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1 Canaletto malt Dresden

Canaletto malt Dresden - carl-heinrich-von-heineken.de · 8 Abb. 5: Dresden vom linken Elbufer oberhalb des Altstädter Brückenkopfs (1748) Etwas mehr von der realen Baustelle Hofkirche

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Canaletto malt Dresden

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Bernardo Bellotto als Chronist des Dresdner Baugeschehens Mitte des 18. Jahrhunderts

von Raimund Herz

Gewidmet dem langjährigen Vorsitzenden des George-Bähr-Forum Dresden Prof. Dr.-Ing. habil. Dr.h.c. Günter Zumpe

Emeritus für Mechanik und Flächentragwerke

Reprint aus dem Jahrbuch 2014/15 des George-Bähr-Forum Dresden der Technischen Universität Dresden, pp 23-43, herausgegeben vom George-Bähr-Forum Dresden,

Fakultät Bauingenieurwesen, George-Bähr-Str. 1, 01062 Dresden

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RAIMUND HERZ

Bernardo Bellotto als Chronist des Dresdner Baugeschehens Mitte des 18. Jahrhunderts

Die Gemälde und Radierungen von Bernardo Bellotto, der wie sein Onkel und Lehrmeister Antonio Canal den Künstlernamen Canaletto führte, haben für die Baugeschichte, Denkmal-pflege und Rekonstruktion zerstörter Gebäude unschätzbaren Wert erlangt, letzteres vor allem beim Wiederaufbau der Warschauer Altstadt und neuerdings des Dresdner Neumarkts an der Frauenkirche George Bährs sowie bei der virtuellen Rekonstruktion eines Panoramas der barocken Residenzstadt Dresden [15]. Bellottos großformatige Dresdner Veduten der Königsserie entstanden innerhalb einer relativ kurzen Zeitspanne von 1747 bis 1752. Zwei weitere bedeutende Stadtansichten von Dresden schuf Bellotto nach Ende des Siebenjährigen Krieges vor seiner Abreise nach Warschau. Anhand dieser Gemälde lässt sich feststellen, welche Gebäude in Dresden zu Bellottos Zeiten vorhanden waren, welche erbaut, erweitert, saniert, abgerissen und wieder aufgebaut wurden. Dies verdanken wir der hohen Abbildungsgenauig-keit, die Bellotto mit Hilfe seiner besonderen Camera-obscura-Technik erreichte. Doch bei aller Realitätsnähe hat sich dieser großartige Maler des ausgehenden Barock in der Bild-komposition und Farbgebung seiner Veduten doch auch einige bemerkenswerte künstlerische Freiheiten genommen.

Als Bernardo Bellotto auf Einladung des säch-sischen Kurfürsten Friedrich August II. (August III. König von Polen) im Sommer des Jahres 1747 aus Venedig mit seiner Frau Maria Elisabetta und dem 5-jährigen Sohn Lorenzo in Dresden eintraf, war er im Alter von 25 Jahren bereits ein renommierter Maler. Sein Handwerk hatte er bei seinem Onkel Antonio Canal gelernt, der in Venedig in den 20er und 30er Jahren des 18. Jahrhunderts eine florie-rende Malerwerkstatt betrieb. Hier wurden groß-formatige Stadtansichten gemalt, sogenannte Veduten, die in europäischen Adelshäusern, vor allem in England, sehr begehrt waren. Bereits mit 16 Jahren war Bernardo Bellotto in die venezianische Maler-Gilde aufgenommen wor-den. Mit 18 Jahren signierte er seine Veduten mit „detto Canaletto“ und durfte sie auf eigene Rech-nung verkaufen. Doch infolge der Österreichischen Erbfolgekriege versiegte der Strom englischer Adli-ger, die auf ihrer Grand Tour in Venedig als Sou-venir Veduten bei Canaletto in Auftrag gaben. Bellotto unternahm daher ausgedehnte Malreisen nach Rom, in die Toscana und in die Lombardei. Sein Onkel, „Il Canaletto“, folgte 1746 einer Ein-ladung englischer Mäzene nach London. Unter diesen ökonomischen Bedingungen war es für August III. und seinen Premierminister Graf Brühl nicht allzu schwer, den jungen Canaletto mit der Aussicht auf eine gut dotierte Stelle als Hofmaler nach Dresden zu locken, zumal sich hier bereits eine lebendige Community venezianischer Künst-ler eingefunden hatte. Noch im Ankunftsjahr 1747 malt Bellotto für August III. seine erste Dresdner Vedute (s. Abb.3), auf der er seine Visitenkarte hinterließ: in Stein ge-meißelt am Bildrand rechts unten und als Selbst-bildnis (Abb.1) in Form einer Staffage-Figur, zeich-nend, zwischen zwei Dresdner Maler-Kollegen, dem Hofmaler Johann Alexander Thiele (rechts) und dessen Schüler Wilhelm Ernst Dietrich. Es zeugt vom diplomatischen Geschick Bellottos, dass er in der Staffage daneben noch eine Gruppe von vier Personen aus dem Umfeld seines könig-lichen Auftraggebers darstellt: Leibarzt Philippo de Violante, Sopranist Niccolo Pozzi, den Kammer-türken der Kurfürstin Maria Josepha sowie den Hofnarr Joseph Fröhlich mit seinem Hündchen. Dies ist insofern bemerkenswert, als die Staffagen auf Bellottos Dresdner Veduten in der Regel nur Lokalkolorit ins Bild bringen sollen.

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Abb. 1: Bellotto mit Hofmaler-Kollegen Dietrich un d Thiele (1747), Ausschnitt aus Abb. 3

Im folgenden Jahr wurde Bernardo Bellotto von August III. offiziell zum Hofmaler ernannt, mit einem Jahresgehalt, das nur von den Spitzen-kräften der Dresdner Oper übertroffen wurde. Er erhielt den Auftrag, die barocke Pracht der sächs-ischen Metropole für alle Zeiten zu dokumentieren. Bis Ende 1752 wird er an August III. insgesamt 14 Veduten liefern, die sogenannte Königsserie, zwölf im Format von ca. 135 x 235 cm und zwei im Format von 195 x 185 cm. Mit Graf Brühl waren Repliken für dessen Gemäldegalerie vereinbart. Da diese und weitere kleinformatige Repliken und Radierungen immer mit einem gewissen zeitlichen Abstand auf das Originalgemälde für König August III. entstanden, sind darauf manchmal auch die in-zwischen eingetretenen baulichen Veränderungen zu erkennen. In dieser ersten Dresdner Schaffensperiode hat Bellotto im Standardformat von 54 x 84 cm bzw. 77 x 62 cm Radierungen sämtlicher Veduten der Königsserie hergestellt. Diese fanden eine weite Verbreitung, doch fielen die kupfernen Druck-platten leider der Bombardierung Dresdens durch die Preußen zum Opfer, bei der im Juli 1760 auch die Wohnung Bellottos im 3. Obergeschoss des Caesar’schen Hauses an der Frauenkirche [10] stark beschädigt wurde. Auf den Radierungen sind in der Regel die Standorte angegeben, von denen aus Bellotto die Vedute mit seiner Camera obscura aufgenommen hat. Der Turm der Katholischen Hofkirche erscheint auf den Radierungen immer so, als ob er schon erbaut wäre, obwohl er doch erst 1755 vollendet wurde. Der tatsächliche Bau-Fortschritt ist nur auf Bellottos erster Vedute von 1747 dargestellt. Auf den folgenden Veduten ist der Turm so zu sehen, als ob er noch im Bau oder kurz vor seiner Voll-endung stünde.

Abb. 2: Bellotto als venezianischer Edelmann (1766), Ausschnitt

Bernardo Bellotto bediente sich beim Malen seiner Veduten einer Camera obscura [1],[9], in deren dunklem Innenraum die Objekte durch ein Objektiv auf eine Fläche projiziert werden. Damit konnte er die wesentlichen Elemente der Vedute bereits vor Ort schnell und akkurat auf der Lein-wand festhalten. Im Atelier setzte er dann die malerischen Akzente und Staffagen und fertigte mit Hilfe optischer Apparate Repliken und Radier-ungen an. Das Ergebnis besticht durch große Realitätsnähe. Allerdings fügte Bellotto in seine Veduten auch bauliche Objekte ein, die in Wirk-lichkeit noch gar nicht existierten, zum Beispiel den oberen Teil des Turms der Katholischen Hof-kirche, und integrierte Ansichten mit verschiede-nen Blickwinkeln und von verschiedenen Stand-orten in seine Veduten. Seine Gemälde erschei-nen dadurch noch realistischer und zugleich ge-fälliger, obwohl es zumeist hybride, aus verschie-denen Teil-Perspektiven zusammengesetzte Bilder sind [13],[19]. Auf einem Architektur-Capriccio (Abb. 2) stellt sich Bellotto im Alter von Anfang vierzig Jahren dar, selbstbewusst im Gewand eines veneziani-schen Procurators. Das Plakat an der Säule trägt die kunstprogrammatische Inschrift: „Pictoribus atque poetis / Quidlibet audendi semper fuit aequa potestas” [Horaz: Ars Poetica, 9-10: “Malern und Dichtern war es stets erlaubt zu wagen was immer beliebt“]. Dies ist, bei aller Realitätsnähe der Vedu-ten Bellottos, durchaus als Caveat zu verstehen; denn nicht nur in Couleur und Staffage hat sich der geniale Maler Bellotto seine Freiheiten genommen!

