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connect 11/2011 74 75 connect Professional Klassische Telefonanlagen wandern als virtueller Dienst in die Cloud. Die Anbieter preisen ihre IP-Centrex-Lösungen als riesigen Fortschritt. Doch wie steht es um Leistung und Qualität? Der große connect-Test gibt Antworten. it Telefonanlagen haben Unternehmen aller Größen- ordnungen so ihre Probleme: Noch vor wenigen Jahren konnte man sich für eine passende Lösung ent- scheiden und musste dabei allen- falls bedenken, ob in Zukunft we- sentlich mehr Nebenstellen not- wendig werden könnten. Die aus- gewählte Anlage mieteten die Fir- men dann typischerweise für lange Zeiträume – oder kauften sie mit einer beabsichtigten Nutzungsdau- er von gut und gern zehn Jahren. Umbrüche im TK-Markt Doch die rasante Entwicklung auf dem Telekommunikationsmarkt sorgt für schwerwiegende Umbrü- che. Nicht nur, dass die von den Kunden gewünschten Ausstat- tungsmerkmale immer vielfältiger werden – etwa Parallelrufe auf Festnetznebenstelle und Handy, Routing von Gesprächen übers Mobilfunknetz oder mannigfaltige PC-gestützte Komfort- und Konfe- renzfunktionen. Auch die Art der Netzanschlüsse ändert sich gravie- rend. War noch vor wenigen Jah- ren ein IDSN-„Primärmultiplex- anschluss“ mit 30 Nutzkanälen das Maß der Dinge, setzen viele Unter- nehmen heute längst auf IP-Telefo- nie über breitbandige DSL- oder Standleitungen. Übrigens gilt dies keineswegs nur für große Firmen mit 100, 200 und mehr Mitarbeitern. Schon bei einem Zwei- oder Drei-Mann-Un- ternehmen kann eine „All-IP“- Anbindung viel Sinn ergeben. Netzbetreiber und Telekommu- nikationsanbieter propagieren die- sen Trend – nicht zuletzt weil reine IP-Leitungen für sie günstiger zu realisieren sind, aber auch weil die internetgestützte Telefonie ganz neue Dienstleistungen und Ange- bote ermöglicht. Telefonanlagen in der Wolke Wie zum Beipiel „Centralized Of- fice Exchange“ oder kurz Centrex. Übersetzt heißt das soviel wie „Zentralisierte Vermittlungsstelle für Büros“. Im Klartext: Wenn die einzelnen Nebenstellen ohnehin nur noch per Internet-Protokoll (IP) ans Netz des Anbieters ange- bunden sind, kann die Funktionali- tät einer Telefonvermittlungsanla- ge ebenfalls ins Netz wandern. Um von der eigenen Nebenstelle Ge- spräche weiterzuverbinden, umzu- leiten, bei einem Kollegen nachzu- fragen oder an einer Dreierkonfe- renz teilzunehmen, muss die not- wendige Technik nicht mehr in den Räumen des Kunden stehen. Sie steckt stattdessen „in der Cloud“ und wird per Software auf den Servern des Telekommunikations- anbieters realisiert. Für den Kunden verspricht dies auf jeden Fall Vorteile. Zum einen M greifen auch hier die klassischen Cloud-Argumente: Statt schnell veraltende Hardware zu mieten oder abzuschreiben, mietet der Kunde nur einen Dienst. Dieser kann durch Softwareupdates leicht mit neuen Features nachgerüstet werden. Um Wartung und Sicher- heit kümmert sich der Cloudanbie- ter. Und werden mehr Nebenstellen benötigt, ist auch dies – ausrei- chende Kapazität des Netzanschlus- ses vorausgesetzt – in der Regel kein Problem. Zum anderen bietet die Realisa- tion der Vermittlungstechnik im Netz gerade für die Versorgung von Büroarbeitern mit Telefonen man- che Vorzüge: So muss bei der Ver- kabelung von Büros jeder Teilneh- mer nur noch mit einer Netzwerk- leitung versorgt werden; diese speist dann PC und IP-Telefon. Hausinterne Umzüge oder wech- selweise belegte Büros lassen sich mit wenigen Änderungen in den Einstellungen der Administra- tionssoftware erledigen. Hinzu kommen ausgefeilte CTI-Lö- sungen (Computer-Telefon-In- tegration) oder sogar mit der Telefonlösung vernetzte Web- und Videokonferenzen. Handys als Nebenstelle Gerade Telekommunika- tionskonzerne, die neben Festnetz auch Mobilfunk anbieten, können überdies clevere Kombilösungen realisieren: So las- sen sich etwa Mobiltelefone wie eine Nebenstelle in die Centrex- „Anlage“ einbinden. Ruft ein Ge- schäftspartner auf der ihm bekann- ten Festnetzdurchwahl an, kann der Mitarbeiter das Gespräch dank „Parallelruf“ auch unterwegs auf seinem Handy annehmen. Bei be- sonders cleveren Lösungen sieht der Gesprächspartner in seinem Telefondisplay sogar die Rufnum- mer der von ihm vorher angewähl- ten Festnetznebenstelle – obwohl der Angerufene von seinem Mobil- telefon zurückruft. Netztest von IP-Centrex-Lösungen Doch den genannten Vorzügen stehen durchaus auch Nachteile gegenüber. So steht IP-Telefonie nach wie vor im Ruf, die Sprach- qualität nicht immer als höchste Priorität zu behandeln. Auch kla- gen Internet-Telefonierer über lan- ge Rufaufbauzeiten oder gar nicht zustande kommende Gespräche. connect nahm dies zum Anlass, die Qualität von Centrex-Lösun- gen, die sich an Kleinunternehmen und Mittelständler richten, genauer unter die Lupe zu nehmen. In Zu- sammenarbeit mit dem Netztest- spezialisten zafaco prüften wir insgesamt 4146 IP-Telefonverbin- dungen. Das spannende Ergebnis lesen Sie auf den folgenden Seiten. Fotos: © agsandrew (2) – shutterstock.de

connect 11/2011 – IP-Centrex Test - zafaco

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connect 11/201174 75

connect Professional

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Dienst in die Cloud. Die Anbieter preisen ihre

IP-Centrex-Lösungen als riesigen Fortschritt.

Doch wie steht es um Leistung und Qualität?

Der große connect-Test gibt Antworten.

it Telefonanlagen haben Unternehmen aller Größen -

ordnungen so ihre Probleme: Noch vor wenigen Jahren konnte man sich für eine passende Lösung ent-scheiden und musste dabei allen-falls bedenken, ob in Zukunft we-sentlich mehr Nebenstellen not-wendig werden könnten. Die aus-gewählte Anlage mieteten die Fir-men dann typischerweise für lange Zeiträume – oder kauften sie mit einer beabsichtigten Nutzungsdau-er von gut und gern zehn Jahren.

Umbrüche im TK-MarktDoch die rasante Entwicklung auf dem Telekommunikationsmarkt sorgt für schwerwiegende Umbrü-che. Nicht nur, dass die von den Kunden gewünschten Ausstat-tungsmerkmale immer vielfältiger werden – etwa Parallelrufe auf Festnetznebenstelle und Handy, Routing von Gesprächen übers Mobilfunknetz oder mannigfaltige PC-gestützte Komfort- und Konfe-renzfunktionen. Auch die Art der Netzanschlüsse ändert sich gravie-rend. War noch vor wenigen Jah-ren ein IDSN-„Pri mär multi plex-anschluss“ mit 30 Nutzkanälen das Maß der Dinge, setzen viele Unter-nehmen heute längst auf IP-Telefo-nie über breitbandige DSL- oder Standleitungen.

Übrigens gilt dies keineswegs nur für große Firmen mit 100, 200

und mehr Mitarbeitern. Schon bei einem Zwei- oder Drei-Mann-Un-ternehmen kann eine „All-IP“-Anbindung viel Sinn ergeben.

