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Widmann Seibt Zukunftsmodell Kooperation
Stefanie Widmann Wege der Kooperation Muumlnchen selbstaumlndige Trainerin und Beraterin zertifizierte Transaktionsshyanalytikerin (Beratung) bietet Trainings und Einzelberatung mit den Schwerpunkten Fuumlhrung Persoumlnlichkeitsentwicklung Kommunikation und Kooperation Konfliktmanagement Zusammenarbeit im Team und Trainerausbildung
Martin Seibt ist Biologe Medienpaumldagoge Kommunikationsshytrainer und Organisationsentwickler Seine Schwerpunkte sind Interpersonelle Kommunikation Medientrainings Train the Trainer Ressourcenaktivierung (ZRMreg) sowie Kooperationsshyberatung und Mitarbeiterzufriedenheit In seinem zweiten beruflichen Taumltigkeitsfeld ist er Geschaumlftsfuumlhrer einer Medienshybildungseinrichtung mit der er vielfache Kooperationen gestaltet und foumlrdert
Zukunftsmodell Kooperation
Leitgedanken und Erfolgskriterien fuumlr Unternehmen und Organisationen
von Stefanie Widmann und Martin Seibt
2 uumlberarbeitete Auflage 2016
Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie detaillierte bibliografische Daten sind im Internet uumlber httpdnbdshynbde abrufbar
Autoren und Verlag haben alle Texte in diesem Buch mit groszliger Sorgfalt erarbeitet Dennoch koumlnnen Fehler nicht ausgeschlossen werden Eine Haftung des Verlags oder der Autoren gleich aus welchem Rechtsgrund ist ausgeschlossen Die in diesem Buch wiedergegebenen Bezeichnungen koumlnnen Warenzeichen sein deren Benutzung durch Dritte fuumlr deren Zwecke die Rechte der Inhaber verletzen kann
wwwpublicisshybooksde
Lektorat Dr Gerhard Seitfudem gerhardseitfudempublicispixelparkde
Print ISBN 978-3-89578-463-7 ePDF ISBN 978-3-89578-951-9
2 Auflage 2016
Verlag Publicis Publishing Erlangen copy 2016 by Publicis Pixelpark Erlangen ndash eine Zweigniederlassung der Publicis Pixelpark GmbH
Das Werk einschlieszliglich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschuumltzt Jede Verwendung auszligerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulaumlssig und strafbar Das gilt insbesondere fuumlr Vervielfaumlltigungen Uumlbersetzungen Mikroverfilmungen Bearbeitungen sonstiger Art sowie fuumlr die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen Dies gilt auch fuumlr die Entnahme von einzelnen Abbildungen und bei auszugsweiser Verwendung von Texten
Printed in Germany
Wir Menschen kooperieren von Natur aus 5
Wir Menschen kooperieren von Natur aus
Mit dieser Theorie startet Joachim Bauer einer der populaumlrsten Neuroshywissenschaftler ins 21 Jhdt gefolgt von zahlreichen Autoren wie Richard David Precht die glaubhaft argumentieren dass es sich nicht lohnt ein bdquoEgoistldquo zu sein Die nun vorliegende 2 Auflage dieses Buchs greift diese Thesen auf vertieft sie und entwickelt daraus ein Modell fuumlr die Zukunft
In der heutigen Wirtschaftswelt ist es notwendig zu kooperieren um ershyfolgreich Geschaumlfte zu fuumlhren und bestaumlndig am Markt zu bleiben Durch Kooperationen ergeben sich neue Geschaumlftsideen Innovationen kreative Produktloumlsungen und neue Wege Kooperationen realisieren all das was ohne Kooperationspartner um einiges langwieriger kostenaufwaumlndiger oder gar unmoumlglich waumlre
Die Natur hat dies bereits lange erkannt so kooperieren Tiere zum Beishyspiel Delfine Faultiere und Piranhas um zu uumlberleben Sich die Strategien der Tierwelt zunutze machen sie anzupassen fuumlr unsere Geschaumlftswelt und weiterzuentwickeln davon koumlnnen Unternehmen Organisationen Selbstaumlndige Fuumlhrungspersonen Angestellte TrainerBerater wie auch Privatpersonen profitieren Dieses Buch bietet Moumlglichkeiten Kooperatioshynen vielfaumlltig zu entdecken aber es will auch auf moumlgliche Fallen hinweishysen um daraus geeignete eigene Wege zu entdecken
Coshyoperare meint im Lateinischen bdquozusammenarbeitenldquo aber dahinter verstecken sich ungeahnte Moumlglichkeiten sich selbst und andere zu entshyfalten persoumlnlich wie fachlich
Kooperationen sind heutzutage nicht nur bdquonice to haveldquo sondern fast eine Grundvoraussetzung um in der Liga der Besten mitzuspielen Netzwerke Gruppen und Teams koumlnnen gelungene Formen sein die die Methode der Kooperation nutzen Diese Methode anzuwenden und gelungen umzusetshyzen setzt ein hohes Maszlig an Selbstbewusstheit voraus
Ich schaumltze es dringend erforderlich ein dem staumlndig steigenden Konkurshyrenzdruck ein Buch entgegenzusetzen das Mut macht
bull Kooperationen einzugehen
bull sich auf Kooperationen einzulassen
6 Wir Menschen kooperieren von Natur aus
bull Kooperationen aktiv zu gestalten
bull Kooperationen auch sinnvoll zu beenden und
bull eigene Wege fuumlr Kooperationen zu entdecken und zu entwickeln
Den Leserinnen und Lesern wuumlnsche ich viele nuumltzliche Anregungen fuumlr die eigenen Kooperationen
Prof Dr Dieter Frey LudwigshyMaximilianshyUniversitaumlt Muumlnchen Department Psychologie
Koopernikanische Wende 7
Koopernikanische Wende
Im Regierungsprogramm der deutschen Bundesregierung 2009 kommt das Wort bdquoWettbewerbldquo 86shymal vor das Wort bdquoKooperationldquo 16shymal Wettbewerb scheint zum Leitwert der Gegenwartsgesellschaft geworden zu sein obwohl er in keiner Verfassung der Welt bei den Grundwerten aufshyscheint und von keiner globalen Geistesschule oder Religion als Kernwert gewuumlrdigt wird bdquoWettbewerb ist in den meisten Bereichen die effizienshyteste Methode die wir kennenldquo meinte der Oumlkonom Friedrich August von Hayek ohne Belege fuumlr diese kuumlhne These vorzulegen Interdisziplinaumlre empirische Forschungsergebnisse ndash von der Spieltheorie zur Neurobioshyloge von der Sozialpsychologie bis zur Paumldagogik ndash kommen zu einem anshyderen Ergebnis Konkurrenz motiviert zwar aber schwaumlcher als Kooperashytion Der Grund Waumlhrend Kooperation uumlber gelingende Beziehungen motiviert ist der primaumlre Antriebsfaktor in der Konkurrenz ndash die Angst Angst ist ein sinnvoller Motivationsfaktor wenn Menschen kurzfristig auf der Flucht sind aber nicht im wirtschaftlichen und zwischenmenschlishychen Lebensalltag Zumal Kooperation staumlrker motiviert als Wettbewerb und auch menschlicher spricht ndash empirisch und ethisch ndash alles dafuumlr Wirtschaftsbeziehungen auf systemischer Kooperation aufzubauen Das erfordert ein Umdenken eine koopernikanische Wende
Die Menschennatur steht diesem Wandel nicht entgegen Unsere Gene zwingen uns zu keiner bestimmten Strategie Wie wir unsere Ziele erreishychen ob gegenshy oder miteinander daruumlber lassen sie uns voumlllige Freiheit Umso wichtiger ist es dass die Spielregeln diejenigen Werte belohnen die Beziehungen Gemeinschaften und Gesellschaften gelingen lassen Entshysprechend koumlnnten Krieg und Kannibalismus endlich auch zwischen Unshyternehmen verboten und Zusammenarbeit und Teilen stattdessen belohnt werden Was hindert uns daran Maumlrkte emotional und ethisch intelligent zu designen
Kooperation ist nicht nur besser fuumlr das Wohlbefinden sondern auch fuumlr das Selbstwertgefuumlhl Wessen Wert davon abhaumlngt dass ersie besser ist als andere und somit andere schlechter sind als einer selbst baut auf einem gleichermaszligen bruumlchigen wie fragwuumlrdigen psychischen Fundament Zur Angst schon morgen die LeadshyPosition und die damit verbundene Anshyerkennung zu verlieren gesellt sich der nagende Neid der Unterlegenen
8 Koopernikanische Wende
und bdquoLoserldquo Konkurrenz schwaumlcht den Charakter sie wirkt wie ein Bezieshyhungsgift
Selbstwert sollte aus dem Inneren kommen aus den Schaumltzen die in uns schlummern und die zu heben wir eingeladen sind Wenn wir unser Poshytenzial entfalten finden wir zu Sinn Authentizitaumlt und Freiheit Und wenn unsere Beziehungen gelingen werden wir gluumlcklich All dies wird durch Kooperation erleichtert und durch Wettbewerb erschwert bdquoKoopeshyration ist die Chefarchitektin der Evolutionldquo schreibt der Evolutionsshybiologe Martin Nowak Der Hirnforscher Gerald Huumlther meint bdquoDie bisshyherige Wettbewerbsgesellschaft in eine kooperative verantwortungsbeshywusste Gesellschaft umzuwandeln ist die attraktivste innovativste und wichtigste Aufgabe fuumlr den Mann von heute und morgenldquo Gehen wir sie alle gemeinsam an
Christian Felber Wirtschaftsreformer Autor des Buchs bdquoDie GemeinwohlshyOumlkonomieldquo
9
10 Inhalt
Inhalt
1 Einfuumlhrung 12
2 Kooperation als Methode 15
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen bdquoDer Clouldquo 20
22 Kriterien fuumlr Gewinn bringende Kooperation bdquoArmageddonldquo 29
23 Wirtschaftlicher Nutzen bdquoA Beautiful Mindldquo 34
3 Kooperation aus Sicht der Anderen 41
31 Die Sicht der Biowissenschaft bdquoDeep Blueldquo 41
32 Die Sicht der Spieltheorie bdquoWege zum Ruhmldquo 50
4 Wege zur Kooperation 61
41 Das Eisbergmodell bdquoIm Rausch der Tiefeldquo 61
42 Von der Anpassung zur Autonomie bdquoDie Farbe des Geldesldquo 66
43 Kooperation aus systemischer Sicht bdquoDer Koch der Dieb seine Frau und ihr Liebhaberldquo 79
44 Die Spirale der Entwicklung bdquoEine Frage der Ehreldquo 89
5 Wege der Kooperation bdquoDas Schweigen der Laumlmmerldquo 103
51 Wahl der Kooperationspartner bdquoDer unsichtbare Dritteldquo 112
52 Beduumlrfnisse in Kooperationen bdquoMeerjungfrauen kuumlssen besserldquo 124
53 Die Rolle von Emotionen bdquoFire amp Iceldquo 130
Inhalt 11
54 Stoumlrungen und Konflikte bdquoMr amp Mrs Smithldquo 140
55 Gesetzliche Grundlagen bdquoDie Juryldquo 150
6 Interkulturelle Aspekte bdquoRed Corner ndash Labyrinth ohne Auswegldquo 154
7 Besonderheiten virtueller Kooperation bdquoDas Netzldquo 168
8 Best Practices 173
81 Kooperation auf dem Transportsektor 175
82 Innerbetriebliche Kooperation 177
83 Wie werden 11 Spielertrainer eine Nationalmannschaft 181
84 Kooperationen verleihen Fluumlgel 183
85 25 Jahre Gespraumlchsverhaltenstrainings ndash Eine Erfolgsgeschichte 187
86 Die Wirtschaftsordnung von morgen schon heute gestalten Die Summer University Alternative Economic and Monetary Systems 189
87 Wissenschaftlich kooperieren 191
88 Aus Konkurrenz wird Kooperation 195
89 Kooperation ndash Oder die Lust es einfach zu tun 198
810 Wirtschaftliche Schwierigkeiten lindern ndash Durch Kooperation uumlber die Krise 201
811 Niemand macht einen Job besser als ich selbst ndash Wie Egomanen im Fernsehbereich Kooperationen eingehen 203
9 Das Ende von Kooperationen bdquoDas Beste kommt zum Schlussldquo 207
10 Dankesworte 212
11 Verzeichnis der GastautorInnen 213
12 Quellennachweis 214
13 Verwendete und weiterfuumlhrende Literatur 217
14 Stichwortverzeichnis 222
12 1 Einfuumlhrung
1 Einfuumlhrung
Die heutige Wirtschaftslage stellt Unternehmer vor groszlige Herausfordeshyrungen vor allem sich gegenuumlber Mitbewerbern auch international durchzusetzen Viele Konkurrenten draumlngen auf den Markt und immer wieder gilt es Alleinstellungsmerkmale zu finden um sich abzuheben und weiterhin im Geschaumlft zu bleiben So geht es nicht nur groszligen Untershynehmen sondern auch mittelstaumlndischen und insbesondere Kleinshy und Kleinstunternehmern In Konkurrenz zu treten erfordert viel Energie imshymer wieder neue Ideen Innovationen groszliges eigenes Investment sowie einen sehr guten Uumlberblick uumlber den Markt und seine Anforderungen Wir Menschen kooperieren von Natur aus so schreibt Joachim Bauer in einem seiner Buumlcher das bedeutet dass der Mensch in Harmonie leben moumlchte und die Gemeinschaft mit anderen braucht um zu uumlberleben Leider geht diese Uumlberlegung im hektischen Alltag und im gar so harten Konkurrenzshykampf oft unter Wir sind der Uumlberzeugung dass im aufkommenden Zeitshyalter dem 6 Kondratieff (dazu spaumlter mehr) es auch darum geht aus der Konkurrenz hervorzutreten und neue Geschaumlftsmodelle zu nutzen und die Methode der Kooperation kann in diesem Zuge als eine sehr gute Grundlage dienen Dass Menschen sich danach sehnen in Frieden und Harmonie zusammen zu leben raus aus der Konkurrenz wollen sehen wir auch an der aufstrebenden Idee von Christian Felber der GemeinwohlshyOumlkonomie Menschen streben danach auch ihre wirtschaftlichen Untershynehmungen an sozialen und ethischen Werten wie
bull Menschenwuumlrde
bull Solidaritaumlt
bull oumlkologischer Nachhaltigkeit
bull sozialer Gerechtigkeit oder
bull Demokratie und Mitbestimmung
auszurichten um sich ein angenehmes Miteinander zu gestalten Die vieshylen Bewegungen die sich gegen Terrorismus und Kampfalluumlren richten zeugen von dem grundsaumltzlichen Beduumlrfnis der Menschen in Kooperatioshynen zu leben
Dieses Buch wendet sich an alle die bereits Kooperationen eingegangen sind und Ideen und Anregungen brauchen koumlnnten ihre eigenen Koopeshy
1 Einfuumlhrung 13
rationen zu uumlberdenken und erfolgreich zu gestalten Es richtet sich auch an jene die sich bislang ganz dem Motto der Konkurrenz verschrieben haben und neugierig sind ethisch verantwortungsbewusste Wege fuumlr Geshyschaumlftsmodelle zu ent decken
Eine dritte Zielgruppe sind all jene die Freude daran finden sich auszushyprobieren und es wagen wollen eine fuumlr sie ganz neue Methode zu entdeshycken und die bislang noch nie kooperiert haben Sie werden Anregungen erhalten wie Sie eine Kooperation beginnen koumlnnen wie Sie Kooperatishyonspartner finden koumlnnen und fuumlr welche Aspekte einer Kooperation es hilfreich ist sie im Auge zu behalten
Diesem Buch sind zahlreiche kleinere und groumlszligere Kooperationen vorausshygegangen Zuallererst die Kooperation mit dem Verlag mit dem Ziel dieshyses Buch herauszubringen Im Weiteren die Kooperation mit allen unseshyren GastautorInnen die uns Ihre ganz persoumlnliche Sicht als Dialogkomshymentar oder ihre Erfahrungen in Form eines Praxisbeispiels zur Verfuumlshygung gestellt haben Und nicht zuletzt unsere eigene Kooperation als AutorInnen dieses Buches die wir selbst in eigenen Phasen erlebt haben und bei der wir fuumlr uns wichtige Erfahrungen machen konnten die in dieshyses Buch einflieszligen Wie bei einem guten Dokumentarfilm kannten wir am Beginn unserer Recherche die Antworten auf manche Frage die wir in diesem Buch stellen noch nicht aber wir konnten im Laufe unserer Liteshyraturrecherche und unserer zahlreichen Diskussionen mit Kol legInnen viele neue Erkenntnisse sammeln und konnten viele Ideen in der Entsteshyhungszeit dieses Buches selbst gut umsetzen Viele ergaumlnzende Erfahrunshygen sind nun auch in die 2 Auflage eingeflossen
Wir haben die Kapitel des Buches mit Filmtiteln uumlberschrieben und greishyfen immer wieder die Parallele zum Film auf Einerseits weil wir beide gute Filme moumlgen andererseits weil es auch rund um die Filmarbeit gelingende Kooperationen braucht damit der Film erfolgreich wird etwa zwischen Regisseur und Produzent oder Produzent und Verleih Die bdquodirekteldquo Arbeit am Film ist zwar nicht grundsaumltzlich eine Arbeit in Kooperation sondern mehr eine streng hierarchische ndash der Regisseur gibt die Richtung vor und traumlgt auch die Verantwortung Aber insgesamt zeigt das Thema Film sehr exemplarisch dass beides gut nebeneinander stehen kann ndash Kooperation und Hierarchie Die erlaumluternden Filmbeschreibungen sind in den meisshyten Faumlllen dem OnlineshyLexikon Wikipedia entnommen
Wenn wir von Kooperationspartnern sprechen dann meinen wir einshyzelne Personen aber durchaus auch Organisationen und Institutionen die haumlufig hinter den Personen stehen
Was erwartet Sie an Inhalten
14 1 Einfuumlhrung
bull Wir beginnen (Kapitel 2) mit einer Definition von Kooperation und der Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen um anschlieszligend mit gleichem Informationsstand mit Ihnen als unserem Leser tiefer in Kooperationen einzusteigen Dazu gehoumlren auch Uumlberlegungen wie der Nutzen von Kooperationen aussieht und die Diskussion uumlber Gewinn bringende Kriterien
bull Wir sprechen uumlber grundlegende Uumlberlegungen aus der Naturwissenshyschaft (Kapitel 3) um daraus konkrete Anregungen fuumlr wirtschaftshyliche Kooperationen abzuleiten Hier bekommen Sie Ideen wie in der Natur kooperiert wird
bull Im Anschluss hieran (Kapitel 4 und 5) werden Sie Perspektiven kennen lernen aus denen Sie Kooperationen beleuchten koumlnnen wie zum Beispiel die systemische Perspektive aus Sicht der Organishysationsentwicklungsphasen oder auch aus Sicht des Modells der Trans aktionsanalyse In Kapitel 5 unserem zentralen Kapitel stellen wir Ihnen den von uns entwickelten Weg einer Kooperation vor mit dem wir Sie anregen wollen Ihren eigenen Weg darauf aufzubauen
bull In Kapitel 6 beleuchten wir beachtenswerte und wichtige Aspekte in Kooperationen wie die Wahl von Kooperationspartner(n) den Umgang mit Beduumlrfnissen und Konflikten in Kooperationen und wichtige gesetzliche Rahmenbedingungen die zu beachten sind In Kapitel 7 werden diese Aspekte noch ergaumlnzt um die Sicht ins intershynationale Umfeld sowie ins virtuelle bdquoNetzldquo
bull BestshyPracticeshyBeispiele (Kapitel 8) sollen Sie ermutigen ermuntern nachdenklich stimmen anregen und motivieren selbst auszuproshybieren nachzueifern oder auch Dinge ganz anders zu machen
bull Abschlieszligend beschaumlftigen wir uns mit dem Ende von Koopera tioshynen einem wichtigen Aspekt um daraus fuumlr zukuumlnftige Kooperatioshynen zu lernen und sich in guter Art und Weise von seinem Kooperashytionspartner zu verabschieden und selbst loslassen zu koumlnnen (Kapitel 9)
Wir selber kooperieren sehr gerne und sind oft bereichert mit Eindruumlcken Erfahrungen neuen Ideen und neuen Menschen Und aus dieser Leidenshyschaft ist die Idee fuumlr dieses Buch geboren Angespornt durch die Idee eishygene Kooperationen mit diesem Buch zu vertiefen haben wir uns entshyschlossen unsere Ideen und auch die von Kollegen zusammenzutragen und zu veroumlffentlichen
Wir wuumlnschen Ihnen viel Freude und viel Erfolg mit Ihren bestehenden und zukuumlnftigen Kooperationspartnern
Stefanie Widmann und Martin Seibt
2 Kooperation als Methode 15
2 Kooperation als Methode
Kooperation ein viel verwendetes (Unshy)Wort Oft gleichgesetzt mit Zushysammenarbeit Interessensgemeinschaft Gruppenarbeit Netzwerk Teamwork Gemeinschaftsarbeit Aber was ist Kooperation konkret
Wir verstehen Kooperation als eine Methode ein Vorgehen und nicht als Organisationsform Fuumlr uns bedeutet Kooperation einen Weg der gemeinshysam beschritten wird Dabei schaffen die Kooperationspartner einen geshymeinsamen Nutzen der von allen Beteiligten akzeptiert wird und damit zu einer tragfaumlhigen Vereinbarung beitraumlgt Die Kooperationspartner ershyleichtern sich dadurch das Erreichen eines gemeinsamen Zieles
Das Lateinische bdquocooperatioldquo bedeutet Zusammenarbeit und Mitwirkung und findet in Gruppen Teams Organisationen statt
Ein erster Definitionsversuch Kooperation als ein gemeinsames Tun von Individuen oder GruppenOrganisationen mit fuumlr die beteiligten Seiten Gewinn bringendem Sinn und Nutzen Ganz nach dem Prinzip bdquoQuid pro quoldquo ich gebe und bekomme dafuumlr eine Gegenleistung
Dabei kommt es nicht nur darauf an sondern es ist eine erste Bedingung dass alle beteiligten Kooperationspartner sich einem gemeinsamen Ziel verschreiben das ohne einen der Kooperationspartner nicht oder ershyschwert erreichbar waumlre Wir verstehen Kooperation als eine Methode oder ein Mittel und nicht als eine Organisationsform
Wie sehe ich Kooperationen
Wenn es um die Frage geht bdquoWie aufgeschlossen zeige ich mich gegenuumlber Kooperationldquo werden unsere Mitmenschen sich wohl in uumlberwiegender Zahl positiv aumluszligern und ihre Bereitschaft zu kooperieren nachdruumlcklich be-staumltigen Wer raumlumt schon freiwillig seinen Hang zur Egozentrik ein
Und in der Tat die sbquozwanglosenlsquo Kooperationen des Alltags gehen den meisten von uns als soziale Wesen sbquogutlsquo von der Hand Wir ziehen unseren gegenseitigen Nutzen aus gemeinsam gelingender Interdependenz
Kooperation in der herrschenden Arbeitswelt erweist sich da schon als komplizierter Immer noch herrscht Dominanz vor Machtbalance Missach-tung statt gegenseitiger Anerkennung Durchsetzung der eigenen Interes-sen gegenuumlber wechselseitiger Verstaumlndigungsorientierung
16 2 Kooperation als Methode
Die Rollenanforderungen im Berufsleben erscheinen rigide die Weisungen minuzioumls der jeweilige Handlungsspielraum minimal
Der Erwartungs- und Kostendruck auf die Institutionen und Unternehmen steigt und ndash so der positive Effekt ndash foumlrdert die Tendenz hin zur Koopera-tion Fuumlr die Beteiligten heiszligt es ihre Ressourcen zu buumlndeln neben ande-ren Maszlignahmen die der marktorientierten Kooperation zu ergreifen und zu pflegen
Vielfaumlltige Beispiele aus Entwicklung und Forschung sowie der Industrie be-legen produktive Kooperation die wiederum wettbewerbsfaumlhige Innova-tion generiert Soll heiszligen gelingende Kooperation setzt zu erfuumlllende Grundbedingungen voraus Eine davon verlangt Kompetenzen der Koope-rationspartner Zwei weitere repraumlsentieren sich in menschlich-sozialer und fachlich-professioneller Kompetenz
Rolf Lindemann LindemannLeads
Einen anderen Ansatz einer Definition finden Sie bei Christian Felber in seiner Gemeinwohloumlkonomie Er definiert Kooperation uumlber die Motivashytion Er sagt Kooperation motiviert uumlber gelingende Beziehung Anerkenshynung Wertschaumltzung gemeinsame Zielsetzung und shyerreichung waumlhshyrend Konkurrenz primaumlr uumlber Angst und Siegeslust motiviert
Fuumlr die Dauer einer Kooperation vereinbaren die Kooperationspartner eine systemische Vorgehensweise die sehr unterschiedlich aussehen kann Wir wollen diese Vorgehensweisen im Folgenden mit Figuren beshyzeichnen Wie koumlnnen diese aussehen
Kooperation von zweiIndividuen ndash es kann
hinter jedem derIndividuen ein System
stehen
T + Organi- sation
Kooperation vonzwei Individuenoder von zweiUnternehmen
T
Kooperations-
rahmen
Kooperation vonmehreren Individuen
T
T = Kooperationsthema
= IndividuumEinzelpersonSelbstaumlndiger
= Mitarbeiter eines Unternehmens
2
Bild 1 Grundlegende Kooperationsfiguren
2 Kooperation als Methode 17
Die allereinfachste und grundlegendste Figur ist sicherlich die Kooperashytion zwischen zwei Individuen oder zwischen zwei Unternehmen Wenn es sich um die Kooperation von zwei Individuen handelt kann sich hinter jeder Person auch eine Organisation oder ein Unternehmen wiederfinden (Bild 1) Es koumlnnen aber durchaus auch mehrere Individuen oder mehrere Organisationen miteinander kooperieren
In einer weiteren Kooperationskonstellation koumlnnen wir uns vorstellen dass hinter einem der Kooperationspartner ein ganzes System steckt Dashydurch scheint uns gewaumlhrleistet dass ua eine groumlszligere Finanzkraft Einshyfluss und Macht fuumlr die Kooperation zur Verfuumlgung stehen koumlnnen Demshygegenuumlber werden Absprachen immer notwendiger Vertraumlge sollten imshymer ausgefeilter sein es wird nicht nur komplexer sondern auch komplishyzierter Komplizierter koumlnnen Kooperationen werden weil mehr Parteien mitsprechen und mitentscheiden bzw Einfluss nehmen (Bild 2) Erst recht wenn die Parteien aus unterschiedlichen Kulturen stammen aber dazu mehr in Kapitel 7
Wir werden spaumlter noch auf die genaue Abgrenzung zwischen Kooperatioshynen und Teams eingehen indessen wollen wir schon einmal darauf hinshyweisen dass Kooperationen auch aus Teams heraus entstehen koumlnnen Denkbar ist dass zwei Teammitglieder zu einem anderen Thema das nichts mit ihrem Projekt oder ihrer Teamarbeit zu tun hat kooperieren ndash zum Beispiel ein Buch gemeinsam schreiben eine Weiterbildung anbieshyten ein innovatives Produkt gemeinsam erfinden und produzierenhellip
Gewiss besteht dazu die Moumlglichkeit dass ein Teammitglied sich in einer Kooperation Unterstuumltzung holt um seine Aufgaben im Rahmen der Teamarbeit oder im Rahmen seiner Arbeitspakete im Projekt erfolgreich zu erledigen und zu loumlsen (Bild 3)
Unternehmen oderOrganisationen
die imHintergrund stehen
Kooperation von
mehreren Individuen T
1
Bild 2 Komplexe Kooperationsfiguren
18 2 Kooperation als Methode
Wie definiere ich Kooperation
Kooperation definieren ist doch ganz einfach ndash da hat man doch so seine Vorstellung und da fallen mir ja gleich die vielen selbst mal eingegangen Kooperationen ein ndash mit anderen Instituten Personen Und da blitzen die Gedanken wieder auf als die Kooperation beendet war bdquoWar gutldquo bdquonie wiederldquo bdquoganz schoumln uumlber den Tisch gezogen wordenldquo bdquowas hab ich jetzt davon gehabtldquo bdquoauszliger Spesen nichts gewesenldquohellip
Das ist leicht wenn zwei Baugesellschaften kooperieren um einen groszligen Auftrag durchfuumlhren zu koumlnnen das mag auch noch gut angehen wenn zwei Entwicklungsabteilungen gemeinsam ein Produkt entwickeln das dann getrennt auf den Markt gebracht wird
Der Zusammenschluss um Ressourcen zu buumlndeln heiszligt immer auch Sou-veraumlnitaumlt aufgeben und verlangt von den Kooperationspartnern auf glei-cher Augenhoumlhe zu agieren
So hat jede Kooperation zwar die Chance Energien zu potenzieren jedoch auch das Risiko Balance zwischen den Kooperationspartnern zu halten Es ist das Wir das Gemeinsame das zu spuumlren sein soll Das ist die Grund-voraussetzung fuumlr gelungene Kooperation
Mit dem Sprichwort bdquoDer kluge Egoist kooperiert hellipldquo kann ich nun wahrlich nichts anfangen Huumlte dich vor diesen Personen
Heinrich Salfenauer keytrain Beratungs- und Trainingsunternehmen
Kooperation ausgehend
von einem Team
T = Kooperationsthema
= Teammitglied
= Externer
Ein Teammitglied holtsich zu seinem ThemaUnterstuumltzung durcheine Kooperation von
auszligen
Zwei Teammitgliederkooperieren zu einem
anderen ThemaKooperationsrahmen
T
T
Team
3
Bild 3 Kooperation aus Teams heraus
2 Kooperation als Methode 19
Wie viele Kooperationspartner vertraumlgt eine Kooperation
Nach diesen Figuren scheinen uns zwei bis maximal vier Hauptagierende sinnvoll wobei durchaus im Hintergrund mehrere Personen mit handeln koumlnnen Und dann ist noch die Frage zu klaumlren Wer fuumlhrt die Kooperashytion
Aus unserer Sicht braucht es statt einer klaren Hierarchie ein klares Ziel welches in gegenseitiger Kommunikation gut ausgehandelt sein soll Das bedeutet im Sinne der Gleichberechtigung die Inhalte genau ausdiskutieshyren und sich durch Worte uumlberzeugen Genuumlgend warnende Beispiele hashyben gezeigt dass die Kooperation mehr einer Uumlbernahme aumlhnelt wenn ein Kooperationspartner die vermeintliche Fuumlhrung behaumllt Aus unserer Sicht unterstuumltzen folgende kommunikativen Aspekte das Gelingen einer Kooperation ohne dass hierarchische Fuumlhrungsanspruumlche geltend geshymacht werden muumlssen Sie sind dem Verstaumlndigungsprinzip in Argumenshytationen von Josef Kopperschmidt entnommen weil wir meinen aumlhnlich wie in der Argumentation geht es in Kooperationen darum seinen Geshyspraumlchspartner zu uumlberzeugen ihn zu gewinnen und im Dialog gemeinshysam mit ihm die Kooperationsinhalte auszuhandeln und nicht qua seiner Autoritaumlt oder Fuumlhrungsfunktion zu bestimmen
Bedingung gelingender Kooperation1
bull Mitspracherecht aller BetroffenenBeteiligten
bull Redefreiheit
bull Sicherung von Meinungsvielfalt
bull Symmetrische Kommunikationschancen
bull Aumlchtung aller Gewalt
bull Uumlberzeugungsbereitschaft
Wir sind der Meinung Kooperation ist eine Methode die der gegenseitishygen Verstaumlndigung dient und voraussetzt dass die Beteiligten sich als gleichberechtigte Partner erleben dabei an Meinungsaustausch und auch an Meinungsvielfalt interessiert sind und sicherstellen dass innerhalb ihshyrer Kooperation alle Beteiligten Mitsprachrecht haben
Wir wollen im folgenden Kapitel einen Schritt weiter gehen und uns mit der Abgrenzung zu anderen Formen der Zusammenarbeit beschaumlftigen
20 2 Kooperation als Methode
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen bdquoDer Clouldquo
Die Abgrenzung zu anderen Formen der Zusammenarbeit erfahren wir als eine der schwierigsten Fragen in unserem Buch Einer unserer Kollegen stellte waumlhrend einer Diskussion diese Fragestellung in Zweifel bdquoIhr wollt Kooperation von Team unterscheiden Na dann wuumlnsche ich Euch viel Spaszligldquo
Der wahre Kern dieser ironischen Bemerkung liegt darin dass in der gaumlnshygigen Literatur Kooperation oft gleichgesetzt wird mit Organisationsforshymen Das halten wir fuumlr vorschnell und bewerten es als irrefuumlhrend Wir unterscheiden Methode und Organisationsform in unserem Buch So seshyhen wir ein Team als eine Organisationsform die Zusammenarbeit im Team als eine Methode die Anteile von Kooperation enthaumllt
In der GanovenshyKomoumldie Der Clou aus dem Jahre 1973 mit der Starbesetshyzung Paul Newman Robert Redford und Robert Shaw geht es darum dass zwei Trickbetruumlger (Robert Redford und Paul Newman) kooperieren um sich wirkungsvoll an dem groumlszligten Gangsterboss (Robert Shaw alias Lonshynegan) eines Syndikats in New York und Chicago zu raumlchen Da Lonnegan nicht mit einfachen Tricks zu uumlberlisten ist entwickeln die beiden einen komplizierten Plan und benoumltigen zunaumlchst Kapital fuumlr den entscheidenshyden Schlag das sie Lonnegan aus seiner Brieftasche stehlen Mit diesem Geld kauft sich der eine der beiden (Paul Newman) in ein Pokerspiel mit dem Gangsterboss ein und gewinnt aufgrund von Falschspiel Der andere (Robert Redford) weist Lonnegan auf den Betrug hin und gewinnt so das Vertrauen des Gangsterbosses Mit diesem Vertrauen uumlberzeugt er Lonneshygan in Pferdewetten zu investieren um sich an Paul New man zu raumlchen Derweil bauen die beiden Trickbetruumlger ein fingiertes Wettbuumlro auf Der Film geht in vielen Verwicklungen aber hochspannend weiter Das Drehshybuch gestaltet sich komplex und so auch die Kooperation die die beiden aufbauen Es braucht Konzentration aber vor allem eine klare Zielorienshytierung um dem Film und somit auch der Kooperation folgen zu koumlnnen
So braucht es auch eine klare Zielorientierung und Konzentration in Koshyoperationen wie auch in anderen Formen der Zusammenarbeit wie Intershyessensgemeinschaften Gruppenarbeit Netzwerk Teamwork Gemeinshyschaftsarbeit ndash wahrscheinlich lassen sich noch weitere Begrifflichkeiten finden
Warum ist es aus unserer Sicht wichtig diese Formen zu unterscheiden Als Grundvoraussetzung eine gute erfolgreiche und nachhaltige Koopeshyration gestalten zu koumlnnen sehen wir die Bewusstheit in welcher Form der Zusammenarbeit man sich bewegt um sich damit fuumlr eine dieser Meshy
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen 21
thoden ausdruumlcklich entscheiden zu koumlnnen Sich gemeinsam fuumlr eine dieser Formen zu entschlieszligen entscheidet auch uumlber den Grad der Vershybindlichkeit im Rahmen der Zusammenarbeit Klarheit und Transparenz uumlber die Form der Zusammenarbeit foumlrdern das Verstaumlndnis der eigenen Rolle was kann und will man in einer Kooperation leisten oder wann sollte man eine Mitarbeit in einer Kooperation auch ablehnen und Grenshyzen ziehen
Moumlgliche Gruumlnde fuumlr Ablehnung oder Grenzen koumlnnen sein
bull sich bewusst fuumlr eine Form der Zusammenarbeit zu entscheiden um die Konsequenzen zu tragen
bull die richtige Methode fuumlr den Zweck bewusst auswaumlhlen
bull die Komplexitaumlt von Kooperation besser zu verstehen
bull eine Kooperation zielfuumlhrend zu gestalten
bull moumlgliche Fallen von vornherein zu umgehen
Gerade in der Abgrenzung zur Arbeit im Team ist uns deutlich geworden dass viele Faktoren gleich oder aumlhnlich sind und doch grenzen sich diese beiden Formen der Zusammenarbeit ab Wo und wie sich Kooperation von den anderen Formen abgrenzt das werden wir in den naumlchsten Schritten herleiten Wir wuumlnschen dabei sehr wohl noch einen offenen Raum zur Diskussion und mit Sicherheit werden auch nicht alle Aspekte bis zur Vollshystaumlndigkeit erfasst sein
Ein erster Versuch zur Abgrenzung koumlnnte sein all diese Formen entlang einer Komplexitaumltslinie zu ordnen von Networking uumlber Gruppenarbeit bis zu Teamarbeit und Kooperation Entlang dieser Richtung steigt die Verbindlichkeit der Zusammenarbeit die Komplexitaumlt hingegen nimmt ab (Bild 4)
Unter Verbindlichkeit verstehen wir das Einverstaumlndnis und die Einwillishygung oder das Einlassen auf den Geschaumlftspartner Anders formuliert kann es die Verpflichtung dem Partner gegenuumlber sein fuumlr Entscheidunshygen gerade zu stehen oder auch finanzielle Entscheidungen mit zu tragen Dies ist beim Networking nicht gegeben Bei einer Gruppenarbeit traumlgt man wohl an der Gesamtverantwortung fuumlr das Ergebnis mit waumlhrend bei einer Teamarbeit die Verantwortung und die Verpflichtung jedes Einshyzelnen bereits staumlrker zunehmen Am staumlrksten ist die Verbindlichkeit sishycher im Rahmen einer Kooperation ausgepraumlgt insofern dass ich fuumlr meishynen Kooperationspartner und fuumlr die gemeinsam getragenen Entscheishydungen einstehe
22 2 Kooperation als Methode
Unter Komplexitaumlt begreifen wir dass mehr Einflussfaktoren eine Rolle spielen so ist zum Beispiel eine Kooperation mehrdimensional und vielshyschichtig Teamarbeit und Gruppenarbeit haben klare Regeln die in einer Kooperation erst verbindlich vereinbart werden muumlssen
1 Networking
Networking bedeutet Kontakte aufbauen pflegen und einen Nutzen darshyaus ziehen (egal welcher Art)2
Networking kann die Grundlage oder Grundvoraussetzung fuumlr eine gute Kooperation sein Ein Netzwerk kann sich zur Kooperation entwickeln eine Kooperation kann aber auch entstehen ohne dass es dazu vorab ein Netzwerk gab
Eine Kooperation hat ein klar definiertes Ziel waumlhrend ein Netzwerk oft aus dem Grundsatz kommt bdquoWir machen mal was zusammenldquo Ein Netzshywerk hat ein Thema und kein Ziel zum Beispiel das Thema bdquoCommitshymentldquo oder Hobbys oder Jobsuche Ein Netzwerk ist ein Angebot ein unshyverbindliches Angebot um lose Kontakte zu knuumlpfen und zu nutzen was man gebrauchen kann
Networking
Gruppenarbeit
Teamarbeit
Kooperation
Abnahme von Verbindlichkeit
Netzwerk
Gruppe
Team
System vonKooperationspartnern
Methoden mitkooperativen Anteilen
Methode die vonvielen Organisations-formen genutzt werdenkann
Steigerung von Komplexitaumlt
4
Bild 4 Organisationsformen mit ihren Methoden
Widmann Seibt Zukunftsmodell Kooperation
