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Aus dem Pharmakologischen Institut der vereinigten Universit~t Halle-Wittenberg. Chlorcarvacrol als Anthelmenticum (Carvasept) (nebst Bemerkungen fiber die Wirkung des Car v acr o1, Thymol und Santonin). Von lYI. Koehmunn. Mit 3 Textabbildungen. (Eingegangen am 8. u 1931.) Nach den Untersuchungen yon P h. K u h n i sowie L e n t z 2 besitzt das ~onochlorearvacrol eine sehr hohe Desinfektionskraft. Da nun nach eigenen Untersuchungen die Toxizit~t, auf die weiter unten eJngegangen werden wird, verhi~ltnismi~l~iggering ist, so konnte mit Recht die Frage aufgeworfen werden, ob dieser aus der Reihe des Thyrnols stammende K(ir- per in gleicher Weise als Wurmmitte] Verwendung linden kSnne und mSg- licherweise Vorztige gegeniiber dem Thymo] aufweise. Das Chlorcarvacrol yon der Forrael CloH180C1 cE~ /\,oE i i c~\/ CH /\ CH 3 C~ ist ein einheitlicher KSrper, und zwar eine kristallisierte, feste Substanz Yon thymolartigem Geruch. ~[olekulargewicht 184,5. Seine LSslichkeit in Wasser ist gering, etwa 1: 5000--6000, doch ]iil~t sich die Wasser]Sslich- keit durch Zugabe geeigneter Substanzen wesentlich erh6hen. In Alkohol, auch in verdiinntem Zustand, 15st er sich leieht, ebenso in (Jl. i Ph. Kuhn~ Med. Klinik 1930, iN. 28. W. Lentz~ Tier~rztl. Rundschau 1930, ~Nr. 50.

Chlorcarvacrol als Anthelmenticum (Carvasept)

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Page 1: Chlorcarvacrol als Anthelmenticum (Carvasept)

Aus dem Pharmakologischen Institut der vereinigten Universit~t Halle-Wittenberg.

Chlorcarvacrol als Anthelmenticum (Carvasept)

(nebst Bemerkungen fiber die Wirkung des Car v acr o 1, Thymol und Santonin).

Von lYI. Koehmunn.

Mit 3 Textabbildungen. (Eingegangen am 8. u 1931.)

�9 Nach den Untersuchungen yon P h. K u h n i sowie L e n t z 2 besitzt das ~onochlorearvacrol eine sehr hohe Desinfektionskraft. Da nun nach eigenen Untersuchungen die Toxizit~t, auf die weiter unten eJngegangen werden wird, verhi~ltnismi~l~ig gering ist, so konnte mit Recht die Frage aufgeworfen werden, ob dieser aus der Reihe des Thyrnols stammende K(ir- per in gleicher Weise als Wurmmitte] Verwendung linden kSnne und mSg- licherweise Vorztige gegeniiber dem Thymo] aufweise.

Das Chlorcarvacrol yon der Forrael CloH180C1

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CH 3 C ~

ist ein einheitlicher KSrper, und zwar eine kristallisierte, feste Substanz Yon thymolartigem Geruch. ~[olekulargewicht 184,5. Seine LSslichkeit in Wasser ist gering, etwa 1: 5000--6000, doch ]iil~t sich die Wasser]Sslich- keit durch Zugabe geeigneter Substanzen wesentlich erh6hen. In Alkohol, auch in verdiinntem Zustand, 15st er sich leieht, ebenso in (Jl.

i Ph. Kuhn~ Med. Klinik 1930, iN. 28. W. Lentz~ Tier~rztl. Rundschau 1930, ~Nr. 50.

