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Ausgabe Nummer 24 · Mai 2011 · P.b.b. 05Z036270 M · Verlagspostamt 1080 Wien · www.gea-brennstoff.at wasser alles leben entspringt aus dem wasser. das wasser ist demnach die eigentliche lebensquelle. grund genug, sich mit dieser genau zu befassen. viktor schauberger

Brennstoff 24.qxd:Brennstoff 16.05.11 02:01 Seite 1 ......grund genug, sich mit dieser genau zu befassen. viktor schauberger Brennstoff_24.qxd:Brennstoff 16.05.11 02:01 Seite 1 2 Nº

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  • Ausgabe Nummer 24 · Mai 2011 · P.b.b. 05Z036270 M · Verlagspostamt 1080 Wien · www.gea-brennstoff.at

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  • 2 Nº 24/11

    HEINI STAUDINGERHerausgeber

    EditorialInhalt

    ARAKA, BARAKA, so sagen meine Freundein Ostafrika, wenn der Regen endlich kommt.EIN SEGEN, EIN SEGEN, der da kommt als

    Ge schenk des Himmels.Barak Obamas Vorname kommt natürlich auch vondort. Sein Vater war ja Kenianer. Die meisten »meiner«Maasaifreunde haben keine Ahnung, wer Obama ist,aber sie wissen, dass der Regen BARAKA, ein SEGENist. Die Maasai leben ausschließlich von der Viehzuchtund mit unglaublicher Meisterschaft bewältigen sie einhalbes Jahr Trockenzeit. Wenn dann der Regen kommt,füllt sich alles wieder mit Leben. Die Wiesen, die Küheund die Menschen ... – alles gewinnt wieder Saft undKraft. Wenn aber der Regen neun Monate ausbleibt,wie im Jahr 2009, dann bedeutet das Tod. Eine be -freundete Familie hatte vor der Dürre 300 Rinder. Esüberlebten nur zehn. Für die Familie bedeutet das bisheute Hunger und Not. Im letzten Jahrzehnt hatten wir im Waldviertel zweiMal Hochwasser. Dabei haben wir versucht die gutenGeister mit folgendem Gelübde auf unsere Seite zubringen: Wenn das Wasser bei uns nicht hereinkommt,dann werden wir für diejenigen, die überschwemmtwer den, 10.000,– Euro spenden. Das Wasser stieg dieganze Nacht. Am Vormittag stieg es weiter. Der Hofwar schon voll und unser Schuhwerkstatt-Gebäudestand wie ein Schiff im Wasser. Zwei Zentimeter unterunserer Türschwelle blieb das Wasser stehen. Machtso ein Gelübde Sinn? Man kann’s ja ausprobieren undwenn’s jede/r probiert, dann hilft’s auf jeden Fall.Denn es wird fast immer ein bisschen besser, wenn die,die Glück haben, denen geben, die’s nicht haben.Dürre dort und Überschwemmung da. Offenbar spieltdie Klimaerwärmung eine gewichtige Rolle. Offenbarist auch, dass wir der Erde weiterhin ungebremst ein-heizen. Wir? Ja, groteskerweise sind es wir, die rei-chen Nationen, die mit »großartigen« technischen Mög -lichkeiten die Erde malträtieren.Wir könnten auch anders. Ob wir die Chance nutzenwerden, ist fraglich. Aber wer weiß. In der Schule mus-ste ich den Satz Panta rhei lernen. Alles fließt, nichtsbleibt, so Heraklit, es gibt nur ein ewiges Werden undWandeln. Das zu begreifen birgt die Chance weise zuwerden.

    Das meint im Ernst,Ihr

    Blüh’ auf, gefrorner Mensch,Der Mai ist vor der Tür.

    Ausgabe Nº 24 · Mai 2011

    Nº 24/11 3

    Medieninhaber und VerlegerGEA Verlag Lange Gasse 24 1080 [email protected]

    HerausgeberHeinrich Staudinger

    ChefredaktionMoreauHeinrich Staudinger

    RedaktionsadresseLange Gasse 24, 1080 [email protected]

    GEA [email protected]/76503-61

    Abos und [email protected]

    KorrektoratGabi Dorn, Renate Gönner

    Satz/GestaltungMoreau, Büro für visuelleKommunikation,Falkenburg 9, 8952 [email protected]

    AutorInnenUrsula Baatz, Huhki Sylvia KislingerBernd Kröplin Alexander LauterwasserGeseko von Lüpke Moreau, Anton Santl Heini Staudinger u.a.

    In den Zitatentout le monde

    Erscheinungsweisevorerst 4 * im Jahrverbreitete Auflage: 105.828

    Brennstoff Nr. 24 wird ermöglicht durch die:FörderABOnnentInnen,Waldviertler Schuhwerkstatt, die GEA Möbelwerkstatt, die GEA Geschäfte und unsereInserenten. Danke!

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    Liebe Freundinnen, liebe Freunde!

    Huhki15 Wasser? Kann’s nicht geben!

    Mit Bildbeiträgen von Prof. Dr. Bernd Kröplin und Anton Santl

    Ursula Baatz10 Wasser des Anfangs

    Alexander Lauterwasser12 WasserKlangBilder

    Geseko von Lüpke15 Blaues Gold

    Im Gespräch mit der Alternativen Nobelpreisträgerin Maude Barlow

    20 UnterWasserReich Schrems21 Mama Waldviertel

    Heini aus Tansania23 Worauf es ankommt

    Vom Abenteuer des Werdens

    Oskarl Die Improvisation des Monats

    24 brennstoff-FörderABOWater makes Money

    GE GE GE25 Gelesen. Gehört. Gesehen.

    GEA Akademie28 Den Sinnen vertrauen, das Eigene

    entwickeln, neugierig bleiben oder:werden. Das neue Programm.

    Gutes Wasser – gutes Leben. Schlechtes Wasser – schlechtesLeben. Kein Wasser – kein Leben.Dieser Grundsatz, einfach undwahr, erübrigt jeden weiterenKommentar.Viktor Schauberger

    Den Wasser-Frieden werdenweltweit die einfachen Bürger stiften müssen.Vandana Shiva

    TITELBILDWassertropfen, gesehen vonAnton Santl

    GEA | 19 * IN ÖSTERREICH | 7 * IN DEUTSCHLAND | 1 * IN DER SCHWEIZ WWW.GEA.AT

    Das auf dem Tisch ist oft nur Vorwand

    für die Dialoge unterm Tisch

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    WALDVIERTLER Schuhe Stiefel Taschen GEA Möbel Matratzen Accessoires

    Hannes ist tot

    Hannes Doblhofer war maßgeblich an der Entwicklungvon unserem »brennstoff« beteiligt. Von ihm stammtauch der Untertitel: »Aktuell ist nur das Bleibende«.Ich habe diesen Sager immer gern gehabt ... jetzt be -rührt er so seltsam, weil er, Hannes, der diesen Satzgeboren hat, nicht geblieben ist. Der Tod. Ja, der Todist wirklich ein Bleibender. Der ist immer aktuell, auchwenn wir ihn verdrängen und vergessen möchten.Schon als Jugendlicher lernte ich Hannes kennen. SeinBruder ging mit mir in die Schule und da er zwei Jahreälter war als wir, öffnete er uns immer wieder die Türzum Reich der Größeren. Später verloren wir uns ausden Augen. Über seine schönen Ö1-Sendungen fandich ihn wieder.Bevor der erste »brennstoff« gedruckt wurde, entstander in unserem gemeinsamen Gedankenspiel. Mir warklar, dass unser »brennstoff« Brennstoff für »Herz undSeele« bringen müsse; Hannes hatte schnell Ideen fürenergiehältige Inhalte (alle Brennstoffe sind Energie -träger) und SuperautorInnen. Ohne ihn hätte ich mirdamals dieses Projekt nicht zugetraut. Mit ihm sehrwohl.»Aktuell ist nur das Bleibende« – Hannes hatte so eingutes Gespür für das »Aktuelle«; für das Aktuelle inseinem Sinn, wo nur das Wert-voll ist, wo vom Blei -benden (vom Ewigen) wenigstens ein Duft zu spürenwar. Die Neuigkeiten waren ihm ziemlich egal.Danke Hannes! Wir wollen Deinem Vermächtnis treubleiben. »Nur guter Brennstoff wärmt Herz und Seele.«

    Heiniim Namen aller brennstoff MacherInnen

    und brennstoff FreundInnen

    Der Tod ist groß.Wir sind die Seinenlachenden Munds.

    Wenn wir uns mitten im Leben meinen,wagt er zu weinen

    mitten in uns.

    Rainer Maria Rilke

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    Das Prinzip aller Dinge ist das Wasser, denn Wasser ist alles und ins Wasser kehrt alles zurück. Thales von Milet

    Du bleibest ewig tot,Blühst du nicht jetzt und hier.

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  • 5Nº 24/114 Nº 24/11

    Wasser? Kann’s nicht geben!

    HUHKI HENRI QUELCUNabsolvierte eine Laufbahn als Tierwärter (Schönbrunn),Liedermacher, Opernsänger( Wr. Kammeroper/operamobile Basel ), Gentechnik -referent (GLOBAL 2000) undWirtschaftsjournalist und istderzeit als Universal-Frei -schaf fender in der Hinterbrühltätig.

    Wasser fällt derart aus dem Rahmen,dass die Physik seine rund 60 anomalenEigen schaften noch immer nicht stringent erklären kann. Aber vielleichtkann Wasser künftig die Phy sik, dasWesen des Lebens und die Natur desBewusst seins erklären ...

    Die sinnlichste Substanz der Welt. WignersFreund ist heute bekannter als Wigner selbst, obwohles diesen Freund sowenig in diesem Universum gege-ben hat wie Schrödingers Katze. Aber Eugene Wigner war selbst ein Phänomen, mitdem ich gerne befreundet gewesen wäre. Als ihn ein-mal ein – ich glaube amerikanischer – Reporter anbell-te: »Denken Sie, dass die Physik das Bewusstsein« –oder das Leben (?) – »erklären kann?«, meinte er lako-nisch: Die Physik kann ja nicht einmal die Physikselbst erklären! Natürlich nicht. Musikwissenschaftlässt sich ja auch nicht so leicht vorsingen.Zu den vielen Dingen, welche mir die großen Physi -ker (innen) so sympathisch machen, weil diese ihreGren zen so charmant eingestehen, gehört eben dasWasser. Diese wundersame Essenz allen Lebens ver-fügt über rund 60 bislang unerklärliche Eigenschaften.Es weicht in fast jeder Hinsicht von allem ab, was sichverständige Leute aus einem trockenen Universum vonihm erwarten würden. In ungefähr fünf Dutzend Fällen benimmt sich Wasserderartig seltsam, dass es sogar unser Leben ermöglicht– und sich überdies so nass anfühlt, wie sonst nichtsin aller Welt.Übrigens: Was befähigt uns dazu, Nässe zu empfin-den? Wer es nicht weiß, befindet sich in guter Gesell -schaft, denn bislang kennt kein Spitzenwissenschaftlerdie Antwort. Und mit Delphinen – wer auf Erden solldas Wesen des Wassers besser kennen als diese? – wis-sen wir uns noch nicht über so knifflige Themen zuunterhalten.Jedenfalls gibt es keinen speziellen »Feuchtigkeitssinn«,welcher uns die unvergleichlichen Gefühle vermittelt,die wir nur unzureichend in die Begriffe fassen, be -netzt, umspült, »beströmt« zu werden.In der Wanne bist du ganz anders nass als im Zie -gelteich oder unter einem tropischen Wasserfall. Wenndu sehr achtsam auf deine Empfindungen bist, merkstdu beim Baden im Meer die unterschiedliche Nassheitvon Ebbe und Flut.

    Dass sich Wasser so unvergleichlich anfühlt, beruhteinerseits auf einigen objektiven Parametern, etwaspe zifischem Gewicht, Oberflächenspannung und Vis -kosität. Zusätzlich spielen Temperatur-, Tast-, La ge-und Gleichgewichtsempfinden eine Rolle. Eines weißman aber: Nässe wird gelernt, zuerst im Frucht wasser,dann im Badezuber, im Schwimmbad wie im Wolken -bruch.Und noch etwas können wir uns auffallen lassen: Demeinzigen Stoff, dessen saloppe Formel fast alle chemi-schen Laien kennen, begegnen wir synästhetisch, dasheißt mit allen Hauptsinnen. Wir können Wasser se -hen, hören, tasten, schmecken und riechen! Sogar de -naturiert und destilliert vermittelt es noch einen Ge -schmack und zwar einen faden. Es gibt wahre H2O-Sommeliers, die mit Zunge, Gaumen, Nase den Unter -schied zwischen Quell-, Grund- und Gletscherwassererkennen. Es lohnt sich auch, im Kunstmuseum dieunzähligen Farbnuancen, in denen sich das nasseElement wiederspiegelt, zu vergleichen. Vivaldi lässt esin den Vier Jahreszeiten vom Himmel prasseln, Wag -ner dem Fliegenden Holländer entgegenbranden undbeim Hören von Schuberts Schöne Müllerin kriegt manförmlich eine musikalische Ohrenspülung. Liebendelockt Wasser gerne zueinander und vereint sie. Diesinnlichste Substanz der Welt!