Stefanie Widmann Wege der Kooperation Muumlnchen selbstaumlndige Trainerin und Beraterin zertifizierte Transaktionsshyanalytikerin (Beratung) bietet Trainings und Einzelberatung mit den Schwerpunkten Fuumlhrung Persoumlnlichkeitsentwicklung Kommunikation und Kooperation Konfliktmanagement Zusammenarbeit im Team und Trainerausbildung
Martin Seibt ist Biologe Medienpaumldagoge Kommunikationsshytrainer und Organisationsentwickler Seine Schwerpunkte sind Interpersonelle Kommunikation Medientrainings Train the Trainer Ressourcenaktivierung (ZRMreg) sowie Kooperationsshyberatung und Mitarbeiterzufriedenheit In seinem zweiten beruflichen Taumltigkeitsfeld ist er Geschaumlftsfuumlhrer einer Medienshybildungseinrichtung mit der er vielfache Kooperationen gestaltet und foumlrdert
Zukunftsmodell Kooperation
Leitgedanken und Erfolgskriterien fuumlr Unternehmen und Organisationen
von Stefanie Widmann und Martin Seibt
2 uumlberarbeitete Auflage 2016
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Autoren und Verlag haben alle Texte in diesem Buch mit groszliger Sorgfalt erarbeitet Dennoch koumlnnen Fehler nicht ausgeschlossen werden Eine Haftung des Verlags oder der Autoren gleich aus welchem Rechtsgrund ist ausgeschlossen Die in diesem Buch wiedergegebenen Bezeichnungen koumlnnen Warenzeichen sein deren Benutzung durch Dritte fuumlr deren Zwecke die Rechte der Inhaber verletzen kann
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Lektorat Dr Gerhard Seitfudem gerhardseitfudempublicispixelparkde
Print ISBN 978-3-89578-463-7 ePDF ISBN 978-3-89578-951-9
2 Auflage 2016
Verlag Publicis Publishing Erlangen copy 2016 by Publicis Pixelpark Erlangen ndash eine Zweigniederlassung der Publicis Pixelpark GmbH
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Printed in Germany
Wir Menschen kooperieren von Natur aus 5
Wir Menschen kooperieren von Natur aus
Mit dieser Theorie startet Joachim Bauer einer der populaumlrsten Neuroshywissenschaftler ins 21 Jhdt gefolgt von zahlreichen Autoren wie Richard David Precht die glaubhaft argumentieren dass es sich nicht lohnt ein bdquoEgoistldquo zu sein Die nun vorliegende 2 Auflage dieses Buchs greift diese Thesen auf vertieft sie und entwickelt daraus ein Modell fuumlr die Zukunft
In der heutigen Wirtschaftswelt ist es notwendig zu kooperieren um ershyfolgreich Geschaumlfte zu fuumlhren und bestaumlndig am Markt zu bleiben Durch Kooperationen ergeben sich neue Geschaumlftsideen Innovationen kreative Produktloumlsungen und neue Wege Kooperationen realisieren all das was ohne Kooperationspartner um einiges langwieriger kostenaufwaumlndiger oder gar unmoumlglich waumlre
Die Natur hat dies bereits lange erkannt so kooperieren Tiere zum Beishyspiel Delfine Faultiere und Piranhas um zu uumlberleben Sich die Strategien der Tierwelt zunutze machen sie anzupassen fuumlr unsere Geschaumlftswelt und weiterzuentwickeln davon koumlnnen Unternehmen Organisationen Selbstaumlndige Fuumlhrungspersonen Angestellte TrainerBerater wie auch Privatpersonen profitieren Dieses Buch bietet Moumlglichkeiten Kooperatioshynen vielfaumlltig zu entdecken aber es will auch auf moumlgliche Fallen hinweishysen um daraus geeignete eigene Wege zu entdecken
Coshyoperare meint im Lateinischen bdquozusammenarbeitenldquo aber dahinter verstecken sich ungeahnte Moumlglichkeiten sich selbst und andere zu entshyfalten persoumlnlich wie fachlich
Kooperationen sind heutzutage nicht nur bdquonice to haveldquo sondern fast eine Grundvoraussetzung um in der Liga der Besten mitzuspielen Netzwerke Gruppen und Teams koumlnnen gelungene Formen sein die die Methode der Kooperation nutzen Diese Methode anzuwenden und gelungen umzusetshyzen setzt ein hohes Maszlig an Selbstbewusstheit voraus
Ich schaumltze es dringend erforderlich ein dem staumlndig steigenden Konkurshyrenzdruck ein Buch entgegenzusetzen das Mut macht
bull Kooperationen einzugehen
bull sich auf Kooperationen einzulassen
6 Wir Menschen kooperieren von Natur aus
bull Kooperationen aktiv zu gestalten
bull Kooperationen auch sinnvoll zu beenden und
bull eigene Wege fuumlr Kooperationen zu entdecken und zu entwickeln
Den Leserinnen und Lesern wuumlnsche ich viele nuumltzliche Anregungen fuumlr die eigenen Kooperationen
Prof Dr Dieter Frey LudwigshyMaximilianshyUniversitaumlt Muumlnchen Department Psychologie
Koopernikanische Wende 7
Koopernikanische Wende
Im Regierungsprogramm der deutschen Bundesregierung 2009 kommt das Wort bdquoWettbewerbldquo 86shymal vor das Wort bdquoKooperationldquo 16shymal Wettbewerb scheint zum Leitwert der Gegenwartsgesellschaft geworden zu sein obwohl er in keiner Verfassung der Welt bei den Grundwerten aufshyscheint und von keiner globalen Geistesschule oder Religion als Kernwert gewuumlrdigt wird bdquoWettbewerb ist in den meisten Bereichen die effizienshyteste Methode die wir kennenldquo meinte der Oumlkonom Friedrich August von Hayek ohne Belege fuumlr diese kuumlhne These vorzulegen Interdisziplinaumlre empirische Forschungsergebnisse ndash von der Spieltheorie zur Neurobioshyloge von der Sozialpsychologie bis zur Paumldagogik ndash kommen zu einem anshyderen Ergebnis Konkurrenz motiviert zwar aber schwaumlcher als Kooperashytion Der Grund Waumlhrend Kooperation uumlber gelingende Beziehungen motiviert ist der primaumlre Antriebsfaktor in der Konkurrenz ndash die Angst Angst ist ein sinnvoller Motivationsfaktor wenn Menschen kurzfristig auf der Flucht sind aber nicht im wirtschaftlichen und zwischenmenschlishychen Lebensalltag Zumal Kooperation staumlrker motiviert als Wettbewerb und auch menschlicher spricht ndash empirisch und ethisch ndash alles dafuumlr Wirtschaftsbeziehungen auf systemischer Kooperation aufzubauen Das erfordert ein Umdenken eine koopernikanische Wende
Die Menschennatur steht diesem Wandel nicht entgegen Unsere Gene zwingen uns zu keiner bestimmten Strategie Wie wir unsere Ziele erreishychen ob gegenshy oder miteinander daruumlber lassen sie uns voumlllige Freiheit Umso wichtiger ist es dass die Spielregeln diejenigen Werte belohnen die Beziehungen Gemeinschaften und Gesellschaften gelingen lassen Entshysprechend koumlnnten Krieg und Kannibalismus endlich auch zwischen Unshyternehmen verboten und Zusammenarbeit und Teilen stattdessen belohnt werden Was hindert uns daran Maumlrkte emotional und ethisch intelligent zu designen
Kooperation ist nicht nur besser fuumlr das Wohlbefinden sondern auch fuumlr das Selbstwertgefuumlhl Wessen Wert davon abhaumlngt dass ersie besser ist als andere und somit andere schlechter sind als einer selbst baut auf einem gleichermaszligen bruumlchigen wie fragwuumlrdigen psychischen Fundament Zur Angst schon morgen die LeadshyPosition und die damit verbundene Anshyerkennung zu verlieren gesellt sich der nagende Neid der Unterlegenen
8 Koopernikanische Wende
und bdquoLoserldquo Konkurrenz schwaumlcht den Charakter sie wirkt wie ein Bezieshyhungsgift
Selbstwert sollte aus dem Inneren kommen aus den Schaumltzen die in uns schlummern und die zu heben wir eingeladen sind Wenn wir unser Poshytenzial entfalten finden wir zu Sinn Authentizitaumlt und Freiheit Und wenn unsere Beziehungen gelingen werden wir gluumlcklich All dies wird durch Kooperation erleichtert und durch Wettbewerb erschwert bdquoKoopeshyration ist die Chefarchitektin der Evolutionldquo schreibt der Evolutionsshybiologe Martin Nowak Der Hirnforscher Gerald Huumlther meint bdquoDie bisshyherige Wettbewerbsgesellschaft in eine kooperative verantwortungsbeshywusste Gesellschaft umzuwandeln ist die attraktivste innovativste und wichtigste Aufgabe fuumlr den Mann von heute und morgenldquo Gehen wir sie alle gemeinsam an
Christian Felber Wirtschaftsreformer Autor des Buchs bdquoDie GemeinwohlshyOumlkonomieldquo
9
10 Inhalt
Inhalt
1 Einfuumlhrung 12
2 Kooperation als Methode 15
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen bdquoDer Clouldquo 20
22 Kriterien fuumlr Gewinn bringende Kooperation bdquoArmageddonldquo 29
23 Wirtschaftlicher Nutzen bdquoA Beautiful Mindldquo 34
3 Kooperation aus Sicht der Anderen 41
31 Die Sicht der Biowissenschaft bdquoDeep Blueldquo 41
32 Die Sicht der Spieltheorie bdquoWege zum Ruhmldquo 50
4 Wege zur Kooperation 61
41 Das Eisbergmodell bdquoIm Rausch der Tiefeldquo 61
42 Von der Anpassung zur Autonomie bdquoDie Farbe des Geldesldquo 66
43 Kooperation aus systemischer Sicht bdquoDer Koch der Dieb seine Frau und ihr Liebhaberldquo 79
44 Die Spirale der Entwicklung bdquoEine Frage der Ehreldquo 89
5 Wege der Kooperation bdquoDas Schweigen der Laumlmmerldquo 103
51 Wahl der Kooperationspartner bdquoDer unsichtbare Dritteldquo 112
52 Beduumlrfnisse in Kooperationen bdquoMeerjungfrauen kuumlssen besserldquo 124
53 Die Rolle von Emotionen bdquoFire amp Iceldquo 130
Inhalt 11
54 Stoumlrungen und Konflikte bdquoMr amp Mrs Smithldquo 140
55 Gesetzliche Grundlagen bdquoDie Juryldquo 150
6 Interkulturelle Aspekte bdquoRed Corner ndash Labyrinth ohne Auswegldquo 154
7 Besonderheiten virtueller Kooperation bdquoDas Netzldquo 168
8 Best Practices 173
81 Kooperation auf dem Transportsektor 175
82 Innerbetriebliche Kooperation 177
83 Wie werden 11 Spielertrainer eine Nationalmannschaft 181
84 Kooperationen verleihen Fluumlgel 183
85 25 Jahre Gespraumlchsverhaltenstrainings ndash Eine Erfolgsgeschichte 187
86 Die Wirtschaftsordnung von morgen schon heute gestalten Die Summer University Alternative Economic and Monetary Systems 189
87 Wissenschaftlich kooperieren 191
88 Aus Konkurrenz wird Kooperation 195
89 Kooperation ndash Oder die Lust es einfach zu tun 198
810 Wirtschaftliche Schwierigkeiten lindern ndash Durch Kooperation uumlber die Krise 201
811 Niemand macht einen Job besser als ich selbst ndash Wie Egomanen im Fernsehbereich Kooperationen eingehen 203
9 Das Ende von Kooperationen bdquoDas Beste kommt zum Schlussldquo 207
10 Dankesworte 212
11 Verzeichnis der GastautorInnen 213
12 Quellennachweis 214
13 Verwendete und weiterfuumlhrende Literatur 217
14 Stichwortverzeichnis 222
12 1 Einfuumlhrung
1 Einfuumlhrung
Die heutige Wirtschaftslage stellt Unternehmer vor groszlige Herausfordeshyrungen vor allem sich gegenuumlber Mitbewerbern auch international durchzusetzen Viele Konkurrenten draumlngen auf den Markt und immer wieder gilt es Alleinstellungsmerkmale zu finden um sich abzuheben und weiterhin im Geschaumlft zu bleiben So geht es nicht nur groszligen Untershynehmen sondern auch mittelstaumlndischen und insbesondere Kleinshy und Kleinstunternehmern In Konkurrenz zu treten erfordert viel Energie imshymer wieder neue Ideen Innovationen groszliges eigenes Investment sowie einen sehr guten Uumlberblick uumlber den Markt und seine Anforderungen Wir Menschen kooperieren von Natur aus so schreibt Joachim Bauer in einem seiner Buumlcher das bedeutet dass der Mensch in Harmonie leben moumlchte und die Gemeinschaft mit anderen braucht um zu uumlberleben Leider geht diese Uumlberlegung im hektischen Alltag und im gar so harten Konkurrenzshykampf oft unter Wir sind der Uumlberzeugung dass im aufkommenden Zeitshyalter dem 6 Kondratieff (dazu spaumlter mehr) es auch darum geht aus der Konkurrenz hervorzutreten und neue Geschaumlftsmodelle zu nutzen und die Methode der Kooperation kann in diesem Zuge als eine sehr gute Grundlage dienen Dass Menschen sich danach sehnen in Frieden und Harmonie zusammen zu leben raus aus der Konkurrenz wollen sehen wir auch an der aufstrebenden Idee von Christian Felber der GemeinwohlshyOumlkonomie Menschen streben danach auch ihre wirtschaftlichen Untershynehmungen an sozialen und ethischen Werten wie
bull Menschenwuumlrde
bull Solidaritaumlt
bull oumlkologischer Nachhaltigkeit
bull sozialer Gerechtigkeit oder
bull Demokratie und Mitbestimmung
auszurichten um sich ein angenehmes Miteinander zu gestalten Die vieshylen Bewegungen die sich gegen Terrorismus und Kampfalluumlren richten zeugen von dem grundsaumltzlichen Beduumlrfnis der Menschen in Kooperatioshynen zu leben
Dieses Buch wendet sich an alle die bereits Kooperationen eingegangen sind und Ideen und Anregungen brauchen koumlnnten ihre eigenen Koopeshy
1 Einfuumlhrung 13
rationen zu uumlberdenken und erfolgreich zu gestalten Es richtet sich auch an jene die sich bislang ganz dem Motto der Konkurrenz verschrieben haben und neugierig sind ethisch verantwortungsbewusste Wege fuumlr Geshyschaumlftsmodelle zu ent decken
Eine dritte Zielgruppe sind all jene die Freude daran finden sich auszushyprobieren und es wagen wollen eine fuumlr sie ganz neue Methode zu entdeshycken und die bislang noch nie kooperiert haben Sie werden Anregungen erhalten wie Sie eine Kooperation beginnen koumlnnen wie Sie Kooperatishyonspartner finden koumlnnen und fuumlr welche Aspekte einer Kooperation es hilfreich ist sie im Auge zu behalten
Diesem Buch sind zahlreiche kleinere und groumlszligere Kooperationen vorausshygegangen Zuallererst die Kooperation mit dem Verlag mit dem Ziel dieshyses Buch herauszubringen Im Weiteren die Kooperation mit allen unseshyren GastautorInnen die uns Ihre ganz persoumlnliche Sicht als Dialogkomshymentar oder ihre Erfahrungen in Form eines Praxisbeispiels zur Verfuumlshygung gestellt haben Und nicht zuletzt unsere eigene Kooperation als AutorInnen dieses Buches die wir selbst in eigenen Phasen erlebt haben und bei der wir fuumlr uns wichtige Erfahrungen machen konnten die in dieshyses Buch einflieszligen Wie bei einem guten Dokumentarfilm kannten wir am Beginn unserer Recherche die Antworten auf manche Frage die wir in diesem Buch stellen noch nicht aber wir konnten im Laufe unserer Liteshyraturrecherche und unserer zahlreichen Diskussionen mit Kol legInnen viele neue Erkenntnisse sammeln und konnten viele Ideen in der Entsteshyhungszeit dieses Buches selbst gut umsetzen Viele ergaumlnzende Erfahrunshygen sind nun auch in die 2 Auflage eingeflossen
Wir haben die Kapitel des Buches mit Filmtiteln uumlberschrieben und greishyfen immer wieder die Parallele zum Film auf Einerseits weil wir beide gute Filme moumlgen andererseits weil es auch rund um die Filmarbeit gelingende Kooperationen braucht damit der Film erfolgreich wird etwa zwischen Regisseur und Produzent oder Produzent und Verleih Die bdquodirekteldquo Arbeit am Film ist zwar nicht grundsaumltzlich eine Arbeit in Kooperation sondern mehr eine streng hierarchische ndash der Regisseur gibt die Richtung vor und traumlgt auch die Verantwortung Aber insgesamt zeigt das Thema Film sehr exemplarisch dass beides gut nebeneinander stehen kann ndash Kooperation und Hierarchie Die erlaumluternden Filmbeschreibungen sind in den meisshyten Faumlllen dem OnlineshyLexikon Wikipedia entnommen
Wenn wir von Kooperationspartnern sprechen dann meinen wir einshyzelne Personen aber durchaus auch Organisationen und Institutionen die haumlufig hinter den Personen stehen
Was erwartet Sie an Inhalten
14 1 Einfuumlhrung
bull Wir beginnen (Kapitel 2) mit einer Definition von Kooperation und der Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen um anschlieszligend mit gleichem Informationsstand mit Ihnen als unserem Leser tiefer in Kooperationen einzusteigen Dazu gehoumlren auch Uumlberlegungen wie der Nutzen von Kooperationen aussieht und die Diskussion uumlber Gewinn bringende Kriterien
bull Wir sprechen uumlber grundlegende Uumlberlegungen aus der Naturwissenshyschaft (Kapitel 3) um daraus konkrete Anregungen fuumlr wirtschaftshyliche Kooperationen abzuleiten Hier bekommen Sie Ideen wie in der Natur kooperiert wird
bull Im Anschluss hieran (Kapitel 4 und 5) werden Sie Perspektiven kennen lernen aus denen Sie Kooperationen beleuchten koumlnnen wie zum Beispiel die systemische Perspektive aus Sicht der Organishysationsentwicklungsphasen oder auch aus Sicht des Modells der Trans aktionsanalyse In Kapitel 5 unserem zentralen Kapitel stellen wir Ihnen den von uns entwickelten Weg einer Kooperation vor mit dem wir Sie anregen wollen Ihren eigenen Weg darauf aufzubauen
bull In Kapitel 6 beleuchten wir beachtenswerte und wichtige Aspekte in Kooperationen wie die Wahl von Kooperationspartner(n) den Umgang mit Beduumlrfnissen und Konflikten in Kooperationen und wichtige gesetzliche Rahmenbedingungen die zu beachten sind In Kapitel 7 werden diese Aspekte noch ergaumlnzt um die Sicht ins intershynationale Umfeld sowie ins virtuelle bdquoNetzldquo
bull BestshyPracticeshyBeispiele (Kapitel 8) sollen Sie ermutigen ermuntern nachdenklich stimmen anregen und motivieren selbst auszuproshybieren nachzueifern oder auch Dinge ganz anders zu machen
bull Abschlieszligend beschaumlftigen wir uns mit dem Ende von Koopera tioshynen einem wichtigen Aspekt um daraus fuumlr zukuumlnftige Kooperatioshynen zu lernen und sich in guter Art und Weise von seinem Kooperashytionspartner zu verabschieden und selbst loslassen zu koumlnnen (Kapitel 9)
Wir selber kooperieren sehr gerne und sind oft bereichert mit Eindruumlcken Erfahrungen neuen Ideen und neuen Menschen Und aus dieser Leidenshyschaft ist die Idee fuumlr dieses Buch geboren Angespornt durch die Idee eishygene Kooperationen mit diesem Buch zu vertiefen haben wir uns entshyschlossen unsere Ideen und auch die von Kollegen zusammenzutragen und zu veroumlffentlichen
Wir wuumlnschen Ihnen viel Freude und viel Erfolg mit Ihren bestehenden und zukuumlnftigen Kooperationspartnern
Stefanie Widmann und Martin Seibt
2 Kooperation als Methode 15
2 Kooperation als Methode
Kooperation ein viel verwendetes (Unshy)Wort Oft gleichgesetzt mit Zushysammenarbeit Interessensgemeinschaft Gruppenarbeit Netzwerk Teamwork Gemeinschaftsarbeit Aber was ist Kooperation konkret
Wir verstehen Kooperation als eine Methode ein Vorgehen und nicht als Organisationsform Fuumlr uns bedeutet Kooperation einen Weg der gemeinshysam beschritten wird Dabei schaffen die Kooperationspartner einen geshymeinsamen Nutzen der von allen Beteiligten akzeptiert wird und damit zu einer tragfaumlhigen Vereinbarung beitraumlgt Die Kooperationspartner ershyleichtern sich dadurch das Erreichen eines gemeinsamen Zieles
Das Lateinische bdquocooperatioldquo bedeutet Zusammenarbeit und Mitwirkung und findet in Gruppen Teams Organisationen statt
Ein erster Definitionsversuch Kooperation als ein gemeinsames Tun von Individuen oder GruppenOrganisationen mit fuumlr die beteiligten Seiten Gewinn bringendem Sinn und Nutzen Ganz nach dem Prinzip bdquoQuid pro quoldquo ich gebe und bekomme dafuumlr eine Gegenleistung
Dabei kommt es nicht nur darauf an sondern es ist eine erste Bedingung dass alle beteiligten Kooperationspartner sich einem gemeinsamen Ziel verschreiben das ohne einen der Kooperationspartner nicht oder ershyschwert erreichbar waumlre Wir verstehen Kooperation als eine Methode oder ein Mittel und nicht als eine Organisationsform
Wie sehe ich Kooperationen
Wenn es um die Frage geht bdquoWie aufgeschlossen zeige ich mich gegenuumlber Kooperationldquo werden unsere Mitmenschen sich wohl in uumlberwiegender Zahl positiv aumluszligern und ihre Bereitschaft zu kooperieren nachdruumlcklich be-staumltigen Wer raumlumt schon freiwillig seinen Hang zur Egozentrik ein
Und in der Tat die sbquozwanglosenlsquo Kooperationen des Alltags gehen den meisten von uns als soziale Wesen sbquogutlsquo von der Hand Wir ziehen unseren gegenseitigen Nutzen aus gemeinsam gelingender Interdependenz
Kooperation in der herrschenden Arbeitswelt erweist sich da schon als komplizierter Immer noch herrscht Dominanz vor Machtbalance Missach-tung statt gegenseitiger Anerkennung Durchsetzung der eigenen Interes-sen gegenuumlber wechselseitiger Verstaumlndigungsorientierung
16 2 Kooperation als Methode
Die Rollenanforderungen im Berufsleben erscheinen rigide die Weisungen minuzioumls der jeweilige Handlungsspielraum minimal
Der Erwartungs- und Kostendruck auf die Institutionen und Unternehmen steigt und ndash so der positive Effekt ndash foumlrdert die Tendenz hin zur Koopera-tion Fuumlr die Beteiligten heiszligt es ihre Ressourcen zu buumlndeln neben ande-ren Maszlignahmen die der marktorientierten Kooperation zu ergreifen und zu pflegen
Vielfaumlltige Beispiele aus Entwicklung und Forschung sowie der Industrie be-legen produktive Kooperation die wiederum wettbewerbsfaumlhige Innova-tion generiert Soll heiszligen gelingende Kooperation setzt zu erfuumlllende Grundbedingungen voraus Eine davon verlangt Kompetenzen der Koope-rationspartner Zwei weitere repraumlsentieren sich in menschlich-sozialer und fachlich-professioneller Kompetenz
Rolf Lindemann LindemannLeads
Einen anderen Ansatz einer Definition finden Sie bei Christian Felber in seiner Gemeinwohloumlkonomie Er definiert Kooperation uumlber die Motivashytion Er sagt Kooperation motiviert uumlber gelingende Beziehung Anerkenshynung Wertschaumltzung gemeinsame Zielsetzung und shyerreichung waumlhshyrend Konkurrenz primaumlr uumlber Angst und Siegeslust motiviert
Fuumlr die Dauer einer Kooperation vereinbaren die Kooperationspartner eine systemische Vorgehensweise die sehr unterschiedlich aussehen kann Wir wollen diese Vorgehensweisen im Folgenden mit Figuren beshyzeichnen Wie koumlnnen diese aussehen
Kooperation von zweiIndividuen ndash es kann
hinter jedem derIndividuen ein System
stehen
T + Organi- sation
Kooperation vonzwei Individuenoder von zweiUnternehmen
T
Kooperations-
rahmen
Kooperation vonmehreren Individuen
T
T = Kooperationsthema
= IndividuumEinzelpersonSelbstaumlndiger
= Mitarbeiter eines Unternehmens
2
Bild 1 Grundlegende Kooperationsfiguren
2 Kooperation als Methode 17
Die allereinfachste und grundlegendste Figur ist sicherlich die Kooperashytion zwischen zwei Individuen oder zwischen zwei Unternehmen Wenn es sich um die Kooperation von zwei Individuen handelt kann sich hinter jeder Person auch eine Organisation oder ein Unternehmen wiederfinden (Bild 1) Es koumlnnen aber durchaus auch mehrere Individuen oder mehrere Organisationen miteinander kooperieren
In einer weiteren Kooperationskonstellation koumlnnen wir uns vorstellen dass hinter einem der Kooperationspartner ein ganzes System steckt Dashydurch scheint uns gewaumlhrleistet dass ua eine groumlszligere Finanzkraft Einshyfluss und Macht fuumlr die Kooperation zur Verfuumlgung stehen koumlnnen Demshygegenuumlber werden Absprachen immer notwendiger Vertraumlge sollten imshymer ausgefeilter sein es wird nicht nur komplexer sondern auch komplishyzierter Komplizierter koumlnnen Kooperationen werden weil mehr Parteien mitsprechen und mitentscheiden bzw Einfluss nehmen (Bild 2) Erst recht wenn die Parteien aus unterschiedlichen Kulturen stammen aber dazu mehr in Kapitel 7
Wir werden spaumlter noch auf die genaue Abgrenzung zwischen Kooperatioshynen und Teams eingehen indessen wollen wir schon einmal darauf hinshyweisen dass Kooperationen auch aus Teams heraus entstehen koumlnnen Denkbar ist dass zwei Teammitglieder zu einem anderen Thema das nichts mit ihrem Projekt oder ihrer Teamarbeit zu tun hat kooperieren ndash zum Beispiel ein Buch gemeinsam schreiben eine Weiterbildung anbieshyten ein innovatives Produkt gemeinsam erfinden und produzierenhellip
Gewiss besteht dazu die Moumlglichkeit dass ein Teammitglied sich in einer Kooperation Unterstuumltzung holt um seine Aufgaben im Rahmen der Teamarbeit oder im Rahmen seiner Arbeitspakete im Projekt erfolgreich zu erledigen und zu loumlsen (Bild 3)
Unternehmen oderOrganisationen
die imHintergrund stehen
Kooperation von
mehreren Individuen T
1
Bild 2 Komplexe Kooperationsfiguren
18 2 Kooperation als Methode
Wie definiere ich Kooperation
Kooperation definieren ist doch ganz einfach ndash da hat man doch so seine Vorstellung und da fallen mir ja gleich die vielen selbst mal eingegangen Kooperationen ein ndash mit anderen Instituten Personen Und da blitzen die Gedanken wieder auf als die Kooperation beendet war bdquoWar gutldquo bdquonie wiederldquo bdquoganz schoumln uumlber den Tisch gezogen wordenldquo bdquowas hab ich jetzt davon gehabtldquo bdquoauszliger Spesen nichts gewesenldquohellip
Das ist leicht wenn zwei Baugesellschaften kooperieren um einen groszligen Auftrag durchfuumlhren zu koumlnnen das mag auch noch gut angehen wenn zwei Entwicklungsabteilungen gemeinsam ein Produkt entwickeln das dann getrennt auf den Markt gebracht wird
Der Zusammenschluss um Ressourcen zu buumlndeln heiszligt immer auch Sou-veraumlnitaumlt aufgeben und verlangt von den Kooperationspartnern auf glei-cher Augenhoumlhe zu agieren
So hat jede Kooperation zwar die Chance Energien zu potenzieren jedoch auch das Risiko Balance zwischen den Kooperationspartnern zu halten Es ist das Wir das Gemeinsame das zu spuumlren sein soll Das ist die Grund-voraussetzung fuumlr gelungene Kooperation
Mit dem Sprichwort bdquoDer kluge Egoist kooperiert hellipldquo kann ich nun wahrlich nichts anfangen Huumlte dich vor diesen Personen
Heinrich Salfenauer keytrain Beratungs- und Trainingsunternehmen
Kooperation ausgehend
von einem Team
T = Kooperationsthema
= Teammitglied
= Externer
Ein Teammitglied holtsich zu seinem ThemaUnterstuumltzung durcheine Kooperation von
auszligen
Zwei Teammitgliederkooperieren zu einem
anderen ThemaKooperationsrahmen
T
T
Team
3
Bild 3 Kooperation aus Teams heraus
2 Kooperation als Methode 19
Wie viele Kooperationspartner vertraumlgt eine Kooperation
Nach diesen Figuren scheinen uns zwei bis maximal vier Hauptagierende sinnvoll wobei durchaus im Hintergrund mehrere Personen mit handeln koumlnnen Und dann ist noch die Frage zu klaumlren Wer fuumlhrt die Kooperashytion
Aus unserer Sicht braucht es statt einer klaren Hierarchie ein klares Ziel welches in gegenseitiger Kommunikation gut ausgehandelt sein soll Das bedeutet im Sinne der Gleichberechtigung die Inhalte genau ausdiskutieshyren und sich durch Worte uumlberzeugen Genuumlgend warnende Beispiele hashyben gezeigt dass die Kooperation mehr einer Uumlbernahme aumlhnelt wenn ein Kooperationspartner die vermeintliche Fuumlhrung behaumllt Aus unserer Sicht unterstuumltzen folgende kommunikativen Aspekte das Gelingen einer Kooperation ohne dass hierarchische Fuumlhrungsanspruumlche geltend geshymacht werden muumlssen Sie sind dem Verstaumlndigungsprinzip in Argumenshytationen von Josef Kopperschmidt entnommen weil wir meinen aumlhnlich wie in der Argumentation geht es in Kooperationen darum seinen Geshyspraumlchspartner zu uumlberzeugen ihn zu gewinnen und im Dialog gemeinshysam mit ihm die Kooperationsinhalte auszuhandeln und nicht qua seiner Autoritaumlt oder Fuumlhrungsfunktion zu bestimmen
Bedingung gelingender Kooperation1
bull Mitspracherecht aller BetroffenenBeteiligten
bull Redefreiheit
bull Sicherung von Meinungsvielfalt
bull Symmetrische Kommunikationschancen
bull Aumlchtung aller Gewalt
bull Uumlberzeugungsbereitschaft
Wir sind der Meinung Kooperation ist eine Methode die der gegenseitishygen Verstaumlndigung dient und voraussetzt dass die Beteiligten sich als gleichberechtigte Partner erleben dabei an Meinungsaustausch und auch an Meinungsvielfalt interessiert sind und sicherstellen dass innerhalb ihshyrer Kooperation alle Beteiligten Mitsprachrecht haben
Wir wollen im folgenden Kapitel einen Schritt weiter gehen und uns mit der Abgrenzung zu anderen Formen der Zusammenarbeit beschaumlftigen
20 2 Kooperation als Methode
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen bdquoDer Clouldquo
Die Abgrenzung zu anderen Formen der Zusammenarbeit erfahren wir als eine der schwierigsten Fragen in unserem Buch Einer unserer Kollegen stellte waumlhrend einer Diskussion diese Fragestellung in Zweifel bdquoIhr wollt Kooperation von Team unterscheiden Na dann wuumlnsche ich Euch viel Spaszligldquo
Der wahre Kern dieser ironischen Bemerkung liegt darin dass in der gaumlnshygigen Literatur Kooperation oft gleichgesetzt wird mit Organisationsforshymen Das halten wir fuumlr vorschnell und bewerten es als irrefuumlhrend Wir unterscheiden Methode und Organisationsform in unserem Buch So seshyhen wir ein Team als eine Organisationsform die Zusammenarbeit im Team als eine Methode die Anteile von Kooperation enthaumllt
In der GanovenshyKomoumldie Der Clou aus dem Jahre 1973 mit der Starbesetshyzung Paul Newman Robert Redford und Robert Shaw geht es darum dass zwei Trickbetruumlger (Robert Redford und Paul Newman) kooperieren um sich wirkungsvoll an dem groumlszligten Gangsterboss (Robert Shaw alias Lonshynegan) eines Syndikats in New York und Chicago zu raumlchen Da Lonnegan nicht mit einfachen Tricks zu uumlberlisten ist entwickeln die beiden einen komplizierten Plan und benoumltigen zunaumlchst Kapital fuumlr den entscheidenshyden Schlag das sie Lonnegan aus seiner Brieftasche stehlen Mit diesem Geld kauft sich der eine der beiden (Paul Newman) in ein Pokerspiel mit dem Gangsterboss ein und gewinnt aufgrund von Falschspiel Der andere (Robert Redford) weist Lonnegan auf den Betrug hin und gewinnt so das Vertrauen des Gangsterbosses Mit diesem Vertrauen uumlberzeugt er Lonneshygan in Pferdewetten zu investieren um sich an Paul New man zu raumlchen Derweil bauen die beiden Trickbetruumlger ein fingiertes Wettbuumlro auf Der Film geht in vielen Verwicklungen aber hochspannend weiter Das Drehshybuch gestaltet sich komplex und so auch die Kooperation die die beiden aufbauen Es braucht Konzentration aber vor allem eine klare Zielorienshytierung um dem Film und somit auch der Kooperation folgen zu koumlnnen
So braucht es auch eine klare Zielorientierung und Konzentration in Koshyoperationen wie auch in anderen Formen der Zusammenarbeit wie Intershyessensgemeinschaften Gruppenarbeit Netzwerk Teamwork Gemeinshyschaftsarbeit ndash wahrscheinlich lassen sich noch weitere Begrifflichkeiten finden
Warum ist es aus unserer Sicht wichtig diese Formen zu unterscheiden Als Grundvoraussetzung eine gute erfolgreiche und nachhaltige Koopeshyration gestalten zu koumlnnen sehen wir die Bewusstheit in welcher Form der Zusammenarbeit man sich bewegt um sich damit fuumlr eine dieser Meshy
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen 21
thoden ausdruumlcklich entscheiden zu koumlnnen Sich gemeinsam fuumlr eine dieser Formen zu entschlieszligen entscheidet auch uumlber den Grad der Vershybindlichkeit im Rahmen der Zusammenarbeit Klarheit und Transparenz uumlber die Form der Zusammenarbeit foumlrdern das Verstaumlndnis der eigenen Rolle was kann und will man in einer Kooperation leisten oder wann sollte man eine Mitarbeit in einer Kooperation auch ablehnen und Grenshyzen ziehen
Moumlgliche Gruumlnde fuumlr Ablehnung oder Grenzen koumlnnen sein
bull sich bewusst fuumlr eine Form der Zusammenarbeit zu entscheiden um die Konsequenzen zu tragen
bull die richtige Methode fuumlr den Zweck bewusst auswaumlhlen
bull die Komplexitaumlt von Kooperation besser zu verstehen
bull eine Kooperation zielfuumlhrend zu gestalten
bull moumlgliche Fallen von vornherein zu umgehen
Gerade in der Abgrenzung zur Arbeit im Team ist uns deutlich geworden dass viele Faktoren gleich oder aumlhnlich sind und doch grenzen sich diese beiden Formen der Zusammenarbeit ab Wo und wie sich Kooperation von den anderen Formen abgrenzt das werden wir in den naumlchsten Schritten herleiten Wir wuumlnschen dabei sehr wohl noch einen offenen Raum zur Diskussion und mit Sicherheit werden auch nicht alle Aspekte bis zur Vollshystaumlndigkeit erfasst sein
Ein erster Versuch zur Abgrenzung koumlnnte sein all diese Formen entlang einer Komplexitaumltslinie zu ordnen von Networking uumlber Gruppenarbeit bis zu Teamarbeit und Kooperation Entlang dieser Richtung steigt die Verbindlichkeit der Zusammenarbeit die Komplexitaumlt hingegen nimmt ab (Bild 4)
Unter Verbindlichkeit verstehen wir das Einverstaumlndnis und die Einwillishygung oder das Einlassen auf den Geschaumlftspartner Anders formuliert kann es die Verpflichtung dem Partner gegenuumlber sein fuumlr Entscheidunshygen gerade zu stehen oder auch finanzielle Entscheidungen mit zu tragen Dies ist beim Networking nicht gegeben Bei einer Gruppenarbeit traumlgt man wohl an der Gesamtverantwortung fuumlr das Ergebnis mit waumlhrend bei einer Teamarbeit die Verantwortung und die Verpflichtung jedes Einshyzelnen bereits staumlrker zunehmen Am staumlrksten ist die Verbindlichkeit sishycher im Rahmen einer Kooperation ausgepraumlgt insofern dass ich fuumlr meishynen Kooperationspartner und fuumlr die gemeinsam getragenen Entscheishydungen einstehe
22 2 Kooperation als Methode
Unter Komplexitaumlt begreifen wir dass mehr Einflussfaktoren eine Rolle spielen so ist zum Beispiel eine Kooperation mehrdimensional und vielshyschichtig Teamarbeit und Gruppenarbeit haben klare Regeln die in einer Kooperation erst verbindlich vereinbart werden muumlssen
1 Networking
Networking bedeutet Kontakte aufbauen pflegen und einen Nutzen darshyaus ziehen (egal welcher Art)2
Networking kann die Grundlage oder Grundvoraussetzung fuumlr eine gute Kooperation sein Ein Netzwerk kann sich zur Kooperation entwickeln eine Kooperation kann aber auch entstehen ohne dass es dazu vorab ein Netzwerk gab
Eine Kooperation hat ein klar definiertes Ziel waumlhrend ein Netzwerk oft aus dem Grundsatz kommt bdquoWir machen mal was zusammenldquo Ein Netzshywerk hat ein Thema und kein Ziel zum Beispiel das Thema bdquoCommitshymentldquo oder Hobbys oder Jobsuche Ein Netzwerk ist ein Angebot ein unshyverbindliches Angebot um lose Kontakte zu knuumlpfen und zu nutzen was man gebrauchen kann
Networking
Gruppenarbeit
Teamarbeit
Kooperation
Abnahme von Verbindlichkeit
Netzwerk
Gruppe
Team
System vonKooperationspartnern
Methoden mitkooperativen Anteilen
Methode die vonvielen Organisations-formen genutzt werdenkann
Steigerung von Komplexitaumlt
4
Bild 4 Organisationsformen mit ihren Methoden
Stefanie Widmann Wege der Kooperation Muumlnchen selbstaumlndige Trainerin und Beraterin zertifizierte Transaktionsshyanalytikerin (Beratung) bietet Trainings und Einzelberatung mit den Schwerpunkten Fuumlhrung Persoumlnlichkeitsentwicklung Kommunikation und Kooperation Konfliktmanagement Zusammenarbeit im Team und Trainerausbildung
Martin Seibt ist Biologe Medienpaumldagoge Kommunikationsshytrainer und Organisationsentwickler Seine Schwerpunkte sind Interpersonelle Kommunikation Medientrainings Train the Trainer Ressourcenaktivierung (ZRMreg) sowie Kooperationsshyberatung und Mitarbeiterzufriedenheit In seinem zweiten beruflichen Taumltigkeitsfeld ist er Geschaumlftsfuumlhrer einer Medienshybildungseinrichtung mit der er vielfache Kooperationen gestaltet und foumlrdert
Zukunftsmodell Kooperation
Leitgedanken und Erfolgskriterien fuumlr Unternehmen und Organisationen
von Stefanie Widmann und Martin Seibt
