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Circa ein bis zwei Monate vor dem Abflug in die Türkei wurde ich von einem Studenten
der Uludağ Üniversitesi – meinem Mentor– angeschrieben, der mir seine Hilfe in jeglicher
Lage anbot. Die Uludağ Universitesi weist jedem Incoming-Student einen Mentor zu, der
dem ausländischen Studenten in Angelegenheiten wie Wohnungssuche, Dokumente und
dergleichen behilflich ist. Die Mentoren waren selbst als Erasmusstudenten im Ausland,
müssen jedoch nicht von der gleichen Fakultät oder dem gleichen Institut sein.
Wohnungssuche und Wohnung
Von Deutschland aus habe ich die Wohnungssuche gestartet, ein Student der Uludağ
Üniversetesi, der zuvor zwei Semester mit dem Erasmusprogramm an der Universität
Hamburg studierte, hat mir dabei geholfen. Zusammen mit ihm und einer Kommilitonin,
mit der ich zusammen in die Türkei gegangen bin, haben wir per Internet nach Wohnungen
gesucht. Seine Hilfe war sehr von Vorteil, da er uns zeigen konnte, wo man als Student am
Besten in Bursa leben kann. Aber auch über die Universität hätte man sich einen Platz im
Wohnheim auf dem Campus sichern können. Diese Unterkünfte wurden jedoch von den
Studenten der Universität nicht sehr empfohlen. Trotz dessen, dass wir schon von
Deutschland aus uns Wohnungen ausgesucht hatten, sind meine Kommilitonin und ich
ohne die feste Zusage einer Wohnung in die Türkei geflogen mit dem Rat unserer
Professorin: „Auch wenn es scheint, es ist nichts sicher, wird es dennoch funktionieren.“
Und es hat geklappt. Unser Freund aus Bursa hatte zwei Wohnungen für uns zur Auswahl,
die wir noch am Anreisetag besichtigten und sofort beziehen konnten. Wir bezogen
schließlich ein Apartment eines privat geführten Wohnheims. Es handelte sich um ein
kleines, möbliertes Apartment, das aus zwei Schlafzimmern, einer Flurküche, einem Bad
und einem kleinen Balkon bestand. Für das Apartment haben wir zusammen 900,- TL
bezahlt. In dieser Miete waren ebenfalls mit einberechnet: Strom, Wasser, Internet und ein
Shuttlebus, der zur Universität und zurück zum Wohnheim fuhr. In diesen Wohnheimen
zahlt man zwar mehr als in normalen Wohnungen, jedoch muss man sich um Dinge wie
Strom, Internet und Wasser nicht kümmern, da sie schon vorhanden sind, dies erspart
einem jede Menge Stress und Ärger.
Da die Universität außerhalb der Stadt Bursa liegt, ist es zu empfehlen, sich eine Wohnung
in dem kleinen Viertel Görükle zu suchen. Dieses liegt circa 10 Minuten mit dem Bus vom
Universitätsgelände entfernt und hat sich in den Jahren zu einem Studentenviertel
entwickelt. Hier sind eine Menge Bars und Restaurants, in denen man sich mit seinen
Freunden treffen kann.
Anreise
Da meine Kommilitonin und ich vor unserer Anreise in die Türkei keine sichere Wohnung
hatten und überhaupt nicht wussten, was uns erwarten würde, bin ich mit einer Menge
Angst und absolut keinen Vorstellungen in die Türkei geflogen. Im Gegensatz zu den
anderen Auslandsstudenten sind wir, aufgrund universitärer Aktivitäten, erst sehr spät
angereist.
Der Anreisetag begann frühmorgens. Um 7.15 Uhr sind wir mit dem Flugzeug nach
Istanbul zum Atatürk Flughafen geflogen. Die frühe Uhrzeit war von Vorteil, denn von
Istanbul bis nach Bursa sollte man noch 2 1/2 bis 3 Stunden einplanen, wenn man mit der
Fähre fährt. Sofern man Bursa mit dem Bus erreichen möchte, sind es sogar circa 4
Stunden.
Wir haben uns für die Fähre entschieden, da diese günstiger und auch schneller ist; der
Preis liegt circa bei 28 TL. Falls eine Kreditkarte vorhanden ist, ist es auch möglich, vorab
schon Tickets für die Fähre im Internet zu buchen. Die Fähre ist mit der Metro und dem
Bus erreichbar. Aufgrund des Gepäcks am Anreisetag ist es ratsam, ein Taxi zu nehmen.
Die verschiedenen Anfahrtsmöglichkeiten nach Bursa werden in einer kleinen
Informationsbroschüre des Erasmusbüros der Uludağ Universitesi per Mail zugesandt. Es
ist auch von Vorteil, sich mit seinem Mentor in Verbindung zu setzen, da in der Broschüre
nur ein Hafen angegeben wird, dessen Fähre lediglich zwei Mal am Tag fährt. Es gibt
jedoch noch weitere Häfen in Istanbul, deren Fähren öfter am Tag nach Bursa fahren.
