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Studie „Corporate Social Responsibility (CSR) bei kleinen und mittelständischen Unternehmen in Berlin“

Inhalt

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2

1 . Zielstellung und Untersuchungsmethodik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

2 . Ergebnisse im Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

3 . Bekenntnis zum gesellschaftlichem Engagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

4 . Der Begriff Corporate Social Responsibilty (CSR) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

5 . Motive des Engagements . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

6 . Das Engagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

6.1. Aktivitätsbereiche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

6.2. Kooperationspartner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

6.3. Regionale Ausrichtung und Fairness. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

6.4. Engagement für Mitarbeiter/innen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21

6.5. Instrumente des gesellschaftlichen Engagements. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

6.6. Engagement im Umweltbereich. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28

6.7. Engagement im Sozialbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

6.8. Engagement im Kulturbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32

7 . Organisation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33

8 . Kommunikation und Anspruchsgruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37

9 . Erfolgskontrolle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44

10 . Finanzierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46

11 . Fazit und Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47

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Vorwort

Gegenwärtig wird viel über gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen diskutiert. Eine zunehmende Zahl von Unternehmen begreift die öffentliche Forderung nach verstärktem gesellschaftlichem Engagement nicht als zusätzliche wirtschaftliche Belastung, sondern ergreift die Chancen, die das Konzept Corporate Social Responsibility (CSR) ihnen bietet.

Die EU-Kommission definiert CSR als „[…] ein Konzept, das den Unternehmen als Grundlage dient, auf freiwilliger Basis soziale Belange und Umweltbelange in ihre Unternehmenstätigkeit und in die Wechselbeziehung mit ihren Stakeholdern zu integrieren.“ Verantwortliches Handeln heißt dabei nicht „[…] nur, die gesetzlichen Bestimmungen einhalten, sondern über die bloße Gesetzeskonformität hinaus ‚mehr’ zu investieren in Humankapital, in die Umwelt und in die Beziehungen zu anderen Stakeholdern.“1

Neben der Gesellschaft können von CSR auch die Unternehmen selbst profitieren. Die Integration von CSR in die Unternehmensstrategie bietet Grundlagen, um die Geschäftstätigkeit langfristig zu verbessern und nachhaltig zu gestalten.

Die Vorteile, die sich aus dem gesellschaftlichen Engagement ziehen lassen, sind vielfältig. So kann die gezielte Einbindung von CSR in die Geschäftsstrategie dem Unternehmen helfen, neue Märkte oder Nischen in bestehenden Märkten zu erschließen.

Durch gezielte CSR-Maßnahmen lässt sich die Attraktivität von Unternehmen für qualifizierte Fachkräfte steigern, was angesichts des beginnenden Fachkräftemangels in einigen Branchen ein nachhaltiges Argument ist.

Zudem können CSR-Maßnahmen die Motivation der Mitarbeiter/innen fördern. Weitere potenzielle Vorteile sind verstärkte Kundenbindung, verbesserte Bonität und geringere Risiken sowie bessere Beziehungen zu Verwaltungen und Behörden.

Unternehmen bringen die Wahrnehmung ihrer gesellschaftlichen Verantwortung oder Corporate Social Responsibility durch die verschiedensten Aktivitäten zum Ausdruck. Dazu zählen u.a. die Unterstützung von gemeinnützigen Zielen durch Spenden oder Sponsorings sowie das lokale Engagement im Umfeld des Unternehmens für soziale, kulturelle oder ökologische Belange. Ein weiterer wichtiger Bereich ist die verantwortungsvolle Einbeziehung der Mitarbeiter/innen, z.B. durch Weiterbildungspläne, ein Vorschlagswesen, flexible Arbeitszeitmodelle, Maßnahmen zur Gesundheitsförderung oder die direkte Beteiligung der Beschäftigten am Erfolg des Unternehmens. Auch die Beachtung ethischer und ökologischer Prinzipien bei der Produktion (z.B. Energie sparen, Müll vermeiden, ökologische Produktentwicklung) oder in der Zusammenarbeit mit Zulieferern (z.B. fairer Handel) sind Bereiche, in denen Unternehmen gesellschaftliche Verantwortung übernehmen.

Die vorliegende Studie „Corporate Social Responsibility (CSR) bei kleinen und mittelständischen Unternehmen in Berlin“ wurde von der TÜV Rheinland Bildung und Consulting GmbH und der outermedia GmbH durchgeführt. Beide Firmen erachten das Thema schon seit längerer Zeit als sehr wichtig für ihre eigene Entwicklung. Die weltweit agierende TÜV Rheinland Group wurde

1 Grünbuch der EU-Kommission „Europäische Rahmenbedingungen für die soziale Verantwortung der Unternehmen“, 2001

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2006 in den Global Compact2 aufgenommen. Outermedia ist seit 2007 dort Mitglied. Trotz der unterschiedlichen Größe eint beide Unternehmen, dass Corporate Social Responsibility fester Bestandteil ihrer eigenen Firmenkultur ist.

Von September bis November 2007 fand eine Online-Befragung statt. Darüber hinaus wurden vertiefende Interviews mit 54 kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie zehn Großunternehmen mit Hauptsitz oder einer Zweigstelle/Repräsentanz in Berlin geführt.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, wie und in welchen Bereichen Unternehmen in Berlin gesellschaftliche Verantwortung übernehmen, welche Instrumente sie für ihr Engagement nutzen, welche Motive sie bewegen, wie das Engagement organisiert, kommuniziert und kontrolliert wird. Ergänzend zur Online-Befragung ermöglichen die Interviews tiefere Einblicke in den unternehmerischen Alltag. Es werden Anregungen gegeben, wie das Thema Corporate Social Responsibility im Mittelstand breiter etabliert werden kann, und gute Beispiele geschildert.

Die Studie im Auftrag der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen wurde vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) sowie aus Landesmitteln gefördert. Die fachliche Betreuung lag beim Referat Berufliche Bildung der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales.

An dieser Stelle möchten wir uns noch einmal herzlich bei allen bedanken, die an der Online-Befragung teilgenommen haben. Unser ganz besonderer Dank gilt den Unternehmensvertreter/inne/n, die im Rahmen der Tiefeninterviews ihre Erfahrungen mit CSR geschildert und uns ihre Arbeit mit vielen sehr interessanten Beispielen praktisch nahe gebracht haben.

Berlin, 20. November 2007

Carmen Giese Nils Bader, TÜV Rheinland Bildung und Raik Bauerfeindund Consulting GmbH outermedia GmbH

2 Der 1999 von Kofi Annan ins Leben gerufene Global Compact, mit dessen Umsetzung im Juli 2000 begonnen wurde, ist ein weltweiter Pakt zwischen Unternehmen und der UNO zur sozialen und ökologischen Gestaltung der Globalisierung. Die teilnehmenden Unternehmen erklären ihren Willen, bestimmte soziale und ökologische Mindeststandards einzuhalten. Weitere Informationen unter www.unglobalcompact.org

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Zielstellung und Untersuchungsmethodik1.

Ziel der vorliegenden Studie ist es, das Problembewusstsein, die konkreten CSR-Aktivitäten sowie deren Organisation, Umsetzung und Kontrolle bei Berliner kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) zu untersuchen und dabei gute Beispiele zu ermitteln.

Der vorliegenden Studie liegen folgende Fragestellungen zu Grunde:

Inwieweit engagieren sich Berliner KMU im Bereich der •gesellschaftlichen Verantwortung bzw. Corporate Social Responsibility?Welche CSR-Maßnahmen führen KMU bereits durch und in •welchen Bereichen findet das Engagement statt?Welche Trends lassen sich zu den Maßnahmen/Instrumenten des •gesellschaftlichen Engagements feststellen?Was sind die Motive von KMU, sich im Bereich der •gesellschaftlichen Verantwortung zu engagieren oder was hat eine Beschäftigung mit dem Thema bisher ausgeschlossen?Wie wird das Engagement von den Unternehmen koordiniert •und umgesetzt und inwieweit ist es in die Geschäftsstrategie eingebunden?Welche Unterschiede bestehen im Engagement zwischen •Großunternehmen und KMU, u.a. bezogen auf die Motivlage, die Kontrolle und die Kommunikation des Engagements?

Aufbauend auf den Ergebnissen der Studie sollen weitere Maßnahmen für kleine und mittelständische Unternehmen der Region entwickelt werden, um das Thema Corporate Social Responsibility in den Unternehmen zu verankern und damit die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Ab Januar 2008 ist ein zweijähriges Pilotprojekt geplant, in dem 10 ausgewählte Berliner KMU bei der Entwicklung und Umsetzung einer CSR-Strategie qualifiziert, beraten und begleitet werden. Die Ergebnisse der Studie finden Eingang in die detaillierte Konzeption des Pilotprojektes.

Methodik

Die Online-Befragung fand im Zeitraum von September bis November 2007 statt. Im Vorfeld wurden 3.284 kleine und mittelständische Unternehmen mit 20 bis 500 Beschäftigten angeschrieben.3 Darüber hinaus wurde der Hinweis auf die Befragung in verschiedenen Newslettern veröffentlicht sowie über Kooperationspartner direkt per Mail an deren Mitglieder verschickt.4

Der Online-Fragebogen wurde für die Nutzung von zwei Arten von Unternehmen konzipiert und umgesetzt. Nach der Frage, ob sich die Unternehmen bisher schon im Bereich der gesellschaftlichen Verantwortung engagieren, bot der Fragebogen aktiven und nicht-aktiven Unternehmen unterschiedliche Fragen. Um Firmen, die sich bisher noch nicht mit dem Thema beschäftigt haben, aber vielleicht trotzdem auf dem Gebiet aktiv sind, die Antwort auf diese Frage zu erleichtern, verwies im Vorfeld exemplarisch eine Liste auf mögliche Maßnahmen des gesellschaftlichen Engagements.

3 Die hier angewendete Klassifikation von KMU beruht nicht auf der EU-Definition, sondern der Definition des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn: Kleine Unternehmen 1-9 Beschäftigte (max. 1 Mio. € Umsatz), mittlere Unternehmen 10-499 Beschäftigte (max. 50 Mio. € Umsatz), ab 500 Beschäftigten oder Umsatz über 50 Mio. € Großunternehmen.

4 Veröffentlichung unter anderem auf csr-news.de, glocalist.de und paritaet-berlin.de und in den Newslettern vom Rat für Nachhaltige Entwicklung, Unternehmerverband Berlin und der IHK Mendelssohn-Medaille.

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Während bei den aktiven Unternehmen im Folgenden Details zum Engagement abgefragt wurden, stand bei den nicht-aktiven Unternehmen die Frage nach den Hinderungsgründen im Zentrum.

Parallel zur Online-Befragung wurden 54 kleine und mittelständische Unternehmen in leitfragengestützten Interviews befragt. Um die Aktivitäten von KMU mit den Aktivitäten von Großunternehmen zu vergleichen, fanden darüber hinaus Interviews bei 10 Großunternehmen mit über 500 Beschäftigen und Hauptsitz oder Zweigstelle/Repräsentanz in Berlin statt. Die Gegenüberstellungen KMU und Großunternehmen haben ausdrücklich keinen repräsentativen Charakter, sondern dienen dem exemplarischen Aufzeigen von Unterschieden.

Aufgrund der geringen Verbreitung des Begriffs Corporate Social Responsibility (CSR) im Mittelstand wurde dieser im Rahmen der Interviews weitgehend vermieden und nur dort verwendet, wo er bereits vertraut war.

Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der TÜV Rheinland Bildung und Consulting GmbH und der Outermedia GmbH führten die Interviews mit der Geschäftsführung oder leitenden Angestellten bei den Unternehmen vor Ort. Je nach Intensität der Aktivitäten des Unternehmens dauerte die Befragung zwischen einer und zweieinhalb Stunden.

Viele Vertreter/innen der interviewten Unternehmen äußerten im Anschluss an das Interview, dass diese intensive und systematische Befragung ihnen Anregungen vermittelt habe, in bestimmten Bereichen zukünftig aktiver zu werden. Des Weiteren seien Aspekte erschienen, an die sie vorher im Zusammenhang mit diesem Thema überhaupt nicht gedacht hätten. Einige merkten zum Schluss explizit an, dass sie sehr gerne an dieser Befragung teilgenommen haben.

Die TÜV Rheinland Bildung und Consulting GmbH und die outermedia GmbH entwickelten gemeinsam das Fragebogendesign und werteten die Ergebnisse qualitativ aus. Für die Fragebogenprogrammierung und die Auswertung der Online-Befragung sowie des quantitativen Teils der Tiefeninterviews war die outermedia GmbH verantwortlich, die mit der von ihr entwickelten Marktforschungssuite Pro-Quest das nötige Know-how für die Umsetzung der Online-Befragung zur Verfügung stellte.

