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Brutvögel in - Dachverband Deutscher Avifaunisten€¦ · Bemerkenswert ist nach wie vor das enorme Interesse unter den Avifaunisten am ADEBAR-Projekt. ... schutz und Reaktorsicherheit,

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Brutvögel inDeutschland

Zweiter Bericht

herausgegeben von

Kai Gedeon,

Alexander Mitschke und

Christoph Sudfeldt

im Auftrag der

Stiftung Vogelmonitoring Deutschland

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Halbzeit im ADEBAR-Projekt – der richtige Zeitpunkt, um einmal Luft zu holen und zu über-

prüfen, wo wir stehen, was bereits erreicht wurde und welche Aufgaben in der nahen und mitt-

leren Zukunft noch zu bewältigen sind. Mit dieser inzwischen dritten Broschüre zu Deutschlands

größtem Kartiervorhaben möchten wir uns für die nach wie vor außergewöhnlich große Unter-

stützung, die die vielen tausend Mitarbeiter dem Vorhaben entgegenbringen, bedanken – und

unserer Hoffnung Ausdruck verleihen, dass damit der Anfang „guter Tradition“ gemacht ist.

2006 im RückblickNach zwei sehr erfolgreichen Jahren intensiver Kartierarbeit trafen sich am 2. Dezember 2006

in Fulda die Landes- und Bundeskoordinatoren sowie viele weitere Experten aus den Bundes-

und Landesfachverbänden und -behörden, um gemeinsam über den Fortgang des Projektes zu

beraten. Knapp 80 Teilnehmer trugen dazu bei, dass viele wichtige Fragen der Datensammlung

und -auswertung beantwortet werden konnten. Man einigte sich auf ein bundesweit einheitli-

ches Datenbankformat und verständigte sich auf die Anforderungen an Plausibilitätskontrollen

und Auswertungsstandards, so dass ab 2007 – parallel zu den Kartierarbeiten – die auflaufen-

den Daten abschließend geprüft und für die spätere Auswertung aufbereitet werden können.

Bemerkenswert ist nach wie vor das enorme Interesse unter den Avifaunisten am ADEBAR-

Projekt. In Sachsen ist als erstes Flächenland – aufgrund der bereits im Vorfeld angelaufenen

eigenen Atlaskartierung – inzwischen 100 % der Landesfläche abgedeckt. Mit Thüringen, Sach-

sen-Anhalt und Brandenburg sind den Sachsen drei weitere ostdeutsche Bundesländer dicht

auf den Fersen. Die größten Fortschritte im zurückliegenden Jahr hat Nordrhein-Westfalen ge-

macht, das den Vergabestand bis zum März 2007 mehr als verdoppeln konnte. Bundesweit sind

inzwischen 75 % aller 3.003 TK25 vergeben, Ende 2005 waren es 61 %.

Entscheidend wird aber nicht die Vergabe der TK25, sondern der Rücklauf der Kartier-

ergebnisse an die Landeskoordinatoren sein. Anfang 2007 berichtete die Arbeitsgemeinschaft

Berlin-Brandenburgischer Ornithologen, dass in Brandenburg für über 40 % der TK25 bereits

die Ergebnisse vorliegen. Damit dürfte Brandenburg im bundesweiten Vergleich unter den

Flächenländern an der Spitze stehen, sieht man einmal von der besonderen Situation in Sach-

sen ab.

Das gute Beispiel Brandenburgs vor Augen möchten wir alle Kartierer bitten, die Ergebnisse

der abgeschlossenen Bestandserhebungen zeitnah dem zuständigen Landeskoordinator zu

übergeben, so dass ggf. anfallende Nachfragen ohne Zeitdruck gemeinsam geklärt werden kön-

nen.

Ausblick für 2007Mit Hochdruck arbeiten die Koordinatoren des bundesweiten Monitorings „Häufige Brutvögel in

der Normallandschaft“ an der Integration der dort erhobenen Daten in das ADEBAR-Projekt. Wo

wir derzeit stehen, darüber können Sie sich auf den kommenden Seiten einen Überblick ver-

schaffen. Neben ausführlichen Informationen aus den Ländern finden sie Ausführungen zu

weiteren deutschlandweiten Monitoringprojekten und deren Potential für ADEBAR, Informatio-

nen zum Nachaltigkeitsindikator für die Artenvielfalt und zum Vogel des Jahres sowie einen

Bericht der Heinz-Sielmann-Stiftung zur Umsetzung zweier Artenschutzprojekte, die durch ADE-

BAR initiiert wurden.

Begrüßen möchten wir noch einmal die neu hinzugekommenen Landeskoordinatoren in Ba-

den-Württemberg (Mathias Kramer), Brandenburg (Torsten Ryslavy), Nordrhein-Westfalen

(Christoph Grüneberg und Stefan R. Sudmann) und dem Saarland (Norbert Roth). Frau Kati

Hielscher sowie den Herren Jens Fricke und Jochen Hölzinger danken wir für ihr bisheriges

Engagement sehr herzlich.

Das ADEBAR-Projekt profitiert zunehmend von den Spenden, die die Stiftung Vogelmonitoring

inzwischen erreichen. Die Teilnehmer am Birdrace 2006 trugen 12.000 Euro zusammen, unser

erstes deutschlandweites Spendenmailing zum Jahresende 2006 erbrachte 7.000 Euro. Wir

freuen uns auch weiterhin über jede noch so kleine Zuwendung. Unser Spendenkonto: Stiftung

Vogelmonitoring, Konto 3 140 004 400 bei der Sparkasse Chemnitz (BLZ 870 500 00).

Die Stiftung Vogelmonitoring und der Dachverband Deutscher Avifaunisten möchten sich auch

an dieser Stelle wieder herzlich bei allen bedanken, die ADEBAR in den zurückliegenden Monaten

unterstützt haben. Es sind dies:

• die rund 2.000 ehrenamtlich tätigen Kartierer in sechzehn Bundesländern,

• die Landeskoordinatoren,

• die Heinz-Sielmann-Stiftung, die auch den Druck dieser Atlasbroschüre finanziert hat,

• die Deutsche Ornithologen-Gesellschaft für ihr finanzielles Engagement,

• die zahlreichen Spender,

• die Organisatoren des Birdrace,

• der Beirat der Stiftung Vogelmonitoring,

• die Fachkollegen und Entscheidungsträger im Bundesministerium für Umwelt, Natur-

schutz und Reaktorsicherheit, im Bundesamt für Naturschutz sowie in den

Vogelschutzwarten und Fachbehörden der Länder,

• Wolfgang Scheller, Torsten Langgemach und Michael Stubbe für die Bereitstellung von

Brutbestandsdaten zum Vorkommen des Schreiadlers in Deutschland,

• Jürgen Ludwig für die mühevolle Berechnung der mittleren Hörweiten nach dem

„Distance sampling“-Verfahren, bei dem er von Petra Dieker unterstützt wurde, die

dazu mehr als 20.000 Brutvogelreviere digitalisierte.

Für die sehr gute Zusammenarbeit mit dem Statistischen Bundesamt und dem nordrhein-west-

fälischen Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz möchten wir uns besonders be-

danken. Beide Einrichtungen standen uns in Fragen zur Entwicklung von Auswertungsroutinen

für die häufigen Vogelarten mit Rat und Tat zur Seite und werden uns auch weiterhin unter-

stützen. Nur in einer solch konzertierten Aktion lassen sich die immensen Herausforderungen

an ein Projekt dieses Umfangs erfolgreich bewältigen.

Einleitung

Ihre Spende für ADEBAR

Herzlichen Dank!

Eine der Aufgaben für dieses Jahr ist die Zusammen-führung der Internetpräsenzen der StiftungVogelmonitoring (www.vogelmonitoring.de) und desDachverbandes Deutscher Avifaunisten (www.dda-web.de).

Nach dem vorgegebenen Zeitplan steht nach 2006auch für 2007 neben der Vergabe unbesetzter TK25oder TK25-Quadranten die Integration der DDA-Monitoringprogramme auf dem Programm.

Noch immer gibt es deutliche Unterschiede beimVergabestand zwischen Ost und West, doch konnteneinige Bundesländer die Zahl der vergebenen TK25zwischen Dezember 2005 und März2007 (graueBalkenanteile) mehr als verdoppeln und sind damitauf einem guten Weg, die Defizite aufzuholen.

Atlas Deutscher Brutvogelarten

Gesamtzahl TK25: 3.003

in Bearbeitung (März 2007) (in %): 75

vollständig vergeben: 1.969

einzelne Quadranten vergeben: 292

nicht vergeben: 742

Kai Gedeon, Alexander Mitschke &

Christoph Sudfeldt

Atlaszentrale

Zerbster Str. 7

39264 Steckby

Tel.: 039244 - 940918

E-Mail: [email protected]

Internet: www.dda-web.de

Bundesweite Koordination

Ein erster ausführlicher Zwischenberichtzu ADEBAR wurde im Frühjahr 2006vorgelegt.

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ADEBAR und die häufigenBrutvögel

Die Zahl wenigstens einjährig untersuchter Probeflächen wird darüber entscheiden,

• wie gut die errechneten Mittelwerte für die artspezifischen Siedlungsdichten in

bestimmten Lebensräumen bzw. Regionen abgesichert werden können und

• wie genau die „Auflösung“ der Atlaskarten sein wird.

Dabei sollte der Bearbeitung von Probeflächen aus dem Bundes- oder Länderpool Vorrang vor

derjenigen von Ersatzflächen eingeräumt werden.

Bei der Auswahl der Probeflächen wird Sie der zuständige Landeskoordinator gern beraten,

ebenso stellt er Ihnen gern die Erfassungsmaterialien mit Details zur Erfassungsmethode zu

Verfügung. Internetnutzer finden diese Informationen auch auf der DDA-Homepage, auf der Sie

sich übrigens auch ein Bild von den Probeflächen aus der Vogelperspektive machen können.

Mit dem Informationssystem „Mitmachen! – Vogelzählung in Deutschland“ wollen wir allen

Interessierten unsere Angebote an Vogelerfassungsprogrammen in Deutschland dadurch näher

bringen, dass sie die Probeflächen (und später auch einmal Zählgebiete anderer Erfassungs-

programme) völlig unverbindlich und spielerisch erkunden können. Schon jetzt sind für alle Probe-

flächen im Monitoring häufiger Brutvögel Karten und Luftbilder eingestellt. Über einfache Such-

funktionen kann man sich die Probeflächen in der Nähe des eigenen Wohnortes ansehen und in

Erfahrung bringen, wie sie strukturiert und wie sie zu erreichen sind. Der Status jeder Probe-

fläche ist tagesaktuell auf den Internetseiten verfügbar – und eine „Vergabeampel“ zeigt zusam-

menfassend den sehr beeindruckenden Vergabestand.

Für die sich der Feldarbeit anschließenden Hochrechnungen, die von der Atlas-Zentrale in

Zusammenarbeit mit dem Statistischen Bundesamt durchgeführt werden und um die Sie sich

nicht kümmern müssen, müssen wir zwei wichtige Schritte tun:

Als Erstes gilt es, aus den Kartierergebnissen Siedlungsdichtewerte abzuleiten, die jeweils

für einen von sechs Lebensraumtypen (Wald, Ackerland, Grünland, Siedlung, Sonderkulturen

und Sonderbiotope) in einem bestimmten Naturraum stehen.

In einem zweiten Schritt werden dann die Bestandsgrößenklassen aus den so ermittelten

Siedlungsdichtewerten für jede TK 25 bzw. jeden TK25-Quadranten hochgerechnet. Sollte es

uns gelingen, den Großteil der 2.637 Bundes- und Ländermonitoringflächen zumindest einjährig

zu kartieren, so dürfen wir sogar erwarten, dass wir bundesweite Dichtekarten erzeugen kön-

nen. Allein schon dieses Ziel sollte uns Ansporn genug sein, all unsere Kräfte zu mobilisieren,

um zu Ergebnissen zu gelangen, die in ihrer Aussageschärfe und -qualität für Deutschland den

Vergleich mit anderen Umweltparametern nicht zu scheuen brauchen.

Nachfolgend werden wir Ihnen den Stand der Dinge darlegen, wie er sich Ende März 2007

darstellt. Es sei ausdrücklich darauf hingewiesen, dass wir hier aus der laufenden Arbeit berich-

ten und die Hochrechnungsmethoden noch weiter verbessert werden, es sich also um vorläufige

Ergebnisse handelt! Die nachfolgenden Beispiele sind aber so überzeugend, dass wir sie Ihnen

nicht vorenthalten wollen. Und vielleicht steigern sie ja Ihre Motivation soweit, dass Sie im

kommenden Jahr doch noch eine Probefläche bearbeiten wollen?

Als Ergebnis aus den Kartierungen auf den Probeflächen stehen uns Revierpaarzahlen zur

Verfügung, die sich auf eine bestimmte Routenlänge innerhalb eines Lebensraums beziehen.

Für die Umwandlung dieser „Rohdaten“ in Siedlungsdichtewerte muss zunächst die mittlere,

art- wie lebensraumspezifische Breite des Erfassungsstreifens berechnet werden, denn es leuch-

tet jedermann unmittelbar ein, dass leise singende Goldhähnchen im Wald nicht so gut bzw. so

weit zu erfassen sind wie beispielsweise der kaum zu überhörende Buchfink (siehe auch unsere

Ausführungen im ersten ADEBAR-Bericht).

Mit Hilfe eines „Distance Sampling“-Verfahrens hat Jürgen Ludwig deshalb (im Rahmen des

laufenden Forschungs- und Entwicklungsvorhabens „Monitoring von Vogelarten in Deutschland)

für jede häufigere Art und für jeden der sechs Hauptlebensraumtypen den mittleren „Erfassungs-

korridor“ berechnet. Der nebenstehenden Tabelle können Sie erste (noch vorläufige) Berech-

nungen für einige, ausgewählte häufige Vogelarten entnehmen, die auf der Auswertung von

immerhin mehr als 20.000 Beobachtungsdaten beruhen. Wir werden diese Untersuchungen in

den Jahren 2007 und 2008 fortführen, um hier für möglichst viele Arten zu statistisch abgesicherten

Werten zu kommen.

Über die Größe dieser Erfassungskorridore und den von Ihnen kartierten lebensraum-

spezifischen Brutbeständen können wir nun die mittleren Siedlungsdichte jeder häufigen Vogel-

art in einer bestimmten Region für jeden der sechs Hauptlebensraumtypen bestimmen.

Von der Linienkartierung zur

Siedlungsdichte

Monitoring häufiger Brutvögel

Gesamtzahl Probeflächen (PF): 2.637

bearbeitet (mehrjährig) (in %): 49

Anzahl bearb. unbearb.

Bundes-PF: 1.000 703 297

Landes-PF: 1.679 590 1.089

zusätzlich wurden 42 PF einmalig bearbeitet

Bundesweite Koordination

Alexander Mitschke

Hergatweg 11

22559 Hamburg

Tel.: 040 - 81956304,

E-Mail: [email protected]

Internet: www.dda-web.de

Auf der Homepage des DDA unter www.dda-web.dekönnen Sie sich über die Probeflächen in ihrerUmgebung informieren und sich zu jeder FlächeKarten und Luftbilder ansehen.

Bereits in sieben Bundesländern wird mehr als dieHälfte aller Probeflächen bearbeitet.

Bayern und Niedersachsen liegen bezüglich der Anzahlbearbeiteter Probefächen im bundesweiten Vergleichan der Spitze.

Das neue DDA-Monitoring häufiger Brutvögel findetnach wie vor regen Zuspruch, wie die Entwicklung derZahl bearbeiteter Probeflächen eindrucksvoll belegt.

Für alle häufigen Arten – so auch für die Goldammer –werden die Bestände mit Hilfe der Ergebnisse des„DDA-Monitorings häufiger Brutvögel“ hochgerechnet.

AL GL WD SK SB SD Ø

Kohlmeise 66 49 61 46 47 49 55

Rotkehlchen 61 79 64 70 70 60 63

Amsel 50 84 86 72 61 56 66

Zilpzalp 112 80 66 58 66 73 70

Buchfink 59 80 78 52 91 68 76

Mönchsgrasm. 116 82 76 75 58 83 80

Ringeltaube 92 100 118 91 90 70 96

Feldlerche 159 167 100 144

Beispiele (vorläufige Berechnungen) für mit demProgramm DISTANCE berechnete Erfassungskorridorebeidseits der Route (Angaben in m; Hauptlebensraum-typen: AL: Ackerland; GL: Grünland; WD:Wald;SK: Sonderkulturen; SB: Sonderbiotope; SD:Siedlung; Ø: gemittelt über alle Lebensräume).

Bereits im ersten Bericht zum ADEBAR-Projekt haben wir das grundlegende Prinzip zur Ermittlung

der Bestände häufiger Brutvögel vorgestellt: Anhand der Kartierergebnisse aus dem gleich-

namigen Monitoringprogramm des DDA sollen die ADEBAR-Größenklassen auf Basis von TK25

oder TK25-Quadranten für alle häufigen Arten hochgerechnet werden. Dazu stehen uns insgesamt

2.637 Probeflächen (1.000 Bundesmonitoringflächen und 1.637 Landesmonitoringflächen) zur

Verfügung, auf denen die Brutvögel mittels einer vereinfachten Revierkartierung entlang einer

3 km langen Route innerhalb einer 100 ha großen Probefläche, man spricht dann auch von

einer „Linienkartierung“, erfasst werden sollen.

Für jede der 2.637 Bundes- bzw. Landesflächen hat das Statistische Bundesamt zudem drei

Ersatzflächen gezogen, so dass auf insgesamt rund 10.500 Probeflächen entsprechende

Kartierungen zur Ermittlung der Bestandsdichte häufiger Arten gesammelt werden können.

Bitte beachten Sie: Je mehr Flächen davon zumindest einjährig mit einem geschätzten Kartier-

aufwand von 16 h, dem sich eine ähnlich aufwändige Schreibtischarbeit anschließt, bearbeitet

werden, umso zuverlässiger werden die ADEBAR-Hochrechnungen für die häufigen Arten sein.

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Damit haben wir nicht nur die Grundlage für die Hochrechnung von bundes- oder länderweiten

Gesamtbeständen geschaffen (mit denen wir im Übrigen auch die Ergebnisse unserer Monitoring-

programme weiter verbessern können), sondern darüber hinaus auch die Basis für das Erstellen

von Verbreitungskarten der häufigen Vogelarten gelegt. Dabei verfolgen wir zwei unterschiedliche

Ansätze:

1. In einem vereinfachten Ansatz wird aus den mittleren Siedlungsdichten und den

Statistiken zu den auf einer TK25 oder einem TK25-Quadranten vorhandenen Haupt-

lebensraumtypen (Basis ist das Amtliche Topographische Karteninformationsystem,

ATKIS) ein „virtueller“ Bestand hochgerechnet. Dieser wird anschließend einer

Häufigkeitsklasse zugeordnet. Wir erhalten die bekannten typischen Atlaskarten, die in

ihrer Aussageform und Gestaltung exakt denjenigen entsprechen, die Sie

beispielsweise in der ADEBAR-Pilotstudie vorgefunden haben.

2. Über einen wesentlich differenzierteren Ansatz wollen wir aus den mittleren Siedlungs-

dichten und den Statistiken zu den auf einer TK25 oder einem TK25-Quadranten

vorhandenen Hauptlebensraumtypen bundes- bzw. landesweite Siedlungsdichtekarten

erzeugen, z. B. vergleichbar mit den Grafiken zu Tageshöchsttemperaturen, die Ihnen

aus TV-Wetterberichten bekannt sein dürften.

Kommen wir zunächst zum vereinfachten Verfahren. Die ADEBAR-Häufigkeitsklassen orien-

tieren sich an einer natürlichen Wachstumsfunktion: 1, 2-3, 4-7, 8-20, 21-50, 51-150, 151-400,

401-1000, 1001-3000, 3001-8000, > 8001. Aus der nach der oben beschriebenen Methode er-

rechneten mittleren Siedlungsdichte können wir durch Multiplikation mit den lebensraum-

bezogenen Flächenanteilen jeder TK25 bzw. jedes TK25-Quadranten den Bestand der jeweiligen

häufigen Art hochrechnen. Je häufiger eine Art ist, desto breiter sind die Klassen und desto

wahrscheinlicher ist es, die richtige Häufigkeitsklasse zu treffen.

Wir haben diese Berechnungen – auf Basis der oben dargestellten Erfassungskorridore –

beispielhaft für einen TK25-Quadranten vorgenommen und sind zu dem nebenstehend darge-

stellten Ergebnis gekommen.

Die Tabelle zeigt, dass dieses einfache Auswertungsverfahren gegenüber möglichen Erfas-

sungs- oder Auswertungsungenauigkeiten sehr tolerabel ist. Für die Bestände vieler Arten gilt,

dass sich die ihnen zugewiesenen Häufigkeitsklassen nicht ändern würden, wenn die errechne-

ten Ergebnisse um 10 oder 20 % vom realen Bestand abwichen. Allerdings geht dies zu Lasten

einer größeren Differenzierung: So landen z. B. Amsel (2250 Rev.) und Kohlmeise (1100 Rev.) in

derselben Häufigkeitsklasse, obwohl deren geschätzte Bestände um mehr als 100 % auseinander

liegen.

Es wird aber auch vorkommen, dass sich hochgerechnete Bestände an der Grenze zwischen

zwei Häufigkeitsklassen befinden. In solchen Fällen setzt die Arbeit der Landes- und Bundes-

koordinatoren ein, die dann zusammen mit den jeweiligen Kartierern klären werden, welcher

Klasse der Bestand zuzuordnen ist.

Darüber hinaus sollen die ermittelten Dichtewerte mit Literaturangaben aus den entsprechen-

den Regionen abgeglichen werden, um die statistische Belastbarkeit der Ergebnisse abzusichern.

Wir sind davon überzeugt, dass wir die so hochgerechneten Bestände den vorgegebenen

Häufigkeitsklassen sehr gut zuordnen können und plausible, fachlich seriöse Verbreitungskarten

vorlegen werden.

Eine wesentlich größere Herausforderung an alle Beteiligten stellt der differenziertere Ansatz

dar. Auch diesen Berechnungen legen wir die nach dem oben beschriebenen Verfahren art-

spezifischen, nach den sechs Hauptlebensraumtypen (Wald, Agrarland, Grünland, Siedlung,

Sonderkulturen, Sonderbiotope) unterschiedenen sowie naturräumlich zugeordneten, mittleren

Siedlungsdichten zugrunde. Diesmal rechnen wir aber nicht auf Bestände für die TK25 oder den

TK25-Quandranten hoch, sondern ermitteln auf dieser Grundlage für ganz Deutschland quadrat-

kilometerweise die durchschnittliche Siedlungsdichte für jede einzelne häufige Vogelart. Die

durchschnittliche Siedlungsdichte pro Quadratkilometer ergibt sich unmittelbar aus den Flächen-

anteilen der sechs Hauptlebensraumtypen und der für diese Hauptlebensraumtypen ermittelten

artspezifischen mittleren Siedlungsdichte in dem jeweiligen Naturraum.

Ein solches Programm zur Hochrechnung von Beständen wird vom Statistischen Bundesamt

im Rahmen des Forschungs- und Entwicklungsvorhabens zum „Monitoring von Vogelarten in

Deutschland“ entwickelt. Etwas weiter ist das nordrhein-westfälische Landesamt für Natur, Um-

welt und Verbraucherschutz (LANUV). Das LANUV hat 1997 mit der Ökologischen Flächenstich-

probe (ÖFS) begonnen (KÖNIG 2003, KÖNIG & BOUVRON 2005).

Die Ökologische Flächenstichprobe ist im Rahmen des Biodiver-

sitätsmonitorings eine wichtige Grundlage zur Dokumentation

nutzungsbedingter bzw. allgemein anthropogener Landschafts-

veränderungen. Zustand, Bestand, Veränderung und Entwicklung

u. a. von Biotop- und Nutzungstypen, Strukturen, Häufigkeit von

Gefäßpflanzen sowie Brutvögeln werden landesweit auf repräsen-

tativen Stichprobenflächen erfasst.

Auch die ÖFS in NRW basiert auf je 100 ha großen 170 zufalls-

verteilten Probeflächen, die nach einem vergleichbaren Verfahren

ermittelt wurden, wie es das Statistische Bundesamt 2003 für das

Monitoring häufiger Vogelarten durchgeführt hat, so dass die

nordrhein-westfälischen ÖFS-Flächen in das bundesweite Probe-

flächennetz für das DDA-Monitoring häufiger Brutvögel in der

Normallandschaft übernommen wurden. Auswahlkriterien und

Probeflächendichte sind also nahezu identisch. Der große Vorteil

des LANUV-Programms ist, dass jährlich auf einem wechselnden

Teil der Untersuchungsflächen mit einem Wiederholungsrhythmus

von sechs Jahren – vom Land finanzierte – Totalerfassungen mit-

tels der Erfassungsmethode der Revierkartierung durchgeführt

werden – ein ausgezeichneter Datenpool um zu prüfen, ob die

Anzahl der Probeflächen für belastbare Hochrechnungen zur Ver-

breitung der häufigen Vogelarten überhaupt ausreichend ist.

Genau diese Probe haben jetzt Heinrich König und Gerd Santora

(beide LANUV) durchgeführt. Aus den Ergebnissen der Revierkartierungen erzeugten sie nach

dem oben, grob beschriebenen Procedere die beiden hier beispielhaft abgebildeten Verbreitungs-

karten von Goldammer und Tannenmeise.

