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Nichts bleibt, wie es wahr - diese Binsenweisheit ging uns durch den Kopf, als uns der deutsche NAD-Vertrieb den Vollverstärker 338 schickte. Wer, wie die Redaktionsmit- glieder von STEREO, viele Jahrzehnte HiFi-Erfahrung auf dem Buckel hat, blickte etwas irritiert. NAD - waren einer gewissen Skepsis auf die Suche nach den musikalischen Qualitäten. Natürlich nicht, ohne sich zuvor ausführlich mit den technischen Besonderheiten und den Details des Ausstattungspakets ver- traut gemacht zu haben. Beim Blick auf die F ähigkeiten fflt eine ungewöhnliche Funk- tion sofort ins Auge: die Auto-Sense-Funk- das nicht die, die über etliche ST|CHwmT Jahre argumentierten, weniger sei mehr; was nicht da ist, kann auch nicht kaputtgehen, und das muss der Kunde auch nicht mit bezahlen? Und nun haben wir hier für Auto-Sense: Umschaltung von Standby auf Betriebs-Modus, wenn ein ouellgerät (z, B. Fernseher) einge- schaltet wird, 700 Euro ein Ausstattungs- wunder vor uns, von dem das kanadi- sche Unternehmen behauptet, es würde auch noch ausnehmend gut Musik fürs Geld machen? Da geht man gern mal mit 48 STEFiEO 9/2017 tion (siehe Stichwort-Kasten) - der Komfort-Gedanke spielte offensichtlich eine wesentliche Rolle bei der Konzeption. Doch gehen wir mal der Reihe nach durch die Produktinformationen, denn NAD verspricht, die Basics guten Verstärkerbaus keines- falls aus dem Auge verloren zu haben. Dazu gehören Dinge wie Rauscharmut, eine Lautstärkeregelung mit minimalen Kanalunterschieden über den gesamten Regelbereich, praxisgerechte Ein- und Ausgangsimpedanzen, damit möglichst jedes angeschlossene Gerät seine vollen Qualitäten ausspielen kann, eine hohe Kanaltrennung für ein räumliches Klang- bild und ein Netzteil, das auch an niedri- gen lmpedanzen nicht einknickt, damit auch „schwierige" Lautsprecher problem- 1os zu betreiben sind. Das mit dem Hypex-Class D-Konzept und Schaltnetzteil umzusetzen, und dann zu diesem Preis, ist kein ganz leichtes Unter- fangen - aber wir werden sehen. Class D und Phono? -das geht Damit nicht genug, wird die RIAA-Ent- zerrung des Phono MM-Eingangs hier digital vorgenommen. Wie es sich für einen modernen Vertreter seiner Zunft

Class D und Phono? -das geht - hifisound Klang des Songs ist so vertraut, dass ich es wagte, sie nochmal in den Schacht eines CD-Players zu legen - und angenehm überrascht wurde,

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Page 1: Class D und Phono? -das geht - hifisound Klang des Songs ist so vertraut, dass ich es wagte, sie nochmal in den Schacht eines CD-Players zu legen - und angenehm überrascht wurde,

Nichts bleibt, wie es wahr - dieseBinsenweisheit ging uns durchden Kopf, als uns der deutsche

NAD-Vertrieb den Vollverstärker 338schickte. Wer, wie die Redaktionsmit-

glieder von STEREO, viele JahrzehnteHiFi-Erfahrung auf dem Buckel hat,blickte etwas irritiert. NAD - waren

einer gewissen Skepsis auf die Suche nachden musikalischen Qualitäten. Natürlichnicht, ohne sich zuvor ausführlich mitden technischen Besonderheiten undden Details des Ausstattungspakets ver-traut gemacht zu haben. Beim Blick auf dieF ähigkeiten fflt eine ungewöhnliche Funk-tion sofort ins Auge: die Auto-Sense-Funk-

das nicht die, die über etliche ST|CHwmTJahre argumentierten, wenigersei mehr; was nicht da ist, kannauch nicht kaputtgehen, und dasmuss der Kunde auch nicht mitbezahlen?

Und nun haben wir hier für

Auto-Sense:Umschaltung

von Standby aufBetriebs-Modus, wennein ouellgerät (z, B.