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Abb. 3: Dresden vom rechten Elbufer oberhalb der Au gustusbrücke (1747)

Dies ist Bellottos erste Vedute für August III. Sie zeigt den tatsächlichen Bauzustand der Hofkirche, noch ohne die oberen Geschosse des Kirchturms. Auf der Altstädter Seite ragt George Bährs Frau-enkirche empor, deren Laterne erst vier Jahre zu-vor von Johann Georg Schmid und Johann Gott-fried Fehre vollendet worden war. Ihre majestäti-sche Erscheinung erinnert an den Dom Santa Maria del Fiore in Florenz und hat Dresden mit der mit den Uffizien vergleichbaren Dresdner Gemäl-desammlung den Beinamen „Elbflorenz“ einge-bracht. Vor der Steinernen Glocke der Frauenkirche er-hebt sich der Neubau der im Jahr zuvor von Johann Christoph Knöffel errichteten Brühlschen Gemäldegalerie, die sich auf dieser Vedute so schön in der Elbe spiegelt. Im Original ist bei genauer Betrachtung auf dem Balkon vor der Galerie ein vornehmes Paar zu erkennen, eine Hommage an Bellottos Mäzen Graf Brühl und seine Gattin. 1887 wird dieses Gebäude im Zuge des Neubaus für die Kunstakademie abgerissen. Ebenfalls auf der Festungsmauer steht an der kleinen Bastion eine weitere „Brühl‘sche Herrlich-keit“, der Brühl‘sche Gartensaal. Dieser Rokoko-pavillon ist gewissermaßen die Wiege der Tech-nischen Universität Dresden. Denn hier war die neu gegründete Technische Bildungsanstalt ab 1828 untergebracht, wenn auch nur für 5 Jahre, bevor der Pavillon von dem Bildhauer Ernst

Rietschel als Atelier genutzt wurde. Am kur-fürstlichen Hof zu Dresden gab es schon seit 1742 eine Ingenieurakademie, Vorgängerin der Techni-schen Bildungsanstalt. Im Vordergrund auf der rechten Elbseite schützt ein Damm mit aufgesetzter Palisade vor Hochwas-ser und Eindringlingen. Das geöffnete Holztor, das sogenannte Wiesen-Tor, wird von einem Soldaten bewacht. Es führt zu einem Weg und Lagerplatz für den An- und Abtransport von Waren per Schiff, auch Baumaterial: Sandsteinblöcke und Holz-balken werden hier zwischengelagert und dann mit Fuhrwerken abtransportiert in Richtung Jägerhof. Die privaten Grundstücke sind durch massive Sandstein-Mauern voneinander abgegrenzt. Im Vordergrund wird gerade eine Grundstücksmauer hochgezogen. Ein Maurer arbeitet auf dem Gerüst, vor sich ein Gefäß für den Mörtel, neben ihm steht sein Gehilfe; ein anderer bringt den nächsten Mauerstein auf der Leiter nach oben. Im fertigen Teil der Mauer ist eine Tür eingelassen, durch die der Grundstücksbesitzer direkten Zugang vom öffentlichen Weg zu seinem Garten hat. Das Gemälde wurde aus dem 1. Obergeschoss des sog. Hoffmann‘schen Hauses gemalt. Das Grundstück hatte August III. dem Hofrat, Käm-merer und Inspektor des Grünen Gewölbes, Franz Joseph von Hoffmann geschenkt, der die venezia-nische Malerin Felicità Sartori, eine Schülerin der Pastell-Malerin Rosalba Carriera, geheiratet hatte.

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Abb. 4: Dresden vom rechten Elbufer unterhalb der A ugustusbrücke (1748)

Bellottos zweite Dresdner Vedute ist der welt-berühmte Canaletto-Blick von der Neustädter Seite über die Elbe auf die Katholische Hofkirche, das kurfürstliche Schloss mit dem Hausmannsturm, die „Brühl‘schen Herrlichkeiten“, die Frauenkirche und, im Hintergrund, den Turm der Kreuzkirche. Der Standort, den Bellotto für seine Camera obscura gewählt hatte, lässt sich anhand der Über-deckung des Schlossturmes durch das Hauptschiff der Kathedrale leicht feststellen. Der 1748 noch nicht existierende Turm der Katholischen Hofkirche erscheint hier zum ersten Mal auf einer Vedute, leicht versteckt und einge-rüstet, sicherheitshalber, als imaginäre Baustelle. Mit diesem malerischen Kunstkniff erhöht Bellotto die Spannung und täuscht zugleich eine authenti-sche Aktualität vor. In Wirklichkeit war der Kirch-turm erst bis zum Glockenhaus im ersten Ober-geschoss fertig; es standen in diesem Jahr wohl auch keine Baugerüste mehr am Turm. Der römische Architekt Gaëtano Chiaveri hatte den Rohbau soweit fertiggestellt, dass die Seiten-schiffe bereits eingeschlämmt und der Innenaus-bau in vollem Gang waren. Die italienischen Bau-leute hausten im „italienischen Dörfchen“ auf dem heutigen Theaterplatz. Der Grundstein war zehn Jahre zuvor gelegt worden, doch der Bau war ins Stocken geraten, da Chiaveri Probleme hatte mit den sächsischen Lieferanten und Baumeistern.

Sogar die Tragfähigkeit seiner Dachkonstruktion war angezweifelt worden. Es erging Chiaveri also ähnlich wie George Bähr bei der Frauenkirche, deren Statik er zehn Jahre zuvor zu begutachten hatte. Im folgenden Jahr 1749 wird er, mit einer stattlichen Abfindung, nach Rom zurückreisen. Bellotto hatte eine Vorlage dafür, wie der Turm wahrscheinlich einmal aussehen würde; Details konnte er von seinem Landsmann Chiaveri erfah-ren. Und es gab auch einen Längsschnitt der Kirche, einen Kupferstich von Lorenzo Zucchi, und ein vergoldetes Zinkguss-Modell, das 1945 zer-stört wurde. Doch so wurde der Turm nie gebaut! Er wird erst in den Jahren 1752/55 von den Bau-meistern Knöffel und Schwarze zu Ende gebaut, etwas höher und schlanker als von Chiaveri ge-plant und mit einer anderen Turmhaube. Vor der Augustusbrücke liegen am rechten Elbufer Lastkähne und angelandetes Baumaterial, vermutlich für Altendresden bestimmt, das seit 1732 „Neue Königstadt“ heißt, woraus später „Dresdner Neustadt“ wurde. Pöppelmanns Elb-brücke und die Katholische Hofkirche spiegeln sich sehr schön im Wasser. Am linken Bildrand sind ein Gartenhaus und eine einfache Hütte zu erkennen, davor eine Personengruppe, die Gregor Weber [8, p.23] als heilige Familie interpretiert hat und als Kontrapunkt zur prächtigen Hofkirche mit ihren Seitenaltären für Maria und Joseph.

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Abb. 5: Dresden vom linken Elbufer oberhalb des Alt städter Brückenkopfs (1748)

Etwas mehr von der realen Baustelle Hofkirche ist auf dieser Vedute zu sehen, die Bellotto aus dem Garten vor dem Palais Brühl aufgenommen hat, als Gegenstück zur nebenstehenden, zuvor gemalten Vedute (Abb. 6). Oberhalb der Glocken-stube, in der erst 1807 nach dem Frieden von Posen Glocken läuten werden, ist der Kirchturm imaginär. Die Katholische Hofkirche wird 1751 ohne vollendeten Turm geweiht werden. Der Schlossplatz ist 1738/39 aufgefüllt worden, um die Hofkirche an dieser Stelle errichten zu können. Zwei Brückenfelder mussten zugeschüt-tet, die alte Münze und ein Torhaus abgerissen werden. Der Raum hinter den massiven Ufer-mauern wurde verfüllt. Auf diese Anschüttung wurde die Katholische Hofkirche gegründet. Chiaveris Hofkirche ist im Rohbau nahezu fertig, im unteren Teil schon eingeschlämmt. Am Hoch-schiff ist der Sandstein unverputzt geblieben. Die 3,5 m hohen Statuen stehen schon auf der Balu-strade der Nebenschiffe und auf dem Hochschiff, Apostel Matthäus unten bereits in seiner Nische. Zehn Jahre lang hatte Lorenzo Mattielli an dem Programm von insgesamt 78 Figuren gearbeitet, das ihm von Kurfürstin Maria Josepha, Jesuiten-pater Ignaz Guarini und Chiaveri vorgegeben war. Für den Innenausbau ist eine Rampe durch das Hauptportal angelegt. Es liegen einige Sandstein-blöcke herum, als ob sie für den Bau des real noch

nicht existierenden Turms benötigt würden. Der imaginäre Teil des Turms ist nur noch andeutungs-weise eingerüstet. Bellotto scheint sich über die Turmgestaltung etwas sicherer geworden zu sein. Zur Linken der Georgenbau, der nach dem Brand von 1701 durch von Fürstenhoff 1717 wie-der aufgebaut worden war. Das alte Renais-sanceportal wurde in den Barockbau einbezogen. Von Klengel hatte den mittelalterlichen Schloss-turm 1674/76 auf 91 m erhöht und mit einer wel-schen Haube und offenen Laterne versehen. Im Vordergrund fährt die offene Staatskarosse des Königs aus der Augustusstraße heraus. Mel-deläufer und Reiter eilen voraus über die Brücke. Die Augustusbrücke ist in leichter Draufsicht dar-gestellt und mit Staffage belebt. Sie war noch unter August dem Starken von Pöppelmann und Fehre neu gestaltet worden: in leichter Krümmung bis zum sechsten Pfeiler erhöht und mit Kragstei-nen auf eine Breite von 11 m erweitert, Austritte und Sitzbänke auf den hochgemauerten Pfeilern, mit geschmiedetem Geländer und 38 Laternen für die Brückenbeleuchtung. Im Hintergrund ist links-elbisch eine Bauhütte und die Kasematten mit dem Eingang zum Königlichen Weinkeller in der Bastei Sol zu erkennen, am Horizont erscheinen jenseits der Elbe die Lößnitzberge, auf der rechten Elbseite unterhalb der Augustusbrücke das Japanische Palais (vgl. Abb.6).

