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Zbl. Bakt. II. Abt., 134 (1979), 651-659
[Aus dem Wissenschaftsbereich Bodenkunde und Standortslehre, Sektion Forstwirtschaft,Technische Universitat Dresden]
Bodenmikrobiologische Untersuchungenan einem Fichtendiingungsversuchim Rauchschadgebiet des Erzgebirges
Microbiological Investigations into Soil in a Fertilizer Trial with Sprucein the Fume-damaged Zone of the Erzgebirge
H. MAl und H. J. FIEDLER
Summary
In the heavily fume-damaged spruce stands on crest sites in the eastern parts of the Erzgebirgethe composition of microbe population and organic matter conversion in the Ao horizon can bepositively changed with a lasting effect by fertilization using CaNP. Ammonification, nitrification.urea transformation, and decomposition of cellulose are enhanced by the increased occurrenceof bacteria and actinomycetes. As a result of fertilization acidity was reduced from pH (KCl)3.0 to 3.6 as a maximum. The influence of the nutrient status is clearly manifest in the humusform (raw humus in the case of quartz porphyry, mull-resembling moder in the case of basalt),but scarcely in the chemical and microbiological properties of the Or subhorizon. No pronouncedeffect of the S02 fallout on the microbiological conditions in the Ao horizon was observed. Theincreased soil fertility after application of Ca and P can lead to an increased and a more stableyield of wood only under certain conditions.
Zusammenfassung
In stark rauchgeschadigten F'ichtonbestauden der Kammlagen des Osterzgebirges konnendie Zusammensetzung der Mikrobenpopulation und der Stoffumsatz im Auflagehumus durch eineCaNP-Diingung nachhaltig positiv verandert werden. Ammonifikation, Nitrifikation, Harnstoffabbau und Zellulosezersetzung werden durch das verstarkte Vorkommen von Bakterien und Aktinomyzeten gefordert. Die Aziditat. sank durch die Diingung von pH (KCl) 3,0 auf maximal3,6. Der EinfluJ3 der Trophie aulserte sich deutlich in der Humusform (Quarzporphyr-Rohhumus,Basalt-mullartiger Moder), kaum aber in den chemischen und mikrobiologischen Eigenschaftendes Oj-Subhorizontes. Eine durchgreifende Wirkung des S02-Eintrages auf die mikrobiologischenVerhalt.nisse im Auflagehumus lieJ3 sich nicht nachweisen. Die erhohte Bodenfruchtbarkeit nachCa- und P-betonter Diingung kann nur unter bestimmten Bedingungen zu erhohtor und stabilerbiologischer Stoffproduktion fuhren,
Das Fichtenwachstum wird in den Kamm1agen des Erzgebirges vorrangig durchKlimafaktoren begrenzt. Dazu kommen in manchen Gebieten Schadigungen derAssimilationsorgane durch eine Kombination von 802 und Frost (s. a. KELLER 1978).MiBt man die Ernahrung der Fichtenbestande an den iib1ichen Grenzwerten derNade1spiege1werte, so sind die Baume ausreichend mit Nahrelementen versorgt(FIEDLER und NEBE 1969). Trotzdem wurde auf einem Quarzporphyrstandort der
43·
652 H. MAl und H. J. FIEDLER
Versuch unternommen, durch Volldiingung den Ernahrungezustand der Fichte zuverandern und damit eine Abschwachung der Rauchschadwirkung zu erzielen (FIEDLER, NEBE, RANFT, KIRSCHNER und PUSBACK 1975). In die Untersuchung wurde zuVergleichszwecken ein benachbarter ungediingter Fichtenbestand iiber Basalt einbezogen, so daB auBer der Diingung auch der EinfluB langfristig wirkender Trophieunterschiede beurteiIt werden kann. Erwartungsgemaf lieB sich durch die Dungungkein nennenswerter Mehrzuwachs erzielen, doch trat eine Verzogerung des Schadfortgangs ein. Da unter den gegebenen extremen Klima- und Rauchschadensbedingungen ein Baumartenwechsel anzustreben ist, interessierte, ob und wie Dungungs- undGesteinsunterschiede sich auf die Bodenfruchtbarkeit auswirken. Zu diesem Zweckwurden auf den gleichen Versuchsflachen bodenmikrobiologische und humuschemischeKenngrollen erfaBt. Damit werden gleichzeitig vorgenommene Untersuchungen anFichtenbestanden uber Quarzporphyr in den Revieren Barenburg und Oberfrauendorf(mittlere Lagen des Ost-Erzgebirges, MAl und FIEDLER 1968, 1969, 1978) sowie dieArbeit von STOCKER (1973) iiber den Stickstoff naturnaher Berg-Fichtenwaldererganzt.
