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Brockmann, Thomas - Das Große Buch Vom Schummeln

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Spicken, Tricksen, Mogeln - das sind die drei Disziplinen, die in derSchule wirklich zählen.

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Das große Buch vom

Schummeln

Thomas Brockmann

Spicken, Tricksen, Mogeln - das sind die drei Disziplinen, die in der Schule wirklich zählen. Und wer Erfolg damit hat, behält seine Kunststücke stets in bester Erinnerung (wie die zahlreichen im Buch preisgegebenen Schummelgeständnisse von Prominenten und Spitzenpolitikern beweisen).

Eichbornverlag 1990ISBN 3-8218-3008-5

scanner: L.k-leser: L.

05/2002

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EINLEITUNGZwar ist Schummeln noch keine olympische Disziplin,aber wohl eine der beliebtesten Sportarten während derAusbildung. Und neben dem sportlichen Aspekt häufigunumgänglich. Bei gutem Unterricht wird kaumgeschummelt. Wer allerdings glaubt, nur weil er Lehrerist, eine Autorität zu sein, sollte besser nicht erfahren,was hinter seinem Rücken geschieht.Der Leistungsdruck während der Ausbildung nimmtständig zu. Allein Noten und Punkte entscheiden häufigüber die Zukunft. So ist beispielsweise einnaturwissenschaftlich Hochbegabter dazu gezwungen,seine eventuellen Schwachstellen in Fremdsprachendurch Schummeln auszugleichen. Denn eins ist klar:Selbst Einstein würde heute an der ReformiertenOberstufe scheitern.So versteht sich dieses Buch als praktischeÜberlebenshilfe für Schüler und Studenten, die wedergenial noch angepaßt sind. Denn: Wer genial ist,braucht nicht zu schummeln. Wer angepaßt ist, willnicht schummeln. Und wer realistisch ist, wird seinepersönliche Mischung zwischen Lernen undSchummeln finden.Wer Zweifel an der Durchführbarkeit der geschildertenTricks hat, kann beruhigt werden: SämtlicheSchummelmethoden sind praxisbewährt.Ein Hinweis zum Gebrauch. Eltern verschenken »Dasgroße Buch vom Schummeln« am besten ungelesen.Lehrer sollten vor der Lektüre reichlich Baldrianschlucken. Schüler und Studenten aber den »Krimi« aufkeinen Fall zu schnell lesen.

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I GRUNDSÄTZLICHES

1.1. Schummeln - Warum eigentlich?Das Schummeln, oder wie es bei den Lehrern heißt, derTäuschungsversuch ist keineswegs etwas Neues. Schonzu Urgroßvaters Zeiten wurde geschummelt, und somancher Enkel hat von seinem Opa wertvolle Tips überdas Spicken erfahren (was natürlich nicht unbedingt imSinne der Eltern war). Nein, auch Lehrer sind keineanderen Schüler gewesen! Gespickt hat wohl jedereinmal; und so mancher Pauker, der heute als »scharferHund« verschrieen ist, war als Pennäler selbst ein»Trickser«.Gründe fürs Schummeln gibt es eigentlich eine ganzeMenge, doch wesentlich ist wohl der eine: Der Stoff -oder ein Teil des Stoffes - ist noch nicht im Kopf, ergomuß das Wissen auf den Zettel! In welcher Form und inwelchem Maß nun geschummelt wird, ist abhängig vonvielen Faktoren:

1. Was weiß ich, und was fehlt mir noch?

2. Wie umfangreich ist der Stoff, der auf denSchummelzettel muß?

3. Welche Möglichkeiten des Schummelns bestehen vorOrt?

4. Welche Verfahren bin ich bereit anzuwenden?

Diese Punkte werden in den folgenden Kapiteln nochausführlich behandelt.Es gibt verschiedene Möglichkeiten, zum prekären

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Thema des Schummelns zu stehen. Richtig ist: Diesogenannte Chancengleichheit ist nicht mehrgewährleistet. Doch tauchen mit dieser Kritik auch Fra-gen auf: Wird denn tatsächlich nicht geschummelt, wennich es als einzelner bleiben lasse? Ist die Entscheidungfürs Schummeln nicht genauso freiwillig und allenzugänglich wie das »ehrliche« Schreiben? Wo bleibtdenn die Chancengleichheit, wenn einzelnen SchülernNachhilfelehrer und einzelnen Studenten Repetitoren zurVerfügung stehen? Ist Schummeln nicht eine Form desWettbewerbs, mit der wir in unsererLeistungsgesellschaft alltäglich konfrontiert werden? Esgibt also verschiedene Möglichkeiten, das Problem zubetrachten.Tatsache bleibt: Wer schummelt, tut dies freiwillig. Impositiven Fall schreibt man eine gute Arbeit oder bestehtdie Klausur. Im negativen Fall wird man erwischt, vonder Klausur ausgeschlossen oder vielleicht sogar von denPaukern geächtet. Doch eines muß an dieser Stelledeutlich gesagt werden: Wer sich erwischen läßt, istselber schuld und kann niemanden, außer sich selbst,dafür verantwortlich machen. Er sollte entweder mehrüben, ein anderes Verfahren wählen - oder, als letzteMöglichkeit, den Stoff lernen (was unter Tricksernallerdings sehr verpönt ist).

1.2. Die Angst, erwischt zu werden

Jeder hat eine Hemmschwelle, die es zu überwinden gilt.Denn immerhin handelt es sich ja um eine nicht erlaubteHandlung. Der eine ist eher bereit, den »Pfad derTugend« zu verlassen, als der andere.Grundsätzlich muß jedoch gesagt werden: Schummeln

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kann jeder! Dennoch gibt es natürlich Praktiken, die fürden einen mehr und für den anderen weniger geeignetsind. Auch gibt es Naturtalente und Leute, die etwasmehr üben müssen, um zum Erfolg zu gelangen. Werkennt ihn nicht, den Schüler, der schon zehn Minuten,bevor er den Spicker ziehen will, wie eine rote Laterneleuchtet, becherweise Schweiß verliert und nervös seinenKopf in alle Himmelsrichtungen rotieren läßt. Hier mußder Pauker sich schon mit dem Gesicht zur Wand in dieEcke stellen, um nicht zu merken, daß sich ein Täu-schungsversuch anbahnt.Deshalb ist es immer wichtig, die Regeln desSchummelns einzuhalten:

1. Nur ein Verfahren verwenden, das man wirklichbeherrscht und lange geübt hat.

2. Nur schummeln, wenn ich absolut sicher bin, nichtentdeckt zu werden.

3. Sich auf keinen Fall nervös machen und unterZeitdruck setzen lassen.

4. Jedes unnötige Risiko vermeiden und lieber mal eineArbeit »vergeigen«.

Basis des Schummelns ist, daß man ruhig bleibt und nurüberlegt handelt. Ich muß in jedem Moment wissen, wodie Aufsichtsperson sich befindet. Man muß sich ständigvor Augen halten, daß Erwischtwerden längerfristigeFolgen hat. Im schlimmsten Fall haben die Pauker michbei jeder zukünftigen Arbeit oder Klausur auf demKieker, und meine Chancen, den oder die

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Schummelzettel einzusetzen, sind gleich Null. Gott seiDank treten diese Situationen aber recht selten ein, sodaß auch für Amateure die Zukunft noch offen bleibt.

II. VORAUSSETZUNGENDESSCHUMMELNS

2.1. Der Ort

Leider gibt es an Schulen, Fachhochschulen undUniversitäten unterschiedliche Bedingungen, so daßkeine einheitlichen Ratschläge gegeben werden können.Jedoch sollte man prinzipiell in Klassen- undKlausurräumen entweder ganz weit vorne oder hintensitzen. Im Prinzip ist der hintere Sitzplatz zu bevorzugen,da sich die meisten Lehrer und Dozenten vorne ans Pultsetzen. Es muß also eine möglichst große räumlicheDistanz zwischen Pennäler und Pauker bestehen, denndirekt unter den Augen des »Geiers« läßt sich schwerschummeln. Außerdem hat man von dort eine bessereÜbersicht und als Trickser mehr Zeit, seineSchummelzettel zu entfernen bzw. zu verbergen. Es gibtaber auch einige »scharfe Hunde«, die sich an dieRückwand des Klausurenraumes stellen in der Annahme,jetzt würde sich jeder beobachtet fühlen und keiner esmehr wagen zu schummeln. Bei diesen Paukern kannsich also sehr schnell die relative Vorzüglichkeit eineshinteren Sitzplatzes ins Gegenteil kehren. Daher sollteman immer wissen, wer Aufsicht führt und welchetypischen Verhaltensweisen diese Person während derKlausuren zeigt. Auch sollte man in gewisser Weise dasanzuwendende Schummelverfahren auf die jeweiligen

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Pauker abstimmen.Jedoch auch der vorderste Platz (als Außenplatz) hatseine Vorzüge. Schüler und Studenten, die das»Körperschummeln« beherrschen, können hier sehr ruhigund zügig arbeiten. Unter Körperschummeln verstehtman das Schummeln in der Deckung des Körpers. D. h.,befindet sich die Aufsichtsperson im hinteren Bereich desRaumes oder beginnt zu wandern, kann man den (die)Schummelzettel direkt vor sich legen, ohne gesehen zuwerden. In anderen Momenten legt man den Unterarmmit etwas Abstand parallel zur Tischkante. DerSchummelzettel wird dann zwischen Arm und Kanteplatziert. Befindet sich der Pauker in unmittelbarer Nähe,wird der Unterarm einfach auf den Spicker gelegt und istso nicht mehr zu sehen. Grundsätzlich sollte mannatürlich versuchen, die Sichtmöglichkeiten für dieAufsichtspersonen möglichst stark einzuschränken, alsobeispielsweise nur zwei Seiten »offen« zu lassen. EinRechtshänder sollte bestrebt sein, links hinten oder vornezu sitzen. Er schummelt dann mit links an der Wandseite.Entsprechend umgekehrt verhält sich der Linkshänder.Da ein Mittelplatz sämtliche vier Richtungen anbietet, istder gesamte Mittelbereich des Klausuren- oderKlassenraums entsprechend ungünstig.

2.2. Die Größe des Schummelzettels

Beim Schummeln kommt es nicht nur darauf an,möglichst viel Stoff auf dem oder den Zettelnunterzubringen, sondern diese(n) auch möglichst klein zuhalten. Am günstigsten sind Schummelzettel, die relativklein, gut zu handhaben und schnell entfernbar sind.Denn wählt man größere Dimensionen, so steigt das

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Risiko, und es empfiehlt sich, ein stationäres Verfahren(Post- oder Karteikartenmethode) zu verwenden. Nacheigenen Erfahrungen ist ein »ambulantes« Verfahren fastimmer zu bevorzugen, denn was nützen einem die bestenKarteikarten, wenn es der Aufsichtsperson plötzlich inden Sinn kommt, einen umzusetzen. Es gilt die Regel:Schummelzettel gehören an den Körper!

2.3. Die Aufsichtsperson

Zur optimalen Klausurvorbereitung gehört auch, daß manErkundigungen einzieht, welcher Pauker, Dozent oder»Hilfswilli« (Hilfswissenschaftler) während der Klausuroder Arbeit Aufsicht führt. Bei allgemeinbildendenSchulen erübrigt sich diese Vorbereitung meist, da in derRegel die Klassenarbeiten bei den Fachlehrern selbstgeschrieben werden. An Fachhochschulen undUniversitäten kann es aber hilfreich sein zu wissen, wer»das Auge des Herrn« führt. Jeder Dozent hat seineEigenarten und Methoden - und läßt sich einer derfolgenden, vereinfachten Kategorien zuordnen:

Typ A: Er ist völlig desinteressiert, und es ist ihmschnurz, wieviel gespickt wird. Er hat die gesundeAuffassung, es wird ja doch geschummelt - also regt ersich gar nicht erst sonderlich darüber auf und läßt den»Krug« an sich vorüberziehen. Häufig ist dieser Typ garnicht der Fachdozent. Daher fehlt ihm auch daspersönliche Interesse an einem objektivenLeistungserwerb.

Typ AI: sitzt überwiegend, wechselt gelegentlich malden Standort und durchkreuzt zuweilen äußerst

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gelangweilt und harmlos den Klassenraum. Wertnotesehr gut - dennoch im Blickfeld behalten.

Typ A2: sitzt am Pult oder an der Wand und liestZeitung oder ein Buch. Dieser Typ von Aufsichtspersonverhält sich nach dem Motto der drei Affen: Nichtssehen, nichts hören, nichts sagen! Typ A2 ist mit derWertnote sehr gut *** zu bewerten.

Typ B: ist im Grunde genommen korrekt, denn er sagtsich, schummeln kann jeder bei mir, wenn er sich nichterwischen läßt. Wer zu plump schummelt, hat es nichtanders verdient, er fliegt auf. Die Toleranz dieserDozenten ist ziemlich großzügig bemessen, und wer sichnicht zu dilettantisch anstellt, kommt auch ungeschorendavon. Wertnote 2-3, da vorausgesetzt werden muß, daßman im Schummeln bereits etwas erfahren ist.

Typ C: läßt kein Schummeln zu und greift ohne Pardondurch, wenn er jemanden erwischt. Jedoch hat dieser Typvon Dozent keine Ahnung, wie man eine Klausur ambesten überwacht. Erst am Ende der Klausur beginntUnruhe in ihm aufzukommen, und er schreitet im Raumauf und ab. Doch sind zu diesem Zeitpunkt meistenssämtliche Schummelaktionen abgeschlossen. Wertnote 3+, da man sich relativ gut anpassen kann.

Typ D: hat im wesentlichen die gleichen Grundsätze wieTyp C, nur pflegt er die Beaufsichtigung vielfachkundiger anzugehen. Verdächtige Leute werdenteilweise kontrolliert, indem die Klausurenbögenangelupft werden, um etwaige Schummelzettelaufzudecken. Zu diesem Typ gehören auch jene, die sich

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an die Rückwand des Raumes stellen, im Glauben, dieTrickser dadurch zu verunsichern. Sie lesen auchwährend der Klausur, jedoch wechseln sie mehrmals denPlatz oder blättern ihre Lektüre im Gehen. Bei diesenPersonen muß man sehr vorsichtig arbeiten und häufigerden Blickkontakt suchen als bei den erstgenanntenDozenten. Wichtig ist, daß man sich als Trickser demRhythmus der Aufsichtsperson anpaßt. Mit etwas Übungund ruhigen Nerven besteht auch hier die Möglichkeit zurelativ gutem Arbeiten.Wertnote 3-4.

Typ E: Er verschreckt alle Amateure und treibt diemeisten Studenten vor lauter Verzweiflung zum Lernen.Diese Dozenten beginnen ihre Klausuraufsicht damit, daßsämtliche Kleidungsstücke (Mäntel, Jacken etc.) undTaschen an einem bestimmten Platz (meist vorn oderhinten an der Wand) deponiert werden müssen. Auf derSchreibfläche werden dann nur noch Federtasche,Taschenrechner und Lineal geduldet. Außerdem wird dieAnordnung gegeben, daß während der Klausur niemandden Raum verlassen darf. Ferner sind sämtlicheKlausurbögen speziell gezinkt durch beispielsweiseLochmarkierungen in der oberen Blattecke. Eine weitereVariante können farblich unterschiedlicheKlausurenstempel sein. Während der Klausur selbst setztsich der Dozent meist in die hintere Reihe und führt inunregelmäßigen Abständen sogenannte Stippvisitendurch. Zuweilen geht er auch durch sämtliche Reihen undhebt die Klausurbögen alle nacheinander hoch, umverwendete Schummelzettel freizulegen.Wertnote 5, doch keine Panik! Bei dieser Art vonDozenten muß man zwar relativ raffinierte oder

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kaltblütig-dreiste Verfahren anwenden, um zumgewünschten Schummelerfolg zu gelangen, doch es gilt:Schummeln ist fast immer möglich!Katastrophale Klausursituationen, in denen einSchummeln fast unmöglich ist (Wertnote 5-6) gibt es,wenn mehrere Aufsichtspersonen (3-4) eine Klausur von40-60 Prüflingen bewachen. Dann gibt es nur noch ganzspezielle Methoden, die sicherlich nicht jedermannsSache sind. Doch dazu später.

2.4. Der zu spickende Stoff

Prinzipiell weiß natürlich jeder Schüler oder Studentselbst am besten, was auf dem Schummelzettel zu stehenhat. Vielleicht können aber dennoch einige Tips gegebenwerden, die für den einen oder anderen recht wertvollsind. An Universitäten und Fachhochschulen ist esüblich, daß die Fachschaft sogenannteKlausurensammlungen führt. Das sindZusammenstellungen aus Prüfungsfragen der einzelnenFächer oder Fachrichtungen aus vorherigen Semestern.Teilweise stehen außer diesen Fragenkatalogen auchsogenannte Antwortenkataloge zur Verfügung. DerartigeZusammenstellungen können einem sowohl das Lernenals auch die Herstellung von Schummelzettelnerleichtern. Jeder Dozent hat nämlich seineSchwerpunktthemen, also bevorzugte Fragen, die erverstärkt prüft. Leider ist die Zusammenstellung vonFragenkatalogen an Gymnasien bzw. allgemeinbildendenSchulen bisher fast gar nicht verbreitet. Es ist nicht nurso, daß Lehrer bei ihrem Unterrichtsstoff gernebestimmte Bereiche bevorzugt abfragen, sondern Paukersind in gewisser Weise auch den Pennälern ähnlich: Die

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meisten sind nämlich faul! Bezogen auf die Arbeitenkann dies bedeuten, daß sie z. B. im Abstand von zweiJahren exakt die gleichen Klassenarbeiten schreibenlassen in der Annahme, es käme doch kein Schüler aufdie Idee, die gleichen Aufgaben würden zweimal gestellt.Bei der beschriebenen Erfahrung handelt es sich übrigenskeineswegs, wie vielleicht angenommen, um eineAusnahmeerscheinung. Die Wahrscheinlichkeit, daß einebereits geschriebene Arbeit erneut vorgelegt wird, steigterheblich, wenn sich der Lehrer oder Dozent in Zeitdruckbefindet. Dies ist häufig nach Krankheit, Konferenzenoder bei Nachprüfungen der Fall.Eine Möglichkeit des Schummelns besteht somit darin,die entsprechenden Fragen und Antworten auf dem (den)Schummelzettel(n) zusammenzutragen. Beiallgemeinbildenden Schulen empfiehlt es sich, sämtlicheKlassenarbeiten vom Primus der höheren und darauf-folgenden Klasse zu leihen und sie zu kopieren.Anschließend hat man genügend Zeit, den jeweiligenStoff im Kleinformat (Spicker) zu notieren. Wesentlichaufwendiger ist es dagegen, wenn man den gesamtenStoff, den größten Teil oder eine Zusammenfassung aufden Schummelzetteln speichern will. Diese Vorbereitungist zwar relativ umfangreich und benötigt je nach Facheinen Zeitbedarf von l bis l 1/2 Tagen, rentiert sich aberin Fächern, in denen man absolut keine Schnallung (=Wissen) hat, in jedem Fall. Natürlich ist auch eineKombination von Schummeln und Lernen möglich. Daskann dergestalt laufen, daß man nur den Teil des Stoffesextern speichert ( = schummelt), der in der vielleicht zukurz bemessenen Lernzeit nicht mehr in den Kopf zukriegen war. Eine andere Möglichkeit besteht darin, daßman nur einige Schwerpunkte lernt (im Fachjargon

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»Joker setzt«) und den restlichen Stoff notiert. Dochprinzipiell sollte jeder Schüler oder Student selbstwissen, was er lernen kann und was bzw. wieviel erspicken muß. Man muß jedoch immer den Zeitaufwandfür das Anfertigen von Schummelzetteln in Relation zumRisiko setzen. Es besteht schließlich ein ziemlich großesRisiko, die Arbeit trotzdem zu vergeigen, wenn manbeispielsweise nichts weiß und den Stoff nur zur Hälftedurch Schummelzettel abgedeckt hat.

2.5. Die Kleidung

In Zusammenhang mit einigen Schummelverfahren sindbestimmte Kleidungsstücke besonders positiv zubeurteilen. Wählt man eine Methode, bei der man sehrviele Schummelzettel verwendet, sollte man einmöglichst praktisches Kleidungsstück mit relativ vielenleicht zugänglichen Taschen tragen. Es versteht sichallerdings von selbst, daß man nicht mit einerBomberjacke im Hochsommer zur Klausur antritt. Sehrgut erfüllen Herrenjacketts (Sakkos) ihren Zweck. Siesind fast zu jeder Jahreszeit zu tragen und relativunauffällig (wenn man nicht sonst ausschließlich in T-Shirts rumläuft). Ebenfalls bewährt haben sichsogenannte Jagd- und Schießwesten, weil sie sich durchein außerordentlich großes Fassungsvermögenauszeichnen. Besonders günstig ist dabei dieRückentasche, die sich etwa in Höhe der Nieren über dengesamten Rücken erstreckt und sowohl rechts als auchlinks vom Körper offen ist. Diese Tasche ermöglichtPlatz für ca. vier Pfund Schummelzettel, stellt also injedem Fall ausreichend Raum für eine Zetteldeponie zurVerfügung. Der wesentliche Vorteil ist, daß sie von

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beiden Seiten zu beschicken ist und man beispielsweiseim linken Teil die bereits benötigten Unterlagenverwahren kann. Die günstige Lage der Rückentasche istbesonders herauszustellen, weil sie es ermöglicht, daßman die Schummelzettel greifen und wegstecken kann,ohne mit den Armen auffällig arbeiten zu müssen. Manbraucht lediglich den Arm etwas nach hintenabzuknicken und gelangt auf diese Weise schnell undunauffällig an des »Rätsels Lösung«.

2.6. Das Verhalten danach

Ein wichtiger und wesentlicher Grundsatz desSchummelns ist, sich nach erfolgreichem Schummeln vorden Mitschülern oder Studenten nie mit den Leistungenzu brüsten. Man sollte auch nicht den Fehler begehen undglauben, das »Evangelium des Schummelns« verbreitenzu müssen und alle Mitschüler zum routinemäßigenTäuschungsversuch bekehren zu wollen. Durch einsolches Verhalten gefährdet man seine zukünftigenChancen erheblich. Sehr leicht erzeugt man durchAngeben im größeren Kreis nicht nur Neid, sondern auchHaß! Es gibt dann durchaus Leute, die bei entsprechenderGelegenheit ein gehässiges Wort bei Dozenten äußern,die häufig ein offenes Ohr für derartige Hinweise haben.Vielleicht ist hier der britische Leitsatz angebracht: »DerGentleman schweigt und genießt!«

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III. SEIT GENERATIONENBEWÄHRT - KLASSISCHESAUS DER TRICKKISTEDieses Kapitel beschäftigt sich mit Tricks und Kniffen,die teilweise schon von unseren Großeltern verwendetwurden. Sie sollen aber keineswegs abqualifiziertwerden; zum Teil kann man sie auch heute noch wirksameinsetzen. Jedoch sind die Möglichkeiten desSchummelns teilweise durch eine relativ kleine Flächestark begrenzt.

3.1. Die stationierte PostkarteEine Postkarte wird mit den gewünschtenFachinformationen im Hochformat beschrieben und einekleine Ecke freigelassen. Anschließend befestigt man dieKarte unterhalb der Tischkante mit einer Heftzwecke.Durch den einfachen Haltepunkt ist der Schummelzetteldrehbar. Im ungenutzten Zustand ist die Postkarte nichtzu sehen, benötigt man eine der Informationen, so wirdsie gedreht. (Geschickte Trickser schaffen dies allein mitdem Knie.)Wichtig bei dieser Methode ist es, daß die Heftzwecke soweit wie möglich ins Holz gedrückt wird. Andernfallshängt die Karte schräg und kann eventuell von der Seiteaus gesehen werden. Biegt sich die Karte leicht nachunten, so sollte man sie vorher auf der beschriebenenSeite kräftig über die Kante ziehen. Dadurch wird siegestrafft, so daß sie unter der Tischfläche eng anliegt. BeiSchulbänken empfiehlt es sich auf jeden Fall, den

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Schummelzettel an der untersten Tischkante zubefestigen. Andernfalls könnte das System bei einemBlick ins Ablagefach auffliegen.

3.2. Karteikarten-SchummelnEine andere Variante dieser Methode ist dasKarteikarten-Schummeln. Dies ist mit Sicherheit eineWeiterentwicklung des zuerst geschilderten Tricks. Einegroße Karteikarte hat den Vorteil, daß sie mehr Flächefür den Stoff bietet. Dabei wird der Schummelzettel nachdem Schubladenprinzip benutzt. Unter der Tischkantebefestigt man mit Klebeband (z. B. Tesafilm) zweiPappstreifen im Abstand einer Karteikartenbreite. DieKarteikarte wird jetzt zwischen Pappe und Tischkantegeklemmt und durch Verschieben per Hand schnellsichtbar.Man kann dieses System allerdings auch noch ein kleinwenig verfeinern, indem man an der hinteren Kante derKarteikarte ein Ende eines Gummibandes befestigt. Dasandere Ende wird an die Tischplatte (unten!) geklebt.Man zieht die Karte heraus, liest die Information, und derSchummelzettel zieht sich eigenständig in die»Schublade« zurück, sobald man ihn losläßt! Nachteiligbei dieser Methode ist, daß der Schummelzettel»stationiert« ist, also mehr oder weniger fest mit derSchreibfläche verbunden. Man geht also das Risiko ein,daß man die Beweismittel im Notfall nicht schnell genugverschwinden lassen kann. Andererseits sindAufsichtspersonen in der Regel auf Spickzettel imAblagefach des Schreibpults fixiert.

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3.3. Die Linealmethode

Lineale haben den Vorteil, daß man sie zu den meistenArbeiten oder Klausuren mitnehmen und dort verwendendarf. Die Rückseite bietet bei entsprechenderSchreibweise genug Platz für den Stoff. Man kann zwarweit weniger Informationen unterbringen als auf Post-oder Karteikarten, jedoch reicht die Fläche fürnaturwissenschaftliche Formeln oder Ableitungen schonaus. Da sich auf dem Material des Lineals relativ schlechtschreiben läßt (Holz, Plastik, Metall), schneidet man einStück Papier in der entsprechenden Größe aus und klebtes auf die Unterseite.Ebenso lassen sich auch Geo-Dreiecke fürSchummelzwecke umfunktionieren. Bei Geo-Dreieckenaus klarsichtigem Plastik gibt es noch eine besondereForm: Man verwendet dafür kein Papier, sondern ritztmit einer Zirkelspitze die Informationen direkt insMaterial. Der große Vorteil ist dabei, daß niemand beieinem durchsichtigen Geo-Dreieck irgend etwasUnerlaubtes vermutet. Außerdem kann die Auf-sichtsperson, selbst wenn sie unmittelbar vor demTrickser steht, nichts erkennen; das Schriftbild bzw.Eingeritzte ist nämlich nur bei bestimmtem Lichteinfallzu sehen. Daher braucht man das Geo-Dreieck nur flachauf den Tisch zu legen, und man ist über jeden Verdachterhaben.Bei der Lineal- oder Geo-Dreieck-Methode kann man,wenn die Aufsichtsperson unruhig herumtigert, dasLineal entweder benutzen und wie wild unterstreichenoder es einfach rechtzeitig verschwinden lassen. Mankann dem Entdecktwerden auch vorbeugen, indem mannach Gebrauch das hilfreiche Lineal gegen ein

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unbespicktes austauscht.

3.4. Das Löschblattschummeln

In Schulen werden Arbeiten häufig in Hefte geschrieben.Da liegt es nahe, das Löschblatt seinem Zweck zuentfremden und als Schummelzettel zu nutzen. Man legteinfach das einseitig beschriftete Löschblatt ins Heft undnutzt es als Informationsquelle.Um später eine peinliche Situation zu vermeiden,empfiehlt es sich allerdings, das Blatt rechtzeitig vor derAbgabe wieder zu entfernen.Bei der Beschriftung dieses Löschblattes gibt esverschiedene Möglichkeiten. Außer der vollständigenBeschriftung kann man zum Beispiel Formelnunregelmäßig über das Blatt verteilen. Bekleckst man dasLöschblatt anschließend noch ein wenig mit Tinte, soschöpft kaum jemand beim Umhergehen Verdacht.Eine Spezialität des Löschblattschummelns ist folgendeArt der Beschriftung: Man notiert sämtlicheInformationen mit Hilfe einer leerenKugelschreibermine. Da es sich bei Löschblättern umaußerordentlich weiches Papier handelt, drückt sich dieSchrift sehr gut ins Papier. Den gleichen Effekt erzieltman, indem man den Stoff auf einen Pergamentbogen(Butterbrotpapier) schreibt, unter den man vorher dasLöschblatt gelegt hat. Drückt man beim Schreibenentsprechend auf, so werden sämtliche Informationenauch ohne Tinte lesbar sein. Die Wirkung ist ähnlich derGeo-Dreieck-Methode. Hält man den Bogen etwasschräg, so ist der Stoff durch den anderen Lichteinfall(Licht-Schatten-Wirkung) gut zu erkennen. Im flachen(abgelegten) Zustand wirkt das Papier jedoch

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unbeschrieben.Eine etwas extravagante Gestaltung des Schummelzettelsbesteht darin, seine Notizen auf sogenanntes Eßpapier zumachen. Dadurch besteht immerhin die Möglichkeit, denSchummelzettel in Momenten der Panik durch Essen zuvernichten. Dieses Eßpapier erhält man in einigenSüßwarengeschäften meist in DIN-A5- oder -A6-Format.Natürlich kann man ebenso Oblaten beschriften, die sichmit ihrer kleinen und handlichen Form auch gut in derHandinnenfläche verstecken lassen.

