Chinook! Ein Name der unter Fans von militärischen Helikoptern einen ganz besonderen Klang hat. Nicht nur stellt sich hier einer der am weitesten verbreiteten Hubschraubertypen amerikanischer Bauart weltweit dar, auch die besondere Tandem-Rotor Auslegung macht ihn neben seiner Größe zu einem ganz besonderen Anblick.

Die Missionen des Chinook umfassen den Transport von Bodentruppen bis Kompaniestärke in Gefechtsgebie-te, den Transport von Munition und anderer dringend benötigter militärischer Fracht in die vordersten Linien, sowie Verbindungs- und Überwachungsaufgaben über eigenem wie feindlichem Gebiet. In einer Zweitrolle dient er zur Bergung von Verwundeten vom Gefechtsfeld, für Unterstützungsaufgaben bei Naturkatastrophen, zur Flugzeugbergung, als Absetzgerät für Fallschirmjäger und zur Waldbrandbekämpfung. Hauptnutzer des Chinook sind die Heeresflieger der U.S. Army, er findet sich jedoch auch in vielen Armeen der NATO in der Schwerlast-Transportrolle wieder. Die Bundeswehr besitzt den Chinook nicht, da dort seine Aufgaben vom mittleren Transporthubschrauber CH-53G übernommen werden.

Die Entwicklungsgeschichte der CH-47 Chinook (CH = Combat Helikopter = Kampf Hubschrauber) begann 1960, als die Firma Boeing die Vertol Aircraft Company, einen Hubschrauberhersteller aus Philadelphia, auf-kaufte. Bei Vertol hatte man bis zu diesem Zeitpunkt bereits umfangreiche Erfahrungen mit Helikoptern in Tandem-Rotor-Auslegung machen können. Das Tandem-Prinzip ermöglichte den Transport auch schwerster Lasten, ohne ein enorm großes Fluggerät für diesen Zweck konstruieren zu müssen. Der Prototyp des späteren CH-47, der YHC-1B, hatte seinen Roll-Out bereits im Jahre 1961, gefolgt vom Erstflug am 21. September des gleichen Jahres. Das Konzept hinter dem neuen Entwurf war der Bedarf der U.S. Army an einem Schwerlast-hubschrauber in verschiedenen Varianten für verschiedene Aufgaben. Die erste Serienvariante CH-47A folgte bereits kurz nach der Abnahme durch die U.S. Army und zog bereits 1965 in den Krieg in Vietnam. In kurzer Folge konnten auch die verbesserten Varianten CH-47B und CH-47C noch bis zum Kriegsende in Süd-Ost-Asien im Jahre 1975 zum Einsatz gebracht werden.

CHINOOKMultinationales Schwerlast-Arbeitstier

Ein CH-47 Chinook Transporthubschrauber im Flug durch das Gebirge Afghanistans

(SPC Isaac Scruggs - Photo Courtesy of U.S. Army)

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Nach dem Ende des Vietnamkrieges drängt man von Seiten des amerikanischen Militärs auf eine weiter modernisierte Variante, was zur Entwick-lung des CH-47D führte. So wurden zwischen 1982 und 1994 fast 500 CH-47A/B/C auf den D-Standard modernisiert. Nur zwei CH-47D wurden neu gefertigt, der gesamte restliche Be-stand wurde aus älteren Modellen umgebaut. Die Kampfwertsteigerung auf den D-Standard umfasst Rotorblätter aus Komposit-Material, ein verbessertes elektrisches System, modular aufgebaute Hydrauliksysteme, Frachthaken in dreifacher Ausführung für den Transport von Außenlasten, verbesserte Funkausstattung und eine neue Antriebsanlage, welche die bisherige Hebeleistung nahezu verdoppelte.

Der CH-47D sollte im zweiten Golfkrieg 1991 ein zentrales Element der amerikanischen und britischen Ope-rationen in Kuwait und im Irak darstellen. 160 CH-47D Chinook nahmen dort an den Kampfhandlungen teil. Ein weiteres Betätigungsfeld fanden die Chinook verschiedener Nationen in den Friedensmissionen im ehemaligen Jugoslawien. So nutzte zum Beispiel die britische Armee den CH-47D während ihrer SFOR Mis-sionen in den Jahren 1997 und 1998. Auch in den andauernden Missionen in Irak und in Afghanistan nutzen sowohl die U.S. Armee als auch die britischen Streitkräfte den Chinook.