Netzbetreiber und Telekommu-nikationsanbieter propagieren die-sen Trend – nicht zuletzt weil reine IP-Leitungen für sie günstiger zu realisieren sind, aber auch weil die internetgestützte Telefonie ganz neue Dienstleistungen und Ange-bote ermöglicht.

Telefonanlagen in der Wolke Wie zum Beipiel „Centralized Of-fice Exchange“ oder kurz Centrex. Übersetzt heißt das soviel wie „Zentralisierte Vermittlungsstelle für Büros“. Im Klartext: Wenn die einzelnen Nebenstellen ohnehin nur noch per Internet-Protokoll (IP) ans Netz des Anbieters ange-bunden sind, kann die Funktionali-tät einer Telefonvermittlungsanla-ge ebenfalls ins Netz wandern. Um von der eigenen Nebenstelle Ge-spräche weiterzuverbinden, umzu-leiten, bei einem Kollegen nachzu-fragen oder an einer Dreierkonfe-renz teilzunehmen, muss die not-wendige Technik nicht mehr in den Räumen des Kunden stehen. Sie steckt stattdessen „in der Cloud“ und wird per Software auf den Servern des Telekommunikations-anbieters realisiert.

Für den Kunden verspricht dies auf jeden Fall Vorteile. Zum einen

M greifen auch hier die klassischen Cloud-Argumente: Statt schnell veraltende Hardware zu mieten oder abzuschreiben, mietet der Kunde nur einen Dienst. Dieser kann durch Softwareupdates leicht mit neuen Features nachgerüstet werden. Um Wartung und Sicher-heit kümmert sich der Cloudanbie-ter. Und werden mehr Nebenstellen benötigt, ist auch dies – ausrei-chende Kapazität des Netzanschlus-ses vorausgesetzt – in der Regel kein Problem.

Zum anderen bietet die Realisa-tion der Vermittlungstechnik im Netz gerade für die Versorgung von Büroarbeitern mit Telefonen man-che Vorzüge: So muss bei der Ver-kabelung von Büros jeder Teilneh-mer nur noch mit einer Netzwerk-leitung versorgt werden; diese speist dann PC und IP-Telefon. Hausinterne Umzüge oder wech-selweise belegte Büros lassen sich

mit wenigen Änderungen in den Einstellungen der Administra-tionssoftware erledigen. Hinzu kommen ausgefeilte CTI-Lö-

sungen (Computer-Telefon-In-tegration) oder sogar mit der

Telefonlösung vernetzte Web- und Videokonferenzen.

Handys als NebenstelleGerade Telekommunika-tionskonzerne, die neben Festnetz auch Mobilfunk

anbieten, können überdies clevere Kombilösungen realisieren: So las-sen sich etwa Mobiltelefone wie eine Nebenstelle in die Centrex-„Anlage“ einbinden. Ruft ein Ge-schäftspartner auf der ihm bekann-ten Festnetzdurchwahl an, kann der Mitarbeiter das Gespräch dank „Parallelruf“ auch unterwegs auf seinem Handy annehmen. Bei be-sonders cleveren Lösungen sieht der Gesprächspartner in seinem Telefondisplay sogar die Rufnum-mer der von ihm vorher angewähl-ten Festnetznebenstelle – obwohl der Angerufene von seinem Mobil-telefon zurückruft.

Netztest von IP-Centrex-Lösungen Doch den genannten Vorzügen stehen durchaus auch Nachteile gegenüber. So steht IP-Telefonie nach wie vor im Ruf, die Sprach-qualität nicht immer als höchste Priorität zu behandeln. Auch kla-gen Internet-Telefonierer über lan-ge Rufaufbauzeiten oder gar nicht zustande kommende Gespräche.

connect nahm dies zum Anlass, die Qualität von Centrex-Lösun-gen, die sich an Kleinunternehmen und Mittelständler richten, genauer unter die Lupe zu nehmen. In Zu-sammenarbeit mit dem Netztest-spezialisten zafaco prüften wir insgesamt 4146 IP-Telefonverbin-dungen. Das spannende Ergebnis lesen Sie auf den folgenden Seiten.

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Die virtuelle Telefonanlage OfficeNet hat Vodafone modular konzipiert. So kann jeder Kunde ein individuelles Paket schnüren – das dann aber seinen Preis hat.

Vodafone

Der Düsseldorfer Kommunikationskonzern vermarktet seine Centrex- Lösung unter dem Namen „OfficeNet“. Dabei gibt es verschiede-ne Auslegungen: Zum Vergleich in diesem Test tritt die Basisvariante „OfficeNet“ an, die ne-ben der IP-gestützten Vermittlungsfunktion auf Wunsch auch mobile Nebenstellen unterstützt. Die Variante „OfficeNet Mobil“ hingegen ist als Ergänzung zu einer bereits beim Kunden installierten Telefonanlage gedacht, und er-gänzt diese um die Möglichkeit, Mobiltelefon-anschlüsse als virtuelle Nebenstellen in die Te-lefonanlage zu integrieren. „OfficeNet Enter-prise PBX“ richtet sich an Unternehmen, denen die maximal 48 Teilnehmer der Basisversion nicht genügen: In der Enterprise-Version las-sen sich bis zu 100 000 „Ports“ realisieren.

Umfangreiche OptionenAls Bestandteil des Basispakets stellte Voda-fone eine normale ADSL-Leitung zur Verfü-gung, die mit ihrer maximalen Leistung von 16218 kbit/s im Uplink und 800 kbit/s im Downlink lief. Endgeräte sind im Standardpa-ket nicht enthalten, auf Wunsch kann der Kun-de diese jedoch in seinen Vertrag integrieren und dann zu subventionierten Preisen mieten.

Werden Mobiltelefone in die Anlagenfunk-tionalität eingebunden, müssen diese im Voda-fone-Netz angemeldet sein. OfficeNet unter-scheidet dann zwischen reinen Mobil- und so-genannten Kombiteilnehmern. Letztere telefo-nieren wahlweise an einem Festnetzapparat oder übers Handy, sind per Parallelruf auf bei-den erreichbar und können bei abgehenden Telefonaten statt der Handynummer auf Wunsch ihre Festnetzdurchwahl übermitteln. Telefoniert wird dabei grundsätzlich über die Handynetze; IP-Telefonie auf Smartphones unterstützt Vodafone nicht. Daher gibt es auch keine Client-Software für Smartphones.

Der in der Tabelle auf Seite 84 angegebene Preis von 99,95 Euro pro Monat bezieht sich auf einen Kombiteilnehmer, der zudem per Flatrate innerhalb seines Unternehmens und ins deutsche Festnetz telefonieren kann. Gegen Aufpreis lassen sich weitere Flatrates bis hin zur in viele Länder gültigen „International“-Variante dazubuchen. Für die Festnetzan-schlüsse stellt Vodafone fünf verschiedene Endgerätetypen zur Auswahl (siehe Abbildung rechts), auf Wunsch können die Teilnehmer auch mit einem Windows-Softphone telefonie-ren. Eine Software für Mac OS X steht bei Vo-

dafone allerdings bislang nicht zur Verfügung.

In der Praxis Licht und SchattenAn Vermittlungs- und Komfortfunkti-onen unterstützt Vodafone alles, was in diesem Bereich üblich und etabliert ist. Nur auf Unified-Messaging oder Unified-Messaging-Faxfunktionen müssen OfficeNet-Kunden verzichten. Etwas unübersichtlich ist die Administrationsoberfläche „OneView“ geraten. Hier zeigen andere, wie sich so ein Portal besser gestalten lässt.