Stichprobe

Online-Befragung

Insgesamt erreichte die Online-Befragung 210 Ausfüllungen. Durch die teils überregionalen Hinweise auf die Umfrage haben sich auch Unternehmen außerhalb Berlins beteiligt. Berücksichtigung fanden bei der Auswertung nur die 142 Ausfüllungen innerhalb des Berliner Postleitzahlenbereiches von Firmen unter 500 Beschäftigten.

Es kann davon ausgegangen werden, dass sich an der Online-Befragung vor allem Unternehmen beteiligten, die sich schon im Bereich der gesellschaftlichen Verantwortung engagieren bzw. die Interesse haben, dies in Zukunft zu tun. Unternehmen, für die das Thema nicht relevant ist, nahmen vermutlich eher unterdurchschnittlich teil. Somit kann nicht von einer repräsentativen Erhebung ausgegangen, wohl aber können Tendenzen aufgezeigt werden.

Bei der Betrachtung der Stichprobe nach der Anzahl der Mitarbeiter/innen erkennt man eine Drittelung: Etwas mehr als ein Drittel haben überwiegend weniger als 10, maximal jedoch 20 Beschäftigte, ein weiteres Drittel zwischen 20 und 50 und das letzte Drittel mehr als 50, wobei in dieser letzten Gruppe große Unternehmen die Ausnahme bilden.

Etwas anders sieht die Verteilung des Unternehmensumsatzes aus. Bei fast 4 von 5 Unternehmen

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liegt der Jahresumsatz unter 10 Millionen Euro.

Entsprechend der Berliner Branchenstruktur ist sowohl bei der Online-Befragung als auch bei den Tiefeninterviews ein sehr hoher Anteil an Dienstleistungsunternehmen zu verzeichnen.

Stichprobe nach Anzahl der Mitarbeiter/innen, Abb . 1: Umsatz und Branche (Online-Befragung)

Tiefeninterviews

Die Stichprobe der 54 KMU aus den Tiefeninterviews gestaltet sich vom Umsatz und der Beschäftigtenzahl ähnlich der Online-Befragung, wobei im ersten Drittel der Anteil der Unternehmen unter 10 Beschäftigten etwas höher und der Anteil unter 20 etwas niedriger ist. Für die Tiefeninterviews wurden einerseits gezielt Unternehmen gesucht, die bereits in Teilbereichen von Corporate Social Responsibility aktiv sind, und andererseits Unternehmen, die bisher nur wenig Engagement zeigen, um einen Überblick über die Motive bzw. Hinderungsgründe zu erhalten. Die Auswahl der Unternehmen wurde so getroffen, dass verschiedene Branchen und möglichst viele unterschiedliche Einflussgrößen und Ausprägungen gesellschaftlichen Engagements Berücksichtigung fanden. Es wurden keine Unternehmen aus dem Gastgewerbe, dem Groß- und Außenhandel und dem Baugewerbe interviewt. Bei den interviewten Unternehmen handelt es sich um eine Stichprobe, die in dieser Form nicht auf alle Berliner Unternehmen hochgerechnet werden kann.

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Stichprobe nach Anzahl der Mitarbeiter/innen, Abb . 2: Umsatz und Branche (Tiefeninterviews)

Die 10 interviewten Großunternehmen haben alle über 500 Beschäftigte und realisieren Jahresumsätze von über 100 Millionen Euro. Mit der Hälfte der befragten Großunternehmen ist auch hier der Anteil der Dienstleistungsbranche hoch. Hinzu kommen zwei Unternehmen aus dem verarbeitenden Gewerbe, zwei Handelsunternehmen und ein Unternehmen der Energiewirtschaft.

Ähnlich wie in der Online-Befragung waren die Ansprechpartner/innen bei den Interviews überwiegend Inhaber/innen bzw. Geschäftsführer/innen oder leitende Angestellte im Bereich Unternehmenskommunikation, Marketing sowie anderen Bereichen, die sich mit dem Thema gesellschaftliche Verantwortung beschäftigen.

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Ergebnisse im Überblick2.

Berliner Unternehmen sind sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst. 91 % der online befragten Unternehmen haben sich schon mehrfach im Bereich der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen engagiert. 59 % der Unternehmen tun dies regelmäßig.

Gesellschaftliche Verantwortung ist im Mittelstand Thema, das Konzept Corporate Social Responsibility (CSR) ist es nicht.Gesellschaftliches Engagement ist im Mittelstand fest verankert. Der Begriff CSR spielt jedoch bisher kaum eine Rolle. CSR als Konzept ist in vielen Unternehmen noch nicht hinreichend bekannt. Das bedeutet auch, dass selbst Unternehmen, die viele Einzelmaßnahmen durchführen, ihr Engagement überwiegend nicht mit der Unternehmensstrategie verbinden.

Vielfältige Gründe und Zielstellungen für gesellschaftliches Engagement.Die Gründe und Zielsetzungen, die dem gesellschaftlichen Engagement zugrunde liegen, sind sehr vielfältig. Neben ethischen Gründen, die viele Befragte als Hauptgrund sehen, sind auch wirtschaftliche Gründe und Gründe im Unternehmensumfeld (z.B. Motivation der Mitarbeiter/innen) von hoher Bedeutung. Unternehmen, die bisher nicht aktiv sind, nennen dafür vor allem fehlende finanzielle und personelle Ressourcen als Grund.

Das Engagement der kleinen und mittleren Unternehmen ist sehr personengebunden. Das konkrete Engagement hängt sehr von den persönlichen Einstellungen der Inhaber/innen bzw. Geschäftsführer/innen ab. So wird das Engagement in KMU zu über 90 % von diesen Personen selbst oder von einer anderen verantwortlichen Einzelperson koordiniert und ist stark von deren Eigeninitiative abhängig. Bei fast allen Unternehmen, die bereits aktiv CSR-Maßnahmen durchführen, eint die interviewten Personen, dass sie dem Thema ein hohes persönliches Engagement entgegenbringen und die gesellschaftliche Verantwortung häufig auch sehr konsequent als Privatpersonen leben.

Die Unternehmen sind mit ihrem Engagement stark in der Region verwurzelt.Ein Großteil der Aktivitäten der KMU hat einen starken Bezug zur Region Berlin und teilweise auch Brandenburg.

Spenden und Sponsoring dominieren die externen Aktivitäten.Neben dem Engagement für Mitarbeiter/innen konzentrieren sich die Unternehmen vor allem auf Spenden und Sponsoring. Engagements, bei denen die Unternehmen ihre Kernkompetenzen einbringen, sind selten. Instrumente wie beispielsweise Cause Related Marketing, bei dem Unternehmen gemeinnützige Organisationen in Abhängigkeit vom Absatz eines Produktes unterstützen, sind im Mittelstand wenig verbreitet.

Viele Unternehmen tun Gutes, reden aber nicht darüber.Auch aktive Unternehmen kommunizieren ihr Engagement bisher kaum bzw. gehen sehr zurückhaltend mit der Kommunikation konkreter Projekte um. 44 % der Unternehmen geben an, ihr Engagement nicht gesondert zu kommunizieren. Ganz im Gegensatz zu KMU nutzen große Unternehmen zumeist jegliche Kommunikationskanäle, um Reichweite und Wirkung ihres Engagements zu verstärken.

Geringer Organisationsgrad von gesellschaftlichem Engagement.Das Engagement der Unternehmen gestaltet sich eher spontan und projektbezogen. Selten gibt es langfristige und strategisch angelegte Kooperationen mit gemeinnützigen Einrichtungen, die über eine finanzielle Förderung hinausgehen. Chancen, die sich durch eine Zusammenführung

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der Potentiale der Kompetenzen von Unternehmen und gemeinnützigen Einrichtungen ergeben können, werden kaum genutzt.

Eine Kontrolle der Maßnahmen findet selten statt. 44 % der online befragten Unternehmen geben an, ihr Engagement intern zu kontrollieren. 4 % lassen ihr Engagement extern kontrollieren, z.B. durch Berater/innen. Die Tiefeninterviews zeigen jedoch, dass konkrete Kontrollprozesse der Aktivitäten im Mittelstand kaum existieren.

Spontaner Einsatz von Mitteln statt Budgetplanung.Eine Finanzierung und Planung der Projekte erfolgt zumeist nicht auf der Grundlage von Budgets, sondern wird spontan entschieden, wenn das Unternehmen konkrete Anfragen erhält. Dies können auch Ideen und Anregungen von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen sein. Im Gegensatz dazu verfügen die befragten Großunternehmen bei der Planung ihrer Maßnahmen überwiegend

über ein festes Budget.

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Bekenntnis zum gesellschaftlichen Engagement3.

Kleine und mittelständische Unternehmen in Berlin bekennen sich klar zu ihrer gesellschaftlichen Verantwortung.

91 % der online befragten Unternehmen haben sich schon mehrfach im Bereich der gesellschaftlichen Verantwortung engagiert. 59 % der Unternehmen tun dies regelmäßig. Der Anteil von Unternehmen, die sich bisher nicht engagierten, beträgt lediglich 6 %. 3 % der Unternehmen geben an, bisher nur eine einzelne Maßnahme durchgeführt zu haben.

Häufigkeit des gesellschaftlichen Engagements (Online-Befragung)Abb . 3:

Die Frage, ob im Jahr 2007 schon Maßnahmen im Bereich gesellschaftliche Verantwortung ergriffen wurden bzw. noch bis Jahresende geplant sind, bejahen 84 % der Unternehmen. Dies unterstreicht die Aktualität des Themas. In den letzten Monaten haben in Berlin zahlreiche Veranstaltungen im Zusammenhang mit CSR stattgefunden. Das Thema ist, auch durch andere z.T. bundesweite Umfragen, stärker in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt.

Stellenwert des gesellschaftlichen Engagements

Im Rahmen der Tiefeninterviews wurde der Stellenwert von gesellschaftlichem Engagement im jeweiligen Unternehmen abgefragt.

Die Unternehmen wurden gebeten, den Stellenwert auf einer Skala von 1 bis 5 zu beurteilen.

Dabei schätzt ein Fünftel der Unternehmen den Stellenwert am höchsten ein und gibt an, das gesellschaftliche Engagement als festen Bestandteil der Unternehmenspolitik bei allen Entscheidungen zu berücksichtigen. Einige Unternehmen beurteilen den Stellenwert als sehr hoch, schränken allerdings ein, dass das gesellschaftliche Engagement nicht bzw. noch nicht bei allen Entscheidungen berücksichtigt wird.Ein Drittel der Unternehmen hält das Thema für wichtig und engagiert sich regelmäßig (33 %). Während ein weiteres Drittel (35%) der Unternehmen sich vereinzelt für ökologische und/oder soziale/kulturelle Belange engagiert, beobachten 4 % der Unternehmen lediglich die öffentliche Diskussion zum Thema und weitere 8 % messen dem Thema im Unternehmen keinerlei Relevanz bei.

Die befragten Großunternehmen zeigen sich im Gegensatz dazu als durchweg aktiv, wobei die Mehrheit das Thema als wichtig ansieht und sich regelmäßig engagiert. Zwei Unternehmen geben an, das gesellschaftliche Engagement als Teil der Unternehmenspolitik bei allen Entscheidungen zu berücksichtigen.

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Bei einigen Unternehmen zeigen sich in den Interviews deutliche Unterschiede in der Selbsteinschätzung. So tendieren sehr aktive Unternehmen eher dazu, sich nicht die Höchstnote zu geben und auf weitere Potenziale zu verweisen, während von der Schilderung der konkreten Aktivitäten her noch nicht ganz so aktive Unternehmen wie die erste Gruppe eher bereit sind, ihr Engagement mit der Höchstnote zu bewerten.

Stellenwert des gesellschaftlichen Engagements im Unternehmen Abb . 4: (Tiefeninterviews)

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Der Begriff Corporate Social Responsibility (CSR)4.

Der Begriff Corporate Social Responsibility ist unter KMU bisher kaum verbreitet. Ein klares Verständnis zum Konzept CSR gibt es nur in sehr wenigen Unternehmen.Als zentrale Punkte werden die Verantwortung für die Mitarbeiter/innen und deren Arbeitsplätze sowie die Verantwortung für das direkte Umfeld des Unternehmens gesehen.

Zu Beginn der Interviews wurden die Unternehmensvertreter/innen nach einer freien Assoziation zum Begriff CSR befragt. Es zeigte sich, dass viele Unternehmen den Begriff selbst nicht kennen. Dann gefragt nach der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen, ergibt sich ein sehr heterogenes Verständnis. Exemplarisch einige Assoziationen zum Begriff der gesellschaftlichen Verantwortung aus den Interviews:

Der Gesellschaft zurückgeben, was man von der Gesellschaft 1 . erhalten hat.

