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104 o. SCHEERPELTZ.* Blinde Kiifer at~ Ektoparasiten auf Warmbliitlern Obwohl der Befall in GruppeB durch den miil]igen Erfolg bei der ersten Sprigung und dos lange Intervatl zwisdaen den beiden Behandlungen h, ieder einen sehr be- aehtlidaen Umfang angenommen hatte, waren die Ergeb- nisse besser als im Juni. Die Zahl der toted Tiere lag h~iher als damals und die Wirkungsdauer erreidlte nun ouch zwei Wodaen. Tabelle 9 Ergebnisse der ersten Sprigung in Gruppe C (°/o-Sa!~ der toted Tiere) Priiparate Freiland Labor 22.7. 25.7. ,30.7. 5.8. 22.7. 25.7. Rop. 0,7 °/0 77 81 65 30 85 85 Mil. 0,7 °/0 65 67 37 28 69 70 E 605 0;06°/0 81 70 22 17 75 90 Unbehandelt 25 20 19 24 34 29 Tro B der sehr hohen Wirkstoffkonzentrationen konnte in Gruppe C nut ein Teilerfoig erzielt werden. Die Popu- lationen waren den Sommer fiber zu sehr ersttirkt. Die Ausziihlungsergebnisse bei allen drei Prliparaten bis zur dritten Kontrolle ki~nnen aber einen Vergleid~ mit den Werten der ersten SpriBung in Gruppe A (Tab. Nr. 2) ohne weiteres aushalten. Bekanntlich blieben diese infolge der damals herrsehenden Sdlledttwetterlage sehr niedrig. Phy- totoxisd~e Erscheinunge n traten in Gruppe Caueh bei den hohen Dosierungen nidlt auf. Der Blattschaden durch den Spinnmilbenbefall war aber sehr groll und die Wachs- tumsminderung der Jungbiiume , Y~ensidltlich. Beim Ver- gleich der Wirkung der Priiparate bei der SommerspriBung liillt sich bei allen drei Gruppen ein dutch die Witterung bedingter gleichsinniger Verlauf feststellen. Zusammenfassung Gegenstand der vorliegenden Untersuchungen war die Beantwortung der Fragen 1. ob durch die Anwendung der Prliparate Ropinex, Mil. tranex und E 605 forte der Befall yon jungen Zwetsch- genbliumen dutch Paratetranydtus pilosus C.u.F. bei versehiedener Witterung vermindert werden kann, 2. wieviele Spri~ungen und welche SpriBtermine zur Ver- hfitung eider sdaiidlidaen Befallsdichte erforderlich sind, 3. ob die Witterung die akarizide Wirksamkeit der ge* nannten Prliparate gegenfiber Paratetranychus pilosus beeinflullt und in welaher Richtung, positiv oder negativ. Zur Feststellung des effektiven Wirkungsgrades der Mittel wurde stets die natiirliche Mortalit~t der Obst- baumspinnmilbe an unbehandelten Biiumen zum Vergleidl herangezogen. Sie bewegte sich bei trockenwarmera Wetter zwischen 10 und 15°/0 und fiberschritt bei Niisse und Kiilte zum Teil 300/0. 1. Der Befall dutch die bezeidmete Obstbaumspinnmilbe wurde mit Hilfe der drei genannten Prilparate in allen Fiillen mehr oder weniger reduziert. Wiihrend Ropinex und Miltranex fast immer einen unter sidt iihnlichen Wir- kungsverlauf zeigten, wies E 605 forte bei jeder Wetter- lage eine hlihere Initialtoxizitiit and geringere Wirkungs- dauer gegenfiber den zwei ersten Priiparaten auf. 2. Der Baumbestand blieb ohne vorhergegangene Win- ter. oder Frlihjahrsbehandlung dureh eine dreimalige Sprigung wiihrend der Vegetationsperiode und bei An- seBung eines frfihen Te/'mins ffir die erste SpriBung (Blfi- tenspriBung ) yon einem schiidlichen Spinnmiibenbefall verschont. Sp~iter anlaufende zwei- oder einmalige Behand~ lungen reichten dazu nicht aus. 3. Ein Einflull der Witterung auf die Wirksamkeit der drei Mittel war deutlidl zu erkennen. Grolle Untersdfiede traten diesbezfiglich zwischen Freiland und Labor nur bei nal~kalter Witterung auf. Auch ohne die mit Hilfe