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1 Cabora Bassa ein Großprojekt der HGÜ Darstellung des Projekts Herbert Pesch, Frankfurt am Main Inhalt 1. Arge HGÜ und 400-kV-Forschungsgemeinschaft...................................................................... 2 2. Aufgabenstellung ........................................................................................................................ 2 3. Gesamtkonzept ............................................................................................................................ 3 4. Stationslayout .............................................................................................................................. 5 5. Thyristorventile ........................................................................................................................... 7 6. Ventilperipherie ........................................................................................................................ 11 7. Überspannungsschutz ............................................................................................................... 12 8. Überstromschutz ....................................................................................................................... 13 9. Regelsystem .............................................................................................................................. 14 10. Stationäres Betriebsverhalten.................................................................................................... 18 11. Dynamisches Betriebsverhalten ................................................................................................ 18 11.1 Betriebliche Schaltvorgänge ............................................................................................ 18 11.2 Häufige Fehlerfälle .......................................................................................................... 19 11.3 Seltene Fehlerfälle ........................................................................................................... 21 12. Termine, Ergebnisse, Konsequenzen ........................................................................................ 23 13. Literatur..................................................................................................................................... 24

Cabora Bassa ein Großprojekt der HGÜ Darstellung des Projekts · Bild 12 Thyristormodul mit 2 x 7 Scheibenthyristoren; Quelle: Autor Während der Projektlaufzeit wurden die Scheibenthyristoren

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1

Cabora Bassa – ein Großprojekt der HGÜ

Darstellung des Projekts

Herbert Pesch, Frankfurt am Main

Inhalt

1. Arge HGÜ und 400-kV-Forschungsgemeinschaft ...................................................................... 2

2. Aufgabenstellung ........................................................................................................................ 2

3. Gesamtkonzept ............................................................................................................................ 3

4. Stationslayout .............................................................................................................................. 5

5. Thyristorventile ........................................................................................................................... 7

6. Ventilperipherie ........................................................................................................................ 11

7. Überspannungsschutz ............................................................................................................... 12

8. Überstromschutz ....................................................................................................................... 13

9. Regelsystem .............................................................................................................................. 14

10. Stationäres Betriebsverhalten .................................................................................................... 18

11. Dynamisches Betriebsverhalten ................................................................................................ 18

11.1 Betriebliche Schaltvorgänge ............................................................................................ 18

11.2 Häufige Fehlerfälle .......................................................................................................... 19

11.3 Seltene Fehlerfälle ........................................................................................................... 21

12. Termine, Ergebnisse, Konsequenzen ........................................................................................ 23

13. Literatur ..................................................................................................................................... 24

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1. Arge HGÜ und 400-kV-Forschungsgemeinschaft

Die drei Partnerfirmen der Arbeitsgemeinschaft (Arge) HGÜ, nämlich AEG, BBC und Siemens,

hatten sich 1967 in einer klaren und weitsichtigen Entscheidung von der herkömmlichen

Quecksilberdampftechnik für HGÜ-Stromrichter abgewandt und auf die Entwicklung von

Thyristorventilen konzentriert.

Die Arge HGÜ war ein Entwicklungsgremium für die HGÜ-Technik auf Thyristorbasis, bei der

die 400-kV-Forschungsgemeinschaft in Mannheim-Rheinau eine wichtige Rolle spielte. Diese

stellte eine Spannungs- und Leistungsprüfanlage für die Ventile zur Verfügung ebenso wie eine

Modellanlage für die Untersuchung von Steuer-, Regel- und Schutzkonzepten. Hinzu kam die

Gleichstrom-Hochspannungsprüfanlage für Isolatoren im Rheinauer Dossenwald.

2. Aufgabenstellung

Von dem Inselkraftwerk am Sambesi sollte so viel Energie über zwei 1.420 km lange monopolare

Leitungen nach Südafrika geliefert werden, dass im Nennbetrieb 1.750 MW auf der 275-kV-Ebene

ins Netz gespeist werden:

Das System wird mit Nennlast als Grundlast betrieben. Im Fall von Störungen im Empfangsnetz

soll es ausgleichend wirken, und zwar im gesamten Leistungsbereich. Ähnlich soll es auf der

Gleichrichterseite bei Kraftwerksstörungen reagieren. Falls ein Übertragungspol ausfällt, sollen bis

zu 85 % der Leistung auf dem anderen Pol übertragen werden.

Die Stromrichterstationen Cabora Bassa und Apollo müssen in der Lage sein, alle statischen und

dynamischen Einwirkungen von den Drehstromseiten und von der Übertragungsleitung her zu

verarbeiten. Andererseits dürfen sie selbst keine unzulässigen Effekte nach außen erzeugen, wie

z.B. Blindleistungsbelastung, zu hohe Erdströme, Oberschwingungserzeugung oder Abstrahlung

von Hochfrequenzstörungen.

Der Wirkungsgrad der Übertragung soll sich aus folgenden Daten ergeben:

vom Kraftwerk abgegebene Leistung: 2.040 MW

an die Gleichstrom-Leitung abgegebene Leistung: 1.920 MW

an das Netz des südafrikanischen Stromversorgers ESCOM abgegebene Leistung: 1.750 MW

Das ergibt einen HGÜ-Wirkungsgrad von 85,8 %.

3

3. Gesamtkonzept

Das Kraftwerk speist mit fünf Generatorzuleitungen à 408 MW auf die 220-kV-Sammelschiene

der Gleichrichterstation (Bild 1).