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Abb. 6: Dresden vom linken Elbufer unterhalb der Fe stungswerke (1748)

Auf seiner dritten Dresdner Vedute malt Bellotto die Katholische Hofkirche von Westen, von einem elbabwärts gelegenen Standort aus dem neuen Königlichen Marstall heraus (s. Abb. 3), der jen-seits des Stadtgrabens 1744/47 im Zuge der Um-nutzung des alten Stallhofs zur Königlichen Ge-mäldegalerie dort errichtet worden war, wo heute die Werkstätten der Semperoper stehen. Der Turm der Hofkirche erscheint noch etwas stärker eingerüstet als auf Abb. 5. Über dem Kir-chenschiff schaut gerade noch die Laterne der Frauenkirche hervor. Am gegenüberliegenden Elb-ufer erstreckt sich das Panorama vom Japani-schen Palais über die nach dem verheerenden Brand von 1685 entstandenen Neubauten der „Neuen Königstadt“ bis zum Blockhaus an der Augustusbrücke und den Häusern oberhalb der Brücke. Das leuchtend weiße Haus hinter der Brücke ist das Hoffmann’sche Haus, aus dem Bellotto seine erste Dresdner Vedute aufnahm. Der Stadtgraben vor der Festungsmauer ist mit Booten befahrbar, am Bootshaus liegt ein Last-kahn. Die Mündung in die Elbe wird durch eine Schleuse reguliert, über die ein Steg zu einem Tor in die Festungsanlage führt. Weiter links speist ein kleiner Wasserfall aus der Elbe einen Fischteich. Bellotto gestaltet den Vordergrund dieser Vedute als friedliche, spätsommerliche, ländliche Idylle und belebt sie mit entsprechender Staffage.

Vom Japanischen Palais zeigen sich die besonn-te Südseite und der zur Elbe orientierte Westflügel. Das Palais war in den Jahren 1727/36 unter Leitung von Generalintendant Jean de Bodt durch Pöppelmann, Knöffel und Longuelune umgebaut worden. August der Starke hatte das Palais mit dem französischen Park zur Elbseite im Jahr 1717 von Graf Flemming erworben, um dort seine um-fangreiche Porzellan-Sammlung unterzubringen. Das Blockhaus am rechtselbischen Brückenkopf stellt sich 1748 als Invest-Ruine dar. Baubeginn war 1732 gewesen, seit 1739 hatte das Gebäude ein Interimsdach, das hier gerade abgetragen wird. Nach den Vorstellungen seines Baumeisters, Zacharias Longuelune, sollten am Neustädter Kopf der Augustusbrücke zwei monumentale Gebäude mit Stufenpyramiden-Dächern errichtet werden. Die Spitze der westlichen Pyramide sollte mit einem Reiterstandbild August des Starken gekrönt werden. Das Reiterstandbild, der „Goldene Reiter“, steht nun aber bereits seit 1736 auf dem Neustädter Markt (s. Abb. 11), immerhin auf einem Sockel von Longuelune. Am Blockhaus wird im kommenden Jahr weitergebaut werden: Von Fürstenhoff setzt dem Erdgeschoss ein Mez-zaningeschoss auf und schließt den Bau mit einem niedrigen Satteldach ab. Ende des 19. Jahrhun-derts wird das Gebäude schließlich für die Neu-städter Wache seine endgültige Gestalt erhalten.

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Abb. 7: Der Zwingergraben in Dresden (1752)

Bellotto malt die Westseite des Zwingers aus einem Gebäude der Königlichen Orangerie an der Ostra-Allee. Er folgt in dieser letzten Vedute der Königserie, wohl als Gegenstück zur Vedute in Abb. 12 gemalt, dem Stadtgraben mit Blick von der Scharfen Ecke der Luna-Bastei nach Süden. Links ragt die Laterne des Schlossturms über die Bäume auf dem Zwingerwall, zur Bildmitte hin erscheint der Mathematisch-Physikalische Salon, dann die Langgalerien mit dem Kronentor. Dahinter kommt ein Stück des Naturwissenschaftlichen Salons, heute Porzellan-Pavillon, zum Vorschein, weiter im Hintergrund das Pöppelmannsche Opernhaus und das dunkle Schieferdach der seit 1739 als Evange-lische Hofkirche genutzten Sophienkirche, an deren Südseite Bähr, Fehre und Knöffel einen Turm angebaut hatten [17], daneben in der Ferne das oberste Turmgeschoss der Kreuzkirche. Bei der Bebauung des Zwingers hatte sich Au-gust der Starke über die Bedenken seiner Militärs hinweggesetzt und am Kronentor eine Holzbrücke über den Stadtgraben bauen lassen, die für Kut-schen befahrbar war und im Kriegsfall schnell hät-te abgebrochen werden können. Doch zum Abbau dieser Interimsbrücke kam es erst bei der Schleif-ung der Festung, als der Stadtgraben 1815 zuge-schüttet wurde. Der Zwingergraben in seiner heuti-gen Form wurde bei der Wiederherstellung des Zwingers in den Jahren 1929 und 1934 angelegt,

wenn auch schmaler als zuvor. Laut aktuellem Planungsleitbild für die Innenstadt sollen künftig weitere Teile des ehemaligen Stadtgrabens als historische Reminiszenz in die Gestaltung eines Promenadenringes rings um die Dresdner Altstadt aufgenommen werden [12]. Hinter der Interims-brücke macht der Stadtgraben einen leichten Knick nach Südwesten zur Saturn-Bastei (s. Abb. 8). Hinter dem Festungswerk sind Bürgerhäuser zu erkennen, insbesondere das 1744 errichtete und nach seinem Besitzer benannte Adam‘sche Haus neben dem Kuhturm des Wilsdruffer Tores (vgl. Abb. 8), unter dessen Dach sich das mit Kupferblech abgedichtete Reservoir für die Was-serspiele im Zwingers befand. August der Starke hatte 1720 angeordnet, das Wasser der Weißeritz von der Hofmühle im Plauenschen Grund durch eine „eiserne Zwingerröhre“ über eine Entfernung von rd. 3,5 km bis hierher zu leiten und mit einer mechanischen Wasserkunst rd. 16 m in die Höhe zu befördern [14]. Das Fachwerkhaus mit dem Walmdach am rechten Bildrand ist der sogenannte Malersaal, in dem die Requisiten für das Opern-haus angefertigt wurden. An der Ostra-Allee sind hochstämmige Bäumchen, vermutlich Linden, ge-pflanzt worden. Der Laubengang ist mit Staffage belebt: Man sonnt sich in der Abendsonne, beob-achtet oder füttert Schwäne im Stadtgraben, der Zwinger spiegelt sich malerisch im Wasser.

Abb. 8: Die ehemaligen Festungswerke von Dresden (1749)

Diese Vedute der Saturn-Bastei mit dem schen Tor hat Bellotto aus dem Männerder Wilstruffer Vorstadt aufgenommen. Der imanäre Turm der Katholischen Hofkirche ist hier erstmals ohne Gerüst zu sehen, aber offenstimmen Maßstab und Proportionen nicht! Man braucht sie nur mit dem danebenstehenden und nähergelegenen Schlossturm von Klengels zu vergleichen. Bellotto hat ihn nachträglich das Dach des Opernhauses ragen lassen. war er wichtiger als der sichtbare Schlossdoch die Übertragung der Vorlage auf die Vedute ist ihm, ohne Bezugspunkt, misslungen. Vor den beiden Türmen liegt das mächtige Dachdes Pöppelmann’schen Opernhausesschließen sich Zwingerbauten an: der zweissige Porzellan-Pavillon und die Langzum Kronentor. Das Adam‘sche HauBildmitte, dahinter die Turmspitze der Sophienche, daneben, vor dem Kuhturm, das Wasserin dessen Keller die eiserne Zwingerröhre endet. Am linken Brückenkopf steht das Akzishaus, das man passieren musste, um über die Brücke durch das tiefliegende Stadttor in die befestigte Stadt zu gelangen. Links neben dem Eingangseinem Mauervorsprung das sächsischAllianzwappen von 1573 zu erkennen, rechts dieKasematten der Saturn-Bastei mit Schießscharten und Lüftungsanlagen.

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Festungswerke von Dresden (1749)

Bastei mit dem Wil-dem Männerspital in

men. Der imagi-kirche ist hier erst-

rüst zu sehen, aber offensichtlich tionen nicht! Man benstehenden und von Klengels zu

träglich frei über das Dach des Opernhauses ragen lassen. Für ihn

als der sichtbare Schlossturm, gung der Vorlage auf die Vedute

ungen. liegt das mächtige Dach

hauses. Links davon der zweigescho-

die Langgalerie bis sche Haus markiert die spitze der Sophienkir-

, daneben, vor dem Kuhturm, das Wasserhaus, sen Keller die eiserne Zwingerröhre endet.