Nach einer Überfahrt von 1 1/2 bis 2 Stunden sind wir gegen 16.00 Uhr am Hafen von
Bursa angekommen, wo uns der Mentor meiner Kommilitonin abgeholt hat. Mit dem Bus
U/2 sind wir dann weitere 30-45 Minuten zum Campus der Universität gefahren. Da das
Bezahlsystem für Busfahrten in der Türkei umgestellt wurde, kann nicht mehr vorne beim
Fahrer bezahlt werden, sondern jeder besitzt eine eigene Fahrkarte, auf die Geld eingezahlt
wird. Hier rate ich andere Fahrgäste zu fragen, ob sie ihre Karte für einen im Busautomaten
benutzen und diesen danach das Geld zurückgeben. Als Student erhält man später selbst
eine solche Karte. Nachdem wir mit dem Bus die circa 30-45 Minuten gefahren sind,
erreichten wir den Campus um circa 18.00 Uhr, wo wir uns mit unserem Freund getroffen
haben, um die Wohnungen zu besichtigen.
Erasmus Office und weitere Organisationen
Am Tag nach der Anreise sind wir morgens mit dem Mentor meiner Kommilitonin zum
Erasmus Office der Uludağ Üniversitesi gegangen, um Dokumente abzugeben und erste
Informationen zu bekommen. Das Team vom Erasmus Office war sehr freundlich und
immer hilfsbereit, so dass man mit jedem Problem dorthin gehen konnte.
In der ersten Woche richtete das Erasmusteam eine Willkommensfeier aus. Zunächst
wurden in einer Einleitung die Türkei sowie die wichtigsten Dinge für das Studieren an der
Universität vorgestellt. Nach dieser Einleitung gab es eine kleine Feier mit Kaffee und
Kuchen. Nicht nur für Informationen war diese Willkommensfeier gut geeignet, sondern
hier lernte man zum ersten Mal die anderen Auslandsstudenten richtig kennen. Außerdem
sind wir mit den Mitarbeitern und allen anderen Erasmusstudenten zur Polizeistation in
Bursa gegangen, um die Aufenthaltsgenehmigung zu beantragen. Neben dem Visum
benötigt man eine Aufenthaltsgenehmigung, die circa 200,- TL kostete. Die Hilfe durch
die Mitarbeiter des Erasmus Office war dabei sehr hilfreich, um die Zettel der
Polizeibehörde auszufüllen.
Neben dem Erasmus Office gab es weitere Organisationen, die Veranstaltungen und
Ausflüge planten. Zu erwähnen sei hier die "International Exchange Erasmus Student
Network" Organisation, die nicht nur die Veranstaltungen organisierte, sondern auch bei
Problemen mit Rat und Tat uns zur Seite stand.
Studieren an der Uludağ Universitesi
Beim ersten Gang über den Campus habe ich nicht gedacht, mich dort zurecht finden zu
können, da dieser eine immense Größe besitzt. Es lohnt sich sogar, in einen Bus oder in
einen der kleinen Dolmuş einzusteigen, wenn man vom einen Ende des Campus zum
anderen möchte. Diese Busse fahren ebenfalls vom Campus nach Görükle. Es ist dabei
günstiger, mit den normalen Bussen zu fahren (pro Fahrt 0,95 TL), als mit einem Dolmuş
(pro Fahrt 1,25 TL). Das Studieren an der Uludağ Üniversitesi gleicht im Großen und
Ganzen dem Studieren in Deutschland. Da das Fach Archäologie auch in der Türkei wie in
Deutschland nur ein sehr kleiner Studiengang ist, war es sogar möglich, dass wir nur zu
Dritt in einem Seminar saßen. Am Anfang des Semesters wurden die Seminare von den
Dozenten gestaltet und später wurden von den Studenten Referate gehalten, worüber am
Ende des Semester ein Bericht auf englisch geschrieben werden musste. Die Sprache der
Seminare war neben türkisch und englisch auch deutsch, da die Professoren in Deutschland
studiert oder gearbeitet hatten. Da auch die meisten der Archäologiestudenten im Master
englisch gesprochen haben, gab es aufgrund der Sprache keine Probleme, auch wenn keine
türkischen Sprachkenntnisse vorhanden sind.
Außerdem war es möglich, an einem Türkisch-Sprachkurs für Anfänger teilzunehmen.
Sofern man zuvor schon in Deutschland an einem Sprachkurs teilgenommen hatte, lernt
man nicht unbedingt neue grammatikalische Sachen. In diesem Kurs wird sehr viel Wert
auf das Sprechen gelegt, was einem eine gewisse Sicherheit im Sprechen verleiht und es
werden neue Vokabeln gelernt. Weiterhin habe ich an einem Erasmus-Chor teilgenommen,
der aus einer spontanen Idee bei der Willkommensfeier ins Leben gerufen wurde. Eine der
Erasmusbeauftragten, die gleichzeitig als Musikdozentin an der Universität tätig ist, hatte
uns Erasmusstudenten gefragt, ob Interesse bestünde, traditionelle türkische Lieder und
Tänze zu lernen. Da die Mehrheit von der Idee begeistert war, trafen wir uns einmal in der
Woche, um mit türkischen Musikstudenten zu musizieren. Dies gefiel der Dozentin so gut,
dass sie uns einen Auftritt bei der Konferenz für türkische Sprache der Uludağ Üniversitesi
organisierte. Dieser Auftritt kam so gut an, dass wir in fast jeder Zeitung Bursas und auf
der Internetseite der Universität standen.
