehm ist wie dasArbeiten in einem Steinbruch, hat er Trintgetestet, eine neue Software für die Tran-skription von Audiodateien, sofort als esauch eine Betaversion für deutsche Textegab. Seine Bewertung sei hier auch zitiert:„... ab und an schleichen sich auch kleineFehler ein. Trotzdem ist die Transkriptionerstaunlich zuverlässig. Gemessen an derZeit, die man bräuchte, um ein 12-Minu-ten-Gespräch manuell zu erfassen: einechter Quantensprung.“

    Das Buch sei also für Einsteiger empfoh-len, die Website auch für alle anderen In-teressierten: Man findet dort Beiträge ausden unterschiedlichsten Bereichen, Inter-views mit interessanten Journalistinnenund Journalisten und noch dazu prakti-sche Tipps.

    Universalcode 2020. Content + Kontext+ Endgerät (Praktischer Journalismus),ISBN 978-3-86764-681-9, 24,99 EUR http://universal-code.de

    Ä Susann Mathis

    Universalcode 2020Christian Jakubetz setzt crossmediale Publikation um

    universal-code.de, Screenshot

    Unter tätiger Mitwirkung des Betriebsra-tes der Heidenheimer Zeitung konnte er-reicht werden, dass der Altersteil-zeittarifvertrag vom 8. September 2014nicht nur für Kolleginnen und Kollegen inVollzeit, sondern ab 1. Juni 2017 auch für

    Teilzeitbeschäftigte gilt. Damit kommenzukünftig auch teilzeitbeschäftigte Kolle-ginnen und Kollegen bei einer Beendi-gung ihres Altersteilzeitverhältnisses inden Genuss einer anteiligen Abfindung.Zudem erhalten Kolleginnen und

    Kollegen, die keinen Betriebsrentenan-spruch haben, eine zusätzliche Abfindungentsprechend ihrem Beschäftigungs-umfang.

    Ä Dieter Hekenberger

    Altersteilzeittarifvertrag Heidenheimer ZeitungDer Altersteilzeittarifvertrag der Heidenheimer Zeitung gilt künftig auch für Teilzeitbeschäftigte

    TARIFARBEIT

  • P R I VAT F U N K

    24 DJV Blickpunkt 2 · 2017

    Seit 30 Jahren besteht das duale Rund-funksystem in Baden-Württemberg mitöffentlich-rechtlichen und kommerziell-privaten Programmen. Am 01. Juli 1987hat mit Hitradio Ohr in Offenburg dererste private Radiosender im Land seinenBetrieb aufgenommen, der bis heute seinProgramm in der Ortenau verbreitet.Ansonsten hat sich in dieser Zeit vielesweiterentwickelt.

    Aus dem Südwestfunk und dem Süddeut-schen Rundfunk ist der SWR entstanden.Viele private Sender sind entstanden, vondenen im Lauf der Jahre jedoch einige ihreLizenz verloren haben. Hinzugekommensind regionale Fernsehangebote und soge-nannte nicht-kommerzielle Sender vonRundfunkinitiativen und Hochschulen,deren Reichweite sich allerdings nurschwer ermitteln lässt und die in derHörergunst allenfalls eine nachgeordneteRolle spielen.

    Große Auswahl anProgrammen

    Heute ist Baden-Württemberg gekenn-zeichnet durch eine breite Palette anRadio- und TV-Angeboten, die dem Hörerund Zuschauer aktuelle, regionale und un-terhaltsame Programme versprechen.

    Mit Radio 7, Antenne 1 und Radio Regen-bogen gibt es drei reichweitenstarke Re-gionalsender, die in ihrem Bestand sowohlredaktionell, technisch und finanziell alsgesichert gelten dürfen. Daneben haben13 sogenannte Lokalsender eine Erlaubnisder Landesanstalt für Kommunikation,ihr Programm über UKW zu verbreiten.Lokal meint dabei den Unterschied zu denregionalen Anbietern, denn auch die Ver-breitungsgebiete dieser Sender beschrän-ken sich nicht mehr auf einzelneLandkreise, sondern sind mittlerweileüberregionale Medienangebote, wie etwaRadio Seefunk RSF, dessen Verbreitungs-gebiet von Lörrach am Rheinknie bis Bre-genz in Vorarlberg und von Biberach inOberschwaben bis an die Stadtgrenze vonZürich reicht. Eine besondere Rolle neh-men darüber hinaus noch bigFM und