Das Ergebnis ist beeindruckend: Auf den ersten Blick zu erkennen ist die sehr gute Über-

einstimmung der jeweils in zehn Häufigkeitsklassen dargestellten Verbreitungsmuster mit natur-

räumlichen Großregionen Nordrhein-Westfalens. Erwartungsgemäß besiedelt die Goldammer

das überwiegend landwirtschaftlich geprägte Tiefland (z. B. Westfälisches Tiefland, Niederrhein)

in größter Dichte. Verbreitungsschwerpunkte sind z. T. noch extensiv genutzte, mit Hecken und

Feldgehölzen gegliederte Landschaftsräume, wie der Haarstrang, die Paderborner- und Briloner

Hochfläche oder das Europäische Vogelschutzgebiet „Medebacher Bucht“. Die Tannenmeise

besiedelt die Mittelgebirgsregionen im Süden und Südwesten des Landes. Während die Gold-

ammer den Siedlungsbereich völlig meidet, ist die Tannemeise hier noch – in allerdings geringer

Dichte – zu finden. Auf der Tannenmeisenkarte kann man problemlos auch kleinere Wälder

erkennen, die sich durch eine höhere Siedlungsdichte auszeichnen, auf derjenigen der Gold-

ammer die Lage des Ballungsraumes entlang des Rheins und der Ruhr sowie größere Städte

durch das Fehlen dieser Art. Kurz: die Karten geben ein Verbreitungsbild wieder, das der avi-

faunistische Fachverstand auch erwartet hätte.

Wichtig für uns ist die Erkenntnis, dass wir die kommenden Aufgaben bei der Weiterentwicklung

der Hochrechnungsverfahren zuversichtlich angehen können. Beide Auswertungsverfahren

lassen erkennen, dass wir für die häufigen Vogelarten zu wissenschaftlich belastbaren Ergeb-

nissen gelangen werden. Aus den Hochrechnungen des nordrhein-westfälischen LANUV dürfen

wir schließen, dass wir bereits mit den 2.637 Probeflächen aus dem Bundes- und den Länder-

monitoringprogrammen zu sehr guten Aussagen kommen werden.

Es gilt aber zweifelsfrei: Jede zumindest einjährig untersuchte Probefläche wird dazu beitragen,

die Hochrechnungen zu verbessern. Deshalb richten wir abschließend noch einmal den

Appell an alle Mitarbeiter und Interessierten: machen Sie mit und melden Sie sich noch

heute bei Ihrem Landeskoordinator zur Übernahme einer Probefläche.

Fazit

Von der Siedlungsdichte

zur Verbreitungskarte

Hochgerechnete Revierpaarzahlen und die dazugehörigen Häufigkeitsklassen auf einem zufälligherausgegriffenen TK25-Quadranten im Stadtgebietvon Hamburg.

Naturräumliche Gliederung und Höhenstufen in Nordrhein-Westfalen zum besserenVerständnis der Verbreitungskarten von Goldammer und Tannenmeise.

Amsel 2250 1001-3000

Kohlmeise 1100 1001-3000

Blaumeise 875 401-1000

Buchfink 850 401-1000

Haussperling 500 401-1000

Zaunkönig 730 401-1000

Rotkehlchen 700 401-1000

Ringeltaube 650 401-1000

Zilpzalp 530 401-1000

Grünfink 480 401-1000

Mönchsgrasmücke 450 401-1000

Heckenbraunelle 440 401-1000

Singdrossel 275 151-400

Tannenmeise 260 151-400

Feldsperling 245 151-400

Wintergoldhähnchen 190 151-400

Eichelhäher 175 151-400

Star 150 51-150

Elster 150 51-150

Gratenbaumläufer 135 51-150

Kleiber 130 51-150

Buntspecht 125 51-150

Sommergoldhähnchen 125 51-150

Bachstelze 90 51-150

Rauchschwalbe 80 51-150

Goldammer 80 51-150

Gimpel 75 51-150

Mauersegler 75 51-150

Hausrotschwanz 70 51-150

Grauschnäpper 70 51-150

Mehlschwalbe 70 51-150

Fitis 65 51-150

Klappergrasmücke 65 51-150

Dorngrasmücke 60 51-150

Rabenkrähe 55 51-150

Sumpfmeise 55 51-150

Art Reviere Klasse

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weitere Informationen

KÖNIG, H. & BOUVRON, M. (2005): Die ökologische Flächen-stichprobe als Beitrag zur FFH-Berichtspflicht. – LÖBF-Mitt. 3/5; 20-25

KÖNIG, H. (2003): Naturausstattung der nordrhein-west-fälischen Normallandschaft. – LÖBF-Mitt. 2/03: 15-23

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Verbreitung von Goldammer und Tannenmeise in Nordrhein-Westfalen. Vorläufige Verbreitungskarten (Entwürfe) auf der Basis von 170 Untersuchungsflächen derÖkologischen Flächenstichprobe (ÖFS) 2002-2006.

Goldammer

Tannenmeise

Landeskoordination

Mathias Kramer

Lilli-Zapf-Straße 34, 72072 Tübingen

Tel.: 07071 - 368412, E-Mail: [email protected]

Dr. Daniel Schmidt und Richard Schneider, NABU-Vogelschutzzentrum

Ziegelhütte 21, 72116 Mössingen

Tel.: 07473 - 1022, E-Mail: [email protected]

Brutvogelatlas DDA-Monitoring häufiger Brutvögel

Bayern

Ingrid Geiersberger, Staatliche Vogelschutzwarte

Gsteigstr. 43, 82467 Garmisch-Partenkirchen

Tel.: 08821 - 2330, E-Mail: [email protected]

Uli Lanz, Landesbund für Vogelschutz

Eisvogelweg 1, 91161 Hilpoltsheim

Tel.: 09174 - 4775 31, E-Mail: [email protected]

Klaus Witt

Hortensienstr. 25, 12203 Berlin

Tel.: 030 - 8325240, E-Mail: [email protected]

Torsten Ryslavy, Staatliche Vogelschutzwarte

Dorfstr. 34, 14715 Buckow (b. Nennhausen)

Tel.: 033878 - 60257, E-Mail: [email protected]

Werner Eikhorst

Julius-Leber-Str. 157, 28329 Bremen

Tel.: 0421 - 464928, E-Mail: [email protected]

Alexander Mitschke

Hergatweg 11, 22559 Hamburg

Tel.: 040 - 81956304, E-Mail: [email protected]

Stefan Stübing

Lindenstr. 5, 61209 Echzell

Tel.: 06151 - 9672631, E-Mail: [email protected]

Dr. Klaus-Dieter Feige

Lewitzweg 23, 19372 Matzlow

Tel.: 038726 - 206006, E-Mail: [email protected]

Frank Vökler

Seestr. 28, 18211 Börgerende

Tel.: 038203 - 81115, E-Mail: [email protected]

Alexander Mitschke

Hergatweg 11, 22559 Hamburg

Tel.: 040 - 81956304, E-Mail: [email protected]

Thorsten Krüger

Große Pfahlstr. 16 a, 30161 Hannover

Tel.: 0511 - 2280520, E-Mail: [email protected]

Andreas Skibbe

Dellbrücker Mauspfad 304, 51069 Köln

Tel.: 0221 - 877801, E-Mail: [email protected]

Winfried Nachtigall und Joachim Ulbricht

Sächs. Vogelschutzwarte Neschwitz,

Park 2, 02699 Neschwitz

Tel.: 0359 - 3331115

E-Mail: [email protected]

Dr. Rolf Steffens, (c/o) Sächs. Landesamt für Umwelt und Geologie,

Halsbrücker Str. 31a, 09599 Freiberg

Tel.: 03731/294279, E-mail: [email protected]

Stefan Fischer, Staatliche Vogelschutzwarte

Zerbster Str. 7, 39264 Steckby

Tel.: 039244 - 940917, E-Mail: [email protected]

Bernd Koop

Dörpstraat 9, 24306 Lebrade

Tel.: 04383 - 999437, E-Mail: [email protected]

Alexander Mitschke

Hergatweg 11, 22559 Hamburg

Tel.: 040 - 81956304, E-Mail: [email protected]

Stefan Frick

Neuerbe 26, 99084 Erfurt

Tel.: 0361 - 6436242, E-Mail: [email protected]

Stefan Frick

Adresse nebenstehend

Ewald Lippok

Wismarer Straße 9, 56075 Koblenz

Tel.: 0261 - 51212, E-Mail: [email protected]

Frank Schlotmann,

Bahnhofstr. 22 a, 55296 Harxheim

Tel.: 06138 - 902929

E-Mail: [email protected]

Norbert Roth

Hauptstraße 26, 66620 Nonnweiler-Primstal

Tel.: 06875 - 709715, E-Mail: [email protected]

Ludwig Simon

Rheinstr. 30, 55276 Dienheim

Tel.: 06131 - 60331434

E-Mail: [email protected]

Baden-Württemberg

Berlin

Brandenburg

Bremen

Hamburg

Hessen

Mecklenburg-Vorpommern

Niedersachsen

Nordrhein-Westfalen

Stefan R. Sudmann

Eickestall 5, 47559 Kranenburg

Tel.: 02826 - 992061

E-Mail: [email protected]

Christoph Grüneberg

Bohlweg 26, 48147 Münster

Tel.: 0251 - 8493390

E-Mail: [email protected]

Rheinland-Pfalz

Saarland

Sachsen

Dirk Tolkmitt

Heinrich-Budde-Str. 5

04157 Leipzig

Tel.: 0341/9122070

E-Mail: [email protected]

Sachsen-Anhalt

Schleswig-Holstein

Thüringen

Torsten Ryslavy

Adresse nebenstehend

Werner Eikhorst

Adresse nebenstehend

Alexander Mitschke

Adresse nebenstehend

Stefan Stübing

Adresse nebenstehend

Norbert Roth

Adresse nebenstehend

Stefan Fischer

Adresse nebenstehend

8 9

Klaus Witt

Adresse nebenstehend

Page 7: Brutvögel in - Dachverband Deutscher Avifaunisten€¦ · Bemerkenswert ist nach wie vor das enorme Interesse unter den Avifaunisten am ADEBAR-Projekt. ... schutz und Reaktorsicherheit,

Die Saat geht auf! Die Restrukturierungen der laufenden DDA-Monitoringprogramme, der Aus-

bau des Monitorings häufiger Brutvögel in der Normallandschaft, die ausgezeichnete Datenlage

im Rastvogelmonitoring und nicht zuletzt das ADEBAR-Projekt haben erfolgreich bewirkt, dass

wir mit unseren Bemühungen, der Avifaunistik in Deutschland ein modernes, an die aktuellen

wissenschaftlichen wie naturschutzorientierten Anforderungen angepasstes Profil zu geben,

inzwischen sehr weit vorangekommen sind.

Insbesondere das Forschungs- und Entwicklungsvorhaben „Monitoring von Vogelarten in

Deutschland“, das vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für

Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit gefördert wurde, hat – ebenso wie die sehr kon-

struktive Zusammenarbeit mit dem Statistischen Bundesamt – dazu beigetragen, dass wir vom

hoheitlichen Naturschutz als seriöse Partner geschätzt werden. Dies schlägt sich auch in der

stetig wachsenden Nachfrage nach avifaunistischen Daten nieder, die zu vielfältigen Zwecken

eingesetzt werden.

Dank des ADEBAR-Projektes und der zunehmenden Professionalisierung im Vogelmonitoring

sind wir schon heute in der Lage, kurzfristig aktuelle Antworten auf Anfragen zur Verbreitung und

Bestandsentwicklung vieler Vogelarten geben zu können. So zieren beispielsweise aktuelle

Verbreitungskarten von Fisch-, Schrei- und Seeadler die Ausstellung

des Bundesumweltministeriums und des Bundesamtes für Natur-

schutz zum „Nationalen Naturerbe“, die am 5. Juni 2007 in Berlin

vom Bundespräsidenten im Park des Schlosses Bellevue im Rahmen

der „Woche der Umwelt“ eröffnet wird. Bundesumweltministerium und

Bundesamt für Naturschutz dokumentieren hier die in der Koalitions-

vereinbarung festgelegte kostenlose Übertragung von bis zu 125.000

ha gesamtstaatlich repräsentativer Flächen zum Schutz des „Natio-

nalen Naturerbes“. Das umfasst die national bedeutsamen Natur-

und Kulturlandschaften in den Nationalparken, Biosphärenreservaten

und Naturschutzgroßprojekten des Bundes. Von zentraler Bedeu-

tung für die Sicherung unzerschnittener großer Räume sind zudem

ehemalige Truppenübungsplätze und die Bergbaufolgelandschaften.

Ein weiterer Baustein ist das „Netzwerk Leben“ – es umfasst u. a.

das europäische Schutzgebietsnetz Natura 2000 und das Grüne

Band. Ziel der Ausstellung ist es, faszinierende Einblicke in die groß-

artigen Natur- und Kulturlandschaften Deutschlands zu gewähren

und unsere Verantwortung für dieses einmalige Erbe aufzuzeigen.

Die extra für die Ausstellung zum „Nationalen Naturerbe“ erstellte

Schreiadler-Verbreitungskarte wollen wir Ihnen natürlich nicht vor-

enthalten. Wolfgang Scheller und Torsten Langgemach haben

dankenswerter Weise ihren Fundus an Daten aus dem deutschen

Hauptverbreitungsgebiet, den Bundesländern Mecklenburg-Vor-

pommern und Brandenburg, zusammengelegt. Michael Stubbe

steuerte die Daten aus Sachsen-Anhalt bei, das allerdings nur noch

zwei Brutpaare beherbergt. Bei einem insgesamt negativen Bestands-

trend brüteten 2006 in Mecklenburg-Vorpommern noch 81 Paare, in

Brandenburg waren es 24, somit bundesweit nur noch 107. 1998

wurden 129-132 Brutpaare gezählt, 2003 waren es noch 113-117.

„Vögel in Deutschland“ – eine Fundgrubeavifaunistischer Daten im InternetWo findet man schnell die aktuelle Einstufung des Rotmilans in die

Rote Liste der Brutvögel Deutschlands? Wie ist der Bienenfresser in

Deutschland verbreitet? Oder wie hoch ist der Brutbestand des Stein-

kauzes in Deutschland? Fragen, die sich die eine oder der andere

sicherlich schon einmal gestellt und auf die man erst nach Durch-

suchen der einschlägigen Literatur eine Antwort gefunden hat.

Künftig wird das Informationssystem „Vögel in Deutschland“ auf

der DDA-Homepage unter www.dda-web.de den schnellen Zugriff

auf aktuelle Informationen über die in Deutschland brütenden oder

rastenden Vogelarten gewährleisten. Über eine einfache Suche und

mit wenigen Klicks können Sie schon jetzt Verbreitungskarten und

bereits in naher Zukunft auch Diagramme zur Bestandsentwicklung

aufrufen, Sie erhalten eine Übersicht über den internationalen oder

bundesweiten Rote-Liste-Status, Sie können Brut- und Rastbestände

abfragen und sehen auf einen Blick, unter welche Konventionen und

Richtlinien eine Vogelart fällt. Also kurz gesagt alles das, was Sie

bisher aus zahlreichen Veröffentlichungen mühsam heraussuchen

mussten. Ein besonderes Schmankerl sind sicherlich die Karten aus

dem ersten gesamtdeutschen Brutvogelatlas von Goetz Rheinwald

(1993). Der Aufbau der Internetseiten wurde aus Mitteln des F+E-

Vorhabens „Monitoring von Vogelarten in Deutschland“ finanziert, die

den Auswertungen zugrunde liegenden Daten haben mehrere

tausend ehrenamtliche Mitarbeiter beigesteuert. Schauen Sie regel-

mäßig rein, der Besuch lohnt sich!

ADEBAR und MonitoringStark steigender Bedarf an avifaunistischen Daten

Verbreitung des Schreiadlers in Deutschland 2006. Quelle: W. Scheller, T. Langgemach & M. Stubbe.

Der Schreiadler ist eine von elf Indikatorarten für denLebensraumtyp Wald des Nachhaltigkeitsindikators fürdie Artenvielfalt.

Bestandsentwicklung des Schreiadlers in Deutschland1990-2006. Für 1991 liegen keine vollständigen Datenvor (nach Angaben von W. Scheller, T. Langgemachund M. Stubbe).

10 11

Auszug zum Schreiadler aus dem Fachinformationssystem „Vögel in Deutschland“ desDDA unter www.dda-web.de.

Page 8: Brutvögel in - Dachverband Deutscher Avifaunisten€¦ · Bemerkenswert ist nach wie vor das enorme Interesse unter den Avifaunisten am ADEBAR-Projekt. ... schutz und Reaktorsicherheit,

Die Atlaskartierung wird von der Ornitholo-

gischen Gesellschaft Baden-Württemberg in

Zusammenarbeit mit dem NABU-Vogelschutz-

zentrum Mössingen getragen. Zum Jahres-

wechsel 2007 hat Mathias Kramer die Koor-

dination für die Kartierung der mittelhäufigen

Arten von Jochen Hölzinger übernommen. Die

Betreuung der Mitarbeiter am Monitoring-

programm häufiger Brutvögel liegt bei Daniel

Schmidt und Richard Schneider vom NABU-

Vogelschutzzentrum Mössingen, für die selte-

nen Arten steht Martin Boschert als Ansprech-

partner zur Verfügung.

KARTIERUNG MITTELHÄUFIGER

ARTEN

Von den insgesamt 286 TK25, die in Baden-

Württemberg einschließlich zahlreicher Grenz-

kartenblätter zu bearbeiten sind, konnten

bislang 144 Kartenblätter vollständig vergeben

werden. Dies entspricht einem Anteil von

knapp 50 %. Der Datenrücklauf ist mit 22 ab-

geschlossenen Bearbeitungen allerdings noch

sehr gering.

Ein vergleichsweise guter Bearbeitungs-

stand ergibt sich aktuell für die Offenburger

Rheinebene, die nördliche Oberrheinniederung,

das Neckarbecken und Teile des Kraichgaus,

das Vorland der Mittleren Schwäbischen Alb

mit Schönbuch und Rammert, die Baar sowie

den Hegau und das Bodenseebecken. Dage-

gen ist die Abdeckung am Hoch- und am süd-

lichen Oberrhein, in weiten Teilen des Schwarz-

waldes und auf der Schwäbischen Alb, in Tei-

len des Alpenvorlandes sowie im Bauland und

in Teilen Ostwürttembergs noch unbefriedi-

gend. Noch sind zwei Jahre Zeit, deshalb wer-

den derzeit zur Schließung der Bearbeitungs-

lücken gezielt neue Mitarbeiter für die Bear-

beitung gesucht.

Während für die Mitarbeiter am Monitoring-

programm eine zumindest geringe Aufwands-

entschädigung durch die Landesanstalt für

Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW)

gezahlt werden kann, erfolgt die Kartierung

der mittelhäufigen Arten nach wie vor ohne

jedwede finanzielle Unterstützung. Es sollen

daher in diesem Jahr nochmals verstärkt An-

strengungen unternommen werden, Gelder

einzuwerben, die vor allem für die Schließung

größerer Bearbeitungslücken verwendet wer-

den können.

EINARBEITUNG VON VORKOMMEN

SELTENER ARTEN

Von den 78 Arten, die bundesweit als „seltene

Brutvogelarten“ gelten, brüten 34 in Baden-

Württemberg. Für mindestens 15 Arten liegen

nahezu alljährlich punktgenaue Bestandsdaten

vor, für eine Reihe von weiteren Arten seit 2001

zumindest aus einem Jahr. Für die übrigen

Arten ist die Verbreitung weitestgehend be-

kannt, und die archivierten, gebietsbezogenen

Angaben können den TK25 problemlos zuge-

ordnet werden. Allerdings wäre es sinnvoll, für

einige dieser Arten gezielte Kartierungen in

bestimmten Landesteilen durchzuführen, um

Bestands- und Verbreitungsdaten zu vervoll-

ständigen und zu aktualisieren.

DATENGRUNDLAGE FÜR DIE HOCH-

RECHNUNG HÄUFIGER ARTEN

Bis 2006 wurden im Monitoring häufiger Brut-

vögel wenigstens 80 Probeflächen mindestens

einjährig bearbeitet. Auf weiteren neun Flä-

chen wurden in der vergangenen Saison

Kartierungen durchgeführt, die Daten liegen

der Koordinationsstelle allerdings noch nicht

vor. Für 2007 sind Kartierungen auf mindes-

tens neun weiteren Probeflächen vorgesehen.

Hinsichtlich der natur- und lebens-

räumlichen Verteilung sind die Probeflächen

bereits weitgehend homogen über die Landes-

fläche verteilt. Lediglich in Gebieten mit

geringer Beobachterdichte, wie dem Schwarz-

wald oder der Schwäbischen Alb, sind noch

kleinräumig einzelne Lücken vorhanden. Für

diese Gebiete werden daher noch dringend Mit-

arbeiter gesucht, auch für eine einjährige

Bearbeitung. Bis zum Abschluss des Atlas-

projektes werden nach dem derzeitigen

Vergabestand voraussichtlich genügend Stich-

proben für eine Hochrechnung der Bestände

der häufigen Arten zur Verfügung stehen.

ERGEBNISSE

Zur Halbzeit der Kartierung liegen erst wenige

abgeschlossene Bearbeitungen vor, die noch

geprüft und ausgewertet werden müssen. Aus-

sagen zur regionalen und landesweiten

Bestandssituation mittelhäufiger Arten sind

zum jetzigen Zeitpunkt daher noch nicht mög-

lich.

Die Auswertung einzelner Kartenblätter aus

kleineren Regionen lässt aber bereits jetzt auf

sehr interessante Ergebnisse schließen. Mit

Spannung darf das Ergebnis für den Halsband-

schnäpper erwartet werden, der mit einem

geschätzten Brutbestand von 2.500 bis 3.500

Paaren in Baden-Württemberg einen bundes-

weiten Verbreitungsschwerpunkt besitzt. Denn

das Hauptverbreitungsgebiet dieser Art im

Neckarbecken und im Vorland der mittleren

Schwäbischen Alb wird über die Kartierungen

schon jetzt sehr gut abgedeckt.

Wir möchten uns bei allen Ornithologen für

ihre ehrenamtliche Mitarbeit bedanken und

weitere Interessenten ermuntern, in den

beiden noch verbleibenden Jahren am Deut-

schen Brutvogelatlas mitzuwirken.

Mathias Kramer, Richard Schneider,

Martin Boschert

Baden-WürttembergIn Bayern liegt die Koordination der Atlas-

kartierung beim Bayerischen Landesamt für

Umwelt, Staatliche Vogelschutzwarte, das

glücklicherweise auf die Zusammenarbeit mit

einer großen und wachsenden Zahl ehrenamt-

licher Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zäh-

len kann. Dieser wachsende Kreis von Feld-

ornithologen, die bereit sind Ihre Kenntnisse

ehrenamtlich einzubringen, um einen Brut-

vogelatlas gelingen zu lassen, sind in Zeiten

knapper Kassen unersetzlich. Ihnen sei an die-

ser Stelle nochmals herzlich für Ihr Engage-

ment gedankt. Wir versuchen diese Mitarbeiter

bestmöglich mit Kartierungsunterlagen und

Informationen zu versorgen und alle Rück-

fragen möglichst zeitnah zu beantworten.

Der persönliche Kontakt zu den ehrenamt-

lichen Trägern dieses Projektes wurde durch

acht regionale Veranstaltungen intensiviert.

In Bayreuth, Regensburg, München, Würz-

burg-Randersacker, Isarmündungsgebiet,

Rosenheim, Neukirchen und Ansbach wurden

die Kartiererinnen und Kartierer methodisch

geschult und neue Mitarbeiter gewonnen. Bei

einer Regionalkonferenz in Augsburg wurden

die ehrenamtlichen Mitarbeiter über Stand und

Entwicklung von Atlasprojekt und Vogel-

monitoring in Deutschland und aktuelle Ergeb-

nisse aus anderen Bundesländern informiert.

Derzeit wird bei allen ehemaligen Kartierern,

die sich noch nicht am ADEBAR-Projekt betei-

ligen telefonisch angefragt, ob sie sich nicht

doch beteiligen wollen. Wir rühren die Werbe-

trommeln, um alle geeigneten Kräfte einzu-

beziehen.

Durch den Zugriff auf die Artenschutz-

kartierung des Landes sowie verschiedene

bereits vorhandene Kartierungsergebnisse,

können wir die Bearbeitung neuer Karten-

blätter unterstützen.

KARTIERUNG MITTELHÄUFIGER

ARTEN

In Bayern werden zusätzlich zu den bundes-

weit kartierten Arten folgende sechs Arten als

mittelhäufig eingestuft und daher gezählt:

Baumpieper, Dorngrasmücke, Feldlerche, Gelb-

spötter, Klappergrasmücke und Sumpf-

rohrsänger. Diese Arten sind in einigen Regio-

nen Bayerns keineswegs als häufig zu bezeich-

nen.

Die Kartierungsarbeiten für dieses Kern-

stück der Atlasarbeit haben in Bayern einen

kritischen Punkt erreicht. 69 % aller 561

Kartenblätter sind ganz oder teilweise zur Be-

arbeitung vergeben. Für die restlichen 173

Kartenblätter wird es allerdings immer schwie-

riger, geeignete Mitarbeiter zu gewinnen, da

der größte Teil schon in die laufenden Arbeiten

eingebunden ist. Knapp 300 Kartenblätter sind

derzeit in Bearbeitung. Hierunter sind auch 24

TK25, in denen bisher nur einzelne Quadranten

bearbeitet werden. 88 Kartenblätter, deren Be-

Bayernarbeitung meist im Jahr 2005 begann, sind

inzwischen abgeschlossen.

In den noch nicht bearbeiteten Karten-

blättern können die Ergebnisse der bayern-

weiten Wiesenbrüterkartierung 2006 für Be-

kassine, Braunkehlchen, Großen Brachvogel,

Kiebitz, Uferschnepfe, Rotschenkel, und

Wachtelkönig als Grundlage für brauchbare

Schätzungen dienen.

EINARBEITUNG VON VORKOMMEN

SELTENER ARTEN

Die als selten eingestuften Arten werden in

Bayern nur teilweise flächendeckend erfasst.

Bayernweite Zahlen liegen nur von den in Bay-

ern seltenen Arten Ortolan, Steinadler, Weiß-

storch und Wiesenweihe vor. Ebenso wird die

außeralpine Population des Wanderfalken über-

wacht.