der ,,Laborzahlen" gewonnenen Vergleichswerte waren die Auswirkungen der verschiedenen Witterungen festzu- stellen. Bei Niisse nnd Kiihle sanken Intensitlit und Wir- kungsdauer der drei Priiparate, bei Trockenheit und Wiirme stiegen sie. Im GegensaB dazu begfinstigte nallkalte Wit- terung die natiirlidle Mortalitiit des Parasiten, wiihrend sie trockenwarme verminderte. Wirksamkeit der Prliparate und natiirlidle Sterblichkeit des Sdfiidlings stehen also in einem witterungsbedingten reziproken Verhiiltnis zuein- ander. Dadurch wird eine Kompensation zugunsten der Arterhaltung der Obstbaumspinnmilbe herbeigeffihrt. Ihre Totalvernichtung mit den angewendeten Beklimpfungs- mitteln ist daher als problematisch anzusehen. Eine Beschiidigung der Biiume, ihrer Blfiten oder Bliitter durch die drei Priiparate wurde auch bei (.~berdosierung nicht beobachtet. Literaturverzeldmis 1, Be r r, A., Grlgl]enordnungen des Lebens, Miinchen 1935. 2. Derselbe, Okologiv und Massenvermehrang yon tierischen Schld- lingen. Deutsche Landw. Presse 1938144. 3. Derse|he, Versuche zur Bek~mpfung der Dasselplage am Hilhenvieh mitte|s Waschmitteln, Miinchener Ticriirzt|. Wochenschr.1935/29130. 4. Bodenstein, G., Baatgon, G., Kauth, H., Model, W., Malathion, ein neues Insektizid, Anzeiger f. Sch~dlingskuffde 1955/6. Blinde Ktifer als Ektoparasiten auf Warmbliltlern Von Otto SCHEERPELTZ, Wien Mit 4 A~bildnngen Wenn yon Ektoparasiten auf Warmblfitlern die Rede ist, so denkt man zuniichst an ,,L~iuse" und ,,FiChe", yon denen man anzunehmen geneigt ist, daft sie ja oaf jedem Warmblfitler vorkommen miillten. In Wirklidlkeit ist das abet doch nicht immer so ganz der Fall Fli~he leben zwar auf sehr vielen Siiugetieren, die meisten Arten sogar nur auf ganz bestimmten Wirten. A~f ViJgeln sind sie aber schon bedeutend seltener and da meist nur auf ein paar Hiihnervi~gel- nnd Taubenarten bes&riinkt, vereinzelt auch auf Raubvllgeln anzutreffen, die voriibergehend Artender yon ihnen gesehlagenen Siiuger oder Vi~gel im Getleder beherbergen k/innen. Mit den ,,Liiusen" ist es meist eine noeh viel schwieri- gere Sadie, sie auf Warmblfitlern schledttweg nachzuwei- sen. Auch sie sind verhlihnismlil~ig nur selten and meist aueh nur anf ganz bestimmten Wirten anzutreffen. Dos was gemeinhin ais ,,Warmbliitlerlaus" angesehen wird, ist ein Insekt einer ganz anderen Gruppe und gehlirt gew~Jhn. lich zu den ,,Haarlingen" oder ,,Federlingen", wie die Tiere nach ihrem Vorkommen auf Siiugetieren oder V/igeln genannt werden. Diese mit dem wissenschaftlichen Named Mallophaga bezeichneten, zum Untersdaied yon den saugende Mundteile besiBenden Liiusen, beil3ende Mundteile tragenden Insekten. slnd meist ebenfalls an dos Leben auf ganz bestimmtcn Wirten gebnnden und nur auf Raubtieren, besonders auf BaubvSgeln, ridden sidx ilfter, aber aud~ nur zeitweise, Mallophagen der yon die- sen Riiubern verzehrten Opfer. Ziemlich se|ten sind audl echte Ektoparasiten aus der Ordnung der Fliegen, yon denen einige besonders inter- essante Formen auf Warmblfitlern parasitieren, einige im weiblid~en Gesdalecht sogar in die Haut eingebohrt und dadurch festsiBend leben, wie die Nyeteribien, die soge- nannten Fledermaust]iegen. Viel hiiufiger als die Ektoparasiten aus den Insekten- kategorlen der blutsaugenden Fl/~he, Liiuse und Fliegen und den Hautabfiille, Haare, Schuppen and Federn ver- zehrenden Haarlingen und Federlingen oder Mallophagen,