Standortverhaltnisse, Versuchsanlage und Untersuchungsmethodik
Der Quarzporphyrdungungsversuch und der Basaltstandort liegen auf einom Plateau in denKammlagen des Osterzgebirges in 820 m uber NN im StFLB Tharandt, Revier Georgenfeld.Das Temperaturjahresmittel betragt 5,4°C, das Niederschlagsjahresmittel 964 mm (Periode1901-1950). In der periglazialen Schuttdecke uber Tephtzer Quarzporphyr ist ein BraunordePodsol mit Rohhumus, uber dem Feldspatbasalt eine Braunerde mit mullartigem Moder ausgebildet (Tabelle 1). Als Standortsgruppen wurden fur den Quarzporphyrstandort Kf-Zl und furden Basaltstandort Kf-Kl ausgeschieden; boido Probef'lachen liegen im Bereich del' Schadzone Imit starkeror Rauchschadigung aus dem Nordbohmischen Becken. Die Fichten gehoren einerIV. Bonitat an und waren 1969 etwa 65 Jahre alt.
Tabelle 1. Gesamtvorrat in kg/ha an C, N, P und Ca im O-Horizont (nach FIEDLER et al. 1975)
Probef'laoho
QuarzporphyrBasalt
C
4550018500
N
1780700
P
10055
Ca
168224
CfN
25,526,3
C/P
445336
Der bodenmikrobiologisch ausgewertete Teil des Dungungsversuches (Quarzporphyrprobeflache) umfaflt die Prufglieder 0, N, P, NP, Ca, CaN, CaP, CaNP in vierfacher Wiederholung.Die Kalkung wurde 1960 praxisiiblich durchgefUhrt, die Phosphatdimgung erfolgte 1969 mit300 kg P205/ha in Form von Alkalisinterphosphat und die Stickstoffdungung 1969 und 1971 mitinsgesamt 290 kg Njha als Kalkammonsalpeter. Bezuglich naherer Angaben zu Standort undBestand wird auf FIEDLER et al. (1975) verwiesen.
Die hier mitgeteilten Untersuchungen begannen 1974 und damit 3 Jahre nach beendeterN-Dungung bzw. 5 Jahre nach der PvDimgung und 14 Jahre nach der Kalkung.
Die Probeentnahmen fur die chemischen und mikrobiologisohen Untersuchungen erfolgtenin den Jahren 1974-1976 zweimal jahrlich aus dem Oj-Horizont jeder Parzelle (Tabelle 2). JeParzelle wurden 10 Einzelproben zu einer Mischprobe vereinigt. Folgende Bestimmungen wurdenausgefUhrt: Feuchtigkeitsgehalt, durch Trocknen bei 105°C; Gluhverlust, durch Erhitzen auf
Tabelle 2. Feuchtigkeitsgehalte im Oj-Subhorizont (in g je 100 g absolut trockenen Bodens)
1974
16.9.211,8
29.10.291,3
1975
16.6.225,0
17.7.199,1
1976
1. 6.227,9
13.10.127,7
Bodenmikrobiologische Untersuchungen 653
400°C; Kohlenstoffgehalt, durch trockene Verbrennung; Gesamtstickstoffgehalt, nach KJELDAHL; Ammonium- und Nitratstickstoffgehalt, durch Destillation mit MgO und DEVARDASLegierung (nach BREMNER u. SHAW 1955); pH-Werte in H20 und KCl, mittels Glaselektrode;Keimzahlen (Bakterien, Pi lze, Aktinomyzeten), nach dem Kocuschen PlattenguJ3verfahren unterVerwendung der N1i.hrb6den Bodenextraktagar, Biomalzagar und Glyzerin-Asparagin-Agar;physiologische Aktivitaten: Harnstoffabbau, Zellulosezersetzung und Nitrifikation (mit Hilfedes R6hrchentests nach PoCHON 1954). AuJ3erdem wurden die Artengruppen der Aktinomyzeten(KRASSILNIKOV 1959) und die Gattungen der mikroskopischen Bodenpilze (GILMAN 1957) bestimmt. Die bodenchemischen Mothoden richten sich hauptsachlich nach FIEDLER u. Mitarb.(1965), die bodenmikrobiologischen Methoden nach MULLER (1965) sowie FIEDLER u. MAl (1973).AIle Ergebnisse wurden varianzanalytisch verrechnet und mit Hilfe des DLCNcAN-Tests ausgewertet (WEBER 1972).