Seit dem Jahr 2005 sammelt und publiziert

der Arbeitskreis seltener Brutvogelarten Brut-

hinweise weiterer Arten, z.B. von Bienenfres-

ser und Zwergdommel, die ebenfalls für die

Atlaskartierungen ausgewertet werden kön-

nen.

DATENGRUNDLAGE FÜR DIE HOCH-

RECHNUNG HÄUFIGER ARTEN

Bayern hat stolze 450 Monitoring-Probeflächen

zu vergeben. Die Koordination des Monitorings

führt der Landesbund für Vogelschutz im Auf-

trag des Bayerischen Landesamtes für Umwelt

durch. Der Schwerpunkt in der Vergabe wurde

anfangs auf die bundesweit relevanten Flächen

gelegt. 61 % dieser 188 Monitoringflächen

werden inzwischen bearbeitet. Dagegen sind

bisher nur 30 % der landesweit relevanten 262

Probeflächen vergeben.

Probleme bereitete die Vergabe der Probe-

flächen im Alpenraum. Da der größte Teil dieser

Flächen in für Kartierer unzugänglichem Ge-

lände (z.B. Watzmann Ostwand) lag.

Inzwischen wurde ein Lösungsweg gefunden,

der die Bearbeitung der alpinen Probeflächen

ermöglichen wird. Da für diese Aufgabe nicht

nur ornithologische Kenntnisse sondern auch

Bergerfahrung und Trittsicherheit nötig sind,

wird es nicht leicht werden, geeignete Kartierer

zu finden.

ERGEBNISSE

Quantitative Ergebnisse können nach zwei

Jahren Kartierzeit natürlich noch nicht vor-

liegen, zumal die abgegebenen Meldebögen

noch nicht alle überprüft und in die Daten-

bank eingegeben werden konnten. Zu den er-

freulichen Ergebnissen gehört, dass Seeadler,

Steinrötel, Sumpfohreule und Zwergohreule in

Bayern wieder als Brutvögel festgestellt wur-

den.

Ingrid Geiersberger

Gesamtzahl in Bayern: 561

Vergabestand (in %) 69

Bearbeitung abgeschlossen: 88

in Bearbeitung (komplett): 276

in Bearbeitung (teilweise): 24

nicht vergeben: 173

TK 1:25.000

Gesamtzahl in Bayern: 450

bearbeitet (in %): 43

Anzahl bearb. unbearb.

Bundesflächen: 188 115 73

Landesflächen: 262 79 183

Ersatzflächen: -

Probeflächen

Gesamtzahl in Baden-Württemberg: 286

Vergabestand (in %) 50

Bearbeitung abgeschlossen: 22

in Bearbeitung (komplett): 122

in Bearbeitung (teilweise): 0

nicht vergeben: 142

TK 1:25.000

Gesamtzahl in Baden-Württemberg: 400

bearbeitet (in %): 20

Anzahl bearb. unbearb.

Bundesflächen: 103 46 57

Landesflächen: 297 33 264

Ersatzflächen: 1

Probeflächen

In Baden-Württemberg werden neue Erkennt-nisse zur Häufigkeit des Halsbandschnäpperserwartet.

Der Steinrötel ist wieder Brutvogel in Bayern.

12 13

Page 9: Brutvögel in - Dachverband Deutscher Avifaunisten€¦ · Bemerkenswert ist nach wie vor das enorme Interesse unter den Avifaunisten am ADEBAR-Projekt. ... schutz und Reaktorsicherheit,

Die Arbeiten an den von Berlin aus zu koor-

dinierenden Messtischblättern lief im zweiten

Jahr der Kartierung planmäßig unter Feder-

führung der Berliner Ornithologischen Arbeits-

gemeinschaft e.V. (BOA) rein ehrenamtlich

weiter. Gewisse Schwierigkeiten mit der Fort-

setzung der begonnen Arbeiten ergaben sich

aus Untätigkeiten einzelner Kartierer in Teil-

gebieten, die ihre Zusage nicht einhalten konn-

ten. Zusätzliche Anfragen um Unterstützung

kamen zu zweien von Brandenburg aus zu

organisierenden Messtischblättern, die rand-

liche Teilgebiete Berlins enthalten. In einem

Fall konnte im Rahmen eines ausführlichen

Gesprächs eine Lücke im Südwesten Berlins

für einige mittelhäufige und seltene Arten hin-

reichend geschlossen werden, für die seit Jah-

ren Daten in der Kartei der BOA gesammelt

werden. Im zweiten Fall ereichte uns die An-

frage erst Ende 2006. Auch hier kann aus vor-

liegenden Daten ergänzendes Material gelie-

fert werden, jedoch sieht es mit der Übernah-

me der vollen Quadranten durch Berliner Orni-

thologen schlecht aus.

KARTIERUNG MITTELHÄUFIGER

ARTEN

Für die Kartierung der mittelhäufigen Arten

erwies sich das ursprünglich vorgegebene Zeit-

budget nach wie vor als zu niedrig und ließ in

der Summe z. T. erhebliche Überschreitungen

erkennen, insbesondere wenn ein Messtisch-

blatt auf eine ganz Reihe von Bearbeitern auf-

geteilt war. Zusätzlich zu den schon 2005 ab-

geschlossenen drei Messtischblättern ist nur

ein weiteres abschließend beim Landes-

koordinator abgegeben worden, von zwei wei-

teren liegen aber die Feldarbeiten vor und

müssen von dem Koordinator des jeweiligen

Messtischblattes noch zusammengestellt wer-

den. Damit verbleiben drei Messtischblätter im

Bearbeitungszustand. Als besonders hilfreich

erwiesen sich die (wenn auch z. T. lückenhafte)

Kenntnisse der NABU-Arbeitsgruppe Greif-

vogelschutz Berlin-Bernau über das Vorkom-

men aller Greifvögel, Eulen und des Kolkraben

sowie eine NABU-Umfrage zum Vorkommen

der Waldohreule im Siedlungsgebiet.

EINARBEITUNG VON VORKOMMEN

SELTENER ARTEN

Aus der bundesweit vorgegebenen Liste sel-

tener Vogelarten entfallen nur zehn auf Berlin

(Rothalstaucher, Kormoran, Rohr- und Zwerg-

dommel, Graureiher, Weißstorch, Seeadler,

Wanderfalke, Trauerseeschwalbe, Saatkrähe),

die alljährlich kontrolliert werden (Ausnahme:

Saatkrähe, die nicht immer vollständig unter-

sucht ist). So stammen von der NABU-Arbeits-

gruppe Greifvogelschutz Berlin-Bernau Daten

zum Seeadler und zum Wanderfalken, vom

Ehepaar Zoels Daten zum Weißstorch und von

dem Kolonie-Betreuer Toni Becker Daten zur

Trauerseeschwalbe. In Berlin müsste die

Gruppe der seltenen Arten um weitere ca. 20

Arten aufgestockt werden, die mehr oder we-

niger vollständig alljährlich erfasst werden,

aber unter den mittelhäufigen Arten abgehan-

delt werden.

DATENGRUNDLAGE FÜR DIE HOCH-

RECHNUNG HÄUFIGER ARTEN

Von den für das Vogelmonitoring in der

Normallandschaft auf Berlin entfallenden 30

Flächen sind zwei als Bundesflächen und 28

als Landesflächen ausgewiesen. Während die

Bundesflächen seit 2004 bearbeitet werden,

sind von den Landesflächen zunächst 15 Flä-

chen von Bearbeitern übernommen worden.

Doch die anfängliche Euphorie trog ziemlich

stark. Tatsächlich wurden von nur sieben

Landesflächen verwertbare Ergebnisse abge-

liefert. Weiterhin sind drei Flächen in Eigen-

regie bearbeitet worden und genügen nicht

ganz den Vorgaben. Damit verbleiben für neun

Probeflächen vollständig bearbeitete Daten-

sätze, die zur Hochrechnung der häufigen

Arten verwendbar sind (nur diese sind in der

Statistik dargestellt). Da sich diese Probe-

flächen über verschiedene Stadt- und Wald-

gebiete erstrecken, erscheint die Daten-

grundlage ausreichend, um Hochrechnungen

für Berlin durchführen zu können. Kontroll-

rechnungen für einen großen Teil der häufigen

Arten werden sich aus vielfältigen Daten über

die Siedlungsdichte von Brutvögeln innerhalb

der Stadt ergeben, so dass eine solide Basis

für die Zuordnung der häufigen Vogelarten zu

einer der vorgegebenen Bestandskategorien

pro Messtischblatt gegeben ist.

ERGEBNISSE

Aus dem geringen neuen Material, das beim

Landeskoordinator eingegangen ist, können

noch keine weitergehenden Schlüsse gezogen

werden. Unabhängig vom ADEBAR-Projekt ein-

laufende Meldungen aus dem Berliner Stadt-

gebiet weisen aber auf Besonderheiten hin:

der Bestand des Neusiedlers Schwarzkehlchen

hat sich gut stabilisiert, der Bestand des

Rückkehrers Grauammer weist steigende Ten-

denz auf.

In der Gruppe der bundesweit seltenen Ar-

ten haben sich keine neuen Aspekte ergeben.

Dennoch sei auf die für Berlin neue Brutvogel-

art Sturmmöwe hingewiesen (2005 erstmals

zwei, allerdings erfolglose Brutpaare auf Pfäh-

len im Osthafen), die aber bundesweit zu den

mittelhäufigen Brutvogelarten zählt.

Klaus Witt

Berlin BrandenburgIn Brandenburg lag die Koordination des Atlas-

projektes bis Februar 2007 in den rührigen

Händen von Kati Hielscher und wurde bereits

sehr weit vorangebracht. Dafür gilt ihr ein ganz

besonderer Dank. Seit Frühjahr 2007 liegt die

Verantwortung bei Torsten Ryslavy. Die neue

Konstellation hat den Vorteil einer relativ un-

komplizierten Integration weiterer Monitoring-

Daten in die Atlas-Datenbank, da der Koordi-

nator zugleich an der Staatlichen Vogelschutz-

warte für das Brutvogel-Monitoring zuständig

ist. Dank der intensiven und engagierten Mit-

arbeit von über 250 ehrenamtlichen Feld-

ornithologen, denen dafür an dieser Stelle ganz

herzlich gedankt werden soll, wird Branden-

burg einen relativ vollständigen Beitrag zum

bundesweiten Atlasvorhaben beisteuern kön-

nen.

KARTIERUNG MITTELHÄUFIGER

ARTEN

Die im Jahr 2005 begonnene Atlasarbeit hat

in Brandenburg inzwischen einen sehr guten

Stand erreicht, konnten doch bereits 231 von

246 TK25 vergeben werden (Stand:

10.3.2007). Die noch nicht vergebenen 15 TK

befinden sich vor allem in der Prignitz und im

Fläming. Fertig bearbeitet wurden in den letz-

ten beiden Jahren bereits 105 TK25 (43 %).

Bei der vor allem in den Jahren 2005/06

durchgeführten so genannten „Ersterfassung

in den Europäischen Vogelschutzgebieten

(SPA)“ wurde darauf Wert gelegt, dass die von

der Staatlichen Vogelschutzwarte per Werk-

vertrag gebundenen Kartierer die in den

Vogelschutzgebieten erhobenen Bestände von

bis zu 60 Brutvogelarten - zu einem großen

Teil auch mittelhäufige Arten - den entspre-

chenden TK25 zuordnen, um auf diese Weise

das Atlas-Projekt effizient zu unterstützen.

Selbstverständlich werden die Daten der SPA-

abdeckenden Revierkartierungen aller 60 Ar-

ten in die relevanten TK25-Auswertungen ein-

gehen.

EINARBEITUNG VON VORKOMMEN

SELTENER ARTEN

Seit mittlerweile 1992 liegen für 50 bis 55 in

Brandenburg vom Aussterben bedrohte und

stark bestandsgefährdete Arten (überwiegend

seltene Arten) die jährlich erfassten Vorkom-

men und Bestandszahlen vor. Diese können

für die Jahre 2005 - 2008 problemlos in die

Atlas-Auswertung integriert werden und müs-

sen im Rahmen des ADEBAR-Projektes nicht

extra kartiert werden.

DATENGRUNDLAGE FÜR DIE HOCH-

RECHNUNG HÄUFIGER ARTEN

Die Monitoringprogramme zur Erfassung

häufiger Brutvögel werden seit dem Jahr 2000

von der Staatlichen Vogelschutzwarte

Brandenburgs koordiniert. In den „Atlas-Jah-

ren“ zwischen 2005 und 2007 kamen folgen-

de Methoden zum Einsatz: Revierkartierung –

25 Untersuchungsflächen, Punkt-Stopp-Routen

– 85 Routen, Linienkartierung im Monitoring

häufiger Brutvögel in der Normallandschaft –

196 Probeflächen, wobei der Schwerpunkt auf

die letztgenannte (neue) Methode gelegt wur-

de. Im Jahr 2008 sollen noch weitere Probe-

flächen mittels der Linienkartierung untersucht

werden. Dieses umfangreiche Datenmaterial

soll u. a. für die Hochrechnung der Bestände

der häufigen Brutvogelarten genutzt werden,

so dass diese Arten im Rahmen der TK-

Kartierung nicht erfasst werden müssen.

ERGEBNISSE

Nach den ersten beiden Projektjahren konnte

die Kartierung bereits auf 111 TK25 abge-

schlossen werden, von denen 72 ausgefüllte

Erfassungsbögen vorliegen, was fast 30 % der

Landesfläche entspricht. Auf Basis dieser 72

(von insgesamt 246) TK25 sollen beispielhaft

sechs Arten kurz dargestellt werden, wobei

eine theoretische Hochrechnung auf die

Brandenburg-Fläche jedoch unterlassen wur-

de:

• Wachtel: Nachweis auf 97 % der TK25

(Größenklassen: 2x 0, 1x 1, 9x 2-3, 20x

4-7, 28x 8-20, 10x 21-50, 2x 51-150

Rev.); Bestandsspanne für 72 TK25 ca.

850-1.350 Rev.

• Mittelspecht: Nachweis auf 68 % der

TK25 (Größenklassen: 23x 0, 6x 1, 8x

2-3, 10x 4-7, 19x 8-20, 3x 21-50, 2x

51-150, 1x 151-400 Rev.); Bestands-

spanne für 72 TK25 ca. 630-1.050 Rev.

• Raubwürger: Nachweis auf 71 % der

TK25 (Größenklassen: 21x 0, 10x 1, 22x

2-3, 13x 4-7, 6x 8-20 Rev.); Bestands-

spanne für 72 TK25 ca. 180-240 Rev.

• Fichtenkreuzschnabel: Nachweis auf

15 % der TK25 (Größenklassen: 61x 0,

8x 2-3, 1x 4-7, 2x 8-20 Rev.); Bestands-

spanne für 72 TK25 ca. 35-70 Rev.

• Ortolan: Nachweis auf 79 % der TK25

(Größenklassen: 15x 0, 1x 1, 3x 2-3,

13x 4-7, 18x 8-20, 14x 21-50, 7x 51-

150, 1x 151-400 Rev.); Bestandsspanne

für 72 TK25 ca. 1.300-2.200 Rev.

• Grauammer: Nachweis auf 95 % der

TK25 (Größenklassen: 4x 0, 1x 1, 4x 2-

3, 13x 4-7, 19x 8-20, 20x 21-50, 9x

51-150, 2x 151-400 Rev.): Bestands-

spanne für 72 TK25 ca. 1.700-3.300

Rev.

Diese wenigen, z.T. überraschenden Beispiele

lassen bereits erahnen, dass die Ergebnisse

einer flächendeckenden Kartierung sehr auf-

schlussreich und spannend werden dürften.

Torsten Ryslavy

Gesamtzahl in Brandenburg: 246

Vergabestand (in %) 94

Bearbeitung abgeschlossen: 105

in Bearbeitung (komplett): 126

in Bearbeitung (teilweise): 0

nicht vergeben: 15

TK 1:25.000

Gesamtzahl in Brandenburg: 210

bearbeitet (in %): 90

Anzahl bearb. unbearb.

Bundesflächen: 98 85 13

Landesflächen: 112 103 9

Ersatzflächen: 25

Probeflächen

Gesamtzahl in Berlin: 9

Vergabestand (in %) 100

Bearbeitung abgeschlossen: 6

in Bearbeitung (komplett): 3

in Bearbeitung (teilweise): 0

nicht vergeben: 0

TK 1:25.000

Gesamtzahl in Berlin: 30

bearbeitet (in %): 30

Anzahl bearb. unbearb.

Bundesflächen: 2 2 0

Landesflächen: 28 7 21

Ersatzflächen: -

Probeflächen

Ein Neubürger für Berlin: seit 2005 brütet hier dieSturmmöwe.

In 71 % der in Brandenburg bearbeiteten TK25 brütetder Raubwürger.

14 15

Page 10: Brutvögel in - Dachverband Deutscher Avifaunisten€¦ · Bemerkenswert ist nach wie vor das enorme Interesse unter den Avifaunisten am ADEBAR-Projekt. ... schutz und Reaktorsicherheit,

Bremen HamburgDie kurzen „Dienstwege“ im kleinsten Bundes-

land Bremen sollten neben der geringen Zahl

zu bearbeitender TK25 ein Garant für ein be-

lastbares Endergebnis sein. Durch die guten

Kontakte zur zuständigen Dienststelle beim

Senator für Umweltschutz wird die Integration

von zusätzlichen Informationen problemlos

laufen können.

KARTIERUNGEN MITTELHÄUFIGER

ARTEN

Die Kartierung der mittelhäufigen Arten schrei-

tet gut voran. Inzwischen sind drei TK25 voll-

ständig oder nahezu vollständig bearbeitet.

Erfreuliche Zusatzarbeit bedeutet die Ein-

arbeitung von umfangreichen Gutachten in die

Datensätze der TK25-Quadranten. In den

Jahren 2004 – 2007 wurden und werden im

Rahmen des integrierten Erfassungspro-

gramms (IEP) Bremen fast sämtliche Frei-

räume des Landes Bremen sowie einige aus-

gewählte Parkkomplexe kartiert. Erfasst wer-

den dabei sogenannte „Zielarten“, die in vielen

Fällen mit den mittelhäufigen Arten identisch

sind. Münden soll das IEP in einen Bericht „Zur

Lage der Natur in Bremen“.

EINARBEITUNG VON VORKOMMEN

SELTENER ARTEN

Bei den sogenannten seltenen Arten ist in

Bremen für etwa 15 mit Brutvorkommen zu

rechnen. Auch die häufigeren Arten dieser

Gruppe, wie Weißstorch, Graureiher oder Saat-

krähe, wurden parallel zu ADEBAR alljährlich

punktgenau und weitgehend vollständig er-

fasst. Da alle daran beteiligten Erfasser auch

in die ADEBAR-Kartierungen eingebunden sind,

sollte eine Einarbeitung der Daten kaum mit

zusätzlichen Arbeitsaufwand verbunden sein.

Gerade in diesen Tagen konnte der Uhu als

neuer Brutvogel Bremens, der wahrscheinlich

auch schon im letzten Jahr erfolgreich gebrütet

hat, festgestellt werden. Bei Pfeifente, Spieß-

ente oder Gänsesäger gab es in den letzten

Jahren Beobachtungen bis deutlich in die Brut-

zeit hinein, ohne dass der genaue Brutstatus

geklärt werden konnte. Hierauf sollte in den

verbleibenden beiden Jahren noch einmal ge-

achtet werden. Und wer weiß: Vielleicht fängt

der Silberreiher ja doch noch an zu brüten.

DATENGRUNDLAGE FÜR DIE HOCH-

RECHNUNG HÄUFIGER ARTEN

Bereits in den Jahren 2003 und 2004 beteiligte

sich Bremen mit zwei bzw. drei Flächen am

neuen Monitoring häufiger Brutvögel in der

Normallandschaft. 2005 wurde neben der Be-

teiligung am niedersächsischen bzw. bundes-

weiten Programm, unter Einbeziehung der

zusätzlich gezogenen Landesflächen, ein

eigenes Bremer Monitoring von Vögeln in der

Normallandschaft begonnen. Auf Anhieb konn-

ten alle drei Bundesflächen und 14 der 15

Landesflächen vergeben und bearbeitet wer-

den. 2006 wurde dann auch noch die letzte

vakante Fläche vergeben. Inzwischen liegen

die Ergebnisse des ersten Jahres mit vollstän-

dig erfasstem Probeflächen-Satz vor. Zusam-

men mit den Ergebnissen des Jahres 2005

bilden sie eine solide Grundlage für die Hoch-

rechnung der häufigen Arten.

ERGEBNISSE

In Bremen ist die Amsel unangefochten die

häufigste Brutvogelart. Der in Niedersachsen

und bundesweit nicht zu übertreffende Buch-

fink rangiert in Bremen erst auf dem siebten

Platz. Etwa vergleichbare Revieranzahlen bei

Rotkehlchen, Mauersegler, Rohrammer und

Singdrossel auf den Plätzen 16 bis 19 zeigen

die Besonderheit der von einem breiten Feucht-

grünland-Gürtel umgebenen Stadt.

In den 17 bzw. 18 Probeflächen wurden in

den letzten beiden Jahren etwa 1.100 ha

flächendeckend erfasst. Dabei konnten 102

Brutvogelarten mit zusammen 3.834 bzw.

4.779 Revieren festgestellt werden. Unter Be-

rücksichtigung nur der in beiden Jahren bear-

beiteten Flächen war eine Zunahme um 21 %

zu verzeichnen. Auch bei den häufigsten Arten

(siehe Abb.) waren abgesehen von Haus-

sperling und Zilpzalp (konstante Bestände)

Zuwächse zwischen 11 und 45 % zu beobach-

ten.

Noch ausstehende überregionale Vergleiche

müssen zeigen, inwieweit es sich um reale

Entwicklungen handelt oder welcher Anteil dem

Lerneffekt der Kartierer zuzurechnen ist. Im

zweiten Jahr weiß man besser, mit welchen

Arten wo zu rechnen ist. Auch bei den schwie-

riger zu erfassenden Arten ist man inzwischen

sicherer. Erhebliche Zunahmen bei Mauersegler

(48 %), Star (68 %), Rabenkrähe (60 %) oder

Dohle (111 %) sind ein deutliches Zeichen

hierfür.

Werner Eikhorst

Da das Stadtgebiet von Hamburg lediglich von

sieben bis acht TK25 abgedeckt wird und sich

das vom Hamburger Arbeitskreis an der Staat-

lichen Vogelschutzwarte seit Jahrzehnten be-

treute Gebiet weit über die Landesgrenzen hi-

naus erstreckt, haben die Hamburger Vogel-

kundler die Verantwortung für die Bearbeitung

von insgesamt 20 TK25 übernommen. In enger

Abstimmung mit den Nachbarländern Nieder-

sachsen und Schleswig-Holstein werden die

Kartierungen auf Basis von TK25-Quatranten

vorgenommen. Innerhalb der Landesgrenzen

Hamburgs findet parallel dazu eine gezielte

Teil-Aktualisierung der Atlaskartierung von

1997 bis 2000 statt, die im Kilometerquadrat-

Netz des Gauss-Krüger-Netzes durchgeführt

wurde. Im Rahmen dieser aufwändigeren und

genaueren Bestandserfassung werden die Be-

stände aller Brutvögel erfasst bzw. für sehr

häufige Arten auf Basis von Teilzählungen ge-

schätzt.

KARTIERUNGEN MITTELHÄUFIGER

ARTEN

In Hamburg fehlen aus dem Spektrum aller

Brutvogelarten von den 143 als „mittelhäufig“

eingestuften Arten 41 (30 %). Weitere 56 Ar-

ten (39 %) sind mit maximal 50 Brutpaaren

vertreten und ihre Vorkommen innerhalb der

Landesgrenzen weitestgehend bekannt. So

verbleiben noch 46 Arten (32 %) Arten, deren

Verbreitung und Häufigkeit im Rahmen der

Atlaskartierungen ermittelt werden müssen.

Besonders häufig sind Mauersegler, Gimpel,

Mehlschwalbe, Rauchschwalbe, Türkentaube,

Gartenrotschwanz, Misteldrossel und Teich-

rohrsänger, deren Bestand nach derzeitigem

Wissensstand innerhalb der Hamburger

Landesgrenzen mehr als 1000 Brutpaare auf-

weist.

Bisher konnten sechs der 20 TK25 im Ham-

burger Raum vollständig bearbeitet werden.

Die Organisation der Kartierungen auf

Quatranten-Basis führt oft dazu, dass eine

vollständige Bearbeitung erst gegen Ende der

Gesamtkartierperiode 2008 vorliegen wird,

weil Jahr für Jahr einzelne Quatranten kartiert

werden. Allerdings liegen als Zwischenstand

immerhin die Ergebnisse von 40 TK25-

Quatranten vor. Eine vollständige Bearbeitung

der TK25 im Hamburger Raum wird bis 2008

aller Voraussicht nach gelingen.

EINARBEITUNG VON VORKOMMEN

SELTENER ARTEN

Im Rahmen des ADEBAR-Projektes werden

insgesamt 58 Arten als „selten“ eingestuft,

sollen also vor allem auf Basis der meist bereits

im Rahmen anderer, gezielter Arterfassungen

laufenden Kartierungen für den Deutschland-

atlas bearbeitet werden. Allein 42 Arten oder

rund 70 % kommen im Stadtgebiet von

Hamburg nicht vor. Weitere 13 Arten erreichen

Bestände von weniger als 100 Brutpaaren, ihre

Vorkommen sind bekannt (z.B. Graureiher,

Trauerseeschwalbe, Rohrdommel). Lediglich

Saatkrähe, Silbermöwe und Kormoran sind mit

mehr als 100 Brutpaaren vertreten, allerdings

ebenfalls durch alljährliche Nesterzählungen

des Arbeitskreises an der Staatlichen

Vogelschutzwarte abgedeckt.