3.5. KurzinformationenManche Schüler und Studenten, die ein oder zweiFormeln unbedingt noch notieren müssen, schreibendiese häufig mit Kugelschreiber in die Handinnenflächeoder auf den Unterarm. Man muß dabei aber bedenken,daß das Risiko, beim Schummeln erwischt zu werden,nicht in Relation zum Gewinn (zwei Formeln) steht.Außerdem besteht die Gefahr, daß sich durch eventuelleSchweißausbrüche an der Handinnenfläche die Schriftauflöst und somit die Information im entscheidendenMoment nicht zu entziffern ist.Im Zusammenhang mit zu notierenden Formeln mußauch das sogenannte Kugelschreiber-Schummelnerwähnt werden. Es gibt sowohl vollkommendurchsichtige Kugelschreiber als auch Exemplare mitSichtfenstern. Häufig bekommt man solcheSchreibutensilien als Werbegeschenke mit innenbefestigten Röhrchen, auf denen sich z. B. Firmennamenbefinden. Das Röhrchen kann man bekleben oder dieFormeln auf einem kleinen Stück Papier notieren unddies entsprechend formen. Dieses Verfahren ist für

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naturwissenschaftliche Fächer relativ gut geeignet, zumaldie Handhabung leicht und unverdächtig ist. Man kanndie Kapazitäten ausweiten, indem man mehrere Kugel-schreiber in der oben beschriebenen Form präpariert undsie je nach Bedarf aus der Federtasche zieht. (Das giltnatürlich auch für die Lineal- und Geo-Dreieck-Methode.) Prinzipiell muß man bei der Benutzung derFedertasche als Aufbewahrungsort für Schummelzettelsehr vorsichtig sein. Sie ist für ihre Möglichkeiten zurZweckentfremdung schon sehr bekannt und zählt beivielen Aufsichtspersonen - ähnlich wie die Ablagefächerunter dem Schreibpult - bereits zur Standardkontrolle beijeder Klausur oder Arbeit. Auf jeden Fall sollte man dieFedertasche entsprechend füllen, damit dieSchummelzettel oder die präparierten Stifte nicht sofortins Auge fallen.

3.6. Der Vorteil, eine Frau zu seinIch denke gerne daran, wie ich einmal während einerKlausur einen Blick auf meine Nachbarin warf, die beigesenktem Haupt völlig in ihre Arbeit vertieft zu seinschien. Als ich jedoch sah, daß sie ihren Rock fast biszum Bauchnabel hochgeschoben hatte, war ich weniger ,von ihren schöngewachsenen Beinen fasziniert alsvielmehr von der Tatsache, daß sie zwei vollgeschriebeneDIN-A 4-Bögen unter ihre Seidenstrümpfe geschobenhatte! Als schließlich der Prof erneut wie ein Geier seineKreise zu ziehen begann, schob sie souverän ihren Rockwieder über die Oberschenkel, und dieSchummelaktion blieb unentdeckt.Wie mir routinierte Trickserinnen versicherten, eignensich Netz- und Seidenstrumpfhosen besonders gut. Ferner

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könne man die Schummelzettel auch direkt auf der Hautmit Leukoplastband befestigen. Nach Möglichkeit sollteman keine zu kurzen oder zu langen Röcke wählen;optimal ist eine Länge bis zu den Knien. Außerdemempfiehlt es sich, den Rock nach oben umzuklappen undnicht nach innen zu drehen, um die Oberschenkelbeziehungsweise die Papiere schneller bedecken zukönnen.Natürlich bietet auch die Brustpartie bei entsprechendemBusen ein hervorragendes Versteck für Schummelzettel.Klebt oder näht man den Schummelzettel an dieInnenfläche eines Kleides mit elastischem Ausschnitt,soll man relativ zügig arbeiten können.Ein Mädchen allerdings hatte einmal Schiffbruch erlitten,als sie beim Schummeln ertappt wurde, jedoch nochschnell ihren Schummelzettel in den Ausschnitt steckte.Der Dozent, der sie dabei beobachtet hatte, forderte sieauf, den Schummelzettel herauszugeben. Sie jedoch strittalles ab. Daraufhin kam es zu einer amüsanten Szene.Der Dozent erklärte, als Lehrer sei es ihm nicht gestattet,jedoch als Mann würde er sich das Recht herausnehmen,griff in ihren Ausschnitt und zauberte sogleich denSchummelzettel heraus. Das Mädchen reagierte nunvöllig unerwartet. Sie sagte nur, als Studentin dürfe siesich zwar so nicht verhalten, aber als Frau sei es ihrerlaubt, erhob sich und gab dem völlig verdutztenDozenten eine schallende Ohrfeige.

3.7. Die SchummelzettelraketeHierbei handelt es sich nicht etwa, wie vielleichtangenommen, um einen Papierflieger, der ständigzwischen den Mitschülern umherkreisend zu einem regen

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Informationsaustausch beitragen soll. Vielmehr beziehtsich die Bezeichnung »Rakete« auf die Schnelligkeit, mitder der Schummelzettel aus der Hand in das Versteckverschwindet. Der Spicker ist nämlich mit einemkräftigen Gummiband verbunden, das am Oberarm unterdem Hemdsärmel festgeklebt wurde. Im ungenutztenZustand wird der Schummelzettel durch die Hemd- oderJackenmanschette verdeckt, kann jedoch flott mit einemGriff in die Handinnenfläche gezogen werden. Will bzw.muß man den Spicker aber schnell verschwinden lassen,so braucht man ihn nur wieder loszulassen. DasGummiband wird nämlich beim Schummeln derartigstark vorgespannt (ähnlich wie beimKarteikartensystem), daß der Spicker, hält man ihn nichtmehr fest, in Windeseile unter den schützenden Ärmelentweicht. Der Vorteil liegt also »auf der Hand«, wo sichjetzt kein Zettel mehr befindet. Es bleibt lediglichanzumerken, daß man für den Schummelzettel möglichstfestes Material (also kein Pergamentpapier) wählt.Außerdem sollte man die Ecken abschneiden, um einUmknicken oder Verhaken zu verhindern.

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IV. METHODEN DESTÄUSCHUNGSVERSUCHS

4.1. Der Zettel für alle Fälle

Bisher wurde »Schummeln« als Oberbegriff für jedeForm des Täuschungsversuches verwendet. In diesemKapitel wird der Begriff in seiner eigentlichen Bedeutungbenutzt: Notieren des Stoffes auf kleine handliche Zettel.Grundsätzlich muß man den Schummelzettel zügig undflott handhaben können. Den entsprechendenSchummelzettel ziehen, ihn einsetzen und den Stoffabschreiben, muß ein Ablauf sein. Auf diese Weise erregtman auch am wenigsten Aufsehen. Denn es ist logisch,daß derjenige, der wenig schreibt, sich häufig umblicktund ständig mit den Händen am Kramen ist, am ehestenauffällt und Verdacht erweckt.Bei den Schummelzettel-Verfahren haben sich zweiMethoden besonders bewährt:

4.1.1. Die Schummelzettel-Kartei

Es werden karierte Zettel im Format 7x9 cmzugeschnitten. Die Zettel werden einseitig beschriftet,und zwar so, daß man in einer Karoreihe zweiSchreibzeilen anordnet. Das karierte Papier bietetgewissermaßen eine Hilfestellung, das Format maximalauszunutzen. Außerdem fällt es einem durch dievorgezeichneten Linien leichter, sein Schriftbildgleichmäßig zu halten. Das Format 7 x 9 cm ist natürlichvariabel. Es sollte so bemessen werden, daß es diemaximale Fläche darstellt, die mit der flach

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ausgestreckten linken Hand (bei Rechtshändern) abge-deckt werden kann.Bei der Anordnung des Stoffes sollte man eineÜberschrift notieren oder die Frage deutlich von derAntwort trennen. Eine Möglichkeit ist z. B. eine farblicheUnterstreichung. Auf diese Weise sind die jeweiligenFragen schneller zu finden.Zum Schreiben eignen sich besonders gut Bleistifte derHärtegrade H und HB. Um ständiges Anspitzen zuvermeiden, kann man sogenannte Techniker- oderDruckbleistifte verwenden, die ein dünnes, aber kräftigesSchriftbild ermöglichen. Vom Schreiben mitKugelschreibern oder Füllern ist abzuraten, weil manbereits durch leichtes Schwitzen in der Handinnenflächeden notierten Stoff verwischen kann.Wesentlich für die Schummelzettel-Kartei ist, daß manauf der unbeschriebenen Rückseite in Längsrichtung dieÜberschriften der Vorderseite überträgt. Diese schreibtman in Druckbuchstaben so groß, daß für eine Zeile eineKaroreihe benötigt wird. Auf diese Art und Weise kannman sehr schnell auch auf relativ weite Distanz denrichtigen Schummelzettel herausfischen.Hat man nun sämtliche Schummelzettel in der obenbeschriebenen Form angefertigt, nimmt man ein kleinesNotizbuch, das in etwa die gleichen Abmessungenaufweist, und legt zwischen zwei Seiten des Notizbucheseinen Schummelzettel. Die Zettel sollten möglichst nachBereichen geordnet werden. Man kann sich zu diesemZweck z. B. mit Büroklammern Hilfsmarkierungenmachen.Die Handhabung dieses Systems läuft wie folgt:1. Aufgabenzettel lesen2. Das Notizbuch ziehen und bei senkrechter

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Körperhaltung in der Deckung des Tisches blättern. Beiguten Hilfsmarkierungen findet man zügig denentsprechenden Bereich.3. Die rückseitigen Überschriften (in Großformat) derSchummelzettel lesen und den richtigen Zettel ziehen.4. Das Notizbuch wieder wegstecken.5.Den Schummelzettel auf den Tisch packen und »aufgeht's«! Dabei kann man für jede einzelne Frage dasNotizbuch ziehen oder bei einmaliger Benutzungsämtliche benötigten Antwortzettel gleich zuKlausurbeginn herauszufischen und Übergangs weise inder Tasche lagern.

4.1.2. Das WBI-System

Der Name leitet sich ab von der Fernsehsendung »Wasbin ich?« mit Robert Lembke. Bei diesem heiterenBeruferaten wird für jede verneinte Frage, die von denKandidaten gestellt wird, eine Karte eines Blockesumgeblättert.Für das WBI-System kauft man sich einen kleinenSchreibblock mit karierten Seiten. Ein Block hat 40Seiten im Format 10,4 x 7 cm. Zunächst markiert mansich die endgültige Formatgröße. (Das Format istabhängig von der Größe der Handinnenfläche desTricksers.) Anschließend werden sämtliche Seitendurchnumeriert, wobei die Zahlen deutlich in dasäußerste Karofeld der linken unteren Ecke geschriebenwerden. Jetzt sind die gröbsten Vorbereitungen getroffen,und man kann mit dem Beschriften beginnen. DerEinfachheit halber empfiehlt es sich, den Block nureinseitig zu beschriften. Mit der Schere bekommt derBlock jetzt sein »Einsatzformat«. Das verstärkte

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Deckblatt wird dazu für das Inhaltsverzeichnisverwendet, wobei man die Überschriften in Kurzformnotiert. Da sämtliche Blätter durch eine Spiralezusammengehalten werden, kann man sehr schnell dieentsprechende Seite finden und die übrigen Blätterumschlagen. Durch das günstige Format des Blockeslassen sich die Schummelzettel vielseitig nutzen:1. Man hält den Block in der Handinnenfläche, kippt dieHand, liest einen Satz und legt die Hand wieder flach aufden Tisch. Schummeln ist so in fast jeder Situationmöglich.2. Man stellt eine geöffnete Kakaotüte (0,5 1) auf denTisch und packt den Block dahinter. Durch denSichtschutz ist ein sogenanntes offenes Schummelnmöglich. Wandert der Dozent, handhabt man dasVerfahren wie unter Punkt 1. beschrieben.3. Man schummelt in der Deckung des Körpers. Der

Block liegt zwischen Unterarm und Körper auf demTisch und wird in Notsituationen durch die Handabgedeckt.

4.2. Das Vorschreiben

An Fachhochschulen beispielsweise ist es üblich,Klausuren nur auf sogenannten Klausurbögen zuschreiben. Das sind entweder karierte oder linierte DIN-A-4-Doppelbögen, die in der oberen linken Ecke derVorderseite einen speziellen Stempelabdruck mitfolgender Aufschrift tragen: »Klausur Nr., Fach,Semester«. Diese Klausurbögen erhält man während derKlausur, und die nicht benötigten Bögen werden vomDozenten wieder eingesammelt und in seinem Büro oderdem Sekretariat aufbewahrt. Unter »Vorschreiben«

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versteht man nun das Aufüllen eines Bogens, bevor dieKlausur geschrieben wird; es handelt sich also quasi umeinen »Leistungsnachweis in Heimarbeit«. Zunächstsoll die Frage geklärt werden, wie man dieentsprechenden Bögen erhält. Dabei gibt es wiederverschiedene Alternativen:1. Man holt sich während der Klausuren mehr Bögen, alsman eigentlich benötigt, und legt die unbenutzten Bögenin seine Schulmappe. So kann man im Laufe einesSemesters einen ansehnlichen Stapel zusammentragen.2. Man nimmt zunächst einen Klausurbogen und gibt ineinem Schreibwarengeschäft oder bei einemSchlüsseldienst einen ent- sprechenden Stempel inAuftrag. Wichtig dabei ist, daß der Stempel exaktgenauso gestaltet wird wie der Stempelaufdruck auf demBogen. Studiert man in einer Kleinstadt, so sollte manals Vorsichtsmaßnahme den Stempel in einem anderenOrt anfertigen lassen. Die Klausurbögen erhält man in normalenSchreibwarengeschäften. Weisen die Bögen allerdingsbesondere Wasserzeichen auf, ist es wichtig, das Papierin dem selben Geschäft wie die Lehranstalt zu kaufen.Das entsprechende Geschäft oder die Lieferfirmaherauszubekommen, dürfte einem einigermaßen pfiffigenTrickser aber nicht allzu schwer fallen. Beginnt man seine Klausur zu Hause im stillenKämmerlein vorzubereiten, so ist es wichtig, daß mandabei möglichst flott schreibt. Eine gestocheneSchönschrift ist auf jeden Fall zu vermeiden, da dasSchriftbild insgesamt zusammenpassen und gleichmäßigerscheinen muß. Außerdem muß unbedingt derselbeKugelschreiber benutzt werden, mit dem man in derKlausur schreibt.

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Beim Vorschreiben sollte man am besten alle vier Seitendes Doppelbogens voll schreiben und entsprechend derzu notierenden Stoffmenge die abzuknickendeRandfläche (für Korrekturen) wählen. Das hat denVorteil, daß man den Bogen in jedem Moment derKlausur »ziehen« kann. Paßt man dann dieNummerierung der Seiten den bereits geschriebenen an,so kann man den vorgeschriebenen Bogen immerunauffällig einordnen. Zum Vorschreiben sollte manStoffbereiche nehmen, die besonders umfangreich sind,oder Klausurfragen wählen, die mit penetranterWiederholung immer erneut gestellt werden.Will man mit einem Klausurbogen einen ganzen Bereichabdecken, der aber in der Klausur vermutlich in mehrereTeilfragen gegliedert wird, so rückt man bei derBeantwortung eines neuen Teilbereiches die Zeile etwasein. Auf diese Weise hat man später noch Platz, die ent-sprechende Nummerierung, die man vorher ja noch nichtkennt, einzufügen. Kommt dann die eine oder andereTeilfrage doch nicht, so läßt man diesen kleinen Freiraumeinfach bestehen (oder schreibt zwei Buchstaben, dieman anschließend wieder durchstreicht!). Dadurch kanneinem im schlimmsten Fall passieren, daß man für diesenTeil der Antwort keine Punkte erhält, weil man ja dasThema verfehlt hat.In jedem Fall muß das Geschriebene aber umfangreichgenug sein, so daß sich eine erhebliche Zeitersparniswährend der Klausur ergibt. Fragen, die einfach oderkurz beantwortet werden können, notiert man sich aufdem »externen Speicher« (oder lernt sie halt). Der Zeit-punkt des Bogen-Ziehens sollte während der Klausur aufkeinen Fall zu früh gewählt werden, um unnötigeVerdachtsmomente zu vermeiden. Es könnte schließlich

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auch der naivsten Aufsichtsperson auffallen, wenn manbereits fünf Minuten nach Klausurbeginn schon bei derfünften DIN-A-4-Seite angelangt ist.Das Ziehen der Klausurbögen wird wieder durch dieäußeren Bedingungen (z. B. Sitzplatz, Aufsichtsperson)vorgegeben. Handelt es sich um Dozenten, die keinenWert darauf legen, daß Taschen und Mäntel vomSitzplatz verschwinden, treten keine größeren Problemeauf. Man wählt eine oben offene Schultasche oder Mappeund legt in jedes Fach einen vorgeschriebenenKlausurbogen. Bei vier bis fünf Doppelbögen, die manmaximal verwenden sollte, dürfte es keineSchwierigkeiten bereiten, sich die Anordnung der Bögenzu merken. Bei Dozenten, die keine Taschen in der Nähezulassen, beschränkt sich die Anzahl der möglichenvorgeschriebenen Klausurbögen. In diesem Fall sollteman eine Woll- oder Lederjacke oder ein Sakko überseine Stuhllehne hängen, die meistens geduldet werden,und je einen Bogen aufgerollt in einen Ärmel stecken.Rollt man das Papier etwas schräg auf - ähnlich einerSchultüte -, halten sich die Bögen im oberen Teil desÄrmels sehr gut und sind von außen trotzdem nichtsichtbar. Es ergibt sich auch kein sonderliches Problem,den Klausurbogen herauszufischen, wenn dievorgeschriebene Antwort gefragt wird. Hat man dengerollten Bogen auf dem Tisch liegen, braucht man dasPapier nur kurz entgegen der Drallrichtung über dieTischkante zu ziehen, und der vorgeschriebene Bogen istäußerlich vom Original nicht mehr zu unterscheiden.Eine andere Variante des Ziehens besteht darin, zweiKlausurbögen mit einer Sicherheitsnadel an derInnenfläche des Jacketts zu befestigen. Beim Ziehenöffnet man entweder die Sicherheitsnadel oder reißt den

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Bogen einfach ab (wobei dann natürlich die Nadel relativweit am Rand des Bogens eingestochen sein sollte).An allgemeinbildenden Schulen, Fach- oderBerufsschulen werden die Klassenarbeiten entweder aufDIN-A-4-Doppelbögen ohne Stempelaufdruck, inKlassenarbeitshefte oder auf spezielle Blöcke mit Vor-drucken geschrieben:1. Handelt es sich um ungestempelte DIN-A-4-Bögen,so dürfte es dem interessierten Schüler nach denbisherigen Schilderungen nicht mehr schwer fallen, dasPapier zu besorgen, das Nötige vorzuschreiben und denBogen zu ziehen.2. Ist es an der Schule dagegen üblich, auf speziellvorgedrucktem Blockpapier zu schreiben, so erfordertdas Vorschreiben wieder einige Vorbereitungen. Undwieder gibt es verschiedene Beschaffungsmöglichkeiten:a) Man sucht die Lieferfirma für die Blöcke auf undkauft einen entsprechenden Posten an Blockpapier. Beieventuellen Fragen der Angestellten kann man ruhig»unter dem Siegel der Verschwiegenheit« mit offenenKarten spielen. Meistens sind solche Leute von derDreistigkeit dieser Unternehmung so begeistert und vonder Idee derart gefesselt, daß sie sich ohne Hemmungenauf die Seite des Pennälers stellen und einem dasMaterial beschaffen. Wie gut, daß jeder einmal Schülerwar!b) Man besorgt sich einen sauberen, unbeschriebenenArbeitsbogen und läßt ihn sich im nächstenKopiergeschäft vervielfältigen. Handelt es sich dabei umbesonderes Papier, z. B. karierte DIN-A-4-Bögen mitAufdruck, so kauft man zunächst dieses Papier ineinem Schreibwarengeschäft und gibt es imKopiergeschäft ab. Beim heutigen Stand der Kopier-

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technik ist es möglich, auf nahezu alle Papierarten zukopieren. Häufig bieten diese Geschäfte auchweitergehende Serviceleistungen an, die es ermöglichen,die Kopien gleich als Block geleimt zu erhalten. Soweisen auch die vorgeschriebenen Blockbögen einekleine Leimkante auf. Meistens werden ausKostengründen die Blöcke heute auch gar nicht mehrgedruckt, sondern schon von der Schule bei einemKopie-Center in Auftrag gegeben. So braucht manlediglich das entsprechende Geschäft ausfindig zumachen, seinen Vers aufzusagen, und alle Wege desVorschreibens stehen offen.3. Selbst wenn Klassenarbeitshefte verwendet werden,gibt es einen Weg des Vorschreibens. Es handelt sichmeist um normale DIN-A-4-Hefte, die zur Arbeitausgegeben werden. Betrachtet man einmal einSchulheft, so wird man feststellen, daß ca. 15 DIN-A-4-Doppelbögen übereinanderliegen und im Knick an zweiStellen zusammengeheftet sind. Will man bei dieserForm von Klassenarbeiten die Methode desVorschreibens nutzen, nimmt man sich dieentsprechenden Doppelbögen aus normalen DIN-A-4-Heften der gleichen Art und schreibt die ersten beidenSeiten (Vorder- und Rückseite) voll. Will man nunwährend der Arbeit einen vorgeschriebenen Bogen in dasKlassenarbeitsheft einfügen, schlägt man das Heft in derMitte auf, öffnet die Bügel der Heftklammern und kannso sämtliche Doppelbögen herausnehmen. Jetzt brauchtman nur noch den vorgeschriebenen Bogen an derrichtigen Stelle einzufügen und die Klammern wieder zuschließen. Nachteilig bei diesem Verfahren ist dieTatsache, daß man vorgeschriebene Bögen nur einordnenkann, wenn das Heft maximal bis zur Hälfte

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vollgeschrieben ist.Allgemeine Bewertung der Vorschreib-Methode: DieErfahrung hat gezeigt, daß die günstigste Methode in derKombination mehrerer Verfahren besteht. Hervorragendeignet sich das Vorschreiben in Verbin-düng mit dem WBI- oder Karteikarten-System, auch weilder zeitliche Aufwand für das Vorschreiben geringer ist.

4.3. Externes schreiben

Unter dieser Bezeichnung versteht man das Anfertigenvon Klassenarbeiten oder Klausuren von jemandemaußerhalb des eigentlich dafür vorgesehenen Raumes.Um dies zu ermöglichen, müssen zunächst bestimmteBedingungen erfüllt werden:1. Es muß eine zweite Person zur Verfügung stehen, diedie Arbeit oder Klausur außerhalb des Klausurraumesanfertigen kann.2. Es muß jene Art von Bögen, die während der Klausurbenutzt wird, in ausreichendem Maß vorhanden sein.3. Der »Ghostwriter« muß den Aufgabenzettelbekommen.4. Die Kontaktperson muß einen geeigneten Ort zurVerfügung haben.5. Es muß die Übergabe der extern geschriebenenKlausur geregelt sein.zu 1. Das Finden eines Helfers, der die Klausur oderKlassenarbeit schreibt, dürfte für Leute, die sich fürdieses Verfahren entscheiden, nicht allzu schwer sein.Denn wer die Dreistigkeit für diese Methode besitzt, hatauch meistens geeignete Freunde. In allgemeinbildendenSchulen kommen nur Schüler in Frage, die sich in eineranderen Klasse befinden und nicht selber gerade eine

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Arbeit schreiben müssen. An Fachhochschulen undUniversitäten werden in der Regel mehrere Klau-surtermine angeboten, so daß sich der Kreis der in Fragekommenden Studenten erweitert. Natürlich kann aucheine völlig außenstehende Person helfen.zu 2. Es erübrigt sich, auf die Beschaffung vonKlausurbögen weiter einzugehen (da dieses Themabereits ausführlich dargestellt wurde und wohl schon einLernerfolg beim Leser unterstellt werden darf).zu 3. Damit der Ghostwriter die Aufgabenstellung kennt,muß mansich zunächst entweder einen zweiten Aufgabenzettelbesorgen oder die Fragen in Kurzform auf einem kleinenBlatt Papier notieren. Dann bieten sich verschiedeneVerfahren an, dieses Schriftstück an den Mann zubringen:a) Wenn man einen Fensterplatz hat, hält man dasFenster schon vor Beginn der Klausur oder Arbeitgeöffnet, knüllt das Papier zu einem kleinen Kügelchenund wirft es in einem unbeobachteten Moment hinaus.Die Kontaktperson weiß natürlich, wann sie aufzupassenhat, und holt sich den Aufgabenzettel.b) Man hat einen Platz in unmittelbarer Nähe der Türund schiebt den Bogen in einem unauffälligenAugenblick flach durch den Türschlitz nach draußen, woder Kontaktmann bereits geduldig wartet.c) Man wartet, bis etwa 10 bis 15 Minuten Klausurzeitverstrichen sind, und bittet darum, austreten zu dürfen.Um eventuellen Zweifeln seitens des Paukersvorzubeugen, kann man schon ein entsprechendes Attestmitbringen (siehe Sonderkapitel »Bescheinigungen undAtteste«).d) Die Kontaktperson tritt während der Arbeit nach ca.

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10 Minuten in den Klassen- bzw. Klausurraum und bittetden Bekannten um seinen Auto-, Mofa-, Mopedschlüssel.- Der Schüler oder Student hat vorher auf einem kleinenZettel die Fragestellungen in Kurzform notiert und ihn indie Schlüsseltasche des Schlüsselbundes gelegt. Vor allenAugen übernimmt der Helfer den unverdächtigerscheinenden Schlüsselbund mit der Aufgabenstellung.Anstelle von Schlüsseltaschen mit Reißverschluß kannman auch kleine Taschenlampen (als Schlüsselanhänger)zweckentfremden. Man entfernt nur die Batterie und hatso genug Platz für ein kleines, aber gehaltvollesPapierkügelchen. Der Vorteil bei diesem Verfahren ist es,daß die Übergabe vor den Augen des Dozenten oderFachlehrers erfolgt, der dies in seiner »treuenGutgläubigkeit« für eine harmlose Handlung hält undniemandem die Dreistigkeit eines derartigenTäuschungsversuches zutraut. (Man muß den Paukernnur immer einen Schritt voraus sein. Selbst die gewieftenund noch nicht »verkalkten« Pauker, die meinen, selbstdas beste »Schummelabwehrsystem« zu haben undangeblich von allen Tricks wissen, kennen nur die bereitsverjährten Kniffe von gestern.) In jedem Fall weiß dieAufsichtsperson die Schlüsselaktion nicht einzuordnen.Sollte der Dozent oder Lehrer stutzig werden oder Fragenstellen, so kann man immer sagen, daß man dringendnach Hause oder in die Stadt müsse und das eigene Auto(Moped, Mofa) nicht anspringt. Bei diesem Verfahren istes allerdings wichtig, die Übergabe nicht ständig auf diegleiche Weise durchzuführen - letztendlich könnte sonstdoch mal jemand auf den Trichter kommen, Verdachtschöpfen und sich die Schlüssel einmal näher zubetrachten.e) Z. B. an Fachhochschulen und Universitäten werden in

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der Regel mehrere Klausurtermine angeboten. So setztsich die Kontaktperson, die entweder den Schein schonhat - was natürlich der in dieser Beziehung überforderteDozent bei der Vielzahl der Studenten nicht weiß - oderihn zu einem späteren Zeitpunkt erst erwerben will, mitin den Klausurenraum. Der Kommilitone erhält ebensowie die anderen einen Aufgabenzettel und verläßt nacheinigen Minuten den Raum. So etwas ist durchaus nichtselten, denn viele Studenten setzen sich mal mit rein undversuchen, allein mit ihrem Basiswissen, ohne größereVorbereitung, eine Klausur zu bestehen. Ähnlich ist esauch an Gymnasien in der reformierten Oberstufemöglich, da ein Teil der Klausuren freiwillig geschriebenwird. Wenn der Lehrer ein Verlassen des Raumes nurgestattet, wenn Aufgaben- und Klausurzettel abgegebenwerden, sollte man sich vorher entsprechende Notizengemacht oder die Fragen eingeprägt haben.zu 4. Um die Klausur extern zu schreiben, muß derHelfer einen ungestörten Platz zur Verfügung haben,möglichst in nicht allzu großer Entfernung vom Klassen-oder Klausurraum. An Universitäten gibt es in dieserHinsicht wenig Probleme, da auf dem Campus genügendunbesetzte Seminar- und Vorlesungsräume zurVerfügung stehen. An Fachhochschulen undallgemeinbildenden Schulen eignen sich z. B. leereKlassenräume, der Tischtennisraum, das Fotolabor, auchein Keller oder Bodenraum. Ansonsten setzt man sich insmeist in der Nähe befindliche Stammcafe.Damit die Kontaktperson in der Lage ist, die fremdeKlausur zufriedenstellend zu beantworten, muß sieentweder selber im Stoff stecken und ihn beherrschenoder das entsprechende Material zur Verfügung haben.Sie muß die Aufgaben in einem kürzeren Zeitraum lösen

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als die regulär schreibenden Schüler oder Studenten,denn die Zeit für die Übergabe der Fragen und dieEntgegennahme der extern geschriebenen Arbeit muß javon der festgesetzten Zeit abgezogen werden. Deshalbmuß die Kontaktperson das notwendige Informa-tionsmaterial übersichtlich geordnet haben. AnFachhochschulen und Universitäten ist es üblich, nachScripten, Repetitorien oder eigenen Mitschriften zuarbeiten. In jedem Fall ist es für den Hilfsschreiber eineErleichterung, wenn man für das Stoffgebiet einInhaltsverzeichnis angefertigt hat. Im übrigen ist man jain diesen Fällen in der Regel nicht bestrebt, mit einer l +oder »summa cum laude« abzuschließen, sondernschlicht damit zufrieden, wenn man die Klausur geradenoch mal »über die Kante gezogen« (= bestanden) hat. zu5. Die Übergabe der fertigen Klausur erfolgt meistens aufder Toilette. Dafür hat man einen gemeinsamenZeitpunkt vereinbart - z. B. zehn Minuten vor demregulären Abgabetermin. Handelt es sich bei der Aufsichtum einen mißtrauischen Pauker, der auch auf den Locusgeht, besteht noch lange kein Grund zur Panik: Ruhigbleiben(!) und sich in dem »Ort für große Geschäfte«einschließen. Der Hilfsschreiber bleibt im benachbartenKlo sitzen. Jetzt erfolgt die Übergabe unter derTrennwand. Um etwaige Geräusche (Rascheln) dabei zuüberdecken, wird die Wasserspülung betätigt. Fälle, beidenen eine Aufsichtsperson einem Schüler oderStudenten auf den »locus vivendi« folgt, sind jedochaußerordentlich selten.Der Empfänger sollte nach Möglichkeit einen lockeranliegenden Pulli tragen, unter den er dann denKlausurbogen schieben kann. Eine andere Möglichkeitgibt es bei einer Wolljacke oder einem Jackett mit weiten

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Ärmeln: Der Bogen wird um den Unterarm gewickeltund durch den darüber geschobenen Ärmel verdeckt. Sotransportiert man das hochwertige Material an seinenPlatz im Klassen- oder Klausurenraum und braucht nurnoch einen günstigen Moment abzupassen, in dem dieextern geschriebene Arbeit gegen die bisherige (gewis-sermaßen das Muster ohne Wert) ausgetauscht wird.Entscheidende Bedingung für die Anwendung derExtern-Schreib-Methode ist, daß der Dozent oder Lehrerweder das Schriftbild der Kontaktperson noch dieOriginalschreibweise des Studenten kennen darf. DieseVoraussetzung wird jedoch in den meisten Fällen erfüllt,wenn man nicht gerade für eine riesige oder anderweitigstark ausgeprägte Handschrift bekannt ist.

