18
manual CHRISTIAN M. PISKA (HG.) Casebook Einführung in die Rechtswissen- schaften Strategische Anleitung und Arbeitsbuch 7., überarbeitete Auflage

Casebook Rechtswissenschaften KORR3

  • Upload
    others

  • View
    11

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Casebook Rechtswissenschaften KORR3

manual

Wer dieses Casebook aufschlägt, hat ein Ziel: die berühmt-berüchtigte Modulprüfung „Einführung in die Rechtswissenschaften und ihre Methoden“ (kurz: Einführung) am Wiener Juridicum zu bestehen. Ihr werdet sehen: Es geht. Und wie, das soll euch dieses Casebook zeigen. Denn Lernen allein kann im Fall der Einführung zu wenig sein.

Dieses Casebook enthält vor allem:u Eine strategische Anleitung, die genau beschreibt, worauf ihr bei der Vorbereitung

auf die Prüfung achten müsst und euch Tipps für die erfolgreiche Bewältigung der Prüfungssituation gibt.

u Zahlreiche originale Musterklausuren mit Lösungsvorschlägen aus allen drei Teilbereichen der Einführung, die euch ein klares und reales Bild davon geben, wie solche Modul-prüfungen aussehen.

u Die Möglichkeit, die Modulprüfungssituation zu simulieren.

Mit diesem Casebook habt ihr die Chance, euch strategisch und praktisch auf die Prüfung vorzubereiten. Die 7. Auflage wurde durchgehend aktualisiert und enthält neue Prüfungs-fragen.

CHRISTIAN M. PISKA (HG.)

Casebook Einführung in die

Rechtswissen-schaften

Strategische Anleitung und Arbeitsbuch

7., überarbeitete Auflage

PISK

A (H

G.)

Case

book

Ein

führ

ung

7. A

ufl.

m

anua

l

ISBN 978-3-7089-1782-5

facultas.at

Page 2: Casebook Rechtswissenschaften KORR3

Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Alle Angaben in diesem Fachbuch erfolgen trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr, eine Haftung der Autoren oder des Verlages ist ausgeschlossen.

7., überarbeitete Auflage 2019Copyright © 2017 Facultas Verlags- und Buchhandels AGfacultas, Stolberggasse 26, 1050 Wien, ÖsterreichAlle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und der Verbreitung sowie der Übersetzung, sind vorbehalten.Satz: Wandl Multimedia-AgenturDruck: Facultas AGPrinted in EUISBN 978-3-7089-1782-5

AutorInnenverzeichnis:Ass.-Prof. Dr. Barbara Beclin, Institut für Zivilrecht, Universität Wien Univ.-Ass. Mag.iur. Jakob Emanuel Gaigg, BA, Institut für Rechtsphilosophie, Uni-versität WienMag.iur. Thorsten Holzer, Ehem. Univ.-Lektor, Magistrat der Stadt WienMag.iur. Elisabeth Kossarz, MAS, ehem. Institut für Römisches Recht und Antike Rechtsgeschichte, Universität WienUniv.-Ass. Mag.iur. Patrick Petschinka, Institut für Staats- und Verwaltungsrecht, Universität WienMag.iur. Alexander Pichler, MAS, ehem. Institut für Römisches Recht und Antike Rechtsgeschichte, Universität Wienao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Christian M. Piska, Institut für Staats- und Verwaltungs-recht, Universität WienUniv.-Ass. Mag.iur. Nikolaus Wieser, Institut für Europarecht, Internationales Recht und Rechtsvergleichung, Universität Wien

Page 3: Casebook Rechtswissenschaften KORR3

3

Vorwort

Wer dieses Casebook aufschlägt, hat ein Ziel: die berühmt-berüchtigte StEOP Modulprüfung „Einführung in die Rechtswissenschaften und ihre Metho-den“ (kurz: Einführung) am Wiener Juridicum zu bestehen. Ihr werdet sehen: Es geht. Und wie, das soll euch dieses Casebook zeigen.

Generationen von erstsemestrigen Jus-Studierenden bereiten sich auf die Ein-führung mithilfe der Einführungsskripten vor, die den Prüfungsstoff enthal-ten. Da man sich aber als Freshman an einer juristischen Fakultät viel mehr aneignen muss als nur Lernstoff, stellen viele bei Bekanntgabe der Prüfungs-ergebnisse enttäuscht fest: Lernen allein ist im Fall der Einführung zu wenig. Man kann trotzdem durchfallen. Ohne das nötige Verständnis, ausreichend Training und die richtige Strategie geht gar nichts.