Blinde Käfer als Ektoparasiten auf Warmblütlern

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104 o. SCHEERPELTZ.* Blinde Kiifer at~ Ektoparasiten auf Warmbliitlern

Obwohl der Befall in GruppeB durch den miil]igen Erfolg bei der ersten Sprigung und dos lange Intervatl zwisdaen den beiden Behandlungen h, ieder einen sehr be- aehtlidaen Umfang angenommen hatte, waren die Ergeb- nisse besser als im Juni. Die Zahl der toted Tiere lag h~iher als damals und die Wirkungsdauer erreidlte nun ouch zwei Wodaen.

T a b e l l e 9 Ergebnisse der ersten Sprigung in Gruppe C

(°/o-Sa!~ der toted Tiere)

Priiparate Freiland Labor 22.7. 25.7. ,30.7. 5.8. 22.7. 25.7.

Rop. 0,7 °/0 77 81 65 30 85 85 Mil. 0,7 °/0 65 67 37 28 69 70 E 605 0;06°/0 81 70 22 17 75 90 Unbehandelt 25 20 19 24 34 29

Tro B der sehr hohen Wirkstoffkonzentrationen konnte in Gruppe C nut ein Teilerfoig erzielt werden. Die Popu- lationen waren den Sommer fiber zu sehr ersttirkt. Die Ausziihlungsergebnisse bei allen drei Prliparaten bis zur dritten Kontrolle ki~nnen aber einen Vergleid~ mit den Werten der ersten SpriBung in Gruppe A (Tab. Nr. 2) ohne weiteres aushalten. Bekanntlich blieben diese infolge der damals herrsehenden Sdlledttwetterlage sehr niedrig. Phy- totoxisd~e Erscheinunge n traten in Gruppe Caueh bei den hohen Dosierungen nidlt auf. Der Blattschaden durch den Spinnmilbenbefall war aber sehr groll und die Wachs- tumsminderung der Jungbiiume , Y~ensidltlich. Beim Ver- gleich der Wirkung der Priiparate bei der SommerspriBung liillt sich bei allen drei Gruppen ein dutch die Witterung bedingter gleichsinniger Verlauf feststellen.

Zusammenfassung Gegenstand der vorliegenden Untersuchungen war die

Beantwortung der Fragen 1. ob durch die Anwendung der Prliparate Ropinex, Mil.

tranex und E 605 forte der Befall yon jungen Zwetsch- genbliumen dutch Paratetranydtus pilosus C.u.F. bei versehiedener Witterung vermindert werden kann,

2. wieviele Spri~ungen und welche SpriBtermine zur Ver- hfitung eider sdaiidlidaen Befallsdichte erforderlich sind,

3. ob die Witterung die akarizide Wirksamkeit der ge* nannten Prliparate gegenfiber Paratetranychus pilosus beeinflullt und in welaher Richtung, positiv oder negativ.

Zur Feststellung des effektiven Wirkungsgrades der Mittel wurde stets die natiirliche Mortalit~t der Obst- baumspinnmilbe an unbehandelten Biiumen zum Vergleidl herangezogen. Sie bewegte sich bei trockenwarmera Wetter zwischen 10 und 15°/0 und fiberschritt bei Niisse und Kiilte zum Teil 300/0.

1. Der Befall dutch die bezeidmete Obstbaumspinnmilbe wurde mit Hilfe der drei genannten Prilparate in allen Fiillen mehr oder weniger reduziert. Wiihrend Ropinex und Miltranex fast immer einen unter sidt iihnlichen Wir- kungsverlauf zeigten, wies E 605 forte bei jeder Wetter- lage eine hlihere Initialtoxizitiit and geringere Wirkungs- dauer gegenfiber den zwei ersten Priiparaten auf.