Bild 1 Übersichtsschaltbild Cabora Bassa – Apollo; Quelle: Arge HGÜ

An diese sind parallel acht Stromrichtertransformatoren angeschlossen, die abwechselnd in

Stern/Stern und Stern/Dreieck geschaltet sind. Sie versorgen die 6-pulsigen Ventilbrücken, und

zwar vier Stück je Stationspol. Diese erzeugen eine Gleichspannung von 133 kV und damit in

ihrer Reihenschaltung die ± 533 kV der Polspannungen bei einem Nennstrom von 1.800 A. Die

6-pulsige Brückenanordnung gestattet eine gute Betriebsflexibilität, da bei einem Brückenfehler

lediglich 12,5 % der Leistung ausfallen. Andererseits resultiert hieraus der Nachteil der

ungünstigeren Oberschwingungserzeugung, die aufwändigere Drehstrom- und Gleichspannungs-

Filter erfordert.

In beiden Stationen sind je zwei 200 MVAr Drehstromfilter für die 5., 7., 11., 13. Oberschwingung

und ein Hochpass installiert, in Apollo zusätzlich zwei 150 MVAr Kondensatorbänke. Die

Gleichstromglättung besorgen Glättungsdrosseln à 0,83 H und Blitzschutzkondensatoren à 0,1 µF,

kombiniert mit Gleichspannungsfiltern für die 6., 12., 18. und 24. Harmonische.

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Bild 2 Monopolare HGÜ-Leitung; Quelle: Autor

Die Übertragungsleitung (Bild 2) ist 1.420 km lang. Aus Sicherheitsgründen, z.B. gegen Sabotage,

sind die Pole in einem Abstand von 1 km installiert. Das Vierer-Leiterbündel ist für 3.300 A

bemessen. Die Isolatorketten bestehen aus Glaskappen. Über Leiter und isoliertem Erdseil der

Leitungspole erfolgt eine TFH-Übertragung zwecks Signalaustausches zwischen den HGÜ-

Stationen. Das linke Bild zeigt einen einfachen Tragmast mit dem voll isolierten Hauptleiter und

dem darüber befindlichen schwach isolierten Erdseil.

Im einpoligen Betrieb wird der Rückstrom über Erde geführt, und zwar bei einfachem Stationspol

mit 1.800 A, bei parallel geschalteten Stationspolen mit 3.300 A. In Cabora Bassa wird das

Eindringen des Stroms in die Erde über einen Tiefenerder und Verbindung mit einem Kohleflöz

erreicht. In Apollo wurde nach anfänglich schlechten Erfahrungen mit einem Oberflächenerder

ebenfalls ein Tiefenerder bis 100 m Tiefe eingesetzt. Im rechten Teilbild von Bild 2, das einen

Abspannmast am Ausgang der HGÜ-Station zeigt, ist auf der rechten Mastseite der Hauptleiter

angebracht, während sich auf der linken Mastseite die schwach isolierte Leitung zur entfernt

gelegenen Erdelektrode befindet. Über beiden Leitern sind Erdseile angeordnet.

Die Einspeisung in Südafrika erfolgt in der Wechselrichterstation Apollo südlich von Pretoria in

das 275-kV-Netz der ESCOM mit 15 GVA Kurzschlussleistung. Die Station ist analog aufgebaut

wie Cabora Bassa.

5

4. Stationslayout

Die konventionellen Baugruppen werden im Folgenden nur mit ein paar Bildern kurz gestreift,

damit dann die Thyristorventile ausführlicher behandelt werden können:

Stromrichtertransformatoren (Bild 3), Einphaseneinheiten mit 96,7 MVA in Cabora Bassa und

90,8 MVA in Apollo, ventilseitige Durchführungen isoliert nach Stufen 133 bis 533 kV,

Bild 3 Stromrichtertransformatoren für 133 kV bis 533 kV Gleichspannung; Quelle: Autor

Glättungsdrossel (Bild 4) 0,83 H, 533 kV,

Bild 4 Glättungsdrossel 0,83 H für 533 kV; Quelle: Autor

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Blitzschutzkondensator (Bild 5) 0,1 µF und Gleichspannungsfilter;

Bild 5 Blitzschutzkondensator 533 kV und Gleichspannungsfilter (Apollo); Quelle: Autor

Drehstromfilter (Bild 6), Ausschnitt eines Hochpassfilters,

Bild 6 Drehstromfilter für 275 kV (Apollo); Quelle: Autor

7

Layout der Station Cabora Bassa (Bild 7).

Bild 7 Layout der HGÜ-Station Cabora Bassa; Quelle: Autor

Aus heutiger Sicht ist der Platzbedarf dieser HGÜ-Station enorm. Das ist im Wesentlichen auf die

Technik der Thyristorventile zurückzuführen: Freiluftaufstellung, Öl-Isolierung und -Kühlung, 6-

pulsige Anordnung. Hinzu kommt die umfangreiche Schalteranordnung in der GG-Schaltanlage,

die für die verschiedenen Betriebsvarianten erforderlich ist.