Am linken Brückenkopf steht das Akzishaus, das ren musste, um über die Brücke durch

festigte Stadt zu Links neben dem Eingangstor ist auf

ächsisch-dänische von 1573 zu erkennen, rechts die

Bastei mit Schießscharten

Diesseits des Stadtgrabens verläuft im Vordergrund eine Straße, an der gerade massiven SandsteinmauernBaustelle ist eingerüstet und gesichert, dbau bereits im ersten OberMaurer arbeiten mit Mörtel und Kelle bühnen, die auf einem mit Bohlen belegstehen. Sand und Kalk liegen wohl auf der abgewandten Seite bereit, Wasser wird dem Stadtgraben entnommen. Weiteredem Hochhieven von BauKeller wird ausgebaut. Vor dem Haus, nSteinmetz, steht der BauBauunternehmer seinen Plan. Straßenseite, am Geländer zum Stadtgraben, lagern Ziegelsteine und Bauholz des alten Gebäudes, die sichwerden (heutzutage heißDavor steht der Bauherr und erläutert essenten sein Bauvorhaben. Ungefähr in der Bildmitte, mitten auf der Straße, hat Bellotto eine Postmeilensäuleobere Hälfte von der tief stehende angestrahlt wird, so dass das Zeichen August des Starken für Augustus Rex, Dreßden,das Posthorn zu erkennen sind. nach der Landesaufmessunggeographen Zürner ab 1721Vielzahl solcher Distanzsäulen

Stadtgrabens verläuft im Vorder-grund eine Straße, an der gerade ein Gebäude mit

mauern errichtet wird. Die stelle ist eingerüstet und gesichert, der Hoch-

im ersten Obergeschoss angelangt. tel und Kelle auf Arbeits-

mit Bohlen belegten Gerüst stehen. Sand und Kalk liegen wohl auf der abge-wandten Seite bereit, Wasser wird dem Stadt-

eitere Bauleute sind mit hieven von Baumaterial beschäftigt, der

Vor dem Haus, neben dem der Baumeister und erklärt dem

unternehmer seinen Plan. Auf der anderen am Geländer zum Stadtgraben,

steine und Bauholz aus dem Abriss die sicher weiter verwendet

ßt das „urban mining!“). und erläutert einem Inter-

senten sein Bauvorhaben. Ungefähr in der Bildmitte, mitten auf der Straße,

eine Postmeilensäule platziert, deren tief stehende Abendsonne

, so dass das Zeichen August des ken für Augustus Rex, Dreßden, 1712(!) und

horn zu erkennen sind. Der König hatte aufmessung durch seinen Hof-

ab 1721 in ganz Sachsen eine säulen errichten lassen.

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Abb. 9: Der Neumarkt in Dresden vom Jüdenhofe aus (1749)

Im Mittelpunkt dieser komplexen Vedute steht George Bährs Frauenkirche. Die Grundsteinlegung war 1726 gewesen, 1732 waren die Innenkuppel und der konkave Anlauf der steinernen Außen-kuppel bis zum Tambour-Ring fertiggestellt, zwei Jahre später konnte die Kirche geweiht werden. Der Weiterbau verzögerte sich aus statischen und finanziellen Gründen [11]. 1738 starb Bähr. Chia-veri legte sein vernichtendes Obergutachten vor, doch die Kuppel konnte dank des Gegengutach-tens von Schatz schließlich nach 17jähriger Bau-zeit vollendet werden [18]. Die Frauenkirche wird dem preußischen Ziel-schießen im Juli 1760 standhalten. Die Kanonen-kugeln prallten an der Kuppel ab und trafen, unter anderem, die 1715/16 von Fäsch erbaute Alte Wa-che, die daraufhin 1766 abgebrochen werden musste. Bei diesem Bombardement wurde auch das 1746 von Knöffel erbaute Wohnhaus von Bell-otto, das Caesar‘sche Haus in der Salzgasse hinter der Frauenkirche, stark beschädigt. Das linke Drittel des Gemäldes wird von dem Stallgebäude eingenommen, das Buchner 1586/88 erbaut hatte und von Fürstenhoff 1729/31 sowie Knöffel 1744/46 umgestaltet hatten. Seit 1748 be-findet sich hinter den 9 m hohen Rundbogenfen-stern des Gebäudes die Gemäldesammlung der Wettiner.

Die doppelläufige Treppe in das Obergeschoss, die sogenannte Englische Treppe, stammt vom Fürstenhoff‘schen Umbau. Bellotto hat den linken Teil dieser Vedute aus der Beletage des Dinglingerhauses, Jüdenhof 5, aufgenommen, das Bähr 1714 für diesen gebaut hatte. Der Maler nimmt sich hier die Freiheit, das alte von Buchner 1591 erbaute Gewandhaus, das seinen Schatten auf den Stallhof wirft, an den rechten Bildrand zu verschieben, um Raum zu schaffen für die Ankunft der sechsspännigen Staatskarosse mit dem Herrscherpaar, durch August III. in leichter Schieflage. Soldaten sind vor der Altstädter Wache angetreten, Bürger grüßen devot, an der neuen Gemäldegalerie steht im Schatten des Gewandhauses ein Bettler mit Hund. Weitere Hofkutschen folgen aus der Pirnaischen Gasse. Vom Dinglingerhaus war der Blick in diese Straße durch das inzwischen sanierungsbedürftige Gewandhaus verstellt. Dieses städtische Gebäude wird 1791 abgerissen und die Grundstücksfläche dem Neumarkt zugeschlagen. Einen unverstellten Blick auf die Wache und die Pirnaische Gasse hatte Bellotto aus dem Ober-geschoss des Stallhofes, von der Englischen Trep-pe aus. Und in der Tat sieht man dort oben eine winzige Staffage: Ist das Bellotto mit seinen Zeichen-Utensilien? Das wäre sehr witzig!

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Abb. 10: Der Neumarkt in Dresden von der Moritzstr aße aus (1749)

Auf dem Gegenstück der Vedute von Abb. 9 blickt Bellotto von Süden auf den Neumarkt mit Bährs Frauenkirche am rechten und Buchners altem Gewandhaus am linken Bildrand. Die beiden Staffelgiebel und die Sonnenuhr liegen bereits im Schatten der Abendsonne, die von links durch die Frauengasse hereinscheint. Am linken Bildrand ist der Rund-Erker am Haus von Heinrich Schütz zu erkennen mit dem Kinderfries von Christoph Wal-ther. Bellotto hat dieses Panorama aus dem Erker des Poigk’schen Hauses am Neumarkt aufgenom-men, dem späteren Hotel „Stadt Rom“. Die Dresdner Frauenkirche thront noch keine zehn Jahre über der Stadt, als am Dach bereits Reparaturen durchgeführt werden mussten. Das steinerne Dach war undicht geworden, weil sich die Last der Kuppel über die steife Verbindung der Innenpfeiler mit je zwei sogenannten Spierahmen auf die massiven Grundmauern abgesetzt hatte. Bellotto hat demnach seine Dachdecker-Staffage aus aktuellem Anlass dorthin platziert. Sie bewe-gen sich auf dem Glockenrand völlig ungesichert, bei dieser Dachneigung nicht ungefährlich! Quer vor der Frauenkirche steht die Altstädter Wache, die Front mit 13 Achsen und einem Mittel-risalit auf Arkaden im Erdgeschoss, drei Achsen tief. Im Obergeschoss war die Garnisonskirche untergebracht. Vor dem durch steinerne Poller und

eine Kette abgesperrten militärischen Bereich ste-hen links ein Schandesel und ein Galgen. Am rechten Bildrand die ersten barocken Bürgerhäu-ser der Pirnaischen Gasse, im Erdgeschoss des Eckhauses die Salomonisapotheke, davor der Friedensbrunnen, der nach der Befreiung Wiens 1683 mit der Kriegsgöttin Bellona gekrönt worden war. Dieser Brunnen wird 100 Jahre später einer Statue von König Friedrich August II. weichen und an seinen heutigen Standort bei der Englischen Treppe auf den Jüdenhof versetzt werden. Im Hintergrund ist stark verkürzt die Ostseite des Stallhofs vor den sonnenbeschienenen Fassaden in der Augustusstraße zu erkennen, links noch drei Frontachsen des Brühlschen Palais, das Knöffel erweitert hatte, sowie einige Bürgerhäuser. Der Neumarkt ist nach dem Altmarkt der wich-tigste Markt. Im Vordergrund herrscht das übliche Treiben auf dem Wochenmarkt, Marktstände mit Sonnenschutz bei einem Pumpbrunnen, links vor dem Gewandhaus im Schatten eine Versammlung um einen Redner auf einem Podest. Aus der Frau-engasse kommt eine Kutsche gefahren. Im Erd-geschoss des Gewandhauses befinden sich Läden für Tuchmacher, Fleischer und Schuster mit ihren Verkaufsständen, und das Eingangstor zur Stadt-schänke. Im Obergeschoss tagten die Landstände und fanden zuweilen Feste und Schauspiele statt.

