28
Monika M. Thiel, M. A. Herausgeberin seit 2000, Gesamtkonzeption der Reihe »Praxiswissen Logopädie« 4 Inhaberin von Creative Dialogue e.K., München (Konfliktmanagement, HR- und Kommunikationsberatung, Coaching, Training) 4 Lehrbeauftragte für Wirtschaftsmediation der Ludwig-Maximilians- Universität, München 4 Studium der Psycholinguistik, Arbeits- und Organisations- psychologie und Interkulturellen Kommunikation, LMU München 4 »Train-the-Trainer« Qualifizierung 4 Ausbildung in Collaborative Practive/Law 4 Weiterbildung zur Wirtschaftsmediatorin 4 Lehrlogopädin und Leitende Lehrlogopädin, Staatliche Berufsfachschule für Logopädie an der LMU, München 4 Ausbildung in Systemischer Supervision/Praxisanleitung für Lehrlogopäden 4 Logopädin (Klinik, Forschung, Lehre), Bremerhaven, Frankfurt am Main, New York 4 Ausbildung zur Logopädin, Köln 4 Studium der Theologie, Tübingen und Münster © by Meinen Fotografie München Caroline Ewerbeck Herausgeberin der Reihe »Praxiswissen Logopädie« seit 2006 4 Studium der Psycholinguistik, Arbeits- und Organisations- psychologie und spanischer Literaturwissenschaft, LMU München 4 Zusatzqualifikation: Kommunikationstechnik 4 Trainerin im Bereich Kommunikation und Rhetorik 4 Selbstständige Tätigkeit als Logopädin 4 Ausbildung zur Logopädin, München Claudia Ochsenkühn 4 Logopädin in eigener Praxis 4 Dozententätigkeit 4 Ausbildung in klientenzentrierter und hypnotherapeutischer Gesprächsführung (C. Rogers, M. Erickson) 4 Lehrlogopädin für den Bereich kindliches Stottern und Sprachentwicklungsstörungen, Staatliche Berufsfachschule für Logopädie an der LMU, München 4 Mehrjährige Tätigkeit als klinische Logopädin in Frühfördereinrichtung und Phoniatrie 4 Ausbildung zur Logopädin, München

Claudia Ochsenkühn · Hyperaktivitätsstörung (ADHS). In: SAL-Bulletin (Schweizerische Arbeitsgemeinscha ft für Logo - pädie), Nr.111, März 2004, Zürich 2004 (1–16) VI Geleitwort

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Monika M. Thiel, M. A.

Herausgeberin seit 2000, Gesamtkonzeption der Reihe »Praxiswissen Logopädie«

4 Inhaberin von Creative Dialogue e.K., München (Konfliktmanagement, HR- und Kommunikationsberatung, Coaching, Training)

4 Lehrbeauftragte für Wirtschaftsmediation der Ludwig-Maximilians-Universität, München

4 Studium der Psycholinguistik, Arbeits- und Organisations-psychologie und Interkulturellen Kommunikation, LMU München

4 »Train-the-Trainer« Qualifizierung4 Ausbildung in Collaborative Practive/Law4 Weiterbildung zur Wirtschaftsmediatorin 4 Lehrlogopädin und Leitende Lehrlogopädin, Staatliche

Berufsfachschule für Logopädie an der LMU, München 4 Ausbildung in Systemischer Supervision/Praxisanleitung für

Lehrlogopäden 4 Logopädin (Klinik, Forschung, Lehre), Bremerhaven, Frankfurt am

Main, New York 4 Ausbildung zur Logopädin, Köln 4 Studium der Theologie, Tübingen und Münster

© by Meinen Fotografie München

Caroline Ewerbeck

Herausgeberin der Reihe »Praxiswissen Logopädie« seit 2006

4 Studium der Psycholinguistik, Arbeits- und Organisations-psychologie und spanischer Literaturwissenschaft, LMU München

4 Zusatzqualifikation: Kommunikationstechnik 4 Trainerin im Bereich Kommunikation und Rhetorik 4 Selbstständige Tätigkeit als Logopädin 4 Ausbildung zur Logopädin, München

Claudia Ochsenkühn

4 Logopädin in eigener Praxis 4 Dozententätigkeit 4 Ausbildung in klientenzentrierter und hypnotherapeutischer

Gesprächsführung (C. Rogers, M. Erickson) 4 Lehrlogopädin für den Bereich kindliches Stottern und

Sprachentwicklungsstörungen, Staatliche Berufsfachschule für Logopädie an der LMU, München

4 Mehrjährige Tätigkeit als klinische Logopädin in Frühfördereinrichtung und Phoniatrie

4 Ausbildung zur Logopädin, München

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Praxiswissen Logopädie

Herausgegeben von Monika M. Thiel und Caroline Ewerbeck

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Claudia OchsenkühnMonika M. ThielCaroline Ewerbeck

Stottern

bei Kindern und

JugendlichenBausteine einer mehrdimensionalen Therapie

2. Auflage

Mit einem Geleitwort von Professor Nitza Katz-Bernstein

Mit 25 Abbildungen

1 23

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Claudia Ochsenkühn

Stiftsring 2084424 Isene-mail: [email protected]

Monika M. Thiel

Creative Dialogue e.k.Frundsbergstraße 280634 Münchene-mail: [email protected]: www.creativedialogue.de

Caroline Ewerbeck

Lohengrinstr. 870597 Stuttgarte-mail: [email protected]

Professor Nitza Katz-Bernstein

Universität DortmundFakultät für RehabilitationswissenschaftenEmil-Figge-Straße 5044221 Dortmund

ISSN 1619-5159

ISBN 978-3-642-01823-7 Springer-Verlag Berlin, Heidelberg, New York

Bibliografische Information Der Deutschen BibliothekDie Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Über-setzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung,der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverar-beitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichenBestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes.

Springer Medizin

Springer-Verlag GmbHein Unternehmen von Springer Science + Business Medienspringer.de© Springer Medizin Verlag Berlin,Heidelberg 2005, 2010Printed in Germany

Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohnebesondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daß solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutzgesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.

Produkthaftung: Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlagkeine Gewähr übernommen werden. Derartige Angaben müssen vom jeweiligen Anwender im Einzelfallanhand anderer Literarturstellen auf ihre Richtigkeit überprüft werden.

Planung/Lektorat: Marga Botsch, HeidelbergProjekt Management: Claudia Bauer, HeidelbergZeichnungen: Günther Hippmann, NürnbergLayout: deblik BerlinUmschlaggestaltung: deblik BerlinSatz: medionet Publishing Services Ltd, Berlin

SPIN 12567263

Gedruckt auf säurefreiem Papier 22/2122/cb – 5 4 3 2 1 0

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V

Geleitwort

»Für komplexe Sachverhalte gibt es immer einfache Lösungen, und sie sind gewöhnlich falsch…«

(nach Carey, zit. v. Branik, 2004)

Was wünscht sich eine Fachperson, die sich seit 30 Jahren tagtäglich mit dem Phänomen »Kindliches Stottern« befasst, sei es therapeutisch, konzeptuell, ausbildend und/oder weiterbildend, forschend oder entsprechende Institutionen leitend? Sie wünscht sich ein praktikables und praxisnahes, leserfreundliches, aktuelles, informatives, gut recher-chiertes und Überblick verschaffendes Buch über das Stottern.

Und was erhofft sie sich von einem solchen Buch, wenn sie eingeladen wird, ein Geleitwort dafür zu schreiben? Eine differenzierte, integrative Herangehensweise an das Thema, die alte Konzepte, Erfahrungen und Wissen würdigt und neue Entwicklungen zu erschließen vermag. In einer solchen gebührenden »Co-Existenz der Generationen« spiegelt sich eine therapeutische und wissenschaftliche Reife, die sich wohltuend von schnelllebigen, monofaktoriellen »Erlösungsphantasien« absetzt.

Solche reizvoll einfachen »Heilungsvorstellungen« begleiten das Phänomen Stot-tern seit jeher. »Es muss doch endlich ein Konzept geben, das das stotternde Kind vonseinem Stottern befreit!«, lauten sie.

Wenn einem stotternden Kind in einer Kindergruppe ein Wollknäuel in die Handgedrückt und gesagt wird: »Stell dir vor, das wäre dein Stottern, was möchtest du mitdeinem Stottern am liebsten machen?«, so ist oftmals die erste Reaktion: das Knäuelwegwerfen, sich seiner entledigen, es treten, in den Mülleimer stecken, darauf hauen, esverbrennen wollen …. Ich als Therapeutin rufe dann jedoch: »Halt, halt! Wir überlegenes uns noch einmal! Das Knäuel hat dich so lange begleitet, kennt dich so gut, vielleichtschauen wir es doch noch einmal gemeinsam an, vielleicht möchte oder kann es sichvon uns noch nicht so schnell verabschieden, vielleicht will es dir noch manches erzäh-len, was es über dich weiß, Geheimnisse verraten oder einen echten Abschied feiern?Vielleicht hat es das als enger Begleiter verdient. Willst du ihm die Chance geben?«

So einfach ist sie nämlich nicht, die geradlinige Befreiung vom Stottern. Lange JahreForschung haben gezeigt: Stottern lässt sich nicht generalisieren, auf einfache Erschei-nungsformen oder auf einheitliche und eindeutige ätiologische Faktoren reduzieren.Genauso wenig kann es einfache, eingleisige Konzepte geben. Die Komplexität und Indi-vidualität des Phänomens muss beachtet, die Breite und Vielfalt der möglichen Ergeb-nisse einer Therapie im kindlichen Alter, die ungeachtet des methodischen Vorgehensvon einem völligen Verschwinden aller Symptome bis hin zu einer therapieresistentenVerschlimmerung über die Pubertät hinaus reichen kann, muss berücksichtigt werden.

Neben beachtenswerten, neueren deutschsprachigen Schriften zum kindlichenStottern stellt dieses Buch eine Fortsetzung und Steigerung in eine erwünschte, erfreu-liche Richtung dar, die in den letzten Jahren für Praxis, Lehre und Forschung einge-schlagen worden ist. Diese Richtung führt zu einem bausteinartigen, flexiblen und nachBedarf einsetzbaren Aufbau der Therapie. Sie strebt danach, Methoden- und Schulen-streit zugunsten von individuell abgestimmten Möglichkeiten und Notwendigkeiten zuüberwinden.

Ein solcher aktueller therapeutischer Ansatz beim Stottern sollte nicht zur Entwer-tung von bestehenden Konzepten, zur Entwürdigung und Ablehnung von langjährigenErfahrungen, erprobten Methoden und fundierten Forschungsergebnissen verführen,um den eigenen Ansatz hervorzuheben. Die Autorinnen dieses Buches erliegen dieser

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Verführung an keiner Stelle – sie halten eine realitätsnahe Vieldeutigkeit aus und ver-mögen dennoch, eine diagnostisch und therapeutisch differenzierte und klare Vorge-hensweise zu vermitteln. Eine solche Gratwanderung ist nicht leicht und daher beson-ders zu würdigen.

Ein buntes Nachschlagewerk, das bausteinartig und integrativ in vollem Wortsinn ist, wird hier vorgelegt zum Wohle der Kinder und ihrer Angehörigen sowie für einen Zuwachs an Kompetenz der Fachpersonen.

Dortmund im Juli 2004 Nitza Katz-Bernstein

Literatur:

Branik, E.: Zur Klinik, Therapie und psychosozialen Dimension der Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS). In: SAL-Bulletin (Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Logo-pädie), Nr.111, März 2004, Zürich 2004 (1–16)

VI Geleitwort

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VII

Vorwort zur 2. Auflage

Wir freuen uns, Ihnen die zweite Auflage unseres Buches mit erweitertem Autorenteam und in vollständig überarbeiteter Form präsentieren zu können. Auf die wichtigsten Neuerungen möchten wir Sie in diesem Vorwort aufmerksam machen.

Im Zuge der aktuellen Entwicklungen im Gesundheitswesen wird die Forderung nach nachweisbar effizienter Therapie immer lauter. Mit dieser Tatsache sehen sich auch Stottertherapeutinnen konfrontiert. Das stellt viele vor die Frage, was eine erfolgreiche Therapie eigentlich ausmacht. Wenn sich die Stotterrate nicht reduziert, heißt das dann automatisch, dass die Therapie erfolglos war? Welches sind die Kriterien für eine quali-tativ gute Therapie? Dieses Buch widmet sich in zwei neuen Kapiteln der Beantwortung dieser zentralen Fragen.

Kapitel 3 beschreibt ausführlich die Internationale Klassifikation der Funktionsfähig-

keit und Gesundheit (ICF) und wendet diese praxisnah auf den stottertherapeutischen Bereich an. Dadurch wird deutlich, dass neben der Stotterrate viele weitere Faktoren als Indizien für eine erfolgreiche Stottertherapie herangezogen werden können. Das stot-ternde Kind rückt als ganzer Mensch – mit seinen individuellen Lebensbedingungen – in den Vordergrund. Die ICF und ihre Grundsätze wurden deutlicher als bisher in das Anamnese- und das Diagnostikkapitel eingearbeitet. Dabei entstand der neue Frage-

bogen »Stolperstein«, der die Auswirkungen des Stotterns untersucht und je nach Alter der Kinder zur direkten Befragung oder zur Befragung der Eltern genutzt werden kann (Kapitel 5.4.5).