2. Der Baumbestand blieb ohne vorhergegangene Win- ter. oder Frlihjahrsbehandlung dureh eine dreimalige Sprigung wiihrend der Vegetationsperiode und bei An- seBung eines frfihen Te/'mins ffir die erste SpriBung (Blfi- tenspriBung ) yon einem schiidlichen Spinnmiibenbefall verschont. Sp~iter anlaufende zwei- oder einmalige Behand~ lungen reichten dazu nicht aus.

3. Ein Einflull der Witterung auf die Wirksamkeit der drei Mittel war deutlidl zu erkennen. Grolle Untersdfiede traten diesbezfiglich zwischen Freiland und Labor nur bei nal~kalter Witterung auf. Auch ohne die mit Hilfe der ,,Laborzahlen" gewonnenen Vergleichswerte waren die Auswirkungen der verschiedenen Witterungen festzu- stellen. Bei Niisse nnd Kiihle sanken Intensitlit und Wir- kungsdauer der drei Priiparate, bei Trockenheit und Wiirme stiegen sie. Im GegensaB dazu begfinstigte nallkalte Wit- terung die natiirlidle Mortalitiit des Parasiten, wiihrend sie trockenwarme verminderte. Wirksamkeit der Prliparate und natiirlidle Sterblichkeit des Sdfiidlings stehen also in einem witterungsbedingten reziproken Verhiiltnis zuein- ander. Dadurch wird eine Kompensation zugunsten der Arterhaltung der Obstbaumspinnmilbe herbeigeffihrt. Ihre Totalvernichtung mit den angewendeten Beklimpfungs- mitteln ist daher als problematisch anzusehen.

Eine Beschiidigung der Biiume, ihrer Blfiten oder Bliitter durch die drei Priiparate wurde auch bei (.~berdosierung nicht beobachtet.

Literaturverzeldmis 1, Be r r, A., Grlgl]enordnungen des Lebens, Miinchen 1935. 2. Derselbe, Okologiv und Massenvermehrang yon tierischen Schld-

lingen. Deutsche Landw. Presse 1938144. 3. Derse|he, Versuche zur Bek~mpfung der Dasselplage am Hilhenvieh

mitte|s Waschmitteln, Miinchener Ticriirzt|. Wochenschr. 1935/29130. 4. B o d e n s t e i n , G., Baatgon, G., Kauth, H., Model, W.,

Malathion, ein neues Insektizid, Anzeiger f. Sch~dlingskuffde 1955/6.

Blinde Ktifer als Ektoparasiten auf Warmbli l t lern Von Otto SCHEERPELTZ, Wien

Mit 4 A~bildnngen

Wenn yon Ektoparasiten auf Warmblfitlern die Rede ist, so denkt man zuniichst an ,,L~iuse" und ,,FiChe", yon denen man anzunehmen geneigt ist, daft sie ja oaf jedem Warmblfitler vorkommen miillten. In Wirklidlkeit ist das abet doch nicht immer so ganz der F a l l Fli~he leben zwar auf sehr vielen Siiugetieren, die meisten Arten sogar nur auf ganz bestimmten Wirten. A~f ViJgeln sind sie aber schon bedeutend seltener and da meist nur auf ein paar Hiihnervi~gel- nnd Taubenarten bes&riinkt, vereinzelt auch auf Raubvllgeln anzutreffen, die voriibergehend A r t e n d e r yon ihnen gesehlagenen Siiuger oder Vi~gel im Getleder beherbergen k/innen.