4.4. Der Ghostwriter

Der Ghostwriter ist jemand, der für einen anderen eineKlausur schreibt. Der Unterschied zum externenSchreiben besteht darin, daß der Ghostwriter jetzt selbstim Klausurenraum sitzt. Man unterscheidet bei dieserMethode verschiedene Varianten:Variante 1: Person A will für Person B eine Klausurschreiben. A und B sind beide im Raum und sitzen vor-oder nebeneinander. Während B seinen Bogen mitbelanglosem Geschreibsel füllt, schreibt A die Klausurunter B‘s Namen. Am Ende der Prüfungszeit reicht A dieKlausur an B, und B geht nach vorne, um »seinen«Leistungsnachweis abzugeben. A dagegen verläßt imallgemeinen Abgabegetümmel den Raum ohne etwasabzugeben.Variante l ist nur empfehlenswert, wenn durch dieAufsichtsperson günstige Bedingungen zum

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Klausurentausch gegeben werden. Ansonsten gibt eskeine Probleme, da sich ja beide Namen auf einereventuell angefertigten Anwesenheitsliste befinden.

Variante 2: A und B sitzen beide im Klausurenraum,wobei die räumliche Distanz zwischen beiden keineRolle spielt. A schreibt die Klausur unter B‘s Namen undgibt am Ende der Prüfung mit diesem falschen Namenauch die Arbeit ab. Währenddessen kann B zum Beispielauf seinem Klausurbogen einen Brief an seine Freundinschreiben, um die Zeit sinnvoll zu überbrücken. Diesmalverläßt also B den Raum, ohne etwas abzugeben, hat aberdennoch eine gute Arbeit geschrieben!Diese Variante ist nur möglich, wenn der Dozent dieKlausuren bei der Abgabe nicht einzeln kontrolliert bzw.die Namen anhand der Personalausweise überprüft. EineAusweiskontrolle vor Klausurbeginn birgt dagegen keineSchwierigkeiten. Selbst wenn der Pauker A und Bpersönlich kennt, jedoch die Namen auf denKlausurbögen nicht zu überprüfen pflegt, ist dieAnwendung dieser Variante problemlos.

Variante 3: B befindet sich überhaupt nicht imKlausurenraum und sieht sich statt dessen vielleicht dasVormittagsprogramm im Fernsehen an. A dagegen fertigtunter falschem Namen die Arbeit für B an. Der Namevon B ist aber auf der Anwesenheitsliste eingetragen -und B besteht auch die Prüfung. Diese Variante eignetsich nur, wenn der Dozent B und A nicht mit richtigemNamen kennt und keine Ausweiskontrolle durchführt.

Variante 4: Hierbei handelt es sich um die inoffizielleKrönung des Ghostwritens!

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A ist überhaupt kein Student der Hochschule oder diesesFachbereiches. Er ist vielleicht Chemiestudent und wirdsozusagen allein für eine Chemieklausur entliehen. Aerscheint also im Klausurenraum, wird unter dem Namenvon B in der Anwesenheitsliste geführt und gibt auchselbst »seine« Arbeit ab. A absolviert alsogewissermaßen ein Gastspiel unter fremdem Namen.Natürlich kann in einem Härtefall, wo B ausschließlichdieser eine Schein fehlt, ein solches Gastieren auch dieBedeutung einer Benefizveranstaltung bekommen. DieBedingungen sind natürlich die gleichen wie bei Variante3. Wem diese Methode unwahrscheinlich, ja vielleichtsogar utopisch vorkommen mag, kann beruhigt werdenund darf sich getrost wieder bequem in den Sesselzurücklehnen: Es ist ein praktikables Verfahren, und mirsind alleine sechs Fälle an meiner ehemaligen Lehranstaltbekannt. Dies läßt sich auch relativ plausibel erklären. Ineinem Semester befinden sich heute so viele neueGesichter und neue Namen, daß die Dozenten häufig erstin höheren Semestern in der Lage sind, die Studentennamentlich zu unterscheiden. Im übrigen gibt es aucheinige Dozenten, die nur in einem Semester unterrichtenbzw. einen Lehrauftrag haben und daher meistens sowenig im Lehrbetrieb stecken, daß sie sich überhauptkeine Gedanken über eventuelle Täuschungsversuchemachen; sie eignen sich also ausgezeichnet für derartigeAktionen.

4.5. Beschaffungsmöglichkeiten

Dieser Abschnitt beschäftigt sich mit Aktivitäten vorBeginn der schriftlichen Prüfung, womit weniger dasLernen gemeint ist als vielmehr das Bemühen, vorzeitig

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an die Aufgabenstellung zu gelangen. Um dabeierfolgreich zu sein, muß man einige Gewohnheiten derPauker und Dozenten kennen. Somit müssen folgendeFragen geklärt werden:1. Tippt der Lehrer seine Aufgabenzettel selber, odergibt er der Sekretärin die Fragen zum Tippen?2. Wann und wo werden die Aufgabenzettelvervielfältigt?3. Wo werden die Aufgabenzettel bis zur Prüfungverwahrt?Hat man diese Fragen beantwortet, so bieten sich je nachSachlage entsprechende Abfangmöglichkeiten. Dabeiversucht man den Ablauf vom Zeitpunkt des Schreibensdes Aufgabenzettels (seitens des Dozenten) bis zumoffiziellen Vorlegen der Fragen in der Klausur zu unter-brechen bzw. kurz einen ergiebigen Blick auf dieFragestellung zu werfen. (Es soll an dieser Stelle einmalbetont werden, daß es nicht darum geht, den Leser zuderartigen nicht erlaubten Handlungen zu animieren.)Betrachten wir die einzelnen Abfangmöglichkeitennäher:a) Zum Zeitpunkt der VervielfältigungAls erstes muß man klären, ob die Aufgabenstellungkopiert oder mit Hilfe einer Matrize vervielfältigt wird.Im allgemeinen wählt ein Dozent oder Lehrer immerdasselbe Verfahren, so daß diese Frage in der Regel nureinmal geklärt werden muß. Ferner ist Voraussetzung,daß man Zugang zum Vervielfältigungsgerät hat.Befindet sich das Gerät im Sekretariat oder in einemRaum, der auch für Schüler oder Studenten zurVerfügung steht? Im ersten Fall muß man also einenentsprechenden Vorwand suchen, um sich in dem Raumfür einen mehr oder weniger langen Zeitraum aufhalten

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zu können. Ein Grund wäre z. B., wenn man ein Referatoder etwas Privates abziehen möchte. Entscheidend ist,daß man keinen Verdacht weckt, wenn man sich dortaufhält. Während man also an dem besagten Gerät mitseiner Arbeit beschäftigt ist, sollte man versuchen, imnebenstehenden Papierkorb die weggeworfenen Matrizenzu kontrollieren. Nach dem Vervielfältigen wird nämlichüblicherweise die Matrize, auf jeden Fall aber dergeschwärzte Durchschlagbogen weggeworfen, da erzumindest für den Pauker wertlos ist und nur dreckigeFinger verursacht. Der Durchschlag ist zwar ohneweiteres nicht lesbar, da die Buchstaben seitenverkehrtabgedruckt sind, aber das Problem läßt sich leichtbeheben: Man liest einfach mit Hilfe eines Spiegels dasheiße Material (zu Hause natürlich). Das ganzeUnterfangen hat jedoch nur Sinn, wenn man weiß, daß andiesem Tag die Aufgaben vervielfältigt wurden.Sind die Möglichkeiten während des Lehrbetriebes zuriskant, so kann man beispielsweise am Abend in dasLehrgebäude marschieren, um offiziell Tischtennis zuspielen, ins Fotolabor zu gehen oder mit einerArbeitsgruppe zu üben; inoffiziell wirft man bei dieserGelegenheit ein Auge in den vielleicht ergiebigenPapierkorb. Man kann sich auch spät abends noch Zutrittverschaffen, indem man den Hausmeister darum bittet,noch schnell ein paar Seiten eines wichtigen Scripteskopieren zu dürfen. Um derartige außergewöhnlicheGefälligkeiten erbitten zu können, muß eine wichtigeRegel befolgt werden: Prinzipiell sollte man zumPersonal, also dem Hausmeister, den Sekretärinnen undden Raumpflegerinnen ein gutes bis sehr gutes Verhältnisanstreben. Allein ein nettes Gespräch kann schonWunder wirken.

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b) Nach der VervielfältigungVoraussetzung ist, daß man weiß, wo die Klausurfragenaufbewahrt werden. Meistens kann man unterstellen, daßdie Sekretärin die begehrten Fragen in demselben Raumaufbewahrt, in dem sie einen großen Teil ihrer Tipparbeiterledigt. Aufgabe ist es nun, mit Hilfe einer |$weitenPerson die Sekretärin aus diesem Raum zu lotsen, umzügig die ^entsprechenden Ablagefächer für dieDozenten abzuchecken. Befindet sich in diesem Raum z.B. auch das Vervielfältigungsgerät, kann man auf dieseWeise auch gleich den Inhalt des Papierkorbeskontrollieren. '.So ist es durchaus möglich, daß man ineinem glücklichen Moment bei ; einer derartigen Aktionzwei oder drei »Richtige« zieht. An allgemeinbildendenSchulen, Fach- und Berufsschulen werden dieVervielfältigungen meist in spezielle Ablagefächer derjeweiligen Pauker gelegt. Verschafft man sich außerhalbdes Unterrichts z. B. am Nachmittag oder Abend Zugangzum Lehrerzimmer, kann man in diesen Fächerndurchaus fündig werden.Der Vollständigkeit halber soll auch erwähnt werden, daßdie Möglichkeit besteht, per Nachschlüssel odergeöffnetem Fenster abends ins Lehrgebäude zu gelangen,um in dem vermeintlichen Raum zu schnüffeln. Abernicht nur in Anbetracht der Tatsache, daß man einäußerst großes Risiko eingeht, sondern auch weil maneine Straftat begeht - zumindest kann es im negativenFall so ausgelegt werden -, ist unbedingt von derartigenEskapaden abzuraten. Der Wert einer Klausur, die manvorzeitig erhält, sollte immer im Verhältnis zum damitverbundenen Risiko gesehen werden. Mit einemEinbruch überschreitet man aber in jedem Fall dasvertretbare Maß. Statt dessen sollte man es sich lieber zur

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Gewohnheit machen, vor jeder Arbeit Stippvisiten beiden entsprechenden Papierkörben zu machen. Es sindeine Reihe von Zufallstreffern möglich, die es einemerlauben, seine Schummelvorbereitungen auf wenigeFragen zu beschränken.

4.6. Klausuranfertigung mitFremdhilfe: Golden Circle

Hierbei handelt es sich gewissermaßen um eine Variantedes Ghostwritens. Person A und Person B sitzen imKlausurenraum und müssen beide die schriftlichePrüfung in einem naturwissenschaftlichen Fach wieMathe, Physik oder Chemie absolvieren. A hat vom Stoffmal wieder keinen blassen Schimmer. Dagegen gehört Bzu den Leuchten des Semesters oder der Klasse. Beidehaben sich dahingehend abgesprochen, daß B das nötigeWissen an A weiterleiten wird. Voraussetzung für dasGelingen dieser Methode ist, daß A routiniert imKlausurentausch und die Aufsichtsperson nicht geradeals allzu scharfer Hund verschrien ist.Der Ablauf des GOLDEN CIRCLE bzw. derInformationsaustausch läuft wie folgt:- B sitzt dicht hinter A und läßt sich zwei Klausurbögengeben.- B löst die erste Aufgabe und schiebt den Bogen zurrechten vorderen Ecke seines Tisches.- A greift nach hinten, nimmt den abgelegten Bogen vonB und schreibt die erste Aufgabe ab.- Währenddessen hat B die zweite Aufgabe auf seinemzweiten Klausurbogen gelöst.- A ist mit dem Übertragen fertig und packt den Bogenbei B auf den Tisch, und zwar auf die linke vordere Ecke

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des Tisches.- Anschließend greift A nach hinten rechts, nimmt denBogen von B mit der zweiten Aufgabe, notiert denLösungsweg... etc.Bei diesem System nimmt A den »neuen« Bogen jeweilsmit dem rechten Arm und gibt den »alten« Bogen mitlinks nach hinten, ohne sich dabei umzublicken. Währenddes Austauschens muß man natürlich genau wissen, wodie Aufsichtsperson ist. Wichtig ist, daß B sich den fürdie Anzahl der Aufgaben benötigten Platz entsprechendgut einteilt, so daß am Ende seine beiden Klausurbögenvoll sind. Bei dem GOLDEN CIRCLE ergibt sich für Aeine chronologische Reihenfolge in der Beantwortungder Aufgaben (Fragen l, 2, 3, 4...). Bei B dagegen ergibtsich folgende Reihenfolge:Bogen 1: 1., 3., 5., 7., 9. AufgabeBogen 2: 2., 4., 6., 8., 10. Aufgabe.Um unnötige Verdachtsmomente bei der Korrektur undanschließenden Benotung zu vermeiden, kann A sichauch mit der Beantwortung von beispielsweise siebenAufgaben begnügen. Schließlich will A ja nur eineausreichende Note erhalten und befindet sich nicht aufdem »Karrieretrip«.Dieses System eignet sich nur für Arbeiten undKlausuren, bei denen die Beantwortung der Fragen bzw.das Abschreiben nicht allzu viel Zeit braucht. Daherkommen für den GOLDEN CIRCLE vorwiegendnaturwissenschaftliche Arbeiten in Frage.

4.7. Atteste und Bescheinigungen

Bei einigen Schummelverfahren ist es unumgänglich,zumindest einmal während der Arbeit oder Klausur den

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Raum zu verlassen. Da aber einige Pauker diesverhindern wollen, beschränken sie die Möglichkeitenauszutreten zeitlich (z. B. nur in der ersten Stunde) oderverbieten es ganz. Andere Lehrer wiederum gestatten einVerlassen des Klausurenraumes nur bei Vorlage einessogenannten Pinkelscheines. Dies ist ein ärztlichesAttest, das z. B. eine Reizblase bescheinigt. Zu diesenprekären Fällen ist zunächst einmal allgemein zuerwähnen, daß ein derartiges Verbot unzulässig ist. Es seidenn, in der Prüfungsordnung ist eine entsprechendeKlausel eingebaut, was es aber m. E. bisher nicht gibt. Imwesentlichen versuchen die Pauker einen durch ein sol-ches Verbot auch nur abzuschrecken.Mit etwas Phantasie und einer HandvollSelbstbewußtsein besteht jedoch kein ernsthaftesProblem, dieser Art von Dozenten oder Lehrern inadäquater Weise entgegenzutreten. Man braucht nur aufdie Forderung nach einer ärztlichen Bescheinigungeinzugehen und sich tatsächlich eine solche zu besorgen.Nach einschlägigen Erfahrungen ist es außerordentlicheinfach, in den Besitz eines entsprechenden Attests zukommen.Unabhängig von der Möglichkeit, daß man einenMediziner aus dem Freundeskreis der Eltern oder derVerwandtschaft aufsuchen kann, geht man zu einembeliebigen Arzt und beantwortet die Frage, was einemdenn fehle, wie folgt: »Bei uns an der Penne haben wireinen Pauker, der es einem nur gestattet, während einerArbeit den Raum zu verlassen, wenn man einensogenannten Pinkelschein vorweisen kann. Da es abermanchmal unumgänglich ist, auf dem Klo einenschnellen Blick in das dort deponierte Lehrbuch zuwerfen, benötige ich ein solches Attest. Außerdem muß

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unbedingt verhindert werden, daß derartige Auflagenbzw. Verbote bei uns an der Schule einreißen. Mir gehtes nun darum, von ihnen eine solche ärztlicheBescheinigung zu erhalten. Eignen würde sich z. B.folgende Formulierung: >Herr ... leidet momentan aneiner Reizblase - durch Verkühlung des Unterleibes -,was sich in einer häufigen Harnsekretion äußert. < WennSie mir eine solche formlose Erklärung ausstellen wür-den, wäre ich Ihnen sehr dankbar.«Die Ärzte finden in der Regel ein solches Begehren sehrkomisch, stellt es doch eine amüsante Abwechslung inihrem Berufsalltag dar. Im übrigen sind auch Medizinereinmal Pennäler und Studiosi gewesen und haben vollesVerständnis für Tricksereien.In einem anderen Fall kann ein ärztliches Attest ebenfallsaußerordentlich hilfreich sein. Die Prüfungsordnungender Schulen und Universitäten beinhalten meist eineKlausel, die besagt, daß man in einem Krankheitsfall eineKlausur oder Arbeit wiederholen kann, wenn eineentsprechende Bescheinigung vorliegt. Befindet man sichnun gerade im Vordiplom oder vor einer Versetzung undmuß unbedingt die eine Arbeit oder Prüfung nochbestehen, da man sonst durchfällt, so kann man einenähnlichen Weg wie oben einschlagen. Man erscheintnicht zur angesetzten Prüfung - vielleicht auch, weil manin letzter Minute erkannt hat, daß die Vorbereitung nichtausreichend war, oder weil man eine riskante»Gratwanderung« machen müßte - und geht statt dessenzu einem Arzt. Dort erklärt man, wie brisant die Situationist und daß man ein Semester oder gar ein ganzes Jahrverlieren wird, wenn man keinen Sondertermin erhaltenkann. Der Arzt wird einem dann in der Regel eineKrankmeldung ausstellen, die man durch einen

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Kommilitonen oder Mitschüler später im Sekretariatabgeben läßt. Die Bescheinigung wird demPrüfungsausschuß vorgelegt, der aber meist nur prüft, obes sich auch nicht etwa nur um Kopfschmerzen gehandelthat. Anschließend wird ein sogenannter Sonderterminfestgelegt, der es ermöglicht, sich ausreichend auf denStoff vorzubereiten.In manchen Lehranstalten gilt ein Krankheitsfall abernicht als Grund, um einen neuen Termin zu erhalten. Hierwerden schwerwiegende Entschuldigungsgründeverlangt. In diesen Fällen marschiert man einfach zueinem Rechtsanwalt oder Notar, schildert die Situationund läßt sich eine offizielle Vorladung zuschicken, wobeidummerweise natürlich die Anwesenheit zum Zeitpunktder Prüfung verlangt wird. Als Grund kann der Notar»eine Unterredung über ein verfaßtes oder zuverfassendes Testament mit dem Klienten ...« in seineAkten schreiben.Prinzipiell sollte man Leute, von denen man einederartige Bescheinigung erbittet, ins Vertrauen ziehen,unbedingt mit offenen Karten spielen und bei einemGespräch den anderen auf keinen Fall unter Drucksetzen. Es ist wichtig, zielbewußt, aber mitBescheidenheit aufzutreten und nicht durch quengelndesBitten den Partner zu verschrecken.Natürlich darf man diese Methoden, zumindest die desSondertermins, nicht überstrapazieren, sie also nur inabsoluten Not- bzw. Ausnahmefällen verwenden.

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V. ES GEHT FAST ALLES -WENN DIE NERVENMITMACHEN

5.1. Die Lochtechnik

Manche Dozenten, die um die Möglichkeit desVorschreibens von Klausuren wissen, haben sich einekleine Schweinerei ausgedacht, mit der sie glauben, einunüberwindbares Hindernis geschaffen zu haben. IhrTrick besteht darin, die Originalklausurbögen durch einoder zwei Löcher in einer Ecke zu markieren. Durchdiese Maßnahme soll ein warnendes Signal gesetztwerden, frei nach dem Motto: »So schlau wie dieStudenten bin ich allemal«, und jeder von dem Zieheneines vorgeschriebenen Bogens abgeschreckt werden.Will man nun eine Klausur nach der Vorschreib-Methodeschinschen, so muß man zunächst einmal nach einerArbeit feststellen, welchen Lochdurchmesser derverwendete Locher des Lehrers in das Papier gestanzthat. Als nächstes leiht man sich mehrere Locher undstellt durch Vergleiche fest, welcher die gleiche Größeschafft. Jetzt kann man entweder dieses»Handwerkszeug« mit in die Klausur nehmen und in derJackentasche verwahren, oder man halbiert mit einerEisensäge den Locher, so daß man ein handlicheres undkleineres Gerät erhält. Im übrigen kann man sich ingrößeren Papierwarengeschäften einen sogenanntenTaschenlocher besorgen. Dies sind relativ kleine Locher,die nur ein Loch stanzen. Hat man nun die besagte

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Gerätschaft in der Klausur dabei, so zieht man zu einembeliebigen Zeitpunkt seinen vorgeschriebenen Bogen undlegt ihn zunächst unter den bereits gelochten Bogen. Ineinem günstigen Moment werden dann beide Bögenexakt (Kante an Kante) übereinandergelegt, um miteinem dünnen Bleistiftstrich die Lochstelle zu markieren.Jetzt braucht man nur diese Stellen einzustanzen, undschon hat man die unüberwindbar erscheinende Hürdemit null Fehlern genommen. Beide Bögen sind optischnicht mehr voneinander zu unterscheiden.Aber auch der Weg des externen Schreibens ist durcheine solche (Pseudo-Schummel-Verhütungs-Maßnahme)keineswegs behindert. Man gibt dem Kontaktmannlediglich neben dem Aufgabenzettel oder derFragestellung einige zusätzliche Koordinaten an. DieseZahlen ermöglichen der Kontaktperson, außerhalb desKlausurenraumes den Bogen auch gleich richtig zulochen. Die Koordinaten können wie folgt lauten: o. r.1/2 u. 1/4. Die Kontaktperson kennt natürlich diesenCode und weiß: Oben rechts in der Ecke l cm in derHöhe und 2 cm in der Breite das erste Loch und l cm inder Höhe und 4 cm in der Breite das zweite Lochstanzen. Es gibt allerdings auch die Möglichkeit, daßman erst den extern angefertigten Bogen reinschmuggeltund ihn dann selbst locht.

5.2. Der Federtaschen-Clou

Der Clou sieht wie folgt aus: Man besorgt sich eineFüllerbox aus Metall, die man häufig beim Kauf einesteuren Füllfederhalters oder Kugelschreibersdazubekommt. Es handelt sich dabei um eine Leicht-metallschachtel, die relativ flach ist und einen großen

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Klappdeckel hat. Als nächstes löst man mit einerRasierklinge das Futter an der Innenfläche des Deckels.Das Filz- oder Samtmaterial darf dabei an den Rändernnicht auffasern. Außerdem soll die untere Kante desStoffes (an der Scharnierseite) nicht freigeschnittenwerden, sondern weiterhin an der Deckelfläche haften.Danach werden an die beiden Ecken des Filzlappenszwei kleine und besonders flache Magnete so geklebt,daß, wenn das Futter den Deckel berührt, die Innenflächewieder sauber durch den Stoff abgedeckt wird.Die Handhabung dieses raffinierten Verfahrens verläuftnun relativ simpel. Wie sich der inzwischen geschulteLeser sicherlich bereits gedacht hat, wird die Innenseitedes Deckels als Fläche für den Schummelzettel genutzt.Öffnet man während der Arbeit die Füllerbox und löstmit einem einfachen Handgriff das Futter vom Deckel, sosind sämtliche extern gespeicherten Informationenfreigelegt. Bis zu diesem Punkt war noch allesvoraussehbar, doch der eigentliche Trick wird erst jetztdeutlich. Will man nämlich den Schummelzettelverschwinden lassen, weil wieder einmal der Paukergierend umhertigert, so braucht man nicht das Futter perHand an den Deckel zu drücken, sondern lediglich dieSchachtel zu schließen. Öffnet man selbst oder dieAufsichtsperson wieder die Füllerbox, so liegt der Filzoder Samtstoff ganz sauber an der Deckeninnenfläche an.Nichts läßt optisch mehr auf einen Schummelzettelschließen! Dieses kleine Zauberkunststück resultiert ausder günstigen Form der Schachtel. Da die Füllerboxaußerordentlich flach ist, kommen das Futter und somitdie Magneten an den Eckpunkten so dicht an denMetalldeckel, daß die Anziehungskraft ausreicht, um denStoff wieder in die unverdächtige Ausgangsstellung zu

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bringen. Dieser raffinierte Clou macht die Feder-taschenmethode zu einer äußerst sicheren Variante!

5.3. Sozialverhalten einmal anderspraktiziert

Glücklicherweise gibt es trotz NC-Angst, Punktejagd undAuflösung des Klassenverbandes auch in derReformierten Oberstufe noch eine gewisse Einigkeit undein Gemeinschaftsverhalten ganz spezieller Art. Für dasBestehen einer »fiesen« Ausnahmeklausur werdennämlich sowohl von Tricksern als auch von »sauberen«Schülern oder Studenten nahezu alle Methodenakzeptiert, die einen Leistungserfolg ermöglichen; indiesen Fällen ist man sich doch einig, daß alle am selbenStrang ziehen. So werden bei derartig skrupellosenPaukern Klausuren häufig nicht alsEinzelleistungsnachweis, sondern gewissermaßen inGemeinschaftsarbeit angefertigt. Diese klassen- odersemesterinternen Hilfestellungen können inverschiedenen Formen durchgeführt werden. ZurVereinfachung wird eine naturwissenschaftliche Arbeitunterstellt.1. Der Könner oder Semestercrack sitzt hinter einemHilfsbedürftigen und notiert die Lösungswege für diejeweiligen Aufgaben auf einem kleinen Zettel.Anschließend wird der Zettel in das umgeschlageneFutter des linken oder rechten Hosenbeines gesteckt.Jetzt streckt der Hintermann seine Extremitäten aus, sodaß die Füße unter dem Stuhl des Vordermannes liegen.Eventuell muß man durch Heranrücken mit dem Tischetwas nachhelfen. Der Vordermann braucht jetzt nurnoch dem Hintermann »ans Bein zu gehen« und den

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befreienden Zettel herauszufischen.2. Die Klassenleuchte kann das Wissen auch auf andereWeise weiterleiten. Der oder die angefertigten Zettelwerden zu kleinenKügelchen geformt und an den entsprechenden Platzgerollt oder geworfen. Dies setzt allerdings voraus, daßder Zettelschreiber auch über ein gewisses sportlichesTalent verfügt. Vorteilhaft ist diese Variante aberdeshalb, weil man einen oder mehrere Hilfsbedürftigeauch über eine relativ große räumliche Distanzbeschicken kann.3. Der Zettel wird in die Innenfläche einesKugelschreibers oder in eine Füllerkappe eingedreht. Derunwissende Schüler oder Student wendet sich dann umund fragt seinen Kollegen, ob er ihm einen Stift leihenkönne, da der eigene leergeschrieben sei. Der gibt ihmnatürlich das präparierte Exemplar...4. An Fachhochschulen und Universitäten bestehenhäufig mehrere Klausurtermine. Hier haben sich füreinzelne Härtefächer schon regelrechteArbeitsgemeinschaften gefunden und bewährt. So hattesich z. B. das sog. Fotolabor-Team, bestehend aus fünfLeuten, auf naturwissenschaftliche Klausurenspezialisiert. Nachdem die Aufgabenstellung aus demKlausurenraum gebracht worden war, schloß man sich imFotolabor ein und teilte die jeweiligen Fragenuntereinander auf. Auf diese Weise gelang es den »FünfWeisen«, eine zweistündige Klausur binnen 30 Minutenzu lösen. Um möglichst vielen Studenten helfen zukönnen, kopierte man den DIN-A-4-Bogen mehrmalsund schnitt einzelne Antwortenzettel aus. Diese wurdengeordnet an einem sicheren Ort, z. B. auf einem hohenRegal im Flur, deponiert. Jeder Student brauchte sich

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jetzt nur noch beim obligatorischen Gang aufs Klo dieentsprechenden Antworten, die er nicht wußte, zu holenund konnte glücklich und zufrieden seine Klausurbeenden.

5.4. Was ein Fotokopierer so alles kann

Hier soll auf die Möglichkeit verwiesen werden, Zettelmit Fotokopierern auf Spickergröße verkleinern zukönnen. Auch hierbei handelt es sich gewissermaßen umeine Nutzung des technischen Fortschrittes.Bewährt hat sich folgendes:1. Man notiert den zu spickenden Stoff auf einem DIN-A-4-Bogen mit Schreibmaschine, wobei man nurGroßbuchstaben verwendet und einen doppeltenZeilenabstand wählt. (Damit werden dieVerkleinerungsmöglichkeiten erheblich erhöht.)2. Man marschiert mit seinen angefertigten Bögen zumnächsten Kopier-Center und reduziert den Stoff auf eineextrem kleine, aber noch leserliche Größe. Für dieprozentuale Verkleinerung am Kopiergerät lassen sichkeine Richtwerte nennen, da die optischeLeistungsfähigkeit individuell verschieden ist.3. Entweder schneidet man den Stoff zu mehreren

einzelnen Zetteln zu und fertigt eineSchummelzettelkartei an, oder man verwendet dasZiehharmonika-System. Dabei wird zunächst einlänglicher Streifen Papier in Spickergrößeineinandergefaltet. Jetzt klebt man seine Mini-Fotokopien auf das präparierte Papier und besitzt soeinen handlichen und umfangreichenKlausurenhelfer. Selbstverständlich kann man auchdas bewährte WBI-System benutzen. Der Vorteil

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dieser Methode besteht insbesondere darin, daßman hervorragend Vordrucke und Tabellen ohneviel Mühe auf Spickergröße verkleinern kann.Das bringt eine enorme Arbeitserleichterung undZeitersparnis!

5.5. Mein Gott, bin ich erkältet...

Zugegeben, die alljährlichen Erkältungen undSchnupfenepidemien, die sich im verregneten Herbst undmatschigen Winter in unsere Breiten einschleichen, sindschon ein Ärgernis. Doch kann man auch dieseKrankheiten nutzen. Wofür? Natürlich zum Schummeln!Gemeint ist die wirklich sympathische Methode, seinevielen Papiertaschentücher ein wenig mit Wissen zu»würzen«. Beschriftet man mit einem weichenKugelschreiber den Zellstoff dieser Taschentücher, sokann das »hungrige Auge« des unwissenden Schülers vordem Benutzen des Tuches noch rasch »gesättigt« werden.Wie es bei verantwortungsbewußten Mitbürgern üblichist, legt man das benutzte und zerknüllteTaschentuch anschließend in eine separate Tüte unter derBank, damit die Bakterien nicht die Nachbarn infizierenkönnen.

