ChessBase Tutorials Band 1

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ERFFNUNGEN # 01OFFENE SPIELE VIDEOSCHACHTRAINING MIT TOP-SPIELERN ALLES WAS SIE WISSEN MSSEN:

Gromeister Jan Gustafsson Gromeister Dr. Karsten Mller Deutscher Meister Niclas Huschenbeth WGM Elisabeth Phtz

MODERNES ERFFNUNGSTRAINING

Von Knigsgambit bis Italienisch Von Schottisch bis Vierspringerspiel Von Spanisch Marshall-Angriff bis Berliner Verteidigung Von Russisch bis Philidor

DVD: 24 Videos, insgesamt 5 Std. Laufzeit Begleitheft: Alle wichtigen Erffnungssysteme im berblickISBN 978-3-86681-182-9

Systemvoraussetzungen: Pentium-PC mit Windows 7, Windows XP (SP3) oder Windows Vista, DVD-ROM-Laufwerk, Maus, Soundkarte.

29,90

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S # 01 THE OPE

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EINLEGEN ANKLICKEN - LOSLEGENMIT CHESSBASE 11 Tutorial DVD einlegen ChessBase 11 starten Im Ordnerfenster DVD-Laufwerk anklicken Im Datenbankfenster OpeningTutorials1.cbh doppelklicken MIT CHESSBASE READER Tutorial DVD einlegen CB Reader startet automatisch Im Men Start anklicken (oder bei erstmaliger Nutzung: Installieren) Tutorial ffnet sich mit der Startseite

EDITORIALLiebe Schachfreunde, mit unserer neuen Reihe Erffnungstutorials wollen wir Ihnen modernes, unterhaltsames Erffnungstraining bieten. Vier deutsche Topspieler stellen Ihnen in 24 Videos alle wichtigen Erffnungen aus dem Bereich der Offenen Spiele vor, vom Luferspiel und Knigsgambit ber Italienisch und Schottisch bis zur Spanischen Partie und Russisch. In den nchsten Bnden werden die Halboffenen, die Damenbauern-, die Indischen und die Flanken-Erffnungen folgen. Mit Hilfe dieses Tutorials knnen Sie sich bei einer Zeitinvestition von nur fnf Stunden einen wertvollen berblick ber die vielen Mglichkeiten verschaffen, wie eine Partie nach den beliebten Zgen 1.e4 e5 weitergespielt werden kann. Mit diesem Wissen werden Sie viel besser entscheiden knnen, welche Erffnung wirklich zu Ihnen passt. Denn unserer Erfahrung nach machen viel zu viele Vereinsspieler bei der Wahl ihrer Erffnung vor allem folgende Fehler: sie richten sich viel zu sehr nach vorherrschenden Moden, sie kleben an einer Erffnung, die sie vielleicht noch nicht einmal besonders schtzen, weil es die einzige ist, die sie irgendwann einmal halbwegs gelernt haben, sie spielen nur noch Nebenvarianten, aus Angst vor dem vermeintlichen Wissen des Gegners. Lassen Sie sich deswegen von unseren Autoren zeigen: wie gro die Auswahl an interessanten und gehaltvollen Stellungen ist, eignen Sie sich mit Hilfe der Videos schnell ein Grundgerst zu den wichtigsten Erffnungen an, lassen sie sich die Ideen und Plne der wirklich wichtigen Varianten erklren. Wir hoffen, unsere Autoren Jan Gustafsson, Elisabeth Phtz, Niclas Huschenbeth und Dr. Karsten Mller, die wir Ihnen auf Seite 28 ein wenig nher vorstellen, werden Sie davon berzeugen, dass Erffnungstraining spannend, kurzweilig und lehrreich zugleich sein kann.

OPENINGS

# 01 THE OPEN GAMES

Jan Gustafsson erklrt die Plne im Offenen Spanier

Zustzlich zu den Videos haben wir Ihnen dieses kleine Begleitheft erstellt. Gedacht als kurzweilige Lektre, vielleicht auch, wenn Sie unterwegs oder auf Reisen sind. Vielleicht hilft es Ihnen zu entscheiden, welches Erffnungsvideo Sie sich zuerst anschauen mchten. Auf der DVD finden Sie auch eine Datenbank mit 100 Partien, die mit 1.e4 e5 begonnen wurden. Auch hier war unsere Vorgabe, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren. Die 100 Partien sind eine kleine Auswahl aus dem Schatz der Meisterwerke der Schachgeschichte. Nehmen Sie sich unbedingt einmal die Zeit, diese 100 Partien in Ruhe nachzuspielen. Die Partien zeigen hervorragend, was alles nach 1.e4 e5 passieren kann und sind zugleich ein Streifzug durch die Geschichte des kniglichen Spiels. Wir wnschen Ihnen viel Spa und Freude mit diesem Tutorial! Ihr ChessBase Team

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InhALTEditorial Inhalt Offene Spiele Taktik Trainer 3 4 5-26 27 28

knIGSGAmbITnIchTS fR hASEnfSSE1.e4 e5 2.f4 g4 5.g5 (5.e5 ist das Kieseritzky-Gambit) h6 6.xf7 xf7 entsteht. Obwohl Schwarz objektiv betrachtet solche Komplikationen nicht scheuen muss, sind sie andererseits sicher nicht jedermanns Geschmack. So wurden mit der Zeit abgeklrtere Spielweisen gegen das Knigsgambit entwickelt, z.B. 3...d5, die Moderne Verteidigung. Auch die Idee, am Knigsflgel die Bauernkette h6-g5-f4 zu etablieren, ist eine gute schwarze Strategie. Eine typische Variante ist 3.f3 g5 4.c4 g7 5.d4 d6 6.h4 h6 7.c3 c6.

Offene Spiele:Knigsgambit Wiener Partie Luferspiel & Mittelgambit Italienisch: Greco-Mller-Angriff Giuoco Pianissimo Evans-Gambit Vierspringerspiel Zweispringerspiel: 4. Sg5 4. d4 Schottisch: 4...Sf6 4...Lc5 Spanisch: (Moderne) Steinitz-Verteidigung Berliner Verteidigung Jnisch-Gambit, Bird, Cozio, Cordel Abtauschvariante Offene Variante Mller-, Mod. Archangelsk-Variante Geschlossene Variante Marshall-Angriff und Anti-Marshall Russisch: 3. Sxe5 3. d4 Philidor 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26

Lsungen der kombinationen1. nein, 8.Dc4+ gewinnt den Lufer c5 2. 8.Lxf7+! (8...Kxf7 9.fxe5 Sxe5 10.Dd5+ and Dxe5) 3. 10.Sxe6 fxe6 11.Dh5+ nebst Dxc5 +4. 14.Lc2 fngt die Dame 5. 8.Sg5 fhrt zu weiem Vorteil (8...f6 9.Sf7 +-) 6. 13...d3! 14.cxd3 Sd4 -+ (15.Sxd4 Dxh2+) 7. 5.Lxe4 d5 6.Ld3 e4 oder 5.d5 Sc5 6.dxc6 e4 gewinnt die Figur zurck 8. 11.Txe4+! dxe4 12.Dd8+ Dxd8 13.Sxd8+ kxd8 14.kxh2 und Wei steht gut 9. 14.Lg6! mit Mattdrohung auf f7 oder 14.Df3 +-

ImpressumChessBase Tutorials Erffnungen Band 1, September 2010 ISBN: 978-3-86681-182-9 Herausgeber: ChessBase GmbH, Osterbekstr. 90a, 22083 Hamburg Tel: 040 / 639060-0, Fax: 040 / 6301282 E-Mail: [email protected] Redaktion: Thomas Stark Mitarbeit: Rainer Knaak, Dr. Steffen Giehring, Andr Schulz, Rainer Woisin Satz: Thomas Stark bersetzungen: John Adams Fotos: Archiv (S. 9, 17), Sabine Kaufmann (S. 20) Druck: Druckhaus Leupelt, 24976 Handewitt Haftungsausschluss: Der Herausgeber bernimmt keine Haftung fr die Richtigkeit und Vollstndigkeit der verffentlichten Beitrge und insbesondere der schachlichen Analysen. Nachdruck: Beitrge aus dieser Zeitschrift oder Teile davon drfen nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers und mit genauer Quellenangabe nachgedruckt werden.