Mit den ,,Liiusen" is t es meist eine noeh viel schwieri- gere Sadie, sie auf Warmblfitlern schledttweg nachzuwei- sen. Auch sie sind verhlihnismlil~ig nur selten and meist aueh nur anf ganz bestimmten Wirten anzutreffen. Dos was gemeinhin ais ,,Warmbliitlerlaus" angesehen wird, ist ein Insekt einer ganz anderen Gruppe und gehlirt gew~Jhn. lich zu den ,,Haarlingen" oder ,,Federlingen", wie die

Tiere nach ihrem Vorkommen auf Siiugetieren oder V/igeln genannt werden. Diese mit dem wissenschaftlichen Named Mallophaga bezeichneten, zum Untersdaied yon den saugende Mundteile besiBenden Liiusen, beil3ende Mundteile tragenden Insekten. slnd meist ebenfalls an dos Leben auf ganz bestimmtcn Wirten gebnnden und nur auf Raubtieren, besonders auf BaubvSgeln, ridden sidx ilfter, aber aud~ nur zeitweise, Mallophagen der yon die- sen Riiubern verzehrten Opfer.

Ziemlich se|ten sind audl echte Ektoparasiten aus der Ordnung der Fliegen, yon denen einige besonders inter- essante Formen auf Warmblfitlern parasitieren, einige im weiblid~en Gesdalecht sogar in die Haut eingebohrt und dadurch festsiBend leben, wie die Nyeteribien, die soge- nannten Fledermaust]iegen.

Viel hiiufiger als die Ektoparasiten aus den Insekten- kategorlen der blutsaugenden Fl/~he, Liiuse und Fliegen und den Hautabfiille, Haare, Schuppen and Federn ver- zehrenden Haarlingen und Federlingen oder Mallophagen,

O. SCHEERPELTZ: Blinde Killer als Ektoparasiten auf Warmbliitlern 1 0 5

sind auf Warmbl/itlern Ektoparasiten aus der Klasse der Spinnentiere anzutreffen. Es sind dies die zahlreichen Milbenformen, yon winzigen, mit freiem Auge kaum sieht- baren, meist tief in der Haut in Grabglingen verborgenen, an den befallenen Warmbliitlern oft schwere Krankheiten erzeugenden Formen, his zu groflen, im Haar- oder Feder- kleid umherkrieehenden, auffallenderen Tieren.

Wiihrend also yon den Insekten nur die Fl/ihe, Liiuse, einzelne besondere Fliegenarten und die Haartinge und Federlinge als echte Aul~en- oder Ektoparasiten auf Warmbliitlern schon ziemlich lange bekannt waren, wurde erst 1869 yon RITSEMA auf einem verendeten Stiick eines nordamerikanischen Bibers im Zoologischen Garten zu Rotterdam ein sonderbares Tier entdeckt, das zunlldlst allgemein als ein besonderer Floh angesehen wurde. 1872 erkannte es der nordamerikanisdle Zoologe LECONTE als Kiifer und seither wurde es zwar in dieser Ordnung belassen, deal1 immer wieder an eine andere Stelle ge- stellt, his erst der franz6sische Zoologe JEANNEL 1922 ibm den endgiihigen plag in einer Unterfamilie der Silphidae oder Aaskiifer angewiesen hat.

Das 2 . 2 - - 3 mm lange Tier, das yon seinem Eutdecker mit dem wissenschaftlichen Namen Platypsyllus castoris

Biber-Breitfloh ~ genannt worden war, ist stark ab- geflacht, breit elliptisdh braungelb gefiirbt und voll-

kommen augenlos, blind. Seine Mundteile sind stark verkiim- merh die Mund~ffnung ~teht nidat mehr wie bei seinen Verwandten auf der Kopfunter- seite, sondern an der Spige des Kopfes, wiih- rend der Kopfhinter- rand einen dichten, kriiftigen Dornen- kamm trligt, eine Ein- richtung zur Festhal- tung des Tieres im Haarkleid des Wirtes, wie sie viele Fllihe an

Abb. 1. Platypsyllus castoris Ritsema, der gleichen Stelle be- der Biberklifer. 20.fache Vergr6Berung siBen. Die Beine sind

auf kurze, kriiftige Klammerorgane reduziert und die Fiihler, sonst hauptsiidllidl der Sit 5 des Geruchstastsinnes, sind auf kurze, keulige Gebilde verkiimmert, die hier die Rolle yon Luftzuleitern spielen, da das Tier ja einen groflen Tell seines Lebens im Pelze des Bihers unter Wasser ver- bringen muB. Im Pelze seines Wirtes stedct das Tier, an den Haaren mit dem Nackenkamm und den starken Klauen seiner Tarsen festgeklammert, kopfahwiirts und nimmt mit der durch diese K6rperhahung ira Laufe der Entwiddung an die SpiBe des unbeweglich gewordenen Kopfes gerlickten Mundliffnung Hautausscheidungen und Hautabfiille des Wirtes auf.