Gesellschaftliche Verantwortung ist etwas ganz Normales und 2 . kommt eher aus der Tradition und Erziehung heraus. Es gilt sein Umfeld im Auge zu haben und Interesse für die Allgemeinheit zu zeigen

Das verantwortliche Betreiben des Geschäftes.3 . Bürgerschaftliches Engagement mit Blick über die 4 . Unternehmensgrenzen hinaus.

CSR ist ein vielfältiger Begriff, der nicht besonders gut/trennscharf 5 . definiert ist.

Nicht nur für sich selbst, sondern auch für seine Umgebung, 6 . sein direktes Umfeld und seine Beschäftigten Verantwortung übernehmen und sich über den eigentlichen Unternehmenszweck hinaus für soziale und gesellschaftliche Belange engagieren.

Trotz der vielfältigen Assoziationen kommt die Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen und dem direkten Unternehmensumfeld in unterschiedlicher Form bei den meisten interviewten Personen zum Ausdruck und stellt eine Konstante im heterogenen Begriffsverständnis dar.

Themenschwerpunkte der gesellschaftlichen Verantwortung

Neben der freien Assoziation zum Begriff CSR wurden die Unternehmen dazu befragt, wie treffend bestimmte vorgegebene Aussagen auf einer Skala von 1 (gar nicht) bis 4 (sehr gut) die gesellschaftliche Verantwortung beschreiben.

Analog zu den freien Assoziationen betonen KMU verstärkt die Verantwortung für die Mitarbeiter/innen und deren Arbeitsplätze. So finden 67 % der Unternehmen, dass die Verantwortung für die Mitarbeiter/innen den Begriff sehr gut beschreibt. Weitere 24 % halten die Umschreibung für gut. Bei der Verantwortung für die Arbeitsplätze gilt dies für 47 % (sehr gut) und 35 % (gut). Die hohe Einschätzung der Verantwortung gegenüber den Beschäftigten zeigt sich später auch bei konkreten Maßnahmen in diesem Bereich.

Auch die Verantwortung für die Umwelt (45 % gut, 32 % sehr gut) und die Region (35 % gut, 33 % sehr gut) wird von den Unternehmen stark mit der gesellschaftlichen Verantwortung in Verbindung gebracht.

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Des Weiteren sehen die Unternehmen eine enge Verknüpfung mit einem Engagement für soziale Belange (37 % gut, 47 % sehr gut) und der Demonstration von ethisch-moralischen Werten (26 % gut, 58 % sehr gut). Darauf folgen die Aspekte Innovationsbereitschaft (28 % gut, 26 % sehr gut) und demokratische Pflichterfüllung (22 % gut, 26 % sehr gut), wobei diese Punkte etwa die Hälfte der Unternehmen als relevant betrachtet.

Assoziationen zur gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen Abb . 5: (Tiefeninterviews)

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CSR-Wissen

Im Rahmen der Tiefeninterviews wurden die Unternehmen zu Beginn danach gefragt, wie sie ihr Hintergrundwissen zum Thema CSR einschätzen und auf welchem Wege sie sich informieren.

Ein theoretisches Hintergrundwissen zum Konzept ist in den kleinen und mittelständischen Unternehmen eher nicht vorhanden. Es werden wenige Informationsquellen zu Rate gezogen. Die Möglichkeit der Organisation in themenbezogenen Netzwerken wird ebenfalls kaum genutzt. Unternehmen, die auf dem Gebiet sehr engagiert sind, tauschen sich zum Teil untereinander aus.

Motive des Engagements5.

Die Gründe und Zielsetzungen für gesellschaftliches Engagement von Unternehmen sind sehr vielfältig. Während einerseits ethische Gründe für KMU sehr bedeutsam sind, spielen andererseits auch wirtschaftliche Gründe und Gründe im Unternehmensumfeld (z.B. Motivation der Mitarbeiter/innen) eine wichtige Rolle.

Unternehmen, die sich bisher nicht engagieren, führten dafür vor allem fehlende finanzielle und personelle Ressourcen als Hinderungsgründe an.

Die Unternehmen berufen sich bei ihrem gesellschaftlichen Engagement vor allem auf die Verantwortung gegenüber ihren Beschäftigten und deren Arbeitsplätzen.

Bei den wirtschaftlichen Gründen steht die Steigerung der Reputation bzw. des Images im Vordergrund. Zu den zentralen Gründen im Unternehmensumfeld zählen die Wahrnehmung des Unternehmens als „guter Bürger“ in der Öffentlichkeit und die Motivation der Mitarbeiter/innen sowie die Steigerung ihrer Kompetenzen.

Vor der detaillierten Darstellung von Gründen und Zielstellungen des gesellschaftlichen Engagements stellen wir Ihnen zunächst einige Hinderungsgründe der bisher nicht-aktiven Unternehmen vor:

Die Hälfte der befragten nicht-aktiven Unternehmen gibt das Fehlen von personellen und finanziellen Ressourcen an, wobei Mehrfachnennungen möglich waren. Rund ein Drittel sieht den Grund im mangelnden Interesse der Anspruchsgruppen. Einem Fünftel der nicht-aktiven Unternehmen ist das Thema gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen bisher nicht bekannt. Die Ansichten, dass gesellschaftliches Engagement nicht Aufgabe von Unternehmen sei und CSR keine wirtschaftlichen Vorteile bringe, spielen dagegen nur eine untergeordnete Rolle. In den Tiefeninterviews bringen Unternehmen auch vereinzelt Befürchtungen zum Ausdruck, dass gerade ein finanzielles Engagement bei Kunden und Beschäftigten nicht auf Verständnis stoßen könnte.

Gründe und Zielstellungen

Bei der Online-Befragung wurden die Unternehmen nach zentralen Einzelgründen bzw. Zielsetzungen für ihr Engagement gefragt, wobei diese durchschnittlich 4 der Nennungen auswählten.Dabei liegt das mit Abstand wichtigste Anliegen der Unternehmen in der Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung (81 %). Weitere wichtige Zielstellungen sind die Motivation und Bindung der Mitarbeiter/innen (63 %) sowie die Steigerung von Reputation/Image (50 %). Etwas weniger als die Hälfte der Befragten (44 %) nennt die Tradition des Unternehmens als wichtigen Ansatzpunkt für das Engagement. Potenzielle Kostenersparnis (10 %) und Vorteile auf dem Kapitalmarkt (4 %) spielen für KMU kaum eine Rolle.

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Gründe und Zielsetzung für gesellschaftliches Engagement Abb . 6: (Online-Befragung)

Die drei Motivbereiche

Im Rahmen der Tiefeninterviews wurden die Motivbereiche der Unternehmen detaillierter untersucht und zunächst nach der Bedeutung der drei übergeordneten Motivbereiche gefragt.

Wirtschaftliche Gründe 1 . Gründe im Unternehmensumfeld 2 . Ethische Gründe3 .

Wirtschaftliche Gründe sind für 62 % der Unternehmen wichtig oder sehr wichtig. Nur 16 % sehen in wirtschaftlichen Gründen keine Bedeutung für ihr Engagement. Insgesamt 60 % halten Gründe im Unternehmensumfeld (Ansprüche der Stakeholder) für wichtig oder sehr wichtig.Über 80 Prozent (54 % sehr wichtig, 30 % wichtig) der befragten KMU führen ethische Gründe für ihr Engagement an.

Für die befragten Großunternehmen spielen wirtschaftliche Gründe erwartungsgemäß eine gewichtigere Rolle. Sie sind für 80 % wichtig oder sehr wichtig und keines der Unternehmen hält wirtschaftliche Aspekte für gar nicht wichtig.

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Motivbereiche gesellschaftlichen Engagements (Tiefeninterviews)Abb . 7:

Im Folgenden wurden die drei Motivbereiche im Detail untersucht.

Motivbereich: Wirtschaftliche Gründe1 .

Bei den wirtschaftlichen Gründen steht die Steigerung von Reputation/Image (91 %) im Vordergrund. 77 % versprechen sich einen potenziellen Wettbewerbsvorteil durch gesellschaftliches Engagement (z.B. CSR als Akquiseargument). Für 72 % stellt die Gewinnung von Stammkunden und die Kundenbindung einen wichtigen Grund dar, während sich weitere 66 % eine verbesserte Marktposition erhoffen. 40 % der KMU erwarten eine potenzielle Kostenersparnis. Dies trifft vermutlich vor allem auf Maßnahmen im Umweltbereich zu. 23 % halten den verbesserten Zugang zu Kapital für wichtig, bei Großunternehmen sind es 45 %.

Wirtschaftliche Gründe (Tiefeninterviews)Abb . 8:

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Motivbereich: Ansprüche der Stakeholder 2 . (Gründe im Unternehmensumfeld)

Bei den Gründen im Unternehmensumfeld sind den KMU vor allem die positive Wahrnehmung des Unternehmens als „guter Bürger“ (90 %) sowie die Motivation (83 %) und die Steigerung der Kompetenzen (81 %) der Mitarbeiter/innen wichtig. Die Verbesserung der Kundenbeziehung halten 81 % für wichtig. Etwa drei Viertel (71 %) sehen ihr gesellschaftliches Engagement in der Tradition des Unternehmens begründet. Diese Motivation wird durchaus auch von noch sehr jungen Unternehmen angegeben, wenn das Engagement bereits von Firmengründung an wichtig war.Die verbesserte Gewinnung von Fachkräften nennen noch 60 % der Unternehmen als Zielstellung. Gerade dieser Punkt wird sicher in den nächsten Jahren aufgrund des prognostizierten bzw. zum Teil schon vorhandenen Fachkräftemangels weiter an Bedeutung gewinnen, denn für jüngere Arbeitnehmer/innen spielt zunehmend auch das gesellschaftliche Engagement des potenziellen Arbeitgebers eine wichtige Rolle. Fast die Hälfte der Unternehmen (44 %) sieht im gesellschaftlichen Engagement eine Möglichkeit, die Beziehungen zu Politik und Verwaltung zu verbessern. Für die befragten Großunternehmen ist dieser Ansatz durchweg bedeutend.

Gründe im Unternehmensumfeld (Ansprüche der Stakeholder) Abb . 9: (Tiefeninterviews)

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Motivbereich: Ethische Gründe 3 . (Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung)

Bei den KMU steht vor allem die Verantwortung gegenüber den Beschäftigten (98 %) und deren Arbeitsplätzen (87 %) im Vordergrund. Daneben wird auch die Verantwortung gegenüber der Umwelt (81 %), der Region (76 %) und den Kunden (74 %) als Grund genannt, während die Großunternehmen in diesem Bereich vor allem die Verantwortung gegenüber ihren Kunden und der Umwelt betonen (je 100 %). Die Verantwortung gegenüber den Lieferanten wird von KMU nur etwa zur Hälfte als zutreffend erachtet. Dies hängt sicher auch mit dem hohen Anteil von Dienstleistungsunternehmen zusammen, für die Lieferanten eine eher geringe Rolle spielen.Etwa 5 % der befragten KMU-Vertreter/innen verwiesen auf ihren religiösen Glauben als weiteres Motiv.

Ethische Gründe (Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung) Abb . 10: (Tiefeninterviews)

Das Engagement 6.

Aktivitätsbereiche6.1.

Die befragten Unternehmen engagieren sich in den unterschiedlichsten CSR-Bereichen. Gefragt wurde nach den Aktivitätsbereichen, auf die sich das Engagement konzentriert. Über 60 % legen den Schwerpunkt ihres Engagements auf Maßnahmen für ihre Mitarbeiter/innen.Jeweils etwa die Hälfte der Unternehmen gibt an, ihr Engagement auf Projekte im Kinder- und Jugendbereich (55 %), im Bereich Bildung und Schule (46 %) sowie Maßnahmen im Umweltschutz (45 %) zu konzentrieren. Die Abbildung zeigt weitere Aktivitätsbereiche und deren Verteilung. Dem Thema Korruptionsbekämpfung messen die Unternehmen im Mittelstand keine entscheidende Rolle zu (6 %).

In den Tiefeninterviews stellte sich bei Nachfrage in einigen Unternehmen heraus, dass es einen klaren Verhaltenskodex zu Korruption gibt, dies aber ganz selbstverständlich als Firmenphilosophie gesehen wird und dazu keine schriftliche Vereinbarung besteht. Ein Viertel der interviewten KMU gibt an, dass Maßnahmen oder konkrete Richtlinien zur Korruption vorhanden sind.

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Aktivitätsbereiche des gesellschaftlichen Engagements Abb . 11: (Online-Befragung)

Kooperationspartner 6.2.

Die Kooperationsbereitschaft unter den online befragten Unternehmen ist sehr hoch. So geben nur 30 % der Unternehmen an, ihre Projekte bisher ausschließlich ohne Partner umgesetzt zu haben.