Das Knigsgambit war die Modeerffnung des 19. Jahrhunderts, so groartige Kombinationsspieler wie Paul Morphy (18371884) und Adolf Anderssen (18181879) opferten im zweiten Zug bereitwillig ihren f-Bauern, um nach der ffnung des Spiels mit 2...exf4 Entwicklungsvorsprung zu erlangen und mit einem Figurenangriff ber ihre Gegner herzufallen. Unvergngliche Meisterwerke wie Anderssens Unsterbliche sind mit dem Knigsgambit geschaffen worden. Aber auch modernere Spieler wie Boris Spassky und David Bronstein (1924 2006) fhrten die weien Steine zum Sieg. Es gibt zahlreiche Varianten, in denen Wei frhzeitig eine Figur opfert. Ein berhmtes Beispiel ist das wild-romantische Muzio-Gambit, das nach 3.f3 g5 4.c4 g4 5.0-0 gxf3 6.xf3 entsteht. Nach 6...f6 opfert Wei munter weiter, zunchst mit 7.e5 xe5 den e-Bauern, um schlielich mit dem Luferopfer 8.xf7+ xf7 den schwarzen Monarchen aufs offene Feld zu zerren. Eine andere Variante mit frhem Springeropfer ist das Allgaier-Gambit, das nach 4.h4

Keine Macht der Welt kann Schwarz natrlich zwingen, mit dem stolzen e-Bauern den Gambitbauern auf f4 zu schlagen, eine beliebte Ablehnung des Knigsgambits beginnt denn auch mit 2...c5. Oder Schwarz dreht den Spie um und riskiert mit 2...d5 3.exd5 e4 das FalkbeerGegengambit. Wer Knigsgambit spielt, ist meist auf einen scharfen taktischen Kampf aus und darf vor Opfern nicht zurckschrecken. Wer es annimmt, sollte gut vorbereitet sein und wissen, worauf er sich einlsst. Alles in allem sicher keine Erffnung fr Hasenfe.

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WIEnER PARTIEmEhR ALS kAffEEhAuSSchAch1.e4 e5 2.c3 Der andere Springerzug, 2...f6, bereitet ...d5 vor und fhrt nach 3.f4 d5 4.fxe5 xe4 zu einer Stellung, die lange als Hauptabspiel der Wiener Partie galt. Die Theorie sieht fr Schwarz hier keine groen Probleme, Ausgleich zu erlangen. Plan b) ist nach beiden Springerzgen mglich. Aber Achtung, Wei muss nach 2...f6 3.c4 auch auf 3...xe4 vorbereitet sein, wonach 4.h5 der Auftakt zu einem Abspiel ist, das den fantasievollen Namen Frankenstein-DraculaVariante bekommen hat.

LufERSPIEL & cOchARmAnTE ExOTEn1.e4 e5 2.c4 3...c6 4.f3 d5 durch Angriff auf den Lufer im Zentrum die Initiative zu ergreifen. Ein anderer Exot nach 1.e4 e5 ist 2.d4.

Die Wiener Partie wurde Mitte des 19. Jahrhunderts von einer Gruppe Wiener Schachspieler analysiert und von Wilhelm Steinitz (18361900), Jacques Mieses (18651954) und Rudolf Spielmann (18831942) oft in Turnieren angewandt. Wei macht mit 2.c3 zunchst einen ntzlichen Entwicklungszug, der im Gegensatz zu 2.f3 den f-Bauern nicht verstellt. Das verleiht seiner Aufstellung am Knigsflgel mehr Flexibilitt. Schwarz erwidert meist 2...c6 oder 2...f6, worauf sich fr Wei drei verschiedene Aufmarschplne anbieten: a) Verschrfung des Spiels mit 3.f2-f4; b) Entwicklung mit c4 und d3. Den weiteren Aufbau passt er dem schwarzen Plan an; c) Fianchetto des Knigslufers (g3, g2). Plan a) ergibt nach 2...c6 3.f4 exf4 4.f3 eine Stellung aus dem Angenommenen Knigsgambit unter Einschaltung des zustzlichen Zugpaars c3/c6.

Plan c), die Fianchetto-Variante, ist die moderne Behandlung, die Boris Spassky einige Male whlte. Nach 2...f6 3.g3 kann zwar aktiv 3...d5 folgen, aber nach 4.exd5 xd5 5.g2 setzt Wei auf den starken Lufer g2. Fr Vereinsspieler ist die Wiener Partie gut geeignet, weil wenig aktuelle Theorie existiert. Mit ihr erwischt man den Gegner meist auf dem falschen Fu, weil der nur auf Spanisch und Italienisch vorbereitet ist. Sehr flexibel, weil man sie aggressiv wie ein Knigsgambit oder auch langsam positionell spielen kann.

Das Luferspiel ist eine uralte Erffnung, bereits im 17. Jahrhundert wurde sie vom kalabrischen Meister Gioachino Greco (~1600 1634) gespielt, im 18. Jahrhundert vertrat Franois-Andr Danican Philidor (17261795) die Auffassung, dass der Luferzug dem Knigsspringerzug berlegen sei. In den 1960er Jahren wurde 2.c4 vom dnischen Gromeister Bent Larsen (19352010) wiederentdeckt, in den 1980ern war der Englnder John Nunn einer der modernen Pioniere dieses Systems. In vielen Varianten nach 2.c4 ist ein bergang in andere Erffnungen mglich, so ergibt 2...f6 3.c3 z.B. die Wiener Partie, 2...f6 3.d4 exd4 4.f3 c6 leitet zum Zweispringerspiel ber und nach z.B. 2...f6 3.d3 c6 4.f3 c5 ist eine Position aus der Italienischen Erffnung auf dem Brett. Ein praktischer Vorteil des Luferspiels ist allerdings, dass die vielen Spielern lstige Russische Verteidigung (S. 24/25) ausgeschaltet wird. Eigenstndige Luferspiel-Varianten entstehen vor allem, wenn Schwarz nach 2...f6 3.d3 versucht, mit

Diese Erffnung trgt zwar den Namen Mittelgambit, ist aber nur nach 2...exd4 3.c3 tatschlich eins. Schwarz kann das Geschenk recht gut mit 3...d5 ablehnen, oder, wenn er sich ausreichend auskennt, auch mutig mit 3...dxc3 annehmen. Die andere Fortsetzung, 3.xd4, hnelt eher der Skandinavischen Verteidigung, auf das natrliche 3...c6 folgt 4.e3. Zwar hat Wei hier mit seiner Dame Zeit verloren, aber dafr verfgt er ber einen einfachen Plan: schnelle Entwicklung des Damenflgels nach dem Schema c3, d2 und 0-0-0. Da Schwarz in der Regel kurz rochiert, kann das Spiel recht scharfen Charakter annehmen. Wer nicht gerne den Ballast der Hauptvarianten nach 2.f3 mit sich herumtrgt, findet an Luferspiel und Mittelgambit sicher Gefallen. Einen unvorbereiteten Gegner bereits im zweiten Zug zu selbstndigem Denken zu zwingen, das hat durchaus seinen ganz eigenen Charme.

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ITALIEnISch

ITALIEnISchDER GREcO-mLLER-AnGRIff1.e4 e5 2.f3 c6 3.c4 c5 auf das Schach zu zwingen. Die moderate Antwort ist 7.d2 xd2+ 8.bxd2, was aber den in vielen Offenen Spielen so wichtigen zentralen Gegensto 8...d5 zulsst, der mit Tempogewinn gegen den Lufer c4 das weie Zentrum aufbricht. Nach 9.exd5 xd5 bleibt von dem idealen Zentrum d4-e4 denn auch nicht mehr als ein isolierter Bauer auf d4 brig. Trotzdem haben aber beiden Seiten hier viele Chancen. Bereits Greco bevorzugte die Gambitfortsetzung 7.c3, die zu taktisch komplizierten Stellungen fhrt, in denen Wei vor weiteren Materialopfern nicht zurckschreckt. Nach 7...xe4 8.0-0 xc3 gilt Mllers 9.d5 Die Italienische Partie, die nach 3...c5 entsteht, ist eine der ltesten Schacherffnungen, erwhnt wird sie bereits in der aus dem 16. Jahrhundert stammenden Gttinger Handschrift. In den folgenden Jahrhunderten war sie der populrste Spielanfang, ihren Namen verdankt sie den Meistern der Italienischen Schule, die vor allem nach freiem Figurenspiel und kombinatorischen Verwicklungen strebten. Wei stehen in der Diagrammstellung mehrere Plne zur Verfgung. Einer der aggressivsten, der zu offenen Stellungen mit vielen taktischen Mglichkeiten fhrt, ist, nach 4.c3 f6 mit 5.d4 frhzeitig die Initiative im Zentrum zu ergreifen. 5.d4 erfolgt mit Angriff auf den Lufer c5, Schwarz tauscht am besten mit 5...exd4 die Bauern, aber nach 6.cxd4 verfgt Wei ber ein gefhrliches mobiles Bauernprchen. Schwarz muss bereits hier sehr genau spielen. So wre der Rckzug 6...b6 schlecht, weil er den weien Zentrumsbauern Gelegenheit zum Vorrcken geben wrde. Stattdessen ist 6...b4+ Pflicht, um Wei zu einer Reaktion

GIuOcO PIAnISSImOGeschickte manver in Spanischen Gewssern1.e4 e5 2.f3 c6 3.c4 c5 4.d3 d3-d4 und weiterer ffnung im Zentrum in der Partie noch eine wichtige Rolle spielen. Auch ein anderes Spanisches Thema kehrt in der Stellung immer wieder, nmlich die