Ergebnisse
1. Chemische Untersuchungen
Chemische Kennwerte des Oj-Subhorizontes sind in Tabelle 3 wiedergegeben.
Tabelle 3. Mittelwerte der C- und N-Gehalte, Gliihverluste (Gv ) und CjN-VerhiHtnisse im Or-Sub-horizont
Priifglied C N(%) N(%) Gv CjNatro Bo. org. S.
x SI) X S X s X s
Quarzporphyr0 44,9 1,8 1,88 0,15 2,40 0,13 78,4 2,1 23,9N 44,8 1,7 1,91 0,10 2,42 0,17 79,0 1,1 23,5P 45,1 1,6 1,91 0,12 2,43 0,13 78,5 1,4 23,6NP 45,1 1,5 1,94 0,09 2,45 0,14 79,3 0,6 23,2
Ca 44,5 1,2 1,81 0,18 2,29 0,17 79,0 1,0 24,6CaN 44,7 1,8 1,82 0,03 2,33 0,11 78,2 1,8 24,6CaP 44,7 1,9 1,85 0,18 2,34 0,13 79,2 2,1 24,2CaNP 44,9 1,3 1,81 0,10 2,32 0,12 78,0 1,2 24,8
Basalt0 43,8 2,3 1,80 0,14 2,37 0,15 75,9 2,2 24,3
1) s = Streuung
Die Kohlenstoffgehalte der Humusauflage werden durch die DiingungsmaBnahmenwahrend der drei Untersuchungsjahre nicht signifikant beeinfluBt. Der auf organischeSubstanz bezogene Gesamtstickstoffgehalt ist in allen Diingungsvarianten der nichtgekalkten Priifglieder hoher als im Priifglied O. In der gekalkten Teilflache ist derN-Gehalt nur in den P-haltigen Priifgliedern gegeniiber 0 angestiegen. C- und N-Gehalte wie auch das C/N-Verhaltnis weisen im Oj-Subhorizont zwischen Basalt- undQuarzporphyr-Boden keine deutlichen Unterschiede auf.
Die Kalkung fuhrt zu einem relativ schwachen pH-Anstieg mit Maximalwertenvon pH (H20 ) 5,0 bzw. pH (KCI) 3,6 (Tabelle 4). In allen gediingten Priifgliedernsteigen die pH-Werte gegeniiber der Kontrolle an, innerhalb der gekalkten Versuchsglieder erhohen N- und P-Diingung die pH-Werte im Vergleich zum Priifglied Ca.
Die pH-Werte des Oj-Subhorizontes vom Moder der Basalt-Braunerde liegen nichtuber denen des gleichen Horizontes vom Rohhumus des Quarzporphyr-BraunerdePodsols.
654 H. MAl und H. J. FIEDLER
Tabelle 4. p,H-Werte im Oj-Subhorizont
Priifglied in H 20 inKCl
1974 1975 1976 1974 1975 1976
Quarzporphyr0 4,5 4,4 4,2 3,0 3,1 3,1N 4,6+ 1) 4,4 4,2 3,1 3,1 3,3+P 4,6+ 4,5 4,5+ 3,2+ 3,1 3,3+NP 4,7+++ 4,5 4,3 3,1 3,1 3,3+
Ca 4,7+++ 4,6+ 4,4+ 3,2+ 3,1 3,2CaN 4,9+++ 4,8+++ 4,2 3,5+++ 3,3++ 3,2CaP 5,0+++ 4,7+++ 4,4+ 3,6+++ 3,4+++ 3,3+CaNP 4,7+++ 4,7+++ 4,2 3,1 3,2+ 3,2
Basalt0 4,5 4,5 4,2 3,1 3,1 3,1
1) Die Zeichen bedeuten in dieser und in den folgenden Tabellen:
+ gesichert hohor mit (X < 0,05 gegeniiber ,,0"
++ gesichert hoher mit (X < 0,01+ + + gesichert hiiher mit (X < 0,0010 gesichert niedriger gegeniiber ,,0"
Der Ammonium-Stickstoffgehalt (Tabelle 5) wird durch die alleinige Kalkunggesenkt und durch NP-Diingung auf gekalkten wie nichtgekalkten Flachen deutIichangehoben. Der Or-Horizont der Braunerde ist hinsichtlich des NH4-Gehaltes zwischendem des gekalkten und des nicht gekalkten Rohhumus einzustufen.