    Das anarchistische Element. Das bisschen,was wir über Wasser wissen – oder zu wissen glauben– lässt sich, wie gesagt, auf einen Nenner bringen: Eshält sich an keine Regeln. Genauer: Es hält sich nichtan die Etikette, die nach unserem Dafürhalten für »an -ständige« Flüssigkeiten gelten sollte.Würde Wasser nicht unbekümmert alle begrifflichenDämme wegspülen, die wir errichtet haben, so wie dieSandburgen der Kinder, dann gäbe es uns gar nicht.Denn die Vielfalt des Lebens konnte sich nur aufgrundder bekanntesten Anomalie des Wassers entfalten: dersimplen und doch so wundersamen Tatsache, daß esbei 4°C seine höchste Dichte annimmt. Dass wir eislau-fen können: ein zauberhaftes Mirakel.Unter Druck kann unser Lebenselement einfach nichtkälter werden. Selbst wenn alle Ozeane von Eisdeckenüberzogen würden, blieben sie darunter flüssig. Dashat uns allen das Leben gerettet. Ohne diese wichtig-ste Anomalie des Wasser wären keine Mehrzeller ent-standen – keine Schwämme oder Quallen oder Ano -ma l ocariden – schon gar keine Fische, hätten sichkeine Amphibien aufs Trockenland gewagt und es

    Auf den Wellen ist alles Welle, auf dem Meer ist kein Eigentum.Friedrich Schiller

    We’re all water from diff ’rent rivers,

    That’s why it’s so easy to meet.

    We’re all water in this vast, vast ocean,

    Some day we’ll evaporate together. Yoko Ono, We ’re all water Foto

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  • 7Nº 24/116 Nº 24/11

    wäre nichts gewesen mit den Therapsiden-Sauriern derersten und den Dino-Sauriern der Zweiten Generation,folglich nichts mit Säugern und Vögeln, ich würdenicht eben schreiben, was du gerade liest.Denn der Globus war schon ein paarmal fast zur Gän -ze überfroren, man spricht von Schneeball-Erde, dochunter der Rundum-Eisdecke hielten sich Lebewesenund entwickelten sich trotzig weiter.Warum taute aber die Schneeball-Erde wieder auf? Dasverdanken wir der nächsten Eigentümlichkeit des Was -sers: Es bildet, in dem es verdunstet, das weitaus effek-tivste Treib hausgas unseres Planeten – geschätzte20.000 Milliarden Tonnen. Die Sonne schien ein wenigstärker, ein bisschen Wasserdampf stieg auf, und dieEis hülle verschwand geologisch gesehen im Zeitraffer.Der Treibhauseffekt ist nämlich lebensfreundlich. Nurseine Übertreib(haus)ung durch unsere Pfusch-Zivili -sation macht ihn gefährlich.

    Geht’s noch abnormaler? Wasser tanzt, spritztund wirbelt aus der Reihe, dass es nur so eine Freud’ist, es rinnt durch alle Kategorien. Hätten Bürokratenunser Universum erschaffen, dann wäre dieses über-schäumende H2O schon seit dem Urknall verboten. Wasser in seiner scheinbar unschuldigen Durchsich -tigkeit verfügt über eine enorm hohe Flüssigkeits span -ne von 100° Celsius – unter einer Atmosphäre Druck.Hundert Grad vom Tau- bis zum Verdampfungspunkt.Keine andere Sauerstoffverbindung dieser Klasse bleibtüberhaupt bei erträglichen Temperaturen flüssig. Dasebenfalls lebensnotwendige CO2 schwingt sich schonbei rund minus 80 Grad in die Lüfte. (Auch das erweistsich als sehr günstig für uns, denn nur als Gas kannuns das Kohlendioxid via Photosynthese die Atemluftmit Sauerstoff anreichern.)Eine Regel besagt: Je schwerer ein Molekül, destohöher seine Verdampfungstemperatur. Wasserstoff istgegenüber Kohlenstoff aber ein Leichtgewicht. Alsomüsste H2O viel früher zu sieden beginnen als CO2.Aber Wasser hält sich keinen Deut an diese »binden-de« Vorschrift. Summa summarum beginnt es 150 Gradüber der naturgesetzlich errechneten Schwelle zu ko -chen!Auch in puncto Erwärmung ist unsere Wundersubs -tanz ein Ausreißer: Alle »braven« Flüssigkeiten neh-men ihre Kalorien auf, wie sie kommen: doppelte Hitzemacht doppelt warm. Nicht so Wasser: Bis 35°C zeigtseine »Fieberkurve« steil aufwärts und bremst sichnachher ein. Das heißt, der Frühling kommt viel

    schneller, als er eigentlich dürfte, was besonders Lebe -wesen in Fluss und See freut.Ich kann hier nicht alles aufzählen, was dieser Geis -terfahrer auf der Straße der Natur noch alles scheinbarverkehrt macht. Von der elektrischen Leitfähigkeit überdie Lichtbrechung, Komprimierbarkeit bei Erhitzungbis zur Schallgeschwindigkeit geht’s paradox zu.Und weil rund 60mal nichts stimmt, stimmt einfachalles: Aufgrund der ungewöhnlichen Oberflächen -span nung und Viskosität können manche Insektenebenso übers Wasser laufen wie Stirnlappenbasiliske,auch »Jesus-Echse« genannt. In den feinen Röhrchenmancher Pflanzenfasern gefriert es auch bei extremerKälte nicht, sondern wird zu einer Art rettendem As -pik. Die besondere Oberflächenspannung sorgt übri-gens für stabile Tropfen, die z.B. von Ameisen bis inBaumkronen gebracht werden können.Bei 37°C wird Wasser übrigens extraflüssig, was unsWarmblütern nützt. Aber für Reptilien und Fische gibtes ja, wie gesagt, auch besondere Benefizien.

    Forscher: sprachlos – Dichter nicht! Der eng -lische Poet D.H. Lawrence schrieb bereits 1929:Water is H2O, hydrogen two parts, oxygen one, butthere is also a third thing, that makes it water andnobody knows, what it is. (Wasser ist H2O, zwei TeileWasserstoff, ein Teil Sauerstoff, aber da ist etwasDrittes, nämlich Wasser, und niemand weiß, was dasist.)Sein britischer Kollege, Martin Chaplin, Professor fürChemie in London, hat lange geforscht und überlegt,um sein Problem, das für den visionären Lawrenceschon die Lösung war, auf den Punkt zu bringen:Die Faszination des Wassers besteht darin, dass sichfast keine Eigenschaft dieser Substanz logisch herlei-ten lässt.Die Idee von drei Atomen, um welche Elektronen krei-sen, greift hier einfach nicht. Die drei Kerne werbengemeinsam leidenschaftlich um ein einziges Elektron.Aber auch das ist viel zu einfach gedacht. Myriadenscheinbarer Moleküle bilden zusammen Riesen einhei -ten, sogenannte Cluster. Der Physiker Emilio di Giu -dice bietet einen italienischen Vergleich an:Man kann Wassermoleküle mit einem Tanzfest verglei-chen. Die Signori sind die Atomkerne, die Damen dieElektronen.Ma la donna è mobile.Die Damen schwingen und wechseln dauernd denPartner zu einer Musik, die durch den Gesamtzustand

    erzeugt wird und den Frequenzen eines elektromagne-tischen Feldes entspricht. Auf diese Weise interagiertjedes »Teilchen« mit allen anderen, und sie kommuni-zieren über weite Distanzen.Es sieht ganz danach aus, als wäre hier ein ver-schränktes Quantensystem am Werk, ein unteilbaresGan zes, vereint in »spukhafter Fernwirkung«, ein Aus -druck , welcher auf Einstein zurückgeht.Ich selber glaube, dass unser Bewusstsein im Wasserentsteht, dem die Membranen unserer Körperzellenund Neuronen als Behälter dienen.

    Bewusstseinsfluss. Warum wir uns als Indivi -duen fühlen, als einheitliche Wesen, wenn wir nicht

    ge rade Jekyll & Hyde heißen, versuchen ein paar Qu -an tenphysiker seit Jahren zu erklären. Unter Quan -tenkohärenz verstehen wir die Tatsache, dass sich Er -eignisse unter bestimmten Umständen sowohl völligzufällig als auch absolut miteinander abgestimmt ver-halten – selbst wenn sie Lichtjahre voneinander ge -trennt sind. Es ist, als würden du und ich, oder nehmenwir gleich alle brennstoff-Fans, jeden Tag zuhauseeinen Würfel werfen und immer käme bei allen diesel-be Zahl heraus.Der Physiker Roger Penrose (Lehrer des berühmtenStephen Hawking) verficht seit über 20 Jahren zusam-men mit dem Biologen Hameroff die These, dass unser»Selbst« in der Köhärenz der sogenannten Mikrotubuli

    Wasser? Kann’s nicht geben!

    Mehrpersonenversuch: Verschiedene Personen tropfen ein und dasselbe Wasser auf Laborgläser. Jede Reihe zeigt die Bilder eines Auftropfers.Obwohl es sich um ein und dasselbe Wasser handelt, unterscheiden sich die Bilder von Versuchsperson zu Versuchsperson, während die Bilder dereinzelnen Versuchspersonen selbstähnlich sind. Dies bedeutet, dass die Eigenart des Auftropfers das Bild beeinflusste. Deshalb muss der Einflussdes Experimentators als variable Größe in solche Versuche mit einbezogen werden, da sonst die Reproduzierbarkeit nicht hergestellt werden kann.

    Hätten Bürokraten unser Universum erschaffen, dann wäre dieses überschäumende H2Oschon seit dem Urknall verboten.

    Wasser ist H2O, zwei Teile Wasserstoff, ein Teil Sauerstoff, aber da ist etwas Drittes, nämlich Wasser, und niemand weiß, was das ist. D. H. Lawrence

    Welt im TropfenProf. Dr. Bernd Kröplin vom Ins ti -tut für Luft- und Raumfahrt kons -truktionen an der Univer sitätStutt gart wollte mit dem imJänner 2004 durchgeführtenMehrper so nen ver such herausfin-den, ob die Wasserbilder derTropfen von den auftropfendenPersonen be ein flusst werden.Dazu wurden die auftropfendenPersonen ( 10 ) in einem Hör saalim Abstand von mindestens 1,5Meter platziert, um Interaktio nenauszuschließen. Jeder füllteeigenhändig eine Einwegspritzemit dem Testwasser, das aus derWasserleitung des Hausesstammte, und betropfte zweiObjektträger mit jeweils 14 mög-lichst kleinen Tropfen, die in zweiReihen angeordnet wurden. DerAuf tropfende blieb am Platz, bisdie Tropfen getrocknet waren.Danach wurden die Objektträgereingesammelt und unter einemDunkelfeldmikroskop mit Ver -größerung fotografiert. Die Ob -jektträger waren unbehandeltund wurden zuvor mit Papiergereinigt. Der Vergleich der Fotos zeigt,dass die Tropfenbilder von jedemAuftropfenden untereinandergroße Ähnlichkeit in Struktur undFarbe aufweisen, während sichdie Bilder verschiedener Per so -nen deutlich unterscheiden. DasBild zeigt einen Ausschnitt ausder Versuchsauswertung. DasErgebnis lässt den Schluss zu,dass das Tropfenbild von derEigenart des Auftropfenden be -einflusst wurde. Der Versuchwurde noch zweimal wiederholt;einmal tropften alle Auftropferaus derselben Spritze auf, die sieweiterreichten. In beiden Fällenzeigte sich das nebenstehendeErgebnis.