Kapitel 11 beschäftigt sich mit der Qualitätssicherung in der Stottertherapie und for-muliert, welche Bestandteile eine qualitativ hochwertige Therapie erfüllen kann und sollte.

Ansonsten wurde das bewährte Konzept dieser Buchreihe beibehalten. Es stellt einen Überblick über therapeutische Ansätze und Methoden zur Verfügung und setzt diese praxisnah, teilweise modifiziert und erweitert in Therapiebausteine um. WichtigeGrundlage für die Therapie sind die neuesten Ergebnisse der Forschung, welche in Kapi-

tel 2 dargestellt werden. Der aktuelle Forschungsstand zeigt, dass die »Fluency-Shaping-

Therapie« bei stotternden Kindern sehr effektiv sein kann. Aus diesem Grund wird inKapitel 6.5 ein größerer Schwerpunkt auf diese Methode gelegt als in der Erstauflage.

Noch an vielen weiteren Stellen wurde die Erstauflage aktualisiert und erwei-tert. Besonders zu erwähnen ist das neue Angebot für unsere Leser: ein Downloadbe-reich auf der Verlagshomepage mit der Möglichkeit, alle Kopiervorlagen auszudrucken. Zusätzlich steht dort umfangreiches, stotterspezifisches Therapiematerial bereit. Beson-ders freuen wir uns auch, dass wir Ihnen CountBasic, ein Programm zur einfachen Mes-sung der Stotterrate per Mouse-Click zur Verfügung stellen können.

Unser Dank geht zuallererst an Manfred Maurer, der engagiert und ausdauernd dasProgramm CountBasic und die Tabelle zur Darstellung der Stotterrate im Verlauf pro-grammiert und geduldig all unsere Wünsche umgesetzt hat. Dr. Anne Hearne dankenwir für fachspezifische und bereichernde Diskussionen, Dr. Alexander Wolff zu Guden-berg für die vertrauensvolle Überlassung unveröffentlichten Materials und René Mit-trach für die fachliche Beratung hinsichtlich der ICF.

Vielen Dank auch an unsere Familien für ihre Geduld.Schließlich ein herzliches Dankeschön an Frau Botsch und Frau Bauer im Lektorat.

Claudia Ochsenkühn, Monika M. Thiel, Caroline Ewerbeck Im Oktober 2009

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VIII

Kein Rezeptbuch

Wenn Eltern stotternder Kinder zur Therapeutin kommen, wollen sie verständlicher-weise für ihr Kind die beste, wirksamste Therapie von allen. Aber welche ist denn das? Ist es Modifikation, Fluency Shaping, Atemtherapie oder doch Spieltherapie?Während es in anderen logopädischen Bereichen gar keine Frage ist, dass verschiedene Methoden kombiniert werden dürfen (man denke dabei nur an die Stimmtherapie oder den Bereich Kindersprache), wird bei der Behandlung des kindlichen Stotterns bedau-erlicherweise immer noch vehement für oder gegen bestimmte therapeutische Schulen gekämpft. Letztlich stößt aber jedes starre Konzept in der therapeutischen Praxis auf Grenzen. Einen allgemein gültigen »besten« Ansatz gibt es nicht, es kann immer nur um die optimale individuelle Methodenkombination für ein Kind und seine Familie gehen. Genau dafür möchten wir das »Rüstzeug« anbieten.

In einer Zeit, in der sich alle Welt vernetzt, interkultureller Austausch unser Leben bestimmt, und Manager freiwillig Selbsterfahrungsseminare besuchen, wird es glück-licherweise leichter, Grenzen aufzuweichen und neue Lösungen zu finden. Und so ist unser Anliegen auch ein zeitgemäßes, vielseitiges Therapiekonzept: eines, das flexibel genug ist, sich auf unterschiedlichste individuelle, soziale, kulturelle und dispositionelle Anforderungen einzustellen. Voraussetzung hierzu ist zum einen eine gründliche Ein-gangsdiagnostik, die Hypothesen über individuelle Risikofaktoren hervorbringt und die Basis zur Auswahl von Therapiebausteinen bildet. Zum anderen ist die Kontrolle des Therapieverlaufs im Sinne der Qualitätssicherung und damit auch zur Überprü-fung der Wahl der therapeutischen Mittel unerlässlich. Denn bei aller Methodenviel-falt ist es erforderlich, dass der Überblick über den »Therapiefahrplan« kontinuierlich gewährleistet bleibt, um sich nicht unversehens im Netz der ausgewählten Methoden zu verheddern.

Dieses Buch ist kein »Rezeptbuch«. Es bietet vielmehr einen Überblick über therapeu-

tische Ansätze und Methoden. Im Praxisteil fließen bewährte Elemente bereits bekannterKonzepte und neue Aspekte in einer methodenübergreifenden Darstellung der relevan-

ten Therapiebausteine zusammen. Das Buch hilft, die geeigneten Therapiebausteine aus-zuwählen und dabei individuelle Prioritäten zu setzen. Es will Mut machen, die große Vielfalt der Vorgehensweisen zu entdecken, auszuprobieren und die eigene Arbeit zu bereichern.

Eine Reihe von Menschen unterstützte uns bei der Verwirklichung dieses Projektes. Unser besonderer Dank gilt Sabine Hammer, Sonja Stolp und Martina Schäfer für ihre fachliche Beratung und kontinuierliche moralische Unterstützung, Sabine Hammer zudem für ihre Grafik. Ein ausdrücklicher und herzlicher Dank geht an Brigitte Sohl, ohne die dieses Buch nicht fertig gestellt worden wäre.

Unseren Freunden und Familien, die uns trotz der langen Phasen der Abwesenheit die Treue hielten, die uns ermutigten und sich unzählige Male die gleichen Geschich-ten anhören mussten: Danke, das werden wir nicht vergessen. Danke, Alex Bär für seine Nervenstärke und Danke, Luis und Jakob Ochsenkühn für den Langmut mit ihrer Mut-ter.

Für ihre zahlreichen engagierten Fragen und Anregungen sowie für die Entwicklung des Nachsprechtextes ein herzliches Dankeschön den vielen Studierenden der Logopä-die und den vielen, vielen stotternden Jungs und einigen Mädchen, die uns immer wie-der zeigten, wo es lang geht!

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Kein RezeptbuchIX

Hans Thiel, Caroline Ewerbeck, Katja Schroff und Lisa Foster danken wir für ihrehervorragende Unterstützung beim Korrekturlesen und natürlich ein dickes »Danke«an Frau Botsch und Frau Bauer im Lektorat für ihre anhaltende Geduld und an FrauSporns für die gute Zusammenarbeit beim Copy-Editing.

Claudia Ochsenkühn und Monika M. Thiel

München, im Januar 2004

Hinweis: Um alle Therapeutinnen anzusprechen, die sich mit dem Störungsbild »kindliches Stottern« befassen, sprechen wir in vorliegender Auflage von der Sprachtherapeutin oder Stottertherapeutin statt von der Logopädin. Damit möchten wir zudem untermauern, dass jede der sprachtherapeutischen Berufsgruppen ihrebesonderen Stärken hat, die Beachtung und Wertschätzung verdienen. Gelingt es den beteiligten Berufsgruppen, einander an ihren spezifischen Fähigkeiten undKenntnissen teilhaben zu lassen, kommt dies mit Sicherheit auch der Qualität der Stottertherapie zugute. Im Sinne der Lesbarkeit wird auch in dieser Auflage darauf verzichtet, beide Geschlechterformen zu nennen und – aufgrund der Überzahl an Therapeutinnen – die weibliche Variante verwendet.

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XI

1 Klinik des Stotterns. . . . . . . . . . . . 1

1.1 Versuch einer Definition . . . . . . . . . 21.2 Häufigkeit und Verbreitung . . . . . . . 31.3 Unterscheidung und Definition von

Kern- und Begleitsymptomen . . . . . . 31.3.1 Abkehr von überholten Begriffen . . . . 31.3.2 Funktionelle Unflüssigkeiten vs.

Symptomatische Unflüssigkeiten . . . . 31.3.3. Kernsymptomatik . . . . . . . . . . . . . 41.3.4 Begleitsymptomatik und

Copingstrategien . . . . . . . . . . . . . 4Sprachliche Ebene . . . . . . . . . . . . . 5Nicht-sprachliche Ebene . . . . . . . . . 6Psychische Ebene . . . . . . . . . . . . . 6

1.4 Abgrenzung Sprechunflüssigkeiten – beginnendes Stottern – Stottern . . . . . 7

1.4.1 Altersgemäße Sprechunflüssigkeiten . . 71.4.2 Beginnendes Stottern . . . . . . . . . . . 8

Beginn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8Symptomatik . . . . . . . . . . . . . . . . 9Warnsignale . . . . . . . . . . . . . . . . 9Differenzialdiagnose: entwicklungsbedingte Unflüssigkeiten – beginnendes Stottern. 10

1.4.3 Manifestes Stottern . . . . . . . . . . . . 111.5 Abgrenzung gegen andere

Auffälligkeiten des Redeflusses . . . . . 111.5.1 Poltern (Cluttering) . . . . . . . . . . . . 11

Definition und Ätiologie . . . . . . . . . 12Symptomatik des Polterns . . . . . . . . 12

1.5.2 Tachylalie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121.5.3 Neurogenes Stottern. . . . . . . . . . . . 131.5.4 Wortfindungsstörungen . . . . . . . . . 141.5.5 Verbale Entwicklungsdyspraxie . . . . . 141.6 Strukturelle Gemeinsamkeiten des

Stotterns . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141.6.1 Konsistenzeffekt . . . . . . . . . . . . . . 14

Definition. . . . . . . . . . . . . . . . . . 151.6.2 Adaptationseffekt . . . . . . . . . . . . . 15

Definition. . . . . . . . . . . . . . . . . . 151.6.3 Kommunikationsverantwortlichkeit . . 15

Interne Anforderungen . . . . . . . . . . 16Anforderungen durch die Umwelt . . . 16Inhaltliche Anforderungen . . . . . . . . 17Prosodie und sprachliche Komplexität . 17

1.6.4 Einfluss motorischer Elemente auf den Redefluss . . . . . . . . . . . . . . . 17

Inhalt

2 Wie entsteht Stottern? . . . . . . . . . 19

2.1 Aktueller Forschungsstand . . . . . . . . 202.1.1 Entstehungstheorien im Spiegel ihrer

Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202.1.2 Aktuelle Forschungsschwerpunkte und

-ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . 202.2 Modell zur multifaktoriellen

Verursachung . . . . . . . . . . . . . . . 212.2.1 Was soll man sich unter der Disposition

vorstellen? . . . . . . . . . . . . . . . . . 212.2.2 Modell zum Zusammenwirken der

verschiedenen Faktoren. . . . . . . . . . 22Das Anforderungs- und Kapazitäten-Modell . . . . . . . . . 23

2.3 Faktoren, die zusammen mit Stottern beobachtet werden können . . . . . . . . 24

2.3.1 Familiäre Häufung und genetische Komponente . . . . . . . . . . . . . . . . 25

2.3.2 Störung der zentralen Wahrnehmungsentwicklung . . . . . . . 26Umstellung von auditivem auf kinästhetisches Feedback . . . . . . 26

2.3.3 Gestörte Timing-Prozesse . . . . . . . . 282.3.4 Zusammenhang mit psycho-

linguistischen Fähigkeiten . . . . . . . . 29Stottern ohne Auffälligkeiten der Sprachentwicklung . . . . . . . . . . 29Stottern und Sprachentwicklungsverzögerung. . . . . 29

2.3.5 Störungen der psychosozialen Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . 30Persönlichkeitsmerkmale . . . . . . . . . 31Psychosoziale Interaktionsstörung. . . . 31

2.3.6 Resultierende Risikofaktoren. . . . . . . 322.3.7 Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33

3 ICF – Ein Denkmodell mit System. . . 35

3.1 Vorteile und Ziele der ICF-basierten Stottertherapie . . . . . . . . . . . . . . . 36

3.1.1 Ressourcenorientierung. . . . . . . . . . 363.1.2 Gemeinsame Sprache . . . . . . . . . . . 363.1.3 Übergreifende Zielsetzung . . . . . . . . 363.1.4 Standardisierte Beschreibungen . . . . . 363.2 Was ist die ICF? . . . . . . . . . . . . . . 373.2.1 ICF, ICD und ICIDH – den Durchblick

behalten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37

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XII Inhalt

3.2.2 Wichtige Begrifflichkeiten und Zusammenhänge . . . . . . . . . . . . . 38Konzepte der Körperfunktionen und -strukturen . . . . . . . . . . . . . . 38Konzept der Aktivitäten. . . . . . . . . . 39Konzept der Teilhabe . . . . . . . . . . . 40Kontextfaktoren . . . . . . . . . . . . . . 41

3.2.3 Aktuelle Bedeutung und Schwächen . . 42Aktuelle Bedeutung der ICF im Gesundheitswesen . . . . . . . . . . . 42Schwächen der ICF . . . . . . . . . . . . 43