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Abb. 11: Der Neustädter Markt in Dresden (1749)

Bellotto hat diese Vedute aus dem NO-Eckzim-mer im Mezzaningeschoss des 1749 fertiggestell-ten Blockhauses aufgenommen, unmittelbar vor Einzug der Neustädter Wache in dieses Gebäude am rechtselbischen Brückenkopf (s. Abb. 6). Das Gebäude steht genau in der Achse der Hauptstraße der „Neuen Königstadt“, die nach dem Klengelschen Aufbauplan als Allee gestaltet war. Sie verengt sich wie in einer Theaterkulisse vom Neustädter Marktplatz nach Norden um einige Meter. Auf dieser Straße zog August der Starke mit seiner Entourage durch das sogenannte „Schwarze Tor“ im nördlichen Befestigungsring von Dresden in Richtung Warschau, zu seinem zweiten Herrschersitz. Dabei erhöht die Vereng-ung der Hauptstraße optisch die Geschwindigkeit, mit der sich der König von seinem Dresdner Residenzschloss entfernt: wahrlich eine perfekte barocke Raum-Inszenierung! Am Neustädter Markt steht noch das alte Rat-haus von Altendresden, das Melchior Trost 1528 errichtet hatte. Es soll abgerissen werden, sobald das neue Rathaus von Knöffel fertig ist, an der Stelle, wo das alte Gewandhaus gerade abgeris-sen wird. Links am Bildrand sowie am Eingang zur Rähnitzgasse stehen zwei typische Neubauten für Mietwohnungen mit sieben Frontachsen, zwei Obergeschossen, einem Mezzaningeschoss und einem Mansarddach mit Zwischenboden.

Der „Goldene Reiter“ steht auf einem Sockel von Longuelune. Das Modell August des Starken auf kurbettierendem Pferd war im Todesjahr 1733 in Kupfer getrieben, dann vergoldet und 1736 auf diesen Sockel gestellt worden. Die Linden-Allee der Fußgängerzone war etwa 15 Jahre zuvor angelegt worden. Im ersten Drittel wird sie von zwei Wasserhäusern unterbrochen, im Hintergrund ragt das hohe Hallendach der Drei-königskirche heraus, die in den Jahren 1732/39 auf Anordnung August des Starken von Pöppel-mann, Bähr und Fehre errichtet wurde. Ihr 87,5 m hoher Turm wird erst 100 Jahre später an der Westseite errichtet werden, ihr Vorgängerbau war 1738 abgetragen worden, weil er in der Sichtachse zwischen Blockhaus und Schwarzem Tor stand. Dies entspricht weitgehend den Wiederaufbau-plänen von Klengels, der vor mehr als 60 Jahren verstorben war. Doch seine Pläne wurden durch August den Starken realisiert. Dagegen konnten die Bürger wegen der Einschränkung ihrer Baufrei-heit noch so heftig protestieren. Die Einschränk-ungen betrafen nicht nur die Bauweise, es musste in Stein gebaut werden, sondern vor allem das strenge Baureglement von 1720 zu Baufluchten, Traufhöhen und Straßenbreiten laut Klengelscher Bauordnung. Sie sind auch nach der Wende bei der denkmalsgetreuen Sanierung der Gebäude an der Königstraße beachtet worden.

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Abb. 12: Der Zwingerhof in Dresden (1752)

Der Zwinger hat offensichtlich schon bessere Zeiten gesehen. Pöppelmann und Permoser hat-ten ihn zur Vermählung des Thronfolgers 1719 errichtet. Wo heute die Sempergalerie Alte Meister steht, standen damals hölzerne Fest-Tribünen mit einer königlichen Mittelloge. Seit 1732 war der Zwingerhof nach dieser Seite mit einer bemalten Holzwand abgeschlossen. Davon ist hier noch ein Stück zu sehen. Inzwischen war er für den allge-meinen Verkehr freigegeben; er macht einen ziem-lich verwahrlosten Eindruck: Witterungsschäden, Bauschutt, Bohlen, eine Rampe für Schubkarren, ein Ochsenkarren sind zu sehen. Aus dem Wall-pavillon wird der Blick auf den Glockenspiel-pavillon gelenkt, zwischen dem sog. Deutschen und dem heutigen Porzellan-Pavillon, im Vorder-grund eingerahmt von Bogengalerien des Franzö-sischen Pavillons und des Mathematisch-Physi-kalischen Salons. Am linken Bildrand erscheint der Renaissance-giebel des Residenzschlosses, davor das Klengel-sche Komödienhaus am Taschenberg, das unter August dem Starken 1707 zu einer provisorischen Katholischen Hofkapelle umgestaltet und als sol-che bis 1751 genutzt worden war. Dann wurde das Gebäude getüncht und zum Ballhaus umgestaltet. Links vom Glockenspielpavillon ist noch ein Re-likt der Festungsanlage zu sehen, das hölzerne Redoutenhaus, das Pöppelmann 1718/19 für die

bevorstehenden Festlichkeiten zu einem Festsaal umgebaut hatte. Nun steht es jedoch leer und wird wenige Jahre später abgerissen werden. Rechts setzt sich das Panorama mit Gebäuden fort, die auf der Vedute vom Wilschen Tor (Abb. 8) aus westlicher Richtung zu sehen waren: das gewal-tige Sophienkirchendach, unter dem der Rat der Stadt Dresden vor dem Umbau zur Evangelischen Hofkirche auf fünf Zwischenböden ein Proviant-magazin eingerichtet hatte. Für den Umbau in den Jahren 1735/37 waren Bähr und Fehre zuständig, doch Bähr’s Entwurf für den Turm war im oberen Teil, dessen Spitze über den Dachfirst hinausragt, von Knöffel stark überarbeitet worden. Die Mittel für den Umbau wurden von August III. zur Ver-fügung gestellt [17]. Hinter dem Porzellan-Pavillon erscheint Pöppel-manns massives Opernhaus von 1719, das in den Maikämpfen von 1849 niederbrennen wird. An die Balustrade ist eine Leiter angelehnt, links daneben wird über der Brüstung eine winzige Staffage sicht-bar: ein Mann mit Zeichen-Utensilien (wie auf der Englischen Treppe in Abb. 9): Ist dies Bellotto, auf der Karriereleiter ganz oben? Schließlich tritt zum rechten Bildrand hin das wohl bedeutendste Element von Pöppelmanns Gesamtkunstwerk Zwinger in Erscheinung, das Kronentor, ein barocker Triumphbogen mit der von vier Adlern getragenen Polnischen Krone.

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Abb. 13: Der Altmarkt in Dresden von der Seegasse aus (1750) Auch den Dresdner Altmarkt hat Bellotto in zwei Veduten als Gegenstücke gemalt, jeweils aus dem Erker eines Eckhauses an der Süd- bzw. Nord-seite des Altmarkts, dem Schattenwurf zufolge zu nachmittäglicher Stunde. Die Tageszeit will aller-dings nicht so recht zum regen Markttreiben an den wöchentlichen Markttagen passen. Der Turm der Katholischen Hofkirche erscheint am Ende der Schlossgasse, immer noch imaginär, doch deutlich schlanker als von Chiaveri geplant. Wahrscheinlich hatte Bellotto von den Diskussio-nen im Landbauamt gehört, den Turm um einige Meter höher (85,5 m) und schlanker zu bauen als ursprünglich geplant. Die Gestalt des imaginären Turms ist hier allerdings immer noch die von Chiaveri, wenn auch etwas überhöht. Über der Nord-Ost Ecke des Altmarkts blickt die Laterne von George Bährs Frauenkirche herüber, die eine Höhe von 95 Meter erreicht. Die Häuserfront an der Westseite des Altmarkts liegt schon im Schatten, doch vorne ist noch der 1703 von Fehre d. Ä. erbaute Erbgasthof „Zum Goldenen Ring“ zu erkennen. Zwei Häuser weiter wird die Hauskante des von Knöffel und Fehre 1741/44 erbauten Rathauses mit seinen Balkonen und dem Dachreiter aus der Scheffelgasse heraus von der Sonne angestrahlt. Am nördlichen Rand stand das mittelalterliche Rathaus von Walther frei auf dem Marktplatz, bis

August der Starke es 1704 abreißen ließ. Hinter dem Justitia-Brunnen stehen Bürgerhäuser aus dem 17. Jahrhundert mit schönen Renaissance-giebeln, westlich der Schössergasse neuere Häu-ser, ebenfalls mit Läden im Erdgeschoss. Aus dem Eckhaus zur Schlossgasse heraus hat Belloto das Panorama von Abb. 14 aufgenommen. Die Ostseite des Altmarkts erstreckt sich von Norden bis zu der 1481 erbauten Marienapotheke, dem ältesten Haus der Stadt, hinter der Westseite des Chaisenträgerhauses, die noch von der tief im Westen stehenden Sonne beschienen ist; zugleich werfen die Häuser der Südseite ihre Schatten auf den Altmarkt! Die Staffage ist außerordentlich vielfältig mit all den Fahrzeugen, Verkaufsständen und Personen. Zum Bildhintergrund hin wird das Marktgewimmel immer dichter. Die Malweise ist geradezu pointilis-tisch. Am vorderen Rand bewegen sich zwei Hof-kutschen, dazwischen warten im Schatten Lasten-träger auf Aufträge. Eine Gruppe scheint über den Kaufpreis für einen alten Schafsbock zu feilschen. Entlang der Westseite verläuft die Anlieferungs-straße, Karren parken vor dem Rathaus. Auf dem Markt herrscht großes Gedränge. An drei Seiten wird der Altmarkt von Buden und Ständen be-grenzt. Die Läden an der Ost- und Nordseite des Platzes schützen sich mit Vordächern, die Markt-stände mit Tuchbahnen gegen Sonne und Regen.

