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Modernes Analog PHONOIVERSTÄRKER MIT ADC R egas Mini -Phonoverstärker ist ein zwar winziges, aber elektronisch nichtsdestotrotz opulentes Beispiel dafür, wie man sich heutzutage irren kann. Denn wer hätte noch vor 20 Jahren gedacht, dass sich in ei- nem Kästchen von gerade mal gut zehn Zentimetem Größe nicht nur ein kompletter MM- Phonoverstärker, sondem auch noch ein A/D-Wandler unter- bringen ließe. Denn was sich heute durch die extrem verdich- tete SMD-Technik (Surface Mounted Devices) sowie durch Multilayer-Platinen auf engs- tem Raum elektronisch machen lässt, hätte friiher ein Gehäuse in der halben Standardbreite (43 Zentimeter) gefüllt. Und genau deshalb unterliegt jeder einer Täuschung, der wo- möglich glaubt, mit dem Fono Mini A2D keinen ernsthaften Phono-Amp, sondem eines der üblichen kleinen „Aushilfs"- Phonokästchen vor Augen zu haben. Zeichnen sich letztere doch normalerweise dadurch aus, dass man zwei mittelpräch- tige, spottbillige Operationsver- stärker einsetzt und mit einer einfachen RIAA-Entzerrung gamiert. Dazu noch schnell ein 58 03/18 stereopiay.de kleines Steckernetzteil von der Stange - heutzutage im Groß- einkauf für 50 Cent zu haben - und fertig ist ein Phonover- stärker, dessen teuerstes Be- standteil sein Gehäuse ist. Ach ja: Dass in vielen jener billigen S tecker-S chaltnetzteile ein Hochfrequenz-Schutzkon- densator für 0,3 Cent fehlt, ist unter Kennem der Materie nichts Neues; ebenso wenig wie die Erfährung, dass nicht selten bei in Femost georderten Halb- leitern und ICs alles Mögliche drin ist, nur nicht das, was draufsteht. Aber das ist eine an- dere Geschichte. Regas Fono Mini USB geriet ein ganzes Stück aufwendiger, kostet mit 130 Euro aber noch nicht die (HiFi-)Welt und eignet sich so als bezahlbare Ergän- zung zu einem Vollverstärker ohne Phono-Ausrüstung. Nicht zu vergessen jene zeitgenossen, die eine hochwertige lnstalla- tion komplett auf der digitalen Ebene betreiben, aber zu über- schaubaren Kosten zusätzlich einen einfachen Plattenspieler mit MM-Tonabnehmer benut- zen, um beispielsweise alte Kultscheiben auf ihre Festplat- ten zu verfrachten. RIAA plus ADC Und genau hier kommt nun der Fono Mini ins Spiel, weil er nicht nur einen solide gemach- ten Phono-Entzerrer bietet, son- dern ihn auch gleich via A/D- Wandler digitalisiert. Wie ge- nau, darüber schweigt sich die Bedienungsanleitung übrigens ebenso beharrlich aus wie die Rega-Website. So hätten wir etwa gerne erfähren, welches Datenformat der fleißige Wand- 1erchip unter dem Aluminium- Die rote LED informiert über den erfolgreichen Anschluss des 24-Volt-Steckernetzteils, das Wechselspannung liefert; der F`est des Netzteils inklusive Regelung steckt ebenfalls unter dem Gehäuse. Gehäuse des Fono Mini letztlich herausrückt... Doch der CD-Standard (44 kHz/16 Bit) dürfte unserem er- wähnten Kultscheiben-Digita- lisierer j a vollends ausreichen. Der sollte übrigens auch eine alte Faustregel beherzigen, die besagt, dass der Phonoverstär- ker mindestens ebenso viel kos- ten sollte wie der Tonabnehmer. Oder umgekehrt. Ausnahmen wie etwa Denons Kult-Tonab- nehmer DL103, dem man durchaus einen höchstwertigen Phono-Amp zur Seite stellen sollte, bestätigen nur die Regel. Also verdient es der kleine Rega nicht, mit einem Billig- heimer-Tonabnehmer im Be- reich von 39 Euro kombiniert zu werden. 100 bis 200 Euro darf man für einen passenden MM-Tonabnehmer also durch- aus anlegen. Eingangsseitig bietet der Fono Mini die für MM-Tonab- nehmer standardisierte Ein- gangsimpedanz von 47 Kilo- ohm, hier kombiniert mit 80 Picofarad Kapazität. Ein- und Ausgangsbuchsen („hinten" kommt Line-Pegel für normale Hochpegeleingänge heraus) sind auf einer Gehäuseseite zu-

PHONOIVERSTÄRKER MIT ADC - hifisound 58 03/18 stereopiay.de kleines Steckernetzteil von der Stange - heutzutage im Groß-einkauf für 50 Cent zu haben ... 03/is stereoplay.de 59

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    PHONOIVERSTÄRKER MIT ADC

    R egas Mini -Phonoverstärkerist ein zwar winziges, aberelektronisch nichtsdestotrotzopulentes Beispiel dafür, wieman sich heutzutage irren kann.