Die Nitrifikation wird durch eine Kalkung deutlich gefordcrt ; so kommt es 1974in allen Kalkvarianten zu einer signifikanten Erhohung des Nitratstickstoffgehaltes(Tabelle 5). Im Gegensatz zur alleinigen N'Dungung wirkt p. und besonders NPDiingung positiv auf die Nitrifikation, wobei das Optimum in der Variante CaNPliegt. Der pflanzenaufnehmbare Stickstoff als Summe des NH4- und NOs-Stickstoffsist im Vergleich zur O-Variante nur in den Priifgliedern NP und CaNP erhoht undliegt hier deutlich - wie auch der NH4- und NOs-Stickstoffgehalt einzeln - iiberdem des Basaltstandortes.
2. Mikrobiologische Untersuchungen
Alleinige N-Diingung hebt die Bakterienzahlen nur schwach; eine P-Gabe lost einestarkere, die Kombination NP die relativ hoehste Vermehrung der Bakterien aus(Tabelle 6). Die Wirkung der N- und P-Gaben auf die Bakterien wird durch Kalkungwesentlich verstarkt. Wahrend die Zunahme der Bakterienzahlen gegeniiber ,,0"im Priifglied CaO haufig nicht gesichert ist, besteht meist eine hochsignifikanteUberlegenheit der Priifglieder CaN, CaP und CaNP gegeniiber °und Ca.
Die Pilzkeimzahlen werden durch die DiingungsmaBnahmen nur wenig beeinfluBt.Kalkung senkt die Keimzahlen bis auf das Priifglied CaNP. Dagegen werden dieAktinomyzeten durch die Kalkung deutlich gefordert,
Die mikrobiologische Zusammensetzung des Or-Subhorizontes der Basalt-Braunerde unterscheidet sich nur wenig von der iiber Quarzporphyr (gekalkt und ungekalkt,Tabelle 7 und 8).
Die physiologischen Aktivitaten der Mikroorganismen (Tabelle 9) verstarkensich in allen Diingungsvarianten. Ureaseaktivitat ist z. B. im Priifglied ,,0" nicht
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4,7
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14,2
2,9
1,8
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9,3
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+1,
51,
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6+
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1,3
21
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Ca
10,7
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12,5
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1,8
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656 H . M Al und H . J . FIEDLER
Tabelle 7. Ar ten gr upp en der Aktinomyzeten (Haufigkeitsstufe vo n 1 bis 3 ansteigend)
Arten- Quarzporphyr BasaltNr.
0 N P NP Ca CaN CaP CaRP
1 1 1 2 2 2 2 3 3 2
2 1 1 1 1 1 2 2
3 1 1 1 1 1 2 1 2
4 1 1
5 1 1 1 1
6 1 1
7 1 1 1 1
8 1 2 1 1 2 1
Tab elle 8. Artenzusammensetzung der mikroskopischen Bodenpilze, Versuch Zinnwald, Oj-Horizont ,Mit telwerte von 1974, 1975, 1976 (Haufigkeitsst ufen von 1 bis 5 an steigend)
Art Quarzporphyr Basalt
0 N P NP Ca CaN CaP CaNP
I. Phy c om y cetesMuco ral es
~Hucor ramannianus 1 1 2 2 1 1 1 1Mucor racemosus 1 1 1 1 1 1 1 1Rhizopus nigricans 1 1 1Mor tierella spec. I 1 1 1 1 1 1
II. F u ng i im per fecti
M o n i l i ac e a ePenicilliumS. Monoverticille.ta
spec . I 5 4 4 5 4 3 3 3 5spec. n 3 2 2 3 4 2 2 1 3spec. III 3 2 1 1 2 2 1 1spec. IV 1 1 1 1 1 1 1 2
PenicilliumS. Bivertioillata- spec. I 2 1 1 1 1 1 1 1 2S picaria spec. I 1 1 1 1 1 1 1 1 1Trichoderma koningi 1 1 1 1 1 1 1 1Tr ichoderma viride 2 1 1 1 1 1 1 1 1
D ema ti aceaePullularia pu llulans 1 2 1 2 1 1 1Hormodendrum spec. 1 1 1 1 1
III. Myc elia ste r i li a
\Veilles Myzel spec. I 1 1 1 1 1 1 1H ellbraunes Myzel 1 1 1 1 1 1 1
Seltene Art en :
Spicaria spec . n , A s-perqillus spec., Geometrichum spec ., M ortierella spec., A lternaria spec.,T ilachlidium spec.
