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Computer- und informationsbezogene Kompetenzen von Jugendlichen in Deutschland– Ergebnisse der ICILS-Studie und mögliche PerspektivenInput im Rahmen der Veranstaltung zur „Neuen Europäischen Kompetenzagenda“Berlin, 7. November 2016
Prof. Dr. Birgit EickelmannProf. Dr. Julia Gerick
Anlage der StudieWas ist ICILS? International Computer and Information Literacy Study (IEA-Studie) Bildungsmonitoringstudie; wie PISA, IGLU, TIMSS Stichprobenauswahl repräsentativ auf Schul-, Schüler- und Lehrerebene
ICILS 2013 erster Zyklus (ICILS 2013): 2010-2014; erste international vergleichende
Schulleistungsstudie im Bereich „digitale Kompetenzen“ oder computer andinformation literacy (CIL)
Kompetenzmessung: computerbasierte Schülertests (8. Jgst.) Erhebung von Rahmenbedingungen des Kompetenzerwerbs über Fragebögen 21 Bildungssysteme weltweit
ICILS 2018 zweiter Zyklus: 2015-2020 internationale Zusatzoption: Computational Thinking
Ko-Finanzierung der internationalen Gebühren in
europäischen Ländern
Politische Implikationen
April 2015Einladung von Prof. Eickelmann in den Bildungsausschuss des Deutschen Bundestages als externe Sachverständige
Permalink http://dbtg.tv/cvid/4919154
Die Abgeordneten diskutierten auf Grundlage der Ergebnisse von ICILS 2013 Implikationen für das deutsche Bildungssystem.
Politische Implikationen
Juli 2015Bundestagsbeschluss zur Stärkung der digitalen Bildung in Deutschland Das Dokument bezieht sich direkt auf die
ICILS-2013-Ergebnisse. Es enthält konkrete Forderungen
hinsichtlich der Lehrerausbildung und der schulischen Ausstattung. Zudem wird eine Modifikation der Curricula
gefordert.
Ausgangspunkt
Technisierung und Digitalisierung aller Lebens- und Arbeitsbereiche: Zunahme der Bedeutung von digitalen Kompetenzen
kompetenter Umgang mit neuen Technologien und digitalen Informationen in Wissens- und Informationsgesellschaft unerlässlich
Anforderung, dass Schule diese Kompetenzen vermittelt, wird immer nachdrücklicher formuliert
Fragestellungen der Studie ICILS 20131. Über welche digitalen oder computer- und informationsbezogenen Kompetenzen verfügen
Heranwachsende gegen Ende der Pflichtschulzeit (Jahrgangsstufe 8)?2. Unter welchen Rahmenbedingungen werden diese Kompetenzen erworben?3. Welche Entwicklungsperspektiven ergeben sich?
Ergebnisse
Computer- und informationsbezogene Kompetenzen von Achtklässlerinnen und Achtklässlern im internationalen Vergleich (ICILS 2013)
Teilnehmer M SD (SE)
Tschechische Republik 553 62 (1.6) ▲Kanada (O.) 547 73 (2.2) ▲Australien 542 78 (1.6) ▲
3 Dänemark 542 69 (2.0) ▲Polen 537 77 (1.7) ▲
1 2 Norw egen 537 72 (1.6) ▲Republik Korea 536 89 (1.5) ▲
3 Niederlande 535 82 (2.9) ▲2 Kanada (N. & L.) 528 80 (2.3) ■
3 Schw eiz 526 72 (2.6) ■ VG EU 525 77 (0.7) ■ Deutschland 523 78 (2.0) ■ Slow akische Republik 517 90 (3.3) ■
2 5 Russische Föderation 516 77 (1.7) ■ 2 3 Hongkong 509 95 (4.8) ■
VG OECD 516 79 (0.6) ▼Kroatien 512 82 (1.7) ▼Slow enien 511 69 (1.2) ▼Internat. Mittelwert 500 81 (0.6) ▼Litauen 494 84 (2.6) ▼Chile 487 86 (2.5) ▼
3 Argentinien (B. A.) 450 94 (4.0) ▼5 Thailand 373 96 (2.6) ▼
Türkei 361 100 (3.0) ▼
Teilnehmer, die signifikant über dem Mittelwert von Deutschland liegen (p < .05).
