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Die Völker der nordamerikanischen Indianer Cheyenne, Navajo und Huronen Dr. Joest Leopold Arbeitsmaterialien für den Unterricht

Cheyenne, Navajo und Huronen - traumfaenger-verlag.de Die Voelker... · 1924 Alle Indianer werden laut Gesetz US-Staatsbürger. 1934 Gesetz zur Neuregelung aller indianischen Angelegenheiten

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  • Die Völker der nordamerikanischen IndianerCheyenne, Navajo und Huronen

    Dr. Joest Leopold

    Arbeitsmaterialien für den Unterricht

  • Dr. Joest LeopoldIllustrationen von Bianca Leopold

    Die Völker der nordamerikanischen IndianerCheyenne, Navajo und Huronen

    Arbeitsmaterialien für den Unterricht

  • Die Völker der nordamerikanischen IndianerCheyenne, Navajo und Huronen

    Arbeitsmaterialien für den Unterricht

    Dr. Joest LeopoldIllustrationen von Bianca Leopold

  • Impressum

    Die Völker der nordamerikanischen Indianer, Cheyenne, Navajo und Huronen, Dr. Joest LeopoldTraumFänger Verlag Hohenthann, 2014

    ISBN 978-3-941485-26-6Lektorat: Ilona Rehfeldt

    Satz und Layout: Janis Sonnberger, merkMal VerlagDruck und Bindung: CPI - Clausen & Bosse, LeckTitelbild: „Ghostrider“ von Alexandra Walczyk

    Illustrationen: Bianca Leopold1. Auflage Februar 2014

    Copyright by TraumFänger Verlag GmbH & Co. Buchhandels KG, HohenthannPrinted in Germany

  • Für Marla

  • VORWORT

    Nach wie vor erfreut sich die Auseinandersetzung mit Indianern einer großen Beliebt-heit. Kaum eine Schule verzichtet auf ein Indianerprojekt oder eine Unterrichtseinheit zu diesem Bereich. Dabei geht es nicht nur um die Faszination, die von dieser Thematik ausgeht, sondern auch um gesellschaftliche Dimensionen. Das Verständnis für andere Menschen kann nur durch ein fundiertes Wissen über deren Kulturen gefördert wer-den. Weil Amerika und vor allem die USA eine wichtige Rolle in unserer Geschichte und Gegenwart spielen, stellt die unterrichtliche Aufarbeitung der indianischen Kulturen eine Grundvoraussetzung für ein Verständnis der gewachsenen Zustände dar, die auch die zukünftige Entwicklung des europäisch-amerikanischen Verhältnisses beeinflussen wer-den. Darüber hinaus muss die Schule als Lernort der Gesellschaft auch alternative Werte-systeme präsentieren, die zum Nachdenken über das eigene anregen können. Dier Begriffe „Indianer“ und „indianisch“ sind Außenbezeichnungen, die nicht wirklich zutreffend sind. Inzwischen reden wir von den „Native Americans“ in den USA oder der „First Nation“ in Kanada. Zum besseren Verständnis der Lernenden wird er hier jedoch so belassen. Die Auseinandersetzung mit dem Begriff „Indianer“ kann im Unterricht erfolgen.

    Die folgenden Kopiervorlagen zur Kultur einiger Indianervölker schließen eine alte Lü-cke auf dem Lehrmittelmarkt: Mit dieser Veröffentlichung liegt erstmals ein ethnologisch fundiertes Arbeitsmaterial zur unterrichtlichen Nutzung von der Primarstufe bis zur Sekundarstufe I vor. Didaktische Reduktion und wissenschaftlicher Anspruch gehen Hand in Hand, um ethnische Kultu-ren schülergerecht darzustellen. Im Gegensatz zu älteren Arbeitsmitteln zur Indianerthematik richtet sich hier der Fokus auf einzelne indigene (einheimische) Völker, deren Kulturen exemplarisch für bestimmte Lebensräume erarbeitet werden können, nämlich die der Great Plains, des Südwestens und des Nordostens.

    Die Auswahl der präsentierten Kulturräume ist der Bedeutung geschuldet, die diese für unser gewachsenes Bild indianischer Kulturen in der Vergangenheit hatten: Die Romanzyklen von James F. Cooper und Karl May, sowie die klassischen Westernfilme spielen vor der Kulisse der genannten Räume. Diesbezügliche Klischees gilt es abzubau-en und durch realistische Beschreibungen zu ersetzen. Weil die Kulturen von indigenen Völkern nicht ohne ihr religiöses Weltbild nachvollziehbar sind, sollen relevante Teile der Mythologie und des Kultes in den Mittelpunkt des Arbeitsmaterials gestellt werden. Sie bilden in dieser Materialsammlung einen sichtbaren Schwerpunkt. Selbstverständlich sind dieser Handreichung quantitative Grenzen gesetzt. Es ließe sich über die präsentier-ten Völker noch sehr viel mehr Material anfügen. Doch um Lernende nicht zu überfor-dern und um den individuellen Lehrplan der interessierten Kolleginnen und Kollegen nicht zu sehr zu strapazieren, habe ich mich für die hier vorliegende Auswahl an Texten und Bildern entschieden.

    Die angefertigten Karten weisen bewusst Lücken auf, um einer bezuglosen Informati-onsflut vorzubeugen. Englische Begriffe werden durchgehend übersetzt und die meis-

  • ten indianischen Namen ebenfalls. Da sich die Aussprache der nativen Worte häufig als schwierig erweist, wird auf eine Lautschrift verzichtet. Es spricht nichts dagegen, die Worte so auszusprechen, wie sie hier geschrieben werden.Weil die Informationen in dieser Materialsammlung wissenschaftlichen Erkenntnissen folgen, bedürfen einige Arbeitsblätter der ergänzenden Erläuterung durch Lehrkräfte. Dies trifft vor allem auf die religionsgeschichtlichen Aspekte zu. Es wird bewusst auf den Begriff „Gott“ verzichtet, da dieser trotz seiner scheinbaren Griffigkeit für Kinder zahlrei-che Tücken beinhaltet. Die einheimischen Völker Nordamerikas kennen eine Reihe von starken Kräften, die die menschlichen Kräfte und Möglichkeiten weit übersteigen. Diese Kräfte sind zum Teil personalisiert, also wesenhaft und werden in dieser Materialsamm-lung „Wesen mit stärkeren als menschlichen Kräften“ genannt. Damit wird einer Identi-fikation dieser Phänomene mit den monotheistischen Göttern vorgebeugt. Zwar ist der hier gewählte und religionsethnologisch korrekte Begriff auch sperrig; jedoch trifft der Begriff „Gott“ noch weniger auf die meisten diesbezüglichen Phänomene zu. Es ist daher nötig, die Lernenden bei der Arbeit mit diesen Texten nicht aus den Augen zu verlieren und ihnen bei der Ausgestaltung der Begriffe mit Inhalten unterstützend zur Seite zu stehen. Des Weiteren wird auf die Illustration zeremonieller Handlungen verzichtet, um respektlosem Verhalten vorzubeugen. Die meisten rituellen Handlungen unterliegen heu-te ohnehin einem Abbildungsverbot.

    Der Einsatz des vorliegenden Unterrichtsmaterials kann in den Fächern Sachunterricht und Religion der Primarstufe und Geschichte, Erdkunde, Religion und Ethik in der Se-kundarstufe I vorgenommen werden.Nicht alle Blätter sind in der Primarstufe einsetzbar. Aufgaben, die mit A und B gekenn-zeichnet sind, können grundsätzlich ab der vierten Klasse erarbeitet werden. Die Bearbei-tung der Aufgaben in der Gruppe B ist stärker vom Erwartungshorizont des jeweiligen Lehrenden abhängig. Selbstverständlich lassen sich hier in der Sekundarstufe umfang-reichere und tiefgründigere Ergebnisse erzielen. Schwierigere Transferleistungen werden in den Aufgaben der Gruppe C gefordert und sprechen eher Lernende ab der sechsten Klasse an. Für die Bearbeitung soll in den meisten Fällen das Internet genutzt werden. Hier ist es erforderlich, dass die Lehrenden vorab eine eigene Recherche durchführen, um die dort angebotenen Informationen zu überprüfen. Ein Gleiches gilt für die Sachbücher, die von den Lehrenden bereitgestellt werden müssen.

    Als Hilfe für Lehrende soll die hier präsentierte Literaturauswahl dienen. Darüber hin-aus empfiehlt es sich, Wörterbücher zur sprachlichen Erschließung einzelner Begriffe zur Verfügung zu stellen, um weitgehend selbstständiges Arbeiten zu ermöglichen. Neben den bereits ausformulierten Arbeitsaufträgen lassen sich zusätzlich auch noch praktische Arbeiten verrichten. Die Behausungen und Dörfer können selbstverständlich mit Natur-materialien als Diorama inszeniert werden. Die benötigten Materialien können von den Lernenden eigenständig gesammelt und nach den Vorbildern im Heft zu Modellen verar-beitet werden.Zur didaktischen Begründung einer unterrichtlichen Beschäftigung mit dieser Thematik sei abschließend auf mein Grundlagenwerk verwiesen: Joest Leopold, Indianische Reli-gionen im Sachunterricht, Wismar 2010. Ethnologische Standartwerke finden sich in den bibliographischen Angaben am Ende jedes Kapitels.Joest Leopold im Februar 2014

  • INHALT

    CH 1. Indianerkulturen NordamerikasCH 2.1 Die Geschichte der CheyenneCH 2.2 Zeittafel zur Geschichte der CheyenneCH 3. Die Landschaft, in der sie lebtenCH 4. Der Hirsch und der BisonCH 5. Das Tipi – die BehausungCH 6. Die Bisonjagd der MännerCH 7. Die Frauen sammeln wilde PflanzenCH 8. Der PferdehandelCH 9. Auf der WanderungCH 10. Kindheit und FamilieCH 11. Waffen und KriegeCH 12. Rang und HäuptlingstumCH 13. Die Ordnung der WeltCH 14. Eine SchöpfungserzählungCH 15. Religiöse SpezialistenCH 16. Die heiligen PfeileCH 17. Die Massaum-Zeremonie CH 18. Das SchwitzhüttenritualCH 19. Federkronen – Symbole des Himmels und der ErdeCH 20. Sommer und WinterCH 21. RauchopferCH 22. Tod und BestattungCH 23. Sand Creek – Massaker an Frauen und KindernCH 24. Niedergang und Neubeginn – die ReservationszeitCH 25. Wissensquiz

    1. DIE CHEYENNE AUF DEN PLAINS

  • Abb. 1.1: Karte Nordamerikas mit den zehn Kulturarealen

  • CH 1. „Indianerkulturen“ Nordamerikas

    Nordamerika ist ein großer Kontinent. Er liegt zwischen dem Atlantik und dem Pazifik, zwei riesigen Ozeanen. In Nordamerika leben zahlreiche einheimische Völker. Man nennt sie Indianer. Der Name ist eigentlich unpassend, da sie nichts mit Indien zu tun haben. Deshalb bezeichnet man sie treffender als „einheimische nordamerikanische Völker“. Ihre Vorfahren wanderten während der Steinzeit aus Asien ein. Je nachdem, in welcher Um-welt diese Völker leben, haben sie eine bestimmte Kultur entwickelt. Weil man die Kulturen in manchen Teilen Nordamerikas miteinander vergleichen kann, wird der Kontinent in zehn große Gebiete eingeteilt. Innerhalb dieser Gebiete leben die einheimischen Völker nämlich sehr ähnlich. Solche Gebiete nennt man Kulturareale. Die bekanntesten Gebiete sind die Arktis, die Nordwestküste, der Südwesten, die Great Plains und das Nordöstliche Waldland (Nordosten).

    Die Lage dieser Kulturareale ist in der Nordamerikakarte, Abb. 1.1, genau verzeichnet. Zu diesen Gebieten erhältst du in diesem Buch zahlreiche Informationen. Auf den folgen-den Arbeitsblättern des ersten Kapitels wird dir das Volk der Cheyenne vorgestellt. Die Cheyenne leben auf den Plains, im Zentrum Nordamerikas.

  • CH 2.1 Die Geschichte der Cheyenne

    Die Cheyenne sind ein einheimisches Volk der Indianer Nordamerikas. Ihre ehemaligen Nachbarn, die Santee-Sioux, nannten sie Shahiyena. Das bedeutet „Sprecher einer frem-den Sprache“. Französische Fallensteller (Trapper) veränderten den Namen in „Chey-enne“, weil sie ihn nicht richtig aussprechen konnten.