3.3 Anwendung der ICF in Diagnostik und Therapie . . . . . . . . . . . . . . . . 44

3.3.1 ICF-orientierte Anamnese . . . . . . . . 443.3.2 ICF-orientierte Erstellung des Befundes . 443.3.3 ICF-orientierte Therapie . . . . . . . . . 47

4 Anamneseerhebung . . . . . . . . . . . 49

4.1 Situation des Erstgespräches . . . . . . . 504.1.1 Elemente und Funktionen des

Erstgespräches . . . . . . . . . . . . . . . 504.1.2 Mit welchen Gefühlen und Fragen

kommen die Eltern zum Erstgespräch? . 504.2 Anamnesefragebogen . . . . . . . . . . . 514.2.1 Beschreibung der aktuellen

Symptomatik, Variabilität und Verlauf . 524.2.2 Umgang des Kindes und der Umwelt

mit dem Stottern. . . . . . . . . . . . . . 52Reaktion des Kindes: Störungsbewusstsein und Copingstrategien . . . . . . . . . . . 53Reaktionen der Umwelt . . . . . . . . . . 54

4.2.3 Fragen zur emotionalen Konstitution und zum Verhalten . . . . . . . . . . . . 55

4.2.4 Fragen zu Aktivität und Teilhabe . . . . 554.2.5 Fragen zur kindlichen

Allgemeinentwicklung . . . . . . . . . . 564.2.6 Familienanamnese. . . . . . . . . . . . . 574.2.7 Klärung der Therapiemotivation mit

Eltern und Kind . . . . . . . . . . . . . . 574.3 Die Anamnese bei unterschiedlichen

Altersstufen . . . . . . . . . . . . . . . . 594.3.1 Anwesenheit des Kindes – ja oder nein? . 594.3.2 Themen des Erstgespräches mit dem

stotternden Kind. . . . . . . . . . . . . . 60

5 Befunderhebung . . . . . . . . . . . . . 61

5.1 Erstdiagnostik als Grundlage der Therapieplanung. . . . . . . . . . . . . . 62

5.2 Arbeitsprinzipien . . . . . . . . . . . . . 625.2.1 Ressourcenorientierte Diagnostik und

Therapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62

5.2.2 Der Umgang mit dem Tabu Stottern. . . 635.2.3 Die enge Orientierung am Kind . . . . . 645.2.4 Durchführung und Dokumentation der

Untersuchung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 645.3 Befundbogen. . . . . . . . . . . . . . . . 655.4 Untersuchungsparameter und ihre

Relevanz für die Therapie . . . . . . . . . 655.4.1 Von der Diagnostik zur

Therapieplanung . . . . . . . . . . . . . 655.4.2 Untersuchung der verschiedenen

Sprechleistungsstufen . . . . . . . . . . . 66Qualitative Untersuchung der Sprechleistungsstufen. . . . . . . . . 67Quantitative Auswertung der Sprechproben: CountBasic . . . . . . 69Methodisches Vorgehen bei der Untersuchung der Sprechleistungsstufen. . . . . . . . . 70Überprüfung von Konsistenz und Adaptation . . . . . . . . . . . . . . 73Auswertung der erhobenen Daten . . . . 74

5.4.3 Differenzialdiagnose Poltern . . . . . . . 75Kommunikationsverantwortlichkeit als differenzialdiagnostisches Kriterium . . 75Diagnostik des Mischbildes Stottern – Poltern . . . . . . . . . . . . . 75

5.4.4 Beobachtung von Einflussfaktoren . . . 76Beobachtung psychosozialer Aspekte . . 77Verhaltensauffälligkeiten . . . . . . . . . 79Eltern-Kind-Interaktion . . . . . . . . . 79Der Einfluss der Sprachentwicklung . . 80Einschätzung der motorischen Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . 80

5.4.5 Fragebögen zu den Auswirkungen des Stotterns . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81

5.5 Beispielauswertung und Erstellung des Befundes . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83

5.5.1 Auswertung der Stichprobe. . . . . . . . 83Quantitative Erfassung . . . . . . . . . . 83Qualitative Auswertung und Interpretation . . . . . . . . . . . . . 83

5.5.2 Die Formulierung des Befundes . . . . . 845.6 Effiziente Methoden zur Überprüfung

der Symptomatik bei Verlaufskontrollen . . . . . . . . . . . 85

5.7 Beratungsgespräch nach Anamnese und Diagnostik . . . . . . . . . . . . . . 86

6 Ausgewählte Therapiekonzepte . . . 89

6.1 Direkte und indirekte Therapieansätze – Eckpunkte der Stotterbehandlung . . . . 90

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Inhalt XIII

6.1.1 Indirekter Therapieansatz. . . . . . . . . 906.1.2 Direkter Therapieansatz . . . . . . . . . 90

Zeitliche Abfolge. . . . . . . . . . . . . . 916.2 Indikationskriterien für die Auswahl

des Therapieansatzes . . . . . . . . . . . 916.3 Vorbeugendes oder therapiebegleitendes

Elterntraining . . . . . . . . . . . . . . . 936.3.1 Präventivkonzept nach Irwin. . . . . . . 936.3.2 Berliner Gruppenelterntraining nach

Motsch und Schmidt (1996) . . . . . . . 946.4 Spieltherapeutisch geprägte

Sprachtherapie (Katz-Bernstein) . . . . . 946.5 Fluency-Shaping-Programme . . . . . . 966.5.1 Beschreibung des Verfahrens. . . . . . . 966.5.2 Wann ist die Entscheidung für ein

Fluency Shaping sinnvoll? . . . . . . . . 966.5.3 Vor- und Nachteile von Fluency-

Shaping-Programmen. . . . . . . . . . . 976.5.4 Die Kombination von Fluency-

Shaping-Programmen mit modifizierenden Verfahren . . . . . . . . 97

6.5.5 Beispiel für Fluency Shaping: Das Lidcombe-Programm . . . . . . . . 98

6.5.6 Kasseler Stottertherapie und das FRANKA-Konzept . . . . . . . . . . . . 103Der Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . 103Die Inhalte . . . . . . . . . . . . . . . . . 103

6.6 Sprechtechniken – ein Überblick . . . . 1066.6.1 Welche Technik passt zu welchem Kind? 1066.7 Modifikationstherapie nach Dell und

van Riper . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1086.7.1 Methoden . . . . . . . . . . . . . . . . . 1086.7.2 Sonderform: KIDS. . . . . . . . . . . . . 1096.8 Neuere Trends in der Stottertherapie . . 1116.9 Vielfältige Rahmenbedingungen:

ambulante oder stationäre Behandlung, Intensivtherapien und Intervallbehandlungen . . . . . . . . . . 112

7 Kriterien und Voraussetzungen für

die Therapie . . . . . . . . . . . . . . . . 115

Plädoyer für einen frühzeitigen Therapiebeginn . . . . . . . . . . . . . . 116

7.1.1 Warum sollte die Therapie so früh wie möglich einsetzen? . . . . . . . . . . 116

7.1.2 Welche Gegenargumente werden gemeinhin angeführt? . . . . . . . . . . . 116Gefahr der Entwicklung von »Störungsbewusstsein«. . . . . . . . 116Spontanremissionen . . . . . . . . . . . 117Individuelle Gründe . . . . . . . . . . . 117

7.2 Indikationen . . . . . . . . . . . . . . . . 1177.2.1 Vorschulkinder ohne Sprachstörungen,

deren Eltern besorgt sind . . . . . . . . . 118Dilemma für die Therapeutin . . . . . . 118Mögliche Therapiebausteine . . . . . . . 118Entwicklungsbedingte Unflüssigkeiten . 118Mögliche Therapiebausteine . . . . . . . 118

7.2.2 Kinder mit beginnendem Stottern, deren Eltern nicht besorgt sind. . . . . . 119Dilemma für die Therapeutin . . . . . . 119Mögliche Therapiebausteine . . . . . . . 119

7.2.3 Kinder mit beginnendem Stottern, deren Eltern besorgt sind . . . . . . . . . . . . . . 119Mögliche Therapiebausteine . . . . . . . 120

7.2.4 Kinder mit beginnendem bis manifestem Stottern, deren Eltern mäßig bis etwas besorgt sind . . . . . . . . . . . . . . . . . 120Mögliche Therapiebausteine . . . . . . . 120

7.3 Prognosefaktoren . . . . . . . . . . . . . 1207.3.1 Verlaufsprognose . . . . . . . . . . . . . 1207.3.2 Therapieprognose . . . . . . . . . . . . . 1217.4 Therapeutische Grundhaltung

gegenüber Kind und Bezugspersonen . . 1217.4.1 Einflüsse . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1217.4.2 Haltung gegenüber dem Kind . . . . . . 1227.4.3 Haltung gegenüber den Eltern . . . . . . 1227.4.4 Geteilte Verantwortung,

Zielvereinbarungen und Motivation. . . 1237.5 Umgang mit dem Stottern in der

Therapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1257.5.1 Akzeptanz des Stotterns durch die

Therapeutin . . . . . . . . . . . . . . . . 1257.5.2 Sprechen über das Stottern . . . . . . . . 1267.5.3 Unflüssige und flüssige Tage . . . . . . . 126

8 Therapiebausteine mit dem Kind und

ihre konkrete praktische Umsetzung. 127

8.1 Die Bausteine im Überblick . . . . . . . 1298.2 Atemtherapie und Tonusregulation . . . 1308.3 Körpersprache und rhythmisch-

melodischer Ausdruck . . . . . . . . . . 1328.3.1 Blickkontakt und Turn taking . . . . . . 1328.3.2 Rhythmisch-melodischer Ausdruck. . . 1328.3.3 Körpersprache . . . . . . . . . . . . . . . 1338.3.4 Sprechtempo . . . . . . . . . . . . . . . . 134

Analyse von Aufnahmen . . . . . . . . . 1348.3.5 Synthese der Einzelaspekte . . . . . . . . 1358.4 Emotionaler Ausdruck und kreatives

Gestalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1358.4.1 Welche Rolle spielen Emotionen in der

Therapie des Stotterns? . . . . . . . . . . 135

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XIV Inhalt

8.4.2 Das Besondere dieses Bausteins . . . . . 136Möglichkeiten und Grenzen spieltherapeutischer Elemente in der Logopädie . . . . . . . . . . . . . . . . . 136Prinzipien für die Arbeit am emotionalen Ausdruck . . . . . . . . 137Einbeziehen der Eltern . . . . . . . . . . 137

8.4.3 Zulassen und Erleben von Schutz und Geborgenheit (die Phase des Urvertrauens) . . . . . . . 138

8.4.4 Ausagieren von Aggression und Wut (die Phase der Autonomie) . . . . . . . . 139

8.4.5 Sich Abgrenzen – Verhandeln – Nein-Sagen – sich Durchsetzen (die Phase der Initiative) . . . . . . . . . 141

8.5 Förderung der Sprechfreude und Abbau von Sprechängsten . . . . . . . . 143

8.5.1 Spiel mit »primärer Kommunikation« . 1438.5.2 Desensibilisierung gegen

negative Reize . . . . . . . . . . . . . . . . 143Prinzipien der Desensibilisierung . . . . 144

8.5.3 Desensibilisierung gegen Unterbrechungen und ungünstiges Zuhörerverhalten . . . . . . . . . . . . . 145

8.5.4 Reduzierung belastender Bewertungen von Sprechunflüssigkeiten . . . . . . . . 145Pseudostottern . . . . . . . . . . . . . . 145

8.5.5 Desensibilisierung gegen Fixierungen und Blockierung . . . . . . . . . . . . . 150

8.5.6 Abbau von situativen Ängsten bei Schulkindern und Jugendlichen . . . . . 150

8.5.7 Vielseitig einsetzbare Methoden in der Phase der Desensibilisierung . . . . 151Was tun, wenn .... . . . . . . . . . . . . . 154

8.6 Förderung der Eigen- und Symptomwahrnehmung . . . . . . . . . 155

8.6.1 Grundlegendes bei der Wahrnehmungsförderung . . . . . . . . 155Eigenreflexion . . . . . . . . . . . . . . . 158Was tun, wenn .... . . . . . . . . . . . . . 158

8.7 Modifikation des Stotterns und Modeling . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159

8.7.1 Modifikation . . . . . . . . . . . . . . . . 159Enge Verknüpfung zu anderen Therapiebausteinen . . . . . . . 159Die Nachbesserung –Das Zielmodell im Mund des Kindes . . 160Die Prolongation – Sprechtechnik und Vorübung zum Pull-out . . . . . . . 161Der Pull-out – Die Befreiung aus dem Klemme . . . . . . . . . . . . . 162

Reduzierung der Anzahl der Wiederholungen . . . . . . . . . . . 165Veränderung von Dehnungen . . . . . . 166Die Werkzeugkiste – Ein vielseitiges Spiel zur Modifikation der Sprechweise . . . . 166Die Ampel . . . . . . . . . . . . . . . . . 166Abbau von Mitbewegungen . . . . . . . 168Bearbeitung negativer Einstellungen . . 168Rolle der Eltern . . . . . . . . . . . . . . 168

8.7.2 Modeling – Modifikation für kleine Kinder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169

8.8 Bedeutung der Gruppentherapie und des sozialen Lernens. . . . . . . . . . . . 169

8.8.1 Gruppe als Ort der Kommunikation . . 1698.8.2 Gruppe als Katalysator . . . . . . . . . . 1708.8.3 Wann ist eine Gruppe sinnvoll? . . . . . 1708.8.4 Auf die Mischung kommt es an –