5.6. Allein im KlassenraumAn allgemeinbildenden Schulen ist es üblich, daß Schülerder Unter- und Mittelstufe, haben sie eine Klassenarbeitversäumt, diese zu einem späteren Zeitpunktnachschreiben müssen. Diese Nachschreiber dürfen aberkeineswegs ihre Arbeit während des Unterrichts imKlassenverband anfertigen, sondern werden häufig

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während der Stunde in einen leeren Raum (Pavillon,Lehrerbibliothek...) eingeschlossen, da keineAufsichtsperson zur Verfügung steht. Natürlich wirdgenauestens überprüft, daß der Pennäler nur einenKugelschreiber oder Füller mitnimmt und dieSchulmappe draußen bleibt. Jedoch wissen die Schülermeistens schon vorher, in welches Zimmer sie gestecktwerden, da häufig nur ein bestimmter Raum in Fragekommt. Die Nachschreiber haben sich nun einigesausgedacht, damit aus dem Nachteil, alleine schreiben zumüssen, ein »saftiger« Vorteil erwächst.1. Man schneidet sich einen langen Streifen Papier zu,füllt ihn mit den sachdienlichen Hinweisen und rollt ihnin die Füllerkappe ein. Der Füller wird anschließend nurleicht in die Kappe hineingedrückt, da der Platz ja jetztreduziert ist, zeigt ihn kurz auf der Handfläche vor unddurchschreitet zielbewußt die Spickerkontrolle.2. Um sich die Arbeit zu ersparen, einen Schummelzettelanfertigen zu müssen, wird einfach das Lehrbuch schonrechtzeitig vorher im Raum deponiert.a) Man verknotet das allwissende Buch mit einemBindfaden, läßt beides aus dem Fenster hängen undschließt anschließend das Fenster wieder.b) Man stellt das Buch auf den Fenstersims an der

Außenwand des Gebäudes. Später braucht manlediglich das Fenster zu öffnen, den »goldenenGriff« zum Lehrbuch zu machen, und schon werdensich viele Fragen wie von selbst beantworten.

5.7. Hilfe, mein Script hängt in derKlospülung...

Mancher Schüler oder Student, der meint, daß sein

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Nervenkostüm einfach nicht ausreicht, um unter denAugen des Geiers zu »lunschen«, praktiziert gerne einensog. Schummelkompromiß. Dabei wollen dieseNervöslinge im Klassen- oder Klausurenraum »sauber«bleiben und nur in absoluten Notfällen den Raumverlassen, um auf »00« das dort deponierte Lehrbuchoder die Schummelzettel zu konsultieren. Nun ist es zwarlogisch, daß man seine externen Speicher nicht geradeauf den Toilettendeckel legen kann, auf der anderen Seitesind die Lagermöglichkeiten in diesem kargen Raum aberauch ziemlich beschränkt. Ein guter Platz ist dieUnterseite des Waschbeckens, wenn man das Buch dortmit einem zweiseitigen Klebeband befestigt. KleinereHilfsutensilien lassen sich auch prima auf die Innenflächeeiner Lampenschale aus Milchglas legen. SchmalereBücher kann man gut im aufgeklappten Zustandzwischen Spiegel und Kachelwand schieben. Am meistenverbreitet, jedoch auch am riskantesten, ist der Behälterder Wasserspülung. Am sichersten verfährt man dabei,wenn man oberhalb des Wassers zwei harte Pappstreifenzwischen die Behälterwände klemmt, um darauf dieUnterlagen abrufbereit ruhen zu lassen.Nun gibt es natürlich auch Pauker, die diese Quellekennen und dementsprechend unmittelbar vor oderwährend der Arbeit mit lechzender Zunge und gierendenAugen diese Loci durchforsten. Bei derartigenStöberaktionen werden aber seltsamerweise die Mädchenbzw. Damentoiletten mit konstanter Bosheit immerausgelassen, Also verlagert man den Ort derInformationsspeicherung einfach aufs Mädchenklo!Dabei braucht man keine Angst vor eventuell auftreten-dem »Krähengeschrei« zu haben; es wird sich keineHysterie bei den Mädchen einstellen, weil sie ja selbst

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auch diese Quelle anzapfen können.

5.8. Was in der Sexta so alles läuft

Selbst in der Unterstufe, ja schon in der Sexta derGymnasien sollen hochbegabte Jungtrickser aufphantasievolle Weise ihren zuweilen öden Schulalltagerleichtern. Schließlich gebührt auch dem Nachwuchs einehrenvoller Platz in diesem Buch.a) DIE TRUMPFKARTEGerade im Erdkundeunterricht in der Unterstufe wirdnoch sehr viel mit sogenannten stummen Kartengearbeitet. Hierbei handelt es sich um Deutschland- oderEuropakarten, wo Flüsse, Städte und Gebirge zwareingezeichnet, jedoch namentlich nicht bezeichnet sind.Aufgabe der Pennäler ist es, die Namen zu lernen undspäter z. B. in einem Test richtig zuzuordnen. Nun hatjede Klasse einen Kartenordner (Schüler), der dafürsorgt, daß zu der entsprechenden Unterrichtsstunde dieDeutschland- oder Europakarte im Klassenraum hängt.Pfiffige Schüler sind inzwischen auf die Idee gekommen,sämtliche Orte und Flüsse etc. ganz auffällig mit einemdicken Filzstift zu nummerieren. Als nächstes notiert sichjeder auf einem eigenen Zettel die Zahlen und vermerktdahinter die richtigen Namen (z. B. l = Mainz). Kommtder Pauker bei der nächsten Geographiestunde in dieKlasse, so wird er annehmen, daß einer seiner Kollegen(z. B. der Geschichtslehrer) die Nummerierung auf derKarte vorgenommen hat. Für die Pennäler ist aber aus dereinst stummen Karte jetzt schnell eine »Trumpfkarte«geworden, die man gerne vor Augen hat.b) DREISTIGKEIT SIEGTDer folgende Trick erscheint so banal, daß man ihn

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geradewegs belächeln möchte. Viele Pauker geben sichsolche Mühe beim Anfertigen eines Tafelbildes, daß sienicht nur in einer Unterrichtsstunde von ihremaufwendigen Gemälde profitieren wollen. Mit großenLettern schreiben sie dann an die Tafel: »Bitte stehenlassen« und unterzeichnen dies mit ihrem abgekürztenNamen. Wird nun in einer der folgenden Stundenbeispielsweise eine Geschichts- oder Mathearbeitgeschrieben, so haben die Pennäler vorher wichtigesZahlenmaterial in das geschützte Tafelbild integriert.Aufmerksam blicken alle Schüler jetzt regelmäßigwährend der Arbeit nach vorne, und endlich scheinensich die Konzentrationsbemühungen einmal zu lohnen.c) SPIEGLEIN, SPIEGLEIN IN DER HANDEin Spiegel hat zwar die unangenehme Eigenschaft, einSchriftbild in unleserlicher Form wiederzugeben, jedochkann man mit einer zweifachen Spiegelung schon wiedersehr nutzbringend arbeiten. Man geht wie folgt an dasProblem heran: Zunächst besorgt man sich einen kleinenrechteckigen Schminkspiegel, den man mittels einesGlasschneiders in zwei Teile gleicher Größe schneidet.Das Format ist wie bei den Schummelzetteln abhängigvon der Handinnenfläche des Tricksers. Beide Teilewerden mit ihren Vorderseiten zueinander in einemWinkel von etwa 80° zusammengeklebt. Zu diesemZweck verwendet man Glas oder Atomkleber. Hat mansich einen solchen Winkelspiegel gebastelt, so ist dasHantieren relativ einfach. Man sitzt an einem gutbeleuchteten Platz z. B. in der Fensternähe, hält seinArbeitsgerät in der schützenden Handinnenfläche undbetrachtet gelassen in der dem Gesicht zugewandtenSpiegelfläche das Schriftwerk des Nachbarn. Wenn manSchwierigkeiten beim Lesen haben sollte, kann man sich

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auch stärker vergrößernde Spiegel (z. B. Rasierspiegel)besorgen, die jedoch den Nachteil haben, daß man sienäher an das Geschreibsel des Nachbarn halten muß.Doch sicherlich wird auch in diesem Fall der talentierteNachwuchs weitere Verfeinerungen finden.d) EIN TOTER WINKEL IST EIN GUTER WINKELIn den meisten Klassenräumen gibt es außer der Wand-Schiebe-Klapp-Tafel auch eine nicht verstellbare Tafelund Korkwand an der Seitenfront des Raumes. An derUnterkante dieser Tafel ist eine metallene Ablageleistefür Kreide angebracht. Mit dieser Leiste hat es nunfolgende überaus erfreuliche Bewandtnis. Sitzt mandirekt an der Wand und stationiert an der Unterseite desMetallbleches seinen Schummelzettel mit der un-erlaubten Formelsammlung, so kann niemand andersaußer man selbst das Geschriebene lesen. Die Leiste istnämlich in einem Winkel befestigt, der es nur an einerbestimmten Stelle (nämlich dem Wandplatz) ermöglicht,die Unterseite einzusehen. Auf diese Weise kann manden sonst toten Winkel für sich zum »Leben« erweckenund lohnend nutzen.

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VI. NOCH MEHR TRICKS FÜRMUTIGE

6.1. Der Fuß mit dem gewissen etwas

Die Fußsohle bietet ungeahnte Möglichkeiten zumEinsatz von Pfuschzetteln. Wer das Glück hat, aufgroßem Fuß (Schuhgröße 39-44) zu leben, dürfte schnellGefallen an der folgenden Schummelmethode finden.Als erstes stellt man seinen Schuh auf ein weißes BlattPapier und zeichnet mit einem Bleistift die Konturen auf.Anschließend wird die Fläche an jeder Seite um circa lcm verkleinert und die Form ausgeschnitten. Alsvorbeugende Sicherheitsmaßnahme klebt der Tricksernoch zwei Streifen eines beidseitig klebendenTeppichbandes unter die Schuhsohle (erst im letztenDurcheinander vor der Prüfung). Jetzt heißt es, den Fußschräg stellen und nicht mehr fest auf den Bodenaufsetzen.Während der Klassenarbeit selbst wird der Fußsohlen-Spicker einfach auf den Boden gelegt, und bei leichtgeneigtem Haupt läßt sich jede Wissenslücke schnellfüllen. Droht Gefahr durch den unruhig umherlaufendenPauker, hält man den Fuß locker über den Pfuschzettel.Und muß tatsächlich die Notbremse gezogen werden,bleibt einem halt nichts anderes übrig, als mit einemkurzen Fußtritt den Spicker an die Sohle zu kleben. DasBeweismittel ist für den Lehrer nicht mehr sichtbar.Selbst wenn man aufstehen und zum Pult dackeln muß,

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um eventuell alle Taschen vorzuzeigen. Die kostbarenInformationen lassen sich allerdings nichtwiederverwerten. Denn der Teppichkleber hält bombigfest. Natürlich bietet dieser Trick auch die Rechts-Links-Variante an, bei der für jeden Schuh ein separater Spickergefertigt wird.

6.2. Adressenaufkleber - bewährt undbillig

Die Zweckentfremdung von Adressenaufklebern fürunseren Einsatz hat seine guten Gründe. Bevor sich jetztjeder Schüler in das nächste Geschäft stürzt, mit Etiketteneindeckt und wie wild die Unterarme beklebt, sollte derLeser sich näher mit den technischen Vorbereitungenbeschäftigen.Beim Schüler bestimmt die Größe seines Unterarmes diezu beklebende Fläche. Man sollt versuchen, etwa vierAdressenaufkleber nebeneinander unterzubringen.Deshalb muß zunächst ausprobiert werden, welcheEtikettgröße sich am besten eignet. Quasi als Test werdendie ausgewählten Etiketten auf den Unterarm geklebt unddie Eckpunkte mit einem Filzstift auf der Haut markiert.Damit ist der Stand für die späteren Spickzettelfestgelegt. Anschließend werden neue Aufkleber dergleichen Größe genommen, die man jetzt mit denSchummelinformationen präpariert. Um auf der relativkleinen Fläche möglichst viel Text unterzubringen,empfiehlt sich zum Beschreiben ein Rapidograph derStärke 0,25 (- 0,25 mm Strichdicke). Mit den speziellenGrafikerstiften (in jedem Schreibwarengeschäft zukriegen) läßt sich auf einem Etikett etwa eine halbe DIN-A-4-Seite Text notieren. Schummelprofis, die beidarmig

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arbeiten, bringen damit locker vier DIN-A-4-Seiten aufden Klebespickern unter. Ansonsten eignen sich auchextrem dünn schreibende Filzstifte.Am Klausurtag wird ein möglichst weiter Pulli getragen,der an den Armen besonders schlabberig hängt. Der Pullihat den Vorteil, daß die Spicker auch stückweisefreigelegt werden können. Will man beispielsweise daserste Etikett lesen, zieht man den Ärmel nur ein wenighoch.Dieser Schummeltrick erscheint auf den ersten Blickausgesprochen riskant. Hat man doch die Spickzettelständig am Körper und kann sie in brenzligen Situationennicht so einfach verschwinden lassen. Tatsächlich ist aberdie Handhabung recht ungefährlich. Denn wenn derPauker nicht unmittelbar hinter einem steht und geradeüber die Schulter lugt, kann eigentlich nichts schiefgehen. Liegt der Unterarm angewinkelt auf dem Tisch,sind weder von vorne noch seitlich die unerlaubtenHilfsmittel zu sehen. Günstig ist die Variante auchdeshalb, weil die Körperbeziehungsweise Armhaltungvöllig normal aussieht. Und kein Schummelutensil mußaus der Schulmappe, Hosentasche oder dem Ablagefachgekramt werden. Allein ein unverdächtiges Drehen desUnterarmes ermöglicht den schnellen Kontrollblick. Fürden Fall, daß eine wichtige Information in derPrüfungsaufregung plötzlich nicht zu entziffern ist, kannman den Unterarm auch an die Brust legen und sich mitder linken Hand scheinbar unter der Achsel kratzen. Ausder kurzen Entfernung dürfte selbst das undeutlichsteGekritzel lesbar sein. Aus psychologischen Gründen hates sich bewährt, die Hand des bespickten Armes vonAnfang an zu öffnen. Man sollte also bewußt daraufachten, die Finger möglichst gespreizt zu halten. Die

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meisten Lehrer leben nämlich noch in der Annahme,Spickzettel würden meist in der Hand versteckt. Einelocker ausgestreckte Hand schenkt Vertrauen undsignalisiert zumindest naiven Lehrern: »Ich habe nichtszu verbergen!« Ein zweiter psychologischer Trick: Wennman sich als einarmiger Bandit (= nur ein bespickterUnterarm) durch die Arbeit mogelt, sollte gleich bei Prü-fungsbeginn der rechte Ärmel hochgeschoben werden.Dann wundert sich der mißtrauische Pauker nachhernicht, daß im Laufe der Klausur beide Ärmelhochgekrempelt sind.

6.3. Das endlose Schummelvergnügen

So mancher Schüler oder Student hat bei der Vielzahlseiner Pfuschzettel gewaltige Schwierigkeiten, denÜberblick zu behalten. Am liebsten möchten sie alleineinen Zettel, auf dem sich extrem viel Stoff speichernläßt und die jeweiligen Informationen schnell zu findensind. Diesmal kommt die Lösung aus Süddeutschland,wo die folgende Handbohrmaschine erfunden wurde(Pennälerjargon: bohren = abschreiben). Und so sieht dieKonstruktion aus:- Der möglichst stabile Kupferdraht (z. B. Schweißdraht)wird zu einem 20 x 12 cm großen Rahmen geformt.- Anschließend werden über den Draht an denSchmalseiten Papprollen geschoben, die sich leichtdrehen lassen müssen.- Danach schneidet man sich einen circa 10 cm breitenund 45 cm langen Papierstreifen zu, der von oben bisunten mit sachdienlichen Hinweisen zum Prüfungsstoffversehen wird. Zu empfehlen ist eine gute Gliederung,eventuell sogar mit farbigen Überschriften.

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- Der Schummelzettel läuft als endloser Papierstreifennach Art eines Förderbandes außen über die Rollen undwird relativ stramm zusammengeklebt. Der Antrieberfolgt natürlich nicht per Motor, sondern mit Daumenund Zeigefinger.- Bindfaden und Reißzwecke dienen alsHaltevorrichtung, um die Handbohrmaschine an dieTischkante zu hängen.Und lugt der Pauker wieder durch die Bankreihen,verdeckt man das Schummelgerät einfach mit seinemKörper.Inzwischen gibt es auch eine »Handversion« derBohrmaschine. Je nach Handgröße schneidet man einen3-5 cm breiten Papierstreifen beliebiger Länge (!) aus.Die beiden schmalen Seiten des Schummelzettels werdenjeweils an die Breitseite von zwei leeren Füllerpatronengeklebt und anschließend aufgerollt. Während derSpicker locker im Handteller liegt, läßt sich durchleichtes Drehen mit dem Daumen zügig dieentsprechende Textstelle finden. Wer zu Nervosität neigt,spannt noch ein kleines Gummiband um die beidenTintenpatronen. Sonst kann es passieren, daß einem inder Aufregung ein Ende entgleitet und der Spicker sichplötzlich wie eine fallengelassene Klopapierrolle überden Tisch ausbreitet. Noch ein Tip für die Handhabung:Am zweckmäßigsten ist es, wenn die Spickerrolle überden geöffneten Hosenschlitz gehalten wird. Bei Gefahreinfach fallen lassen und Reißverschluß zu.

6.4. Die Uhr der Zeit

Bei genauer Betrachtung entpuppt sich die Armbanduhrals vorzügliches Schummelutensil.

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Es beginnt mit dem Armband selbst, das möglichstdehnbar sein sollte. Weniger gut geeignet sind Fabrikatezum Umbinden um das Handgelenk. Schreibt man sichmit dem Kugelschreiber das Fachwissen auf die Haut,kann das Armband einerseits leicht verschoben werdenund andererseits wieder schnell und unauffällig alsDeckung dienen. Außerdem empfiehlt es sich, auf dieUnterseite der Uhr einen runden Spicker zu kleben.Problemlos läßt sich dann bei einem elastischenArmband die Uhr umdrehen und auch zurückklappen.Für Uhren, die über keine eingebaute Datums-Anzeigeverfügen, bietet der Handel kleine Metallschilder mitMonatskalender an, die am Armband festgeklammertwerden. Wem diese Fläche von circa 2 x 1,5 cm ausreicht(zum Beispiel Vokabeltests), der sollte das Plättchenverkehrt 'rum tragen und mit einem spitzen Gegenstand(zum Beispiel Nadel) die Informationen einritzen.Natürlich kann man sich auch einen Pappstreifen basteln,der am unteren (vom Arm verdeckten) Teil des Bandesbefestigt wird.Über den technischen Fortschritt durch Mikrochips kannsich ein Trickser gar nicht genug freuen. Schließlich gäbees sonst nicht die Möglichkeit, bei Prüfungen, zu denenkeine Taschenrechner zugelassen sind, mit derManageruhr zu arbeiten. Inzwischen gibt es schon einenArmband-Computer, der am Handgelenk getragen wird.Wenn man sich vor Augen führt, was diese Maschinealles kann, schlägt das Herz eines jeden Profischummlershöchste Töne:- drahtlose Datenübertragung,- separate Eingabetastatur (Zahlen und Buchstaben),- eigener Speicher von 2000 Zeichen (entspricht einerSchreibmaschinenseite).

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Wohlgemerkt, es handelt sich um einen Computer, derwie eine Armbanduhr getragen wird, also extrem wenigPlatz benötigt. Da ist es schon phantastisch, eine dichtbeschriebene DIN-A-4-Seite an Schummelinfosspeichern zu können. Vor allem bei Textklausuren(Fremdsprachen, Deutsch, Geschichte etc.) hält derPauker den Computer für eine einfache - haltneumodische - Uhr. Schließlich ahnt ja keiner, daß sichauf dem »Zifferblatt« Schummeldaten abrufen lassen.Natürlich ist der Kaufpreis nicht gerade Schüler- undstudentenfreundlich. Aber vor entscheidenden Prüfungenkann man sich genauso das Gerät probeweise zurVerfügung stellen lassen. Bei Interesse fragt man imFachhandel nach dem »Seiko Data 2000«.

6.5. Die bayerische Variante

Ärgern wir uns häufig darüber, daß Mädchen unter ihrenRöcken ganze Berge von Spickern verstecken können, sobietet die Lederhose eine echte Alternative. Wiebayerische Schüler berichten, wird dieses Kleidungsstückeher weit und locker als modisch-eng getragen. Deshalbkann man getrost seine Schummelzettel auf den/dieOberschenkel kleben (Leukoplast). Durch leichtesVerschieben oder Umklappen des Hosenbeines ist derWissensstoff schnell ablesbar.Eine zweite Möglichkeit ist die Umschlag falte. Es istdurchaus üblich, den Rand am Hosenbein circa 5 cmumzuklappen. Hier läßt sich eine regelrechteZetteldeponie anlegen. Beidseitig beschriebene Spickerklemmt man einfach in die Falte und zieht sie bei Bedarfheraus. Einseitig beschriftete Zettel dagegen werden voninnen an den umgeschlagenen Rand geklebt. Sogar auf

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dem Leder selbst läßt sich mit einem weichenKugelschreiber Wichtiges notieren.Außerdem besitzt dieses Kleidungsstück eineBesonderheit: die großzügig angelegte Hosenklappe. Vonnur zwei Knöpfen wird der circa 20 x 15 cm umfassendeLederlappen gehalten. Klebt man auf die Innenseite einenpassend gestalteten Spickzettel, läßt sich bei geöffnetemTaubenschlag ausgezeichnet mogeln. Allerdings ist beimAufstehen unbedingt darauf zu achten, daß der Hosenlatzwieder verschlossen ist.Aber auch an der Brustpartie gibt es ein gutesSpickerversteck. Die Hosenträger werden nämlich obenmit einer Querverbindung zusammengehalten. Bei einerstilechten Lederhose ist hier ein Schild mit einemröhrenden Hirsch angebracht. Die Rückseite des Schildesist wie geschaffen für einen Schummelzettel. Dazukommt, daß sich aus der kurzen Entfernung auch kleineSchrift entziffern läßt. Ein weiterer Vorteil ergibt sich ausder Handhabung. Wird das Schild um die waagerechteAchse gedreht, schaut die informationsreiche Hinterseitenach oben und bleibt in dieser Stellung. Ohne das Schildmit der Hand zu halten, läßt sich jetzt alles abschreiben.Bei einer derartigen Vielzahl an Schummelmöglichkeitenkann man bayerische Schüler um ihre Lederhosen nurbeneiden.

6.6. Sankt Nikotinus, der hilfreichePartner

An einigen Schulen, vor allem aber an Fachhochschulenund Universitäten ist es erlaubt, bei mehrstündigenPrüfungen im Klausurenraum zu rauchen. Zu solch einerfreizügigen Regelung kommt es meist bei Paukern, die

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selbst diesem Laster frönen.Eine elegante Lösung, Kapital aus diesem Umstand zuschlagen, ist das Selberdrehen seiner Sargnägel währendder Klausur. Die Schummelaktion läuft dabei der Reihenach wie folgt ab: Man besorgt sich eine Tüte Tabak undvier oder fünf Packungen Blättchen. Aus den Packungenwerden jeweils die ersten drei Papierstreifen entnommen,mit einem weichen Bleistift präpariert und wieder in dieSammelschachtel zurückgelegt. Die Blättchenpackungenwerden nun an verschiedenen Stellen im Tabakbeuteluntergebracht und nach Wissensbereichen geordnet. Beieiner Chemie-Klausur werden zum Beispiel verschiedeneReaktionsarten und -gleichungen der einzelnen Stoffeberücksichtigt. Für Physikarbeiten sortiert man dieBlättchen nach den Auflösungsfaktoren von Formeln(Beschleunigung, Zeit, Masse...).Während der Prüfung fängt der Trickser also imfraglichen Moment an, sich genußvoll eine Zigarette zudrehen. Vor dem Zukleben wandert das neugierige Augenatürlich noch mal an den gespeicherten Informationenentlang. Wichtig nur: Da Drehpapier beim Befeuchtendurchsichtig wird, darf man die Schummelnotizen nichtzu dicht an den Gummiring schreiben. Ansonsten hängtdie Effektivität dieser Methode weniger von der Mengeder präparierten Blättchen ab als vielmehr von derAnzahl der eingesetzten Päckchen.Wird man zum Rauchen auf den Flur geschickt, dürfenmeistens nur Zigaretten und Feuerzeug mit nach draußengenommen werden. - In der Zigarettenpackung sindselbstverständlich die Spicker!

6.7. Schummeltheater mit Rollenspiel

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Auf der Bühne gelten Schauspieler als besonders gut,wenn sie ihre Rolle effektvoll beherrschen. Das gleicheläßt sich von Schülern sagen. Nur hat es hier eine ganzandere Bedeutung. Pennäler, die ihre Rolle beherrschen,sind hervorragende Trickser. Eine Rolle ist nämlich einspeziell präparierter Schummelzettel. Und so wird eineSpickerrolle angefertigt:Man nehme einen DIN-A-4-Bogen (zum Beispieleine Heftseite) ..., schneide an der Längsseite einenStreifen ab, der so schmal ist, daß er sich bequem in derHand verbergen läßt (= 3 bis 5 cm breit)..., beginne ihnzunächst von einem Ende straff nach innen einzurollen(bitte gerade und gleichmäßig)..., wiederhole dasAufrollen, bis ein gleichmäßiges kleines Röllchenentstanden ist, das auch in Ruhelage aufgerollt bleibt...,rolle jetzt vom anderen Ende her in entgegengesetzterRichtung, aber auf der gleichen Papierseite ..., undwiederhole das Drehen so lange, bis wieder eingleichmäßiges Röllchen entstanden ist...Das Papier wurde durch das Aufrollen so gestrafft, daß eswie eine Feder gespannt ist.Auf jeden Fall sollte der Spickerstreifen erst nach demAufrollen beschriftet werden. Sonst verwischt durch dashäufige Anfassen der Text und kann später nichtentziffert werden. Für das Beschreiben auf dem Rückendes Streifens rollt man den Schummelzettel auseinanderund klemmt die Enden zum Beispiel unter zwei Bücher.Dabei bieten sich zwei Arten der Beschriftung an:1. Den Stoff in waagerechten Schriftzeilen über diegesamte Länge des Streifens notieren. Nachteilig ist hier,daß man später ausgiebig drehen muß.2. Den Text in querlaufenden Zeilen aufschreiben, diewie bei einem Buch untereinander geordnet werden. Hier

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besteht der Nachteil darin, daß man die Hand etwasweiter öffnen muß, um gut lesen zu können.Wem die Handhabung noch nicht klar ist: BeiRechtshändern kommt die Spickerrolle in die linke Hand,wird auf der Handinnenseite festgehalten und vomDaumen gedreht. Es versteht sich, daß Röllchenbreiteund Größe des Handtellers aufeinander abgestimmt seinmüssen.Vorteilhaft sind folgende Eigenschaften:- Bequeme Handhabung bei ausreichenderFingerfertigkeit.- Es lassen sich große Stoffmengen verarbeiten. Wennein Streifen nicht ausreicht, wird halt ein zweiterdrangeklebt.- Sind extrem große Wissenslücken zu füllen, fertigtman sich mehrere Röllchen an. Nach dem Motto »dieeine im Einsatz – die nächste wartet schon« werden dieRollen an leicht zugänglichen Stellen (Brusttasche,Manschette etc.) aufbewahrt. Um den Überblick zubehalten, kann man auch verschiedenfarbige Streifenwählen und das Stoffgebiet damit gleich untergliedern.Beispiel Geschichte:rot = Allgemeinesgelb = wichtige Zahlengrün = historische Ereignisseblau = Namen und KriegeBei überraschenden Schummelzettel-Kontrollen desPaukers läßt das Röllchen sich unauffällig in dieFüllerklappe schieben und man ist über jeden Verdachterhaben.

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6.8. Die Klappen-Variante

Mit Formeln oder Vokabeln beschriebene Löschblättersind für viele Schüler häufig die ersten Gehversuche imSchummeln.Eine Variante mit dem Löschblatt ist der sogenannteKlappenspicker. Er hat den Vorteil, daß man sämtlicheInformationen gebündelt vorfindet und nicht einzeln aufdem Löschblatt suchen muß. Die Handhabung dürfte beider Bauanleitung klar werden.Schritt 1:Zwei gleichfarbige und möglichst weichfaserigeLöschblätter im DIN-A-4-Format besorgen.Schritt 2:Beide Bögen übereinander legen und auf dem oberen einRechteck mit Bleistift einzeichnen. Die Fläche (etwa 3,5x 5 cm) darf nur so groß sein, daß sie problemlos mit derHand verdeckt werden kann.Schritt 3:Beim oberen Löschblatt drei Seiten ausschneiden und umdie vierte stehengebliebene wie ein Scharnier aufklappen.Schritt 4:Mit einem Klebestift beide Bögen sauberzusammenkleben, wobei die Klappe frei beweglichbleiben muß. Von flüssiger Klebe ist abzuraten, weil siemeist durchnäßt.Schritt 5:Entweder einen dünnen Spickzettel (Butterbrotpapier)anfertigen und in den Freiraum kleben oder das untereLöschblatt direkt beschriften.Schritt 6:Da bei geschlossener Klappe beide Löschblätter wie eineinzelnes Blatt wirken sollen, muß das Ganze getarnt

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werden. Außerdem wirkt ein scheinbar gebrauchtesLöschblatt unauffälliger als ein nagelneues. Deshalb denBogen von jeder Seite tüchtig mit Tinte bespritzen undbekrickeln. Vor allem an den Schnittstellen um dieKlappe herum sollten Flecken sein. Da das Löschblattbekanntlich Flüssigkeiten aufsaugt, sind die Kantennachher nicht mehr zu erkennen. Wichtig: Für den Fall,daß die Klappe sich einmal verschiebt, auch dieSchnittränder beim unteren Löschblatt beschriften.Weil ein ordentlicher, disziplinierter und wohlerzogenerSchüler sein Löschblatt immer neben sich legt, läßt sichmit dem Klappenspicker besonders unauffälligschummeln. Mit der linken Hand verdeckt öffnet man dieKlappe, wirft ein schnelles Auge auf den Spicker undkann fast gleichzeitig weiterschreiben. Einige Pennäler,die auf diese Methode schwören, bespicken sich gleichmehrere Löschblätter, um sie je nach Bedarf gegenseitigauszutauschen. Andere wiederum basteln eine ArtAdventskalender, indem sie in einen Bogen 6-8 Klappen-spicker einbauen.Also: Klappe auf - es wird geschummelt!