Bei den von zafaco im Auftrag von connect durchgeführten Messungen schneidet Vodafone als Sieger ab: Die durchschnittlichen Rufaufbauzeiten liegen mit knapp 2,5 Sekunden auf ei-nem guten Niveau, auch wenn etwa jeder zehnte Testanruf bis zum Durch-schalten der Verbindung über fünf Sekunden brauchte. Dass gar keine Verbindung zustande kam, passierte im Test aber nur in unter 0,4 Prozent der Fälle. Die Sprachverständlichkeit war mit einem durchschnittlichen PESQ-Wert (Perceptual Evaluation of Speech Quality) von 4,37 sehr gut, nur in weniger als zehn Prozent der Fälle sank sie unter den Wert 4, ab dem die Verschlechterung deutlich wird. Auch die anderen Messwerte wie Verzögerun-gen, Dropouts und Jitter konnten sich sehen lassen – und dies auch auf stark ausgelasteten IP-Leitungen, was für eine gute Quality-of-Service-Steuerung im Vodafone-Netz spricht.

connect-Urteil

sehr gut (434 Punkte)

Individuell anpassbar: Das modulare Angebot „OfficeNet“ stellt sich im Web unter www.vodafone.de/officenet vor.

Bisweilen etwas trickreich: Die web-gestützte Administrationsoberfläche „OneView“ könnte übersichtlicher sein.

Breites Sortiment: Wer von Vodafone auch IP-Telefone mieten möchte, hat

die Wahl zwischen fünf Modellen.

FAZIT

Die Netzqualität von Vodafone zeigt sich als über alle Zweifel erhaben. Das beeindruckt umso mehr, da es sich beim Testanschluss um eine normale DSL-16 000-Leitung mit eher magerem Up-link von 800 kbit/s handelte. Das modu -lare OfficeNet lässt sich gut an Kunden-bedürfnisse anpassen – ist bei größe-rem Ausbau aber nicht ganz billig.

Mit ihrem DeutschlandLAN bietet die Telekom ein umfangreiches Komplettpaket

an – für manche Kunden aber möglicher-weise schon etwas zuviel des Guten.

Telekom

Mit ihrem Komplettpaket „Deutsch-landLAN“ richtet sich die Deutsche Telekom an Geschäftskunden mit fünf bis 49 Mitarbeitern. Zum Test trat die kleinste Konfiguration „Startpaket“ für fünf Teilnehmer an. Im Lieferumfang

gibt’s zunächst mal jede Menge Hard-ware: Für den Anschluss liefert die Telekom einen DSL-Router, einen VoIP-Router und ei-ne Hardware-Firewall. Dazu kommen fünf IP-Telefone vom Typ Snom 870 mit Farb-Touch-

screen sowie in unserem Fall fünf No-kia-Handys vom Typ E72. Auf Wunsch und gegen Aufpreis kann sich der Kun-de sogar für fünf iPhones entscheiden.Kombiniert ist all dies mit einer SDSL-Leitung, die in beiden Richtungen 10 Mbit/s transportiert, und Flatrates in alle deutschen Fest- und Mobilnet-ze. Auch Gespräche von den einbezo-genen Handys zurück zur Telefonanla-ge der Firmenzentrale sind gratis. Das Paket ist also durchaus stattlich – was allerdings auch für seinen Monatspreis von 695 Euro zutrifft. Wenn fünf Mit-arbeiter die gebotene Hardware und

die beigepackten Inklusivtarife wirklich brau-chen, ist das Angebot dennoch attraktiv.

Nur kleine Mängel im Leistungsumfang Der Leistungsumfang erfüllt alles Wesentliche, was man von einer solchen Lösung erwarten darf. Da fallen dann eher die wenigen Ausnah-men auf, die auf der Ausstattungsliste fehlen: Insbesondere ist es bislang nicht möglich, Ge-spräche, die von der Firmentelefonanlage zu einem Mobiltelefon vermittelt wurden, bei Be-darf zur Telefonanlage zurückzugeben. Ruft

ein Mobilteilnehmer einen Kunden zurück, wird grundsätzlich seine Mobilfunknummer übertragen – die in vielen Fällen praktische Übertragung der Festnetzdurchwahl ist in diesem Szenario bislang nicht möglich.

Auch auf eine Warteschlangenfunktion müs-sen die Nutzer von DeutschlandLAN derzeit noch verzichten. Und kostenlose Intern-gespräche zwischen verschiedenen Filialen eines Unternehmens sind auch noch nicht möglich – wobei die Telekom Letzteres in der ersten Jahreshälfte 2012 nachreichen will. Dasselbe gilt für ein Softphone für Mac-Rech-ner – Nutzern von Windows-PCs und -Note-books steht diese Alternative zu einem Hard-ware-IP-Telefon bereits jetzt zur Verfügung. Und wer Telefonkonferenzen mit Web- und Video-Conferencing oder Teamware-Funktio-nen aufwerten will, kann dies im Rahmen von DeutschlandLAN mit bis zu 15 weiteren Teil-nehmern (plus Konferenzleiter) tun.

Administration noch verbesserungsfähig Die webbasierte Administrationsoberfläche könnte komfortabler sein. Sie glänzt zwar mit Übersichtlichkeit, aber wichtige Informationen – beispielsweise ob ein Teilnehmer bereits im System registriert ist – werden nicht ab-gebildet.

In den von connect und zafaco durchgeführ-ten Messungen schneidet das Deutschland-LAN recht gut und nur knapp hinter dem Test-sieger Vodafone ab. Der durchschnittliche SIP-Verbindungsaufbau war mit 2,21 Sekunden recht flott und stieg vor allem in kaum einem Fall über die lästige Dauer von fünf Sekunden. Auch die durchschnittliche Sprachverständ-lichkeit (der PESQ-Wert) geht mit 4,22 in Ord-nung. Allerdings sank sie doch bei knapp ei-nem Fünftel der Testcalls unter die Grenze von 4, bei der Telefonierer bereits erste Einschrän-kungen hören. Auch Verzögerungswerte, Dropouts und Jitter hielten sich im akzeptablen Rahmen. Die bei starker Leistungsauslastung (parallel zu den Tele fonaten durchgeführte Up- und Downloads) gemessenen Werte waren gut und stabil – hier lohnen sich sowohl die Qua lity-of-Service-Mechanismen, die die Telekom in ihrem Netz vornimmt, sowie der hohe Uplink der symmetrischen 10-Megabit-Leitung, die im DeutschlandLAN enthalten ist.

connect-Urteil

gut (415 Punkte)

Nur für größere Kunden sinnvoll: Infos zum DeutschlandLAN finden Sie unter http: //geschaeftskunden.telekom.de.

Übersichtlich, aber nicht immer funktional: Die web-

basierte Administra tion könnte komfortabler sein.

Schick per Farbtouchscreen: Die im Paket enthaltenen IP-Telefone vom Typ Snom 860 überzeugen auf ganzer Linie.

FAZIT

Der Komplettanspruch des Deutsch-landLAN-Pakets dürfte kleinere Unter-nehmen abschrecken. Schade, denn Bedienkomfort und technische Quali-tät können sich – von kleinen Mängeln abgesehen – sehen lassen. Für Firmen ab fünf Mitarbeiter ist das Angebot at-traktiv und sinnvoll, sofern sie den gebotenen Umfang wirklich brauchen.

connect Professional

connect 11/201176 77

connect Professional

connect 11/201178 79

QSC bietet seinen Kunden ein solides Paket aus DSL-Zugang und Centrex-Funktion. Nach Bedarf lässt es sich mit einer Vielzahl von Modulen erweitern.

QSC

Der SDSL-Pionier QSC tritt zu diesem Test mit einer Kombination seiner Business-(A)DSL-Leitung Q-DSLoffice und seiner virtuellen Telefonanlage IPfonie centraflex an. Die Übertragungsraten der Internetleitung ent-sprechen einem klassischen DSL 16 000 mit 16 100 kbit/s Uplink und 1024 kbit/s Down-link. Die IP-Centrex-Lösung IPfonie centra-flex bietet QSC ab 4,50 Euro pro Monat und Arbeitsplatz an. Wer ein IP-Telefon mitmieten möchte, findet auf der Preisliste entsprechende Komplettangebote ab sieben Euro/Monat. Zu diesem Zweck offeriert QSC ein recht umfang-reiches Sortiment an IP-Telefonen der Herstel-ler Snom und Aastra. Auch analoge Telefon- und Faxadapter finden sich im Angebot. Grundsätzlich funktioniert aber auch jedes SIP-kompatible Endgerät oder jede SIP-kon-forme Software von Drittanbietern.