Interessant ist die durch die eingehenden Untersudaun- g e n JEANNEL's festgestelhe Tatsache, dab die auf dem nordamerikanischen Biber und die mittlerweile selt 1869 aud~ auf dem europliischen Biber des Elbe- and Rh6ne- Gebietes aufgefundenen Stilcke des Biherkiifers voll- kommen iibereinstimmeu, so dab der Schlul~ JEANNEL'S richtig erscheint, dab es sich hier um entwieklungs- geschichtlich sehr alte Formeu handelu muB, deren Vor- fahren bereits als Ektoparasiten auf dem gemeinsamen Vorfahren der be/den Biberarteu ausgebildet waren, be- vor noeh die beiden heutigen, entwicklungsgeschichtlich vermutlich no& ziemlich jungen Biberarten dureh die Trennung der beiden Kontinente so geschieden waren, dab sie iiberhaupt zu gut getrennteu Arten werden konnten.

Auch die Larve des interessanten Tieres wurde mittlcr- wei]e von FRIEDI~ICblS auf dem mitteleuropiiischen Biber der Elhe aufgefunden.

Es scheint iiberhaupt, als oh Nagetiere, einige ]nsekten- fresser und einige Beutehiere eine besondere Anziehungs- kraft flir die Aufnabme yon K ii f e r n als Ektoparasiten im Laufe der Entwicklungsgeschidlte darstellen wiirden.

Das zweite in Mitteleuropa vorkommende, wenigstens temporllr als e~hter Ektoparasit auf verschiedenen, kleinen Nagetieren, besonders den Wald- und Feldmiiusen, aber auch auf kleinen Insektenfressern, wie der WaldspiBmaus , lebende Tierchen ist das etwa 2 - - 2 " 2 mm lunge, schon 1817 yon P.W. MfJLLER Leptiuus testaceus - - das gelb- rote Diinnkiiferchen - - genannte Kiiferchen, das seines stark abgeflachten, diinnen KiJrper- " chens wegen den ',~!i , ~ : : ~ : ii I !ii~ : Namen vollauf ver- dient. Es geh6rt naeh den Unter- suchungen JEAN- NEL'S in die gleiche Unterfamilie der Aaskiifer (Silphi- dae) wie der vor- hin besprochene Biberklifer, ist ebenfalls braungelb gefilrbt, augenlos und blind, besiBt ein didltes Haar- kleid auf seiner Oberflliche, aber nod~ llingere und Abb. 2, Leptt~nus testaceus Miilter, tin sehr gut entwid~el- wenigstens temporilrer Ektoparasit uuse- t e Laufbeinchen rer Wald. und Feldmiluse, 20-fache Ver-

grlil3erung und lange nod sd~lanke, hler wirklich nur dem Gerudastastsinn die- nende Fiibler. Man finder es zeitweise, in der gleidaen Stel- lung wie den Biherkiifer, kopfabwlirts in den Pelzchen sl~iner Tri iger ; es scheint sich durch die bier wie deft an der SpiBe des Kopfes liegende, nur yon ganz verkllmmerten Mundteilen umgehene Mundliffnung in der gleidlen Weise zu ernlihren wie jener, hat aber sicher noch einen viel gr61$eren Grad yon Beweglichkeit beibehalten als der Biberkiifer. Es steht fest, dal3 es vlel unruhiger und weniger seBhaft sein mull, wie seln triiger, sel3hafter Ver- wandter auf dem Biber, daher auch viel hliufiger yon seinen Trllgern verloren wird und dann in den Giingen und Hiihlungen der unterirdischen Bauten seiner Triig6r umherirrend, aber auch in hohlen Biiumen oder Baum- strlinken, ja sogar im trockenen Waldlauh und in den oft in verlassenen Miiusegilngen angelegten Hum~mel- und Wespennestern gefunden werden kann.