Hinweise zur Zusammenstellung einer Gruppe . . . . . . . . . . . . . . . . 170

8.8.5 Welche Auswahlkriterien gibt es? . . . . 1718.8.6 Inhalte der Gruppentherapie . . . . . . 1728.9 Therapie des Polterns . . . . . . . . . . . 174

Aspekte der Poltertherapie . . . . . . . . 174Prognose . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175Übungen zur Verbesserung der Artikulationsschärfe und Reduzierung der Artikulationsrate . . . . . . . . . . . 175

9 Therapiebausteine für die Arbeit

mit den Bezugspersonen:

Beratung – Information – Training . . 177

9.1 Die Bausteine im Überblick . . . . . . . 1799.2 Information zum Stottern und zu

beeinflussenden Faktoren. . . . . . . . . 1809.2.1 Auseinandersetzung mit Diagnose und

Prognose . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1809.2.2 Die Frage nach den Ursachen . . . . . . 180

Was steht hinter diesen Vermutungen und der Frage nach den Ursachen? . . . 181Umgang mit den Erklärungsversuchen . . . . . . . . . . . 181Wie kann die Therapeutin mit den Schuldgefühlen umgehen? . . . 181Die Frage nach anderen, besonders erfolgreichen Therapieformen . . . . . . 181

9.2.3 Aufzeigen einer Perspektive . . . . . . . 1819.3 Hilfestellung zur Akzeptanz und zum

Umgang mit dem Stottern . . . . . . . . 1829.3.1 Stottertagebuch . . . . . . . . . . . . . . 1829.3.2 Metaphern und Analogien . . . . . . . . 183

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Inhalt XV

9.3.3 Gelassener Umgang mit dem Stottern. . 184Körpersprachliche Signale . . . . . . . . 184Systemischer Aspekt. . . . . . . . . . . . 184

9.3.4 Sprechen über das Stottern . . . . . . . . 1849.4 Allgemeine Förderung des flüssigen

Sprechens. . . . . . . . . . . . . . . . . . 1859.5 Reduktion von sozialem Stress . . . . . . 1859.5.1 Emotionale Verunsicherung . . . . . . . 186

Förderung des Selbstvertrauens . . . . . 186Kultur des Zuhörens und des Gespräches . . . . . . . . . . . . 186Aufregung und kritische Lebensereignisse . . . . . . . . 186Ruhe als zusätzliche Leistung unter Stress . . . . . . . . . . . 186Geschwisterrivalität . . . . . . . . . . . . 186Leistungsdruck. . . . . . . . . . . . . . . 187Demütigende Erfahrungen . . . . . . . . 188Umgang mit Veränderungen und neuen Situationen . . . . . . . . . . 188Konflikte bezüglich Grenzen und Regeln . . . . . . . . . . . . . . . . . 188Medienkonsum . . . . . . . . . . . . . . 188Verhaltensauffälligkeiten . . . . . . . . . 189

9.5.2 Zeitlicher Stress . . . . . . . . . . . . . . 1899.5.3 Umsetzung im Alltag . . . . . . . . . . . 1899.6 Mobilisierung der Väter. . . . . . . . . . 1909.6.1 Besondere Rolle der Väter . . . . . . . . 1909.6.2 Was machen Väter anders? . . . . . . . . 1909.6.3 Chancen durch Einbeziehen der Väter . 1919.7 Sprachliches Kommunikationsverhalten 191

Reduzieren des Sprachniveaus und der sprachlichen Komplexität. . . . . . . . . 191Verzicht auf Sprechaufforderungen . . . 192Sprechdruck . . . . . . . . . . . . . . . . 192Aufregung . . . . . . . . . . . . . . . . . 192Fragen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192Gut gemeinte Ratschläge . . . . . . . . . 192Kultur des Zuhörens. . . . . . . . . . . . 192Feste Spiel- oder Gesprächszeit . . . . . 192Besonderheit beim Baustein Modifikation . . . . . . . . . . 193Fluency Shaping durch die Eltern . . . . 193Was tun wenn ...? . . . . . . . . . . . . . 193

9.8 Erarbeitung der Bausteine in Elterngruppentrainings . . . . . . . . . . 194

9.8.1 Vorteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1949.8.2 Methoden . . . . . . . . . . . . . . . . . 1959.8.3 Auswertung von Videoaufnahmen . . . 195

Regeln für Rückmeldungen aus der Gruppe. . . . . . . . . . . . . . . 196

9.9 Zusammenarbeit mit Erzieherinnen und Lehrerinnen. . . . . . . . . . . . . . 196

9.9.1 Informationsabend für Erzieherinnen und Lehrerinnen . . . . . . . . . . . . . 196

10 Wann ist die Therapie beendet? . . . 199

10.1 Gute Gründe, eine Therapie zu beenden . 20010.1.1 Die rechtzeitige Vorbereitung auf das

Ende der Therapie mit dem Kind . . . . 20010.1.2 Die Chancen einer »endlichen«

Therapie für Jugendliche . . . . . . . . . 20110.2 Nachsorge . . . . . . . . . . . . . . . . . 201

11 Qualitätssicherung in der

Stottertherapie . . . . . . . . . . . . . . 203

Fachkompetenz . . . . . . . . . . . . . . 204Sozial- und Selbstkompetenz. . . . . . . 204ICF-Orientierung . . . . . . . . . . . . . 204Evidenzbasiertes Arbeiten und (Selbst-)Evaluation . . . . . . . . . . . . . . . . . 204

12 Anhang

Kopiervorlagen für die Praxis . . . . . 207

Anamnesefragebogen für Stottern bei Kindern und Jugendlichen . . . . . . 209

12.2 Befundbogen für Stottern bei Kindern und Jugendlichen . . . . . . . . . . . . . 215

12.2.1 Ergänzungsbogen für Klein- und Vorschulkinder . . . . . . . . . . . . . . 218

12.2.2 Ergänzungsbogen für Schulkinder und Jugendliche . . . . . . . . . . . . . . . . . 221

12.3 Protokoll zur quantitativen Auswertung von Sprechproben ohne CountBasic . . . 223

12.4 Protokoll zur Verlaufsdiagnostik. . . . . 22412.5 Grafik zur Veranschaulichung der

ermittelten Stotterraten verschiedener Sprechleistungsstufen . . . . . . . . . . . 226

12.6 Leergrafik zur Darstellung der Stotterrate im Therapieverlauf zum Ausfüllen per Hand . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225

12.7 Das Anforderungs- und Kapazitäten-Modell zur individuellen Anpassung . . 227

12.8 Das Anforderungs- und Kapazitäten-Modell (nach Starkweather) . . . . . . . 228

12.9 Tabelle Differenzialdiagnostik Stottern . 22912.10 Stolperstein – Fragebogen zu den

Auswirkungen des Stotterns für Schüler . 23012.11 Stolperstein – Auswertung des

Fragebogens zu den Auswirkungen des Stotterns für Schüler . . . . . . . . . 233

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XVI Inhalt

12.12 Stolperstein-E: - Fragebogen zu den Auswirkungen des Stotterns für Eltern jüngerer Kinder . . . . . . . . . . . . . . 237

12.13 Stolperstein-E: Auswertung des Fragebogens zu den Auswirkungen des Stotterns für Eltern jüngerer Kinder . . . . . . . . . . 239

12.14 Merkblatt für Eltern . . . . . . . . . . . . 24212.15 Merkblatt für Lehrerinnen . . . . . . . . 24312.16 Merkblatt für Erzieherinnen . . . . . . . 24512.17 Informationsabend für Erzieherinnen

und Lehrer . . . . . . . . . . . . . . . . . 24712.18 Therapiebausteine mit dem Kind

in Übersicht . . . . . . . . . . . . . . . . 24912.19 Therapiebausteine für die Arbeit

mit den Bezugspersonen: Beratung – Information – Training . . . 250

13 Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 251

14 Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . 259

Internet-Materialien . . . . . . . . . . . 264

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Klinik des Stotterns

1.1 Versuch einer Definition – 2

1.2 Häufigkeit und Verbreitung – 3

1.3 Unterscheidung und Definition von Kern- und

Begleitsymptomen – 3

1..3.1 Abkeeehhhr von überholten Begrriffiffen – 3

1.3.2 Funnknktionelle Unflüssigkeiteen vss. Symptomatische Unflüssigkgkeitenn – 3

1.3.3. KeKeernsymptomatik – 4

1.3.4 BBegleitsymptomatik uunnd CoCopingstrategien – 4

1.4 Abgrenzung Sprechunflüssigkeiten –

beginnendes Stottern – Stottern – 7

1.4.111 Altersgemäße SSpreechunflüssigkeiten – 77

1.44.4.2 Beginnendes s Stotttern – 8

1...44.3 Manifestes SStotttern – 11

1.5 Abgrenzung gegen andere Auffälligkeiten des Redeflusses – 11

1.5.1 Poltern ((Clutttering) – 11

1.5.2 Tachylaalie – 12

1.5.3 Neuroogennes Stottern – 13

1.5.4 Worttfifinddungsstörungen – 14

1.5.5 Verbbale Entwicklungsdyspraraxiee – 14

1.6 Strukturelle Gemeinsamkeiten des Stotterns – 14

1.6.1 Koonsisstenzeffekt – 14

1.6.2 AAdapptationseffekt – 155

1.6.3 KKommmunikationsveranttwoortlichkeit – 15

1.6.4 EEinflfluss motorischer Eleemeente auf den Redeeefluss – 177

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2 Kapitel 1 · Klinik des Stotterns

Stottern ist kein einheitliches Krankheitsbild, son-dern ein Syndrom, das sich aus individuell sehr unter-schiedlichen sprachlichen, motorischen und psycho-sozialen Symptomen zusammensetzt. Die Redewen-dung »Wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht dasselbe« hat für das Störungsbild Stottern große Gültigkeit. Unterschiedliche Lern- und Entwicklungs-geschichten beeinflussen die Ausformung der Symp-tomatik erheblich. So ist das Erscheinungsbild trotz vieler Gemeinsamkeiten individuell sehr verschieden, da selbst gleiche Symptome verschiedenartige Ursa-chen haben können. Die folgenden Kapitel bilden mit der Beschreibung von Symptomen und Regelhaftig-keiten des Stotterns sowie der Abgrenzung zu ande-ren Störungen des Redeflusses die Grundlage der Dia-gnostik und der am Einzelfall orientierten Therapie-planung.

1.1 Versuch einer Definition

Stottern ist kein eineineinheitlilichec s Krankhkheitsbild,d,d, son-derdern en einin SynSyndrom, dasass si s ch auaus individduell sehhrhr unterschiedlichichenen e sprachhliclili henn, motorisischen undd ps psychychosozialenen Sy S mptoomomenn zusammmensetztztzt.

Vielfältige Auffälligkeiten. Stottern ist eine inter-mittierend auftretende Störung des Sprechablaufs, die bei längerem Bestehen die gesamte Kommunikation und Sozialisation des Stotternden stark beeinträchti-gen kann.

Auffälligkeiten im Redefluss. Die Rede ist gekenn-zeichnet von häufigen Unterbrechungen durch Wie-derholungen, Dehnungen oder völligen Blockierungen von Lauten, Silben und Wörtern. Die Sprechunflüs-sigkeiten können in Begleitung anderer Auffälligkei-ten auftreten, welche die Kommunikation und die Lebensqualität des Stotternden zusätzlich stören.

Gestörte Kommunikation. Dazu gehören sowohl sprachliche Phänomene (z. B. der Einsatz von Füll-wörtern, das Weglassen, Ersetzen oder Hinzufügen einzelner Laute und Wörter) als auch nichtsprachli-che Erscheinungen wie Mitbewegungen des Gesich-tes (z. B. Blinzeln, Tremore der Lippen, des Kiefers und der Wangen) und des Oberkörpers sowie Verän-derungen der Atmung. Reduzierte Gestik und Mimikkkönnen die nonverbale Kommunikation behindern.

Psychosoziale Einschränkungen. Auch im Bereich psychosozialer Fähigkeiten kommt es möglicherweise zu deutlichen Beeinträchtigungen. Eine große Rolle spielt hierbei ein durch spezifische Ängste verursach-tes sprachliches und situatives Vermeideverhalten, mit dessen Hilfe unangenehme Momente entweder vermieden oder erträglicher gemacht werden sollen. Diese Verhaltensweisen haben häufig eine zuneh-mende soziale Isolation des Stotternden zur Folge. In . Übersicht 1.1 sind die möglichen betroffenen Teil-bereiche zusammenfassend dargestellt.

> Beachte

Bei länger bestehender und fortgeschrittener Ausfor-mung der Symptomatik gerät bei vielen Stotternden dann im Jugendlichen- und Erwachsenenalter die ge-samte Lebensgestaltung zunehmend unter das Dik-tat des Stotterns, sodass die Auswirkungen des Stot-terns oft bedeutsamer sind als die Sprechunflüssig-keiten selbst.