Verbindungen innerhalb des QSC-Netzes sind kostenlos – somit auch Gespräche zwi-schen verschiedenen Filialen, sofern sie alle mit IPfonie centraflex arbeiten. Gespräche ins deutsche Festnetz kosten 1,4 Cent pro Minute, Verbindungen in die Mobilfunknetze von Tele-kom und Vodafone schlagen mit 12 Cent pro Minute zu Buche, Verbindungen zu E-Plus oder O2 mit 14 Cent pro Minute.

Anders als bei Telekom und Vodafone sind Mobilfunkverträge nicht Bestandteil des An-gebots – allerdings lassen sich Gespräche auf Mobiltelefone vermitteln, ein Parallelruf auf dem Handy ist konfigurierbar, und auch das Zurückgeben von Mobilgesprächen auf die Centrex-Anlage wird unterstützt. Zu diesem Zweck bietet QSC eine eigene Centraflex-App für Smartphones unter iOS oder Android an.

Modulares AngebotGrundsätzlich ist das IPfonie-Paket modular aufgebaut. Im hier getesteten Basispaket sind neben den Standard-Vermittlungsfunktionen auch schon Komfortmerkmale wie eine indivi-duelle Voicebox pro Teilnehmer oder umfang-reiche Faxfunktionen (Fax to Mail und Mail to Fax) enthalten. Außerdem lassen sich Rufnum-mern direkt aus Outlook sowie aus QSC-eige-nen PC-Applikationen wählen – Letztere ste-hen zum Download auf der QSC-Webseite be-reit. Wer speziellere Funktionen wie etwa eine sprachgesteuerte Menüführung (IVR – Inter-active Voice Response), Call-Center-Unter-stützung (ACD – Automatic Call Distribution) oder eine spezielle Client-Software für eine

Telefonzentrale („Receptionist“) be-nötigt, kann diese extra dazubuchen. Auch ein leistungsstarkes Multimedia-Conferen cing für Telefon- und Web-konferenzen steht als separat buchba-res Modul zur Verfügung.

Gute Ergebnisse bei den QualitätsmessungenWie bei Centrex-Lösungen üblich, lassen sich die gebuchten Anschlüsse über ein Webinter-face konfigurieren. Die Variante von QSC gibt keine Rätsel auf, bietet aber in Details ihrer Benutzerführung sicherlich noch etwas Verbesserungspotenzial.

Bei den Messungen zur Bestim-mung der Dienste- und Netzqualität gibt QSC ein gutes Bild ab, muss sich aber den beiden Großen Telekom und Vodafone doch mit etwas Abstand ge-schlagen geben. Während die Verbin-dungsaufbauzeiten auf ähnlich gutem Niveau liegen wie bei den Spitzenrei-tern, sind knapp ein Prozent nicht durchgeschaltete Verbindungen schon ein recht hoher Wert. In den Diszipli-nen Sprachqualität und Sprachverzö-gerung schließt QSC wieder zur Spitze des Testfelds auf. Der PESQ-Wert liegt mit einem Durchschnitt von 4,35 recht hoch, wenn er auch bei knapp zehn Pro zent der Testverbin-dungen unter die Schwelle von 4 sank, ab der typische Gesprächspartner Einschränkungen der Klangqualität bewusst bemerken. Insge-samt erzielt aber auch die Quality-of-Service-Steuerung im QSC-Netz gute Ergebnisse.

connect-Urteil

gut (399 Punkte)

Modulares Angebot: Alles, was Sie über die Centrex-Lösung von QSC wissen möchten, finden Sie unter www.qsc.de/ipfonie-centraflex.

Insgesamt gut gelungen: Die Web-oberfläche zur Konfiguration ist allen-falls in Details verbesserungsfähig.

Breites Hardwareangebot: Auch QSC-Kunden können aus einer Vielzahl an

IP-Telefonen wählen.

FAZIT

Das Preisniveau der zum Test angetre-tenen Lösung macht das Angebot von QSC schon für Kleinstunternehmen in-teressant. Gut ist die modulare Erwei-terbarkeit, die nur wenige Wünsche offen lässt – aber natürlich mit zu-sätzlichen Kosten zu Buche schlägt. Die im Test ermittelte Sprach- und Dienstqualität liegen auf gutem Niveau.

Der Funktionsumfang bei nfon stellt alle ande-ren Testkandidaten in den Schatten. Doch das

kombinierte SDSL hat seinen Preis – und bietet dennoch nur durchschnittliche Leistung.

nfon

Die in München ansässige nfon AG setzt bei ihrem IP-Centrex-Angebot etwas andere Schwerpunkte als die zu-vor genannten großen Mitbewerber. Bestandteil des getesteten Pakets ist die SDSL-Leitung „nconnect 2500“,

die mit symmetrischen 2,3 Mbit/s etwas gemächlichere Downstreamwerte liefert als die 10 bis 16 Mbit/s der Konkurrenz. Doch für eine Handvoll paralleler IP-Telefonate reicht diese Leitungskapazität voll aus – zumal

nfon bei Bedarf auch schnellere SDSL-Varianten anbietet.

Die IP-Centrex-Lösung nvoice gibt es dann für günstige 6,90 Euro pro Monat und Nebenstelle. Wer sie mit einer Flatrate ins deutsche Festnetz kombinieren will, bekommt diese zum Aufpreis von 3,90 Euro pro Monat und Nebenstelle. Für 9,90 Euro gibt es so-gar eine Flatrate ins deutsche und eu-ropäische Festnetz sowie in die deut-schen Mobilfunknetze. Alternativ kann man die Gesprächsminute ins Festnetz mit 1,1 Cent bezahlen.

Der größte Funktionsumfang im Testfeld Weit die Nase vorn hat nfon in Sachen Funk-tionsumfang: Zusätzlich zu den Standard- features, die sich mehr oder weniger bei jedem der Kandidaten dieses Tests finden, bietet die Ausstattungsliste von nfon noch eine Vielzahl speziellerer Schmankerl. So lassen sich mit der nfon-Lösung zum Beispiel Sprachmenüs für die Anrufer realisieren – so genannte IVR-Systeme (Interactive Voice Response).

Auch umfangreiche Call-Center-Funktionen wie Monitoring und Sprachaufzeichnung, Pro-

jektkennziffern und Kostenstellen, individuelle Wartemusik und vieles mehr ist Bestandteil des Pakets. Wenn es die verwendete Hardware unterstützt, lassen sich IP-Telefonate im Rah-men des nvoice-Pakets auch verschlüsseln.

Mit dem sogenannten „Hot Desking“ kön-nen sich Mitarbeiter mit ihrer Durchwahlnum-mer an den IP-Telefonen variabler Arbeitsplät-ze an- und abmelden. Für Unified-Messaging-Lösungen steht nicht nur eine umfangreiche Faxunterstützung, sondern auch die Einbin-dung externer Faxserver von Anbietern wie Ferrari oder Tobit zur Wahl. Für Telefon-konferenzen lassen sich beliebig viele virtuelle Konferenzräume für jeweils bis zu 100 Teilnehmer einrichten – auch wenn Web- und Video-Conferencing eine der seltenen Lücken auf der Ausstattungsliste markieren.

Dafür bietet nfon ein reichhaltiges Sortiment an IP-Endgeräten – darunter etwa IP-DECT-Telefone von Gigaset sowie diverse Smartpho-ne-Clients und Softphone-Lösungen. Wer die-se von nfon oder bei einem anderen Lieferan-ten kauft, darf sich darüber freuen, dass sich die Telefone per „Autoprovisioning“ am nfon-Anschluss selbstständig konfigurieren.