In den 1980er Jahren gewann die Italienische Erffnung wieder etwas an Popularitt, als man ein System entwickelte, in dem Wei sich zunchst bescheiden mit d3 und c3 aufbaut. Die Philosophie dieser Spielweise ist, dass der zentrale Vorsto d3-d4 auch spter, dafr aber umso wirkungsvoller durchgesetzt werden kann. Im Grunde verfolgt Wei eine Strategie hnlich vielen Varianten des Geschlossenen Spaniers. Die Partie entwickelt sich zwar viel langsamer als in den Abspielen des GrecoMller-Angriffs, aber das System ist positionell gesund, nachhaltig und durchaus gefhrlich. Da Schwarz keine direkten Drohungen parieren muss, hat er eine groe Auswahl an Zgen. Nach 4...f6 5.c3 ist der Tempoverlust 5...a6 berraschenderweise eine der Hauptvarianten. Der wichtige Lufer c5 erhlt so ein sicheres Rckzugsfeld auf a7, falls Wei mit b4 und a4 auf Raumgewinn am Damenflgel spielt. Wei dagegen wird oftmals seinen weifeldrigen Lufer frhzeitig nach b3 zurckziehen, um einem Abtausch durch a5 zuvorzukommen. Dem Lufer bietet sich dann ein sicheres Feld auf c2, und obwohl das zunchst wie auch in vielen Varianten der Spanischen Partie sehr passiv aussieht, kann er nach spterem

nach 85 Jahren wieder Italienisch bei einer Wm: 1981 in meran zog karpov gegen kortschnoj 3.Lc4

Springerwanderung b1-d2-f1-g3 (e3). Dieses langsame Manvrieren ist fr den Stellungstyp charakteristisch. Eine typische Zugfolge knnte, ausgehend vom ersten Diagramm, z.B. so aussehen: 4...f6 5.c3 a6 6.b3 a7 7.bd2 d6 8.f1 0-0 9.g3 e6 10.0-0 e8 11.h3 h6.

als bester Angriffsversuch. Kennt sich Schwarz hier aus, verspricht die Theorie ihm sogar Vorteil, hat er seine Hausaufgaben aber nicht gemacht, kann er mit Pauken und Trompeten untergehen. Wer Spa an kombinatorischem Figurenspiel hat, sollte diesen Klassiker unbedingt ausprobieren. Die resultierenden Stellungen bieten faszinierende Mglichkeiten und sind eine ausgezeichnete taktische Schule.

Wer seinen Gegner gerne langsam positionell ausmanvriert, aber den Berg von Theorie aus dem Spanier vermeiden mchte, ist hier richtig. Das Verstndnis der Plne ist weit wichtiger als die Kenntnis konkreter Varianten.

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EvAnS-GAmbITEInE GEfhRLIchE WAffE1.e4 e5 2.f3 c6 3.c4 c5 4.b4 Punkt f7 zu verstrken. Der schwarzfeldrige Lufer wird auf der Diagonale c1-h6 oder a3-f8 eingesetzt. Die weie Initiative kann schnell gefhrlich werden. Gegen diese Plne entwickelte Emanuel Lasker (18681941) mit der Zugfolge 5...a5 6.0-0 d6 7.d4 b6 die nach ihm benannte berhmte Verteidigung, die nach 8.dxe5 dxe5 9.xd8+ xd8 10.xe5 den Bauern zurckgibt, um ein gutes Endspiel zu erreichen. Aber Wei kann die Vereinfachungen der Lasker-Verteidigung mit 6.d4 vermeiden. 6...d6 kann dann mit 7.b3 beantwortet werden, und nach 6...exd4 Der Seekapitn William Davies Evans (1790 1872) schuf gegen Ende der 1820er Jahre ein Gambit gegen die Italienische Partie, das schon bald seinen Siegeszug durch die Schachwelt antreten sollte. Die Angriffsspieler dieser Epoche erkannten schnell, welch gefhrliche Waffe sie geschenkt bekommen hatten, und sie nutzten sie als willkommene Alternative zum Knigsgambit. Anderssens berhmte Immergrne Partie gegen Dufresne wurde mit dem EvansGambit erffnet und der Amerikaner Paul Morphy, bester Spieler seiner Zeit, spielte es fast ausschlielich gegen 3...c5. In unseren Tagen schien dies Gambit fast vergessen zu sein. Doch dann griff Garry Kasparov es 1995 auf, gewann gegen Anand und Piket in jeweils unter dreiig Zgen und brachte es damit in die Turnierpraxis zurck. Die Idee des Gambits ist ziemlich einfach. Wei will nach 4...xb4 unter Tempogewinn mit 5.c3 und 6.d4 im Zentrum vorrcken. Die Dame wird oft schnell nach b3 gebracht, um den Druck des Lufers auf den schwachen

vIERSPRInGERSPIELEIn vERWAnDLunGSknSTLER1.e4 e5 2.f3 c6 3.c3 f6 4.b5 ist das Spanische Vierspringerspiel. Hier kann Schwarz mit 4...b4 5.0-0 0-0 6.d3 d6 zunchst die Zge kopieren, aber nach 7.g5, was

Gemessen an dem oft Anfngern gegebenen Ratschlag Entwickle die Springer vor den Lufern msste das Vierspringerspiel eigentlich die ideale Erffnung sein. Am Anfang des 20. Jahrhunderts war sie auch recht populr, verlor dann aber aufgrund Rubinsteins Gambitfortsetzung 4.b5 d4 viele Anhnger. Erst in den 1990er Jahren erwachte erneut das Interesse, als die englischen Gromeister John Nunn und Nigel Short die Erffnung aufgriffen. Die wichtigsten, recht unterschiedlichen Optionen fr Wei sind 4.d4, 4.g3 und 4.b5. hat Wei die Wahl zwischen 7.0-0 oder 7.b3 Nigel Short hat diese Stellung mehrmals mit Wei gespielt und auch andere Varianten des Gambits mit frischen Ideen belebt. Das Evans-Gambit ist und bleibt eine gefhrliche Waffe in den Hnden guter Angriffsspieler und fhrt auch heute noch zu spannenden und unterhaltsamen Partien. 4.d4 ergibt nach 4...exd4 5.xd4 das Schottische Vierspringerspiel (siehe Seite 14). Das natrliche 4.c4 hat dagegen keine groe Bedeutung, denn es lsst den vereinfachenden Gabeltrick 4...xe4 5.xe4 d5 zu. 4.g3 frher nur ein Funote in den Theoriebchern ist heute ein ausgewachsenes System, benannt nach Igor Glek, der seit 1989 mehr als hundert Partien dazu gespielt hat. Das Abspiel hnelt der g3-Variante der Wiener Partie (S. 6).

8.d5 droht, ist ein guter Zeitpunkt gekommen, die Symmetrie mit 7...xc3 zu brechen. Das berraschende 4...d4 trgt den Namen Akiba Rubinsteins (18821961). Dieser Zug mit einer bereits entwickelten Figur mag zunchst widersinnig erscheinen, aber 5.xe5 kann mit 5...e7 beantwortet werden. Die Hauptvariante ist 5.a4, worauf Schwarz mit 5...c5 6.xe5 0-0 einen Bauern opfern kann. Leider kann Wei diesen interessanten Komplikationen mit dem anspruchslosen 5.xd4 exd4 6.e5 dxc3 7.exf6 xf6 8.dxc3 xe5+ 9.e2 xe2+ 10.xe2 ausweichen, mit einem remislichen Endspiel nach nur zehn Zgen. Das Vierspringerspiel ist sehr verwandlungsfhig. Manche Abspiele eignen sich mehr fr Strategen, in anderen werden sich Taktiker pudelwohl fhlen. Auf keinen Fall aber sollten Sie diese auf den ersten Blick so einfach aussehende Erffnung unterschtzen.