2 uumlberarbeitete Auflage 2016
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2 Auflage 2016
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Das Werk einschlieszliglich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschuumltzt Jede Verwendung auszligerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulaumlssig und strafbar Das gilt insbesondere fuumlr Vervielfaumlltigungen Uumlbersetzungen Mikroverfilmungen Bearbeitungen sonstiger Art sowie fuumlr die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen Dies gilt auch fuumlr die Entnahme von einzelnen Abbildungen und bei auszugsweiser Verwendung von Texten
Printed in Germany
Wir Menschen kooperieren von Natur aus 5
Wir Menschen kooperieren von Natur aus
Mit dieser Theorie startet Joachim Bauer einer der populaumlrsten Neuroshywissenschaftler ins 21 Jhdt gefolgt von zahlreichen Autoren wie Richard David Precht die glaubhaft argumentieren dass es sich nicht lohnt ein bdquoEgoistldquo zu sein Die nun vorliegende 2 Auflage dieses Buchs greift diese Thesen auf vertieft sie und entwickelt daraus ein Modell fuumlr die Zukunft
In der heutigen Wirtschaftswelt ist es notwendig zu kooperieren um ershyfolgreich Geschaumlfte zu fuumlhren und bestaumlndig am Markt zu bleiben Durch Kooperationen ergeben sich neue Geschaumlftsideen Innovationen kreative Produktloumlsungen und neue Wege Kooperationen realisieren all das was ohne Kooperationspartner um einiges langwieriger kostenaufwaumlndiger oder gar unmoumlglich waumlre
Die Natur hat dies bereits lange erkannt so kooperieren Tiere zum Beishyspiel Delfine Faultiere und Piranhas um zu uumlberleben Sich die Strategien der Tierwelt zunutze machen sie anzupassen fuumlr unsere Geschaumlftswelt und weiterzuentwickeln davon koumlnnen Unternehmen Organisationen Selbstaumlndige Fuumlhrungspersonen Angestellte TrainerBerater wie auch Privatpersonen profitieren Dieses Buch bietet Moumlglichkeiten Kooperatioshynen vielfaumlltig zu entdecken aber es will auch auf moumlgliche Fallen hinweishysen um daraus geeignete eigene Wege zu entdecken
Coshyoperare meint im Lateinischen bdquozusammenarbeitenldquo aber dahinter verstecken sich ungeahnte Moumlglichkeiten sich selbst und andere zu entshyfalten persoumlnlich wie fachlich
Kooperationen sind heutzutage nicht nur bdquonice to haveldquo sondern fast eine Grundvoraussetzung um in der Liga der Besten mitzuspielen Netzwerke Gruppen und Teams koumlnnen gelungene Formen sein die die Methode der Kooperation nutzen Diese Methode anzuwenden und gelungen umzusetshyzen setzt ein hohes Maszlig an Selbstbewusstheit voraus
Ich schaumltze es dringend erforderlich ein dem staumlndig steigenden Konkurshyrenzdruck ein Buch entgegenzusetzen das Mut macht
bull Kooperationen einzugehen
bull sich auf Kooperationen einzulassen
6 Wir Menschen kooperieren von Natur aus
bull Kooperationen aktiv zu gestalten
bull Kooperationen auch sinnvoll zu beenden und
bull eigene Wege fuumlr Kooperationen zu entdecken und zu entwickeln
Den Leserinnen und Lesern wuumlnsche ich viele nuumltzliche Anregungen fuumlr die eigenen Kooperationen
Prof Dr Dieter Frey LudwigshyMaximilianshyUniversitaumlt Muumlnchen Department Psychologie
Koopernikanische Wende 7
Koopernikanische Wende
Im Regierungsprogramm der deutschen Bundesregierung 2009 kommt das Wort bdquoWettbewerbldquo 86shymal vor das Wort bdquoKooperationldquo 16shymal Wettbewerb scheint zum Leitwert der Gegenwartsgesellschaft geworden zu sein obwohl er in keiner Verfassung der Welt bei den Grundwerten aufshyscheint und von keiner globalen Geistesschule oder Religion als Kernwert gewuumlrdigt wird bdquoWettbewerb ist in den meisten Bereichen die effizienshyteste Methode die wir kennenldquo meinte der Oumlkonom Friedrich August von Hayek ohne Belege fuumlr diese kuumlhne These vorzulegen Interdisziplinaumlre empirische Forschungsergebnisse ndash von der Spieltheorie zur Neurobioshyloge von der Sozialpsychologie bis zur Paumldagogik ndash kommen zu einem anshyderen Ergebnis Konkurrenz motiviert zwar aber schwaumlcher als Kooperashytion Der Grund Waumlhrend Kooperation uumlber gelingende Beziehungen motiviert ist der primaumlre Antriebsfaktor in der Konkurrenz ndash die Angst Angst ist ein sinnvoller Motivationsfaktor wenn Menschen kurzfristig auf der Flucht sind aber nicht im wirtschaftlichen und zwischenmenschlishychen Lebensalltag Zumal Kooperation staumlrker motiviert als Wettbewerb und auch menschlicher spricht ndash empirisch und ethisch ndash alles dafuumlr Wirtschaftsbeziehungen auf systemischer Kooperation aufzubauen Das erfordert ein Umdenken eine koopernikanische Wende
Die Menschennatur steht diesem Wandel nicht entgegen Unsere Gene zwingen uns zu keiner bestimmten Strategie Wie wir unsere Ziele erreishychen ob gegenshy oder miteinander daruumlber lassen sie uns voumlllige Freiheit Umso wichtiger ist es dass die Spielregeln diejenigen Werte belohnen die Beziehungen Gemeinschaften und Gesellschaften gelingen lassen Entshysprechend koumlnnten Krieg und Kannibalismus endlich auch zwischen Unshyternehmen verboten und Zusammenarbeit und Teilen stattdessen belohnt werden Was hindert uns daran Maumlrkte emotional und ethisch intelligent zu designen
Kooperation ist nicht nur besser fuumlr das Wohlbefinden sondern auch fuumlr das Selbstwertgefuumlhl Wessen Wert davon abhaumlngt dass ersie besser ist als andere und somit andere schlechter sind als einer selbst baut auf einem gleichermaszligen bruumlchigen wie fragwuumlrdigen psychischen Fundament Zur Angst schon morgen die LeadshyPosition und die damit verbundene Anshyerkennung zu verlieren gesellt sich der nagende Neid der Unterlegenen
8 Koopernikanische Wende
und bdquoLoserldquo Konkurrenz schwaumlcht den Charakter sie wirkt wie ein Bezieshyhungsgift
Selbstwert sollte aus dem Inneren kommen aus den Schaumltzen die in uns schlummern und die zu heben wir eingeladen sind Wenn wir unser Poshytenzial entfalten finden wir zu Sinn Authentizitaumlt und Freiheit Und wenn unsere Beziehungen gelingen werden wir gluumlcklich All dies wird durch Kooperation erleichtert und durch Wettbewerb erschwert bdquoKoopeshyration ist die Chefarchitektin der Evolutionldquo schreibt der Evolutionsshybiologe Martin Nowak Der Hirnforscher Gerald Huumlther meint bdquoDie bisshyherige Wettbewerbsgesellschaft in eine kooperative verantwortungsbeshywusste Gesellschaft umzuwandeln ist die attraktivste innovativste und wichtigste Aufgabe fuumlr den Mann von heute und morgenldquo Gehen wir sie alle gemeinsam an
Christian Felber Wirtschaftsreformer Autor des Buchs bdquoDie GemeinwohlshyOumlkonomieldquo
9
10 Inhalt
Inhalt
1 Einfuumlhrung 12
2 Kooperation als Methode 15
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen bdquoDer Clouldquo 20
22 Kriterien fuumlr Gewinn bringende Kooperation bdquoArmageddonldquo 29
23 Wirtschaftlicher Nutzen bdquoA Beautiful Mindldquo 34
3 Kooperation aus Sicht der Anderen 41
31 Die Sicht der Biowissenschaft bdquoDeep Blueldquo 41
32 Die Sicht der Spieltheorie bdquoWege zum Ruhmldquo 50
4 Wege zur Kooperation 61
41 Das Eisbergmodell bdquoIm Rausch der Tiefeldquo 61
42 Von der Anpassung zur Autonomie bdquoDie Farbe des Geldesldquo 66
43 Kooperation aus systemischer Sicht bdquoDer Koch der Dieb seine Frau und ihr Liebhaberldquo 79
44 Die Spirale der Entwicklung bdquoEine Frage der Ehreldquo 89
5 Wege der Kooperation bdquoDas Schweigen der Laumlmmerldquo 103
51 Wahl der Kooperationspartner bdquoDer unsichtbare Dritteldquo 112
52 Beduumlrfnisse in Kooperationen bdquoMeerjungfrauen kuumlssen besserldquo 124
53 Die Rolle von Emotionen bdquoFire amp Iceldquo 130
Inhalt 11
54 Stoumlrungen und Konflikte bdquoMr amp Mrs Smithldquo 140
55 Gesetzliche Grundlagen bdquoDie Juryldquo 150
6 Interkulturelle Aspekte bdquoRed Corner ndash Labyrinth ohne Auswegldquo 154
7 Besonderheiten virtueller Kooperation bdquoDas Netzldquo 168
8 Best Practices 173
81 Kooperation auf dem Transportsektor 175
82 Innerbetriebliche Kooperation 177
83 Wie werden 11 Spielertrainer eine Nationalmannschaft 181
84 Kooperationen verleihen Fluumlgel 183
85 25 Jahre Gespraumlchsverhaltenstrainings ndash Eine Erfolgsgeschichte 187
86 Die Wirtschaftsordnung von morgen schon heute gestalten Die Summer University Alternative Economic and Monetary Systems 189
87 Wissenschaftlich kooperieren 191
88 Aus Konkurrenz wird Kooperation 195
89 Kooperation ndash Oder die Lust es einfach zu tun 198
810 Wirtschaftliche Schwierigkeiten lindern ndash Durch Kooperation uumlber die Krise 201
811 Niemand macht einen Job besser als ich selbst ndash Wie Egomanen im Fernsehbereich Kooperationen eingehen 203
9 Das Ende von Kooperationen bdquoDas Beste kommt zum Schlussldquo 207
10 Dankesworte 212
11 Verzeichnis der GastautorInnen 213
12 Quellennachweis 214
13 Verwendete und weiterfuumlhrende Literatur 217
14 Stichwortverzeichnis 222
12 1 Einfuumlhrung
1 Einfuumlhrung
Die heutige Wirtschaftslage stellt Unternehmer vor groszlige Herausfordeshyrungen vor allem sich gegenuumlber Mitbewerbern auch international durchzusetzen Viele Konkurrenten draumlngen auf den Markt und immer wieder gilt es Alleinstellungsmerkmale zu finden um sich abzuheben und weiterhin im Geschaumlft zu bleiben So geht es nicht nur groszligen Untershynehmen sondern auch mittelstaumlndischen und insbesondere Kleinshy und Kleinstunternehmern In Konkurrenz zu treten erfordert viel Energie imshymer wieder neue Ideen Innovationen groszliges eigenes Investment sowie einen sehr guten Uumlberblick uumlber den Markt und seine Anforderungen Wir Menschen kooperieren von Natur aus so schreibt Joachim Bauer in einem seiner Buumlcher das bedeutet dass der Mensch in Harmonie leben moumlchte und die Gemeinschaft mit anderen braucht um zu uumlberleben Leider geht diese Uumlberlegung im hektischen Alltag und im gar so harten Konkurrenzshykampf oft unter Wir sind der Uumlberzeugung dass im aufkommenden Zeitshyalter dem 6 Kondratieff (dazu spaumlter mehr) es auch darum geht aus der Konkurrenz hervorzutreten und neue Geschaumlftsmodelle zu nutzen und die Methode der Kooperation kann in diesem Zuge als eine sehr gute Grundlage dienen Dass Menschen sich danach sehnen in Frieden und Harmonie zusammen zu leben raus aus der Konkurrenz wollen sehen wir auch an der aufstrebenden Idee von Christian Felber der GemeinwohlshyOumlkonomie Menschen streben danach auch ihre wirtschaftlichen Untershynehmungen an sozialen und ethischen Werten wie
bull Menschenwuumlrde
bull Solidaritaumlt
bull oumlkologischer Nachhaltigkeit
bull sozialer Gerechtigkeit oder
bull Demokratie und Mitbestimmung
auszurichten um sich ein angenehmes Miteinander zu gestalten Die vieshylen Bewegungen die sich gegen Terrorismus und Kampfalluumlren richten zeugen von dem grundsaumltzlichen Beduumlrfnis der Menschen in Kooperatioshynen zu leben
Dieses Buch wendet sich an alle die bereits Kooperationen eingegangen sind und Ideen und Anregungen brauchen koumlnnten ihre eigenen Koopeshy
1 Einfuumlhrung 13
rationen zu uumlberdenken und erfolgreich zu gestalten Es richtet sich auch an jene die sich bislang ganz dem Motto der Konkurrenz verschrieben haben und neugierig sind ethisch verantwortungsbewusste Wege fuumlr Geshyschaumlftsmodelle zu ent decken
Eine dritte Zielgruppe sind all jene die Freude daran finden sich auszushyprobieren und es wagen wollen eine fuumlr sie ganz neue Methode zu entdeshycken und die bislang noch nie kooperiert haben Sie werden Anregungen erhalten wie Sie eine Kooperation beginnen koumlnnen wie Sie Kooperatishyonspartner finden koumlnnen und fuumlr welche Aspekte einer Kooperation es hilfreich ist sie im Auge zu behalten
Diesem Buch sind zahlreiche kleinere und groumlszligere Kooperationen vorausshygegangen Zuallererst die Kooperation mit dem Verlag mit dem Ziel dieshyses Buch herauszubringen Im Weiteren die Kooperation mit allen unseshyren GastautorInnen die uns Ihre ganz persoumlnliche Sicht als Dialogkomshymentar oder ihre Erfahrungen in Form eines Praxisbeispiels zur Verfuumlshygung gestellt haben Und nicht zuletzt unsere eigene Kooperation als AutorInnen dieses Buches die wir selbst in eigenen Phasen erlebt haben und bei der wir fuumlr uns wichtige Erfahrungen machen konnten die in dieshyses Buch einflieszligen Wie bei einem guten Dokumentarfilm kannten wir am Beginn unserer Recherche die Antworten auf manche Frage die wir in diesem Buch stellen noch nicht aber wir konnten im Laufe unserer Liteshyraturrecherche und unserer zahlreichen Diskussionen mit Kol legInnen viele neue Erkenntnisse sammeln und konnten viele Ideen in der Entsteshyhungszeit dieses Buches selbst gut umsetzen Viele ergaumlnzende Erfahrunshygen sind nun auch in die 2 Auflage eingeflossen
Wir haben die Kapitel des Buches mit Filmtiteln uumlberschrieben und greishyfen immer wieder die Parallele zum Film auf Einerseits weil wir beide gute Filme moumlgen andererseits weil es auch rund um die Filmarbeit gelingende Kooperationen braucht damit der Film erfolgreich wird etwa zwischen Regisseur und Produzent oder Produzent und Verleih Die bdquodirekteldquo Arbeit am Film ist zwar nicht grundsaumltzlich eine Arbeit in Kooperation sondern mehr eine streng hierarchische ndash der Regisseur gibt die Richtung vor und traumlgt auch die Verantwortung Aber insgesamt zeigt das Thema Film sehr exemplarisch dass beides gut nebeneinander stehen kann ndash Kooperation und Hierarchie Die erlaumluternden Filmbeschreibungen sind in den meisshyten Faumlllen dem OnlineshyLexikon Wikipedia entnommen
Wenn wir von Kooperationspartnern sprechen dann meinen wir einshyzelne Personen aber durchaus auch Organisationen und Institutionen die haumlufig hinter den Personen stehen
Was erwartet Sie an Inhalten
14 1 Einfuumlhrung
bull Wir beginnen (Kapitel 2) mit einer Definition von Kooperation und der Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen um anschlieszligend mit gleichem Informationsstand mit Ihnen als unserem Leser tiefer in Kooperationen einzusteigen Dazu gehoumlren auch Uumlberlegungen wie der Nutzen von Kooperationen aussieht und die Diskussion uumlber Gewinn bringende Kriterien
bull Wir sprechen uumlber grundlegende Uumlberlegungen aus der Naturwissenshyschaft (Kapitel 3) um daraus konkrete Anregungen fuumlr wirtschaftshyliche Kooperationen abzuleiten Hier bekommen Sie Ideen wie in der Natur kooperiert wird
bull Im Anschluss hieran (Kapitel 4 und 5) werden Sie Perspektiven kennen lernen aus denen Sie Kooperationen beleuchten koumlnnen wie zum Beispiel die systemische Perspektive aus Sicht der Organishysationsentwicklungsphasen oder auch aus Sicht des Modells der Trans aktionsanalyse In Kapitel 5 unserem zentralen Kapitel stellen wir Ihnen den von uns entwickelten Weg einer Kooperation vor mit dem wir Sie anregen wollen Ihren eigenen Weg darauf aufzubauen
bull In Kapitel 6 beleuchten wir beachtenswerte und wichtige Aspekte in Kooperationen wie die Wahl von Kooperationspartner(n) den Umgang mit Beduumlrfnissen und Konflikten in Kooperationen und wichtige gesetzliche Rahmenbedingungen die zu beachten sind In Kapitel 7 werden diese Aspekte noch ergaumlnzt um die Sicht ins intershynationale Umfeld sowie ins virtuelle bdquoNetzldquo
bull BestshyPracticeshyBeispiele (Kapitel 8) sollen Sie ermutigen ermuntern nachdenklich stimmen anregen und motivieren selbst auszuproshybieren nachzueifern oder auch Dinge ganz anders zu machen
bull Abschlieszligend beschaumlftigen wir uns mit dem Ende von Koopera tioshynen einem wichtigen Aspekt um daraus fuumlr zukuumlnftige Kooperatioshynen zu lernen und sich in guter Art und Weise von seinem Kooperashytionspartner zu verabschieden und selbst loslassen zu koumlnnen (Kapitel 9)
Wir selber kooperieren sehr gerne und sind oft bereichert mit Eindruumlcken Erfahrungen neuen Ideen und neuen Menschen Und aus dieser Leidenshyschaft ist die Idee fuumlr dieses Buch geboren Angespornt durch die Idee eishygene Kooperationen mit diesem Buch zu vertiefen haben wir uns entshyschlossen unsere Ideen und auch die von Kollegen zusammenzutragen und zu veroumlffentlichen
Wir wuumlnschen Ihnen viel Freude und viel Erfolg mit Ihren bestehenden und zukuumlnftigen Kooperationspartnern
Stefanie Widmann und Martin Seibt
2 Kooperation als Methode 15
2 Kooperation als Methode
Kooperation ein viel verwendetes (Unshy)Wort Oft gleichgesetzt mit Zushysammenarbeit Interessensgemeinschaft Gruppenarbeit Netzwerk Teamwork Gemeinschaftsarbeit Aber was ist Kooperation konkret
Wir verstehen Kooperation als eine Methode ein Vorgehen und nicht als Organisationsform Fuumlr uns bedeutet Kooperation einen Weg der gemeinshysam beschritten wird Dabei schaffen die Kooperationspartner einen geshymeinsamen Nutzen der von allen Beteiligten akzeptiert wird und damit zu einer tragfaumlhigen Vereinbarung beitraumlgt Die Kooperationspartner ershyleichtern sich dadurch das Erreichen eines gemeinsamen Zieles
Das Lateinische bdquocooperatioldquo bedeutet Zusammenarbeit und Mitwirkung und findet in Gruppen Teams Organisationen statt
Ein erster Definitionsversuch Kooperation als ein gemeinsames Tun von Individuen oder GruppenOrganisationen mit fuumlr die beteiligten Seiten Gewinn bringendem Sinn und Nutzen Ganz nach dem Prinzip bdquoQuid pro quoldquo ich gebe und bekomme dafuumlr eine Gegenleistung
Dabei kommt es nicht nur darauf an sondern es ist eine erste Bedingung dass alle beteiligten Kooperationspartner sich einem gemeinsamen Ziel verschreiben das ohne einen der Kooperationspartner nicht oder ershyschwert erreichbar waumlre Wir verstehen Kooperation als eine Methode oder ein Mittel und nicht als eine Organisationsform
Wie sehe ich Kooperationen
Wenn es um die Frage geht bdquoWie aufgeschlossen zeige ich mich gegenuumlber Kooperationldquo werden unsere Mitmenschen sich wohl in uumlberwiegender Zahl positiv aumluszligern und ihre Bereitschaft zu kooperieren nachdruumlcklich be-staumltigen Wer raumlumt schon freiwillig seinen Hang zur Egozentrik ein
Und in der Tat die sbquozwanglosenlsquo Kooperationen des Alltags gehen den meisten von uns als soziale Wesen sbquogutlsquo von der Hand Wir ziehen unseren gegenseitigen Nutzen aus gemeinsam gelingender Interdependenz
Kooperation in der herrschenden Arbeitswelt erweist sich da schon als komplizierter Immer noch herrscht Dominanz vor Machtbalance Missach-tung statt gegenseitiger Anerkennung Durchsetzung der eigenen Interes-sen gegenuumlber wechselseitiger Verstaumlndigungsorientierung
16 2 Kooperation als Methode
Die Rollenanforderungen im Berufsleben erscheinen rigide die Weisungen minuzioumls der jeweilige Handlungsspielraum minimal
Der Erwartungs- und Kostendruck auf die Institutionen und Unternehmen steigt und ndash so der positive Effekt ndash foumlrdert die Tendenz hin zur Koopera-tion Fuumlr die Beteiligten heiszligt es ihre Ressourcen zu buumlndeln neben ande-ren Maszlignahmen die der marktorientierten Kooperation zu ergreifen und zu pflegen
Vielfaumlltige Beispiele aus Entwicklung und Forschung sowie der Industrie be-legen produktive Kooperation die wiederum wettbewerbsfaumlhige Innova-tion generiert Soll heiszligen gelingende Kooperation setzt zu erfuumlllende Grundbedingungen voraus Eine davon verlangt Kompetenzen der Koope-rationspartner Zwei weitere repraumlsentieren sich in menschlich-sozialer und fachlich-professioneller Kompetenz
Rolf Lindemann LindemannLeads
Einen anderen Ansatz einer Definition finden Sie bei Christian Felber in seiner Gemeinwohloumlkonomie Er definiert Kooperation uumlber die Motivashytion Er sagt Kooperation motiviert uumlber gelingende Beziehung Anerkenshynung Wertschaumltzung gemeinsame Zielsetzung und shyerreichung waumlhshyrend Konkurrenz primaumlr uumlber Angst und Siegeslust motiviert
Fuumlr die Dauer einer Kooperation vereinbaren die Kooperationspartner eine systemische Vorgehensweise die sehr unterschiedlich aussehen kann Wir wollen diese Vorgehensweisen im Folgenden mit Figuren beshyzeichnen Wie koumlnnen diese aussehen
Kooperation von zweiIndividuen ndash es kann
hinter jedem derIndividuen ein System
stehen
T + Organi- sation
Kooperation vonzwei Individuenoder von zweiUnternehmen
T
Kooperations-
rahmen
Kooperation vonmehreren Individuen
T
T = Kooperationsthema
= IndividuumEinzelpersonSelbstaumlndiger
= Mitarbeiter eines Unternehmens
2
Bild 1 Grundlegende Kooperationsfiguren
2 Kooperation als Methode 17
Die allereinfachste und grundlegendste Figur ist sicherlich die Kooperashytion zwischen zwei Individuen oder zwischen zwei Unternehmen Wenn es sich um die Kooperation von zwei Individuen handelt kann sich hinter jeder Person auch eine Organisation oder ein Unternehmen wiederfinden (Bild 1) Es koumlnnen aber durchaus auch mehrere Individuen oder mehrere Organisationen miteinander kooperieren
In einer weiteren Kooperationskonstellation koumlnnen wir uns vorstellen dass hinter einem der Kooperationspartner ein ganzes System steckt Dashydurch scheint uns gewaumlhrleistet dass ua eine groumlszligere Finanzkraft Einshyfluss und Macht fuumlr die Kooperation zur Verfuumlgung stehen koumlnnen Demshygegenuumlber werden Absprachen immer notwendiger Vertraumlge sollten imshymer ausgefeilter sein es wird nicht nur komplexer sondern auch komplishyzierter Komplizierter koumlnnen Kooperationen werden weil mehr Parteien mitsprechen und mitentscheiden bzw Einfluss nehmen (Bild 2) Erst recht wenn die Parteien aus unterschiedlichen Kulturen stammen aber dazu mehr in Kapitel 7
Wir werden spaumlter noch auf die genaue Abgrenzung zwischen Kooperatioshynen und Teams eingehen indessen wollen wir schon einmal darauf hinshyweisen dass Kooperationen auch aus Teams heraus entstehen koumlnnen Denkbar ist dass zwei Teammitglieder zu einem anderen Thema das nichts mit ihrem Projekt oder ihrer Teamarbeit zu tun hat kooperieren ndash zum Beispiel ein Buch gemeinsam schreiben eine Weiterbildung anbieshyten ein innovatives Produkt gemeinsam erfinden und produzierenhellip
Gewiss besteht dazu die Moumlglichkeit dass ein Teammitglied sich in einer Kooperation Unterstuumltzung holt um seine Aufgaben im Rahmen der Teamarbeit oder im Rahmen seiner Arbeitspakete im Projekt erfolgreich zu erledigen und zu loumlsen (Bild 3)
Unternehmen oderOrganisationen
die imHintergrund stehen
Kooperation von
mehreren Individuen T
1
Bild 2 Komplexe Kooperationsfiguren
18 2 Kooperation als Methode
Wie definiere ich Kooperation
Kooperation definieren ist doch ganz einfach ndash da hat man doch so seine Vorstellung und da fallen mir ja gleich die vielen selbst mal eingegangen Kooperationen ein ndash mit anderen Instituten Personen Und da blitzen die Gedanken wieder auf als die Kooperation beendet war bdquoWar gutldquo bdquonie wiederldquo bdquoganz schoumln uumlber den Tisch gezogen wordenldquo bdquowas hab ich jetzt davon gehabtldquo bdquoauszliger Spesen nichts gewesenldquohellip
Das ist leicht wenn zwei Baugesellschaften kooperieren um einen groszligen Auftrag durchfuumlhren zu koumlnnen das mag auch noch gut angehen wenn zwei Entwicklungsabteilungen gemeinsam ein Produkt entwickeln das dann getrennt auf den Markt gebracht wird
Der Zusammenschluss um Ressourcen zu buumlndeln heiszligt immer auch Sou-veraumlnitaumlt aufgeben und verlangt von den Kooperationspartnern auf glei-cher Augenhoumlhe zu agieren
So hat jede Kooperation zwar die Chance Energien zu potenzieren jedoch auch das Risiko Balance zwischen den Kooperationspartnern zu halten Es ist das Wir das Gemeinsame das zu spuumlren sein soll Das ist die Grund-voraussetzung fuumlr gelungene Kooperation
Mit dem Sprichwort bdquoDer kluge Egoist kooperiert hellipldquo kann ich nun wahrlich nichts anfangen Huumlte dich vor diesen Personen
Heinrich Salfenauer keytrain Beratungs- und Trainingsunternehmen
Kooperation ausgehend
von einem Team
T = Kooperationsthema
= Teammitglied
= Externer
Ein Teammitglied holtsich zu seinem ThemaUnterstuumltzung durcheine Kooperation von
auszligen
Zwei Teammitgliederkooperieren zu einem
anderen ThemaKooperationsrahmen
T
T
Team
3
Bild 3 Kooperation aus Teams heraus
2 Kooperation als Methode 19
Wie viele Kooperationspartner vertraumlgt eine Kooperation
Nach diesen Figuren scheinen uns zwei bis maximal vier Hauptagierende sinnvoll wobei durchaus im Hintergrund mehrere Personen mit handeln koumlnnen Und dann ist noch die Frage zu klaumlren Wer fuumlhrt die Kooperashytion
Aus unserer Sicht braucht es statt einer klaren Hierarchie ein klares Ziel welches in gegenseitiger Kommunikation gut ausgehandelt sein soll Das bedeutet im Sinne der Gleichberechtigung die Inhalte genau ausdiskutieshyren und sich durch Worte uumlberzeugen Genuumlgend warnende Beispiele hashyben gezeigt dass die Kooperation mehr einer Uumlbernahme aumlhnelt wenn ein Kooperationspartner die vermeintliche Fuumlhrung behaumllt Aus unserer Sicht unterstuumltzen folgende kommunikativen Aspekte das Gelingen einer Kooperation ohne dass hierarchische Fuumlhrungsanspruumlche geltend geshymacht werden muumlssen Sie sind dem Verstaumlndigungsprinzip in Argumenshytationen von Josef Kopperschmidt entnommen weil wir meinen aumlhnlich wie in der Argumentation geht es in Kooperationen darum seinen Geshyspraumlchspartner zu uumlberzeugen ihn zu gewinnen und im Dialog gemeinshysam mit ihm die Kooperationsinhalte auszuhandeln und nicht qua seiner Autoritaumlt oder Fuumlhrungsfunktion zu bestimmen
Bedingung gelingender Kooperation1
bull Mitspracherecht aller BetroffenenBeteiligten
bull Redefreiheit
bull Sicherung von Meinungsvielfalt
bull Symmetrische Kommunikationschancen
bull Aumlchtung aller Gewalt
bull Uumlberzeugungsbereitschaft
Wir sind der Meinung Kooperation ist eine Methode die der gegenseitishygen Verstaumlndigung dient und voraussetzt dass die Beteiligten sich als gleichberechtigte Partner erleben dabei an Meinungsaustausch und auch an Meinungsvielfalt interessiert sind und sicherstellen dass innerhalb ihshyrer Kooperation alle Beteiligten Mitsprachrecht haben
Wir wollen im folgenden Kapitel einen Schritt weiter gehen und uns mit der Abgrenzung zu anderen Formen der Zusammenarbeit beschaumlftigen
20 2 Kooperation als Methode
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen bdquoDer Clouldquo
Die Abgrenzung zu anderen Formen der Zusammenarbeit erfahren wir als eine der schwierigsten Fragen in unserem Buch Einer unserer Kollegen stellte waumlhrend einer Diskussion diese Fragestellung in Zweifel bdquoIhr wollt Kooperation von Team unterscheiden Na dann wuumlnsche ich Euch viel Spaszligldquo
Der wahre Kern dieser ironischen Bemerkung liegt darin dass in der gaumlnshygigen Literatur Kooperation oft gleichgesetzt wird mit Organisationsforshymen Das halten wir fuumlr vorschnell und bewerten es als irrefuumlhrend Wir unterscheiden Methode und Organisationsform in unserem Buch So seshyhen wir ein Team als eine Organisationsform die Zusammenarbeit im Team als eine Methode die Anteile von Kooperation enthaumllt
In der GanovenshyKomoumldie Der Clou aus dem Jahre 1973 mit der Starbesetshyzung Paul Newman Robert Redford und Robert Shaw geht es darum dass zwei Trickbetruumlger (Robert Redford und Paul Newman) kooperieren um sich wirkungsvoll an dem groumlszligten Gangsterboss (Robert Shaw alias Lonshynegan) eines Syndikats in New York und Chicago zu raumlchen Da Lonnegan nicht mit einfachen Tricks zu uumlberlisten ist entwickeln die beiden einen komplizierten Plan und benoumltigen zunaumlchst Kapital fuumlr den entscheidenshyden Schlag das sie Lonnegan aus seiner Brieftasche stehlen Mit diesem Geld kauft sich der eine der beiden (Paul Newman) in ein Pokerspiel mit dem Gangsterboss ein und gewinnt aufgrund von Falschspiel Der andere (Robert Redford) weist Lonnegan auf den Betrug hin und gewinnt so das Vertrauen des Gangsterbosses Mit diesem Vertrauen uumlberzeugt er Lonneshygan in Pferdewetten zu investieren um sich an Paul New man zu raumlchen Derweil bauen die beiden Trickbetruumlger ein fingiertes Wettbuumlro auf Der Film geht in vielen Verwicklungen aber hochspannend weiter Das Drehshybuch gestaltet sich komplex und so auch die Kooperation die die beiden aufbauen Es braucht Konzentration aber vor allem eine klare Zielorienshytierung um dem Film und somit auch der Kooperation folgen zu koumlnnen
So braucht es auch eine klare Zielorientierung und Konzentration in Koshyoperationen wie auch in anderen Formen der Zusammenarbeit wie Intershyessensgemeinschaften Gruppenarbeit Netzwerk Teamwork Gemeinshyschaftsarbeit ndash wahrscheinlich lassen sich noch weitere Begrifflichkeiten finden
Warum ist es aus unserer Sicht wichtig diese Formen zu unterscheiden Als Grundvoraussetzung eine gute erfolgreiche und nachhaltige Koopeshyration gestalten zu koumlnnen sehen wir die Bewusstheit in welcher Form der Zusammenarbeit man sich bewegt um sich damit fuumlr eine dieser Meshy
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen 21
thoden ausdruumlcklich entscheiden zu koumlnnen Sich gemeinsam fuumlr eine dieser Formen zu entschlieszligen entscheidet auch uumlber den Grad der Vershybindlichkeit im Rahmen der Zusammenarbeit Klarheit und Transparenz uumlber die Form der Zusammenarbeit foumlrdern das Verstaumlndnis der eigenen Rolle was kann und will man in einer Kooperation leisten oder wann sollte man eine Mitarbeit in einer Kooperation auch ablehnen und Grenshyzen ziehen
Moumlgliche Gruumlnde fuumlr Ablehnung oder Grenzen koumlnnen sein
bull sich bewusst fuumlr eine Form der Zusammenarbeit zu entscheiden um die Konsequenzen zu tragen
bull die richtige Methode fuumlr den Zweck bewusst auswaumlhlen
bull die Komplexitaumlt von Kooperation besser zu verstehen
bull eine Kooperation zielfuumlhrend zu gestalten
bull moumlgliche Fallen von vornherein zu umgehen
Gerade in der Abgrenzung zur Arbeit im Team ist uns deutlich geworden dass viele Faktoren gleich oder aumlhnlich sind und doch grenzen sich diese beiden Formen der Zusammenarbeit ab Wo und wie sich Kooperation von den anderen Formen abgrenzt das werden wir in den naumlchsten Schritten herleiten Wir wuumlnschen dabei sehr wohl noch einen offenen Raum zur Diskussion und mit Sicherheit werden auch nicht alle Aspekte bis zur Vollshystaumlndigkeit erfasst sein
Ein erster Versuch zur Abgrenzung koumlnnte sein all diese Formen entlang einer Komplexitaumltslinie zu ordnen von Networking uumlber Gruppenarbeit bis zu Teamarbeit und Kooperation Entlang dieser Richtung steigt die Verbindlichkeit der Zusammenarbeit die Komplexitaumlt hingegen nimmt ab (Bild 4)
Unter Verbindlichkeit verstehen wir das Einverstaumlndnis und die Einwillishygung oder das Einlassen auf den Geschaumlftspartner Anders formuliert kann es die Verpflichtung dem Partner gegenuumlber sein fuumlr Entscheidunshygen gerade zu stehen oder auch finanzielle Entscheidungen mit zu tragen Dies ist beim Networking nicht gegeben Bei einer Gruppenarbeit traumlgt man wohl an der Gesamtverantwortung fuumlr das Ergebnis mit waumlhrend bei einer Teamarbeit die Verantwortung und die Verpflichtung jedes Einshyzelnen bereits staumlrker zunehmen Am staumlrksten ist die Verbindlichkeit sishycher im Rahmen einer Kooperation ausgepraumlgt insofern dass ich fuumlr meishynen Kooperationspartner und fuumlr die gemeinsam getragenen Entscheishydungen einstehe
22 2 Kooperation als Methode
Unter Komplexitaumlt begreifen wir dass mehr Einflussfaktoren eine Rolle spielen so ist zum Beispiel eine Kooperation mehrdimensional und vielshyschichtig Teamarbeit und Gruppenarbeit haben klare Regeln die in einer Kooperation erst verbindlich vereinbart werden muumlssen
1 Networking
Networking bedeutet Kontakte aufbauen pflegen und einen Nutzen darshyaus ziehen (egal welcher Art)2
Networking kann die Grundlage oder Grundvoraussetzung fuumlr eine gute Kooperation sein Ein Netzwerk kann sich zur Kooperation entwickeln eine Kooperation kann aber auch entstehen ohne dass es dazu vorab ein Netzwerk gab
Eine Kooperation hat ein klar definiertes Ziel waumlhrend ein Netzwerk oft aus dem Grundsatz kommt bdquoWir machen mal was zusammenldquo Ein Netzshywerk hat ein Thema und kein Ziel zum Beispiel das Thema bdquoCommitshymentldquo oder Hobbys oder Jobsuche Ein Netzwerk ist ein Angebot ein unshyverbindliches Angebot um lose Kontakte zu knuumlpfen und zu nutzen was man gebrauchen kann
Networking
Gruppenarbeit
Teamarbeit
Kooperation
Abnahme von Verbindlichkeit
Netzwerk
Gruppe
Team
System vonKooperationspartnern
Methoden mitkooperativen Anteilen
Methode die vonvielen Organisations-formen genutzt werdenkann
Steigerung von Komplexitaumlt
4
Bild 4 Organisationsformen mit ihren Methoden
Zukunftsmodell Kooperation
Leitgedanken und Erfolgskriterien fuumlr Unternehmen und Organisationen
von Stefanie Widmann und Martin Seibt
2 uumlberarbeitete Auflage 2016
Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie detaillierte bibliografische Daten sind im Internet uumlber httpdnbdshynbde abrufbar
Autoren und Verlag haben alle Texte in diesem Buch mit groszliger Sorgfalt erarbeitet Dennoch koumlnnen Fehler nicht ausgeschlossen werden Eine Haftung des Verlags oder der Autoren gleich aus welchem Rechtsgrund ist ausgeschlossen Die in diesem Buch wiedergegebenen Bezeichnungen koumlnnen Warenzeichen sein deren Benutzung durch Dritte fuumlr deren Zwecke die Rechte der Inhaber verletzen kann
wwwpublicisshybooksde
Lektorat Dr Gerhard Seitfudem gerhardseitfudempublicispixelparkde
Print ISBN 978-3-89578-463-7 ePDF ISBN 978-3-89578-951-9
2 Auflage 2016
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Wir Menschen kooperieren von Natur aus 5
Wir Menschen kooperieren von Natur aus
Mit dieser Theorie startet Joachim Bauer einer der populaumlrsten Neuroshywissenschaftler ins 21 Jhdt gefolgt von zahlreichen Autoren wie Richard David Precht die glaubhaft argumentieren dass es sich nicht lohnt ein bdquoEgoistldquo zu sein Die nun vorliegende 2 Auflage dieses Buchs greift diese Thesen auf vertieft sie und entwickelt daraus ein Modell fuumlr die Zukunft
In der heutigen Wirtschaftswelt ist es notwendig zu kooperieren um ershyfolgreich Geschaumlfte zu fuumlhren und bestaumlndig am Markt zu bleiben Durch Kooperationen ergeben sich neue Geschaumlftsideen Innovationen kreative Produktloumlsungen und neue Wege Kooperationen realisieren all das was ohne Kooperationspartner um einiges langwieriger kostenaufwaumlndiger oder gar unmoumlglich waumlre