Fernseher) einge-

schaltet wird,

700 Euro ein Ausstattungs-wunder vor uns, von dem das kanadi-sche Unternehmen behauptet, es würdeauch noch ausnehmend gut Musik fürsGeld machen? Da geht man gern mal mit

48 STEFiEO 9/2017

tion (siehe Stichwort-Kasten)- der Komfort-Gedankespielte offensichtlich einewesentliche Rolle bei derKonzeption. Doch gehenwir mal der Reihe nach durchdie Produktinformationen,denn NAD verspricht, die

Basics guten Verstärkerbaus keines-falls aus dem Auge verloren zu haben.Dazu gehören Dinge wie Rauscharmut,eine Lautstärkeregelung mit minimalen

Kanalunterschieden über den gesamtenRegelbereich, praxisgerechte Ein- undAusgangsimpedanzen, damit möglichst

jedes angeschlossene Gerät seine vollenQualitäten ausspielen kann, eine hoheKanaltrennung für ein räumliches Klang-bild und ein Netzteil, das auch an niedri-

gen lmpedanzen nicht einknickt, damitauch „schwierige" Lautsprecher problem-1os zu betreiben sind.Das mit dem Hypex-Class D-Konzept undSchaltnetzteil umzusetzen, und dann zudiesem Preis, ist kein ganz leichtes Unter-fangen - aber wir werden sehen.

Class D und Phono? -das gehtDamit nicht genug, wird die RIAA-Ent-zerrung des Phono MM-Eingangs hierdigital vorgenommen. Wie es sich füreinen modernen Vertreter seiner Zunft

Page 2: Class D und Phono? -das geht - hifisound Klang des Songs ist so vertraut, dass ich es wagte, sie nochmal in den Schacht eines CD-Players zu legen - und angenehm überrascht wurde,

geziemt, kommt der NAD auch mit zuge-lieferten Blauzahn-Signalen klar undverarbeitet sie nach dem hochwertigenaptx-Standard. Hier hat der 338 noch einBonbon zu bieten: Er leitet die drahtlosenSignale auch unverzüglich an Bluetooth-kompatible Kopfliörer weiter.

App statt FernbedienungSie bedienen ihre Geräte lieber per Appübers Handy oder Tablet, weil sie es leidsind, ständig nach der Fernbedienung zusuchen? Auch hier ist der NAD zur Stelle,und kann sowohl als Streaming-Client fürlnternetradio und SpotiF & Co. dienensowie ihr lokales Netzwerk einbinden. DereingebauteDigital/Analog-Wandlerbietet24 Bit/192 Kilohertz - ist also Stand derTechnik. Die drei Antennen, die an derRückseite angeschraubt werden müssen,

stellen den drahtlosen Kontakt zur Musik- sich dort doch neben zwei optischen undwelt her. Der Rücken des NAD ist aber zwei koaxialen Digitaleingängen auchauch ansonsten einen Blick wert, finden Buchsen für zwei Hochpegelquellen, der

A WLAN-Antemen, optische und koaxiale Digitaleingänge, Hochpegel-plus Phonoanschluss

und als Extra sogar ein Subwoofer-Ausgang -der NAI} ist komplett ausgestattet.

9/2017 STEREO 49

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CD T E S T V 0 L L v E R s TÄ F] K m

bereits erwähnte Phono-MM-Eingangsamt Erdungsklemme und ein Mono-Sub-woofer-Ausgang. An der Front findet sichaußerdem ein recht kräftig bestückterAnschluss für Kopfliörer im 3,5-Milli-meter-Klinkenformat. Die Lautsprecherfinden an recht stabilen und auch fürdickere Kabel ausreichend bemessenenSchraubklemmen Anschluss, obwohl diebevorzugte Anschlussart sicher Bananen-stecker sein werden.

Vertrauen in LangzeitqualitätWenn Sie nun noch eine gewisse PortionSkepsis bezüglich der Verarbeitungsquali-tät in sich tragen sollten: Bei Registrierunglhres Geräts beim deutschen lmporteurDynaudio verlängert sich die Garantiezeitvon den üblichen zwei auf großzügigefünf Jahre. Das ist doch mal ein Wort.

Die Bedienung gestaltet sich einfachund übersichtlich, da ist sich NAD treu

geblieben. Eventuell auftauchende Fra-gen beantwortet die ausführliche deutsch-sprachige Bedienungsanleitung, die sogarbebildert ist.

Doch kommen wir zum eigentlichenZweck des NAD - der Wiedergabe vonMusik und Sprache zur Bespaßung, Anre-

gung und Entspannung seiner Nutzer.