    Das Volk entstand aus zwei großen Gruppen, die sich selbst Tsistsistas und Suhtaio nen-nen, was jeweils „Menschen“ bedeutet. Sie sprechen eine eigene Sprache, die zu den zahl-reichen Algonkin-Sprachen gehört. Ursprünglich lebten sie getrennt voneinander, erst als Jäger im kalten Norden und dann als Bauern sesshaft im offenen Waldland, westlich der Großen Seen in Minnesota. Als sie von stärker bewaffneten Völkern bedrängt wurden, zogen sie nach Westen in die Kurzgrassteppe, die wir „Große Ebenen“ (Great Plains) nennen. Hier lernten sie Pferde kennen, wodurch sich ihre Lebensweise veränderte. Fortan gehörten die Tsistsistas und Suhtaio zusammen. Gemeinsam hatten sie damals etwa 3.500 Mitglieder. Als Nomaden zogen sie in zehn Gruppen verteilt über weite Strecken und gaben das bäuerliche Leben zugunsten der Bisonjagd auf. Von ihren neuen Nachbarn, den Mandan, Arikara und Lakota (auch Teton genannt) über-nahmen sie zahlreiche religiöse Ideen, die ihre Kultur weiter veränderten (Abb. 2.1) und brachten ebenso Veränderungen zu diesen Völkern.

    Später lernten die Cheyenne die Weißen kennen. Es kam zu schweren Kämpfen, weil die Weißen das Land der Cheyenne stehlen wollten, um dort zu siedeln oder nach Boden-schätzen zu suchen. Am Ende gewannen die stärker bewaffneten Weißen die Kämpfe, auch indem sie geschlossene Verträge nicht einhielten.

  • Abb. 2.1: Karte des Kulturareals „Great Plains“. Genannt sind nur die einheimischen Völker, die in den Arbeitsblättern erwähnt werden.

  • Abb. 2.2: Karte zur Geschichte der Cheyenne. Schlachtfelder sind mit x gekennzeichnet.

  • A1: Beschreibe mit Hilfe von Text und Karten (Abb. 2.1 und 2.2) sehr genau die Wande-rung der Cheyenne.

    A2: Nenne den Hauptgrund für die Abwanderung der Cheyenne auf die Kurzgrassteppe.

    B: Erkläre die Namen dieses einheimischen Volkes.

    C: Recherchiere mit Hilfe von Text, Karten, Zeittafel und Internet Ereignisse in der Ge-schichte des Volkes und stelle drei davon ausführlich dar. Präsentiere deine Ergebnisse auf einem Plakat.

  • CH 2.2 Zeittafel zur Geschichte der Cheyenne

    Um 1700 Lebensraum im offenen Waldland, westlich der Großen Seen, im heutigen Minnesota Die Cheyenne leben als halb sesshafte Bauern in Rindenhütten, später in Erdhäusern.

    um 1750 Erste Berichte über Pferde bei den Cheyenneca. 1780 Es gibt etwa 3.500 Volksangehörige.vor 1800 Überquerung des Missouri nach Westen

    Kontakte zu den Dorfstämmen Mandan, Arikara und Hidatsanach 1800 Lebensraum in der Kurzgrassteppe, rund um die Black Hills

    Die Cheyenne leben als nomadische Jäger in Tipis.1833 Die Cheyenne besitzen etwa 1.000 Pferde.1855 Das Volk hat nun etwa 17.000 Pferde.29.11.1864 Massaker am Sand Creek, im heutigen Colorado27.11.1868 Massaker am Washita River, im heutigen Oklahoma1868 Erste Reservation für die Cheyenne in Oklahoma25.06.1876 Schlacht am Little Big Horn, im heutigen Montana1880 Zweite Reservation für die Cheyenne in Montana1887 Gesetz zur Parzellierung des Reservationslandes1910 Es gibt noch etwa 2.900 Cheyenne1924 Alle Indianer werden laut Gesetz US-Staatsbürger.1934 Gesetz zur Neuregelung aller indianischen Angelegenheiten

    Die einheimischen Völker erhalten bessere Schulen, mehr Gesundheitsfür-sorge und eine politische Mitbestimmung.

    1978 Mit einem Gesetz wird es allen Indianern erlaubt, ihre Religion frei auszu-üben.

    2000 Es gibt mehr als 11.000 Volksangehörige der Cheyenne.

  • CH 3. Die Landschaft, in der sie lebten

    Zwischen dem Mississippi im Osten und dem Felsengebirge (Rocky Mountains) im Westen erstreckt sich das große nordamerikanische Grasland. Heute wird es Great Plains genannt, was „Große Ebenen“ bedeutet. In der Nähe des Mississippi wachsen zahlreiche Kräuter, Blumen und Bäume auf sehr fruchtbaren Schwarzerdeböden. Auch das Gras wächst dicht und hoch. Dieses Gebiet wird Prairie (Wiese) genannt. Hier konnten die Menschen als sesshafte Bauern leben und Mais, Bohnen, Tabak und Kürbisse anbauen.

    Weiter im Westen wird der Boden immer unfruchtbarer. Es gibt weniger Regen und die Winter sind lang und kalt. Hier wachsen nur noch niedrige Grasbüschel und Zwergsträu-cher. Dieses Gebiet ist eine Kurzgrassteppe. An manchen Stellen gibt es sogar Wüste! Der Anbau von Nutzpflanzen war hier für die einheimischen Völker nicht möglich. Zahlreiche Flüsse durchziehen die Landschaft. Zur Regenzeit können sie wild und breit werden. In Trockenzeiten schrumpfen manche von ihnen allerdings zu schmalen Bächen. Fast alle fließen in den Mississippi. In dem gewellten Land gibt es nur wenige hohe Berge. Das wichtigste Gebirge wird „Schwarze Berge“ (Black Hills) genannt (Karte in Abb. 2.2). Diese Berge sind vielen ein-heimischen nordamerikanischen Völkern heilig.

    A1: Verdeutliche den Unterschied zwischen Prairie und Kurzgrassteppe mit Hilfe eines eigenen Bildes.

    A2: Nenne Unterschiede zwischen der Prairie und der Kurzgrassteppe. Trage deine Er-gebnisse hier in eine Tabelle ein:

    B: Suche in Sachbüchern und im Internet nach Bildern von Landschaften der Great Plains und klebe sie in die entsprechende Spalte deiner Tabelle (A2).

  • CH 4. Der Hirsch und der Bison

    In den großen nordamerikanischen Steppen gab es viele Tierarten. Vor allem Hirsch und Bison waren für die Cheyenne bedeutsam. Beide Tierarten lebten in Rudeln und kleinen Herden, denen die Cheyenne im Laufe des Jahres auf ihren Wanderungen folgten. Die bedeutendsten Hirscharten waren der Weißwedelhirsch und der größere Wapiti. Weißwe-delhirsche erhielten ihren Namen wegen ihres weißen Schwanzes, mit dem sie bei Gefahr wedelten. Die Hirsche wurden wegen ihres zarten Fleisches und ihrer weichen Häute gejagt. Hirschfelle wurden gegerbt und zu Kleidungsstücken verarbeitet.

    Der Bison ist das größte Landtier Nordamerikas (Abb. 4). Bullen können eine Länge von 3.5 m erreichen! Sowohl die Bullen als auch die Kühe haben Hörner. Die dunkelbraunen Tiere haben große, stark behaarte Köpfe. Ihr dichtes Winterfell reiben sie sich im Frühling an Felsen oder beim Wälzen am Boden ab. Im Hochsommer ballen sich die kleinen Grup-pen zu riesigen Herden zusammen, um sich dann zu paaren. Nach neuneinhalb Mona-ten kommt das Bisonkalb zur Welt. Bisons können mehr als 30 Jahre alt werden. In einer waldarmen Landschaft konnte der Bison die Cheyenne mit zahlreichen Materialien ver-sorgen. Das Fleisch wurde gekocht, gebraten oder getrocknet und mit Beeren vermischt zu Pemmikan verarbeitet. Das war eine haltbare Trockennahrung. Aus den dicken Fellen konnten warme Wintermäntel genäht werden. Sehnen wurden zu Schnüren geflochten, der Magen diente als Kochbeutel und aus Knochen konnten Werkzeuge hergestellt wer-den. Den getrockneten Dung des Bisons sammelten die Cheyenne, um ihn als Brennma-terial zu verwenden. Eigentlich waren alle Teile des Bisons brauchbar. Aber nicht immer wurde alles genutzt. Manchmal war die Jagd so ergiebig, dass nicht alles verarbeitet werden konnte. Vor allem bei der Jagd, bei dem Tiere über eine Klippe getrieben wurden. Das verstieß jedoch gegen das Jagdethos der Cheyenne.

    Abb. 4: Bisonbulle

  • A: Beschreibe den Bison so genau wie möglich.

    B: Verdeutliche die Verwendungsmöglichkeiten von Bisonprodukten an Beispielen und begründe ausführlich die Bedeutung des Tieres.

    C1: Recherchiere nach Nahrungsquellen von Hirsch und Bison mit Hilfe von Sachbü-chern und Internet.

    C2: Suche in Sachbüchern und im Internet Informationen über die Vernichtung der gro-ßen Bisonherden durch weiße Büffeljäger.

  • Abb. 5: Tipiplane aus aneinandergenähten Tier-häuten, Tipistangengerüst und gedecktes Tipi.

    CH 5. Das Tipi – die Behausung

    Wie alle Völker in den nordamerikanischen Steppen (Great Plains) benutzten auch die Cheyenne das Tipi als Behausung. Es war ein Zelt und bestand aus etwa fünf Meter langen Kiefern- oder Zedernholzstangen und einer genähten Bisonhautplane (Abb. 5 oben). Diese war aus vielen enthaarten und dünn geschabten Bisonfellen halbkreisför-mig zusammengenäht. Die Häute waren gegerbt und eingefettet, damit sie wasserfest wurden. Auf Wanderungen zogen Pferde die Stangen. Zwischen deren nachschleifen-den Enden waren Rutschen befestigt, auf denen die Plane festgebunden war. Transport und Aufbau des Zeltes war Frauenarbeit! Im neuen Lager wurden zuerst drei sehr stabile Stangen etwa einen Meter unterhalb der Spitze zusammengebunden und als Dreigestell aufgerichtet. Weitere Stangen wurden in regelmäßigen Abständen dage-gengelehnt (Abb. 5 unten links). Die Plane befestigte man an einer besonderen Stange und lehnte sie auf der Westseite gegen das Gestell. Daraufhin konnte die Plane in beide Richtungen über die Nord- und die Südseite gerollt und vorne an der Ostseite ver-knüpft werden. Von innen drückte man abschließend alle Stangen nach außen, bis sich die Plane spannte. Mit kleinen Holzpflöcken wurde sie am Boden befestigt. Zwei lange Stangen hielten von außen die Rauchklappen an der Spitze des Tipis offen und verhin-derten, dass der Wind den Rauch des Lagerfeuers ins Tipi zurückdrängte (Abb. 5 unten rechts). Im Gegensatz zu einigen anderen Völkern, blieben die meisten Cheyenne-Tipis unbemalt. Für die Cheyenne war das Tipi ein Symbol der ganzen Welt: Der Fußboden galt als Bild der Erdoberfläche und die Plane als Bild des Himmelszeltes. Die Tür des Zeltes zeigte aus religiösen Gründen immer zur aufgehenden Sonne nach Osten. So konnte man ihr Licht durch die Öffnung in das Zelt eintreten lassen. Im Lager bildeten alle Tipis einen großen Kreis, der ebenfalls im Osten geöffnet war. Auch hier sollte die Sonne nach ihrem Aufgang in das Lager scheinen.

  • A: Zeichne ein Cheyenne-Dorf mit zahlreichen Tipis. Nimm die Bilder als Vorlage!

    B1: Erstelle eine Liste mit allen Arbeitsschritten zur Fertigung eines echten Tipis.

    B2: Erkläre den Zusammenhang zwischen Tipi, Lagerkreis und Himmelsrichtungen. Ver-deutliche deine Ergebnisse auch mit einer Lagerzeichnung.

    C: Begründe die Nutzung des Tipis vor dem Hintergrund der Landschaft und der Be-dürfnisse von Nomaden.

  • CH 6. Die Bisonjagd der Männer

    Im Vordergrund des nomadischen Jägerlebens stand die Bisonjagd (Abb. 6). Sie wurde von den Männern des Volkes ausgeübt. Mit Pferden konnten die Cheyenne große Stre-cken zurücklegen und viele Tiere finden. Die Bisons suchten sich jedes Jahr die besten Weiden für ihre Wanderung aus. So zogen sie langsam im Frühling nach Norden und im Herbst wieder nach Süden. Die Cheyenne mussten die Bisons jedes Jahr neu suchen. Dort, wo es geregnet hatte, waren immer mehr Bisons zu finden, weil das Gras dort saf-tiger war. Die beste Jagdwaffe war ein kurzer Bogen von etwa einem Meter Länge. Der Jäger versuchte, sofort das Herz eines Bisons zu treffen, um schnell zum Erfolg zu gelan-gen. Im Herbst jagten die Cheyenne in kleinen Gruppen.