Diese Lücke möchte ich mit dem vorliegenden Casebook schließen. Es enthält vor allem:

• eine strategische Anleitung, die euch genau beschreibt, worauf ihr bei der Vorbereitung auf die Prüfung achten müsst, und euch Tipps für die erfolgreiche Bewältigung der Prüfungssituation gibt.

• zahlreiche originale Musterprüfungen mit Lösungen aus allen drei Teilbereichen der Einführung, die euch ein klares und reales Bild da-von geben, wie solche Modulprüfungen aussehen.

• die Möglichkeit, die Modulprüfungssituation zu simulieren.

Mit den Skripten und dem Casebook habt ihr die Chance, euch dreifach gezielt und effizient auf die Modulprüfung vorzubereiten, und zwar inhalt-lich (Skripten), strategisch und praktisch (Casebook). Dieses Ziel für euch zu erreichen, war auch meine Motivation, das Casebook herauszugeben. Warum – habe ich mir gedacht – sollten Erstsemestrige immer wieder neu, teils nur über unnötige Misserfolge und nervenden Zeitverlust erfahren, wie man die Einführung bewältigt? So weit soll es nicht mehr kommen.

Page 4: Casebook Rechtswissenschaften KORR3

4

Vorwort

Zum Abschluss noch ein wichtiger Hinweis: Die siebte Auflage des Casebooks ist vollständig auf das Prüferteam Perthold-Stoitzner/Wendehorst/Zöchling-Jud/Somek upgedated und wurde bestmöglich auf die neuen Anforderungen abgestimmt. Alle Angaben beziehen sich auf den Zeitpunkt der Drucklegung (Jänner 2019). Spätere Änderungen sind möglich.

Mein ganz besonderer Dank gilt diesmal meiner Organisationsassistentin Frau Julia Wörndl-Aichriedler, die neben ihrem inhaltlichen Input auch beim zeitlichen Management der vorliegenden Auflage eine sehr wertvolle Hilfe war.

Zudem danke ich auch besonders Frau Mag. Elisabeth Kossarz und Herrn Mag. Alexander Pichler, die sich spontan und trotz bestehender Verpflichtun-gen zur Weihnachtszeit bereit erklärt haben, zwei Tests des privatrechtlichen Teils von Frau Dr. Barbara Beclin zu übernehmen und zu überarbeiten, weil es ihr aus zeitlichen Gründen nicht mehr möglich war, zur Verfügung zu ste-hen. Ich wünsche ihr auf diesem Weg alles Gute für ihre parlamentarische Tätigkeit!

Darüber hinaus danke ich auch dem Verlag, der dieses Projekt ermöglicht hat, und hier vor allem Herrn Peter Wittmann und seiner sprichwörtlichen Lie-benswürdigkeit und Geduld.

Ich wünsche euch viel Erfolg mit diesem Casebook!

Wien, im Jänner 2019

Page 5: Casebook Rechtswissenschaften KORR3

5

Inhaltsverzeichnis

Vorwort ____________________________________________________ 3

Guide

Einführung in die Rechtswissenschaften und ihre Methoden – Bestanden! __________________________________________________ 9

Musterprüfungen ____________________________________________ 32

Musterprüfungen

Öffentliches Recht – Test 1 ____________________________________ 35 Öffentliches Recht – Test 2 ____________________________________ 37 Öffentliches Recht – Test 3 ____________________________________ 39 Öffentliches Recht – Test 4 ____________________________________ 42

Privatrecht – Test 1 __________________________________________ 45 Privatrecht – Test 2 __________________________________________ 47 Privatrecht – Test 3 __________________________________________ 50 Privatrecht – Test 4 __________________________________________ 52 Rechtsphilosophie – Test 1 ____________________________________ 54 Rechtsphilosophie – Test 2 ____________________________________ 56 Rechtsphilosophie – Test 3 ____________________________________ 58 Rechtsphilosophie – Test 4 ____________________________________ 60

n

n

Page 6: Casebook Rechtswissenschaften KORR3

6

Inhaltsverzeichnis

Musterlösungen

Musterlösung Öffentliches Recht – Test 1 _________________________ 65

Musterlösung Öffentliches Recht – Test 2 __________________________ 72 Musterlösung Öffentliches Recht – Test 3 __________________________ 78Musterlösung Öffentliches Recht – Test 4 _________________________ 84 Musterlösung Privatrecht – Test 1 _______________________________ 92