Als Kooperationspartner arbeiten die Unternehmen dabei zumeist mit lokalen gemeinnützigen Organisationen (44 %), kommunalen Einrichtungen, wie Schulen, Krankenhäuser, etc. (44 %), Verbänden (40 %) und/oder anderen Unternehmen (32 %) zusammen. Mit überregionalen gemeinnützigen Organisationen kooperieren 32 % und weitere 26 % mit der öffentlichen Verwaltung. Etwa jedes fünfte Unternehmen hat schon mit Kirchen zusammen gearbeitet. 11 % haben sich bisher bei der Umsetzung von Projekten von Agenturen und/oder Berater/innen unterstützen lassen.

Der große Anteil von regionalen Partnern spiegelt die starke Verwurzelung der KMU in ihrer Region und die überwiegend regionale Ausrichtung des Engagements wider.

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Langfristig angelegte Kooperationen, die über eine finanzielle Förderung hinausgehen und auch die direkte inhaltliche Zusammenarbeit der Mitarbeiter/innen aus den Unternehmen und den gemeinnützigen Einrichtungen beinhalten, sind nach den Erfahrungen der Tiefeninterviews bisher noch selten.

Kooperationspartner bei der Umsetzung von CSR-Projekten Abb . 12: (Online-Befragung)

Regionale Ausrichtung und Fairness6.3.

Konkret gefragt nach dem Engagement im regionalen Umfeld unterstützen die KMU vor allem lokale Institutionen (57 %) – Beispiele sind die Zusammenarbeit mit Schulen, Angebote von Schülerpraktika, Mentoring usw. - und örtliche Aktivitäten wie Kultur- und Sportveranstaltungen, Feste sowie Umzüge (41 %). Etwa die Hälfte der Unternehmen stärkt die Region auf wirtschaftlicher Ebene durch die Bevorzugung regionaler Lieferanten und Dienstleister/innen (47 %).

28 % der online befragten Unternehmen geben an, sich nicht im direkten Umfeld des Unternehmens zu engagieren, wobei auch die nicht-aktiven Unternehmen mit berücksichtigt sind. Ein Fünftel der Unternehmen fördert seine Beschäftigten, z.B. durch Freistellung oder fachliche Unterstützung.

Das überwiegend regionale und weniger nationale oder gar globale Engagement überrascht wenig, stellt doch ein intaktes Umfeld eine wichtige Vorraussetzung für den Erfolg von Unternehmen dar und bewegen sich Unternehmer/innen und Mitarbeiter/innen auch privat in diesem Umfeld.

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Engagement im regionalen Umfeld (Online-Befragung) Abb . 13:

Das Thema „Faires Verhalten in Geschäftsbeziehungen“ ist den befragten KMU nicht nur bei regionalen Geschäften sehr wichtig. 90 % geben ein faires Verhalten in Lieferbeziehungen an, u.a. durch die konsequente Einhaltung von Zahlungszielen. Einige Unternehmensvertreter/innen betonen in diesem Zusammenhang, dass ihr Unternehmen selbst stark von dem fairen Verhalten der Geschäftspartner/innen abhängig ist und dieses Thema schon allein daher besonderer Beachtung bedarf.

Engagement für Mitarbeiter/innen6.4.

Der verantwortungsbewusste Umgang mit den Beschäftigten ist traditionell im Mittelstand ein zentrales Thema. Die Maßnahmen in diesem Bereich sind sehr vielfältig und bilden für einzelne Unternehmen den Mittelpunkt ihres Engagements.

KMU unterbreiten ihren Beschäftigten vor allem Möglichkeiten in Form von Aus- und Weiterbildung (81 %) sowie im Bereich der Mitsprache und Partizipation, beispielsweise durch ein Vorschlagwesen (66 %). Flexible Arbeitszeiten gibt es bei 62 %. Etwa die Hälfte der Unternehmen führt Maßnahmen im Bereich Chancengleichheit am Arbeitsplatz (Frauenförderung, Förderung älterer Arbeitnehmer/innen, Diversity Management) (47 %) und Maßnahmen zur Unterstützung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf (45 %) durch. Letzteres z.B. in Form von individueller Arbeitszeitgestaltung, der Möglichkeit zu Heim-/Telearbeit oder durch eine betriebliche Unterstützung bei den Kinderbetreuungskosten.

41 % der Unternehmen beteiligen ihre Beschäftigten am Erfolg des Unternehmens, z.B. direkt am Gewinn. Bei etwa 5 % gibt es die Möglichkeit der Mitarbeiterkapitalbeteiligung. 24 % der Unternehmen bieten ihren Beschäftigten Maßnahmen zur Gesundheitsförderung, die über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehen, z.B. Sportangebote.

Eine geringe Verbreitung hat in den Unternehmen das Angebot, eine temporäre Auszeit vom Job zu nehmen (Sabbatical/Sabbatjahr 7 %) und das Angebot des Job Sharing (2 %).

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Maßnahmen für Mitarbeiter/innen (Online-Befragung)Abb . 14:

Auch in den Tiefeninterviews wurden die Maßnahmen für Mitarbeiter/innen quantitativ erfasst, wobei die prozentuale Verteilung der einzelnen Maßnahmen weitgehend mit den Angaben aus der Online-Befragung übereinstimmt. Größere Abweichungen sind nur bezüglich der Maßnahmen zur Chancengleichheit mit 67 % gegenüber 53 % bei der Online-Befragung und bei der Beteiligung der Beschäftigten am Unternehmenserfolg mit 57 % gegenüber 40 % zu verzeichnen.

Einigen der Unternehmen war im Vorfeld der Interviews nicht bewusst, dass viele der Maßnahmen für ihre Mitarbeiter/innen zum Bereich der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen zählen.

Im Rahmen der Tiefeninterviews wurde deutlich, dass die umgesetzten Maßnahmen in KMU meist eher informell „gelebt“ werden, als dass sie schriftlich mit formellen Abläufen in Form von festgeschriebenen Programme implementiert sind, wie es bei den befragten Großunternehmen der Fall ist.

Praxisbeispiele

Aus- und Weiterbildung

Die öffentliche Diskussion um die Problematik der Findung qualifizierter Auszubildender spiegelt sich bei einer Reihe von Tiefeninterviews wider. Die Interviews zeigen jedoch, dass einige Unternehmen eine weit über dem Durchschnitt liegende Ausbildungsquote haben (bis zu 22 %).

Ein Kfz-Betrieb erklärte, dass er in den letzten Jahren den gesamten Personalbedarf durch die Übernahme von Auszubildenden gedeckt und keine Personen „von außen“ mehr eingestellt habe. Dieses Vorgehen soll auch in Zukunft fortgesetzt werden. Auch ein Unternehmen aus der IT-Branche mit fast 50 Beschäftigten setzt sehr stark auf die

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Erstausbildung. Derzeit beschäftigt das Unternehmen elf Auszubildende und hat damit eine Ausbildungsquote von über 20 Prozent. Die Auszubildenden sind intern in einer Juniorfirma organisiert, in der sie ihre Projekte eigenverantwortlich umsetzen. Das Angebot der Jugendlichen richtet sich vor allem an Schulen und soziale Einrichtungen. Die Jugendlichen bieten den Anschluss, Support und die Wartung von IT-Netzwerken zu kostengünstigen Konditionen an. Unterstützt und ergänzt wird die Offerte von großen Unternehmen, die den verschiedenen Einrichtungen (vorwiegend Schulen) ihre ausgediente Hardware kostenfrei zur Verfügung stellen. Die Auszubildenden bekommen so die Möglichkeit, sehr früh eigenverantwortlich zu arbeiten. Außerdem werden durch den intensiven Umgang mit Kunden neben den fachlichen auch die sozialen Kompetenzen stark gefördert. Durch die hohe Qualität der Ausbildung erspart sich das Unternehmen die kostenintensive Gewinnung von Fachkräften. Bisher konnten alle Auszubildenden des Projekts direkt nach ihrer Lehrzeit übernommen werden. Derzeit befindet sich ein Projekt in der Testphase, das die Azubis regelmäßig mit Senioren zusammenbringt. Die Jugendlichen bauen bei Senioren gespendete Hardware auf und stehen ihnen als Paten kostenfrei zur Verfügung (z.B. Unterstützung mit Internet und Mail).

Einige Beispiele für die von den Firmen angebotenen Weiterbildungsmöglichkeiten: Eine Altenpflegeeinrichtung betont, dass alle Mitarbeiter/innen regelmäßig weitergebildet und auch die Beschäftigten ohne Berufsabschluss (Hilfskräfte) einbezogen werden, was in der Branche eher die Ausnahme ist. So wird versucht, einer verstärkten Personalfluktuation vorzubeugen und gleichzeitig eine hohe Qualität der Arbeit zu sichern.

Eine Firma im Wissenschafts- und Beratungsbereich bezieht ausdrücklich die freien Mitarbeiter/innen in ihre Weiterbildung mit ein.

Vereinzelt gibt es auch negative Erfahrungen. So bietet ein Büro für Buchhaltung und Jahresabschlüsse seinen Beschäftigten die Finanzierung von Weiterbildung an, das wurde allerdings in den letzten Jahren nur von einem sehr kleinen Prozentsatz angenommen (14 %).

Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Mehrere Firmen sagten in den Tiefeninterviews, dass es bei ihnen zwar kein spezielles Programm zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf gäbe, dass aber die Geschäftsführung bzw. die Inhaber/innen sehr offen für individuelle Lösungen seien und es in der Regel gelinge, flexibel die Wünsche der Mitarbeiter/innen mit dem Unternehmen in Einklang zu bringen. Auffallend ist, dass weibliche Geschäftsführer/Inhaber einen stärkeren Fokus auf Vereinbarkeit legen, insbesondere wenn sie selbst Mütter kleiner Kinder sind.

In einem Architekturbüro werden die Kinderbetreuungskosten komplett vom Unternehmen getragen. Kinderbetreuungszuschüsse gibt es in mehreren Unternehmen. Eine Produktionsfirma hat einen Vertrag mit einer Kindertagesstätte in der Nähe, wo die Kinder der Mitarbeiter/innen bevorzugt Plätze bekommen. Bei einem Laborgerätehersteller werden neugeborene Kinder von Angestellten mit einer Prämie begrüßt.

Einige Unternehmen nennen in diesem Zusammenhang Maßnahmen, um den Kontakt zwischen dem Unternehmen und der Mitarbeiterin im Mutterschutz zu erhalten, wie die Einladung zu allen Firmenveranstaltungen und die Teilnahme an internen Weiterbildungskursen.

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Chancengleichheit

An der bundesweiten Initiative Girls Day beteiligten sich einige der KMU und Großunternehmen gleichermaßen. Beim Girls Day – Mädchen-Zukunftstag bieten die Unternehmen Schüler/innen einen Einblick in Berufsfelder, die Mädchen im Zuge der Berufsorientierung bisher nur wenig in Betracht ziehen - beispielsweise technische Berufe. Dadurch wird den Mädchen eine breitere Berufswahl ermöglicht und gleichermaßen dem fehlenden qualifizierten Nachwuchs in diesen Feldern entgegengewirkt.

Beteiligung am Unternehmenserfolg

Mit 41 % beteiligen viele Unternehmen ihre Mitarbeiter/innen am Unternehmenserfolg. Mitunter betrifft dies nur die Geschäftsführung und die obere Leitungsebene, manchmal sind es Einmalzahlungen bzw. Prämien für alle Beschäftigten. Sehr häufig ist dies vertraglich nicht fixiert. Einige Firmen planen dies aber. Einzelne Unternehmen bieten ihren Beschäftigten auch eine eigene betriebliche Altersvorsorge an, die dann in der Regel an eine Mindestzugehörigkeit zum Unternehmen gekoppelt ist, bei einem Unternehmen sind das 10 Jahre, bei anderen nur 2 Jahre.

Gesundheitsförderung

Bei Sport- und Gesundheitsangeboten gibt es zahlreiche Maßnahmen, z.B. kommt bei einem Personaldienstleister einmal die Woche ein Physiotherapeut in die Büros zur Massage. Die Auswirkungen sind spürbar - die Mitarbeiter/innen freuen sich auf diesen regelmäßigen Termin, und haben weniger Rückenprobleme.

Andere Firmen haben Angebote unterbreitet und dann wieder zurückgezogen, weil diese nicht von den Beschäftigten angenommen wurden. Angeboten werden z.B. besondere Konditionen oder die anteilige Kostenübernahme bei Vertrag mit einem bestimmten Fitnessstudio. Erstaunt hat die Aussage einer Altenpflegeeinrichtung, dass Sport- und Gesundheitsangebote des Arbeitgebers keine Resonanz gefunden haben, wird dort doch teilweise schwere körperliche Arbeit verrichtet, wo ein Ausgleich sinnvoll erscheint.

Ein Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe mit etwa 75 Angestellten hat im Unternehmen einen eigenen Fitnessraum eingerichtet. Dieser soll von den Beschäftigten zum Stressabbau auch während der Arbeitszeit genutzt werden. Zusätzlich bietet das Unternehmen Massagen zur Stressbewältigung an.