Sehr interessant sind ~lie Versuche des deutSchen For- sdlers ROSCHK.~MI', der das Tier mit eingezwingerten, yon alien Ektoparasiten sorgfiiltig befreiten, lehenden Miiusen in den unterirdisdaen Giingen und Bauten dieser Nager in grofler Zahl geradezu k~idern konnte, ja sogar mit no& warmen Miiusekadavern die gleicheu Erfolge erzielte, wlihrend ein erkalteter Miiusekadaver unter sonst gleichen Umstiinden keinerlei Anlockung auf die kleinen Blindtiero mehr auszuiiben imstande war.

Ganz ungekliirt bleibt vorliiufig nur no& das nicht sel- tene Vorkommen des Tierdrens in den grol3en H~Jhlen und Grotten Siidwesteuropas. Mug sein, dal3 ~s auch bier herein yon kleineu Nagetieren im Pelzdaen verschleppt wird.

Aul~er dieser aus Europa und dem Kaukasus bekannt gewordenen hliufigeren Art geh~irt der Gattung eine wel- tere, ihr verwandte, bisher abet erst nur in wenigen

1 0 6 l'. BLASZYg: Zur Bek/impfung der Miihrenfliege (Psila rosae F.) an Spiitsaateu

Stricken aufgefundene Art aus den Westalpen, Leptinus seriavus Dodero aus dem Monte-Rosa-Gebiet, und eine etwas en t fern ter verwandte Art, Leptlnus Vaulogerl Jeannel aus A'lgier, an.

Auf jeden Fall stellen nadl den Untersudlungen JEANNEL'S die A r t e n d e r Gat tung Leptinus abet mehr dem Leben in Klein- und Groflhiihlen angepaflte, jene der Gat tung Platypsyllus dens Wasserleben angepallte Tierformen aus der gleichen Ahnenreihe dar.

Aus der gleidlen Ahnenreibe s tammt auch ein ebenso kleiner, aber nodl winzige Xuglein besiBender Ektoparasi t , der auf dem Biber Alaskas lebende Leptinillus validus G.H. Horn. Aul~erdem ist audl nod~ ein weiterer ekto- parasitisch lebender Verwandter dieser Formen, der Sil- phopsyllus desmanae Oh,f. aus Sildrul~land bekannt ge- woi'den.

Waren die bisher erw~ihnten, ektoparasit isdl auf Warm- bliit lern lebenden K/ifer durdlweg kleine, ja v¢inzige, bis zu einem gewissen Grade wlrklidl floh'ahnliche Tierdlen, so sind die beiden folgenden der Familie der Kurzfliigler oder Staphylinidae angehllrigen Tiere dagegen viel statt- lidaere Gestahen yon 7 - -8 mm Liinge. Die eine Art, Edrabius philippianus Fauvel, lebt in den Cordilleren Argentiniens, hoch oben iu den hodmlpinen Grasheiden oder Punas attf einer kleincn Wolhnaus. Die andere Art,

A mblyopinus Henseli

Abb. 3. Edrabius philippianus Fauvel, lebt als Ektoparasit auf einer Wollmaus

in den Cordilleren Argentinieua 8-fad~e Vergrlil~erung

sehr gut ausgebildete Mundteile,

Kolbe, lebt ebenfalls in Siidamerika, abet atff einer Opossum-

(Beutelratten-)Art. Beide sind gelbbraun gefiirbt, beide sind auf dem VorderkiJr- per fast glatt und gliinzend, auf dem Hinterleibe dicht goldgelb behaart , beide besit3en sehr kriiftige, bedornte Beine rnit sehr star- ken und langen Klammerkral len am Ende der Tarsen. Beide sind ganz oder nahezu ganz blind - - ihre winzigen Auglein besteben n u t aus ganz wenigen Ommat id ien! - - , abet beide besit3en, wenn audl klelne, so doda mit deren Kiefern

sie sidser nodl sehr gut beiflen kiinnen. Sie solten iibrigens auch zumeist an fast haarlosen, ulzerlis-wunden Stellen an den Weidateilen ihrer Tr~iger und besbnders um den After und die Schwanzwnrzel herum gefunden werden, so dal~ es den Anschein hat, als ob den Tieren

nid~t nur Hautabsd~eidungen als Nahrung dienen warden, sondern yon ihnen aud~ den Wirten Verlet3ungen zu- gefiigt werden, zumindest, um die Mengen der Haut- absdseidungen zu vergriil]ern, wenn nidst gar audl Teile der lebenden Epidermis oder Blut des Wirtes aufgenom. men werden.