Wer nun denkt, all dies brauchen nur große Unternehmen, der könnte sich täuschen: Laut nfon nutzen gerade kleinere Firmen die aufge-führten Möglichkeiten gerne, um sich gegen-über Kunden oder Geschäftspartnern größer oder differenzierter zu präsentieren.

Messwerte nur Durchschnitt Gut gelungen ist auch das Webinterface zur Konfiguration der Centrex-Lösung. Überdies steht eine Vermittlungssoftware für Windows-Arbeitsplätze zur Verfügung, mit der sich Ge-spräche zum Beispiel per Drag-and-drop wei-terverbinden lassen. Bei soviel Komfort mag man schon fast verzeihen, dass nfon bei den von zafaco durchgeführten Messungen nur im Mittelfeld landet. Doch da gibt es schon noch Verbesserungspotenzial: Während Rufaufbau-zeiten und misslungene Verbindungen durch-aus in Ordnung gehen, sind Schwächen insbe-sondere bei der Sprachverständlichkeit zu ver-zeichnen – bei über 36 Prozent der Testverbin-dungen sinkt der hierfür signifikante PESQ-Wert unter die Schwelle von 4. Da sollten die rührigen Münchener noch etwas nachbessern.

connect-Urteil

gut (377 Punkte)

Funktionsvielfalt pur: Was nfon alles mehr kann als seine Mitbewerber, erklärt der Anbieter Interessenten

unter www.nfon.net.

Gut gelungen: Die webgestützte Admi-nistration und der Windows-Client für

Computertelefonie sind komfortabel.

Gut sortiert: Zum Kauf bietet nfon eine große Anzahl an IP-Telefonen und -Clients jedes Typs an.

FAZIT

Die IP-Centrex-Lösung nvoice ist eine klare Empfehlung für alle, die von den hier angebotenen umfangreichen Son-derfunktionen profitieren möchten. Der günstige Preis wird jedoch durch die 99 Euro relativiert, die für die eher langsame SDSL-Leitung mit 2,3 Mbit/sUp- und Downlink anfallen – zumal deren Messwerte nur Durchschnitt sind.

connect Professional

connect 11/201180

In der VoIP-Branche ist Sipgate eine feste Größe. Für Businesskunden bietet das Unternehmen auch eine Centrex-Lösung an – allerdings ohne eigenen Internetzugang.

Sipgate

Während die vier bislang vorgestellten Test-teilnehmer auch die Internetleitung liefern, über die der Sprach- und Datenverkehr läuft, trifft dies für die beiden verbleibenden Kandi-daten dieses Vergleichstests nicht zu. Als reiner VoIP-Provider hat sich die Düsseldorfer Firma Sipgate aber einen guten Namen gemacht.

Ihr Centrex-Angebot vermarktet sie unter dem Namen „sipgate team“. Zu unserem Test tritt die Version „team 3“ für drei Teilnehmer an, die pauschal 14,95 Euro pro Monat kostet. Wer mehr Anschlüsse braucht, dem bietet Sipgate die Stufen „team 5“ für 22,95 Euro/Monat, „team 10“ für 39,95 Euro/Monat, „team 25“ für 79,95 Euro/Monat, „team 50“ für 129,95 Euro/Monat und „team 100“ für 149,95 Euro/Monat an. Interessenten an mehr als 100 Anschlüssen sollen Sipgate für ein individuelles Angebot kontaktieren.

Für IP-Telefonate ins deutsche Festnetz gilt ein Preis von 1 Cent/Minute, Verbindungen in Mobilfunknetze kosten 13 Cent/Minute. Telefonate mit anderen Sipgate-Kunden (und somit auch zwischen mehreren Niederlassun-gen) sind gratis. Wer statt dieser Tarife lieber zu Flatrate-Konditionen telefonieren möchte, für den gilt ein einfaches Prinzip: Er bezahlt den doppelten Monatspreis (im vorliegenden Fall „team 3“ wären es also nochmal 14,95 Euro) und kann dann unbegrenzt telefonieren. Allerdings schließt Sipgate den Call-Center-Einsatz ausdrücklich von diesem Angebot aus. Fair ist auch die Kündigungsfrist von einem Monat.

Sehr umfangreiches Hardware-AngebotHardware ist in den genannten Preisen nicht enthalten, doch in seinem „VoIP-Shop“ (https://secure.sipgate.de/catalog) hält Sipgate das wohl umfangreichste Angebot an IP-Standtelefonen, IP-DECT-Telefonen, Analog-Adaptern sowie VoIP-Routern von allen hier vorgestellten Testkandidaten bereit (siehe auch Abbildung rechts). Er ist auch eine gute Anlaufstelle zum Kauf von Fritzboxen, Headsets und VoIP-Zubehör aller Art.

Da Sipgate seine eigene Dienstleistung auf die IP-Telefonie konzentriert, ist Mobilfunk-anbindung natürlich kein Vertragsbestandteil. Mobiltelefone lassen sich per Parallelruf und als Weiterleitungsziel in die Anlagenfunktio-nen einbinden. Nutzt man statt der GSM-Ver-bindung einen VoIP-Client, wie ihn Sipgate für iOS und Android anbietet, stehen auch weiter-

reichende Funktionen wie etwa die Übermittlung einer von Sipgate verge-benen SIP-Rufnummer zum Angeru-fenen oder eine Presence- Anzeige in-nerhalb des Sipgate-Netzes zur Verfü-gung. Die Vermittlungsfunktionen in-klusive Unified-Messaging-Unterstüt-zung lassen ansonsten aber keine Wünsche offen. Und auch zur Computer-Telefon-Integration bietet Sipgate mehrere Lösungen, von der Outlook-Integration bis zu speziellen Plugins für den Firefox-Browser und Thunderbird-Mailclient. Als leuchten-des Vorbild für alle anderen Anbieter darf die webbasierte Konfigurations-oberfläche gelten: In puncto Übersicht und Bedienkomfort schlägt sie die Lösungen der anderen Kandidaten zum Teil um Längen.

Qualität ohne eigenes Netz schwierigWie schwer es selbst für einen sehr guten SIP-Provider ist, ohne die Quality-of-Service-Mechanismen eines eigenen Access Networks hohe Qualität zu bieten, zeigen dann aber die von zafaco ermittelten Messwerte: Gegen-über nfon, dem letzten Kandidaten mit eige-nem Netz, fallen die Bewertungen von Sipgate deutlich ab: Die durchschnittliche Rufaufbau-zeit nähert sich drei Sekunden, die Gesprächs-fehlerrate liegt bei 1,22 Prozent. Und satte 41 Prozent der Testverbindungen sanken unter den PESQ-Schwellenwert von 4. Das hört auch der Gesprächsteilnehmer deutlich.

connect-Urteil

ausreichend (288 Punkte)

Abgestuftes Angebot: Bei Sipgate or-dern Sie die Centrex-Lösung abgestuft nach Teilnehmeranzahl. Weitere Infos finden Sie unter www.sipgate.de/team.

Leuchtendes Beispiel: Bei keinem ande-ren Kandidaten fiel die webgestützte Konfiguration so leicht wie bei Sipgate.

Der wohl größte VoIP-Shop: Das Sorti-ment im Sipgate-Shop stellt andere

Hardware-Angebote in den Schatten.

FAZIT

Als reiner SIP-Provider macht Sipgate eine hervorragende Figur und liefert ein starkes Angebot. Doch die übers normale Telekom-Netz laufenden Test-verbindungen fallen hinter die Kandi-daten mit eigenen, QoS-gesteuerten Netzen deutlich zurück. Das Ergebnis kann sich immer noch sehen lassen, ist aber im Gesamtbild nur ausreichend.