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Abb. 14: Der Altmarkt zu Dresden von der Schlossgas se aus (1750)

Bellotto richtet seinen Blick diagonal über den Altmarkt auf die Kreuzkirche, die nach einem ver-heerenden Brand Ende des 15. Jahrhunderts auf den alten Grundmauern wiederaufgebaut und seit 1539 Pfarrkirche der Stadt Dresden ist. Mit ihrem 1559 erhöhten Turm liegt sie etwas abgesetzt vom Altmarkt und besitzt weniger Freiraum als die un-längst errichtete Frauenkirche George Bährs. Die Ostseite des Altmarkts mit ihren trauf- und giebelständigen Häusern wird auch hier von der Abendsonne beschienen. Drei Straßen unter-brechen den Häuserschatten an der Westseite des Altmarkts: vorne die Wilsdruffer Gasse zum Wil-schen Tor (s. Abb. 8), hinter dem Rathaus die Scheffelgasse und hinten die Webergasse. An den Fassaden dieser viergeschossigen Häuser entlang wird der Blick in die Seegasse bis zum Seetor ge-führt. Aus dem Eckhaus zum Altmarkt hat Bellotto das Gegenstück (Abb. 13) zu dieser Vedute aufge-nommen, aus dem verschatteten Eckgebäude am anderen Ende die Kreuzkirche (Abb. 16). Vor den Bürgerhäusern an der Südseite des Alt-markts liegt das neu erbaute Chaisenträgerhaus, ein Port für fünf Sänften zwischen zwei Warteräu-men. Der Altmarkt ist für Besucher gut zu errei-chen: Er ist längs und quer in das System von Gassen eingebunden, und an allen Seiten mündet je eine weitere Gasse auf den Platz. Die Ostseite des Altmarkts beginnt an dem 1653 von Walther

errichteten Justitia-Brunnen mit drei Barockhäu-sern, gefolgt von zwei Gebäuden mit schönen Re-naissancegiebeln, hinter der Frohngasse vier trauf-ständige Barockhäuser, die alte Marienapotheke neben dem Neubau am Eingang zur Kreuzgasse und zum engen Kreuzkirchenvorplatz (Abb. 16). An der Südseite werden die Gebäude von der Schreibergasse unterbrochen. Die Staffage zeigt, dass es auf dem Altmarkt auch an marktfreien Tagen geschäftig zugeht. Eine sechsspännige offene Staatskarosse (vgl. Abb. 5) durchquert den Platz diagonal. Meldeläufer eilen voran. Beim Bombenangriff am 13. Februar 1945 wur-den alle Gebäude am Altmarkt zerstört. Danach wurden zuerst die beiden Längsseiten in einem Baustil aufgebaut, den Dresdner „Stalin-Barock“ nennen. Dabei wurde die Ostseite (am südlichen Ende) um 20 Meter nach Osten und parallel zur Westseite verschoben und an der Nordseite die Wilsdruffer Straße auf 61 Meter verbreitert, was eine Verkürzung der Längsseiten des Altmarkts zur Folge hatte. Die Nordseite wurde Ende der 60er Jahre jenseits der Wilsdruffer Straße durch den Kulturpalast geschlossen, dessen äußere Ge-stalt seit 2008 unter Denkmalschutz steht, die Süd-seite des Altmarkts um die Jahrtausendwende in postmodernem Stil bebaut. 50 Jahre lang stand die Portalseite der Kreuzkirche frei, heute steht sie immerhin freier als zu Bellottos Zeiten.

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Abb. 15: Die Frauenkirche in Dresden (1751) Die Frauenkirche George Bährs ragt majestät-isch, vom Sockel bis zur Laterne, über die Bürger-häuser in die Höhe. Auf ihre Südseite fallen Wol-kenschatten. Umso heller erstrahlen die stattlichen Bürgerhäuser an der Frauenkirche und der Rampi-schen Gasse, die im zweiten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts von George Haase für verschiedene Bauherren errichtet worden waren, vor allem das Haus „Zur Glocke“ und das reichverzierte Eckhaus mit Erker über die beiden Obergeschosse und Austritt im Mezzaningeschoss. Neben dem Haus „Zur Glocke“ ist noch der Dachgiebel des Eck-hauses zur Salzgasse zu sehen. Bellotto wohnte gegenüber, im Caesar’schen Haus [10]. Die ersten vier sowie vier weitere Häuser auf der Nordseite der Rampischen Gasse stammen von Haase, der dort selbst im Haus Nr. 7 wohnte [20]. Im Hintergrund wird in der Bildachse noch das 1729 von Knöffel für Graf Wackerbarth errichtete, heutige Kurländer Palais sichtbar. Damals gehörte es Johann George, Chevalier de Saxe, Sohn von August dem Starken und Gräfin Lubomirska. Bellotto hat diese Vedute aus einem rückwärti-gen Fenster der Garnisonskirche in der Altstädter Wache aufgenommen. Die gekrümmte Häuser-front der rechten Bildhälfte zieht den Blick förmlich hinein in die Rampische Gasse, in der eine Abtei-lung des Corps des Gardes davonreitet. Die Ver-engung des Raumes beschleunigt diesen Vor-gang. Die Gruppe der Kurendesänger vor dem Handtuchhaus lässt vermuten, dass Bellotto diese Vedute in der Weihnachtszeit 51/52 gemalt hat.

Abb. 16: Die ehemalige Kreuzkirche in Dresden (1751) Die Kreuzkirche wird das preußische Zielschies-sen nicht überstehen, hier steht sie noch. Mit 96 Meter ist der mächtige Renaissanceturm höher als die Frauenkirche und die Hofkirche. Auf der Turm-kuppel steht eine schlanke Laterne. Am quadrati-schen Turmaufsatz befindet sich eine Uhr, darüber eine Balustrade, seitlich zwei Kuppeltürmchen. An den Ecken sind Engel postiert. Darunter verläuft auf halber Höhe der zweigeschossigen Glocken-stube eine weitere Balustrade, unter deren Gesims sich Öffnungen für das Abfeuern von Böller-schüssen befinden. Auf der Balustrade zur Kreuz-gasse sind zwei Posaunenbläser zu sehen. Der Blick geht vom Südrand des Altmarkts tief in die Kreuzgasse, an deren Nordseite eine Reihe stattlicher Barockhäuser steht, vorne am Altmarkt ein fünfgeschossiges (s. Abb. 15), weiter hinten, an der Ecke zur Weißen Gasse hervorspringend, das von Pöppelmann entworfene und von Knöffel und Bähr 1724 erstellte Palais Vitzthum-Rutowski. Bellotto hat auf dieser Vedute auch eine stadt-technische Anlage dargestellt. An der Kreuzkirche fließt in einem gedeckten Kanal, einem Canaletto sozusagen, Wasser in die Stadt. Es ist der Kaitz-bach, der über eine Bachbrücke an der Jupiter-Bastei in die Stadt geleitet wird, um diese mit Brauch- und Löschwasser zu versorgen. Auch das Regenwasser, das vom Dach der Kreuzkirche fließt, wird in diesen Kanal geleitet. Er fließt an der Süd- und Westseite des Altmarkts entlang und mündet vor dem Taschenberg in den Festungs-graben und gelangt so schließlich in die Elbe.

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Abb. 17: Die Trümmer der ehemaligen Kreuzkirche zu Dresden (1765) Bellotto hat dieses großartige Gemälde vom Ab-riss und Wiederaufbau der Kreuzkirche rund 15 Jahre später gemalt als die anderen, im Sommer 1765, zwei Jahre nach dem Tod von August III. und Graf Brühl. Die Realitätsnähe dieser Vedute, dieser Bildreportage, ist besonders ausgeprägt. Die Kreuzkirche war bei der preußischen Kano-nade fünf Jahre zuvor größtenteils zerstört wor-den: Langhaus und Chor waren ausgebrannt und 1762, ein Jahr vor Beendigung des Siebenjährigen Krieges, abgerissen worden. Der Turm war be-schädigt und erhielt ein provisorisches Holzdach, das auf Bellottos sogenannter Rezeptionsvedute noch zu sehen ist (s. Abb. 18). Der stattliche Renaissanceturm sollte in den Neubau einbezo-gen werden. Der Neubau begann 1764 mit den Arbeiten an den Fundamenten des Kirchenschiffs unter Rats-baumeister Schmid. Nach ergiebigen Regenfällen stürzte die Rückwand des Turms am 22. Juni 1765 ein. Die Baustelle war wohl „abgesoffen“, der Kaitzbach-Kanal übergelaufen, Regenwasser war in den Untergrund eingedrungen und hatte diesen aufgeweicht, so dass dem frei stehenden Turm die

unterirdische Stützung entzogen wurde. Da die West-Fassade des Turms repräsentativ und stand-fester gebaut war, blieb sie stehen. Was tun? Den Rest sprengen? Das Risiko wäre zu hoch gewesen für die schönen Bürgerhäuser und das Palais Vitzthum-Rutowski, die den Krieg unbeschädigt überstanden hatten. Da machte ein Maurergeselle namens Künzel-mann dem Stadtrat das Angebot, die Ruine für 50 Thaler, damals der Arbeitslohn für 20 Wochen, ab-zutragen. Künzelmann und seine Leute erhielten den Zuschlag. Sie besteigen die Ruine mit einer einholmigen Leiter, wie sie im Bergbau gebräuch-lich war, und brechen die Ruine Stein um Stein ab. Bellotto, der die Turmruine am 6. Juli selbst be-stiegen haben soll, hält die Abbrucharbeiten wie ein Bildreporter fest: Einer steigt hoch, ein zweiter wird gleich folgen. Oben arbeitet man zu zweit. Sicherheitsvorschrif-ten gibt es keine, oder sie werden missachtet. Links oben am Turmuhrhaus stehen noch Reste einer Wendeltreppe. Ein Engel mit Strahlenkranz hat sich gut gehalten. Die Kuppeltürmchen da-neben sind von den Preußen weggeschossen