    Im Sommer dagegen fanden die großen Gemeinschaftsjagden statt. Solche Gemein-schaftsjagden wurden von einer „Jagdpolizei“ überwacht. Wer ihre Regeln nicht beach-tete wurde bestraft! Nur erfahrene Jäger durften die Jagd eröffnen. Hätten ungeduldige Männer zu früh angegriffen, wäre die Herde vielleicht in Panik geraten und geflohen. Doch die Jagd auf eine rennende Herde war gefährlich. Die Bisons konnten viel länger mit hoher Geschwindigkeit laufen als Pferde. Ermüdete Jagdpferde wurden dann schnell von gereizten Bisons angegriffen und getötet. Dabei gerieten natürlich die Jäger in Le-bensgefahr. Neben der Jagd zu Pferde gab es auch noch die Möglichkeit, Bisons über eine steile Felsklippe in den Tod zu treiben oder sich als Tier getarnt anzuschleichen.

    Abb. 6: Bisonjagd zu Pferd

  • A1: Zeichne eine Treibjagd über eine Felsklippe.

    A2: Erkläre die Bedeutung der Jagdpolizei.

    B: Versetze dich in die Lage der Cheyenne und begründe ausführlich, warum die Bison-jagd in der Regel von Männern ausgeübt wurde.

    C: Suche in Sachbüchern und im Internet nach Informationen über andere Jagdmethoden der Cheyenne und erstelle ein Plakat.

  • CH 7. Die Frauen sammeln wilde Pflanzen

    Die Cheyenne lebten natürlich nicht nur von der Jagd. Sie sammelten auch Früchte von wilden Pflanzen. Diese Aufgabe wurde von den Frauen wahrgenommen. Sie konnten die essbaren Wurzeln und Beeren leicht finden, sammeln und zubereiten. Die Frauen kann-ten aus Erfahrung die Orte, an denen die besten Pflanzen wuchsen. Deshalb zogen die Cheyenne zur Erntezeit an diese Stellen. Im Juni sammelten sie mehrere Wochen lang die Prairie-Rübe, die sie mit langen Grab-stöcken ausgruben. Im Hochsommer wurden Holunderbeeren und Traubenkirschen gepflückt und im Spätsommer die Wurzeln der Erdbirne ausgegraben. Die Pflanze sieht wie eine Sonnenblume aus, doch der Name „Erdbirne“ wurde ihr wegen der Wurzelform gegeben. Nach dem ersten Frost im Spätherbst pflückten die Cheyenne-Frauen schließlich noch die roten Büffelbeeren. Alle Früchte wurden entweder frisch gegessen oder getrocknet und als Vorrat mitgenommen. Aus den Traubenkirschen konnten die Frauen „Fruchtkekse“ herstellen. Sie zerstampften die Früchte zu Brei und kneteten daraus kleine Kekse. Man trocknete diese Kekse in der Sonne. Sie waren sehr lange haltbar und lieferten den Chey-enne auch im Winter Vitamine!

    A1: Zeichne, wie die Frauen nach Prärie-Rüben graben.

  • A2: Fertige hier eine Tabelle an, in der du die Wildpflanzen ihrer Erntezeit zuordnest.

    B: Suche im Internet Bilder der Pflanzen und klebe sie in deine Tabelle.

  • CH 8. Der Pferdehandel

    Die Cheyenne trieben mit vielen Dingen Handel. Warme Bisonroben (Mäntel), Mehl aus der Prairie-Rübe und Fruchtkekse aus Traubenkirschen konnten sie selbst herstellen und bei den sesshaften Arikara und Mandan gegen Mais und Bohnen eintauschen. Am liebsten tauschten sie aber Pferde und Gewehre. Mit Pferden war man schneller und mit Gewehren auch stärker. Die Pferde wurden damals nur im Süden von den Mexikanern und Texanern gezüchtet. Einige einheimische Völker im Süden der „Großen Ebenen“ hat-ten jedoch schon kleine Pferdeherden. Das waren vor allem die Kiowa und Comanchen. Deshalb überfielen die Cheyenne früher diese Völker und stahlen ihnen Pferde. Bei den Arikara und Mandan im Norden gab es jedes Jahr im Sommer große Zusammenkünfte zahlreicher Völker. Sie trieben hier Handel. Die Cheyenne tauschten an diesen Handels-plätzen die gestohlenen Pferde gegen Gewehre ein. Gewehre gab es nur im Norden. Die Arikara konnten sie bei den französischen und englischen Händlern gegen Pelze eintau-schen. In der Regel erhielten die Cheyenne von den Arikara ein Gewehr für ein Pferd. Die Mexikaner und Texaner gaben keine Schusswaffen an Indianer ab. Sie hatten nämlich Angst vor Überfällen! Weil sich die Völker im Süden keine Feuerwaffen beschaffen konn-ten, tauschten sie diese nun von den Cheyenne. Für ein Gewehr erhielten sie 6-10 Pferde von den Kiowa oder den Comanchen. Bei diesem Handel machten die Cheyenne einen großen Gewinn. Weil die Cheyenne zwischen den Mandan im Norden und den Coman-chen im Süden lebten, waren sie die glücklichen Händler in der Mitte.

    A1: Zeichne einen Pferdediebstahl als Bildergeschichte.

  • A2: Begründe die hohe Bedeutung der Pferde für die Cheyenne. Beantworte ausführlich!

    B: Erkläre ausführlich den Tauschhandel mit Pferden und Gewehren.

    C: Erläutere kritisch den Kulturwandel bei den Völkern durch die Übernahme von Pferd und Gewehr.

  • CH 9. Auf der Wanderung

    Von Frühling bis Herbst blieben die Cheyenne niemals lange an einem Ort. Spätestens nach einigen Wochen bauten sie ihre Tipis ab und zogen in kleinen Familiengruppen wei-ter. Manchmal wanderten sie zu einer frischen Wasserstelle, manchmal an einen Ort, an dem es wilde Früchte zu ernten gab. Häufig zogen sie an Orte, an denen die Jäger Bisons entdeckt hatten. Nur im Winter blieben die Cheyenne meistens an einem geschützten Platz, z. B. in den Tälern der Black Hills, der Schwarzen Berge, weil sie dort Holz zum Heizen fanden.

    Wenn sie sich zu einer Wanderung entschlossen hatten, mussten sich alle Mitglieder der Gruppe an strenge Regeln halten. Von den Häuptlingen wurde eine Kriegergruppe aus-gewählt, die die Wanderung leitete. Die Frauen, Kinder und Alten des Stammes bildeten mit den Packpferden und Hunden (Abb. 9) eine lange Kolonne (geordnete Reihe). An der Spitze ritten die Häuptlinge. Links und rechts beschützten die Krieger die Frauen und Kinder. Ältere Jungen trieben die restlichen Pferde nebenher. Meistens zogen die Chey-enne nicht mehr als 25 Kilometer am Tag. Sie konnten aber in der Not bis zu 70 Kilometer am Tag schaffen! Ursprünglich nutzten die Cheyenne nur Hunde als Zugtiere. Nach der Übernahme des Pferdes erkannten sie jedoch schnell, dass diese Tiere noch größere Las-ten ziehen konnten. So stellten sie schon bald größere Transportschlitten (Travois) her.

    A: Beschreibe die Kolonne auf der Wanderung.

  • Abb. 9: Transportschlitten für Hunde (links) und Pferde (oben).

    B: Begründe die Anordnung der Menschen in der Kolonne.

  • CH 10. Kindheit und Familie

    Jede Familie bewohnte ein eigenes Tipi. Der Mann zog nach der Hochzeit zur Frau und so stand das Zelt in der Regel neben dem Tipi seiner Schwiegermutter. Meistens hatte ein Mann nur eine Frau, aber er konnte auch zwei oder drei Frauen haben. Dann musste er allerdings ein hervorragender Jäger sein, weil er alle Familienmitglieder mit Fleisch zu versorgen hatte. Kleinkinder wurden mit niedlichen Tiernamen angesprochen. Die Kinder bekamen meis-tens im Alter von fünf Jahren ihren ersten richtigen Namen. Dieser wurde von der ältes-ten Schwester des Vaters ausgesucht. Die Eltern verkündeten ihn während einer Feier, bei der sie z. B. ein Pferd verschenkten. Als Jugendliche erhielten vor allem die Jungen weite-re Namen, die an besondere Taten erinnern sollten. Die Kinder sprachen alle Brüder des Vaters mit „mein Vater“ und alle Schwestern der Mutter mit „meine Mutter“ an. Alle geachteten alten Leute des Volkes wurden mit „mein Großvater“ oder „meine Großmutter“ angeredet. Dadurch wurden die Familien größer und man erhielt mehr Hilfe von anderen Menschen. Mädchen spielten mit kleinen Puppen und Tipi-Modellen und Jungen veranstalteten ger-ne Wettkämpfe im Rennen, Schwimmen, Reiten oder Bogenschießen. Gemeinsam stellten sie eine Bisonjagd nach. Dabei „ritten“ die Jungen auf Stöcken, die ihre Pferde darstellen sollten. Sie hatten kleine Bögen und stumpfe Pfeile, mit denen sie die Bisons jagten. An-dere Jungen und Mädchen spielten die Bisons. Sie trugen Stöcke mit dornigen Distelblät-tern an den Enden. Die Distelblätter stellten sowohl Hörner, als auch das Herz des Tieres dar. Wurde der Darsteller von einem Pfeil getroffen, war der Bison erlegt und musste sich hinlegen. Die Kinder sollten sich früh an ihre späteren Aufgaben als Mütter und Jäger gewöhnen. Mit etwa 12 Jahren durften Jungen zum ersten Mal mit auf die richtige Jagd gehen. Damit endete ihre Kindheit. Bei den Mädchen endete sie mit der ersten Monatsblutung. Von diesem Zeitpunkt an begann die Ausbildung zur Mutter beziehungsweise zum Jäger und Krieger.

  • A1: Nenne typische Kinderspiele der Cheyenne.

    A2: Wann erhalten die Cheyenne ihre Namen?

    A3: Spielt das Jagdspiel nach!

    B: Bei den Cheyenne werden nicht nur die leiblichen Eltern Vater und Mutter genannt. Erkläre die Ausweitung der Familie und begründe ausführlich die Vorteile.

    C: Beschreibe das Jagdspiel der Kinder und beurteile die Bedeutung des Spieles für die Erziehung.

  • CH 11. Waffen und Kriege

    Die Cheyenne waren ein sehr kriegerisches Volk. Überfälle und Kleinkriege fanden je-des Jahr statt. Am häufigsten kämpften die Cheyenne gegen die Crow („Krähen“), die Pawnee und die Comanchen. Bei Überfällen auf diese Nachbarvölker wurden in der Regel Pferde gestohlen und Frauen entführt. Häufig unternahmen junge Krieger solche Überfälle, um kriegerische Erfahrung zu sammeln und Ruhm zu erlangen. Wichtiger als das Töten des Feindes war das Erringen von Coups. Dabei berührte man den Feind mit einem Stock. Als Waffen dienten den Cheyenne neben einigen Gewehren hauptsächlich Bogen, Lanzen und Keulen (Abb. 11 rechts). Zur Verteidigung nutzten sie Lederschilde. Es gab zwei verschiedene Typen von Bogen. Der einfache Bogen war aus Holz und konnte von den Männern des Volkes selbst her-gestellt werden. Daneben benutzten sie noch einen Bogen, der aus Holz und Geweih bestand. Die beiden Materialien waren mit Sehnen fest zusammengebunden. Diese Waf-fe tauschten sie bei den Shoshone ein. Sie hatte eine viel höhere Durchschlagskraft, und Pfeile konnten mit ihr über 200 Meter weit geschossen werden! Die Lederschilde schützten natürlich nicht vollständig. Vor allem gegen Feuerwaffen versagten sie häufig. In erster Linie dienten sie religiösen Zwecken und zur Abwehr von Pfeilen und Keulenschlägen im Nahkampf. Sie bestanden aus einem besonders dicken und zähen Stück Bisonhaut, das am Nacken des Tieres herausgeschnitten wurde. Nach dem Trocknen wurde die Haut hart wie ein Brett. Manchmal waren die Schilde mit Fe-dern und religiösen Bemalungen verziert, wie z. B. mit Symbolen von Sonne, Mond, Adler und Bär (Abb.11). Die Herstellung solcher religiöser Schilde wurde von Ritualen begleitet.

    Abb. 11: Schild (oben) und Kriegskeule (nächste Seite).

  • A1: Nenne Waffen der Cheyenne.

    A2: Beschreibe die Anfertigung eines Schildes.

    A3: Baue dir ein Schild aus Pappe. Achte auf eine angemessene Bemalung!

    C: Suche in Sachbüchern und im Internet nach verschiedenen Typen von Bogen der Cheyenne und anderen einheimischen nordamerikanischen Völkern. Klebe die Bilder auf ein Blatt und beschrifte sie mit den gefundenen Informationen.