    WEB-TIPPwww.weltimtropfen.de

    Niemandem wird es gelin-gen, einen Tropfen aufden Objektträger zu brin-gen, der nicht auch seineigenes Bild enthält. Jemehr wir erkennen, dasswir mit unserem Sein dieWelt gestalten, werdenwir behutsamer umgehenmit dem, was wir denkenund was wir sind. Prof. Dr. Bernd Kröplin

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    sitzt. Das sind haarfeine Röhrchen in den Körperzellen,besonders dicht innerhalb der Neuronen. Doch ein anderer Physiker namens Max Tegmark be -rechnete, dass die Leiber von Mensch und Tier rund300 Grad zu heiß für so einen kohärenten Quantentanzseien. Penrose’ Antwort 1994 ließ diesen Einwand insWasser fallen:Ein anderer interessanter Aspekt betrifft die Eigen -schaften des Wassers. Die Mikrotubuli selbst scheinenim wesentlichen leer zu sein – eine seltsame und mög-licherweise wichtige Tatsache im Hinblick auf unsereVermutung, diese Röhren könnten die Bedingungensteuern, die für kollektive Quantenoszillationen günstigsind. »Leer« bedeutet hier, dass sie im wesentlichen nurWasser enthalten. Man könnte denken, »Wasser« seimit seiner zufälligen Molekularbewegung nicht geord-net genug für quantenkohärente Schwingungen. Aberdas Wasser innerhalb der Zellen ist etwas völlig ande-res, als das ungeordnete Wasser in Seen und Meeren,bei dem die Bewegung der Moleküle inkohärent undzufällig ist. Einige der Wassermoleküle in den Zellenbefinden sich in einem geordneten Zustand.Damit war Penrose seiner Zeit voraus, unserer hinktsein Argument hinterher. Denn heute wissen wir: DasWasser in Bächen, Flüssen, Seen, Meeren ist verblüf-fend geordnet – kohärent von der Gebirgsquelle biszum ersten Regentropfen, der sie in dem großen Zyk -lus speist.

    Es ist nicht mehr zu bestreiten: Alles Wasser hat Gedächtnis.

    Professor Bernd H. Kröplin von der Universität Stutt -gart hat weiters nachgewiesen, dass die kohärentenBe wusstseinswellen, die durch unsere Mikrotubuli pul-sen, sich auf Wassertropfen außerhalb unserer Leiberübertragen. Das individuelle Bewusstsein von Proban -den prägt sich dem Wasser, welches sie auf ein Glas -plättchen auftragen, als unverwechselbare Informationein, sodass der Professor unter dem Mikroskop sieht:Der rechte Tropfen kommt vom Müller, der linke vomSchmidt. Wobei die persönlichen Muster je nach Stim -mung leicht variieren.

    Und schließlich hat sich gezeigt: In haarfeinen Röhr -chen – wie den Mikrotubuli – potenziert sich die spuk -hafte Fernwirkung des Wassers noch einmal. Wasserist eine Quantenflüssigkeit bei einer Tempe ratur, wel-che 300 Grad höher liegt, als sich unsere Schulweisheitträumen lässt. Nicht von ungefähr hebt sich schlagar-tig die Stimmung dehydrierter depressiver Senioren,wenn sie sich öfter am Wasserhahn bedienen. Nichtzufällig zeigen sich bei Verdurstenden zuerst schwereBewusstseinsstörungen. Es ist das H2O, das in uns lebtund strebt und denkt – wahrscheinlich in den Gewäs -sern auch über uns nachdenkt. Ich könnte auch sagen:Aqua cogitat ergo sum!

    Heiß-kalte Entdeckung. Anlässlich eines Schul -festes 1963 in der Nähe des Kilimanscharo bewies eintansanischer Gymnasiast eine unglaubhafte Behaup -tung, über welche schon Aristoteles, Bacon und Des -cartes berichtet hatten. Der 13-jährige Erasto B. Mpem -ba nahm aus Ungeduld heißes Wasser anstatt kaltes,um Speiseeis herzustellen. Und siehe da, Aristoteleshatte Recht behalten: Heißes H2O gefriert wesentlichschneller als kaltes. Mpemba berichtete begeistert sei-nem Naturkundelehrer, dass das Paradox Realität war.Der meinte: Alles, was ich sagen kann: Das ist Mpemba-Physikund nicht universelle Physik.Erasto gab nicht auf. Er sprach mit seinen Freunden,die in der Stadt täglich Eis herstellten. Und sie allewandten Mpemba-Physik anstatt »universeller« an,weil sie wenig Zeit hatten. Er bewies den Effekt dut-zende Male, ohne Glauben zu finden. Aber schließlichmussten sich die Wissenschaftler – erst in Afrika, dannweltweit – geschlagen geben. Die Natur wendet Mpem -ba-Physik an – und nicht »universelle«. Warum sie dastut, weiß bis heute kein Physiker. Auch sein Namens -geber nicht, heute ein weltbekannter Forscher. Aberjedes Jahr werden zahlreiche neue Hypothesen vorge-tragen, die sich als unzureichend erweisen. Jede(r) welche(r) zwei Eiswürfelbereiter zuhause hat,kann es probieren. Brennheißes Wasser gefriert vielschneller als kaltes.

    Wasser? Kann’s nicht geben!

    Über viele Jahre,

    unter großen Kosten,

    reiste ich durch viele Länder,

    sah die hohen Berge,

    die Ozeane.

    Nur, was ich nicht sah,

    war der glitzernde

    Tautropfen im Gras

    vor meiner Tür.

    Rabindranath Tagore

    Speicheltropfen unter dem Mikros kop vor (oben)und nach einem zweiminütigenHandy-Telefonat. Prof. Dr. BerndKröplin, www.weltimtropfen.de

    Wir sehen, dass WasserInformationen speichert.Es trägt sie auf seinemKreislauf in die Welt. Soliegt der Schluss nichtfern, dass der Umgang mitWasser, seine Formen derReinigung und Regene ra -tion auf die Gesellschaftzurückwirken und unsereZukunft immer stärkerbestimmen werden.Prof. Dr. Bernd Kröplin

    Ob die Natur wirklich so boshaft ist, alles genau umgekehrt zu machen, als es unsere Gelehrten anzunehmen belieben, oder die Menschen wirklich so dumm sind, jedes Ding verkehrt zu behandeln, wird sich wohl erst entscheiden, wenn unsere

    Sachverständigen, die ja vorher alles messen und wiegen müssen, aufmerksam werden, dass auch die scheinbar unumstößlichen Gewichts- und Messerscheinungen keine gleichbleibenden Fakten, sondern ewig wechselnde Funktionserscheinungen sind, die ständig nach Qualität ihre Quantitäten verändern. Viktor Schauberger, Das Wesen des Wassers, Von den Tautropfen (1936)

    Zu Millionen stehen die Tautropfen wie Tränen auf den Spitzen der Gräser, die schon durch ihre Stellung aller bisher angenommenen Schwerkraftgesetze spotten, weil sie sich erst dann

    abwärts zu neigen beginnen, wenn diese Tautropfen warm und dadurch, wie man allgemein annimmt, leichter werden. Viktor Schauberger, Das Wesen des Wassers, Von den Tautropfen (1936)

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  • 10 Nº 24/11 11Nº 24/11

    Wasser des Anfangs

    or ein paar Tagen habe ich Paprika-Samenin eine Keimschale gegeben, die dünne Erd -

    schicht gut feucht gemacht, mit etwas Plastik-Folie in ein Kleinst-Treib haus verwandelt und aufsFenster in die Sonne ge stellt. Mittlerweile entrollensich aus den meisten Pa p rika-Samen kleine weißgrün-liche Triebe – ein sozusagen gewöhnliches Wunder,das durch das geniale Zusammenspiel von Wasser, Er -de und Sonne zustande gekommen ist. Die kleinen tro-ckenen Samen nehmen Wasser auf, entfalten ihr Po -tenzial – und wachsen zu einer rund ein Meter hohenPflanze heran, aus deren Blüten Paprika-Schoten ent-stehen. Wasser macht das Wunder des Lebens möglich: Pflan -zen bestehen zu 80 – 90 % aus Wasser; Menschen zuungefähr 70 % – das entspricht ungefähr dem Anteilvon Wasser auf der Erdoberfläche. Babys sollen fast zu90% »wässrige Wesen« sein, und wenn Menschen älterwerden, trocknen sie langsam ein und bestehen amEnde ihres Lebens nur noch zu etwas mehr als 50 %aus Wasser. Zwar mahnen Gesundheitsbewusste, dass Mann undFrau genug trinken sollten, mindestens zwei Liter täg-lich, und zwar Wasser, weil das »dem Körper« gut tut.Doch selten bedenkt man, dass Menschen gar nicht sofest sind, wie sie aussehen, sondern ein Ensemble vonkomplex – durch Gewebe-Schichten – organisiertenFlüs sigkeiten, die miteinander in einem vielschichtigenrhythmischen Austausch stehen, und Wasser spieltdabei die zentrale Rolle.

    So könnte man den menschlichen Körper nämlichauch beschreiben – statt die üblichen Metaphern ausder Mechanik zu benützen, nach der das Herz alsPumpe, die Lunge als Blasbalg und Blase und Harn -leiter als eine Art Gartenschlauch vorgestellt werden.Dass der lebendige Körper keine Maschine, sondernein Funktionszusammenhang ist, in dem u. a. Blut undLymphe, also essentielle Körperflüssigkeiten, für Rhy -th mus und Gleichgewicht sorgen, hat zum Beispiel derUS-amerikanische Arzt Andrew Taylor Still (1828 –1917) genützt. Nachdem innerhalb weniger Tage dreiseiner Kinder an Meningitis und dann noch das vier-te an einer anderen Krankheit verstarb, wandte er sichvon der üblichen Medizin ab und suchte nach anderen,effizienteren Möglichkeiten. Das Ergebnis seiner Suchewar die Osteopathie. Die leitet ihren Namen zwar vondem griechischen Wort für Knochen (ostéon) her, doches geht bei einer osteopathischen Behandlung vor

    allem darum, Stauungen in den rhythmisch pulsieren-den Prozessen der Körperflüssigkeiten zu beheben.

    Urmeere. Das Leben kommt aus dem Wasser – ausdem Zusammenspiel von Licht und Wasser und Bak -terien haben sich immer komplexere Gebilde organi-siert, unter anderem wir, die Menschen. Und weil wir– wie alle Lebewesen – aus dem Wasser des Urmeersher aus gewachsen sind, hat das Wasser unseres Kör -pers dieselbe Zusammensetzung wie das Urmeer, dasheißt, einen relativ höheren Gehalt an Natrium undKali um-Ionen als das Wasser, das wir trinken. »UnserOrganismus ist noch auf das Urmeer eingestellt unddaher auch auf ausreichende Mengen Wasser ange-wiesen«, schreibt Florian Horn in dem medizinischenLehrbuch »Die Biochemie des Menschen« (Stuttgart2005, S. 81). Die Paprika-Samen und ich sind miteinander ver-wandt, weil wir beide Ausdifferenzierungen des Ur -meers sind – wie alle anderen Menschen, wie Tiere

    und Pflanzen. Das sind keine esoterischen Überlegun-gen, sondern eine Ausweitung von Erkenntnissen derBiologie und Medizin. Wasser ist das verbindendeElement zwischen den Lebewesen, weil sie aus demWasser kommen. Der griechische Weise Thales, der um600 v. Chr. in Milet in der heutigen Türkei lebte, er -klärte, dass Wasser der Urstoff sei, aus dem alles ent-standen ist. Wenn man Wasser auf seine chemischeSummenformel H2O reduziert, dann hat man vermut-lich Schwierigkeiten, den alten griechischen Weisenzu verstehen. Denn Wasser ist vielgestaltig – Quell -was ser, Regenwasser, Meerwasser, Brunnen wasser, dasWasser, das aus Pflanzenstengeln quellen kann, und soweiter. Sogar jeder Tropfen kann eine eigene Strukturhaben, wie Wasserforscher wie Masaru Emoto, Ale -xander Lauterwasser oder Bernd Kröplin, bis 2010 Pro -fessor für Luft- und Raumfahrtkonstruk tionen in Stutt - gart, herausgefunden haben.

    »Bereshit«, am Anfang. Mit dem Wort »bereshit«beginnt die hebräische Bibel. Und auch am Anfang derbiblischen Schöpfungsgeschichte steht das Wasser.Denn Gott schuf die Welt nicht ex nihilo, aus Nichts,wie dann später die Philosophen und Theologen be -haupteten. Darauf weist die amerikanische TheologinCatherine Keller in ihrem Buch »Face of the Deep«,»Angesicht der Tiefe« (2003), hin. »Eine Theologie desWerdens« ist der Untertitel dieses Buches, das es leidernicht auf Deutsch gibt. Es bietet eine faszinierendeSicht auf die biblische Schöpfungsgeschichte – denn,so Catherine Keller, es geht nicht um die lineare An -ordnung von Himmel, Erde und deren vielgestaltigenBewohnern, sondern um einen wirbeligen Prozess desWerdens. Die hebräische Schöpfungsgeschichte ist derChaos-Theorie von heute näher als dem hierarchischenWeltbild, das die Übersetzungen gerne vermitteln. AmAnfang sind Vibration und Wasser der Tiefe, das sich

    vibrierend und pulsierend zu Gestalten ausdifferen-ziert. In der geläufigen »Einheitsübersetzung« merkt manda von nicht viel. Da heißt der Vers 2 des Buches Ge -nesis: »Die Erde aber war wüst und wirr, Finsternis lagüber der Urflut und Gottes Geist schwebte über demWasser.« In der Übersetzung des jüdischen Mystikersund Theologen Martin Buber dagegen wird die Chaos-Qualität am Anfang der Welt deutlicher:

    Die Erde aber war Irrsal und Wirrsal. Finsternis über Urwirbels Antlitz. // Braus Gottes schwingendüber dem Antlitz der Wasser.