Ein Architekturbüro hat für Außerhaustermine der Mitarbeiter/innen mehrere Bürofahrräder angeschafft.

Eine Produktionsfirma bezahlt ihren Mitarbeiter/innen verschiedene Impfungen, für die die Krankenkassen nicht aufkommen. Hier spielen gleichzeitig der Arbeitsschutz und die Unfallvermeidung eine große Rolle, was sich in guten Resultaten widerspiegelt. Als der Betrieb 2.000 Tage unfallfrei war, gab es eine kleine Feier mit den Angestellten.

Eine Firma erwähnt explizit, dass sie auf eine gute und gesunde Ernährung ihrer Mitarbeiter/innen achtet.

Bei einem Finanzdienstleister werden den Kunden und Besuchern ausschließlich Bio- und/oder Fair-Trade-Getränke angeboten.

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Gemeinsame Aktivitäten

Von besonderer Bedeutung sind in vielen Unternehmen gemeinsame Aktivitäten aller Mitarbeiter/innen, z.B. Betriebsfeste wie die klassische Weihnachtsfeier, Kulturveranstaltungen oder Bowlingabende. Eine Reihe von Unternehmen weist gesondert darauf hin, dass die Familien der Beschäftigten zu diesen Anlässen auch eingeladen werden. Ein Ingenieurs- und Projektmanagementunternehmen mit etwa 150 Beschäftigten fährt einmal im Jahr gemeinsam für zwei Tage weg. Dieser Kurztrip findet bei den Beschäftigten und deren Familienangehörigen großen Anklang und festigt den Zusammenhalt.

Gesellschaftliches Engagement als Einstellungskriterium

Ganz besonders hervorgehoben werden soll an dieser Stelle, dass bei einem Unternehmen im Bereich Buchhandlung und Verlag das gesellschaftliche Engagement explizit als Einstellungskriterium für neue Mitarbeiter/innen eine Rolle spielt.

Instrumente des gesellschaftlichen Engagements6.5.

Kenntnis der Instrumente

Vor der Frage nach der konkreten Nutzung wurden die Unternehmensvertreter/innen zunächst zur Kenntnis der einzelnen Instrumente befragt. Dabei wurde neben dem Begriff jedes Instrument näher erklärt.

Die Kenntnis der Instrumente in den Unternehmen stellt sich im Einzelnen wie folgt dar:

Spenden 1 . 100 %

Sponsoring 2 . 100 %

Unternehmenseigene Stiftung (Corporate Foundation) 3 . 91 %

Auftragsvergabe an soziale Organisationen - z.B. Konfektionierung/4 . Verpackung von Waren in sozialen Werkstätten (Social Comissioning) 87 %

Unterstützung eines gemeinnützigen Zwecks proportional zum 5 . Absatz eines Produkts oder umsatzgebunden (Cause-related-Marketing) 81 %

Lobbying für soziale Anliegen (Social Lobbying) 6 . 78 %

Förderung des bürgerschaftlichen Engagements der Mitarbeiter/7 . innen innerhalb und/oder außerhalb der Arbeitszeit (Corporate Volunteering) 70 %

Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft, öffentlichem Sektor und/oder 8 . Non-Profit Organisationen (Public-Privat-Partnership) 70 %

Spendenvervielfachung - Spenden der Beschäftigten werden vom 9 . Unternehmen beispielsweise verdoppelt (Matching Funds) 43 %

Im Gegensatz zu den KMU ist das Instrument Spendenvervielfachung (43 %) bei den Großunternehmen durchweg bekannt. Die Auftragsvergabe an soziale Organisationen wiederum kennen zwar etwa 90 % der KMU, allerdings nur 60 % der Großunternehmen.

Viele Unternehmen haben bei der Frage nach den Instrumenten darauf hingewiesen, dass sie die Instrumente nach der Erläuterung kennen, allerdings nicht unter den englischen Bezeichnungen.

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Bekanntheit der Instrumente (Tiefeninterviews)Abb . 15:

Nutzung der Instrumente

Bei der Online-Befragung wurde auf die Abfrage aller Instrumente verzichtet, um die Umfrage möglichst einfach zu halten. Im Rahmen der Interviews konnten die weniger bekannten Instrumente einzeln erläutert und somit auch deren Nutzung abgefragt werden.

Die nach der Online-Befragung am häufigsten genutzten Instrumente sind Spenden (80 %) und Sponsoring (66 %), sowie die Zusammenarbeit mit gemeinnützigen Organisationen (61 %). 28 % der Unternehmen, die spenden, tun dies in rein finanzieller Form, während 9 % sich dabei ausschließlich auf Sachspenden beschränken. 63 % nutzen beide Spendenformen gleichermaßen.Neben Geld- und Sachspenden gibt es für die Unternehmen auch die Möglichkeit, Arbeitszeit ihrer Mitarbeiter/innen für gemeinnützige Projekte zu spenden. So gibt etwa jedes dritte Unternehmen an, das bürgerschaftliche Engagement ihrer Beschäftigten („Corporate Volunteering“) zu unterstützen. Davon ermöglichen 19 % ihren Beschäftigten, sich während der Arbeitszeit in gemeinnützigen Projekten zu engagieren. Weitere 13 % unterstützen das bürgerschaftliche Engagement ihrer Mitarbeiter/innen außerhalb der Arbeitszeit. Die übrigen 68 % geben an, das Engagement ihrer Beschäftigten in beiden Formen zu fördern.Eine Unterstützung des Engagements kann auch die Möglichkeit der Nutzung der Ressourcen des Unternehmens (z.B. Kopierer, Telefon, Fax usw.) beinhalten.Unter dem Punkt Sonstiges (24 %) nennen die Unternehmen meist Beispiele für das soziale Engagement. Die Dominanz von Spenden und Sponsoring ist wahrscheinlich vor allem darauf zurückzuführen, dass die Unternehmen dies mit relativ geringem organisatorischem Aufwand umsetzen können.

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Nutzung der Instrumente des gesellschaftlichen Engagements Abb . 16: (Online-Befragung)

Die Interviews bestätigen die Erfahrungen aus der Online-Umfrage. Bei über der Hälfte der interviewten KMU gibt es Spenden und Sponsoring (laufendes Programm bzw. Maßnahme im letzten Jahr). Über ein laufendes Programm verfügen jedoch nur 23 % (Spenden) bzw. 21 % (Sponsoring). Der geringe Anteil von laufenden Programmen spricht für eine eher spontane und wenig koordinierte Mittelverwendung.Eine untergeordnete Rolle spielen im Mittelstand die Instrumente Auftragsvergabe an soziale Organisationen (30 %), Förderung des bürgerschaftlichen Engagements der Mitarbeiter/innen (22 % laufendes Programm oder Maßnahme im letzten Jahr) und Public Private Partnership (24 %).

Die Instrumente Cause Related Marketing und Lobbying für soziale Anliegen werden im Mittelstand bisher kaum genutzt. Beim Cause Related Marketing ist dies vermutlich zu einem Teil auch dem hohen Anteil der Dienstleistungsunternehmen zuzuschreiben. Beim Instrument der Unternehmensstiftung werden fehlende finanzielle Kapazitäten eine Ursache sein.

Erwartungsgemäß werden bei den Großunternehmen mehr Instrumente genutzt als bei KMU. Spenden und Sponsoring sind auch hier weit verbreitet. Über die Hälfte der Großunternehmen (60 %) hat im Bereich der Förderung des bürgerschaftlichen Engagements der Mitarbeiter/innen ein laufendes Programm oder eine Maßnahme im letzten Jahr durchgeführt. Letzteres erfolgt gezielt zur Motivation ihrer Beschäftigten und deren Kompetenzerweiterung.

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Nutzung der Instrumente des gesellschaftlichen Engagements Abb . 17: (Tiefeninterviews)

Engagement im Umweltbereich6.6.

Viele Unternehmen engagieren sich im Bereich der Umwelt. Diese Entwicklung wird sicher durch steigende Energie- und Rohstoffpreise weiter forciert.

Hier dominieren Maßnahmen zu Einsparungen im Energie- und Ressourcenverbrauch (69 % und 52 %) sowie zu Abfallvermeidung und Recycling (68 %). Wie die Tiefeninterviews zeigen, geht es bei Abfallvermeidung und Recycling vorrangig um die Einhaltung von gesetzlichen Vorschriften.

42 % der Unternehmen nutzen schadstoffarme Dienstfahrzeuge. 28 % geben an, die Nutzung von Transportalternativen zu forcieren, z.B. Bevorzugung der Bahn bei Dienstreisen, Nutzung eines Lieferservice statt Anschaffung eines eigenen Lieferfahrzeuges.

Etwa jedes dritte Unternehmen berücksichtigt ökologische Kriterien bei der Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen (24 %). Bei der Produktion und bei Investitionen sind dies sogar 28 %.

18 % der Unternehmen geben an, Ökostrom zu beziehen. Ein Großteil der interviewten Unternehmen, die Ökostrom beziehen, hat den Anbieter im Jahr 2007 gewechselt.

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Umweltmaßnahmen (Online-Befragung)Abb . 18:

Bei den Interviews wurden die Maßnahmen im Umweltbereich ebenfalls quantitativ erfasst. Dabei gab es einige Abweichungen zur Online-Umfrage. So geben 42 % (gegenüber 21 % Online) der interviewten KMU an, Ökostrom zu beziehen. Weitere größere Abweichungen liegen vor bei der Berücksichtigung ökologischer Kriterien bei der Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen (43 % gegenüber 29 % Online) sowie bei der Produktion und bei Investitionen (53 % gegenüber 37 % Online). Im Vergleich zur Online-Befragung liegen die Zahlen hier deutlich höher, wobei angemerkt werden muss, dass die Unternehmensvertreter/innen die Fragen nach der Berücksichtigung dieser Kriterien auch dann bejahten, wenn sie dies in Einzelfällen tun. Eine durchgängige Berücksichtigung ist damit nicht verbunden.Ergänzend wurden die Unternehmen in den Interviews gefragt, ob sie ihre Zulieferkette nach ökologischen und ethischen Mindestkriterien beurteilen. Dies bejahten 27 %. Bei den Großunternehmen liegen diese Werte deutlich höher.

Während, ähnlich wie im Bereich der Mitarbeiter/innen, die Maßnahmen in KMU eher spontan umgesetzt werden, sind sie in den Großunternehmen meist systematisiert und durch konkrete Vereinbarungen geregelt.

Praxisbeispiele

Zu den Vorreitern im Umweltbereich zählt in Berlin ein Bäckereibetrieb, der Brot- und Backwaren aus biologischem Anbau produziert. Der Umweltschutzgedanke wurde schon von Beginn an - vor über 25 Jahren - in die Unternehmensidee integriert. Seither gilt der Umweltschutz als Ausgangspunkt des unternehmerischen Handelns. So ist die Produktion immer auf dem neuesten Stand der Umwelttechnik. Darüber hinaus wird jährlich die Aufforstung des Regenwaldes in Madagaskar unterstützt, um einen Teil der beim Backen entstandenen CO2-Emmissionen auszugleichen. Die transparente Informationspolitik des Unternehmens soll weitere Unternehmen zur Nachahmung anregen.

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Ein weiterer Vorreiter ist eine Offset-Druckerei mit 28 Angestellten. Hier erhalten interessierte Kunden eine ausführliche Broschüre mit der Umwelterklärung des Unternehmens. Bereits 1995 wurde das Umweltmanagementsystem EMAS eingeführt und das Unternehmen zertifiziert. Alle drei Jahre erfolgt eine Umweltbetriebsprüfung. Jährlich finden drei interne Audits statt. Heute kann das Unternehmen seinen Kunden eine klimaneutrale Druckproduktion garantieren. In der genannten Broschüre werden ein detaillierter Überblick über Wert- und Schadschöpfungsaspekte des Druckens gegeben sowie die vielfältigen Maßnahmen vorgestellt, mit denen das Unternehmen seine umweltfreundliche Produktion gewährleistet. Neben den unmittelbar mit der Druckproduktion zusammenhängenden Investitionen, Materialien, Abfallvermeidungs- und Recycling-Maßnahmen etc. gehören hierzu regelmäßige Weiterbildungskurse für Mitarbeiter/innen, der Einsatz von Fahrradkurieren, eine Überprüfung der Speditionen, auf deren ökologieorientierte Verkehrsmittelwahl und Transportoptimierung, die Nutzung von Ökostrom u.v.m. Im Interview wurde deutlich, dass hier das umweltbewusste Verhalten von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gelebt wird. Fast alle Beschäftigen fahren mit dem Fahrrad oder dem öffentlichen Nahverkehr zur Arbeit. Um die Anreise mit dem Rad attraktiver zu gestalten, gibt es für die Fahrräder der Mitarbeiter/innen einen kostenlosen jährlichen Check. Regelmäßig beteiligt sich das Unternehmen an der Finanzierung eines Umweltpreises und unterstützt verschiedene gemeinnützige Organisationen.