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Die Desinfektionskraft ist yon Kuhn an versehiedenen Bakterien- azten geprtift worden. Er konnte feststellen, dab der Pheno]koeffizient, d. h. die Zahl, die angibt, wievielmal starker die Desinfektionskraft eines Mittels ist als die des Phenols, beim Clorcarvacrol in Wasser gegeniiber Staphylokokken 130, gegeniiber Typhusbazillen 145, gegentiber Ruhr- bazillen vora Typ Shiga-Kruse 50 betr~tgt. NaGh deraselben Forscher ist der Phenolkoeffizient ftir Thymol in Wasser gegeniiber Staphylokokken rait 21 und fiir Sub]iraat rait 80 erraittelt worden. Naeh den Unter- suehungen yon Len t z ist eine L Ssung des Chloraervacrols yon 1:10000 bereits irastande, Sehiraraelpilze, z. B. Penidlliura glaueura, Clado- sporiura herbarura, 3{onilia nigra, Oidiura �94 in 15--30 Minuten abzutSten.

Das night geehlorte Carvaerol ist bereits yon Sollraann 1 und Li- v ings ton 2 untersueht worden. Beide sind auf Grund der Toxizit/its- bestimmung am tIund und Kaninchen, sowie ihrer Versuche am Regen- wurra der Ansieht, dal~ es sich als Wurrarait~el verwenden lasse. Soil- m a n n sehrieb ihm eine hShere Giftigkeit zu als dem Thyraol, w~hrend L i v i n g s t o n einen Unterschied in der Toxizitttt beider KSrper beira Kaninchen night feststellen konnte und aueh die gleiehe Wirktmgst~rke fiir den Regenwurm land.

Chlorearvaerol, welches yon der Cheraisehen Fabrik yon Heyden in Radebeul unter der Bezeichnung Carvasept in den Handel gebraeht wird, ist yon Sprehn a ira Tierseucheninstitut der Universit~t Leipzig einer Priifung auf wurratreibende Wirkung unterzogen worden, wobei sigh er- geben hat, dab dem Chlorearvacro] beispielsweise gegeniiber versehiedenen Arten yon Spulwiirraern derHunde ein anthelmintisGherEinflu~ zukorarat. Eine eigentliehe pharraakologisehe Auswertung des Pr~tparates als Wurra- raittel ist bisher aber noch nieht erfolgt. Die naehstehenden Versuche hatten infolgedessen die Aufgabe, festzustellen

1. ob am Regenwurra oder Blutegel sieh Wirkungen naehweisen lassen, die rait der wurratreibendell Wirkung des Thymols und vielMeht anch des Santonins vergliehen werden kSnnen;

2. ob eine wurratreibende Wirkung auch am ganzen Tier festzu- stellen ist und

3. welche toxischen Wirkungen das Pr~parat auf verschiedene Tier- arten ausiibt.

1 Th. Sollmann, Journ. of pharmacol, a. exp. therapeut. 1920, Bd. 14, S. 251. -2 A. E. Livingston, Ebenda 1921, Bd. 17, S. 261. 3 C. Sprehn, Tier~irztl. Rundschau 1931, Nr. 5, S. 77.

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198 M KOCKMA.~N:

~u des Chlorcarvacrols auf Regenwnrm und BlutegeI.

Zuni~chst wurde der Einflu~ des Chlorcarvacrols auf den unverletzten Regenwurm im ganzen untersucht. Zu diesem Zweck wurden die Wiirmer in 50 ccm verschieden konzentrierter LSsungen des Priiparates in Leitungs- wasser eingebracht. Zum Vergleich wurden gleiche Verdtinnungen des Thymol s und Santonins untersucht.

T~belle 1.

Konzentration des Thymols und Wirkung Bemerkungen Chlorcarvacro] s

1 : 10 090 1 '. 20 000 1 : 40 000 1 : 80 000 1 : 100 000 1 : 160 000 1 : 1 Million 1 : 10 Millionen

tot

gel~ihmt ttberlebt

Zuerst lebhafte Bewegungen, dann allmEhlich L~ihmung und Tod.

In giftfreiem Wasser erholt.