DATENGRUNDLAGE FÜR DIE HOCH-

RECHNUNG HÄUFIGER ARTEN

Von insgesamt 46 Probeflächen aus der Zie-

hung des Statistischen Bundesamtes werden

derzeit 16 bearbeitet. Die vergleichsweise be-

scheidene Besetzungsquote ergibt sich daraus,

dass im Hamburger Raum bereits seit Beginn

der 1990er Jahre ein Monitoringprogramm

existiert, bei dem alljährlich ca. 50 bis 60

Probeflächen entweder nach Siedlungsdichte-

kriterien flächendeckend oder als Linien-

kartierung bearbeitet werden. Diese Probe-

flächen sind allerdings frei von den Kartierern

ausgewählt und nicht Teil einer repräsentati-

ven Zufallsstichprobe. Dennoch sollten diese

Ergebnisse für die Abschätzung mittlerer Dich-

ten auf den einzelnen TK25 Verwendung finden

können, wenn die ermittelten Bestandszahlen

entsprechenden ATKIS-Lebensräumen zuge-

ordnet werden können.

Eine Reihe von häufigeren Arten wird auf

vielen TK25 ebenfalls flächig erfasst. Dazu

gehören z.B. Baumpieper, Gelbspötter, Hau-

benmeise, Sumpfmeise, Stieglitz oder Wald-

baumläufer. Hier bieten sich später Vergleichs-

möglichkeiten zwischen den Beständen, die

aus mittleren Dichten auf Probeflächen berech-

net wurden, und kartierten Vorkommen an.

Das gilt natürlich auch für die Ergebnisse der

Kilometerquadrat-Kartierung im Stadtgebiet

Hamburgs, die für alle Brutvogelarten Ver-

gleichszahlen liefert.

ERGEBNISSE

Für eine Zwischenauswertung mit belastbaren

Ergebnissen mangelt es noch an ausreichen-

dem Datenumfang. Eine versuchsweise Hoch-

rechnung von Beständen aller Arten auf ei-

nem TK25-Quatranten, für das aus ca. 50 %

der Fläche genauere Daten aus der städtischen

Kilometerquadrat-Kartierung vorlagen und vie-

le zusätzliche Arten flächendeckend erfasst

wurden, ergab mit Amsel und Kohlmeise nur

zwei Arten mit mehr als 1.000 Revieren, zehn

Arten mit 401-1.000 Rev. (z.B. Blaumeise,

Haussperling, Heckenbraunelle), fünf Arten mit

151-400 Rev. (z.B. Singdrossel, Tannenmeise,

Wintergoldhähnchen), 20 Arten mit 51-150

Rev. (z.B. Elster, Gimpel, Rabenkrähe), 15

Arten mit 21-50 Rev. (z.B. Haubenmeise,

Misteldrossel, Girlitz) und 40 weitere, selte-

nere Brutvogelarten.

Alexander Mitschke

Gesamtzahl in Hamburg: 20

Vergabestand (in %) 100

Bearbeitung abgeschlossen: 1

in Bearbeitung (komplett): 15

in Bearbeitung (teilweise): 4

nicht vergeben: 0

TK 1:25.000

Gesamtzahl in Hamburg: 46

bearbeitet (in %): 35

Anzahl bearb. unbearb.

Bundesflächen: 4 3 1

Landesflächen: 42 13 29

Ersatzflächen: -

Probeflächen

Gesamtzahl in Bremen: 7

Vergabestand (in %) 100

Bearbeitung abgeschlossen: 1

in Bearbeitung (komplett): 6

in Bearbeitung (teilweise): 0

nicht vergeben: 0

TK 1:25.000

Gesamtzahl in Bremen: 18

bearbeitet (in %): 100

Anzahl bearb. unbearb.

Bundesflächen: 3 3 0

Landesflächen: 15 15 0

Ersatzflächen: -

Probeflächen

Die 10 häufigste Arten in den Bremer Monitoring-Flächen 2005 (blau, n=17) und 2006 (schwarz, n=18).

In Bremen führt die Amsel die Liste der häufigstenBrutvogelarten an.

Wie in allen Städten, ist auch in Hamburg dieKohlmeise eine vertraute Erscheinung.

16 17

Page 11: Brutvögel in - Dachverband Deutscher Avifaunisten€¦ · Bemerkenswert ist nach wie vor das enorme Interesse unter den Avifaunisten am ADEBAR-Projekt. ... schutz und Reaktorsicherheit,

Hessen Mecklenburg-VorpommernIn Hessen liegt die Federführung der für das

Atlasvorhaben relevanten Projekte in den be-

währten Händen der Hessischen Gesellschaft

für Ornithologie und Naturschutz e. V. (HGON),

die auf eine mittlerweile mehr als 40-jährige

Erfahrung mit vogelkundlichen Kartierungen

und Naturschutzprojekten zurückblicken kann.

KARTIERUNG MITTELHÄUFIGER

ARTEN

Die Bearbeitung dieser Artengruppe ist in

Hessen nicht nur weit voran geschritten, sie

verspricht auch den größten Erkenntnisgewinn

im Rahmen der ADEBAR-Kartierung. Da Hes-

sen bislang keinen Brutvogelatlas erarbeitet

hat, stellen die Verbreitungskarten in der vier-

bändigen, von der HGON herausgegebenen

Landesavifauna (1993 – 2000) und in derem

Vorgänger, dem „Prodromus der Avifauna von

Hessen“, für die meisten Arten die einzigen

Übersichtswerke dar. Wenngleich in diese Dar-

stellungen das seinerzeit aktuelle Wissen voll-

ständig eingeflossen ist, lagen doch aus ver-

schiedenen Bereichen keine Angaben vor. Um

die Wissenslücken detailliert zu schließen und

gleichzeitig eine möglichst gute Vergleich-

barkeit mit den Avifauna-Daten zu gewährleis-

ten, stand in Hessen schnell der Entschluss

fest, ADEBAR auf der Basis von TK25-Qua-

dranten zu bearbeiten.

Inzwischen sind in den meisten TK25 ein

oder zwei Quadranten weitgehend oder ab-

schließend bearbeitet. Praktisch alle 167

hessischen TK25 haben inzwischen Bearbei-

ter zumindest auf Quadranten-Basis gefunden,

in einigen Fällen liegen sogar schon abschlie-

ßend bearbeitete TK25 vor. An einer weitest-

gehend flächendeckenden Erfassung besteht

daher kein Zweifel.

EINARBEITUNG VON VORKOMMEN

SELTENER ARTEN

Die Vorkommen der seltenen Arten werden in

Hessen traditionell auf Kreisebene erfasst und

dort regelmäßig in regionalen Schriftenreihen

von HGON und NABU publiziert. Insgesamt 14

der 22 Landkreise geben z. T. seit Jahrzehn-

ten Jahresberichte heraus. Darin sind neben

den Brutvorkommen seltener und z. T. mittel-

häufiger Arten auch Daten zu Rastvorkommen

und Phänologie sowie Ergebnisse von

Siedlungsdichteuntersuchungen oder zusam-

menfassende Arbeiten zum Vorkommen ein-

zelner Arten enthalten. Von den seinerzeit auch

bundesweit zu den ersten dieser Schriften-

reihen zählenden Vogelkundlichen Heften

Edertal aus dem Kreis Waldeck-Frankenberg

erscheint im Jahr 2007 mittlerweile der 33.

Band.

Somit sind die Vorkommen der seltenen

Arten in den meisten Fällen gut bekannt und

die Daten für ADEBAR uneingeschränkt nutz-

bar. Es ist jedoch anzumerken, dass bei eini-

gen Arten keinesfalls davon ausgegangen wer-

den kann, dass (annähernd) alle Vorkommen

bekannt seien. Dies betrifft vor allem heimli-

che Vögel wie das Haselhuhn, aber in den gro-

ßen Waldgebieten z. B. auch den Schwarz-

storch.

DATENGRUNDLAGE FÜR DIE HOCH-

RECHNUNG HÄUFIGER ARTEN

Die Resonanz auf das neue Monitoring war

äußerst positiv, doch haben sich während der

Atlaskartierung die Schwerpunkte vieler Be-

arbeiter auf die Erfassung der mittelhäufigen

Arten verschoben. Daher wurden von den

zunächst 125 fest an Bearbeiter vergebenen

Monitoringflächen bisher erst von 77 Ergeb-

nisse eingereicht. Einschließlich definitiv be-

arbeiteter Flächen, die bislang lediglich nicht

ausgewertet werden konnten, und einigen für

2007 neu vergebenen Flächen, werden die

Ergebnisse von mindestens 95 Flächen in die

Hochrechnung der Bestände der häufigen

Arten einfließen. Zur Überprüfung der Hoch-

rechnungsergebnisse stehen sowohl zahl-

reiche, oft auch großflächige Siedlungsdichte-

Untersuchungen, als auch die Minutenfeld-

kartierung im Schwalm-Eder-Kreis auf der

Basis von mehr als 7.000 km Linientaxierung

zur Verfügung.

ERGEBNISSE

Landesweite Bestandszahlen lassen sich

aufgrund des Kartierungsstandes noch nicht

zusammenfassen, doch führten die Erhe-

bungen bislang zu einer ganzen Reihe bemer-

kenswerter Ergebnisse. Interessante Einzel-

vorkommen seltener Arten betreffen z. B. zwei

Reviere des eigentlich als ausgestorben ein-

gestuften Halsbandschnäppers, die Zunahme

des Orpheusspötters von bislang maximal fünf

bis zehn auf nun etwa 30 Reviere oder als

kleine Sensation bis zu vier Reviere der Gelb-

kopf-Schafstelze Motacilla flavissima. Auch die

erstmalige Ansiedlung der Kolbenente ist hier

zu nennen. Zudem müssen vor allem die

Bestandsangaben vieler mittelhäufiger Arten

zukünftig sicher nach oben korrigiert werden.

So kann aufgrund verschiedener intensiver

Untersuchungen der Bestand des Mittelspechts

inzwischen auf mindestens 8.000 Reviere be-

ziffert werden.

Diese und viele weitere interessante Fest-

stellungen, die insgesamt einen bemerkens-

wert vollständigen und wertvollen Beitrag zum

bundesweiten ADEBAR-Vorhaben darstellen,

wären ohne die engagierte Mitarbeit der

hessischen Vogelkundler aller Verbände und

Institutionen nicht denkbar. Wir danken daher

allen Mitarbeitern ganz herzlich für ihren Ein-

satz in den vergangenen und noch vor uns

liegenden Jahren!

Stefan Stübing

Rechtzeitig zur Jahreswende wurde am 9.

Dezember 2006 der Brutvogelatlas Mecklen-

burg-Vorpommern für die Kartierungsperiode

1994-98 in Karow feierlich präsentiert. Das

nunmehr vorliegende Gemeinschaftswerk der

Ornithologen des Landes gibt nicht nur einen

repräsentativen Überblick über die Vogelwelt,

sondern sollte zugleich Ansporn sein für die

Fortführung einer intensiven Erfassung des

Arteninventars. Da die gesamte ADEBAR-

Kartierung im Land auf ehrenamtlichen Schul-

tern liegt, wird es noch einiger Anstrengungen

bedürfen, um alle Lücken zu schließen. Ebenso

ist der Verfahrensweg der Dateneingabe der-

zeit noch offen.

KARTIERUNG MITTELHÄUFIGER

ARTEN

Diese Artengruppe macht die eigentliche

Kartierungsarbeit aus. Derzeit wird in einem

Grossteil der TK25 gearbeitet. Von vielen Kar-

tierern wird alljährlich ein Quadrant bearbeitet,

so dass ein entsprechendes Ergebnis für das

gesamte Blatt erst 2008 vorliegen wird. Da-

her ist der jetzige Stand mit 26 fertig bear-

beiteten Blättern wenig aussagefähig. Darüber

hinaus wurden annähernd noch einmal so viele

Blätter als fertig bearbeitet gemeldet, die Aus-

wertungsbögen liegen derzeit aber noch nicht

vor. Einige Bearbeiter haben außerdem ihre

Ergebnisse der punktgenauen Erfassung be-

stimmter Arten („Sternchenarten“) für die

bislang bearbeiteten Quadranten bereits vor-

gelegt. Andere wollen diese Angaben erst nach

Abschluss des Vorhabens als Sammelbericht

liefern. Diese Datensammlung ist zwar für

ADEBAR nicht obligatorisch, sollte aber für

Mecklenburg-Vorpommern weiterhin erfolgen,

um die anfallenden Daten zentral zu sammeln

und für eine spätere Auswertung zur Verfügung

zu stellen. Es wird hierzu an alle Kartierer noch

eine gesonderte Information geben.

EINARBEITUNG VON VORKOMMEN

SELTENER ARTEN

Für die meisten Vertreter dieser Artengruppe

besteht eine gute Datenlage, mit der sich ein

entsprechendes Verbreitungsbild zeichnen

lässt und die eine hinreichende Bestands-

einschätzung ermöglicht. Insgesamt handelt

es sich um 39 Arten, die für Mecklenburg-

Vorpommern relevant sind. Dabei ist es un-

klar, ob beispielsweise die Pfeifente derzeit

noch als Brutvogel zu rechnen ist. Hingegen

sind die Kenntnisse beim Rothalstaucher we-

niger aktuell. Nach der Kartierung 1994-98 gibt

es für ganz Mecklenburg-Vorpommern keine

belastbaren Zahlen. Auch für Rohrdommel,

Wachtelkönig, Waldwasserläufer und Ziegen-

melker wird ADEBAR konkretere Daten liefern

können, da eine neuere flächendeckende Er-

fassung fehlt. Selbst für seltenere Arten, wie

Brachpieper und Tüpfelsumpfhuhn, deren Vor-

kommen i.d.R. gemeldet werden, dürfte sich

ein deutlich verbesserter Wissensstand durch

ADEBAR ergeben.

Es ist daher wichtig, verstärkt auch auf diese

Arten zu achten, da das derzeitige Verbrei-

tungsbild und die Kenntnis über den tatsäch-

lichen Brutbestand teilweise unklar sind.

DATENGRUNDLAGE FÜR DIE HOCH-

RECHNUNG HÄUFIGER ARTEN

Das Programm des Monitorings von Vögeln in

der Normallandschaft wird derzeit im Land

noch nicht hinreichend genug beachtet. Als ein

wesentlicher Baustein für die Hochrechnung

der Bestandszahlen der häufigen Arten müssen

sich noch deutlich mehr Mitarbeiter für ent-

sprechende Probeflächen finden. Von den

Bundesflächen sind gerade 52 % vergeben.

Von den Landesflächen sind erst 5 belegt. Die

Bearbeitung dieser Flächen lässt natürlich noch

keine repräsentative Beurteilung der Bestände

der häufigen Arten zu.

ERGEBNISSE

Von den zu bearbeitenden TK25 sind immerhin

77 % vollständig bzw. weitere 10 % teilweise

vergeben. Da in Mecklenburg-Vorpommern auf

Quadrantenbasis gearbeitet wird, sind von

einigen topografischen Blättern nur einzelne

Quadranten vergeben. Derzeit gibt es noch

deutliche Lücken auf Rügen, den Landkreisen

Ostvorpommern, Demmin, Parchim und dem

westlichen Teil von Nordwestmecklenburg. Die

gesamte Insel Usedom ist derzeit ohne Bear-

beiter.

Gegenwärtig arbeiten immerhin 167 Orni-

thologen bei ADEBAR mit. Bei der vorange-

gangenen Kartierung 1994-98 waren es noch

238.

Frank Vökler

Gesamtzahl in Meckl.-Vorpommern: 226

Vergabestand (in %) 87

Bearbeitung abgeschlossen: 26

in Bearbeitung (komplett): 148

in Bearbeitung (teilweise): 22

nicht vergeben: 30

TK 1:25.000

Gesamtzahl in Meckl.-Vorpommern: 160

bearbeitet (in %): 27

Anzahl bearb. unbearb.

Bundesflächen: 73 38 35

Landesflächen: 87 5 82

Ersatzflächen: -

Probeflächen

Gesamtzahl in Hessen: 164

Vergabestand (in %) 99

vollständig vergeben: 81

einzelne Quadranten vergeben: 82

nicht vergeben: 1

TK 1:25.000

Gesamtzahl in Hessen: 154

bearbeitet (in %): 69

Anzahl bearb. unbearb.

Bundesflächen: 47 42 5

Landesflächen: 107 65 42

Ersatzflächen: -

Probeflächen

Erstmalig wurde die Ansiedlung der Kolbenente inHessen registriert.

Zur Zeit ist ungewiss, ob die Pfeifente noch Brutvogelin Mecklenburg-Vorpommern ist.

18 19

Page 12: Brutvögel in - Dachverband Deutscher Avifaunisten€¦ · Bemerkenswert ist nach wie vor das enorme Interesse unter den Avifaunisten am ADEBAR-Projekt. ... schutz und Reaktorsicherheit,

Niedersachsen Nordrhein-WestfalenIn Niedersachsen und Bremen wird das ADE-

BAR-Projekt von der Niedersächsischen Orni-

thologischen Vereinigung (NOV) koordiniert.

Dabei erweist es sich als günstig, dass sich

der Niedersächsische Landesbetrieb für

Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz

(NLWKN) und damit die in ihm angesiedelte

Staatliche Vogelschutzwarte zum ADEBAR-

Projekt bekannt hat. So ist die Integration der

im Rahmen des niedersächsischen Vogelarten-

Erfassungsprogramms bei der Vogelschutz-

warte zusammenlaufenden Daten in die

ADEBAR-Datenbanken gewährleistet.

KARTIERUNG MITTELHÄUFIGER

ARTEN

Von den 406 TK25, die Niedersachsen von der

Bundeskoordination des ADEBAR-Projekts für

eine federführende Bearbeitung zugeordnet

worden sind, befinden sich aktuell 261 in Be-

arbeitung. Weitere 16 TK25 wurden bereits

vollständig bearbeitet, und die Ergebnisse der

Kartierungen liegen in Form fertig ausgefüll-

ter Meldebögen bei der NOV vor. Damit scheint

heute schon auf zwei Dritteln der Landesfläche

gewährleistet, dass zum Ende des Projekts

vollständige Datensätze über Häufigkeit und

Verbreitung der „mittelhäufigen“ Arten einge-

speist werden können und darüber hinaus

Daten auf TK25-Quadrantenebene für einen

eigenen Landesatlas zur Verfügung stehen

werden. Das bislang noch nicht vergebene

Drittel bedeutet bei einem Flächenland wie

Niedersachsen allerdings, dass gleich 129

TK25 noch an den Mann und an die Frau ge-

bracht werden müssen. Hierin liegt die beson-

dere Herausforderung für den noch zur Verfü-

gung stehenden Bearbeitungszeitraum: das

Schließen der Lücken.

EINARBEITUNG VON VORKOMMEN

SELTENER ARTEN

Von den 58 als „selten“ eingestuften Brutvogel-

arten Deutschlands brüten rund 41 regelmäßig

in Niedersachsen. Von diesen wird das Gros

alljährlich durch das Vogelarten-Erfassungs-

programm der Staatlichen Vogelschutzwarte

abgedeckt. Dieses wird in erster Linie durch

ehrenamtlich tätige Avifaunisten bedient, die

sich als Art- oder Artengruppenbetreuer nicht

nur um den Schutz, sondern auch um eine

vollständige Erfassung bemühen (z. B. Weiß-

und Schwarzstorchbetreuer, Saatkrähen- und

Graureiher-Erfasser, Arbeitsgemeinschaft

Adlerschutz Niedersachsen). Die an der Küste

brütenden „seltenen“ Vogelarten werden alle

fünf Jahre im Rahmen des trilateralen

Wattenmeermonitorings (TMAP) komplett er-

fasst bzw. in etlichen Gebieten alljährlich durch

den Mellumrat e.V., die Wissenschaftliche Ar-

beitsgemeinschaft für Natur- und Umwelt-

schutz e.V. (WAU) und den NLWKN kartiert,

so dass über aktuelle Bestandsgrößen und

Verbreitungsmuster abrufbare Daten vorlie-

gen.

Ferner wurden von der Staatlichen Vogel-

schutzwarte zu einigen Arten aktuelle Gesamt-

schauen über Verbreitung und Bestand in Auf-

trag gegeben (z. B. Uhu 2002, Rohrdommel

2004, Rothalstaucher 2005), deren Ergebnis-

se quasi „per Knopfdruck“ in das ADEBAR-

Projekt eingespeist werden können. Bei den

übrigen „seltenen“ Arten sind die Bestände

vielfach so klein, dass es ohne großen Auf-

wand möglich sein wird, aktuelle Werte aus

Niedersachsen zu überspielen.

DATENGRUNDLAGE FÜR DIE HOCH-

RECHNUNG HÄUFIGER ARTEN

In Niedersachsen ergibt sich die besondere

Situation, dass neben den vom Statistischen

Bundesamt gezogenen 153 Bundesflächen und

127 Landesflächen (zusammen 280 Probe-

flächen) noch weitere 103 Probeflächen aus

einer eigenen Ziehung im Jahre 2003 exis-

tieren, die das Landesmonitoring ergänzen.

Diese wurden ebenfalls nach dem Zufalls-

prinzip ausgewählt und stehen nun ergänzend

zur Verfügung, um im Rahmen des ADEBAR-

Projekts Bestände häufigerer Brutvögel abzu-

schätzen. Insgesamt liegen aus dem Jahre

2006 Daten von 195 Probeflächen vor, die für

die Hochrechnungen Verwendung finden kön-

nen. Damit steht Niedersachsen hinsichtlich

der Zahl bearbeiteter Kilometerquadrate bun-

desweit an der Spitze.

ERGEBNISSE

In Anbetracht der Tatsache, dass das Projekt

noch zwei Kartiersaisons läuft, lassen sich für

die „mittelhäufigen“ Arten noch keine Ergeb-

nisse präsentieren. Nach wie vor wird jedoch

aus allen Landesteilen von neu entdeckten

Brutvorkommen dieser oder jener Art berich-

tet; hierbei ist vor allem der Mittelspecht zu

nennen. Im Hinblick auf das Arbeitspensum

für die Bearbeitung einer TK25 geben die

bereits eingetroffenen Meldebögen Auskunft

über ein sehr großes Engagement der aus-

schließlich ehrenamtlich aktiven Mitarbeiter-

innen und Mitarbeiter. In Abhängigkeit vom

Kenntnisstand über Artinventar und Abundanz

der „mittelhäufigen“ Arten vor Beginn der

Erhebungen und den verfügbaren Zeitbudgets

wurden dabei für die Bearbeitungen 71 bis 299

Stunden aufgewendet (Mittelwert: 145 Stun-

den).

Thorsten Krüger

Im zurückliegenden Jahr wurde ein großer

Schritt zum Gelingen des ADEBAR-Projekts

getan, denn die Idee eines neuen Brutvogel-

atlanten für NRW hat konkrete Formen ange-

nommen: Erstmals wird ein für die Landes-

teile Nordrhein und Westfalen gemeinsamer

Atlas entstehen, der auf den durch ADEBAR

vorgegebenen Kartierstandards aufbaut. Das

Werk wird gemeinsam von der Nordrhein-

Westfälischen Ornithologengesellschaft (NWO)

und dem Landesamt für Natur, Umwelt und

Verbraucherschutz NRW (LANUV, ehemals

LÖBF) erarbeitet und herausgeben. Um die

Arbeit auf viele Schultern zu verteilen, wurde

ein Atlas-Gremium ins Leben gerufen, dem

Vertreter von NWO und LANUV angehören. Die

Koordination liegt seit Beginn dieses Jahres in

den Händen von Stefan R. Sudmann und

Christoph Grüneberg (Atlas) sowie Andreas

Skibbe (Monitoring häufiger Brutvögel). Dem

Atlas-Gremium gehören zudem noch Michael

Jöbges, Heinz König und Joachim Weiss (alle

LANUV) sowie Christoph Sudfeldt (DDA) an.

Alle Tätigkeiten werden ehrenamtlich durch-

geführt, nur die Regionalkoordinatoren erhal-

ten eine geringe Aufwandsentschädigung aus

Eigenmitteln der NWO.

KARTIERUNG MITTELHÄUFIGER

ARTEN

Die Neuorganisation der Koordination hat sich

bereits bewährt: Im Vergleich zum ersten Be-

richt wurde in der Zwischenzeit die Zahl bear-

beiteter Kartenblätter mehr als verdoppelt. Mit

209 komplett oder teilweise bearbeiteten TK25

sind aktuell mehr als zwei Drittel der Landes-

fläche abgedeckt.

Größere Lücken gilt es noch im Münster-,

Sauer- und Bergischen Land sowie in Teilen

der Kölner Bucht und der Eifel zu schließen.

Gut abgedeckt sind der Ballungsraum Rhein-

Ruhr, der Niederrhein und das Weserbergland.

Das Lückenfüllen ist bis zum Abschluss der

Kartierphase 2008 die wichtigste Aufgabe.

Parallel wird das Atlas-Gremium bei den Bio-

logischen Stationen des Landes um Unterstüt-

zung durch Bereitstellung von Kartier-

ergebnissen bitten, die bei der Schutzgebiets-

betreuung erzielt wurden. Das LANUV berei-

tet zudem die Daten auf, die seit 2001 über

die Vergabe von Vogelkartierungen erhoben

wurden.

EINARBEITUNG VON VORKOMMEN

SELTENER ARTEN

Die Daten seltener Arten werden seit vielen

Jahren systematisch von der Staatlichen

Vogelschutzwarte im LANUV gesammelt und

archiviert. Für 40 seltene Arten und Kolonie-

brüter liegen punktgenaue oder gebiets-

bezogene Bestandszahlen vor, die sich relativ

einfach einzelnen Quadranten und den

ADEBAR-Häufigkeitsklassen zuordnen lassen.

Mit der Aufarbeitung der Daten wird bereits

jetzt begonnen, um zeitnah einen Artexperten-

durchlauf starten zu können.

DATENGRUNDLAGE FÜR DIE HOCH-

RECHNUNG HÄUFIGER ARTEN

Im Rahmen des Monitorings von Vögeln in der

Normallandschaft wurden seit Beginn 66

Probeflächen mindestens einmalig kartiert,

weitere 18 Flächen kommen 2007 erstmalig

neu hinzu. Gemessen an der Gesamtzahl von

179 vorhandenen Probeflächen in ganz Nord-

rhein-Westfalen entspricht das einem Anteil

von 43 % (ohne Ersatzflächen). Kartierer, die

ihre TK25 2007 abschließen und 2008 keine

Quadrantenkartierung übernehmen wollen,

bitten wir, sich einmalig oder auch langfristig

an diesem Projekt zu beteiligen, um die Da-

tenbasis für die bundesweiten Bestandshoch-

rechnungen weiter zu verbessern.