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ZWEISPRInGERSPIEL

ZWEISPRInGERSPIELDER SchnELLE AnGRIff Auf f71.e4 e5 2.f3 c6 3.c4 f6 4.g5 irrt. Nach dem subtilen 6.d4, was nach 6...exd4 7.0-0 den Einschlag 8.xf7 droht, hat Schwarz Probleme. Auerdem gibt es noch das brutale 6.xf7 die Fegatello-Variante was nach 6...xf7 7.f3+ e6 zu wilden, tief analysierten Komplikationen fhrt. Bessere Versuche fr Schwarz im fnften Zug sind das berraschende 5...b5 (UlvestadVariante) oder 5...d4 (Fritz-Variante), klare Hauptvariante ist aber 5...a5, was den Springer zwar an den Rand stellt, durch den Angriff auf den Lufer c4 aber ein wichtiges Tempo gewinnt. Nach 6.b5+ stellt Schwarz meistens mit 6...c6 den Bauern dazwischen, was nach 7.dxc6 bxc6 8.e2 h6 9.f3 e4 10.e5 d6 Bereits im 16. Jahrhundert analysierte der italienische Schachmeister Giulio Cesare Polerio (15481612) die Fortsetzung 3...f6, mit der Wei geradezu eingeladen wird, mit 4.g5 die Achillesferse f7 anzugreifen. Dieser Springerausfall, obwohl von Siegbert Tarrasch (18621934) dogmatisch als Anfngerzug gebrandmarkt, hat sich bis heute als eine der Hauptfortsetzungen gegen 3...f6 behauptet. Schon im vierten Zug knnen haarstrubende Verwicklungen entstehen, falls Schwarz die Drohung gegen den Bauern f7 einfach ignoriert und kaltbltig 4...c5 spielt, die Traxler-Variante. 5.xf7 hat 5...xf2+ und Chaos zur Folge, 5.xf7+ gilt als die bessere Fortsetzung. Aber eins ist in beiden Fllen klar: wer ohne ausreichende theoretische Vorbereitung so spielt ist ein Hasardeur. Die Hauptfortsetzung fr Schwarz ist aber 4... d5, was nach 5.exd5 die Diagonale a2-g8 versperrt. Wer glaubt, jetzt ohne Probleme mit 5...xd5?! den Bauern schlagen zu knnen, der

SPIEL Im ZEnTRum mIT 4.d4fr Taktiker mit romantischer Ader1.e4 e5 2.f3 c6 3.c4 f6 4.d4 Viel wilder entwickelt sich das Spiel im MaxLange-Angriff, wo zunchst 5.0-0 c5 folgt und erst dann der Vorsto 6.e5. Nach der Standardreaktion 6...d5 forciert Wei mit 7.exf6 dxc4 8.e1+ e6 9.g5 das Spiel. Nun muss Schwarz 9...d5 antworten (zu 9...xf6 siehe die Taktikseite) und nach 10.c3 f5 11.ce4 0-0-0 erreichen wir die Ausgangsstellung dieser Variante, die zum Erbe des romantischen Schachs des 19. Jahrhunderts zhlt. Die Hauptfortsetzung im Diagramm ist 12.g4.

Eine weitere wichtige Fortsetzung im Zweispringerspiel ist 4.d4, womit Wei ohne Zeitverlust ein Zentrumsspiel einleitet. Schwarz ist praktisch zu 4...exd4 gezwungen, denn 4...xe4 wre wegen 5.dxe5 mit der Drohung eines Doppelangriffs gegen f7 und den Springer e4 mit d5 bereits ein ernster Fehler. Die moderne, positionelle Behandlung der Stellung beginnt dann mit 5.e5 und nach dem typischen Gegensto 5...d5 folgt 6.b5 e4 7.xd4.

zu einem Gambitspiel fhrt, in dem Schwarz fr den Bauern sehr aktives Figurenspiel erhlt. Das Zweispringerspiel nach 4.g5 ist eine taktisches Minenfeld, gefhrlich fr jeden, der es betritt. Angriff und Gegenangriff bestimmen frhzeitig die Partie, beide Spieler mssen hellwach sein. Wer mit Schwarz gerne aktiv spielt und Opfer nicht scheut, wird diese Erffnung lieben.

Schwarz kann den unbersichtlichen Stellungen des Max-Lange-Angriffs aber auch gut aus dem Weg gehen, indem er nach 5.0-0 mit 5...xe4 den e-Bauern einfach wegfrisst. Das sieht zwar wegen der ffnung der e-Linie gefhrlich aus, ist bei genauem Spiel aber vollkommen okay. Nach der Fesselung mit 6.e1 d5 folgt hier meist das taktische Scharmtzel 7.xd5 xd5 8.c3 und nun muss sich Schwarz entscheiden, ob er die Dame mit 8...a5 auf den Damenflgel oder mit 8...h5 auf den Knigsflgel stellt. Beides sind anerkannte Fortsetzungen, die Wahl eine Frage des Geschmacks. Im Zweispringerspiel mit 4.d4 wird das Zentrum frh geffnet, die Figuren treten sofort in direkten Nahkampf. Perfekt fr alle, die auf ein taktisches Handgemenge aus sind und auerdem ber ein gutes Gedchtnis verfgen.

Sowohl nach dem soliden 7...d7 als auch nach dem aggressiven 7...c5 ist die Stellung fr beide Seiten gut spielbar.

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SchOTTISch

SchOTTISchkASPAROvS ExPERImEnT1.e4 e5 2.f3 c6 3.d4 exd4 4.xd4 f6 Kasparov hatte die Mieses-Variante ausgegraben, in der nach 4...f6 zunchst der Abtausch 5.xc6 bxc6 und dann der Vorsto 6.e5 erfolgt.

DAS SOLIDE 4...Lc5frhe Damenausflge kommen wieder in mode1.e4 e5 2.f3 c6 3.d4 exd4 4.xd4 c5 men. Schwarz kann jetzt allerdings mit dem amateurhaft aussehenden Damenzug 5...f6 diesen Springer ein drittes Mal angreifen und ein Zugestndnis erzwingen. Entweder Wei versucht nun das scharfe, aber sehr fragwrdige 6.b5, oder er deckt den Zentralspringer zuverlssig mit 6.c3, nimmt damit aber dem Damenspringer sein natrliches Entwicklungsfeld. Nach dem scharfen 6.b5 folgt 6...xe3 7.fxe3 (7.xc7+ scheitert an 7...d8, wonach Matt auf f2 und ...xc7 droht) mit einem grausigen Doppelbauern auf der e-Linie. Schwarz kann whlen zwischen dem Rckzug 7...d8 bzw. 7...h4+ 8.g3 d8 oder dem scharfen Gegenangriff 7...h4+ 8.g3 xe4. Das zuverlssige 6.c3 ge7 ist die Hauptvariante, und in dieser Stellung fhrte 1991 der Zug 7.c4 zur Wiederbelebung des ganzen Abspiels. Nach 7...e5 8.e2 g6 9.0-0 d6

Ihren Namen verdankt die Schottische Partie einem Fernschachmatch zwischen den Stdten Edinburgh und London, ausgetragen von 1824 bis 1828, wobei die Schotten allerdings zunchst die schwarzen Steine fhrten und gegen 3.d4 verloren, sich spter aber revanchierten und selbst erfolgreich mit 3.d4 erffneten. Nachdem im Anfang des 20. Jahrhunderts das Interesse an dieser direkten Spielweise deutlich nachgelassen hatte, war es 1990 kein Geringerer als Garry Kasparov, der bei ausgeglichenem Spielstand in der 14. Partie seines WM-Kampfes (Lyon/New York) gegen Anatoly Karpov mit Schottisch erffnete und damit den Dornrschenschlaf dieser Erffnung beendete. Zwar ging die Partie remis aus, aber in seiner nchsten Weipartie wiederholte Kasparov das Experiment diesmal mit Erfolg. Die Folge war ein Schottisch-Boom. Eine ganze Herde von Topspielern strzte sich auf die Variante, und was gestern noch als veraltet galt, das war pltzlich wieder schick und modern.

Nun gilt fr Schwarz 6...e7 als bestes, obwohl es den f8 blockiert. Aber der wird oft nach g7 gestellt, was zustzlich Druck auf e5 macht. Und auch Wei, der den Bauern e5 verteidigen muss, hat keinen besseren Zug, als ebenfalls mit 7.e2 seinen Lufer zu blockieren. Weiter geht es mit 7...d5 8.c4 und hier kann Schwarz dann zwischen 8...a6 und 8...b6 whlen. Die wichtigste Alternative zur Mieses-Variante ist 5.c3, das Schottische Vierspringerspiel. Hier geht die Hauptvariante mit 5...b4 6.xc6 bxc6 7.d3 d5 8.exd5 cxd5 9.00 00 10.g5 c6 weiter, wonach Wei freies Figurenspiel hat, Schwarz jedoch den Zentrumsbauern d5. Die Schottische Partie ist fr Wei heute nach Spanisch die Nummer zwei in der Top-Liste der Offenen Spiele. Allerdings hat sich in der Mieses-Variante eine Menge Theorie angehuft, das Schottische Vierspringerspiel ist sicher leichter zu verstehen und zu spielen.

Der natrliche Entwicklungszug 4...c5 ist die zweite und ltere Hauptvariante gegen die Schottische Partie. Schwarz entwickelt hier seinen Lufer mit Tempo gegen den d4, der ein zweites Mal angegriffen wird. Wei muss nun entscheiden, ob er den Springer mit 5.b3 zurckzieht, mit 5.xc6 abtauscht oder mit 5.e3 noch einmal verteidigt. Der Rckzug 5.b3 ist eine einfache Fortsetzung, die Komplikationen vermeidet, heute aber nicht mehr oft gespielt wird. Schwarz bewahrt mit 5...b6 seinen Lufer vorm Abtausch und sollte keine groen Sorgen haben. Der Springertausch 5.xc6 wird mit dem Zwischenzug 5...f6 beantwortet, was Matt auf f2 droht. Wei muss das Matt nun mit einem unbequemen Damenzug abwehren, entweder 6.f3, was nach 6...xf3 7.gxf3 die weie Bauernstruktur verschlechtert, oder 6.d2, was den c1 versperrt. Nach 6.d2 nimmt Schwarz meistens mit 6...dxc6 zugunsten schneller Entwicklung einen Doppelbauern in Kauf. Der wichtigste Zug fr Wei nach 4...c5 ist die Verteidigung des Springers mit 5.e3, was logisch aussieht, denn warum sollte der weie Zentralspringer freiwillig seinen Posten ru-

kann Wei den Bauern e4 mit 10.f3 decken oder mit 10.h1 oder 10.f4 eine schrfere Gangart whlen und ein Bauernopfer anbieten. Wie in vielen anderen Varianten der Offenen Spiele garantiert der frhe Doppelschritt des d-Bauern ein freies Spiel mit einfacher Figurenentwicklung. Schwarz muss vor allem verstehen, warum er in dieser Variante ausnahmsweise die Dame so frh herausbringen darf.