IP-Telefonie bietet jede Menge Vorteile – welche, konnten Sie auf Seite 74/75 ausführlich lesen. Doch wer häufig übers Internet telefoniert, weiß aus Erfah-rung: Die Sprachqualität von IP-Verbindungen kann schwanken, im schlech-testen Fall sogar problematisch sein. Auch der Verbindungsaufbau vom her-kömmlichen Festnetz (ISDN) zur IP-Nebenstelle dauert in der Regel ein Stück länger als die innerhalb von ISDN typischen zwei Sekunden. Die von zafaco im Auftrag von connect durchgeführten Messungen belegen diese empirischen Beobachtungen nun mit harten Fakten:

Um realistische Szenarien nachzubilden, untersuchte zafaco nicht nur Ver-bindungen von IP- zu IP-Anschluss (im Technik-Slang „SIP to SIP“), sondern auch Verbindungen von und zu klassischen ISDN-Anschlüssen (siehe auch „So testen...“ auf Seite 84/85. Um Vergleichswerte zu haben, ließ der Netz-testspezialist überdies Testverbindungen von ISDN zu ISDN aufbauen. Die er-mittelten Ergebnisse könnten deutlicher nicht sein: Bei jedem gemessenen Aspekt hat das ISDN-Netz die Nase vorn. Und zwar so deutlich, dass zafaco sich entschied, die Ergebnisse der ISDN-zu-ISDN-Verbindungen als Referenz-werte bei der Beurteilung der anderen Verbindungskonstellationen zu nutzen.

Einen Einblick in die zum Teil beeindruckenden Ergebnisse bieten auch die drei unten abgedruckten Diagramme aus den Testprotokollen: Diagramm 1 zeigt, wie ISDN mit rund zwei Sekunden bei der Verbindungszeit (Call Setup Duration) führt – selbst die besten IP-Anbieter sind ein bis zwei Sekunden langsamer. Im Diagramm 2 werden die zur Ermittlung der Sprachverständlich-keit standardisierten PESQ-Werte (siehe auch Seite 84) untersucht. Je höher, desto besser – das mittlere Diagramm zeigt, dass ISDN hier mit Werten um 4,5 führt; alle SIP-Anbieter rangieren darunter. Interessant: Führt ihre Ver-bindung ins ISDN (Diagramm 2), liegt ein Anbieter wie nfon noch unter 4. Bei Gesprächen von SIP zu ISDN ist der deutliche Unterschied der Sprach-verzögerung zu erkennen (Diagramm 3).

Ein Teil der Testverbindungen führte zu Ver-gleichszwecken ins ISDN. Dabei zeigte sich, wie gut das alte Digitalnetz tatsächlich ist.

ISDN als Referenz

1

2

Business Benchmarking Voice2011/09/15 - 2011/09/23

SIP to ISDN with Dataload

3

Auch ohne Mobilfunknetz bietet TeamFON clevere Lösungen zur Handyintegration. Doch dass der Anbieter keine QoS im Fest-netz nutzen kann, zeigen die Messwerte klar.

TeamFON

Der Münchener Anbieter TeamFON konzent-riert sich in seinem Sortiment ganz auf IP-Ver-mittlungstechnik und bietet dafür neben hard-warebasierten IP-Telefonanlagen auch die ei-gene Centrex-Lösung TeamSIP an. Wie bei Sipgate wird dieses Angebot jedoch losgelöst von einem Internetanschluss bereitgestellt. Und wie bei allen anderen Kandidaten außer Telekom und Vodafone kann dabei dann natür-lich auch kein Mobilfunktarif integriert sein.

Über die Einbindung von Smartphones in sein Centrex-Paket hat sich der Anbieter aber besonders intensiv Gedanken gemacht. So bie-tet er fürs iPhone die eigenes entwickelte App „TeamSIP 2phone“ an, die das Apple-Handy als VoIP-Client in die Centrex-Funktionalität einbindet. Für andere Smartphones haben die Münchener bislang noch keine eigenen Apps in petto, stellen als Ersatz aber eine Browser-Anwendung unter dem Namen „TeamSIP webphone“ zur Verfügung. Zudem stehen mit dem für Windows-PCs konzipierten Softphone „TeamSIP 2go“ und mit der Kombination aus einem Webportal und beliebigen (auch mobi-len) Dritt-Telefonen noch weitere Alternativen zur Integration mobiler Nebenstellen zur Wahl.

Große Auswahl an SIP-Hardware und -Software Bei Buchung von bis zu zehn Nebenstellen kostet jeder TeamSIP-Anschluss 6,90 Euro/Monat, ab der elften Nebenstelle sinkt der Stu-fenpreis. Wer mehr als 51 Nebenstellen bucht, bezahlt dann für jede davon nur noch 5,90 Eu-ro/Monat. Der Windows-SIP-Client TeamSIP 2 go ist zum Aufpreis von 2 Euro/Monat er-hältlich. Apple-Mac-Anwendern empfiehlt der Anbieter das IP-Softphone Bria vom US-An-bieter CounterPath (49,95 US-Dollar.)

Telefongespräche ins deutsche Festnetz rechnet TeamFON mit 1,4 Cent pro Minute ab. Alternativ kann eine Flatrate gebucht werden, die 4,90 Euro pro Monat und Nebenstelle kos-tet. Anrufe in deutsche Mobilfunknetze kosten 13 Cent pro Minute, für internationale Anrufe gilt eine Preisliste, die unter www.teamfon.de/tf/de/TeamSIP_Centrex einzusehen ist.

Wer bei TeamFON passende IP-Telefone kaufen möchte, hat die Wahl zwischen jeweils mehreren Modellen der Hersteller Siemens, Snom, Tiptel, Aastra und Grandstream – auch dieses Sortiment findet sich auf der Website www.teamfon.de. Grundsätzlich lässt sich der Dienst aber natürlich auch mit allen anderen SIP-konformen Clients und Telefonen nutzen.

Bei den Vermittlungsfunktionen gibt sich TeamSIP keine Blöße, auch Fax-Unterstützung, ein auf Wunsch firmen-weites Adressbuch und umfangreiche Computer-Telefonie-Funktionen finden sich auf der Ausstattungsliste. Telefon-konferenzen zählen ebenfalls zum Stan-dardpaket. Wer sie mit Webkonferenzen kom-binieren will, den verweist TeamFON auf entsprechende Lösungen von Drittanbietern.Die webbasierte Konfigurationsoberfläche von TeamSIP bietet guten Standard, er-reicht aber nicht ganz das besonders hohe Niveau von Sipgate.

Qualitätsabfall ohne eigenes NetzDie Ergebnisse der von zafaco durch-geführten Qualitätsmessungen liegen in der Endnote fast gleichauf mit Sip-gate: Auch hier kämpft der engagierte Anbieter damit, dass er im Telekom-Netz (oder einem anderen fremden Access Network) keine Kontrolle über die Quality of Service hat. Eine durch-schnittliche Rufaufbauzeit von rund 3,5 Sekunden ist kein Glanzstück, und dass zehn Prozent der Anrufe mehr als fünf Sekunden bis zum Durchstellen brauchen so-wie 1,7 Prozent der Anrufe gar nicht durch-kommen, erst recht nicht. Da kann auch die Tatsache, dass TeamFON in Sachen Gesprächs-qualität einen höheren PESQ-Wert bietet und zudem weniger Dropouts als Sipgate zu ver-zeichnen hatte, eine Platzierung als Schluss-licht in diesem Test nicht mehr verhindern.

connect-Urteil

ausreichend (271 Punkte)

IP und Centrex im Fokus: Interessen-ten finden das komplette Sortiment des Anbieters unter www.teamfon.de.

Brauchbare Konfiguration: Auch wenn’s noch etwas übersichtlicher ginge, ist die Webkonfiguration von TeamSIP insgesamt in Ordnung.