    Catherine Keller nimmt den hebräischen Text genau.Da heißt es: Am Anfang, bevor Himmel und Erde ent-stehen, ist die Erde tohu vabohu, »leer und ungeord-net«, und Dunkelheit liegt über dem »Antlitz der Tiefe«,hebräisch tehom. Diese Tiefe ist Wasser – das »Was serder Tiefe«, über dem die ruach elohim, die »GeistinGottes«, die weibliche Schöpferkraft schwebt und vi -briert. Die Ingredienzien des Anfangs sind also tohu vabohu,tehom und die ruach elohim. Mach kein Tohuwabohu, ermahnte mich meine Groß -mutter gelegentlich, wenn sie fand, dass ich Ordnungmachen sollte in meinen Sachen. Tohu vabohu stehtfür einen Zustand der Ungeordnetheit – und das heißtfür eine Fülle von Möglichkeiten. Und diese Fülle istweiblich – denn die »Wasser der Tiefe«, tehom, verwei-sen auf eine ältere Überlieferung, auf die Geschichteder babylonischen Göttin Tiamat, der Gottheit desOzeans. Denn die hebräische Bibel sammelt viele Ge -schichten der altorientalischen Überlieferungen undinterpretiert sie neu. Die babylonische Geschichte vonTiamat zum Beispiel erzählt einen wilden Familien -kon flikt, in dem am Ende die Mutter, Tiamat, von ih -rem Sohn Marduk getötet wird und dieser die Herr -schaft übernimmt. In Genesis Eins, hebräisch Bereshit, geschieht ande-res. Hier vibriert die ruach elohim, die weibliche Schöp -ferkraft, über den Wassern der Tiefe, und daraus ent-stehen Unterscheidungen: Gott unterscheidet zwischenHimmel und Erde, Wasser und Land, und daraus resul-tiert die Vielfalt der Welt – die Gestirne, die Pflanzen,die Fische und Landtiere und die Menschen. Die antiken – und auch viele moderne – Theologenscheinen jedoch das Chaos des Anfangs zu fürchten.An die Stelle dieses »chaotischen Schoßes« haben sie

    URSULA BAATZPhilosophin, Ö1-Wissenschafts-und Religionsjournalistin, Lehr -beauftragte an der UniversitätWien, Qi Gong-Lehrerin, Zen-Praktikerin, Reisende undBuchautorin. Mit-Her ausgeberinvon polylog: zeitschrift für inter-kulturelles philosophieren

    LITERATUR

    Ursula Baatz

    Buddhismus Diederichs 2002

    H.M. Enomiya-Lassalle –Zen-Lehrer und JesuitHerder 2004

    Erleuchtung trifft AuferstehungZen-Buddhismus und Christen -tum. Eine Orientierung.Theseus 2009

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    »Der Körper ist ein Ganzes.« Andrew Taylor Still, 1914

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    Viele kamen allmählich zu der Über-zeugung, einen großen Fehler gemachtzu haben, als sie von den Bäumen her-

    untergekommen waren. Und einige sagten, schondie Bäume seien ein Holzweg gewesen, die Ozeanehätte man niemals verlassen dürfen.Douglas Adams, Per Anhalter durch die Galaxis

    Moreau, Ohne Titel

    Zeichnung aus: Robert Crumb, Das Buch Genesis , erschienen imCarlsen Verlag, Hamburg 2009

    Die Zeit der anderenAuslegung wird an-brechen, und es wird kein Wort auf dem anderen bleiben. Und jeder Sinn wird wie Wolken sich auf-lösen und wie Wasserniedergehen.Rainer Maria Rilke

    Aus der Beziehung zwischen der vibrieren-den, pulsierenden Kraftder ruach – wörtlich heißtdas Wind oder Atem – und den Wassern derTiefe entfaltet sich dieWelt, deren Teil wir sind.

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  • 13Nº 24/1112 Nº 24/11

    WasserKlangBildervon Alexander Lauterwasser

    Neunzehn * in ÖsterreichSieben * in Deutschland

    Ein * in der SchweizAlle Adressen auf der Rückseite

    dieser brennstoff-Ausgabe!www.gea.at

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    BÜCHERAN DIE WAND

    die Vorstellung des »Nichts« gesetzt, aus dem einmännlich vorgestellter Gott ex nihilo mit Allmachtdie Welt erschuf. Am eindrucksvollsten hat dieswohl Michelangelo – im Sinne damals gültiger Auf -fas sung und in päpstlichem Auftrag – in der Six -tina dargestellt: Gott Vater mit wallendem Bart,vom Wind (woher kommt der? Ist das die Geistin,die ruach?) wild bewegt, streckt seinen Fin ger aus,und Adam, fälschlich als Mann interpretiert, ent-steht. Adamá heißt nämlich einfach »Erde«, undadám »Mensch« – eine Gattungsbezeichnung. Ob man Gottes ausgestreckten Zeigefinger freudia-nisch als Phallus deuten soll, bleibe der Leserin unddem Leser überlassen.

    Abschied in Richtung Fülle. Dieses Bild hatzwar die abendländische Vorstellung vom Anfangder Welt geprägt – aber mit der Bibel hat es nichtszu tun. Und auch das Potential des »Wassers derTiefe« ist verschwunden. Einen »allmächtigen Ma -cker« hat die The o login Dorothee Sölle dieses Got -tes bild einmal ge nannt. Dieser »allmächtige Ma -cker« mit seinem Herr schafts- und Kontrollwahn istein Bild, an dem sich die psychische und mentale»Innenwelt« unserer technokratischen Zivilisationorientiert. In diesem Para digma ist etwa die Vor -stellung, dass Wasser »Ge dächtnis« hat, unzulässig.Aber auch die Idee, dass Menschen mit allen Lebe -wesen – und auch mit der unbelebten Welt – inVer bindung stehen, wird ab gelehnt.

    Das Paradigma technischer Beherrschung kann nurfunktionieren, indem es die Welt fragmentiert.

    Beim Wasser, und nicht nur dort, endet die Kon -trolle – eine bittere Erfahrung, die Menschen mitÜberschwemmungen in den letzten Monaten undJah ren immer wieder machen mussten – in Asien,aber auch in Österreich. Komplexe Muster und Ent -wicklungen zuzulassen, wie etwa die Chaostheorieempfiehlt – so dass der Flügelschlag des Schmet -terlings im Amazonas das Unwetter am anderenEnde der Welt hervorrufen könnte – das wider-spricht dem Denken und Fühlen der »allmächtigenMacker«. Es ist Zeit, sich von diesem Bild zu verab-schieden und sich auf die Einladung der ruach ein-zulassen. Aus der Beziehung zwischen der vibrie-renden, pulsierenden Kraft der ruach – wörtlichheißt das Wind oder Atem – und den Wassern derTiefe entfaltet sich die Welt, deren Teil wir sind.

    Wasser des Anfangs

    Die vom Schweizer Arzt Hans Jennyausgehende Erforschung der Kymatik,der Untersuchung von durch Schwin -gungen und Klänge hervorgebrachtenFormen in flüssigen Stoffen, wird

    von Alexander Lauterwasser weitergeführt. Ange -fangen bei sog. »Chladnischen Klangbildern« (dassind mit Sand bestreute Eisenplatten, die mit einemGeigenbogen in Schwingung versetzt werden),untersucht er seither den Einfluss von Tonschwin -gungen auf das sensible Medium Wasser.

    Ein Element sind die »Wasser-Klang-Bilder«, welche die formbildendenKräfte von Klän gen und Musik aufeindrückliche Weise ver deutlichen(Ab bildung rechts oben). Eine Was -

    ser schale wird mit einer dünnen Wasser schicht aufeine Klangmem brane gelegt und diese mit einemSinuston oder mit Musik in Schwingung gebracht.Durch seitliche Be leuchtung entstehen Lichtbre -chungen auf der sich formenden Wasser oberfläche,die verschiedene Ordnungs muster und Strukturensichtbar werden lassen.

    Ein zweites Element dieser Forschungist das Sichtbarmachen von Klang -schwin gung (mittels eines Sinus -tones) an Wassertropfen, die auf eineKlang membrane gesetzt werden. Ihre

    rhythmisch-tänzelnde Bewegung einerseits und ihresich abhängig von der Frequenzhöhe entwickelndegeometrische Formbildung andererseits lassen dieseTropfenphänomene zu erstaunlichen Zeugnissen derformschaffenden Kraft von Klangschwingungen wer-den (Abbildungen rechts unten). Bereits im Foto fas-zinieren und berühren die in einem kleinen schwin-genden Wassertropfen erscheinenden Urformen denBetrachter. In der Bewegung des Films jedoch ist es,als ob die Gebärdensprache des Leben digen alsUrphänomen unmittelbar in Erschei nung tretenwürde. Lassen Sie sich auf Youtube verzaubern,geben Sie als Stichwort ein: »Lauterwasser WaterSound Images«

    Alexander LauterwasserWasserKlangBild

    12er-StrukturStehende Welle30,5 Hertz

    Alexander LauterwasserSchwingender Wassertropfen

    Wird ein Wassertropfen mit einer Frequenz zwischen 30 und 120 Hertz in Schwingung versetzt, können in Abhängig-keit von Temperatur, Luftdruck, chemischen Zusätzen und vielen anderen Faktoren geo-metrisch strukturierte, plas-tische Schwingungsformen entstehen. Aus der starr me-chanischen Auf- und Abwärtsbe-wegung der Trägerplatte macht das Wasser eine rhythmisch schwingende Bewegung, die erst im Film eindrucksvoll erlebbar wird.

    BUCH-TIPP Alexander Lauterwasser WASSER KLANG BILDER – Die schöpferische Musik des Weltalls.Gebunden, 168 Seiten, AT Verlag, ISBN 978-3-85502-775-0

    WEB-TIPP www.wasserklangbilder.de

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  • 15Nº 24/1114 Nº 24/11

    GESEKO VON LÜPKE Wasser kommt aus dem Wasser -hahn, es gibt genug zu trinken und es scheint so, alswürde es mehr als je zuvor regnen. Inwiefern stelltWasser ein Problem dar, das wir noch nicht begreifen? MAUDE BARLOW Die Welt ist in einer großen Wasser -krise. Das betrifft sowohl die sinkende Wasserqualitätund das Maß der Verschmutzung, als auch die zu-rück gehende Menge des tatsächlich vorhandenenWas sers. Die meisten Menschen wissen das nicht. Siesind – was das Wasser angeht – in einem »Mythos desÜberflusses« groß geworden: Dem Glauben, dass eseine unveränderliche Menge an Wasser gibt, die sichim hydrologischen Kreislauf befindet, und die nie ver-loren gehen kann. Jeder hat das in der Schule gelernt.Aber es stimmt nicht. Denn was wir heute mit dieserbegrenzten Menge an Wasser machen, ist folgendes:Wir nehmen es in zu großen Mengen von dort, wo wirdrankommen, dann verschmutzen wir es oder verwen-den es unsinnig, um zum Beispiel in WüstengegendenLandwirtschaft zu betreiben oder es in die Mega-Städte zu pumpen. Von dort wird es als Abwasser inden Ozean geleitet, sobald es seinen Zweck erfüllt hat.Wir nehmen also Riesenmengen an Grundwasser und

    machen es zu Salzwasser im Ozean. Wir brauchendringend ein Bewusstsein dafür, dass diesem Planetendas Wasser ausgeht. Ich fürchte, dass wir es zu späteinsehen werden. GESEKO VON LÜPKE Was machen wir falsch?MAUDE BARLOW Wir ziehen das Wasser aus den na -tür lichen Wasserscheiden ab, um es dann dorthin zuschicken, wo für den Anbau von irgendetwas sehr vielWasser benötigt wird. Die daraus resultierende Ernte,die in den Feldfrüchten Wasser trägt, wird dann wiede-rum um den Globus verschickt. Australien ist dafürein perfektes Beispiel. Sie nutzen ihr Hauptwasser -system, den Murray Darling, um Baumwolle, Wein,Reis und vieles mehr anzubauen, was anschließendexportiert wird. Nun stirbt dieses Flusssystem, weil dasWasser fast verbraucht ist. Das Wasser verschwindetnicht spurlos, aber wir machen es unbrauchbar, in demwir es verschmutzen und missbrauchen. Tatsache ist,dass der Welt das klare Wasser ausgeht. Wenn wir alsoüber Dürre in verschiedenen Teilen der Erde lesen,dann bedeutet das immer öfter das Ende der lokalenWasservorräte. Gegenden unserer Erde, denen sprich-wörtlich das Wasser ausgeht, sind der Mittlere Osten,zweiundzwanzig afrikanische Staaten, das gesamtemoderne China, große Teile Indiens, Australien, derMittelmeerraum, der Süd-Westen und Süd-Osten derVereinigten Staaten. Das ist erst der Anfang. Ein neuerBericht der Weltbank besagt, dass in zwanzig Jahrender globale Bedarf an Wasser um rund 40% höher seinwird, als die dann noch vorhandenen globalen Res -sourcen. Diese Statistik lässt uns ahnen, mit welchemfürchterlichen Leiden wir in Zukunft konfrontiert seinwerden. GESEKO VON LÜPKE Was wird passieren, wenn wirnicht sofort auf diese Warnungen reagieren?