Leben in Bursa und Görükle
In dem Viertel Görükle, in dem ich wohnte, war ich mit allem gut versorgt. Es gab mehrere
kleine und größere Supermärkte wie dem Kipa oder Seyhanlar, in denen man Essen,
Elektronikgeräte oder Kosmetika einkaufen kann. Diese Produkte können auch auf dem
Basar noch günstiger erworben werden. In Görükle gibt es jeden Freitag einen
Kleiderbasar und jeden Samstag einen Lebensmittelbasar. So kostet dort ein Kilogramm
Tomaten lediglich 2,- TL, was je nach Wechselkurs um die 0,60 € entspricht. Auch ein paar
Kleider- und Schuhgeschäfte sind in Görükle vorhanden. Wer jedoch großartig shoppen
gehen möchte, sollte in die großen Einkaufszentren in Bursa City fahren, wo es Läden wie
Zara, Mango oder Vero Moda gibt.
In seiner Freizeit kann man sich in Görükle in einem der vielen Cafés, Bars oder
Restaurants mit seinen Freunden treffen, um dort etwas zu trinken, sich zu unterhalten oder
etwas zu spielen. So kostet ein Kaffee dort circa 6,- TL. Am Wochenende ist es auch
möglich, in Clubs auf Konzerte zu gehen oder in kleinen Bars türkische Livemusik zu
hören. Zum Entspannen und Verwöhnen sollte man, in Bursa in eines der zahlreichen
Hamams gehen oder in den zahlreichen Museen die türkische Historie und Kultur besser
kennen zu lernen. Hierbei ist zu empfehlen, sich eine Museumskarte für einmalig 15,- TL
zu kaufen, mit der fast jedes Museum in der Türkei besucht werden kann.
Die Menschen, die in Bursa und Görükle leben, sind sehr hilfsbereit, gastfreundlich und
nett. Falls es Probleme gab, wurde einem sofort von Freunden und auch Fremden geholfen.
Vor allem haben sich die Leute gefreut, wenn man versucht hat, mit ihnen türkisch zu
sprechen.
Ausflüge in andere Städte
Gerade als Archäologie-Studentin kann ich nur empfehlen Ausflüge in der Türkei zu
unternehmen. Während des Aufenthalts habe ich Stätten wie Troja und Hattuşa besucht.
Aber auch um Bursa herum gibt es zahlreiche Städte wie Iznik, die antike Spuren
aufweisen. Diese Ausflüge kann man sehr gut mit den großen Reisebussen bewältigen;
eine Fahrt von Bursa nach Ankara, die circa sieben Stunden dauert, kostet etwa 45,- TL.
Wenn man in der Nebensaison in andere Städte fährt, ist es nicht unbedingt nötig, ein
Hotelzimmer vorher zu reservieren. Zur Hauptsaison, vor allem im Sommer, ist es aber
ratsam, vorher ein Zimmer zu buchen.
Probleme
Vor Antritt der Reise sollte man darauf gefasst sein, dass Kosten entstehen können, die
nicht eingeplant waren. So muss man sich, falls man sich eine Prepaidkarte eines
türkischen Telefonanbieters holen will, ebenfalls ein türkisches Handy kaufen, da deutsche
Handys in Kombination mit einer türkischen Simkarte nach einem Monat für das türkische
Netz gesperrt werden. Es ist zu empfehlen, sich ein gebrauchtes Handy zu kaufen. Eine
Nutzung der deutschen Handys mit deutschem Handyvertrag führt aber zu keiner
Sperrung. Es ist auch möglich, die deutschen Handys bei der Polizei registrieren zu lassen,
damit man mit diesen eine türkische Prepaidkarte nutzen kann. Das kostet jedoch ca. 200,-
TL. Dazu war bei der Anreise nicht klar, dass wir neben dem Visum, das wir in
Deutschland für 60,- € erhielten, zusätzlich eine Aufenthaltsgenehmigung von ungefähr
200,- TL benötigten. Darauf wurde man beim türkischen Konsulat nicht hingewiesen. Es
gab lediglich die Information, sich innerhalb eines Monats bei der örtlichen Polizei zu
melden. Neben diesen anfänglichen kleineren Problemen gab es in der Türkei keine
weiteren.
Endbetrachtung
Rückblickend war das Semester in Bursa eine tolle Erfahrung. Ich bekam tolle neue
Eindrücke von der türkischen Kultur, eine tolle Stadt und traf auf nette hilfsbereite
Menschen. Die Entscheidung nach Bursa zu gehen, würde ich jederzeit wieder treffen. Ich
kann nur jedem empfehlen, an der Universität in Bursa ein Auslandssemester zu
vollbringen.