Musterlösung Privatrecht – Test 2 ______________________________ 102 Musterlösung Privatrecht – Test 3 ______________________________ 111 Musterlösung Privatrecht – Test 4 ______________________________ 118 Musterlösung Rechtsphilosophie – Test 1 ________________________ 127 Musterlösung Rechtsphilosophie – Test 2 ________________________ 135 Musterlösung Rechtsphilosophie – Test 3 ________________________ 143 Musterlösung Rechtsphilosophie – Test 4 ________________________ 150

n

Page 7: Casebook Rechtswissenschaften KORR3

9

Einführung in die Rechtswissenschaften und

ihre Methoden

Wir werden euch hier keine Märchen erzählen: Ja, es gibt sie, Prüfungen, bei denen man mit viel Glück durchrutschen kann, ohne intensiv gelernt zu haben. Sie existieren in jedem Studium. Eure erste große Prüfung, die Einfüh-rung (offiziell: Einführung in die Rechtswissenschaften und ihre Methoden), gehört aber definitiv nicht dazu. Wer das akzeptiert, hat bereits den ersten Schritt zu einer positiven Note getan.

Nicht auf das große Glück am Prüfungstag hoffen.

Die Chance, dass ihr einen Lotto-Jackpot knackt, ist wahrscheinlich größer, als die Einführung ohne gezielte Vorbereitung durch pures Glück zu bestehen. Und kennt ihr jemanden, der einen Lotto-Jackpot geknackt hat? Eben. Wir auch nicht.

Die Einführung besteht, wer sich den richtigen Mix aus Strategie, Lernwissen, Verständnis und Übung angeeignet hat.

Auf den folgenden Seiten erfahrt ihr, wie das geht.

Ü

Page 8: Casebook Rechtswissenschaften KORR3

Einführung

10

I. Die Lernunterlagen.

Den Prüfungsstoff enthalten die drei Einführungsskripten.

Entsprechend der Struktur der Modulprüfung gibt es drei Skripten:

• Öffentliches Recht (Perthold-Stoitzner),

• Privatrecht (Wendehorst/Zöchling-Jud) und

• Rechtsphilosophie (Somek).

Bitte verwendet nur die aktuellen, jeweils neuesten Auflagen und nur die Skripten eures Prüferteams (also für Perthold-Stoitzner nicht das alte Ra-schauer-Skript, weil dieses andere Schwerpunkte setzt)!

Weiterführende Lehrbücher sind – eine effiziente Prüfungsvorbereitung vor Augen – eigentlich nur bei besonderem, weit überdurchschnittlichem Inter-esse zu empfehlen. In diesem Fall fragt aber besser einfach in der Vorlesung oder einer Übung nach!Das gilt auch für die verfügbaren Gesetzesausgaben (zB Kodex oder LexPack). Benutzt sie zum Nachschlagen, wenn ihr wissen wollt, wie etwas, das ihr zB im Skript gelesen habt, im Gesetz formuliert ist.

Im Fall der Einführung ist es nicht nötig, den Stoff auch noch mit dem Gesetzestext zu erlernen.

Manche gesetzlichen Bestimmungen, vor allem im Privatrecht, sind so kom-pliziert formuliert, dass der Weg zum – im Skript dargestellten – Ergebnis für AnfängerInnen zu weit ist. Das könnte euer Verständnis für die Mate-rie erschweren statt erleichtern. Die Frage, ob euch der Gesetzestext hilft, müsst ihr aber letztlich individuell für euch selbst beantworten. Ihr merkt es ohnedies nach ein paar Seiten, die ihr im Skript mit dem Gesetzestext durchgearbeitet habt. Natürlich werdet ihr euch im weiteren Verlauf des Studi-ums leichter tun, mit dem Gesetz zu arbeiten (man kann das zB sehr gut im Strafrecht lernen).

Page 9: Casebook Rechtswissenschaften KORR3

Einführung

11

Übungsbücher zur Einführung sind Pflicht. Sie erhöhen die Durch-schaubarkeit des Lernmaterials und dienen dem Training.