Sowohl yon der Gat- ~ tung Edrablus Fauvel als audl yon derGat tung Amblyopinus Solsky sind bereits eine Anzahl yon Nrten bekannt gewor- den, die atle auf ver- schiedenen Wirten nnter ~hnlidlen Verhiihnissen anfgefunden worden sind~ darunter unter an- deren geradezu ands ein Riese von etwa 20 mm Liinge, Amblyo- pinus Mniszedti Solsky aus Nord-Chi le und Peru, der dort auf einem ganz kleinen Nagetier leben soil. Leider ist aber bisher fiber die engere Biologie und 0kologie aller dieser Arten its der Li tera tur sehr wenig ber idl te t . ~ ~ : - ~ ' ~ '"' ~'~'" ~

worden. Abb. ,L Amblyopbtus HenseH Kolhe, Aul3er diesen beiden lebt als Ektoparaslt auf elner Opossum-

(Beutelratten-)Art Sildamerikas ektoparasit i iren Kurz- 8-£ad~e Vergriigerung fliiglergattunge n ist noch eine dri t te Gat tung aus der gleidlen Kiiferfamilie aus Tasmanien bekannt geworden, Myotyphlus Fauvel mit der Art Jansoni Matth., yon der aber bisher audl nid~t mehr bekannt ist, als dab sie im Bau einer , ,Rat tenart" lebt und im Fell dieser ,Ra t t ena r t " , auf dem Rilcken des Tieres an den Haaren festgeklammert, aufgefunden wurde. Wabrscheinlidl lebt sie iihnlidl wie die AngehiJrigen der beiden anderen Kurzfliiglergattungen.

Die Liste der ektoparasit isdl auf Warmbli i t lern leben- den Killer ist demnada bis j e s t erst noch sehr klein..Nidtts- destoweniger enthlilt sic abet Formen, die in der Gesamt- heit ihrer besonderen Anpassungscharaktere an eine fiir Kiifer ganz exorbi tante Lebensweise zu den interessante- sten Studienobjekten gehiJren und troB ihrer bereils meist sehr gut und genau bekannt gewordenen Anatomie und Systematik der weiteren Forsdaung noch eine ganze Reihe yon ungeliisten Riitseln iiber das ,,Wieso" und , ,Woher" ihrer Lebensweise aufgeben. Nidlt zule!~t wird davon erst einiges in der Zukunf t liisbar werden, bis es gelingt, die/~e ektoparasitisdaen Killer lebend auf und mit ihren leben- den Wirten in geeigneten Beobadatungsbehiiltern zu hahen und dadurda wenigstens kleine Einblicke in ihre engere n Lebensgewohnheiten zu gewinnen.

Aus dem Pllanzensdtufjamt Oldenburg, Bezirksstelle Aurldr

Zur Beki impfung der M6hrenfl iege (Ps i la rosae F.) an Spiitsaaten Von P. BLASZYK

Mit 1 Tabelle

Durdl die Einfiihrung der organisehen Insektizide ist erste gute Erfolge mit Lindan-Streupr~paraten, die vor die Bekilmpfung der Milhrenfliege um ein betr~iehtliehes der Aussaat flada eingearbeitet oder dens Saatgut bei- Stiiek weltergekommen. Nad~dem Versuche, die Fliegen gemiseht wurden. OSTH (1954) zeigte spiiter, dab diese durdl SpriBen oder Stiiuben vor der Eiablage abzutiiten, Ergebnisse, wonadl eine einmalige Behandhnfg den Be- fehlgesddagen waren, erziehen PAUCK und KOCH (1952) fall weitgehend unterdriickte, nidat verallgemeinert wet-