Zum Vergleich in den 70er Jahren:

Nelson River 1 (Quecksilberdampf) 90 m²/MW

Cabora Bassa (Thyristor, Freiluft, Öl, 6-pulsig) 60 m²/MW

Nelson River 2 (Thyistor, Innenraum, Wasser, 12-pulsig) 38 m²/MW

Der Wechsel auf 12-Pulsigkeit, Innenraumaufstellung und Kühlung mit Wasser war schon beim

nächsten Projekt Nelson River 2 eine wichtige Konsequenz.

5. Thyristorventile

Den drei Stromrichtertransformatoren einer 6-pulsigen Brücke stehen drei Ventileinheiten

gegenüber (Bild 8). Die Spannungsstufen 133 bis 533 kV werden bei den Transformatoren mit

unterschiedlich langen Durchführungen auf der Gleichstromseite hergestellt. Dagegen haben alle

Ventile die gleiche Bauweise. Die Potentialstufen werden durch unterschiedlich hohe Isoliertische

erreicht.

8

Bild 8 6-pulsige Stromrichterbrücke mit Transformatoren und Thyristorventilen für 533 kV;

Quelle: Autor

Ventilkessel, Transformatoren und Glättungsdrosseln werden mit einem speziellen Montagegerät,

dem „Hubmastschlepper“ (Bild 9), transportiert und aufgestellt, die Ventilkessel auf ihre jeweilige

Tischhöhe.

Bild 9 Hubmastschlepper zur Montage der Großgeräte; Quelle: Autor

9

Je zwei Ventile sind in einem Kessel untergebracht. Das ergibt in der Summe drei Doppelventile je

Brücke und bei acht Brücken 24 Ventilkessel je Station. Bild 10 zeigt eindrucksvoll die

Kaskadenschaltung von +533 kV über 0 zu -533 kV.

Bild 10 2-polige Anordnung der Thyristorventile für ±533 kV; Quelle: Autor

Bild 11 Geöffnete Thyristorventile während der Montage; Quelle: Autor

10

Für die Montage und für spätere Wartungsarbeiten wird die Ventilhaube in der Montagehalle

abgehoben (Bild 11), und die Thyristormodule, die spiralförmig angeordnet sind, werden nach

Beseitigung der Schirmbleche zugänglich. In den Thyristormodulen (Bild 12) sind die

Scheibenthyristoren abwechselnd mit Kühldosen zusammengepackt.

Bild 12 Thyristormodul mit 2 x 7 Scheibenthyristoren; Quelle: Autor

Während der Projektlaufzeit wurden die Scheibenthyristoren konsequent zu leistungsfähigeren

Einheiten weiterentwickelt. In der 1. Projektstufe wurden je Modul sieben Thyristorpaare (1.650 V

Sperrspannung) in Reihe eingesetzt, in Stufe 2 und 3 reichten bereits sechs Paare (2.400 V) in

Reihe.

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6. Ventilperipherie

Dem Ventil sind verschiedene Einrichtungen zugeordnet, die in Bild 13 schematisch in ihrer

schaltungsmäßigen Zuordnung und in ihrer realen Aufstellung in der Anlage gezeigt werden:

Bild 13 Ventilperipherie schematisch und mit Peripheriegeräten einer 533-kV-Brücke;

Quelle: Autor

1 Lichtsignalübertrager, in denen die vom Kontrollraum kommenden Zündimpulse für das

Ventil über Lichtleiter auf das Tischpotential gebracht und in Gegenrichtung

Überwachungssignale zum Kontrollraum gesandt werden,

2 Messwerterfassung, in welcher Überwachungs- und Schutzsignale aus dem Ventilbereich

gesammelt, ausgewertet und für die Lichtsignalübertragung codiert werden,

3 Impulsverstärker, durch welche die Zündimpulse auf das für die Zündung im Ventil

erforderliche Leistungsniveau verstärkt werden,

4 Überspannungsableiter zum Schutz der Ventilisolation (Typ B aus Bild 14),

5 RC-Beschaltung zur Bedämpfung der Löschschwingungen,

6 Hilfsenergieübertrager zur Versorgung der auf Ventilpotential angeordneten Geräte,

7 Ölzufuhr über isolierende Porzellankörper zur Versorgung des Ventils mit Isolations- und

Kühlmedium.

Bild 13 zeigt rechts einige dieser Geräte, wie Hilfsenergieübertrager, Lichtsignalübertrager und

RC-Glied. Messwerterfassung und die zwei Impulsverstärker sind unterhalb des Ventilkessels im

Tischrahmen angebracht.

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7. Überspannungsschutz

Der Schutz der Anlage gegen Überspannungen bestimmt die Isolationspegel der Geräte. Dazu

werden die ungünstigsten dynamischen Vorgänge innerhalb der Station und Einwirkungen von

außen, wie Blitzschlag oder Überspannungsvorgänge im Kraftwerk bzw. Netz berücksichtigt.

Bild 14 Überspannungsschutzkonzept, Anordnung der Ableiter; Quelle: Autor

Das Überspannungsschutzkonzept sieht Ableiter an folgenden Positionen der Schaltung vor

(Bild 14):

A zwischen den ventilseitigen Transformatorphasen,

B zwischen Anoden- und Kathodenanschlüssen der Ventile,

C zwischen den Gleichstrom-Klemmen der Ventilbrücken,

die Reihenschaltung der C-Ableiter bestimmt auch die Potentiale gegen Erde,

D an den Polabgängen zur Übertragungsleitung zum Schutz von Pol und Glättungsdrossel gegen

Überspannungen von der Leitung, unterstützt durch den Glättungskondensator am

Stationsausgang,

E zwischen Stationsmittelpunkt und Erde .