Kein signifikanter Unterschied zum Mittelwert in Deutschland.
Teilnehmer, die signifikant unter dem Mittelwert von Deutschland liegen (p < .05).
(7.4)
K i t t i d di B h k T il h
▼
(2.9)
▲
■
(2.1)(3.2)
(1.1)(2.4)
(4.6)
(2.4)(2.4)(2.7)
(5.0)
(0.9)(3.6)(3.1)(8.6)(4.7)
(4.6)(2.8)
(2.2)
(4.7)
(SE)
(2.3)(3.5)
(2.8)
(0.9)
100 200 300 400 500 600 700
Perzentile: 5% 25% 75% 95%
Mittelwert und Konfidenzintervall (± 2 SE)
I VII III IV
Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern in Deutschland im
internationalen Mittelfeld (523 Leistungspunkte)
Bos, Eickelmann et al., 2014
Ergebnisse
1
2
3
5
A Inkonsistenzen sind im Rundungsverfahren begründet.
Die Gesamtausschlussquote liegt über 5%.
Abweichender Erhebungszeitraum
Kursiv gesetzt sind die Benchmark-Teilnehmer.
Die Schüler- und Schulgesamtteilnahmequote liegt unter 75%.
Die nationale Zielpopulation entspricht nicht der 8. Jahrgangsstufe.
Teilnehmer II III IV V↓ ↓ ↓ ↓
Republik Korea 90.6 72.0 35.9 5.5Kanada (O.) 96.4 78.5 36.3 4.6Australien 94.7 76.8 34.5 4.1
3 Niederlande 92.3 73.6 32.8 3.92 Kanada (N. & L.) 92.7 69.1 28.8 3.7
Polen 94.3 74.6 32.7 3.5Tschechische Republik 98.2 84.9 37.4 2.9
1 2 Norw egen 95.2 75.9 30.1 2.72 3 Hongkong 84.9 62.3 25.7 2.7
3 VG OECD 87.9 67.0 26.5 2.2Dänemark 96.0 78.6 32.8 2.4Slow akische Republik 87.9 67.2 27.1 2.3VG EU 91.9 70.3 27.0 2.2Internat. Mittelwert 83.0 60.3 22.7 2.2
3 Schw eiz 93.9 70.2 25.0 2.02 5 Russische Föderation 91.1 64.0 23.2 1.9
Kroatien 88.7 64.1 22.3 1.5Deutschland 92.6 70.8 25.4 1.5Litauen 85.3 54.9 16.0 1.1Chile 82.5 53.0 13.4 0.5Slow enien 92.2 64.1 16.6 0.4Argentinien (B. A.) 69.4 35.2 7.7 0.3
5 Thailand 35.6 12.1 1.6 0.1Türkei 32.9 9.4 1.0 0.1
↑ ↑ ↑ ↑
II III IV VAnteil der Schülerinnen und
Schüler, der mindestens folgende Kompetenzstufe
erreicht
Kompetenzstufe I
Kompetenzstufe II
Kompetenzstufe III
Kompetenzstufe IV
Kompetenzstufe V
9.4
5.3
7.7
7.3
5.7
15.1
12.1
12.1
8.1
17.0
6.1
8.9
11.3
7.4
14.7
17.5
7.8
30.6
64.4
67.1
18.7
17.9
17.9
18.7
23.6
19.6
13.2
19.3
22.7
20.9
17.4
20.7
21.6
22.7
23.7
27.0
24.6
21.8
30.4
29.5
28.0
34.2
23.5
23.6
36.0
42.3
42.3
40.9
40.3
41.9
47.6
45.8
36.5
40.5
45.8
40.1
43.3
37.6
45.2
40.8
41.8
45.3
38.9
39.6
47.5
27.5
10.6
8.4
30.5
31.7
30.4
28.8
25.1
29.2
34.5
27.4
23.1
24.1
30.3
24.8
24.8
20.7
23.1
21.3
20.8
24.0
14.9
12.9
16.2
7.4
0% 25% 50% 75% 100%
Bos, Eickelmann et al., 2014
Prozentuale Verteilung der Schülerinnen und Schüler auf die Kompetenzstufen
Fast 30 % der Jugendlichen in
Deutschland erreichen nur die beiden unteren
Kompetenzstufen.