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SPAnISchSTEInITZ-vERTEIDIGunG1.e4 e5 2.f3 c6 3.b5 d6 Etwas attraktiver fr Schwarz ist die Moderne Steinitz-Verteidigung 3...a6 4.a4 d6.

bERLInER vERTEIDIGunGEine mauer gegen Spanisch1.e4 e5 2.f3 c6 3.b5 f6

Der erste Weltmeister Wilhelm Steinitz (18361900) arbeitete 3...d6 zu einer soliden Verteidigung gegen Spanisch aus, die lange Zeit von vielen Gromeistern gerne gespielt wurde. So wandten auch die Weltmeister Emanuel Lasker (18681941) und Jose Raul Capablanca (18881942) das System oft an, bevor es in den 1930er Jahren, als man aktivere Verteidigungen bevorzugte, deutlich an Popularitt einbte. 3...d6 gibt Wei nmlich Gelegenheit, sofort mit 4.d4 im Zentrum aktiv zu werden, wonach der Druck auf e5 Schwarz frher oder spter dazu zwingen wird, mit ...exd4 die Zentrumsspannung aufzulsen. Danach verbleibt Wei mit dem sogenannten kleinen Zentrum Bauer e4 gegen Bauer d6 , was ihm lange Zeit Raumvorteil verbrgt. Schwarz begngt sich nach z.B. 4...exd4 5.xd4 d7 mit einer beengten, aber sehr soliden Stellung. Die SteinitzVerteidigung kann auch ber die verbesserte Zugfolge 3...f6 4.0-0 d6 angesteuert werden, was immerhin Varianten mit langer Rochade fr Wei ausschaltet.

5.d4 kann hier mit der Einschaltung von 5...b5 6.b3 und dann 6...xd4 7.xd4 exd4 beantwortet werden. 8.xd4?? fhrt nach 8...c5 nebst ...c4 zum Verlust des b3 (Arche-Noah-Falle). Deswegen sind nach 4...d6 5.xc6+, 5.c3 und 5.0-0 versucht worden. 5.xc6+ bxc6 6.d4 will nach ...exd4 wieder Raumvorteil erreichen, aber hier muss Wei zumindest das Luferpaar abgeben. Auerdem kommt fr Schwarz auch 6...f6 mit Sttzung des e-Bauern in Frage. 5.c3 hat den Nachteil, dass Schwarz mit 5...f5 zur scharfen Siesta-Variante greifen kann. 5.0-0 lsst das sehr aggressive 5...g4 zu. 6.h3 kann jetzt mit 6...h5 beantwortet werden, wonach sich das Schlagen des Lufers wegen des Angriffs auf der h-Linie zunchst verbietet. Die Steinitz-Verteidigung verspricht mit wenig Theorieaufwand eine feste, solide Stellung. Die Moderne Steinitz-Verteidigung bietet auch schrfere Abspiele, erfordert dafr aber auch mehr Vorbereitung.

Garry Kasparov hat sich an ihr im WM-Match 2000 die Zhne ausgebissen, keine einzige Weipartie konnte er gegen Vladimir Kramniks Berliner Verteidigung, die daraufhin den Beinamen Berliner Mauer bekam, gewinnen. In der Folge wurde 3...f6 gegen die Spanische Partie auch unter anderen Gromeistern immer beliebter, und auf der weien Seite wurden die analytischen Anstrengungen verstrkt, einen aussichtsreichen Aufbau gegen diese supersolide Verteidigung zu finden. 3...f6 greift den weien e-Bauern an, und um etwas aus der Stellung herauszuholen, empfiehlt die Theorie schnelle Entwicklung mit 4.0-0. Der Deckungszug 4.d3 dagegen ist natrlich spielbar und solide, aber sicher nicht die prinzipielle Antwort. Ein Vorteil dieses bescheidenen Zuges ist jedoch, dass er das damenlose Mittelspiel der Hauptvariante vermeidet. Nach 4.0-0 kann Schwarz mit dem konsequenten 4...xe4 den e-Bauern schlagen (wobei 4...c5 eine Alternative ist, die von Topalov gelegentlich gespielt wurde), die Hauptvariante geht dann weiter mit 5.d4 d6 6.xc6 dxc6 7.dxe5 f5 8.xd8+ xd8 siehe Diagramm rechts oben. Wei hat hier, wie auch in der Abtauschvariante (S. 19), den Vorteil der besseren Bauernstruk-

tur, allerdings steht sein e-Bauer bereits auf e5, was einen wichtigen Unterschied macht. Seine Bauernmehrheit am Knigsflgel kann aktiv eingesetzt werden und einen Freibauern hervorbringen, zudem hat er etwas Entwicklungsvorsprung. Bei der schwarzen Stellung fallen oberflchlich betrachtet zunchst die Nachteile mehr ins Auge: der Doppelbauer, der Verlust des Rochaderechts, die etwas ungnstige Figurenkoordination (f5 hemmt den c8). Auf der Plusseite steht aber das schwarze Luferpaar, und auch der nach e5 vorgerckte weie e-Bauer kann fr Schwarz ein Motiv zum Gegenspiel werden. Die Berliner Verteidigung eignet sich hervorragend fr Spieler, die gerne frh die Damen tauschen und Geduld fr lange Endspiele haben.

Wm 2000: kramniks berliner mauer hielt stand

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bERRASchunG Im 3. ZuGJnisch-Gambit, bird-, cozio- und cordel-verteidigung1.e4 e5 2.f3 c6 3.b5 f5 mchte, stehen ihm dafr im dritten Zug noch einige andere, teils recht solide Optionen zur Verfgung. Vassily Smyslov war z. B. mit dem Zug 3...g6 recht erfolgreich, den schon Steinitz vor gut 130 Jahren gespielt hat und den auch Gata Kamsky und Boris Spassky aufgriffen. Die Cozio-Verteidigung 3...ge7 hat den Vorteil, die Abtauschvariante auszuschalten, denn nun wrde Schwarz nach 4.xc6 nicht mehr auf einem Doppelbauern sitzenbleiben. Bent Larsen spielte den Zug mit Erfolg einige Male in den 1970er Jahren, Levon Aronian berraschte damit seine Gegner 2009 bei der Blitz-WM. 3...d4 ist die Bird-Variante, die aber nach 4.xd4 exd4 als vorteilhaft fr Wei gilt, der sich mit 0-0, d3 und f4 aufbauen kann. Einen besseren Ruf hat 3...c5, die Klassische Verteidigung oder Cordel-Variante.

AbTAuSchvARIAnTEAuf den Spuren bobby fischers1.e4 e5 2.f3 c6 3.b5 a6 4.xc6 dxc6 und er auerdem im Besitz des Luferpaars ist, sollte er im Normalfall Ausgleich erreichen. Eine typische Variante wre z.B. 5.0-0 f6 6.d4 exd4 7.xd4 c5 8.e2 xd1 9.xd1 d7.