Wegen des Schutzes der Thyristorventile hat der Ventilableiter B die wichtigste Aufgabe im

Überspannungsschutzkonzept. Seine Ansprechpegel für Schalt- und Blitzstoß ergeben sich aus den

maximalen Betriebspannungen der Ventile. Das sind die Löschschwingungen bei einem

Steuerwinkel von 90°el und einem Lastabwurf mit maximaler Netzspannung. Der

Funkenstreckenableiter hat ein Ansprechstreuband, das von der Spannungsform Schalt-/Stoßwelle

abhängt. Der untere Ansprechpegel wird mit einem Sicherheitsabstand zur maximalen

Ventilspannung festgelegt. Der obere Pegel des Bandes entspricht dem Schutzpegel des Ventils.

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Der Isolationspegel des Ventils wird wiederum mit einem Sicherheitsabstand zum Schutzpegel

spezifiziert. Die Zahl der in Reihe geschalteten Thyristoren wird so gewählt, dass die Summe ihrer

Isolationspegel noch sicher über dem Isolationspegel des Ventils liegt.

8. Überstromschutz

Die Empfindlichkeit von Thyristoren gegen thermische Überbeanspruchung erfordert entweder

Strombemessung der Ventile für den Kurzschlussfall oder einen Schalterschutz, der die Ventile

von solchen Kurzschlussströmen freihält.

Bild 15 Überstromschutzkonzept eines HGÜ-Pols; Quelle: Autor

Durch eine geeignete Abstimmung beider Konzepte wurde das Überstromschutzkonzept gemäß

Bild 15 bestimmt. Die einzelnen Komponenten erfüllen folgende Aufgaben:

Der Transformator-Überstromschutz entspricht der herkömmlichen Ausführung.

Er bewirkt Abschaltung der Brücke über den Leistungsschalter LS.

Der Transformator-Differentialschutz erfasst Fehler im Transformator und wirkt ebenfalls auf

den Leistungsschalter.

Der Brücken-Überstromschutz ist voll redundant aufgebaut, da er den maßgeblichen Beitrag zur

Sicherheit der Thyristorventile liefert. Dabei muss er seine Funktion zuverlässig erfüllen, auch

wenn er außerordentlich selten angeregt wird, wie z.B. bei einem direkten Kurzschluss der

Ventilbrücke. In solch einem Fall werden Überstromableiter (ÜSA) eingeschaltet, welche den

Transformator kurzschließen und damit die treibende Spannung und den Kurzschlussstrom von

den Ventilen fernhalten. Nur dank ihrer sehr kurzen Schaltzeit von 4 ms können diese Geräte ihre

Aufgabe erfüllen, die Thyristoren vor unzulässiger Überlastung zu schützen.

Der ebenfalls redundant ausgeführte Brücken-Differentialschutz erfasst Fehler im Ventilbereich.

Er hat zwei Ansprechpegel. Der kleinere Wert verursacht Schnellabschaltung der Brücke. Der

14

höhere Wert deutet auf ventilgefährdende Überströme hin, die ÜSA werden ausgelöst, und die

Brücke wird abgeschaltet.

Der Stationshälften-Differentialschutz wird bei Erdschlüssen innerhalb der Station angeregt.

Auch hier können unzulässig hohe Überströme entstehen, so dass die Abschaltung aller Brücken

mit ÜSA erfolgen muss.

Der Leitungsschutz bewirkt das Blockieren der Übertragung bei Leitungserdschlüssen. Diese

treten auf Grund von Buschfeuern, Blitzeinschlägen und anderen Einwirkungen im Gegensatz zu

stationsinternen Kurzschlüssen weitaus häufiger auf. Da jedoch die Glättungsdrossel im

Kurzschlusskreis liegt, steigt der Strom langsamer an und kann mit der Stromregelung unter

Kontrolle gehalten werden, ohne dass eine Brückenabschaltung erforderlich ist. Dennoch muss der

Strom vorübergehend blockiert werden, damit sich der Überschlagskanal entionisieren kann.

Danach wird die Übertragung so schnell wie möglich wieder freigegeben, so dass weder das

Kraftwerk noch das Verbrauchernetz einen merklichen Leistungseinbruch verspüren.

Die Wechselrichterbrücken sind mit einem speziellen Schutz gegen Ventilkippungen ausgestattet

(Wechselrichter-Kippschutz). Einzelne Kommutierungsfehler werden ohne besondere

Schutzeingriffe zugelassen. Bei Folgekippungen besteht jedoch die Gefahr von

Ventilüberlastungen infolge Stromführungszeitüberschreitung. In einem solchen Fall wird über die

TFH ein Stromreduziersignal Idsoll = 0,4 IdN zur Gleichrichterstation gesandt. Diese Schutzfunktion

wird durch die spannungsabhängige Stromsollwert-Reduzierung abgesichert, die in der

Gleichrichterstation zum Eingriff kommt und daher nicht die TFH-Übertragung benötigt. Sie

erfasst den durch den Kommutierungsfehler auftretenden Einbruch der Leitungsspannung und

setzt den Strom auf 0,4 IdN, bis die Spannung wiederkehrt.

9. Regelsystem

Wasserkraftwerk und HGÜ arbeiten mit Stellzeiten, die sich um etwa den Faktor 100

unterscheiden. Den regelungstechnischen Ausgleich bewirkt ein Master Power Controller, der die

hohen Änderungsgeschwindigkeiten der HGÜ an die Möglichkeiten des Kraftwerks anpasst.