Konzentration des Santbnins Wirkung Bemerkungen

1 : 1000 1 :.10 000 1 : 30 000 1 : 60 000 1 : 100 0C0 1 : 1 Million 1 : 10 Millionen

tot

fiberlebt

Zuerst sehr lebMfte~ krampfartige Bewegungen, dann Liihmung, die irreversibel ist.

Auf Reize und spontan lebhafte Bewegungen.

Aus diesen Versuchen ergibt sich, dal~ sowohl Thymol wie Chlor- carvacrol die Regenwiirmer in Konzentrationen tiber 1:100000 zu t(iten imstande sind, wiihrend geringere K0nzentrationen sie nur reversibel l~hmen oder iiberhaupt nicht beeinflussen. 5Teben diesen Endwirkungen kann man noch einige bemerkenswerte Einzelheiten erkennen. Bringt man einen Regenwurm in LSsungen, die die Tiere bei langerem Verweilen t~iten oder li~hmen, so ringeln sie sich spiralig zusammen und stoBen dabei den Darminhalt aus. Gelegentlich biiumen sie sich mit dem Kopfende auf. )fan hat den Eindruck, dal~ die Ring- und Liingsmuskulatur sich krampfartig kontrahiere; die Tiere sehen danach ganz blab aus, erschlaffen alsdann und zeigen auf Reize keine Bewegungen mehr. Bei den Konzen- trationen yon weniger als 1:150000 t r i t t auch bei stundenlangem Aufent-

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halt in der GiftlSsung nur ein narko~ischer Zustand ein, der durch giftfreie LSsung reversibel gestaltet werden kann. Die toten Wfirmer zeigen nach der Bauchseite bin eine lgngs- verlaufende hahnenkamm- fSrmige Leiste von gelb- lieher Fgrbung. Es scheint sieh um eine Abhebung der Epidermis yore kolltra- hierten 1Ys zu handeln.

Injiziert man einem Regenwurm 0,25 ccm einer LSsung 1 : 6000 des Chlor- carvaerols in den Haut- muskelschlauch, so wird das Tier zun~ehst nur an der Injektionsstelle gelghmt, von der sich aber die Lgh- mung alsdann fiber das ganze Tier ausbreitet.

Um die beobachteten Erscheinungen besser zu erforsehen, wurde naeh dem Vorgang der S t r a u b - schen Sehule (Trende len- burg1) die Wirkung so- wohl am gaJaglienfreien wie ganglienha]tigen isolierten WurmstiJek yore Regen- wurm und Bhtegel unter- sucht, das i~ Anlehnung an die I~ethode yon X a g n u s in der fiblichen Weise in

P. Trendelenburg~ Arch. f. exp. Fathol. u. Pharma- kol.! 1915, Bd. 79, S. 190.

Archiv f. experiment . Path. u. Pharmakol. Bd. 161. 14

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200 M. KOCnMA~ :

KaltbltiterringerlOsung so aufgehiingt wurde, dal~ eine graphische Re- gistrierung ermSglieht war (Frihnerl) .

Es zeigt sich nun, dat~ an ganglienhaltigen Stricken des Regenwurms, die spontane Bewegungen aufweisen, Konzentrationen yon 1:150000 bis

Abb, 2. Blu~egel isoliert. 1 : 5 0 0 0 0 - - 1 : 1 0 0 0 0 Chiorcarvacrol . Tonuss te igerung und ~'ergrSlterung der Bewegungen.

1:180000 und dartiber die rhythmischen Kontraktionen und den Tonus verst~rken, setten aber einen Spasmus auslSsen. An ganglienfreien Wurm- stricken; die kaum Andeutung yon rhythmischen Bewegungen ze~gen,

15sen etwas hShereKonzen- trationen stlirkste rhyth- mische Zusammenziehun- gen aus. Der Blutegel ist weniger empfindlieh, so da6 hShere Konzentratio- hen yon 1:50000 verwen- det werden miissen, um die Kontraktionen herbei- zufrihren. Bei starken LSsungen folgt den 5Ius- kelkontraktionen und der

b Tonussteigerung eine Er- =4bb. 3. Regenwurmst l i ck in R. L, suspendiert .

a Auf 1 : 8 0 0 0 Tonass te igerung. schlaffung mit Absinken b Auf 1 : 40000 spast ische Kont rak t ion . der Kurve. Diese Er-

sehlaffung ist bei Blutegeln kaum auszul(isen. Die beigefrigten Kurven veranschaulichen das eben Gesagte.