B odenmikrobi ologische U ntersuchungen 657
Tabella 9. Physiologische Akt.ivitaten
Priifglied Ureaseakbivitat Nitrifikation Zellul osezersetz un g
1974 1975 1976 1974 1975 1976 1974 1975 1976
Quarzporphyr0 _1) ± ±N ± ± + + + ± ± ±P ++ + + + + + + ± +N P ++ ± ++ + + ++ ± ±
Ca ++ + ± + + ± ±CaN ++ + + ++ ++ ± + ± ±CaP + + + + ++ + + + + + ±CaNP ++ + ++ ++ ++ + + + + ±
Basa lt0 ± ± ± ±
1) Bedeutung der Zeichen : - keine R eaktion, ± sehr schwache Reaktion, + schwache R eakt ion,+ + starke Reaktion.
nachzuweisen, sie ist abel' in geringem MaBe im Priifglied N und st arker in den Prufgliedern P und NP zu beobachten. Kalkung verstarkt die Ureaseaktivitat gegeniiberdem Priifglied 0 und in del' Kombination CaN gegeniiber N.
Diskussion
Die Ko mbina t ion del' bodenbildenden Faktoren Gruudgeste in, Klima und Vegetat ion fuhrte im Falle von Quarzporphyr , Ka mmlagenklima und Fichte in Ubereinst immung mit dem Bodentyp Braunerde-Podsol zur Ausbildung eines typischenRohhumus. Tritt Basalt an die Stelle des Quarzporphyrs, so bildet sich eine Braunerdemit mullart igem Moder aus , wobei jedoch die Qualitat, des Or-Subhorizontes in ohemischer wie mikrobiologischer Hinsieht keine wesentlichen Unte rschiede aufweist .Die Ursache dafiir liegt in del' weitgehend konstanten Zusammensetzung del' Fi chtenstreu als Ausgangsmaterial del' Humusbildung. Eine qualitative Differenzierung desHumus tritt erst bei Kontakt mit dem Mineralboden als Folge unterschiedlichenBasengehaltes auf und aul3ert sich quantitativ in einer Reduktion del' Humusmengeim O-Horizo nt .
Del' pH-Wert des Fichtenauflagehumus ist im Erzgebirge von Xatur au s bereitssehr niedrig. Del' zusatz liohe S02-Einflu13 macht sich un ter diesen Bedingungen nichtdurchgreifend bemerkbar. Bei pH-Werten zwischen 3,0 und 3,2 werden die fur Fichtenhumus ublichen chemischen und mikrobiologischen Verh altnisse festgestellt(Dominieren del' mikroskopischen Pilze, insbesondere del' Gat tung Penicillium ;geringe N-Mineralisation, insbesondere Nitrifikation). Analoge Ergebni sse konnten ineinem St ickstoff-Diingungsversuch zu einem rauchgeschadigt en Fichtenbestand aufGneis in den mit tl eren Lagen des Erzgebirges (Revier Oberlochm iihle) erzielt werden.