    Sunshine Live ein. Beide machenRadio für eine jüngere Zielgruppe,wobei bigFM vor allem über UKWin vielen Regionen von Baden-Würt-temberg zu hören ist. Sunshine Liveist bis vor einem Jahr der reichweiten-stärkste Lokalsender gewesen, der sichmit seinem Angebot auf eine sehr spe-zielle Zielgruppe konzentriert hat unddabei sehr erfolgreich gewesen ist. ImFrühsommer 2016 hat der Sender je-doch zur Überraschung vieler Beob-achter seine Lizenz für Nordbadenzurückgegeben und will jetzt vorallem über Kabel, Satellit und online-Stream seine Hörer erreichen. Ein un-gewöhnlicher Schritt, weil bisher allekommerziellen Angebote vor allem inder traditionellen Verbreitung überden UKW-Empfang ihre Hörer fin-den.

    Digitalradioschlecht genutzt

    Zu den Schwierigkeiten in diesemRundfunksystem gehören für viele lo-kale und regionale Anbieter allerdingsnoch immer die schwachen UKW-Sendeleistungen und die Finanzie-rung über den Verkauf vonWerbezeiten. Langfristig stellt dies diegrößte Herausforderung dar, weil mitdem Übergang von der analogen indie digitale DAB-Verbreitung enormeInvestitionen in die Technik verbun-den sind. Die Chancen und Möglich-keiten im Digitalradio bleiben dabei in derRegel ungenutzt. Weitgehend fehlen neueProgrammkonzepte und die Sender nut-zen DAB einfach als zusätzliche „Fre-quenz“ für ihre bisherige linearenUKW-Angebote. Ob hier in den kom-menden Jahren der Durchbruch gelingtbleibt fraglich, denn für mindestens eineweitere Dekade wird die UKW-Verbrei-tung Bestand haben. Viele Millionen ana-loge Empfänger prägen die Radionutzungder Hörer. Wer soll sich einen sehr vielteureren DAB-Empfänger zulegen, wenner sein Lieblingsprogramm noch immermit einer ausreichenden Qualität überseine bestehenden Geräte hören kann.

    Sender „Die neue Welle“erfolgreich

    Im Unterschied zu allen anderen media-len Angebote wie Zeitung, Fernsehen oderInternet ist Radio noch immer vor allemein Medium, das uns durch den Tag be-gleiten kann, weil es nicht unsere volleAufmerksamkeit fordert. Radio hörengeht im Badezimmer, auf der Fahrt imAuto oder am Arbeitsplatz genauso ein-fach wie im Garten, Strandbad oder Ein-kaufszentrum. Dabei wollen die Hörernicht nur durch Musik unterhalten wer-den, sondern sie achten auf regionale In-formationen wie aktuelle Nachrichten

    und Informationen, Verkehrshinweise,Wetter oder regionale Veranstaltungstipps.Und diese Elemente kennzeichnen nochimmer ein „gutes“ Programm, wie dasBeispiel Die neue Welle in Karlsruhe zeigt.Beim Start am 1. August 2002 hat der Sen-der ein Verbreitungsgebiet übernommen,in dem der Vorgänger mit einem eigen-willigen Konzept die Hörerzahlen bis anden Rand der Nachweisgrenze gesenkt hat.Mit einem eher klassischen Programman-gebot aus Musik und Unterhaltung, re-gionalen Information und ansprechenderModeration ist es gelungen, Die neueWelle zum mittlerweile erfolgreichsten lo-kalen Radioanbieter in Baden-Württem-

    berg zu machen, der am MittlerenOberrhein und im Schwarzwalddurchschnittlich jede Stunde mehrals 50.000 Frauen und Männerzwischen Bruchsal und Baden-Baden, Landau und Freudenstadterreicht.

    Privates Regional-TVbleibt schwierig

    Eine ähnliche „Erfolgsgeschichte“lässt sich dagegen im Bereich derregionalen privaten TV-Angebotenur schwer ausmachen. Fernsehenist ein vergleichsweise kosten- undpersonalaufwendiges Medium.Unsere Sehgewohnheiten und Er-wartungen sind geprägt von denöffentlich-rechtlichen Program-men und wenigen großen Privat-sendern. Für regionale Anbieter istdie Finanzierung aus Werbeerlö-sen noch schwieriger als für dieRadiosender. Das Beispiel TVSüdbaden ist dafür kennzeich-nend. Völlig unerwartet hat derSender Anfang 2015 sein Pro-gramm eingestellt und erst zweiJahre später gibt es jetzt in Frei-burg den Versuch, zwischen Hoch-rhein und Ortenau, Schwarzwaldund Breisgau wieder regionalesFernsehen zu etablieren. Anbieterist Baden TV aus Karlsruhe, dasim Wesentlichen auch die Inhalteliefert. Für die Region bleiben le-