Ökologische Kriterien bei Investitionen

Eine Produktionsfirma hat ein Gründach und eine neue Fassadendämmung für das Produktionsgebäude anbringen lassen und sich damit gegen die Installation einer Klimaanlage entschieden, obwohl ein vorher in Auftrag gegebenes Gutachten hier die kostengünstigere Variante sah.

Ökologische Kriterien bei der Produktentwicklung

Ein Friseur bietet seinen Kundinnen eine biologisch abbaubare Naturserie an, die trotz des um 25 bis 30 % höheren Preises inzwischen von 20 bis 30 % der Kundinnen angenommen wird.

Ein Möbelgeschäft berät seine Kunden zu ökologischen Aspekten (energiesparende Beleuchtung, Bambus- statt Eichenparkett, da Bambus ein schnell nachwachsender Rohstoff und in der Qualität vergleichbar ist) und hat für sich klar die Entscheidung getroffen, nicht jedes Geschäft um jeden Preis anzunehmen.

Verkehr

Ein Unternehmen der Versorgungstechnik im Bereich Heizungs- und Sanitäranlagen mit über 100 Beschäftigten hat einen Teil seiner Fahrzeugflotte auf Erdgas umgestellt und dafür eine eigene Erdgastankstelle auf dem Hof installiert.

Ein Musiksoftware-Entwickler leistet seit einem Jahr freiwillig eine Umweltabgabe auf alle Dienstflüge.

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Engagement im Sozialbereich6.7.

In diesem Abschnitt werden exemplarische einige Praxisbeispiele aus dem sozialen Engagement und der Nutzung verschiedener Instrumente in den interviewten Unternehmen gegeben.

Sehr häufig wurden in den Interviews Aktivitäten mit Schulen genannt. Das reicht von der Organisation von Betriebsbesuchen, der Bereitstellung von Praktikumsplätzen bis hin zum Bewerbungstraining für eine Lehrstelle.

Ein Produzent von Bioprodukten unterstützt Schulprojekte zu gesunder Ernährung, bei denen auch Eltern umfassend informiert werden, und hat einen Biostammtisch im Kiez ins Leben gerufen.

Eine Berliner Bäckerei mit vier Filialen setzt sich stark für die Gestaltung ihres Kiezes ein. Neben Aktionen zur Kiezbegrünung wurden gemeinsam mit Schulklassen verschiedene Getreidesorten am Straßenrand gesät, um so den Kindern den Ursprung des Brotes nahe zu bringen.

Ein Kfz-Betrieb hat eine gemeinnützige Einrichtung mit ihrem Fuhrpark als Kunde und unterstützt diese Einrichtung mit Spenden und Sponsoring.

Ein Finanzdienstleister hat über einen längeren Zeitraum ehrenamtlich die Finanzen einer Bürgerstiftung verwaltet.

Eine Privatschule fördert in enger Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt Sportprojekte für Jugendliche.

Viele der interviewten Unternehmen spenden für örtliche Sportvereine.

Ein Unternehmen der Versorgungstechnik im Bereich Heizungs- und Sanitäranlagen mit über 100 Beschäftigten hat schon mehrfach in Institutionen wie Jugendclubs oder Kindergärten der Region Heizungsanlagen und sanitäre Anlagen komplett kostenfrei erneuert.

Eine Filmproduktionsfirma mit 6 Beschäftigten hat nach der Flutkatastrophe im Jahre 2004 mit großem Eigenengagement und hohem zeitlichen Aufwand ein Projekt zum Wiederaufbau einer Vorschule in Sri Lanka initiiert und koordiniert. Innerhalb von nur 9 Monaten konnte die Vorschule komplett wiederaufgebaut werden. Gemeinsam mit weiteren Unterstützern des Projekts wurde ein Zehnjahresplan entwickelt, um den Schulbetrieb langfristig zu finanzieren.

Neben der Unterstützung von Solarprojekten in Afrika ermöglicht ein Ingenieurs- und Projektmanagementunternehmen mit etwa 150 Beschäftigten einer äthiopischen Studentin der Ingenieurswissenschaften durch ein Stipendium das Studium in Deutschland.

Ein Laborgerätehersteller hat die Patenschaft für ein brasilianisches Baby übernommen und engagiert sich hier langfristig finanziell.

Eine Agentur für Event- und Direktmarketing mit 10 Mitarbeiter/innen hat eine Initiative ins Leben gerufen, die auf die Verbesserung der Verhältnisse in deutschen Schulen abzielt. Die Initiative ruft zu privatem Engagement in Form von Geld- und Sachspenden auf und vermittelt diese unbürokratisch an bedürftige Schulen.

Verschiedene Unternehmen unterstützen ihre Mitarbeiter/innen bei deren ehrenamtlicher Tätigkeit (Corporate Volunteering), z.B. als Trainer im Jugendsportbereich, bei der politischen Arbeit oder als Mitglied eines IHK-Prüfungsausschusses.

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Eine Geschäftsführerin berichtet, dass ihr persönliches Engagement in Sachen CSR, wenn sie beispielsweise als Referentin bei Fachtagungen auftritt, um ihre Erfahrungen weiterzugeben und andere Unternehmen zu motivieren, auch durch das Unternehmen unterstützt wird, da sie ja in dieser Zeit als Arbeitskraft ausfällt.

Ein Ingenieurs- und Projektmanagementunternehmen teilt seinen Geschäftspartnern auf einer Weihnachtskarte mit, dass anstelle von Weihnachtsgeschenken eine Spende an eine gemeinnützige Organisation gegeben wurde.

Mit einem extra kreierten Dinkelbrötchen unterstützt eine Berliner Bäckerei eine Jugendhandballmannschaft anteilig vom Verkaufspreis jedes Brötchens (Cause Related Marketing).

Die Auftragsvergabe an soziale Einrichtungen (Social Commissioning) wird von vielen Unternehmen genutzt. Hier werden unter anderem Aufträge an Behindertenwerkstätten und soziale Organisationen in den Bereichen Konfektionierung/Verpackung, Druck und Catering vergeben.

Ein Berliner Bäckereibetrieb engagiert sich stark im regionalen Umfeld. So wurde eine Aktion mitinitiiert, die jährlich alle Erstklässler zum Schulanfang mit Brotboxen versorgt, um auf das Thema gesunde Ernährung hinzuweisen. Diese Aktion wird mittlerweile auch in vielen anderen Städten durchgeführt. Neben weiteren regionalen Projekten, wie der Gründung einer lokalen Bürgerstiftung, engagiert sich das Unternehmen auch global. Im Niger wird ein landwirtschaftlicher Berater finanziert, um in der Hungerregion den Anwohnern und Anwohnerinnen zu helfen, ihr verlorenes Ackerland zurück zu gewinnen und somit wieder eine langfristige Ernährungsbasis zu schaffen.

Engagement im Kulturbereich6.8.

Hier ist insbesondere eine Buchhandlung mit Verlag und dem Themenschwerpunkt Berlin zu nennen. In enger Verbindung zu den Kernkompetenzen des Unternehmens werden z.B. ein Geschichtsfestival für Berlin organisiert, Ausgrabungen unterstützt, Buchspenden an Vereinsbibliotheken gegeben, für gemeinnützige Vereine die Website erstellt und gepflegt, themenbezogene Bücher herausgegeben, u.a. zum Tag des Offenen Denkmals, Aktivitäten von Bürgervereinen unterstützt u.v.m.

Eine kleine Film- und Fernsehproduktionsfirma unterstützt das Internationale Filmfestival in Windhoek/Namibia.

Eines der ältesten Produktionsunternehmen Berlins engagiert sich aufgrund der langen Unternehmenstradition mit einem Anteil des Verkaufserlöses speziell dafür entwickelter Produkte u.a. für den Aufbau des Berliner Stadtschlosses, die Potsdamer Schlössernacht sowie den Zoologischen Garten (Cause Related Marketing).

Eine Druckerei fördert regelmäßig die Transmediale in Berlin.

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Organisation7.

Das Konzept Corporate Social Responsibility ist im Mittelstand organisatorisch nur wenig verankert. Die Verantwortung liegt häufig allein bei der Geschäftsleitung oder einer anderen engagierten Person im Unternehmen. Verantwortliche, die sich ausschließlich oder überwiegend mit dem Thema beschäftigen, gibt es im Mittelstand nur in den seltensten Fällen.

Die CSR-Maßnahmen sind zumeist nicht nah am Kerngeschäft angelehnt, sondern spiegeln die Vorstellungen und Interessen der jeweiligen Verantwortlichen wider. So spielt die persönliche Einstellung der verantwortlichen Person im Unternehmen und ihr persönliches Umfeld oft eine wichtige Rolle für das Engagement und dessen Ausrichtung.

Die einzelnen Maßnahmen und Projekte der Unternehmen sind meist nicht in ein übergreifendes Konzept eingebunden, sondern stehen häufig unverbunden nebeneinander. Das Engagement erfolgt dabei eher spontan und informell. Die Aktivitäten richten sich oft nach konkreten Anfragen von Unternehmen und sozialen Einrichtungen oder kommen durch soziale Netzwerke der betreffenden Verantwortlichen zustande. Eine strategische Ausrichtung gibt es meist nicht.

Koordination und personelle Organisation

Die Koordination des Engagements in KMU wird zu etwa 92 % von den Inhaber/inne/n oder Geschäftsführer/inne/n selbst bzw. von einer anderen verantwortlichen Einzelperson (15 %) koordiniert. 12 % der Unternehmen lassen das Engagement auch oder ausschließlich durch die Leitung der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit koordinieren. In 4 % der Fälle übernimmt dies eine anlassgebundene Arbeitsgruppe.

Um die Organisation näher zu beleuchten, wurden die Ansprechpartner/innen im Rahmen der Tiefeninterviews nach der Unterstützung bei der Durchführung von CSR-Projekten im Unternehmen befragt. Die Einordnung erfolgt auf einer Skala von 1 bis 5, wobei 1 keine Unterstützung im Unternehmen bedeutet, d.h. dass die Betreuung der Projekte neben dem Tagesgeschäft getätigt wird und die Intensität allein von der Eigeninitiative abhängt. Der Wert 3 steht für eine Unterstützung in Maßen - die Abteilungen wissen um das Engagement des Unternehmens, es gibt aber keine definierten Prozesse zur Umsetzung von Projekten. Der Wert 5 bedeutet eine optimale Unterstützung. In diesem Fall existieren für CSR-Projekte klare Zuordnungen von Verantwortung, Aktivitäten und Weisungsbefugnissen. Die Werte 2 und 4 stellen Zwischenstufen dar.

Während sich die befragten Vertreter/innen der Großunternehmen vorwiegend für gut unterstützt halten, sind die Ansprechpartner/innen in den KMU zumeist auf sich gestellt.

So erhält etwa jede dritte Ansprechperson unter den KMU bei der Betreuung der Projekte keinerlei Unterstützung (31 %). Etwa jede/r fünfte Verantwortliche sieht eine Unterstützung in Maßen gewährleistet (20 %). Nur 15 Prozent fühlen sich optimal unterstützt.

Damit ordnen etwa 40 % der KMU die Unterstützung im Unternehmen auf der 5er Skala im Bereich zwischen 3 und 5 ein. Im Gegensatz dazu befinden sich bei den Großunternehmen alle befragten Unternehmen in diesem Bereich, über drei Viertel sogar im Bereich 4 bis 5, also weitgehend optimal unterstützt.

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Unterstützung bei der Durchführung von CSR-Projekten Abb . 19: (Tiefeninterviews)

Der Großteil der KMU führt zwar CSR-Maßnahmen durch, hat allerdings keine Person, die sich ausschließlich oder hauptsächlich mit dem Thema beschäftigt. Nur 6 % der befragten KMU haben eine/n Beauftragte/n für das Thema.

Dieser Sachverhalt gestaltet sich bei Großunternehmen deutlich anders. Hier haben 20 % eine/n CSR-Beauftragte/n und 40 % eine eigenständige CSR-Abteilung oder ein CSR-Komitee.

Organisation des gesellschaftlichen Engagements im Unternehmen Abb . 20: (Tiefeninterviews)

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Gesellschaftliches Engagement und Unternehmensstrategie

Mit 66 % geben deutlich mehr als die Hälfte der online befragten Unternehmen an, ihre CSR-Maßnahmen nicht in ein übergreifendes Konzept einzubinden. Jeweils ein Viertel der Unternehmen sagt, dass CSR ein Bestandteil der Unternehmensstrategie und das gesellschaftliche Engagement an klaren und messbaren Zielen ausgerichtet sei (je 16 %). Etwa 8 % der befragten Unternehmen haben eine unternehmensweite CSR-Strategie implementiert. Mehrfachnennungen waren möglich.