Für den nordrhein-westfälischen Brutvogel-

atlas werden wir aber auf die Ergebnisse aus

der Ökologischen Flächenstichprobe (ÖFS) zu-

rückgreifen. Dieses von der LANUV durchge-

führte Monitoring ist Bestandteil des landes-

weiten Biodiversitätsmonitorings. Neben

Biotoptypen, Strukturen, verschiedensten

Habitatparametern und der biotoptypen-

spezifischen Flora werden auch die Brutvögel

komplett erfasst. Da die Erfassungen durch

das Land finanziert werden, liegen für alle 179

Probeflächen Ergebnisse vor.

ERGEBNISSE

Ausgewertete Datenerhebungen liegen erst für

wenige TK25 vor. Wir bitten deshalb alle Mit-

arbeiter, die ihre Kartierungen abgeschlossen

haben, die Meldebögen zeitnah an die Regio-

nalkoordinatoren zu schicken, damit wir zeit-

nah mit der Dateneingabe beginnen können.

Falls möglich, nutzen Sie den digitalen Melde-

bogen, den Ihnen Ihr regionaler Ansprech-

partner gerne zur Verfügung stellt – das er-

spart uns sehr viel Zeit!

Am Beispiel der Saatkrähe können wir uns von

der sehr guten Qualität der bei Artspezialisten

und dem LANUV vorliegenden Daten zu den

seltenen Arten überzeugen: Der Gesamt-

bestand lag 2006 bei 10.992 Brutpaaren. Trotz

der Erholung der Bestände seit den 1950er

Jahren wurden die Bestandsgrößen zu Beginn

des 20. Jahrhunderts – als es allein im Landes-

teil Nordrhein mehr als 12.000 Brutpaare gab

– noch nicht wieder erreicht.

Allen Beteiligten möchten wir an dieser Stelle

ausdrücklich für ihr Engagement danken. Ohne

ihre Unterstützung wäre ein solches Vorhaben

niemals möglich!

Stefan R. Sudmann, Christoph Grüneberg

Gesamtzahl in Nordrhein-Westfalen: 284

Vergabestand (in %) 74

Bearbeitung abgeschlossen: 11

in Bearbeitung (komplett): 168

in Bearbeitung (teilweise): 31

nicht vergeben: 74

TK 1:25.000

Gesamtzahl in Nordrhein-Westfalen: 179

bearbeitet (in %): 43

Anzahl bearb. unbearb.

Bundesflächen: 87 56 31

Landesflächen: 92 20 72

Ersatzflächen: 8

Probeflächen

Gesamtzahl in Niedersachsen: 406

Vergabestand (in %) 68

Bearbeitung abgeschlossen: 16

in Bearbeitung (komplett): 228

in Bearbeitung (teilweise): 34

nicht vergeben: 128

TK 1:25.000

Gesamtzahl in Niedersachsen: 280

bearbeitet (in %): 57

Anzahl bearb. unbearb.

Bundesflächen: 153 112 41

Landesflächen: 127 48 79

Ersatzflächen: 35

Probeflächen

Verbreitung der Saatkrähe in Nordrhein-Westfalen2006 (Datenzusammenstellung M. Schmolz).

Die Turteltaube ist ein verbreiteter Brutvogel inNiedersachsen.

Etwa 12.000 Saatkrähenpaare brüten derzeit inNordrhein-Westfalen.

20 21

Page 13: Brutvögel in - Dachverband Deutscher Avifaunisten€¦ · Bemerkenswert ist nach wie vor das enorme Interesse unter den Avifaunisten am ADEBAR-Projekt. ... schutz und Reaktorsicherheit,

Rheinland-Pfalz SaarlandIn Rheinland-Pfalz liegen sämtliche Teil-

projekte, die für das Atlasvorhaben relevant

sind, in der Verantwortung ehrenamtlicher

Koordinatoren. Im Jahr 2006 waren 92 ehren-

amtliche Kartierer im Rahmen der Erfassung

häufiger und mittelhäufiger Arten engagiert.

KARTIERUNG MITTELHÄUFIGER

ARTEN

Die zeitaufwändige Kartierung mittelhäufiger

Arten bildet den Schwerpunkt der Atlasarbeit.

In Rheinland-Pfalz befinden sich nach zwei

Jahren Projektlaufzeit 76 von 156 TK25 in

Bearbeitung. Für drei Kartenblätter liegen

bereits vollständige Kartierungsergebnisse vor.

Das sind zusammen 50 % des insgesamt zu

leistenden Umfangs. Nach den Angaben der

Kartierer wurden im Jahr 2006 pro bearbeiteter

TK25 im Durchschnitt 18 Erfassungs-

exkursionen mit einer Gesamtdauer von 51

Stunden durchgeführt. Dabei wurden im

Schnitt ca. 610 km Fahrtstrecke zurückgelegt.

Zur Halbzeit der vorgesehenen vier Kartie-

rungsjahre ist damit ein angesichts der relativ

geringen Ornithologendichte in Rheinland-Pfalz

guter Erfassungsstand erreicht. Mit 78 TK25

ist aber noch ein erheblicher Flächenanteil des

Bundeslandes unbearbeitet. Die wenigstens

teilweise Schließung der Lücken verlangt nach

großen Anstrengungen aller Ornithologen in

Rheinland-Pfalz. Mit Abschluss der Arbeiten in

den zuerst übernommen Kartenblättern soll-

ten sich die Kartierer daher möglichst einer

weiteren Fläche annehmen, um sie in der ver-

bleibenden Zeit zu bearbeiten.

EINARBEITUNG VON VORKOMMEN

SELTENEN ARTEN

Für die seltenen Arten, nach denen im Rahmen

der ADEBAR-Kartierungen nicht ausdrücklich

gesucht werden muss, liegt mit der Datenbank

der Avifaunistischen Kommission Rheinland-

Pfalz sowie den darauf aufbauenden Avi-

faunistischen Jahresberichten eine solide

Datenbasis vor, aus der detaillierte Angaben

für diese Arten herausgezogen werden können.

Bei einigen Arten ist zu prüfen, ob der vor-

liegende Kenntnisstand durch gezielte Nach-

suche im Gelände ergänzt werden muss.

DATENGRUNDLAGE FÜR DIE HOCH-

RECHNUNG HÄUFIGER ARTEN

Auf der Grundlage der Daten des Monitorings

in der Normallandschaft soll die regionale

Siedlungsdichte der häufigen Arten ermittelt

werden. Dazu ist es wichtig, ein möglichst dich-

tes Netz an Zählflächen zu bearbeiten. Im Jahr

2006 wurden jedoch nur 9 % aller vorgege-

benen Probeflächen bearbeitet. Hinzu kommt,

dass die bearbeiteten Flächen nicht gleich-

mäßig über die Landesfläche verteilt sind.

Weite Bereiche vor allem in den westlichen und

nördlichen Landesteilen sind nicht abgedeckt.

Auch hier bedarf es daher in der verbleiben-

den Zeit erheblicher Anstrengungen, um ein

hinreichend dichtes Netz an regionalen

Stichprobendaten zu erhalten. Als Basis für

Bestandshochrechnungen im Rahmen des

ADEBAR-Projekts sind auch nur einjährige

Bearbeitungen der eigentlich für ein dauer-

haftes Monitoring eingerichteten Flächen hilf-

reich. Es wird daher versucht, die Anzahl der

Bearbeitungen wenigstens in diesem Sinne zu

steigern.

ERGEBNISSE

Nach zwei Jahren Kartierzeit für das ADEBAR-

Projekt sind noch keine konkreten Ergebnisse

zu erwarten. Viele Kartierer haben ihre Flächen

noch nicht vollständig bearbeitet oder sind

noch mit der Auswertung ihrer Ergebnisse be-

fasst.

Neuere für den Atlas relevante Ergebnisse

rheinland-pfälzischer Feldforschung gibt es

aber dennoch für mehrere interessante Arten.

So wurden die aktuelle Ausbreitung des

Bienenfressers sowie das mehrfache Auftreten

der Zwergohreule als Beispiele klimabedingter

Expansionen sorgfältig dokumentiert. Die Auf-

nahme intensiver Arbeiten durch die Ornitho-

logische Arbeitsgemeinschaft Westpfalz im

saarländisch-pfälzischen Grenzgebiet erbrach-

te mehrfach spektakuläre Ergebnisse. Neben

den völlig neuen Erkenntnissen zur Verbreitung

des Sperlingskauzes wurden z. B. auch bislang

unbekannte Vorkommen von Uhu und Raufuß-

kauz entdeckt. Weiterhin wurde die Verbrei-

tung des zurzeit ebenfalls in Ausbreitung be-

griffenen Blaukehlchens nach etwa 20 Jahren

auf aktuellem Stand dokumentiert.

Diese ersten Ergebnisse intensiver ornitho-

logischer Feldarbeit der zurückliegenden Jahre

lassen auf weitere interessante Erkenntnisse

hoffen, sobald die Auswertungen vieler TK25-

Bearbeitungen vorliegen. Mit dem ADEBAR-

Atlas bietet sich eine einmalige Chance, Infor-

mationen bisher nicht gekannter Aktualität und

Genauigkeit über die Verbreitung und Häufig-

keit der rheinland-pfälzischen Brutvogelarten

zusammenzutragen und im Kontext der

bundesdeutschen Situation darzustellen. An

dieser Stelle ist allen ehrenamtlich an diesem

Projekt beteiligten Ornithologen in Rheinland-

Pfalz ganz herzlich zu danken, die diese Chance

ergriffen haben.

Frank Schlotmann, Ludwig Simon

ADEBAR traf das Saarland in einer unvorteil-

haften Phase. Der im Jahr 2005 erschienene

saarländische Brutvogelatlas hatte in der Aus-

wertephase Schlüsselkräfte enorm gefordert.

Dagegen blieb die Schar der einst regen

Atlaskartierer quasi „arbeitslos“, weil nicht mit

konkreten Kartierungsfolgeprojekten bedacht,

und „unbetreut“ zurück, mit der zwangsläufi-

gen Folge rasch erlahmender Aktivität. Diverse

Umstände machten dann auch noch eine

gleichfalls lähmende Neuorganisation des

Ornithologischen Beobachterrings Saar (OBS)

nötig, die erst im Herbst 2006 zu einem

zukunftsfähigen Resultat führte. Im Zuge die-

ser Entwicklungen blieb natürlich so manches

vakant. Auch die Aufgabe ADEBAR war nur

zeitweise pro forma oder behelfsmäßig besetzt.

Erst seit Januar 2007 ist eine tragfähige

Landeskoordination installiert.

KARTIERUNG MITTELHÄUFIGER

ARTEN

Abweichend zum 1. Bericht, wo von 24 in saar-

ländischer Verantwortung zu kartierende TK25

bis auf zwei alle als „vollständig vergeben“

ausgewiesen sind, zeichnete eine Zwischen-

bilanz des Bearbeitungsstandes und eine Ab-

frage über die realistisch noch zu erwartende

Kartierleistung im Februar 2007 ein recht düs-

teres Bild, welches ein Scheitern des saar-

ländischen Beitrages keineswegs ausschloss.

Ein daraufhin eingeleitetes Maßnahmenpaket

will nun möglichst das gesamte Beobachter-

potential des Saarlandes mobilisieren. Auftakt

war eine Tagung hauptsächlich zum Thema

ADEBAR im Februar 2007. Wert wird vor allem

auf eine sehr direkte und umfassende Betreu-

ung der Kartierer gelegt. Auch die notfalls nur

partielle Bearbeitung von TK wird einkalku-

liert. Die Konzeption schließt nun aber auch

die Bearbeitung zumindest der saarländischen

Teile von sieben TK25 mit ein, die formal in

die Zuständigkeit des Landes Rheinland-Pfalz

fallen - dies natürlich in Abstimmung mit den

Nachbarn (z. B. OAG Westpfalz).

Eine Analyse der „Hinderungsgründe“

zeigte, dass vornehmlich die Besorgung von

Dokumentation und Auswertung (Meldebogen)

Ursache von Ablehnung und Passivität sind.

Die Dokumentation von Kartierungsergeb-

nissen wurde in Richtlinien strukturiert, die

Datenverarbeitung erfolgt fortan zentral in ei-

nem Geografischen Informationssystem (und

erfasst auch alle Beobachtungen, die nicht

explizit aus ADEBAR-Exkursionen stammen),

Auswertungen werden „extern“ (aber in Koo-

peration mit den Kartierern) erledigt.

Besonders die „Befreiung“ von der Auswer-

tung, hat eine merklich größere Bereitschaft

zum Mitmachen bewirkt.

Die Karte zeigt den Bearbeitungs- bzw. den

neuen Vergabestand nach der o. g. Tagung.

Im Augenblick fällt eine Prognose über das zu

erwartende Endergebnis 2008 für die 24 saar-

ländischen TK25 wie folgt aus: Für 13 ist eine

adäquate Bearbeitung wahrscheinlich, bei fünf

scheint ein Erfassungsgrad von größer 50 %

realistisch, bei vier ist eine substanzielle Be-

arbeitung nicht gewährleistet, zwei TK25 blei-

ben am Ende vielleicht ohne Daten.

Auch wenn nun zur Halbzeit nur ein Erfas-

sungsgrad von unter 30 % vorliegt, besteht

trotz ungünstiger Prognose ein begründeter

Optimismus in den beiden verbleibenden Jah-

ren im Saarland doch noch zu einem zufrie-

den stellenden ADEBAR-Abschluss zu finden.

Der saarländische Brutvogelatlas hat gezeigt,

zu welcher Leistung die saarländischen Beob-

achter fähig sind.

EINARBEITUNG VON VORKOMMEN

SELTENER ARTEN

Von den „seltenen Arten“ sind nur (noch) sechs

Arten regelmäßige Brutvögel des Saarlandes.

Die Einarbeitung deren Vorkommensdaten in

die Kartierung sollte überwiegend unproble-

matisch sein. Uhu und Wanderfalke erfahren

eine besondere Beachtung durch spezielle AGs

(Eulen-AG-Saar, Arbeitsgruppe Wanderfalken-

schutz im Saarland). Bestand und Verbreitung

der Populationen werden aufwändig alljährlich

erfasst. Dies gilt ebenso für die Saatkrähe,

deren Bestandsentwicklung seit der Ansiedlung

der Art im Saarland 1989 aufmerksam verfolgt

wird. Schwierig stellt sich die Situation beim

Haselhuhn dar, bei dem über konkrete Vor-

kommen kaum etwas bekannt ist. Weitere

Arten dieser Kartierungskategorie sind nur

(noch) sporadische Brutvögel (z. B. Rotkopf-

würger) oder der Status ist unklar (z. B.

Schwarzstorch als potentieller Brutvogel).

DATENGRUNDLAGE FÜR DIE HOCH-

RECHNUNG HÄUFIGER ARTEN

Von 30 Probeflächen haben nur vier (von

sieben) Bundesflächen eine mindest einmalige

Bearbeitung erfahren. Für die Hochrechnung

der Bestände der häufigen Arten liegt somit

noch keine hinreichende Basis vor. Eine grund-

legende Besserung dieser Situation ist nicht

in Sicht.

ERGEBNISSE

Die Kartierungsergebnisse 2005/06 liegen erst

teilweise und zudem kaum in auswertefähiger

Form bei der Landeskoordination vor, weshalb

eine Ergebnisdarstellung aktuell nicht möglich

ist.

Norbert Roth

Gesamtzahl im Saarland: 24

Vergabestand (in %) 92

Bearbeitung abgeschlossen: 2

in Bearbeitung (komplett): 10

in Bearbeitung (teilweise): 10

nicht vergeben: 2

TK 1:25.000

Gesamtzahl im Saarland: 30

bearbeitet (in %): 13

Anzahl bearb. unbearb.

Bundesflächen: 7 4 3

Landesflächen: 23 0 23

Ersatzflächen: -

Probeflächen

Gesamtzahl in Rheinland-Pfalz: 156

Vergabestand (in %) 50

Bearbeitung abgeschlossen: 3

in Bearbeitung (komplett): 73

in Bearbeitung (teilweise): 2

nicht vergeben: 78

TK 1:25.000

Gesamtzahl in Rheinland-Pfalz: 152

bearbeitet (in %): 9

Anzahl bearb. unbearb.

Bundesflächen: 60 11 49

Landesflächen: 92 3 89

Ersatzflächen: 1

Probeflächen

In Rheinland-Pfalz häufen sich die Nachweise derZwergohreule.

Der Rotkopfwürger ist im Saarland ein sporadischerBrutvogel.

22 23

Page 14: Brutvögel in - Dachverband Deutscher Avifaunisten€¦ · Bemerkenswert ist nach wie vor das enorme Interesse unter den Avifaunisten am ADEBAR-Projekt. ... schutz und Reaktorsicherheit,

Sachsen Sachsen-AnhaltWie bereits im 1. Bericht mitgeteilt, wird in

Sachsen im Interesse der Vergleichbarkeit mit

zurückliegenden Erhebungen (1978-82 und

1993-96) ein leicht abweichendes Kartier-

verfahren angewendet.

STAND DER KARTIERUNG

Bisher wurde auf 654 von 659 TK25-Quadran-

ten kartiert. Die letzten fünf Quadranten sind

inzwischen für die Kartiersaison 2007/08 ver-

geben. Damit ist für den Freistaat eine Erfas-

sung auf 100 % der Fläche gewährleistet.

Über 90 % der Quadranten werden seit drei

Jahren bearbeitet. Trotzdem wurde auf dem

jährlichen Kartierertreffen am 24.2.2007 in

Dresden beschlossen, generell noch ein wei-

teres Jahr für Nachkartierungen und Ergebnis-

überprüfungen vorzusehen. Als Gründe gelten

vor allem:

• Eine ganze Reihe Kartierer hat von sich

aus eingeschätzt, dass ihr Ergebnis noch

Lücken aufweist.

• In Übereinstimmung damit wurde ein

Erfassungsgrad ermittelt, der im Ver-

gleich zu 1993-1996 erst bei ca. 95-

97 % liegt.

• Vor allem die Häufigkeitsschätzungen

sind noch zu heterogen und bedürfen

der Überprüfung in einer weiteren Kar-

tiersaison.

Darüber hinaus ist für die Kartiersaison 2007/

08 vorgesehen, für ausgewählte Arten punkt-

genaue Daten zu melden, die bei der Kartie-

rung 2004-2007 angefallen sind bzw. für die-

sen Zeitraum verfügbar gemacht werden kön-

nen.

EINARBEITUNG VON DATEN AUS

ANDEREN PROJEKTEN

Durch die enge Zusammenarbeit zwischen dem

Sächsischen Landesamt für Umwelt und Geo-

logie und der Vogelschutzwarte Neschwitz ist

es in Sachsen möglich, zahlreiche weitere Pro-

jekte bzw. Dateien (vgl. z. B. Tabelle Probe-

flächen) für die landesweite Kartierung zu

nutzen. Nach der Kartiersaison 2006 wurden

alle die Daten verfügbar gemacht, durch die

sich gegenüber der bisherigen Erfassung auf

dem jeweiligen Quadranten ein neuer bzw.

höherer Brutzeitstatus für entsprechende Arten

ergibt. Das waren immerhin über 1250 Daten-

sätze von mehr als 260 Quadranten, die zu

mehr als 4 % neuen Nachweisen bzw. Höher-

stufungen als möglicher, wahrscheinlicher oder

sicherer Brutvogel führten, also ein Ergebnis,

welches den Aufwand lohnte.

HÄUFIGKEITSSCHÄTZUNG DER

ARTEN

2006 war erstmalig für alle Brutvogelarten der

Bestand je TK25-Quadrant für 2004-06 anzu-

geben. Die ermittelten bzw. hochgerechneten

oder geschätzten Werte sind, wie erste Prü-

fungen ergaben, noch sehr heterogen und im

Verhältnis zu anderen zeitgleich durchgeführ-

ten Untersuchungen im Durchschnitt meist zu

niedrig.

Feinrasterkartierungen (Rasterfeld 1/256 TK

25-Quadrant) führten z. B. auf einem Qua-

dranten im Gefilde für 52 auswertbare mittel-

häufige und häufige Arten sowie auf einem

Quadranten im Heidewald für 54 entsprechen-

de Arten zu im Durchschnitt 1,60 bzw. 1,22

höheren Häufigkeitsstufen, mit einer Spanne

von -1 bis +5 bzw. -1 bis +8.

Hochrechnungen aus Siedlungsdichteunter-

suchungen (unter Einschluss der bearbeiteten

Bundesflächen des Monitorings in der Normal-

landschaft) ergaben z. B. für den Buchfink auf

den bisher bearbeiteten 654 Quadranten im

Durchschnitt um 0,99 höhere Häufigkeits-

stufen, mit einer Spanne von -2 bis +5.

Die Ergebnisse der Häufigkeitsschätzung der

Arten wurden zum Kartierertreffen im Februar

2007 ausführlich diskutiert. Zusätzlich werden

in diesem Jahr noch ergänzende Materialien

zur Methodik, Ergebnisvergleiche und -Bewer-

tungen etc. verschickt. Die o. a. Beispiele

sollen zur Sensibilisierung für das Thema bei-

tragen. Ausdrücklich warnen möchten wir

davor, aufgrund dessen Bestände einfach nach

oben zu korrigieren, da es Abweichungen so-

wohl nach oben als auch nach unten gibt und

auch Feinrasterkartierungen bzw. Hochrech-

nungen von Siedlungsdichteuntersuchungen

nicht immer der Weisheit letzter Schluss sind.

ERGEBNISSE

Beim derzeitigen Stand der Kartierung sind zu

Vorkommen und Verbreitung der Brutvögel

bereits relativ zuverlässige Aussagen möglich.

In der aktuellen Kartierung wurden bisher 189

Brutvogelarten sicher nachgewiesen. Das sind

zu 1993-96 7 und zu 1978-82 sogar 17 Arten

mehr.

Für seltene und mittelhäufige Arten kann

bereits aus Unterschieden der Rasterpräsenz

im Vergleich zur Kartierung 1993-96 auf einen

positiven oder negativen Trend der Brutvor-

kommen geschlossen werden. Verwendet man

die Erhöhung bzw. Reduzierung der Präsenz

um 25 % als Kriterium, so nehmen zu: Kor-

moran, Rohrdommel, Zwergdommel, Grau-

reiher, Graugans, Mandarinente, Gänsesäger,

Schwarzmilan, Seeadler, Fischadler, Wander-

falke, Wasserralle, Kranich, Waldwasserläufer,

Sperlingskauz, Rauhfußkauz, Wiedehopf,

Mittelspecht, Wasseramsel, Schwarzkehlchen,

Schlagschwirl, Rohrschwirl, Drosselrohrsänger,

Zwergschnäpper, Schwanzmeise, Kolkrabe und

Grauammer. Abnehmende Tendenz gibt es bei

25 Arten, z. B. Rothalstaucher, Knäkente, Reb-

huhn, Kiebitz, Ziegenmelker und Hauben-

lerche. Natürlich ist die hier vorgenommene

Einstufung nur ein vorläufiges Teilergebnis.

Rolf Steffens

In Sachsen-Anhalt besteht die günstige

Situation, dass die Koordination des Atlasvor-

habens in den Händen der Staatlichen Vogel-

schutzwarte liegt und daher die Integration

relevanter Daten des behördlichen Vogelschut-

zes in die Atlasdatenbank keine Probleme be-

reiten wird.

KARTIERUNG MITTELHÄUFIGER

ARTEN

Die eigentliche Atlasarbeit ist in Sachsen-

Anhalt inzwischen weit voran geschritten. Nur

neun TK25 sind bislang noch vollständig

unbearbeitet und nicht vergeben. Auf 55

Kartenblättern wurden die Bestandsaufnahmen

abgeschlossen. Das sind einerseits solche

Flächen, die seit dem Jahr 2000 im Rahmen

von Kartierungen auf Quadranten- bzw. Sechs-

zehntelbasis im Norden Sachsen-Anhalts be-

arbeitet wurden, andererseits Blätter, die im

Süden des Landes mit Beginn des ADEBAR-

Projektes vergeben wurden. Auf den restlichen

96 Blättern wird noch kartiert. Darunter sind

sowohl TK25, die im Rahmen der ADEBAR-

Kartierung angearbeitet, aber noch nicht ab-

geschlossen werden konnten, als auch solche,

in denen bereits einzelne Quadranten voll-

ständig bearbeitet wurden. Zumindest für die

TK25, in denen mindestens zwei Quadranten

bearbeitet worden sind, sollten die Gesamt-

bestände der mittelhäufigen Arten realistisch

abschätzbar sein.

Weitere Quellen für die Schließung eventuell

verbleibender Lücken sind die seit 2003 in den

Europäischen Vogelschutzgebieten Sachsen-

Anhalts durchgeführten Kartierungen von

Arten des Anhangs I der EU-Vogelschutz-

richtlinie und der Roten Liste Sachsen-Anhalts.

Diese Daten können zur Ergänzung der

ADEBAR-Kartierungen der mittelhäufigen Arten

– insbesondere der schwer erfassbaren (z.B.

Ziegenmelker, Eulen) – herangezogen werden

und in ggf. unbearbeitet bleibenden TK25 oder

Quadranten eine Grundlage für die Abschät-

zung der Häufigkeitsklassen dieser Arten sein.

EINARBEITUNG VON VORKOMMEN

DER SELTENEN ARTEN

Für die 29 in Sachsen-Anhalt relevanten sel-

tenen Arten, die im Rahmen des ADEBAR-

Projektes nicht kartiert werden müssen, liegen

für den Zeitraum ab 2001 punktgenaue oder

zumindest gebietsbezogene Daten vor, die

problemlos den TK25 zugeordnet werden kön-

nen. Bei einigen Arten ist der Status z.Z. nicht

ganz klar (z.B. Birkhuhn, Spießente). Hier sol-

len in den verbleibenden ADEBAR-Jahren kon-

krete Nachforschungen angestellt werden.