Die HGÜ arbeitet mit konstanter Übertragungsspannung. Die Übertragungsleistung wird durch

den Gleichstrom eingestellt. Im stationären Betriebszustand geschieht dies mit der Stromregelung

der Gleichrichterstation, während in der Wechselrichterstation die Löschwinkelregelung im

Eingriff steht. Störungen können dazu führen, dass der Betrag der Gleichrichterspannung unter den

der Wechselrichterspannung absinkt. Dann ist keine Spannungsdifferenz mehr vorhanden, die den

Strom über die Leitung treiben kann. Um das zu verhindern und das System durchgehend

übertragungsfähig zu halten, ist auch der Wechselrichter mit einer Stromregelung ausgerüstet. Sie

übernimmt den wirksamen Regeleingriff, wenn der Gleichstrom um ein bestimmtes Maß

(Marginalstromprinzip) gegenüber dem vorgegebenen Sollwert absinkt.

15

Bild 16 Regelkreis des Gleichrichters; Quelle: Autor

Der Stromregelkreis des Gleichrichters ist vereinfacht in Bild 16 dargestellt. Der von der

Kraftwerksregelung für jeden Pol vorgegebene Leistungssollwert wird durch die

Leitungsspannung dividiert. Der so ermittelte Stromsollwert gelangt nach einer Minimalauswahl

auf ein Änderungsbegrenzungsglied, welches die Systemstabilität beim Hochfahren berücksichtigt.

Aus Sicherheitsgründen sind zwei Stromregler parallel geschaltet, von denen einer bei etwas

größerem Strom wirksam wird, d.h. der andere ständig im Eingriff steht, solange er fehlerfrei

arbeitet. Nach der Minimalauswahl wird eine Steuerspannung an das Impulssteuergerät

abgegeben, die minimalem Idsoll und maximalem αsoll entspricht. Als Bezugswert für die Lage der

Steuerimpulse wir die an der Sammelschiene gemessene Netzspannung unter Berücksichtigung

der Phasendrehung durch die Stromrichtertransformatoren gewählt. Das Steuergerät bildet die

Impulse relativ zur Anodenspannung der Ventile, wobei die Steuerspannung den Steuerwinkel α

bestimmt. Mit der Logik werden die Impulse auf 120° verlängert und als Start-/Stop-Signale zu

den Lichtsignalübertragern der Ventile geführt.

16

Bild 17 Regelkreis des Wechselrichters; Quelle: Autor

Der Regelkreis des Wechselrichters (Bild 17) hat eine gleiche Stromregelung. Der Sollwert wird

von der Gleichrichterstation über TFH übermittelt und für den Fall eines kurzzeitigen TFH-

Ausfalls gespeichert. Er ist um den Marginalstrom 0,1 IdN reduziert, so dass der Stromregler des

Wechselrichters nur in Ausnahmefällen zum Eingriff kommt. Der Löschwinkelregler, dessen

Sollwert γ = 18°el fest vorgegeben ist, bezieht seinen Istwert aus dem Nulldurchgang der

Netzspannung und dem direkt am Ventil gemessenen Endesignal des Ventilstroms. Für den

γ-Regler wird der kleinste gemessene Löschwinkel ausgewählt. Damit arbeiten alle Ventile mit

Löschwinkeln ≥ 18° und haben einen ausreichenden Abstand von der Thyristorfreiwerdezeit.

Die praktische Ausführung der Steuerungs-, Regelungs- und Schutz-Einrichtungen für die

Stromrichter ist sehr aufwändig im Vergleich zur heutigen Digitaltechnik. Die Elektronik ist

analog ausgeführt und trotz angestrebter Raumeinsparung in etlichen Schränken untergebracht.

Der Aufwand zum Schutz der Elektronik ist groß: enge Raumabmessungen (Bild 18), dicke

Stahlplatten zur Schirmung des gesamten Raumes, komplizierte Sicherheitstüren und

Türschleusen, aufwändige HF-Filter für ein- und ausgehende Signalkabel, sorgfältige

Kabelschirmung und weitere Maßnahmen.

17

Bild 18 Geschirmter Raum für Steuerung, Regelung, Schutz der Stromrichter; Quelle: Autor

Einfacher und übersichtlicher ist dagegen der Aufbau der Schaltzentrale mit Schaltpult und

Anzeige- und Bedientafeln (Bild 19), allerdings mit dem Nachteil der eingesetzten Relaistechnik:

viel Raumbedarf und relativ hohe Fehlerquote auf Grund der Vielzahl der Relais und der

Verdrahtungsdichte.

Bild 19 Schaltzentrale in Apollo; Quelle: Autor

18

10. Stationäres Betriebsverhalten

Nach Abschluss der 1. und der 3. Ausbaustufe wurden jeweils umfassende stationäre Messungen

und Tests zum dynamischen Systemverhalten durchgeführt. Die spezifizierten statischen und

dynamischen Toleranzbereiche für Spannung und Frequenz wurden sicher eingehalten. Es

stellte sich aber heraus, dass die Frequenzbereiche für den praktischen Betrieb von Kraftwerk

einerseits und ESCOM-Netz andererseits wegen der Filterabstimmung angepasst werden mussten.