Derer gibt es vier. Auch wenn sie größtenteils nicht von den Prüfern stammen, erhöhen sie doch bedeutend eure Chance, die Einführung zu schaffen:

• Prüfungsvorbereitung (Ergänzungsband zu den drei Einführungs-skripten von Perthold-Stoitzner)

• Fachwörterbuch Einführung in die Rechtswissenschaften von Piska

• Übungsbuch zur Einführung in die Rechtswissenschaften und ihre Methoden von Dalpra/Kogler

• Und natürlich dieses Casebook.

Die Prüfungsvorbereitung wurde von erfahrenen Assistenten bzw Assistenz-professoren zusammengestellt und hilft bei der Wiederholung bzw beim fall-lösungsorientierten Durcharbeiten des Stoffes.

Es bildet damit eine Vorstufe zum Casebook, das ihr gerade in Händen haltet und das dann modulprüfungsrelevante Fallbeispiele enthält.

Das Fachwörterbuch weist den Weg durch den Dschungel Tausender neuer Begriffe und Definitionen, mit denen der Lernstoff gespickt ist. Es bietet ex-akte Definitionen und Erklärungen sowie Querverbindungen, die ihr in den Skripten so nicht findet. Es sollte parallel zum Erlernen des Stoffes verwendet werden und ist exakt auf den Prüfungsstoff zugeschnitten.

Die Einführungsskripten: Einmal lernen – für immer vergessen?

Nein. Um ehrlich zu sein: Nicht alles, aber vieles, was ihr für die Einführung lernt, werdet ihr später wieder brauchen.

Erstens im Studium. Die erworbenen Grundbegriffe der Jurisprudenz sind unerlässlich dafür, JuristIn zu werden. Ihr werdet sie stetig und immer wie-der brauchen. Die verschiedenen öffentlich-rechtlichen und privatrechtlichen Konzepte kommen später im Studium wieder, in den jeweiligen Fächern:

Ü

Page 10: Casebook Rechtswissenschaften KORR3

Einführung

12

Verfassungsrecht, Verwaltungsrecht, bürgerliches Recht und Unternehmens- recht.

Zweitens in eurem Alltag.

Gewisse Elemente der juristischen Grundausbildung begegnen uns fast täglich.

Fragen der Staatsorganisation etwa in Politik und Medien, zum Beispiel bei der letzten Bundespräsidentenwahl die extreme Wellen geschlagen hat. Fragen des Vertragsrechts, der allgemeinen Geschäftsbedingungen, Gewährleistungs-probleme und das Konsumentenschutzrecht kommen uns in die Quere, wenn wir etwas kaufen oder reparieren lassen. Rechtsphilosophie kommt zwar im Pflichtprogramm des weiteren Studiums nicht wieder, aber dafür die dort auf-geworfenen Fragen und Problemkreise. Gerechtigkeitsfragen etwa, Fragen mo-ralischer Grundlagen des Rechts werden euch als aktive Studierende immer wieder beschäftigen. Und so ist euch bewusst geworden, dass es noch mehr gibt als nur das positive Recht.

Einführung genießt Vorrang.

Es ist im Studienplan vorgesehen, dass ihr euch neben der Einführung auch andere Modulprüfungen vorbereitet. Das ist ok, solange es nicht euren Fort-schritt und Erfolg bei der Aneignung des Einführungsstoffes beeinträchtigt. Solltet ihr an irgendeinem Punkt merken, dass euch die Beschäftigung mit anderen Fächern zu sehr von der Einführung ablenkt und ihr durcheinander oder mit der Einführung nicht mehr klarkommt, ist die Entscheidung eindeutig: Nicht verzetteln! Nicht das Unmögliche versuchen! Konzentriert euch auf die Einführung. Keine Prüfung im ersten Abschnitt hat den Schwierigkeitsgrad der Einführung. Keine Versäumnisse sind im ersten Abschnitt aufwendiger wettzumachen als eine Vernachlässigung der Einführung.

Daher gilt der Grundsatz: Im Zweifel für die Einführung.

Ü

Page 11: Casebook Rechtswissenschaften KORR3

Einführung

13

Sprachprobleme?

Es ist logisch: Um in Österreich Jus studieren zu können, muss man die deut-sche Sprache sehr gut beherrschen. Warum wir das hervorheben? Weil jahrelange Erfahrung im Übungsbereich zeigt, dass immer wieder KollegInnen versuchen, die Einführung zu bewältigen, denen die erforderlichen Kenntnisse der deut-schen Sprache fehlen. Deshalb ein offenes Wort: Verbessert zuerst mit Crash-kursen oder Ähnlichem eure Sprachkenntnisse und beginnt erst dann, gezielt für die Einführung zu lernen! Ihr erspart euch unnötige Misserfolge und Frust.