    Denn wer hätte noch vor 20Jahren gedacht, dass sich in ei-nem Kästchen von gerade mal

    gut zehn Zentimetem Größenicht nur ein kompletter MM-Phonoverstärker, sondem auchnoch ein A/D-Wandler unter-bringen ließe. Denn was sichheute durch die extrem verdich-tete SMD-Technik (SurfaceMounted Devices) sowie durchMultilayer-Platinen auf engs-tem Raum elektronisch machenlässt, hätte friiher ein Gehäusein der halben Standardbreite (43Zentimeter) gefüllt.

    Und genau deshalb unterliegt

    jeder einer Täuschung, der wo-möglich glaubt, mit dem FonoMini A2D keinen ernsthaftenPhono-Amp, sondem eines derüblichen kleinen „Aushilfs"-Phonokästchen vor Augen zuhaben. Zeichnen sich letzteredoch normalerweise dadurchaus, dass man zwei mittelpräch-tige, spottbillige Operationsver-stärker einsetzt und mit einereinfachen RIAA-Entzerrung

    gamiert. Dazu noch schnell ein

    58 03/18 stereopiay.de

    kleines Steckernetzteil von derStange - heutzutage im Groß-einkauf für 50 Cent zu haben- und fertig ist ein Phonover-

    stärker, dessen teuerstes Be-standteil sein Gehäuse ist.

    Ach ja: Dass in vielen jenerbilligen S tecker-S chaltnetzteileein Hochfrequenz-Schutzkon-densator für 0,3 Cent fehlt, istunter Kennem der Materienichts Neues; ebenso wenig wiedie Erfährung, dass nicht seltenbei in Femost georderten Halb-leitern und ICs alles Möglichedrin ist, nur nicht das, wasdraufsteht. Aber das ist eine an-dere Geschichte.

    Regas Fono Mini USB gerietein ganzes Stück aufwendiger,kostet mit 130 Euro aber nochnicht die (HiFi-)Welt und eignetsich so als bezahlbare Ergän-zung zu einem Vollverstärkerohne Phono-Ausrüstung. Nicht

    zu vergessen jene zeitgenossen,die eine hochwertige lnstalla-tion komplett auf der digitalenEbene betreiben, aber zu über-schaubaren Kosten zusätzlicheinen einfachen Plattenspielermit MM-Tonabnehmer benut-zen, um beispielsweise alteKultscheiben auf ihre Festplat-ten zu verfrachten.

    RIAA plus ADCUnd genau hier kommt nun derFono Mini ins Spiel, weil ernicht nur einen solide gemach-ten Phono-Entzerrer bietet, son-dern ihn auch gleich via A/D-Wandler digitalisiert. Wie ge-nau, darüber schweigt sich dieBedienungsanleitung übrigensebenso beharrlich aus wie dieRega-Website. So hätten wiretwa gerne erfähren, welchesDatenformat der fleißige Wand-1erchip unter dem Aluminium-

    Die rote LED informiert über den erfolgreichen Anschluss des

    24-Volt-Steckernetzteils, das Wechselspannung liefert; der F`est des

    Netzteils inklusive Regelung steckt ebenfalls unter dem Gehäuse.

    Gehäuse des Fono Mini letztlichherausrückt...

    Doch der CD-Standard (44kHz/16 Bit) dürfte unserem er-wähnten Kultscheiben-Digita-lisierer j a vollends ausreichen.Der sollte übrigens auch einealte Faustregel beherzigen, diebesagt, dass der Phonoverstär-ker mindestens ebenso viel kos-ten sollte wie der Tonabnehmer.Oder umgekehrt. Ausnahmenwie etwa Denons Kult-Tonab-nehmer DL103, dem mandurchaus einen höchstwertigenPhono-Amp zur Seite stellensollte, bestätigen nur die Regel.

    Also verdient es der kleineRega nicht, mit einem Billig-heimer-Tonabnehmer im Be-reich von 39 Euro kombiniertzu werden. 100 bis 200 Eurodarf man für einen passendenMM-Tonabnehmer also durch-aus anlegen.