Flüssige und unflüssige Phasen können einander abwechseln. Die Symptomatik ist häufig von äußeren

Faktoren abhängig. So können sich bestimmte Situa-tionen, wie z. B. Telefonieren oder Hektik, negativ auf den Redefluss auswirken. Auch interne Faktoren wiedie subjektiv erlebte oder tatsächliche Kommunikati-onsverantwortlichkeit haben Einfluss auf das Stottern(7 Kap. 1.6.3).

. Übbeersicht 1.11

Mögllicche h Auffälliggkeiten innnn erhalba des s Syn-

dromsms SStottern

4 Stötörrung der Reeddee4 Sprracchliche Phäänomomn ene4 Auffffällä igkig eiten im BerrBe eicei h nonverbaler Komm-

munikakatioion4 Mitbeweguegungeng n4 Psychosozialale AAe uffäuff lligkeiten

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131.3 · Unterscheidung und Definition von Kern- und Begleitsymptomen

Fazit

4 EEinne einheitliiche h Definiittion dedes Stottterns iisst auuffgrug nd derr KoKomplexitttätä der Störung ununndihrrerer vielfältigeenn Ur sachenkonkonko stellatiotioionnenersschwhwc ert.

4 Stotteternrn ist in der RRegeeeg ll kein konstantes Phhää-

nomenn, ssondo ern tritt situauativvt in in un unterterscschhiedied-licher Auspsprräguäg ng auf.

4 Betroffen istt di d e e gesge amte Kommunikation.

1.2 Häufigkeit und Verbreitung

Bei aller individuduellellel en Symymptomatik k zeigt dasasas SynSyndrodrom Sm Stott tern dochochch au chch statistisch c belegtgtgte Gemeinsamkeikeitenente . Diese De DDaten kn önnen n beglei--tend zd zurur Elternberatutuat ng verrwwenw detd werdden.

Spontanremissionen. In der Bundesrepublik Deutschland weisen 3–5% aller Kinder, jedoch nur noch 1% aller Erwachsenen eine Stottersymptoma-tik auf. Bei vielen Kindern kommt es, spontan oder bedingt durch eine Therapie, zu einer Remission der Störung. Johannsen (2001b) beschreibt jene Faktoren, die eine Rückbildung der Symptomatik erschweren:4 früher Beginn des Stotterns, ohne vorherige

Phase flüssigen Sprechens, bei ansonsten weitge-hend unauffälliger Sprachentwicklung,

4 männliches Geschlecht,4 weitere stotternde Familienmitglieder,4 hartnäckige, schwer beeinflussbare Symptomatik,4 Linkshändigkeit.

Das Verhältnis von männlichen zu weiblichen Stot-ternden verschiebt sich von 3:1 in der Kindheit auf ca. 9:1 im Erwachsenenalter.

Physiologische Unflüssigkeiten. Etwa 80% aller Kinder (vgl. Böhme 2003, S. 123; Johannsen u. Johann-sen 1998, S. 478) machen eine Phase mehr oder min-der ausgeprägter physiologischer Unflüssigkeit im Rahmen ihrer Sprachentwicklung mit, die sich nach wenigen Wochen bis Monaten wieder legt.

Frühe Entstehung. 66% aller Stotternden entwi-ckeln die Störung bis zum 6. Lebensjahr (vgl. Wirth 2000). Auch der Eintritt in die Pubertät gilt als kriti-sche Phase zur Entstehung von Stottern. Erwachsene

beginnen sehr selten zu stottern. Die Ursachen hier-für dürften überwiegend neurogener oder psychoge-ner Natur sein.

Fazit

4 Stotterrnn entstehtt meim st in n derd sensiblennn

Phase ddees Spracheherwer rbes.4 In dieserr PhPh ase kommmmtmt es eher zu Spontann--

rereremissionnenne .

1.3 Unterscheidung und Definitionvon Kern- und Begleitsymptomen

Die Klassifikation auftretender SySymptm ome ist ft ffür üDiagnostik, Therappiepieplanung sowie zuzur prognoss-titistis hche Bn Beurrteiteiteilunlulu g gleichechermaßen relevevant. In diesem Kapitel ist nebenbebe einerer Au seinandererset-zunzung mg mg itit derder Te T rminologiie e ee eine gegenaue Bescchreh i-bung von Kern- undundu Begleitsymymymptomomen zu fin-den.

1.3.1 Abkehr von überholten Begriffen

Lange Jahre wurden die Begriffe Primär- und Sekun-därsymptomatik zur Beschreibung des Stotterns ver-wendet. Diese Nomenklatur wird in der neueren Fach-literatur (z. B. Sandrieser u. Schneider 2008, Ochsen-kühn u. Thiel 2005) übereinstimmend als nicht mehr haltbar beschrieben, da Beobachtungen von Entwick-lungsverläufen keine zwingende Reihenfolge der Ent-stehung von Symptomen belegen konnten (z. B. Amb-rose u. Yairi 1999, Onslow u. Packman 1999b). Aus diesem Grund werden inzwischen die Begriffe Kern- und Begleitsymptomatik (7 Kap. 1.3.3 und 1.3.4) prä-feriert. Auch wird auf die Begriffe »klonisches« und»tonisches« Stottern zugunsten einer qualitativenBeschreibung von Stotterereignissen verzichtet.

1.3.2 Funktionelle Unflüssigkeiten vs. Symptomatische Unflüssigkeiten

Nicht jede auftretende Sprechunflüssigkeit ist als Stot-tersymptom zu bewerten. Funktionelle Unflüssigkei-

ten entstehen meist als Folge von Unregelmäßigkeitenin der Sprach-Handlungs-Planung. Sie dienen dabei

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4 Kapitel 1 · Klinik des Stotterns

dem Zeitgewinn für den Wortabruf, der syntaktischen Planung bzw. der gedanklichen Strukturierung der Aussage und kommen bei allen Sprechern vor. Natür-lich können diese Unflüssigkeiten auch bewusst einge-setzt werden, um nicht unterbrochen zu werden. Typi-sche funktionelle Unflüssigkeiten sind Wiederholun-gen ganzer Phrasen oder die lockere Wiederholung eines ganzen Wortes, der Einschub von Flicklauten wie »ähm« aber auch Unflüssigkeiten, die in Folge von Umstrukturierungen des Satzes während des Spre-chens entstehen. Sie alle sind anstrengungsfrei, beein-

trächtigen das natürliche Zusammenspiel von Prosodie

und Sprechrhythmus nicht und wirken daher auf denZuhörer auch bei größerer Auftretenshäufigkeit nichtunbedingt störend.

Symptomatische Unflüssigkeiten hingegen betref-fffen kleinere Einheiten: Es werden Silben und Lautewiederholt, die ursprüngliche Form des Wortes gehtzunehmend verloren. Sie sind meist begleitet von mehroder weniger stark ausgeprägtem Anstrengungsver-halten. Symptomatische Unflüssigkeiten führen zurfür das Stottern typischen »Zertrümmerung« der Wort-

form. Verzögerungen, Dehnungen und Blockierungenstören den Sprechrhythmus und -ablauf. Je nach Aus-prägung kann sekundär auch die Sprechatmung mitbetroffen sein. Auf quantitativer Beschreibungsebenespricht man erst von Stottern, wenn mehr als 3% dergesprochenen Silben den symptomatischen Unflüssig-keiten zuzuordnen sind (Ambrose u. Yairi 1999).

So lange die auftretenden Unflüssigkeiten weni-ger als 3% der gesprochenen Silben betragen, solltender Qualität der Unflüssigkeiten sowie der Dauer derStörung besonders große Aufmerksamkeit hinsicht-lich der Differenzialdiagnose »beginnendes Stottern«gewidmet werden (7 Kap. 1.4.2).

1.3.3. Kernsymptomatik

Für die Diagnose Stottern relevante Symptome des Redeflusses bezeichnet man als Kernsymptome. Siebestehen aus:

Ganzwortwiederholungen: wenn sie spannungs-reich sind und mit schnellen Wiederholungen hervor-gebracht werden (vgl. Ambrose u. Yairi 1999)

Teilwortwiederholungen: »Be-be-be-be-bestimmtgewinne ich wieder!«

Iterationen von Lauten: »K-k-k-k-kann ich noch was haben?

Lautdehnungen: »Sssssssiehst du das Auto daunten?«

unfreiwilligen Blockierungen: » Ich b- - rauche noch eine Schere.« Sie werden i. d. R. von großem Kraftein-

satz begleitet; oft mit sichtbarer Anspannung der an der Artikulation beteiligten Muskulatur.

> Beachte

Da das Ausmaß der Beeinträchtigung des Sprechab-laufes durch die Kernsymptome sehr unterschiedlich sein kann, sollten sie stets durch Attribute wie »span-nungsreich«, »eher locker« o. ä. und ggf. mit Hin-weis auf ihre Häufigkeit näher beschrieben werden.(7 Kap. 5.5.2)

1.3.4 Begleitsymptomatik undCopingstrategien

Individuelle Symptomatik. Begleitende Auffäl-ligkeiten entstehen aus dem Bedürfnis des Stottern-den, die Kontrolle über seinen Sprechablauf wieder zu erlangen und entwickeln sich individuell. Wäh-rend man die unbewussten Bewältigungsreaktio-nen als Begleitsymptome bezeichnet, wird jegliches bewusste und absichtliche Bewältigungsverhalten alsCopingstrategie bezeichnet. Dabei verlaufen nicht alleBewältigungsversuche gleichermaßen erfolgreich.Einige dieser Kompensationsversuche erscheinenzwar zunächst erfolgreich (z. B. Vermeidung unange-nehmer Sprechsituationen), haben jedoch unmittel-bar negative Konsequenzen für das Kind (z. B. sozi-ale Isolation oder die Entwicklung von Sprechängs-ten). Positive Copingstrategien hingegen tragen zurVerbesserung des Redeflusses bei, so z. B. die Verlang-samung des Sprechtempos oder weiche Stimmein-sätze. Eine eindeutige Unterscheidung von negativen

Copingstrategien und Begleitsymtomatik ist häufignicht möglich, da allein aus der Beobachtung seltenerkennbar ist, ob die Bewältigungsreaktion des Kin-des auf seine Unflüssigkeiten bewusst gesteuert oderdurch zufällige, unbewusste Lernprozesse entstandenist. Tragfähige Hinweise auf das Vorhandensein vonCopingstrategien sind daher nur über konkrete Aus-sagen des Kindes, z. B. durch den Fragebogen »Stol-perstein« (7 Kap. 5.4.5) zu gewinnen.

> Beachte

Während v. a. bei motorischen Begleitstörungen nochnicht hinreichend geklärt ist, ob sie unabhängig von der Kernsymptomatik entstehen können, spricht das Vorhandensein negativer Copingstrategien eindeutig für bewusste Ankämpfreaktionen gegen das Stottern und damit für vorhandenes Störungsbewusstsein.

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> Beachte

Eine synonyme Verwendung der Begriffe »Begleit-symptomatik« und »negative Copingstrategie« sollte daher vermieden werden.

Zur genauen Erstellung des Befundes sollte nicht nur beschrieben werden, was ein Stotternder macht, es müssen auch Hypothesen gebildet und später über-prüft werden, warum er sich auf diese Weise verhält. Hieraus werden Ansatzpunkte für das therapeutische Vorgehen entwickelt.

Die Beschreibung möglicher Begleitsymptome und Copingstrategien folgt zur besseren Orientierung dem Aufbau des Befundbogens. Eine Kopiervorlage des Protokolls befindet sich im Internet.

Sprachliche Ebene

Embolophrasien und Embolophonien. Sie sind sogenannte »Flickwörter« und »Flicklaute« und wer-den eingesetzt, um eine spannungsreiche Blockierung so lange zu verzögern, bis das Wort evtl. flüssig oder mit geringerer Anspannung gesprochen werden kann. Sie sind somit eine Symptom des sog. Aufschubverhal-

tens. Beispiel: »hm«, »äh«, »nnnn«, »eben«, »also so«aber auch sinnlose Lautfolgen wie »anga«, »obba« o.ä.Werden die Füllwörter geschickt gesetzt, fallen sie teil-weise erst bei genauerem Hinhören auf. Mitunter istihre Abgrenzung von Startern schwierig.

Starter. Als Starter werden Silben, Wörter oder Rede-wendungen bezeichnet, die vom Stotternden rela-tiv sicher flüssig gesprochen werden. Häufig werdensie in Situationen erhöhten Sprechdrucks eingesetztund dienen als »Starthilfe« für schwierig empfundeneWörter und Wortanfänge. Beispiel: »also, ich meine«,»ich sag mal«.

Stop-and-go. Der Stop-and-go-Mechanismus be-zeichnet einen Zyklus von mehrmaligen Anfängen undAbbrüchen des Wortes nach der Blockade. Es kommtdabei zu einem Zurückschnellen mit zum Teil sehrhoher Geschwindigkeit. Ziel dieses Verhaltens ist dasHinauszögern des Weitersprechens bis die Spannungweitgehend reduziert und damit die eigentlich Blockie-rung überwunden werden kann. Z. B. »mein Lie-- meinLie-- mein Liii-- mein Lilliliee-- mein Liiieblingstier«;Möglich sind auch Neuanfänge mit anderen Wörtern.Beispiel: »Der D-d-d- der D-d-d-d-d- der Schulleiter«.Eine starke Beschleunigung des Sprechtempos im Satzwird als Propulsion bezeichnet.