  • CH 12. Rang und Häuptlingstum

    Bei den Cheyenne gab es zwei Gruppen von Häuptlingen. Jede der sechs großen Krie-gergesellschaften des Volkes hatte einen „Kriegshäuptling“. Die wichtigsten Häuptlinge waren jedoch die 44 „Friedenshäuptlinge“ des Volkes. Sie bestimmten über die gemeinsa-me Zukunft der Cheyenne. Um Friedenshäuptling zu werden, musste man viele Anforderungen erfüllen. Zuerst hat-te man ein Vorbild für andere zu sein. Hilfsbereitschaft, Freundlichkeit, Bescheidenheit und Weisheit waren daneben die wichtigsten Voraussetzungen. Außerdem musste man an allen wichtigen Ritualen des Volkes teilgenommen haben und Kriegserfolge vorweisen können. Wenn man Friedenshäuptling wurde, durfte man aber nicht weiter an Kriegen teilnehmen. Jede der zehn Cheyenne-Gruppen durfte vier Friedenshäuptlinge auswählen und in den Rat schicken. Die vier ältesten und weisesten Männer wurden dann im Rat zu „Großhäuptlingen“ gewählt. Dafür konnten vier weitere Friedenshäuptlinge ernannt werden. Alle 44 Friedenshäuptlinge hatten eine Amtszeit von zehn Jahren, die verlängert werden konnte. Der Häuptlingsrat traf sich meistens nur im Hochsommer, wenn alle Volksgruppen vereint waren. Im Rat sprachen zuerst die jüngsten Männer, bis zum Schluss die vier Großhäuptlinge zu Wort kamen. Alle Entscheidungen wurden durch die Mehrheit in Abstimmungen getroffen. Die Frauen wurden hierbei ebenfalls um Zustimmung gebeten. Spezielle Rufer des Volkes ritten danach durch das Zeltdorf und verkündeten die Ergeb-nisse der Beratungen.

    A: Nenne die Anforderungen, die an Häuptlinge gestellt wurden.

    B: Erkläre ausführlich, warum sich der Häuptlingsrat nur im Hochsommer trifft.

  • C1: Begründe die höhere Bedeutung der „Friedenshäuptlinge“ bei den Cheyenne.

    C2: Recherchiere in Sachbüchern und im Internet nach den politischen Führungen der Huronen und Navajo und vergleiche sie mit der Führung der Cheyenne.

  • CH 13. Die Ordnung der Welt

    Für die Cheyenne ist die Welt vollkommen geordnet. Sie glauben, dass alles in Paaren lebt. Die Menschenpaare bestehen aus Mann und Frau. Sie sind Partner und gehen ge-meinsam durchs Leben. Himmel und Erde bilden das stärkste Paar. Im Himmel lebt Maheo, das höchste Wesen mit stärkeren als menschlichen Kräften, von dem die Cheyenne glauben, dass es männlich ist. In der Erde wohnt Esceheman, die Mut-ter der Erde, wörtlich übersetzt heißt es „Großmutter“. Den beiden wird in allen Gebeten gedankt. Der Erde verdanken die Cheyenne das ewige Wachstum und das Leben. So wie Frauen Kinder gebären, so bringt die Erde jedes Frühjahr neues Leben hervor. Auch die Himmelsrichtungen bilden Paare. Der Norden heißt „woher der kalte Wind kommt“ und der Süden „wohin der kalte Wind geht“. Osten bedeutet „woher die Sonne kommt“ und Westen „wohin die Sonne geht“. In heiligen Zeichnungen haben die Himmelsrichtungen eigene Farben: Weiß ist die Farbe des Ostens, rot die Farbe des Südens, gelb die Farbe des Westens und schwarz die Farbe des Nordens. Die vier Richtungen bilden auch den Kreis des Lebens. Der Osten ist ein Symbol der Geburt, der Süden ein Symbol der Jugend, der Westen ein Symbol der Reife, der Norden ein Symbol des Alters und der Osten auch ein Symbol des Todes. Damit schließt sich der Kreis. So wie nach jedem kalten Winter ein warmer Frühling neues Leben bringt, so kommt auch nach jedem Tod irgendwo ein neues Kind zur Welt. Deshalb bedeutet der Osten Tod und Geburt zugleich! Das große Zeltlager der Cheyenne bildete früher einen Kreis, der im Osten geöffnet war. Hier sollte die Sonne beim Aufgang ihre Strahlen in den Kreis des Volkes schicken und Lebenskraft bringen.

    A: Nenne wichtige religiöse Paare im Glauben der Cheyenne.

    B: Nimm eine weiße Kugel und ordne alle genannten Paare zeichnerisch an. Du musst dafür Punkte für den Himmel und die Erde sowie die vier Himmelsrichtungen festlegen!

    C: Setze Himmelsrichtungen, Farben und Lebensabschnitte zueinander in Beziehung und erkläre ausführlich die Zusammenhänge. Zeichne außerdem einen Kreis und beschrifte ihn.

  • CH 14. Eine Schöpfungserzählung

    Bei allen Völkern der Welt gibt es Vorstellungen über die Erschaffung der Welt. Diese Vorstellungen sind immer von der Landschaft, in der das Volk lebt und von seiner Wirt-schaftsweise abhängig. Wenn Völker auf ihren Wanderungen in verschiedenen Land-schaften leben, entwickeln sie häufig mehrere Schöpfungsgeschichten. Die älteste Schöp-fungserzählung der Cheyenne erzählt Folgendes:Am Anfang der Zeit gab es nur Wasser, und ein Schöpferwesen trieb auf diesem Urmeer. Zahlreiche Wasservögel, unter ihnen Schwäne, Gänse und Enten, hielten sich bei ihm auf. Eines Tages sprach das Schöpferwesen zu den Tieren und beauftragte sie, Erde vom Grund des Meeres an die Oberfläche zu bringen. Die Wassertiere freuten sich darüber und verabredeten, einzeln und nacheinander auf den Grund zu tauchen. Zuerst tauchten die großen Vögel – doch vergebens. Sie schafften es nicht bis zum Grund des Meeres zu gelangen und kamen erschöpft wieder nach oben. Lediglich eine kleine Ente erreichte zum Schluss den Grund und tauchte mit etwas Schlamm wieder an der Wasseroberfläche auf. Sie schwamm zu dem Schöpferwesen und spuckte ihren Fund in seine Hand. Nun knetete das Wesen den Schlamm und formte vier kleine Häufchen, die es auf das Wasser legte. Die Häufchen wuchsen und schlossen sich zu einer großen Insel zusammen. So wurde die Erde erschaffen.Diese Erzählung der Cheyenne ist sehr alt und stammt aus der Zeit, als sie noch im kalten Norden lebten und Jagd auf Wasservögel machten. Weil in dem Mythos ein Tauchgang nötig ist, um die Erde zu erschaffen, spricht man von einem sogenannten Tauchermythos. Dieser ist typisch für Jägervölker.

    A: Stelle das Schöpfungsgeschehen als Bildergeschichte dar. Nimm ein Blatt Papier!

    B: Versuche zu erklären, warum nur das kleinste Tier den Auftrag des Schöpfers erfüllen kann.

    C: Erläutere die Bedeutung der Zahl Vier für die Schöpfung. Denke dabei an das Phäno-men der Ganzheit.

  • CH 15. Religiöse Spezialisten

    In vielen Büchern und Filmen werden die religiösen Spezialisten der einheimischen nord-amerikanischen Völker „Medizinmänner“ genannt. Dieser Begriff wurde vor langer Zeit von französischen Missionaren geprägt. Leider ist dieser Begriff nicht ausreichend, weil er sich nur auf die Heilung von Krankheiten bezieht. „Medizinmänner“ waren allerdings weit mehr als Ärzte. Sie kannten zahlreiche Pflanzen mit heilkräftiger Wirkung und konnten sehr gut Knochenbrüche schienen. Darüber hinaus konnten sie aber auch die Seele des Menschen heilen. Dafür benötigten sie natürlich mehr als nur Heilkräuter. Sie mussten mit allen Wesen mit stärkeren als menschlichen Kräften und mit den Seelen der anderen Lebewesen sprechen können. Meistens hatten sie in ihrer Jugend zahlreiche starke Träume von Tieren und anderen Wesen. Wenn sich ihre Träume häuften, baten sie einen älteren „Medizinmann“ um eine Ausbildung. Wir nennen diese Spezialisten besser Schamanen. Die Cheyenne glaubten, dass Krankheiten und Verletzungen viele Ursachen haben. Zum Beispiel konnte jemand eine wichtige Regel gebrochen haben. Dadurch verlor er die Har-monie des Lebens und er wurde krank. Es konnte aber auch sein, dass etwas in seinen Körper eingedrungen war, vielleicht ein gefährlicher Gegenstand oder ein Zauber. Der Schamane befragte seine Hilfskräfte, wie er dem Kranken helfen könne. Dazu versetzte er sich durch Trommeln und Singen in einen besonderen Schlaf (Trance), in dem er Kontakt mit Hilfskräften aufnahm. Diese erklärten ihm dann, was zu tun sei. Meistens saugte er an der schmerzenden Stelle seines Patienten und spuckte schließlich einen kleinen Ge-genstand aus. Natürlich hatte er den Gegenstand (Stein, Splitter, Knochen …) vorher in seinem Mund versteckt. Dieser Gegenstand wurde dann allen Anwesenden gezeigt, und verbrannt oder vergraben. So konnte er keinen Schaden mehr verursachen. Die Cheyenne wussten, wie der Schamane dieses Ritual durchführt. Trotzdem glaubten sie an die Wirkung, denn der scheinbar ausgesaugte Gegenstand war ein Symbol für die Krankheitsursache. War er erst einmal entfernt, fühlte sich der Patient meistens viel besser. Anschließend heilte der Schamane die Erkrankung noch mit Heilkräutern, mit einem Verband oder mit einer Knochenschiene. Der Heilerfolg dieser Schamanen ist genauso hoch wie der von Ärzten!

  • A: Nenne Tätigkeiten der Schamanen.

    B: Erkläre, warum der Name „Medizinmann“ die Heiler nicht ausreichend beschreibt.

    C: Recherchiere in Sachbüchern oder im Internet zum Schamanismus und beschreibe die Trommeln der Schamanen genau. Zeichne anschließend eine Trommel von amerikani-schen Plains-Nomaden dazu.

  • CH 16. Die heiligen Pfeile

    In der Religion der Cheyenne gibt es zahlreiche heilige Geschichten. Eine der wichtigsten erzählt von einem jungen Mann mit dem Namen „Süße Medizin“ (engl. Sweet Medici-ne). Nach einem schweren Streit, in dem er seinen Häuptling tötet, muss „Süße Medizin“ fliehen. Er findet Unterschlupf in einer Berghöhle. Hier lebt er vier Jahre und erhält von den Wesen der Erde, die stärkere als menschliche Kräften haben, besondere Fähigkeiten, die es ihm ermöglichen, Bisons anzulocken. Mit seiner neu erworbenen Kraft rettet er sein Volk vor einer Hungersnot. Daraufhin erhält er die Tochter des neuen Häuptlings zur Frau. Beide kehren zur Höhle zurück und erhalten dort von den starken Wesen der Erde vier heilige Pfeile in einem Kojotenfell. „Süße Medizin“ erlernt eine Zeremonie (hei-liges Fest) zur Erneuerung der Pfeile, die nur im trockenen Hochsommer gefeiert werden darf, wenn die Bisons sich paaren. In dieser Zeit verstecken sich die Bisons und sind nicht mehr so leicht zu finden. Erst nach der Paarungszeit verteilen sie sich wieder auf der Steppe. Die Cheyenne feiern die Zeremonie noch heute, um mit den Pfeilen auch die gesamte Welt zu erneuern. Die Männer errichten zuerst eine Hütte in der Mitte des Zeltdorfes. Diese Hütte ist ein Symbol der Höhle, in der „Süße Medizin“ seine Kräfte erhielt. In der viertägigen Zeremonie werden die Pfeile aus dem Fell genommen und gereinigt. Dabei erneuert der Hüter der heiligen Pfeile vielleicht die Befiederung oder die Steinspitze. An-schließend reinigen sich alle Teilnehmer in der Schwitzhütte und begrüßen am nächsten Morgen die aufgehende Sonne. Das alte Jahr gilt damit als beendet und ein neues Leben spendendes Jahr hat für die Cheyenne angefangen. Darum nennt man Zeremonien wie diese auch Neulebensfeiern.

  • A: Fasse den Ablauf der Zeremonie zur Erneuerung der heiligen Pfeile zusammen.

    B: Erkläre ausführlich den Zusammenhang zwischen der Paarung der Bisons und dem Beginn des neuen Jahres im Hochsommer.

    C: Erkläre mit Hilfe von Internet oder Lexika den Begriff „Neulebensfeier“ und suche vergleichbare Zeremonien anderer Religionen.