Wer sich in der deutschen Alltagssprache nicht mühelos korrekt ausdrücken kann, sollte sich noch nicht über die Einführung wa-gen.

Der Stoff ist mit spezifischen sprachlichen Konstruktionen und Begriffen übersät, die schon einem Native Speaker einiges abverlangen.

Die Tücken der drei Teile.

Öffentliches Recht.

Dieses Gebiet hat dadurch eine besondere Stellung, dass ihr es als Erstes lernt. Es ist also euer erster handfester Berührungspunkt mit der Juristerei. Daher ist hier die Frequenz von noch nie gehörten Konzepten und Fachausdrücken besonders hoch. Keine Frage: Innerhalb von wenigen Wochen vom „Unkun-digen“, also vom juristischen Volllaien, zu einer „Kollegin“/einem „Kollegen“ aufzusteigen, die/der sich im öffentlichen Recht bereits juristisch korrekt aus-drücken kann, ist die erste große Aufgabe für euch.

Daher: Unterschätzt das öffentliche Recht nicht! Ihr müsst euch hier nicht nur neue inhaltliche Konzepte aneignen, sondern ihr lernt auch die schon erwähnten Basics der Juristensprache, die sich nun einmal grundlegend von der Alltags-sprache unterscheiden. Und: Ihr macht die ersten Schritte zum juristischen Denken, das in manchen Punkten von der euch bis dato bekannten allgemei-nen Vorstellungswelt stark abweicht („normatives Denken“).

Ü

Ü

Page 12: Casebook Rechtswissenschaften KORR3

Einführung

14

Privatrecht.

Hier geht es vor allem darum, die Fälle analytisch anzugehen, die entspre-chenden Falllösungsschemata zu kennen (zB Irrtum, Gewährleistung, Gefahr-tragung, Verzug, Schadenersatz, Erbrecht, gutgläubigen Eigentumserwerb etc) und den erlernten Prüfungsstoff auf kleine Fälle anzuwenden. Wer diese Lö-sungswege beherrscht, kann sich daran festhalten und baut Nervenverlusten und Blackouts vor, indem er Fälle nach einem vorgegebenen System löst. Diese Falllösungstechnik steht nicht im Skript, ihr lernt sie in einer guten Übung.

Rechtsphilosophie.

In diesem Bereich ist es besonders wichtig, sich die verschiedenen Theorien und Konzepte mit ihren feinen Unterschieden und Ausprägungen anzueignen und zu verstehen. Nur so kann man auch die nicht selten vorkommenden ver-gleichenden Fragen à la „Was läuft bei Hobbes anders als bei Kant“ beant-worten. Die gehen oft sehr ins Detail. Es wäre ein unnötiger Fehler, die Rechts-philosophie bei der Prüfungsvorbereitung unter den Tisch fallen zu lassen. Der Umstand, dass gerade die im Rechtsphilosophie-Skript behandelten Themen euch oft bekannt und besonders plausibel vorkommen werden, ist nämlich nur ein Zeichen für eine besonders gelungene Komposition des Stoffs, ändert aber nichts daran, dass die Fragestellungen bei der Modulprüfung oft sehr anspruchsvoll ausfallen.

II. Wie merke ich mir das alles?

Nicht auf einen „Vierer“ spekulieren.

Wer so wenig lernt, dass er schon mit einem „Vierer“ rechnet, hat schnell einen „Fünfer“ ausgefasst.

Einen „Vierer“ kann man gerade bei der Einführung nicht gezielt anstreben.

Ü

Page 13: Casebook Rechtswissenschaften KORR3

Einführung

15

Eigentlich logisch. Der Stoff ist sehr detailreich und vielfältig. Der Umstand, dass ihr nicht wisst, welche Bereiche des Stoffes wirklich zur Modulprüfung kommen (es kommen wechselnde Themen) und nach welchen Details davon gefragt wird, macht es unmöglich, so etwas wie ein Minimum des erforderli-chen Stoffes auszumachen.

Jedes Skript gezielt erarbeiten.

Verstehen allein ist zu wenig. Stures Auswendiglernen auch.