50 STEREO 9/2017

Und da überraschte die Flunder dann dendurchaus skeptischen Verfasser dieserZeilen. Nicht nur, dass das flache Käst-chen erstaunlich kraffiroll spielt, es zeich-net dabei auch noch einen Raum an denunterschiedlichsten Lautsprechern bishin zur „Unvernunftskombination desMonats" mit einer DALI Epicon 2, dierund 4500 Euro das Paar kostet, sodassman sich nachdenklich am Kopf kratzt.

Stimme, Dynamik, RaumJheena Lodwick beispielsweise, von unse-rer Hörtest-CD VI, langweilt mich mit„Groovy Kind of Love" nach unendlichhäufigem Hören mittlerweile fast so sehrwie Ulla Meineckes „Tänzerin". Aber derKlang des Songs ist so vertraut, dass ich eswagte, sie nochmal in den Schacht einesCD-Players zu legen - und angenehmüberrascht wurde, wie locker und offen,dabei knorrig und staubtrocken im Bassdas Stück klang.

Weit weniger Überwindung kostete esdann, Bjoern Alberternst mit „TalkingTo Me" von seinem 2010er-Debütalbum„Another Working Class Hero"ein Ohroder auch beide zu leihen. Das Akus-tik-Set des damals 23-jährigen Singer/Songwriters mit der markant tiefenStimme entstand im heimischen Studio,

überzeugt aber mit Authentizitätund durchaus echtem, natürlichem

Klang. Hier fightete der NAD tap-fer und erfolgreich gegen die Platz-hirsche in der 700-Euro-Klasse.Lediglich der Exposure 1010, dernoch etwas offener und weiter,aber nicht so knackig klang,wollte sich nicht in die Schran-

ken weisen lassen. Der NAD C338 zeigte wieder einmal,dassman sich seiner eigenen Vor-

urteile stets bewusst seinund ihnen kritisch gegen-überstehen sollte - sonstverpasst man womög-lich eine echte Überra-schung. Und das macht

das Leben doch erstlebenswert, oder?

Michael Lang

1 Dank SMI)-Technik ist ti.otz vieler

Bauteile noch Luft im Gehäuse.

um 700€Maße: 44xsx34 cm (BXHXT)

Garantie: 2 Jahre

Kontakt: Dynaudio

Tel.: +49 4108 41800, www.dynaudio.de

Der NAD überzeugt mit einer für den Preis

schier unglaublichen Ausstattungsfülle -der

Fertigung in China nach NAD-Vorgaben sei

es gedankt. Klanglich überzeugend und

erstaunlich kraftvoll zählt er zu den über-

zeugendsten Angeboten fürs Geld.

'"dBu-20.0040.00i50.00ß0.00-100.00-120.00

Jitterst)e rum am 1Analogau gang (

'.,1 --1-'..

0 10 20 kHz 30 40 50

Dauerleistung (8 0hm / 40hm) 65,3 W/75 W

Klirrf. bei 50mw/5W/1dB Pmax 0,02 %/0,01 %/0,01 °/o

lntermod. 50mw/5W/1dB Pmax 0,005 %/0,05 °/o/0,2 %

Rauschabstand bei 50mw/ 5W 80,5 dB/87,2 dB

Rausch@bst, Phomo MM (5mvfür5Watt) 74,2 dB(A)

Dämpfungsf. an 40hm (63Hz/1kHz/14kHz) 55/50/45

Obere Grenzfrequenz (-3dB/40hm) 70 kHz

Ubersprechen Line l > Line 2 87,4 dB

Gleichlauffehler volume bei -60dB O,01 dB

Leistungs@ufnahme stby/ Btr O,2 W/15 W

Leistungsaufnahme Gemessen bei einer

Netzspannung von 226 Volt

LAB0R-KOMMENTAR: Keinerlei Auffälligkeiten,

ordentlich Leistung, hoher Dämpfungsfaktor; geringes

Rauschen, auch bei Phono. Der Wandler ist allemal

gut genug, um den Klang des Fernsehers oder einesBlu-ray-Players aufzuwerten.

WiFi, Bluetooth aptx; Phono-MM,. je zwei

S/PDIF-Digitaleingänge koaxial und optisch;

Subwoofer-Ausgang, Kopfhörer-Ausgang,Display; fernbedienbar; App-Steuerung;

schaltbare Bassanhebung