    Eingangsseitig bietet derFono Mini die für MM-Tonab-nehmer standardisierte Ein-

    gangsimpedanz von 47 Kilo-ohm, hier kombiniert mit 80Picofarad Kapazität. Ein- undAusgangsbuchsen („hinten"kommt Line-Pegel für normaleHochpegeleingänge heraus)sind auf einer Gehäuseseite zu-

  • Links unten auf der Platine

    sieht man den A/D-Wandler

    mit seiner Zeitbasis, die

    aus einem Schwingquarz

    abgeleitet wird. Darüber ein

    kleines Potentiometer,

    welches zur F}egelung der

    (digitalen) Ausgangsspan-

    nung dient. Es ist sehr

    wichtig, Übersteuerung zu

    vermeiden, um die

    Aufnahmen gelingen zu

    lassen; die Bearbeitungs-

    Software zeigt Übersteue-

    rung sicher an.

    Vertrieb: TAD Audiovertrieb GmbHTelefon: 08052 9573273www.rega-audio.dewww.rega.co.ukAuslandsvertretungen siehe lnternet

    Maße: 8: 10 x H: 3 x T: 13 cmGewicht: 0,7 kg

    Frequenzgänge

    sammengefasst, über den An-schluss des Steckernetzteilsinfomiert eine kleine rote LED.Einen Netzschalter gibt es nicht,wobei der überschaubare Ener-

    gieverbrauch des Fono Mini vonnur zwei Watt trotz der hohendeutschen Strompreise wohlniemanden ins Armenhaus brin-

    gendürfte...

    Empfohlen: AudacityWie die meisten Hersteller vonA/D-Wandlerboxen empfiehltauch Rega die Benutzung desbekannten Freeware-Audio-Editors Audacity für das Erstel-1en der Aufnahmen. Das zweit-wichtigste Feature dabei istwohl der neben der USB-Buch-se angeordnete Pegelsteller fürdie digitale Ausgangsspannung.Abhängig von der Tonabneh-mer-Ausgangsspannung undder Aussteuerung auf derSchallplatte muss der Pegel mit-hilfe des Level-Anzeigers derSoftware auf der sicheren Seite

    gehalten werden.Audacity richtig zu nutzen

    ist übrigens kein Hexenwerk.Mit etwas Einarbeitung gelin-

    gen auch Newcomern im Me-tier perfekte Mitschnitte. EinTipp dazu: Reinigen Sie die

    Platten akribisch mit einemMikrofasertuch, solche auch als

    „Staubmagnet" bezeichnetenTrockenreinigungstücher be-wirken bei Vinyl wahre Wunder.

    Klanglich macht der FonoMini, obwohl ihm im sicherlichunfriren Vergleich zu mehrfachso teurer Konkurrenz ein wenigan Tiefton-Volumen und Druckfehlt, seinen Job ganz ausge-zeichnet. Recht aufgeräumt undsehr transparent arbeitend, man-

    gelt es ihm weder an Auflösungnoch an Detailtreue.

    Alles andere als ein MEnEAuffallend ist gar seine respek-table räumliche Abbildung, diemit weitem Stereo-Panoramabeeindruckt und in Verbindungmit seinem natürlichen Klangletztlich viel überzeugenderwirkt, als es der Preis des Käst-chens jemals vermuten ließe.Subjektiv ist Regas Fono Minialso alles andere als ein Mini,sondem ein durchaus erwach-sener, empfehlenswerter Pho-no-Amp mit Extras.

    Roland Kraft 1

    Audacity gibt es für Windows-Maschinen sowie für Macs. Nach

    kurzer Einarbeitung sind perfekte digitale Tonkonserven erstellbar.

    Kräftiger Abfall im Bass (Subsonic-Filter), leichter Höhenabfall mitNormsystem

    Verzerrungsverhalten MM

    Netzbrummen und Vielfache, gleich-mäßig abnehmender, geringer Klirr

    RauschabstandMM 5 mv, 1 kQMM-NormsystemMC 0,5 mv, 20 Q

    Verstärkung MM/MC 40/-dB

    Übersteuerungsfestigkeft 61 mv

    EingangsimpedanzMM 47 kQ, 80pFMC

    AusgangswiderstandRCA 650 0hm

    VerbrauchStandby/Betrieb

    Klang MM

    Messwerl:eI I I I I I I 8»m Ö«m« fflmwPraxisI I I I I I I %fflü ffi ffiWenigkeitI I I I I ffis ä#"» )mw afflm ßffi&

    Regas unscheinbares Phono-kästchen macht gediegen sei-nen Job und baut nebenbei einebreite Brücke zwischen Vinylund Festplatte. Dicke Empfeh-lung für Einsteiger!

    KlangSpitzenklasse (MC/MM) -/45 Punkte

    Gesamturteilgut 64 Punkte

    03/is stereoplay.de 59