Unter Kammlagenbedingungcn war eine Oberflaohenausbringung von Kalk undMineraldunger in del' Lage, einen langerfristigen positi ven EinfluB auf die Stoffumwandlungsprozesse im Auflagehumus auszuiiben (soa . ZIMMERi\IANN 1978), wobeiin Ubereinstimmung mit den Verhaltnissen in klimatisch giinstigeren Lagen dasOptimum im CaNP-Pr iifglied auftra t . In Ver bindung mit del' Forderung del' Bakterienund Aktinomyzeten stieg das Angebot an pflanzenaufnehmbaren N-Verbindungen ,insbesondere auch an Nitrat, an. Bei den hohen Niederschliigen mull man annehmen,
658 H. MAl und H. J. FIEDLER
daB das NH4NOa des Diingers 4 Jahre nach der Ausbringung weitgehend ausgewaschen war. In Ubereinetimmung mit NOMMIK (1977) ist es wahrscheinlich, daB durchdie kombinierte Diingung mit NH4NOa und Phosphat die Mineralisation des nativenBodenstickstoffs zumindest zeitweise gefordert wird. Der ermittelte NH4-N diirftedaher ein Produkt der Mineralisation sein, verstarkt gilt dies fur den NOa-N, dessenBetrag absolut gering bleibt (s. a. POPOVIC 1977). Obwohl ein pH (KCI) von 3,6 nichtiiberschritten wurde, war die Keimzahl der Bakterien durch die Diingung auf das3- bis 15-fache erhoht, gleichzeitig erhohte sich die enzymatische Aktivitat. Das AusmaB, in dem die Humuseigenschaften und damit die Bodenfruchtbarkeit unter denextremen klimatischen Bedingungen der Kammlagen verandert werden konnen,bedurfte der experimentellen Prufung, Besonders wirksam erwies sich das Phosphat,sowohl allein als auch in Kombination mit Ca und N, wofur ein Grund in der P-Armutdes anstehenden Quarzporphyrs gesucht werden kann. Bemerkenswert ist, daB dieseWirkung trotz auftretender Phosphatverlagerung aus dem 0· in den A-Horizontnoch nach 5-7 Jahren deutlich ausgepragt war (s. a. NEBE u. FIEDLER 1976, MAl U.
FIEDLER 1978).Die Frage muB jedoch gestellt werden, ob eine ErhOhung der Bodenfruchtbarkeit
auf diesen Standorten sinnvoll und damit anzustreben ist. Die ertragskundliche Auswertung des Diingungsversuches sowie der Basaltprobeflache haben gezeigt, daB einemerkliche Steigerung zumindest des Hohenwachstums der Fichte unter den gegebenenKlimabedingungen weder durch DiingungsmaBnahmen noch durch eine natiirlichehohere Trophie moglich ist. Fiir die Starkung der Widerstandskraft der Baume gegendie kombinierte Frost-S02-Einwirkung erwies sich Kalium allein und in der Kombination NPK als geeignet (FIEDLER et aI. 1975). Da aber in stark rauehgeschadigtenGebieten selbst durch diese Behandlung eine wesentliche Verbesserung des Gesund,heitszustandes der Fichten nicht zu erzielen ist, erlangt die Moglichkeit, die Bodenfruchtbarkeit zu verbessern, erst im Hinblick auf einen Baumarten- oder generellenNutzungswechsel Bedeutung (s. a. ZIMMERMANN 1978). In den weniger stark gescha.digten Gebieten der Rauchschadenzone II ist eine Verbesserung des Gesundheitszustandes durch CaNPK-Diingung denkbar, die sowohl die Bodenfruchtbarkeithebt als auch die physiologische Resistenz der Fichte verbessert.
Die Wirkung des S02-Eintrages auf die chemischen und mikrobiologischen Eigenschaften des Bodens bedarfkiinftig dringend der experimentellen Klarung (s. a. TAMM1977). Ferner sollte die von uns nicht untersuchte, aber von STOCKER (1973) furFichtenbergwald-Standorte nachgewiesene Nitritakkumulation auf ihre Verbreitungund BeeinfluBbarkeit durch Trophie, Kalkung und Mineraldiingung naher gepriiftwerden. Eine Erweiterung unserer Kenntnisse auf diesen Gebieten ist fur die Bodenbehandlung der gefahrdeten Bestande, insbesondere fur Angaben iiber Notwendigkeit,AusmaB und Wiederholung einer Kalkung praktisch bedeutsam,
Literatur
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Anschrift del' Verfasser:
Prof. Dr. H. J. FIEDLER und Dr. sc, H. MAl, Technische Universitet Dresden, Sektion Forstwirtschaft, Wissenschaftsbereich Bodenkunde und Standortslehre, DDR - 8223 Tharandt, PiennerStrv S,