6.9. Technik mit Stiften

Wirkungsvolle Tricks sollten entweder genial - weileinfach - oder raffiniert und technisch ausgetüftelt sein.Zu der erstgenannten Kategorie zählt mit Sicherheit derBleistift-Spicker. Für diese Schummelmethode zerlegtman einen Blei- oder Buntstift in seine Einzelteile. JederBlei-/Buntstift besteht aus der Mine und zweizusammengeklebten Holzhüllen. Dreht man denSchreiber langsam in der Hand, lassen sich schnell diebeiden Klebestellen ausmachen. Mit Messer oder

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Rasierklinge wird vorsichtig in die Verbindungsrille(Klebestelle) geschnitten, und beide Holzhälften werdengetrennt. An einer der zwei Hüllen klebt man mit ein paarTropfen UHU die Mine fest und schneidet danach einenentsprechend schmalen Schummelzettel zu. Auf demSpicker lassen sich hervorragend schwer zu lernendeGleichungen, Ableitungen oder Formeln notieren. Sinddie Vorbereitungen abgeschlossen, legt man die beidenHälften wieder aufeinander. Jetzt wird auf einer derbeiden Schnittstellen ein Klebestreifen befestigt. Dazuwählt man entweder durchsichtigen Tesafilm oder einKlebeband in der Farbe des Blei-/Buntstifts. Wichtig ist,daß einfarbige und keine gestreiften Schreiber benutztwerden. Sonst könnte die Klebestelle auffallen. DasKlebeband wirkt wie ein Fenster- oder Türscharnier undhält die Teile zusammen und beweglich. BeideHolzhälften lassen sich nun mit einem Griff auseinanderklappen und wieder verschließen. -Es versteht sich, daßdieses System ausbaufähig ist, indem mehrere Schreiberpräpariert werden. Wie sagen doch penible Lehrer sogerne: »Am gespitzten Bleistift kann man die guteVorbereitung erkennen.« Recht haben sie! Mit gutgespickten Stiften fängt die Arbeit an.

6.10. Krankheit - SchamloseingesetztJemand, der krank oder verletzt ist, löst bei den meistenMitbürgern Achtung, Anteilnahme und Hilfsbereitschaftaus. Dabei muß keineswegs jede Krankheit echt sein,sondern nur wirkungsvoll vorgetragen werden. EinSchüler, dem in einigen Tagen eine Hammer-Klausur

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bevorsteht, tut gut daran, erste Zeichen seiner»Krankheit« frühzeitig bekannt zu geben. Zu diesemZweck verläßt er ein paar Tage vorher wegen Übelkeitden Unterricht und kommt erst zur nächsten Stundezurück. Am Tag vor der Klausur läßt sich der Schülerwegen Magenkrämpfen nach Hause bringen. Nach soviel Vorbereitungsarbeit gibt es für den Prüfungstagselbst mehrere Möglichkeiten:1. Der Trickser erscheint gar nicht in der Penne, weilWissensstand und Schummelausarbeitungen nichtausreichen würden, die Klausur zu packen. Statt dessentrifft die Krankmeldung im Sekretariat ein, die natürlichanstandslos akzeptiert wird.2. Der Schummler tritt zur Prüfung an und spielt dassogenannte Schülerlotto, indem er mehrere »Joker« setzt.Das heißt, er beherrscht zwar nur einen Teil desStoffgebietes, hofft aber, daß überwiegend seinevorbereiteten Fragen drankommen. Für den Fall, daßkeine Chance besteht, die Arbeit noch über die Kante zuziehen, mimt der Trickser auf Krankheit. Plötzlich zeigensich wieder diese unangenehmen Symptome vonÜbelkeit, Unwohlsein und Schwindelgefühlen... Alsozum Lehrer dackeln und darum bitten, nach Hauseentlassen zu werden. Natürlich bleibt man am nächstenTag daheim und sieht sich vielleicht mal dasVormittagsprogramm im Fernsehen an. Bis zumNachschreibetermin ist erst mal Zeit gewonnen. Miterweitertem Wissen und Spicker startet man einen neuenVersuch.3. Der Schüler tritt zur Prüfung an und versucht seinBestes, indem er sämtliche Register zieht: eigenesWissen einsetzen, Pfuschzettel benutzen und abgucken,was die Optik hergibt. Stellt sich nun beim allgemeinen

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Fachgeplänkel nach der Arbeit heraus, daß er mitSicherheit vergeigt hat, erscheint er zwar zur nächstenUnterrichtsstunde, läßt sich aber noch am selben Tagwegen Unwohlsein von der Anwesenheitspflichtentbinden. Auf keinen Fall geht der Schüler am nächstenoder übernächsten Tag zur Penne, weil er ja zu Hause dasBett hüten muß. Am dritten Tag schleppt er sich miteinem entsprechenden Attest ausgestattet wieder zumSchulgebäude. Der Clou ist, daß trotz geschriebener undabgegebener Klassenarbeit die Prüfung nicht zählt. Beiden meisten Schulordnungen gibt es nämlich folgendeRegel: Hat ein Schüler nachweislich in krankem Zustandan einer Prüfung teilgenommen, kann seine Arbeit nichtgewertet werden. Leider wissen nur die wenigstenPennäler von diesem Paragraphen, der sich soschülerfreundlich anwenden läßt.In nicht weniger wirkungsvoller Weise läßt sich imSchatten vorgetäuschter Verletzungen tricksen. Eineinfaches Beispiel dafür ist der Einsatz von Heftpflastern.Gemeint sind keine fertigen Streifen, sondern Pflaster,die man selber zuschneiden muß. Zunächst fertigt maneinen Schummelzettel in der Größe seines Handrückensan und befestigt ihn auf der Haut. Anschließend wird einPflaster zugeschnitten, das den Spicker locker bedeckt.Durch simples Ablösen der einen Pflasterhälfte läßt sichso manche Antwort von der »offenen Wunde« ablesen.Wer unbedingt in allerletzter Minute die Anwesenheit beieiner wichtigen Klausur oder Klassenarbeit verhindernmuß, sollte ein paar Mark in Gipsbinden investieren, diees in jeder Apotheke gibt.Nachteil an der Gipsmethode ist das unbequemeNachspiel. Denn selbst ein angebrochener Arm liegtwenigstens zehn Tage in Gips. Als Alternative gibt es

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den Stretchverband, den man wegen eines Tennisarmesoder einer Sehnenscheidenentzündung anlegen muß. Eskann allerdings passieren, daß der Pauker für eine solcheVerletzung schnell mal ein ärztliches Zeugnis verlangt.Im Vergleich dazu vermutet bei einem Gipsverbandkaum jemand, daß er selbst angelegt wurde. Und werwill, kann sich ein Geheimfach einbauen.Zunächst gipst ein Rechtshänder seinen linken Arm ein.Oberhalb des linken Handgelenkes beginnt der Verbandund verläuft bis zum Ellenbogen. Dabei wird zwischenArm und Gips ein 11-13 cm langer, runder Gegenstand(ca. 0,8-1,2 cm Durchmesser) geschoben, den man leichtvorstehen läßt. Dafür eignet sich zum Beispiel eineKerze, die nach dem Antrocknen des Verbandes wiederherausgezogen wird. Damit ist das Schummelzettel-Versteck fertig. In dem Hohlraum lassen sich entwedermehrere kleine Spicker oder sogar ein zusammengerollterDIN-A-4-Bogen verbergen.

6.11. Dreistigkeit siegt

Viele Schüler und Studenten gehen von der Annahmeaus, daß Spicker möglichst mikroskopisch klein seinsollten. Dementsprechend sind sie ständig bemüht, ihreSchrift auf einen Microfilm-Standard zu verkleinern.Abgesehen davon, daß man nach mehrjähriger Schum-meltätigkeit vermutlich eine Brille braucht (typischeBerufskrankheit), gibt es auch andere Wege zum Erfolg.Dabei dreht man die Regel, von der Lehrer häufigausgehen, einfach um. Nicht je kleiner, sondern je größerder Schummelzettel ist, desto unverdächtiger läßt sicharbeiten. So wird einfach ein ganzer DIN-A-4-Bogen mitden notwendigen Informationen beschriftet. Allerdings

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sollte keine Spicker-, sondern eine normaleSchreibschrift gewählt werden, damit das Ganze wie einKladdezettel wirkt. Tolldreist packt der Spicker jetzt dengroßen Pfuschzettel auf den Tisch und läßt ihn auch dortliegen, wenn gerade Klein-Adlerauge neben ihm steht.Denn kaum ein Pauker würde auf die Idee kommen, daßein Schüler die Nerven besitzt, seinen Spicker - vor allemdieser Größe - nicht verschwinden zu lassen, sobald sichdie vermeintliche Gefahr in Form der Aufsichtspersonnähert.

6.12. Notbremse für chronischeSitzenbleiber

Während man im Berufsleben ein Unternehmen ausKarrieregründen wechselt, hat es im Schulalltag meisteine andere Ursache: der schlichte Überlebenswille!Denn wenn die Ehrenrunde nicht mehr abzubiegen ist,gibt es nur noch eins. Dem Klassenlehrer verklickern:»Ihre Warnungen, die Leistungsanforderungen in derOberstufe nicht zu unterschätzen, waren berechtigt.Nachdem nun feststeht, daß ich erneut sitzenbleibenwerde, habe ich mich zum Abgehen entschieden. Ichwerde das Abitur an den Nagel hängen und IhrerEmpfehlung folgen, eine Lehre anzutreten. Deshalbmöchte ich jetzt mein Abgangszeugnis erbitten. -Sicherlich wäre es eine Hilfe, wenn Sie die Noten etwas>nachbessern< könnten. Bitte verstehen Sie mich nichtfalsch. Aber mit drei Fünfen im Abgangszeugnis ist esnahezu aussichtslos, sich erfolgreich um einenAusbildungsplatz zu bewerben.« Im Innern des Paukersdürfte jetzt folgendes ablaufen:1. In seiner fachlichen Kompetenz fühlt er sich bestätigt.

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Schließlich hat er einem ja schon immer zum Abgehengeraten, weil man das Abi nicht packen wird.2. Seinen menschlichen Regungen folgend, möchte ereinem aber keine Hindernisse in den Weg legen. Dennnach seinem Verständnis hat er seinen pädagogischenAuftrag erfüllt.Wird einem das aufgemotzte Abgangszeugnis erst mal indie Hand gedrückt, ist die Sache gebongt! Natürlich hatman nicht im Traum daran gedacht, auf das Reifezeugniszu verzichten. So führt der nächste Weg schnurstrackszur neuen Penne, wo man seine Papiere vorlegt undanstandslos in die höhere Klasse eingestuft wird.Schließlich sprechen die Noten nicht gegen eineVersetzung. Auf die eventuelle Frage, warum man sichdenn mit einem Abgangszeugnis, läßt sich selbstbewußtantworten: »Ursprünglich wollte ich für ein Jahr dieSchule unterbrechen und im Rahmen einesAustauschprogramms nach Amerika gehen. Doch ausprivaten Gründen mußte ich den Plan umstoßen. Ja, undjetzt bin ich hier...«

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VII. HITS AUS DER SCHUMMEL-SZENEKEIN WERTLOSER FREIRAUM MEHRIn der Kollegstufe sind während der ArbeitenHilfsmaterialien zugelassen. Dazu gehören Lektüren,Formelsammlungen, Atlanten und Gesetzessammlungen.Zwischen den Texten lassen sich leicht eigene Notizenunterbringen. Voraussetzung: eine möglichstunauffällige, dem Druckbild ähnelnde Schrift. Besondersmöchte ich in diesem Zusammenhang auf denErdkundeatlas hinweisen. Hier kann man sehr schön beiden plastischen Karten im Gebirge (braun bis dunkel-braun) mit Bleistift ganze Aufsätze unterbringen.

NICHTS GEHT ÜBER REDEFREIHEITEine gute Abschreibmethode ist das Vor-Kopf-Sitzen.Viele Schüler müssen bei Klassenarbeiten ihre Tischeauseinanderziehen und sich mit den Gesichtern einanderzugewandt hinsetzen. Einer sitzt somit immer mit demRücken zum Lehrer, kann also ungehindert reden. Wennjemand auch auf Entfernung lesbare Schrift besitzt, kanner seinem Vordermann sogar den Klausurbogen zumAbschreiben hinhalten. Der andere, dem dieInformationen zugeflüstert werden, muß den Redner nurrechtzeitig warnen. Wenn die Aufsichtsperson zwischen-durch mal den Standort wechselt und nach hintenwandert, werden die Rollen einfach vertauscht. DiePauker wundern sich zwar manchmal über die Gleichheitder Fehler, können es sich aber meist nicht erklären.

BLUFF OHNE NOTAUSSTIEGDer folgende Trick wurde schon oft mit Erfolg

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angewandt. Es bedarf dafür aber eines gewissenSelbstbewußtseins. Denn es gibt keinen Notausstieg,wenn es schief geht. In vielen Klassenzimmern sindPinnwände angebracht, auf denen alles möglicheangehängt wird: Poster, Ankündigungen, Stilblüten etc.Dazwischen wird einfach ein maschinengeschriebenerSpickzettel untergebracht, der wie eine offizielleMitteilung wirkt. Aber, wie gesagt, etwas kitzlig.

DIE HYSTERIKER-METHODEMan nehme einen Haufen weißer A-4-Zettel für diePrüfung. Dann noch einige weiße Krickelzettel zumVorschreiben. Die Kladdezettelmüssen aber am Anfang der Prüfung superordentlich aufdem Tisch liegen! Während die Zeit also verstreicht, wirdder Schüler langsam nervös, und die beschriebenen undleeren Zettel geraten immer mehr in Unordnung.Darunter liegt natürlich der Spicker, der beim abschlie-ßenden Aufräumen wieder im Stapel derunbeschriebenen Restbögen verschwindet.

DURSTIG AUF WISSENBei mehrstündigen Klausuren ist es gestattet, sich auchwährend der Prüfung mit Kakao, Brot und Obst zustärken. Welcher Lehrer wird sich schon wundern, wennein Schüler seinem durstigen Nachbarn die Kakaoflascherüberreicht. Das Etikett, auf dem man zuvor die Aufga-benlösung notiert hat, sollte der Pauker allerdings nichtsehen. Das kann der eventuell nervöse Mitschüler aberauch abrubbeln. Eine andere Mitteilungsform ist dasAnbringen des Nachrichtenzettels am Boden einerKakaotüte (mit Haftstreifen). Eignet sich prima für län-gere Schummelbotschaften.

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AUF DIE OBERFLÄCHE KOMMT ES ANIn vielen »Leeranstalten« sind die Schulbänke schon alt,beschmiert und ziemlich verkratzt. Da bietet es sich an,zwischen den Kratzern ein paar hilfreicheGrammatikregeln oder Formeln zu platzieren. Selbstwenn der Pauker vor, hinter oder neben einem steht,fallen die diversen Hilfen nicht auf. Es empfiehlt sichallerdings, die Notizen auf dem Tisch zu verteilen und sienicht auf einem Platz zu knubbeln. Den Stift wählt manentsprechend der Kratzer. In der Regel genügt jedochblaue Tinte. Nach der Klassenarbeit wischt man alleseinfach ab und kriegt so neuen Platz für die nächstePrüfung. Nicht geeignet ist dagegen das Einritzen vonInformationen in das Holz. Dann ist die Fläche ein fürallemal versaut.

MIT DER MODE GEHENSowohl bei Jungen als auch bei Mädchen hat sich in denletzten Jahren eingebürgert, mit sogenanntenSchweißbändern rumzulaufen. Eigentlich trägt man sie janur zum Tennis oder Squash. Aber diese buntenArmbänder sehen sehr witzig aus und bieten wegen ihrerBreite hervorragende Schummelmöglichkeiten (auch beikurzärmeligen Hemden). Locker versteckt man seine(n)Spicker unter dem Schweißband und braucht bei Bedarfnur den Zettel etwas herauszuziehen. In der Deckung desUnterarmes läßt sich jetzt ausgezeichnet abschreiben.Und im Notfall einfach das Schweißband wiederrüberschieben.

DREHPRINZIP UND RUNDUNGGebraucht wird ein rundes Federtaschenetui, das wie einean den Enden verschlossene Röhre geformt ist. Über dieganze Breite des Innenraumes wird dicht am

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Reißverschluß der schmale Spicker an eine Seitenwandgeklebt. Entscheidend für den Trick ist, daß imgeöffneten Zustand nichts zu sehen sein darf. Stellt mandie Federtasche jedoch etwas schräg - zum Beispieldurch einen darunter geschobenen Stift, der als Keil dient-, läßt sich der ganze Schummeltext prima lesen. Dannliegt das Etui in der Klausur unschuldig vor einem, undder Pauker hat mal wieder keinen blassen Schimmer, wassich gerade abspielt. Sollte tatsächlich einmal Gefahrdrohen, schiebt man den Stift beiseite und dieFedertasche rollt unmerklich in die Idealposition zurück.Es besteht also kein Grund, plötzlich mit umständlichemSuchen oder auffälligem Rumkramen für Ablenkung zusorgen. Ein Beweis, daß sich auch heute noch wirksammit der Federtasche schummeln läßt.

HART AN DER GRENZEEin Mitschüler, der damals in die 9. Klasse ging, hatteeine schwere Mathearbeit ohne Spicker geschrieben.Schon am Ende der Prüfung wußte er, daß er zu 99 %eine 5- oder 6 kriegen würde. Also steckte er sein Hefteinfach ein, während alle anderen ihre Arbeitenordnungsgemäß abgaben. Bei der Rückgabe der Hefte -der Lehrer hatte das Fehlen noch nicht bemerkt - rief derSchüler: »He, Sie Schussel haben mein Heft bei sich zuHause verklüngelt! Ist ja eine Unverschämtheit!«Daraufhin erhielt er einen Nachschreibetermin, natürlichmit sämtlichen Vorzügen des Alleinschreibens. - DieseMethode eignet sich aber keineswegs bei allen Lehrernund erst recht nicht für schüchterne Schüler.

DIE EXTERNE ARBEIT - ZUM PLATZ GELIEFERTIm Mathekurs ließ einer seine Klausur von seinem zweiJahre älteren Bruder - einem Mathe-As - schreiben. Den

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Aufgabenzettel beförderte er durch den Türschlitz(weitere Varianten siehe Kap. 4.3.) nach draußen. Aberdie Antwort gelangte durch die spezielle Variante desStühleholens in den Prüfungsraum. Der Bruder stürztenämlich 20 Minuten vor Ende in die Klasse und verlangtenach zwei Stühlen. Während nun in der allgemeinenUnruhe alle Prüflinge »raus hier!« schrien, ließ er denzusammengeknuddelten Lösungszettel unauffällig amPapierkorb fallen. Dieses hervorragendeAblenkungsmanöver funktioniert natürlich auch, indemman nach Kreide oder Mofaschlüssel fragt. In jedem Fallmuß aber vor Prüfungsbeginn der Papierkorb in Türnähegestellt werden. Der Mathe-Looser brauchte nach dervollendeten Stuhlaktion nur noch nach vorne zu gehen,um sich seine Bleistifte anzuspitzen. Mit einerbeiläufigen Handbewegung hob er den Zettel auf undübertrug in den letzten 15 Minuten alles fein säuberlichins Heft. Der besagte Schüler erhielt übrigens eine 2 + ,denn er hatte in der Aufregung einen Abschreibfehlergebaut. Dalli-Dalli-Rosenthal würde bei dieserSchummelmethode vermutlich einen Meter in die Luftspringen und rufen: »Der Trick ist Spitze!«NEUE DIMENSIONENWer den traditionellen Weg des Mogelns bevorzugt,kennt die Schwierigkeiten, den Schummelzettel ständigauf Abruf bereitzuhalten. Das gilt besonders für Schüler,die der umherschweifende und bohrende Blick der Lehrerängstigt. Dem kann jetzt Abhilfe geschaffen werden,indem man die Informationen im Miniformat auf einRechenkaro schreibt und anschließend auf einem derArbeitsbögen befestigt. Optisch fällt es nicht auf underscheint wie belangloses Gekricksel. Aber wenn maneine Lupe zur Hand nimmt, können die benötigten

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Formeln schnellstens abgerufen werden. Verwendetwerden soll natürlich kein Briefmarkenglas, sondern einekleine Plastiklupe (beim Optiker für circa eine Mark zukriegen), die durchsichtig und leicht zu verbergen ist. Esempfiehlt sich als Gipfel der Frechheit, schon in denWirren des Arbeitsbogen-Austeilens den Tesastreifen aufeiner gleichfarbigen Unterlage zu befestigen. So werdenim wahrsten Sinne des Wortes ganz neue Dimensionenerschlossen.

HEISSGELIEBTES RATSCHEFUMMELEs gibt Radiergummis, die in einem stabilen,undurchsichtigen Plastikgehäuse stecken. Da sich derRadierer problemlos herausziehen läßt, ergibt sich aufbeiden Seiten eine kleine Fläche, die als externer Mini-Speicher (zum Beispiel mathematische Formeln) idealist. Sollte sich das Radiergummi selbst nicht beschriftenlassen, einfach ein Papier draufkleben. Wirkungsvoll istdie Methode schon deshalb, weil man den Spicker immerin der Hand behalten und unbedenklich in Physik- undMathearbeiten mitnehmen kann. Und wenn es mulmigwird, radiert man halt ein wenig auf dem Papier herum.

AUFGEKLEBT UND ANGELUPFTViele Schüler benutzen die Flächen ihrer Federtaschenund Mappen, ja sogar Schultische, um darauf einigeAufkleber unterzubringen. An diesen Anblick haben sichunsere Lehrkörper mittlerweile gewöhnt, so daß wirhervorragende Bedingungen für die folgendeSchummelvariante vorfinden. Alte, ziemlich abgenutzteSticker haben nämlich die Eigenschaft, nicht mehr richtigzu kleben. Sie haften nur noch auf der Oberfläche. DasTäuschungsprinzip ist simpel: Einen Spickzettel in der

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Größe des Aufkleber anfertigen, auf Federtasche oderSchulbank befestigen und mit einer Klarsichtfoliebekleben. Denn im Anschluß soll ein ausgeleierterAufkleber den Pfuschzettel bedecken und locker auf derOberfläche haften. Bei schwierigen Klausuraufgabenlupft man den Sticker ein wenig an, liest seineSchummeldaten und backt ihn im Gefahrenmomentwieder fest.

SCHUMMELENZYKLOPÄDIE - OPTIMALPLAZIERTAlle Prüfungsdaten werden mit einem Fotokopierer voneinem DIN-A-4-Bogen so lange herunterverkleinert, bisman ein noch gut lesbares Mini-Exemplar davon hat.Anschließend werden sämtliche Zettel zu einem kleinenBüchlein zusammengeheftet. (Von diesen Prüfungs-Broschüren in Kleinformat besitze ich mittlerweile 18Stück, die der Stolz meiner ganzen Studienzeit sind.) Dasangefertigte Mini-Büchlein bewahrt man nun in einembesonderen Versteck am Körper auf: der Kuhle am Hals,die vom Schlüsselbein gebildet wird. Dieser Ort eignetsich vorzüglich, weil Pauker die Spickzettel in Jacken-oder Hosentaschen vermuten. Tritt der Trickser nunwieder zu einer nahezu aussichtslosen Klausur an, ziehter sich einen dicken Pulli mit V-Ausschnitt über. VornPullover festgehalten, ruht jetzt das Schummellexikon inder Halsmulde und wartet auf seinen Einsatz. KeineSorge, es kann weder rutschen noch runterfallen. Abermit einem schnellen Griff läßt es sich zutage fördern undnotfalls wieder verstecken. Eine solche Körperbewegungwirkt nämlich absolut harmlos. Schließlich denkt jeder,man müsse sich mal eben am Hals kratzen. Während derArbeit liegt das Mini-Büchlein hemmungslos auf dem

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Schoß beziehungsweise zwischen den leicht geöffnetenOberschenkeln. Sollte nun unerwartet der Paukeraufkreuzen, läßt man blitzschnell die Beinezusammenklappen, und die Gefahr ist gebannt.

AUF DIE OPTIK KOMMT ES ANErdkunde und Geschichte waren früher meine absolutenHorrorfächer. Ich habe einfach nicht begreifen wollen,warum ich so viele überflüssige Zahlen und Namenauswendig lernen sollte. So kam mein Spiegeltrickzustande, mit dem ich nie aufgeflogen war. Du nimmstdir einen weißen DIN-A-4-Bogen und legst ein BlattPauspapier falschrum(!) darunter. Die schwarzeKohleseite zeigt also nach unten. Der Effekt istfolgender: Während du sämtliche Daten auf den weißenBogen schreibst, wird die Schrift gleichzeitig -spiegelverkehrt - auf der Rückseite durchgepaust. Vorder Prüfung klebst du deinen Schummelzettel unter dieBank und kannst mit Hilfe eines Schminkspiegels undetwas Geschick alles ablesen. Und entdeckt der Paukerzufällig deinen Handspiegel» wird er dich eher für eiteloder einen Grimassenschneider als für einenausgebufften Schummler halten.

DEM BUCH ANS EINGEMACHTE GEHENGerade in der Oberstufe, wo man ja weitgehendselbständig arbeiten soll, dürfen während der Prüfungverschiedene Hilfsmittel benutzt werden. Dazu zählennicht nur Logarithmen- oder andere Zahlentafeln,sondern auch einsprachige Lexika. Die Unterlagen selbststellen nur eine relativ geringe Arbeitserleichterung dar.Schließlich muß man mit ihnen umzugehen wissen. Ganzanders verhält es sich mit den Buch/Heftseiten. Um

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umständliches Beschriften in den Zeilenzwischenräumenzu vermeiden, habe ich in der Schule folgende Methodebenutzt: Mit einem extrem scharfen Fleckentferner (fürKlamotten) behandelt man die ausgewählten Textseiten.Dieses Teufelszeug ist derartig ätzend, daß sich dieDruckerschwärze vom Papier löst. Jetzt erhält man einesaubere Blattfläche, die sich zügig als Schummelzettelumfunktionieren läßt. Beim Notieren der unerlaubtenDaten oder Texte sollte allerdings eine entsprechendeZeilenanordnung gewählt werden. Denn sonst könntedem Lehrmeister bei einer Stippvisite die präparierte(n)Seite(n) auffallen. Übrigens hängt die Lösbarkeit desSchriftbildes wesentlich von der Buchqualität ab. Beimanchen Drucken reicht einfacher Nagellackentferner,bei anderen muß es schon eine Nitrolösung sein.

GEHEIMNISVOLLER JEANSFLICKENGott sei Dank haben wir noch keine englischenSchulverhältnisse, wo jeder nur im Einheitslook mitfeinem Zwirn rumlaufen darf. Bei uns können Schüleralle Klamotten tragen, auf die sie Bock haben. So warkeinem Pauker aufgefallen, daß ich zu den Prüfungengrundsätzlich mit meinen verlotterten Flickenjeans antrat.An sonstigen Schultagen strahlte ich nämlich eher einsogenanntes gepflegtes Äußeres aus. Grund für meinbesonderes Prüfungsdesign im Clochardstil waren meineJeansflicken auf den Oberschenkeln. Sie verdecktenkeine Löcher, sondern bedecken vielmehr das Wichtigstean meiner Hose: die Spickzettel. Entgegen der optischenWirkung sind die Flicken nämlich mit Druckknöpfen amStoff befestigt und durch einen einfachen Handgriff zulösen. Ratzfatz klappt man den Stofflappen um und hatfreien Zugang zu seinem Spicker. - Wer meine

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Klausurenjeans einmal bewundert hat, wird zugeben, daßsich eine Unmenge an Wissensstoff darauf platzierenläßt. Übrigens wählte ich als Papier Karteikarten, die ichmit einem beidseitigen Klebeband auf der Hosebefestigte. Jeans sind eben zeitlos aktuell und unheimlichpraktisch...

MULTIPLE CHOICE - EINE LOCKEREPRÜFUNGSFORMWährend des Studiums mußten wir eine Reihe anKlausuren im Multiple-Choice-Verfahren absolvieren.Wie bei der theoretischen Führerscheinprüfung kommt esallein darauf an, das Kreuz an die richtige Stelle zusetzen. Nachteilig ist dabei vor allem, daß die Pauker inrelativ kurzer Zeit ein ausgesprochen großes Stoffgebietabfragen können. Deshalb haben einige Kommilitonenund ich extreme Klimmzüge vollbracht, um vorzeitig andie Examensbögen zu gelangen. Einige Male waren wirauch erfolgreich. Bei diesen Glücksfällen markierten wirauf besondere Weise die richtigen Antworten. Mit einerspitzen Nadel stachen wir ein winziges Loch in dasentsprechende Lösungskästchen. Während der Prüfungselbst brauchte ich nur noch die Bögen leicht anzuhebenund konnte problemlos erkennen, wo ich mein Kreuz zusetzen hatte. War eine Klausurbeschaffung einmalunmöglich, griff ich zu einer anderen bewährtenMethode. In den höhergelegenen Bankreihen suchte ichmir einen hervorragenden Ausblick auf die vor mirsitzenden Kommilitonen. Die Arme aufgestützt und dieHände scheinbar nachdenklich an die Stirn gelegt,begutachtete ich durch ein kleines Opernglas dieLösungen der anderen Studenten ...

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DAS EI ZUM ERFOLGJahrelang gab es an meiner Fachhochschule keineProbleme, Klausuren vorzuschreiben. Vorsorglich ließman sich mehr Prüfungsbögen geben, als eigentlich nötigwaren. Und so störte es auch niemanden, daß dieKlausurblätter mit einem Stempelabdruck speziellmarkiert waren. Eines Tages allerdings wurde einKommilitone erwischt, als er gerade aus seiner Mappeeines der fünf vorgeschriebenen Blätter herausangelte. Soplatzte die Bombe, und die Dozenten dachten sich eineneue Sicherheitsmaßnahme aus. Von jetzt an wurden inunregelmäßigen Abständen verschiedenfarbigePrüfungsstempel eingesetzt. Dabei war es nichtvorherzuberechnen, ob nächstes Mal blaue, grüne oderrote Stempelkissen benutzt würden. Mit dem beliebtenBunkern von Prüfungsbögen war es jedenfalls vorbei.Denn wenn jede Aufgabenstellung auf drei verschiedeneArbeitsbögen geschrieben werden muß, kann man liebergleich anfangen zu lernen. Da ich mich aber von meinergewohnten Vorschreibmethode nicht trennen wollte,grübelte ich einige Zeit und fand die Lösung in einemalten Fälschertrick: Schält man ein hartgekochtes Ei undrollt es über einen frischen Stempelabdruck, überträgtsich das Zeichen auf die hauchdünne Umhüllung desEies. Anschließend wird das Ganze auf dervorgeschriebenen Klausur wieder abgerollt, und schonhat man einen »Originalbogen«. Nach dieser Aktionlehnt man sich gemütlich zurück und verspeist genußvolldas Beweismittel...