Einbindung des gesellschaftlichen Engagements in die Abb . 21: Unternehmensstrategie (Online-Befragung)

Dieser Anteil von Unternehmen mit einer CSR-Strategie bestätigt sich auch im Rahmen der Tiefeninterviews. In den Interviews geben dies 10 % der Unternehmen an (gegenüber 11 % bei der Online-Befragung). Bei den befragten Großunternehmen sind es 50 %. 67 % der KMU und 50 % der Großunternehmen geben an, zwar CSR-Maßnahmen durchzuführen, diese aber nicht in ein übergeordnetes Konzept eingebunden zu haben.

Unternehmensleitbild oder Leitlinien

Über die Hälfte (52 %) der online befragten Unternehmen hat die Unternehmenswerte und Verhaltensregeln, auf denen ihre Geschäftstätigkeit basiert, klar in Form eines Leitbildes oder von Leitlinien festgelegt.

Unter den interviewten KMU haben etwa 40 % ihre Unternehmenswerte und Verhaltensregeln klar definiert. Bei 57 % dieser Unternehmen (34 %) ist die gesellschaftliche Verantwortung auch expliziter Teil des Leitbilds. Einige Unternehmen äußern, dass Unternehmenswerte und Verhaltensregeln zwar den Beschäftigten gegenüber kommuniziert werden, diese allerdings nicht schriftlich festgelegt seien.Unter den befragten Großunternehmen haben 90 % konkrete Leitlinien bzw. ein Leitbild formuliert und fast immer auch die gesellschaftliche Verantwortung explizit darin integriert.

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Integration der gesellschaftlichen Verantwortung ins Leitbild Abb . 22: (Tiefeninterviews)

Interessant ist das Beispiel einer gerade erst gegründeten Firma im Bereich Design, Produktion und Vertrieb von Mode. Ganz klar haben die beiden jungen Gründerinnen in ihrem Businessplan festgeschrieben, dass hohe Qualität und ethisch-ökologische Vertretbarkeit die selbstverständliche Grundlage für jedes ihrer Produkte bilden. Sie verstehen faire und ökologische Bedingungen zur Gewinnung der benötigten Rohstoffe und der Produktion der Kleidung als grundlegende Voraussetzung für ihre Arbeit und distanzieren sich bewusst von z.T. menschenunwürdigen Bedingungen in der Textil- und Bekleidungsindustrie. Schon von Gründung an wird die Mitgliedschaft in der Fair Wear Foundation angestrebt, in der die Mitglieder eine Selbstverpflichtung eingehen, ihre Produktions- und Arbeitsbedingungen stetig zu kontrollieren und zu verbessern. Die Firma hat sich dem „Verhaltenskodex für die Bekleidungsindustrie einschließlich Sportkleidung der Clean Clothes Campaign“ verpflichtet. Die in Neukölln ansässige Firma plant u.a, sich in der Kiezarbeit zu engagieren und Atelierbesuchstage einzuführen. Zu Straßengangs im Bezirk sollen Kontakte aufgenommen und Jugendliche als Models gewonnen werden. Damit werben die Gründerinnen um Akzeptanz für ihr Unternehmen und bieten den Jugendlichen gleichzeitig eine Freizeitbeschäftigung, die Spaß macht und motivierend wirken kann.

Nicht unerwähnt bleiben soll das Engagement eines Werkleiters, der einen Produktionsbetrieb mit 38 Angestellten leitet und seit Jahren im Bereich CSR aktiv ist. Das Unternehmen ist inzwischen nicht mehr selbstständig, sondern gehört zu einer deutschen Gruppe, die wiederum von einem französischen Großkonzern übernommen wurde. Der Werkleiter möchte sein Engagement weiterhin fortsetzen und gleichzeitig die Leitung der deutschen Unternehmensgruppe gewinnen, sich auch an den anderen Standorten für dieses Thema einzusetzen.

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Managementsysteme

Das Thema Managementsysteme zur organisatorischen Einbindung bestimmter Aspekte des gesellschaftlichen Engagements spielt für KMU kaum eine Rolle. 60 % der Unternehmen haben kein Managementsystem eingeführt. 24 % der Unternehmen verfügen über ein Qualitätsmanagementsystem auf Basis von ISO 9001. Bei den Managementsystemen mit konkretem Bezug zum gesellschaftlichen Engagement haben 8 % der Unternehmen ein Umweltmanagementsystem nach ISO 14001 oder EMAS und 5 % ein Arbeitsschutzmanagement nach OHSAS 18001. Managementsysteme werden tendenziell eher von den größeren Unternehmen implementiert.

In den Tiefeninterviews bestätigt sich diese Verteilung. Dass die Implementierung von Managementsystemen neben der Branche auch mit der Unternehmensgröße zusammenhängt, zeigt sich bei der Betrachtung der befragten Großunternehmen. Hier gibt es bei 66 % ein Qualitätsmanagementsystem nach ISO 9001, bei über der Hälfte ein Umweltmanagementsystem und bei 22 % ein Arbeitsschutzmanagementsystem nach OHSAS 18001.

Kommunikation und Anspruchsgruppen8.

Viele der aktiven Unternehmen kommunizieren bisher noch wenig bzw. gehen sehr zurückhaltend mit der Kommunikation der Aktivitäten um. 44 % der Unternehmen geben an, ihr Engagement nicht gesondert zu kommunizieren. Hier gibt es teilweise sehr konkrete Ängste, dass Kunden oder Mitarbeiter/innen dieses Engagement nicht nachvollziehen können und eher niedrigere Preise oder höhere Löhne einfordern, was einigen Unternehmen tatsächlich passiert ist. Darüber hinaus äußerten einige Unternehmen die Befürchtung, bei intensiver Kommunikation des Engagements zu viele Anfragen zu erhalten.

Das Feedback der Unternehmen, die ihr Engagement kommunizieren, ist allerdings durchweg positiv.

Bisher werden nur wenige Kommunikationsmittel genutzt, um über das gesellschaftliche Engagement zu berichten, am häufigsten dabei noch vorhandene Möglichkeiten wie die Internetseite oder Pressemitteilungen.

Im Mittelpunkt der Kommunikation stehen die Mitarbeiter/innen und die Kunden und Kundinnen. Sie stellen zugleich die wichtigsten Anspruchsgruppen der KMU dar.

Bei den Unternehmen, die ihr Engagement kommunizieren, erfolgt dies bisher meist eher undifferenziert und breit gestreut. Die Informationsbedürfnisse der einzelnen Anspruchsgruppen werden wenig beachtet.

Bedeutung der Anspruchsgruppen

Bei der Online-Befragung halten 95 % die Mitarbeiter/innen und 97 % die Kund/inn/en für wichtig oder sehr wichtig. Darauf folgen die Medien und die Öffentlichkeit im Allgemeinen (für 65 % wichtig oder sehr wichtig) und im direkten Umfeld (für 53 % wichtig oder sehr wichtig).

Fast jedes zweite KMU sieht die Politik und Verwaltung als wichtige bzw. sehr wichtige Anspruchsgruppe an. Im Rahmen der Interviews trifft dies nur auf etwa ein Drittel der befragten KMU zu (35 %). Nicht-Regierungs-Organisationen spielen für die Befragten eine eher geringe Rolle (35 % wichtig oder sehr wichtig). Investoren halten noch ein Viertel der Unternehmen für wichtige oder sehr wichtige Anspruchsgruppen. Die Bedeutung von Aktionären unter den KMU ist erwartungsgemäß eher gering, was auf den geringen Anteil von Aktiengesellschaften unter KMU zurückzuführen ist.

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Bedeutung der Anspruchsgruppen (Online-Befragung)Abb . 23:

In den Interviews wurde ergänzend nach der Bedeutung von Wirtschaftsverbänden und Netzwerken gefragt. Diese Anspruchsgruppe halten 48 % der befragten KMU für wichtig bzw. sehr wichtig. Für die Großunternehmen spielt diese Anspruchsgruppe eine weitaus wichtigere Rolle (90 %). Des Weiteren haben vor allem die Anspruchsgruppen Politik und Verwaltung (90 % wichtig bzw. sehr wichtig), die Öffentlichkeit im Allgemeinen (90 % wichtig bzw. sehr wichtig) und in der Region (100 % wichtig bzw. sehr wichtig) erwartungsgemäß eine weitaus höhere Bedeutung als im Mittelstand.

Ausrichtung der Kommunikation

Anschließend wurden die Unternehmen gefragt, welche Zielgruppen sie über ihr gesellschaftliches Engagement informieren. Entsprechend der Bedeutung der Anspruchsgruppen für die Unternehmen stehen hier die Mitarbeiter/innen, die Kunden und Kundinnen und die Öffentlichkeit im Mittelpunkt. 86 % der Unternehmen gaben an, das gesellschaftliche Engagement den Beschäftigten gegenüber mittelmäßig bis stark zu kommunizieren. Für die Kunden und Kundinnen gilt dies für 46 % und die Öffentlichkeit für 45 %. Den anderen Anspruchsgruppen wird im Rahmen der Kommunikation eher eine geringe Bedeutung zugemessen.

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Kommunikation an die Zielgruppen (Online-Befragung) Abb . 24:

In den Tiefeninterviews wurden die schon kommunizierenden Unternehmen gesondert nach der Ausrichtung der Kommunikation ihres Engagements auf die einzelnen Anspruchsgruppen befragt. Die Ausrichtung spiegelt die Bedeutung der einzelnen Anspruchsgruppen für die Unternehmen weitgehend wider.

Auch wenn die Mehrheit der Unternehmen angibt, die Kommunikation auf verschiedenen Anspruchsgruppen auszurichten, ist die tatsächliche Kommunikation bei KMU nicht speziell auf einzelne Anspruchsgruppen abgestimmt, sondern wird über die Internetseite oder Pressemeldungen eher undifferenziert breit gestreut.

In den wenigen Unternehmen, wo das CSR-Engagement im Marketing verankert ist, wird die Kommunikation intensiver verfolgt.

Entsprechend der höheren Bedeutung einzelner Anspruchsgruppen (z.B. Politik oder Öffentlichkeit) wird die Kommunikation bei den befragten Großunternehmen differenzierter betrieben und ist oft konkret auf die jeweilige Anspruchsgruppe zugeschnitten (z.B. Politikerfrühstück).

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Ausrichtung der Kommunikation (Tiefeninterviews) Abb . 25:

Nutzung der Kommunikationsmittel

Die Vielfalt der potenziellen Kommunikationsmittel wird bisher von den KMU nur wenig genutzt. Während 44 % der Unternehmen angeben, ihr Engagement nicht gesondert zu kommunizieren, werden Informationen im Internet als häufigstes Kommunikationsmittel von knapp der Hälfte der aktiven KMU eingesetzt (45 %). Darauf folgen, nach der Häufigkeit der Nutzung, die Aussendung von Pressemitteilungen (30 %), die Information von Beschäftigten über das Intranet (31 %) und die Durchführung interner Informationsveranstaltungen (28 %). An Postern, einer Wandzeitung bzw. am Schwarzen Brett informieren etwa 27 % innerhalb des Unternehmens. 13 % nutzen die Teilnahme an Wettbewerben, um ihr Engagement publik zu machen. Nur sehr selten werden bisher Informationen auf Produktetiketten/Verpackungen gegeben (4 %). Nur ein Unternehmen veröffentlicht einen eigenständigen CSR-Bericht.

Tendenziell nutzen größere KMU eher das Internet, das Intranet und Pressemitteilungen und kleinere eher interne Infoveranstaltungen sowie Poster, Wandzeitung bzw. Schwarzes Brett, um ihr gesellschaftliches Engagement zu kommunizieren.

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Nutzung der Kommunikationsmittel (Online-Befragung)Abb . 26:

Bei der quantitativen Betrachtung der Interviews fällt die Nutzung der Kommunikationsmittel noch deutlich geringer aus. Hier finden Pressemitteilungen bei 36 %, Informationen im Internet bei 35 % und interne Infoveranstaltungen bei 41 % der Unternehmen die häufigste Anwendung. Einige Unternehmen äußerten in den Interviews den Wunsch, in Zukunft stärker zu kommunizieren. So planen 10 % der Unternehmen, zukünftig auf ihrer Internetseite auf das Engagement hinzuweisen, 8 % der Unternehmen wollen Pressemitteilungen herausgeben.

Bei den befragten Großunternehmen kommt eine Vielzahl von Kommunikationsmitteln zum Einsatz. So werden Pressemitteilungen, Informationen im Internet und Intranet, Unternehmensbroschüren, Mitarbeiterzeitung sowie die Beteiligung an Diskussionen, Workshops und Fachkonferenzen fast durchgängig von allen befragten Großunternehmen genutzt.