Letztlich konnte eine Erweiterung des Frequenzbereichs in Apollo um ca. 50 % und in Cabora

Bassa um knapp 70 % zugestanden werden. Zudem wurde Betrieb bei Kraftwerks-Frequenzen

nachgewiesen zwischen 50,5 bis 52 Hz und 49,5 bis 47,5 Hz, und zwar mit maximal 85 % der

Leistung, allerdings mit abgeschalteten Dtrehstromfiltern.

Auch bei der Übertragungsleistung gab es positive Ergebnisse. Im Nennbetrieb wurden 1.800

MW statt 1.750 MW, d.h. 2,9 % mehr Leistung als spezifiziert, an das ESCOM-Netz abgegeben.

Im Notbetrieb, d.h. Betrieb mit parallelgeschalteten Stationspolen auf einen Leitungspol, wurde

die spezifizierte Leistung sogar um 10 % übertroffen. Der Wirkungsgrad der HGÜ-Stationen allein

wurde mit etwa 98 % ermittelt.

Die Blindleistungsbilanz wurde gemäß Spezifikation nachgewiesen. Der Bedarf der

Stromrichterbrücke betrug bei Nennbetrieb 140 MVAr. Das ergab bei acht Brücken einen

Gesamtbedarf von 1.120 MVAr. Davon brachten die zwei Drehstrom-Filterbänke zusammen 400

MVAr auf. In Cabora Bassa wurde der Rest vom Kraftwerk mit ca. 150 MVAr je Generator

übernommen. In Apollo standen neben den zwei Drehstromfiltern mit zusammen 400 MVAr

zusätzlich zwei Kondensatorbänke mit zusammen 300 MVAr zur Verfügung. Der Rest des

Blindleistungsbedarfs wurde vom Netz kompensiert.

Hinsichtlich Beeinflussungsfragen wurden Messungen bei verschiedenen statischen

Betriebszuständen durchgeführt. In beiden Stationen wurden die Oberschwingungsgrenzen auf der

Drehstrom- und auf der Gleichstrom-Seite sicher eingehalten. Das galt für einzelne

Oberschwingungen, den Gesamteffektivwert aller Oberschwingungen sowie den Telefonstörfaktor

THFF. Rundfunkstörungen, die von den Stationen abgestrahlt werden, liegen weit unter den

spezifizierten Werten, und auch die TFH-Übertragung auf der Gleichstromleitung wurde durch

HF-Einflüsse von den Stationen her und durch Koronaeffekte auf der Leitung nicht gestört.

11. Dynamisches Betriebsverhalten

11.1 Betriebliche Schaltvorgänge

Aus Gründen der Systemverfügbarkeit erfolgt das Zu- und Abschalten von

Stromrichterbrücken ohne Unterbrechung der Energieübertragung. Bei Zuschaltungen und

normalen Abschaltungen wird die Leistung langsam auf das neue Niveau eingestellt, so dass die

Kraftwerksregelung nachfolgen kann. Schutzabschaltungen haben Leistungssprünge zur Folge,

welche das Kraftwerk mit stärkeren Frequenzänderungen beantwortet. Selbst bei Volllast führt

dabei aber ein einzelner Brückenausfall nicht zur Überschreitung der Betriebsfrequenz und

19

Abschaltung der Drehstromfilter, weil auf dem anderen HGÜ-Pol vorübergehend eine

25-prozentige Überlast eingestellt und somit die Lastdifferenz für das Kraftwerk ausgeglichen und

die Frequenz stabil gehalten wird.

Größere Lastabwürfe führen beim Gleichrichter über die damit verbundene Frequenzerhöhung zur

Abschaltung der Drehstromfilter. Dadurch überlagern sich in der Drehstrom-

Sammelschienenspannung und somit in der Kommutierungsspannung der Ventile

Oberschwingungen, die höhere Spannungsbeanspruchungen der Ventile zur Folge haben. Um dies

zu vermeiden und dennoch die Übertragung mit einer möglichst großen Leistung weiter zu

betreiben, wird die Generator-EMK um 10 % reduziert. Es werden dann immer noch 85 % der

Leistung übertragen.

Die Polumschaltung, d.h. die Parallelschaltung beider Stationspole auf eine monopolare

Übertragungsleitung, kann wahlweise von Hand oder automatisch erfolgen, wenn auf der anderen

Leitung ein permanenter Fehler festgestellt worden ist. Im Zuge der Umschaltung werden zunächst

die betroffenen Stationshälften blockiert und von der Leitung freigeschaltet. Dann werden alle

Brücken umgepolt, und – zuerst beim Wechselrichter – erfolgt die Ankopplung unter Spannung an

den betriebenen Pol. Der Strom wird auf beide Wechselrichterpole zu gleichen Teilen eingeregelt.

Dann erfolgen die Ankopplung auf der Gleichrichterseite und die Freigabe der Stromregelung dort.

Die Dauer des gesamten Vorgangs beträgt bei automatischem Ablauf einige Sekunden, bedingt

durch die Laufzeiten der Umpolungstrenner. Auf diese Weise kann die Einbuße an übertragener

Energie so gering wie möglich gehalten werden. Die anschließend übertragene Leistung beträgt bis

zu 85 % der Nennleistung.