    diglich Sendeplätze für Nachrichtenfilme,Portraits oder Tipps. Gleichzeitig versuchtBaden TV Süd sich von der klassischenVerbreitung über Kabel zu lösen und setztverstärkt auf die Nutzer von Streams mitmobilen Endgeräten. Ob dieses Konzeptwirklich aufgeht, wird erst die Entwick-lung der kommenden Jahre zeigen. In derMetropolregion Rhein-Neckar ist derlangjährige regionale FernsehanbieterRNF bei der Lizenzvergabe nicht mehrberücksichtigt worden. Zone 7 hat vorwenigen Monaten seinen Sitz von Lud-wigshafen nach Mannheim verlegt undwill einem ambitionierten Konzept Zu-schauer in der wirtschaftlich interessanten

    und bevölkerungsreichen Region binden.Wie bei vielen regionalen Privatsendernstützt sich das Programm dabei vor allemauf die Kreativität und das persönlicheEngagement der Beschäftigten.

    OhneTarifabschluss

    Und damit kommen wir zu einer Schlüs-selfrage für eine Gewerkschaft wie denDeutschen Journalistenverband und na-türlich für die Kolleginnen und Kollegenin den Sendern. Derzeit gibt es einen Ta-rifabschluss mit dem Verband PrivaterRundfunk und Telemedien e.V. VPRT.Dem gehört in Baden-Württemberg aberlediglich Radio Regenbogen an. Diemeisten Sender sind in einem eigenenVerband Regionaler RundfunkanbieterVPRA zusammengeschlossen, mit dem eskeinen Tarifabschluss gibt. Der Verbandlässt nicht einmal ansatzweise ein Be-wusstsein erkennen, dass er eigene tarifli-che Regelungen für seine Beschäftigten alssinnvoll und notwendig erachtet. Es wirdzu den schwierigsten Aufgaben gehören,in den kommenden Jahren überhauptmiteinander ins Gespräch zu kommen.

    LichtblickRadiosiegel

    Ein Lichtblick auf diesem Weg bleibt dasThema Ausbildung. Die Initiative Radio-siegel, in der sich auch der DJV engagiert,zeigt, dass es durchaus gemeinsame Inte-ressen gibt, über die Gespräche in Gangkommen können. Die Sender erhalten einZertifikat, wenn sie redaktionelle undjournalistische Rahmenbedingungen fürihre Hörfunkvolontäre schaffen. Damiterhalten sie die Sicherheit, auch künftigqualifizierte Kolleginnen und Kollegen fürihre Programme zu finden.

    Ä Dieter Waldraff

    Der Autor ist Vorsitzender im DJV-Fach-ausschuss Privatfunk Baden-Württemberg,arbeitet als Hörfunkredakteur beim Erzbis-tum Freiburg und produziert Programm-elemente für Privatsender im badischenLandesteil.

    25 DJV Blickpunkt 2 · 2017

    Kreativität, Engagement und viele offene FragenPrivate Rundfunkangebote in Baden-Württemberg vor  zahlreichen Herausforderungen

  • 2 · 2017 DJV Blickpunkt 27

    TARIFARBEITJOURNALISTEN-AKADEMIE KALENDER 2017

    Bei den Verhandlungen zum Vergütungs-tarif mit dem SWR ist ein Zwischen-ergebnis erzielt worden, das die betei-ligten Gewerkschaften DJV, ver.di undDOV (Deutsche Orchestervereinigung) als„vernünftig“ bezeichnen. Gehalt und Ho-norare für Feste, Freie und Volontäre sollendemnach zum 1. April 2017 um 2,2%, dieBetriebsrenten um 1,37% und die Ausbil-dungsvergütung um 35 Euro monatlichangehoben werden. Ab dem 1. April 2018soll eine weitere Erhöhung der Gehälterund Honorare um 2,35%, der Betriebs-renten um 1,35% und der Ausbildungs-vergütungen um weitere 35 Euro folgen.Da die Erhöhung frühestens im Augustumgesetzt werden kann, sind für die „Leer-monate“ Einmalzahlungen für Feste undFreie angedacht. Außerdem soll es einver-nehmliche Regelungen bei dem Dauer-thema „Entgeltfortzahlung im Krankheits-fall für Freie“ geben. Teilweise entgegenge-