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Nutzung der Kommunikationsmittel (Tiefeninterviews) Abb . 27:

Ansprüche an das Unternehmen und Projektideen

Direkte Ansprüche an Unternehmen, sich gesellschaftlich zu engagieren, wurden bisher hauptsächlich von Seiten der Mitarbeiter/innen (56 %) und von Nicht-Regierungs-Organisationen (50 %) gestellt. Jeweils etwa ein Drittel der befragten Unternehmen gibt an, dass Politik und Verwaltung (33 %) sowie die Öffentlichkeit in der Region des Standorts (30 %) schon Ansprüche formuliert haben.Die Großunternehmen werden dagegen öfter mit Ansprüchen ihrer Stakeholder konfrontiert. Auffallend ist, dass sich neben den eigenen Beschäftigten vor allem die Politik mit konkreten Ansprüchen an die Unternehmen wendet (je 90 %). Daneben formulieren auch NGOs und Wirtschaftsverbände häufiger den Wunsch nach gesellschaftlichem Engagement.

Stakeholder haben bisher auf die befragten KMU noch keinen direkten Druck ausgeübt. Bei den interviewten Großunternehmen ist dies dagegen schon vorgekommen.

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Ansprüche an das Unternehmen seitens der Stakeholder Abb . 28: (Tiefeninterviews)

Der Ursprung der einzelnen Projektideen ist sehr vielfältig. Die Unternehmen geben an, Vorschläge von Beschäftigten (70 %), externe Anfragen von gemeinnützigen Organisationen (70 %) und Unternehmen/Institutionen (65 %) oder den Inhalt aktueller Debatten in die Projektfindung einzubeziehen. 18 % lassen sich durch externe Beratung unterstützen.

Neben den erwähnten Möglichkeiten spielen auch die Ideen der Verantwortlichen selbst eine wichtige Rolle. Sie sind oft durch das persönliche Umfeld bzw. die persönlichen Umstände inspiriert.

Die befragten Großunternehmen ziehen ihre Ideen weitaus öfter aus dem Inhalt aktueller Debatten und den Anfragen von Unternehmen/Institutionen. Auch das Thema externe Beratung spielt bei der Ideenfindung in den Großunternehmen eine größere Rolle.

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Ursprung der Projektideen (Tiefeninterviews) Abb . 29:

Erfolgskontrolle9.

Der Erfolg der Maßnahmen wird bisher kaum systematisch kontrolliert.

56 % der Unternehmen kontrollieren ihr Engagement nicht. Auch wenn 44 % der online befragten Unternehmen angeben, ihr Engagement intern zu kontrollieren, so zeigen die Interviews mit engagierten Unternehmen, dass konkrete Kontrollprozesse der Aktivitäten bei KMU weitgehend nicht existieren. 4 % der online befragten Unternehmen lassen ihr Engagement auch extern, z.B. durch Berater/innen, kontrollieren.

Die im Tiefeninterview befragten KMU geben nur zu 30 % an, ihr Engagement intern zu kontrollieren. Weitere 8 % planen diesen Schritt. Nur eines der 54 KMU lässt sein Engagement extern kontrollieren. Ein weiteres plant eine externe Kontrolle.In den Gesprächen stellte sich heraus, dass die interne Kontrolle zumeist aus informellen, gefühlten Einschätzungen der Projektverantwortlichen besteht.Die Großunternehmen geben dagegen an ihr Engagement zu 60 % intern und zu 56 % extern kontrollieren zu lassen.

Erfolgskriterien

Für wichtige Kriterien zur Erfolgskontrolle von gesellschaftlichem Engagement halten die online befragten Unternehmen vor allem die Akzeptanz, Integration und Motivation der Mitarbeiter/innen (65 %), Imagesteigerungen (64 %), die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit (57 %) und den langfristiger Erfolg der Maßnahmen (43 %). Ein Drittel der Unternehmen hält den direkten Erfolg der Maßnahmen für ein wichtiges Kriterium. Eine langfristige Umsatzsteigerung gibt etwa jedes fünfte Unternehmen an (22 %). 17 % halten die Effizienz der Zusammenarbeit mit den externen Akteuren (z.B. gemeinnützigen Organisationen) für wichtig.

Bei den Interviews zeigt sich, dass im Vergleich zu KMU bei den Großunternehmen Kosten und Nachhaltigkeitsindizes als mögliche Erfolgskriterien eine deutlich größere Rolle spielen.

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Einschätzung der Kriterien zur Erfolgskontrolle (Online-Befragung)Abb . 30:

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Finanzierung10.

In den Tiefeninterviews wurde ergänzend zur Online-Befragung die Finanzierung der Maßnahmen thematisiert. Über Ausgaben in diesem Bereich sprechen die Unternehmen zum größten Teil nicht. Fragt man allerdings nach den Trends der Ausgaben in den letzten Jahren, so sind diese meist gestiegen.

Die Finanzierung der Projekte erfolgt nicht auf der Grundlage von längerfristigen Budgets, sondern eher projektabhängig. Es wird häufig spontan entschieden, ob und in welchem Umfang Anfragen von gemeinnützigen Organisationen oder Vorschläge von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen umgesetzt werden.

Finanzierungssituation

Über die Hälfte der KMU beurteilt die Finanzierungssituation der Maßnahmen als knapp bis zufriedenstellend. Nur 5 % bezeichnen die Finanzierungssituation als optimal – „Sie ermöglicht die vollständige Realisierung aller gewünschten Projekte“. Die Großunternehmen beurteilen die Finanzierungssituation überwiegend als zufriedenstellend – „Sie erlaubt die generelle Bearbeitung der abgestimmten Projekte in reduzierter Form“. 20 Prozent sehen sie als nahezu optimal oder optimal an. Etwa 38 % der Unternehmen haben zu dieser Frage keine Angaben gemacht.

Beurteilung der Finanzierungssituation (Tiefeninterviews)Abb . 31:

CSR-Budgets

Während in KMU die Finanzierung von Maßnahmen des gesellschaftlichen Engagements auf der Grundlage von längerfristig geplanten Budgets eher selten ist (10 Prozent), geben etwa drei Viertel der großen Unternehmen an, sich nach einem konkreten Budget zu richten.

Bei einem Berliner Bäckereibetrieb wird das Budget für die regionalen, nationalen, aber auch globalen Projekte auf 10 % des Nettogewinns festgesetzt.

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Fazit und Ausblick11.

Für viele Berliner Unternehmen ist gesellschaftliches Engagement, unabhängig von der Unternehmensgröße, selbstverständlicher Bestandteil ihrer Geschäftstätigkeit, wenn auch in unterschiedlicher Intensität. Neben der Online-Befragung haben die Interviews mit vielen interessanten Beispielen gezeigt, wie facettenreich das Engagement der Unternehmen ist. Dabei hatten alle Interviewer und Interviewerinnen denselben Eindruck: In den aktiven Unternehmen sind es sehr leidenschaftliche und begeisterte Personen, die sich für dieses Engagement einsetzen, die Spaß haben an der Arbeit, die kreativ nach neuen Ideen und Handlungsfeldern suchen und die eine klare Verantwortung gegenüber ihren Beschäftigten, ihren Kunden und der Umwelt sehen und sich daher für ökologische, soziale und/oder kulturelle Aspekte in ihrem Umfeld engagieren.

Die Studie verdeutlicht allerdings auch, dass die Berliner Unternehmen das Potenzial, das gesellschaftliches Engagement bietet, bei weitem noch nicht ausschöpfen.

Wenn Unternehmen, wie in der Befragung von vielen angegeben, tatsächlich wirtschaftliche Ziele mit dem Engagement verfolgen wollen, kann dies nachdrücklich durch die Entwicklung eines CSR-Konzeptes und die systematische Einbindung in die Unternehmensstrategie erreicht werden.

Im Bewusstsein, dass an der Befragung vor allem schon für das Thema sensibilisierte Unternehmen teilgenommen haben, und ohne den Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben, leiten sich aus der Studie u.a. folgende Empfehlungen für KMU ab:

Festlegung, welche unternehmerischen Zielstellungen mit dem CSR-•Konzept verbunden werden sollenFühren eines nachhaltigen Dialogs mit den für das Unternehmen •relevanten StakeholdernGezielte Einbindung der Mitarbeiter/innen von Beginn an und Festlegung •von klaren Zuständigkeiten und VerantwortlichkeitenAusrichtung des Engagements an den Kernkompetenzen des •UnternehmensEntwicklung einer Kommunikationsstrategie, differenziert nach den •unterschiedlichen ZielgruppenPlanung eines CSR-Budgets•Controlling der durchgeführten Projekte•Vernetzung mit anderen aktiven Unternehmen•

Bei der Entscheidung der Unternehmen, sich zu engagieren und das auch zu kommunizieren, kann die Perspektive der Verbraucher/innen eine zunehmende Rolle spielen. Die Entwicklung der letzten Jahre hat gezeigt, dass das Bewusstsein von Kundinnen und Kunden stark gestiegen ist. Häufig bekamen das bisher Großunternehmen zu spüren, die z.B. nach schlechtem Risikomanagement und schlechter Kommunikationspolitik teilweise drastische Kundenabwanderungen hinnehmen mussten - wie es einem großen Stromversorger in Berlin in diesem Jahr passiert ist.

Die steigende Aufmerksamkeit der Verbraucher/innen für ökologische und soziale Aspekte von Produkten und das gesellschaftliche Engagement von Unternehmen schafft Chancen nicht nur für Großunternehmen, sondern auch für KMU. Die zweistelligen Zuwachsraten beim Kauf von Bioprodukten zeigen deutlich, dass hier viele Verbraucher/innen ihre Entscheidung schon sehr bewusst getroffen haben.Es ist gut vorstellbar, dass Kunden und Kundinnen das ökologische und soziale Engagement eines Unternehmens sowie den Umgang mit den Beschäftigten zukünftig vermehrt in ihre Kaufentscheidungen einbeziehen werden.

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Auch gemeinnützige Organisationen stehen vor neuen Herausforderungen bei der Zusammenarbeit mit Unternehmen. Bei einer Vielzahl dieser Organisationen, insbesondere bei den großen und bundesweit tätigen Einrichtungen, gibt es inzwischen Fundraising-Verantwortliche. Auch viele kleinere Vereine haben diesen Bereich professionalisiert. Es gibt jedoch noch viele „Unerfahrene“, wie die Interviews mit den Unternehmen zeigen.

Da sich KMU vor allem regional engagieren, sollten sich gerade kleinere und stark regional ausgerichtete Organisationen genau überlegen, wie sie an die Unternehmen herantreten, wie sie Angebote formulieren, die über den philanthropischen Ansatz von einmaligen Spenden hinausgehen und dem Unternehmen die Möglichkeit geben, sich aktiv mit seinen Kernkompetenzen einzubringen. So können langfristig Partnerschaften entstehen, von denen beide Seiten und nicht zuletzt die Gesellschaft nachhaltig profitieren.

Es hat sich gezeigt, dass weniger die vorhandenen finanziellen Ressourcen des Unternehmens ausschlaggebend für das Engagement sind als vielmehr die persönliche Einstellung der Inhaber/innen, Geschäftsführer/innen bzw. verantwortlichen Personen. Unternehmen, die über keine finanziellen Mittel verfügen, können auch andere Instrumente nutzen. Es ist wichtig, Unternehmen breiter über die Möglichkeiten und das Konzept von CSR zu informieren und konkrete Nutzungen aufzuzeigen.

Hier sehen sich sowohl der TÜV Rheinland als auch die outermedia GmbH in der Verantwortung. Das im Januar 2008 geplante zweijährige Pilotprojekt soll dazu beitragen, kleine und mittelständische Berliner Unternehmen bei der Entwicklung einer CSR-Strategie zu qualifizieren, zu beraten und zu begleiten. In den Interviews wurde die Pilotprojektidee vorgestellt und stieß bei zahlreichen Unternehmen sofort auf Interesse. Ziel ist es auch, die KMU im Themenbereich besser zu vernetzen, den Erfahrungsaustausch zu fördern und CSR-Projekte in Berlin auf den Weg zu bringen.

CSR ist und bleibt keine Modeerscheinung, sondern ein starkes Instrument für große und kleine Unternehmen, die ihre Geschäftsprozesse nicht nur an der Gewinnmaximierung orientieren wollen. Langfristig bessere Chancen haben Unternehmen, die bewusst soziale Belange von Beschäftigten, den Schutz der Umwelt und die Interessen der gesamten Gesellschaft bei ihrer unternehmerischen Tätigkeit berücksichtigen. Dass dazu nicht immer finanzielle Mittel eingesetzt werden müssen, hat diese Studie eindrucksvoll gezeigt. Aber auch, dass gesellschaftliches Engagement von Unternehmen bereits selbstverständlich gelebt wird.

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