11.2 Häufige Fehlerfälle

a) Erdschluss auf der Gleichstromleitung

Natürliche und willkürliche Aktionen sind die Ursache von Kurzschlüssen auf der

Übertragungsleitung. Der isokeraunische Pegel in dem Gebiet der Leitung ist hoch, und es wurden

70 direkte Blitzeinschläge pro Jahr theoretisch zugrunde gelegt. Hinzu kommen Einwirkungen

durch indirekte Blitzeinschläge nahe der Leitung und Leitungsüberschläge durch Buschfeuer,

aufwachsende Bäume, „friedlichen“ Beschuss von Isolatoren etc.

20

Bild 20 Test: Erdschluss der Übertragungsleitung; Quelle: Autor

Für die Gleichrichterstation bedeutet ein Leitungserdschluss eine Überstrombeanspruchung, gegen

welche sie sich mit Leitungsschutz und Stromregelung absichert. Bild 20 zeigt einen solchen

Vorgang mit jeweils Strom und Spannung der beiden Gleichstrompole. Der Leitungsschutz erfasst

den Fehler und schaltet den Stromsollwert auf Null, so dass der Regler den Strom innerhalb von 20

bis 40 ms (je nach Fehlerentfernung) absteuert. Der auftretende Überstrom mit einem Maximum

von 1,7 IdN ist für den Gleichrichter unkritisch. Der Strom auf dem gesunden Pol wird zum

Ausgleich der Leistungsbilanz vorübergehend um 30 % hochgeregelt. Nach einer Wartezeit von

etwa 200 ms für die Entionisierung des Überschlagkanals wird der Strom in weiteren 100 ms

wieder hochgefahren. Insgesamt ist also bei einem transienten Fehler das ursprüngliche

Leistungsniveau nach knapp 350 ms wieder erreicht.

Bei Dauerfehlern auf der Leitung wird nach dem ersten erfolglosen Wiederhochfahrversuch in

jeder Station eine Stromrichterbrücke abgeschaltet. Nachfolgend können entsprechend der

vorgewählten Zahl 1 bis 3 weitere Hochfahrversuche stattfinden. Sind diese erfolglos, wird auf

Dauerfehler geschlossen. Die Umschaltung auf den gesunden HGÜ-Pol geschieht dann per Hand

oder automatisch.

b) Netzfehler beim Wechselrichter

Fehler im Verbrauchernetz in Südafrika treten besonders bei Gewittern und Buschfeuern häufig

auf. Sie können ein- oder mehrphasige Spannungseinbrüche zur Folge haben, die sich auf die

Kommutierungsspannung der Wechselrichterventile auswirken. Auch stationsnahe Schaltvorgänge

im Netz können Phasensprünge in der Netzspannung verursachen, die eine synchrone Zuordnung

der Ventilzündung zur Kommutierungsspannung nicht mehr gewährleisten. In beiden Fällen ist die

normale Kommutierung der Wechselrichterventile behindert. Ventilkippungen sind die Folge. Je

nach Dauer derartiger Störungen wird die Übertragungsleistung entweder gar nicht oder zum Teil

oder ganz durch Schutzeingriffe reduziert, bis die Normalbedingungen wieder hergestellt sind.

21

11.3 Seltene Fehlerfälle

a) Naher Erdschluss im Wechselrichter-Drehstromnetz Apollo

Die HGÜ-Stationen sind durch Blitzschutzseile gegen direkte Blitzeinschläge geschützt. Dennoch

muss man mit stationsinternen Erdschlüssen rechnen, die durch Gerätefehler, Fehlbedienungen etc.

entstehen können. Um das Betriebsverhalten und auftretende Beanspruchungen kennenzulernen,

sind während der Inbetriebnahme entsprechende Tests durchgeführt worden.

Bild 21 Test: 2-phasiger Erdschluss an der 275-kV-Drehstromsammelschiene in Apollo;

Quelle: Autor

Als Beispiel ist das Verhalten der HGÜ bei einem zwei-phasigen Erdschluss an der 275-kV-

Drehstromsammelschiene in Apollo in Bild 21 dargestellt. Der Fehler wird zum Zeitpunkt t = 0 für

eine Dauer von 80 ms eingeleitet. Der Ausfall der Kommutierungsspannung verursacht

Ventilkippungen und Zusammenbruch der Polspannung. Der resultierende Überstrom wird durch

den Stromregler des Gleichrichters und den Wechselrichterkippschutz begrenzt und herabgesetzt.

Die gesunde Phase gestattet Einzelkommutierungen während des Fehlers, eine effektive

Kommutierungsfolge kann jedoch erst nach Fehlerbeseitigung wieder zustande kommen. Indem

auf diese Weise die verfügbare Netzspannung sofort wieder genutzt und auf Wartezeiten zur

Restabilisierung verzichtet wird, gelingt es, die Übertragungsleistung in kurzer Zeit (200 bis

300 ms) wieder auf den ursprünglichen Wert einzustellen.

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b) Naher Erdschluss im Gleichrichter-Drehstromnetz Cabora Bassa

Bild 22 zeigt das HGÜ-Verhalten auf der Gleichrichterseite bei einem einphasigen Erdschluss an

einer der fünf 220-kV-Generatorzuleitungen zur Gleichrichterstation bei HGÜ-Betrieb mit 400 kV,

d.h. mit drei Ventilbrücken pro Pol. Der Fehler tritt im Zeitpunkt t = 0 ein und wird nach 150 ms

freigeschaltet. Die Ventilkommutierung läuft über die zwei gesunden Phasen weiter. Dabei tritt die

für einen solchen Vorgang typische 100-Hz-Harmonische in der Gleichspannung auf. Da der

Mittelwert der Gleichspannung absinkt, werden die spannungsabhängige

Stromsollwertreduzierung angeregt und der Gleichstrom vorübergehend reduziert. Die

Übertragung nimmt nach Bereinigung des Fehlers innerhalb von 80 ms wieder normalen Betrieb

auf, so dass die gesamte Störung nach knapp 250 ms ohne weitere Auswirkungen überstanden ist.