  • CH 17. Die Massaum-Zeremonie

    Eine uralte heilige Geschichte der Cheyenne stammt vermutlich noch aus der Zeit, bevor das Volk im Waldland und auf den Plains lebte, und wurde dann dem Leben in der Prärie angepasst. In jener Zeit litt das Volk unter einer schweren Hungersnot. Die Häuptlinge beauftrag-ten deshalb zwei junge Jäger, Nahrung zu suchen. In einer Berghöhle trafen sie das alte Ehepaar Esceheman und Nonoma. Die Frau ist die Mutter der Erde und der Mann das Donnerwesen des Himmels. Bei ihnen lebte ihre Tochter. Diese hieß „Gelbhaarige Jung-frau“ und war die Herrin der Tiere. Einer der beiden Jäger heiratete sie. In einem Traum wurden den beiden Cheyenne-Jägern daraufhin Mais und Tiere, wie z. B. Bisons, gezeigt. In jeder Himmelsrichtung sahen sie eine andere Nahrung! Nachdem sie erfahren hatten, wo die Nahrung zu finden war, zogen sie mit der „Gelbhaarigen Jungfrau“ zu ihrem Volk zurück. Mit ihnen tauchten am nächsten Morgen die Tiere auf und beendeten die Hun-gersnot. Die beiden Jäger erklärten ihren Leuten, dass die Tiere ein Geschenk der Erdmut-ter seien. Um sie gütig zu stimmen, müssten die Cheyenne von Zeit zu Zeit eine Zeremonie zur Er-neuerung der Welt durchführen. Dieses heilige Fest ist die Massaum-Zeremonie. Sie soll im trockenen Hochsommer, aber nicht jedes Jahr stattfinden. Alle Handlungen im Ritual müssen viermal wiederholt werden. Die Vier ist schließlich die heilige Zahl der Cheyenne und sie symbolisiert die ganze Welt. Im Verlauf der Zeremonie wird die alte, vertrock-nete Welt erneuert. Zum Schluss verkleiden sich alle Volksangehörigen als Jäger, Bisons, Hirsche, Antilopen usw. und spielen eine Jagd (Abb. 17). Dieses heilige Jagdspiel ist die Erinnerung an die erste große Jagd nach der Hungersnot, aus der sie die „Gelbhaarige Jungfrau“ und die beiden jungen Jäger befreit hatten.

    A: Erkläre die Bedeutung der Massaum-Zeremonie für die Cheyenne.

    B: Verdeutliche den Zusammenhang zwischen Massaum und Hochsommer.

  • C: Vergleiche die beiden Zeremonien Massaum und Erneuerung der heiligen Pfeile. Diskutiere Gemeinsamkeiten und Unterschiede!

    Abb. 17: Bisondarsteller in der Massaum-Zeremonie

  • CH 18. Das Schwitzhüttenritual

    Schwitzhütten sind meistens sehr klein. Nur selten sind sie höher als 1,5 Meter (Abb. 18). Sie werden für ein bis zwei Ritualteilnehmer gebaut. Sie bestehen aus einem halbrunden Gestell aus gebogenen Ästen. Um sie zu schließen, bedeckt man sie mit Fellen oder De-cken. Vor der Hütte wird ein Feuer angezündet, um Steine darin zu erhitzen. In der Mitte der Schwitzhütte gibt es eine kleine Kuhle. Hier werden die heißen Steine hineingelegt und mit Wasser übergossen. Der heiße Dampf, der sich dann ausbreitet, ist gesund und heilig. Wenn die Steine heiß sind, setzt man sich nackt in die Hütte, um zu entspannen und zu schwitzen. Schwitzhütten werden zur Heilung von Krankheiten und bei Zeremonien benutzt. Teil-nehmer der Massaum-Zeremonie müssen zum Beispiel zuerst ein Schwitzhüttenritual durchführen. Dabei werden Körper und Seele gereinigt. Auch vielen kranken Menschen wird ein solches Ritual empfohlen. Normalerweise dauert ein Schwitzhüttenritual etwa 30 Minuten. Anschließend waschen sich die Teilnehmer mit kaltem Wasser und reiben sich mit Salbei trocken. Salbei ist eine wichtige Heilpflanze, die für die Cheyenne auch heilig ist.

    Abb. 18: Schwitzhüttengerüst

  • A: Erkläre den Nutzen des Schwitzhüttenrituals.

    B: Vergleiche die Schwitzhütte mit der Sauna und dem Dampfbad. Zeige die Unterschiede auf.

    C: Suche im Internet nach Informationen zur Salbei-Pflanze und fertige einen Steckbrief dazu an.

  • CH 19. Federkronen – Symbole des Himmels und der Erde

    Zu besonderen Anlässen, bei religiösen Festen oder großen Volksversammlungen, trugen erfolgreiche Cheyenne-Krieger einen wertvollen Kopfschmuck. Am bekanntesten sind die Federkronen (Abb. 19). Sie bestehen aus zahlreichen stehenden Adlerfedern, die an einem Stirnband befestigt sind. Außerdem hängen vorne noch einige Hermelinfelle an diesem Band. Die Bedeutung dieser Federkronen muss im Glauben der Cheyenne gesucht werden. Adler und Hermelin sind zwei außergewöhnliche Tiere. Der Adler ist das wichtigste Tier-symbol des Himmels. Er fliegt sehr hoch und stürzt sich mühelos auf seine Beute. Er ist die Verbindung zwischen den Menschen und Maheo.Das Hermelin gilt als wichtiges Symbol der Erde. Es lenkt seine Opfer mit einem „Tanz“ ab und greift sie sich, wenn sie verblüfft zuschauen. Beide Tiere sind also starke und geschickte Jäger. Natürlich wollten die Cheyenne ebenso gute Jäger sein. Um die Kraft dieser Tiere zu bekommen, schmückten sie sich mit den Adlerfedern und den Hermelin-fellen. Das Hermelin ist noch auf eine weitere Art ein besonderes Tier. Es wechselt im Winter die Farbe und bekommt ein weißes Fell. Das erinnerte die Cheyenne an die Erde, die im Win-ter ebenfalls ihre Farbe verliert und weiß vom Schnee wird. So wurde das Hermelin zum Symbol des ewigen Wechsels der Jahreszeiten und damit zum Symbol vom Kreislauf des Lebens: Sommer und Winter wechseln sich ab wie Leben und Tod. So wie dem Hermelin im Frühjahr wieder ein braunes Fell wächst, so sprießen nach dem Frost im Winter erneut grüne Pflanzen aus der Erde und bringen das Leben zurück. Die Federkronen der Chey-enne sind also Symbole des Himmels und der Erde und von Leben und Tod.

    A: Beschreibe die Federkronen ausführlich.

  • Abb. 19: Federkrone

    B: Begründe die religiöse Bedeutung der Federkronen genau.

  • CH 20. Sommer und Winter

    Weil die Bisons und andere Zugtiere im Herbst nach Süden ziehen und erst im Frühling wieder in den Norden zurückkehren, haben die Jahreszeiten eine besondere Bedeutung für das Leben der Cheyenne. Im Winter muss das Volk in ruhigen Bergtälern vor Schnee und Sturm Schutz suchen und dort auf die Jagd gehen. Im Frühling können die Noma-den wieder mit ihrem Wanderleben beginnen und bis zum Herbst hinter den Bisons herziehen. In ihrem Glauben hatte der Schöpfer Maheo diesen Wechsel so eingerichtet.

    Darum erzählen sich die Cheyenne folgende heilige Geschichte:Vor langer Zeit erschuf Maheo eine alte kalte Frau und einen jungen warmen Mann. Die Frau setzte er in den frostigen Norden und den Mann in den heißen Süden. Im Norden sollte die Frau den Wintermann unterstützen und im Süden sollte der Mann dem Don-nerwesen Nonoma helfen. Jedes Jahr kommt es im Frühling und Herbst zum Kampf zwischen den beiden Paaren. Den Kampflärm können die Cheyenne im Gewitterdonner hören. Wenn es im Herbst kälter wird und die Zugtiere nach Süden ziehen, kommt der Wintermann aus dem Norden und verscheucht den Gewitterdonner. Dabei sagt er: „Gehe fort, ich will die Erde mit Schnee bedecken und alles einfrieren!“ Daraufhin enden die Gewitter und das Donnerwesen schläft im Süden, bis es im Frühling wieder erwacht und zurückkommt, um den Wintermann zu vertreiben. Dabei sagt er: „Gehe fort, ich will die Erde erwärmen und alles wachsen lassen!“

  • A: Erkläre die Erzählung von Sommer und Winter.

    C: Setze die Erzählung in Verbindung zu Wettererscheinungen auf den Great Plains. Recherchiere dazu im Internet und schreibe einen Bericht, den du mit Bildern ergänzen kannst.

  • CH 21. Rauchopfer

    Bei allen religiösen Festen (Zeremonien) wurde auch geraucht. Der Rauch der Tabakspfei-fe galt als heilig. Er wurde geopfert. Die Cheyenne ließen sich bei der Vorbereitung der Pfeife und dem Rauchopfer viel Zeit. In der Regel wurde der eingeatmete Rauch in die vier Himmelsrichtungen, zum Himmel und zur Erde geblasen. Im Glauben der Cheyenne gelangte der Rauch zu den wichtigsten Kräften und Wesen. Das Rauchopfer war wie ein Gebet. Wenn man die Pfeife genauer betrachtet, kann man zwei große Teile erkennen: den Pfei-fenkopf und den Stiel (Abb. 21). Der Pfeifenkopf war meistens aus weichem rotem Stein geschnitzt, der Catlinit heißt. Dieser Teil der Pfeife war ein Gefäß, in dem der Tabak ver-brannt wurde. In der Vorstellung der Cheyenne war der Pfeifenkopf ein weibliches Sym-bol. Der hölzerne Stiel, der im Kopf steckte, galt als männliches Symbol. Wenn beide Teile miteinander verbunden wurden, kam es zu einer Art Hochzeit zwischen Frau und Mann.

    Diese Verbindung war besonders wichtig, denn von ihr hing der Fortbestand des Lebens ab. Schließlich entsteht nur aus der Verbindung von Mann und Frau neues Leben. Ein Rauchopfer war also immer auch ein Gebet beider Geschlechter für das Leben.

    Abb. 21: Pfeife

  • A: Beschreibe die Pfeifen und ihre Symbolik möglichst genau.

    B: Erkläre die Symbolik der Pfeife in Bezug auf Mann und Frau.

    C: Interpretiere das Rauchopfer unter der Berücksichtigung der Ordnung der Welt.

  • CH 22. Tod und Bestattung

    Wenn ein Cheyenne starb, zogen ihm Familienmitglieder seine besten Kleidungsstü-cke an. Sie wickelten ihn in Decken oder Felle und trugen ihn gleich nach seinem Tod zu einem geeigneten Bestattungsplatz. Wenn es möglich war, legten die Cheyenne ihre Verstorbenen auf eine hölzerne Plattform in einer Baumkrone oder auf ein Gerüst (Abb. 22). Gab es weder Bäume noch Holz für Gerüste, so begrub man den Toten unter Felsblö-cken und Geröll. Männern legte man alle ihre Waffen, die Tabakpfeife und Tabak dazu. Das Lieblingspferd wurde unter dem Gerüst oder neben dem Grab erschossen, damit der Mann auch in den ewigen Jagdgründen nicht zu Fuß gehen musste. Nach der Bestattung verschenkte die Familie alle Besitztümer des Verstorbenen an andere Volksangehörige. Als Zeichen der Trauer schnitten sich die Frauen ihre Haare kurz. Männer trugen als Zei-chen der Trauer ihre Haare offen. Im Glauben der Cheyenne wandert die Seele des Ver-storbenen auf der Milchstraße in das Land der Toten. Dort sind alle Menschen gleich und sie leben so ähnlich wie auf der Erde.

    Abb. 22: Baum- und Gerüstbestattungen der Cheyenne

  • A: Gib den Text in Stichworten wieder.

    B: Finde eine Erklärung für die Verwendung von Gerüsten bei der Bestattung.

    C: Recherchiere im Internet und in Sachbüchern nach verschiedenen Jenseitsvorstellun-gen und stelle sie den Vorstellungen der Cheyenne auf einem Plakat gegenüber.