Fast schon ein Exot: Das von Siemens (nicht Gigaset!) angebotene IP-Telefon

„OpenStage 60“ fanden wir nur bei TeamFON.

FAZIT

Der Abstand zwischen TeamFON und Sipgate ist so hauchdünn, dass sie ei-gentlich beide dieselbe Platzierung belegen. Gerade die vielen Optionen zur Einbindung mobiler Teilnehmer sind auf jeden Fall lobenswert. Doch ein Centrex-Angebot ohne eigenen Netzzugang kann in den Messungen kaum bessere Ergebnisse erzielen.

ANBIETER Vodafone Telekom QSC nfon sipgate TeamFON GmbH

Produkt Offi ceNet DeutschlandLAN Startpaket

IPfonie centrafl ex + Q-DSLoffi ce

nvoice + nconnect 2500 sipgate team 3 TeamSIP Centrex

Preis 99,75 Euro/Monat und Teilnehmer

695,00 Euro/Monat für 5 Teilnehmer

ab 4,50 Euro/Monat und Arbeits-platz; Q-DSLoffi ce 34 Euro/Monat

nvoice: 6,80 Euro/Monat u. NSt.;nconnect 2500: 99 Euro/Monat

14,95 Euro/Monat für 3 Benutzer

5,90- 6,90 Euro/Monat und Nebenstelle

Internetanbindung (Up/Down) 16128/800 kbit/s 10000/10000 kbit/s 16100/1024 kbit/s 2300/2300 kbit/s 16000/1024 kbit/s 6 16000/1024 kbit/s 6

Konditionenmax. Anzahl Nebenstellen 48 50 unbegrenzt unbegrenzt hier 3, max. 100 1000

Hardware im Lieferumfang Í (5 Endgerätetypen im Angebot – Kauf oder Miete)

Å 5 IP-Phones Snom 860, Fire-wall, 5 Handys (hier Nokia E72)

Í (div. Geräte, Kauf oder Miete; IP-Telefon ab 3,25 €/Monat) Í

Í (großes Geräteangebot zum Kauf)

Í (Telefone werden zum Kauf angeboten)

Kosten für Telefonate ins deutsche Festnetz Flatrate Flatrate 1,4 Cent/Min (alternativ: Flat rate

ins dt. Festnetz 3,50 € pro NSt.)1,1 Cent/Min (alternativ: Flat rate ins dt. Festnetz 3,90 € pro NSt.)

1 Cent/Min; Flatrate für zusätzl. 1x Basispreis (hier 14,95 €/Monat)

1,4 Cent/Min oder Flatrate ins dt. Festnetz 4,90 € pro NSt.

Interngespräche kostenlos kostenlos kostenlos im QSC-Netz kostenlos kostenlos kostenloskostenlos zw. Niederlassungen Å Í Å Å Å Å

Mindestvertragslaufzeit 24 Monate 24 Monate 12 Monate keine (nconnect: 36 Monate) 1 Monat 1 MonatIntegration von MobiltelefonenParallelruf/Übergabe Mobil-Festnetz Å/Å Å/Í Å/Å Å /Å Å/Í Å/ÅUmleitung/Makeln/Rückfragen zu Mobiltelefon Å/Å/Å Å/Å/Å Å/Å/Å Å/Å/Å Å/Å/Å Å/Å/Å

IP-Telefonie auf Smartphone /Client für Smartphones Í/Í

Å/Å (iOS, Android, Black-berry, Symbian – ausgewählte

Modelle)Å/Å (iOS, Android)

Å/Å Client mit GSM-Callback(günstiger im Ausland) für iOS, Android, Blackberry, Symbian

Å/Å (iOS, Android) Å/Å (TeamSIP2phone für iOS und Android)

Vermittlungs-/Komfort-FunktionenIP-Tel./-adapter im Lieferumfg. auf Wunsch/auf Wunsch Å/Í auf Wunsch/auf Wunsch Í/Í auf Wunsch/auf Wunsch Í/ÍSoftphone Windows/Mac Å/Í Å/Í Å/Í Å/Å Å/Å Å/ÅPresence-/CTI-Funktionen (Computer-Telefonie) Å/Å Å/Å (Outlook) Å/Å (Outlook, TAPI,

eigener Windows-Client)Å/Å (Outlook, TAPI,

Terminal-Server-fähig)Å/Å (Outlook, Plug-ins

für Firefox und Thunderbird)Å/Å (Outlook, TAPI, COM-

Schnittstelle, offene API)Rufumleitg./Anrufbeantw. pro NSt. Å/Å Å/Å (Umleitung auf Voicemail) Å/Å Å/Å3 Å/Å Å/ÅWarteschlange, Chef/Sekretariat Å/Å Í/Å optional/Å Å/Å Í/Å Å/Åfi rmenweites Adressbuch Å Å Å Å Å Å

Fax to PC, PC to Fax Í / Í Å/Å Å/Å Å/Å4 Å/Å Å / ÅConferencingTel.-/Web/Video-Konferenzen Å/Å/Å Å/Å/Å1 optional/optional/Í Å5 /Å/Í Å/Í/Í Å/Í/Å7

Desktop Sharing / File Sharing Å/Å Å/Å1 Í/Í Å/Í Í/Í Í/Í

Besonderheiten

hier Flatrate ins dt. Festnetz enthalten; individuelle Flatrates pro Teilnehmer buchbar (bis zur

International Flatrate)

subventionierte Handys Paket-Bestandteil (gegen Aufpreis

auch iPhones)

Optionale Module: Sprachmenüs (IVR), Call-Center-

Funktionen (ACD), Multimedia-Conferencing

Sprachmenüs realisierbar (IVR), Call-Center-Funktionen (Monito-ring u.a.), Sprachaufzeichnung

und -verschlüsselung

diverse Module zur Funktionser-weiterung, z.B. Call-Center/ACD,

CRM-Systeme u.v.a

zusätzlich virtueller Konferenzraum

1 max. 16 Teilnehmer 2 alternativ Flatrate dt./Euro-Festnetz + dt. Mobilfunk 9,90€/Monat 3 Abfrage am Telefon, VoiceMail to E-Mail, Visual Voice Mail, Remote Einwahl 4 Anbindung externer Fax-Server möglich5 bis zu 100 Teilnehmer 6 kein eigenes Access-Angebot, getestet mit Telekom DSL16000 7 über Clients von Drittanbietern

VIRTUELLE TELEFONANLAGEN: AUSSTATTUNG UND PREISE DER GETESTETEN LÖSUNGEN

connect Professional

connect 11/201182

MESSWERTE UND TESTERGEBNISSEANBIETER Vodafone Telekom QSC nfon sipgate TeamFON ISDN-

ReferenzMESSWERTEAnzahl Testsamples 586 585 602 599 576 589 609RUFAUFBAUZEITRufaufbauzeit s 2,49 2,21 2,18 2,24 2,89 3,54 2,29Rufaufbauzeit (Standardabweichung) s 1,82 0,94 1,71 1,52 1,65 1,12 0,26Rufaufbauzeit > 5 Sek. % 10,45 0 6,53 4,71 8,96 10,54 0FEHLERRATEFehlerrate Gespräch % 0,34 0,34 0,83 0,83 1,22 1,7 0Dropouts Sprache 430 594 360 1191 1202 420 0SPRACHQUALITÄTPESQ MOS-Wert 4,37 4,22 4,35 4,2 3,99 4,33 4,55PESQ MOS-Wert (Standardabweichung) 0,14 0,18 0,16 0,2 0,29 0,17 0PESQ MOS-Wert < 4 % 9,61 20,14 9,92 36,91 41,02 14,73 0SPRACHVERZÖGERUNGSprachverzögerung ms 132,98 150,96 147,39 136,18 189,4 192,02 20,7Sprachverzögerung (Standardabweichung) ms 19,65 19,4 12,01 19,09 34,02 58,64 1,57Sprachverzögerung > 200 ms % 1,11 30,29 2,69 3,55 46,04 40,99 0JITTERpositive Jitter ms 3,75 5,12 4,74 7,17 10 2,04 0negative Jitter ms 3,12 5,4 4,59 6,95 10,9 2,76 0TESTERGEBNISSERufaufbauzeit 79 98 85 89 81 75 99Fehlerrate 173 173 134 134 102 64 200Sprachqualität 89 78 88 63 56 83 100Sprachverzögerung 93 66 92 91 49 49 99