    kommen ist der SWR den jahrelangen For-derungen des DJV auf Übernahme vonAzubis. Der SWR ist bereit, allen Azubis,DH-Student/-Innen und Volos zumindestein Qualifikationsjahr zu garantieren undbekräftigt damit seine Absicht, diese dau-erhaft beschäftigen zu wollen. „Gerade fürVolontäre wächst damit die berufliche Zu-kunftssicherheit. Die tatsächliche Realisie-rung muss jedoch kritisch begleitetwerden“, betont Dieter Hekenberger, Ge-schäftsführer des DJV-Landesverbandes.Hekenberger ist Mitglied der DJV-Tarif-kommission, der auch die Fachausschuss-vorsitzende Rundfunk, Anke Vetter, sowiedie Mitglieder/-innen Achim Beckedorf,Henning Hooss, Kerstin Raddatz, Ulf See-feldt sowie die Kollegin aus Mainz, ConnyBecker, angehören.

    Von einem finalen Tarifabschluss ist manderzeit jedoch noch ein gutes Stück weit

    entfernt. Der SWR fordert als ultimativeVorbedingung der erläuterten Zwi-schenergebnisse, das neue urheberrechtli-che Auskunftsrecht nach § 32 d+e desUrhebergesetzes bis zur Installation einesEDV-basierten Auskunftssystems auszu-setzen. Dazu bedürfe es laut SWR einerÜbergangszeit bis voraussichtlich 1. Juli2021.

    Der DJV und die anderen beteiligten Ge-werkschaften lehnen diese Forderung ab.Dazu hatte der SWR lange genug Zeit.Nachdem offenbar wurde, dass es sichhierbei um eine konzertierte Aktion derARD-Rundfunkanstalten handelt, wurdeeine Lösung des Problems auf die insoweitzuständige Bundesebene delegiert. DJV-Chefjustiziar Benno Pöppelmann versuchtderzeit, eine Lösung mit dem in dieserARD-Angelegenheit federführenden WDRzu finden. Ä Dagmar Lange

    SWR-Tarifergebnis unter VorbehaltFortschritt bei der Übernahme von Azubis – Auskunftsrecht als Knackpunkt

    Seminare 2. Halbjahr 2017. Alle Seminare und Inhalte auch unter: www.djv-bw.de

    JULI

    24.-25.07.2017Betriebsratsarbeit aktuellAufbauseminar Teilnahme gemäß § 37(6)Betriebsverfassungsgesetz

    SEPTEMBER

    11.-15.09.201754. Zeitschriftenseminar für Volontäre undSeiteneinsteiger(Teil 1) Grundlagenseminar in vier Wochen

    19.-21.09.2017Pressearbeit in einem UnternehmenDas Handwerkszeug für professionelleÖffentlichkeitsarbeit

    26.-27.09.2017Rhetorische KommunikationArgumente, Gespräche, Reden und Interviewsvorbereiten und üben

    30.09.2017Schotten dicht –Workshop Digitaler InformantenschutzWie Journalisten ihre Informanten und Recherche-ergebnisse besser schützen

    OKTOBER

    04.-05.10.2017Fit für Mikrofon und KameraMedientraining ohne Lampenfieber

    09.-13.10.201754. Zeitschriftenseminar für Volontäre undSeiteneinsteiger(Teil 2) Grundlagenseminar in vier Wochen

    16.-20.10.2017Kommunikation – 13. Grundlagenseminar für Volontäre in Pressestellen (Teil 1)Seminar in drei Wochen mit Workshops

    24.-25.10.2017Schreiben fürs Web – Das PraxistrainingOnline-Journalismus für trimediale Angebote:Print - Ton - Bild

    NOVEMBER

    06.-10.11.201754. Zeitschriftenseminar für Volontäre undSeiteneinsteiger (Teil 3) Grundlagenseminar in vier Wochen

    13.-17.11.2017Kommunikation - 13. Grundlagenseminarfür Volontäre in Pressestellen (Teil 2) Seminar in drei Wochen mit Workshops

    21.11.2017Der mobile Leser:Workshop Smartphone, Tablet & Co.Redaktionelle Inhalte für mobile Geräte

    22.11.2017Das eigene Buch als E-Book publizierenVom Manuskript zum elektronischen Buch

    25.-26.11.2017DJV-GremienschulungMitwirken - Mitbestimmen - Mitgestalten Tarife - Politik - Rhetorik

    28.-29.11.2017Social Media – Blogs, Twitter, Facebook & Co.