DER REINRAUS-SPICKERWährend der gesamten Mittelstufe hat sich meinFedertaschentrick erfolgreich bewährt. Und zwar besaßich eine sogenannte doppelstöckige Federtasche mit zwei

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Reißverschlüssen, die über die Jahre schon ziemlichramponiert war. So fiel es niemand auf, daß ich die Nahtzwischen Reißverschluß und Außenkante der Länge nachaufgeschnitten hatte. Vor einer Klassenarbeit nahm ichjedes mal die Pappverstärkung aus dem Umschlag. Miteinem Gummiband wurde dann mein Pfuschzettel (kleineKarteikarte) am hinteren Rand der Pappe befestigt.Danach schob ich beides zurück in die Umhüllung derFedertasche. Ähnlich wie bei der Schummelzettel-Raketezieht man im Bedarfsfall den Spicker heraus und läßt ihnin der Notsituation einfach los. Durch das gespannteGummiband schnellt die Karteikarte automatisch in dasFedertaschenversteck zurück.

PSYCHOTRICK MIT ELTERNHILFEWer frühzeitig weiß, daß eine Ehrenrunde bevorsteht,kann mit Hilfe seiner Eltern folgenden Schachzugmachen. Der Vater sucht den entsprechenden Lehrer aufund bittet ihn um seinen fachlichen Rat, wie denn einSitzen bleiben des Sohnemannes noch zu verhindern sei.Der Pauker wird jetzt erst mal den üblichen Kommentarvom Stapel lassen: »Es liegt ja nicht an seinerIntelligenz... aber er ist ja so unverschämt faul, selten beider Sache und läßt sich immer so leicht ablenken ... -Wenn überhaupt noch etwas zu retten ist, müßte sofortder gesamte Unterrichtsstoff des Schuljahresaufgearbeitet werden...« Nun heißt es pfiffig sein und denLehrer unauffällig in die Verantwortung nehmen. Manerklärt seine Bereitschaft dazu und bittet den Pauker,doch einen Nachhilfelehrer zu empfehlen, der dieschwierige Aufgabe erfüllen könnte. Natürlich wird jetztein befreundeter Referendar oder ehemaligerStudienkollege genannt, dem er gerne diese zusätzliche

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Einnahmequelle zuspielen möchte. Daraus ergeben sicheinige entscheidende Vorteile:1. wird der Bekannte des Paukers aufgrund despersönlichen Kontaktes seinen Nachhilfeschüler gezieltvorbereiten.2. werden dem Schüler »inoffiziell« einigeMöglichkeiten gegeben, im Unterricht zu glänzen und soseine schlechten Noten auszubügeln.3. werden wie zufällig genau die Aufgaben deranstehenden Klassenarbeit eingeübt, bei der manjetzt natürlich besser abschneidet.Obwohl die Methode so einfach ist, hat sie sich schon oftbewährt. Wenn der entsprechende Lehrer nämlich selbereinen (befreundeten) Nachhilfelehrer empfiehlt, macht ersich quasi für den Erfolg der kostspieligen Förderstundenmitverantwortlich. Denn andernfalls hätte er ja einenschlechten Rat gegeben. Natürlich wird zu keinemZeitpunkt »das Kind wirklich beim Namen genannt«. -Jedenfalls konnte ich auf diese Weise zweimal dasscheinbar unvermeidliche Sitzen bleiben umgehen.

LANDSTREICHERN ABGEGUCKTHausierer und um Almosen bittende Leute haben ihreeigene Zeichensprache, mit der sie nachfolgendenKumpeln Nachrichten hinterlassen. An vereinbartenStellen der Hauseingänge werden die Zeichen mit Kreideauf das Pflaster gemalt. Die Bedeutung der Krickeleienkennen natürlich nur Eingeweihte. Dazu eine kleineAuswahl:Nun braucht man sich als Schüler nur dieses Prinzipzunutze zu machen und seine Tischoberflächeentsprechend zu gestalten. Denn was würde der Lehrerschon Unerlaubtes vermuten, fände er folgende

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Schmierereien auf der Schulbank:

Sicher würde er nie auf die Idee kommen, daß dieswichtige Ereignisse aus dem Leben Bachs sind. DieEntschlüsselung:Wer Zweifel an dieser Schummelmethode hat, sollteeinmal den Test machen und morgen die obige»Schmiererei« noch einmal betrachten. Bestimmt fällteinem zu jedem Bild die richtige Assoziation ein.

HAARSPRAY UND TELESKOPSPICKERAuf einem glatten Zettel von ca. 4 cm Breite (Länge nachUmfang der zu speichernden Informationen) wird derText geschrieben. Um gute Lesbarkeit bei geringsterBuchstabengröße zu gewährleisten, ist ein Druckbleistiftunbedingt erforderlich.Da beim Schummeln der Bleistifttext nur allzu leichtverschmiert, muß man ihn auf jeden Fall mit Haarsprayeinsprühen. Dabei nicht mit dem Spray sparen! Der nasseund penetrant stinkende Zettel wird an der Luft oder übereinem Ofen getrocknet. Auf keinen Fall darfKugelschreibertinte, die man zum Unterstreichen derFrage benutzt, übersprüht werden. Denn durch das Sprayverschwimmt sie!Ist der handliche Zettel vollständig getrocknet, wird erschräg zu einem handlichen Zylinder eingerollt. In dieserForm wird er in der

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Hand versteckt. Ist man nun an der Grenze seinesWissens angelangt, wird der Zettel von Mittel-, Ring-und kleinem Finger festgehalten und mit Daumen undZeigefinger teleskopartig aufgedreht, so daß man denText bequem abschreiben kann. Nach Gebrauch denZylinder wieder zu seiner ursprünglichen Größezusammenschieben und mit der Handfläche vor denBlicken des Lehrers verbergen.

DER LEICHTE GANG DURCHS PRÜFUNGSQUIZJägerprüfungen sowie Gehilfen- und Meisterprüfungender verschiedenen Berufe haben zwei Gemeinsamkeiten.Zum einen ist eine Behörde oder staatliche Institution fürdie Veranstaltung zuständig. Zum anderen nimmt derschriftliche Teil mit drei bis vier Stunden eine relativlange Prüfungszeit in Anspruch. Nun hat sich bei denverantwortlichen Beamten folgende Gewohnheitdurchgesetzt. Der von jedem Kandidaten zu

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beantwortende Fragenkatalog ist derart umfangreich, daßer nur alle vier bis fünf Jahre aktualisiert wird. So kannman davon ausgehen, daß die schriftlichen Fragen meistidentisch mit denen des Vorjahres sind.Diesen Ablauf haben wir uns bei der Jägerprüfungzunutze gemacht. Mit den insgesamt 50 Kandidatenwurde abgesprochen, daß sich jeder 10 der 500 Fragenmerkt und im Anschluß an die Prüfung aufschreibt.Damit sich nun nicht jeder die gleichen Fragestellungeneinprägt, wurden vorher kleine nummerierte Zettelverteilt. So bedeuteten die Ziffern 125/134, daß man dieFragen 125 bis einschließlich 134 behalten sollte. Aufdiese Weise ließen sich nachträglich 480 von 500Aufgaben zusammentragen. (Nur zwei Prüflinge warenderart in Streß geraten, daß sie es vergessen hatten.)Natürlich konnten wir selber von dem wertvollen Wissennicht mehr profitieren, sondern erst der nächste Jahrgang.Dafür war jedoch deren Abschneiden sensationell. Von47 Prüfungskandidaten fiel nicht einer durch denschriftlichen Teil. Wer die üblichen Durchfallquotenbeim Jagdschein (50 bis 60 %) kennt, weiß das Ergebniszu würdigen.

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VIII. DIE TECHNIK MACHT'SMÖGLICH

8.1. Der technische Fortschritt

Nicht nur der heutige Stand der Technik, sondern auchdie Preisgünstigkeit bestimmter elektronischer Geräte hates vielen Schülern und Studenten ermöglicht, eine neueDimension des Täuschungsversuches zu begründen.Gemeint ist die drahtlose Informationsübermittlung -kurz: Sprechfunk. Mit Funkgeräten sind die sogenanntenWalkietalkies gemeint, die in vielen Kauf- undWarenhäusern schon zu Schleuderpreisen (50 bis 80 DM)erhältlich sind. Dies ist gewissermaßen eine Variante desexternen Schreibens; dabei diktiert die Kontaktpersondem Schüler oder Studenten im Klausurenraum dieAntworten mittels Sprechfunk. Doch auch hier gibt esGrundregeln, die zunächst beachtet werden müssen:a) Das Sprechfunkgerät muß mindestens eine Reichweitevon drei Kilometern besitzen.b) Der Student im Klausurenraum muß ein umgebautesWalkietalkie (kurz: Empfänger) besitzen, das fürniemanden optisch oder akustisch wahrnehmbar seindarf.c) Die sendende Kontaktperson muß einen absolutungestörten Ort in der Schule oder in der Nähe zurVerfügung haben.Der Umbau des Empfänger-Walkietalkies ist mit etwastechnischem Sachverstand, einem bißchen Kabel undeinem Lötkolben ohne größere Probleme in Heimarbeitmöglich.Im wesentlichen müssen zwei Maßnahmen getroffen

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werden: a) Der Lautsprecher-Mikrofon-Anschluß mußgekappt und ein gesonderter Lautsprecheranschluß (einzweipoliges Kabel) aus dem Gehäuse gelegt werden.Bei einem Walkietalkie wird der Lautsprecher sowohl alsEmpfänger wie auch als Mikrofon genutzt. Man kannalso nicht das Mikrofon stillegen, ohne nicht auchgleichzeitig den Lautsprecheranschluß zu entfernen. Fürdas Empfängergerät wird nur ein gesonderterLautsprecheranschluß benötigt.Man verfolgt bei geöffnetem Gehäuse den Drahtverlaufdes Lautsprecher-Mikrofon-Teiles und schneidet dieDrähte durch. Anstelle der gekappten Drähte wird einzweipoliges Kabel an derselben Anschlußstelle (Schalter)angelötet, das anschließend aus dem Gehäuse führen soll.Wenn sich der Lötkolben inzwischen nicht schon durchdie Schreibtischplatte gebrannt hat, kann man ein Loch indas Gehäuse glühen, um das Kabel später nichteinzuklemmen. Eine mit einem Seitenschneidergekniffene Kerbe erfüllt diesen Zweck aber genauso. Andas aus dem ? Walkietalkie führende Kabel (ca. 50 cm)wird jetzt ein Ohrhörer kleinster Größe (»Knopf imOhr«) angeschlossen, den man für 2,50 DM imElektrogeschäft bekommt.b) Für einen einwandfreien Empfang ist eine Antenneunumgänglich - jedoch ist aus naheliegenden Gründendie übliche 120 cm lange Teleskopantenne wenigergeeignet. Daher wird die mit einer Kreuzschlitzschraubebefestigte Antenne des Walkietalkies entfernt und einetwa drei bis vier Millimeter starker und ein Meter langerisolierter Kupferdraht angeschraubt oder -gelötet.Sind beide Arbeiten fertig, so ist der eigentliche Umbaubereits abgeschlossen, und das Gehäuse kann wiederverschraubt werden. Sämtliche weiteren Maßnahmen

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sind einfach und die entsprechenden Teile relativ leichtzu beschaffen:1. Man besorgt sich eine etwas ältere, gebrauchteLederjacke mit einer möglichst großen Innentasche imFutter.2. Man kauft bei einem Hörgeräteakustiker etwa 20 cmschalldichten Schlauch der kleinsten Durchmesserstärkeund ein kleines Endstück fürs Ohr (Ohranschluß).3. Man besorgt sich ein Netzgerät für das Sender-Walkietalkie, da die maximale Reichweite derSprechfunkgeräte häufig mit einem 220-Volt-Anschlußvergrößert werden kann.4. Jetzt fehlt nur noch eine Rolle Leukoplastband.Als erstes bohrt man die Öffnung des Ohrhörers (»Knopfim Ohr«) so weit auf, daß der schalldichte Schlauchreingeschoben werden kann und festsitzt. Auf keinen Falldarf man zu tief bohren, um nicht die Membrane deskleinen Lautsprechers zu zerstören. Danach wird derOhrhöhrer mit reichlich Leukoplastband umwickelt,damit erstens der Schlauch nicht herausrutschen undzweitens später kein Geräusch entweichen kann. Dannbraucht man nur noch den eigentlichen Ohran-Schluß aufdas andere Schlauchende zu stecken. Der Vorteil vonSchlauch und Ohranschluß besteht darin, daß beideextrem klein sind und aus durchsichtigem Materialbestehen.Anschließend wird das Futter der Jackeninnentasche soweit aufgeschnitten, daß das Walkietalkie zwischenLeder und Jackeninnentasche paßt, äußerlich aber nichtsichtbar ist. Andererseits muß das Gerät auch ruhig sitzenund darf nicht bei jeder Bewegung hin und her rutschen.Als nächstes wird das Antennenkabel (isolierterKupferdraht) so im Jackenfutter befestigt, daß es

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möglichst lang und gestreckt hängt. Man kann dieAntenne auch in ein Hosenbein hängen (keine Angst, derDraht steht nicht unter Strom).Für den Anbau des Ohrhörers müssen einigeVorbereitungen getroffen werden. Der Schüler oderStudent, dem die Antworten diktiert werden sollen, mußunter der Lederjacke einen Rollkragenpulli oder einHemd mit hohem Kragen tragen, und seine Haarprachtsollte nach Möglichkeit nicht aus einem Mecki-Schnittbestehen. Günstig wäre es, wenn die Haar im Nackenetwas voller sind und seitlich die Ohren zumindest zurHälfte bedecken.Das Lautsprecherkabel wird unter dem Pulli entlang derWirbelsäule geführt und mit Leukoplastband so befestigt,daß kein Verrutschen möglich ist. Am Halswirbel darfdas Kabel bzw. der Schlauch aber nicht zu strammanliegen. Man muß den Kopf noch problemlos bewegenkönnen, damit es nicht so aussieht, als ob manGenickstarre hätte. Um den Schlauch gut hinters Ohrführen zu können, ist es wichtig, die »Knickstelle«möglichst hoch an der Wirbelsäule anzusetzen. Zudiesem Zweck werden die Nackenhaare vor demBefestigen weit hochgekämmt. Um ein gutes Kleben desLeukoplastbandes zu gewährleisten, empfiehlt es sich,den Nackenflaum vorher auszurasieren. Anschließendwird der Schlauch hinters Ohr geführt und das Ohrstückvon oben eingesetzt.Als Letztes werden die Haare im Nacken und an derSeite ordentlich gekämmt, so daß alle verdächtigen Teilebedeckt sind. Nun überprüft man nur noch, ob genugBewegungsfreiheit besteht - und ist jetzt für denEinzelleistungsnachweis gewappnet.Für den Laien erscheint der Anbau des Gerätes relativ

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umfangreich und abschreckend. Kennt ein eingespieltesTeam jedoch die notwendigen Handgriffe, so kann maneinen Wissensbedürftigen sogar innerhalb einer kurzenSchulpause (fünf Minuten) mit der notwendigenGerätschaft bestücken. Die Handhabung im einzelnen:a) Nachdem man das Gerät entsprechend installiert hat,begibt sich der Diktierende an sein stilles Örtchen. Dortsollte sich nach Möglichkeit eine Steckdose befinden, umdas Netzgerät für das Sender-Walkietalkie benutzen zukönnen.b) Die Kontaktperson spricht jetzt etwa drei bis vierMinuten einen beliebigen Text ins Walkietalkie, damitder Empfänger sein Gerät entsprechend einstellen kann.Der »empfangende« Schüler sollte sich dabei in der Nähedes Klausuren- oder Klassenraumes befinden und durchVeränderung der Lautstärke an seinem Gerät dieoptimale Feineinstellung vornehmen.c) Die Vorbereitungen sind jetzt beendet. Der»unwissende« Student begibt sich in die Höhle desLöwen und besorgt sich einen zweiten Aufgabenzetteloder schreibt die Fragen ab. Für die Übergabe derAufgaben wird eine der bereits beschriebenen Methodengewählt.d) Der Kontaktmann erhält die Fragestellungen undbeginnt, die dazugehörenden Antworten von seinemVersteck aus über Sprechfunk zu diktieren.Wichtig für das Diktieren ist, daß man in einemgleichmäßigen Tempo spricht und jeden Satz einmalwiederholt, damit der Empfänger, hat er einmal denAnschluß verloren oder akustisch etwas nicht verstanden,den Satz richtig beenden kann. Diktieren und Mitschrei-ben müssen vorher geübt sein!Man kann bei diesem Schummelverfahren am

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Empfänger-Walkietalkie auch einen Druckknopfinstallieren (Verlängerung der Ruftaste), der esermöglicht, der Kontaktperson klarzumachen, daß manbeim Diktat den Anschluß verloren hat. Hört diesendende Person das Rufzeichen (Rückkopplung),wiederholt sie den Satz und setzt das Diktat in ruhigemTempo fort.Außer einem Raum in der Schule gibt es auch dieMöglichkeit, von einem Auto aus zu diktieren. Unterdiesen Umständen schließt man das Walkietalkie an dieAutobatterie (z. B. über den Zigarettenanzünder) an undnutzt die Autoantenne für einen einwandfreien Empfang.Bisher wurde der einseitige drahtlose Informationsflußbeschrieben. Natürlich kann der Empfänger dieAufgabenstellung per Funk durchgeben. Das ist riskantund setzt voraus, daß man während der Klausurunauffällig sprechen kann.Der große Vorteil der drahtlosen Verständigung bestehtdarin, daß man den Klassen- oder Klausurenraum nichtzu verlassen braucht (bzw. höchstens einmal, um denAufgabenzettel hinauszubringen) und dieAufsichtsperson nicht im Traum an das denken würde,was sich gerade vor ihren Augen abspielt. Bei richtigerHandhabung kann der Pauker sogar unmittelbar nebeneinem stehen und wird dennoch nicht ein einziges Wortdes Diktates vernehmen können! Allerdings muß manauch zugeben, daß schon einige Dreistigkeit dazugehört,um diese Methode zu praktizieren. Es soll auch nichtverschwiegen werden, daß die Konsequenzen(Strafmaßnahmen) entsprechend hart ausfallen werden,wenn man sich dabei erwischen läßt.

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8.2. Jeder für sich, aber ein Rechner füralle

Wer kennt sie nicht, die ätzenden Mathearbeiten mitihren ellenlangen Aufgabenstellungen. Sie scheineneinem das ganze Leben lang zu folgen und an den Fersenzu haften.Nun gibt es für diese Durststrecke glücklicherweise aucheinige erfrischende Hilfen. Seit der Erfindung derMikroprozessoren sind die altbewährten Rechenschieberaus den Schulmappen verschwunden und an ihre Stelledie vielseitig nutzbaren Taschenrechner getreten. MitAusnahme der Grundschulklassen werden sie in fastjeder Klassenstufe als Hilfsmittel geduldet. Da diese»mathematischen Zauberkünstler in Kleinformat« nichtnur außerordentlich preiswert sind, sondern auchwesentlich mehr leisten können, als in den meisten Fällenvon ihnen verlangt wird, lohnt es sich, auf einigeNutzungsmöglichkeiten einzugehen.1. Man setzt sich neben einen guten Zahlenjongleur derKlasse und legt nur provisorisch seinen eigenenTaschenrechner auf den Tisch. Verabredet ist aber, daßder Nachbar seine Zwischen- und Endergebnisse erst ausdem Taschenrechner löscht, wenn man sie zuvorabgeschrieben hat. Der Mathecrack beantwortet kontinu-ierlich die Fragen und gibt einem durch Fingerzeig zuverstehen, wann das Zwischen- und wann dasEndergebnis der jeweiligen Aufgabe eingetippt ist. Manbraucht also nur die zumeist leichten Rechenansätzeselbst zu schreiben und notiert anschließend dieErgebnisse. Diese Methode hat deshalb ihren Vorteil,weil im Gegensatz zum auffälligen und antiquiertenAbgucken der Blickkontakt zum Taschenrechner des

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Nachbarn leichter möglich ist.2. Eine ähnliche Form gibt es in Physik- undChemiearbeiten. Hier werden meist nur zu einembestimmten Anteil Rechenaufgaben gestellt. So erzähltman dem Pauker, daß man den eigenen Taschenrechnervergessen habe und statt dessen den des Nachbarnverwenden werde, wenn dieser ihn nicht mehr benötige.Während der Lehrer nun annimmt, man würde sich jetztmit den Textaufgaben beschäftigen, pinnt man fleißig dieaufleuchtenden Zahlen des nachbarlichen Rechners ab.3. Ähnlich der Methode des GOLDEN CIRCLE kannman sich auch durch ständigen Taschenrechneraustauschhelfend unter die Arme greifen. Dabei wirdvorausgesetzt, daß der »Aktive« und der »Passive« beidedenselben Rechnertyp besitzen. Bei diesem Verfahren -man könnte es auch GOLDEN MEMORY nennen - gibtder Wissende die jeweiligen Ergebnisse in die einzelnenSpeicher ein, vertauscht die Rechner, und der Nachbarbraucht lediglich die entsprechenden Speicher Ml, M2,M3... abzurufen. Macht man dies auch mit den folgendenNachbarn - häufig haben nämlich ganze Klasseneinheitliche Rechner - so kann sich eine fruchtbareTaschenrechnerkette bilden, die eine ganzeSitzreihe von Schülern in den glücklichen Besitz richtigerLösungen bringen kann. Für Studenten, die noch dieKlausuranforderungen des Statistik-Scheines zu erfüllenhaben, bietet sich eine besondere Spezialität an.Meist kommen im Fach Statistik nur fünf bis sechsverschiedene Aufgabentypen in Frage. Das ist nichtfalsch zu verstehen, es handelt sich dabei umaußerordentlich umfangreiche und langwierige Rechen-gänge. Nun gibt es aber Taschenrechner bzw. Computerin Rechnergröße, denen man sogar Formeln eingeben

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kann und die zusätzlich über bis zu 99 Speicher verfügen.Programmiert man jetzt die jeweiligen Rechenschritte derin Frage kommenden Aufgabentypen, so braucht man nurnoch die Art der Frage zu erkennen, das Zahlenmaterialeinzugeben und kann in Windeseile sämtliche Ergebnisseund Zwischengrößen abrufen.

8.3. Elektronisches Schummeln inPerfektion

Der technische Fortschritt durch Mikrochips hat Schülernund Studenten in den letzten Jahren entscheidendeVorteile gebracht. Taschenrechner können mittlerweileimmer mehr Funktionen lösen und werden ständigbilliger. Kaum noch gibt es naturwissenschaftliche Prü-fungen, zu denen elektronische Computer nicht offiziellzugelassen sind; oft werden sie sogar wieselbstverständlich erwartet. So läßt sich schon mit einemgehobenen Taschenrechner-Standard ausgezeichnetschummeln.Gerade die Kombination aus »Programmierfähigkeit«und »constant memory« (Dauerspeicher) ist ideal.Formeln und Rechengänge (oder Kurztexte beiBuchstabentastatur) werden programmiert. Bei Mathekönnen das zum Beispiel Formeln für Aufgaben mit zweiUnbekannten sein. Im Anschluß brauche ich nur noch dieZahlenwerte einzutippen, und der Rechner wirftblitzschnell die Ergebnisse raus. Wie jeder erfahreneTrickser weiß, müssen aber auch die Rechenschritte undZwischenergebnisse notiert werden. Das ist jedoch keinProblem.Es werden zwei Arten von Speichern unterschieden.Während im Programmspeicher (Arbeitsspeicher) die

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einzelnen Rechenschritte (Formeln) eingegeben werden,sammelt der Datenspeicher Zahlenmaterial, also die End-und Zwischenergebnisse. Der Ablauf sieht jetztfolgendermaßen aus:1. Formel programmieren,2. Aufgabenstellung notieren und Zahlen eingeben,3. Endergebnisse abrufen; auf Klausurbogen mit vielFreiraum dazwischen notieren und zweimalunterstreichen (als Streicheleinheit für das Lehrerauge!),4. Zwischenergebnisse aus dem Datenspeicher abfragenund aufschreiben (über dem Endergebnis anordnen), 5. die einzelnen Rechenschritte über denProgrammspeicher abfordern und übertragen. Entgegen dem üblichen Ablauf bei Mathearbeiten löstman also die Aufgabe von hinten nach vorne.Während normalerweise gespeicherte Daten beimAusschalten des Gerätes gelöscht werden, hält derconstant memory die Informationen auch nach demAbschalten fest. So sitzt ein gewiefter Schüler amVorabend der Klausur in seinem Kämmerlein und gibt inden Taschenrechner eine ganze Formelsammlung ein.Mit der Gewißheit, daß über Nacht nichtsverlorengegangen ist, erscheint er tags darauf in der Prü-fung und zaubert per Knopfdruck das Geschummeltehervor.Nun hat die Sache natürlich einen kleinen Haken. Dennclevere Lehrer - die zugegebenermaßen selten sind -können bei verdächtigen Schülern die Speicher abrufen.Das heißt, sie dackeln durch die Bankreihen undüberprüfen stichprobenweise die Speicherinhalte. DieWahrscheinlichkeit eines solchen »Lehrerattentates« istallerdings äußerst gering. Schließlich verlangt es vomPauker ein hohes Maß an Kenntnissen der jeweiligen

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Rechnertypen. Dennoch soll im folgenden erläutertwerden, wie das Risiko, mit den geschummelten Formelnerwischt zu werden, minimiert werden kann.Manche Rechner können so programmiert werden, daßnur nach Eingabe eines Codewortes die Daten abrufbarsind. Da solche Taschencomputer aber recht teuer sind,sollte man die Gefahr auf simplere Weise umgehen.Da vereinzelt Lehrer um die Möglichkeit der constantmemories (Dauerspeichern) wissen, greifen sie gerne zufolgender Abwehrmaßnahme: Sie öffnen denTaschenrechner und entnehmen für 30 bis 45 Sekundendie Batterien. Dadurch werden sämtliche Schummeldatengelöscht. Taschenrechner mit constant memory habennämlich eine Art Notstromaggregat (Kondensatoren), dasbei einem Batteriewechsel für den Datenerhalt sorgt.Wird die Zeit von 30 bis 45 Sekunden überschritten, istder Reststrom verbraucht und der Speicher leer. Einsolches Auslöschen der Schummelinformationen läßtsich jedoch vermeiden.In der Nähe des Batteriefaches findet man im Gehäusemeist genügend Platz, um zwei kleine Knopfzellengleicher Stromstärke zu montieren. Mit einer einfachenReihenschaltung (1,5 V + 1,5 V) und vier Lötpunktenwerden die Minibatterien im Freiraum angebracht und andie Stromquelle angeschlossen. - Es spielt dabei keineRolle, ob für den normalen Rechnerbetrieb Knopf- oderMignonzellen benutzt werden. Das Resultat ist dasgleiche: Obwohl der Pauker die »Hauptbatterien«herausnimmt, wird der Speicher heimlich mit Stromversorgt und das wertvolle Wissen erhalten. - Manchmalmuß man eben seinen eigenen Datenschutz aufbauen.

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8.4. Geheimtür für Rechenspezies

Wer seinen Taschenrechner zu beherrschen weiß, brauchtvon den Vorteilen programmierter Formelsammlungenund Schummeltexte nicht erst überzeugt zu werden.Doch bleibt irgendwie das ungute Gefühl, der Paukerkönnte einem zu Beginn der Klausur auf die Schlichekommen. Nun gibt es außer der heimlichen Stromquelleim Gehäuse noch eine weitere Vorbeugemaßnahme, diezum Beispiel mit dem »Texas Instruments TI-66«möglich ist.Das Ziel ist, den fachkundigen Pauker in die Irre zuführen. Er soll im Bewußtsein, nicht ausgetrickst werdenzu können, ruhig alle Speicher abrufen. Verdächtigeswird er dabei nicht entdecken. Denn der Rechner zeigtjedes Mal 0 (= leer) an. Tatsächlich ist jedoch ein Teilder Datenbanken unsichtbar mit Schummelinfos belegt.An die gelangt man aber nur auf einem ganz speziellenWeg.Um das System zu begreifen, muß kurz auf einigeZusammenhänge eingegangen werden. ProgrammierbareTaschenrechner verfügen über eine bestimmte Anzahlvon Programm- (Arbeits-) und Datenspeichern. Beim TI-66 wird beispielsweise eine Kapazität von 512Programmspeichern angegeben. Will ich jedoch einenDatenspeicher einflechten, reduziert sich automatisch dieAnzahl der Programmspeicher auf acht. - Der Platzbedarfvon Daten- zu Programmspeichern entflicht also einemVerhältnis von 1:8. Maximal wären somit 64Datenspeicher möglich.Der Clou wird an einem gedachten Modell mit 16Speichern deutlich. Von den 16 Programmspeichern

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bleiben die ersten 8 leer und die weiteren 8 werden mitSchummelinfos belegt. Um den Pauker nun bei seinemKontrollakt auf Glatteis zu führen, wird zum Schein einDatenspeicher eingerichtet, der den Platz der letzten 8(belegten) Programmspeicher benötigt. Die 8Programmspeicher gehen aber nicht verloren, weil sie ineinen nicht zugänglichen Speicherteil des Rechnersgeschoben wurden.Jetzt passiert folgendes: Der Mathe-Kontrolletti ruftnacheinander die Speicher (M) ab, Ml... 0, M3 ... 0. Beim9. Drücken - eigentlich 9. Programmspeicher - leuchtendie Werte 8,1 auf. Damit weiß der fachkundige PaukerBescheid: 8 Programm- und l Datenspeicher wurdeneingerichtet. Weil es ja eine äußerst mißtrauischeAufsichtsperson ist, kontrolliert er jetzt auch dieDatenspeicher. Taste gedrückt, aber Asche, das Sichtfeldzeigt 0 an. Wieder keine Zahlen drin. Das Mißtrauen desLehrers schlägt in Wohlgefallen um, und anerkennendwird dem Schüler oder Student auf die Schulter geklopft.Denn wenn sowohl Programm- als auch DatenspeicherNull anzeigen, muß der Junge einfach sauber sein.Kaum hat der Aufsichtslöwe die Kurve gekratzt, sagt derSchüler seinem Rechner per Knopfdruck: »Ich brauch'deinen Datenspeicher nicht mehr!« In einem Film würdejetzt eine geheime Trennwand beiseite geschoben und derWeg in die hinteren Räume gezeigt. Sofort öffnet derComputer die 8 vom Datenspeicher (zur Tarnung)belegten Programmspeicher. Fazit: Die verstecktenSchummelinfos sind wieder verfügbar und einsatzbereit.Anhand der 16 Speicher sollte das Prinzip derMogelaktion deutlich werden. Beim TI-66 stehen aberweit mehr, nämlich insgesamt 512 Speicher zurVerfügung. Würde man 160 Programmspeicher mit uner-

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laubten Formeln belegen, ergäbe sich folgendeAufteilung: 352 leere Programmspeicher + 20 leereDatenspeicher, hinter denen sich die 160 bespicktenProgrammspeicher befinden. Es gilt halt der alteSchummelgrundsatz: Man muß dem Pauker immer einen(Programm-) Schritt voraus sein.