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worden. Im Glockengeschoss liegt noch eine Glocke. Die Wandöffnungen für die Salutschüsse vom Kirchturm sind zu sehen. Die Preußen hatten wohl gedacht, dort seien richtige Kanonen postiert, die militärisch ausgeschaltet werden müssten. Mit der Ostwand sind eine Menge Balken und Bohlen heruntergekommen. Der Trümmerhaufen ist noch frisch. Einige Bausteine liegen bereits seit-lich gestapelt zur Wiederverwendung bereit. Zwei Männer suchen nach brauchbarem Bau-material. Die Steine werden gleich am Trümmer-rand abgeklopft. Zwei Männer passen auf, ob etwas von oben herunter kommt. Zwei Trümmer-frauen mit Kiepen sammeln Nutzholz. Auf der Südseite wird noch an den Fundamen-ten gearbeitet. Die Baugrube ist durch einen Hori-zontalverbau gesichert. Aushub der Baugrube wird durch Schräg-Siebe aufbereitet. Im Vordergrund links sieht man eine Erdrampe mit aufgelegten Brettern für Schubkarren und Rollen zum Hinauf-ziehen der Steinblöcke, eine aufgebockte Arbeits-bühne, weiter rechts einen Unterstand. Dort arbeiten schon die Steinmetze. Das kleine Holz-häuschen gehört zur Baustelleneinrichtung. An der Nordseite, an der Kreuzgasse, ist man schon weiter, das Sockelgeschoss ist fast fertig. Steinmetze arbeiten hier unter den Augen von Schaulustigen, die auf dem eingedeckelten Kaitz-bach-Canaletto stehen oder das Spektakel von oben, aus der „Königsloge“ verfolgen. Ein Stein-metz arbeitet rittlings, davor balgen sich zwei Hof-hunde. Man sieht allerlei Gerätschaften des Baugewer-bes: Sandsiebe, eine Schubkarre, eine Handkarre, ein Winkelscheit, einen Mörtelzuber, in dem sich eine Mischung von gebranntem Kalk und organi-schen Beimengungen befinden dürfte. Bellotto hat dies alles aus der Wohnung des Superintendenten Dr. Am Ende heraus gemalt, in einem Gebäude, das zu Beginn des 20. Jahr-hunderts dem Neubau des Dresdner Rathauses weichen musste. Sicher hat er die Bauarbeiter und Zuschauer auch mit seiner handlichen Camera obscura skizziert, möglicherweise sich selbst als aufmerksamen Beobachter und Chronisten links am unteren Bildrand in Szene gesetzt. Bellottos Trümmervedute ist natürlich mehr als das Abbild eines denkwürdigen Ereignisses und eine Darstellung von Menschen aus jener Zeit. Henner Menz hat dies 1964 treffend formuliert: „In keinem Bild spricht das unverwüstlich Vitale städtischer Daseinskraft so stark wie auf der

Trümmervedute der Dresdner Kreuzkirche. Mit welchem Elan hier über alle Zerstörung hinweg mit der Beseitigung der Schäden und dem Wieder-aufbau begonnen wird, hat für den Betrachter, der noch unter dem Eindruck der Vernichtung des letzten Krieges steht, etwas Bewegendes. Noch reihen sich düster im Hintergrund ausgebrannte Ruinen. Die Häuserzeile auf der gegenüberliegen-den Straßenseite ist unversehrt. Altes fällt, und schon erheben sich neue Grundmauern. Rings um die Baustelle aber nimmt das Leben unermüdlich seinen Fortgang, so als sei im Grunde nichts Schwerwiegendes vorgefallen. Indem Bellotto die-sen Gedanken städtischer Vitalität in gültiger und allgemeinverständlicher Form hier erstmalig, nicht zufällig und vereinzelt, sondern als Teilaussage innerhalb einer umfassenden Gesamtschau der „Stadt“, ausspricht, erhebt er die Darstellung weit über das Niveau eines nur dokumentarischen Ereignisbildes und wird, …, vorbildlich für die weitere Entwicklung der Stadtdarstellung im 19. Jahrhundert.“ [4, S.41f] Bernardo Bellotto musste während des Sieben-jährigen Krieges (1756-1763) und danach in Dres-den mit mancherlei widrigen Umständen fertig-werden. Anfang 1759 reiste er mit Sohn Lorenzo nach Wien, wo er am Hof von Maria Theresia ins-gesamt 16 Veduten malte. Als er von der Zerstör-ung seiner Wohnung an der Frauenkirche erfuhr, beendete er seinen Wiener Bilderzyklus und reiste 1761 über München zurück, wo er für Kurfürst Maximilian III. Joseph und dessen Sächsische Ge-mahlin noch drei großformatige Veduten malte. In Dresden hatte Bellotto dagegen keine Zukunft mehr. Sein Gehalt als Hofmaler wurde auf ein Drit-tel gekürzt und aus der Privatschatulle der Kurfürs-tin spendiert. An der 1764 neu gegründeten Kunst-akademie war er dem Generaldirektor Hagedorn unerwünscht. Als zeitlich befristeter Lehrer durfte er Studenten lediglich in einem Vorkurs das Per-spektivzeichnen beibringen. Als Gegenstück zum Trümmerbild der Kreuz-kirche (Abb. 17) malt er aus einem Gebäude jenseits des Festungsgrabens eine Vedute der kriegszerstörten Pirnaischen Vorstadt mit der Ruine des Palais Fürstenhoff [7] und 1766 das Elbtal von Hof Meuscha aus, als Abschiedsvedute. Anfang 1767 reist er dann, von der Akademie beurlaubt, nach Warschau. Dort beginnt seine letzte Schaffensperiode, als Hofmaler bei König Stanislaus II. August Poniatkowski. Sie endet mit seinem Tod am 17. November 1780.

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Abb. 18: Die Altstadt Dresden vom Neustädter Brücke nkopf (1765)

Bellotto hat diese Vedute im Frühjahr 1765 für seine Aufnahme in die Dresdner Kunstakademie gemalt. In diesem Rezeptionsbild malt er mit Raffi-nesse die Spiegelung der Hofkirche in der Elbe. Malerisch liegen Boote und Lastkähne in der Elbe, auf der Augustusbrücke promeniert man im war-men Abendlicht und am Ufer wandelt vornehme Staffage, als ob der Siebenjährige Krieg nicht erst vor zwei Jahren zu Ende gegangen wäre. Zehn Jahre sind seit der Vollendung des Turms der Katholischen Hofkirche vergangen. Dies ist Bellottos einzige Vedute mit dem realen Turm, den er nun mit seiner Camera obscura aus dem Mez-zaningeschoss des Blockhauses mitsamt dem großartigen Altstadtpanorama aufnehmen konnte: die steinerne Glocke der Frauenkirche, die Brühl-sche Gemäldegalerie, daneben jeweils um ein Ge-schoss aufgestockt die Bibliothek und das Palais von Graf Brühl. Links vom Turm der Katholischen Hofkirche ist der ebenfalls aufgestockte Georgen-bau mit dem alten Renaissancetor zu sehen, das heute als Eingang in den Großen Schlosshof

dient. Auf der Elbmauer vor der Hofkirche stand damals schon ein Gebäude, wo heute Erlweins „Italienisches Dörfchen“ steht. Rechts neben der Hofkirche sind das Residenzschloss zu erkennen, das Taschenbergpalais und dahinter das Dach der Sophienkirche mit ihrer Turmspitze, daneben der Turm am Wilschen Tor, im Vordergrund das Dach des Hauses, das auf Bellottos zweiter Dresdner Vedute (Abb. 4) am linken Bildrand erscheint. Von den Verwüstungen des Siebenjährigen Krieges, in dem in Dresden mehr als 800 Häuser zerstört wurden, ist hier allerdings nichts zu sehen. Nicht zuletzt dank seiner virtuosen Handhabung der Camera obscura erweist sich Bernardo Bellotto, trotz einiger kompositorischer Freiheiten, als akribischer und verlässlicher Chronist des Dresdner Baugeschehens in seinem Jahrhundert.

Prof. Dr.-Ing. Raimund Herz Emeritus für Stadtbauwesen

Dekan TUD Fak. BIW 2004-2006 Gründungsvorstand George-Bähr-Forum

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Bildnachweis Die Wiedergabe der 14 Dresdner Veduten der Königsserie (Abb.3-16) sowie der Abb.1 (als Ausschnitt aus Abb.3) und Abb.17 erfolgte mit freundlicher Genehmigung seitens der SKD Gemäldegalerie Alte Meister, des Rezeptionsbildes (Abb.18) seitens der Kunsthalle Karlsruhe. Abb.2 ist ein Ausschnitt aus einem Architektur-Capriccio, das sich im Nationalmuseum in Warschau befindet.