Soldaten des 10th Forward Support Battalion, U.S. Army, entladen einen CH-47 Chinook in einer Feuerstellung in Afghanistan im November 2003. (SPC Isaac Scruggs - Photo Courtesy of U.S. Army)

CH-47 Chinook der U.S. Army bei der Landung in einem Lager der afghanischen Armee im August 2003.

(SPC Gul A. Alisan - Photo Courtesy of U.S. Army)

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Die CH-47D wird von zwei Allied-Signal T-55-L-712 Triebwerken mit jeweils 3750 PS angetrieben, die auf zwei gegenläufi-ge Dreiblatt-Rotoranlagen wirken. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei rund 280 km/h. Mehr als 7 Tonnen Fracht können geladen werden, was die Transportlei-stung gegenüber der A-Variante mehr als verdoppelt. So können zum Beispiel bis zu 44 Soldaten, 24 Verwundete auf Trag-bahren oder Fahrzeuge und Artilleriege-schütze innen transportiert werden. Zur Selbstverteidigung können verschiedene Waffen vom M60 Maschinengewehr bis zu Miniguns in den seitlichen Öffnungen der Zelle eingebaut werden. Der CH-47D besitzt volle Nachtflug- und All-Wetter-Fähigkeit. Eine Luftbetankungssonde er-möglicht die Betankung im Flug und stei-gert so die Reichweite.

Im Jahre 2002 entwickelte man bei Boeing eine weitere Modernisierungsstufe zum CH-47F. Seit 2003 läuft das Vorhaben, 394 D-Varianten auf den F-Standard zu bringen, der in der Hauptsache aus einer Verringerung der Vibrationseffekte durch Verstärkung der Zelle, einem modernen Cockpit-Kontroll-System und weiter leistungsgesteigerte T-55-L714 Triebwerke mit jeweils 4900 PS mit digital kontrollierter Treibstoffzuführung um-fasst. Damit kann die Zuladung von rund 7 Ton-nen bei der D-Variante auf rund 10 Tonnen bei der F-Variante gesteigert werden. Weitere 17 CH-47F werden in dieser Variante neu gebaut.

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt befinden sich rund 600 CH-47D im aktiven Dienst der U.S.Army und anderer Nationen. Die letzten CH-47D sol-len noch bis 2018 im Dienst verbleiben, bis auf die CH-47F modernisiert werden kann. Diese Kampfwertsteigerungen und ein Lebensdauer-Verlängerungsprogramm zielen daraufhin ab, den Chinook noch bis über das Jahr 2030 hinaus im Dienst zu halten.

Humanitäre Rettungsmission nach dem verheerenden Hurrikan “Katrina” im Jahre 2005. Ein CH-47 wirft Sandsäcke ins überflutete New Orleans ab. (DoD - Photo Courtesy of U.S. Army)

Ein CH-47 der 101. Aviation Brigade beim Lufttranport von HMMWVs nahe Tikrit in Irak im Jahre 2006. (SPC Teddy Wade - Photo Courtesy of U.S. Army)

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Beim Anflug muss einer der beiden Warte/Mechaniker an Bord aus dem seitlichen Fenster blicken, um sicherzustellen, dass sich keine Personen oder Hindernisse im Landebereich

befinden. Die Größe des CH-47D verhindert diese Möglichkeit für den Piloten im Bereich zur Seite und zum Heck. (Jochen Vollert Archives)

Ein Fernspäher der 143rd Long Range Surveillance Detachment, 36th Infantry Division spingt von einem singapurianischen CH-47 in den Walter E. Long See in Texas, August 2006. (Master Sgt. Lek Mateo - Photo Courtesy of U.S. Army)

Start im Morgengrauen - ein amerikanischer CH-47

während Operation Anaconda. (Spc. David Marck Jr. -

Photo Courtesy of U.S. Army)

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Ein CH-47D der Britischen Streitkräfte im Flug über Deutschland. (Jochen Vollert Archives)

Ein britischer CH-47D im typischen Zweifarb-Tarn der Britischen Luftstreitkräfte. Man beachte die Antennenanlage an der linken Rumpfseite.(Jochen Vollert Archives)

Ein CH-47D der britischen Armee im typischen Tarn der Operation Desert Storm 1991.(Jochen Vollert Archives)

Wie auch bei Flugzeugen üblich, können Helikopter für besondere Anlässe wie Jubiläen auch eine Spezialmarkierung, wie dieses rot-schwarze Heck, tragen. Man beachte die für Nachteinsätze in Schwarz gestrichene Unterseite des CH-47D. (Jochen Vollert Archives)

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Text: Jochen Vollert