Carl Friedrich Jnisch (18131872) entwickelte mit 3...f5 eine aggressive Spielweise gegen die Spanische Partie, die auch unter dem Namen Schliemann Verteidigung bekannt wurde. Im Stile des Knigsgambits attackiert der Nachziehende wagemutig mit seinem f-Bauern den Bauern e4, obwohl er eine Figur weniger im Spiel hat. Die Skepsis, dass dies ein gesundes Konzept ist, ist weit verbreitet, aber seit 2007 war die Variante dank Teimour Radjabov selbst auf Gromeisterebene wieder gelegentlich zu sehen. Zumindest auf Amateurebene steht Wei zunchst vor dem nicht zu unterschtzenden praktischen Problem, ob er sich auf die taktischen Verwicklungen nach 4.c3 fxe4 5.xe4 d5 (das bescheidenere 5...f6 war Radjabovs Wahl) 6.xe5 dxe4 7.xc6 einlassen mchte. Wer dies mit Schwarz spielt, kennt die Varianten meist sehr genau, und um in dem nach 7...g5 oder 7...d5 entstehenden Chaos in Vorteil zu kommen, sollte Wei am besten noch etwas mehr wissen. Eine viel gespielte Alternative fr Wei ist deshalb das bescheidene 4.d3, das nur auf einen kleinen Stellungsvorteil abzielt. Wenn Schwarz den viel analysierten Hauptsystemen der Spanischen Partie ausweichen

Der meistgespielte Zug gegen die Spanische Luferentwicklung nach b5 ist die direkte Befragung des Lufers mit 3...a6. Wei stehen darauf zwei prinzipielle Fortsetzungen zur Verfgung: der Rckzug 4.a4, der den Druck gegen den c6 zunchst aufrechterhlt, und 4.xc6 die Abtauschvariante. Die Idee von 4.xc6 ist aber keineswegs, den Bauern e5 zu gewinnen, denn nach 4...dxc6 5.xe5 wrde der Doppelangriff 5...d4 den Materialvorteil sofort wieder einkassieren. Die viel tiefer liegende strategische Idee dieses Abspiels, das unter anderem von den Weltmeistern Bobby Fischer (19432008) und Emanuel Lasker (18681941) des fteren gewhlt wurde, ist, dass Wei in den nchsten Zgen seinen d-Bauern gegen den schwarzen e-Bauern tauschen mchte. Wei erhlt dann eine 4:3-Bauernmehrheit am Knigsflgel, die schwarze Mehrheit am Damenflgel ist dagegen durch den Doppelbauern entwertet und kann nicht so einfach einen Freibauern hervorbringen. Das Idealszenario fr Wei ist ein reines Bauernendspiel, das unter normalen Umstnden ohne allzu groe Schwierigkeiten gewonnen ist. Schwarz wird alles daransetzen, diesen Traum zu verhindern. Da seine Stellung sehr kompakt

Der schwarze Knig wird auf den Damenflgel rochieren, mit ...c6 und ...e8 wird der e-Bauer unter Druck gesetzt. Wei kann sich mit bc3 und e3 entwickeln und dann die Trme auf der d-Linie verdoppeln. Allerdings hat Schwarz nach 5.0-0 eine recht breite Auswahl an Zgen, auf der anderen Seite ndert das aber wenig am Gesamtcharakter der Stellung. 5...f6 ist der meistgespielte, 5...d6, 5...f6, 5...d6 und selbst 5...e7 sind auch mglich. Taktischer ausgerichtet als die anderen Varianten ist 5...g4, denn nach 6.h3 kann 6... h5 folgen, worauf sich das Schlagen des Lufers 7.hxg4? wegen 7...hxg4 mit ffnung der h-Linie und der Drohung ...h4 verbietet. Mit der Abtauschvariante bestimmt Wei erst einmal, wo es langgeht. Schwarz hat zwar die Wahl unter mehreren guten Antworten, aber ein Spiel auf Gewinn ist fr ihn nicht einfach. Wer seine Partie gerne mit einer glasklaren Strategie plant, die bis ins Endspiel hineinreicht, dem sei empfohlen, dem Beispiel der Weltmeister Lasker und Fischer zu folgen.

Nach 4.c3, was d4 beabsichtigt und wie im Italienisch die Stellung des Lufers auf c5 ausnutzen mchte, kann Schwarz das zweischneidige 4...f5 oder das zuverlssigere 4...f6 whlen. Alle vorgestellten Optionen im dritten Zug haben den Vorteil, den oftmals theorielastigen Hauptvarianten der Spanischen Partie zuvorzukommen und den Gegner zu berraschen. Und vom scharfen Gambitspiel bis zum positionellen System ist fr jeden etwas dabei.

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OffEnE vARIAnTEmit courage gegen den Spanier1.e4 e5 2.f3 c6 3.b5 a6 4.a4 f6 5.0-0 xe4 Brett brachte, allerdings einmal zu viel, denn in der zehnten Partie des Wettkampfes lief er in die teuflische Vorbereitung des Weltmeisters. Mit 4...f6 greift Schwarz den weien e-Bauern an, der einzige Unterschied zur Berliner Verteidigung (3...f6) besteht darin, dass die Zge 3...a6 4.a4 eingeschoben wurden. Aber diese Kleinigkeit ist uerst bedeutsam, denn Schwarz kann nun jederzeit mit ...b7-b5 den Druck gegen den c6 abschtteln. Nach 5.0-0 xe4 hat sich 6.d4 b5 7.b3 d5 8.dxe5 e6 als Hauptvariante etabliert.

mLLER unD ARchAnGELSkmoderne Systeme mit Aktivitt und Dynamik1.e4 e5 2.f3 c6 3.b5 a6 4.a4 f6 5.0-0 b5 6.b3 c5 Varianten mit g5 eine unangenehme Fesselung gegen den f6 aufstellen, die wegen der aktiven Stellung des c5 nicht mit ...e7 pariert werden kann. Dafr kommt aber die Entfesselung mit ...h7-h6 nebst ...g7-g5 in Frage, wobei genau abgewogen werden muss, ob dies die schwarze Stellung am Knigsflgel nicht zu stark schwcht. Eine typische Zugfolge knnte z. B. so aussehen: 7.a4 b8 8.c3 d6 9.d4 b6 10.a3 0-0 11.axb5 axb5 12.xb5 g4.

Siegbert Tarrasch pries in seinem klassischen Werk Die moderne Schachpartie (1912) die Offene Variante, die Schwarz ein freies Spiel verschafft, als die beste Fortsetzung gegen Spanisch. Viele Spieler folgten Tarraschs Rat, und im spten 20. Jahrhundert war vor allem der stets kmpferisch aufgelegte Viktor Kortschnoj einer ihrer treuesten Anhnger. Beim WM-Match 1978 in Baguio und 1981 in Meran forderte er mit 5...xe4 Anatoly Karpovs Spanier heraus. 14 Jahre spter war es Viswanathan Anand, der die Offene Variante beim WMKampf in New York gegen Garry Kasparov aufs

Ausgehend von dieser Position wurden viele inhaltsreiche Systeme fr Wei und Schwarz entwickelt, die wichtigsten sind 9.bd2, das klassische 9.c3 und 9.e2, das Keres-System. Wie faszinierend das Spiel in diesen Varianten werden kann, soll ein Abspiel exemplarisch zeigen. So fhrte Karpov 1978 gegen Kortschnoj nach 9.bd2 c5 10.c3 d4 Igor Zaitsevs Figurenopfer 11.g5 in die Praxis ein, das noch heute als kritischer Test gilt. Die Offene Variante trgt ihren Namen zurecht: der Bauerntausch im Zentrum fhrt zu einem offenen, freien Spiel fr die Figuren, das reich an taktischen Mglichkeiten und zugleich strategisch gehaltvoll ist. Fr Spieler mit Courage.

Das hier vorgestellte System wird Mller- oder auch Moderne Archangelsk-Variante genannt. Es ist auf Top-Ebene gegenwrtig sehr populr, denn es kommt dem Wunsch vieler Gromeister nach aktivem Gegenspiel mit Schwarz entgegen, z. B. haben Alexei Shirov und Viswanathan Anand oft so gespielt. In der ursprnglichen Archangelsk-Variante (5...b5 6.b3 b7) entwickelt Schwarz den Damenlufer sofort nach b7. In der alten Form der Mller-Variante erfolgt 5...c5, bevor ...b5 gespielt wird. Das moderne System mit 5...b5 6.b3 c5 ist als ein Mix aus beiden hervorgegangen. Im Mller-System wird der Lufer vor die Bauernkette gebracht, erst dann wird der wichtige Zentralpunkt e5 mit ...d7-d6 gesttzt. Der weifeldrige Lufer hat die Option, Posten auf b7 zu beziehen oder aktiv auf der Diagonale c8-h3 zu wirken, wo er mit ... g4 den f3 fesseln knnte. Aus weier Sicht kommt auf jeden Fall der Standardplan c2-c3 nebst d2-d4 in Frage, auerdem ist der Vorsto a2-a4 sehr wichtig, der nach axb5 axb5 Schwarz einen schwachen Bauern auf b5 verpasst. Oft wird dieser Bauer mit b1-a3 attackiert und erobert bzw. von Schwarz geopfert. Der c1 kann in vielen

Wei hat zwar den Bauern b5 erobert, aber der Preis ist der Druck der schwarzen Leichtfiguren auf die Bauern e4 und d4. Zudem ist der f3 gefesselt und der b5 indirekt durch den b8 angegriffen. In dieser Stellung hat Wei schon viel versucht, vor allem 13.c2, 13.d5 und 13.e1. Eine Alternative fr Wei im ersten Diagramm ist der Zug 7.xe5, denn nach 7...xe5 gewinnt die Gabel 8.d4 die Figur zurck. Nach 8...xd4 9.xd4 d6 ist aber an der schwarzen Stellung nichts auszusetzen. Wer Spa daran hat, die aktuellen Gromeisterpartien zu verfolgen, wird zu diesem System sicher oft etwas Neues geboten bekommen. Die Theorie entwickelt sich schnell und es lohnt sich, auf dem neuesten Stand zu bleiben.