Literaturverzeichnis [1] Fritzsche, Hellmuth Allwill (1936): Bernardo Bellotto genannt Canaletto. [2] Löffler, Fritz (1955): Das Alte Dresden. Geschichte seiner Bauten, inzwischen in 17. Auflage. [3] Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Gemäldegalerie Alte Meister und Nationalmuseum Warschau (1964): Bernardo Bellotto genannt Canaletto in Dresden und Warschau, Ausstellungskatalog, Dresden. [4] Kozakiewicz, Stefan, Henner Menz u.a. (1966): Europäische Veduten des Bernardo Bellotto. [5] Kozakiewicz, Stefan (1972): Bernardo Bellotto genannt Canaletto. 2 Bde. [6] Löffler, Fritz (1991): Bernardo Bellotto genannt Canaletto: Dresden im 18. Jahrhundert. [7] Walther, Angelo (1995): Bernardo Bellotto genannt Canaletto. [8] Bowron E.P. ed.(2001): Bernardo Bellotto and the Capitals of Europe. Ausstellungskatalog, Houston. [9] Steadman, Philip (2001): Vermeers Camera. Uncovering the Truth Behind the Master Pieces. [10] Liebsch, Thomas (2006): Anmerkungen zu Bernardo Bellottos „Der Neumarkt zu Dresden vom Jüdenhof aus“ und ein neuer Hinweis auf die Wohnadresse des Malers. In: Dresdener Kunstblätter Bd. 50, 163-168. [11] Zumpe, Günter (2007): Festvortrag zum baukulturellen Erbe George Bährs. In: Jahrbuch 2007 des George-Bähr- Forum Dresden, 26-50. [12] Landeshauptstadt Dresden (2008): Lebendige Geschichte – Urbane Stadtlandschaft, Dresden – Planungsleitbild Innenstadt. [13] Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Gemäldegalerie Alte Meister (2011): Bernardo Bellotto – Der Canaletto- Blick, Ausstellungskatalog. [14] Oertel, Holger u.a. (2011): Geschichte(n) der Dresdner Trinkwasserversorgung, DREWAG. [15] Asisi, Yadegar (2013): Dresden – Mythos der barocken Residenzstadt. asisi Edition. [16] May, Walter (2013): Die Pläne August des Starken zur Umgestaltung des Frauenkirchviertels und die Auseinandersetzungen um den Neubau der Kirche. In: Die Dresdner Frauenkirche, Jahrbuch zu ihrer Geschichte und Gegenwart Bd. 17, 15-40. [17] Knobelsdorf, Tobias (2013): Der Umbau der Sophien- kirche in Dresden zur Evangelischen Hofkirche zwischen 1735 und 1739. In: Die Dresdner Frauenkirche, Jahrbuch zu ihrer Geschichte und Gegenwart Bd. 17, 73-102. [18] Lugenheim, Matthias (2013): Ausgewählte Daten zum Bau und zum Bestehen der Dresdner Frauenkirche. In: Jahrbuch 2012/13 des George-Bähr-Forum, 64-71. [19] Schumacher, Andreas Hrsg. (2014): Canaletto – Bernardo Bellotto malt Europa. Ausstellungskatalog, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Alte Pinakothek, München. [20] Hertzig, Stefan (2014): Die Rampische Straße zu Dresden. In: Die Dresdner Frauenkirche, Jahrbuch zu ihrer Geschichte und Gegenwart Bd. 18, 221-236.

Personenverzeichnis (soweit erwähnt) (1) Bauherren August der Starke (1670-1733), August II. König von Polen, Friedrich August I. Kurfürst von Sachsen August III. König von Polen (1733-1763), Friedrich August II. Kurfürst von Sachsen (1696-1763) Brühl, Heinrich von (1700-1763) Graf, Premierminister Caesar, Johann Carl (um 1710~1780), Oberzeugschreiber, Oberkriegskommissar Flemming, Jakob Heinrich von (1667-1728) Graf, General Fürstenhoff, Johann Georg Maximilian von (1686-1753), Generalleutnant des Ingenieur- und Pionier-Corps Hoffmann, Franz Joseph von (1696-1749), Hofrat Johann Georg, Chevalier de Saxe (1704-1774), Feldmarschall Poniatkowski, Stanislaw August (1732-1798), König von Polen Rutowski, Friedrich August (1702-1764) Graf, Feldmarschall Vitzthum von Eckstädt, Friedrich I. (1675-1726) Reichsgraf Wackerbarth, A. Christoph (1662-1734) Graf, Generalintendant (2) Baumeister Adam, Andreas (1699-1746), Hofmaurermeister, Land- bauschreiber Bähr, George (1666-1738), Ratszimmermeister Both, Jean de (1670-1745), Architekt, Generalintendant Buchner, Paul (1531-1607), Oberzeugmeister Chiaveri, Gaëtano (1689-1770), Architekt Erlwein, Hans (1872-1914), Stadtbaurat Fäsch, Johann Rudolph (1680-1749), Ingenieurkorps-Obrist Fehre, Johann Christian (~1660-1720), Ratsmaurermeister Fehre, Johann Gottfried (1685-1753), Ratsmaurermeister Fürstenhoff, Johann Georg Maximilian von (1686-1753), Architekt, Chef des Ingenieurcorps Haase, George (1660-1725), Amtsmaurermeister Klengel, Wolf Caspar von (1630-1691), Oberlandbaumeister Knöffel, Johann Christoph (1686-1752), Oberlandbaumeister Longuelune, Zacharias (1669-1748), Oberlandbaumeister Pöppelmann, Matthäus Daniel (1662-1736), Oberlandbaumeister Schatz, David (1667-1750), Leipziger Architekt Schmid, Johann Georg (1707-1774), Ratsbaumeister Schwarze, Julius Heinrich (1706-1775), Oberlandbaumeister Semper, Gottfried (1803-1879), Architekt Trost, Melchior (um 1500-1559), Steinmetz, Baumeister Zürner, Adam Friedrich (1680-1742), Vermessungsingenieur (3) Bildhauer Dinglinger, Johann Melchior (1664-1731), Hof-Goldschmied Dinglinger, Georg Christoph (1668-1746), Goldschmied Mattielli, Francesco (1688-1752) Permoser, Balthasar (1651-1732) Rietschel, Ernst (1804-1861) Walther, Christoph (um 1500-1546) Walther, Chistoph Abraham (um 1625-1680) (4) Maler Bellotto, Bernardo (1722-1780), Hofmaler und Zeichner Canal, Giovanni Antonio (1697-1768), Maler und Zeichner Carriera, Rosalba (1673-1757), Pastell-Malerin Dietrich, Wilhelm Ernst (1712-1774), Hofmaler Sartori, Felicità (1714-1760), Pastell- und Emaille-Malerin Thiele, Johann Alexander (1685-1752), Hofmaler Zucchi, Lorenzo (1704-1779), Kupferstecher (5) Sonstige Am Ende, Johann Joachim Gottlob (1704-1777)Superintendent Hagedorn, Christian Ludwig von (1713-1780) Kunstschriftsteller Menz, Henner (1916-1975), Kunsthistoriker Schütz, Heinrich (1585-1672), Hofkapellmeister, Komponist

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Standorte und Blickwinkel Bellottos bei der Aufnahme seiner Dresdner Veduten

in chronologischer Ordnung

Genordeter Ausschnitt aus dem kolorierten Kupferstich Dresdens um 1755, gefertigt von dem kaiserlichen Hofgeographen Matthias Seutter

aus Augsburg. [Deutsche Fotothek / SLUB Dresden]

Anmerkungen (1) Bellottos Veduten sind topographisch genauer als der ungefähr zur selben Zeit entstandene Kupferstich von Matthias Seutter [Deutsche Fotothek, SLUB Dresden]. (2) Im Stadtgrundriss von Seutter fehlen u.a. der 1747 fertigge-stellte neue kurfürstliche Marstall, aus dem heraus Bellotto seine dritte Dresdner Vedute aufgenommen hat, sowie das 1740 erbaute Palais Fürstenhoff auf der Contrescarpe, das 1758 von Preußen zerstört wurde und dessen Ruine in der 15. Vedute Bellottos am linken Bildrand erscheint.

(3) Bellotto hat seine Veduten in der Regel von einem erhöhten Standort aus gemalt, vorzugsweise aus dem ersten Obergeschoss eines öffentlichen Gebäudes oder einer privaten Wohnung, zu der er Zutritt hatte. Meistens waren es Eckzimmer mit mindestens zwei Fenstern, so dass er seine Veduten auch mit einem 90-Grad-Schwenk seiner Camera Obscura erfassen konnte. Gelegentlich nahm er für eine Vedute (z.B. bei Nr.7) auch zwei verschiedene Standorte ein. © Raimund Herz, Technische Universität Dresden 2015

1747

1. Dresden vom rechten Elbufer

oberhalb der Augustusbrücke

1748

2. Dresden vom rechten Elbufer

unterhalb der Augustusbrücke

3. Dresden vom linken Elbufer

unterhalb der Festungswerke

4. Dresden vom linken Elbufer

oberhalb des Altstädter

Brückenkopfes

1749

5. Die ehemaligen Festungs-

werke in Dresden

6. Der Neustädter Markt in

Dresden

7. Der Neumarkt in Dresden

vom Jüdenhofe aus

8. Der Neumarkt in Dresden

von der Moritzstraße aus

1750

9. Der Altmarkt in Dresden

von der Schlossgasse au

10. Der Altmarkt in Dresden

von der Seegasse aus

1751

11. Die ehemalige Kreuzkirche

in Dresden

12. Die Frauenkirche in Dresden

1752

13. Der Zwingerhof in Dresden

14. Der Zwingergraben

in Dresden

1764

15. Die Ruinen der Pirnaischen

Vorstadt in Dresden

1765

16. Blick auf Dresden vom

Neustädter Brückenkopf

17. Die Trümmer der ehemali-

gen Kreuzkirche zu Dresden

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