Santonin, das in der gMchen Weise untersucht wurde, besitzt am ganzen Regenwurm eine geringere Toxizitiit als Chlorcarvacrol und Thy-

H. F iih n e r, Nachweis und Bestimmung yon Giften auf pharmakologischem Wege. Abderhaldens Handb. d. biol. Arbeitsmeth. Berlin-Wien 1928.

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tool, da erst LSsungen yon 1:60000 den Tod herbeiftihren. Ein grSl]erer Unterschied in der Wirkung im Vergleich zu den beiden anderen Sub- stanzen war ~icht festzustellen. Jedenfalls besitzt auch das Santonin in passender Konzentration eine li~hmende Wirkung anf Lumbricus ter- restris~.

Wir sehen also aus den Versuchen am ganzen Tier und an den iso- lierten Teilen, dat~ das Chlorcarvacrol zun~chst eine Erregung der ~ns- kulatnr und dann eine L~hmtmg herbeifiihrt. Der Angriffspunkt der Wirkung scheint zuni~chst das zentrale 5~ervensystem zu sein, da die ganglienhaltigen Stiicke empfindlicher sind als diejenigen, aus denen der INervenstrang entfernt worden ist. Ob bei den nervenstrangfreien Teilen die Y[uskulatur selbst oder die Nervenendigungen den Angriffspunkt bilden, lg6t sich nicht ohne weiteres entscheiden.

Wm'mtreibende ~Tirkung des Chlorcarvacrols am ganzen Tier (Hund).

Verabreicht man Hun@n, bei denen Wiirmer festgestellt worden waren (Bandwiirmer), 1 g des Praparates in (iliger Li~sung (10%), in Form yon Geloduratkapseln zn 1 ccm der LSsung mit dem Futter, so werden im allgemeinen innerhalb der ni~chsten 24 Stunden die Parasiten mit dem Kot entleert. Bei manchen Tieren war eine zweite Darreichung notwendig, um die Wiirmer zu vertreiben. Auf diese Weise gelang es, uusere s~mt- lichen Versuchstiere, die stark verwurmt waren, wnrmfrei zu machen. Im tibrigen zeigte es sich, da~ auch geringere Mengen des Monochlorcarvacrols wnrmtreibende Wirkungen besitzen, da zehn Sttick Geloduratkapseln mit 0,3--0,4 g eines 10% igen Gemisches yon Ch]orcarvacrol und Pulvis gum- mosus die gleichen Wirknngen besal3en. Den ttunden war also jetzt nur 0,3--0,4 g Chlorcarvacrol dargereicht worden. Die mittelgro~en Tiere zeigten keinerlei Vergiftm~gserscheinungen.

Es ware nattirlich wiinschenswert, das Priiparat anch bei anderen Tierarten, bei denen an@re Parasiten vorkomraen, an~ seine wurmtreiben- den Wirkungen zu prtifen. Solche Versuche sind bereits in einer tier- ~irztlichen Klinik im Gange.

Toxizit~it des )IonochlorcarvacroIs.

Die toxischen Wirkungen des Pr~parates wurden am Fisch, Frosch, an der Marls, dem Kaninchen, der Katze ul~d dem Hun@ sowohl bei per-

Auf das Schrifttum mSchte ich hier nicht eingehen, da die einander widersprechenden Angaben yon Trendelenburg in Heffters Handb. d. exp. Pharmakol., Berlin 19207 ausftihrlich angeftihrt sind.