    Blaues GoldÜber das globale Geschäft mit dem Wasser und den Krieg der Zukunft. Geseko vonLüpke im Gespräch mit der Alternativen Nobelpreisträgerin Maude Barlow

    GESEKO VON LÜPKEDr. rer. pol., studierte Polito-lo gie und Ethnologie und istJournalist und Autor zahlreicherBuchpublikationen, u.a. zu den Themen Kultur, ganzheit-liche Ansätze in der Wissen -schaft, nachhaltige Zukunfts -gestaltung, ökologische Ethikund Spiritualität. Zuletzt er -schie nen: »Zukunft entsteht ausKrise«. Antworten von JosephStiglitz, Vandana Shiva, Wolf -gang Sachs, Joanna Macy, Ber -nard Lietaer u.a. (Rieman 2009)

    MAUDE BARLOW ist eine kanadische Schrift stel lerin und Aktivistin.Sie ist u.a. Vor standsmit glied des Interna tional Forum on Globalizationund Mitbe gründerin der Um welt schutz bewegung Blue Pla net Project,die das Trinkwasser vor der »Bedrohung durch Handel und Privatisie -rung« schützen will. Bisher veröffentlichte sie zehn Bücher über dieThemen Globalisierung, Privati sierung, Bildung, Medien und Umwelt -schutz. Auf Deutsch erschienen sind das Buch »Blaues Gold – Das glo-bale Ge schäft mit dem Wasser« (Verlag Antje Kunstmann) sowie derDokumentarfilm »Blaues Gold – Der Krieg der Zukunft« (Regie: SamBozzo). Gemeinsam mit Co-Autor Tony Clarke erhielt Maude Barlow2005 den Alternativen Nobelpreis »für ihren weltweiten Einsatz fürgerechten Han del und die Anerken nung des Grundrechts auf Wasser«.

    In zwanzig Jahren, sagtdie Weltbank, wird derglobale Bedarf an Wasserum rund 40 % höher seinals die dann noch vor-handenen globalen Res -sourcen. Das lässt unsahnen, mit welchemfürchterlichen Leiden wirin Zukunft konfrontiertsein werden.

    Auf der Welt geht das Süßwasser zur Neige. Die Menschheit verschmutzt,

    verschwendet und verbraucht den Quell allenLebens in erschreckendem Maße. Tag für Tag über-steigt unser Süß wasserbe darf die Menge, die zurVerfügung steht. Überall auf der Welt findet einKampf ums Wasser statt. Wenn wir unseren Umgangmit diesem lebenswichtigen Gut nicht grundlegendändern, werden innerhalb des nächsten Vierteljahr -hunderts die Hälf te bis zwei Drittel der Menschheitunter einem gravierenden Mangel an Süßwasser zuleiden haben. Maude Barlow, Tony Clarke, Blaues Gold

    Im weitesten Sinn gleicht das Wassernetz der Menschheit – Serben, Russen, Koyukon-Indianer, Amish, dieeine Milliarde Seelen in der Volksrepublik China. Sie alle schweben in Gefahr, aber man weiß kaum, wie man helfen soll.Stromaufwärts, auf dem Weg nach Hause, werden die verwandtschaftlichen Beziehungen immer enger. Der große Strom ist wiedein Land – ziemlich unkontrollierbar. Der See ist dein Vetter, der Bach deine Schwester, der Teich ihr Kind. Mit deinem Abflussaber bist du in guten wie in schlechten Tagen, in Krankheit und Gesundheit untrennbar verbunden.

    Michael Parfit, National Geografic

    Maude Barlow

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  • 17Nº 24/1116 Nº 24/11

    MAUDE BARLOW Der schlimmste Fall ist bereits in vie-len Teilen der Welt eingetreten. Alle acht Sekundenstirbt ein Kind aufgrund einer über das Wasser über-tragenen Krank heit. Dies ist die häufigste Todes ur -sache für Kinder – häufiger als HIV/AIDS oder Mala -ria. Die Vereinten Nationen sagen, dass heute schoneiner von drei Men schen in Afrika nicht genug Wasserzum Leben hat. Innerhalb der nächsten zehn bis zwan-zig Jahre wird es jeder Zweite sein. Wasser ist alsobereits jetzt in vielen Teilen der Welt das beherrschen-de Thema. In anderen Teilen der Welt, wie Europa undNordamerika – wo ein Großteil der einflussreichenMe dien und Wissenschaftler ansässig sind – wird die-ses Problem klein geredet. Die halten es für eine loka-le Krise auf Grund von Armut oder Überbevölkerung.Tatsache aber ist, dass es bald schon eine Gemein -schaft in deiner Nähe betreffen wird. Die Wasser-Kriseist real. Was sich daraus entwickeln kann, ist ein Sze -nario mit Abermillionen von Menschen, die an Krank -heiten sterben, die durch Wasser übertragen werden.Dann ist mit vielleicht sogar Milliarden von Flücht -lingen zu rechnen. Denn ohne Wasser gibt es keineLebensmittel, und ohne Wasser und Lebensmittel gibtes keine Gesundheitsversorgung. Die betroffenen Men -schen werden nur die Wahl haben, sich an andere Ortezu begeben, an denen es Wasser gibt, oder zu sterben.Wie würden Sie sich entscheiden?

    GESEKO VON LÜPKE Wird das Wasser -problem uns früher oder später auch hiertreffen? MAUDE BARLOW Ja. Letzten Endes wirdes jeden treffen, denn wir überbeanspru-chen das Grundwasser auf der gesamtenWelt. In Ländern mit vielen Menschen,wie z.B. in China, werden wir es zuerstsehen. Aber auch die Menschen in Euro -pa müssen verstehen, dass ein Großteilihres Wassers nicht aus dem eigenenLand kommt. Wir importieren zum Teilzwei Drittel dessen, was man in Anleh -nung an den »ökologischen Fuß abdruck«,den »Wasser-Fußabdruck« nennt. Ein Bei-spiel: Die Rosen, die man sich in Europaund Groß bri tannien am Valentinstag ge -genseitig schenkt, stammen vom Naiva -sha-See in Kenia, jenem schönen See, andem »Out of Africa« gedreht wurde. Undder See stirbt, da der Rosenanbau allesWasser aufbraucht. Ein anderer hochak-

    tueller Bericht stammt aus Peru: Den Peruanern gehtdas Wasser aus, da sie Unmengen Spargel für Europaund Nordamerika anbauen. Wir müssen also verste-hen, dass wir uns tatsächlich und wahrhaftig aufeinem einzigen Planeten befinden, wenn wir über denhydrologischen Kreislauf und über Was sertransportereden. Wir benutzen und missbrauchen Wasser vonvielen armen Ländern, die versuchen, ihre Produkte zuverkaufen, um zu Wohlstand zu kommen. Und wäh-rend wir unser eigenes Wasser schützen, miss brauchenwir häufig das Wasser von anderen. Wir müssen dasviel besser verstehen, als wir es jetzt tun. GESEKO VON LÜPKE Welche Konsequenzen haben öko -logische Eingriffe für das Wasserproblem?MAUDE BARLOW Alles hängt unmittelbar miteinanderzusammen. Wenn wir lokale Gebiete trockenlegen,indem wir das Wasser wegpumpen, fällt dort auch keinRegen mehr. Das gleiche passiert, wenn man Wälderrodet. Dass der Regenwald »Regenwald« genannt wird,hat einen guten Grund – er zieht den Regen an! Wennwir all dies tun und dadurch Wüsten erzeugen – waswir tatsächlich jahrein jahraus auf der gesamten Erdetun – dann verändern wir den Wasserkreis lauf. Unddies führt zu vermehrter Klimaerwärmung, mehr Hitze,vermehrtem Leid, zur Ausrottung von Arten undschließ lich zum Tod von Menschen. Wir müssen ver-stehen, dass eine Rückkehr zu einer grundlegendenEhrfurcht und Achtung für das Wasser, für den Was -serkreislauf, für das Ökosystem, für das Geschenk, daswir von der Natur erhalten haben, dringend notwen-dig ist.GESEKO VON LÜPKE Wenn die Gletscher schmelzen,dann verschwinden auch die Wasserquellen für unse-

    re Flüsse. Wenn Eis berge schrumpfen, gehen riesigeSüß wasser-Reservoirs verloren. Wie hängen die Was -ser-Frage und der Kli ma wandel zusammen?MAUDE BARLOW Diese beiden Probleme, der Klima -wandel wegen der Emission von Treibhausgasen unddie Wasserkrise, sind tief miteinander verbunden. DieKlimaerwärmung wirkt sich auf die Wassersystemeaus, da die wärmere Luft das Wasser schneller verdun-sten lässt. Das führt zur Gletscherschmelze und hat zurKonsequenz, dass Flüs se und Seen erst zuviel unddann kein Wasser mehr haben. Wenn diese Reservoirswegfallen, wird das Grundwasser nicht wiederaufge-füllt. Es ist ein Teufels kreis. Und es kommt noch etwashinzu: Wenn man dem Boden das Wasser entzieht,dann trifft die Son nen strahlung diesen Boden mit grö-ßerer Intensität und erhitzt ihn. Daraus folgt, dass dortkeine Vegetation gedeihen kann, was wiederum zurBildung von Wüs ten führt. Wüsten wiederum verursa-chen mehr Hitze. Je mehr Bäume wir zusätzlich fällenund je mehr Feucht gebiete wir trockenlegen, destomehr Lebens raum zerstören wir. Aber dieser Lebens -raum ist essentiell im hydrologischen Kreislauf. Wennwir natürliche Wasserscheiden erhalten, wenn wir auf-hören, das Grundwasser heraufzupumpen, wenn wirdie Vege tation und Feuchtgebiete erhalten, dann kön-nen wir die Temperatur reduzieren und in den betrof-fenen Gebieten ein moderateres Klima herstellen. DasWasser ist also sowohl eine Ursache für den Klima -wan del, aber ebenso ist es eine der Lösungen für dieProbleme, die der Klimawandel mit sich bringt. Diesedoppelte Rolle des Wassers wurde meiner Meinungnach völlig übersehen in der Diskussion.GESEKO VON LÜPKE Die moderne Welt folgt dem My -thos, dass jedes Pro blem technologisch lösbar sei. Giltdas auch für die Wasserkrise?MAUDE BARLOW Ich glaube das nicht, auch wenn ichimmer wieder höre, dass Wassermangel durch Meer -wasser-Entsalzung gelöst werden könne. Entsalzungist teuer, energieintensiv und sie hinterlässt eine un -glaubliche Menge an Gift in den Ozeanen. In diesemVer fahren werden zuerst das gesamte Salzwasser unddie im Meer lebenden Tiere eingesaugt. In einem zwei-ten Schritt wird dies dann durch einen chemischenProzess der umgekehrten Osmose geschickt. Im letztenSchritt wird dann das Wasser abgeschöpft, währenddas Salz, all das tote Getier und die Chemikalien inden Ozean zurückgeworfen werden. Das ist keine Ant-wort auf das Problem. Wir können uns von keinerwundersamen Technologie abhängig machen, wäh-