  • CH 23. Sand Creek – Massaker an Frauen und Kindern

    Als Abenteurer 1858 Gold in den Rocky Mountains fanden, durchquerten zahlreiche Wei-ße das Land der Cheyenne. Auf ihren Wanderungen zu den Goldfeldern kam es manch-mal zu kleinen Kämpfen mit den Indianern. Um die Goldgräber vor den Indianern zu schützen, überfielen weiße Soldaten regelmäßig Dörfer der Cheyenne. Doch die meisten Cheyenne wollten Frieden mit den Weißen. Sie erlaubten den Soldaten Forts (hölzerne Befestigungen) in ihrem Land zu errichten und trieben Handel mit ihnen. Junge Krieger waren aber nicht immer mit ihren Häuptlingen einverstanden. Sie wollten die Angriffe der Weißen rächen. Eines Tages beschlossen die Weißen deshalb, alle Cheyenne mit Gewalt zum Frieden zu zwingen. Eine große Armee aus 750 freiwilligen Kämpfern wurde von Denver (Stadt in Colorado) ausgeschickt. Ihr Anführer war ein Prediger. Er hieß Chivington. Nach tagelan-ger Suche entdeckten seine Kämpfer ein großes Indianerdorf am Sand Creek (Sandfluss). Hier lebten etwa 600 friedliche Cheyenne mit ihrem Häuptling Black Kettle (Schwarzer Kessel). Mehr als 500 Dorfbewohner waren Frauen, Kinder und Alte. Black Kettle war ein Freund der Weißen und zum Zeichen dieser Freundschaft wehte die amerikanische Fahne über seinem Tipi. Chivington kümmerte sich aber nicht darum. Er befahl, das Dorf zu vernichten und alle Cheyenne zu töten. Im Morgengrauen des 29. 11. 1864 griffen seine Kämpfer das Dorf an (Abb. 23) und töteten fast 170 wehrlose Menschen! Selbst Babys und Kleinkinder wurden rücksichtslos getötet. Danach verstümmelten sie die meisten Leichen. Mit grausigen „An-denken“ an ihre Taten ritten sie zurück nach Denver. Hier wurden sie begeistert empfan-gen. Die meisten Weißen hassten die Indianer damals. Wegen der grausamen Tat zogen sehr viele Cheyenne in den Krieg gegen die Amerikaner. Die meisten Kämpfe gewannen allerdings die stärker bewaffneten Soldaten der amerikanischen Armee. Die Indianer waren im Nachteil, weil sie stets ihre Frauen und Kinder dabei hatten und sie versorgen mussten.

  • B: Nimm begründet Stellung zum Massaker von Sand Creek.

    Abb. 23: Karte des Angriffs auf das Cheyenne-Dorf am Sand Creek. Pfeile kennzeichnen die Angriffsrichtungen der Miliz.

    C: Recherchiere im Internet und in Sachbüchern zu weiteren Kriegen zwischen den Chey-enne und den Amerikanern. Schreibe dazu einen ausführlichen Bericht mit Bildern und präsentiere deine Ergebnisse als Plakat.

  • CH 24. Niedergang und Neubeginn – die Reservationszeit

    Nachdem auch die letzten Kämpfe gegen die Armee der Amerikaner verloren gegan-gen waren, mussten die Cheyenne fast ihre gesamte Heimat an die Weißen abgeben. Die Regierung der USA gab dem Volk Land, das kein Weißer haben wollte, weil es weder für den Anbau von Getreide noch für die Rinderzucht taugte. Ein solches Land wurde zur Reservation. Das sind Gebiete, auf denen die Indianer leben mussten. Die Weißen zwan-gen sie, dort in schlechten Holzblockhäusern zu wohnen. Ihre alte Lebensweise durften sie nicht mehr ausüben. 1869 zogen die südlichen Cheyenne auf ihre Reservation in Oklahoma und 1884 bekamen die nördlichen Cheyenne eine Reservation in Montana. Weil das Land sehr unfruchtbar war, konnten auch die Cheyenne weder Ackerbau noch Viehzucht betreiben. So wur-den sie abhängig von Hilfslieferungen der amerikanischen Regierung. Diese bestanden hauptsächlich aus abgemagerten Rindern und schlechtem Mehl. Die Kinder wurden in weit entfernte Schulen geschickt, wo sie ihre Sprache nicht mehr sprechen durften und ihrer Kultur entfremdet wurden.Später stellte sich heraus, dass das Land nicht völlig unbrauchbar war. Auf der Suche nach Bodenschätzen fanden die Amerikaner Kohle und Öl auf den Reservationen. Weil die Reservationen aber von den Weißen verwaltet wurden, hatten die Cheyenne kaum Vorteile dadurch. Die Ausbeutung der Bodenschätze wurde von großen amerikanischen Firmen durchgeführt. Die Cheyenne bekamen nur sehr wenig Geld dafür. Nach 1934 ver-besserte sich die Lage für alle Indianer in den USA. Sie erhielten mehr Staatshilfen und durften eigene Regierungen bilden. Ab 1975 konnten sie sogar die Ausbeutung der Bo-denschätze in die eigene Hand nehmen. Sie errichteten immer mehr eigene Schulen und sorgten für eine bessere Ausbildung ihrer Kinder. Heute können zwar viele Cheyenne in den Betrieben des eigenen Volkes und bei der Regierung arbeiten, doch die meisten von ihnen haben kaum genug Geld, um überleben zu können. Viele sind arbeitslos. Darum helfen sie sich untereinander. Wer nichts mehr zu essen hat, fragt reichere Nachbarn und erhält auch etwas von ihnen. Die Cheyenne wa-ren schon immer hilfsbereit! Sobald die Familien wieder Geld oder Lebensmittel haben, schenken sie auf großen Feiern etwas zurück. Solche Feiern heißen „give-aways“, also Verschenkfeste. Trotzdem würden die Cheyenne lieber ohne Hilfen leben.Ein großes Problem ist auch die Gesundheit. Viele Indianer leiden unter Diabetes. Sie ver-tragen kein Mehl und keine Milchprodukte. Die Lebensmittellieferungen bestanden aber lange aus Mehl, Nudeln, fettem Fleisch und Käse, und kaum aus Gemüse und Obst.

  • B: Nenne die Probleme der Cheyenne auf ihren Reservationen.

    C: Recherchiere im Internet zur Situation der Cheyenne heute und begründe den Satz „Die Reservationen sind ein Teil der Dritten Welt mitten in Amerika“.

  • CH 25.1 Wissensquiz

    Hängender Teil der Federkrone ________________________________________________

    Eigenname dieses einheimischen Volkes _________________________________________

    Die vier Ältesten im Häuptlingsrat _____________________________________________

    Wichtigstes Gebirge auf den Plains _____________________________________________

    Große Zeremonie mit Jagdspiel ________________________________________________

    Größtes Landtier Nordamerikas ________________________________________________

    Stein des Pfeifenkopfes ________________________________________________________

    Typische Behausung der Cheyenne _____________________________________________

    Religiöse Spezialisten _________________________________________________________

    Wächter über die Gemeinschaftsjagd ___________________________________________

    Mutter der Erde ______________________________________________________________

    Bestandteil der Fruchtkekse ___________________________________________________

    Wichtigstes Tauschobjekt ______________________________________________________

    Typische Bestattungsform _____________________________________________________

    Abwehrwaffe ________________________________________________________________

    Donnerwesen der Cheyenne ___________________________________________________

    Beliebtes Gemeinschaftsspiel der Kinder ________________________________________

    Oberstes Himmelswesen ______________________________________________________

    Heiliges Fest _________________________________________________________________

    Heilpflanze im Schwitzhüttenritual _____________________________________________

  • CH 25.2 Wissensquiz mit Antworten

    Hängender Teil der Federkrone (HERMELINFELLE)

    Eigenname dieses einheimischen Volkes (TSISTSISTAS)

    Die vier Ältesten im Häuptlingsrat (GROßHÄUPTLINGE)

    Wichtigstes Gebirge auf den Plains (BLACK HILLS)

    Große Zeremonie mit Jagdspiel (MASSAUM)

    Größtes Landtier Nordamerikas (BISON)

    Stein des Pfeifenkopfes (CATLINIT)

    Typische Behausung der Cheyenne (TIPI)

    Religiöse Spezialisten (SCHAMANEN)

    Wächter über die Gemeinschaftsjagd (JAGDPOLIZEI)

    Mutter der Erde (ESCEHEMAN)

    Bestandteil der Fruchtkekse (TRAUBENKIRSCHE)

    Wichtigstes Tauschobjekt (PFERDE)

    Typische Bestattungsform (GERÜSTBESTATTUNG)

    Abwehrwaffe (SCHILD)

    Donnerwesen der Cheyenne (NONOMA)

    Beliebtes Gemeinschaftsspiel der Kinder (BISONJAGD)

    Oberstes Himmelswesen (MAHEO)

    Heiliges Fest (ZEREMONIE)

    Heilpflanze im Schwitzhüttenritual (SALBEI)

  • LITERATUR zu den Cheyenne

    Grinnell, George Bird, The Cheyenne Indians, 2 Vols., Lincoln 1972Grinnell, George Bird, By Cheyenne Campfires, Lincoln 1962Jablow, Joseph, The Cheyenne in Plains Indian Trade Relations 1795-1840, Lincoln 1994Hoebel, Adamson E., The Cheyennes, Belmont 1978Leopold, Joest, Indianische Weltsicht, Wyk 1996Leopold, Joest, Indianische Religionen im Sachunterricht, Wismar 2010Moore, John H., The Cheyenne, Oxford 1996Moore, John H. u.a., „Cheyenne“ in Sturtevant 2001, 863-885Schlesier, Karl H., Die Wölfe des Himmels, Köln 1985Sturtevant, William, Handbook of North American Indians, Vol. 13 Plains, Washington 2001Wernhart, Karl R., Ethnische Religionen, Innsbruck 2004

  • 2. DIE NAVAJO IM SÜDWESTEN

    INHALT

    NA 1. „Indianerkulturen“ in NordamerikaNA 2.1 Geschichte der NavajoNA 2.2 Zeittafel zur Geschichte der NavajoNA 3. Die Welt, in der sie lebtenNA 4. Der Hogan – die BehausungNA 5. Gartenbau: Die Sorge um das WasserNA 6. Die Schafzucht NA 7. Die FamilienNA 8. Die KlaneNA 9. Aufstieg aus der Unterwelt – die SchöpfungNA 10. Die Ordnung der WeltNA 11. Die heiligen BergeNA 12. Farben und ihre BedeutungNA 13. „Sich wandelnde Frau“ – die Mutter des LebensNA 14. Monstertöter und Wassergeborener – HeldenzwillingeNA 15. Blessingway – das SegnungsritualNA 16. Kinaalda – ein Mädchen wird zur FrauNA 17. Handzitterer und SternendeuterNA 18. HeilungszeremonienNA 19. StreubilderNA 20. GebetsstäbeNA 21. Tod und BestattungNA 22. Die Navajo heuteNA 23. Wissensquiz

  • NA 1. „Indianerkulturen“ Nordamerikas

    Nordamerika ist ein großer Kontinent. Er liegt zwischen dem Atlantik und dem Pazifik, zwei riesigen Ozeanen. In Nordamerika leben zahlreiche einheimische Völker. Man nennt sie Indianer. Der Name ist eigentlich unpassend, da sie nichts mit Indien zu tun haben. Deshalb bezeichnet man sie treffender als „einheimische nordamerikanische Völker“. Ihre Vorfahren wanderten während der Steinzeit aus Asien ein. Je nachdem, in welcher Umwelt diese Völker leben, haben sie eine bestimmte Kultur entwickelt. Weil man die Kulturen in manchen Teilen Nordamerikas miteinander verglei-chen kann, wird der Kontinent in zehn große Gebiete eingeteilt. Innerhalb dieser Gebiete leben die einheimischen Völker nämlich sehr ähnlich. Solche Gebiete nennt man Kultura-reale. Die bekanntesten Gebiete sind die Arktis, die Nordwestküste, der Südwesten, die Great Plains und das Nordöstliche Waldland (Nordosten). Die Lage dieser Kulturareale ist in der Nordamerikakarte, Abb. 01.1, genau verzeichnet. Zu diesen Gebieten erhältst du in diesem Buch zahlreiche Informationen. Auf den folgenden Arbeitsblättern des zweiten Kapitels wird dir das Volk der Navajo vorgestellt. Die Navajo leben im Südwesten Nordamerikas.

    Abb. 1.1: Die Kulturräume in Nordamerika

  • NA 2.1 Die Geschichte der Navajo

    Die Navajo sind ein einheimisches Volk der Indianer Nordamerikas. Ihre Kultur ist mit der Kultur der Apachen verwandt. Sie leben im Südwesten des Kontinentes. Das war aber nicht immer so. Vor sehr langer Zeit, als die Menschen in Europa noch im Mittelalter lebten, waren die Vorfahren der Navajo in der kalten Subarktis zu Hause (Abb. 1.1). Weil es damals eine schwere Hungersnot gab, wanderte das ganze Volk in den Südwesten ab (Abb. 2). Hier siedelte es sich in der Nachbarschaft der sesshaften Pueblo-Völker an. Der Name „Navajo“ stammt aus der Sprache der Zuni, die zu den Pueblo-Völkern gehö-ren. Er bedeutet „bebaute Felder“. Die Navajo nennen sich selbst „Dine“ . Das bedeutet einfach nur „Menschen“. Im Laufe der Zeit lernten die Navajo sehr viel von den Pueblo. Darum gibt es in den Kulturen der Navajo und Pueblo zahlreiche Dinge und Ideen, die sich ähneln. Sie lernten z. B. die Töpferei und die Schafzucht kennen. Obwohl alle Navajo eine gemeinsame Kultur haben, kennen sie keine gemeinsame Führung. Es gab niemals Häuptlinge, die das ganze Volk anführten. Die ersten Weißen, die sie sahen, waren Spanier, die aus Mexiko kamen. Später muss-ten die Navajo ihr Land gegen die Amerikaner verteidigen. Sie verloren jedoch die ent-scheidenden Schlachten gegen die stark bewaffnete Armee der USA. In einer Politik der „verbrannten Erde“ vernichtete die Arme unter Colonel „Kit Carson“ die Zufluchtsorte, Felder und Obstplantagen der Navajo und zwang sie so in die Knie. So verloren sie auch den größten Teil ihrer Heimat und leben seither in einer Reservation. Reservationen sind Gebiete, in denen die Indianer leben müssen. Meistens sind sie unfruchtbar. Früher waren die Navajo mit ungefähr 10.000 Menschen bereits ein großes Volk. Heute sind die Navajo mit mehr als 290.000 Volksangehörigen das größte einheimische Volk in Nord-amerika (Zeittafel).