14"

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oraler wie aueh unter Umst~nden subkutaner D arreichung untersucht. Zum Vergleich wurde aueh die Wirkung des Thymols and des lfieht gechlorten Carvacrols herangezogen. Die Tabelle 2 gibt AufschluB fiber die letalen Dosen dieser Praparate.

Tabelle 2.

Dosis letalis des Tierart Chlorcarvacrol Carvacrol Thymol

Stichling . Frosch . . l~iaus, Kaninchen

Katze . . H a n d . . .

Lymphsack subkutan per os subkutan per os

1 : 6000 0,4 g/kg 115 g/kg 0,75-1,0 g/kg"

> 3,0 g/kg 1,0 g/kg 5,0--10,0 g/kg

01075 g 01150 g

0,1 g" 0~75--110 g 1,0 ,, ~ 2 0 g 0,1 ,, 0~25 g

Die an den verschiedenen Tieren beobachteten Erscheinungen lassen sich kurz folgendermaBen sehildern:

a) Lokale Wirkungen.

Bringt man eine ges~ttigte w~sserige LSsung des Chlorearvaerols in 0,9%iger NaC1-LSsung tropfenweise in das Auge yon Kaninehen oder Katzen ein, so dab alle 2 ~inuten ein Tropfen, im ganzen 15real, in den Bindehautsaek iustilliert wird, so konnte weder an der Bindehaut noeh an der Kornea oder an der Pupille irgendeine Ver~nderung wahrgenommen werden,

Die Eingabe grSBerer Chlorcarvacrolmengen in 10% iger 51iger LSsung in den ~agen-Darmkanal yon Kaninehen und Katzen bedingt eine starke Reizung der Schleimhaut mit erheblicher RStung and Sehwellung, ge- legentlich aueh Gesehwiirsbildung.

b) Resorpt ive W i r k u n g e n .

S ti chl inge, Gasterosteus aculeatus, die in eine ges~ttigte Chlor- carvacrollSsung 1:6000 gebracht werden, nehmen nach wenigen ~[inuten Seitenlage ein, die Kiemenbewegung wird unregelm~6ig und schlieBlich werden die Tiere vSllig gel~hmt. In giftfreiem Leitungswasser erholen sie sich aber wieder.

Am Frosch , Rana temporaria, riefen 300mg/kg Tier in 2%iger 51iger LSsung in den Brustlymphsack injiziert, nach etwa 1 Stun@ ein Verschwinden des Drehreflexes hervor, der aber naeh 4 Stunden wieder:

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kehrte. 400 rag/kg hatten R~ickenlage, Reflexlosigkeit und den Tod zur Folge.

Bei der 3{au s sind naeh etwa 1 g/kg subkutan in 2% iger 51iger LSsung keine Vergiftungserseheinungen festzustellen. HShere Dosen yon 1,5 g/kg an aufw~rts liihraen die Tiere, der Gang Mrd unsieher und tauraelnd, und sie sterben ohne Kr~rapfe.

Beira K a n i n e h e n wurde das Pr~parat sowohl in O1 gelSst wie rai~ Gurarai arabieura eraulgiert per os dargereieht. Zur subkutanen Verab- reiehung wurden nut die 51igen LSsungen benutzt. Auff~llig ist, da/3 bei peroraler Darreiehm~g sehon 0,75 g/kg in der I-I~tlfte der F/ille den Tod herbeiftihrten und I g/kg iraraer tSdlieh war, wfi.hrend bei subkutaner Dar- reiehung selbst 3 g/kg in 10 eera Oliven~l gelSst den Tod noeh nieht herbei- ft~hrten. Bei peroraler Darreiehung wurden 0,5 g/kg ohne Ver~nderung des Allgeraeinbefindens vertragen, w~thrend naeh hSheren Gaben geringe Eiwei$raengen irn Urin und bei des tiJdliehen Gaben Nahrungsverweige- rung, Durehfglle und starke Abraagerung festzustellen waren. Bei der Sektion zeigte sieh eine fettige Entartung der Leber und starke Reizung des 3Iagen-Darrakanals. Gelegentlieh wurden aueh gesehwt~rige Sub- stanzverluste im 3/[agen festgestellt. Die pathologisehen Veranderungen sehienen bei 51iger LSsung geringer zu sein als bei der Emulsion mit Gurarai arabieura. Bei der subkutanen Darreiehung kara es naeh den grO/3eren Gaben yon 1,0 g/kg Tier an aufw~rts zu Gewiehtsverlusten, die abet in etwa 1 Woehe Meder ausgegliehen wurden. Oftraals erreiehten dann die Tiere ein hSheres GeMeht als sie bei Beginn des Versuehes gehabt hatten. Die grSl~ere Toxizitat bei peroraler Darreiehung 1/~l~t sieh wohl nngezwungen dureh die sehweren Reizungen des lVfagen-Darrakanals und die Sehgdigung der Leber erkl~ren.