Die Natur hat dies bereits lange erkannt so kooperieren Tiere zum Beishyspiel Delfine Faultiere und Piranhas um zu uumlberleben Sich die Strategien der Tierwelt zunutze machen sie anzupassen fuumlr unsere Geschaumlftswelt und weiterzuentwickeln davon koumlnnen Unternehmen Organisationen Selbstaumlndige Fuumlhrungspersonen Angestellte TrainerBerater wie auch Privatpersonen profitieren Dieses Buch bietet Moumlglichkeiten Kooperatioshynen vielfaumlltig zu entdecken aber es will auch auf moumlgliche Fallen hinweishysen um daraus geeignete eigene Wege zu entdecken
Coshyoperare meint im Lateinischen bdquozusammenarbeitenldquo aber dahinter verstecken sich ungeahnte Moumlglichkeiten sich selbst und andere zu entshyfalten persoumlnlich wie fachlich
Kooperationen sind heutzutage nicht nur bdquonice to haveldquo sondern fast eine Grundvoraussetzung um in der Liga der Besten mitzuspielen Netzwerke Gruppen und Teams koumlnnen gelungene Formen sein die die Methode der Kooperation nutzen Diese Methode anzuwenden und gelungen umzusetshyzen setzt ein hohes Maszlig an Selbstbewusstheit voraus
Ich schaumltze es dringend erforderlich ein dem staumlndig steigenden Konkurshyrenzdruck ein Buch entgegenzusetzen das Mut macht
bull Kooperationen einzugehen
bull sich auf Kooperationen einzulassen
6 Wir Menschen kooperieren von Natur aus
bull Kooperationen aktiv zu gestalten
bull Kooperationen auch sinnvoll zu beenden und
bull eigene Wege fuumlr Kooperationen zu entdecken und zu entwickeln
Den Leserinnen und Lesern wuumlnsche ich viele nuumltzliche Anregungen fuumlr die eigenen Kooperationen
Prof Dr Dieter Frey LudwigshyMaximilianshyUniversitaumlt Muumlnchen Department Psychologie
Koopernikanische Wende 7
Koopernikanische Wende
Im Regierungsprogramm der deutschen Bundesregierung 2009 kommt das Wort bdquoWettbewerbldquo 86shymal vor das Wort bdquoKooperationldquo 16shymal Wettbewerb scheint zum Leitwert der Gegenwartsgesellschaft geworden zu sein obwohl er in keiner Verfassung der Welt bei den Grundwerten aufshyscheint und von keiner globalen Geistesschule oder Religion als Kernwert gewuumlrdigt wird bdquoWettbewerb ist in den meisten Bereichen die effizienshyteste Methode die wir kennenldquo meinte der Oumlkonom Friedrich August von Hayek ohne Belege fuumlr diese kuumlhne These vorzulegen Interdisziplinaumlre empirische Forschungsergebnisse ndash von der Spieltheorie zur Neurobioshyloge von der Sozialpsychologie bis zur Paumldagogik ndash kommen zu einem anshyderen Ergebnis Konkurrenz motiviert zwar aber schwaumlcher als Kooperashytion Der Grund Waumlhrend Kooperation uumlber gelingende Beziehungen motiviert ist der primaumlre Antriebsfaktor in der Konkurrenz ndash die Angst Angst ist ein sinnvoller Motivationsfaktor wenn Menschen kurzfristig auf der Flucht sind aber nicht im wirtschaftlichen und zwischenmenschlishychen Lebensalltag Zumal Kooperation staumlrker motiviert als Wettbewerb und auch menschlicher spricht ndash empirisch und ethisch ndash alles dafuumlr Wirtschaftsbeziehungen auf systemischer Kooperation aufzubauen Das erfordert ein Umdenken eine koopernikanische Wende
Die Menschennatur steht diesem Wandel nicht entgegen Unsere Gene zwingen uns zu keiner bestimmten Strategie Wie wir unsere Ziele erreishychen ob gegenshy oder miteinander daruumlber lassen sie uns voumlllige Freiheit Umso wichtiger ist es dass die Spielregeln diejenigen Werte belohnen die Beziehungen Gemeinschaften und Gesellschaften gelingen lassen Entshysprechend koumlnnten Krieg und Kannibalismus endlich auch zwischen Unshyternehmen verboten und Zusammenarbeit und Teilen stattdessen belohnt werden Was hindert uns daran Maumlrkte emotional und ethisch intelligent zu designen
Kooperation ist nicht nur besser fuumlr das Wohlbefinden sondern auch fuumlr das Selbstwertgefuumlhl Wessen Wert davon abhaumlngt dass ersie besser ist als andere und somit andere schlechter sind als einer selbst baut auf einem gleichermaszligen bruumlchigen wie fragwuumlrdigen psychischen Fundament Zur Angst schon morgen die LeadshyPosition und die damit verbundene Anshyerkennung zu verlieren gesellt sich der nagende Neid der Unterlegenen
8 Koopernikanische Wende
und bdquoLoserldquo Konkurrenz schwaumlcht den Charakter sie wirkt wie ein Bezieshyhungsgift
Selbstwert sollte aus dem Inneren kommen aus den Schaumltzen die in uns schlummern und die zu heben wir eingeladen sind Wenn wir unser Poshytenzial entfalten finden wir zu Sinn Authentizitaumlt und Freiheit Und wenn unsere Beziehungen gelingen werden wir gluumlcklich All dies wird durch Kooperation erleichtert und durch Wettbewerb erschwert bdquoKoopeshyration ist die Chefarchitektin der Evolutionldquo schreibt der Evolutionsshybiologe Martin Nowak Der Hirnforscher Gerald Huumlther meint bdquoDie bisshyherige Wettbewerbsgesellschaft in eine kooperative verantwortungsbeshywusste Gesellschaft umzuwandeln ist die attraktivste innovativste und wichtigste Aufgabe fuumlr den Mann von heute und morgenldquo Gehen wir sie alle gemeinsam an
Christian Felber Wirtschaftsreformer Autor des Buchs bdquoDie GemeinwohlshyOumlkonomieldquo
9
10 Inhalt
Inhalt
1 Einfuumlhrung 12
2 Kooperation als Methode 15
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen bdquoDer Clouldquo 20
22 Kriterien fuumlr Gewinn bringende Kooperation bdquoArmageddonldquo 29
23 Wirtschaftlicher Nutzen bdquoA Beautiful Mindldquo 34
3 Kooperation aus Sicht der Anderen 41
31 Die Sicht der Biowissenschaft bdquoDeep Blueldquo 41
32 Die Sicht der Spieltheorie bdquoWege zum Ruhmldquo 50
4 Wege zur Kooperation 61
41 Das Eisbergmodell bdquoIm Rausch der Tiefeldquo 61
42 Von der Anpassung zur Autonomie bdquoDie Farbe des Geldesldquo 66
43 Kooperation aus systemischer Sicht bdquoDer Koch der Dieb seine Frau und ihr Liebhaberldquo 79
44 Die Spirale der Entwicklung bdquoEine Frage der Ehreldquo 89
5 Wege der Kooperation bdquoDas Schweigen der Laumlmmerldquo 103
51 Wahl der Kooperationspartner bdquoDer unsichtbare Dritteldquo 112
52 Beduumlrfnisse in Kooperationen bdquoMeerjungfrauen kuumlssen besserldquo 124
53 Die Rolle von Emotionen bdquoFire amp Iceldquo 130
Inhalt 11
54 Stoumlrungen und Konflikte bdquoMr amp Mrs Smithldquo 140
55 Gesetzliche Grundlagen bdquoDie Juryldquo 150
6 Interkulturelle Aspekte bdquoRed Corner ndash Labyrinth ohne Auswegldquo 154
7 Besonderheiten virtueller Kooperation bdquoDas Netzldquo 168
8 Best Practices 173
81 Kooperation auf dem Transportsektor 175
82 Innerbetriebliche Kooperation 177
83 Wie werden 11 Spielertrainer eine Nationalmannschaft 181
84 Kooperationen verleihen Fluumlgel 183
85 25 Jahre Gespraumlchsverhaltenstrainings ndash Eine Erfolgsgeschichte 187
86 Die Wirtschaftsordnung von morgen schon heute gestalten Die Summer University Alternative Economic and Monetary Systems 189
87 Wissenschaftlich kooperieren 191
88 Aus Konkurrenz wird Kooperation 195
89 Kooperation ndash Oder die Lust es einfach zu tun 198
810 Wirtschaftliche Schwierigkeiten lindern ndash Durch Kooperation uumlber die Krise 201
811 Niemand macht einen Job besser als ich selbst ndash Wie Egomanen im Fernsehbereich Kooperationen eingehen 203
9 Das Ende von Kooperationen bdquoDas Beste kommt zum Schlussldquo 207
10 Dankesworte 212
11 Verzeichnis der GastautorInnen 213
12 Quellennachweis 214
13 Verwendete und weiterfuumlhrende Literatur 217
14 Stichwortverzeichnis 222
12 1 Einfuumlhrung
1 Einfuumlhrung
Die heutige Wirtschaftslage stellt Unternehmer vor groszlige Herausfordeshyrungen vor allem sich gegenuumlber Mitbewerbern auch international durchzusetzen Viele Konkurrenten draumlngen auf den Markt und immer wieder gilt es Alleinstellungsmerkmale zu finden um sich abzuheben und weiterhin im Geschaumlft zu bleiben So geht es nicht nur groszligen Untershynehmen sondern auch mittelstaumlndischen und insbesondere Kleinshy und Kleinstunternehmern In Konkurrenz zu treten erfordert viel Energie imshymer wieder neue Ideen Innovationen groszliges eigenes Investment sowie einen sehr guten Uumlberblick uumlber den Markt und seine Anforderungen Wir Menschen kooperieren von Natur aus so schreibt Joachim Bauer in einem seiner Buumlcher das bedeutet dass der Mensch in Harmonie leben moumlchte und die Gemeinschaft mit anderen braucht um zu uumlberleben Leider geht diese Uumlberlegung im hektischen Alltag und im gar so harten Konkurrenzshykampf oft unter Wir sind der Uumlberzeugung dass im aufkommenden Zeitshyalter dem 6 Kondratieff (dazu spaumlter mehr) es auch darum geht aus der Konkurrenz hervorzutreten und neue Geschaumlftsmodelle zu nutzen und die Methode der Kooperation kann in diesem Zuge als eine sehr gute Grundlage dienen Dass Menschen sich danach sehnen in Frieden und Harmonie zusammen zu leben raus aus der Konkurrenz wollen sehen wir auch an der aufstrebenden Idee von Christian Felber der GemeinwohlshyOumlkonomie Menschen streben danach auch ihre wirtschaftlichen Untershynehmungen an sozialen und ethischen Werten wie
bull Menschenwuumlrde
bull Solidaritaumlt
bull oumlkologischer Nachhaltigkeit
bull sozialer Gerechtigkeit oder
bull Demokratie und Mitbestimmung
auszurichten um sich ein angenehmes Miteinander zu gestalten Die vieshylen Bewegungen die sich gegen Terrorismus und Kampfalluumlren richten zeugen von dem grundsaumltzlichen Beduumlrfnis der Menschen in Kooperatioshynen zu leben
Dieses Buch wendet sich an alle die bereits Kooperationen eingegangen sind und Ideen und Anregungen brauchen koumlnnten ihre eigenen Koopeshy
1 Einfuumlhrung 13
rationen zu uumlberdenken und erfolgreich zu gestalten Es richtet sich auch an jene die sich bislang ganz dem Motto der Konkurrenz verschrieben haben und neugierig sind ethisch verantwortungsbewusste Wege fuumlr Geshyschaumlftsmodelle zu ent decken
Eine dritte Zielgruppe sind all jene die Freude daran finden sich auszushyprobieren und es wagen wollen eine fuumlr sie ganz neue Methode zu entdeshycken und die bislang noch nie kooperiert haben Sie werden Anregungen erhalten wie Sie eine Kooperation beginnen koumlnnen wie Sie Kooperatishyonspartner finden koumlnnen und fuumlr welche Aspekte einer Kooperation es hilfreich ist sie im Auge zu behalten
Diesem Buch sind zahlreiche kleinere und groumlszligere Kooperationen vorausshygegangen Zuallererst die Kooperation mit dem Verlag mit dem Ziel dieshyses Buch herauszubringen Im Weiteren die Kooperation mit allen unseshyren GastautorInnen die uns Ihre ganz persoumlnliche Sicht als Dialogkomshymentar oder ihre Erfahrungen in Form eines Praxisbeispiels zur Verfuumlshygung gestellt haben Und nicht zuletzt unsere eigene Kooperation als AutorInnen dieses Buches die wir selbst in eigenen Phasen erlebt haben und bei der wir fuumlr uns wichtige Erfahrungen machen konnten die in dieshyses Buch einflieszligen Wie bei einem guten Dokumentarfilm kannten wir am Beginn unserer Recherche die Antworten auf manche Frage die wir in diesem Buch stellen noch nicht aber wir konnten im Laufe unserer Liteshyraturrecherche und unserer zahlreichen Diskussionen mit Kol legInnen viele neue Erkenntnisse sammeln und konnten viele Ideen in der Entsteshyhungszeit dieses Buches selbst gut umsetzen Viele ergaumlnzende Erfahrunshygen sind nun auch in die 2 Auflage eingeflossen
Wir haben die Kapitel des Buches mit Filmtiteln uumlberschrieben und greishyfen immer wieder die Parallele zum Film auf Einerseits weil wir beide gute Filme moumlgen andererseits weil es auch rund um die Filmarbeit gelingende Kooperationen braucht damit der Film erfolgreich wird etwa zwischen Regisseur und Produzent oder Produzent und Verleih Die bdquodirekteldquo Arbeit am Film ist zwar nicht grundsaumltzlich eine Arbeit in Kooperation sondern mehr eine streng hierarchische ndash der Regisseur gibt die Richtung vor und traumlgt auch die Verantwortung Aber insgesamt zeigt das Thema Film sehr exemplarisch dass beides gut nebeneinander stehen kann ndash Kooperation und Hierarchie Die erlaumluternden Filmbeschreibungen sind in den meisshyten Faumlllen dem OnlineshyLexikon Wikipedia entnommen
Wenn wir von Kooperationspartnern sprechen dann meinen wir einshyzelne Personen aber durchaus auch Organisationen und Institutionen die haumlufig hinter den Personen stehen
Was erwartet Sie an Inhalten
14 1 Einfuumlhrung
bull Wir beginnen (Kapitel 2) mit einer Definition von Kooperation und der Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen um anschlieszligend mit gleichem Informationsstand mit Ihnen als unserem Leser tiefer in Kooperationen einzusteigen Dazu gehoumlren auch Uumlberlegungen wie der Nutzen von Kooperationen aussieht und die Diskussion uumlber Gewinn bringende Kriterien
bull Wir sprechen uumlber grundlegende Uumlberlegungen aus der Naturwissenshyschaft (Kapitel 3) um daraus konkrete Anregungen fuumlr wirtschaftshyliche Kooperationen abzuleiten Hier bekommen Sie Ideen wie in der Natur kooperiert wird
bull Im Anschluss hieran (Kapitel 4 und 5) werden Sie Perspektiven kennen lernen aus denen Sie Kooperationen beleuchten koumlnnen wie zum Beispiel die systemische Perspektive aus Sicht der Organishysationsentwicklungsphasen oder auch aus Sicht des Modells der Trans aktionsanalyse In Kapitel 5 unserem zentralen Kapitel stellen wir Ihnen den von uns entwickelten Weg einer Kooperation vor mit dem wir Sie anregen wollen Ihren eigenen Weg darauf aufzubauen
bull In Kapitel 6 beleuchten wir beachtenswerte und wichtige Aspekte in Kooperationen wie die Wahl von Kooperationspartner(n) den Umgang mit Beduumlrfnissen und Konflikten in Kooperationen und wichtige gesetzliche Rahmenbedingungen die zu beachten sind In Kapitel 7 werden diese Aspekte noch ergaumlnzt um die Sicht ins intershynationale Umfeld sowie ins virtuelle bdquoNetzldquo
bull BestshyPracticeshyBeispiele (Kapitel 8) sollen Sie ermutigen ermuntern nachdenklich stimmen anregen und motivieren selbst auszuproshybieren nachzueifern oder auch Dinge ganz anders zu machen
bull Abschlieszligend beschaumlftigen wir uns mit dem Ende von Koopera tioshynen einem wichtigen Aspekt um daraus fuumlr zukuumlnftige Kooperatioshynen zu lernen und sich in guter Art und Weise von seinem Kooperashytionspartner zu verabschieden und selbst loslassen zu koumlnnen (Kapitel 9)
Wir selber kooperieren sehr gerne und sind oft bereichert mit Eindruumlcken Erfahrungen neuen Ideen und neuen Menschen Und aus dieser Leidenshyschaft ist die Idee fuumlr dieses Buch geboren Angespornt durch die Idee eishygene Kooperationen mit diesem Buch zu vertiefen haben wir uns entshyschlossen unsere Ideen und auch die von Kollegen zusammenzutragen und zu veroumlffentlichen
Wir wuumlnschen Ihnen viel Freude und viel Erfolg mit Ihren bestehenden und zukuumlnftigen Kooperationspartnern
Stefanie Widmann und Martin Seibt
2 Kooperation als Methode 15
2 Kooperation als Methode
Kooperation ein viel verwendetes (Unshy)Wort Oft gleichgesetzt mit Zushysammenarbeit Interessensgemeinschaft Gruppenarbeit Netzwerk Teamwork Gemeinschaftsarbeit Aber was ist Kooperation konkret
Wir verstehen Kooperation als eine Methode ein Vorgehen und nicht als Organisationsform Fuumlr uns bedeutet Kooperation einen Weg der gemeinshysam beschritten wird Dabei schaffen die Kooperationspartner einen geshymeinsamen Nutzen der von allen Beteiligten akzeptiert wird und damit zu einer tragfaumlhigen Vereinbarung beitraumlgt Die Kooperationspartner ershyleichtern sich dadurch das Erreichen eines gemeinsamen Zieles
Das Lateinische bdquocooperatioldquo bedeutet Zusammenarbeit und Mitwirkung und findet in Gruppen Teams Organisationen statt
Ein erster Definitionsversuch Kooperation als ein gemeinsames Tun von Individuen oder GruppenOrganisationen mit fuumlr die beteiligten Seiten Gewinn bringendem Sinn und Nutzen Ganz nach dem Prinzip bdquoQuid pro quoldquo ich gebe und bekomme dafuumlr eine Gegenleistung
Dabei kommt es nicht nur darauf an sondern es ist eine erste Bedingung dass alle beteiligten Kooperationspartner sich einem gemeinsamen Ziel verschreiben das ohne einen der Kooperationspartner nicht oder ershyschwert erreichbar waumlre Wir verstehen Kooperation als eine Methode oder ein Mittel und nicht als eine Organisationsform
Wie sehe ich Kooperationen
Wenn es um die Frage geht bdquoWie aufgeschlossen zeige ich mich gegenuumlber Kooperationldquo werden unsere Mitmenschen sich wohl in uumlberwiegender Zahl positiv aumluszligern und ihre Bereitschaft zu kooperieren nachdruumlcklich be-staumltigen Wer raumlumt schon freiwillig seinen Hang zur Egozentrik ein
Und in der Tat die sbquozwanglosenlsquo Kooperationen des Alltags gehen den meisten von uns als soziale Wesen sbquogutlsquo von der Hand Wir ziehen unseren gegenseitigen Nutzen aus gemeinsam gelingender Interdependenz
Kooperation in der herrschenden Arbeitswelt erweist sich da schon als komplizierter Immer noch herrscht Dominanz vor Machtbalance Missach-tung statt gegenseitiger Anerkennung Durchsetzung der eigenen Interes-sen gegenuumlber wechselseitiger Verstaumlndigungsorientierung
16 2 Kooperation als Methode
Die Rollenanforderungen im Berufsleben erscheinen rigide die Weisungen minuzioumls der jeweilige Handlungsspielraum minimal
Der Erwartungs- und Kostendruck auf die Institutionen und Unternehmen steigt und ndash so der positive Effekt ndash foumlrdert die Tendenz hin zur Koopera-tion Fuumlr die Beteiligten heiszligt es ihre Ressourcen zu buumlndeln neben ande-ren Maszlignahmen die der marktorientierten Kooperation zu ergreifen und zu pflegen
Vielfaumlltige Beispiele aus Entwicklung und Forschung sowie der Industrie be-legen produktive Kooperation die wiederum wettbewerbsfaumlhige Innova-tion generiert Soll heiszligen gelingende Kooperation setzt zu erfuumlllende Grundbedingungen voraus Eine davon verlangt Kompetenzen der Koope-rationspartner Zwei weitere repraumlsentieren sich in menschlich-sozialer und fachlich-professioneller Kompetenz
Rolf Lindemann LindemannLeads
Einen anderen Ansatz einer Definition finden Sie bei Christian Felber in seiner Gemeinwohloumlkonomie Er definiert Kooperation uumlber die Motivashytion Er sagt Kooperation motiviert uumlber gelingende Beziehung Anerkenshynung Wertschaumltzung gemeinsame Zielsetzung und shyerreichung waumlhshyrend Konkurrenz primaumlr uumlber Angst und Siegeslust motiviert
Fuumlr die Dauer einer Kooperation vereinbaren die Kooperationspartner eine systemische Vorgehensweise die sehr unterschiedlich aussehen kann Wir wollen diese Vorgehensweisen im Folgenden mit Figuren beshyzeichnen Wie koumlnnen diese aussehen
Kooperation von zweiIndividuen ndash es kann
hinter jedem derIndividuen ein System
stehen
T + Organi- sation
Kooperation vonzwei Individuenoder von zweiUnternehmen
T
Kooperations-
rahmen
Kooperation vonmehreren Individuen
T
T = Kooperationsthema
= IndividuumEinzelpersonSelbstaumlndiger
= Mitarbeiter eines Unternehmens
2
Bild 1 Grundlegende Kooperationsfiguren
2 Kooperation als Methode 17
Die allereinfachste und grundlegendste Figur ist sicherlich die Kooperashytion zwischen zwei Individuen oder zwischen zwei Unternehmen Wenn es sich um die Kooperation von zwei Individuen handelt kann sich hinter jeder Person auch eine Organisation oder ein Unternehmen wiederfinden (Bild 1) Es koumlnnen aber durchaus auch mehrere Individuen oder mehrere Organisationen miteinander kooperieren
In einer weiteren Kooperationskonstellation koumlnnen wir uns vorstellen dass hinter einem der Kooperationspartner ein ganzes System steckt Dashydurch scheint uns gewaumlhrleistet dass ua eine groumlszligere Finanzkraft Einshyfluss und Macht fuumlr die Kooperation zur Verfuumlgung stehen koumlnnen Demshygegenuumlber werden Absprachen immer notwendiger Vertraumlge sollten imshymer ausgefeilter sein es wird nicht nur komplexer sondern auch komplishyzierter Komplizierter koumlnnen Kooperationen werden weil mehr Parteien mitsprechen und mitentscheiden bzw Einfluss nehmen (Bild 2) Erst recht wenn die Parteien aus unterschiedlichen Kulturen stammen aber dazu mehr in Kapitel 7
Wir werden spaumlter noch auf die genaue Abgrenzung zwischen Kooperatioshynen und Teams eingehen indessen wollen wir schon einmal darauf hinshyweisen dass Kooperationen auch aus Teams heraus entstehen koumlnnen Denkbar ist dass zwei Teammitglieder zu einem anderen Thema das nichts mit ihrem Projekt oder ihrer Teamarbeit zu tun hat kooperieren ndash zum Beispiel ein Buch gemeinsam schreiben eine Weiterbildung anbieshyten ein innovatives Produkt gemeinsam erfinden und produzierenhellip
Gewiss besteht dazu die Moumlglichkeit dass ein Teammitglied sich in einer Kooperation Unterstuumltzung holt um seine Aufgaben im Rahmen der Teamarbeit oder im Rahmen seiner Arbeitspakete im Projekt erfolgreich zu erledigen und zu loumlsen (Bild 3)
Unternehmen oderOrganisationen
die imHintergrund stehen
Kooperation von
mehreren Individuen T
1
Bild 2 Komplexe Kooperationsfiguren
18 2 Kooperation als Methode
Wie definiere ich Kooperation
Kooperation definieren ist doch ganz einfach ndash da hat man doch so seine Vorstellung und da fallen mir ja gleich die vielen selbst mal eingegangen Kooperationen ein ndash mit anderen Instituten Personen Und da blitzen die Gedanken wieder auf als die Kooperation beendet war bdquoWar gutldquo bdquonie wiederldquo bdquoganz schoumln uumlber den Tisch gezogen wordenldquo bdquowas hab ich jetzt davon gehabtldquo bdquoauszliger Spesen nichts gewesenldquohellip
Das ist leicht wenn zwei Baugesellschaften kooperieren um einen groszligen Auftrag durchfuumlhren zu koumlnnen das mag auch noch gut angehen wenn zwei Entwicklungsabteilungen gemeinsam ein Produkt entwickeln das dann getrennt auf den Markt gebracht wird
Der Zusammenschluss um Ressourcen zu buumlndeln heiszligt immer auch Sou-veraumlnitaumlt aufgeben und verlangt von den Kooperationspartnern auf glei-cher Augenhoumlhe zu agieren
So hat jede Kooperation zwar die Chance Energien zu potenzieren jedoch auch das Risiko Balance zwischen den Kooperationspartnern zu halten Es ist das Wir das Gemeinsame das zu spuumlren sein soll Das ist die Grund-voraussetzung fuumlr gelungene Kooperation
Mit dem Sprichwort bdquoDer kluge Egoist kooperiert hellipldquo kann ich nun wahrlich nichts anfangen Huumlte dich vor diesen Personen
Heinrich Salfenauer keytrain Beratungs- und Trainingsunternehmen
Kooperation ausgehend
von einem Team
T = Kooperationsthema
= Teammitglied
= Externer
Ein Teammitglied holtsich zu seinem ThemaUnterstuumltzung durcheine Kooperation von
auszligen
Zwei Teammitgliederkooperieren zu einem
anderen ThemaKooperationsrahmen
T
T
Team
3
Bild 3 Kooperation aus Teams heraus
2 Kooperation als Methode 19
Wie viele Kooperationspartner vertraumlgt eine Kooperation
Nach diesen Figuren scheinen uns zwei bis maximal vier Hauptagierende sinnvoll wobei durchaus im Hintergrund mehrere Personen mit handeln koumlnnen Und dann ist noch die Frage zu klaumlren Wer fuumlhrt die Kooperashytion
Aus unserer Sicht braucht es statt einer klaren Hierarchie ein klares Ziel welches in gegenseitiger Kommunikation gut ausgehandelt sein soll Das bedeutet im Sinne der Gleichberechtigung die Inhalte genau ausdiskutieshyren und sich durch Worte uumlberzeugen Genuumlgend warnende Beispiele hashyben gezeigt dass die Kooperation mehr einer Uumlbernahme aumlhnelt wenn ein Kooperationspartner die vermeintliche Fuumlhrung behaumllt Aus unserer Sicht unterstuumltzen folgende kommunikativen Aspekte das Gelingen einer Kooperation ohne dass hierarchische Fuumlhrungsanspruumlche geltend geshymacht werden muumlssen Sie sind dem Verstaumlndigungsprinzip in Argumenshytationen von Josef Kopperschmidt entnommen weil wir meinen aumlhnlich wie in der Argumentation geht es in Kooperationen darum seinen Geshyspraumlchspartner zu uumlberzeugen ihn zu gewinnen und im Dialog gemeinshysam mit ihm die Kooperationsinhalte auszuhandeln und nicht qua seiner Autoritaumlt oder Fuumlhrungsfunktion zu bestimmen
Bedingung gelingender Kooperation1
bull Mitspracherecht aller BetroffenenBeteiligten
bull Redefreiheit
bull Sicherung von Meinungsvielfalt
bull Symmetrische Kommunikationschancen
bull Aumlchtung aller Gewalt
bull Uumlberzeugungsbereitschaft
Wir sind der Meinung Kooperation ist eine Methode die der gegenseitishygen Verstaumlndigung dient und voraussetzt dass die Beteiligten sich als gleichberechtigte Partner erleben dabei an Meinungsaustausch und auch an Meinungsvielfalt interessiert sind und sicherstellen dass innerhalb ihshyrer Kooperation alle Beteiligten Mitsprachrecht haben
Wir wollen im folgenden Kapitel einen Schritt weiter gehen und uns mit der Abgrenzung zu anderen Formen der Zusammenarbeit beschaumlftigen
20 2 Kooperation als Methode
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen bdquoDer Clouldquo
Die Abgrenzung zu anderen Formen der Zusammenarbeit erfahren wir als eine der schwierigsten Fragen in unserem Buch Einer unserer Kollegen stellte waumlhrend einer Diskussion diese Fragestellung in Zweifel bdquoIhr wollt Kooperation von Team unterscheiden Na dann wuumlnsche ich Euch viel Spaszligldquo
Der wahre Kern dieser ironischen Bemerkung liegt darin dass in der gaumlnshygigen Literatur Kooperation oft gleichgesetzt wird mit Organisationsforshymen Das halten wir fuumlr vorschnell und bewerten es als irrefuumlhrend Wir unterscheiden Methode und Organisationsform in unserem Buch So seshyhen wir ein Team als eine Organisationsform die Zusammenarbeit im Team als eine Methode die Anteile von Kooperation enthaumllt
In der GanovenshyKomoumldie Der Clou aus dem Jahre 1973 mit der Starbesetshyzung Paul Newman Robert Redford und Robert Shaw geht es darum dass zwei Trickbetruumlger (Robert Redford und Paul Newman) kooperieren um sich wirkungsvoll an dem groumlszligten Gangsterboss (Robert Shaw alias Lonshynegan) eines Syndikats in New York und Chicago zu raumlchen Da Lonnegan nicht mit einfachen Tricks zu uumlberlisten ist entwickeln die beiden einen komplizierten Plan und benoumltigen zunaumlchst Kapital fuumlr den entscheidenshyden Schlag das sie Lonnegan aus seiner Brieftasche stehlen Mit diesem Geld kauft sich der eine der beiden (Paul Newman) in ein Pokerspiel mit dem Gangsterboss ein und gewinnt aufgrund von Falschspiel Der andere (Robert Redford) weist Lonnegan auf den Betrug hin und gewinnt so das Vertrauen des Gangsterbosses Mit diesem Vertrauen uumlberzeugt er Lonneshygan in Pferdewetten zu investieren um sich an Paul New man zu raumlchen Derweil bauen die beiden Trickbetruumlger ein fingiertes Wettbuumlro auf Der Film geht in vielen Verwicklungen aber hochspannend weiter Das Drehshybuch gestaltet sich komplex und so auch die Kooperation die die beiden aufbauen Es braucht Konzentration aber vor allem eine klare Zielorienshytierung um dem Film und somit auch der Kooperation folgen zu koumlnnen
So braucht es auch eine klare Zielorientierung und Konzentration in Koshyoperationen wie auch in anderen Formen der Zusammenarbeit wie Intershyessensgemeinschaften Gruppenarbeit Netzwerk Teamwork Gemeinshyschaftsarbeit ndash wahrscheinlich lassen sich noch weitere Begrifflichkeiten finden
Warum ist es aus unserer Sicht wichtig diese Formen zu unterscheiden Als Grundvoraussetzung eine gute erfolgreiche und nachhaltige Koopeshyration gestalten zu koumlnnen sehen wir die Bewusstheit in welcher Form der Zusammenarbeit man sich bewegt um sich damit fuumlr eine dieser Meshy
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen 21
thoden ausdruumlcklich entscheiden zu koumlnnen Sich gemeinsam fuumlr eine dieser Formen zu entschlieszligen entscheidet auch uumlber den Grad der Vershybindlichkeit im Rahmen der Zusammenarbeit Klarheit und Transparenz uumlber die Form der Zusammenarbeit foumlrdern das Verstaumlndnis der eigenen Rolle was kann und will man in einer Kooperation leisten oder wann sollte man eine Mitarbeit in einer Kooperation auch ablehnen und Grenshyzen ziehen
Moumlgliche Gruumlnde fuumlr Ablehnung oder Grenzen koumlnnen sein
bull sich bewusst fuumlr eine Form der Zusammenarbeit zu entscheiden um die Konsequenzen zu tragen
bull die richtige Methode fuumlr den Zweck bewusst auswaumlhlen
bull die Komplexitaumlt von Kooperation besser zu verstehen
bull eine Kooperation zielfuumlhrend zu gestalten
bull moumlgliche Fallen von vornherein zu umgehen
Gerade in der Abgrenzung zur Arbeit im Team ist uns deutlich geworden dass viele Faktoren gleich oder aumlhnlich sind und doch grenzen sich diese beiden Formen der Zusammenarbeit ab Wo und wie sich Kooperation von den anderen Formen abgrenzt das werden wir in den naumlchsten Schritten herleiten Wir wuumlnschen dabei sehr wohl noch einen offenen Raum zur Diskussion und mit Sicherheit werden auch nicht alle Aspekte bis zur Vollshystaumlndigkeit erfasst sein
Ein erster Versuch zur Abgrenzung koumlnnte sein all diese Formen entlang einer Komplexitaumltslinie zu ordnen von Networking uumlber Gruppenarbeit bis zu Teamarbeit und Kooperation Entlang dieser Richtung steigt die Verbindlichkeit der Zusammenarbeit die Komplexitaumlt hingegen nimmt ab (Bild 4)
Unter Verbindlichkeit verstehen wir das Einverstaumlndnis und die Einwillishygung oder das Einlassen auf den Geschaumlftspartner Anders formuliert kann es die Verpflichtung dem Partner gegenuumlber sein fuumlr Entscheidunshygen gerade zu stehen oder auch finanzielle Entscheidungen mit zu tragen Dies ist beim Networking nicht gegeben Bei einer Gruppenarbeit traumlgt man wohl an der Gesamtverantwortung fuumlr das Ergebnis mit waumlhrend bei einer Teamarbeit die Verantwortung und die Verpflichtung jedes Einshyzelnen bereits staumlrker zunehmen Am staumlrksten ist die Verbindlichkeit sishycher im Rahmen einer Kooperation ausgepraumlgt insofern dass ich fuumlr meishynen Kooperationspartner und fuumlr die gemeinsam getragenen Entscheishydungen einstehe
22 2 Kooperation als Methode
Unter Komplexitaumlt begreifen wir dass mehr Einflussfaktoren eine Rolle spielen so ist zum Beispiel eine Kooperation mehrdimensional und vielshyschichtig Teamarbeit und Gruppenarbeit haben klare Regeln die in einer Kooperation erst verbindlich vereinbart werden muumlssen
1 Networking
Networking bedeutet Kontakte aufbauen pflegen und einen Nutzen darshyaus ziehen (egal welcher Art)2
Networking kann die Grundlage oder Grundvoraussetzung fuumlr eine gute Kooperation sein Ein Netzwerk kann sich zur Kooperation entwickeln eine Kooperation kann aber auch entstehen ohne dass es dazu vorab ein Netzwerk gab
Eine Kooperation hat ein klar definiertes Ziel waumlhrend ein Netzwerk oft aus dem Grundsatz kommt bdquoWir machen mal was zusammenldquo Ein Netzshywerk hat ein Thema und kein Ziel zum Beispiel das Thema bdquoCommitshymentldquo oder Hobbys oder Jobsuche Ein Netzwerk ist ein Angebot ein unshyverbindliches Angebot um lose Kontakte zu knuumlpfen und zu nutzen was man gebrauchen kann
Networking
Gruppenarbeit
Teamarbeit
Kooperation
Abnahme von Verbindlichkeit
Netzwerk
Gruppe
Team
System vonKooperationspartnern
Methoden mitkooperativen Anteilen
Methode die vonvielen Organisations-formen genutzt werdenkann
Steigerung von Komplexitaumlt
4
Bild 4 Organisationsformen mit ihren Methoden
Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie detaillierte bibliografische Daten sind im Internet uumlber httpdnbdshynbde abrufbar
Autoren und Verlag haben alle Texte in diesem Buch mit groszliger Sorgfalt erarbeitet Dennoch koumlnnen Fehler nicht ausgeschlossen werden Eine Haftung des Verlags oder der Autoren gleich aus welchem Rechtsgrund ist ausgeschlossen Die in diesem Buch wiedergegebenen Bezeichnungen koumlnnen Warenzeichen sein deren Benutzung durch Dritte fuumlr deren Zwecke die Rechte der Inhaber verletzen kann
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Lektorat Dr Gerhard Seitfudem gerhardseitfudempublicispixelparkde
Print ISBN 978-3-89578-463-7 ePDF ISBN 978-3-89578-951-9
2 Auflage 2016
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Das Werk einschlieszliglich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschuumltzt Jede Verwendung auszligerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulaumlssig und strafbar Das gilt insbesondere fuumlr Vervielfaumlltigungen Uumlbersetzungen Mikroverfilmungen Bearbeitungen sonstiger Art sowie fuumlr die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen Dies gilt auch fuumlr die Entnahme von einzelnen Abbildungen und bei auszugsweiser Verwendung von Texten
Printed in Germany
Wir Menschen kooperieren von Natur aus 5
Wir Menschen kooperieren von Natur aus
Mit dieser Theorie startet Joachim Bauer einer der populaumlrsten Neuroshywissenschaftler ins 21 Jhdt gefolgt von zahlreichen Autoren wie Richard David Precht die glaubhaft argumentieren dass es sich nicht lohnt ein bdquoEgoistldquo zu sein Die nun vorliegende 2 Auflage dieses Buchs greift diese Thesen auf vertieft sie und entwickelt daraus ein Modell fuumlr die Zukunft
In der heutigen Wirtschaftswelt ist es notwendig zu kooperieren um ershyfolgreich Geschaumlfte zu fuumlhren und bestaumlndig am Markt zu bleiben Durch Kooperationen ergeben sich neue Geschaumlftsideen Innovationen kreative Produktloumlsungen und neue Wege Kooperationen realisieren all das was ohne Kooperationspartner um einiges langwieriger kostenaufwaumlndiger oder gar unmoumlglich waumlre
Die Natur hat dies bereits lange erkannt so kooperieren Tiere zum Beishyspiel Delfine Faultiere und Piranhas um zu uumlberleben Sich die Strategien der Tierwelt zunutze machen sie anzupassen fuumlr unsere Geschaumlftswelt und weiterzuentwickeln davon koumlnnen Unternehmen Organisationen Selbstaumlndige Fuumlhrungspersonen Angestellte TrainerBerater wie auch Privatpersonen profitieren Dieses Buch bietet Moumlglichkeiten Kooperatioshynen vielfaumlltig zu entdecken aber es will auch auf moumlgliche Fallen hinweishysen um daraus geeignete eigene Wege zu entdecken
Coshyoperare meint im Lateinischen bdquozusammenarbeitenldquo aber dahinter verstecken sich ungeahnte Moumlglichkeiten sich selbst und andere zu entshyfalten persoumlnlich wie fachlich
Kooperationen sind heutzutage nicht nur bdquonice to haveldquo sondern fast eine Grundvoraussetzung um in der Liga der Besten mitzuspielen Netzwerke Gruppen und Teams koumlnnen gelungene Formen sein die die Methode der Kooperation nutzen Diese Methode anzuwenden und gelungen umzusetshyzen setzt ein hohes Maszlig an Selbstbewusstheit voraus
Ich schaumltze es dringend erforderlich ein dem staumlndig steigenden Konkurshyrenzdruck ein Buch entgegenzusetzen das Mut macht
bull Kooperationen einzugehen
bull sich auf Kooperationen einzulassen
6 Wir Menschen kooperieren von Natur aus
bull Kooperationen aktiv zu gestalten
bull Kooperationen auch sinnvoll zu beenden und