Verbales Vermeiden. Verbales Vermeiden ist dasErgebnis des Versuches, Blockaden sprachlich zuumgehen. Dazu gehören der Ersatz von Wörtern oderSatzteilen durch subjektiv einfacher auszusprechendeWörter oder Phrasen, Satzabbrüche mit und ohneNeustrukturierung und Umschreibungen.

> Beachte

Je besser der Wortschatz und die sprachlichen Fähig-keiten entwickelt sind, desto geschickter und unauf-fffälliger kann vermieden werden (z. B. »meine T-- dieSchwester meiner Mutter«, »Der Mann, der die Postbringt«).

Schwa-Laut. Der sog. Schwa-Laut (»Halbvokal«) tritt bei Wiederholungen anstelle des Vokals auf. Er ist ein wichtiger differenzialdiagnostischer Hinweis auf Stot-tern (7 Kap. 1.4.2), da nicht nur die Struktur des Wor-tes zerstört, sondern auch der Vokal selbst in seiner Qualität verändert wird. Als Folge einer missglück-ten Koartikulation1 hat das Kind z. B. bei dem gestot-terten Wort »H∂-H∂-Hand« das Ansatzrohr während der Bildung des Lautes /h/ noch nicht auf die Vorbe-reitung des nachfolgenden Vokals /a/ eingestellt. Dader Schwa-Laut mit geringerer Intensität gebildet wirdund daher leichter realisierbar ist, belässt das Kindstattdessen die Artikulatoren in relativ neutraler Posi-tion (vgl. Randoll u. Jehle 1990, S. 140).

Additionen, Substitutionen und Elisio nen. Trotz gleicher Terminologie ist die hier beschriebene Verän-derung der Aussprache nicht auf eine phonologischeStörung zurückzuführen. Vielmehr können sie derVermeidung schwieriger Laute oder Lautverbindun-gen dienen und treten normalerweise erst bei älterenKindern mit ausgeprägter Lautfurcht auf. Bei derar-tigen Veränderungen muss immer auch differenzial-diagnostisch an Poltern oder eine Polterkomponentegedacht werden. Im Zusammenhang mit Poltern ent-stehen diese Symptome vor allem durch Flüchtigkeitund durch eine mangelhafte Integration der am Spre-chen beteiligten Komponenten (7 Kap. 1.5.1).

Auffälliges Sprechverhalten. Auffälliges Sprach-verhalten kann bedeuten, dass ein Kind begonnen

1 Um ein flüssiges Sprechtempo zu gewährleisten, werdendie Laute eines Wortes physiologischerweise nicht einzeln realisiert, sondern immer in Bezug auf den Folgelaut. So verändert sich die Einstellung des Ansatzrohres bei der Bildung des Lautes je nach folgendem Laut z. T. ganz ent-schieden.

11.3 · Unterscheidung und Definition von Kern- und Begleitsymptomen

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6 Kapitel 1 · Klinik des Stotterns

hat, sich zurückzuziehen und nur noch in bestimm-ten, besser kontrollierbaren Situationen spricht bzw. dass es Situationen, in denen es wenig sprechen muss, bevorzugt. Andere Kinder hingegen verfal-len auf das genaue Gegenteil: Sie werden zu »Dauer-sprechern« (vgl. Dell 1996), neben denen es schwer ist, sich sprachlich durchzusetzen. Unterschiedliche Gründe können das Kind zu diesem Verhalten veran-lassen. Vielleicht glaubt es, nur so die Aufmerksamkeit auf sich lenken zu können, oder es will einer Unter-brechung durch den Zuhörer zuvorkommen, da jeder Neuanfang beim Sprechen ein erhöhtes Risiko zu stot-tern bedeutet. Auch der Einsatz künstlicher »Denk-pausen« dient oft der Vermeidung und wird zum auf-fffälligen Sprechverhalten gezählt.

> Beachte

Veränderungen im Bereich des Sprechverhaltens sindoftmals bewusst gewählte Copingstrategien im Um-gang mit auftauchenden Stottersymptomen.

Nicht-sprachliche Ebene

Mitbewegungen. Als Parakinesen bezeichnet man Mitbewegungen der Extremitäten, des Oberkörpers oder des Kopfes. Gestik und Gebärden werden häufig durch Behelfshandlungen wie Fingerschnippen, auf die Oberschenkel schlagen oder Ähnliches ersetzt. Bei sehr ausgeformter Symptomatik ergeben sich manch-mal ganze Abfolgen verschiedenster Mitbewegungen beim Versuch, Blockaden zu überwinden. Wurde die ursprüngliche Strategie unwirksam, kann eine neue Mitbewegung hinzukommen. Bei Vorschulkindern findet man eher selten Mitbewegungen, da die Rede-flussstörung zur Ausformung mehrerer Mitbewegun-gen oftmals noch nicht lange genug besteht.

Tremore des Kiefers oder der Lippen, die infolge erhöhter körperlicher Anspannung im Block ent-stehen, sind dagegen auch bereits bei jüngeren stot-ternden Kindern zu finden. Auch orale Geräusche wieSchmatzen oder Schnalzen treten mitunter bei sehrspannungsreichen Blockierungen auf und dienen demzeitlichen Aufschub oder als Starthilfe.

Veränderung des non-verbalen Kommunikations-

verhaltens. Mimik und Gestik können als Reaktionauf das Stottern reduziert oder übertrieben beobach-tet werden. Die Haltung kann unnatürlich unbewegtund starr wirken. Möglicherweise ist der Blickkontaktnur im Block oder aber allgemein reduziert. Auch diesist ein Hinweis auf vorhandenes Störungsbewusstseinund hat differenzialdiagnostische Bedeutung.

Vegetative Reaktionen. Erröten, Zittern, Schweiß-ausbrüche, erhöhter Puls oder Magenschmerzen kön-nen infolge von erhöhtem Stress begleitend auftreten.

Stimmstörung. Infolge des allgemein erhöhten Kör-pertonus kann es zu einer hyperfunktionellen Stimm-gebung kommen. Der Ventilton ist bei Blockaden mitdeutlich erhöhter Anspannung oft hörbar. Beim Glot-tisstopp wird die Stimmgebung während der Phona-tion unvermittelt auf Glottisebene abgeschnürt.

Suprasegmentale Elemente. Durch die Zunahmeder Anspannung während der Blockade kann es zueinem Anstieg der Lautstärke und/oder der Ton-höhe kommen. Weiter kann es zu Veränderungen desSprechtempos, des Rhythmus und der Atmung kom-men. Bei den Atemauffälligkeiten treten Atemvor-schub (spannungsreiche, hörbare Ausatmung vor demSprechbeginn), inspiratorisches Sprechen, Sprechenauf Restluft aufgrund der Überziehung der Atem-mittellage, Schnappatmung oder paradoxe Atembe-wegungen auf (7 Kap. 1.7.3, Abschn. »Prosodie undsprachliche Komplexität«).

Psychische Ebene

Störungsbewusstsein und Leidensdruck. Das Vor-handensein von Störungsbewusstsein und ggf. von Leidensdruck (7 Kap. 4.2.2) ist im Sinne der Diffe-renzialdiagnose bezüglich beginnenden Stotterns und Entwicklungsunflüssigkeiten von großer Bedeutung (siehe auch 7 Kap. 1.4).

> Beachte

Störungsbewusstsein zeigt sich auf viele verschie-dene Arten und äußert sich gerade bei Vorschul-kindern in den seltensten Fällen durch eindeutige Äu-ßerungen über das Stottern (7 Kap. 4.2.2, Abschn. »Reaktion des Kindes: Störungsbewusstsein und Co-pingstrategien« sowie 7 5.4.4, Abschn. »Störungsbe-wusstsein und Leidensdruck«).

Eingeschränkte Frustrationstoleranz. Durch fort-gesetzte negative Erfahrungen mit dem Redefluss kann es zu einer allgemeinen Einschränkung der Frustrati-onstoleranz kommen. Die Erwartung vom Misserfol-gen schwebt über dem Kind in allen anderen Berei-chen. Es kann nicht verlieren, kann nicht abwarten oder kann Grenzen nur schlecht akzeptieren.

Ängste. Manche Kinder werden allgemein ängst-lich, entwickeln Wort- und Lautängste und/oder nei-gen zu situativem Vermeideverhalten indem sie z. B. andere für sich sprechen lassen oder bestimmte Situ-

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ationen und Personen meiden. Sie trauen sich allge-mein immer weniger zu und entwickeln infolgedessen ein negatives Selbstkonzept.

Weitgehende soziale Einschränkungen. Bleiben diese Symptome unbehandelt, werden sie sich zuneh-mend auf die Kontakte und damit auf die soziale Inte-gration des Kindes auswirken. Möglicherweise wählt sich das Kind seine Hobbys oder seinen späteren Beruf allein nach dem Kriterium der sozialen Anfor-derung aus. Tatsächliche Interessen und Fähigkeiten werden dabei nicht berücksichtigt.

Fazit

4 Syympptomatische UUUnflüssigkkeeiten besstet -heen iim Wesentlichhhen aus TeTeilwortwiederhe o-lunngeen, spannungggsreichenn Blockierunggen unnd DDehnungen. SSSie werdenn auch alss Kern-symmpttome des Stottttterns bezeichnet.

4 Die Begegleitsymptomaaatiktt kann sich auf der spracchliichen, der nicht-sprsprprachlichen unnd/d/d/oder dder emoe tionalen Ebene mananififestieren und prägägt ddas individuelle Erscheinungsbild des Stottererns.

4 Bewusste Verersucs he he Unflüssigkeiten zu verän-dern werden als CopCo ingngstrs ategien bezeichch-net. Sie können sich pospositii v oder negativ v aufauf dend Redefluss auswirken.

Voror al lemem die psychische Ebene der Begleitsym-ptomatatik solso lte wegen ihrer Bedeutung für dieGesamtentntwickluklung des Kindes mit großer Sorg-falt beurteilt wewerdenn.

1.4 Abgrenzung Sprechunflüssig-keiten – beginnendes Stottern –Stottern

Der differenzialdiagnostische BBefuef nd zwischenenenaltaltersersgemgemäßeäßen Un nflüssigkeiten, begginnin endemund manifestem Stottettern r bestimmt die Au A swahlder therapeutistischechechen Methodeoden. Im Rahmenen derVerlaufskontrollen ist jjedeedeed Verännderd ung des BBee-funfunddeses i ei e n mn möglög icher Indikakatortot für dr die Wirksam-keit der ausgewählhläh tente Therapieeemetmm hooden (vgl. 7 Kap. 5.6).

1.4.1 AltersgemäßeSprechunflüssigkeiten

Begriffsvielfalt. Synonym verwendet werden phy-siologische Disfluency, Entwicklungsunflüssigkei-ten, frühkindliche Sprechunflüssigkeiten und frühe Unflüssigkeiten. Von der Verwendung der Begriffe »physiologisches Stottern« oder »Entwicklungsstot-tern« wird wegen der Implikation eines pathologi-schen Zustandes abgeraten. Gerade in der Elternbe-ratung können derartige Begriffe zu Verwirrung und Verunsicherung führen.

Unreifes Sprachsystem. Im Rahmen der kindli-chen Sprachentwicklung kommt es im Alter von 2 bis 5 Jahren häufig zu funktionellen Unflüssigkeiten der Rede, die auf die Unreife des gesamten Sprachsystems zurückzuführen sind 7 Kap. 1.3.2. Um einen Satz zu sagen, muss das kleine Kind viele, noch nicht gefes-tigte Einzelleistungen, wie z. B. Wortfindung, Satzpla-nung, artikulatorische Planung und schließlich die motorische Realisation koordinieren. Daneben wir-ken auf das Kind unterschiedliche situative Anfor-derungen ein (7 Kap. 2). Es ist nahe liegend, dass einVorschulkind dabei öfter »ins Stolpern« gerät als einKind mit weitgehend abgeschlossener Sprachentwick-lung.

Erscheinungsbild. Die Form des Wortes bleibterhalten. Es kommt zu anstrengungsfreien Satzteil-,Wort- und gelegentlichen Silbenwiederholungen.Die wiederholte Einheit ist somit relativ groß. Es tre-ten Pausen, kurze, spannungsfreie Dehnungen (unter1 Sekunde) und Interjektionen auf, die der Planungdienen und den normalen Sprechfluss in Rhythmusund Prosodie nicht stören. In der Regel dauert dieseVerunsicherung des Systems nicht wesentlich längerals ca. 6 Monate.

i Tipp

Bei längerem Bestehen der in . Übersicht 1.2 be-schriebenen Unflüssigkeiten sollte neben einer sorg-fältigen Stotterdiagnostik auch die allgemeine Spra-chentwicklung umfassend begutachtet werden, da bestehende sprachliche Defizite für die auftretendenUnflüssigkeiten verantwortlich sein können. Zur ge-naueren Beschreibung der einzelnen Faktoren vgl. 7 Kap. 2.3.4 sowie 7 Kap. 5.4.4, Abschn. »Der Ein-fluss der Sprachentwicklung«.