    rend wir gleichzeitig die Wasserquantität und die Was -serqualität in den lokalen Wasserscheiden herabset-zen. Wir müssen zurück zu einer Achtung vor demLeben, einer Achtung gegenüber dem Wasser, einerAchtung für die Natur um uns herum. GESEKO VON LÜPKE Machen wir uns schuldig, wennwir morgens lange unter der Dusche stehen? Wer musszur Rechenschaft gezogen werden?MAUDE BARLOW Grundsätzlich müssen wir alle unse-ren Wasserverbrauch reduzieren. Andererseits würdees das globale Problem aber auch nicht lösen, wennwir alle brav beim Zähneputzen den Wasserhahn ab -stellen. Der Wasserbedarf des einzelnen Menschenmacht nur zehn Prozent des Gesamtverbrauches aus.Die schlimmste Wasserverschwendung entsteht in derglobalisierten Ökonomie, dem globalen Nahrungs mit -tel- und Textilhandel, bei den Energie- und Bergbau-Unternehmen. Allein letztere zerstören jährlich 800Billionen Liter Grundwasser. Es ist also primär unsereIndustrie, welche die globalen Wasserressourcen ver-nichtet. Wir aber kaufen dann deren Produkte. Alsogeht es trotzdem um das Verhalten des Einzelnen –wir müssen insgesamt lernen, mit Weniger auszu-kommen. GESEKO VON LÜPKE Welche Rolle muss die Politikspielen?MAUDE BARLOW Auf staatlicher Ebene brauchen wirüberall nationale Wasserpläne, in welchen die vorhan-denen Ressourcen kartographisiert, der Bedarf errech-net und bestimmte Budgets vergeben werden. Dortmuss zudem festgelegt werden, wer welchen Zugangzu den Ressourcen bekommt. Wir müssen die begrenz-te Menge zuerst allen Menschen zur Verfügung stellen,dann den lokalen Lebensmittelproduzenten und dabeidie lokalen Ökosysteme bewahren. Erst dann darf derkommerzielle Gebrauch des öffentlichen Guts Wassererlaubt werden. Für all das brauchen wir kompetente Behörden. In Af -rika und Lateinamerika gibt es sie schon, aber auchder »globale Norden« braucht so et was. Außerdemmüs sen Gesetze entstehen, um jene be strafen zu kön-nen, die Wasser als Lebensmittel un brauchbar machen.Und wir brauchen politische Förderung für Regen was -ser-Reservoirs. GESEKO VON LÜPKE Braucht es eine Grundsatz ent -scheidung gegen die kommerzielle Nutzung von Was -ser?MAUDE BARLOW Wasser ist der wertvollste Rohstoffder Welt. Wertvoller als Öl oder sogar Gold. Wasser

    Privatisierung der Was -ser versorgung ist eineForm von Terrorismus. Im ökologischen Kontextder Kriege um Wasser sitzen die Terroristennicht nur in den HöhlenAfghanistans. Einigeverstecken sich in denAufsichtsräten der Kon -zerne und hinter denFreihandelsregeln derWelthandelsorganisa - tionen. Vandana Shiva

    Blaues Gold

    1999 wurde in Cochabamba, derdrittgrößten Stadt Boliviens, dasWasser privatisiert. Der milliar-denschwere US-Konzern Bechtelerhielt für vierzig Jahre das Mono -pol auf die Wasserversorgung derStadt. »Man wollte das Wasserzur Ware machen«, erinnert OscarOlivera von der Koalition zur Ver -teidigung des Wassers. »Sogarder Regen wur de privatisiert.«Doch die Bevölkerung ging aufdie Barrikaden. »Ich war bereitfür das Wasser zu sterben«, er -zählt Rosa De Turpo. Gemein sammit den BürgerInnen von Cocha -bamba hat sie den Kampf um dasWasser aber gewonnen. Heuteverwalten die BürgerInnen vonCochabamba ihr Wasser selbst.Bilder aus dem Film DER GROSSEAUSVERKAUF von Florian Opitz

    Virtuelle Wassergehalte in Litern

    Als »virtuelles Wasser« wird die Wassermenge bezeichnet, die nacheiner umfassenden Bilanz als tatsächlich verbrauchte Menge proProdukt anfällt. Der »Water Footprint«, der ökologische Fuß abdruckdes Wasserverbrauchs, umfasst die Gesamtmenge an Wasser, diefür die Produktion der Güter und Dienstleistungen be nötigt wird,welche die Bevölkerung eines Landes in Anspruch nimmt. DieseDefinition umfasst also auch Wassermengen, die außerhalb diesesLan des verbraucht werden für Güter, die für dieses Land produziertwerden.

    Diese Zahlen sind nicht absolut zu betrachten, sondern können jenach Anbaugebiet und Art der Bewässerung variieren. Die Zahlenstammen aus: Karo Katzmann, Schwarzbuch Wasser, Wien 2007

    Wasserverbrauch pro Kopf und Tag in Litern

    1 Liter Apfelsaft 900

    1 Liter Orangensaft 850

    1 Liter Cola 9

    1 Tasse Kaffee 140

    1 Tasse Tee 35

    1 Liter Milch 1.000

    1 Liter Bier 900

    1 Kilo Käse 5.300

    1 Kilo Rindfleisch 15.000

    1 Kilo Schweinefleisch 4.600

    1 Kilo Hühnerfleisch 4.100

    1 Kilo Reis 4.000

    1 Kilo Weizen 1.150

    1 Kilo Mais 900

    1 Kilo Soja 1.000

    1 Kilo Kartoffel 500

    1 Ei 135

    1 Kilo Tomaten 186

    1 DIN A4-Blatt Papier 10

    1 Paar Lederschuhe 8.000

    1 Baumwoll-T-Shirt 15.000

    1 Auto 450.000

    Afrika (Subsahara) 5 Liter

    Indien 25 Liter

    Deutschland 128 Liter

    Österreich 135 Liter

    Schweiz 162 Liter

    USA 382 Liter

    Den Peruanern geht das Wasser aus, da sieUnmengen Spargel fürEuropa und Nordamerikaanbauen.

    Maude Barlow, Tony ClarkeBlaues Gold. Das globaleGe schäft mit dem Wasser.Broschiert, 336 Seiten.Verlag Antje Kunstmann

    Vandana Shiva Der Kampf um das blaue GoldUrsachen und Folgen derWasserverknappung. Broschiert,215 Seiten. Rotpunktverlag

    Blaues Gold. Der Krieg der Zukunft.Doku von Sam Bozzo. Mit Maude Barlow.DVD, 87 Minuten

    Brennstoff_24.qxd:Brennstoff 16.05.11 02:02 Seite 16

  • 19Nº 24/1118 Nº 24/11

    wird immer mehr zum wichtigsten Gut der Welt. Undjene, die es mit Dollarzeichen in den Augen als Waresehen, träumen natürlich von riesigen Profiten. Hierscheiden sich die Geister. Die einen sagen: »Wasser istein öffentliches Gemeingut, das allen zur Verfügunggestellt werden muss, auch wenn sie kein Geld haben!«Die Vertreter des sogenannten »freien Marktes« sagen:»Der einzige Weg, das Problem zu lösen, besteht da rin,es als Ware auf den Markt zu bringen und mit ei nemhohen Preis zu belegen. Dann wird in Wasser inves-tiert, es wird gesammelt, gehortet und ist Be sitz gut.«Das passiert bereits in Chile, Australien, den USA. Na -türlich kann das funktionieren – nur die Leute, die denPreis nicht zahlen können, gehen dabei drauf. Ichbevorzuge deshalb einen gerechteren Lösungsansatz,der niemanden diskriminiert oder ganze Gemein schaf -ten verdursten lässt. Dieser Ansatz sieht den freien Zu -gang zu Wasser als Menschenrecht. Denn Wasser istein Gemeingut, mit dem niemand Profit machen darf,solange andere an Wassermangel leiden.GESEKO VON LÜPKE In den Vereinten Nationen konn-ten Sie letztes Jahr eine entsprechende Resolutiondurch setzen. Nützt das dem betroffenen Bauer in Äthi -opien, dessen Kinder an schmutzigem Wasser sterben?MAUDE BARLOW Sicher hilft es nicht unmittelbar. Ichwürde auch gerne mit dem Zauberstab schwenken undbis morgen alle Probleme gelöst haben. Aber mit derEntscheidung der UN, den Zugang zu Wasser zumMen schenrecht zu erklären, hat die globale Gemein -schaft einen Schritt in die richtige Richtung gemacht.Trotzdem haben wir noch ein riesiges Problem, dassich wohl erst noch verschärfen wird, bevor es wirk-lich zu einem grundlegenden Umdenken kommt. DieErklärung der UN ist ein nützliches Werkzeug, um vorOrt Wasserrechte durchzusetzen. Denn nun kann manden Regierungen sagen: »Ihr habt in der UN dafür ge-stimmt, nun steht zu Eurem Wort!«GESEKO VON LÜPKE In Ihrem Heimatland Kanadahaben Sie eine große Kampagne gegen die Abfüllungvon Wasser in Fla schen gestartet. Warum? MAUDE BARLOW Wasser in Flaschen zu füllen, istidiotisch. Es ist der erste Schritt zur Kommerziali -sierung. Die großen Konzerne, die Trinkwasser in Fla -schen füllen, machen etwas zur Ware, das immerschon als Gemeingut frei zur Verfügung stand. Hier inEuropa nutzen Konzerne wie Coca Cola oder PepsiCola Wasser, das mit öffentlichen Geldern aufbereitet,gesäubert und zur Verfügung gestellt wird. Sie bezah-len minimal dafür und machen damit oft einen zwei-

    tausendfachen Gewinn. Nestlé bedient sich nicht sel-ten aus Quellen, die nicht auf Reinheit untersucht wur-den – in den USA gibt es Untersuchungen, die belegen,dass manches abgefüllte Wasser gesundheitsgefähr-dend ist. Im »globalen Süden« werden oft öffentlicheQuellen durch Wasserkonzerne ausgebeutet. Die Kon -zerne entziehen damit den Menschen vor Ort dasTrinkwasser. Fast überall wird es in Plastikflaschenverpackt, die zu einem riesigen Umweltproblem wer-den. Allein im letzten Jahr wurden so viele Plastik -flaschen verkauft, dass sie aufeinander gestapelt vier -undsechzig mal von der Erde zum Mond und zurückreichen würden. Gerade mal fünf Prozent werden re -cycelt, der Rest landet im Müll, in der Natur und inden Meeren. Es ist völlig irrational zu glauben, Wasserwürde erst in modisch gestylten Flaschen wertvoll.Wenn wir diesen Wahnsinn mitmachen, bleiben wirein Teil des Problems – und werden nicht Teil der Lö -sung. Ich hoffe, in naher Zukunft wird es »uncool«sein, mit kommerziell abgefülltem Wasser herumzu-laufen.GESEKO VON LÜPKE Wenn wir uns vor Augen führen,dass wir beinahe zu 70 % aus Wasser bestehen, dannscheint es hier eine Spaltung zu geben zwischen dem,was wir sind und dem, was wir tun. Was läuft falschin unserer Kultur, wenn sie nicht den grundlegendenRohstoff des Lebens wertschätzt? MAUDE BARLOW Ich denke, je »moderner« und »fort-schrittlicher«, je mehr verstädtert und je industriali-sierter wir werden, desto mehr verlieren wir den Kon -takt mit Grund und Boden und zur Natur, die uns um -gibt. Wir denken, dass das Essen in Zellophan aus demKauf haus stammt. Wir denken, dass das Wasser auseiner Flasche kommen muss. Wir verlieren dadurchviel von unserer Verbindung zur Erde, zum Ökosys-tem, von dem wir das Wasser als Geschenk bekommenhaben. Ältere Kulturen – Kulturen, die mehr Verbin -dung ha ben zur Erde, Stammeskulturen, ländlichereKultu ren – verstehen nach wie vor, dass Wasser Lebenspendet und dass es uns auslöscht, wenn wir nichtdarauf achten. Der gesamte Lebenszyklus hängt vomWasser ab. Wir begreifen nicht, dass Wasser das wich-tigste Ele ment unseres Ökosystems ist. Ohne dieseslebende Öko system gibt es kein Leben für uns. Eineder wichtigsten Lektionen, die wir lernen müssen, istkultureller Natur: Wasser ist Leben, Wasser spendetLeben und eine gesunde Natur ist die Grundlage füreinen gesunden Was serkreislauf.

    Blaues Gold

    Anfang 2005 zeigte deramerikanische Klima -forscher Kevin Trenberth,dass nach einem Jahr -hundert geringfügigerVeränderungen seit 1970weltweit eine drastischeZunahme schwererDürren zu verzeichnen ist.Der Anteil der Landflächeauf der Erde, der untersehr trockenem Klima leidet, sei von damals 15auf 30 Prozent zu Beginndes 21. Jahrhundertsgestiegen, so Trenberth.Inzwischen berichtenWissenschaftler des briti-schen Wetteramts, dass»wegen der stärkerenNiederschläge aufgrundder Erderwärmung ausden Flüssen im hohenNorden zunehmendSüßwasser in denArktischen Ozean fließt«– und zwar seit den1960er Jahren jährlich umneun Kubikkilometermehr. Fred Pearce

    Fred PearceWenn die Flüsse versiegenGebunden, 400 SeitenVerlag Antje Kunstmann

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    Wir müssen verstehen, dass eine Rückkehr zu einer grundlegenden Ehrfurcht und Achtung für das Wasser, für den Was serkreislauf, für das Ökosystem, für das Ge schenk, das wir von der

    Natur erhalten haben, dringend notwendig ist. Maude Barlow

    Brennstoff_24.qxd:Brennstoff 16.05.11 02:02 Seite 18

  • 20 Nº 24/11 21Nº 24/11

    MamaWaldviertelDie Kinder dabei haben und trotzdem frei haben

    ama, komm (wieder) zu uns ins Waldviertelund sei eine Woche lang unsere Gästin!Bring alle deine Kinder mit. Ihr seid herz-

    lich willkommen! Wir wollen euch – alleinerziehendeMütter mit euren Kindern - eine Woche lang verwöh-nen und entlasten.