bull eigene Wege fuumlr Kooperationen zu entdecken und zu entwickeln
Den Leserinnen und Lesern wuumlnsche ich viele nuumltzliche Anregungen fuumlr die eigenen Kooperationen
Prof Dr Dieter Frey LudwigshyMaximilianshyUniversitaumlt Muumlnchen Department Psychologie
Koopernikanische Wende 7
Koopernikanische Wende
Im Regierungsprogramm der deutschen Bundesregierung 2009 kommt das Wort bdquoWettbewerbldquo 86shymal vor das Wort bdquoKooperationldquo 16shymal Wettbewerb scheint zum Leitwert der Gegenwartsgesellschaft geworden zu sein obwohl er in keiner Verfassung der Welt bei den Grundwerten aufshyscheint und von keiner globalen Geistesschule oder Religion als Kernwert gewuumlrdigt wird bdquoWettbewerb ist in den meisten Bereichen die effizienshyteste Methode die wir kennenldquo meinte der Oumlkonom Friedrich August von Hayek ohne Belege fuumlr diese kuumlhne These vorzulegen Interdisziplinaumlre empirische Forschungsergebnisse ndash von der Spieltheorie zur Neurobioshyloge von der Sozialpsychologie bis zur Paumldagogik ndash kommen zu einem anshyderen Ergebnis Konkurrenz motiviert zwar aber schwaumlcher als Kooperashytion Der Grund Waumlhrend Kooperation uumlber gelingende Beziehungen motiviert ist der primaumlre Antriebsfaktor in der Konkurrenz ndash die Angst Angst ist ein sinnvoller Motivationsfaktor wenn Menschen kurzfristig auf der Flucht sind aber nicht im wirtschaftlichen und zwischenmenschlishychen Lebensalltag Zumal Kooperation staumlrker motiviert als Wettbewerb und auch menschlicher spricht ndash empirisch und ethisch ndash alles dafuumlr Wirtschaftsbeziehungen auf systemischer Kooperation aufzubauen Das erfordert ein Umdenken eine koopernikanische Wende
Die Menschennatur steht diesem Wandel nicht entgegen Unsere Gene zwingen uns zu keiner bestimmten Strategie Wie wir unsere Ziele erreishychen ob gegenshy oder miteinander daruumlber lassen sie uns voumlllige Freiheit Umso wichtiger ist es dass die Spielregeln diejenigen Werte belohnen die Beziehungen Gemeinschaften und Gesellschaften gelingen lassen Entshysprechend koumlnnten Krieg und Kannibalismus endlich auch zwischen Unshyternehmen verboten und Zusammenarbeit und Teilen stattdessen belohnt werden Was hindert uns daran Maumlrkte emotional und ethisch intelligent zu designen
Kooperation ist nicht nur besser fuumlr das Wohlbefinden sondern auch fuumlr das Selbstwertgefuumlhl Wessen Wert davon abhaumlngt dass ersie besser ist als andere und somit andere schlechter sind als einer selbst baut auf einem gleichermaszligen bruumlchigen wie fragwuumlrdigen psychischen Fundament Zur Angst schon morgen die LeadshyPosition und die damit verbundene Anshyerkennung zu verlieren gesellt sich der nagende Neid der Unterlegenen
8 Koopernikanische Wende
und bdquoLoserldquo Konkurrenz schwaumlcht den Charakter sie wirkt wie ein Bezieshyhungsgift
Selbstwert sollte aus dem Inneren kommen aus den Schaumltzen die in uns schlummern und die zu heben wir eingeladen sind Wenn wir unser Poshytenzial entfalten finden wir zu Sinn Authentizitaumlt und Freiheit Und wenn unsere Beziehungen gelingen werden wir gluumlcklich All dies wird durch Kooperation erleichtert und durch Wettbewerb erschwert bdquoKoopeshyration ist die Chefarchitektin der Evolutionldquo schreibt der Evolutionsshybiologe Martin Nowak Der Hirnforscher Gerald Huumlther meint bdquoDie bisshyherige Wettbewerbsgesellschaft in eine kooperative verantwortungsbeshywusste Gesellschaft umzuwandeln ist die attraktivste innovativste und wichtigste Aufgabe fuumlr den Mann von heute und morgenldquo Gehen wir sie alle gemeinsam an
Christian Felber Wirtschaftsreformer Autor des Buchs bdquoDie GemeinwohlshyOumlkonomieldquo
9
10 Inhalt
Inhalt
1 Einfuumlhrung 12
2 Kooperation als Methode 15
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen bdquoDer Clouldquo 20
22 Kriterien fuumlr Gewinn bringende Kooperation bdquoArmageddonldquo 29
23 Wirtschaftlicher Nutzen bdquoA Beautiful Mindldquo 34
3 Kooperation aus Sicht der Anderen 41
31 Die Sicht der Biowissenschaft bdquoDeep Blueldquo 41
32 Die Sicht der Spieltheorie bdquoWege zum Ruhmldquo 50
4 Wege zur Kooperation 61
41 Das Eisbergmodell bdquoIm Rausch der Tiefeldquo 61
42 Von der Anpassung zur Autonomie bdquoDie Farbe des Geldesldquo 66
43 Kooperation aus systemischer Sicht bdquoDer Koch der Dieb seine Frau und ihr Liebhaberldquo 79
44 Die Spirale der Entwicklung bdquoEine Frage der Ehreldquo 89
5 Wege der Kooperation bdquoDas Schweigen der Laumlmmerldquo 103
51 Wahl der Kooperationspartner bdquoDer unsichtbare Dritteldquo 112
52 Beduumlrfnisse in Kooperationen bdquoMeerjungfrauen kuumlssen besserldquo 124
53 Die Rolle von Emotionen bdquoFire amp Iceldquo 130
Inhalt 11
54 Stoumlrungen und Konflikte bdquoMr amp Mrs Smithldquo 140
55 Gesetzliche Grundlagen bdquoDie Juryldquo 150
6 Interkulturelle Aspekte bdquoRed Corner ndash Labyrinth ohne Auswegldquo 154
7 Besonderheiten virtueller Kooperation bdquoDas Netzldquo 168
8 Best Practices 173
81 Kooperation auf dem Transportsektor 175
82 Innerbetriebliche Kooperation 177
83 Wie werden 11 Spielertrainer eine Nationalmannschaft 181
84 Kooperationen verleihen Fluumlgel 183
85 25 Jahre Gespraumlchsverhaltenstrainings ndash Eine Erfolgsgeschichte 187
86 Die Wirtschaftsordnung von morgen schon heute gestalten Die Summer University Alternative Economic and Monetary Systems 189
87 Wissenschaftlich kooperieren 191
88 Aus Konkurrenz wird Kooperation 195
89 Kooperation ndash Oder die Lust es einfach zu tun 198
810 Wirtschaftliche Schwierigkeiten lindern ndash Durch Kooperation uumlber die Krise 201
811 Niemand macht einen Job besser als ich selbst ndash Wie Egomanen im Fernsehbereich Kooperationen eingehen 203
9 Das Ende von Kooperationen bdquoDas Beste kommt zum Schlussldquo 207
10 Dankesworte 212
11 Verzeichnis der GastautorInnen 213
12 Quellennachweis 214
13 Verwendete und weiterfuumlhrende Literatur 217
14 Stichwortverzeichnis 222
12 1 Einfuumlhrung
1 Einfuumlhrung
Die heutige Wirtschaftslage stellt Unternehmer vor groszlige Herausfordeshyrungen vor allem sich gegenuumlber Mitbewerbern auch international durchzusetzen Viele Konkurrenten draumlngen auf den Markt und immer wieder gilt es Alleinstellungsmerkmale zu finden um sich abzuheben und weiterhin im Geschaumlft zu bleiben So geht es nicht nur groszligen Untershynehmen sondern auch mittelstaumlndischen und insbesondere Kleinshy und Kleinstunternehmern In Konkurrenz zu treten erfordert viel Energie imshymer wieder neue Ideen Innovationen groszliges eigenes Investment sowie einen sehr guten Uumlberblick uumlber den Markt und seine Anforderungen Wir Menschen kooperieren von Natur aus so schreibt Joachim Bauer in einem seiner Buumlcher das bedeutet dass der Mensch in Harmonie leben moumlchte und die Gemeinschaft mit anderen braucht um zu uumlberleben Leider geht diese Uumlberlegung im hektischen Alltag und im gar so harten Konkurrenzshykampf oft unter Wir sind der Uumlberzeugung dass im aufkommenden Zeitshyalter dem 6 Kondratieff (dazu spaumlter mehr) es auch darum geht aus der Konkurrenz hervorzutreten und neue Geschaumlftsmodelle zu nutzen und die Methode der Kooperation kann in diesem Zuge als eine sehr gute Grundlage dienen Dass Menschen sich danach sehnen in Frieden und Harmonie zusammen zu leben raus aus der Konkurrenz wollen sehen wir auch an der aufstrebenden Idee von Christian Felber der GemeinwohlshyOumlkonomie Menschen streben danach auch ihre wirtschaftlichen Untershynehmungen an sozialen und ethischen Werten wie
bull Menschenwuumlrde
bull Solidaritaumlt
bull oumlkologischer Nachhaltigkeit
bull sozialer Gerechtigkeit oder
bull Demokratie und Mitbestimmung
auszurichten um sich ein angenehmes Miteinander zu gestalten Die vieshylen Bewegungen die sich gegen Terrorismus und Kampfalluumlren richten zeugen von dem grundsaumltzlichen Beduumlrfnis der Menschen in Kooperatioshynen zu leben
Dieses Buch wendet sich an alle die bereits Kooperationen eingegangen sind und Ideen und Anregungen brauchen koumlnnten ihre eigenen Koopeshy
1 Einfuumlhrung 13
rationen zu uumlberdenken und erfolgreich zu gestalten Es richtet sich auch an jene die sich bislang ganz dem Motto der Konkurrenz verschrieben haben und neugierig sind ethisch verantwortungsbewusste Wege fuumlr Geshyschaumlftsmodelle zu ent decken
Eine dritte Zielgruppe sind all jene die Freude daran finden sich auszushyprobieren und es wagen wollen eine fuumlr sie ganz neue Methode zu entdeshycken und die bislang noch nie kooperiert haben Sie werden Anregungen erhalten wie Sie eine Kooperation beginnen koumlnnen wie Sie Kooperatishyonspartner finden koumlnnen und fuumlr welche Aspekte einer Kooperation es hilfreich ist sie im Auge zu behalten
Diesem Buch sind zahlreiche kleinere und groumlszligere Kooperationen vorausshygegangen Zuallererst die Kooperation mit dem Verlag mit dem Ziel dieshyses Buch herauszubringen Im Weiteren die Kooperation mit allen unseshyren GastautorInnen die uns Ihre ganz persoumlnliche Sicht als Dialogkomshymentar oder ihre Erfahrungen in Form eines Praxisbeispiels zur Verfuumlshygung gestellt haben Und nicht zuletzt unsere eigene Kooperation als AutorInnen dieses Buches die wir selbst in eigenen Phasen erlebt haben und bei der wir fuumlr uns wichtige Erfahrungen machen konnten die in dieshyses Buch einflieszligen Wie bei einem guten Dokumentarfilm kannten wir am Beginn unserer Recherche die Antworten auf manche Frage die wir in diesem Buch stellen noch nicht aber wir konnten im Laufe unserer Liteshyraturrecherche und unserer zahlreichen Diskussionen mit Kol legInnen viele neue Erkenntnisse sammeln und konnten viele Ideen in der Entsteshyhungszeit dieses Buches selbst gut umsetzen Viele ergaumlnzende Erfahrunshygen sind nun auch in die 2 Auflage eingeflossen
Wir haben die Kapitel des Buches mit Filmtiteln uumlberschrieben und greishyfen immer wieder die Parallele zum Film auf Einerseits weil wir beide gute Filme moumlgen andererseits weil es auch rund um die Filmarbeit gelingende Kooperationen braucht damit der Film erfolgreich wird etwa zwischen Regisseur und Produzent oder Produzent und Verleih Die bdquodirekteldquo Arbeit am Film ist zwar nicht grundsaumltzlich eine Arbeit in Kooperation sondern mehr eine streng hierarchische ndash der Regisseur gibt die Richtung vor und traumlgt auch die Verantwortung Aber insgesamt zeigt das Thema Film sehr exemplarisch dass beides gut nebeneinander stehen kann ndash Kooperation und Hierarchie Die erlaumluternden Filmbeschreibungen sind in den meisshyten Faumlllen dem OnlineshyLexikon Wikipedia entnommen
Wenn wir von Kooperationspartnern sprechen dann meinen wir einshyzelne Personen aber durchaus auch Organisationen und Institutionen die haumlufig hinter den Personen stehen
Was erwartet Sie an Inhalten
14 1 Einfuumlhrung
bull Wir beginnen (Kapitel 2) mit einer Definition von Kooperation und der Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen um anschlieszligend mit gleichem Informationsstand mit Ihnen als unserem Leser tiefer in Kooperationen einzusteigen Dazu gehoumlren auch Uumlberlegungen wie der Nutzen von Kooperationen aussieht und die Diskussion uumlber Gewinn bringende Kriterien
bull Wir sprechen uumlber grundlegende Uumlberlegungen aus der Naturwissenshyschaft (Kapitel 3) um daraus konkrete Anregungen fuumlr wirtschaftshyliche Kooperationen abzuleiten Hier bekommen Sie Ideen wie in der Natur kooperiert wird
bull Im Anschluss hieran (Kapitel 4 und 5) werden Sie Perspektiven kennen lernen aus denen Sie Kooperationen beleuchten koumlnnen wie zum Beispiel die systemische Perspektive aus Sicht der Organishysationsentwicklungsphasen oder auch aus Sicht des Modells der Trans aktionsanalyse In Kapitel 5 unserem zentralen Kapitel stellen wir Ihnen den von uns entwickelten Weg einer Kooperation vor mit dem wir Sie anregen wollen Ihren eigenen Weg darauf aufzubauen
bull In Kapitel 6 beleuchten wir beachtenswerte und wichtige Aspekte in Kooperationen wie die Wahl von Kooperationspartner(n) den Umgang mit Beduumlrfnissen und Konflikten in Kooperationen und wichtige gesetzliche Rahmenbedingungen die zu beachten sind In Kapitel 7 werden diese Aspekte noch ergaumlnzt um die Sicht ins intershynationale Umfeld sowie ins virtuelle bdquoNetzldquo
bull BestshyPracticeshyBeispiele (Kapitel 8) sollen Sie ermutigen ermuntern nachdenklich stimmen anregen und motivieren selbst auszuproshybieren nachzueifern oder auch Dinge ganz anders zu machen
bull Abschlieszligend beschaumlftigen wir uns mit dem Ende von Koopera tioshynen einem wichtigen Aspekt um daraus fuumlr zukuumlnftige Kooperatioshynen zu lernen und sich in guter Art und Weise von seinem Kooperashytionspartner zu verabschieden und selbst loslassen zu koumlnnen (Kapitel 9)
Wir selber kooperieren sehr gerne und sind oft bereichert mit Eindruumlcken Erfahrungen neuen Ideen und neuen Menschen Und aus dieser Leidenshyschaft ist die Idee fuumlr dieses Buch geboren Angespornt durch die Idee eishygene Kooperationen mit diesem Buch zu vertiefen haben wir uns entshyschlossen unsere Ideen und auch die von Kollegen zusammenzutragen und zu veroumlffentlichen
Wir wuumlnschen Ihnen viel Freude und viel Erfolg mit Ihren bestehenden und zukuumlnftigen Kooperationspartnern
Stefanie Widmann und Martin Seibt
2 Kooperation als Methode 15
2 Kooperation als Methode
Kooperation ein viel verwendetes (Unshy)Wort Oft gleichgesetzt mit Zushysammenarbeit Interessensgemeinschaft Gruppenarbeit Netzwerk Teamwork Gemeinschaftsarbeit Aber was ist Kooperation konkret
Wir verstehen Kooperation als eine Methode ein Vorgehen und nicht als Organisationsform Fuumlr uns bedeutet Kooperation einen Weg der gemeinshysam beschritten wird Dabei schaffen die Kooperationspartner einen geshymeinsamen Nutzen der von allen Beteiligten akzeptiert wird und damit zu einer tragfaumlhigen Vereinbarung beitraumlgt Die Kooperationspartner ershyleichtern sich dadurch das Erreichen eines gemeinsamen Zieles
Das Lateinische bdquocooperatioldquo bedeutet Zusammenarbeit und Mitwirkung und findet in Gruppen Teams Organisationen statt
Ein erster Definitionsversuch Kooperation als ein gemeinsames Tun von Individuen oder GruppenOrganisationen mit fuumlr die beteiligten Seiten Gewinn bringendem Sinn und Nutzen Ganz nach dem Prinzip bdquoQuid pro quoldquo ich gebe und bekomme dafuumlr eine Gegenleistung
Dabei kommt es nicht nur darauf an sondern es ist eine erste Bedingung dass alle beteiligten Kooperationspartner sich einem gemeinsamen Ziel verschreiben das ohne einen der Kooperationspartner nicht oder ershyschwert erreichbar waumlre Wir verstehen Kooperation als eine Methode oder ein Mittel und nicht als eine Organisationsform
Wie sehe ich Kooperationen
Wenn es um die Frage geht bdquoWie aufgeschlossen zeige ich mich gegenuumlber Kooperationldquo werden unsere Mitmenschen sich wohl in uumlberwiegender Zahl positiv aumluszligern und ihre Bereitschaft zu kooperieren nachdruumlcklich be-staumltigen Wer raumlumt schon freiwillig seinen Hang zur Egozentrik ein
Und in der Tat die sbquozwanglosenlsquo Kooperationen des Alltags gehen den meisten von uns als soziale Wesen sbquogutlsquo von der Hand Wir ziehen unseren gegenseitigen Nutzen aus gemeinsam gelingender Interdependenz
Kooperation in der herrschenden Arbeitswelt erweist sich da schon als komplizierter Immer noch herrscht Dominanz vor Machtbalance Missach-tung statt gegenseitiger Anerkennung Durchsetzung der eigenen Interes-sen gegenuumlber wechselseitiger Verstaumlndigungsorientierung
16 2 Kooperation als Methode
Die Rollenanforderungen im Berufsleben erscheinen rigide die Weisungen minuzioumls der jeweilige Handlungsspielraum minimal
Der Erwartungs- und Kostendruck auf die Institutionen und Unternehmen steigt und ndash so der positive Effekt ndash foumlrdert die Tendenz hin zur Koopera-tion Fuumlr die Beteiligten heiszligt es ihre Ressourcen zu buumlndeln neben ande-ren Maszlignahmen die der marktorientierten Kooperation zu ergreifen und zu pflegen
Vielfaumlltige Beispiele aus Entwicklung und Forschung sowie der Industrie be-legen produktive Kooperation die wiederum wettbewerbsfaumlhige Innova-tion generiert Soll heiszligen gelingende Kooperation setzt zu erfuumlllende Grundbedingungen voraus Eine davon verlangt Kompetenzen der Koope-rationspartner Zwei weitere repraumlsentieren sich in menschlich-sozialer und fachlich-professioneller Kompetenz
Rolf Lindemann LindemannLeads
Einen anderen Ansatz einer Definition finden Sie bei Christian Felber in seiner Gemeinwohloumlkonomie Er definiert Kooperation uumlber die Motivashytion Er sagt Kooperation motiviert uumlber gelingende Beziehung Anerkenshynung Wertschaumltzung gemeinsame Zielsetzung und shyerreichung waumlhshyrend Konkurrenz primaumlr uumlber Angst und Siegeslust motiviert
Fuumlr die Dauer einer Kooperation vereinbaren die Kooperationspartner eine systemische Vorgehensweise die sehr unterschiedlich aussehen kann Wir wollen diese Vorgehensweisen im Folgenden mit Figuren beshyzeichnen Wie koumlnnen diese aussehen
Kooperation von zweiIndividuen ndash es kann
hinter jedem derIndividuen ein System
stehen
T + Organi- sation
Kooperation vonzwei Individuenoder von zweiUnternehmen
T
Kooperations-
rahmen
Kooperation vonmehreren Individuen
T
T = Kooperationsthema
= IndividuumEinzelpersonSelbstaumlndiger
= Mitarbeiter eines Unternehmens
2
Bild 1 Grundlegende Kooperationsfiguren
2 Kooperation als Methode 17
Die allereinfachste und grundlegendste Figur ist sicherlich die Kooperashytion zwischen zwei Individuen oder zwischen zwei Unternehmen Wenn es sich um die Kooperation von zwei Individuen handelt kann sich hinter jeder Person auch eine Organisation oder ein Unternehmen wiederfinden (Bild 1) Es koumlnnen aber durchaus auch mehrere Individuen oder mehrere Organisationen miteinander kooperieren
In einer weiteren Kooperationskonstellation koumlnnen wir uns vorstellen dass hinter einem der Kooperationspartner ein ganzes System steckt Dashydurch scheint uns gewaumlhrleistet dass ua eine groumlszligere Finanzkraft Einshyfluss und Macht fuumlr die Kooperation zur Verfuumlgung stehen koumlnnen Demshygegenuumlber werden Absprachen immer notwendiger Vertraumlge sollten imshymer ausgefeilter sein es wird nicht nur komplexer sondern auch komplishyzierter Komplizierter koumlnnen Kooperationen werden weil mehr Parteien mitsprechen und mitentscheiden bzw Einfluss nehmen (Bild 2) Erst recht wenn die Parteien aus unterschiedlichen Kulturen stammen aber dazu mehr in Kapitel 7
Wir werden spaumlter noch auf die genaue Abgrenzung zwischen Kooperatioshynen und Teams eingehen indessen wollen wir schon einmal darauf hinshyweisen dass Kooperationen auch aus Teams heraus entstehen koumlnnen Denkbar ist dass zwei Teammitglieder zu einem anderen Thema das nichts mit ihrem Projekt oder ihrer Teamarbeit zu tun hat kooperieren ndash zum Beispiel ein Buch gemeinsam schreiben eine Weiterbildung anbieshyten ein innovatives Produkt gemeinsam erfinden und produzierenhellip
Gewiss besteht dazu die Moumlglichkeit dass ein Teammitglied sich in einer Kooperation Unterstuumltzung holt um seine Aufgaben im Rahmen der Teamarbeit oder im Rahmen seiner Arbeitspakete im Projekt erfolgreich zu erledigen und zu loumlsen (Bild 3)
Unternehmen oderOrganisationen
die imHintergrund stehen
Kooperation von
mehreren Individuen T
1
Bild 2 Komplexe Kooperationsfiguren
18 2 Kooperation als Methode
Wie definiere ich Kooperation
Kooperation definieren ist doch ganz einfach ndash da hat man doch so seine Vorstellung und da fallen mir ja gleich die vielen selbst mal eingegangen Kooperationen ein ndash mit anderen Instituten Personen Und da blitzen die Gedanken wieder auf als die Kooperation beendet war bdquoWar gutldquo bdquonie wiederldquo bdquoganz schoumln uumlber den Tisch gezogen wordenldquo bdquowas hab ich jetzt davon gehabtldquo bdquoauszliger Spesen nichts gewesenldquohellip
Das ist leicht wenn zwei Baugesellschaften kooperieren um einen groszligen Auftrag durchfuumlhren zu koumlnnen das mag auch noch gut angehen wenn zwei Entwicklungsabteilungen gemeinsam ein Produkt entwickeln das dann getrennt auf den Markt gebracht wird
Der Zusammenschluss um Ressourcen zu buumlndeln heiszligt immer auch Sou-veraumlnitaumlt aufgeben und verlangt von den Kooperationspartnern auf glei-cher Augenhoumlhe zu agieren
So hat jede Kooperation zwar die Chance Energien zu potenzieren jedoch auch das Risiko Balance zwischen den Kooperationspartnern zu halten Es ist das Wir das Gemeinsame das zu spuumlren sein soll Das ist die Grund-voraussetzung fuumlr gelungene Kooperation
Mit dem Sprichwort bdquoDer kluge Egoist kooperiert hellipldquo kann ich nun wahrlich nichts anfangen Huumlte dich vor diesen Personen
Heinrich Salfenauer keytrain Beratungs- und Trainingsunternehmen
Kooperation ausgehend
von einem Team
T = Kooperationsthema
= Teammitglied
= Externer
Ein Teammitglied holtsich zu seinem ThemaUnterstuumltzung durcheine Kooperation von
auszligen
Zwei Teammitgliederkooperieren zu einem
anderen ThemaKooperationsrahmen
T
T
Team
3
Bild 3 Kooperation aus Teams heraus
2 Kooperation als Methode 19
Wie viele Kooperationspartner vertraumlgt eine Kooperation
Nach diesen Figuren scheinen uns zwei bis maximal vier Hauptagierende sinnvoll wobei durchaus im Hintergrund mehrere Personen mit handeln koumlnnen Und dann ist noch die Frage zu klaumlren Wer fuumlhrt die Kooperashytion
Aus unserer Sicht braucht es statt einer klaren Hierarchie ein klares Ziel welches in gegenseitiger Kommunikation gut ausgehandelt sein soll Das bedeutet im Sinne der Gleichberechtigung die Inhalte genau ausdiskutieshyren und sich durch Worte uumlberzeugen Genuumlgend warnende Beispiele hashyben gezeigt dass die Kooperation mehr einer Uumlbernahme aumlhnelt wenn ein Kooperationspartner die vermeintliche Fuumlhrung behaumllt Aus unserer Sicht unterstuumltzen folgende kommunikativen Aspekte das Gelingen einer Kooperation ohne dass hierarchische Fuumlhrungsanspruumlche geltend geshymacht werden muumlssen Sie sind dem Verstaumlndigungsprinzip in Argumenshytationen von Josef Kopperschmidt entnommen weil wir meinen aumlhnlich wie in der Argumentation geht es in Kooperationen darum seinen Geshyspraumlchspartner zu uumlberzeugen ihn zu gewinnen und im Dialog gemeinshysam mit ihm die Kooperationsinhalte auszuhandeln und nicht qua seiner Autoritaumlt oder Fuumlhrungsfunktion zu bestimmen
Bedingung gelingender Kooperation1
bull Mitspracherecht aller BetroffenenBeteiligten
bull Redefreiheit
bull Sicherung von Meinungsvielfalt
bull Symmetrische Kommunikationschancen
bull Aumlchtung aller Gewalt
bull Uumlberzeugungsbereitschaft
Wir sind der Meinung Kooperation ist eine Methode die der gegenseitishygen Verstaumlndigung dient und voraussetzt dass die Beteiligten sich als gleichberechtigte Partner erleben dabei an Meinungsaustausch und auch an Meinungsvielfalt interessiert sind und sicherstellen dass innerhalb ihshyrer Kooperation alle Beteiligten Mitsprachrecht haben
Wir wollen im folgenden Kapitel einen Schritt weiter gehen und uns mit der Abgrenzung zu anderen Formen der Zusammenarbeit beschaumlftigen
20 2 Kooperation als Methode
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen bdquoDer Clouldquo
Die Abgrenzung zu anderen Formen der Zusammenarbeit erfahren wir als eine der schwierigsten Fragen in unserem Buch Einer unserer Kollegen stellte waumlhrend einer Diskussion diese Fragestellung in Zweifel bdquoIhr wollt Kooperation von Team unterscheiden Na dann wuumlnsche ich Euch viel Spaszligldquo
Der wahre Kern dieser ironischen Bemerkung liegt darin dass in der gaumlnshygigen Literatur Kooperation oft gleichgesetzt wird mit Organisationsforshymen Das halten wir fuumlr vorschnell und bewerten es als irrefuumlhrend Wir unterscheiden Methode und Organisationsform in unserem Buch So seshyhen wir ein Team als eine Organisationsform die Zusammenarbeit im Team als eine Methode die Anteile von Kooperation enthaumllt
In der GanovenshyKomoumldie Der Clou aus dem Jahre 1973 mit der Starbesetshyzung Paul Newman Robert Redford und Robert Shaw geht es darum dass zwei Trickbetruumlger (Robert Redford und Paul Newman) kooperieren um sich wirkungsvoll an dem groumlszligten Gangsterboss (Robert Shaw alias Lonshynegan) eines Syndikats in New York und Chicago zu raumlchen Da Lonnegan nicht mit einfachen Tricks zu uumlberlisten ist entwickeln die beiden einen komplizierten Plan und benoumltigen zunaumlchst Kapital fuumlr den entscheidenshyden Schlag das sie Lonnegan aus seiner Brieftasche stehlen Mit diesem Geld kauft sich der eine der beiden (Paul Newman) in ein Pokerspiel mit dem Gangsterboss ein und gewinnt aufgrund von Falschspiel Der andere (Robert Redford) weist Lonnegan auf den Betrug hin und gewinnt so das Vertrauen des Gangsterbosses Mit diesem Vertrauen uumlberzeugt er Lonneshygan in Pferdewetten zu investieren um sich an Paul New man zu raumlchen Derweil bauen die beiden Trickbetruumlger ein fingiertes Wettbuumlro auf Der Film geht in vielen Verwicklungen aber hochspannend weiter Das Drehshybuch gestaltet sich komplex und so auch die Kooperation die die beiden aufbauen Es braucht Konzentration aber vor allem eine klare Zielorienshytierung um dem Film und somit auch der Kooperation folgen zu koumlnnen
So braucht es auch eine klare Zielorientierung und Konzentration in Koshyoperationen wie auch in anderen Formen der Zusammenarbeit wie Intershyessensgemeinschaften Gruppenarbeit Netzwerk Teamwork Gemeinshyschaftsarbeit ndash wahrscheinlich lassen sich noch weitere Begrifflichkeiten finden
Warum ist es aus unserer Sicht wichtig diese Formen zu unterscheiden Als Grundvoraussetzung eine gute erfolgreiche und nachhaltige Koopeshyration gestalten zu koumlnnen sehen wir die Bewusstheit in welcher Form der Zusammenarbeit man sich bewegt um sich damit fuumlr eine dieser Meshy
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen 21
thoden ausdruumlcklich entscheiden zu koumlnnen Sich gemeinsam fuumlr eine dieser Formen zu entschlieszligen entscheidet auch uumlber den Grad der Vershybindlichkeit im Rahmen der Zusammenarbeit Klarheit und Transparenz uumlber die Form der Zusammenarbeit foumlrdern das Verstaumlndnis der eigenen Rolle was kann und will man in einer Kooperation leisten oder wann sollte man eine Mitarbeit in einer Kooperation auch ablehnen und Grenshyzen ziehen
Moumlgliche Gruumlnde fuumlr Ablehnung oder Grenzen koumlnnen sein
bull sich bewusst fuumlr eine Form der Zusammenarbeit zu entscheiden um die Konsequenzen zu tragen
bull die richtige Methode fuumlr den Zweck bewusst auswaumlhlen
bull die Komplexitaumlt von Kooperation besser zu verstehen
bull eine Kooperation zielfuumlhrend zu gestalten
bull moumlgliche Fallen von vornherein zu umgehen
Gerade in der Abgrenzung zur Arbeit im Team ist uns deutlich geworden dass viele Faktoren gleich oder aumlhnlich sind und doch grenzen sich diese beiden Formen der Zusammenarbeit ab Wo und wie sich Kooperation von den anderen Formen abgrenzt das werden wir in den naumlchsten Schritten herleiten Wir wuumlnschen dabei sehr wohl noch einen offenen Raum zur Diskussion und mit Sicherheit werden auch nicht alle Aspekte bis zur Vollshystaumlndigkeit erfasst sein
Ein erster Versuch zur Abgrenzung koumlnnte sein all diese Formen entlang einer Komplexitaumltslinie zu ordnen von Networking uumlber Gruppenarbeit bis zu Teamarbeit und Kooperation Entlang dieser Richtung steigt die Verbindlichkeit der Zusammenarbeit die Komplexitaumlt hingegen nimmt ab (Bild 4)
Unter Verbindlichkeit verstehen wir das Einverstaumlndnis und die Einwillishygung oder das Einlassen auf den Geschaumlftspartner Anders formuliert kann es die Verpflichtung dem Partner gegenuumlber sein fuumlr Entscheidunshygen gerade zu stehen oder auch finanzielle Entscheidungen mit zu tragen Dies ist beim Networking nicht gegeben Bei einer Gruppenarbeit traumlgt man wohl an der Gesamtverantwortung fuumlr das Ergebnis mit waumlhrend bei einer Teamarbeit die Verantwortung und die Verpflichtung jedes Einshyzelnen bereits staumlrker zunehmen Am staumlrksten ist die Verbindlichkeit sishycher im Rahmen einer Kooperation ausgepraumlgt insofern dass ich fuumlr meishynen Kooperationspartner und fuumlr die gemeinsam getragenen Entscheishydungen einstehe
22 2 Kooperation als Methode
Unter Komplexitaumlt begreifen wir dass mehr Einflussfaktoren eine Rolle spielen so ist zum Beispiel eine Kooperation mehrdimensional und vielshyschichtig Teamarbeit und Gruppenarbeit haben klare Regeln die in einer Kooperation erst verbindlich vereinbart werden muumlssen
1 Networking
Networking bedeutet Kontakte aufbauen pflegen und einen Nutzen darshyaus ziehen (egal welcher Art)2
Networking kann die Grundlage oder Grundvoraussetzung fuumlr eine gute Kooperation sein Ein Netzwerk kann sich zur Kooperation entwickeln eine Kooperation kann aber auch entstehen ohne dass es dazu vorab ein Netzwerk gab
Eine Kooperation hat ein klar definiertes Ziel waumlhrend ein Netzwerk oft aus dem Grundsatz kommt bdquoWir machen mal was zusammenldquo Ein Netzshywerk hat ein Thema und kein Ziel zum Beispiel das Thema bdquoCommitshymentldquo oder Hobbys oder Jobsuche Ein Netzwerk ist ein Angebot ein unshyverbindliches Angebot um lose Kontakte zu knuumlpfen und zu nutzen was man gebrauchen kann
Networking
Gruppenarbeit
Teamarbeit
Kooperation
Abnahme von Verbindlichkeit
Netzwerk
Gruppe
Team
System vonKooperationspartnern
Methoden mitkooperativen Anteilen
Methode die vonvielen Organisations-formen genutzt werdenkann
Steigerung von Komplexitaumlt
4
Bild 4 Organisationsformen mit ihren Methoden
Wir Menschen kooperieren von Natur aus 5
Wir Menschen kooperieren von Natur aus
Mit dieser Theorie startet Joachim Bauer einer der populaumlrsten Neuroshywissenschaftler ins 21 Jhdt gefolgt von zahlreichen Autoren wie Richard David Precht die glaubhaft argumentieren dass es sich nicht lohnt ein bdquoEgoistldquo zu sein Die nun vorliegende 2 Auflage dieses Buchs greift diese Thesen auf vertieft sie und entwickelt daraus ein Modell fuumlr die Zukunft
In der heutigen Wirtschaftswelt ist es notwendig zu kooperieren um ershyfolgreich Geschaumlfte zu fuumlhren und bestaumlndig am Markt zu bleiben Durch Kooperationen ergeben sich neue Geschaumlftsideen Innovationen kreative Produktloumlsungen und neue Wege Kooperationen realisieren all das was ohne Kooperationspartner um einiges langwieriger kostenaufwaumlndiger oder gar unmoumlglich waumlre
Die Natur hat dies bereits lange erkannt so kooperieren Tiere zum Beishyspiel Delfine Faultiere und Piranhas um zu uumlberleben Sich die Strategien der Tierwelt zunutze machen sie anzupassen fuumlr unsere Geschaumlftswelt und weiterzuentwickeln davon koumlnnen Unternehmen Organisationen Selbstaumlndige Fuumlhrungspersonen Angestellte TrainerBerater wie auch Privatpersonen profitieren Dieses Buch bietet Moumlglichkeiten Kooperatioshynen vielfaumlltig zu entdecken aber es will auch auf moumlgliche Fallen hinweishysen um daraus geeignete eigene Wege zu entdecken
Coshyoperare meint im Lateinischen bdquozusammenarbeitenldquo aber dahinter verstecken sich ungeahnte Moumlglichkeiten sich selbst und andere zu entshyfalten persoumlnlich wie fachlich
Kooperationen sind heutzutage nicht nur bdquonice to haveldquo sondern fast eine Grundvoraussetzung um in der Liga der Besten mitzuspielen Netzwerke Gruppen und Teams koumlnnen gelungene Formen sein die die Methode der Kooperation nutzen Diese Methode anzuwenden und gelungen umzusetshyzen setzt ein hohes Maszlig an Selbstbewusstheit voraus
Ich schaumltze es dringend erforderlich ein dem staumlndig steigenden Konkurshyrenzdruck ein Buch entgegenzusetzen das Mut macht
bull Kooperationen einzugehen
bull sich auf Kooperationen einzulassen
6 Wir Menschen kooperieren von Natur aus
bull Kooperationen aktiv zu gestalten
bull Kooperationen auch sinnvoll zu beenden und
bull eigene Wege fuumlr Kooperationen zu entdecken und zu entwickeln
Den Leserinnen und Lesern wuumlnsche ich viele nuumltzliche Anregungen fuumlr die eigenen Kooperationen
Prof Dr Dieter Frey LudwigshyMaximilianshyUniversitaumlt Muumlnchen Department Psychologie
Koopernikanische Wende 7
Koopernikanische Wende
Im Regierungsprogramm der deutschen Bundesregierung 2009 kommt das Wort bdquoWettbewerbldquo 86shymal vor das Wort bdquoKooperationldquo 16shymal Wettbewerb scheint zum Leitwert der Gegenwartsgesellschaft geworden zu sein obwohl er in keiner Verfassung der Welt bei den Grundwerten aufshyscheint und von keiner globalen Geistesschule oder Religion als Kernwert gewuumlrdigt wird bdquoWettbewerb ist in den meisten Bereichen die effizienshyteste Methode die wir kennenldquo meinte der Oumlkonom Friedrich August von Hayek ohne Belege fuumlr diese kuumlhne These vorzulegen Interdisziplinaumlre empirische Forschungsergebnisse ndash von der Spieltheorie zur Neurobioshyloge von der Sozialpsychologie bis zur Paumldagogik ndash kommen zu einem anshyderen Ergebnis Konkurrenz motiviert zwar aber schwaumlcher als Kooperashytion Der Grund Waumlhrend Kooperation uumlber gelingende Beziehungen motiviert ist der primaumlre Antriebsfaktor in der Konkurrenz ndash die Angst Angst ist ein sinnvoller Motivationsfaktor wenn Menschen kurzfristig auf der Flucht sind aber nicht im wirtschaftlichen und zwischenmenschlishychen Lebensalltag Zumal Kooperation staumlrker motiviert als Wettbewerb und auch menschlicher spricht ndash empirisch und ethisch ndash alles dafuumlr Wirtschaftsbeziehungen auf systemischer Kooperation aufzubauen Das erfordert ein Umdenken eine koopernikanische Wende
Die Menschennatur steht diesem Wandel nicht entgegen Unsere Gene zwingen uns zu keiner bestimmten Strategie Wie wir unsere Ziele erreishychen ob gegenshy oder miteinander daruumlber lassen sie uns voumlllige Freiheit Umso wichtiger ist es dass die Spielregeln diejenigen Werte belohnen die Beziehungen Gemeinschaften und Gesellschaften gelingen lassen Entshysprechend koumlnnten Krieg und Kannibalismus endlich auch zwischen Unshyternehmen verboten und Zusammenarbeit und Teilen stattdessen belohnt werden Was hindert uns daran Maumlrkte emotional und ethisch intelligent zu designen
Kooperation ist nicht nur besser fuumlr das Wohlbefinden sondern auch fuumlr das Selbstwertgefuumlhl Wessen Wert davon abhaumlngt dass ersie besser ist als andere und somit andere schlechter sind als einer selbst baut auf einem gleichermaszligen bruumlchigen wie fragwuumlrdigen psychischen Fundament Zur Angst schon morgen die LeadshyPosition und die damit verbundene Anshyerkennung zu verlieren gesellt sich der nagende Neid der Unterlegenen