Problematisch sind auch die Großmöwenarten,

deren Artzugehörigkeit nicht immer sicher be-

stimmt wird.

DATENGRUNDLAGE FÜR DIE HOCH-

RECHNUNG HÄUFIGER ARTEN

Seit Start des neuen Monitorings von Vögeln

in der Normallandschaft sind bis 2006 in Sach-

sen-Anhalt insgesamt 79 Probeflächen zumin-

dest einjährig bearbeitet worden, mindestens

sechs weitere sind für 2007 geplant. Die bisher

bearbeiteten Flächen decken Sachsen-Anhalt

geographisch und hinsichtlich der Lebens-

räume recht gut ab. Bis zum Abschluss des

ADEBAR-Projektes wird die Werbung für die

mehrjährige aber auch nur die einjährige Be-

arbeitung weiterer Bundes-, Landes- und Er-

satzflächen durch die Staatliche Vogelschutz-

warte intensiviert, so dass sicher eine Stich-

probe von 100 bearbeiteten Flächen für die

Hochrechung der Bestände der häufigen Arten

verfügbar sein wird. Zur Überprüfung dieser

Hochrechnungen stehen aus dem Norden

Sachsen-Anhalts Abschätzungen der Bestände

der häufigen Arten anhand der Quadranten-

kartierungen zur Verfügung.

ERGEBNISSE

Nach zwei Jahren ADEBAR-Kartierzeit sind

noch keine Ergebnisse zu erwarten, zumal viele

Kartierer noch beim Auswerten ihrer Beobach-

tungen und die eingereichten Erfassungsbögen

noch nicht geprüft worden sind.

Lediglich die auf Quadrantenbasis erhobe-

nen Daten aus dem Norden Sachsen-Anhalts

liefern inzwischen erste interessante Ergeb-

nisse, von denen hier einige beispielhaft vor-

gestellt seien:

• Der Turmfalke konnte auf 98,5 % aller

263 Quadranten der TK25, für die bis-

lang Daten vorliegen, als Brutvogel

nachgewiesen werden. Die aus den

Schätzspannen der einzelnen Gitter-

felder berechnete Brutpaarzahl für die

kartierte Fläche beträgt 1.100 bis 2.200.

• Erstaunlich hoch sind im Norden Sach-

sen-Anhalts auch die Rebhuhnbestände.

Auf 71,1 % aller Gitterfelder wurden

Rebhühner festgestellt. Die Revierzahl

beträgt 900 bis 1.900.

• Auch die Grauammer war mit einer

Gitterfeldfrequenz von 55,1 % recht weit

verbreitet. Immerhin 600 bis 1.300 Re-

viere wurden auf der kartierten Fläche

erfasst.

Diese wenigen Beispiele aus dem Norden

Sachsen-Anhalts zeigen, dass die flächen-

deckende Kartierung des Landes im Rahmen

des ADEBAR-Projektes viele weitere spannende

Ergebnisse liefern wird.

Sachsen-Anhalt wird dank der intensiven

Mitarbeit der ehrenamtlichen Feldornithologen

im Lande, für die hier ganz herzlich gedankt

sei, und den günstigen Rahmenbedingungen

einen sehr vollständigen Beitrag zum bundes-

weiten Atlasvorhaben leisten können.

Stefan Fischer

Gesamtzahl in Sachsen-Anhalt: 160

Vergabestand (in %) 94

Bearbeitung abgeschlossen: 55

in Bearbeitung (komplett): 57

in Bearbeitung (teilweise): 39

nicht vergeben: 9

TK 1:25.000

Gesamtzahl in Sachsen-Anhalt: 150

bearbeitet (in %): 48

Anzahl bearb. unbearb.

Bundesflächen: 47 44 3

Landesflächen: 103 29 74

Ersatzflächen: 6

Probeflächen

Gesamtzahl in Sachsen: 162

Vergabestand (in %) 100

vollständig vergeben: 162

einzelne Quadranten vergeben: 0

nicht vergeben: 0

TK 1:25.000

Gesamtzahl in Sachsen: 49

bearbeitet (in %): 67

Anzahl bearb. unbearb.

Bundesflächen: 49 33 16

Landesflächen:(derzeit nicht bearbeitet)

Ersatzflächen: -

Zusatzflächen

Feinrasterkartierung 4 (3)

Siedlungsdichteunters. 119 (45)

Vogelschutzgebiete (SPA) 44

Wasservogelbrutmonitoring (23)

Probeflächen

Hat als Brutvogel in Sachsen zugenommen: derGänsesäger.

Brutvogel in über der Hälfte aller bearbeiteten TK25 inSachsen-Anhalt: die Grauammer.

24 25

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Schleswig-Holstein ThüringenIn Schleswig-Holstein ruhen die ADEBAR-

Kartierungen auf den Schultern ehrenamtlicher

Mitarbeiter. Dennoch werden alle Möglichkeiten

ausgeschöpft, ein abgesichertes Ergebnis vor-

zulegen, was dadurch begünstigt wird, dass

für viele mittelhäufige Arten die landesweiten

Bestände gut untersucht sind (insbes. Lappen-

taucher, Reiher, Greifvögel, Wasservögel,

Eulen, Spechte, Schwarzkehlchen) und für wei-

tere Arten spezielle Erfassungen angelaufen

sind, deren Daten verwendet werden können

(Eisvogel, Rotmilan, Wachtelkönig, Schwarz-

specht, Neuntöter u.a.)

KARTIERUNG MITTELHÄUFIGER

ARTEN

Bisher ergeben sich zwei räumliche Schwer-

punkte im Raum Kiel-Eutin und rund um

Hamburg, während die Geest, die Westküste

und der Norden unterrepräsentiert sind. Aktuell

ist etwa ein Drittel der Flächen vergeben.

Wir werden in Schleswig-Holstein weiter die

Werbetrommel rühren, um zumindest die Hälf-

te des Landes bis Ende 2008 erfasst zu haben,

verbleibende Lücken werden wir wie folgt

schließen:

Aus dem Kartierzeitraum 1985-1994 liegen

für alle TK25-Quatranten Zahlen für alle Ar-

ten vor. Wenn in allen Naturräumen des Lan-

des Daten aus neu kartierten TK25 vorliegen,

können Aktualisierungen für die nicht kartier-

ten Flächen vorgenommen werden, die durch

archivierte Daten untermauert sind. Für ein-

zelne mittelhäufige Arten ist eine hohe

Meldebereitschaft gegeben, die einen recht

vollständigen Überblick ermöglicht, z.B. bei

Nilgans, Kanadagans oder Gebirgsstelze. Zu-

sätzlich, bei einzelnen Arten vorrangig, ver-

werten wir die landesweiten oder zumindest

sehr weit gehenden Erfassungen durch ein-

zelne Artspezialisten oder für Mauersegler und

Uhu aus der Kampagne „Vogel des Jahres“.

EINARBEITUNG DER VORKOMMEN

SELTENER ARTEN

Bereits im ersten Brutvogelatlas sind die im

Archiv der Staatlichen Vogelschutzwarte ge-

sammelten Angaben zu Großvögeln, Kolonie-

brütern und anderen seltenen Arten verwendet

worden, die Angaben zu den Küstenvögeln

entstammten dem Brutvogelmonitoring im

Wattenmeer und der Küstenvogelschutz-

gebiete an der Ostseeküste. Da allen Brutorten

die jeweiligen TK-Viertel zugeordnet sind, be-

stehen keine Probleme bei der Einarbeitung

seltener Arten. Problematisch sind nur Fragen

zum tatsächlichen Status einzelner Arten in

unübersichtlichen Gebieten, von denen Brut-

nachweise nur zufällig gelingen, u. a. Ohren-

taucher (dessen bisherige Brutorte nicht mehr

besetzt sind), Steinwälzer, Bergente oder

Brachpieper.

DATENGRUNDLAGE FÜR DIE HOCH-

RECHNUNG HÄUFIGER ARTEN

Im Jahr 2006 konnten annähernd 100 der 120

Monitoring-Probeflächen an Bearbeiter ver-

geben werden. Zudem wurden erste Kilometer-

quadrate aus dem Satz der Ersatzflächen be-

arbeitet, deren Ergebnisse ebenfalls für die

Hochrechnungen mittlerer Dichten bei häufi-

gen Arten Verwendung finden werden. Zusätz-

lich liegen aus dem Kartierzeitraum 1985 bis

1994 auch für die häufigen Arten Bestands-

zahlen für jeden TK25-Quadranten vor. Zudem

werden im Rahmen der ADEBAR-Kartierungen

von einzelnen Mitarbeitern auch die häufigen

Arten vollständig erfasst, von anderen Kartier-

ern ein Teil dieser Arten, wenn die Vorkom-

men in gewisser Weise eine Besonderheit dar-

stellen, z. B. Fitisse auf mit Weiden bewach-

senen Spülflächen, Dorngrasmücken. Einige

der sog. häufigen Arten werden in Schleswig-

Holstein wie mittelhäufige Arten regulär mit

erfasst, darunter Sommergoldhähnchen,

Stieglitz, Haubenmeise, Wald- und Garten-

baumläufer, Nebelkrähe, Kernbeißer – alles

Arten, die in Schleswig-Holstein wegen der

Lage am Verbreitungsrand oder aufgrund der

Waldarmut nur in geringer Dichte auftreten.

Während der Feldarbeit bedeutet dies eine nur

geringe Mehrarbeit, da die Flächen für die

mittelhäufigen Arten ohnehin begangen wer-

den müssen. So lassen sich Haubenmeise und

Baumläufer bei der Suche nach Spechten im

März/April leicht miterfassen.

Daraus werden sich am Ende der Kartier-

periode gute methodische Vergleichsmöglich-

keiten zwischen auf Basis von Kilometer-

quadraten hochgerechneten Bestandsschät-

zungen und direkt kartierten Vorkommen er-

geben.

ERGEBNISSE

Aus den bisherigen Ergebnissen der ADEBAR-

Kartierung sollen im Frühjahr 2007 Hochrech-

nungen für eine neue Rote Liste für Schleswig-

Holstein erfolgen. Wenn auch bei einigen Arten

keine abgesicherten Bestandsgrößen angege-

ben werden können, so sind zumindest Trend-

aussagen möglich. Gewinner sind demnach

Mittelspecht, Sommergoldhähnchen, Neun-

töter und Stieglitz mit mindestens einer

Bestandsverdoppelung gegenüber 1990, Ver-

lierer insbesondere Kuckuck, Waldlaubsänger

und Trauerschnäpper mit etwa halbierten Be-

ständen.

Die ADEBAR-Kartierungen haben weiterhin

dazu beigetragen, dass wie von einigen Vogel-

arten endlich mal wieder Brutnachweise im

Lande erbringen konnten, die den Status ak-

tualisieren, z. B. vom Wendehals.

Bernd Koop, Alexander Mitschke

In Thüringen koordiniert der Verein Thüringer

Ornithologen e.V. (VTO) die Atlaskartierung

und das Monitoring häufiger Arten. Es gibt

einen engen Kontakt mit dem NABU-Landes-

verband Thüringen und der Thüringer Landes-

anstalt für Umwelt und Geologie (TLUG).

KARTIERUNGEN MITTELHÄUFIGER

ARTEN

Für die Thüringen zugeteilten 128 TK25 lagen

mit Stichtag vom 31.12.2006 Zusagen für 122

Blätter vor, davon 104 als komplette Bearbei-

tung. Mit gut 95 % ist das insgesamt eine sehr

gute Bilanz. Für die restlichen sechs TK sind

wir zuversichtlich, in den nächsten zwei Jahren

eine Bearbeitung zu gewährleisten. Diese Flä-

chen liegen im nördlichen Thüringer Becken,

im nördlichen Thüringer Wald bei Eisenach

sowie in einigen Randbereichen Ostthüringens.

Der Rücklauf der bislang geleisteten Arbeit ist

allerdings noch schleppend. Erst für 14 TK25

liegen komplette Ergebnisse vor. Dies ist

einerseits in dem Bestreben vieler Kartierer

zu suchen, in den nächsten Jahren noch Er-

gänzungen bei schwer zu erfassenden Arten

vorzunehmen, also erst bei Beendigung der

Erfassungszeit die Bögen abzuliefern. In eini-

gen Fällen spielt auch das methodische Vor-

gehen eine Rolle, in jedem Jahr nur einen

Quadranten zu bearbeiten, so dass erst 2008

diese TK25 komplettiert sind. Zusätzlich wird

von Thüringer Kartierern auf Teilen von

mindestens fünf TK25 gearbeitet, die zum

Verantwortungsbereich der Nachbarländer

zählen, aber Anteile von Thüringen enthalten.

Für eine Reihe von Arten, die im Anhang I

der EU-Vogelschutzrichtlinie genannt sind,

können ggf. ergänzende Einzelinformationen

aus dem Thüringer Arten-Erfassungs-Pro-

gramm (AEP) der TLUG verwendet werden.

2006 wurde auch der umgekehrte Weg ge-

wählt. Über einen Kooperationsvertrag zwi-

schen VTO und TLUG stellten die Kartierer

gerade für diese Arten punktgenaue Daten aus

den aktuellen Atlas-Kartierungen bereit.

Die Abschätzung der Häufigkeitsklassen

wird in manchen Fällen schwierig werden,

insbesondere dann, wenn nicht alle Quadran-

ten eines TK 25 bearbeitet wurden. Diese

Arbeit muss dann ein gemeinsames Gremium

mit den Kartierern vor Ort übernehmen.

EINARBEITUNG DER VORKOMMEN

SELTENER ARTEN

Für diese Artengruppe liegen in vielen Fällen

Informationen aus dem Thüringer Arten-Er-

fassungs-Programm der TLUG vor. Es zeich-

net sich jedoch ab, dass das vorliegende

Material durch Artexperten mit landesweiten

und regionalen Kenntnissen ergänzt werden

muss. Da zur Zeit in Thüringen kein Monitoring

von EU-Vogelschutzgebieten erfolgt, ist mit

gewissen Defiziten zu rechnen. Für die ganz

seltenen Arten gibt es einen guten Fundus bei

der Avifaunistischen Kommission Thüringens.

DATENGRUNDLAGE FÜR DIE HOCH-

RECHNUNG HÄUFIGER ARTEN

Mit Stand vom 31.12.2006 werden in Thürin-

gen 27 von 31 Flächen aus der Bundesziehung

bearbeitet. Für 36 von weiteren 89 Flächen

aus der zusätzlichen Landesziehung gab es

Zusagen für 2006. Der Rücklauf der Erfas-

sungsbögen ist auch beim Monitoring schlep-

pend, nicht zuletzt aufgrund der zeitintensiven

Schreibtischarbeit nach Beendigung der Er-

fassungen. Für eine qualifizierte Hochrechnung

sind jedoch mehr Stichproben notwendig. Da-

her wird noch ein weiteres Angebot an Probe-

flächen erfolgen müssen, die teilweise nur in

einem Jahr bearbeitet werden sollen. Auch sind

verstärkte Bemühungen in den Regionen not-

wendig, um weitere Mitarbeiter zu gewinnen.

ERGEBNISSE

Konkrete landesweite Auswertungen sind noch

nicht möglich, dennoch zeichnen sich bei eini-

gen Arten folgende Bestandstendenzen ab:

Deutliche Abnahmen werden bei Türkentau-

be, Grau- und Trauerschnäpper berichtet. Der

Rückgang vieler Wiesenvögel wird bestätigt.

Zunahmen, zumindest in einigen Regionen,

sind für Schafstelze, Schwarzkehlchen und

Blaukehlchen sowie Grauammer zu verzeich-

nen. Einige sehr häufige Arten können in

Thüringen fast überall als relativ spärlich be-

zeichnet werden, so Fasan, Gelbspötter,

Sumpfrohrsänger und Rohrammer.

Die Zahl der seltenen thüringischen Brut-

vogelarten ist in den letzten drei Jahren grö-

ßer geworden. Nach Seeadler und Gänsesä-

ger 2004 sowie Kormoran 2005 schritt 2006

der Kranich erstmalig in Thüringen erfolgreich

zur Brut.

An Atlaskartierung und Monitoring häufiger

Arten sind bislang über 130 Personen beteiligt,

die aus dem VTO und/oder dem NABU kom-

men. Ihnen allen gilt ein herzlicher Dank! Mit

Ihrem Einsatz tragen sie erheblich dazu bei,

die ehrgeizigen Atlas-Projekte auf Landes- und

Bundesebene zum Erfolg zu führen.

Stefan Frick

Gesamtzahl in Thüringen: 128

Vergabestand (in %) 95

Bearbeitung abgeschlossen: 14

in Bearbeitung (komplett): 90

in Bearbeitung (teilweise): 18

nicht vergeben: 6

TK 1:25.000

Gesamtzahl in Thüringen: 120

bearbeitet (in %): 53

Anzahl bearb. unbearb.

Bundesflächen: 31 27 4

Landesflächen: 89 36 53

Ersatzflächen: -

Probeflächen

Gesamtzahl in Schleswig-Holstein: 163

Vergabestand (in %) 49

Bearbeitung abgeschlossen: 15

in Bearbeitung (komplett): 38

in Bearbeitung (teilweise): 27

nicht vergeben: 83

TK 1:25.000

Gesamtzahl in Schleswig-Holstein: 120

bearbeitet (in %): 83

Anzahl bearb. unbearb.

Bundesflächen: 48 44 4

Landesflächen: 72 53 19

Ersatzflächen: 8

Probeflächen

Der Stieglitz ist in Schleswig-Holstein wenigerzahlreich als in anderen Bundesländern.

Wie fast überall in Deutschland, geht auch inThüringen die Zahl der Türkentauben zurück.

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Das Jahr 2008 wird ein wichtiges für die Avifaunistik in Deutschland. Zum einen ist es das letzte

Kartierungsjahr von ADEBAR, in dem es gilt, die verbliebenen Lücken der Atlaskartierung zu

schließen, zum anderen ist es das 20. Erfassungsjahr des „DDA-Monitorings häufige Arten“,

das dann von dem neuen, 2004 gestarteten „DDA-Monitoring häufiger Brutvögel in der Normal-

landschaft“ abgelöst werden soll.

Als das „alte“ DDA-Monitoring 1989 auf der Basis der Geländemethoden „Punkt-Stopp-Zäh-

lung“ (PS) und „Revierkartierung“ (RK) begonnen wurde, galt noch die freie Wahl der Probe-

flächen oder -routen. Wir wollten die Freiheit der ehrenamtlichen Mitarbeiter zugunsten einer

breiten Beteiligung möglichst wenig einengen. Außerdem wurde das Projekt auf rein ehrenamt-

licher Ebene koordiniert, und wir trauten uns nicht zu, ein vorgegebenes, statistisch ausgefeiltes

Stichprobennetz zu entwickeln und durchzusetzen, wie es jetzt seit 2004 mit dem neuen Programm

gelungen ist.

DDA-Brutvogelmonitoring„häufige Arten“20-jährige Bestandstrends für ADEBAR

Dennoch wurde das „alte“ DDA-Brutvogelmonitoring ein großer Erfolg, denn über 500 Mit-

arbeiter beteiligten sich an dem Programm und machten es möglich, dass wir nun für etwa 100

Vogelarten die Bestandsveränderungen seit 1989 (bzw. 1991 in Ostdeutschland) dokumentieren

können. Und – je länger die Datenreihe anhält, desto wertvoller wird sie! Nun haben die „Alt-

daten“ natürlich methodische Schwächen, derer wir uns voll bewusst sind: Durch die freie Probe-

flächenwahl sind die Flächen bzw. Routen ungleich auf Regionen und Lebensraumtypen ver-

teilt, d.h. nicht unbedingt repräsentativ. Auch sind siedlungsnahe und besonders interessante

Gebiete möglicherweise überrepräsentiert. Diese Schwächen wurden mit dem neuen, 2004 ge-

starteten Monitoring systematisch ausgeschaltet.

Wie die letzten großen Auswertungen der Daten jedoch ergeben haben, ist das bisherige

Material weitaus besser, als wir zu hoffen gewagt hatten! Die Auswertung und der Vergleich von

Teilstichproben haben gezeigt, dass sich eine Fülle von gut belegten und sehr differenzierten

Aussagen zur Bestandsentwicklung unserer Brutvögel aus dem Material ziehen lässt. So können

die Bestandstrends auf RK-Flächen und PS-Routen, in verschiedenen Regionen, Lebensraum-

typen und Schutzgebietskategorien jeweils separat ausgewertet und dann miteinander verglichen

werden. Aus den Gemeinsamkeiten und Unterschieden lassen sich aussagekräftige Schlüsse

ziehen. Außerdem lassen sich die Daten entsprechend, z.B. nach regionaler Bestandsgröße,

gewichten.

Letztendlich überstieg es unsere kühnsten Erwartungen, wie treffend und differenziert die

Einflüsse harter Winter, von Waldbaum-Vollmasten und Fehlmasten, die Bestandsveränderungen

derselben Art in Wäldern im Vergleich zu Siedlungen oder innerhalb und außerhalb von Schutz-

gebieten dokumentiert werden können. Stets entsprachen die Unterschiede entweder den Pro-

gnosen oder waren nach genauer Datenanalyse gut interpretierbar. So konnten selbst solche

rätselhaften Korrelationen wie z. B. zwischen den Bestandsveränderungen des Trauerschnäppers

und den Waldbaummasten (für die sich dieser Insektenfresser eigentlich gar nicht interessieren

dürfte) aufgeklärt werden: Nach intensiven Waldbaummasten gehen die Bestände von Jahres-

vögeln unter den Höhlenbrütern (Meisen, Kleiber) in die Höhe und die des Trauerschnäppers in

den Keller – ausgelöst durch Höhlenkonkurrenz. Wenn die Trauerschnäpper aus den afrika-

nischen Winterquartieren heimkehren, sind die potenziellen Bruthöhlen nach Vollmasten schon

in hohem Maße belegt. Diese Korrelation zeigt sich aber nur bei den RK-Daten und nicht bei den

PS-Daten, bei denen Durchzügler und Vögel, die nur vorrübergehend singen, nicht ausreichend

ausgeschlossen werden können. Kurz und gut: Trotz der bekannten methodischen Schwächen

sind die „Altdaten“ belastbar und hervorragend interpretierbar. Und was noch viel wichtiger ist:

Für den Zeitraum 1989 bis 2005 gibt es keine anderen deutschlandweiten Daten! Der nun für

Deutschland entwickelte Nachhaltigkeitsindex muss sich bisher, ebenso wie die Gefährdungs-

analyse für die Roten Listen, voll auf die „alten“ Daten stützen. - Das weiterentwickelte neue

Monitoring kann nun mit einer Überlappungsphase von fünf Jahren nahtlos an das alte Pro-

gramm anknüpfen.

Die „AG Monitoring häufige Arten“ im DDA hatte es sich ohnehin zum Ziel gesetzt, nach 20

Jahren Programmlaufzeit eine große Gesamtauswertung zu machen und zu publizieren. Dieser

Zeitpunkt fällt nun direkt mit dem Abschluss von ADEBAR zusammen. Was liegt da näher, als

beides miteinander zu kombinieren und die ermittelten 20jährigen Trends in das ADEBAR-Projekt

zu integrieren?

Die Artbearbeitungen sollen also neben den Verbreitungskarten und Bestandskurven für

seltenere Arten auch die Indexkurven des DDA-Monitorings für die häufigeren Arten enthalten.

Dabei soll, wenn entsprechende Unterschiede erkennbar sind, auch zwischen den Bestands-

veränderungen in verschiedenen Regionen und in verschiedenen Lebensräumen oder inner-

halb und außerhalb von großen Schutzgebieten differenziert werden. Dadurch wird die doku-

mentierte Gesamtentwicklung wesentlich besser interpretierbar.

Es wird ungeheuer spannend werden, diese Bestandskurven erstmalig mit den Ergebnissen

der aktuellen ADEBAR-Kartierung sowie des früheren Brutvogelatlasses (erster DDA-Atlas von

G. RHEINWALD, Kartierung 1985) kombiniert zu sehen! Dadurch erreichen wir eine noch nie da

gewesene Aussagetiefe zu Verbreitung, Bestandsentwicklung und Gefährdung deutscher Brut-

vogelarten. Ein Grund mehr, sich auf das Erscheinen der ADEBAR-Auswertungen zu freuen!

Martin Flade & Johannes Schwarz

Signifikante negative Korrelation zwischen denjährlichen Zu- und Abnahmen des Trauerschnäppersund der zu ihm in Konkurrenz stehenden höhlen-brütenden Jahresvögel (Kleiber, Meisen).

Regionale Unterschiede in der Bestandsentwicklungdes Baumpiepers: die Bestände in Südwest-deutschland, d.h. nahe des Südrandes desVerbreitungsgebietes, nehmen wesentlich dramati-scher ab als die Bestände in Nordwestdeutschland;vielleicht ein Effekt des Klimawandels?

Verteilung der im Rahmen des DDA-Monitoringprogramms bearbeiteten Punkt-Stopp-Routen (grüne Punkte) undRevierkartierungsflächen (rote Quadrate), Stand 2006. Die ungleiche regionale Verteilung ist deutlicherkennbar.

Bestandsentwicklung des winterempfindlichen Teil-und Kurzstreckenziehers Zaunkönig im Lebensraum-typ Wald (schwarze Punkte) und „Nicht-Wald“ (hellePunkte). Die Bestandseinbrüche nach Kältewintern(blaue Balken) sind offensichtlich.

Abhängigkeit der jährlichen Bestandsveränderungensamenfressender Waldvögel von der Waldbaummastdes Vorjahres am Beispiel von Kleiber und Rotbuche.Vollmasten (grüne Balken) gehen in der Regel mitZunahmen, Fehlmasten (rosafarbene Balken) mitAbnahmen einher.