Wer die Skripten nur auswendig lernt, ohne aktiv damit zu arbeiten, wird rasch merken: Das nötige Verständnis stellt sich nicht ohne weiteres so nebenbei ein. Die Skripten auf Modulprüfungsniveau zu beherrschen, bedeutet etwas anderes, als sie nur passiv gelesen zu haben. Es bedeutet auch etwas anderes, als sie einfach nur auswendig zu können. Um die Einführung zu bestehen, muss man zwar auch auswendig lernen (insb Definitionen und Konzepte, bei denen es in der exakten Juristensprache oft auf jedes einzelne Wort ankommt). Die besonders wichtige Erarbeitung der verschiedenen Definitionen, die früher einen erheblichen Aufwand erforderte, haben wir euch inzwischen deutlich erleichtert. Das Fachwörterbuch zur Einführung in die Rechtswissenschaften (herausgegeben von Piska) enthält über 2.500 prüfungsrelevant gefilterte und zusammengestellte Begriffe, Definitionen und Abkürzungen, die ihr für die Modulprüfung beherrschen und verstehen müsst. Daneben muss man aber auch noch Wissen darüber erwerben, wie man das Gelernte bei der Beantwor-tung der Modulprüfungsfragen anwendet, dh wie man sein Wissen so zur Gel-tung bringt, dass es dafür auch Punkte gibt.

Denkt an die zwingende Mindestpunkteanzahl, die in jedem einzelnen Teil für sich erreicht werden muss, und vernachlässigt weder in der Vorbereitung noch bei der Prüfung einen Teil zur Gänze. Bereitet euch auf jeden Teil fundiert vor!

Den Vorbereitungsaufwand in einem Teil gezielt auf die Erreichung der Mindestpunkteanzahl auszurichten, um den Lernaufwand möglichst gering zu halten, ist kaum möglich. Ihr geht ein unkal-kulierbares Risiko ein.

Ü

Page 14: Casebook Rechtswissenschaften KORR3

Einführung

16

Juristische Fachausdrücke und ihre Definitionen gezielt einprägen.

Begriffe wie positives Recht, Rechtsnorm, Rechtsform, Rechtsvorschrift, Rechtsmittel, materielles und formelles Recht etc werdet ihr bald wie im Schlaf beherrschen und ihre Bedeutung als selbstverständlich hinnehmen. Am Anfang muss man sich diese neue Sprache aber mit großem Aufwand an-eignen.

Es ist nicht genug, u n g e f ä h r zu wissen, was die in den Skripten verwendeten Fachausdrücke bedeuten. Man muss mit jedem Begriff eine klare Definition verbinden, die man wie im Schlaf beherrscht.

Unser eben erwähntes Fachwörterbuch ist gezielt darauf ausgelegt, euch diese Aufgabe so einfach wie möglich zu machen.

Knapp vorbei ist auch daneben.

Kaum jemals wird eine Note wirklich „nur um einen Punkt verpasst“. Punkte-schemata spiegeln eine Gesamtbetrachtung wider, die bloß mit ausreichender Vorbereitungsleistung erreichbar ist. Ihr werdet verstehen, dass dann, wenn aus einer Speziesschuld (individuell definierte Stückschuld) eine „Spezi-schuld“ oder aus einer teleologischen Interpretation (von griech telos: Ziel, Zweck) eine „theologische“ Interpretation wird, dafür vom Prüfer keine Punkte vergeben werden können. Neben der ungenauen Beherrschung von Begriffen begehen hier viele den größten und zugleich den unnötigsten Anfängerfehler, der wahrscheinlich Ursache Nr. 1 für ein negatives Ergebnis ist: Man versucht mangels Lust zum Lernen von Definitionen, inhaltlich bereits verstandene Rechtsphänomene mit eigenen Worten aus der Alltagssprache wiederzugeben. Dabei gehen fast immer juristisch bedeutsame Elemente verloren. Außerdem wird von euch schlicht und einfach erwartet, dass ihr die Dinge beim – juris-tisch korrekten und üblichen – Namen nennt und exakt definiert. Das Wesen der Juristerei besteht in exakter, zielgerichteter Sprache.

Ü

Ü

Page 15: Casebook Rechtswissenschaften KORR3

Einführung

17

Die Aneignung der Juristensprache – und damit der juristischen Denkmuster – nicht ernst zu nehmen, ist ein weit verbreiteter und folgenschwerer Fehler, den ihr leicht vermeiden könnt.