8 Koopernikanische Wende
und bdquoLoserldquo Konkurrenz schwaumlcht den Charakter sie wirkt wie ein Bezieshyhungsgift
Selbstwert sollte aus dem Inneren kommen aus den Schaumltzen die in uns schlummern und die zu heben wir eingeladen sind Wenn wir unser Poshytenzial entfalten finden wir zu Sinn Authentizitaumlt und Freiheit Und wenn unsere Beziehungen gelingen werden wir gluumlcklich All dies wird durch Kooperation erleichtert und durch Wettbewerb erschwert bdquoKoopeshyration ist die Chefarchitektin der Evolutionldquo schreibt der Evolutionsshybiologe Martin Nowak Der Hirnforscher Gerald Huumlther meint bdquoDie bisshyherige Wettbewerbsgesellschaft in eine kooperative verantwortungsbeshywusste Gesellschaft umzuwandeln ist die attraktivste innovativste und wichtigste Aufgabe fuumlr den Mann von heute und morgenldquo Gehen wir sie alle gemeinsam an
Christian Felber Wirtschaftsreformer Autor des Buchs bdquoDie GemeinwohlshyOumlkonomieldquo
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10 Inhalt
Inhalt
1 Einfuumlhrung 12
2 Kooperation als Methode 15
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen bdquoDer Clouldquo 20
22 Kriterien fuumlr Gewinn bringende Kooperation bdquoArmageddonldquo 29
23 Wirtschaftlicher Nutzen bdquoA Beautiful Mindldquo 34
3 Kooperation aus Sicht der Anderen 41
31 Die Sicht der Biowissenschaft bdquoDeep Blueldquo 41
32 Die Sicht der Spieltheorie bdquoWege zum Ruhmldquo 50
4 Wege zur Kooperation 61
41 Das Eisbergmodell bdquoIm Rausch der Tiefeldquo 61
42 Von der Anpassung zur Autonomie bdquoDie Farbe des Geldesldquo 66
43 Kooperation aus systemischer Sicht bdquoDer Koch der Dieb seine Frau und ihr Liebhaberldquo 79
44 Die Spirale der Entwicklung bdquoEine Frage der Ehreldquo 89
5 Wege der Kooperation bdquoDas Schweigen der Laumlmmerldquo 103
51 Wahl der Kooperationspartner bdquoDer unsichtbare Dritteldquo 112
52 Beduumlrfnisse in Kooperationen bdquoMeerjungfrauen kuumlssen besserldquo 124
53 Die Rolle von Emotionen bdquoFire amp Iceldquo 130
Inhalt 11
54 Stoumlrungen und Konflikte bdquoMr amp Mrs Smithldquo 140
55 Gesetzliche Grundlagen bdquoDie Juryldquo 150
6 Interkulturelle Aspekte bdquoRed Corner ndash Labyrinth ohne Auswegldquo 154
7 Besonderheiten virtueller Kooperation bdquoDas Netzldquo 168
8 Best Practices 173
81 Kooperation auf dem Transportsektor 175
82 Innerbetriebliche Kooperation 177
83 Wie werden 11 Spielertrainer eine Nationalmannschaft 181
84 Kooperationen verleihen Fluumlgel 183
85 25 Jahre Gespraumlchsverhaltenstrainings ndash Eine Erfolgsgeschichte 187
86 Die Wirtschaftsordnung von morgen schon heute gestalten Die Summer University Alternative Economic and Monetary Systems 189
87 Wissenschaftlich kooperieren 191
88 Aus Konkurrenz wird Kooperation 195
89 Kooperation ndash Oder die Lust es einfach zu tun 198
810 Wirtschaftliche Schwierigkeiten lindern ndash Durch Kooperation uumlber die Krise 201
811 Niemand macht einen Job besser als ich selbst ndash Wie Egomanen im Fernsehbereich Kooperationen eingehen 203
9 Das Ende von Kooperationen bdquoDas Beste kommt zum Schlussldquo 207
10 Dankesworte 212
11 Verzeichnis der GastautorInnen 213
12 Quellennachweis 214
13 Verwendete und weiterfuumlhrende Literatur 217
14 Stichwortverzeichnis 222
12 1 Einfuumlhrung
1 Einfuumlhrung
Die heutige Wirtschaftslage stellt Unternehmer vor groszlige Herausfordeshyrungen vor allem sich gegenuumlber Mitbewerbern auch international durchzusetzen Viele Konkurrenten draumlngen auf den Markt und immer wieder gilt es Alleinstellungsmerkmale zu finden um sich abzuheben und weiterhin im Geschaumlft zu bleiben So geht es nicht nur groszligen Untershynehmen sondern auch mittelstaumlndischen und insbesondere Kleinshy und Kleinstunternehmern In Konkurrenz zu treten erfordert viel Energie imshymer wieder neue Ideen Innovationen groszliges eigenes Investment sowie einen sehr guten Uumlberblick uumlber den Markt und seine Anforderungen Wir Menschen kooperieren von Natur aus so schreibt Joachim Bauer in einem seiner Buumlcher das bedeutet dass der Mensch in Harmonie leben moumlchte und die Gemeinschaft mit anderen braucht um zu uumlberleben Leider geht diese Uumlberlegung im hektischen Alltag und im gar so harten Konkurrenzshykampf oft unter Wir sind der Uumlberzeugung dass im aufkommenden Zeitshyalter dem 6 Kondratieff (dazu spaumlter mehr) es auch darum geht aus der Konkurrenz hervorzutreten und neue Geschaumlftsmodelle zu nutzen und die Methode der Kooperation kann in diesem Zuge als eine sehr gute Grundlage dienen Dass Menschen sich danach sehnen in Frieden und Harmonie zusammen zu leben raus aus der Konkurrenz wollen sehen wir auch an der aufstrebenden Idee von Christian Felber der GemeinwohlshyOumlkonomie Menschen streben danach auch ihre wirtschaftlichen Untershynehmungen an sozialen und ethischen Werten wie
bull Menschenwuumlrde
bull Solidaritaumlt
bull oumlkologischer Nachhaltigkeit
bull sozialer Gerechtigkeit oder
bull Demokratie und Mitbestimmung
auszurichten um sich ein angenehmes Miteinander zu gestalten Die vieshylen Bewegungen die sich gegen Terrorismus und Kampfalluumlren richten zeugen von dem grundsaumltzlichen Beduumlrfnis der Menschen in Kooperatioshynen zu leben
Dieses Buch wendet sich an alle die bereits Kooperationen eingegangen sind und Ideen und Anregungen brauchen koumlnnten ihre eigenen Koopeshy
1 Einfuumlhrung 13
rationen zu uumlberdenken und erfolgreich zu gestalten Es richtet sich auch an jene die sich bislang ganz dem Motto der Konkurrenz verschrieben haben und neugierig sind ethisch verantwortungsbewusste Wege fuumlr Geshyschaumlftsmodelle zu ent decken
Eine dritte Zielgruppe sind all jene die Freude daran finden sich auszushyprobieren und es wagen wollen eine fuumlr sie ganz neue Methode zu entdeshycken und die bislang noch nie kooperiert haben Sie werden Anregungen erhalten wie Sie eine Kooperation beginnen koumlnnen wie Sie Kooperatishyonspartner finden koumlnnen und fuumlr welche Aspekte einer Kooperation es hilfreich ist sie im Auge zu behalten
Diesem Buch sind zahlreiche kleinere und groumlszligere Kooperationen vorausshygegangen Zuallererst die Kooperation mit dem Verlag mit dem Ziel dieshyses Buch herauszubringen Im Weiteren die Kooperation mit allen unseshyren GastautorInnen die uns Ihre ganz persoumlnliche Sicht als Dialogkomshymentar oder ihre Erfahrungen in Form eines Praxisbeispiels zur Verfuumlshygung gestellt haben Und nicht zuletzt unsere eigene Kooperation als AutorInnen dieses Buches die wir selbst in eigenen Phasen erlebt haben und bei der wir fuumlr uns wichtige Erfahrungen machen konnten die in dieshyses Buch einflieszligen Wie bei einem guten Dokumentarfilm kannten wir am Beginn unserer Recherche die Antworten auf manche Frage die wir in diesem Buch stellen noch nicht aber wir konnten im Laufe unserer Liteshyraturrecherche und unserer zahlreichen Diskussionen mit Kol legInnen viele neue Erkenntnisse sammeln und konnten viele Ideen in der Entsteshyhungszeit dieses Buches selbst gut umsetzen Viele ergaumlnzende Erfahrunshygen sind nun auch in die 2 Auflage eingeflossen
Wir haben die Kapitel des Buches mit Filmtiteln uumlberschrieben und greishyfen immer wieder die Parallele zum Film auf Einerseits weil wir beide gute Filme moumlgen andererseits weil es auch rund um die Filmarbeit gelingende Kooperationen braucht damit der Film erfolgreich wird etwa zwischen Regisseur und Produzent oder Produzent und Verleih Die bdquodirekteldquo Arbeit am Film ist zwar nicht grundsaumltzlich eine Arbeit in Kooperation sondern mehr eine streng hierarchische ndash der Regisseur gibt die Richtung vor und traumlgt auch die Verantwortung Aber insgesamt zeigt das Thema Film sehr exemplarisch dass beides gut nebeneinander stehen kann ndash Kooperation und Hierarchie Die erlaumluternden Filmbeschreibungen sind in den meisshyten Faumlllen dem OnlineshyLexikon Wikipedia entnommen
Wenn wir von Kooperationspartnern sprechen dann meinen wir einshyzelne Personen aber durchaus auch Organisationen und Institutionen die haumlufig hinter den Personen stehen
Was erwartet Sie an Inhalten
14 1 Einfuumlhrung
bull Wir beginnen (Kapitel 2) mit einer Definition von Kooperation und der Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen um anschlieszligend mit gleichem Informationsstand mit Ihnen als unserem Leser tiefer in Kooperationen einzusteigen Dazu gehoumlren auch Uumlberlegungen wie der Nutzen von Kooperationen aussieht und die Diskussion uumlber Gewinn bringende Kriterien
bull Wir sprechen uumlber grundlegende Uumlberlegungen aus der Naturwissenshyschaft (Kapitel 3) um daraus konkrete Anregungen fuumlr wirtschaftshyliche Kooperationen abzuleiten Hier bekommen Sie Ideen wie in der Natur kooperiert wird
bull Im Anschluss hieran (Kapitel 4 und 5) werden Sie Perspektiven kennen lernen aus denen Sie Kooperationen beleuchten koumlnnen wie zum Beispiel die systemische Perspektive aus Sicht der Organishysationsentwicklungsphasen oder auch aus Sicht des Modells der Trans aktionsanalyse In Kapitel 5 unserem zentralen Kapitel stellen wir Ihnen den von uns entwickelten Weg einer Kooperation vor mit dem wir Sie anregen wollen Ihren eigenen Weg darauf aufzubauen
bull In Kapitel 6 beleuchten wir beachtenswerte und wichtige Aspekte in Kooperationen wie die Wahl von Kooperationspartner(n) den Umgang mit Beduumlrfnissen und Konflikten in Kooperationen und wichtige gesetzliche Rahmenbedingungen die zu beachten sind In Kapitel 7 werden diese Aspekte noch ergaumlnzt um die Sicht ins intershynationale Umfeld sowie ins virtuelle bdquoNetzldquo
bull BestshyPracticeshyBeispiele (Kapitel 8) sollen Sie ermutigen ermuntern nachdenklich stimmen anregen und motivieren selbst auszuproshybieren nachzueifern oder auch Dinge ganz anders zu machen
bull Abschlieszligend beschaumlftigen wir uns mit dem Ende von Koopera tioshynen einem wichtigen Aspekt um daraus fuumlr zukuumlnftige Kooperatioshynen zu lernen und sich in guter Art und Weise von seinem Kooperashytionspartner zu verabschieden und selbst loslassen zu koumlnnen (Kapitel 9)
Wir selber kooperieren sehr gerne und sind oft bereichert mit Eindruumlcken Erfahrungen neuen Ideen und neuen Menschen Und aus dieser Leidenshyschaft ist die Idee fuumlr dieses Buch geboren Angespornt durch die Idee eishygene Kooperationen mit diesem Buch zu vertiefen haben wir uns entshyschlossen unsere Ideen und auch die von Kollegen zusammenzutragen und zu veroumlffentlichen
Wir wuumlnschen Ihnen viel Freude und viel Erfolg mit Ihren bestehenden und zukuumlnftigen Kooperationspartnern
Stefanie Widmann und Martin Seibt
2 Kooperation als Methode 15
2 Kooperation als Methode
Kooperation ein viel verwendetes (Unshy)Wort Oft gleichgesetzt mit Zushysammenarbeit Interessensgemeinschaft Gruppenarbeit Netzwerk Teamwork Gemeinschaftsarbeit Aber was ist Kooperation konkret
Wir verstehen Kooperation als eine Methode ein Vorgehen und nicht als Organisationsform Fuumlr uns bedeutet Kooperation einen Weg der gemeinshysam beschritten wird Dabei schaffen die Kooperationspartner einen geshymeinsamen Nutzen der von allen Beteiligten akzeptiert wird und damit zu einer tragfaumlhigen Vereinbarung beitraumlgt Die Kooperationspartner ershyleichtern sich dadurch das Erreichen eines gemeinsamen Zieles
Das Lateinische bdquocooperatioldquo bedeutet Zusammenarbeit und Mitwirkung und findet in Gruppen Teams Organisationen statt
Ein erster Definitionsversuch Kooperation als ein gemeinsames Tun von Individuen oder GruppenOrganisationen mit fuumlr die beteiligten Seiten Gewinn bringendem Sinn und Nutzen Ganz nach dem Prinzip bdquoQuid pro quoldquo ich gebe und bekomme dafuumlr eine Gegenleistung
Dabei kommt es nicht nur darauf an sondern es ist eine erste Bedingung dass alle beteiligten Kooperationspartner sich einem gemeinsamen Ziel verschreiben das ohne einen der Kooperationspartner nicht oder ershyschwert erreichbar waumlre Wir verstehen Kooperation als eine Methode oder ein Mittel und nicht als eine Organisationsform
Wie sehe ich Kooperationen
Wenn es um die Frage geht bdquoWie aufgeschlossen zeige ich mich gegenuumlber Kooperationldquo werden unsere Mitmenschen sich wohl in uumlberwiegender Zahl positiv aumluszligern und ihre Bereitschaft zu kooperieren nachdruumlcklich be-staumltigen Wer raumlumt schon freiwillig seinen Hang zur Egozentrik ein
Und in der Tat die sbquozwanglosenlsquo Kooperationen des Alltags gehen den meisten von uns als soziale Wesen sbquogutlsquo von der Hand Wir ziehen unseren gegenseitigen Nutzen aus gemeinsam gelingender Interdependenz
Kooperation in der herrschenden Arbeitswelt erweist sich da schon als komplizierter Immer noch herrscht Dominanz vor Machtbalance Missach-tung statt gegenseitiger Anerkennung Durchsetzung der eigenen Interes-sen gegenuumlber wechselseitiger Verstaumlndigungsorientierung
16 2 Kooperation als Methode
Die Rollenanforderungen im Berufsleben erscheinen rigide die Weisungen minuzioumls der jeweilige Handlungsspielraum minimal
Der Erwartungs- und Kostendruck auf die Institutionen und Unternehmen steigt und ndash so der positive Effekt ndash foumlrdert die Tendenz hin zur Koopera-tion Fuumlr die Beteiligten heiszligt es ihre Ressourcen zu buumlndeln neben ande-ren Maszlignahmen die der marktorientierten Kooperation zu ergreifen und zu pflegen
Vielfaumlltige Beispiele aus Entwicklung und Forschung sowie der Industrie be-legen produktive Kooperation die wiederum wettbewerbsfaumlhige Innova-tion generiert Soll heiszligen gelingende Kooperation setzt zu erfuumlllende Grundbedingungen voraus Eine davon verlangt Kompetenzen der Koope-rationspartner Zwei weitere repraumlsentieren sich in menschlich-sozialer und fachlich-professioneller Kompetenz
Rolf Lindemann LindemannLeads
Einen anderen Ansatz einer Definition finden Sie bei Christian Felber in seiner Gemeinwohloumlkonomie Er definiert Kooperation uumlber die Motivashytion Er sagt Kooperation motiviert uumlber gelingende Beziehung Anerkenshynung Wertschaumltzung gemeinsame Zielsetzung und shyerreichung waumlhshyrend Konkurrenz primaumlr uumlber Angst und Siegeslust motiviert
Fuumlr die Dauer einer Kooperation vereinbaren die Kooperationspartner eine systemische Vorgehensweise die sehr unterschiedlich aussehen kann Wir wollen diese Vorgehensweisen im Folgenden mit Figuren beshyzeichnen Wie koumlnnen diese aussehen
Kooperation von zweiIndividuen ndash es kann
hinter jedem derIndividuen ein System
stehen
T + Organi- sation
Kooperation vonzwei Individuenoder von zweiUnternehmen
T
Kooperations-
rahmen
Kooperation vonmehreren Individuen
T
T = Kooperationsthema
= IndividuumEinzelpersonSelbstaumlndiger
= Mitarbeiter eines Unternehmens
2
Bild 1 Grundlegende Kooperationsfiguren
2 Kooperation als Methode 17
Die allereinfachste und grundlegendste Figur ist sicherlich die Kooperashytion zwischen zwei Individuen oder zwischen zwei Unternehmen Wenn es sich um die Kooperation von zwei Individuen handelt kann sich hinter jeder Person auch eine Organisation oder ein Unternehmen wiederfinden (Bild 1) Es koumlnnen aber durchaus auch mehrere Individuen oder mehrere Organisationen miteinander kooperieren
In einer weiteren Kooperationskonstellation koumlnnen wir uns vorstellen dass hinter einem der Kooperationspartner ein ganzes System steckt Dashydurch scheint uns gewaumlhrleistet dass ua eine groumlszligere Finanzkraft Einshyfluss und Macht fuumlr die Kooperation zur Verfuumlgung stehen koumlnnen Demshygegenuumlber werden Absprachen immer notwendiger Vertraumlge sollten imshymer ausgefeilter sein es wird nicht nur komplexer sondern auch komplishyzierter Komplizierter koumlnnen Kooperationen werden weil mehr Parteien mitsprechen und mitentscheiden bzw Einfluss nehmen (Bild 2) Erst recht wenn die Parteien aus unterschiedlichen Kulturen stammen aber dazu mehr in Kapitel 7
Wir werden spaumlter noch auf die genaue Abgrenzung zwischen Kooperatioshynen und Teams eingehen indessen wollen wir schon einmal darauf hinshyweisen dass Kooperationen auch aus Teams heraus entstehen koumlnnen Denkbar ist dass zwei Teammitglieder zu einem anderen Thema das nichts mit ihrem Projekt oder ihrer Teamarbeit zu tun hat kooperieren ndash zum Beispiel ein Buch gemeinsam schreiben eine Weiterbildung anbieshyten ein innovatives Produkt gemeinsam erfinden und produzierenhellip
Gewiss besteht dazu die Moumlglichkeit dass ein Teammitglied sich in einer Kooperation Unterstuumltzung holt um seine Aufgaben im Rahmen der Teamarbeit oder im Rahmen seiner Arbeitspakete im Projekt erfolgreich zu erledigen und zu loumlsen (Bild 3)
Unternehmen oderOrganisationen
die imHintergrund stehen
Kooperation von
mehreren Individuen T
1
Bild 2 Komplexe Kooperationsfiguren
18 2 Kooperation als Methode
Wie definiere ich Kooperation
Kooperation definieren ist doch ganz einfach ndash da hat man doch so seine Vorstellung und da fallen mir ja gleich die vielen selbst mal eingegangen Kooperationen ein ndash mit anderen Instituten Personen Und da blitzen die Gedanken wieder auf als die Kooperation beendet war bdquoWar gutldquo bdquonie wiederldquo bdquoganz schoumln uumlber den Tisch gezogen wordenldquo bdquowas hab ich jetzt davon gehabtldquo bdquoauszliger Spesen nichts gewesenldquohellip
Das ist leicht wenn zwei Baugesellschaften kooperieren um einen groszligen Auftrag durchfuumlhren zu koumlnnen das mag auch noch gut angehen wenn zwei Entwicklungsabteilungen gemeinsam ein Produkt entwickeln das dann getrennt auf den Markt gebracht wird
Der Zusammenschluss um Ressourcen zu buumlndeln heiszligt immer auch Sou-veraumlnitaumlt aufgeben und verlangt von den Kooperationspartnern auf glei-cher Augenhoumlhe zu agieren
So hat jede Kooperation zwar die Chance Energien zu potenzieren jedoch auch das Risiko Balance zwischen den Kooperationspartnern zu halten Es ist das Wir das Gemeinsame das zu spuumlren sein soll Das ist die Grund-voraussetzung fuumlr gelungene Kooperation
Mit dem Sprichwort bdquoDer kluge Egoist kooperiert hellipldquo kann ich nun wahrlich nichts anfangen Huumlte dich vor diesen Personen
Heinrich Salfenauer keytrain Beratungs- und Trainingsunternehmen
Kooperation ausgehend
von einem Team
T = Kooperationsthema
= Teammitglied
= Externer
Ein Teammitglied holtsich zu seinem ThemaUnterstuumltzung durcheine Kooperation von
auszligen
Zwei Teammitgliederkooperieren zu einem
anderen ThemaKooperationsrahmen
T
T
Team
3
Bild 3 Kooperation aus Teams heraus
2 Kooperation als Methode 19
Wie viele Kooperationspartner vertraumlgt eine Kooperation
Nach diesen Figuren scheinen uns zwei bis maximal vier Hauptagierende sinnvoll wobei durchaus im Hintergrund mehrere Personen mit handeln koumlnnen Und dann ist noch die Frage zu klaumlren Wer fuumlhrt die Kooperashytion
Aus unserer Sicht braucht es statt einer klaren Hierarchie ein klares Ziel welches in gegenseitiger Kommunikation gut ausgehandelt sein soll Das bedeutet im Sinne der Gleichberechtigung die Inhalte genau ausdiskutieshyren und sich durch Worte uumlberzeugen Genuumlgend warnende Beispiele hashyben gezeigt dass die Kooperation mehr einer Uumlbernahme aumlhnelt wenn ein Kooperationspartner die vermeintliche Fuumlhrung behaumllt Aus unserer Sicht unterstuumltzen folgende kommunikativen Aspekte das Gelingen einer Kooperation ohne dass hierarchische Fuumlhrungsanspruumlche geltend geshymacht werden muumlssen Sie sind dem Verstaumlndigungsprinzip in Argumenshytationen von Josef Kopperschmidt entnommen weil wir meinen aumlhnlich wie in der Argumentation geht es in Kooperationen darum seinen Geshyspraumlchspartner zu uumlberzeugen ihn zu gewinnen und im Dialog gemeinshysam mit ihm die Kooperationsinhalte auszuhandeln und nicht qua seiner Autoritaumlt oder Fuumlhrungsfunktion zu bestimmen
Bedingung gelingender Kooperation1
bull Mitspracherecht aller BetroffenenBeteiligten
bull Redefreiheit
bull Sicherung von Meinungsvielfalt
bull Symmetrische Kommunikationschancen
bull Aumlchtung aller Gewalt
bull Uumlberzeugungsbereitschaft
Wir sind der Meinung Kooperation ist eine Methode die der gegenseitishygen Verstaumlndigung dient und voraussetzt dass die Beteiligten sich als gleichberechtigte Partner erleben dabei an Meinungsaustausch und auch an Meinungsvielfalt interessiert sind und sicherstellen dass innerhalb ihshyrer Kooperation alle Beteiligten Mitsprachrecht haben
Wir wollen im folgenden Kapitel einen Schritt weiter gehen und uns mit der Abgrenzung zu anderen Formen der Zusammenarbeit beschaumlftigen
20 2 Kooperation als Methode
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen bdquoDer Clouldquo
Die Abgrenzung zu anderen Formen der Zusammenarbeit erfahren wir als eine der schwierigsten Fragen in unserem Buch Einer unserer Kollegen stellte waumlhrend einer Diskussion diese Fragestellung in Zweifel bdquoIhr wollt Kooperation von Team unterscheiden Na dann wuumlnsche ich Euch viel Spaszligldquo
Der wahre Kern dieser ironischen Bemerkung liegt darin dass in der gaumlnshygigen Literatur Kooperation oft gleichgesetzt wird mit Organisationsforshymen Das halten wir fuumlr vorschnell und bewerten es als irrefuumlhrend Wir unterscheiden Methode und Organisationsform in unserem Buch So seshyhen wir ein Team als eine Organisationsform die Zusammenarbeit im Team als eine Methode die Anteile von Kooperation enthaumllt
In der GanovenshyKomoumldie Der Clou aus dem Jahre 1973 mit der Starbesetshyzung Paul Newman Robert Redford und Robert Shaw geht es darum dass zwei Trickbetruumlger (Robert Redford und Paul Newman) kooperieren um sich wirkungsvoll an dem groumlszligten Gangsterboss (Robert Shaw alias Lonshynegan) eines Syndikats in New York und Chicago zu raumlchen Da Lonnegan nicht mit einfachen Tricks zu uumlberlisten ist entwickeln die beiden einen komplizierten Plan und benoumltigen zunaumlchst Kapital fuumlr den entscheidenshyden Schlag das sie Lonnegan aus seiner Brieftasche stehlen Mit diesem Geld kauft sich der eine der beiden (Paul Newman) in ein Pokerspiel mit dem Gangsterboss ein und gewinnt aufgrund von Falschspiel Der andere (Robert Redford) weist Lonnegan auf den Betrug hin und gewinnt so das Vertrauen des Gangsterbosses Mit diesem Vertrauen uumlberzeugt er Lonneshygan in Pferdewetten zu investieren um sich an Paul New man zu raumlchen Derweil bauen die beiden Trickbetruumlger ein fingiertes Wettbuumlro auf Der Film geht in vielen Verwicklungen aber hochspannend weiter Das Drehshybuch gestaltet sich komplex und so auch die Kooperation die die beiden aufbauen Es braucht Konzentration aber vor allem eine klare Zielorienshytierung um dem Film und somit auch der Kooperation folgen zu koumlnnen
So braucht es auch eine klare Zielorientierung und Konzentration in Koshyoperationen wie auch in anderen Formen der Zusammenarbeit wie Intershyessensgemeinschaften Gruppenarbeit Netzwerk Teamwork Gemeinshyschaftsarbeit ndash wahrscheinlich lassen sich noch weitere Begrifflichkeiten finden
Warum ist es aus unserer Sicht wichtig diese Formen zu unterscheiden Als Grundvoraussetzung eine gute erfolgreiche und nachhaltige Koopeshyration gestalten zu koumlnnen sehen wir die Bewusstheit in welcher Form der Zusammenarbeit man sich bewegt um sich damit fuumlr eine dieser Meshy
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen 21
thoden ausdruumlcklich entscheiden zu koumlnnen Sich gemeinsam fuumlr eine dieser Formen zu entschlieszligen entscheidet auch uumlber den Grad der Vershybindlichkeit im Rahmen der Zusammenarbeit Klarheit und Transparenz uumlber die Form der Zusammenarbeit foumlrdern das Verstaumlndnis der eigenen Rolle was kann und will man in einer Kooperation leisten oder wann sollte man eine Mitarbeit in einer Kooperation auch ablehnen und Grenshyzen ziehen
Moumlgliche Gruumlnde fuumlr Ablehnung oder Grenzen koumlnnen sein
bull sich bewusst fuumlr eine Form der Zusammenarbeit zu entscheiden um die Konsequenzen zu tragen
bull die richtige Methode fuumlr den Zweck bewusst auswaumlhlen
bull die Komplexitaumlt von Kooperation besser zu verstehen
bull eine Kooperation zielfuumlhrend zu gestalten
bull moumlgliche Fallen von vornherein zu umgehen
Gerade in der Abgrenzung zur Arbeit im Team ist uns deutlich geworden dass viele Faktoren gleich oder aumlhnlich sind und doch grenzen sich diese beiden Formen der Zusammenarbeit ab Wo und wie sich Kooperation von den anderen Formen abgrenzt das werden wir in den naumlchsten Schritten herleiten Wir wuumlnschen dabei sehr wohl noch einen offenen Raum zur Diskussion und mit Sicherheit werden auch nicht alle Aspekte bis zur Vollshystaumlndigkeit erfasst sein
Ein erster Versuch zur Abgrenzung koumlnnte sein all diese Formen entlang einer Komplexitaumltslinie zu ordnen von Networking uumlber Gruppenarbeit bis zu Teamarbeit und Kooperation Entlang dieser Richtung steigt die Verbindlichkeit der Zusammenarbeit die Komplexitaumlt hingegen nimmt ab (Bild 4)
Unter Verbindlichkeit verstehen wir das Einverstaumlndnis und die Einwillishygung oder das Einlassen auf den Geschaumlftspartner Anders formuliert kann es die Verpflichtung dem Partner gegenuumlber sein fuumlr Entscheidunshygen gerade zu stehen oder auch finanzielle Entscheidungen mit zu tragen Dies ist beim Networking nicht gegeben Bei einer Gruppenarbeit traumlgt man wohl an der Gesamtverantwortung fuumlr das Ergebnis mit waumlhrend bei einer Teamarbeit die Verantwortung und die Verpflichtung jedes Einshyzelnen bereits staumlrker zunehmen Am staumlrksten ist die Verbindlichkeit sishycher im Rahmen einer Kooperation ausgepraumlgt insofern dass ich fuumlr meishynen Kooperationspartner und fuumlr die gemeinsam getragenen Entscheishydungen einstehe
22 2 Kooperation als Methode
Unter Komplexitaumlt begreifen wir dass mehr Einflussfaktoren eine Rolle spielen so ist zum Beispiel eine Kooperation mehrdimensional und vielshyschichtig Teamarbeit und Gruppenarbeit haben klare Regeln die in einer Kooperation erst verbindlich vereinbart werden muumlssen
1 Networking
Networking bedeutet Kontakte aufbauen pflegen und einen Nutzen darshyaus ziehen (egal welcher Art)2
Networking kann die Grundlage oder Grundvoraussetzung fuumlr eine gute Kooperation sein Ein Netzwerk kann sich zur Kooperation entwickeln eine Kooperation kann aber auch entstehen ohne dass es dazu vorab ein Netzwerk gab
Eine Kooperation hat ein klar definiertes Ziel waumlhrend ein Netzwerk oft aus dem Grundsatz kommt bdquoWir machen mal was zusammenldquo Ein Netzshywerk hat ein Thema und kein Ziel zum Beispiel das Thema bdquoCommitshymentldquo oder Hobbys oder Jobsuche Ein Netzwerk ist ein Angebot ein unshyverbindliches Angebot um lose Kontakte zu knuumlpfen und zu nutzen was man gebrauchen kann
Networking
Gruppenarbeit
Teamarbeit
Kooperation
Abnahme von Verbindlichkeit
Netzwerk
Gruppe
Team
System vonKooperationspartnern
Methoden mitkooperativen Anteilen
Methode die vonvielen Organisations-formen genutzt werdenkann
Steigerung von Komplexitaumlt
4
Bild 4 Organisationsformen mit ihren Methoden
6 Wir Menschen kooperieren von Natur aus
bull Kooperationen aktiv zu gestalten
bull Kooperationen auch sinnvoll zu beenden und
bull eigene Wege fuumlr Kooperationen zu entdecken und zu entwickeln
Den Leserinnen und Lesern wuumlnsche ich viele nuumltzliche Anregungen fuumlr die eigenen Kooperationen
Prof Dr Dieter Frey LudwigshyMaximilianshyUniversitaumlt Muumlnchen Department Psychologie
Koopernikanische Wende 7
Koopernikanische Wende
Im Regierungsprogramm der deutschen Bundesregierung 2009 kommt das Wort bdquoWettbewerbldquo 86shymal vor das Wort bdquoKooperationldquo 16shymal Wettbewerb scheint zum Leitwert der Gegenwartsgesellschaft geworden zu sein obwohl er in keiner Verfassung der Welt bei den Grundwerten aufshyscheint und von keiner globalen Geistesschule oder Religion als Kernwert gewuumlrdigt wird bdquoWettbewerb ist in den meisten Bereichen die effizienshyteste Methode die wir kennenldquo meinte der Oumlkonom Friedrich August von Hayek ohne Belege fuumlr diese kuumlhne These vorzulegen Interdisziplinaumlre empirische Forschungsergebnisse ndash von der Spieltheorie zur Neurobioshyloge von der Sozialpsychologie bis zur Paumldagogik ndash kommen zu einem anshyderen Ergebnis Konkurrenz motiviert zwar aber schwaumlcher als Kooperashytion Der Grund Waumlhrend Kooperation uumlber gelingende Beziehungen motiviert ist der primaumlre Antriebsfaktor in der Konkurrenz ndash die Angst Angst ist ein sinnvoller Motivationsfaktor wenn Menschen kurzfristig auf der Flucht sind aber nicht im wirtschaftlichen und zwischenmenschlishychen Lebensalltag Zumal Kooperation staumlrker motiviert als Wettbewerb und auch menschlicher spricht ndash empirisch und ethisch ndash alles dafuumlr Wirtschaftsbeziehungen auf systemischer Kooperation aufzubauen Das erfordert ein Umdenken eine koopernikanische Wende
Die Menschennatur steht diesem Wandel nicht entgegen Unsere Gene zwingen uns zu keiner bestimmten Strategie Wie wir unsere Ziele erreishychen ob gegenshy oder miteinander daruumlber lassen sie uns voumlllige Freiheit Umso wichtiger ist es dass die Spielregeln diejenigen Werte belohnen die Beziehungen Gemeinschaften und Gesellschaften gelingen lassen Entshysprechend koumlnnten Krieg und Kannibalismus endlich auch zwischen Unshyternehmen verboten und Zusammenarbeit und Teilen stattdessen belohnt werden Was hindert uns daran Maumlrkte emotional und ethisch intelligent zu designen
Kooperation ist nicht nur besser fuumlr das Wohlbefinden sondern auch fuumlr das Selbstwertgefuumlhl Wessen Wert davon abhaumlngt dass ersie besser ist als andere und somit andere schlechter sind als einer selbst baut auf einem gleichermaszligen bruumlchigen wie fragwuumlrdigen psychischen Fundament Zur Angst schon morgen die LeadshyPosition und die damit verbundene Anshyerkennung zu verlieren gesellt sich der nagende Neid der Unterlegenen
8 Koopernikanische Wende
und bdquoLoserldquo Konkurrenz schwaumlcht den Charakter sie wirkt wie ein Bezieshyhungsgift
Selbstwert sollte aus dem Inneren kommen aus den Schaumltzen die in uns schlummern und die zu heben wir eingeladen sind Wenn wir unser Poshytenzial entfalten finden wir zu Sinn Authentizitaumlt und Freiheit Und wenn unsere Beziehungen gelingen werden wir gluumlcklich All dies wird durch Kooperation erleichtert und durch Wettbewerb erschwert bdquoKoopeshyration ist die Chefarchitektin der Evolutionldquo schreibt der Evolutionsshybiologe Martin Nowak Der Hirnforscher Gerald Huumlther meint bdquoDie bisshyherige Wettbewerbsgesellschaft in eine kooperative verantwortungsbeshywusste Gesellschaft umzuwandeln ist die attraktivste innovativste und wichtigste Aufgabe fuumlr den Mann von heute und morgenldquo Gehen wir sie alle gemeinsam an
Christian Felber Wirtschaftsreformer Autor des Buchs bdquoDie GemeinwohlshyOumlkonomieldquo
9
10 Inhalt
Inhalt
1 Einfuumlhrung 12
2 Kooperation als Methode 15
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen bdquoDer Clouldquo 20
22 Kriterien fuumlr Gewinn bringende Kooperation bdquoArmageddonldquo 29
23 Wirtschaftlicher Nutzen bdquoA Beautiful Mindldquo 34
3 Kooperation aus Sicht der Anderen 41
31 Die Sicht der Biowissenschaft bdquoDeep Blueldquo 41
32 Die Sicht der Spieltheorie bdquoWege zum Ruhmldquo 50
4 Wege zur Kooperation 61
41 Das Eisbergmodell bdquoIm Rausch der Tiefeldquo 61
42 Von der Anpassung zur Autonomie bdquoDie Farbe des Geldesldquo 66
43 Kooperation aus systemischer Sicht bdquoDer Koch der Dieb seine Frau und ihr Liebhaberldquo 79
44 Die Spirale der Entwicklung bdquoEine Frage der Ehreldquo 89
5 Wege der Kooperation bdquoDas Schweigen der Laumlmmerldquo 103
51 Wahl der Kooperationspartner bdquoDer unsichtbare Dritteldquo 112
52 Beduumlrfnisse in Kooperationen bdquoMeerjungfrauen kuumlssen besserldquo 124
53 Die Rolle von Emotionen bdquoFire amp Iceldquo 130
Inhalt 11
54 Stoumlrungen und Konflikte bdquoMr amp Mrs Smithldquo 140
55 Gesetzliche Grundlagen bdquoDie Juryldquo 150
6 Interkulturelle Aspekte bdquoRed Corner ndash Labyrinth ohne Auswegldquo 154
7 Besonderheiten virtueller Kooperation bdquoDas Netzldquo 168
8 Best Practices 173
81 Kooperation auf dem Transportsektor 175
82 Innerbetriebliche Kooperation 177
83 Wie werden 11 Spielertrainer eine Nationalmannschaft 181
84 Kooperationen verleihen Fluumlgel 183
85 25 Jahre Gespraumlchsverhaltenstrainings ndash Eine Erfolgsgeschichte 187
86 Die Wirtschaftsordnung von morgen schon heute gestalten Die Summer University Alternative Economic and Monetary Systems 189
87 Wissenschaftlich kooperieren 191
88 Aus Konkurrenz wird Kooperation 195
89 Kooperation ndash Oder die Lust es einfach zu tun 198
810 Wirtschaftliche Schwierigkeiten lindern ndash Durch Kooperation uumlber die Krise 201
811 Niemand macht einen Job besser als ich selbst ndash Wie Egomanen im Fernsehbereich Kooperationen eingehen 203
9 Das Ende von Kooperationen bdquoDas Beste kommt zum Schlussldquo 207
10 Dankesworte 212
11 Verzeichnis der GastautorInnen 213
12 Quellennachweis 214
13 Verwendete und weiterfuumlhrende Literatur 217
14 Stichwortverzeichnis 222
12 1 Einfuumlhrung
1 Einfuumlhrung
Die heutige Wirtschaftslage stellt Unternehmer vor groszlige Herausfordeshyrungen vor allem sich gegenuumlber Mitbewerbern auch international durchzusetzen Viele Konkurrenten draumlngen auf den Markt und immer wieder gilt es Alleinstellungsmerkmale zu finden um sich abzuheben und weiterhin im Geschaumlft zu bleiben So geht es nicht nur groszligen Untershynehmen sondern auch mittelstaumlndischen und insbesondere Kleinshy und Kleinstunternehmern In Konkurrenz zu treten erfordert viel Energie imshymer wieder neue Ideen Innovationen groszliges eigenes Investment sowie einen sehr guten Uumlberblick uumlber den Markt und seine Anforderungen Wir Menschen kooperieren von Natur aus so schreibt Joachim Bauer in einem seiner Buumlcher das bedeutet dass der Mensch in Harmonie leben moumlchte und die Gemeinschaft mit anderen braucht um zu uumlberleben Leider geht diese Uumlberlegung im hektischen Alltag und im gar so harten Konkurrenzshykampf oft unter Wir sind der Uumlberzeugung dass im aufkommenden Zeitshyalter dem 6 Kondratieff (dazu spaumlter mehr) es auch darum geht aus der Konkurrenz hervorzutreten und neue Geschaumlftsmodelle zu nutzen und die Methode der Kooperation kann in diesem Zuge als eine sehr gute Grundlage dienen Dass Menschen sich danach sehnen in Frieden und Harmonie zusammen zu leben raus aus der Konkurrenz wollen sehen wir auch an der aufstrebenden Idee von Christian Felber der GemeinwohlshyOumlkonomie Menschen streben danach auch ihre wirtschaftlichen Untershynehmungen an sozialen und ethischen Werten wie
