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Constitution der Gerbsiiure. 407 Ether als eine farblose dunne Fliissigkeit von schwachem Geruch gewonnen, die bei der Beriihrung mit Wasser in Milchsaure und Alkohol zerfallt und Chlorcalcium in gros- ser Menge zu einer syrupdicken Fliissigkeit lost, woraus in der Kalte farblose Kryotallnadela, eine Verbindung von Milchsaureather mit Chlorcalcium sich abscheiden. Die Formel der Chlorcalciurnverbiadung ist : C2OHaeOIa + CaCl =!2(C~H50,C~H505) + CaCI. Die Zusammensetzung dieser Verbindung spricht fur die schon von Ger h 3rd t aufg,estellte Ansicht, dass die Milchsaure eine zweibasische Saure sei; S t reck er hat aber auch noch ein Doppelsalz der Milchsaure, welches Kali und Kalk enthalt (RO, CaO, C' 2HH'o01 O) dargestellt, und so die Bibasicitat der Saure bewiesen. (Annul. cler Chem. u. Pharm. Bd. 81. p. 247-248.) G. Constitution der Gerbsaure. S t r e c k e r hat gefunden, dass die Gerbsaure eine gepaarte Zuckerverbindung ist, oder (lass sie uber- haupt als naheren Bestandtheil ein Kohlehydrat enthalt, wel- ches sich in Zucker uberfuhren lasst. Die bekannte Erfahrung. dass man selbst beim vorsichtigen Erhitzen der Gerbsaure stets einen belrachtlichen kohligen Ruckstand erhalt, so wie die Bildung huminartiger Substanzen durch Einwirkung starker Sauren, oder hei der Verwesung dieser Saure, haben ihn zu der Ansicht gebracht, dass die Gerbsiiure neben Gallussaure ein Kohlehydrat enthalte. Um dies zu prufen, hat er Gerbsaure durch Kochen mit verdunnter Schwefelsaure in Gallussaure ubergefiihrt, die Losung zu- erst mil kohlensaurem Bleioxyd, hierauf mit neutralem essigsaurem Bleioxyd gefallt, und nach Entfecnung des gelosten Bleies mit Schwefelwasserstoff beim Abdampfen einen Ruckstand erhalten, der sich als Zucker auswies. Die Zersetzung der Gerbsaure in Gallussaure und Zucker geschieht nach der Glzichung: CJOH'SOZG + 10HO = 5!(clJHYO'X ) + CI~HIZOI~ Gerbsiiure Gallusslure Zuclter. (Ann. der Chem. u. Pharm. Bd. 81. p. 243-250) G.

Constitution der Gerbsäure

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Constitution der Gerbsiiure. 407

Ether als eine farblose dunne Fliissigkeit von schwachem Geruch gewonnen, die bei der Beriihrung mit Wasser in Milchsaure und Alkohol zerfallt und Chlorcalcium in gros- ser Menge zu einer syrupdicken Fliissigkeit lost, woraus in der Kalte farblose Kryotallnadela, eine Verbindung von Milchsaureather mit Chlorcalcium sich abscheiden. Die Formel der Chlorcalciurnverbiadung ist :

C2OHaeOIa + CaCl = !2 (C~H50 ,C~H505) + CaCI. Die Zusammensetzung dieser Verbindung spricht fur

die schon von G e r h 3 r d t aufg,estellte Ansicht, dass die Milchsaure eine zweibasische Saure sei; S t r eck e r hat aber auch noch ein Doppelsalz der Milchsaure, welches Kali und Kalk enthalt (RO, CaO, C ' 2 H H ' o 0 1 O ) dargestellt, und so die Bibasicitat der Saure bewiesen. (Annul . cler Chem. u. Pharm. Bd. 81. p . 247-248.) G .

Constitution der Gerbsaure. S t r e c k e r hat gefunden, dass die Gerbsaure eine

g e p a a r t e Z u c k e r v e r b i n d u n g ist, oder (lass sie uber- haupt als naheren Bestandtheil ein Kohlehydrat enthalt, wel- ches sich in Zucker uberfuhren lasst. Die bekannte Erfahrung. dass man selbst beim vorsichtigen Erhitzen der Gerbsaure stets einen belrachtlichen kohligen Ruckstand erhalt, so wie die Bildung huminartiger Substanzen durch Einwirkung starker Sauren, oder hei der Verwesung dieser Saure, haben ihn zu der Ansicht gebracht, dass die Gerbsiiure neben Gallussaure ein Kohlehydrat enthalte. U m dies zu prufen, hat er Gerbsaure durch Kochen mit verdunnter Schwefelsaure in Gallussaure ubergefiihrt, die Losung zu- erst mil kohlensaurem Bleioxyd, hierauf mit neutralem essigsaurem Bleioxyd gefallt, und nach Entfecnung des gelosten Bleies mit Schwefelwasserstoff beim Abdampfen einen Ruckstand erhalten, der sich als Zucker auswies. Die Zersetzung der Gerbsaure in Gallussaure und Zucker geschieht nach der Glzichung:

CJOH'SOZG + 10HO = 5!(clJHYO'X ) + C I ~ H I Z O I ~ Gerbsiiure Gallusslure Zuclter.

(Ann. der Chem. u. Pharm. Bd. 81. p . 243-250) G .