Bestandstrend der Grauammer in BrandenburgerGroßschutzgebieten (blaue Punkte) sowie inOstdeutschland außerhalb von Schutzgebieten(schwarze Punkte).

Die Ergebnisse des DDA-Monitorings häufiger Artenbelegen: Der Bestand des Zaunkönigs reagiertempfindlich auf kalte Winter.

Die Ergebnisse des DDA-Monitorings häufiger Artenbelegen für den Baumpieper regional unterschiedlichstarke Bestandsrückgänge.

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Monitoring Greifvögel undEulenEin Datenschatz für ADEBAR

Verteilung der im Rahmen des Monitoring Greifvögel und Eulen bearbeiteten Kontrollflächen (Stand 2006).

Das „Monitoring Greifvögel und Eulen“ wurde 1988 in Halle (Saale) im heutigen Sachsen-Anhalt

gegründet, um durch die Zusammenführung der Ergebnisse zahlreicher lokaler bzw. regionaler

Einzelaktivitäten bei der Erfassung von Greifvögeln und Eulen wesentliche Aufschlüsse über die

Situation und den Populationstrend dieser Arten auf nationaler und europäischer Ebene zu

erzielen. Dies ist insbesondere deshalb von Belang, da sich diese Artengruppen nicht „nebenbei“

mit den üblichen Kartierungsmethoden (Punkt-Stopp-Kartierung, Revierkartierung auf 1 km²) in

ausreichender Anzahl oder Qualität erfassen lassen. Angaben zu Bestandstrends auf regionaler

und nationaler Ebene sind auch auf lange Sicht nur im Rahmen eines auf Greifvögel und Eulen

zugeschnittenen Zählgebietsmonitorings zu erreichen.

Das „Monitoring Greifvögel und Eulen“ verfolgt den Ansatz eines integrierten Monitorings,

d.h. die Bearbeiter erfassen neben den Bestandsdaten in der Regel auch die Reproduktions-

werte (Anzahl der ausgeflogenen Jungvögel je Brutpaar) auf den Kontrollflächen. Insgesamt

verfügt das Monitoringprogramm bisher über fast 600 Kontrollflächen in 18 europäischen Län-

dern, wovon etwa 270 pro Jahr bearbeitet wer-

den. Die Projektzentrale befindet sich in Halle

(Saale). Träger des Projekts war über andert-

halb Jahrzehnte die Martin-Luther-Universität

in Halle. Heute ist das Monitoring beim

„Förderverein für Ökologie und Monitoring von

Greifvogel- und Eulenarten“ angesiedelt.

Das Kontrollflächennetz umfasst alle deut-

schen Bundesländer. Die Flächen sind unter-

schiedlich groß, im Mittel haben sie eine Größe

von 120 km². Bedingt durch die freie Wähl-

barkeit der Flächen (meist in der Nähe des

Wohnortes), die regional unterschiedliche

„Ornithologendichte“ und die wohl regional

unterschiedlich ausgeprägte Bereitschaft, sich

an überregionalen Projekten zu beteiligen, gibt

es im Nordwesten von Deutschland sowie in

weiten Teilen von Bayern, Baden-Württemberg

und Rheinland-Pfalz noch größere Lücken.

Lage und Ausdehnung der Kontrollfläche

sind von den Bearbeitern frei wählbar. Die ein-

mal festgelegte Fläche darf in ihren Grenzen

dann aber nicht mehr verändert werden, an-

dernfalls wird eine neue Kontrollfläche definiert.

Die Flächengröße hängt von der Landschafts-

struktur, den zu bearbeitenden Arten und der

den Bearbeitern zur Verfügung stehenden Zeit

ab. Von der Projektzentrale wird angestrebt,

dass die Kontrollflächen einerseits eine Größe

nicht überschreiten, die mit konstantem Auf-

wand in guter Qualität dauerhaft bearbeitet

werden kann, andererseits aber eine Mindest-

größe von 25 bis 30 km² nicht unterschritten

wird. Bewährt hat sich die Bearbeitung von

Messtischblättern (TK25) bzw. Messtischblatt-

Quadranten. Die klaren Kartenblattgrenzen

wirken dem Bestreben entgegen, sich ornitho-

logisch möglichst ergiebige Bereiche aus der Landschaft herauszusuchen und sind außerdem

unabhängig von wechselnden Verwaltungsgrenzen, d.h. langfristig eindeutig. ADEBAR-Kartierer,

die auf ihrer TK25 (oder einem TK25-Quadranten) über mehrere Jahre den Bestand der Greifvö-

gel und Eulen erfassen, sind herzlich eingeladen, sich am „Monitoring Greifvögel und Eulen“ zu

beteiligen.

Untersuchungsziel des Greifvogel- und Eulenmonitorings ist die (hinlänglich) genaue Erfassung

des Brutbestandes auf der gewählten Kontrollfläche, wobei der Verzicht auf die Erfassung von

Nichtbrüterrevieren toleriert wird.

Die Methoden der Bestandserfassung sind artbezogen sehr unterschiedlich: Während z. B.

für die genaue Kartierung baumbrütender Greifvögel die vorherige Horstsuche unabdingbar ist,

reicht für die Erfassung von Waldkäuzen eine exakte Revierkartierung mittels Klangattrappe

aus. Auch kann es für ein und dieselbe Art mehrere geeignete Methoden für die Erfassung des

Brutbestandes geben. Wird der Bestand hinlänglich genau erfasst, bleibt die Wahl der Methode

den Bearbeitern freigestellt, muss jedoch dokumentiert werden. Die Untersuchungen sind über

mehrere Jahre (mindestens zwei) durchzuführen. Während der Bearbeitungszeit dürfen Er-

fassungsmethode und Bearbeitungsintensität nicht verändert werden.

Im Sinne eines integrierten Monitorings sollen neben Angaben zum Bestand nach Möglich-

keit auch Angaben zur Reproduktion der festgestellten Paare erbracht werden, was weitere

Begehungen erfordert. Die zu erfassenden Parameter sind „Bruterfolg“ und möglichst auch die

„Anzahl der ausgeflogenen Jungvögel“. Angegeben werden muss, wie die Jungenanzahl ermit-

telt wurde (bei der Beringung, Zählen von Ästlingen).

Es ist nicht erforderlich, auf einer Kontrollfläche alle Greifvogel- und Eulenarten zu bearbeiten.

Die meisten Mitarbeiter untersuchen nur eine oder wenige Arten, was zum Teil auch durch Methodik

und Aufwand der Erfassungen bedingt ist. Es sollte besser eine Art gründlich, als dass alle Arten

nur halbquantitativ kartiert werden. Ein großer Bedarf besteht gegenwärtig an der Übernahme

weiterer Kontrollflächen zum Wespenbussard, zum Waldkauz und zur Waldohreule.

Da nicht auf allen Flächen alle Arten erfasst werden müssen, ist der Erfassungsgrad von Art

zu Art unterschiedlich. So wird alljährlich auf über 20.000 km² – das entspricht ca. 6 % der

Fläche der Bundesrepublik – der Bestand der Rohrweihe und des Schwarzmilans kartiert. Viel

kleiner ist dagegen mit ca. 4.500 km² die Fläche, auf der jährlich der Bestand des Waldkauzes

erfasst wird. 14 Arten (nicht dargestellt ist der Wanderfalke) werden im Rahmen des Projektes

jährlich auf über 5 % der Landesfläche Deutschlands reviergenau kartiert.

Das inhaltliche Potenzial der aggregierten Monitoringdaten sei hier am Beispiel von zwei

Arten vorgestellt:

Die Brutbestandsentwicklung des Schwarzmilans zeigt in Deutschland von 1988 bis 2004 auf

der Grundlage von 130 Kontrollflächen (die im Durchschnitt 7 Jahre untersucht wurden) und

insgesamt 4.711 erfassten Brutpaaren einen jährlichen Anstieg um 3,4 % ± 0,9 %. Betrachtet

man die Abbildung näher, so fällt auf, dass der größte Anstieg in den Jahren von 1996 bis 2002

stattfand. Dagegen war der Bestand von 1991 bis 1996 relativ konstant und auch jetzt, seit 2002,

scheint der Bestand sich auf einem konstanten Niveau zu halten, das aber um 40 % höher liegt

als Anfang der 1990er Jahre.

Ganz anders verhält sich die Situation beim Waldkauz: Der Brutbestand nahm von 1988 bis

2004 jährlich um 2,8 % ± 1,1 % ab. Dies ist das Ergebnis der Untersuchung von 114 Kontroll-

flächen mit 3.321 erfassten Brutpaaren. Im Mittel wurde jede Fläche 5 Jahre untersucht und bei

jeder Erfassung wurden im Mittel 6 Waldkauz-Brutpaare registriert.

Bei Betrachtung der Abbildung fällt sofort das Jahr 1997 als „Ausreißer“ auf. Der Winter von

1996 zu 1997 war sehr kalt und in weiten Teilen Deutschlands lag über mehrere Wochen eine

geschlossene Schneedecke. In der Folge herrschte ein „schlechtes Mäusejahr“ und viele Wald-

käuze (aber auch andere Arten, wie Mäusebussard, Schleiereule oder Raufußkauz) schritten

nicht zu Brut. Dass es sich wirklich nur um ein Aussetzen mit der Brut (und nicht um einen realen

Bestandsrückgang) gehandelt hat, ist erkennbar, wenn man sich die Entwicklung zum Folgejahr

anschaut: von 1997 zu 1998 stieg der Brutpaarbestand um über 50 %.

Was also das Monitoring Greifvögel und Eulen zum Erscheinen des „Atlas Deutscher Brut-

vogelarten“ beisteuern kann, sind 20jährige, teils sogar 25jährige Bestandsentwicklungskurven

für 19 von 24 regelmäßig in Deutschland brütenden Greifvogel- und Eulenarten!

Ubbo Mammen

Von 2000 bis 2004 im Rahmen des „MonitoringsGreifvögel und Eulen“ kartierte Fläche Deutschlands(in %). Blau markiert sind die Flächenanteile mitNachweisen der jeweiligen Art. Die meisten Flächenwurden über mehrere Jahre untersucht.

Brutbestandsentwicklung des Waldkauzes in Deutsch-land von 1988 bis 2004 (Berechnung mit demProgramm TRIM; 1994 = 100).

Brutbestandsentwicklung des Schwarzmilans inDeutschland von 1988 bis 2004 (Berechnung mit demProgramm TRIM; 1994 = 100).

Der Bestand des Schwarzmilans hat inDeutschland in den vergangenen 20 Jahrenstetig zugenommen.

Das „Monitoring Greifvögel und Eulen“ untersucht seit20 Jahren auch die Bestandsentwicklung des Wald-kauzes in Deutschland.

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Die Größe natürlicher Brutvogelpopulationen bestimmt sich durch die Zahl ihrer Mitglieder (z.B.

Brutpaare), die Fortpflanzungs- und Sterblichkeits- sowie die Zu- und Abwanderungsraten und

ihre Verteilung im Raum. Bestände sind nur dann längerfristig stabil, wenn genügend Individuen

vorhanden sind und wenn Zugänge (Geburten und Zuwanderer) und Abgänge (Todesfälle und

Abwanderer) im Gleichgewicht stehen.

Zur Aufdeckung von Gefährdungsfaktoren ist ein integriertes Erfassen (Monitoring) dieser

grundlegenden populationsdynamischen Kennwerte unverzichtbar. Während für See- und Küsten-

vögel und Greifvögel und Eulen derartige Monitoringprogramme bereits existieren, fehlte ein

solches Projekt für die Vielzahl unserer Kleinvögel. Deshalb haben die drei deutschen Beringungs-

zentralen (Institut für Vogelforschung „Vogelwarte Helgoland“, Wilhelmshaven; Beringungszentrale

Hiddensee in Stralsund; Max-Planck-Institut für Ornithologie, Vogelwarte Radolfzell, Radolfzell)

das gemeinsame Vorhaben „Integriertes Monitoring von Singvogelpopulationen“ begonnen mit

dem Ziel, jährliche Fortpflanzungs- und Überlebensraten von Kleinvögeln durch standardisierten

Netzfang mit konstantem Aufwand („constant effort“) systematisch zu erfassen.

Die Beringung ist die einzige Methode, mit der die Überlebens- und Wanderungsverhältnisse

vieler Vogelarten, insbesondere der Kleinvogelarten, untersucht werden können. Doch können

mit ihr auch die Populationsgröße und der Fortpflanzungserfolg bestimmt werden. Für das Ver-

ständnis der vielfältigen Ursachen von Bestandsveränderungen von Vogelarten ist die Beringung

deshalb unverzichtbar. Durch den Einsatz eines strikt standardisierten Netzfangs mit konstan-

tem Aufwand zur Brutzeit können detaillierte Angaben zu jährlichen Bestandsveränderungen

der Brutvögel über einen großen geografischen Raum gemacht werden. Die Anzahl gefangener

Jungvögel beschreibt den Bruterfolg. Wiederfänge von beringten Vögeln in verschiedenen Jahren

liefern Daten zur jährlichen Überlebensrate und ermöglichen genaue Abschätzungen der

Populationsgröße.

Der Netzfang erfolgt nach einer weitgehend standardisierten Methode, die sich an dem sehr

bewährten „Constant-Effort-Site“-Verfahren (CES) des Britsh Trust for Ornithology (BTO) in Groß-

britannien orientiert und in ein europaweites CES-Netzwerk eingebunden ist (http://

www.euring.org/research/CES_in_europe). Eine ausführliche Arbeitsanleitung steht bei den Vogel-

warten auf Anfrage zur Verfügung.

Aus praktischen Gründen werden Gebüsch-

biotope und andere Flächen mit vergleichs-

weise niedriger Vegetation, z. B. Röhrichte,

untersucht, da in diesen Lebensräumen der

standardisierte Netzfang effizient durchführbar

ist. Eine Probefläche muss möglichst so ge-

wählt werden, dass der Netzfang mit konstan-

tem Aufwand konsequent und längerfristig

durchgeführt werden kann. Voraussetzung für

den Erfolg eines solchen Monitorings ist näm-

lich, dass eine Probefläche mit gleicher Inten-

sität kontinuierlich für mehrere (mindestens

fünf) Jahre untersucht wird. Probeflächen dür-

fen nicht zu klein sein. Um Daten zur jährli-

chen Überlebensrate sinnvoll ermitteln zu kön-

nen, ist es wichtig, dass eine ausreichende An-

zahl an Vögeln gefangen werden kann: Ein

Gebiet ist geeignet, wenn dort von mehr als

drei Vogelarten mehr als 20 Altvögel pro Jahr

Integriertes Monitoring vonSingvogelpopulationen (IMS)Grundsätze und erste Ergebnisse

oder mehr als 100 Altvögel aller Singvogelarten zusammen oder einzelne, sonst weniger häufi-

ge Arten mit insgesamt mehr als 40 Altvögeln pro Jahr gefangen werden können.

Vor dem ersten Fang werden Netzstandorte und die Netzlänge je Standort festgelegt. Die

Standorte dürfen nachher weder innerhalb einer Saison noch zwischen Jahren geändert werden.

Diese Standortbestimmung erfolgt nach persönlichem Ermessen entsprechend der Habitatstruktur

und der Geländeeigenschaften.

An immer den gleichen Stellen und mit immer derselben Netzlänge und demselben Netztyp

wird von Anfang Mai bis Ende August jeweils einmal pro Dekade (10-Tage-Intervall) für jeweils 6

Stunden ab Morgendämmerung gefangen, insgesamt also an 12 Fangtagen.

Für eine erste Auswertung eines solchen Monitorings ist es erforderlich, dass eine genügen-

de Anzahl von Fangplätzen über mindestens fünf Jahre kontinuierlich betrieben worden sind.

Das IMS hat aus organisatorisch-strukturellen Gründen in Ostdeutschland (vor allem in Sach-

sen und Thüringen) schon früher begonnen. Mittlerweile liegen jedoch auch aus Westdeutsch-

land genügend viele und langfristig bearbeitete Fangplätze vor, so dass eine erste Analyse und

ein erster, vorsichtiger geografischer Vergleich möglich sind.

Zwei Beispiele von bereits achtjährigen Erfassungen aus Ostdeutschland sollen die Situation

verdeutlichen. Während bei der Dorngrasmücke die Fangzahlen integriert über alle Fangplätze,

abgesehen von jährlichen Schwankungen, in etwa über die Zeit ähnlich waren, nahmen die

Fangzahlen des Fitis weitgehend stetig ab. Die jährliche Fortpflanzungsrate, ausgedrückt über

den Anteil gefangener flügger Jungvögel an der Gesamtzahl gefangener Vögel der Art über alle

Fangplätze, scheint bei der Dorngrasmücke den Bestandserhalt zu sichern. Stark rückläufig

sind die Fortpflanzungsziffern dagegen beim Fitis. Sie dürften damit im Wesentlichen den

Bestandsrückgang in den Fangzahlen bestimmen.

Im geografischen Vergleich, auch wenn derzeit dafür nur wenige Jahre zur Verfügung stehen,

fällt auf, dass sowohl Dorngrasmücke wie Fitis an den westdeutschen Fangplätzen eher zuge-

nommen haben, wobei aber bei beiden Arten jüngst ebenfalls ein starker Rückgang zu sehen

ist.

Das „Integrierte Monitoring von Singvogelpopulationen“ mit dem standardisierten Fang- und

Wiederfang und der Beringung von Vögeln liefert, ergänzend zum bestehenden Bestands-

monitoring, sehr wertvolle Daten zu Fortpflanzungsraten und, sobald genügend lange Datenreihen

vorliegen, auch zu Überlebensraten, wie sie mit keinem anderen Monitoringvorhaben gewonnen

werden können. Damit kann eine vertiefte Ursachenanalyse durchgeführt werden, die ihrerseits

in effizientere Schutzmaßnahmen münden kann. Das „Integrierte Monitoring von Singvogel-

populationen“ sollte deshalb weiter ausgebaut werden und dabei sollte angestrebt werden,

möglichst viele der Fangplätze ortsgleich oder ortsnah zu bestehenden Monitoringflächen ein-

zurichten. Das Potential für ein erweitertes „Integriertes Monitoring von Singvogelpopulationen“

ist vorhanden. Es braucht vor allem aber die Anerkennung, dass Fang und Beringung unverzicht-

bar wichtige Instrumente im Artenschutz geworden sind.

Mit Blick auf das Atlasprojekt ADEBAR liegen die potenziellen Synergieeffekte mit dem

ebenfalls bundesweit organisierten „Integrierten Monitoring von Singvogelpopulationen“ auf der

Hand. Bereits heute können die seit Jahren betriebenen Fangplätze wichtige zusätzliche flächen-

bezogene Informationen für dieses Atlas-Vorhaben liefern. Der weitere, möglichst flächen-

deckende Ausbau der Fangplatzkulisse des „Integrierten Monitoring von Singvogelpopulationen“

und die dort gewonnenen Datenreihen werden so auch ADEBAR zugute kommen. Der

integrierte Ansatz des Vogelmonitorings mit seiner sehr spezifischen Aussagefähigkeit fügt sich

somit nahtlos in das Gesamtkonzept der avifaunistischen Bestandsaufnahme und des Vogel-

monitorings in Deutschland ein.

Franz Bairlein, Wolfgang Fiedler, Ulrich Köppen, Harald Dorsch †

Für das „Integrierte Monitoring von Singvogelpopulationen“ (IMS) werden nach standardisierter MethodeNetzfänge in gebüsch- und röhrichtreichen Gebieten durchgeführt. Jede Probefläche wird zwischen Anfang Maiund Ende August einmal pro Dekade (10-Tage-Intervall) 6 Stunden befangen.

Anzahl bearbeiteter IMS-Fangplätze in Ostdeutschland(Beringungszentrale Hiddensee) und Westdeutschland(Vogelwarte Helgoland und Vogelwarte Radolfzell).

Jährliche Veränderungen der Fangzahlen (Indexwerte)der Altvögel sowie jährlicher Anteil flügger Jungvögelan der Gesamtzahl gefangener Vögel am Beispiel vonDorngrasmücke (oben) und Fitis in Ostdeutschland.

Jährliche Veränderungen der Fangzahlen (Indexwerte)der Altvögel am Beispiel von Dorngrasmücke (oben)und Fitis in Ost- und Westdeutschland.

Die Fangzahlen der Dorngrasmücke sind auf denProbeflächen in Ostdeutschland in den letzten Jahrenstabil.

Beim Fitis ist nach einem Rückgang der Altvogel-bestände auch der Jungvogelanteil in Ostdeutschlandrückläufig.

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Page 19: Brutvögel in - Dachverband Deutscher Avifaunisten€¦ · Bemerkenswert ist nach wie vor das enorme Interesse unter den Avifaunisten am ADEBAR-Projekt. ... schutz und Reaktorsicherheit,

weitere Informationen

Der Nachhaltigkeitsindikatorfür die ArtenvielfaltEin Indikator für den Zustand von Natur und Landschaft

ACHTZIGER, R., STICKROTH, H. & ZIESCHANK, R. (2004):Nachhaltigkeitsindikator für die Artenvielfalt – ein Indi-kator für den Zustand von Natur und Landschaft inDeutschland. – Angewandte Landschaftsökologie 63:137 S.

ACHTZIGER, R., STICKROTH, H., ZIESCHANK, R., WOLTER, C. &SCHLUMPRECHT, H. (2007): F+E-Projekt „Nachhaltigkeits-indikator für den Naturschutzbereich“ – Phase 2. End-bericht Teil A: Nachhaltigkeitsindikator für die Arten-vielfalt. – Unveröff. Forschungsbericht im Auftrag desBfN (FKZ 804 86 010): 196 S.

BMU – BUNDESMINISTERIUM FÜR UMWELT, NATURSCHUTZ UNDREAKTORSICHERHEIT; Hrsg. (2005): Nationale Strategie zurbiologischen Vielfalt – Entwurf. – Bundesministeriumfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Bonn:159 S.

BUNDESREGIERUNG (2002): Perspektiven für Deutschland.Unsere Strategie für eine nachhaltige Entwicklung. –Presse- und Informationsamt der Bundesregierung,Berlin: 235 S. (www.bundesregierung.de/nsc_true/Content/DE/__Anlagen/perspektiven-fuer-deutschland-langfassung,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/perspektiven-fuer-deutschland-langfassung).

BUNDESREGIERUNG (2004): Fortschrittsbericht 2004. Pers-pektiven für Deutschland. Unsere Strategie für einenachhaltige Entwicklung. – Presse- und Informations-amt der Bundesregierung, Berlin: 240 S. (www.bundesregierung.de/nsc_true/Content/DE/__Anlagen/fortschrittsbericht-2004,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/fortschrittsbericht-2004).

STATISTISCHES BUNDESAMT; Hrsg. (2007): Nachhaltige Ent-wicklung in Deutschland. Indikatorenbericht 2006. –Statistisches Bundesamt, Wiesbaden: 59 S. (www.destatis.de/download/d/ugr/Internet_Nachhaltigkeit.pdf)

Der Mittelspecht ist eine von elf Indikatorarten für denLebensraumtyp Wald.

Aufbau des Nachhaltigkeitsindikators für die Artenvielfalt (Quelle: ACHTZIGER et al. 2007, Photos: M. HOLZE und www.photocase.de).

Die Dohle steht neben weiteren Arten repräsentativfür den Lebensraumtyp Siedlungen.

Der Nachhaltigkeitsindikator für die Artenvielfalt (NHI) bildet als hochaggregierter Zustandsindikator die

Qualität von Natur und Landschaft in Deutschland ab. Für die Berechnung des Indikators wird die Entwick-

lung der Bestände von 59 ausgewählten Vogelarten erfasst, die die wichtigsten Landschafts- und Lebens-

raumtypen sowie Landnutzungen in Deutschland repräsentieren (Agrarland, Wälder, Siedlungen, Binnen-

gewässer, Küsten und Meere sowie die Alpen). Die Größe der Bestände spiegelt direkt die Eignung der

Landschaft als Lebensraum für die ausgewählten Vogelarten wider. Da neben Vögeln auch viele andere

Arten an eine reichhaltig gegliederte Landschaft mit intakten, nachhaltig genutzten Lebensräumen ge-

bunden sind, bildet der Indikator indirekt auch die Artenvielfalt und die Nachhaltigkeit der Landnutzung ab.

Für die ausgewählten Vogelarten werden – sieht man von lokalen bestandsstützenden Maßnahmen für

den Steinkauz einmal ab – keine speziellen Artenhilfsprogramme durchgeführt. Daher sind Aussagen über

den Zustand der normal genutzten Landschaft möglich.

Die Bilanzierung des NHI beruht auf empirischen Daten aus dem Monitoring häufiger Brutvögel des

Dachverbandes Deutscher Avifaunisten (DDA) und weiteren Programmen zur Vogelbeobachtung. Die

bundesweiten Erhebungen liefern Datenreihen, die im Jahr 1990 beginnen und seitdem jährlich fort-

geschrieben werden. Für die Jahre 1970 und 1975 wurden historische Vergleichswerte rekonstruiert, die

einen Anhaltspunkt geben, wie groß die Vogelbestände in Deutschland vor 30 Jahren gewesen sind. Für

die Zielwertbildung hat ein Expertengremium für jede einzelne Vogelart einen Bestandswert für das Jahr

2015 festgelegt, der erreicht werden kann, wenn die gesetzlichen Vorgaben im Naturschutz und die Leit-

linien einer nachhaltigen Entwicklung vollständig umgesetzt werden.

Die Vogelarten des NHI wurden in Zusammenarbeit mit den Staatlichen Vogelschutzwarten der Länder

und dem DDA ausgewählt. Nach Normierung der im Jahre 2015 angestrebten Bestandszahlen aller aus-

gewählten Arten auf 100 % kann die prozentuale Abweichung von diesem Wert für einzelne Jahre berech-

net werden. Der arithmetische Mittelwert der Zielerreichungsgrade der Arten eines Hauptlebensraumtyps

bildet den Wert eines Teilindikators. Aus den Teilindikatoren wird – gewichtet nach dem Anteil des Haupt-

lebensraumtyps an der Gesamtfläche Deutschlands – der Gesamtindikator jährlich berechnet. Verbessert

sich die Qualität der Lebensräume der Indikatorarten in Folge einer Einführung nachhaltiger Nutzungs-

formen oder auf Grund des Wegfalls von Eingriffen, drückt sich dies in zunehmenden Bestandszahlen der

Indikatorarten und in einem positiven Trend des Gesamtindikators aus.