    A: Nenne den Grund für die Abwanderung ihrer Vorfahren und benenne die Urheimat und den neuen Lebensraum.

    B: Erkläre die Namen des einheimischen Volkes.

  • Abb. 2: Der Kulturraum Südwesten mit den wichtigsten Völkern

  • NA 2.2 Zeittafel zur Geschichte der Navajo

    ab ca. 1200 Die Vorfahren der Navajo verlassen ihre alte Heimat in der Subarktis1569 Als erstes nordamerikanisches Volk nutzen die Navajo Pferde für einen

    Angriff auf Spanier.1680-1692 Pueblo-Aufstand mit Vertreibung der Spanier und Rückeroberung durch

    die Europäer; zahlreiche Pueblo fliehen zu den Navajo; es gibt ca. 8.000 Navajo

    1853 Die Navajo beginnen, Silberschmuck herzustellen.1863-1866 Navajo-Krieg unter Häuptling Manuelito1864 Niederlage und Einweisung der ca. 12.000 Navajo in die trostlose Reserva-

    tion Bosque Redondo1868 Rückkehr der Navajo in ihre Heimat, das Dinetah.1887 Gesetz zur Parzellierung des Reservationslandes1924 Alle Indianer werden laut Gesetz US-Staatsbürger.1934 Gesetz zur Neuregelung aller „indianischen“ Angelegenheiten; die einhei-

    mischen Völker erhalten bessere Schulen, mehr Gesundheitsfürsorge und eine politische Mitbestimmung

    ab 1940 Entdeckung und Ausbeutung von Uranvorkommen auf Navajo-Land; zahlreiche Krebserkrankungen bei den Navajo

    1941-1945 Beteiligung der USA am 2. Weltkrieg; zahlreiche Navajo arbeiten als Fun-ker und nutzen ihre komplizierte Sprache als Geheimcode

    1966 Erste Navajo-Schule mit eigenem Lehrplan1968 Gründung des ersten Navajo-College (eine Art Fachhochschule)1978 Mit einem Gesetz wird es allen „Indianern“ erlaubt, ihre Religion frei aus-

    zuüben.1979 Radioaktive Verseuchung von Wasser durch Uranminen2000 Es gibt mehr als 298.000 Volksangehörige der Navajo.

    C: Recherchiere mit Hilfe von Text, Karten, Zeittafel und Internet Ereignisse in der Ge-schichte der Navajo. Schreibe einen Bericht über einzelne Ereignisse und ergänze ihn durch Bilder.

  • NA 3. Die Welt, in der sie lebten

    Die Navajo leben seit vielen Jahrhunderten im Südwesten Nordamerikas (Abb. 2 und 3). Ihre Heimat heißt heute „Colorado Plateau“ und ist ein wildes Berg- und Wüstenland. In den Bergen gibt es Wacholder und Kiefernwälder, in denen zahlreiche Hirsche, Bergscha-fe und Hasen leben. Die weiten Täler und Ebenen, wie die „Painted Desert“, werden von einer Halbwüste bedeckt. Hier wachsen nur wenige Büsche, Gräser und sogar Kakteen. In den Ebenen findet man zahlreiche Felsen, die wie dünne Finger in den Himmel ra-gen. Andere Felsen erinnern stark an Skelette. Nur einige große Flüsse wie der Colorado oder der San Juan führen das ganze Jahr über Wasser. Deshalb ist es im Land der Navajo schwierig, genügend Wasser für alle Menschen und ihre Bedürfnisse zu finden. Heiße Sommer und kalte Winter wechseln sich ab. Nach dem besonders heißen Juli fällt der meiste Regen im August. In den anderen Monaten bleibt es dagegen häufig trocken. Wegen des Wassermangels lebten die Navajo nicht in großen Dörfern, sondern nur in Familien über das ganze Land verteilt. Niemals kam das ganze Volk zusammen. Es trafen sich immer nur kleinere Gruppen.

    Abb. 3: Das Navajo-Land im Bereich des Colorado-Plateaus und der vier heiligen Berge.

  • A: Versuche, in einer Zeichnung die Landschaft darzustellen.

    B: Erläutere den Hauptgrund für das Fehlen größerer Dörfer.

    C: Suche in Sachbüchern und im Internet nach Bildern der Landschaft des nordamerika-nischen Südwestens und klebe sie auf ein Plakat. Beschrifte dein Ergebnis und ergänze es mit Daten zum Klima und zur Tier- und Pflanzenwelt.

  • NA 4. Der Hogan – die Behausung

    Die halb sesshaft lebenden Navajo kannten früher verschiedene Behausungen. Im Som-mer spielte sich das Leben häufig unter luftigen Blätterschirmen ab. Im Winter, aber auch bei religiösen Festen (Zeremonien), benutzte man geschlossene Hütten, die Hogan heißen. Die älteste Form dieser Behausung hatte beinahe einen runden Grundriss. Der Durchmesser betrug zwischen vier und zehn Meter! Die stärksten Pfosten des Hogans weisen auch heute noch immer in die vier Himmels-richtungen. Der Eingang liegt im Osten (Abb. 4.1). An die starken Hauptpfosten aus Wa-cholder lehnte man zahlreiche Knüppel. Die Zwischenräume verstopfte man mit Rinde. Zuletzt wurde der Hogan komplett mit Lehm und Erde bedeckt. Im Glauben der Navajo ist der Hogan mit seiner Ausrichtung nach Osten ein Symbol der Welt. Sein Dach stellt den Himmel und sein Fußboden die Erde dar. Neben dieser Hütte entwickelten die Navajo später einen größeren Hogan, der einen achteckigen Grundriss hat. Auch sein Eingang ist nach Osten hin geöffnet (Abb. 4.2). Wegen seines größeren Raumes wird er seither häufig bei den religiösen Festen benutzt. In beiden Behausungen darf man sich aus religiösen Gründen nur auf einem vorgeschrie-benen Weg bewegen: Man tritt im Osten ein, wendet sich nach Süden und dann über den Westteil zum Norden der Behausung. Damit folgt man im Hogan dem Weg der Sonne am Himmel.

    Abb. 4.1: Unvollständiges Holzgerüst eines Navajo-Hogans ohne Lehmbedeckung. Es fehlen die Knüppel, die den Eingangstunnel verkleiden.

  • A: Beschreibe den Bau eines Hogans so genau wie möglich.

    B: Erkläre die religiöse Bedeutung des Hogans.

    C: Setze den Hogan mit dem Sonnenlauf in Verbindung und erläutere den Zusammen-hang.

    Abb. 4.2: Achteckiger Hogan

  • NA 5. Gartenbau: Die Sorge um das Wasser

    Als die Navajo den Südwesten zum ersten Mal betraten, lebten sie als Jäger und Samm-lerinnen. Von den Pueblo lernten sie den Gartenbau. Gartenbau ist eine sanfte Form der Landwirtschaft, die ohne Maschinen ausgeführt wird. Vor allem Mais (Abb. 5.2), Bohnen und Kürbisse wurden gesät. Weil es im Südwesten nur sehr wenig Wasser gibt, mussten die Felder am Fuße von Bergen oder Felsen angelegt werden (Abb. 5.1). Wenn es dann einmal regnete, lief das Wasser auch die Abhänge hinab und konnte im Feld versickern. So erhielten die Anbaupflanzen der Navajo zusätzliches Wasser. Weil das Wasser von den Felsen stürzt, nennt man diese Methode auch Sturzwasserfeldbau. Die Felder wurden im Frühling von den Männern mit Grabstöcken aufgelockert. Frauen und Kinder setzten die Samen in kleinen Häufchen in die Erde und pflegten die Felder. Dabei wurden Mais, Bohnen und Kürbisse häufig miteinander vermischt. So konnten sich die Pflanzen beim Wachstum gegenseitig unterstützen. Weil die Navajo keinen Dünger kannten, verödete das Land sehr schnell. Die Nährstoffe des Bodens wurden von den Pflanzen verbraucht. Deshalb mussten die Navajo alle zwei bis drei Jahre neue Felder anlegen.Wenn die Pflanzen geerntet werden konnten, trocknete man die meisten Maiskörner und Bohnen an der Luft. Sie dienten im Winter als Zusatznahrung. Der Mais wurde gemahlen und zu Fladen oder Brei verarbeitet.

    Abb. 5.1: Ein Maisfeld der Navajo am Fuß steiler Felsen. Beachtet die Abstände zwischen den Pflanzen.

  • A: Ordne die Feldarbeiten den Familienmitgliedern zu.

    B: Erkläre, warum die Felder von den Männern vorbereitet wurden.

    C: Recherchiere zu Nutzungsmöglichkeiten der drei Hauptanbaupflanzen und präsen-tiere sie auf einem Extrablatt. Benutze Sachbücher oder das Internet. Denke auch daran, Bilder einzuarbeiten.

    Abb. 5.2: Maispflanzen der Navajo waren häufig kümmerlich und klein.

  • NA 6. Die Schafzucht

    Als die Navajo in den Südwesten kamen, hatten sie kein Vieh. Ihre neuen Nachbarn, die Pueblo, züchteten schon sehr lange Truthähne. Außerdem hatten sie von den Spaniern die Schafzucht kennengelernt. Während eines Krieges zwischen den Pueblo und den Spaniern mussten sehr viele Pueblo zu den Navajo flüchten und sich dort verstecken. Die Pueblo nahmen ihre Schafe mit zu den Navajo. So lernten die Navajo schon bald die Vorteile der Schafzucht kennen. Sie legten sich eigene Herden zu, nutzten die Wolle und das Fleisch. Die Schafe wurden so wichtig, dass sie Reichtum bedeuteten: Die Familie mit den meisten Schafen, hatte den höchsten Rang in ihrer Gegend. In der Reservationszeit hatten die Navajo später über eine Million Tiere! Weil die Halb-wüste des Südwestens aber nicht genug Weideplatz bot, fraßen die Schafe das Gras bis zur Wurzel ab (Abb. 6). So zerstörten sie die wenigen Weiden und die Wüste breitete sich weiter aus. Menschen und Tiere hatten darunter zu leiden. Schließlich mischte sich die amerikanische Regierung ein und zwang die Navajo zur Verkleinerung ihrer Herden: Sie mussten die meisten Tiere billig verkaufen. Die Schafe wurden dann häufig an Ort und Stelle getötet und verbrannt. Diese schrecklichen Ereignisse haben die Navajo bis heute nicht vergessen.

    Abb. 6: Schafe in der Halbwüste des Südwestens

  • A: Warum kannten die Navajo in ihrer Urheimat keine Haustiere? Begründe ausführlich!

    B: Erkläre die Gefahren der Schafzucht in der Landschaft des Südwestens mithilfe von Text und Bild (Abb. 6).

    C: Recherchiere zur Geschichte der Ausbreitung des Schafes im Südwesten durch die Spanier. Begründe die schnelle Verbreitung dieses Tieres im genannten Raum.

  • NA 7. Die Familien

    Die Familien sind die wichtigsten Gruppen im Volk der Navajo. Weil das Land nicht ge-nügend Wasser und Nahrung für größere Volksteile bietet, leben die Navajo nur in Fami-lien zusammen. Die kleinste Gruppe besteht aus einer Kleinfamilie mit Mutter, Vater und Kindern. Fast immer gehören noch die Eltern der Mutter dazu. Das ist eine uralte Tradi-tion: Bauernkulturen sind sesshaft. Für sie spielt die Erde eine sehr wichtige Rolle. Die Erde ernährt mit ihren Pflanzen die Menschen, wie die Mutter ein Kind ernährt. Deshalb haben Frauen in solchen Völkern ein viel höheres Ansehen als bei uns. Sie werden beson-ders geehrt. Die Klanzugehörigkeit bestimmt sich bei den Navajo über die Mutter.Bei einer Hochzeit zieht der Mann immer zur Frau. Das heißt, die Frau bleibt im Lager der eigenen Eltern. Das junge Ehepaar baut sich hier einen eigenen Hogan. Hat eine Frau mehrere Töchter, so müssen sie alle ihren Hogan im Lager der Eltern errichten. Die Klein-familie wird dadurch zu einer Großfamilie. Diese Großfamilie stellt die größte Gruppe dar, die an einem Ort lebt. Die Mitglieder helfen sich bei der Feldarbeit, der Schafzucht und in Notfällen. Eine solche Familie trifft ihre Entscheidungen mit Hilfe eines Häupt-lings oder Anführers: In jeder Region gab es besonders erfolgreiche Schafzüchter, Jäger oder Krieger. Diese wurden von den Navajo stillschweigend als Anführer anerkannt, ohne gewählt zu werden. Bei Beschlüssen oder dem Schlichten von Streitigkeiten hatten auch die Schamanen eine entscheidende Rolle.