Für die Prüfung benötigt man viele Zusatzinfos, wie zB strategisches Detail- und Hintergrundwissen, das wir euch natürlich zum Teil hier vermitteln, das aber trotzdem einen regelmäßigen Besuch von Einführungsübungen und der Einführungsvorlesung nicht ersetzen kann. Ihr solltet also jede Unterstützung annehmen, die euch geboten wird! Und da gibt es am Juridicum ausreichend.

Einführung im Selbststudium ist für Normalsterbliche praktisch ein Ding der Unmöglichkeit.

Die Einführungsvorlesung ist nicht sinnlos.

Die Einführungsvorlesung wird von euren Prüfern gestaltet und gehalten. Sie kann euch beim Erarbeiten des Prüfungsstoffs eine große Hilfe sein. Klar sind wir nicht so weltfremd, dass uns die studentische Einschätzung der guten alten Institution Vorlesung nicht bekannt wäre: Zeitverschwendung! Für die Ein-führungsvorlesung gilt das aber so sicher nicht. Aus verschiedenen Gründen:

1. Ihr bekommt den Stoff mit Betonung der wichtigen Bereiche im wahrsten Sinne des Wortes „vorgekaut“. Alles wird mit Beispielen und aktuellen Ereignissen illustriert. Manche – bei der Skriptenlektüre vielleicht auftretenden – Verständnisprobleme werden daher schon im Ansatz vermieden.

2. Ihr könnt sofort Fragen stellen. Keine Angst vor „dummen“ Fragen! Hier ist das Wiener Massenstudium von Vorteil. Ihr fallt im vollen Au-dimax oder U10 nicht auf. Es ist auch noch kein Fall bekannt gewor-den, in dem ein/e Studierende/r wegen seiner/ihrer Fragen Nachteile bei der Prüfung gehabt hätte. Meistens kennt der Prüfer den Namen des/der Fragenden ja nicht einmal.

Ü

Page 16: Casebook Rechtswissenschaften KORR3

Einführung

18

3. Ihr lernt eure Prüfer und ihren Stil persönlich kennen. Ihr be-kommt Hinweise auf die Gestaltung und Schwerpunktsetzung beim nächsten Prüfungstermin. Voraussetzung: aufmerksames Zuhören, falls der Prüfer auf die Modulprüfung oder „mögliche Fragestellun-gen“ zu sprechen kommt.

Mehrere Übungen regelmäßig besuchen.

In den Einführungsübungen werden modulprüfungsrelevante Fälle bespro-chen und gelöst. Dabei lernt ihr, wie man den Prüfungsstoff anwendet, dh wie man bei der Prüfung Punkte macht. Wenn ihr euch, wie es ideal wäre, auf die kommende Stunde vorbereitet, übt ihr auch selbständig das Lösen von Fäl-len und könnt bei Unklarheiten gleich den/die ÜbungsleiterIn fragen. Keine Angst vor aktiver Beteiligung in der Stunde. Ihr übt das Argumentieren und Formulieren.

Gerade die Vorbereitung der Fragen für die nächste Übungsstunde wird gerne auf die leichte Schulter genommen oder überhaupt ver-gessen. Schade! Denn sie kostet nicht viel Zeit und ist für ein ge-mächliches, aber aktives Erarbeiten des Stoffes von unschätzbarem Wert.

Zusätzlich erfahrt ihr etwas über die Prüfungstechnik. Dabei werden auch wichtige Bereiche des Prüfungsstoffs nochmals erklärt und wiederholt.

Am besten besucht ihr verschiedene Übungen unterschiedlicher Vortragender. Das ist zum Glück nicht verboten. Nützt daher die Möglichkeit, nach euren persönlichen Präferenzen auszuwählen, in welche Übungen ihr geht! Nicht jede/r ÜbungsleiterIn liegt jedem/r Studierenden, und so kann sich eine Diver-sifizierung bezahlt machen. Verschiedene ÜbungsleiterInnen setzen auch ver-schiedene Schwerpunkte – der Besuch mehrerer Übungen ist daher sinnvoll und kann auch ein Mehr an Information bringen.

Ü

Page 17: Casebook Rechtswissenschaften KORR3

Einführung

19

eLearning und Internet-Foren nutzen.