    85 % der rund 300.000 AlleinerzieherInnen inÖsterreich sind Mütter. Bei 24 % liegt das Haus halts -ein kom men unter dem österreichischen Durchschnitts -ein kom men. Damit bilden sie die größte Gruppe in derAr muts statistik unseres Landes. In Deutschland sinddie Proportionen ganz ähnlich. Das ist eine Schande.Hier und dort. Es ist nicht nur eine Schande, es istauch dumm. Die große Gruppe armer Kinder ist dieebenso große Gruppe zukünftiger Erwachsener. DieKinder müs sen ja nicht verwöhnt werden, aber sie sol-len auch nicht in einer Welt voller »Unmöglichkeiten«aufwachsen. Sie haben, wie jedes andere Kind auch,ein Recht auf Möglichkeiten, durch die sie Respekt vordem Le ben erfahren und Verantwortung lernen kön-nen. So gesehen ist es uns ein Herzensanliegen, dasswir genau für diese Kinder und ihre Mamas unsere 17Gäste zim mer und unsere zwei Gästewohnungen zueinem Su per Preis öffnen: 50,– Euro für die ganzeWoche für dich, Mama, und alle deine Kinder. DieKinder sind im Preis inbegriffen, egal wie viele Du hastund mitbringst.

    Jetzt sind wir schon ein ziemlich geübtes »Ver -wöhn-Team« in der GEA-Akademie in Schrems. Unse -re PraktikantInnen sprühen vor Energie und sind dieliebevollsten, geduldigsten und phantasievollsten »gro -ßen Geschwister«, die Kinder sich wünschen können.

    Renate ist die Mama von Mama Waldviertel. Sie kanneinfach alles, von Pflaster auf blutige Knie kleben,über Palatschinken kochen bis zum Wiederfinden vonverloren gegangenen Zimmerschlüsseln. So, wie daseben (fast) nur Mamas können.

    Lustig war’s im letzten Sommer, schön war’s, sorich tig lebendig. Allein die Geräuschkulisse von 20Müt tern und 40 Kindern war eine Symphonie der Le -bendigkeit. Weil immer viel mehr kommen wollen alswir Möglichkeiten haben, werden wir auch in diesemJahr wieder zwei Mama Waldviertel-Wochen anbie-ten. Die Plätze sind beschränkt. Darum wollen/müssenwir euch Mamas um Fairness bitten. Letztes Jahr ha -ben wir geschrieben, dass wir diejenigen Mütter beider Anmeldung bevorzugen möchten, die sonst kaumeine Möglichkeit auf Urlaub hätten. Alle Mamas, dieim letzten Sommer bei uns waren, waren supernettund sympathisch. Trotzdem mussten wir im Laufe derzwei Wochen feststellen, dass es nicht nur Gästinnenwaren, für die unser Angebot tatsächlich »not-wen-dig« war. Wenn ihr also andere Möglichkeiten zur Er -holung habt oder eure finanzielle Situation euch aucheinen »normalen« Urlaub erlaubt, dann freut euch dar-über und lasst die Plätze bitte für diejenigen offen, dieweniger Glück im Leben haben. Denn es stimmt schon:Eine Kette ist immer nur so stark wie ihre schwächstenGlieder; die wollen wir stärken. In diesem Sinne: Seidherzlich willkommen!

    Mama Waldviertel | Termine

    Der Preis?

    Fragen, Fragen, Fragen?

    M

    1. Termin: Anreisetag: Montag, 18. Juli 2011 Abreisetag: Samstag, 23. Juli 2011Sonntag, der 24. Juli gehört uns. Da wollen wir alles putzen und vorbereiten für den2. Termin: Anreisetag: Montag, 25. Juli 2011Abreisetag: Samstag, 30. Juli 2011

    Unsere Renate kann sie euch alle beantworten.

    E-Mails bitte an [email protected] oder per Post an:Waldviertler Werkstätten GmbHMama WaldviertelNiederschremserstraße 4b, A-3943 Schrems

    50 Euro –für dich, Mama, und deine – egal wie viele – Kinder

    Das UnterWasserReich, alias Ramsar Zentrum,

    liegt an einem romantischen Plätzchen in Schrems

    – 130 km nordwestlich von Wien – 560 km östlich

    von Vorarlberg und 560 km südlich von Berlin –

    gut 100 km nordöstlich von Linz – 60 km südöst-

    lich von Budweis und nach Krems sind’s auch

    bloß 80 km. Wie ihr seht, liegt es ziemlich zentral.

    Im UnterWasserReich kann man in Sachen Wasser

    & Co viel schauen und staunen und dabei wird

    man auch noch ein bisserl g’scheiter. Am unter-

    haltsamsten sind die Fischotter. Anfang April

    haben die drei Jungotter Luca und Lazlo und Mila

    ihr neues Gehege bezogen und sorgen für zusätz-

    liche Action im UnterWasserReich . Wisst ihr

    www.unterwasserreich.at

    eigentlich, dass der Fischotter fast ausgestorben

    war – und jetzt, nachdem man 1984 die ersten

    Fischotterspuren gesichtet hat, lebt er wieder

    flächendeckend im ganzen Waldviertel ...

    Come and see. UnterWasserReich Schrems/NÖ.

    Faszinosum Natur pur.

    Telefon +43/2853/76334

    Die alten Lakota waren weise. Sie wussten, dass das Herz eines Menschen, der sich der Natur entfremdet, hart wird; sie

    wussten, dass mangelnde Ehrfurcht vor allem Lebendigen und allem, was da wächst, bald auch die Ehrfurcht vor dem

    Menschen absterben lässt. Deshalb war der Einfluss der Natur, die den jungen Menschen feinfühlig machte, ein wichtiger

    Bestandteil ihrer Erziehung.

    Luther Standing Bear

    IchIch stehe manchmalneben mirund sage freundlichDU zu mirund sagDU bist ein Exemplarwie keinesjemalsvor dir warDU bist derStern der SterneDas hör ich nämlich gerne Jürgen Spohn

    Brennstoff_24.qxd:Brennstoff 16.05.11 02:02 Seite 20

  • 23Nº 24/1122 Nº 24/11

    Worauf es ankommt

    SPENDENKONTO lautend auf Heinrich Stau dinger für Af ri kaKonto-Nr. 1.370, Raika 32415IBAN: AT183241500000001370BIC: RLNWATWWOWS

    Weitere Informationen über unsere Afrika-Projekte finden Sie auf unserer Homepage:www.gea.at/afrika

    Vom Abenteuer des Werdens. Heini Staudinger aus Tansania

    ein Freund Emil Isele hat drei Jahre lang imMaasailand eine Schule für alle War tungs -aufgaben in einem Spital geleitet. Sei ne

    Ab solventen waren in ganz Kenia gefragte Leute, undmanche sind es heute noch. Emil wusste immer, dasses für ein »gelingendes Leben« mehr als nur Fach wis -sen braucht. In seiner Arbeit in Afrika ging’s nie nurum Wissensvermittlung. Es ging um Sinn(stiftung)und um die Liebe – die zu sich selbst und die für dieNächsten und auch die für die Über- und Überüber-nächsten – und darum, alles dafür zu tun, dass sie glü-cken kann. Emil hat(te) von allem Anfang an viel Res -pekt vor der Schwierigkeit und Anstrengung, wenneine/r – nomadisch aufgewachsen – den Sprung in diemoderne Welt machen soll/will/muss. Doch Bildungist eine Notwendigkeit, wenn er/sie/ihr Volk ein halb-wegs selbstbestimmtes Leben führen will. In dieser Zeitals Lehrender begegnete ihm Symon. (Von ihm willich später noch erzählen.) Was Emil instinktiv wussteund in seiner Arbeit auch umsetzte, fand ich in einemtollen Buch von Manfred Sliwka (»Das Abenteuer dei-nes Werdens«) so treffend beschrieben:

    »Die Frage, worauf es ankommt, dass das Leben ge -lingt, hat sich mir während meiner Arbeit zunehmendgestellt. Ist die Intelligenz entscheidend? Nein! Es gibtMenschen mit einem hohen Intelligenz-Qotienten (IQ),die mit dem Leben nicht zurechtkommen. Es gibt Men -schen mit einem niedrigen IQ, die das Leben hervorra-gend meistern. Ist es eine Frage der Erfolgstheorienund Rezepte, der Managementmethoden oder des Stu -di ums? Nein! Aber worauf kommt es denn dann an?Die Quintessenz meiner 40-jährigen Arbeit lautet –und ich habe lange gebraucht, um das zu begreifen:Der entscheidende Faktor, damit das Leben gelingt, istdie richtige Lebensphilosophie, ist die richtige Grund -ein stellung, ist das persönliche Wertesystem, mit demein junger Mensch an das Leben herangeht. Die Stärkeeiner Persönlichkeit hängt nicht von ihren Zeugnissenund nicht von ihrer Intelligenz, nicht von ihrem Bil -dungsweg ab. Persönlichkeit ist eine Frage der Werte,die ein Mensch lebt und die von den Mitmenschenerlebt werden. Das gilt in der Familie. Das gilt imBeruf. Das gilt in der Gesellschaft.«

    Also damals, Anfang der 80-iger Jahre, als Emil Leiterdieser Schule im Maasai-Land war, lernte er Symonkennen. Symon staunte eine Zeit lang über Emils »Sys -tem«, bis er den Wert seiner Werte erkannte. Durch

    Zufall kam er als kleiner Bub in einkatholisches Internat, später wurde erPriester und als er als Generalvikarder Diözese Ndong einen scharfenAnti korruptionskurs fuhr, bekam erso viele Morddrohungen, dass er dasLand verlassen musste – in RichtungUSA. Dort sammelte er Geld, um inseiner Heimat eine Schule zu grün-den, in der es eben nicht nur um»edu cation« geht, sondern auch um»values« und Haltung. Denn Symonist davon überzeugt, dass eine/r die-sen Übergang, oder besser gesagt,diesen Sprung vom Nomaden in dieNeuzeit nicht unbeschadet überstehen kann, wennsie/er nicht einen festen Charakter hat. Und den lernenund üben sie in Symons Schule.

    Da wir Symon versprochen haben, ab heuer – mit Hilfeeures Spenden gel des – seine Schule zu unterstützen,wird er den Ausbau zügig vorantreiben können. Einguter Grundstock ist bereits vorhanden. Der Unterrichtkann in ausreichend großen, hellen Klassenzimmernabgehalten werden, es gibt einen Mädchen- und einenKnabenschlafsaal, einen Speise saal, eine Küche undeigentlich schon eine ganz or dentliche Infrastruktur.Wir haben uns Symons Pläne genau angehört und fin-den, dass alles, was er an Aus bau plant, Sinn machtund letztlich den Schülern dient. Im Vertrauen auf seinVorbild hoffen wir für die vielen Kinder und Jugend -lichen, die dort nicht nur Wissen, sondern ihre Lebens -philosophie erlernen, dass mit diesem (Wissens)Schatzim Rucksack ihr Lebens weg glücken möge.

    Persönlichkeit ist eine Frageder Werte, die ein Menschlebt und die von den Mit -menschen erlebt werden. Dasgilt in der Familie. Das gilt imBeruf. Das gilt in der Gesell -schaft. Manfred Sliwka

    M

    Große Gangster waren immer große Könner. Aber sie hatten ein falsches Wertesystem.

    Pat Patten betreibt seit mehr als zwei Jahrzehnten eine Berufschule

    für behinderte Jugendliche in Olkakola. Für Behinder

    te kann das

    afrikanische Leben sehr grausam sein. In Pats Schule

    können die SchülerInnen ein Handwerk (Schneidere

    i, Tischlerei, Maurerei und Landwirt schaft )

    so weit erlernen, dass sie – manchmal mit, häufig oh

    ne Pats Hilfe – ein einigermaßen selbstbestimmtes Le

    ben führen können. Pat hat eine besondere

    Gabe dafür, seine »Nächsten« zu erkennen. Vielleich

    t liegt es einfach daran, dass er nicht wegschaut, wen

    n Not offenbar ist. Nun ist ihm für diese

    Schule der bisherige Donor (Spender) ausgefallen. W

    ir springen ein. Mit Deiner/Ihrer Hilfe. Spendenkonto

    siehe rechte Seite.