URTEIL max. 500434

sehr gut415gut

399gut

377gut

288ausreichend

271ausreichend

498sehr gut

Netztests sind die Königsdisziplin im Testrepertoire von connect – der Aufwand ist bei keinem ande-ren Testverfahren größer. Wie schon bei vielen Tests im Festnetzbereich zu-vor, setzte connect deshalb auch beim vorliegenden Test von Centrex-Lö-sungen wieder auf den bewährten und renommierten Partner Zafaco. Und die-ser baute mit seinem Test-Equipment innerhalb einer Woche über 4000 Test-verbindungen auf, um die Netz- und Dienstequalität unserer sechs Kandi-daten unter die Lupe zu nehmen.Um realistische Bedingungen nachzustellen, setzte der Messauf-bau auf verteilte Standorte, die ei-ne Firmenzentrale in einer Stadt mit einem deutlich entfernten Homeoffice simulieren soll. Dazu nutzte der Test Hardware-Instal-lationen in Düsseldorf und Nürnberg. Teilnehmer mit eigenen Netzanschlüs-sen stellten diese im Test-Center mit der zugehörigen Hardware zur Verfü-gung. Für Sipgate und TeamFON, die diesbezüglich keine Vorgaben machten, kamen zwei Standard-DSL-16 000-An-schlüsse zum Einsatz, die der Relevanz wegen vom Marktführer Telekom kam. Für den Netzanschluss sorgten hier

SO TESTEN CONNECT UND ZAFACO

Das von connect und zafaco realisierte Mess- und Bewertungssystem konzentriert sich auf die Netz- beziehungsweise Dienstqualität der Anbieter. Welches Paket für ihren Bedarf am

besten geeignet ist, sollten Interessenten bitte anhand der im Text und der Tabelle auf Seite 83 aufgeführten Merkmale entscheiden. Bei strenger Betrachtung der Messwerte zeigt sich jedenfalls: Das Angebot von Vodafone schlägt das etwas anders ausgelegte Pendant der Telekom knapp, QSC und nfon markieren eine stabile Mittelposition. Dass Sipgate und TeamFON bei den Messwerten nicht besser abschneiden, liegt einfach daran, dass beide als reine SIP-Provider antreten und auf eventuelle Quality-of-Service-Mecha-nismen der verwendeten Internetverbindung schlichtweg keinen Einfluss haben.

Die Messungen und Vergleichswerte zeigen aber auch deutlich: Wenn es um Sprach-qualität und schnellen Verbindungsaufbau geht, hat das gute alte ISDN nach wie vor die Nase vorn. Die erheblich komfortableren Funktionen moderner IP-Centrex-Lösungen mögen in manchen Fällen einen Umstieg rechtfertigen. Wer aber in erster Linie schnell, stabil und komfortabel telefonieren will, sollte ISDN noch möglichst lang die Treue halten.

Hannes Rügheimer,connect-Autor

FAZIT

zwei aktuelle Fritzboxen vom Typ 7390. Am Teststandort Düsseldorf und an der Referenzgegenstelle Nürnberg baute je ein Industrie-PC die Testverbindungen auf. Zwei Quad-ISDN-Karten stellten die als Referenz genutzten ISDN-Ver-bindungen her (siehe Seite 81). Die SIP-Verbindungen bauten auf den In-dustrie-PCs laufende Softphones auf. Für punktuelle Vergleiche nutzte zafaco die von einigen Anbietern mitgeliefer-ten IP-Hardwaretelefone.Bei den Messungen sind verschie-dene Arten von Verbindungen zu berücksichtigen. Mit der beschrie-benen Hardware-Konstellation bildeten die Netztest-Experten daher verschie-dene Szenarien ab: Anrufe von SIP auf ISDN, von ISDN auf SIP sowie von SIP zu SIP – in der Praxis also innerhalb der IP-Netze der jeweiligen Testkandidaten. Dabei spielte natürlich eine besondere Rolle, wie sich die IP-Verbindungen „unter Last“ verhielten. Um eine realis-tische Beanspruchung der Internet-leitungen zu simulieren, führte das Testsystem parallel zu den Test-Telefo-naten FTP-Uploads und HTTP-Down-loads einer 1 Gigabyte großen Testdatei durch. Die Sprachverbindungen fanden mit dem dafür typischen Codec G.711

statt, der auf eine Sprachkompression verzichtet.Entscheidend für einen relevanten Test sind natürlich die gemessenen Parameter. Die verschiedenen erho-benen Messwerte finden Sie in der Tabelle oben auf dieser Seite: Die Dau-er des Verbindungsaufbaus wurde als Durchschnittswert berücksichtigt. Aber auch die Abweichung vom Durchschnitt fließt in die Bewertung mit ein. Die Philosophie dahinter: Große Unter-schiede fallen in der Alltags praxis stär-ker auf, als wenn das Wählen perma-nent etwas länger dauert. Brauchen viele Verbindungen bei der Anwahl länger als fünf Sekunden, führt dies aber zu Punktabzug. Dasselbe gilt natürlich auch für Verbindungen, die wegen zu hoher Fehlerquoten abbrechen.

Zur Beurteilung der Sprachverständ-lichkeit ermittelt das Testsystem den sogenannten PESQ-Wert (Perceptual Evaluation of Speech Quality – auf Deutsch etwa: wahrgenommene Einschätzung der Sprachqualität). Dabei handelt es sich um ein von der ITU-T standardisiertes Verfahren, mit dem die Verständlichkeit einer Sprach-übertragung messtechnisch erfasst

werden kann. Werte zwischen 4,0 und 4,5 stehen für sehr gute Sprachüber-tragung, ein Wert von 3,5 entspricht einer guten Mobilfunkverbindung, un-terhalb von 2,7 nimmt die Verständlich-keit ab. Zum Vergleich: Im Mobilfunk-netztest Deutschland 2010 lagen die

Durchschnittswerte um die 3,2. Von einer Festnetzverbindung wird na-türlich viel mehr erwartet als gute Sprachverständlichkeit. Idealerweise möchte man bekannte Anrufer an der Stimme erkennen, wenn sie sich nicht mit Namen melden. Und bei guten Be-kannten sollte das Telefon neben dem Inhalt auch Stimmungen des Ge-sprächspartners übertragen können.

Die letzte Gruppe von Messwerten ermittelt die Sprachverzögerung. Über-schreitet sie 200 Millisekunden, be-ginnt dies störend zu wirken – so wie man es ehemals von transatlantischen Satellitenverbindungen kannte. Zumal Telefonate ins Mobilfunknetz oder zu DECT-Telefonen noch weitere Verzöge-rungen (Delays) hinzufügen. Bluetooth-Headsets kommen gegebenenfalls auch noch dazu, deshalb fehlt es auch an Lippensynchronität beim Video-gucken mit diesem Hörertyp.

Ab wann Sprachverzögerungen die Kommunikation im üblichen Sinne un-möglich machen, wird in der Wissen-schaft kontrovers diskutiert. Klar ist, dass zu hohe Verzögerungswerte dazu führen, dass Gesprächspartner einan-der ins Wort fallen, weil Sie denken, der andere hätte schon ausgesprochen.

Hardware im Dauerein-satz: Die Systeme aller getesteten Hersteller liefen Tag und Nacht sowohl in Düsseldorf als auch am Standort Nürn-berg und lieferten über 4000 Testverbindungen.

connect Professional

connect 11/201184

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