Wenn ihr Fragen zur Einführung – welcher Art auch immer – habt, könnt ihr sie im Forum auf der Homepage der Fakultätsvertretung (www.fvjus.at/forum) posten. Oft kommt die Antwort postwendend. Wenn ihr eine eLearning-gestützte Übung besucht, könnt ihr im speziellen eLearning-Forum auch gezielt Fragen zur konkreten Übung stellen.

Wenn ihr eLearning nutzt – und das ist zu empfehlen, weil es euch die Erar-beitung des Stoffes noch erleichtert –, ist das Erste und Wichtigste, dass ihr euren U:account aktiviert. Umfassende Informationen dazu findet Ihr auf den Seiten des ZID = Zentraler Informatikdienst: http://zid.univie.ac.at/services/fuer-studierende. Der zentrale Zugang zur eLearning-Plattform (Moodle 3.1) der Universität Wien lautet: http://moodle.univie.ac.at. Dort findet ihr alle eure eLearning-Lehrveranstaltungen. Die Anmeldung zu – nicht nur – eLearning-Lehrveranstaltungen erfolgt idR über U:space (http://uspace.uni-vie.ac.at). Dort findet ihr am Ende auch die Noten, die ihr auf die (wiederum nicht nur) eLearning-Lehrveranstaltungen erhalten habt. Einen Moodlezu-gang (E-Learning Login) als auch einen Zugang zum ZID findet ihr auch auf der Homepage der Aktionsgemeinschaft Jus (www.agjus.at). Die Seite der AGJus bietet einen tollen Wegweiser mit unverbindlichen hilfreichen Infos quer durch euer Studium. Hier findet ihr wertvolle Basics und Infos für JusBeginner.

Lerngruppen.

Wenn es euch liegt und ihr Lust dazu habt, könnt ihr mit Leuten, die mit euch auf ähnlicher Wellenlänge liegen, Lerngruppen bilden. Gemeinsam geht oft so manches einfacher. Stellt euch gegenseitig möglichst fiese Fragen mit den bö-sesten Finten, die euch einfallen. Dabei lernt man besonders gut, den Stoff von allen Seiten zu durchdringen und zu erfassen, ganz besonders schärft man dabei den Blick für versteckte Details. Und beginnt, den Stoff mit den Augen des Prüfers zu betrachten. Zu erkennen, worauf der Prüfer mit einer Frage hinauswollte, ist essenziell für das Punktesammeln.

Ü

Ü

Page 18: Casebook Rechtswissenschaften KORR3

20

Einführung

Time-Management.

Rechnet man Ferienzeiten ab, dann bleiben euch in jedem Semester etwas über drei Monate, um den Stoff der drei Skripten zu erarbeiten. Damit ergibt sich ein logischer Zeitplan: Pro Skript kann ungefähr ein Monat veranschlagt werden.

Für jeden der drei Teile kann man sich theoretisch etwa vier Wo-chen Zeit nehmen.

Außerdem läuft die Einführungsvorlesung auch nach diesem Zeitplan ab. Das bedeutet: Im Wintersemester solltet ihr in den Weihnachtsferien spätestens öffentliches Recht wiederholen, Privatrecht fertiglernen/wiederholen und mit Rechtsphilosophie beginnen. Im Sommersemester sollte diese Phase Ende Mai angesetzt werden.

Generell gilt: Vergesst nicht, auch Zeit zum Wiederholen des bereits gelernten Stoffes einzuplanen, um euer Wissen zu festigen.

Es ist keine schlechte Idee, sich für das öffentliche Recht fünf Wo-chen Zeit zu lassen.

Eine längere Beschäftigung mit dem öffentlichen Recht ist sinnvoll, da es mehr leisten muss als die übrigen Teile, nämlich auch eine erste Einführung in die juristische Terminologie und das juristische Denken (siehe oben) zu geben. Geht die Sache besser langsamer an und fragt mehr nach dem Da-hinter, bis die Dinge wirklich sitzen. Denn nicht selten sind manche neuen KollegInnen nach vierwöchigem Durchpeitschen des Stoffes dahintergekom-men, dass weder Querverbindungen gezogen werden können noch die anfangs als banal empfundenen Konzepte gefestigt sind. Bevor man also trotz Lernens letztlich doch alles durcheinanderbringt, legt man besser noch eine Woche drauf und schließt die vorhandenen Verständnislücken, während bereits Privatrecht geschnuppert wird.

Ü