bull Menschenwuumlrde
bull Solidaritaumlt
bull oumlkologischer Nachhaltigkeit
bull sozialer Gerechtigkeit oder
bull Demokratie und Mitbestimmung
auszurichten um sich ein angenehmes Miteinander zu gestalten Die vieshylen Bewegungen die sich gegen Terrorismus und Kampfalluumlren richten zeugen von dem grundsaumltzlichen Beduumlrfnis der Menschen in Kooperatioshynen zu leben
Dieses Buch wendet sich an alle die bereits Kooperationen eingegangen sind und Ideen und Anregungen brauchen koumlnnten ihre eigenen Koopeshy
1 Einfuumlhrung 13
rationen zu uumlberdenken und erfolgreich zu gestalten Es richtet sich auch an jene die sich bislang ganz dem Motto der Konkurrenz verschrieben haben und neugierig sind ethisch verantwortungsbewusste Wege fuumlr Geshyschaumlftsmodelle zu ent decken
Eine dritte Zielgruppe sind all jene die Freude daran finden sich auszushyprobieren und es wagen wollen eine fuumlr sie ganz neue Methode zu entdeshycken und die bislang noch nie kooperiert haben Sie werden Anregungen erhalten wie Sie eine Kooperation beginnen koumlnnen wie Sie Kooperatishyonspartner finden koumlnnen und fuumlr welche Aspekte einer Kooperation es hilfreich ist sie im Auge zu behalten
Diesem Buch sind zahlreiche kleinere und groumlszligere Kooperationen vorausshygegangen Zuallererst die Kooperation mit dem Verlag mit dem Ziel dieshyses Buch herauszubringen Im Weiteren die Kooperation mit allen unseshyren GastautorInnen die uns Ihre ganz persoumlnliche Sicht als Dialogkomshymentar oder ihre Erfahrungen in Form eines Praxisbeispiels zur Verfuumlshygung gestellt haben Und nicht zuletzt unsere eigene Kooperation als AutorInnen dieses Buches die wir selbst in eigenen Phasen erlebt haben und bei der wir fuumlr uns wichtige Erfahrungen machen konnten die in dieshyses Buch einflieszligen Wie bei einem guten Dokumentarfilm kannten wir am Beginn unserer Recherche die Antworten auf manche Frage die wir in diesem Buch stellen noch nicht aber wir konnten im Laufe unserer Liteshyraturrecherche und unserer zahlreichen Diskussionen mit Kol legInnen viele neue Erkenntnisse sammeln und konnten viele Ideen in der Entsteshyhungszeit dieses Buches selbst gut umsetzen Viele ergaumlnzende Erfahrunshygen sind nun auch in die 2 Auflage eingeflossen
Wir haben die Kapitel des Buches mit Filmtiteln uumlberschrieben und greishyfen immer wieder die Parallele zum Film auf Einerseits weil wir beide gute Filme moumlgen andererseits weil es auch rund um die Filmarbeit gelingende Kooperationen braucht damit der Film erfolgreich wird etwa zwischen Regisseur und Produzent oder Produzent und Verleih Die bdquodirekteldquo Arbeit am Film ist zwar nicht grundsaumltzlich eine Arbeit in Kooperation sondern mehr eine streng hierarchische ndash der Regisseur gibt die Richtung vor und traumlgt auch die Verantwortung Aber insgesamt zeigt das Thema Film sehr exemplarisch dass beides gut nebeneinander stehen kann ndash Kooperation und Hierarchie Die erlaumluternden Filmbeschreibungen sind in den meisshyten Faumlllen dem OnlineshyLexikon Wikipedia entnommen
Wenn wir von Kooperationspartnern sprechen dann meinen wir einshyzelne Personen aber durchaus auch Organisationen und Institutionen die haumlufig hinter den Personen stehen
Was erwartet Sie an Inhalten
14 1 Einfuumlhrung
bull Wir beginnen (Kapitel 2) mit einer Definition von Kooperation und der Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen um anschlieszligend mit gleichem Informationsstand mit Ihnen als unserem Leser tiefer in Kooperationen einzusteigen Dazu gehoumlren auch Uumlberlegungen wie der Nutzen von Kooperationen aussieht und die Diskussion uumlber Gewinn bringende Kriterien
bull Wir sprechen uumlber grundlegende Uumlberlegungen aus der Naturwissenshyschaft (Kapitel 3) um daraus konkrete Anregungen fuumlr wirtschaftshyliche Kooperationen abzuleiten Hier bekommen Sie Ideen wie in der Natur kooperiert wird
bull Im Anschluss hieran (Kapitel 4 und 5) werden Sie Perspektiven kennen lernen aus denen Sie Kooperationen beleuchten koumlnnen wie zum Beispiel die systemische Perspektive aus Sicht der Organishysationsentwicklungsphasen oder auch aus Sicht des Modells der Trans aktionsanalyse In Kapitel 5 unserem zentralen Kapitel stellen wir Ihnen den von uns entwickelten Weg einer Kooperation vor mit dem wir Sie anregen wollen Ihren eigenen Weg darauf aufzubauen
bull In Kapitel 6 beleuchten wir beachtenswerte und wichtige Aspekte in Kooperationen wie die Wahl von Kooperationspartner(n) den Umgang mit Beduumlrfnissen und Konflikten in Kooperationen und wichtige gesetzliche Rahmenbedingungen die zu beachten sind In Kapitel 7 werden diese Aspekte noch ergaumlnzt um die Sicht ins intershynationale Umfeld sowie ins virtuelle bdquoNetzldquo
bull BestshyPracticeshyBeispiele (Kapitel 8) sollen Sie ermutigen ermuntern nachdenklich stimmen anregen und motivieren selbst auszuproshybieren nachzueifern oder auch Dinge ganz anders zu machen
bull Abschlieszligend beschaumlftigen wir uns mit dem Ende von Koopera tioshynen einem wichtigen Aspekt um daraus fuumlr zukuumlnftige Kooperatioshynen zu lernen und sich in guter Art und Weise von seinem Kooperashytionspartner zu verabschieden und selbst loslassen zu koumlnnen (Kapitel 9)
Wir selber kooperieren sehr gerne und sind oft bereichert mit Eindruumlcken Erfahrungen neuen Ideen und neuen Menschen Und aus dieser Leidenshyschaft ist die Idee fuumlr dieses Buch geboren Angespornt durch die Idee eishygene Kooperationen mit diesem Buch zu vertiefen haben wir uns entshyschlossen unsere Ideen und auch die von Kollegen zusammenzutragen und zu veroumlffentlichen
Wir wuumlnschen Ihnen viel Freude und viel Erfolg mit Ihren bestehenden und zukuumlnftigen Kooperationspartnern
Stefanie Widmann und Martin Seibt
2 Kooperation als Methode 15
2 Kooperation als Methode
Kooperation ein viel verwendetes (Unshy)Wort Oft gleichgesetzt mit Zushysammenarbeit Interessensgemeinschaft Gruppenarbeit Netzwerk Teamwork Gemeinschaftsarbeit Aber was ist Kooperation konkret
Wir verstehen Kooperation als eine Methode ein Vorgehen und nicht als Organisationsform Fuumlr uns bedeutet Kooperation einen Weg der gemeinshysam beschritten wird Dabei schaffen die Kooperationspartner einen geshymeinsamen Nutzen der von allen Beteiligten akzeptiert wird und damit zu einer tragfaumlhigen Vereinbarung beitraumlgt Die Kooperationspartner ershyleichtern sich dadurch das Erreichen eines gemeinsamen Zieles
Das Lateinische bdquocooperatioldquo bedeutet Zusammenarbeit und Mitwirkung und findet in Gruppen Teams Organisationen statt
Ein erster Definitionsversuch Kooperation als ein gemeinsames Tun von Individuen oder GruppenOrganisationen mit fuumlr die beteiligten Seiten Gewinn bringendem Sinn und Nutzen Ganz nach dem Prinzip bdquoQuid pro quoldquo ich gebe und bekomme dafuumlr eine Gegenleistung
Dabei kommt es nicht nur darauf an sondern es ist eine erste Bedingung dass alle beteiligten Kooperationspartner sich einem gemeinsamen Ziel verschreiben das ohne einen der Kooperationspartner nicht oder ershyschwert erreichbar waumlre Wir verstehen Kooperation als eine Methode oder ein Mittel und nicht als eine Organisationsform
Wie sehe ich Kooperationen
Wenn es um die Frage geht bdquoWie aufgeschlossen zeige ich mich gegenuumlber Kooperationldquo werden unsere Mitmenschen sich wohl in uumlberwiegender Zahl positiv aumluszligern und ihre Bereitschaft zu kooperieren nachdruumlcklich be-staumltigen Wer raumlumt schon freiwillig seinen Hang zur Egozentrik ein
Und in der Tat die sbquozwanglosenlsquo Kooperationen des Alltags gehen den meisten von uns als soziale Wesen sbquogutlsquo von der Hand Wir ziehen unseren gegenseitigen Nutzen aus gemeinsam gelingender Interdependenz
Kooperation in der herrschenden Arbeitswelt erweist sich da schon als komplizierter Immer noch herrscht Dominanz vor Machtbalance Missach-tung statt gegenseitiger Anerkennung Durchsetzung der eigenen Interes-sen gegenuumlber wechselseitiger Verstaumlndigungsorientierung
16 2 Kooperation als Methode
Die Rollenanforderungen im Berufsleben erscheinen rigide die Weisungen minuzioumls der jeweilige Handlungsspielraum minimal
Der Erwartungs- und Kostendruck auf die Institutionen und Unternehmen steigt und ndash so der positive Effekt ndash foumlrdert die Tendenz hin zur Koopera-tion Fuumlr die Beteiligten heiszligt es ihre Ressourcen zu buumlndeln neben ande-ren Maszlignahmen die der marktorientierten Kooperation zu ergreifen und zu pflegen
Vielfaumlltige Beispiele aus Entwicklung und Forschung sowie der Industrie be-legen produktive Kooperation die wiederum wettbewerbsfaumlhige Innova-tion generiert Soll heiszligen gelingende Kooperation setzt zu erfuumlllende Grundbedingungen voraus Eine davon verlangt Kompetenzen der Koope-rationspartner Zwei weitere repraumlsentieren sich in menschlich-sozialer und fachlich-professioneller Kompetenz
Rolf Lindemann LindemannLeads
Einen anderen Ansatz einer Definition finden Sie bei Christian Felber in seiner Gemeinwohloumlkonomie Er definiert Kooperation uumlber die Motivashytion Er sagt Kooperation motiviert uumlber gelingende Beziehung Anerkenshynung Wertschaumltzung gemeinsame Zielsetzung und shyerreichung waumlhshyrend Konkurrenz primaumlr uumlber Angst und Siegeslust motiviert
Fuumlr die Dauer einer Kooperation vereinbaren die Kooperationspartner eine systemische Vorgehensweise die sehr unterschiedlich aussehen kann Wir wollen diese Vorgehensweisen im Folgenden mit Figuren beshyzeichnen Wie koumlnnen diese aussehen
Kooperation von zweiIndividuen ndash es kann
hinter jedem derIndividuen ein System
stehen
T + Organi- sation
Kooperation vonzwei Individuenoder von zweiUnternehmen
T
Kooperations-
rahmen
Kooperation vonmehreren Individuen
T
T = Kooperationsthema
= IndividuumEinzelpersonSelbstaumlndiger
= Mitarbeiter eines Unternehmens
2
Bild 1 Grundlegende Kooperationsfiguren
2 Kooperation als Methode 17
Die allereinfachste und grundlegendste Figur ist sicherlich die Kooperashytion zwischen zwei Individuen oder zwischen zwei Unternehmen Wenn es sich um die Kooperation von zwei Individuen handelt kann sich hinter jeder Person auch eine Organisation oder ein Unternehmen wiederfinden (Bild 1) Es koumlnnen aber durchaus auch mehrere Individuen oder mehrere Organisationen miteinander kooperieren
In einer weiteren Kooperationskonstellation koumlnnen wir uns vorstellen dass hinter einem der Kooperationspartner ein ganzes System steckt Dashydurch scheint uns gewaumlhrleistet dass ua eine groumlszligere Finanzkraft Einshyfluss und Macht fuumlr die Kooperation zur Verfuumlgung stehen koumlnnen Demshygegenuumlber werden Absprachen immer notwendiger Vertraumlge sollten imshymer ausgefeilter sein es wird nicht nur komplexer sondern auch komplishyzierter Komplizierter koumlnnen Kooperationen werden weil mehr Parteien mitsprechen und mitentscheiden bzw Einfluss nehmen (Bild 2) Erst recht wenn die Parteien aus unterschiedlichen Kulturen stammen aber dazu mehr in Kapitel 7
Wir werden spaumlter noch auf die genaue Abgrenzung zwischen Kooperatioshynen und Teams eingehen indessen wollen wir schon einmal darauf hinshyweisen dass Kooperationen auch aus Teams heraus entstehen koumlnnen Denkbar ist dass zwei Teammitglieder zu einem anderen Thema das nichts mit ihrem Projekt oder ihrer Teamarbeit zu tun hat kooperieren ndash zum Beispiel ein Buch gemeinsam schreiben eine Weiterbildung anbieshyten ein innovatives Produkt gemeinsam erfinden und produzierenhellip
Gewiss besteht dazu die Moumlglichkeit dass ein Teammitglied sich in einer Kooperation Unterstuumltzung holt um seine Aufgaben im Rahmen der Teamarbeit oder im Rahmen seiner Arbeitspakete im Projekt erfolgreich zu erledigen und zu loumlsen (Bild 3)
Unternehmen oderOrganisationen
die imHintergrund stehen
Kooperation von
mehreren Individuen T
1
Bild 2 Komplexe Kooperationsfiguren
18 2 Kooperation als Methode
Wie definiere ich Kooperation
Kooperation definieren ist doch ganz einfach ndash da hat man doch so seine Vorstellung und da fallen mir ja gleich die vielen selbst mal eingegangen Kooperationen ein ndash mit anderen Instituten Personen Und da blitzen die Gedanken wieder auf als die Kooperation beendet war bdquoWar gutldquo bdquonie wiederldquo bdquoganz schoumln uumlber den Tisch gezogen wordenldquo bdquowas hab ich jetzt davon gehabtldquo bdquoauszliger Spesen nichts gewesenldquohellip
Das ist leicht wenn zwei Baugesellschaften kooperieren um einen groszligen Auftrag durchfuumlhren zu koumlnnen das mag auch noch gut angehen wenn zwei Entwicklungsabteilungen gemeinsam ein Produkt entwickeln das dann getrennt auf den Markt gebracht wird
Der Zusammenschluss um Ressourcen zu buumlndeln heiszligt immer auch Sou-veraumlnitaumlt aufgeben und verlangt von den Kooperationspartnern auf glei-cher Augenhoumlhe zu agieren
So hat jede Kooperation zwar die Chance Energien zu potenzieren jedoch auch das Risiko Balance zwischen den Kooperationspartnern zu halten Es ist das Wir das Gemeinsame das zu spuumlren sein soll Das ist die Grund-voraussetzung fuumlr gelungene Kooperation
Mit dem Sprichwort bdquoDer kluge Egoist kooperiert hellipldquo kann ich nun wahrlich nichts anfangen Huumlte dich vor diesen Personen
Heinrich Salfenauer keytrain Beratungs- und Trainingsunternehmen
Kooperation ausgehend
von einem Team
T = Kooperationsthema
= Teammitglied
= Externer
Ein Teammitglied holtsich zu seinem ThemaUnterstuumltzung durcheine Kooperation von
auszligen
Zwei Teammitgliederkooperieren zu einem
anderen ThemaKooperationsrahmen
T
T
Team
3
Bild 3 Kooperation aus Teams heraus
2 Kooperation als Methode 19
Wie viele Kooperationspartner vertraumlgt eine Kooperation
Nach diesen Figuren scheinen uns zwei bis maximal vier Hauptagierende sinnvoll wobei durchaus im Hintergrund mehrere Personen mit handeln koumlnnen Und dann ist noch die Frage zu klaumlren Wer fuumlhrt die Kooperashytion
Aus unserer Sicht braucht es statt einer klaren Hierarchie ein klares Ziel welches in gegenseitiger Kommunikation gut ausgehandelt sein soll Das bedeutet im Sinne der Gleichberechtigung die Inhalte genau ausdiskutieshyren und sich durch Worte uumlberzeugen Genuumlgend warnende Beispiele hashyben gezeigt dass die Kooperation mehr einer Uumlbernahme aumlhnelt wenn ein Kooperationspartner die vermeintliche Fuumlhrung behaumllt Aus unserer Sicht unterstuumltzen folgende kommunikativen Aspekte das Gelingen einer Kooperation ohne dass hierarchische Fuumlhrungsanspruumlche geltend geshymacht werden muumlssen Sie sind dem Verstaumlndigungsprinzip in Argumenshytationen von Josef Kopperschmidt entnommen weil wir meinen aumlhnlich wie in der Argumentation geht es in Kooperationen darum seinen Geshyspraumlchspartner zu uumlberzeugen ihn zu gewinnen und im Dialog gemeinshysam mit ihm die Kooperationsinhalte auszuhandeln und nicht qua seiner Autoritaumlt oder Fuumlhrungsfunktion zu bestimmen
Bedingung gelingender Kooperation1
bull Mitspracherecht aller BetroffenenBeteiligten
bull Redefreiheit
bull Sicherung von Meinungsvielfalt
bull Symmetrische Kommunikationschancen
bull Aumlchtung aller Gewalt
bull Uumlberzeugungsbereitschaft
Wir sind der Meinung Kooperation ist eine Methode die der gegenseitishygen Verstaumlndigung dient und voraussetzt dass die Beteiligten sich als gleichberechtigte Partner erleben dabei an Meinungsaustausch und auch an Meinungsvielfalt interessiert sind und sicherstellen dass innerhalb ihshyrer Kooperation alle Beteiligten Mitsprachrecht haben
Wir wollen im folgenden Kapitel einen Schritt weiter gehen und uns mit der Abgrenzung zu anderen Formen der Zusammenarbeit beschaumlftigen
20 2 Kooperation als Methode
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen bdquoDer Clouldquo
Die Abgrenzung zu anderen Formen der Zusammenarbeit erfahren wir als eine der schwierigsten Fragen in unserem Buch Einer unserer Kollegen stellte waumlhrend einer Diskussion diese Fragestellung in Zweifel bdquoIhr wollt Kooperation von Team unterscheiden Na dann wuumlnsche ich Euch viel Spaszligldquo
Der wahre Kern dieser ironischen Bemerkung liegt darin dass in der gaumlnshygigen Literatur Kooperation oft gleichgesetzt wird mit Organisationsforshymen Das halten wir fuumlr vorschnell und bewerten es als irrefuumlhrend Wir unterscheiden Methode und Organisationsform in unserem Buch So seshyhen wir ein Team als eine Organisationsform die Zusammenarbeit im Team als eine Methode die Anteile von Kooperation enthaumllt
In der GanovenshyKomoumldie Der Clou aus dem Jahre 1973 mit der Starbesetshyzung Paul Newman Robert Redford und Robert Shaw geht es darum dass zwei Trickbetruumlger (Robert Redford und Paul Newman) kooperieren um sich wirkungsvoll an dem groumlszligten Gangsterboss (Robert Shaw alias Lonshynegan) eines Syndikats in New York und Chicago zu raumlchen Da Lonnegan nicht mit einfachen Tricks zu uumlberlisten ist entwickeln die beiden einen komplizierten Plan und benoumltigen zunaumlchst Kapital fuumlr den entscheidenshyden Schlag das sie Lonnegan aus seiner Brieftasche stehlen Mit diesem Geld kauft sich der eine der beiden (Paul Newman) in ein Pokerspiel mit dem Gangsterboss ein und gewinnt aufgrund von Falschspiel Der andere (Robert Redford) weist Lonnegan auf den Betrug hin und gewinnt so das Vertrauen des Gangsterbosses Mit diesem Vertrauen uumlberzeugt er Lonneshygan in Pferdewetten zu investieren um sich an Paul New man zu raumlchen Derweil bauen die beiden Trickbetruumlger ein fingiertes Wettbuumlro auf Der Film geht in vielen Verwicklungen aber hochspannend weiter Das Drehshybuch gestaltet sich komplex und so auch die Kooperation die die beiden aufbauen Es braucht Konzentration aber vor allem eine klare Zielorienshytierung um dem Film und somit auch der Kooperation folgen zu koumlnnen
So braucht es auch eine klare Zielorientierung und Konzentration in Koshyoperationen wie auch in anderen Formen der Zusammenarbeit wie Intershyessensgemeinschaften Gruppenarbeit Netzwerk Teamwork Gemeinshyschaftsarbeit ndash wahrscheinlich lassen sich noch weitere Begrifflichkeiten finden
Warum ist es aus unserer Sicht wichtig diese Formen zu unterscheiden Als Grundvoraussetzung eine gute erfolgreiche und nachhaltige Koopeshyration gestalten zu koumlnnen sehen wir die Bewusstheit in welcher Form der Zusammenarbeit man sich bewegt um sich damit fuumlr eine dieser Meshy
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen 21
thoden ausdruumlcklich entscheiden zu koumlnnen Sich gemeinsam fuumlr eine dieser Formen zu entschlieszligen entscheidet auch uumlber den Grad der Vershybindlichkeit im Rahmen der Zusammenarbeit Klarheit und Transparenz uumlber die Form der Zusammenarbeit foumlrdern das Verstaumlndnis der eigenen Rolle was kann und will man in einer Kooperation leisten oder wann sollte man eine Mitarbeit in einer Kooperation auch ablehnen und Grenshyzen ziehen
Moumlgliche Gruumlnde fuumlr Ablehnung oder Grenzen koumlnnen sein
bull sich bewusst fuumlr eine Form der Zusammenarbeit zu entscheiden um die Konsequenzen zu tragen
bull die richtige Methode fuumlr den Zweck bewusst auswaumlhlen
bull die Komplexitaumlt von Kooperation besser zu verstehen
bull eine Kooperation zielfuumlhrend zu gestalten
bull moumlgliche Fallen von vornherein zu umgehen
Gerade in der Abgrenzung zur Arbeit im Team ist uns deutlich geworden dass viele Faktoren gleich oder aumlhnlich sind und doch grenzen sich diese beiden Formen der Zusammenarbeit ab Wo und wie sich Kooperation von den anderen Formen abgrenzt das werden wir in den naumlchsten Schritten herleiten Wir wuumlnschen dabei sehr wohl noch einen offenen Raum zur Diskussion und mit Sicherheit werden auch nicht alle Aspekte bis zur Vollshystaumlndigkeit erfasst sein
Ein erster Versuch zur Abgrenzung koumlnnte sein all diese Formen entlang einer Komplexitaumltslinie zu ordnen von Networking uumlber Gruppenarbeit bis zu Teamarbeit und Kooperation Entlang dieser Richtung steigt die Verbindlichkeit der Zusammenarbeit die Komplexitaumlt hingegen nimmt ab (Bild 4)
Unter Verbindlichkeit verstehen wir das Einverstaumlndnis und die Einwillishygung oder das Einlassen auf den Geschaumlftspartner Anders formuliert kann es die Verpflichtung dem Partner gegenuumlber sein fuumlr Entscheidunshygen gerade zu stehen oder auch finanzielle Entscheidungen mit zu tragen Dies ist beim Networking nicht gegeben Bei einer Gruppenarbeit traumlgt man wohl an der Gesamtverantwortung fuumlr das Ergebnis mit waumlhrend bei einer Teamarbeit die Verantwortung und die Verpflichtung jedes Einshyzelnen bereits staumlrker zunehmen Am staumlrksten ist die Verbindlichkeit sishycher im Rahmen einer Kooperation ausgepraumlgt insofern dass ich fuumlr meishynen Kooperationspartner und fuumlr die gemeinsam getragenen Entscheishydungen einstehe
22 2 Kooperation als Methode
Unter Komplexitaumlt begreifen wir dass mehr Einflussfaktoren eine Rolle spielen so ist zum Beispiel eine Kooperation mehrdimensional und vielshyschichtig Teamarbeit und Gruppenarbeit haben klare Regeln die in einer Kooperation erst verbindlich vereinbart werden muumlssen
1 Networking
Networking bedeutet Kontakte aufbauen pflegen und einen Nutzen darshyaus ziehen (egal welcher Art)2
Networking kann die Grundlage oder Grundvoraussetzung fuumlr eine gute Kooperation sein Ein Netzwerk kann sich zur Kooperation entwickeln eine Kooperation kann aber auch entstehen ohne dass es dazu vorab ein Netzwerk gab
Eine Kooperation hat ein klar definiertes Ziel waumlhrend ein Netzwerk oft aus dem Grundsatz kommt bdquoWir machen mal was zusammenldquo Ein Netzshywerk hat ein Thema und kein Ziel zum Beispiel das Thema bdquoCommitshymentldquo oder Hobbys oder Jobsuche Ein Netzwerk ist ein Angebot ein unshyverbindliches Angebot um lose Kontakte zu knuumlpfen und zu nutzen was man gebrauchen kann
Networking
Gruppenarbeit
Teamarbeit
Kooperation
Abnahme von Verbindlichkeit
Netzwerk
Gruppe
Team
System vonKooperationspartnern
Methoden mitkooperativen Anteilen
Methode die vonvielen Organisations-formen genutzt werdenkann
Steigerung von Komplexitaumlt
4
Bild 4 Organisationsformen mit ihren Methoden
Koopernikanische Wende 7
Koopernikanische Wende
Im Regierungsprogramm der deutschen Bundesregierung 2009 kommt das Wort bdquoWettbewerbldquo 86shymal vor das Wort bdquoKooperationldquo 16shymal Wettbewerb scheint zum Leitwert der Gegenwartsgesellschaft geworden zu sein obwohl er in keiner Verfassung der Welt bei den Grundwerten aufshyscheint und von keiner globalen Geistesschule oder Religion als Kernwert gewuumlrdigt wird bdquoWettbewerb ist in den meisten Bereichen die effizienshyteste Methode die wir kennenldquo meinte der Oumlkonom Friedrich August von Hayek ohne Belege fuumlr diese kuumlhne These vorzulegen Interdisziplinaumlre empirische Forschungsergebnisse ndash von der Spieltheorie zur Neurobioshyloge von der Sozialpsychologie bis zur Paumldagogik ndash kommen zu einem anshyderen Ergebnis Konkurrenz motiviert zwar aber schwaumlcher als Kooperashytion Der Grund Waumlhrend Kooperation uumlber gelingende Beziehungen motiviert ist der primaumlre Antriebsfaktor in der Konkurrenz ndash die Angst Angst ist ein sinnvoller Motivationsfaktor wenn Menschen kurzfristig auf der Flucht sind aber nicht im wirtschaftlichen und zwischenmenschlishychen Lebensalltag Zumal Kooperation staumlrker motiviert als Wettbewerb und auch menschlicher spricht ndash empirisch und ethisch ndash alles dafuumlr Wirtschaftsbeziehungen auf systemischer Kooperation aufzubauen Das erfordert ein Umdenken eine koopernikanische Wende
Die Menschennatur steht diesem Wandel nicht entgegen Unsere Gene zwingen uns zu keiner bestimmten Strategie Wie wir unsere Ziele erreishychen ob gegenshy oder miteinander daruumlber lassen sie uns voumlllige Freiheit Umso wichtiger ist es dass die Spielregeln diejenigen Werte belohnen die Beziehungen Gemeinschaften und Gesellschaften gelingen lassen Entshysprechend koumlnnten Krieg und Kannibalismus endlich auch zwischen Unshyternehmen verboten und Zusammenarbeit und Teilen stattdessen belohnt werden Was hindert uns daran Maumlrkte emotional und ethisch intelligent zu designen
Kooperation ist nicht nur besser fuumlr das Wohlbefinden sondern auch fuumlr das Selbstwertgefuumlhl Wessen Wert davon abhaumlngt dass ersie besser ist als andere und somit andere schlechter sind als einer selbst baut auf einem gleichermaszligen bruumlchigen wie fragwuumlrdigen psychischen Fundament Zur Angst schon morgen die LeadshyPosition und die damit verbundene Anshyerkennung zu verlieren gesellt sich der nagende Neid der Unterlegenen
8 Koopernikanische Wende
und bdquoLoserldquo Konkurrenz schwaumlcht den Charakter sie wirkt wie ein Bezieshyhungsgift
Selbstwert sollte aus dem Inneren kommen aus den Schaumltzen die in uns schlummern und die zu heben wir eingeladen sind Wenn wir unser Poshytenzial entfalten finden wir zu Sinn Authentizitaumlt und Freiheit Und wenn unsere Beziehungen gelingen werden wir gluumlcklich All dies wird durch Kooperation erleichtert und durch Wettbewerb erschwert bdquoKoopeshyration ist die Chefarchitektin der Evolutionldquo schreibt der Evolutionsshybiologe Martin Nowak Der Hirnforscher Gerald Huumlther meint bdquoDie bisshyherige Wettbewerbsgesellschaft in eine kooperative verantwortungsbeshywusste Gesellschaft umzuwandeln ist die attraktivste innovativste und wichtigste Aufgabe fuumlr den Mann von heute und morgenldquo Gehen wir sie alle gemeinsam an
Christian Felber Wirtschaftsreformer Autor des Buchs bdquoDie GemeinwohlshyOumlkonomieldquo
9
10 Inhalt
Inhalt
1 Einfuumlhrung 12
2 Kooperation als Methode 15
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen bdquoDer Clouldquo 20
22 Kriterien fuumlr Gewinn bringende Kooperation bdquoArmageddonldquo 29
23 Wirtschaftlicher Nutzen bdquoA Beautiful Mindldquo 34
3 Kooperation aus Sicht der Anderen 41
31 Die Sicht der Biowissenschaft bdquoDeep Blueldquo 41
32 Die Sicht der Spieltheorie bdquoWege zum Ruhmldquo 50
4 Wege zur Kooperation 61
41 Das Eisbergmodell bdquoIm Rausch der Tiefeldquo 61
42 Von der Anpassung zur Autonomie bdquoDie Farbe des Geldesldquo 66
43 Kooperation aus systemischer Sicht bdquoDer Koch der Dieb seine Frau und ihr Liebhaberldquo 79
44 Die Spirale der Entwicklung bdquoEine Frage der Ehreldquo 89
5 Wege der Kooperation bdquoDas Schweigen der Laumlmmerldquo 103
51 Wahl der Kooperationspartner bdquoDer unsichtbare Dritteldquo 112
52 Beduumlrfnisse in Kooperationen bdquoMeerjungfrauen kuumlssen besserldquo 124
53 Die Rolle von Emotionen bdquoFire amp Iceldquo 130
Inhalt 11
54 Stoumlrungen und Konflikte bdquoMr amp Mrs Smithldquo 140
55 Gesetzliche Grundlagen bdquoDie Juryldquo 150
6 Interkulturelle Aspekte bdquoRed Corner ndash Labyrinth ohne Auswegldquo 154
7 Besonderheiten virtueller Kooperation bdquoDas Netzldquo 168
8 Best Practices 173
81 Kooperation auf dem Transportsektor 175
82 Innerbetriebliche Kooperation 177
83 Wie werden 11 Spielertrainer eine Nationalmannschaft 181
84 Kooperationen verleihen Fluumlgel 183
85 25 Jahre Gespraumlchsverhaltenstrainings ndash Eine Erfolgsgeschichte 187
86 Die Wirtschaftsordnung von morgen schon heute gestalten Die Summer University Alternative Economic and Monetary Systems 189
87 Wissenschaftlich kooperieren 191
88 Aus Konkurrenz wird Kooperation 195
89 Kooperation ndash Oder die Lust es einfach zu tun 198
810 Wirtschaftliche Schwierigkeiten lindern ndash Durch Kooperation uumlber die Krise 201
811 Niemand macht einen Job besser als ich selbst ndash Wie Egomanen im Fernsehbereich Kooperationen eingehen 203
9 Das Ende von Kooperationen bdquoDas Beste kommt zum Schlussldquo 207
10 Dankesworte 212
11 Verzeichnis der GastautorInnen 213
12 Quellennachweis 214
13 Verwendete und weiterfuumlhrende Literatur 217
14 Stichwortverzeichnis 222
12 1 Einfuumlhrung
1 Einfuumlhrung
Die heutige Wirtschaftslage stellt Unternehmer vor groszlige Herausfordeshyrungen vor allem sich gegenuumlber Mitbewerbern auch international durchzusetzen Viele Konkurrenten draumlngen auf den Markt und immer wieder gilt es Alleinstellungsmerkmale zu finden um sich abzuheben und weiterhin im Geschaumlft zu bleiben So geht es nicht nur groszligen Untershynehmen sondern auch mittelstaumlndischen und insbesondere Kleinshy und Kleinstunternehmern In Konkurrenz zu treten erfordert viel Energie imshymer wieder neue Ideen Innovationen groszliges eigenes Investment sowie einen sehr guten Uumlberblick uumlber den Markt und seine Anforderungen Wir Menschen kooperieren von Natur aus so schreibt Joachim Bauer in einem seiner Buumlcher das bedeutet dass der Mensch in Harmonie leben moumlchte und die Gemeinschaft mit anderen braucht um zu uumlberleben Leider geht diese Uumlberlegung im hektischen Alltag und im gar so harten Konkurrenzshykampf oft unter Wir sind der Uumlberzeugung dass im aufkommenden Zeitshyalter dem 6 Kondratieff (dazu spaumlter mehr) es auch darum geht aus der Konkurrenz hervorzutreten und neue Geschaumlftsmodelle zu nutzen und die Methode der Kooperation kann in diesem Zuge als eine sehr gute Grundlage dienen Dass Menschen sich danach sehnen in Frieden und Harmonie zusammen zu leben raus aus der Konkurrenz wollen sehen wir auch an der aufstrebenden Idee von Christian Felber der GemeinwohlshyOumlkonomie Menschen streben danach auch ihre wirtschaftlichen Untershynehmungen an sozialen und ethischen Werten wie
bull Menschenwuumlrde
bull Solidaritaumlt
bull oumlkologischer Nachhaltigkeit
bull sozialer Gerechtigkeit oder
bull Demokratie und Mitbestimmung
auszurichten um sich ein angenehmes Miteinander zu gestalten Die vieshylen Bewegungen die sich gegen Terrorismus und Kampfalluumlren richten zeugen von dem grundsaumltzlichen Beduumlrfnis der Menschen in Kooperatioshynen zu leben
Dieses Buch wendet sich an alle die bereits Kooperationen eingegangen sind und Ideen und Anregungen brauchen koumlnnten ihre eigenen Koopeshy
1 Einfuumlhrung 13
rationen zu uumlberdenken und erfolgreich zu gestalten Es richtet sich auch an jene die sich bislang ganz dem Motto der Konkurrenz verschrieben haben und neugierig sind ethisch verantwortungsbewusste Wege fuumlr Geshyschaumlftsmodelle zu ent decken
Eine dritte Zielgruppe sind all jene die Freude daran finden sich auszushyprobieren und es wagen wollen eine fuumlr sie ganz neue Methode zu entdeshycken und die bislang noch nie kooperiert haben Sie werden Anregungen erhalten wie Sie eine Kooperation beginnen koumlnnen wie Sie Kooperatishyonspartner finden koumlnnen und fuumlr welche Aspekte einer Kooperation es hilfreich ist sie im Auge zu behalten
Diesem Buch sind zahlreiche kleinere und groumlszligere Kooperationen vorausshygegangen Zuallererst die Kooperation mit dem Verlag mit dem Ziel dieshyses Buch herauszubringen Im Weiteren die Kooperation mit allen unseshyren GastautorInnen die uns Ihre ganz persoumlnliche Sicht als Dialogkomshymentar oder ihre Erfahrungen in Form eines Praxisbeispiels zur Verfuumlshygung gestellt haben Und nicht zuletzt unsere eigene Kooperation als AutorInnen dieses Buches die wir selbst in eigenen Phasen erlebt haben und bei der wir fuumlr uns wichtige Erfahrungen machen konnten die in dieshyses Buch einflieszligen Wie bei einem guten Dokumentarfilm kannten wir am Beginn unserer Recherche die Antworten auf manche Frage die wir in diesem Buch stellen noch nicht aber wir konnten im Laufe unserer Liteshyraturrecherche und unserer zahlreichen Diskussionen mit Kol legInnen viele neue Erkenntnisse sammeln und konnten viele Ideen in der Entsteshyhungszeit dieses Buches selbst gut umsetzen Viele ergaumlnzende Erfahrunshygen sind nun auch in die 2 Auflage eingeflossen
Wir haben die Kapitel des Buches mit Filmtiteln uumlberschrieben und greishyfen immer wieder die Parallele zum Film auf Einerseits weil wir beide gute Filme moumlgen andererseits weil es auch rund um die Filmarbeit gelingende Kooperationen braucht damit der Film erfolgreich wird etwa zwischen Regisseur und Produzent oder Produzent und Verleih Die bdquodirekteldquo Arbeit am Film ist zwar nicht grundsaumltzlich eine Arbeit in Kooperation sondern mehr eine streng hierarchische ndash der Regisseur gibt die Richtung vor und traumlgt auch die Verantwortung Aber insgesamt zeigt das Thema Film sehr exemplarisch dass beides gut nebeneinander stehen kann ndash Kooperation und Hierarchie Die erlaumluternden Filmbeschreibungen sind in den meisshyten Faumlllen dem OnlineshyLexikon Wikipedia entnommen
Wenn wir von Kooperationspartnern sprechen dann meinen wir einshyzelne Personen aber durchaus auch Organisationen und Institutionen die haumlufig hinter den Personen stehen
Was erwartet Sie an Inhalten
14 1 Einfuumlhrung
bull Wir beginnen (Kapitel 2) mit einer Definition von Kooperation und der Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen um anschlieszligend mit gleichem Informationsstand mit Ihnen als unserem Leser tiefer in Kooperationen einzusteigen Dazu gehoumlren auch Uumlberlegungen wie der Nutzen von Kooperationen aussieht und die Diskussion uumlber Gewinn bringende Kriterien
bull Wir sprechen uumlber grundlegende Uumlberlegungen aus der Naturwissenshyschaft (Kapitel 3) um daraus konkrete Anregungen fuumlr wirtschaftshyliche Kooperationen abzuleiten Hier bekommen Sie Ideen wie in der Natur kooperiert wird
bull Im Anschluss hieran (Kapitel 4 und 5) werden Sie Perspektiven kennen lernen aus denen Sie Kooperationen beleuchten koumlnnen wie zum Beispiel die systemische Perspektive aus Sicht der Organishysationsentwicklungsphasen oder auch aus Sicht des Modells der Trans aktionsanalyse In Kapitel 5 unserem zentralen Kapitel stellen wir Ihnen den von uns entwickelten Weg einer Kooperation vor mit dem wir Sie anregen wollen Ihren eigenen Weg darauf aufzubauen
bull In Kapitel 6 beleuchten wir beachtenswerte und wichtige Aspekte in Kooperationen wie die Wahl von Kooperationspartner(n) den Umgang mit Beduumlrfnissen und Konflikten in Kooperationen und wichtige gesetzliche Rahmenbedingungen die zu beachten sind In Kapitel 7 werden diese Aspekte noch ergaumlnzt um die Sicht ins intershynationale Umfeld sowie ins virtuelle bdquoNetzldquo
bull BestshyPracticeshyBeispiele (Kapitel 8) sollen Sie ermutigen ermuntern nachdenklich stimmen anregen und motivieren selbst auszuproshybieren nachzueifern oder auch Dinge ganz anders zu machen