Konsequenzen der Diagnose. Werden Entwick-lungsunflüssigkeiten diagnostiziert, sollte im Rah-men eines Elterngespräches auf mögliche Verunsiche-

11.4 · Abgrenzung Sprechunflüssigkeiten – beginnendes Stottern – Stottern

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8 Kapitel 1 · Klinik des Stotterns

rungen eingegangen werden. Zur Veranschaulichung kann hierbei die . Tabelle 1.1 »Gegenüberstellungvon altersgemäßen Unflüssigkeiten und beginnendemStottern« herangezogen werden.

i Tipp

Die Möglichkeit, bei Bedarf erneut Kontakt zur Thera-peutin aufnehmen zu können, wirkt sich in den mei-sten Fällen auf die familiäre Situation entlastend ausund beeinflusst damit die weitere Entwicklung derSprechunflüssigkeiten indirekt positiv.

> Beachte

Ist der Befund für die Therapeutin nicht eindeutig,muss das Kind in jedem Fall in regelmäßigen Ab-ständen betreut und beobachtet werden, bis eine kla-re Entscheidung gefällt werden kann. Als Indikatorenfür dieses Vorgehen sind die in . Übersicht 1.3 ge-nannten kritischen Signale zu betrachten.

1.4.2 Beginnendes Stottern

Die Verwendung des Begriffes »beginnendes Stottern« weist auf qualitative Unterschiede zu physiologischen Unflüssigkeiten hin. Die Symptomatik ist in ihrem Erscheinungsbild noch nicht eindeutig festgelegt: Es treten altersgemäße Unflüssigkeiten gepaart mit ech-

ten Stottersymptomen auf. Die Dauer der bestehendenSymptomatik sollte hierbei eine untergeordnete Rollespielen, da einige Kinder lange Zeit in diesem »Schwe-bezustand« verharren, während andere sehr schnelleine eindeutige Stottersymptomatik entwickeln.

Beginn

Der Beginn des Stotterns ist nicht an einen bestimm-ten Zeitpunkt innerhalb der Sprachentwicklung gebunden. Zwar zeigen die meisten Kinder eine zunächst unauffällige Entwicklung des Redeflusses, bevor sie zu stottern beginnen; dennoch gibt es immer wieder Kinder, die bereits mit dem ersten Wort stot-tern. Hier ist mit großer Wahrscheinlichkeit eine orga-

nische Komponente anzunehmen, die jedoch in dieserAltersgruppe meist nicht eindeutig geklärt werden kann. Je weiter ein Kind in seiner Sprachentwicklung

fortgeschritten ist und je gefestigter die erworbenen

. Übersicht 1.2

KKennzeichen funktkttioneller Unflflüssigkeiteen

4 Maximal 6 Wieeederholungeen je 100 Wörteer �4 Wiederholunggg von Satzteeilen und Wörterrn

(maximal 2-mmmal) weil, weeil, weil ich ... �4 Gelegentlichee We iederholung von Silben (ma-

ximal 3-mal je Teilwortwieederholung): wwe-we-we-wenn ���

4 Auftreten von Innten rjektionen (maxmaxiimal 3 je100 Wörter) �

4 Stille Pausen zur OrOrOrganisation der Äußerung �

4 VVereinzelt spannungsfrefrefreie Dehnungen, kürürür-zeer als 1 Sekunde �

4 Unvnvollständige Sätze und Wörter im Sinneeine err Revision (maximal 3 je 100 Wörter) �

4 VoVorkommmen von maximal 3 verschiedenenForrmenm de d r hier genannten Sprechunflüssig-keitsttypey n n �

Die oben besschrc iebbenee n Kriterien sind eine Zu-sammenstellung g prap xissrelre evanter Beobachtun-gen folgender Autoorenre : �: Randandolloll u. u JeJehlehle 19 1990, �: Johnson (1989), �: WWenden landt 1998. Die hier r zusammengetragenen Daten dienenen ln lediediglich alsAnhaltspunkte zur besseren Einschätzung undstellen keine verbindlichen Schwellenwerte dar.

. Übbersicht 1.3

Krritissche Signale, diiee engere KoKontrollen vvon

Enntwwicklungsunflüssssigkeitenn oder eine Kuurz-

zeeitintervention erffordern

4 DDie Auftretenshhhäufigkeit derd Symptomaatik üüberschreitet diiee oben gennannten Wererte.

4 EEs sind mehr als 333 Sprechunflflüssü igg-keeitstypen zu beoobobachten (vgl. . Über-

siccht 1.2).4 Dass Kind zeigt weitere e Ae uffälligkeiten in seieiei-

nner SSprachentwicklung.4 Es s lieggt eine familiäre Disposition für Stot-

tern n odeer Sprachstörungen vor.4 Das KiKind befib ndet sich in einer problema-

tischen fn famimiliäl ren Situation (Trennung, Um-zug, Tod, finfinanzzieli le Sorgen o. Ä.).

4 Eltern oder KinKind werderden durch die auftre-tenden Sprechunnflüsfl sigkeikeitenten st starkark be beuunru-higt.

4 Auf die Familie wird von Personen des nähe-ren Umfeldes (Erzieher, Großeltern, Freundeetce .) wegen der Unflüssigkeiten Druck aus-geüeübt.b

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Fähigkeiten sind, desto unwahrscheinlicher ist es, dass das Kind noch zu stottern beginnt. Im späten Jugend-lichen- und Erwachsenenalter entstandenes Stottern findet sich häufig in Verbindung mit neurologischen Grunderkrankungen (7 Kap. 1.5.3).

Symptomatik

Beim beginnenden Stottern dürfen alle Eigenheiten der normalen Sprechunflüssigkeiten, jedoch nur wenige desmanifesten Stotterns vorkommen. Die Kennzeichen desbeginnenden Stotterns sind in . Übersicht 1.4 genau aufgestellt.

Im Gegensatz zu Entwicklungsunflüssigkeiten geht beim Stottern die natürliche Form der gespro-chenen Wörter verloren 7 Kap. 1.3.2. Bei funktionel-len Unflüssigkeiten werden Wortgrenzen beibehalten,bei beginnendem Stottern kommt es zu symptoma-tischen Unflüssigkeiten: das Wort wird auch außer-halb seiner natürlichen Grenzen »zertrümmert«. Es

kommt zu Lautwiederholungen; bei Silbenwiederho-lungen kann aufgrund von Problemen der Koartiku-lation der Schwa-Laut eingeschoben werden. Auchein Abbruch der Phonation bei Vokalen, der sog.Glottisstopp, gekennzeichnet mit /�/ (z. B. Wi�–Wi�–Wiese), spricht für beginnendes Stottern.

Warnsignale

Sowohl die Verwendung des Schwa-Lautes

(7 Kap. 1.3.4, Abschn. »Sprachliche Ebene«) als auch des Glottisstopps sprechen für den Versuch des Kin-des, bestehende Wiederholungen zu überwinden. Diese Bemühungen stellen somit eine ungünstige Copingstrategie für auftretende Unflüssigkeiten dar und müssen unbedingt als Warnsignal verstanden wer-den.

Weiter kann es zu einer Steigerung der Anspan-

nung beim Sprechen kommen, die sich in Dehnun-gen (maximal 1 Sekunde), in stummen Blockaden, in

11.4 · Abgrenzung Sprechunflüssigkeiten – beginnendes Stottern – Stottern

9

. Tabelle 1.1. Gegenüberstellung von altersgemäßen Unflüssigkeiten und beginnendem Stottern

Symptomatik physiologische Unflüssigkeiten beginnendes Stottern

Wort- und Silbenwiederholungen ja ja

Lautwiederholungen – ja

stumme Blockaden – ja

Dehnungen kurz und spannungsfrei Spannung bemerkbar;Dauer länger als 1 Sek.

Zahl der Unflüssigkeiten/

100 Wörter

symptomatische Unflüssigkeiten: max. 3 und funktionelle Unflüssig-keiten: max. 6

über 3 symptomatische Unflüssigkeiten

Pausen ja, zur linguistischen Planung ja, zur linguistischen Planung und als Folge von Blockierungen der Atmung und Artikulation

Atmung unauffällig; Schnappatmung bei engagiertem Erzählen

Atemauffälligkeiten vor oder im Wort

Schwa-Laut – ja

Phonationsabbruch – ja

Veränderung des Sprechtempos – ja

Veränderung des

Sprechrhythmus

– ja

Störungsbewusstsein – unklar

Begleitsymptomatik – –

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Verspannungen der am Sprechakt beteiligten Musku-latur, in der Veränderung des Sprechtempos und/oder des Rhythmus im Block sowie in Atemauffälligkeitenäußern.

> Beachte

Schnappatmung, die bei kleineren Kindern bei enga-giertem Erzählen relativ häufig auftritt, kann in die-sem Zusammenhang nicht als Symptom des Stot-terns bewertet werden.

! Cave

Scheinbar fehlender Leidensdruck und Störungsbe-wusstsein sind kein verlässlicher Parameter in der dif-ferenzialdiagnostischen Beurteilung des beginnen-den Stotterns.

Differenzialdiagnose: entwicklungs-bedingte Unflüssigkeiten –beginnendes Stottern

Die Gefahr, dass beginnendes Stottern irrtümlich als altersgemäße Sprechunflüssigkeiten eingeschätzt wird, ist durchaus gegeben, da es sowohl Anteile funk-tioneller als auch symptomatischer Unflüssigkeiten aufweist. Dies würde im schlechtesten Falle bedeu-

ten, dass ein Kind nicht oder erst viel zu spät therapeu-

tisch versorgt wird und sich die Störung u. U. bereits verfestigt hat. Daher kommt der Differenzialdiagnose hier ein besonders hoher Stellenwert zu. Zum besse-ren Überblick werden in . Übersicht 1.5 Symptomeaufgeführt, die eindeutig für das Vorhandensein vonStottern sprechen und somit physiologische Unflüs-sigkeiten ausschließen.

Die . Tabelle 1.1 stellt altersgemäße Unflüssig-keiten und beginnendes Stottern zusammenfassend gegenüber. Sie dient der Differenzialdiagnose und der Beratung von Eltern normal unflüssiger Kinder.

i Tipp

In einer Kopie dieser Tabelle ( Ê Downloadbereich) können Symptome angekreuzt und Schwerpunkteder Störung optisch verdeutlicht werden.

Frühzeitiger Therapiebeginn. Je früher die Therapie bei Kindern mit beginnendem Stottern aufgenommen wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Ausformung des Stotterns aufzuhalten und die Symp-tomatik zurückzuführen ist. Es muss individuell ent-schieden werden, ob es sinnvoller ist, nur mit Kind oder Eltern oder aber parallel mit Eltern und Kind zu arbei-ten (7 Kap. 6.2).

. Übbersicht 1.4

KKennnzeichen des beeeginnendenn Stotternss

4 Es sind mehr alsss 3 Sprechuunflüssig-keitstypen hörbbbar �.

4 Es treten mehr aals 3% symmptomatische UUn-flüssigkeiten auuf f �.

4 DDas Kind zeigt VeVeeränderungegen des SpSprech-rhrhythmus � und ddes Sprechtempos � beiSiilben- und Wortwiwiwiederholungen.

4 Es kommt zu Lautdeehnuhh ngen (>1 Sekunde) e) ) ��, ��.

4 BeBei WWiederholungen wird derer ScSc Schwahwahwa-Lauteinngeffügtü (m∂–m∂–meine Puppe) �, �, �.

4 Das Ki K ndd produziert Glottisstopps (ge�-ge�-ge�-gegeeesstert n) und/oder stumme Blocka-den �, ��.

4 Atemauffälälligli keieitent vor oder in einem Wort�, � sind hörrbarb .

Die oben beschriebenen KKritri erien sind eine ZuZu-sammenstellung praxisrelevanter Beobach-tutungen folgender Autoren: � Randoll u. Jehle (19990)9 , � Johnson (1989), � Wendlandt (1998), �� Ammbrob se u. Yairi (1999).

. Übeersiicht 1.5

Ausschhluuss funktionellller Unflüsssigkeitenn beim

Auftreeten folgender SSSymptomme

4 Sppannnungsreiche Blockadeen (Glottisstoopp, stuummme Blockadenn)n

4 Spaannnungsreiche LaLaautdehnungen4 Schhwa-a-w Laut4 Veränndeerungen des Sprechechec tempos innerererhhhalb

eines WWorortes4 (Unklaree) HiHinweise auf das Störungsbe-

wusstsein4 Mitbewegungngen4 Vermeideverhalttene

DieD bbeiden zuletzt genannten Symptome sind einndeuud tigtige Hinweise auf eine bereits ausgeform-

te Stoottet rsysymptomatik und sprechen somit auch gegen dasas Vo rharhandensein von beginnendem

Stottern.

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> Beachte

In keinem Fall ist Abwarten die Vorgehensweise der Wahl. Warten bedeutet, den Dingen ihren Lauf zu las-sen und Kind und Eltern wichtige Hilfestellungen zuverwehren.

1.4.3 Manifestes Stottern

Terminologie. Synonym werden häufig die Begriffe chronisches Stottern oder Stottern verwendet. Mani-festes Stottern unterscheidet sich vom beginnenden Stottern in der Ausformung der Kern- und Begleit-symptomatik und dem Grad der Bewusstheit. Somit besteht eine schlechtere Prognose hinsichtlich seiner Rückbildungstendenzen.