IX. DER COMPUTER -DEIN FREUND UND HELFER

9.1. Der Trick

Reif für das Guinessbuch der Rekorde ist der folgendeSchummeltrick, den sich zwei pfiffige Schüler in Bremenausgedacht haben. Zweifellos zählt diese Trapeznummerdes Mogelns zu den raffiniertesten Täuschungsmethodenfür Schule und Uni. Zwar will ich ausführlich darüberberichten, aber gleichzeitig darauf hinweisen, daß derGebrauch gegen das derzeit gültige Fernmeldegesetzverstößt.Und so läuft die Sache ab: Während die Mitschüler oderKommilitonen über einer schwierigen Aufgabe brüten,tippt man locker die Fragestellung in seinenTaschenrechner... und erhält zwei Minuten später dievollständige Antwort auf dem Bildschirm des kleinenRechners. Zugegeben, es klingt geradezu phantastisch,funktioniert aber tatsächlich!Über die Buchstabentastatur gibt man ein Stichwort inseinen Taschenrechner ein...,drückt auf einen entsprechenden Knopf...,und die Information wird drahtlos zum eigenenHomecomputer gesendet.

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Hier sucht der Computer für das gesendete Schlagwortdie entsprechende Antwort aus dem Programm ...und überträgt diese - wieder drahtlos - zumTaschenrechner im Klassenzimmer.In einem Speicherbaustein wird nun die Antwortaufbewahrt und kann zu einem beliebigen Zeitpunktstückweise auf den kleinen Bildschirm desTaschenrechners geholt werden.Vom Klausurenstreß völlig losgelöst, bleibt einem nichtsanderes mehr zu tun, als den Text zu lesen und lockerabzuschreiben.

9.2. Ungeahnte Möglichkeiten

Das Phantastische an diesem Computer-Schummeln istdie Möglichkeit, eine quasi unbegrenzte Stoffmengeabzufragen. Theoretisch lassen sich ganze Schulbücherim Computerprogramm speichern. Man ist also nichtmehr auf das mühsame Anfertigen von Spickzetteln imKlein- und Kleinstformat angewiesen. Wie bei einerSchreibmaschine tippt man einfach den - nachStichworten sortierten – Unterrichts -beziehungsweiseLernstoff in den Rechner und kann blitzschnell dieLösungen abrufen. Das Ganze gilt sowohl für Text- alsauch für Rechenaufgaben. Ob Texte, Zahlen oderFormeln - einfach alles läßt sich per Schummel-Computer übertragen. Und gleichzeitig erweckt manbeim Pauker den Eindruck, daß man emsig arbeitet - undnicht etwa schummelt.Auch für die Handhabung des Schummel-Computers gibtes verschiedene Varianten. Zum einen läßt sich derHomecomputer direkt anzapfen. Das heißt, man gestaltetdas Speicherprogramm in der Weise, daß der Computer

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seine Befehle direkt über den Taschenrechner erhält. Aufdas entsprechende Stichwort spuckt der Computer dieAntwort aus und sendet sie dann ins Klassenzimmer.Zum anderen läßt sich der Schummel-Computer auch alsdrahtloses Telefon verwenden. In diesem Fall schicktman nicht nur ein Schlagwort, sondern die gesamteFragestellung zum Homecomputer. Hier wartet bereitssehnsüchtig ein Freund, der die Frage auf demBildschirm des privaten »Großrechners« liest. Anhandder Schulunterlagen bastelt er sich die richtige Antwortzurecht und sendet sie umgehend per Computer in denTaschenrechner zurück. Diese System hat folgendeVorzüge:- Es braucht kein Stoff gespeichert zu werden, da ja nurdie Antworten durchtelefoniert werden. Damit entfälltpraktisch die Vorbereitungszeit. Somit läßt sich nochschneller arbeiten.- Man braucht sich keine Stichworte zu merken, da derFreund zu Hause die vollständige Aufgabenstellungerhält.In jedem Fall eröffnet das Schummeln per Computervöllig neue Dimensionen des Mogelns.

9.3. Der Schwierigkeitsgrad

Ziel dieses Kapitels ist, selbst technischen Laien denSchummel-Computer zu erklären. Denn zu kaufen gibt esdas Gerät (noch) nicht.So verzeihen mir hoffentlich die Computerfreaks unterden Lesern, daß die einzelnen Schritte und Bauteile sehrausführlich - sozusagen schulbuchmäßig - beschriebenwerden. Denn am Ende soll jeder das Arbeitsprinzip desSchummel-Telefons verstehen. Zum allgemeinen

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Verständnis ist es wichtig zu begreifen, welchetechnischen Probleme für das einwandfreie Funktionierendes Schummel-Computers zu lösen waren.- Ein großer Teil des normalen Computersystems mußumgebaut werden, da zum Beispiel die Befehle nichtmehr über eine Kabelverbindung gegeben werden.- Computer- und Sendesprache unterscheiden sichtechnisch. Sie müssen miteinander kombiniert werden.- Einerseits soll eine möglichst große Entfernungzwischen Taschenrechner und Homecomputer überbrücktwerden. Andererseits darf die Antenne nicht sichtbar seinund Sender und Empfänger nicht zuviel Platz einnehmen.- Vor allem für mathematisch-naturwissenschaftlicheFächer muß eine 100 Prozent fehlerfreie Übertragunggewährleistet sein. Wird in einer Formel nur eine Zahlvertauscht, hat das schon ein völlig falsches Ergebnis zurFolge.- Sämtliche Bauteile sollen in einem Zusatzaggregat

(flacher Kasten) untergebracht werden. Denn dieSende/Empfangsvorrichtung soll je nach Wunsch miteiner Steckverbindung an den Taschenrechneranschließbar sein. Bei Klausuren, in denen ich nichtschummeln will, muß der Taschenrechner ganznormal einzusetzen sein.

9.4. Die Grundbedingungen

Die Grundbedingungen, die zu erfüllen sind, bestehen a)aus der technischen Grundausstattung und b) aus einemMinimum an technischem Verständnis. Dieelektronischen Zusatzbausteine, die man für den Umbaubenötigt, werden später im einzelnen genannt. FolgendeGeräte sollten zur Verfügung stehen:

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- Ein programmierbarer Taschenrechner im Wert von200 bis 300 Mark, der mit der Computersprache BASICarbeitet. Natürlich eignen sich auch andereComputersprachen. Nur das Beispiel läuft mit einemSHARP-Rechner (1401/Preis DM 256-), der wie diemeisten Rechner mit BASIC arbeitet. Der Grund füreinen so teuren Taschenrechner besteht darin, daß wir dieMöglichkeit für einen Drucker- und einen Kassetten-Interface-Anschluß brauchen.Der Drucker-Anschluß erlaubt, Daten aus demTaschenrechner zu geben. Er ist quasi ein regulärerDaten-Ausgang. Das Interface gibt einem dagegen dieMöglichkeit, Programme, die auf dem Rechnergeschrieben sind, auf einer Kassette abzuspeichern undwieder in den Taschenrechner zu leiten. Damit hat maneinen externen Speicher, den wir als Daten-Eingangbenutzen. Außerdem haben nur Taschenrechner derhöheren Preisklasse neben der Zahlen- auch eineBuchstaben-Tastatur, die wir für die Eingabe von Textenbenötigen.- Der zweite Baustein ist der Homecomputer zu Hause.Im Prinzip eignet sich für unseren Zweck jeder Typ. Hierbrauchen wir nur den Speicher des Computers sowie denDaten-Ein- und -Ausgang (die Schnittstelle). Da aber fastjeder Computer darüber verfügt, eignen sich vomSINCLAIRE über den COMODORE bis zum APPLEalle Homecomputer. Es spielt dabei keine Rolle, ob derRechner einen sogenannten seriellen oder parallelenAusgang (Schnittstelle) besitzt. Seriell bedeutet nichtsanderes, als daß die Daten hintereinander gesendet undparallel, daß die Informationen gleichzeitignebeneinander (gebündelt) rausgeschickt werden. ImPrinzip ist die Art der Schnittstelle egal und bedarf

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technisch nur einer kleinen Umwandlung.Wenn so teure Geräte als Grundausrüstung genanntwerden, bedeutet das nicht, daß ein Kleinkredit bei derBank nötig ist. Um dieses Schummelsystem zu nutzen,kann man sich den Taschenrechner auch von einer Firmafür vier Wochen zur Ansicht schicken lassen (zur Notüber die Eltern) oder von einem Freund ausleihen.Genauso verhält es sich mit dem Computer. Sicherlichgibt es manchen Mitschüler, Freund oder Erwachsenen,dessen Homecomputer man benutzen darf. Ansonstengibt es noch den Gipfel an Dreistigkeit: schlicht denoder die Schulcomputer verwenden. Im Grundegenommen reicht es aus, wenn man sich das Zusatzgerätbaut, mit dem allein die drahtlose Datenübertragungermöglicht wird.Insgesamt brauchen wir an technischen Geräten also denTaschenrechner, den Homecomputer sowie zweispezielle Sender und Empfänger.

9.5. Sendeleistung und Gerätegröße

Die Sendeleistung, also die maximale Entfernungzwischen Taschenrechner und Homecomputer, hängt vonzwei Faktoren ab. 1) Wieviel Geld will ich in das Projektstecken? und 2) wie dick soll mein Zusatzgerät werden?Wenn das Gerät zum Beispiel l cm dick sein soll,erreiche ich nur eine Entfernung von circa 500 m. Beibesonders kleinen, aber teuren Batterien komme ichdamit auf eine Reichweite von etwa l km (bei gleicherGerätegröße). Dies ist nur interessant fürSchüler/Studenten, die in der Nähe der Lehranstaltwohnen beziehungsweise direkt den Schul-/Uni-Computer anzapfen. Allgemein wird das Gerät um so

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dicker, je höher die Sendeleistung sein soll. Denn beieiner größeren Reichweite müssen dieSendeeinrichtungen verstärkt werden; und damit braucheich stärkere Batterien. Bei einer Entfernung von 5 km istmit normalen Batterien eine Gerätedicke von 3 cmerforderlich.Ein weiterer Einflußfaktor für die Sendeleistung ist dieFrequenz, auf der man senden will. Um das Ganzemöglichst übersichtlich zu schildern, ist diesem Bereichein eigener Abschnitt gewidmet.

9.6. Antenne und Frequenz

Für das Computer-Schummeln eignen sich zweiverschiedene Frequenzen: der 27 Megahertz-Bereich fürWalkie-Talkies, CB-Funk und Modellbau sowie dieUKW-Frequenz mit 140 Megahertz. Maßgebend für dieWahl der richtigen Frequenz sind folgende Kriterien:- Antennenlänge,- Platz für Bauteile im Zusatzgerät,- einfache Technik,- zu überbrückende Entfernung zwischenTaschenrechner und Homecomputer.Der 27 Megahertz-Bereich ist ausgesprochen starkbesetzt, weil alle CB-Funker auf dieser Frequenzarbeiten. Es wird jedoch überwiegend Sprache gesendet,die bei unserer Übertragung nicht stört. Ein Problemkann sich allerdings durch funkgesteuerte Modellfliegerergeben, die meist im Bereich von 27 bis 40 Megahertzliegen. Heute wird nämlich auch im Modellbau dieFernsteuerung digital übertragen. Das heißt, wenn geradeein Modellflugzeug während der Schummelaktion in derLuft ist, können Störungen während der

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Datenübertragung auftreten. Andererseits sinderfahrungsgemäß am Vormittag wenModellbauflugzeuge in der Luft als nachmittags oderabends. Schließlich sind Hobbyflieger in der Regel selberSchüler oder halt berufstätig.Als Faustregel gilt: Unter CB-Funkbedingungen werdenReichweiten bis zu l km überbrückt. Bei größerenEntfernungen empfiehlt sich die UKW-Frequenz.Bei 140 Megahertz treten kaum Störungen auf, weil diese»Profi«-Frequenz weniger benutzt wird undausschließlich Sprache (Gespräche) sendet. Außerdemlassen sich im Vergleich zum CB-Funk mit kurzenAntennen extrem große Reichweiten erzielen. Nachteiligist allerdings, daß der Gebrauch der UKW-Frequenzangemeldet und genehmigt werden muß.Allgemein gilt die Regel: Je größer die Frequenz ist (140Megahertz > 27 Megahertz), desto kürzer kann dieAntenne sein. Der CB-Funkbereich (27 Megahertz) heißtauch 11-Meter-Band. Das bedeutet, die Welle ist 11 mlang (bei 140 Megahertz beträgt die Wellenlänge 2 m). Jemehr die Antennenlänge der tatsächlichen Wellenlängenahe kommt, desto besser sind Reichweitenleistung undÜbertragungsqualität. Das heißt vereinfacht, beim 11-Meter-Band wäre eine 11 m lange, beim 2-Meter-Bandeine 2 m lange Antenne ideal. Aber natürlich lauf;niemand mit einem CB-Funkgerät und einer 11 m langenAntenne rum. Durch Spulen und Drosseln wird dieAntennenlänge technisch reduziert. Nur hat man dadurchauch einen Qualitätsverlust und benötigt (wertvollen)Platz im Zusatzgerät.Um mit wenig Aufwand eine möglichst optimaleÜbertragung zu erreichen, haben sich folgendeErfahrungswerte ergeben.

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CB-Funk-Frequenz (27 Megahertz/11-Meter-Band)Antennenlänge ca. Reichweite Bemerkung30 cm 500 m —70 cm 1000 m —

UKW-Frequenz (140 Megahertz-2-Meter-Band)Antennenlänge ca. Reichweite Bemerkung»Stummel« bis 1000 m extrem kurzes

Antennenstück im Kasten20 cm ab 1000 m —30 cm bis 5000 m —70 cm ab 5000 m ohne Spule,

optimal extreme Reichweiten

Es versteht sich, daß man für das Computer-Schummelnkeine Teleskopantenne am Taschenrechner anschließt.Ein extrem dünnes Glasfaserkabel (kaum sichtbar) kanngenauso den Empfang verbessern. Trickreich läßt sichauch das Netzgerät für den Taschenrechnerumfunktionieren. Dem Pauker wird einfach erklärt, manhabe keine Lust mehr, ständig Geld für Batterienauszugeben. Deshalb will man sein Netzgerät währendder Klassenarbeit benutzen. Tatsächlich wurde aberzuvor an der Umhüllung des 220-Volt-Kabels eine wir-kungsvolle Antenne befestigt.

9.7. Gesetzgeber und Realität

Für die Frequenz von 140 Megahertz braucht man einesogenannte FTZ-Nummer. Das bedeutet, im Sinne des

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Gesetzgebers muß jedes UKW-Funkgerät von der Postzugelassen und beim Fernmeldeamt angemeldet werden.Ohne die Zulassungs-(FTZ-)Nummer unter dem Gerätdarf man das 2-m-Band nicht benutzen. Das heißt, nachForderung des Gesetzgebers müßten folgendeBehördengänge absolviert werden.- Taschenrechner (Sender) anmelden,- für den stationären Homecomputer Lizenz beantragen,- Genehmigung für die Benutzung der UKW-Frequenzanfordern,- monatlich ca. DM 50, - an Gebühren bezahlen.Wer diese offiziellen Wege gehen will, sollte sich eineplausible Erklärung für den Zweck der Sendeanlagezurechtlegen. Schließlich empfiehlt es sich nicht, demFernmeldeamt von einer geplanten Schummelaktion zuberichten. Eine Begründung kann sein: »Mein Vater hathäufig in der Stadt zu tun und hat so die Möglichkeit,ganz schnell mal einige Informationen aus demComputer abzurufen. Außerdem können wir ihm aucheilige Informationen rübersenden, wenn er geradetelefonisch nicht erreichbar ist.«Im CB-Funkbereich verhält es sich etwas anders. CB-Funkgeräte, Walkie-Talkies und Modellflieger habenschon beim Kauf eine FTZ-Plakette. Hier sind keinezusätzlichen Genehmigungen nötig, obwohl ein»Amtsschimmel« dies sicher anders sieht.Bei einer realistischen Betrachtung - ohne diefernmelderechtlichen Auflagen - sieht die Situation schonganz anders aus. Denn technisch ist es nahezuunmöglich, den Schummel-Computer (wederTaschenrechner noch Homecomputer) anzupeilen. DiePost müßte zu diesem Zweck einen irrsinnigen Aufwandbetreiben. Entscheidend ist dabei, daß eine Anpeilung nur

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während der Übermittlung möglich ist. Und die Datenliegen ja nur für Sekunden in der Luft. Um unter diesenUmständen erfolgreich den Sender orten zu können,müßten die Jungs vom Fernmeldeamt mit circa zehnPeilwagen um das richtige Haus fahren.Dazu ein Beispiel: Wenn zehn DIN-A-4-Seitenübertragen werden, sind die Signale insgesamt für 25Sekunden(I) in der Luft. Dagegen braucht die Postmindestens eine halbe Stunde, um irgendeinen Senderanzupeilen.Die Gefahr, beim Funken erwischt zu werden, ist folglichausgesprochen gering. Trotzdem muß es dieEntscheidung eines jedes einzelnen sein, wie er es macht.Denn Tatsache bleibt: Der Gebrauch der UKW-Frequenzist anmelde- und genehmigungspflichtig.

9.8. Programmgestaltung undGebrauchshinweiseEs können sowohl Texte als auch Zahlen gesendetwerden. Damit eignet sich diese Methode - mitAusnahme von Sport und Kunst - für eigentlich jedesFach.Die gesamte Programmgestaltung kann praktisch jederselbst durchführen. Dazu ein paar Beispiele.Beispiel Mathe: Nehmen wir an, daß ich einekomplizierte Rechnung zu lösen habe. Auf dem kleinenRechner gebe ich die Aufgabenstellung ein und schickesie über den Sender zum Homecomputer. In diesem»Großrechner« zu Hause befindet sich ein Programm,das diese Rechnung lösen kann. In Bruchteilen einerSekunde rechnet der Computer die Aufgabe aus und

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meldet sich, sobald er fertig ist. Anschließend funkt erautomatisch das Ergebnis zurück und schickt es in denSpeicher des Taschenrechners. Jetzt bleibt es mirfreigestellt, die Lösung sofort oder später abzurufen.Doch nicht nur das richtige Endergebnis hat derComputer ausgeworfen. Auch die exakten Rechenschritteund Zwischenergebnisse können abgerufen werden.Beispiel Bio: In der Klassenarbeit sollen einige Begriffeerklärt werden. Ich habe ein entsprechendesComputerprogramm eingerichtet, das aus lauterbiologischen Definitionen besteht und nach Schlagwör-tern geordnet ist. Jetzt brauche ich nur das richtigeStichwort über die Buchstabentastatur in denTaschenrechner einzugeben und zu senden. Sofort weißder Computer, was Sache ist, und blitzschnell erhalte ichzum Beispiel auf das Schlagwort »Mendel« alle dreiVererbungsgesetze.Eine gute Programmgestaltung bestimmt ganz wesentlichden Erfolg des Computerschummelns. Denn derComputer verfügt über keine eigene Intelligenz. Er kannnur Befehle und Befehlsfolgen ausführen. Vereinfacht:Der Homecomputer speichert die Informationen wie einBuch und gibt sie auf Wunsch (Befehl)kapitel-, seiten -oder zeilenweise wieder. Je straffer man das Stoffgebietalso unterteilt (= Programm aufbaut), desto schneller undleichter läßt sich arbeiten.Selbst bei reinen Textaufgaben, die nicht mit zwei, dreiSätzen zu beantworten sind, ist das Computer-Schummeln ideal. Zum Beispiel gibt mir der Computerauf das Stichwort »Bundesrat« eine Stoffmenge von zweimaschinengeschriebenen DIN-A-4-Seiten (= 4000Zeichen) in den Speicher. Nun muß ich mir diewichtigsten Textstellen

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- wie aus einem Buchkapitel - suchen. Deshalb hole ichdie Informationen jetzt per Knopfdruck Zeile für Zeileauf meinen Minibildschirm. Das hört sich mühselig an,geht aber wahnsinnig schnell. Über die Tastatur kann ichdas Suchen nämlich wesentlich beschleunigen:- Wie bei einem Buch lassen sich die Seiten umblättern.- Mit der Bedienung eines Kassettenrekordersvergleichbar, ist Vor -und Zurückspulen möglich.Dadurch fällt es nicht auf, daß im Sichtfeld nur 16Zeichen abgebildet werden.- Durch einen kleinen Programmschritt kann manbeispielsweise pro Impuls um jeweils fünf Zeichenvorspringen.Fazit: Wie bei einem richtigen Buch ist horizontales(von links nach rechts) wie vertikales (von oben nachunten) Lesen möglich. In Windeseile lassen sich diewichtigsten Textpassagen raussuchen. EinzigeVoraussetzung bleibt ein gutes Stichwort /Inhaltsverzeichnis. Denn der Computer braucht exakteBefehle. Doch keine Sorge: Eine Formelsammlung odereinen Text mit Schlagwortkartei in ein fertiges Programmeinzugeben, dauert nicht länger als etwa eine Stunde.

9.9. Anmerkung zum Computer-Schummeln

Bevor man nun den Lötkolben anspitzt und in dasnächste Elektronik oder Funkerfachgeschäft stürmt, nochmal die Liste der benötigten Bauteile (natürlichsystemabhängig):Sender Empfänger- Steckkontakt - Verstärker- Stromquelle - Diode

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- Speicher (Demodulator)- Codierer - Flankenträger- Taktgeber (Digitalbaustein)- Trägerwellengenerator - Speicher(Schwingkreis) - Kontrollbaustein- Modulator - Steckkontakt- Verstärker- Plastik- oder Holzverschalung - Antenne

Sender und Empfänger müssen zweimal angefertigtwerden - jeweils für den Taschenrechner und denHomecomputer.Es gibt verschiedene Möglichkeiten zum Eigenbau desSchummel-Computers: entweder die Einzelteilepreiswert selber basteln oder vorgefertigte Bauteilekaufen und auf einer Printplatte verlöten. Außerdem sinddie Konstruktions-Details vom jeweiligen Taschen-rechner -und Homecomputer-Typ abhängig.In jedem Fall sollten nur Elektronik-Spezis ans Werkgehen, die mit den empfindlichen Teilen erfahren sind.Sie sollten zu einer neuen Dimension des Schummelnsangeregt werden. Aber auch technische Laien müssennicht abseits stehen. Wer auf den Geschmack an dieserfaustdicken Täuschungsmethode gekommen ist, wirdsicher einen bereitwilligen Computer-Freak für dieHerstellungsphase finden. Denn bei der Handhabungselbst braucht man wirklich kein Spezialist zu sein.

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X. »GUTE GEISTER« -AUCHMÜNDLICHE PRÜFUNGENWOLLEN GEPLANT SEINZu den größten Problemen für routinierte Schummlergehören die mündlichen Prüfungen. Jahrelang hat mansich mit Funk, Schummelzettel und vielfältigenHilfsmittel erfolgreich durch die Schul- und Uni-Instanzen gemogelt. Doch plötzlich stößt man auf ganzneue Bedingungen: Kein Gemeinschaftsverband mehr,kein Vordermann, der einem Deckung gibt, und niemandzum Abschreiben oder Vorsagen. - Statt dessen gähnendeLeere im Raum und ein scheinbar riesiges Aufgebot anPrüfern, die wie Geier hockend auf die Nahrung warten.Da sitzt man nun, verschüchtert und einsam mit seinemHalbwissen, und glaubt schon den Strick am Hals zuspüren. Wie bei einem zum Tode Verurteilten kreist nurnoch ein Gedanke durch den Kopf: »Laß es schnellvorbei sein!«

10.1. Systematische Zeiteinteilung

Zugegeben, Schummeln im mündlichen Abi oderExamen ist nicht vergleichbar mit anderen Mogeleien.Zweifellos gehört es zur hohen Schule des Täuschens;wird einem doch so manche Raffinesse abverlangt. Daßauch im mündlichen Foltergang Tricksereien möglichsind, soll im folgenden bewiesen werden. Zu diesem

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Zweck empfiehlt es sich, systematisch vorzugehen undsämtliche Möglichkeiten der Reihe nach zu beleuchten.Kurz vorher: Ein bis zwei Wochen vor dem Examenbeginnt die eigentliche Arbeit. Nein, ich meine nicht dasLernen! Vielmehr versucht man, alleine oder inAbsprache mit Leidensgefährten, den Pauker zu löchern.Rhetorisch begabte Schüler laufen hier zu Höchstlei-stungen auf. Entweder probiert man die kumpelhafteMasche »Sie sollen und dürfen uns ja nichts verraten,aber einen kleinen Tip könnten Sie uns doch vielleichtgeben...« oder schlägt eine Finte: »Ich finde es übrigensganz toll von Ihnen, daß Sie Genetik im Mündlichenauslassen wollen...«Wichtig ist, die Reaktion des Lehrers kritisch zubetrachten. Allein von seinem Verhalten auf derartigeFragen läßt sich vielerlei ableiten. Mit einerwerbemäßigen Penetranz versucht man - ähnlich einempolizeilichen Kreuzverhör - dem Pauker dieInformationen aus dem Kreuz zu leiern. Entweder erverplappert sich, oder er kreist freiwillig dasAufgabengebiet ein.Diese Aktivitäten müssen aber auf den jeweiligen Lehrerpersönlich zugeschnitten sein. Natürlich sind sie auch imZweiergespräch möglich. Der eine Pauker braucht haltdie plumpe Tour: »Für meinen Numerus Clausus hängtalles von dieser einen Note ab .... ein anderer wiederumdie menschlich-sensible Masche: »... ich bin völlig durchden Wind und werde die Prüfung nie schaffen. MeinFreund hat sich von mir getrennt, und ich binwahrscheinlich schwanger...« Das Ziel dürfte klar sein:sich bemühen, durch geschicktes Hinterfragen dasStoffgebiet möglichst einzuengen. Denn um so geringerist der spätere Arbeitsaufwand.

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Unmittelbar vorher: Nahezu aussichtslos ist es, an dieschriftlich fixierten Examensfragen heranzukommen.Meist sind sie in einem Kuvert eingeschweißt und sicherdeponiert. Statt dessen erkundigt man sich auf andereWeise, mit welchen Fragen die Prüflinge abgeklopftwerden. Als erstes wird dafür gesorgt, daß man einenrelativ späten Termin erhält, sowohl am Tag selbst alsauch innerhalb der Examenswoche. Technisch ist daskein Problem. Hat jeder seine Prüfungszeiten zugewiesenbekommen, geht man zum Lehrer oder Direx und erzähltihm eine glaubhafte Geschichte: »Bitte verlegen Siemeinen Termin. Gerade an diesem Tag habe ich einenGerichtstermin... Sie würden mir meine Situationerheblich erleichtern, wenn Sie ausnahmsweise daraufRücksicht nehmen könnten...« Je nach eigenermoralischer Grenze lassen sich Argumentationen wieArzttermin, Operation oder Trauerfeier finden. Durch dasbewußte Verschieben des Henkertermins gewinnt mankostbare Zeit. Damit wird nicht auf die zusätzliche Lern-möglichkeit angespielt, vielmehr werden so täglich eineReihe von Leidensgefährten vor einem selbst in dieMangel genommen. Jetzt wird jeder, der das gleicheFachgebiet zu absolvieren hatte, intensiv interviewt übergestellte Fragen, Verhalten der Prüfer, Reaktionen etc.Somit erhält man nicht nur einen ungefähren Eindruckvon dem, was auf einen zukommt, sondern erfährt ganzkonkret, welche Standardfragen auftauchen, alsounbedingt zu lernen sind. Außerdem läßt sich daraus diespätere Prüfungsstrategie ableiten.Direkte Vorbereitung: Die Handhabung vonmündlichen Prüfungen ist recht unterschiedlich. Beimeiner Gehilfenprüfung war es beispielsweise üblich,daß jeder seine Frage wie ein Los aus dem Zetteltopf zog,

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laut vorlas und wieder zurücklegte. Dabei konnte esnatürlich passieren, daß dieselbe Aufgabe zweimalgezogen wurde. Aber die Pauker wollten allen Prüflingendie gleiche Chance einräumen. Glücklicherweise! Einigegerissene Lehrlinge nutzten die Methode nämlichschamlos aus. Während sie noch warten mußten, ließensie sich von den frisch geprüften Kollegen die genauenWortlaute der jeweiligen Fragen wiedergeben. Auf dieseWeise erfuhr man auch die exakte Aufgabenstellungseines Spezialgebietes. Einer der letzten Prüflingeerschien nun im Raum, fischte sich einen Aufgabenzettelaus dem Topf und zog selbstbewußt eine irrsinnige Showvor den Lehrern ab. Ohne den echten Text wirklich zulesen, gab er überzeugend den Wortlaut seinergewünschten Frage wieder. Niemand aus der Prüfungs-kommission kontrollierte die »vorgelesene«Aufgabenstellung, und so konnte der Glückliche eineglänzende Leistung präsentieren.Beim Abitur und Examen erhält man meist vor dermündlichen Prüfung schriftlich die Aufgaben und darfsich zunächst für circa 10 bis 15 Minuten daraufvorbereiten. Zu diesem Zweck wird man mit einerAufsichtsperson in einen separaten Raum gesteckt.Handelt es sich um einen lockeren Pauker, der ruhig inder Ecke liest oder aus dem Fenster guckt, läßt sich dieZeit wirkungsvoll nutzen. Schnell holt manStichworte/Fachbegriffe vom Spicker und sichert sichwichtige Punkte für den bevorstehenden Einzelkampf.Wem dazu der Mut oder die Dreistigkeit fehlt, dem bietetsich eine Alternative. Er sorgt für eine geeigneteAblenkung. Da der Kontrollpauker den Raum nichtverlassen darf, benötigt man Hilfe von außen. Wie vorhervereinbart, erscheint ein guter Freund als rettender Engel.