viktor kortschnoj: spielte mit dem Offenen Spanier viele spannende und kmpferische Partien

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GESchLOSSEnE vARIAnTETschigorin-, breyer-, Saizew-, Smyslow-, keres-System1.e4 e5 2.f3 c6 3.b5 a6 4.a4 f6 5.0-0 e7 6.e1 b5 7.b3 d6 8.c3 00 9.h3 und Karpov oft gespielt. Der Springerrckzug erscheint paradox, aber der Zug hat auch viele positive Seiten. Wieder wird der c-Bauer beweglich und kann mit ...c5 oder ...c6 (nach weiem d2-d4-d5) das weie Zentrum attackieren. Die Diagonale a8-h1 wird gerumt, sodass ...b7 mit Druck gegen e4 mglich wird. Der Damenspringer selbst findet auf d7 ein sicheres Pltzchen, von wo er die Felder c5 und e5 zuverlssig berdeckt. Der Nachteil dieses Aufbaus ist, dass er etwas langsam ist und Wei bei der Wahl seines Planes freie Hand lsst. In den 1980er Jahren war vor allem 9...b7, die Saizew-Variante, die Wahl der Schwarzspieler. Der Lufer bt von b7 potentiell Druck gegen e4 aus, der durch schnelles ...e8 (nebst ...f8) verstrkt wird. Kasparov und Karpov diskutierten diese Stellung in ihren WM-Matches 1984, 1985, 1986 und 1990, wobei einige Partien einen sehr scharfen und dramatischen Verlauf nahmen. Auch in der lteren, nach Ex-Weltmeister Vassily Smyslov (19212010) benannten Variante wird am schwarzen Knigsflgel nach dem Schema ...e8, ...f8 umgruppiert, aber da Schwarz zunchst mit 9...h6 das Feld g5 gegen weie Figurenausflle absichert, ist das schwarze Gegenspiel hier etwas langsamer. Ein weiterer Plan stammt von Paul Keres (19161975), nmlich 9...d7 nebst ...f6. Schwarz steht sehr solide und kontrolliert die schwarzen Felder, der Nachteil ist aber, dass auf die weie Stellung kein Druck ausgebt wird. Der Komplex des Geschlossenen Spaniers bietet eine Vielzahl verschiedener Systeme. In manchen wird das Zentrum mit d4-d5 abgeriegelt und vorm 20. Zug erfolgt kein Abtausch. In anderen wird das Zentrum geffnet und die Kraft der Figuren entldt sich explosionsartig. Wer sich hier umschaut, wird auf jeden Fall etwas fr sich entdecken. Egal, ob tiefsinniger Stratege oder blutrnstiger Taktiker.

mARShALL unD AnTI-mARShALLEin brandgefhrliches bauernopfer1.e4 e5 2.f3 c6 3.b5 a6 4.a4 f6 5.0-0 e7 6.e1 b5 7.b3 00 8.c3 d5 d5 gehalten wird. Nach 12.d4 folgt auch hier 12...d6, und nach 13.e1 h4 14.g3 h3

Die vielen verschiedenen Systeme des Geschlossenen Spaniers waren und sind die Arena fr unzhlige hochklassige Gromeisterpartien. Auf der Liste der Weltmeister, die diese Stellung mit Wei spielten, stehen die Namen Smyslov, Tal, Spassky, Fischer, Karpov, Kasparov, Anand, die schwarzen Steine vertreten Botvinnik, Smyslov, Petrosian, Spassky und Karpov. Das Tschigorin-System, das mit 9...a5 eingeleitet wird, ist eines der ltesten im Komplex des Geschlossenen Spaniers. Die Idee ist, den c-Bauern flottzumachen und nach 10.c2 mit 10...c5 nach vorn zu schicken. Nach 11.d4 steht das Zentrum unter Hochspannung, und beide Seiten mssen sorgfltig abwgen, welche Vernderung der Bauernstruktur sie zulassen bzw. anstreben. Fr Schwarz ist die ffnung der c-Linie mit ...cxd4 cxd4 ein Standardverfahren. Fischer spielte als Weier gerne mit dxc5 dxc5 auf die Entblung des Feldes d5, das er mit b1-d2-f1-e3 unter Bewachung nahm. Karpov hingegen beherrschte virtuos Stellungen mit der Abriegelung d4-d5. In den 1960er und 1970er Jahren war 9...b8, das Breyer-System, sehr populr, es wurde von Spassky, Gligoric, Beliavsky, Portisch

Der Marshall-Angriff ist heute eines der wichtigsten Systeme gegen Spanisch, und es ist eines der schrfsten. Mit seinem letzten Zug bietet Schwarz seinen e-Bauern als Opfer an, denn nach 9.exd5 xd5 kann Wei mit 10.xe5 xe5 11.xe5 zweimal auf e5 schlagen. Schwarz wird in der Folge versuchen, die durch das Verschwinden der Zentralbauern geffneten Diagonalen und Linien fr einen Angriff gegen die weie Knigsstellung zu nutzen. Zudem hat Wei, um den Bauern e5 zu gewinnen, mit dem Springer f3 einen wichtigen Verteidiger seines Knigs abgetauscht und die Figuren des Damenflgels stehen noch immer auf ihren Ausgangsfeldern. Der Amerikaner Frank James Marshall (1877 1944) gilt als Erfinder dieses Gambits, in New York 1918 wandte er es gegen Capablanca an. Marshall zog 11...f6, im nchsten Zug soll ...d6 folgen, dann ...g4 und ...h4. Doch obwohl das prchtig aussieht, gilt heute diese direkte Form des Angriffs als nicht ausreichend. Die moderne Form des Gambits, die Topspieler wie Levon Aronian, Peter Leko und Michael Adams bevorzugen, beginnt mit 11...c6, womit der schwarze Springer auf dem Zentralfeld

nehmen die schwarzen Figuren drohende Positionen ein. Wei sollte, wenn er Marshalls Bauernopfer annimmt, die Theorie dieser Stellung gut kennen, denn ohne Vorbereitung ist die Verteidigungsaufgabe am Brett nur schwer zu lsen. Wichtige Ressourcen fr Wei sind die ffnung der a-Linie mit a2-a4 nebst axb5 und nach ...f5 die rechtzeitige Blockade des weiteren Vormarsches mit f2-f4. Viele Spieler wollen selbst fr den Preis eines Bauern nicht gerne leiden und vermeiden deshalb nach 7...0-0 bereits 8.c3. Stattdessen whlen sie im achten Zug eins der Anti-Marshall-Systeme, vor allem 8.h3 und 8.a4 sind oft gespielt worden, aber auch 8.d4 und 8.d3 kommen in Frage. Hier sind sowohl bergnge zu anderen Varianten des Geschlossenen Spaniers als auch eigenstndige Abspiele mglich. Ist man erst einmal mit den grundlegenden Plnen fr Schwarz vertraut, geht der MarshallAngriff recht leicht von der Hand. Mit Wei sollten Sie unbedingt vor der Partie entscheiden, ob Sie das Gambit mutig annehmen oder lieber eins der populren Anti-Marshall-Systeme spielen.

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RuSSISch

RuSSISchSuPERSOLIDE bIS AmbITIOnIERT1.e4 e5 2.f3 f6 die Vertreibung des Springers mit 3...d6 und nach 4.f3 (4.xf7 ist das wilde, wohl nur fr Abenteurer geeignete Cochrane-Gambit) folgt 4...xe4. 5.c3 ist ein interessanter Versuch, das Spiel zu verschrfen. Nach 5...xc3 6.dxc3 beabsichtigt Wei 7.e3 oder 7.f4 nebst 8.d2 und 0-0-0. Die Hauptvariante ist aber 5.d4, wonach 5...d5 zu einer symmetrischen

STEInITZ fORTSETZunG 3.d4Taktische untiefen unter ruhiger Oberfche1.e4 e5 2.f3 f6 3.d4 Deswegen wird heutzutage mit 3...xe4 meist der andere Zentrumsbauer geschlagen. 4.d3 attackiert sofort den Springer, der mit 4...d5 (zu 4...c6 siehe die Taktikseite) befestigt wird. Nach 5.xe5 ist fast dieselbe Stellung wie in der links im Artikel beschriebenen Variante mit 3.xe5 erreicht nur der weie Springer steht wie von Zauberhand auf e5 statt auf f3! Schwarz kann diesen Zentralspringer mit 5...d6 oder 5...d7 sofort befragen, was zu recht unterschiedlichen Varianten fhrt. Nach 5...d7 entsteht folgende Position:

Schwarz ist nach 2.f3 keineswegs verpflichtet, unbedingt seinen e-Bauern zu verteidigen. Mit 2...f6 kann er stattdessen einen Gegenangriff auf den weien e-Bauern starten. Die Russen Alexander Petroff (17941867) und Carl Friedrich Jnisch (18131872) leisteten im 19. Jahrhundert wichtige Beitrge zur Entwicklung dieser Variante, weshalb das System den Namen Russische Verteidigung bekam. In der zweiten Hlfte des 20. Jahrhunderts lange Zeit unbeachtet, entwickelte sie sich in den 1980er Jahren auf Top-Ebene zu einem der zuverlssigsten Wege, mit Schwarz Remis zu erreichen. Weltklassespieler wie Karpow, Jussupow, Gelfand, Kramnik und Anand nahmen die Verteidigung in ihr Repertoire auf und es stellte sich die immer schwieriger werdende Frage fr Wei: wie erreicht man Vorteil gegen Russisch? Einer der natrlichsten Versuche ist 3.xe5. Schwarz darf dann nicht sofort auf e4 schlagen, denn nach 4.e2 wrde er wegen der offenen e-Linie bereits Material verlieren. Richtig ist

Dieser schon von Wilhelm Steinitz bevorzugte Doppelschritt des d-Bauern war lange populr und galt noch in den 1970er Jahren als bester Versuch, Vorteil zu erreichen. Heute tritt seine Bedeutung aber hinter 3.xe5 zurck. Eine Idee von 3.d4 ist, dass 3...exd4 den Vorsto des e-Bauern zulsst. Das fhrt nach 4.e5 e4 4.xd4 d5 6.exd6 e.p. xd6

Bauernstruktur bei offener e-Linie fhrt. Stnde der schwarze Knigsspringer auf f6, wre eine Stellung aus der Franzsischen Abtauschvariante auf dem Brett. Aber Vorsicht, der Rappe auf e4 kann Schwarz auch Probleme bereiten. Nach 6.d3 kann Schwarz unter 6...c6, 6...d6 und 6...e7 whlen, die alle zu weit ausgearbeiteten Varianten fhren. Auf Vereinsebene ist die Russische Verteidigung eher selten zu sehen. Vermutlich, weil sie oft mit Remis und Langeweile in Verbindung gebracht wird doch vielleicht zu Unrecht. In vielen Varianten kann sich ein recht lebendiges Figurenspiel entwickeln, und wenn die Spieler bereit sind, etwas zu riskieren, kann auch Russisch zu spannenden Partien fhren.

Der grobe Einschlag 6.xf7 reicht hier bestenfalls zum Remis und 6.e2 kann Schwarz mit dem Bauernopfer 6...xe5 7.xe4 dxe4 8.xe4 e6 9.xe5 d7 auskontern. Deshalb tauscht Wei hier mit 6.xd7 xd7 die Springer und zieht 7.0-0. Der Damenausfall 7...h4 mit der Folge 8.c4 0-0-0 9.c5 g5 wurde hier oft probiert, heute wird 7...d6 bevorzugt. Wei kann mit 8.c4 c6 9.cxd5 cxd5 die c-Linie ffnen und 10.c3 oder das aggressive 10.h5 versuchen. Unter der so ruhig aussehenden Oberflche dieser Variante schlummert so manche taktische berraschung. Folgt man den gut erforschten Pfaden, bleibt die Stellung lange im Gleichgewicht, aber es gibt auch sehr verlockende Seitenwege.

zu einer Stellung, in der schon nach dem sechsten Zug alle Zentrumsbauern abgetauscht sind, Wei aber aufgrund seiner besseren Entwicklung die Initiative besitzt.

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PhILIDORAuf DEn kOnTER LAuERn1.e4 e5 2.f3 d6

TAkTIk

1. Jnisch-Gambit War 7...0-0 ein guter Zug?

2. Italienisch Schwarz zog zuletzt 7...Sc6. Wie kann Wei in vorteil kommen?

3. Zweispringerspiel 9...Dd8xf6 war der letzte schwarze Zug. Wie bestrafen Sie das?

Franois-Andr Danican Philidors (17261795) Name steht fr die Verteidigung 2...d6, in der Schwarz zur Deckung seines Knigsbauern einen grundstzlich anderen Weg einschlgt als in e5-Erffnungen, wo dieser durch 2...c6 verteidigt wird. Im Philidor-System sttzt der Damenbauer ergnzt durch den Damenspringer auf d7 den Bauern e5, was eine Fesselung durch b5 vermeidet. In der Folge entwickelt Schwarz mit ...f6, ...e7 und ...0-0 ungestrt den Knigsflgel und komplettiert schlielich mit ...c6 nebst ...c7 seinen festen Aufbau, der darauf abzielt, den Punkt e5 zu behaupten. Eine typische Zugfolge knnte, ausgehend vom ersten Diagramm, z.B. so aussehen: 3.d4 f6 4.c3 bd7 5.c4 e7 6.0-0 0-0 7.e1 c6 8.a4- siehe Diagramm oben rechts -

hende lauert auf sich ergebende Konterchancen. Hier wre eine typische Zugfolge: 3.d4 exd4 4.xd4 f6 5.c3 e7 6.e2 0-0 7.0-0 e8 8.f4 f8 9.f3.

4. Italienisch 13...Ld6 greift den Turm an. Welchen Pfeil hat Wei im kcher?

5. Spanisch Was hat Schwarz bei 7...Sg6 bersehen?

6. Zweispringerspiel Zeigen Sie, wie Schwarz nach 13.De2 vorteil erreicht.

Eine moderne Form der Philidor-Verteidigung verfolgt eine ganz andere Philosophie, nmlich die Aufgabe des Zentrums mit ...exd4. Wei erhlt durch diesen Abtausch Raumvorteil, aber die schwarze Stellung ist fest und der Nachzie-

Ein groer Vorteil der Philidor-Verteidigung ist, dass Schwarz im zweiten Zug seine Erffnung aufs Brett bringt und den Anziehenden damit auf sein Terrain zwingt. Empfohlen fr Spieler, die aus einer Lauerstellung heraus auf eine gnstige Gelegenheit warten knnen.

7. Russisch Was folgt auf 5.Lxe4? Was auf 5.d5?

8. Spanisch Wie wickelt Wei hier in ein Endspiel ab?

9. Italienisch Wei hat hier sogar zwei Gewinnzge, welche?

Die Auflsungen finden Sie auf Seite 4

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DiE trainEr

Dr. KarstEn MllEr Der Hamburger Gromeister Dr. Karsten Mller (Jahrgang 1970) spielt seit 1988 fr den Hamburger Schachklub in der 1. Bundesliga und wurde 1996 und 1997 Dritter der Deutschen Meisterschaft. Als international anerkannter Endspielexperte schreibt er die Endspielkolumne des ChessBase Magazins und die Endgame Corner auf ChessCafe. com. Der promovierte Mathematiker lebt in Hamburg und hat die siebenbndige DVD-Reihe Endspiele bei ChessBase verffentlicht, die auch deshalb erfolgreich ist, weil er als Jugendtrainer langjhrige didaktische Erfahrung sammeln konnte.

Jan Gustafsson Jan Gustafsson (Jahrgang 1979) ist mit einer stabilen Elozahl von klar ber 2600 einer der besten deutschen Spieler berhaupt. Seinen bisher grten Erfolg errang der Hamburger mit dem 2. Platz beim Dortmunder Superturnier 2008. Gustafsson ist ein ausgesprochener Theoriespezialist und deshalb auch ein gefragter Sekundant, er hat u.a. mit dem Ungarn Peter Leko gearbeitet. Groes Talent hat Gustafsson auch stets vor der Kamera bewiesen, u.a. bei seinen Auftritten bei ChessBase-TV. Mit einer Video-DVD ber den Marshall-Angriff hat der Gromeister seine erste grere Autorenarbeit vorgelegt.

niclas huschEnbEth Niclas Huschenbeth (Jahrgang 1992) berraschte die deutsche Schachgemeinde, als er 2010 Deutscher Meister wurde, einer der Jngsten, die dies jemals schafften. Damit ist ein weiteres Talent aus der Hamburger Schachschule auf dem Weg zum Gromeistertitel. Der 1.e4-Spieler (etwas anderes ist bei ihm nie zu sehen) will kein Schachprofi werden, wird aber nach seinem Abitur erst mal zur Bundeswehr gehen, wo er in der Sportkompanie weiter an seinen schachlichen Fhigkeiten arbeiten wird. In seinen Videos zeigt der junge Mann, dass er die nach 1.e4 e5 entstehenden Erffnungen bestens beherrscht.

ElisabEth Phtz Elisabeth Phtz (Jahrgang 1985) ist seit vielen Jahren die beste deutsche Schachfrau und besetzt bei internationalen Meisterschaften stets Brett 1. Die Tochter des Schachgromeisters Thomas Phtz besa mit ihrem Vater jahrelang einen super Lehrer und nutzte dies, indem sie bei Welt- und Europameisterschaften des Nachwuchses mehrfach aufs Treppchen kam. Im Jahr 2002 wurde sie erstmals Weltmeisterin (in der U18). Drei Jahre spter gelang ihr das gleiche Kunststck auch in der Knigsklasse, der U20. Phtz, die in Berlin Journalistik studiert, spielt in der Mnner-Bundesliga fr den SC Eppingen.

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