Symptomatik. Alle Symptome des beginnenden Stot-terns können auch beim manifesten Stottern auftre-ten. Die Zahl der Silbenwiederholungen nimmt zu, der Kraftaufwand und die Körperspannung während der Blockade als Versuch, diese zu überwinden, steigen. Daher kommt es oft zu einem Anstieg von Tonhöhe und Lautstärke im Block und zu Tremoren im Gesichts-bereich. Hinzu kommt eine mehr oder weniger ausge-

formte Begleitsymptomatik mit k Störungsbewusstsein/

Leidensdruck, Vermeidungsverhalten und ggf. emoti-onaler Beeinträchtigung wie Angst, Wut, Scham, Laut-

und Wortfurcht sowie negativer Selbstbewertung. Dieverschiedenen Symptome des manifesten Stotterns sindin . Übersicht 1.6 zusammengefasst.

Berücksichtigung der Therapieerfahrung. Je nachAlter des Kindes hat die Diagnose manifestes Stottern

unterschiedliche Folgen. Je älter das Kind ist, desto grö-ßer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Eltern bereits intensiv beraten wurden, das Kind schon einige The-rapieerfahrungen gesammelt hat und mitunter bereits eine gewisse Ernüchterung bezüglich des Therapie-ziels eingetreten ist. Dies muss bei Aufnahme der The-rapie und in der Beratung berücksichtigt werden.

Fazit

4 Die Abbgrenzung innnnerhalb ddes Stotteersyn-droomss nach Schweeeregrad hat therapeuu-tiscchee und prognosstische KKonsequenzzen.

4 Die Unn terscheidunggg zwischenen ph physiysioolo-gischhen Un nflüssigkeititten und beginnendemStotteernn hat für die Prääävevenv tion besonde-re Bedeutte ungu , ist jedoch mimiituntuntuntertert sc scschhwhwierig. Bei Unklalarheheiten sollte das Kind mehrmalswieder vorgerg ststellt werden.

4 Es gibt für jedde Fe ororm der Unflüssigkeiten so-wohl charakteriststisci he he MerM kmale als auuchch solche, die in anderen Sn Stuftufen der Unflüsssigsig-kekeit vorkommen. Den »kritischen Signalen« solso ltete di e besondere Aufmerksamkeit des Untterse uchchers gelten.

4 Das Alter er dess Ki Kindes ist kein differenzialdia-gnostisches KriKriteriumm.

1.5 Abgrenzung gegen andere Auffälligkeiten des Redeflusses

Stottern ist im Rahmen der Differeerenzialdiagnoosos-tik nicht nur gegen En Entwicklungsunflüflüssigkeiten, n, nkssonddern auchuchuch ge ge gegengg anderdere Auffälligkeiteit n im Redefluss, wie z. B. Polololtertet n, Tachachylalie, neurroo-gengeneses StoStottettern rn oder Wortfinfindfin unggssts örungen an ab-zugrenzen, da ssichhich je je nach Diaiaagnog see unterschiiede -liche Vorgehensweisesenn er e geben.n.

1.5.1 Poltern (Cluttering)

Neben vielen stotterähnlichen Symptomen kommt es beim Poltern zu ganz spezifischen Symptomen, die auch in der Therapieplanung berücksichtigt werden müssen.

11.5 · Abgrenzung gegen andere Auffälligkeiten des Redeflusses

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. Übersicchtt 1.6

Symptomaatiik des manifffesten StStotterns

4 Spannnunngsreiche WWWiederhoolungen; Deeh-nung oodeer Blockieruunngen >11 SekS undnde

4 Mit Spaannnung verbundndndene Pausen4 Tremoree imm Mund- und GGGesiese chtsbereichchh4 Anstieg voon TonT höhe und Lautstärke4 Auffälliger BBlicli kkokk ntakt, symptomunabhän-

gig4 StaSt rre Körperhaltungg4 SprrS acha liches und soziales VVermeideidungsver-

halaltente4 Störunngsbbgs ewewusstsein4 Emotionale Be Beeiie ntrnträchä tigungen

NacNN h Wendlandt (1998)

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12 Kapitel 1 · Klinik des Stotterns

Definition und Ätiologie

Beim Poltern handelt es sich um eine sprachliche

Gestaltungsschwäche, die durch eine Störung der

Gedankenprogrammierung verursacht wird. Es ist die Folge einer Serialitätsstörung (Störung der zeitlichaufeinander abgestimmten Verarbeitung verschiede-ner Reize), bei der die zeitliche Integration einzelneran der Sprachproduktion beteiligter Komponentenmisslingt (vgl. Graichen 1985, S. 39).

Symptomatisch bedeutsam sind nach Sick (2000,S. 15) im Gegensatz zu früheren Annahmen nicht nurdie Parameter Sprechtempo und Unflüssigkeiten, son-dern auch phonetische Auffälligkeiten.

Poltern tritt familiär gehäuft auf und kommtwesentlich seltener vor als Stottern. Nur 0,78% derKinder in der Gruppe der 7- bis 8-Jährigen zeigen einePoltersymptomatik. Die Zahl der polternden Jungenweicht mit 1,41% deutlich von den 0,12% polternderMädchen der vergleichbaren Stichprobe ab. (Böhme2003, S. 135). Unklar ist, ob sich Poltern aus Stotternentwickeln kann oder ob es sich um eine vom Stot-tern unabhängige Symptomatik handelt. Tatsäch-lich ähneln sich einige Stotter- und Poltersymptome.Jedoch hat jedes der beiden Störungsbilder spezifische

und unverwechselbare Symptome, die entsprechendzur Differenzialdiagnostik zwischen Stottern und Polk -tern herangezogen werden.

Symptomatik des Polterns

Tachylalie. Das auffälligste Symptom des Polterns ist die Tachylalie (hastige Sprechweise) mit undeutli-

cher und nachlässiger Artikulation. Es kommt zu Wie-

derholungen, Elisionen (Auslassungen) und Konta-

minationen (Zusammenziehen) von Wörtern, Silbenund Lauten. Das Verschlucken von Wortendungenund die Reduzierung von Konsonsantenclustern tra-gen oft zu einer erschwerten Verständlichkeit bei. Beider so genannten Antizipation werden die im Wort später positionierten Laute oder Silben vorgezogen (z. B. felefonieren statt telefonieren). Auch auf Satze-bene findet man Umstellungen in der Wort- und Sil-benabfolge, wie z. B.: »Das habe ich verlegentlich ver-sehen« statt: »Das habe ich versehentlich verlegt«. Sick (2000) betont den Stellenwert phonetisch-phonologi-scher Auffälligkeiten im Rahmen des Syndroms. Sie »sind als eigenständige Symptome von Poltern zu betrachten (...) Möglicherweise werden Unflüssigkei-ten beim Poltern eher durch phonologisch/phoneti-sche Störungen, als allein durch hohe Artikulations-raten verursacht.« (Sick 2000, S. 15) Dieser in der The-rapie des Polterns neue Aspekt hat Konsequenzen für die Gestaltung und Schwerpunktsetzung in der Thera-pie (7 Kap. 8.9, Abschn. »Übungen zur Verbesserung

der Artikulationsschärfe und Reduzierung der Arti-kulationsrate«).

Sprache in Aufruhr. Durch das stark erhöhteSprechtempo entstehen auf der Ebene der sprachli-chen Gestaltung und der Wortfindung weitere Pro-bleme. Flickwörter (Embolophonien) wie »äh« oder»mm« haben hier die Funktion eines »Pausenfüllers«und verhindern eine Unterbrechung durch den Zuhö-rer. Lockere Dehnungen sind weniger das Zeicheneiner Stotterkomponente als ein Hinweis auf struktu-relle Schwierigkeiten in der gedanklichen Vorberei-tung einer Äußerung.

Gestörter Rhythmus. Schwankungen im Sprechtempoverursachen Veränderungen im Sprechrhythmus.Dadurch entstehen Stockungen oder starke Beschleu-nigungen im Sprechablauf (Propulsionen) sowie Auf-fffälligkeiten im Bereich der Sprechatmung.

Auswirkungen auf den nichtsprachlichen Bereich.

Die Poltersymptomatik erstreckt sich auch auf dennichtsprachlichen Bereich. Psychomotorik und Gestik

sind möglicherweise ebenso ungesteuert und über-schießend wie der Sprechablauf selbst. Im Kommuni-kationsverhalten fällt häufig eine gewisse Missachtung

von Gesprächsregeln auf (ins Wort fallen, monologi-sieren etc.), die bisweilen weit reichende soziale Kon-sequenzen haben kann.

Begleitstörungen. Häufige Begleitstörungen des Polterns sind Sprachentwicklungsstörungen, man-gelnde Konzentrationsfähigkeit, Wortfindungsstörun-gen, Lese-Rechtschreib-Schwäche und auditive Verar-beitungsstörungen (vgl. Sick 2000, S. 16) sowie Lern-störungen, die nicht mit einer Intelligenzminderung verbunden sind (St. Louis u. Myers 1998, S. 1).

> Beachte

Ein für Polternde typisches mangelndes Störungsbe-wusstsein erschwert die Therapie zum Teil erheblich.

Poltern tritt auch in Kombination mit Stotternauf. Im Gegensatz zum Polternden weiß ein Stot-ternder, was er sagen möchte, auch wenn er vorüber-gehend nicht dazu in der Lage ist, es zu tun (vgl. St. Louis u. Myers 1998, S. 1). Bei reinem Poltern ist keineBegleitsymptomatik zu beobachten.

Dennoch fällt die genaue Diagnostik und die Zuord-nung der Symptome zu den beiden Syndromen nicht immer leicht und kann teilweise erst nach einigen Sitzungen eindeutig vorgenommen werden. Die Kri-

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terien in . Tabelle 1.2 erleichtern die Abgrenzung von Poltern und Stottern.

1.5.2 Tachylalie

Unter Tachylalie versteht man eine sehr schnelle,

aber flüssige Sprechweise. Aufgrund des erhöhtenSprechtempos und der daraus resultierenden verkürz-ten Planungsphase kann es zum Einsatz von Flick-lauten oder Flickwörtern kommen. Ansonsten tretenkeine für das Poltern oder Stottern typischen Symp-tome auf.

1.5.3 Neurogenes Stottern

Definition und Ätiologie. Der Beginn der Störung lässt sich klar mit der Entstehung einer hirnorgani-

schen Erkrankung in Beziehung setzen. Eine neuro-logische Grunderkrankung muss für eine eindeutige

Differenzialdiagnose nachgewiesen sein. Störungen des Redeflusses sind nach Hirntraumen und bei chro-nisch verlaufenden hirnorganischen Erkrankungen, wiez. B. bei Epilepsie und Tumoren oder nach Schlaganfäl-len, bekannt. Für die Diagnostik des kindlichen Stotk -terns sollte hierfür eine ausführliche Anamnese bezüg-lich des Kommunikationsverhaltens und der allgemei-nen Sprachentwicklung vor dem Ereignis durchgeführtwerden. Früher bestehende Unflüssigkeiten könnendurch die Erkrankung wieder hervorgetreten sein. Indiesem Fall dürfte eine eindeutige Unterscheidungzwischen herkömmlichem Stottern und organischbedingtem Stottern – auch wegen der Möglichkeiteines Mischbildes – schwierig sein. Die Differenzialdi-agnose bei neurologischen Störungen vor Beginn derSprachentwicklung (z. B. durch eine perinatale Asphy-xie oder eine Zerebralparese) ist erschwert bzw. oft nicht möglich. Hier kann die Vorgeschichte nur einenmöglichen Anhaltspunkt zur Genese des Stotterns lie-fern (vgl. Johannsen u. Schulze 1992, S. 68f.).

11.5 · Abgrenzung gegen andere Auffälligkeiten des Redeflusses

13

. Tabelle 1.2. Relevante Parameter zur Abgrenzung von Stottern und Poltern modifiziert nach Wirth (2000) und Weiss(1967)

Stottern Poltern

Symptomatik Teilwort- und Lautwieder-holungen; Blockierungen

polternde Wiederholungen größerer Einheiten

Sprechtempo häufig insgesamt verlangsamt meist stark erhöht

Aussprache in der Regel unauffällig nuschelnd, polternd, mit Elisionen und Kontaminationen

Sprechen bei Zuwendung der

Aufmerksamkeit auf das Sprechen

schlechter besser

Sprechen bei geringer Kommuni-

kationsverantwortlichkeit

besser schlechter

Gestik evtl. reduziert großzügig, unbehindert, z.T. überschießend

Adaptationseffekt* setzt ein bleibt aus

Störungsbewusstsein* vorhanden fehlt

Lautfurcht* meist vorhanden fehlt

Verlauf der Störung fluktuierend; evtl. schweresekundäre Symptome

kontinuierlich; keine sekundären Symptome

* Die markierten Parameter sind nur bei älteren Kindern oder Jugendlichen aussagekräftig, da Vorschulkinder in der Regel noch keine erkennbaren Lautängste oder Störungsbewusstsein entwickelt haben bzw. kleinere Schulkinder über zu schlechte Lesekenntnisse verfügen, als dass man den Adaptationseffekt ausreichend beurteilen könnte.