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Er entschuldigt sich für die Störung und verwickelt denPauker mit gesenkter Stimme in ein scheinbarunumgängliches Gespräch: »Haben Sie nicht einen rotenPeugeot mit Hamburger Kennzeichen? Da ist jemand inIhren Wagen gefahren...« Während diesesAblenkungsmanövers pinnt man gelassen undselbstsicher seine Informationen ab. Denn den an dieUnterhaltung gefesselten Lehrer quält jetzt nur noch eineFrage: Was ist bloß mit meinem Auto geschehen? -Später läßt sich der Vorfall leicht korrigieren. Man hatsich eben im Fahrzeug geirrt und es mit dem einesMitschülers verwechselt.Mittendrin: In der Prüfung selbst gibt es hauptsächlichpsychologische Kniffe, mit denen sich die Kommissionwirkungsvoll austricksen läßt. Wer diese Variante zubeherrschen weiß, wird nicht nur die Examensklippenumgehen, sondern sogar Spitzenleistungen erzielen. ImGegensatz zu schriftlichen Arbeiten haben mündlichePrüfungen nämlich einen entscheidenden Vorteil, den esauszunutzen gilt. Der Ablauf und die Fragen sind nichtunumstößlich festgelegt, sondern gewisermaßenverhandlungsfähig. Es kommt darauf an, als Prüflingdirekt oder unbemerkt die Regie zu übernehmen.

10.2. Strategie l

... könnte man die »Kunst der Ablenkung« nennen. Einrhetorisch begabter Schüler (Fachjargon: Verbal-Akrobat) versucht durch gekonnte Formulierungen undselbstbewußtes Auftreten sein Halbwissen aufzublasen.Fachlich beherrscht er jedoch nur einen relativ geringenTeil des Prüfungsstoffes. Um zu vermeiden, daß diePauker seine gesamte Kenntnisbreite abklopfen, muß er

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die Prüfer immer wieder auf seinen vertrauten Pfadzurückführen. Man nutzt dabei die Tatsache, daß in denmeisten Fächern fast alle Faktoren in irgendeinerBeziehung zueinander stehen. Dazu ein simples Beispiel!Stellen wir uns die Bioprüfung eines Sextaners vor.Vorbereitet hat er sich allein auf die Biologie desRegenwurms. Im Mündlichen soll aber die Lebensweisedes Elefanten beschrieben werden. Nach Strategie l gibtder Schüler jetzt folgende Schilderung: »Der Elefant istein Säugetier, das einen ausgeprägten Familiensinnbesitzt. Er lebt im Dschungel, und wenn eine Herde vonElefanten aufgescheucht wird, bebt die ganze Erde. Übergroße Entfernungen nehmen sogar Regenwürmer dieseErschütterungen wahr. Dabei muß man wissen, daßRegenwürmer ausgesprochen scheue Lebewesen sind,die...« Und jetzt rollt der Sextaner die gesamte Spuleseines Regenwurm-Spezialwissens ab.

10.3. Strategie 2

... ist abhängig von der Fähigkeit, diePrüfungskommission einzuschätzen. Auch in diesem Fallverfügt man nur über bescheidene Fachkenntnisse, mitdenen man sich durch den Fragenslalom schlängeln muß.Vor allem von den vorherigen Prüflingen hat manerfahren, in welcher Weise das Stoffgebiet abgefragtwird. Sind die Pauker einem wohlgesonnen, gibt eswenig Probleme. Mehr oder weniger deutlich gibt manden Herren zu verstehen, wo sich die eigenenWissensstärken befinden. Die gutmütigen Prüfer wollenihren Schützling ja nicht reinreiten und vermeidentunlichst, allzu schwere Frage zu stellen. Kann dann eineAufgabe mal nicht gelöst werden, gehen sie anschließend

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schnell wieder in den sicheren Bereich des Schülerszurück.Ganz anders sieht es aus, wenn die Pauker zur Gattungder Hackertypen gehören. Sie suchen nicht das Wissendes Prüflings, sondern lechzen nach Schwachstellen.Penetrant testen sie das gesamte Stoffgebiet. ImGegensatz zum angenehmen Prüfer darf der Schüler sichauf keinen Fall mit seinem Wissen entfalten. Zeigen sichKenntnisse, wird mit anderen Fragen nach Lückengesucht. Wehe, wenn sich eine Unsicherheit zeigt. Jetztwird erbarmungslos nachgebohrt, um die Unfähigkeitoffenzulegen.Doch diese Höllenqualen lassen sich vermeiden, wennman die Geier mit ihren eigenen Waffen schlägt. Dazuwieder ein Beispiel: Im Examen hatten wir einen solchenHackertyp, der dafür bekannt war, die Studenten nachdem beschriebenen Schema reinzulegen. Normalerweisetrumpften Prüflinge gleich zu Beginn der Beantwortungmit ihrem Wissen auf, um sich daran festzuhalten. EinStudent ging jedoch den entgegengesetzten Weg. Erstellte zunächst sein geringes Allgemeinwissen in denVordergrund, präsentierte es dann aber mit perfektemSelbstbewußtsein. Der Prüfungsvorsitzende nahm natür-lich an, auf eine Stärke des Absolventen gestoßen zusein. Augenblicklich wechselte er das Fachgebiet, in derÜberzeugung, jetzt Wissenslücken bloßzulegen. Durcheine geschickte Finte wurde der Dozent noch weiter aufsGlatteis geführt: Als die Fragen das Spezialgebiet desPrüflings streiften - und er eigentlich eine zügigeAntwort hätte geben können -, zögerte und stotterte er einwenig. Wie ein Geier im Sturzflug fiel der Dozent überden angebotenen Fleischbrocken her und stellte sofortZusatzfragen. Doch zu seinem Erstaunen war der Student

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weiterhin sattelfest. Irritiert ging er immer mehr in dieTiefe des Themas. Aber der Prüfling befand sich jamitten in seinem persönlichen Fachgebiet und konntejede Frage ausgezeichnet beantworten. Verzweifeltmußte der Prof eine gute Note rausrücken. Und beiehrlicher Beurteilung lag die Zensur höher, als es dertatsächliche Kenntnisstand des Studenten erlaubt hätte.

10.4. Strategie 3... ist die sogenannte Hinhalte-Taktik. Es kommt alleindarauf an, Zeit zu schinden. Denn die Prüfungszeit ist inder Regel auf 20 Minuten beschränkt und wird meiststrikt eingehalten. Wurde man beispielsweise mit fünfAufgaben in die Vorbereitung geschickt, beherrscht abernur die ersten drei, ist die Strategie klar: sich unbedingtan der Beantwortung der gekonnten Fragen festzuhalten.Dafür gibt es eine Menge Hilfen: langsam, aber nichteinschläfernd erklären, mit Formulierungen zögern,geschickt Wiederholungen und Worthülsen einbauen.Wenn die Pauker ungeduldig werden und auf eine zügigeAntwort drängen, läßt man sich Äußerungen einfallenwie: » ... intensive Auseinandersetzung mit demThema..., vielschichtige und komplexe Betrachtungnotwendig..., es ist unbedingt zu differenzieren..., für dasVerständnis wesentlich..., um die Zusammenhängedeutlich zu machen..., Abhängigkeiten müssenherausgearbeitet werden...«Wenn die Fragen in einer ungünstigen Reihenfolgeliegen, weil man zum Beispiel Aufgabe 4 und 5beherrscht, aber mit den Fragen l bis 3 wenig anfangenkann, gilt der Angriff nach vorne. Bevor mit derBeantwortung begonnen wird, bittet man höflich und

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bescheiden die Prüfungskommission: »Wenn Sie nichtsdagegen haben, würde ich gerne für die Erklärung derAufgaben von einer chronologischen Darstellungabweichen. Um meine Antworten in einemverständlichen Zusammenhang zu referieren, erscheint esmir sinnvoll, zunächst mit Frage 4 und 5 zu beginnen...«In der Regel lassen sich die Pauker darauf ein, weil jagerade die selbständige Auseinandersetzung desPrüflings mit dem Thema gefordert ist. Was sie natürlichnicht ahnen, ist der Gedanke des Schülers, bloß nicht zuFrage l zu kommen.

10.5. Strategie 4... nennt man beim Pokern bluffen. Entscheidend ist derGrundsatz, daß ein Bluff nie als solcher erkannt werdendarf. Die Methode steht und fällt mit einer gekonntenPräsentation der Unwahrheit. Eine Variante ist dabei dieStatistik-Lüge. Die meisten Menschen sind nämlichvollkommen statistikgläubig. Behaupte ich zum Beispiel,daß bei einer Untersuchung 67,3 Prozent derBevölkerung zu einer bestimmten Aussage gekommensind, hat die eigene, laienhafte Meinung plötzlich einirrsinniges Gewicht erhalten. Obwohl nie eine Erhebungstattgefunden hat, wird einem wie selbstverständlichgeglaubt. Denn an einer Prozentzahl gibt es ja nichts zurütteln.Genauso lassen sich Pauker blenden. Merke ich an derReaktion des Prüfers, daß ich mit meiner Erklärungfalsch liege, rette ich mich mit einem gekonnten Bluff:»... Obwohl die bisherige Lehrmeinung etwas anderesaussagt, hat sich bei einer Forschungsarbeit des Max-Planck-Institutes gezeigt, daß 81,4 Prozent unserer

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Hauskatzen vom Aussterben bedroht sind...« Selbst wennder Pauker das Ergebnis bezweifelt. Er ist zwar in seinerÜberzeugung verunsichert, kann aber die Antwort nichtals falsch hinstellen. Denn entkräften läßt sie sich imMoment der Prüfung nicht mehr.Natürlich gibt es auch andere Wege, seine eigentlichfalsche Antwort zu rechtfertigen: Zum Beispiel durchAussagen wie »In der letzten NATUR war zu lesen...«Oder man zitiert eine sogenannte fachliche Kompetenz»Prof. Grzimek berichtete in einem Vortrag...«. Einangenehmer Nebeneffekt ist dabei, daß die Prüferannehmen müssen, man würde sich über die Lehrbücherhinaus mit dem Thema beschäftigen.Ein Kommilitone, der Landwirtschaft studierte,erbrachte eine wahre Höchstleistung im Prüfungs-Bluffen. Mit der Aufforderung, unter anderem dieTechnik einer Frostschutzberegnung zu erklären, wurdeer in die zehnminütige Examensvorbereitung geschickt.Heiß und kalt lief es ihm den Rücken runter. Denn erhatte keinen blassen Schimmer von einer solchen Anlage.Nur allzu gern hätte er die Frage wie bei einem Ratequizzurückgegeben. Statt dessen half er sich auf raffinierteWeise aus der Klemme. Nur mit dem Allgemeinwissen,daß Pflanzen sich bei Wärme ausdehnen, bei Kältezusammenziehen und einigen anderen simplenphysikalischen Grundregeln erfand er kurz seine eigeneFrostschutzberegnung. Als er anschließend vor die Prü-fungskommission gerufen wurde, präsentierte er eineabsolut einzigartige Anlage. Entscheidend war dabei, daßer selbstbewußt auftrat und die kompliziert klingendeTechnik seines Phantasieprodukts zügig erklärte.Zunächst waren die Pauker ziemlich überrascht. Hattensie doch etwas völlig anderes erwartet. Nur ein Prüfer

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blieb mißtrauisch und hielt die Antwort eher für einenSchildbürgerstreich. Er wollte sich einfach nichtüberzeugen lassen. Und so setzte der Student noch eineFrechheit oben drauf. Tolldreist behauptete er, währendseines einjährigen Auslandsaufenthaltes dieses neueamerikanische Verfahren selber kennengelernt zu haben.Welcher Pauker will da schon seinen Prüfling als Lügnerhinstellen? - Wie sagte doch mein Lehrchef so treffend:Man kann ruhig dumm sein; man muß sich nur zu helfenwissen.

10.6. Der todsichere Weg durch dasmündliche Abi

Vom ersten Augenblick an heißt es, Position zubekennen. Nach dem Motto »bangemachen gilt nicht«wird schon beim Eintreten gezeigt, was hier Sache ist.Mit selbstbewußtem Schritt nähert man sich dermündlichen Folterkammer, öffnet mit einem kräftigenRuck die Tür und läßt ein fröhliches »moin, moin« (GrüßGott etc.) im Raum erklingen. Vom zaghaften »Bin ichhier richtig?« ist genauso abzuraten wie von einemübertriebenen »Da bin ich, meine Herren! Können Siesich bitte beeilen, meine Zeit ist knapp!«.Als Überleitung hat sich ein »Darf ich mich setzen? Ichbin so schrecklich nervös!« bewährt. »Ist das einPrachtwetter heute?« klingt recht hausbacken.Fragen wie »In welchem Fach werden Sie denn geprüft?«sollte man tunlichst unterlassen, weil sie die Autorität derPrüfer empfindlich treffen.Um anfängliche Berührungsängste auszuräumen, beginntman gleich mit einer lebhaften Diskussion, wo man dennam besten sitzt. Falls Zuhörer an der Prüfung teilnehmen,

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kann man sich auch wortlos zu ihnen gesellen. DasHinsetzen selbst ist jetzt wichtig. Wer beide Hände inden Taschen behält und sich locker auf den Stuhl gleitenläßt, erntet erste anerkennede Blicke. DennKörpersprache ist alles. Cool bleiben heißt die Parole.Kippeln mit dem Stuhl reizt die Pauker, während einYogasitz auf hohe (transzendentale) Intelligenz schließenläßt. »Nun werden Sie auch noch um Ihren geliebtenMittagsschlaf beraubt«, kann provozierend verstandenwerden. Dann schon lieber ein verständnisvolles »Wiehalten Sie das bloß aus in dieser stickigen Luft?«.Vorsicht! Mit der Floskel »Also Sie haben sich mit derFrage beschäftigt, wie...« will der Pauker die erste Rundeeinläuten. Jetzt heißt es, Zeit gewinnen. Wie von derTarantel gestochen springt man auf, rennt zumPrüfungsvorsitzenden und flüstert ihm ins Ohr: »Ich habemeinen Stichwortzettel im Vorbereitungsraum vergessen.Bin aber gleich wieder zurück!« Kaum wurde der Raumverlassen, kehrt man auch schon wieder zurück. »Mann,bin ich nervös. Hatte ihn ja doch bei mir«, erklärteinleuchtend die Situation.Die allmähliche Unruhe der Prüfer wird einfach ignoriertund sofort die Initiative ergriffen: »Also Ihre Frage findeich außerordentlich ansprechend. Schon privat habe ichmich durch Fachliteratur und Zeitschriften intensiv damitauseinandergesetzt.«Ein dankbarer Blick des Prüfers zeigt jetzt seineHoffnung, endlich die erste Frage stellen zu können.Andachtsvoll und konzentriert lauscht man den Wortendes Prüfers. Bestätigendes Kopfnicken und gefalteteHände vermitteln dabei das Gefühl, besondersaufmerksam zuzuhören. Zeigefinger an die Lippen legenund Grübelfalten aufsetzen.

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Mit einem zögernden »Ich bin mir nicht ganz sicher, obich Sie richtig verstanden habe; Sie wollen also von mirwissen...« wird die Frage exakt wiederholt undzurückgespielt. Im Anschluß folgt eine rhetorische Pause,wobei man sich nachdenklich zurücklehnt. Ruckartigwird zum Stift gegriffen, und einige Stichworte werdenauf dem Kladdezettel notiert. »Zweifellos ist dies einausgesprochen interessanter Aspekt des Themas. Dochwird es der Bedeutung des Themas eher gerecht, wennwir die Frage anders stellen würden...« Zu diesemZeitpunkt erfährt die Prüfung meist eine dramatischeWende, weil die Pauker erbost auf ihre Kompetenz unddie bereits verstrichene Zeit hinweisen. Das ist die idealeGelegenheit, um ein paar kritische (natürlich vorbe-reitete) Worte über diese autoritäre Prüfungsform zuverlieren. Schließlich dürfte eine derartig diktatorischeÄußerung nicht den Grundsätzen der ReformiertenOberstufe entsprechen. Nach seiner Attacke sollte derAbiturient aber auf jeden Fall wieder fachlichen Ehrgeizausstrahlen: »Nun lassen Sie uns aber endlich zur Sachekommen!« In den restlichen paar Minuten derPrüfungszeit rückt man mit einigen Fakten zum Themaraus. Doch sollte nicht zu sehr ins Detail gegangenwerden. Schließlich könnte man ja etwas Falsches sagen.Mit Formulierungen wie »Ohne vereinfachen zu wollen,kann man global betrachtet sagen...« oder »Unterbesonderer Berücksichtigung der jeweiligenEinflußfaktoren ist es sicherlich angebracht...« läßt sichzusätzlich wertvolle Prüfungszeit einsparen.Reißt einem Prüfer dann der Kragen, kontert mantreffsicher mit der Frage: »Das verstehe ich nicht! Davonhaben Sie mir ja gestern am Telefon gar nichts erzählt!«Jetzt kann man getrost seine Unterlagen

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zusammenkramen. Denn die Prüfer werden sich nunwortgewaltig auf ihren Kollegen stürzen und ihn mitFragen bombardieren.

XI. NACH SCHULE UND UNI:SCHON WIEDER PRÜFUNGENEINFALLSREICHE IDEEN FÜR DIE PERSÖNLICHEKARRIERESchummeln beginnt zwar in der Schule, doch es hörtkeineswegs nach dem Verlassen der Lehranstalt auf. Wasfür Weisheiten pflegen einem unsere vielgeliebten Lehrermit dem Abschlußzeugnis noch auf den Weg zu geben?»Ihr tretet jetzt hinaus ins harte Leben... Jetzt seid ihr aufeuch allein gestellt... Zeigt, daß ihr nicht für die Schule,sondern für das Leben gelernt habt...« - Recht haben sie!Nur mit dem kleinen Unterschied, daß nicht allein dasgelernte Wissen gefragt ist. Denn draußen befinden wiruns in einem Wettbewerb, bei dem weit mehr als nur dieMitschüler im Rennen sind. Das Gerangel beginnt beiLehrstellen, Studienplätzen, Volontariaten und setzt sichfort bis zur Anstellung im gelernten Beruf. Das Angebotan Ausbildungsplätzen und Planstellen steht in krassemGegensatz zur Nachfrage. So ist der konventionelle Wegeiner Bewerbung in der Regel erfolglos. Nur mitpsychologischen Tricks und einer gehörigen PortionKreativität wird man zum Spitzenkandidat. Und so ergibtsich für diesen Lebensabschnitt folgende Definition:»Schummeln heißt, in scheinbar aussichtslosenSituationen mit Tricks und außergewöhnlichenAktivitäten zu gewinnen.«

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Natürlich gibt es keine allgemeingültige Erfolgsformel.Ein auf den Beruf und auf die eigene Personzugeschnittener Weg ist nötig. Um seine idealeVorgehensweise herauszuarbeiten, empfiehlt es sich,zunächst die folgenden Fragen zu beantworten.1. Wie ist die Ausgangssituation in meinem Bereich?2. Welche Erwartungen beziehungsweise welchesAnforderungsprofil wird an die Bewerber gestellt?3. Wie läuft das Auswahlverfahren ab?4. Welchen Weg geht die Masse oder die Mehrheit?5. Welche Person ist entscheidungsbefugt?6. Wie komme ich an die maßgebende Person heran?Die angeführten Fallbeispiele sollen dabei als Anregungund Beweis verstanden werden, daß auch scheinbaraussichtslose Situationen zu meistern sind. DennSchummeln geht weiter!

11.1. Der Traum von einem Volontariat

Jeder, der die Arbeitsmarktsituation kennt, weiß, daß füreine Anstellung keineswegs ein guter Notendurchschnittentscheidend ist. Vielmehr kommt es darauf an, mitbesonderen Kenntnissen und Erfahrungen in der Masseder Bewerbungen aufzufallen. Aus diesem Grund sindVolontariate oder Praktika bei renomierten Unternehmenaußerordentlich begehrt.Sibylle, eine befreundete Germanistikstudentin, bemühtesich, an eine Praktikantenstelle beim NorddeutschenRundfunk heranzukommen. Ein Anruf bei derPersonalabteilung brachte sie schnell auf den Boden derTatsachen. Aussichtslos! Über hundert Bewerber,teilweise schon mit akademischen Titeln, Warteliste,frühestens in zwei Jahren waren die Schlagworte.

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Gemeinsam grübelten wir über das Problem undentschieden uns für den folgenden absolutunbürokratischen Weg:- Nach einer Woche aufmerksamen Radiohörens wähltesie sich ihre persönlichen drei Lieblingsmoderatoren aus,deren aktuellen Sendungen sie natürlich gehört hatte.- Anschließend ließ sich Sybille per Telefon mit denjeweiligen Sekretärinnen verbinden und einen Termingeben. Auf die Frage, was der Anlaß des Gespräches sei,blockte sie charmant ab: »Es ist eine privateAngelegenheit... Ich bin gerade in Hamburg, und wirwollten uns bei dieser Gelegenheit wiedersehen...«Damit war die wesentliche Hürde über die gefürchteteVorzimmerdame genommen.- Beim eigentlichen Treffen mußte die Wahrheit natürlichans Licht. Hier gab es zwei Möglichkeiten: Entwederwürde sie sofort rausgeschmissen werden odertatsächlich ein Volontariat erhalten. Doch was konnte sieschließlich verlieren. Und so sagte Sybille ihren Vers auf:»Bitte seien Sie mir nicht böse, daß ich mich mit diesemdreisten Trick bei Ihnen eingeschlichen habe. Aber sonsthätte ich nicht persönlich bei Ihnen vorsprechen können.Ich studiere Germanistik und möchte wahnsinnig gerneein Praktikum bei Ihnen machen. Und da esoffensichtlich sowieso aussichtslos ist, habe ich alles aufeine Karte gesetzt und mir gesagt: Probier dasUnmögliche, frage doch gleich den Moderator, dessenArbeit du am liebsten kennenlernen würdest. Ja, und dabin ich ...Ergebnis: Die Termine bei den anderen beidenModeratoren konnte sie getrost absagen. Denn dasdreimonate Volontariat wurde ihr prompt zugesichert.Übrigens ist dies kein Einzelfall. Eine andere Freundin

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ließ sich nach dem Abitur einen privaten Termin beimChef der Tagesschau geben und sagte frech: »Ich möchteRedakteurin im Fernsehen werden. Und ich bin sicher,daß Sie sich eher persönlich eine Meinung von mir bildenkönnen, als wenn Sie anonyme Unterlagen erhalten...«Nach einer zweijährigen Ausbildung ist sie heuteRedakteurin bei der Tagesschau!

11.2.Ausbildung zur Krankengymnastin-unmöglich?

Wer sich für den Beruf der Krankengymnastininteressiert, dürfte die Schwierigkeiten kennen, einenAusbildungsplatz zu erhalten. Ein hervorragendesZeugnis zu haben und sämtliche Lehranstalten anzu-schreiben, bewirkt so gut wie gar nichts. Eignungstests,persönliche Gespräche und der Platz auf der Wartelisteentscheiden über den Erfolg. Daß es durchaus andersgeht, zeigte meine Freundin Sabine.Für ihre ungewöhnliche Strategie suchte sie sich gleichdie bekannteste Lehranstalt Süddeutschlands aus. Da derausbildende Arzt selber noch praktiziert, ließ sie sicheinfach einen Behandlungstermin geben. Mit vorbildlichzusammengestellten Bewerbungsunterlagen (beglaubig-ten Zeugnissen und Praktika mit Inhaltsverzeichnis, Fotound persönlichen Daten in Klarsichthüllen verpackt undin eine stabile Mappe geheftet) sowie einemKrankenschein ausgerüstet, erschien sie zur Untersu-chung. Auf die Frage »Wo fehlt's denn?« antworteteSabine ein wenig unsicher: »Körperlich bin ich völliggesund. Der eigentliche Grund ist ein anderer...« DerArzt war von ihrem Mut beeindruckt, zumal er durchausmerkte, daß der Schritt sie einige Überwindung gekostet

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hatte.Fazit: Ohne, wie alle anderen Bewerber, ausgelost zuwerden, wurde Sabine direkt zum Eignungstesteingeladen. Daß der Ausbilder die kleine Episode nichtvergaß, lag sicher auch an einem weiteren geschicktenSchachzug: Durch einen Anruf bei der Praxishelferinerfuhr Sabine den Geburtstagstermin des Arztes. So warder per Fleurop verschickte kleine Blumenstrauß mitSicherheit sein Geld wert. Und die Begleitzeilen »Ichbedanke mich für Ihr gezeigtes Verständnis undgratuliere Ihnen herzlich zum Geburtstag« warensicherlich nicht ohne angenehme Wirkung.Doch damit nicht genug. Um sich auf dieEignungsprüfung gezielt vorzubereiten, ließ Sabine sichetwas Neues einfallen. Sowohl ausgebildeteKrankengymnastinnen als auch Kandidatinnen, diegerade ihren Test absolviert hatten, interviewte sie nachPrüfungsfragen, -bereichen und -Übungen. Optimalpräpariert, erfüllte sie unter 75 Bewerberinnen sämtlicheAnforderungen als eine der besten. So verwirklichte sicheinen Traum, dem niemand eine Chance gegeben hätte.

11.3. Medizinstudium - Chancenlos?

Vorsicht, die jetzt folgenden Beispiele haben sicher keineAllgemeingültigkeit, sondern eher Ausnahmecharakter.Dennoch zeigen sie, daß man nichts unversucht lassensollte.Nach einer Flut an Prozessen hat sich die Meinungverbreitet, es wäre mittlerweile aussichtslos, auf einenfreien Studienplatz zu klagen. Prinzip ist dabei, daß manunterstellt, die tatsächlichen Kapazitäten an denUniversitäten seien ausgelastet. Durch die Klage wird die

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Anzahl an verfügbaren Studienplätzen überprüft und demKläger ein eventuell freier Platz zugewiesen. Daß diesesVerfahren auch heute noch sinnvoll ist, beweist dieTatsache, daß zwei ehemalige Mitschüler auf dieseWeise ihr Medizinstudium beginnen konnten.Die extremste Form an Dreistigkeit erlaubte sich einBekannter, der wegen seiner schlechten Abi-Note inHolland Zahnmedizin studierte. Nun hatte er dort wegender äußerst hohen Anforderungen und der fremdenSprache große Schwierigkeiten, mitzukommen. Soverwunderte es niemanden, daß er bei sieben von achtPrüfungen mit Pauken und Trompeten durchrauschte.Um so erstaunlicher war es, daß er plötzlich in Kölnweiterstudierte. Was war geschehen? Mit dem Todesmutdes Verlierers war Peter nach seiner Niederlage insUniversitätssekretariat gestiefelt und hatte sich folgendeungewöhnliche Bescheinigung ausstellen lassen: »HerrPeter ... hat in der Zeit von... bis ... an der Universität...studiert und wurde in folgenden Fächern geprüft...« DasFormular unter den Arm geklemmt, bewarb er sicheinfach an der Kölner Fakultät als sogenannterQuereinsteiger. Der zuständige Professor glaubte nun,daß er die angeführten Fachgebiete erfolgreich absolvierthatte. (Schließlich würde sich ja wohl niemand mit nichtbestandenen Examina bewerben.) Das Unglaublichegeschah: Ohne weitere Prüfung wurde Peter als Studentder Zahnmedizin übernommen.Von einem Bekannten habe ich einen anderen Wegerfahren, der gesetzlich allerdings verboten ist. Zwar binich kein Jurist, aber nach meinem Rechtsempfindendürfte es in den Bereich Urkundenfälschung fallen. VomNachahmen dieser Variante ist also dringend abzuraten,weil es sich um eine Straftat handelt. Trotzdem will ich

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von dem Wunder berichten, wie Jürgen mit seinem 3,5-Abi einen Medizinplatz ergatterte. Schamlos nutzte er dieTatsache aus, daß bei Bewerbungen beglaubigteZeugnisse genauso akzeptiert werden wie Originale.Zunächst fertigte er sich eine Fotokopie seinesAbiturzeugnisses an. Auf der Kopie deckte Peteranschließend mit Tipp-Ex das Feld ab, das seineGesamtnote auswies. Danach wurde mit einemschwarzen Filzstift anstelle der ehemaligen 3,5-Note eine1,5 hingeschrieben. Nach vollendeter »Korrektur«kopierte er das fingierte Zeugnis und mischte es untercirca 10 Fotokopien des Originals. Da kirchliche Insti-tutionen im Gegensatz zu Behörden kostenlosvervielfältigte Urkunden beglaubigen, lief Jürgen zumnächsten Gemeindeamt. Unmittelbar vor Geschäftsschlußlegte er seinen Stapel Kopien und das Original auf denTisch und bat höflich um Beglaubigung. Durch dieMasse der Blätter verschreckt und die ersehnteMittagspause vor Augen, donnerte der Kirchenvorsteherin Windeseile mit seinem Stempel über die Papiere undzeichnete die Kopien ab. - Was jetzt folgte, dürfte klarsein. Die Kopien des Originals flogen in den nächstenMülleimer und statt dessen reichte Jürgen die»nachgebesserte«, aber beglaubigte Kopie bei der ZVS(Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen) ein.Heute steht Jürgen kurz vor seiner Doktorarbeit, und ichbin überzeugt, daß er ein guter Arzt wird. - Aber, wiegesagt, es war Betrug! Wer diesen Weg vollzieht, begehteine Straftat.

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SCHLUSSWORTBevor ich mich nun auf eine eventuelle Einladung zurKultusminister- und Rektorenkonferenz vorbereite,möchte ich noch eine abschließende Anekdote erzählen,quasi als didaktische Hilfe, von der ich allerdings nichtweiß, ob sie sich tatsächlich so begeben hat.An einem als besonders autoritär verschrieenenHamburger Gymnasium soll es einen Lehrer gegebenhaben, der nur noch ein Auge besaß. Anstelle des zweitenAuges trug er ein Glasauge, das er freundschaftlich»Egon« nannte. Nun ergab es sich, daß wieder einmaleine Griechisch-Arbeit in der Oberprima geschriebenwerden mußte. Nachdem Pauker die Klassenhefte undden zu übersetzenden Text verteilt hatten, sprach er zuden Primanern: »Ich muß jetzt noch mal kurz insLehrerzimmer, aber ich werde in fünf Minuten zurücksein.« Bevor er nun den Raum verließ, geschah dasUnglaubliche. Der sonst so humorlose Pauker nahmplötzlich sein Glasauge heraus und legte es auf dasKatheder mit den mahnenden Worten: »Und daß ihr mirnicht auf die Idee kommt zu schummeln; EGON siehtalles!«