Bei der Ka tze und beira t t u n d wurde das Prgloarat nur per os dar- gereieht und zwar ebenfalls in O1 gelOst oder ]nit Gurarai arabieura eraul- giert. Bei den subletalen Dosen yon 0,5--0,75 g/kg Katze sind Vergif- tungserseheinungen kaura wahrzunehraen. Aueh das K0rpergewieht h~l~ sieh ann~hernd auf der gleiehen HOhe. Bei den t6dliehen Doses traten bei der Katze/~hnliehe Erseheinungen ein Me beira Kaninehen und aueh der pathologiseh-anatoraisehe Befund zeiehnete sieh dureh eine fettige Entartung der Leber und Reizung der Sehleirahaut des ~agen-Darra- kanals aus.

Beira H u n d kara es naeh den kleineren Gaben yon 0,25 und 0,5 g/kg Tier in 10% iger 51iger LSsung per os zu einera geringen KSrpergewiehts- verlust. Bei 1 g/kg war der KOrpergewieh~sverlust gelegentlieh zieralieh erheblieh, betrug etwa 20%, und es trat Erbreehen ein. Der Urin war

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immer frei yon Eiwei6 und reduzierenden Substanzen. Um das Erbrechen zu verhindern und so die Dosierung genauer zu gestalten, wurde den Tieren, die das Chlorcarvacrol in 51iger LSsung bekamen, etwa 1/e bis 3/~ Stun@ vor der Einverleibung 5 mg/kg ~orphinum hydrochlorieum in 2% iger LSsung injiziert, worauf einmaliges Erbreehen eintrat, das abet danach, wenn das Chlorcarvacrol gegeben wurde, vollkommen ausblieb. Das Erbrechen konnte auch verhindert werden, wenn das 10% ige. Chlor- earvacrolS1 in Geloduratkapseln eingeschlossea war, die natiirlicherweise den Kagen nicht bel~stigen, da sie erst im Darm ihren Inhalt freigeben.

Sehlie~tieh wurde aueh ein Fiitterungsversuch an einem Hund yon 24,5 kg angestellt, der 23 Tage lang ti~glich 1 g des Prfiparates per os mit dem Futter erhielt. Bei diesem Tier konnten keinerlei toxische Erschei- nungen naehgewiesen werden.

In i~hnlicher Weise wurdea die Versuche mit dem llieht gechlorten Carvaerol und dem Thymol angestellt. Die Ergebnisse ware11 die gleiehen, nur dal~ die Dosierung sieh zum Tell anders gestaltete.

Das Carvacrol ist zweifellos, wie sehon die Ubersieht fiber die Dosis letalis ergibt, wesentlieh giftiger als das gechlorte Pri~parat. Die Ersehei- nungen, die naeh der Injektion oder der Eingabe per os des Pr'~parates in 51iger LSsung auftreten, sind die gleiehen wie bei Chlorcarvacrol, sowohl beim Kaninchen wie bei der Katze. Auffallend ist, dal3 bei peroraler Dar- reichung, besonders aber nach der kleinen Gabe yon 0,1 g/kg der Tod sehr verspatet, erst naeh 23~26 Tagen eintritt. Die pathologiseh-anatomischen Veri~nderungen decken sich mit denen, die naeh Chlorcarvacrol beob- achtet wurden, die Leberverfettung war nach subkutaner Darreichung ebenfalts stark ausgepragt.