    A1: Zeichne das Bild eines Lagers mit mehreren Hogans, Maisfeldern und Schafen. Wähle einen angemessenen Hintergrund aus.

  • A2: Wer bleibt im Lager der Eltern wohnen?

    B: Erkläre die Vorteile der Großfamilien für alle Beteiligten.

    C: Begründe den Zusammenhang zwischen der Erde und der Frau.

  • NA 8. Die Klane

    Das Volk der Navajo hat eine besondere Form der Verwandtschaft gewählt. Es gibt neben den normalen Familien, wie wir sie auch kennen, noch große Familienverbände. Diese Verbände nennt man Klane. Bei den Navajo gibt es mehr als 60 Klane. Niemand kann ge-nau sagen, wann die ersten Klane entstanden. Es muss aber wohl in ihrer neuen Heimat, dem Südwesten geschehen sein. Wahrscheinlich haben sich die Navajo das Klanwesen von ihren neuen Nachbarn, den Pueblo abgeschaut. Klane sind uralte Gemeinschaften, in denen sich die Mitglieder gegenseitig helfen und unterstützen. Man hilft sich bei der Jagd, beim Gartenbau, beim Hoganbau, in Krankheitsfällen, bei feindlichen Angriffen usw. Aus diesem Zusammenhalt der Menschen entwickelte sich im Laufe der Zeit ein Familiengefühl. Wann immer ein Klanmitglied Hilfe brauchte, bekam es sie. Je größer das Volk der Navajo wurde und je weitläufiger sich die Menschen im Land verteilten, desto mehr neue Klane entstanden. Jeder Navajo ist von Geburt an Mitglied in zwei Klanen: Die Klanzugehörigkeit richtet sich nach der Mutter. Ein Navajo wird in den Klan seiner Mutter geboren, aber es besteht ebenfalls eine Verwandtschaft zum Klan seines Vaters. Das Gefühl der Verwandtschaft wurde schon immer sehr ernst genommen. Deshalb darf bis heute kein Navajo ein ande-res Mitglied der eigenen Klane heiraten. Im Glauben der Navajo würde eine solche Hoch-zeit das Gleichgewicht des Lebens zerstören und böse Kräfte freisetzen. Die Einhaltung dieser Regel wird deshalb strengstens beachtet. Außerdem beobachten sich die Klanmit-glieder untereinander und kritisieren schlechtes Verhalten. Schließlich sind die Klanmit-glieder eine große Familie, die aufeinander achtet.

  • A: Nenne die Hilfen, die Klanmitglieder von anderen Klanmitgliedern erhalten.

    B: Erläutere die Bedeutung des Klanwesens vor dem Hintergrund der weit verstreut lebenden Navajo.

    C: Begründe die Bedeutung des Inzestverbotes für die Menschen.

  • NA 9. Der Aufstieg aus der Unterwelt – die Schöpfungsgeschichte

    Im Glauben der Navajo lebten die Menschen am Anfang nicht auf dieser Welt. Die Vor-fahren der Menschen lebten tief unter der Erdoberfläche in der „Ersten Welt“. Weil sie dort andauernd Streit suchten, mussten sie durch ein Loch im Himmel in die „Zweite Welt“ fliehen. Auch hier und auch in der „Dritten Welt“ machten sie sich schuldig und mussten durch Löcher im Himmel flüchten. In der „Vierten Welt“ begegneten sie vier Wesen mit stärkeren als menschlichen Kräften. Diese erschufen aus Maiskolben „Erster Mann“ und „Erste Frau“, die Urahnen der Na-vajo. Sie pflanzten Mais und vermehrten sich. Doch leider stritten sich auch diese Leute. Außerdem verstießen sie dauernd gegen die Gesetze. Schließlich mussten auch sie ihre Welt durch ein Loch im Himmel verlassen. In der „Fünften Welt“ erschufen „Erster Mann“, „Erste Frau“ und die stärkeren als menschli-chen Wesen die jetzige Welt durch Sprechen. Alles, was sie aussprachen, wurde erschaf-fen! Sie setzten vier heilige Berge als Begrenzung an den Horizont und erschufen Sonne, Mond und Sterne. Auf ihrer Wanderung durch das Land brachten viele Frauen Monster-kinder zur Welt. Das passierte, weil sie in der unteren Welt so viele Gesetze gebrochen hatten. Die Monster bedrohten die Leute, so dass sie in ständiger Angst lebten. Deshalb erschufen die starken Wesen zwei Erdmütter, die bald darauf Zwillinge bekamen. Einer von ihnen war der Sohn der Sonne. Er wurde zum Monstertöter und befreite die Welt von den Ungeheuern. Nur die Monster „Hunger“, „Kälte“, „Alter“ und „Tod“ konnte er nicht töten. Sie bedro-hen die Menschen noch heute. Nach der Befreiung der Welt war sie bewohnbar gewor-den. Nun wurden die ersten echten Navajo von den zwei göttlichen Kräften erschaffen.

  • A: Zeichne den Verlauf der Schöpfung in Form einer Bildergeschichte. Nimm dafür ein Blatt Papier.

    B: Erkläre den Zusammenhang zwischen den Schöpfungsvorstellungen und dem Maisbau.

    C: Überlege, welche Gründe es für das hartnäckige Überleben der Monster „Hunger“, „Kälte“, „Alter“ und „Tod“geben könnte.

  • NA 10. Die Ordnung der Welt

    Für die Navajo kommt alles in Paaren vor: Himmel und Erde, Sonne und Mond, Mann und Frau, Gut und Böse usw. Die starken Kraftwesen haben alles im Gleichgewicht er-schaffen, so dass eine Harmonie herrscht. Doch das Leben ist ständig in Bewegung und deshalb verändert sich die Welt andauernd: Aus der Nacht erwacht der Tag, aus dem Frühjahr entwickelt sich der Sommer oder das Kind wächst zum Erwachsenen heran. Diese Veränderungen gefährden das Gleichgewicht des Lebens. Deshalb müssen die Navajo in ihren Ritualen das Gleichgewicht wiederherstellen. Auch wenn jemand krank wird, hat er sein Gleichgewicht verloren. Das Böse ist dann stärker als das Gute.Alles auf der Erde und im Himmel ist männlich und weiblich. So gibt es zum Beispiel männlichen und weiblichen Regen: Der männliche Regen ist kurz und heftig. Er knallt auf den Boden und kann Pflanzen zerstören. Der weibliche Regen dagegen fällt langsam. Es ist ein weicher Nieselregen, der die Erde sanft berührt.Für alles gibt es äußere und innere Formen. Beide Formen ergänzen sich. Die Sonne ist männlich, doch ihre innere Form ist weiblich. Der Mann ist natürlich männlich, doch hat er auch eine innere weibliche Form. Ohne die inneren Formen wäre das Leben unvoll-ständig.Eine besonders starke Kraft im Leben ist der heilige Wind „nilchi“. Er ist in allen Lebewe-sen vorhanden. Bei Tieren und Menschen ist er als Atem erkennbar. Die Sprache ist ein Zeichen des heiligen Windes, weil sie mit dem Atem verbunden ist. Sprechen und Singen sind deshalb heilige Handlungen in den Ritualen. Die Kraftwesen schufen die Welt durch Sprechen. Alles was sie erschaffen wollten, sprachen sie aus. Daraufhin entstand es dann in der Welt!Der zentrale Begriff der Navajo ist das „hozro“, die universelle Harmonie. Sie umschließt und erhält alles Leben und alle Dinge. Wenn sie gestört wird, muss man sie wieder her-stellen.

  • A1: Nenne wichtige Paare im Glauben der Navajo.

    A2: Beschreibe die Bedeutung des heiligen Windes.

    B: Erkläre die Gefährdung des Gleichgewichtes durch die zahlreichen Veränderungen im Leben.

    C: Denke über die Idee der inneren und äußeren Formen nach und begründe sie vor dem Hintergrund der allgemeinen Paarbildung bei den Navajo.

  • NA 11. Die heiligen Berge

    Das Land der Navajo wird durch vier heilige Berge am Rand begrenzt. Diese Berge wur-den von „Erster Mann“ erschaffen. Im Osten ist es der Blanca Peak (Weißer Gipfel), im Süden der Mount Taylor, im Westen der San Francisco Peak und im Norden der Mount Hesperus. Alle Berge sind die Wohnungen von Wesen mit stärkeren als menschlichen Kräften. Die Navajo glauben, dass diese Wohnungen wie Hogans geformt sind. Deshalb sind auch ihre eigenen Hogans Bilder dieser Berge. Im Osten liegt der Ort des Sonnenaufgangs. Weil die Sonne in der Religion der Navajo männlich ist, ist der Berg des Ostens auch männlich. Da alles auf der Erde und im Him-mel männlich und weiblich ist, hat der Blanca Peak eine innere weibliche Form: Es ist die „Weißkörperfrau“. Das Symbol des Berges ist eine weiße Muschelschale. Aus dem Süden kommt der liebliche Sommer. Deshalb ist der Berg des Südens weiblich. Seine innere Form ist natürlich männlich: Es ist der „Blaukörpermann“. Das Symbol des Mount Taylor ist der Türkis-Stein. Weil der Sonnenaufgang männlich ist, gilt der Sonnenuntergang als weiblich. Der Berg des Westens ist also weiblich. Die innere Form muss natürlich männlich sein: Es ist der „Gelbkörpermann“. Als Symbol des Westberges gilt das Gehäuse der Meeresschnecke. Aus dem Norden kommt der gefährli-che und kalte Winter. Aus diesem Grund ist der Berg des Nordens männlich. Seine in-nere Form ist weiblich: Es ist die „Dunkelkörperfrau“. Die Pechkohle ist das Symbol des Mount Hesperus. Die Berge und ihre inneren Formen beschützen das Land der Navajo. Jeder Navajo, der einen neuen Hogan bauen will, muss zuerst zu allen vier Bergen wan-dern und etwas Gestein mitbringen. Diese Steine werden im Hogan versteckt, um den Bewohnern den Schutz der Berge zu geben.In der Mitte des Navajo-Landes gibt es noch zwei heilige Berge der Mitte. Sie heißen Huerfano und Gobernador Knob. Auf dem letzten wurde „Sich wandelnde Frau“ gebo-ren, die Mutter der Erde.

  • A1: Erkläre den Zusammenhang zwischen Farben und Sonnenlauf.

    A2: Zeichne ein Bild der Navajo-Welt mit den Bergen und ihren Symbolen. Benutze die entsprechenden Farben.

    B: Vergleiche dieses Weltbild mit dem Weltbild der Cheyenne. Erkläre die Unterschiede und Gemeinsamkeiten.

    C: Überprüfe den Zusammenhang von Weltbild und Lebensraum.

  • NA 12. Farben und ihre Bedeutung

    In der Religion der Navajo haben einige Farben eine wichtige Bedeutung. Sie werden in heiligen Geschichten genannt und in Bildern benutzt. Die wichtigsten Farben sind weiß, blau, gelb und schwarz. Weiß ist die Farbe der Himmelsrichtung Osten. Sie bedeu-tet Geburt, Sonnenaufgang und Morgen. Eines der wichtigsten Wesen mit stärkeren als menschlichen Kräften, nämlich „Sprechender Gott“, trägt meistens weiße Kleidung. Blau ist die Farbe des Südens. Im Süden hat die Sonne ihren höchsten Punkt am Himmel. Sie bringt Licht und Leben. Deshalb bedeutet die Farbe Blau fruchtbare Erde und heller Tag. Außerdem ist sie die Farbe des Friedens und des Glücks. Gelb ist die Farbe des Wes-tens. Sie bedeutet Sonnenuntergang und Abend. Im Leben der Navajo ist der Mais die wichtigste Pflanze. Der Blütenstaub der Maispflanze ist gelb und für die Navajo heilig. Schwarz ist die Farbe des Nordens. Sie bedeutet Nacht und Schutz vor bösen Kräften: Schwarz macht unsichtbar! Neben diesen vier Farben der Himmelsrichtungen gibt es noch weitere Farben mit Bedeutung. Rot ist die Farbe der Gefahr, des Krieges und der Zauberei. Grau bedeutet das Böse.

    Abb. 12: Die moderne Navajo-Fahne

  • A: Ordne Farben und Bedeutungen hier in eine Tabelle ein.

    B: 1968 einigten sich die Navajo auf eine eigene Fahne. In dieser spielen auch die Farben eine wichtige Rolle. Recherchiere im Internet zu dieser Flagge und gestalte die Darstel-lung in Abb. 12 bunt aus. B