Bild 22 Test: 1-phasiger Erdschluss an der 220-kV-Drehstromsammelschiene in Cabora Bassa;

Quelle: Autor

c) Störung einer Wechselrichterbrücke

Die Cabora Bassa-Leitung weist bei etwa 50 Hz Resonanzverhalten auf, das bei

Wechselrichterkippungen zu kritischen Vorgängen führen kann. Bild 23 zeigt einen speziellen

Test, der dazu Klarheit bringen sollte. Aufgezeichnet sind die Gleichspannung der gestörten

Brücke und Spannung und Strom des betroffenen Pols in Apollo bei Betrieb mit zwei Brücken.

Für eine Dauer von 40 ms werden alle Zündimpulse dieser Brücke gesperrt. Die erzeugte 50-Hz-

Spannung wird an die Gleichstromleitung abgegeben. Sie trifft dort auf eine 50-Hz-Resonanz, die

zur Spannungserhöhung führt. Diese erreicht jedoch keine kritischen Werte, da einerseits der

Resonanzaufbau nicht schnell genug geschieht und andererseits über eine 50-Hz-Erfassung die

Stromregelung des Gleichrichters schnell eingreift und Gleichspannung und Gleichstrom reduziert.

Nach Rückkehr der Ventilzündung wird der Vorgang innerhalb von etwa 300 ms wieder

ausgeglichen.

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Bild 23 Test: Kippung einer Wechselrichter-Brücke und 50-Hz-Resonanz auf der

Übertragungsleitung; Quelle: Autor

12. Termine, Ergebnisse, Konsequenzen

Nachstehend sind die wichtigsten Termine, Ergebnisse und Konsequenzen für die HGÜ-Technik

aus den Erfahrungen mit der Cabora Bassa-HGÜ zusammengefasst:

a) Termine

Baubeginn der HGÜ-Stationen: Anfang 1973

Inbetriebnahmebeginn: November 1974

Fertigstellung 1. Stufe: März 1977

2. Stufe: April 1978

3. Stufe: Juni 1979

b) Ergebnisse

Erfüllung aller Anforderungen und Nachweis des sicheren Betriebs

Wirkungsgrad der HGÜ-Stationen 98 %, mit Übertragungsleitung 88,2 %

Verfügbarkeit der HGÜ-Stationen im Endausbau in den ersten 3 Betriebsmonaten 96,7 %

c) Konsequenzen

Die rapide Entwicklung zu leistungsstärkeren Thyristoren in den 70er Jahren vereinfacht den

Ventilaufbau.

Der Wechsel zu Wasserkühlung und Innenraumaufstellung reduziert den Montage- und

Wartungsaufwand.

Durch die 12-pulsige Anordnung wird die Gleichstrom-Schaltanlage reduziert und die

Bauweise kompakter.

Die 12-Pulsigkeit reduziert den Drehstrom- und Gleichstrom-Filteraufwand.

Der Verzicht auf Überstromableiter erspart Transformatorkurzschlüsse.

Kritische Risikobewertungen führen zu engeren Auslegungsdaten.

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Der Aufwand für die Ventilperipherie wird reduziert.

Das Steuer-, Regel- und Schutzkonzept hat sich als praktikabel, sicher und zuverlässig

erwiesen. Einige Funktionen und Redundanzen werden ergänzt, der Schirmungsaufwand wird

reduziert.

Der spätere Übergang auf die Digitaltechnik ist ein entscheidender Schritt in die Zukunft.

13. Literatur

[1] Heyner, Gerhard; de Ornelas Mario, A.; Raynham, Eustace F.; Sieber, P.: Layouts of the

HVDC Terminal Stations Cabora Bassa and Apollo. CIGRE 1974, Paper 14-04

[2] Beriger, F. C.; Hengsberger, J.; Jütte, G. W.: Cabora Bassa HVDC Transmission: Oil Cooled

Outdoor Thyristor Valves. IEEE Transaction on Power Apparatus and Systems, Vol. PAS-

94, no. 3, May/June 1975, S. 1061-1071

[3] Rogowsky, Y.: Strombeanspruchungen und Überstromschutz von Thyristorventilen in einer

Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung. ETZ-A, Bd. 91 (1970), S. 297-302

[4] Becker, W.; Ranade, S.; Rumpf, E.; Wess, T.: Control System for the Cabora Bassa HVDC

Scheme, Design Criteria – Simulator Studies. CIGRE 1976, Paper 14-06

[5] Pesch, Herbert: Die Inbetriebnahme der HGÜ Cabora Bassa – Apollo. ETZ-A, Bd. 97(1976),

S. 407-411

[6] Kanngießer, Karl-Werner; de Ornelas Mario, A.; Pesch, Herbert, Raynham, Eustace F.;

Ziegler, Werner: Commissioning of the Cabora Bassa – Apollo HVDC Scheme. CIGRE

1978, Paper 14-13