    Brennstoff_24.qxd:Brennstoff 16.05.11 02:03 Seite 22

  • Nº 24/11Nº 24/11 2524

    Oskarlfür Improvisierer und Innen

    GE GE GEGelesen. Gehört. Gesehen.

    Der »Oskarl fürImprovisiererInnen« ist inzwischen eine

    fixe Einrichtung im brennstoff.

    Schicken Sie uns bitte geglückte

    Beispiele aus Ihrem All tag!

    An: [email protected]

    ˇUnter allen neuen brennstoff FörderABOnnentInnen

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    erhard Fürlinger scheint auf den Gewinn unse-res Os karls für ImprovisiererInnen abonniert zu

    sein. Sie erinnern sich vielleicht noch an die fahrbarenKlein gärten in ausrangierten, aber funktionstüchtigenSu per markt-Einkaufswagerln, mit welchen Gerharddas Biogemüse direkt in die Küche rollt. Diesmal hatteder kreative Mann mit Bio nix im Sinn, sondern hatmit Tochter Johanna aus Plas tikmüll ei ne mehr oderweniger bequeme, mit Sicher heit aber knarzende, zurLiebe dank PET-Sound nur bedingt taugliche Liegezusammengeklebt. Das lustige Produkt be steht aus ca.280 Plastikfla schen. Bedenken wir, dass weltweit alledrei Minuten 85 Millionen solcher Kunststoff-Fla schenverwendet werden, können wir uns leicht allerhandaus rechnen und daraus Rückschlüsse ziehen auf dendurch schnittlichen IQ jener Population, zu deren über-durchschnittlichen Mitgliedern wir selbst zählen. PET-Fla schen, die nicht verbrannt, recyclet oder zu Für lin -ger-Liegen verarbeitet werden, landen früher oder spä-ter im Meer, jedenfalls in der Nah rungskette. Den kür-zesten Weg in unser Blut nehmen Gifte, die von un se -ren coolen Drinks aus dem Plastik ge löst werden. Die -se Gifte schaffen es dann z.B., unseren Fettstoffwechselzu stören. So praktisch sind Plastikflaschen. Moreau

    Dokumentarfilm Water makes MoneyWie private Konzerne aus Wasser Geld machen

    ie weltweit agierenden französischen Was ser kon -zerne Veolia und Suez versuchen mit aller Macht,

    die Aus strahlung und Verbreitung dieser Doku zu ver-hindern. Kein Wunder, basiert der Film doch auf demBuch von Jean-Luc Touly, einem ehemaligen Mit ar -beiter von Veolia, der 1 Million Euro Schweigegeld ab -gelehnt hat und der genau weiß, wie es hinter den Ku -lis sen der privaten Wasserversorger zugeht: falsch be -rechnete Kosten, 20 – 60 % überhöhte Preise, mangel-hafte Wartung, Korruption und Knebelverträge sichernden Konzernen fette Gewinne. Doch »Water makesMo ney« dokumentiert auch das erwachende Bewusst -sein der BürgerInnen, die – wie z.B. in Paris oder inRouen – die Rückkehr der Wasserversorgung in öffent-liche Ver waltung durchsetzen. Moreau

    G

    Manfred Stangl Das Geheimnis

    anfred Stangl: ein österreichischer Mystiker, derzur Lyrik kam und vice versa. Tatsächlich ver-

    schmelzen in seinen Werken Mysterienschau und Poe -sie untrennbar. Stilistisch und im oft abrupten Wechselvon Bildsprache und Metaphern können Stangls Texteentfernt mit manchen Werken der »Münchner Kosmi -ker« der ersten zwei Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts,wie etwa Alfred Schuler, verglichen werden.Schon in der Einleitung zum Naturlyrikband ‚Gesangdes blauen Augenvogels’ erläutert Andreas Okupenko:»Der Philosoph und Lyriker Manfred Stangl, der eineumfassende ›Ästhetik der Ganzheit‹ verfasst hat, in derer unserer gängigen Kunstauffassung und darüber hin-aus der Lebensweise unserer modernen Zivilisation mitihrer bis zur Vernichtungsgefahr gehenden Polarisie -rung und Megalisierung und ihrem Prinzip Schein stattSein den Kampf ansagt, hat es sich zum Anliegen ge -macht, in seinem Werk als Lyriker eine – wie er esnennt – mystische, für alle Welt eingängige Lyrikspra -che zu entwickeln.«Im Folgeband »Das Geheimnis – eine Reise zu denQuel len des Himmels« legt Stangl nach seiner An ti -these zur »entgötterten Natur« (Friedrich Schiller) nuneine Art ver-dichtende Synthese unterschiedlichsterspiritueller Strömungen vor, entdeckt uns die Einheit

    hinter sprachlich eigentlich inkom-patiblen Welt-Bil dern verschiede-ner Kontinente und Epochen.Wer das Buch mit dem Hinterge -dan ken liest: »Worauf will er ei -gent lich hinaus?«, wird sich da rinverlesen, denn das persönliche »Ge -heimnis« wird darin nicht Schrittum Schritt enthüllt, sondern derAutor versucht es mit dem Leser zuteilen, von der ersten Seite bis zurletzten. Huhki

    Bela Hamvas Die Melancholie der Spätwerke

    ielleicht hängt alles davon ab, wer was er -reicht hat. Burton war in der Unterwelt gewe-

    sen, hatte das traurige Ungeheuer gesehen undkehrte auf die Erde zu rück. Wer von dort zurückzu-kehren vermag, kann auch nur ein sehr stillerMensch sein. Man biete ihm Reichtum, Geld, Macht,Vergnügen – er bedankt sich, will nichts davon.Was können sie ihm noch geben, was er nichtschon vom Schicksal bekommen hat? Hat über-haupt etwas anderes einen Wert als das, was manerlebt hat? Als sie die sieben Tore der Un terweltpassierte, musste Ischtar alles ablegen, was sie vonder Erde mitgenommen hatte: Gold; Macht, Schön -heit, Wis sen, Erinnerung. Man kann nichts anderesbehalten als sich selbst, bis man zuletzt auch dasverliert – vielleicht. Wer weiß? Gerade dieser Zwei -fel ist: die Melancholie. Aber wenn man schon ausder Un terwelt zurückgekehrt ist und alles, was esdort gibt, erlebt hat, ist man nicht mehr melancho-lisch. Dann wird man auf einmal sehr langsam, sehrruhig, sehr friedlich. Man beginnt die Philosophiedes Taus zu leben: den klaren, kristallenen, fun-kelnden Augen blick. Braucht man Vergnügen,Schön heit, Vermögen, Ruhm? »My leisure wouldnot permit« – mein Müßig gang erlaubt es nicht. Ersingt nur, gleich einer Grille. Diese Art der Un sterb -lichkeit ist gewiss und herrlich. »I am musing« – ichsinniere im Zustand der Muse, mein Leben ist ruhigund endgültig wie ein Gedicht. Das ist der Schluss -absatz im Buch von Bela Hamvas, »Die Melancholieder Spätwerke«.Ach, dieser Absatz ist viel zu wenig, auch wennalles, was wichtig ist, drinsteht. Vom »Nix mit neh -ma« bis zur Melancholie und der Erlösung im Tau -tropfen – den klaren, kristallenen, funkelnden Au -gen blick – zu le ben! Habe ich das jetzt richtig ver-standen? Ich glaube schon. Aber ich werde diesesschmale Büchlein sowieso gern wieder lesen. Infeierlicher Stimmung. Denn es berichtet mit berüh-render Überzeugungskraft von den letzten Wahr -heiten. »Man beginnt die Philo sophie des Taus zuleben: den klaren, kristallenen, funkelnden Augen -blick.« Heini

    Müsste man sich nicht auf den Weg machen,wie die alten Weisen gelehrt haben, und

    solange nicht zur Ruhe kommen, bis man sich selbstgefunden hat? Béla Hamvas, Karnevál

    Neunzehn * in ÖsterreichSieben * in Deutschland

    Ein * in der SchweizAlle Adressen auf der Rückseite

    dieser brennstoff-Ausgabe!www.gea.at

    Spur im Sand

    Ging da ein Weißer,

    ein Schwarzer,

    ein Roter?

    Der Sand sagt:

    Ein Mensch.

    HANS BAUMANN

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    in den Lederfarben jaques,

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    Bela Hamvas Die Melancholie der Spätwerke.120 Seiten. Verlag Matthes & Seitz Berlin. ISBN 978-3882217193Käuflich um 10 Euro. Die sind in diesem Fall viel mehr wert.

    Manfred Stangl Das Geheimnis. Eine Reise zu den Quellen des Him mels. 143 Seiten. Sonne & Mond Verlag. ISBN 978-3-9502704-6-4. Auchdirekt zu bestellen unter [email protected]

    Vm

    Es ist möglich: Anne le Strat, genannt »Jeanne d’Arc des kommuna-len Wassers«, ist die 2. Bürgermeisterin von Paris. Sie hat das WasserVeolia und Suez entrissen und zurück in kommunale Hand geführt.

    Water makes Money. Ein Film von Leslie Franke und Herdolor Lorenz.2010, 90 Minuten. Viele Hintergrund-Infos und DVD-Bestellung überdie Internetseite www.watermakesmoney.com

    d

    Der moderne Kultur -mensch trinkt heute

    überwiegend schlechtesWasser, hat sich deshalb

    des Wassertrin kens entwöhnt und fügt da mitseinem Körper schweren

    Schaden zu. Viktor Schauberger

    Wenn die Irrtümer verbraucht sind, / Sitzt

    als letzter Gesell-schafter / Uns das Nichts gegenüber.

    Bertolt Brecht

    YouTube-TIPPStichwort: Gefährliche PET

    Flaschen (markt) wdr

    Brennstoff_24.qxd:Brennstoff 16.05.11 02:03 Seite 24

  • 27Nº 24/1126 Nº 24/11

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    Abbildung linke SeiteEinfluss von Mobiltelefonen auf die TropfenstrukturDas Wasser wurde zwei Minuten lang dem Einfluss des elektromag-netischen Feldes eines Mobiltelefones ausgesetzt. Die oberen dreiBildpaare zeigen Speichel vor und nach einem (wortlosen) Telefonat.Links ist jeweils der Speichel vor dem Telefonat zu sehen, rechts dernach dem Telefonat veränderte. In allen Fällen zeigt sich eine rigide-re, in der Vielfalt verarmte Struktur. Das untere Bildpaar zeigt dieEinwirkung auf ein Bodensee-Wasser. Auch hier wird das Bild struk-turloser. Die Aufnahmen stammen aus dem Buch »Welt im Tropfen«von Prof. Dr. Bernd Kröplin. Beachten Sie in diesem Zusammenhangbitte auch die auch Seiten 7 und 9 in diesem Heft.

    Bernd Kröplin Welt im TropfenGedächtnis- und Gedankenformen im Wasser

    m Februar habe ich Ferdinand er zählt, dass wireinen brennstoff zum Thema Wasser machen.

    Hilfs bereit erinnerten Ferdls Synapsen eine Freundinin Graz, und diese Freundin, sagte Ferdl, diese Freun -din habe einen Film, der sei ziemlich – ich glaube, Ferdlsagte: ausgeflippt! Die Freundin war auch hilfsbereit,und so kam ich zu diesem Film, eine 3sat-Doku, undstieß damit auf einige ungeheuer kluge, ungeheuerkre ative Men schen, hervorragende For scher, allesamtlebendige Ge gen teile von einem Brun nenfrosch. »Du kannst mit einem Brunnenfrosch nicht über dasMeer sprechen, weil er durch den Raum, in dem er lebt,beschränkt ist«, schreibt der alte chinesische WeiseZhu angzi. »Du kannst mit einem Sommerfalter nichtüber das Eis reden, er ist begrenzt durch die Zeit, in derer lebt. Du kannst mit einem Gelehrten nicht über dasTao reden, er ist gebunden an seine Lehren.«Die Welt (ich meine nicht nur die Welt des Alltags undder Politik, sondern auch die Welt der Wissenschaft )wird regiert von – oft genug geldgierigen – Brunnen -fröschen. Umso glücklicher fühle ich mich, wenn miretwas be gegnet, das mich aus meinem Brunnen her-ausholt, mich staunen lässt, neugierig macht und ver-zaubert. Einer dieser hervorragenden Forscher, die die Grenzendes bereits Bekannten überschr