Der NHI dient der Politikberatung. Er dokumentiert Erfolge und Fehlentwicklungen bei der Sicherung

der Artenvielfalt. Er beantwortet somit die Frage, ob die Bemühungen gesellschaftlicher Akteure zur Ver-

besserung des Zustandes von Natur und Landschaft erfolgreich sind oder ob insgesamt Handlungsbedarf

besteht. Aus der positiven oder negativen Steigung des Indikatorverlaufs kann auch abgelesen werden,

wie groß dieser Handlungsbedarf in etwa ist. Der NHI erlaubt jedoch keine detaillierten Aussagen zu den

Ursachen von Fehlentwicklungen. Er kann aber verdeutlichen, in welchen Hauptlebensraumtypen sich

Fehlentwicklungen konzentrieren. Ebenso können konkrete Einzelmaßnahmen zur Verbesserung der

Situation nicht abgeleitet werden.

Der NHI ist der wichtigste Naturschutzindikator in der nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt

(BMU 2005). Er ist ebenfalls Teil der Indikatorensets in der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie (BUNDES-

REGIERUNG 2002), des Umweltkernindikatorensystems des Bundes (KIS), der Länderinitiative Kernindikatoren

(LIKI) und des Umwelt-Barometers des Umweltbundesamtes. Er wurde im Rahmen zweier F+E-Vorhaben

des BfN entwickelt und konsolidiert (ACHTZIGER et al. 2004, 2007). Der NHI wird regelmäßig in Fortschritts-

und Indikatorenberichten zur nationalen Nachhaltigkeitsstrategie bilanziert (u. a. BUNDESREGIERUNG 2004,

STATISTISCHES BUNDESAMT 2007).

Der Wert für die Artenvielfalt lag im Jahr 1990 deutlich unter den Werten, die für die Jahre 1970 und

1975 rekonstruiert wurden. In den folgenden 15 Jahren hat sich der Indikatorwert dagegen kaum noch

verändert. Im Jahr 2005 lag er bei 74 % des Zielwerts für 2015. Somit zeigt sich, dass der rasante Arten-

rückgang im Verlauf der 70er und 80er Jahre gebremst wurde. Angesichts der Entwicklung in den

vergangenen Jahren kann das Ziel zum vorgegebenen Zeitpunkt ohne zusätzliche Anstrengungen nicht

erreicht werden. Neben der Umsetzung der Leitlinien zur nachhaltigen Entwicklung ist daher eine konse-

quente Berücksichtigung von Naturschutzbelangen in allen Bereichen der Politik erforderlich.

Die wichtigsten Ursachen für den Rückgang der Artenvielfalt sind die Intensivierung der land- und

forstwirtschaftlichen Nutzung, die Zerschneidung und Zersiedelung der Landschaft, die Zerstörung von

Biotopen sowie Stoffeinträge (v. a. Schad- und Nährstoffe). Übereinstimmend mit Beobachtungen aus

anderen Ländern Europas war von 1970 bis 1990 ein besonders starker Rückgang des Wertes für den

Teilindikator „Agrarland“ festzustellen – bedingt durch die Intensivierung der Landwirtschaft. Die Teilindikatoren

für die anderen Lebensraumtypen änderten sich in diesem Zeitraum in deutlich geringerem Maße.

Seit 1990 stagnieren die Teilindikatoren für Agrarland, Wälder und Küsten/Meere. Die Fördermaßnahmen

im Agrar- und Forstbereich müssen daher stärker und zielgerichteter als bisher auf die Erhaltung und

Förderung der Artenvielfalt ausgerichtet werden. Die Teilindikatoren für Siedlungen und Alpen zeigen seit

1990 jeweils einen leichten Abwärtstrend. Im Siedlungsbereich ist dieser negative Trend auf Verluste an

naturnahen Flächen und dörflichen Strukturen zurückzuführen. In den Alpen wirkten sich die Ausweitung

von Siedlungen, die Intensivierung der Landwirtschaft und die Aufgabe traditioneller Bewirtschaftungs-

formen (z. B. auf Almen) negativ aus. Dagegen zeigt der Teilindikator für Binnengewässer eine leicht

positive Entwicklung, was im Zusammenhang steht mit einer vielerorts deutlichen Verbesserung der Wasser-

qualität.

Eine große Artenvielfalt an Tieren und Pflanzen ist eine wesentliche Voraussetzung für einen leistungs-

fähigen Naturhaushalt und bildet eine wichtige Lebensgrundlage des Menschen. Zur Erhaltung der histo-

risch gewachsenen Vielfalt an Arten und Lebensräumen reicht Naturschutz allein auf besonders geschütz-

ten Flächen nicht aus. Es sind nachhaltige Formen der Landnutzung in der Gesamtlandschaft und ein

schonender Umgang mit der Natur erforderlich. Naturschutzbelange müssen in Zukunft noch wesentlich

stärker in alle Politikbereiche integriert werden. Der NHI macht mit Hilfe der Bestandsdaten repräsentativer

Vogelarten den Erfolg dieser Bemühungen in Deutschland messbar.

Ulrich Sukopp

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Page 20: Brutvögel in - Dachverband Deutscher Avifaunisten€¦ · Bemerkenswert ist nach wie vor das enorme Interesse unter den Avifaunisten am ADEBAR-Projekt. ... schutz und Reaktorsicherheit,

Im ersten Bericht über die „Brutvögel in Deutschland“ haben wir über die Gründe der Heinz

Sielmann Stiftung berichtet, ADEBAR zu unterstützen. Wir haben damals auch die Zuversicht

geäußert, bereits aus den Daten des Pilotatlasses konkrete Maßnahmen zum Schutz seltener

Vogelarten ableiten zu können. Für zwei Projekte ist inzwischen der Startschuss gefallen, d.h.

sie werden seit 2006 von der Heinz Sielmann Stiftung finanziell gefördert. Über sie soll an dieser

Stelle berichtet werden, denn sie sind sichtbarer Beleg dafür, dass ADEBAR nicht nur Zahlen-

werk, sondern auch Anlass für konkrete Maßnahmen ist.

Neben der Durchführung eigener Projekte, fördert die Heinz Sielmann Stiftung seit ihrer Gründung

auch Naturschutzvorhaben anderer. Im Prüfungsverfahren werden auf der Basis einer fach-

lichen Bewertung sowie der verfügbaren Mittel Projekte ausgewählt und gefördert. Einzelheiten

zu den jeweiligen Rechten und Pflichten werden per Vereinbarung geregelt. Für eine Förderung

kommen ausschließlich gemeinnützige Partner in Frage – so will es die Abgabenordnung, die

das steuerliche Gebaren unter anderem von Stiftungen regelt.

Mit dem Pilotatlas wurden für zwölf seltene Brutvogelarten aktuelle Bestandsdaten für die gesamte

Republik präsentiert. Gleichzeitig wurden für einen Teil dieser Arten Vorschläge für Schutz-

maßnahmen vorgelegt, die wir der erforderlichen Prüfung unterzogen haben. Dieser Auswahl-

prozess fokussierte schließlich auf je ein Vorhaben zum Schutz des Steinkauzes sowie des

Bienenfressers.

Aus den vorliegenden Vorschlägen für Steinkauz-Projekte entschieden wir uns für ein Engage-

ment im hessischen Main-Kinzig-Kreis. Denn hier brüten derzeit etwa 240 Brutpaare des Stein-

kauzes. Sie stellen ein Drittel des hessischen Brutbestands dar und sind damit ein wichtiger

Verbreitungsschwerpunkt. Die im Pilotatlas publizierten Zahlen belegen auch die über Hessen

hinausreichende Bedeutung dieses Vorkommens, das daher nicht hoch genug eingeschätzt

werden kann. Sind doch gerade hohe Populationsdichten Garant für positive Bestandsprognosen.

Solche vitalen Populationen sind zudem die Quelle, aus der abwandernde Jungvögel zur Be-

siedlung verwaister, ehemaliger Vorkommensgebiete beitragen.

Der konkrete Bedarf im Main-Kinzig-Kreis orientierte auf den Ersatz von 300 altersbedingt

abgängigen Niströhren sowie der Pflanzung von 100 hochstämmigen Obstbäumen. Die Kosten

wurden mit 20.000 EUR zur Anschaffung der Nisthilfen und Obstbäume beziffert. Als Projekt-

träger fungiert die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON).

Vor Ort wird das Vorhaben engagiert von dem HGON-Mitglied Werner Peter umgesetzt, der

bereits im ersten Jahr des auf zwei Jahre angelegten Projekts 202 Nisthilfen ausgebracht hat.

Ein Teil der Niströhren wurde noch vor Beginn der Brutsaison montiert, und in 31 Nisthilfen

wurden Junge großgezogen. Zwar war aufgrund des schlechten Mäusejahrs der Bruterfolg mit

nur 38 Jungvögeln gering. Den Erfolg des Projekts stellt dieses Ausnahmejahr jedoch nicht in

Frage.

Eine einfache Rechnung verdeutlicht, was mit diesem Projekt verwirklicht werden kann: Wenn

im Durchschnitt jährlich in jeder dritten Nisthilfe zwei Jungvögel großgezogen werden, so sind

dies bei einer Lebensdauer der Nisthilfen von 20 Jahren immerhin 4.000 Steinkäuze, die hier

flügge werden! Eine beeindruckende Zahl.

Für uns erfreulich war aber nicht zuletzt auch die Tatsache, dass die Nisthilfen in einer Aus-

bildungsstätte für Schwererziehbare hergestellt wurden. So dient dieses Projekt nicht nur dem

Artenschutz, sondern auch sozialen Belangen.

Von Daten zu TatenDer Brutvogelatlas ist Anlass für zwei Naturschutzprojekte derHeinz-Sielmann-Stiftung

Ein zweites aus dem Pilotatlas resultierendes Vorhaben fokussiert auf den Bienenfresser. Diese

Art, die in den letzten ca. 15 Jahren eine erstaunliche Arealerweiterung nach Norden vollzogen

hat, besiedelt Deutschland derzeit in zwei Verbreitungsschwerpunkten. Neben dem südwestli-

chen Baden-Württemberg sind dies im Regenschatten des Harzes gelegene Regionen Sach-

sen-Anhalts. Der limitierende Faktor für eine weitere Ausbreitung dieser attraktiven Art wird nicht

zuletzt das Vorkommen geeigneter Brutmöglichkeiten sein. Der Sicherung beziehungsweise

Herstellung von Steilwänden mit geeignetem Substrat kommt daher besondere Bedeutung zu.

Nach anfänglicher Liebäugelei mit einem Vorhaben in Sachsen-Anhalt entschieden wir uns

schließlich für ein Projekt im westlichen Bodenseegebiet. Hier, im Projektgebiet des Biotop-

verbunds Bodensee, einem Großprojekt der Heinz Sielmann Stiftung, wurden jüngst zwei Paare

des Bienenfressers nachgewiesen, die in einem Erdaufschluss erfolgreich ihre Brut aufzogen.

Obwohl die Brutwand schon im nächsten Winter eingeebnet wurde, sehen wir deshalb gute

Chancen, den Bienenfresser dauerhaft als Brutvogel in der Region zu etablieren.

Als Projektgebiet steht eine in Teilbereichen nicht mehr genutzte Tongrube zur Verfügung.

Hier bot sich die Möglichkeit, eine größere Steilwand herzustellen. Diese Wand wird zum Beginn

der kommenden Brutzeit fertig gestellt sein und bietet dann neben dem Bienenfresser eventuell

auch Uferschwalben und außerdem einer Vielzahl von solitären Wildbienenarten und anderen

Hautflüglern Nistgelegenheit. Der Fuß der Steilwand wird als temporäres Flachgewässer gestal-

tet, was weiteren Arten neuen Lebensraum bieten kann.

Als Projektträger fungiert in diesem Fall eine Kommune, die in der Tongrube noch weitere

Vorhaben des Naturschutzes, aber auch der Umweltbildung realisieren wird. Letztlich soll nach

Abschluss der bergbaulichen Nutzung das gesamte Areal zu diesen Zwecken genutzt werden.

Unter diesen Bedingungen sehen wir die zur Herstellung der Steilwand benötigten 15.000 EUR

gut angelegt.

Sowohl Steinkauz als auch Bienenfresser grenzen in Deutschland an den Nordrand ihrer Ver-

breitung. Sie sind daher sicher nicht zu den Arten zu zählen, die bei uns bedingt durch die

prognostizierte Klimaerwärmung zu den Verlierern gehören werden. Ganz im Gegenteil ist gera-

de die aktuelle Bestandsentwicklung des Bienenfressers ein deutlicher Hinweis darauf, dass er

schon jetzt von den wärmeren Sommern profitiert.

Auch beim Steinkauz werden Arealerweiterungen durch wärmere Sommer, aber auch schnee-

ärmere Winter erleichtert, sofern er in bislang nicht besiedelten Gebieten geeignete Lebens-

räume mit einem ausreichenden Nistplatzangebot vorfindet. Da Wiederansiedlungen dieser Art

bislang durchweg kaum Erfolg hatten, ist eine Strategie, die eine natürliche Ausbreitung des

Steinkauzes zum Ziel hat, sicherlich Erfolg versprechender. Vor diesem Hintergrund sind Maß-

nahmen in den Optimalgebieten zur Sicherung einer hohen Reproduktionsrate in Verbindung

mit Maßnahmen in den jeweiligen Peripherien geeigneter, als kostenintensive Zucht- und Aus-

wilderungsprogramme.

Solche Vorhaben benötigen viel Geduld, Zeit und Geld, vor allem aber eine großräumige Ab-

stimmung zutreffender Maßnahmen. Da der Steinkauz schon lange hohe Sympathiewerte bei

Naturschützern genießt, steht jedoch zu hoffen, dass das erforderliche Mindestmaß an strate-

gischer Abstimmung erreicht werden kann und sich vermutlich sogar von selbst ergibt. Dass

gerade ornithologisch Interessierte eine hohe Motivation zeigen, sich für ihr Interessensgebiet

zu engagieren, belegt nicht zuletzt und ganz aktuell der hohe ehrenamtliche Einsatz zur Erhebung

der Daten zur Erstellung des Brutvogelatlas.

Der Brutvogelatlas hätte sein Ziel jedoch verfehlt, wenn nur der ehrenamtliche Naturschutz

die vielen Daten zur Kenntnis nimmt. Auch die öffentliche Hand ist gefordert, die neuen Erkennt-

nisse bei den ihr zur Verfügung stehenden Instrumenten des Naturschutzes sowie der Land-

schaftspflege und -entwicklung in konkretes Handeln umzusetzen.

Wir wünschen uns, dass aus ADEBAR noch eine Vielzahl weiterer Projekte generiert werden

können, die durch eine ebenso große Vielzahl von Projektträgern und Mittelgebern umgesetzt

werden. Wenn nicht zuletzt durch solche Projekte der Rückgang verschiedener Arten nicht nur

aufgehalten, sondern eventuell sogar umgekehrt werden kann, hat ADEBAR sein Ziel erreicht.

In diesem Sinne wünschen wir allen Aktiven viel Freude bei der Erfassung unserer Vogelbestände.

Walter Stelte, Ulrich Simmat

ADEBAR-Pilotatlas gab den Anstoß: In Hessen fördertdie Heinz Sielmann Stiftung ein Projekt zur Aus-bringung von Nistkästen und zur Habitatverbessung inLebenräumen des Steinkauzes.

Von der ADEBAR-Karte zum Naturschutzprojekt: ImBodenseegebiet wird die Schaffung von Brutplätzenfür den Bienfresser gefördert.

Verbreitung des Bienenfressers 2002-2004.Verbreitung des Steinkauzes 1999-2003.

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Page 21: Brutvögel in - Dachverband Deutscher Avifaunisten€¦ · Bemerkenswert ist nach wie vor das enorme Interesse unter den Avifaunisten am ADEBAR-Projekt. ... schutz und Reaktorsicherheit,

Als ursprünglicher Felsbewohner hat der Turmfalke lange Zeit von der Ausweitung der Dörfer

und Städte profitieren können. Kirchtürme, höhere Gebäude, Scheunen oder auch Brücken haben

ihm einen zusätzlichen Lebensraum eröffnet. Früher fehlte er in kaum einer Ortschaft. Doch wie

steht es heute um ihn? Nicht nur in Dörfern und Städten sind geeignete Brutplätze selten

geworden, auch die sie umgebende Feldflur hat sich in den letzten Jahren teilweise stark

verändert. Turmfalken benötigen eine abwechslungsreiche Landschaft, in der es noch reichlich

Mäuse und anderes Kleingetier gibt.

Inzwischen zur Tradition geworden sind bundesweite Sondererfassungen zum „Vogel des

Jahres“. 2007 haben der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und der Dachverband Deutscher

Avifaunisten (DDA) gemeinsam zur bundesweiten Erfassung der Brutbestände des Turmfalken

aufgerufen. Mit im Boot ist auch der Förderverein für Ökologie und Monitoring von Greifvogel-

und Eulenarten, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Bestandsentwicklung der Greifvogel-

und Eulenarten in Deutschland zu verfolgen. Der Förderverein koordiniert zudem die Beteiligung

des Deutschen Jagdschutz-Verbandes. Das Besondere an der diesjährigen Aktion: Die Aktion

zum Jahresvogel wird erstmals in das bundesweite ADEBAR-Projekt eingebettet sein.

Wir rufen alle ADEBAR-Kartierer auf, sich an der Jahresvogelerfassung zu beteiligen. Sie

leisten damit nicht nur einen wertvollen Beitrag für einen erfolgreichen Natur- und Vogelschutz,

sondern helfen auch, wichtige Fragen zur Auswertung der erhobenen Daten für mittelhäufige

Arten, den sogenannten „ADEBAR-Arten“ auf den Meldebögen, zu beantworten.

Und so geht’s:

1. Untersuchungsgebiet auswählenGefragt ist die von Ihnen ermittelte oder geschätzte Revierpaarzahl auf der von Ihnen bearbeiteten

TK25 oder dem TK25-Quadranten.

2. Kartierstrecke festlegenAuf der von Ihnen kartierten TK25 (oder einem oder mehreren TK25-Quadranten) ermitteln Sie

den Turmfalkenbestand nach der Ihnen bekannten ADEBAR-Erfassungsmethode. Bei den

Kartierungen sollten Sie beachten, dass sowohl offenes Kulturland als auch Siedlungsgebiete in

ausreichendem Umfang erfasst werden. In kleineren Gehölzen werden nicht selten Baumnester

anderer Arten (z. B. der Rabenkrähe) bezogen. Geschlossene Wälder werden vom Turmfalken

nur in Randbereichen besiedelt.

Zusätzlich sollen in Dörfern und Städten markant herausragende Gebäude wie Kirchen,

Scheunen, Türme oder Ruinen gezielt aufgesucht und auf Turmfalken-Vorkommen hin überprüft

werden. Auch Brückenbauwerke und Strommasten dienen den Falken oft als Nistplatz. Bitte

beachten Sie, dass exponierte Gebäude gelegentlich auch mehrere Brutpaare beherbergen

können.

3. KartierzeitraumIdeale Erfassungstermine sind:

1. Termin: Anfang April

2. Termin: Mitte April bis Anfang Mai

3. Termin: Anfang bis Ende Juni

Es können aber auch davon abweichende Kartiertermine gewählt werden, sie sollten jedoch

mindestens 7 Tage auseinander liegen.

An den beiden ersten Terminen ist hauptsächlich auf balzende Turmfalken zu achten, also

auf Flugjagden zwischen Männchen und Weibchen, Balzfütterungen sowie auf Beuteflüge zum

Nistplatz (Richtung notieren!). An Gebäuden oder auch in der Feldflur sind Rufreihen oder ver-

schiedene Lautäußerungen der Altvögel ein sicheres Indiz für ein

Brutrevier. Bitte notieren Sie auch sitzende Falken auf Strom-

masten, Stromleitungen und Bäumen bzw. suchen Sie beim Kar-

tieren solch exponierte Sitzwarten nach den Falken ab.

Zu den sichersten Kennzeichen eines besetzten Brutplatzes

gehört die Beobachtung Beute eintragender Männchen mit an-

schließender Übergabe an das brütende Weibchen. Weil dies aber

nur drei- bis fünfmal am Tag stattfindet, ist die Besetzung nicht

einsehbarer Nester oder Nistkästen oftmals nicht einfach zu klä-

ren. Im Siedlungsbereich kann daher auch die Befragung von An-

wohnern oder bei der Kirchengemeinde zu hilfreichen Informatio-

nen führen.

Bei der letzten Kontrolle im Juni sollte vor allem auf Bettelrufe

von fast flüggen oder gerade ausgeflogenen Jungvögeln geachtet

werden. Größere Jungvögel sitzen dann oft schon vor der Brut-

nische oder dem Nistkasten.

Die günstigste Tageszeit für solche Begehungen ist frühmorgens

und abends. Tage mit windigem oder regnerischem Wetter sind

zur Kartierung nicht geeignet.

Bitte nehmen Sie an dieser Umfrage auch teil, wenn Sie „Ihre“

TK25 (oder TK25-Quadranten) bereits in den Vorjahren erfasst

haben. Geben Sie dann das Jahr der Erfassung auf dem Fragebo-

gen an.

4. Beobachten und KartierenAls ADEBAR-Mitarbeiter besitzen Sie bereits eine Topographische

Karte im Maßstab 1: 25.000. In eine Kopie dieser Karte übertra-

gen Sie Ihre Turmfalkenbeobachtungen, die Sie während der ADE-

BAR-Kartierungen gemacht haben, z. B. Angaben über das Ver-

halten der Vögel einschließlich ihrer Flugrichtungen. Brutplatz und

Jagdrevier können durchaus etliche Hundert Meter auseinander

liegen.

Verwenden Sie für jeden Ihrer Kontrollgänge eine eigene Farbe, dies wird Ihnen die Zusammen-

fassung der Beobachtungsdaten zu einzelnen Revieren erleichtern. Hilfreich ist es auch, die Art

der Beobachtung genauer festzuhalten (Einzelvogel, Pärchen, Balzverhalten, Vogel mit Beute,

rufende oder flügge Jungvögel). Hierfür können Sie geeignete Abkürzungen verwenden. Notieren

Sie bei Nestfunden auch die Art des Brutplatzes (Gebäudetyp oder Mauer mit Nische, Nistkasten-

brut, Baumbrut, Brut auf Gittermast) für die späteren Auswertungen.

5. AuswertungNach den Eintragungen Ihrer Beobachtungen und nach der eventuell ergänzenden Kontakt-

aufnahme mit Kirchenvertretern, Landwirten oder anderen Ortskundigen, bestimmen Sie die

Zahl der Turmfalkenpaare. Dort wo die Ermittlung der Revierzahlen auf Schwierigkeiten stößt,

kreuzen Sie auf dem Meldebogen die Bitte um Überprüfung der Daten an und legen Sie eine

Kopie der Karte mit den eingetragenen Beobachtungen bei.

Bitte verwenden Sie für jede TK25 / jeden TK25-Quadranten einen eigenen Meldebogen.

Das vereinfacht die Endauswertung aller Einsendungen. Einen heraustrennbaren Meldebogen

finden Sie am Ende der Broschüre.

Turmfalken-KartierungBundesweite Erfassung des „Vogel des Jahres 2007“ alsgemeinsames Projekt von NABU, DDA und dem Förderverein fürÖkologie und Monitoring von Greifvogel- und Eulenarten

38 39

Vogel des Jahres 2007: der Turmfalke.

Stadtbewohner müssen zusammen rücken: Ringeltaube und Turmfalke als Brutnachbarn.

Schicken Sie den Turmfalken-Meldebogen zusammen mit den Kopien Ihrer TK25 / Ihres TK25-

Quadranten bitte bis 31. August 2007 an die:

DDA-Geschäftsstelle

Zerbster Str. 7

39264 Steckby

Bei Rückfragen zur Turmfalken-Kartierung wenden Sie sich bitte an die DDA-Geschäftsstelle

([email protected]).

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Impressum

ISBN: 978-3-9811698-0-5

Gedeon, K., A. Mitschke & C. Sudfeldt; Hrsg. (2007):

Brutvögel in Deutschland. Zweiter Bericht. Hohenstein-Ernstthal.

© Stiftung Vogelmonitoring Deutschland

Geschäftsstelle

Postfach 1129

D-09331 Hohenstein-Ernstthal

[email protected]

Erscheint im Eigenverlag des Dachverbandes Deutscher Avifaunisten e.V.

SATZ UND LAYOUT: Christoph Grüneberg, Münster

KARTOGRAFIE: Christoph Grüneberg, Münster

DRUCK: Mugler Druck-Service, Hohenstein-Ernstthal

TITELBILD: Paschalis Dougalis

FOTOS: Sven Achtermann (4, 8, 16, 17, 21, 26, 27, 29, 32 oben, 33, 35, 38, 39)

Berndt Fischer (13, 15, 22, 23, 24, 30, 31, 34, 36, 37)

Stefan Fischer (25, 32 unten)

Susanne Hoffmann (3. Umschlagseite)

Matthias Kramer (12)

Thorsten Krüger (20)

Torsten Langgemach (10)

Heiko Menz (2. Umschlagseite)

Christoph Moning (18)

Oliver Nüssen (28)

Lutz Ritzel (14)

Hendrik Weindorf (19)

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DDA-Schriftenversand

Regina Kronbach

Am Hohen Hain 4d

09212 Limbach-Oberfrohna

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Tel.: 03722 - 91819

Schutzgebühr 7,00 Euro zzgl. Porto/Versand

Im Sinne leichterer Lesbarkeit wird in dieser Broschüre meist nur die männliche Bezeichnung für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiteretc. verwendet, wobei immer auch die weibliche mitverstanden werden soll.

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