Auch beim Thymol, das beziiglich der GabengrSi~e am Kaninehen dem Chlorcarvacrol i~hnlich, aber beim Froseh und bei der Katze wesent- lich giftiger ist, sind die Intoxikationserseheillungen ~hnlich denen beim Carvacrol und seillem geehlorten AbkSmmling.

Eriirternng der Ergebnisse.

Aus den Versuchen ist deutlich zu erke!men, daI~ das Chlorcarvacrol schon in eiaer sehr kleinen Konzentratioa Regenwurm und Blutegel schi~digt und sogar tStet. Solehe Verdiinnungen kSnnen sehr wohl im ~agen-Darmkanal des Hundes und auch des ~[ensehen nach Aufnahme nicht toxischer Gaben des Pr~iparates entstehen und dadurch warm- treibend aueh im lebenden Organismus wirken. Diese Vermutung hat sieh nun beim ver~vurmten Hund vollkommen besti~tigt, da es gelang, dureh perorale Eingabe des Chlorcarvacrols die Tiere wurmfrei zu machen.

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Gegentiber dem Santonin hat es den Vorteil, daI~ es, wenigstens nach den Versuchen am Regenwurm, schon in verd~nnteren LSsangen die Wtirmer sch~digt.

Gegen~ber dem Thymol besitzt es wenigstens bei ge~ssen Tierarten denVorzug einer geringeren Toxizit~t, so dal~ die Gefahr einerVergif~ung bei Darreichung des Chlorcarvacrols kleiner sein kSnnte, als beim Thymol, was bei der Anwendung am 3{enschen selbstverst~ndlich einen erhebliehen Vorteil bedeuten wtirde.

Wenn man auf Grand dieser Versuche berechtigt ist, das Chlor- carvacrol auch beim lgenschen als Wurmmittel anzuwenden, so versteht es sich doch yon selbst, da~ man ftir die ersten Versuche die Gaben nur sehr vorsiehtig steigern darf and da~ es zweckm~ig ist, das Pr~parat in 10%iger 51iger LSsung, in Geloduratkapseln eingeschlossen, zu verab- reichen, um m~glichst Reiz~4rkangen auf den )iagen and dadurch viel- leicht bedingtes Erbrechen auszt~schalten.

Zasammenfassung.

1. Der Regenwurm im ganzen ~4rd durch Konzentrationen yon 1:150000 Chlorcarvacrol gelghmt, durc, h hOhere Gaben abgetStet.

2. Isolierte Regenwurmstiicke mit und ohne Bauchganglienstrang werden durch das Praparat za starken rhythmisehen Kontraktionen ge- bracht. Gelegentlich kommt es zu auch einem Spasmus.. Der Erregang folgt bei hohen Konzentrationen eine L~hmung mit Tonusabfall.

3. Der Blutegel ist weniger empfindlich als der Regenwurl~l, so dal3 hOhere Konzentrationen verwendet werden miissen, um die gleichen Wir- kangen zu erzielen.

4. Gaben des Chlorcarvacrols, die beim Hunde keine toxischen Er- scheinungen auslSsen, haben bei peroraler Eingabe eine wurmtreibel~de Wirkung.

5. Die Toxizitat des Chlorcarvacrols ist gegenfiber dem Carvacrol wesentlich geringer. Aber auch im Vergleich mit dem Thymol ist die Toxizit~t bei manchen Tierarten kleiner and nur beim Kaninchen etwa gleich.

6. Die Wirkungen des Chlorcarvacrols auf den Regenwurm ghneln ebenso wie die des Thymols in vieler Hinsicht denen des Santonins, das im tibrigen nicht nur erregt, sondern den ganzen Warm auch zu lahmen vermag.