    DEZEMBER

    04.-08.12.201754. Zeitschriftenseminar für Volontäre undSeiteneinsteiger (Teil 4) Grundlagenseminar in vier Wochen

    11.-15.12.2017Kommunikation – 13. Grundlagenseminarfür Volontäre in Pressestellen (Teil 3) Seminar in drei Wochen mit Workshops

  • 2 · 2017 DJV Blickpunkt 28 2 · 2017 DJV Blickpunkt 29

    JOURNALISTEN-AKADEMIE KALENDER 2017JOURNALISTEN-AKADEMIE KALENDER 2017Betriebsratsarbeit aktuellTeilnahme nach § 37(6) Betriebsverfassungsgesetz(BetrVG).Das Aufbauseminar dient der Vertiefung bzw.Auffrischung der Kenntnisse des Betriebsverfassungs-gesetzes. Es wendet sich daher an diejenigen, die aneinem Grundseminar teilgenommen haben bzw. anlangjährige Betriebsräte. Die Themen sind Social Media und Arbeitnehmerrechte,Fallstricke beim Aufhebungsvertrag sowie Leistungender Arbeitsagentur.

    Termin/Ort: 24. und 25. Juli 2017 in StuttgartSeminargebühr: 450 Euro incl. Tagungsgetränke,Seminarunterlagen

    Pressearbeit in einem UnternehmenMitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Pressestellen sindaufgrund der zunehmenden Medienvielfalt und derKonkurrenz der Medien untereinander immer höherenAnforderungen ausgesetzt. Komplexe Sachverhaltemüssen in kurzer Zeit oftmals nicht-sachkundigen Jour-nalisten vermittelt werden. Die Funktion des Presse-sprechers richtig ausfüllen, kann nur jemand, der dasHandwerkszeug für systematische Informationspolitikerworben hat. Ein weiterer wichtiger Themenkomplexwird das Medienrecht für die Praxis des Öffentlichkeits-arbeiters sein.

    Termin/Ort: 19. bis 21. September 2017 in Stuttgart Seminargebühr: 570 Euro für DJV-Mitglieder,630 Euro für Nichtmitglieder

    RhetorikGespräche, Argumente und Interviews vorbereitenund trainierenJeder von uns führt täglich Gespräche und Interviews.Obwohl Gesprächsfähigkeit als Schlüsselqualifikation zuden immer stärker geforderten sozialen Kompetenzengehört, sind wir durch unsere Schul- oder Berufsbildungnur unzureichend vorbereitet.Das Seminar bietet eine Einführung in die rhetorischeKommunikation an. Durch Schulung der Wahrnehmungsoll eigenes und fremdes Gesprächsverhalten erfahrenund überdacht werden. Mit praktischen Übungenwerden Gesprächsverläufe und Strategien erprobt unddadurch mehr Sprechsicherheit erlangt. Ursachen undUmgang mit Konfliktsituationen zu erkennen, die Fähig-keit, in der Gruppe eigene Standpunkte zu klären und zuvertreten, sind die weiteren Ziele des Trainings.

    Termin/Ort: 26. und 27. September 2017 in Stuttgart Seminargebühr: 380 Euro für DJV-Mitglieder,420 Euro für Nichtmitglieder

    Schotten dicht -Workshop Digitaler InformantenschutzWie Journalisten ihre Informanten und Recherche-ergebnisse besser schützenDie NSA-Geheimdienstaffäre hat es ganz deutlichgemacht: Die Kommunikation der Bürger – vor allemim Internet – wird flächendeckend kontrolliert undüberwacht. Das stellt Journalistinnen und Journalistenvor große Herausforderungen: Wie können sie die Kom-munikation mit Informanten und Gewährsleuten so ab-sichern, dass sie Ihre Quelle nicht in Gefahr bringen?Wie sichert man Rechercheergebnisse vor Manipulation,Diebstahl oder Verlust? Der Workshop beantwortet Fra-gen rund um die ethischen, rechtlichen und technischenAspekte des Informantenschutzes. In einem theoreti-schen Teil werden die Grundlagen dazu geklärt. Im prak-tischen Teil können die Teilnehmer das Verschlüsseln derFestplatte und das Sichern wichtige