Schmale Leistungsspitze (< 2%).
1. Status quo: Output
Kompetenzstufen computer- und informationsbezogener Kompetenzen
Bos, Eickelmann et al., 2014
Kompetenz-stufe
rezeptiver Teil computer- und informationsbezogener Kompetenzen
produktiver Teil computer- und informationsbezogener Kompetenzen
I rudimentäre Anwendungen, z.B. Anklicken eines Links oder einer E-Mail
Vornehmen einfachster Formatierungen, z.B. Anpassung des Kontrasts eines Bildes
II Suchen und Identifizieren von Informationen, z.B. Öffnen eines Links in einem Browserfenster einfache Bearbeitung von Dokumenten
III angeleitetes Ermitteln von Informationen z.B.Navigation zu einer vorgegebenen URL-Adresse
angeleitetes Bearbeiten von Dokumenten sowie Erstellen einfacher Informationsprodukte
IVeigenständiges Ermitteln und Organisieren von
Informationen, z.B. Auswahl geeigneter Programme für die Bearbeitung von Problemstellungen
selbstständiges Erzeugen von Dokumenten und Informationsprodukten, z.B. für die Erstellung eines
Posters oder einer Präsentation relevante Informationen aus vorgegebenen Quellen
auswählen und aufbereiten
V
sicheres Bewerten und Organisieren selbstständig ermittelter Informationen und Datenbestände, z.B. in einer Tabellenkalkulation, nach einem spezifischen
Kriterium sortieren
Erzeugen von inhaltlich sowie formal anspruchsvollen Informationsprodukten, z.B. Visualisierung von Daten anhand geeigneter
Diagramme oder Grafiken
Ergebnisse
Bildungsdisparitäten in Deutschland
soziale Lage: deutliche Unterschiede (ca. 40 Leistungspunkte) zuungunsten von Jugendlichen aus schwächeren sozioökonomischen Lagen
Migrationshintergrund: deutliche Unterschiede zuungunsten von Jugendlichen mit Migrationshintergrund (ca. 40 Leistungspunkte), der an Gymnasien auch unter Kontrolle der sozialen Lage bestehen bleibt
Geschlecht: Mädchen erzielen durchschnittlich signifikant höhere computer-und informationsbezogene Kompetenzen als Jungen (16 Leistungspunkte Unterschied).
Ergebnisse
Schulische IT-Ausstattung Schüler-Computer-Verhältnis 11.5:1 (Vergleich: VG EU 11.6:1; Norwegen
2.4:1) Nur 6.5 Prozent der Schülerinnen und Schüler nutzen
Tablet-PCs im Unterricht (im Vergleich: VG EU 15.9%; Australien 63.6%). vergleichsweise wenig interaktive Whiteboards: Ø 5.5 pro Schule in
Deutschland (im Vergleich: Dänemark Ø 20.0; Niederlande Ø 25.5)Lehrerperspektive Mehr als zwei Fünftel der Lehrpersonen in Deutschland sind unzufrieden mit
Qualität und Quantität der schulischen IT-Ausstattung an ihrer Schule(sehr langsame oder instabile Internetverbindung, Computer veraltet oder nicht in genügender Anzahl vorhanden).
Berichtsband ICILS 2013,Gerick et al., 2014
Jeden Tag
Mindestens einmal in der Woche, aber nicht jeden Tag
Mindestens einmal im Monat, aber nicht jede Woche
Weniger als einmal im Monat
Nie
Implementation neuer Technologien in Schulen
Häufigkeit der Computernutzung durch Lehrpersonen im Unterricht im internationalen Vergleich (ICILS 2013)(Angaben der Lehrpersonen in Prozent)
4
5
A
B
Kursiv gesetzt sind die Benchmark-Teilnehmer.Die Lehrer- und Schulgesamtteilnahmequote liegt unter 75% .Abweichender Erhebungszeitraum.Differenzen zu 100 Prozent sind im Rundungsverfahren begründet.Aufgrund der sehr geringen Rücklaufquoten für die Lehrerbefragung können keine Befunde für Argentinien (Buenos Aires) und die Schweiz angeführt werden.
34.4 % der Lehrpersonen Berichtsband ICILS 2013,
Eickelmann et al., 2014
TeilnehmerA
Kanada (N. & L.)Australien
4 Kanada (O.)4 Dänemark4 Hongkong4 Norwegen4 Niederlande
5 Russische FöderationRepublik KoreaLitauenSlowenienTschechische RepublikVG OECDChileInternat. MittelwertVG EUSlowakische RepublikThailandTürkeiPolen Kroatien
4 Deutschland
73.066.0
57.040.2
46.035.9
57.840.9
51.943.0
35.626.7
34.222.3
32.630.0
22.722.723.8
18.416.8
9.1
20.123.5
32.139.3
32.742.0
19.635.0
23.723.3
30.738.9
30.439.8
28.928.8
35.026.923.6
23.123.9
25.3
5.57.67.9
16.313.716.4
11.212.815.0
15.715.919.1
18.723.6
18.619.923.3
19.322.1
25.323.5
29.2
6.85.3
6.67.4
7.111.011.1
11.111.6
10.712.213.9
13.217.115.823.4
16.528.1
7.06.8
5.1
7.77.45.7
14.014.8
9.919.3
8.3
0% 25% 50% 75% 100%
Entwicklungsperspektiven I
Nutzung der ICILS-Ergebnisse mit dem Ziel der nachhaltigen Gewährleistung der internationalen Anschlussfähigkeit
Ausgleich von Bildungsbenachteiligung Verbreiterung der Leistungsspitze bessere Vorbereitung auf die Arbeitswelt Förderung von Mädchen und Jungen, um u.a. Potenziale im MINT-Bereich
besser ausschöpfen zu können Verbesserung der IT-Ausstattung der Schulen und Ausstattung der
Schülerinnen und Schüler (-> Bildungsinitiative BMBF von Oktober 2016) wichtig: Technik notwendig, aber nicht hinreichend und Leitgedanke
„Pädagogik vor Technik“ zu berücksichtigen
Entwicklungsperspektiven II
Entwicklung eines Gesamtkonzepts für Deutschland
ICILS-Kompetenzstufenmodell als Grundlage zur Entwicklung von Curricula und Bildungsstandards(-> Strategie der KMK zur Bildung in der digitalen Welt, Verabschiedung 8.12.2016)
Zusätzlich zahlreiche Initiativen der Länder, u.a. im Bereich
Lehrerbildung und IT-Ausstattung der Schulen
Entwicklungsperspektiven III
Weitere erforderliche konzeptionelle Arbeit: Klärung offener Fragen
„Was ist gute digitale Bildung?“ „Wie kann der Kompetenzaufbau systematisch erfolgen?“
Verzahnung der verschiedenen Akteure im Bildungssystem sowie Entwicklung der Zusammenarbeit zwischen Schule/Wirtschaft und Berufsschulen/Betrieben
Evidenzbasierte Steuerung des Bildungssystems Begleitung der verschiedenen eingeleiteten Maßnahmen auf bundesweiter
Länderebene durch Forschung (Was ist wirksam?) zweites Bildungsmonitoring ICILS 2018 (www.upb.de/icils2018)
Entwicklungsperspektiven IV
Erweiterung auf neue Entwicklungsbereiche
Coding und Computational Thinking Computational Thinking als neuer
Teilbereich in ICILS 2018 www.upb.de/icils2018
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Prof. Dr. Julia [email protected]
Prof. Dr. Birgit [email protected]
Der vollständige Berichtsband zu ICILS 2013 ist als Buch sowie zum kostenlosen Download als PDF erhältlich (www.waxmann.com).