bull Abschlieszligend beschaumlftigen wir uns mit dem Ende von Koopera tioshynen einem wichtigen Aspekt um daraus fuumlr zukuumlnftige Kooperatioshynen zu lernen und sich in guter Art und Weise von seinem Kooperashytionspartner zu verabschieden und selbst loslassen zu koumlnnen (Kapitel 9)
Wir selber kooperieren sehr gerne und sind oft bereichert mit Eindruumlcken Erfahrungen neuen Ideen und neuen Menschen Und aus dieser Leidenshyschaft ist die Idee fuumlr dieses Buch geboren Angespornt durch die Idee eishygene Kooperationen mit diesem Buch zu vertiefen haben wir uns entshyschlossen unsere Ideen und auch die von Kollegen zusammenzutragen und zu veroumlffentlichen
Wir wuumlnschen Ihnen viel Freude und viel Erfolg mit Ihren bestehenden und zukuumlnftigen Kooperationspartnern
Stefanie Widmann und Martin Seibt
2 Kooperation als Methode 15
2 Kooperation als Methode
Kooperation ein viel verwendetes (Unshy)Wort Oft gleichgesetzt mit Zushysammenarbeit Interessensgemeinschaft Gruppenarbeit Netzwerk Teamwork Gemeinschaftsarbeit Aber was ist Kooperation konkret
Wir verstehen Kooperation als eine Methode ein Vorgehen und nicht als Organisationsform Fuumlr uns bedeutet Kooperation einen Weg der gemeinshysam beschritten wird Dabei schaffen die Kooperationspartner einen geshymeinsamen Nutzen der von allen Beteiligten akzeptiert wird und damit zu einer tragfaumlhigen Vereinbarung beitraumlgt Die Kooperationspartner ershyleichtern sich dadurch das Erreichen eines gemeinsamen Zieles
Das Lateinische bdquocooperatioldquo bedeutet Zusammenarbeit und Mitwirkung und findet in Gruppen Teams Organisationen statt
Ein erster Definitionsversuch Kooperation als ein gemeinsames Tun von Individuen oder GruppenOrganisationen mit fuumlr die beteiligten Seiten Gewinn bringendem Sinn und Nutzen Ganz nach dem Prinzip bdquoQuid pro quoldquo ich gebe und bekomme dafuumlr eine Gegenleistung
Dabei kommt es nicht nur darauf an sondern es ist eine erste Bedingung dass alle beteiligten Kooperationspartner sich einem gemeinsamen Ziel verschreiben das ohne einen der Kooperationspartner nicht oder ershyschwert erreichbar waumlre Wir verstehen Kooperation als eine Methode oder ein Mittel und nicht als eine Organisationsform
Wie sehe ich Kooperationen
Wenn es um die Frage geht bdquoWie aufgeschlossen zeige ich mich gegenuumlber Kooperationldquo werden unsere Mitmenschen sich wohl in uumlberwiegender Zahl positiv aumluszligern und ihre Bereitschaft zu kooperieren nachdruumlcklich be-staumltigen Wer raumlumt schon freiwillig seinen Hang zur Egozentrik ein
Und in der Tat die sbquozwanglosenlsquo Kooperationen des Alltags gehen den meisten von uns als soziale Wesen sbquogutlsquo von der Hand Wir ziehen unseren gegenseitigen Nutzen aus gemeinsam gelingender Interdependenz
Kooperation in der herrschenden Arbeitswelt erweist sich da schon als komplizierter Immer noch herrscht Dominanz vor Machtbalance Missach-tung statt gegenseitiger Anerkennung Durchsetzung der eigenen Interes-sen gegenuumlber wechselseitiger Verstaumlndigungsorientierung
16 2 Kooperation als Methode
Die Rollenanforderungen im Berufsleben erscheinen rigide die Weisungen minuzioumls der jeweilige Handlungsspielraum minimal
Der Erwartungs- und Kostendruck auf die Institutionen und Unternehmen steigt und ndash so der positive Effekt ndash foumlrdert die Tendenz hin zur Koopera-tion Fuumlr die Beteiligten heiszligt es ihre Ressourcen zu buumlndeln neben ande-ren Maszlignahmen die der marktorientierten Kooperation zu ergreifen und zu pflegen
Vielfaumlltige Beispiele aus Entwicklung und Forschung sowie der Industrie be-legen produktive Kooperation die wiederum wettbewerbsfaumlhige Innova-tion generiert Soll heiszligen gelingende Kooperation setzt zu erfuumlllende Grundbedingungen voraus Eine davon verlangt Kompetenzen der Koope-rationspartner Zwei weitere repraumlsentieren sich in menschlich-sozialer und fachlich-professioneller Kompetenz
Rolf Lindemann LindemannLeads
Einen anderen Ansatz einer Definition finden Sie bei Christian Felber in seiner Gemeinwohloumlkonomie Er definiert Kooperation uumlber die Motivashytion Er sagt Kooperation motiviert uumlber gelingende Beziehung Anerkenshynung Wertschaumltzung gemeinsame Zielsetzung und shyerreichung waumlhshyrend Konkurrenz primaumlr uumlber Angst und Siegeslust motiviert
Fuumlr die Dauer einer Kooperation vereinbaren die Kooperationspartner eine systemische Vorgehensweise die sehr unterschiedlich aussehen kann Wir wollen diese Vorgehensweisen im Folgenden mit Figuren beshyzeichnen Wie koumlnnen diese aussehen
Kooperation von zweiIndividuen ndash es kann
hinter jedem derIndividuen ein System
stehen
T + Organi- sation
Kooperation vonzwei Individuenoder von zweiUnternehmen
T
Kooperations-
rahmen
Kooperation vonmehreren Individuen
T
T = Kooperationsthema
= IndividuumEinzelpersonSelbstaumlndiger
= Mitarbeiter eines Unternehmens
2
Bild 1 Grundlegende Kooperationsfiguren
2 Kooperation als Methode 17
Die allereinfachste und grundlegendste Figur ist sicherlich die Kooperashytion zwischen zwei Individuen oder zwischen zwei Unternehmen Wenn es sich um die Kooperation von zwei Individuen handelt kann sich hinter jeder Person auch eine Organisation oder ein Unternehmen wiederfinden (Bild 1) Es koumlnnen aber durchaus auch mehrere Individuen oder mehrere Organisationen miteinander kooperieren
In einer weiteren Kooperationskonstellation koumlnnen wir uns vorstellen dass hinter einem der Kooperationspartner ein ganzes System steckt Dashydurch scheint uns gewaumlhrleistet dass ua eine groumlszligere Finanzkraft Einshyfluss und Macht fuumlr die Kooperation zur Verfuumlgung stehen koumlnnen Demshygegenuumlber werden Absprachen immer notwendiger Vertraumlge sollten imshymer ausgefeilter sein es wird nicht nur komplexer sondern auch komplishyzierter Komplizierter koumlnnen Kooperationen werden weil mehr Parteien mitsprechen und mitentscheiden bzw Einfluss nehmen (Bild 2) Erst recht wenn die Parteien aus unterschiedlichen Kulturen stammen aber dazu mehr in Kapitel 7
Wir werden spaumlter noch auf die genaue Abgrenzung zwischen Kooperatioshynen und Teams eingehen indessen wollen wir schon einmal darauf hinshyweisen dass Kooperationen auch aus Teams heraus entstehen koumlnnen Denkbar ist dass zwei Teammitglieder zu einem anderen Thema das nichts mit ihrem Projekt oder ihrer Teamarbeit zu tun hat kooperieren ndash zum Beispiel ein Buch gemeinsam schreiben eine Weiterbildung anbieshyten ein innovatives Produkt gemeinsam erfinden und produzierenhellip
Gewiss besteht dazu die Moumlglichkeit dass ein Teammitglied sich in einer Kooperation Unterstuumltzung holt um seine Aufgaben im Rahmen der Teamarbeit oder im Rahmen seiner Arbeitspakete im Projekt erfolgreich zu erledigen und zu loumlsen (Bild 3)
Unternehmen oderOrganisationen
die imHintergrund stehen
Kooperation von
mehreren Individuen T
1
Bild 2 Komplexe Kooperationsfiguren
18 2 Kooperation als Methode
Wie definiere ich Kooperation
Kooperation definieren ist doch ganz einfach ndash da hat man doch so seine Vorstellung und da fallen mir ja gleich die vielen selbst mal eingegangen Kooperationen ein ndash mit anderen Instituten Personen Und da blitzen die Gedanken wieder auf als die Kooperation beendet war bdquoWar gutldquo bdquonie wiederldquo bdquoganz schoumln uumlber den Tisch gezogen wordenldquo bdquowas hab ich jetzt davon gehabtldquo bdquoauszliger Spesen nichts gewesenldquohellip
Das ist leicht wenn zwei Baugesellschaften kooperieren um einen groszligen Auftrag durchfuumlhren zu koumlnnen das mag auch noch gut angehen wenn zwei Entwicklungsabteilungen gemeinsam ein Produkt entwickeln das dann getrennt auf den Markt gebracht wird
Der Zusammenschluss um Ressourcen zu buumlndeln heiszligt immer auch Sou-veraumlnitaumlt aufgeben und verlangt von den Kooperationspartnern auf glei-cher Augenhoumlhe zu agieren
So hat jede Kooperation zwar die Chance Energien zu potenzieren jedoch auch das Risiko Balance zwischen den Kooperationspartnern zu halten Es ist das Wir das Gemeinsame das zu spuumlren sein soll Das ist die Grund-voraussetzung fuumlr gelungene Kooperation
Mit dem Sprichwort bdquoDer kluge Egoist kooperiert hellipldquo kann ich nun wahrlich nichts anfangen Huumlte dich vor diesen Personen
Heinrich Salfenauer keytrain Beratungs- und Trainingsunternehmen
Kooperation ausgehend
von einem Team
T = Kooperationsthema
= Teammitglied
= Externer
Ein Teammitglied holtsich zu seinem ThemaUnterstuumltzung durcheine Kooperation von
auszligen
Zwei Teammitgliederkooperieren zu einem
anderen ThemaKooperationsrahmen
T
T
Team
3
Bild 3 Kooperation aus Teams heraus
2 Kooperation als Methode 19
Wie viele Kooperationspartner vertraumlgt eine Kooperation
Nach diesen Figuren scheinen uns zwei bis maximal vier Hauptagierende sinnvoll wobei durchaus im Hintergrund mehrere Personen mit handeln koumlnnen Und dann ist noch die Frage zu klaumlren Wer fuumlhrt die Kooperashytion
Aus unserer Sicht braucht es statt einer klaren Hierarchie ein klares Ziel welches in gegenseitiger Kommunikation gut ausgehandelt sein soll Das bedeutet im Sinne der Gleichberechtigung die Inhalte genau ausdiskutieshyren und sich durch Worte uumlberzeugen Genuumlgend warnende Beispiele hashyben gezeigt dass die Kooperation mehr einer Uumlbernahme aumlhnelt wenn ein Kooperationspartner die vermeintliche Fuumlhrung behaumllt Aus unserer Sicht unterstuumltzen folgende kommunikativen Aspekte das Gelingen einer Kooperation ohne dass hierarchische Fuumlhrungsanspruumlche geltend geshymacht werden muumlssen Sie sind dem Verstaumlndigungsprinzip in Argumenshytationen von Josef Kopperschmidt entnommen weil wir meinen aumlhnlich wie in der Argumentation geht es in Kooperationen darum seinen Geshyspraumlchspartner zu uumlberzeugen ihn zu gewinnen und im Dialog gemeinshysam mit ihm die Kooperationsinhalte auszuhandeln und nicht qua seiner Autoritaumlt oder Fuumlhrungsfunktion zu bestimmen
Bedingung gelingender Kooperation1
bull Mitspracherecht aller BetroffenenBeteiligten
bull Redefreiheit
bull Sicherung von Meinungsvielfalt
bull Symmetrische Kommunikationschancen
bull Aumlchtung aller Gewalt
bull Uumlberzeugungsbereitschaft
Wir sind der Meinung Kooperation ist eine Methode die der gegenseitishygen Verstaumlndigung dient und voraussetzt dass die Beteiligten sich als gleichberechtigte Partner erleben dabei an Meinungsaustausch und auch an Meinungsvielfalt interessiert sind und sicherstellen dass innerhalb ihshyrer Kooperation alle Beteiligten Mitsprachrecht haben
Wir wollen im folgenden Kapitel einen Schritt weiter gehen und uns mit der Abgrenzung zu anderen Formen der Zusammenarbeit beschaumlftigen
20 2 Kooperation als Methode
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen bdquoDer Clouldquo
Die Abgrenzung zu anderen Formen der Zusammenarbeit erfahren wir als eine der schwierigsten Fragen in unserem Buch Einer unserer Kollegen stellte waumlhrend einer Diskussion diese Fragestellung in Zweifel bdquoIhr wollt Kooperation von Team unterscheiden Na dann wuumlnsche ich Euch viel Spaszligldquo
Der wahre Kern dieser ironischen Bemerkung liegt darin dass in der gaumlnshygigen Literatur Kooperation oft gleichgesetzt wird mit Organisationsforshymen Das halten wir fuumlr vorschnell und bewerten es als irrefuumlhrend Wir unterscheiden Methode und Organisationsform in unserem Buch So seshyhen wir ein Team als eine Organisationsform die Zusammenarbeit im Team als eine Methode die Anteile von Kooperation enthaumllt
In der GanovenshyKomoumldie Der Clou aus dem Jahre 1973 mit der Starbesetshyzung Paul Newman Robert Redford und Robert Shaw geht es darum dass zwei Trickbetruumlger (Robert Redford und Paul Newman) kooperieren um sich wirkungsvoll an dem groumlszligten Gangsterboss (Robert Shaw alias Lonshynegan) eines Syndikats in New York und Chicago zu raumlchen Da Lonnegan nicht mit einfachen Tricks zu uumlberlisten ist entwickeln die beiden einen komplizierten Plan und benoumltigen zunaumlchst Kapital fuumlr den entscheidenshyden Schlag das sie Lonnegan aus seiner Brieftasche stehlen Mit diesem Geld kauft sich der eine der beiden (Paul Newman) in ein Pokerspiel mit dem Gangsterboss ein und gewinnt aufgrund von Falschspiel Der andere (Robert Redford) weist Lonnegan auf den Betrug hin und gewinnt so das Vertrauen des Gangsterbosses Mit diesem Vertrauen uumlberzeugt er Lonneshygan in Pferdewetten zu investieren um sich an Paul New man zu raumlchen Derweil bauen die beiden Trickbetruumlger ein fingiertes Wettbuumlro auf Der Film geht in vielen Verwicklungen aber hochspannend weiter Das Drehshybuch gestaltet sich komplex und so auch die Kooperation die die beiden aufbauen Es braucht Konzentration aber vor allem eine klare Zielorienshytierung um dem Film und somit auch der Kooperation folgen zu koumlnnen
So braucht es auch eine klare Zielorientierung und Konzentration in Koshyoperationen wie auch in anderen Formen der Zusammenarbeit wie Intershyessensgemeinschaften Gruppenarbeit Netzwerk Teamwork Gemeinshyschaftsarbeit ndash wahrscheinlich lassen sich noch weitere Begrifflichkeiten finden
Warum ist es aus unserer Sicht wichtig diese Formen zu unterscheiden Als Grundvoraussetzung eine gute erfolgreiche und nachhaltige Koopeshyration gestalten zu koumlnnen sehen wir die Bewusstheit in welcher Form der Zusammenarbeit man sich bewegt um sich damit fuumlr eine dieser Meshy
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen 21
thoden ausdruumlcklich entscheiden zu koumlnnen Sich gemeinsam fuumlr eine dieser Formen zu entschlieszligen entscheidet auch uumlber den Grad der Vershybindlichkeit im Rahmen der Zusammenarbeit Klarheit und Transparenz uumlber die Form der Zusammenarbeit foumlrdern das Verstaumlndnis der eigenen Rolle was kann und will man in einer Kooperation leisten oder wann sollte man eine Mitarbeit in einer Kooperation auch ablehnen und Grenshyzen ziehen
Moumlgliche Gruumlnde fuumlr Ablehnung oder Grenzen koumlnnen sein
bull sich bewusst fuumlr eine Form der Zusammenarbeit zu entscheiden um die Konsequenzen zu tragen
bull die richtige Methode fuumlr den Zweck bewusst auswaumlhlen
bull die Komplexitaumlt von Kooperation besser zu verstehen
bull eine Kooperation zielfuumlhrend zu gestalten
bull moumlgliche Fallen von vornherein zu umgehen
Gerade in der Abgrenzung zur Arbeit im Team ist uns deutlich geworden dass viele Faktoren gleich oder aumlhnlich sind und doch grenzen sich diese beiden Formen der Zusammenarbeit ab Wo und wie sich Kooperation von den anderen Formen abgrenzt das werden wir in den naumlchsten Schritten herleiten Wir wuumlnschen dabei sehr wohl noch einen offenen Raum zur Diskussion und mit Sicherheit werden auch nicht alle Aspekte bis zur Vollshystaumlndigkeit erfasst sein
Ein erster Versuch zur Abgrenzung koumlnnte sein all diese Formen entlang einer Komplexitaumltslinie zu ordnen von Networking uumlber Gruppenarbeit bis zu Teamarbeit und Kooperation Entlang dieser Richtung steigt die Verbindlichkeit der Zusammenarbeit die Komplexitaumlt hingegen nimmt ab (Bild 4)
Unter Verbindlichkeit verstehen wir das Einverstaumlndnis und die Einwillishygung oder das Einlassen auf den Geschaumlftspartner Anders formuliert kann es die Verpflichtung dem Partner gegenuumlber sein fuumlr Entscheidunshygen gerade zu stehen oder auch finanzielle Entscheidungen mit zu tragen Dies ist beim Networking nicht gegeben Bei einer Gruppenarbeit traumlgt man wohl an der Gesamtverantwortung fuumlr das Ergebnis mit waumlhrend bei einer Teamarbeit die Verantwortung und die Verpflichtung jedes Einshyzelnen bereits staumlrker zunehmen Am staumlrksten ist die Verbindlichkeit sishycher im Rahmen einer Kooperation ausgepraumlgt insofern dass ich fuumlr meishynen Kooperationspartner und fuumlr die gemeinsam getragenen Entscheishydungen einstehe
22 2 Kooperation als Methode
Unter Komplexitaumlt begreifen wir dass mehr Einflussfaktoren eine Rolle spielen so ist zum Beispiel eine Kooperation mehrdimensional und vielshyschichtig Teamarbeit und Gruppenarbeit haben klare Regeln die in einer Kooperation erst verbindlich vereinbart werden muumlssen
1 Networking
Networking bedeutet Kontakte aufbauen pflegen und einen Nutzen darshyaus ziehen (egal welcher Art)2
Networking kann die Grundlage oder Grundvoraussetzung fuumlr eine gute Kooperation sein Ein Netzwerk kann sich zur Kooperation entwickeln eine Kooperation kann aber auch entstehen ohne dass es dazu vorab ein Netzwerk gab
Eine Kooperation hat ein klar definiertes Ziel waumlhrend ein Netzwerk oft aus dem Grundsatz kommt bdquoWir machen mal was zusammenldquo Ein Netzshywerk hat ein Thema und kein Ziel zum Beispiel das Thema bdquoCommitshymentldquo oder Hobbys oder Jobsuche Ein Netzwerk ist ein Angebot ein unshyverbindliches Angebot um lose Kontakte zu knuumlpfen und zu nutzen was man gebrauchen kann
Networking
Gruppenarbeit
Teamarbeit
Kooperation
Abnahme von Verbindlichkeit
Netzwerk
Gruppe
Team
System vonKooperationspartnern
Methoden mitkooperativen Anteilen
Methode die vonvielen Organisations-formen genutzt werdenkann
Steigerung von Komplexitaumlt
4
Bild 4 Organisationsformen mit ihren Methoden
8 Koopernikanische Wende
und bdquoLoserldquo Konkurrenz schwaumlcht den Charakter sie wirkt wie ein Bezieshyhungsgift
Selbstwert sollte aus dem Inneren kommen aus den Schaumltzen die in uns schlummern und die zu heben wir eingeladen sind Wenn wir unser Poshytenzial entfalten finden wir zu Sinn Authentizitaumlt und Freiheit Und wenn unsere Beziehungen gelingen werden wir gluumlcklich All dies wird durch Kooperation erleichtert und durch Wettbewerb erschwert bdquoKoopeshyration ist die Chefarchitektin der Evolutionldquo schreibt der Evolutionsshybiologe Martin Nowak Der Hirnforscher Gerald Huumlther meint bdquoDie bisshyherige Wettbewerbsgesellschaft in eine kooperative verantwortungsbeshywusste Gesellschaft umzuwandeln ist die attraktivste innovativste und wichtigste Aufgabe fuumlr den Mann von heute und morgenldquo Gehen wir sie alle gemeinsam an
Christian Felber Wirtschaftsreformer Autor des Buchs bdquoDie GemeinwohlshyOumlkonomieldquo
9
10 Inhalt
Inhalt
1 Einfuumlhrung 12
2 Kooperation als Methode 15
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen bdquoDer Clouldquo 20
22 Kriterien fuumlr Gewinn bringende Kooperation bdquoArmageddonldquo 29
23 Wirtschaftlicher Nutzen bdquoA Beautiful Mindldquo 34
3 Kooperation aus Sicht der Anderen 41
31 Die Sicht der Biowissenschaft bdquoDeep Blueldquo 41
32 Die Sicht der Spieltheorie bdquoWege zum Ruhmldquo 50
4 Wege zur Kooperation 61
41 Das Eisbergmodell bdquoIm Rausch der Tiefeldquo 61
42 Von der Anpassung zur Autonomie bdquoDie Farbe des Geldesldquo 66
43 Kooperation aus systemischer Sicht bdquoDer Koch der Dieb seine Frau und ihr Liebhaberldquo 79
44 Die Spirale der Entwicklung bdquoEine Frage der Ehreldquo 89
5 Wege der Kooperation bdquoDas Schweigen der Laumlmmerldquo 103
51 Wahl der Kooperationspartner bdquoDer unsichtbare Dritteldquo 112
52 Beduumlrfnisse in Kooperationen bdquoMeerjungfrauen kuumlssen besserldquo 124
53 Die Rolle von Emotionen bdquoFire amp Iceldquo 130
Inhalt 11
54 Stoumlrungen und Konflikte bdquoMr amp Mrs Smithldquo 140
55 Gesetzliche Grundlagen bdquoDie Juryldquo 150
6 Interkulturelle Aspekte bdquoRed Corner ndash Labyrinth ohne Auswegldquo 154
7 Besonderheiten virtueller Kooperation bdquoDas Netzldquo 168
8 Best Practices 173
81 Kooperation auf dem Transportsektor 175
82 Innerbetriebliche Kooperation 177
83 Wie werden 11 Spielertrainer eine Nationalmannschaft 181
84 Kooperationen verleihen Fluumlgel 183
85 25 Jahre Gespraumlchsverhaltenstrainings ndash Eine Erfolgsgeschichte 187
86 Die Wirtschaftsordnung von morgen schon heute gestalten Die Summer University Alternative Economic and Monetary Systems 189
87 Wissenschaftlich kooperieren 191
88 Aus Konkurrenz wird Kooperation 195
89 Kooperation ndash Oder die Lust es einfach zu tun 198
810 Wirtschaftliche Schwierigkeiten lindern ndash Durch Kooperation uumlber die Krise 201
811 Niemand macht einen Job besser als ich selbst ndash Wie Egomanen im Fernsehbereich Kooperationen eingehen 203
9 Das Ende von Kooperationen bdquoDas Beste kommt zum Schlussldquo 207
10 Dankesworte 212
11 Verzeichnis der GastautorInnen 213
12 Quellennachweis 214
13 Verwendete und weiterfuumlhrende Literatur 217
14 Stichwortverzeichnis 222
12 1 Einfuumlhrung
1 Einfuumlhrung
Die heutige Wirtschaftslage stellt Unternehmer vor groszlige Herausfordeshyrungen vor allem sich gegenuumlber Mitbewerbern auch international durchzusetzen Viele Konkurrenten draumlngen auf den Markt und immer wieder gilt es Alleinstellungsmerkmale zu finden um sich abzuheben und weiterhin im Geschaumlft zu bleiben So geht es nicht nur groszligen Untershynehmen sondern auch mittelstaumlndischen und insbesondere Kleinshy und Kleinstunternehmern In Konkurrenz zu treten erfordert viel Energie imshymer wieder neue Ideen Innovationen groszliges eigenes Investment sowie einen sehr guten Uumlberblick uumlber den Markt und seine Anforderungen Wir Menschen kooperieren von Natur aus so schreibt Joachim Bauer in einem seiner Buumlcher das bedeutet dass der Mensch in Harmonie leben moumlchte und die Gemeinschaft mit anderen braucht um zu uumlberleben Leider geht diese Uumlberlegung im hektischen Alltag und im gar so harten Konkurrenzshykampf oft unter Wir sind der Uumlberzeugung dass im aufkommenden Zeitshyalter dem 6 Kondratieff (dazu spaumlter mehr) es auch darum geht aus der Konkurrenz hervorzutreten und neue Geschaumlftsmodelle zu nutzen und die Methode der Kooperation kann in diesem Zuge als eine sehr gute Grundlage dienen Dass Menschen sich danach sehnen in Frieden und Harmonie zusammen zu leben raus aus der Konkurrenz wollen sehen wir auch an der aufstrebenden Idee von Christian Felber der GemeinwohlshyOumlkonomie Menschen streben danach auch ihre wirtschaftlichen Untershynehmungen an sozialen und ethischen Werten wie
bull Menschenwuumlrde
bull Solidaritaumlt
bull oumlkologischer Nachhaltigkeit
bull sozialer Gerechtigkeit oder
bull Demokratie und Mitbestimmung
auszurichten um sich ein angenehmes Miteinander zu gestalten Die vieshylen Bewegungen die sich gegen Terrorismus und Kampfalluumlren richten zeugen von dem grundsaumltzlichen Beduumlrfnis der Menschen in Kooperatioshynen zu leben
Dieses Buch wendet sich an alle die bereits Kooperationen eingegangen sind und Ideen und Anregungen brauchen koumlnnten ihre eigenen Koopeshy
1 Einfuumlhrung 13
rationen zu uumlberdenken und erfolgreich zu gestalten Es richtet sich auch an jene die sich bislang ganz dem Motto der Konkurrenz verschrieben haben und neugierig sind ethisch verantwortungsbewusste Wege fuumlr Geshyschaumlftsmodelle zu ent decken
Eine dritte Zielgruppe sind all jene die Freude daran finden sich auszushyprobieren und es wagen wollen eine fuumlr sie ganz neue Methode zu entdeshycken und die bislang noch nie kooperiert haben Sie werden Anregungen erhalten wie Sie eine Kooperation beginnen koumlnnen wie Sie Kooperatishyonspartner finden koumlnnen und fuumlr welche Aspekte einer Kooperation es hilfreich ist sie im Auge zu behalten
Diesem Buch sind zahlreiche kleinere und groumlszligere Kooperationen vorausshygegangen Zuallererst die Kooperation mit dem Verlag mit dem Ziel dieshyses Buch herauszubringen Im Weiteren die Kooperation mit allen unseshyren GastautorInnen die uns Ihre ganz persoumlnliche Sicht als Dialogkomshymentar oder ihre Erfahrungen in Form eines Praxisbeispiels zur Verfuumlshygung gestellt haben Und nicht zuletzt unsere eigene Kooperation als AutorInnen dieses Buches die wir selbst in eigenen Phasen erlebt haben und bei der wir fuumlr uns wichtige Erfahrungen machen konnten die in dieshyses Buch einflieszligen Wie bei einem guten Dokumentarfilm kannten wir am Beginn unserer Recherche die Antworten auf manche Frage die wir in diesem Buch stellen noch nicht aber wir konnten im Laufe unserer Liteshyraturrecherche und unserer zahlreichen Diskussionen mit Kol legInnen viele neue Erkenntnisse sammeln und konnten viele Ideen in der Entsteshyhungszeit dieses Buches selbst gut umsetzen Viele ergaumlnzende Erfahrunshygen sind nun auch in die 2 Auflage eingeflossen
Wir haben die Kapitel des Buches mit Filmtiteln uumlberschrieben und greishyfen immer wieder die Parallele zum Film auf Einerseits weil wir beide gute Filme moumlgen andererseits weil es auch rund um die Filmarbeit gelingende Kooperationen braucht damit der Film erfolgreich wird etwa zwischen Regisseur und Produzent oder Produzent und Verleih Die bdquodirekteldquo Arbeit am Film ist zwar nicht grundsaumltzlich eine Arbeit in Kooperation sondern mehr eine streng hierarchische ndash der Regisseur gibt die Richtung vor und traumlgt auch die Verantwortung Aber insgesamt zeigt das Thema Film sehr exemplarisch dass beides gut nebeneinander stehen kann ndash Kooperation und Hierarchie Die erlaumluternden Filmbeschreibungen sind in den meisshyten Faumlllen dem OnlineshyLexikon Wikipedia entnommen
Wenn wir von Kooperationspartnern sprechen dann meinen wir einshyzelne Personen aber durchaus auch Organisationen und Institutionen die haumlufig hinter den Personen stehen
Was erwartet Sie an Inhalten
14 1 Einfuumlhrung
bull Wir beginnen (Kapitel 2) mit einer Definition von Kooperation und der Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen um anschlieszligend mit gleichem Informationsstand mit Ihnen als unserem Leser tiefer in Kooperationen einzusteigen Dazu gehoumlren auch Uumlberlegungen wie der Nutzen von Kooperationen aussieht und die Diskussion uumlber Gewinn bringende Kriterien
bull Wir sprechen uumlber grundlegende Uumlberlegungen aus der Naturwissenshyschaft (Kapitel 3) um daraus konkrete Anregungen fuumlr wirtschaftshyliche Kooperationen abzuleiten Hier bekommen Sie Ideen wie in der Natur kooperiert wird
bull Im Anschluss hieran (Kapitel 4 und 5) werden Sie Perspektiven kennen lernen aus denen Sie Kooperationen beleuchten koumlnnen wie zum Beispiel die systemische Perspektive aus Sicht der Organishysationsentwicklungsphasen oder auch aus Sicht des Modells der Trans aktionsanalyse In Kapitel 5 unserem zentralen Kapitel stellen wir Ihnen den von uns entwickelten Weg einer Kooperation vor mit dem wir Sie anregen wollen Ihren eigenen Weg darauf aufzubauen
bull In Kapitel 6 beleuchten wir beachtenswerte und wichtige Aspekte in Kooperationen wie die Wahl von Kooperationspartner(n) den Umgang mit Beduumlrfnissen und Konflikten in Kooperationen und wichtige gesetzliche Rahmenbedingungen die zu beachten sind In Kapitel 7 werden diese Aspekte noch ergaumlnzt um die Sicht ins intershynationale Umfeld sowie ins virtuelle bdquoNetzldquo
bull BestshyPracticeshyBeispiele (Kapitel 8) sollen Sie ermutigen ermuntern nachdenklich stimmen anregen und motivieren selbst auszuproshybieren nachzueifern oder auch Dinge ganz anders zu machen
bull Abschlieszligend beschaumlftigen wir uns mit dem Ende von Koopera tioshynen einem wichtigen Aspekt um daraus fuumlr zukuumlnftige Kooperatioshynen zu lernen und sich in guter Art und Weise von seinem Kooperashytionspartner zu verabschieden und selbst loslassen zu koumlnnen (Kapitel 9)
Wir selber kooperieren sehr gerne und sind oft bereichert mit Eindruumlcken Erfahrungen neuen Ideen und neuen Menschen Und aus dieser Leidenshyschaft ist die Idee fuumlr dieses Buch geboren Angespornt durch die Idee eishygene Kooperationen mit diesem Buch zu vertiefen haben wir uns entshyschlossen unsere Ideen und auch die von Kollegen zusammenzutragen und zu veroumlffentlichen
Wir wuumlnschen Ihnen viel Freude und viel Erfolg mit Ihren bestehenden und zukuumlnftigen Kooperationspartnern
Stefanie Widmann und Martin Seibt
2 Kooperation als Methode 15
2 Kooperation als Methode
Kooperation ein viel verwendetes (Unshy)Wort Oft gleichgesetzt mit Zushysammenarbeit Interessensgemeinschaft Gruppenarbeit Netzwerk Teamwork Gemeinschaftsarbeit Aber was ist Kooperation konkret
Wir verstehen Kooperation als eine Methode ein Vorgehen und nicht als Organisationsform Fuumlr uns bedeutet Kooperation einen Weg der gemeinshysam beschritten wird Dabei schaffen die Kooperationspartner einen geshymeinsamen Nutzen der von allen Beteiligten akzeptiert wird und damit zu einer tragfaumlhigen Vereinbarung beitraumlgt Die Kooperationspartner ershyleichtern sich dadurch das Erreichen eines gemeinsamen Zieles
Das Lateinische bdquocooperatioldquo bedeutet Zusammenarbeit und Mitwirkung und findet in Gruppen Teams Organisationen statt
Ein erster Definitionsversuch Kooperation als ein gemeinsames Tun von Individuen oder GruppenOrganisationen mit fuumlr die beteiligten Seiten Gewinn bringendem Sinn und Nutzen Ganz nach dem Prinzip bdquoQuid pro quoldquo ich gebe und bekomme dafuumlr eine Gegenleistung
Dabei kommt es nicht nur darauf an sondern es ist eine erste Bedingung dass alle beteiligten Kooperationspartner sich einem gemeinsamen Ziel verschreiben das ohne einen der Kooperationspartner nicht oder ershyschwert erreichbar waumlre Wir verstehen Kooperation als eine Methode oder ein Mittel und nicht als eine Organisationsform
Wie sehe ich Kooperationen
Wenn es um die Frage geht bdquoWie aufgeschlossen zeige ich mich gegenuumlber Kooperationldquo werden unsere Mitmenschen sich wohl in uumlberwiegender Zahl positiv aumluszligern und ihre Bereitschaft zu kooperieren nachdruumlcklich be-staumltigen Wer raumlumt schon freiwillig seinen Hang zur Egozentrik ein
Und in der Tat die sbquozwanglosenlsquo Kooperationen des Alltags gehen den meisten von uns als soziale Wesen sbquogutlsquo von der Hand Wir ziehen unseren gegenseitigen Nutzen aus gemeinsam gelingender Interdependenz
Kooperation in der herrschenden Arbeitswelt erweist sich da schon als komplizierter Immer noch herrscht Dominanz vor Machtbalance Missach-tung statt gegenseitiger Anerkennung Durchsetzung der eigenen Interes-sen gegenuumlber wechselseitiger Verstaumlndigungsorientierung
16 2 Kooperation als Methode
Die Rollenanforderungen im Berufsleben erscheinen rigide die Weisungen minuzioumls der jeweilige Handlungsspielraum minimal
Der Erwartungs- und Kostendruck auf die Institutionen und Unternehmen steigt und ndash so der positive Effekt ndash foumlrdert die Tendenz hin zur Koopera-tion Fuumlr die Beteiligten heiszligt es ihre Ressourcen zu buumlndeln neben ande-ren Maszlignahmen die der marktorientierten Kooperation zu ergreifen und zu pflegen
Vielfaumlltige Beispiele aus Entwicklung und Forschung sowie der Industrie be-legen produktive Kooperation die wiederum wettbewerbsfaumlhige Innova-tion generiert Soll heiszligen gelingende Kooperation setzt zu erfuumlllende Grundbedingungen voraus Eine davon verlangt Kompetenzen der Koope-rationspartner Zwei weitere repraumlsentieren sich in menschlich-sozialer und fachlich-professioneller Kompetenz
Rolf Lindemann LindemannLeads
Einen anderen Ansatz einer Definition finden Sie bei Christian Felber in seiner Gemeinwohloumlkonomie Er definiert Kooperation uumlber die Motivashytion Er sagt Kooperation motiviert uumlber gelingende Beziehung Anerkenshynung Wertschaumltzung gemeinsame Zielsetzung und shyerreichung waumlhshyrend Konkurrenz primaumlr uumlber Angst und Siegeslust motiviert
Fuumlr die Dauer einer Kooperation vereinbaren die Kooperationspartner eine systemische Vorgehensweise die sehr unterschiedlich aussehen kann Wir wollen diese Vorgehensweisen im Folgenden mit Figuren beshyzeichnen Wie koumlnnen diese aussehen
Kooperation von zweiIndividuen ndash es kann
hinter jedem derIndividuen ein System
stehen
T + Organi- sation
Kooperation vonzwei Individuenoder von zweiUnternehmen
T
Kooperations-
rahmen
Kooperation vonmehreren Individuen
T
T = Kooperationsthema
= IndividuumEinzelpersonSelbstaumlndiger
= Mitarbeiter eines Unternehmens
2
Bild 1 Grundlegende Kooperationsfiguren
2 Kooperation als Methode 17
Die allereinfachste und grundlegendste Figur ist sicherlich die Kooperashytion zwischen zwei Individuen oder zwischen zwei Unternehmen Wenn es sich um die Kooperation von zwei Individuen handelt kann sich hinter jeder Person auch eine Organisation oder ein Unternehmen wiederfinden (Bild 1) Es koumlnnen aber durchaus auch mehrere Individuen oder mehrere Organisationen miteinander kooperieren
In einer weiteren Kooperationskonstellation koumlnnen wir uns vorstellen dass hinter einem der Kooperationspartner ein ganzes System steckt Dashydurch scheint uns gewaumlhrleistet dass ua eine groumlszligere Finanzkraft Einshyfluss und Macht fuumlr die Kooperation zur Verfuumlgung stehen koumlnnen Demshygegenuumlber werden Absprachen immer notwendiger Vertraumlge sollten imshymer ausgefeilter sein es wird nicht nur komplexer sondern auch komplishyzierter Komplizierter koumlnnen Kooperationen werden weil mehr Parteien mitsprechen und mitentscheiden bzw Einfluss nehmen (Bild 2) Erst recht wenn die Parteien aus unterschiedlichen Kulturen stammen aber dazu mehr in Kapitel 7
Wir werden spaumlter noch auf die genaue Abgrenzung zwischen Kooperatioshynen und Teams eingehen indessen wollen wir schon einmal darauf hinshyweisen dass Kooperationen auch aus Teams heraus entstehen koumlnnen Denkbar ist dass zwei Teammitglieder zu einem anderen Thema das nichts mit ihrem Projekt oder ihrer Teamarbeit zu tun hat kooperieren ndash zum Beispiel ein Buch gemeinsam schreiben eine Weiterbildung anbieshyten ein innovatives Produkt gemeinsam erfinden und produzierenhellip
Gewiss besteht dazu die Moumlglichkeit dass ein Teammitglied sich in einer Kooperation Unterstuumltzung holt um seine Aufgaben im Rahmen der Teamarbeit oder im Rahmen seiner Arbeitspakete im Projekt erfolgreich zu erledigen und zu loumlsen (Bild 3)
Unternehmen oderOrganisationen
die imHintergrund stehen
Kooperation von
mehreren Individuen T
1
Bild 2 Komplexe Kooperationsfiguren
18 2 Kooperation als Methode
Wie definiere ich Kooperation
Kooperation definieren ist doch ganz einfach ndash da hat man doch so seine Vorstellung und da fallen mir ja gleich die vielen selbst mal eingegangen Kooperationen ein ndash mit anderen Instituten Personen Und da blitzen die Gedanken wieder auf als die Kooperation beendet war bdquoWar gutldquo bdquonie wiederldquo bdquoganz schoumln uumlber den Tisch gezogen wordenldquo bdquowas hab ich jetzt davon gehabtldquo bdquoauszliger Spesen nichts gewesenldquohellip
Das ist leicht wenn zwei Baugesellschaften kooperieren um einen groszligen Auftrag durchfuumlhren zu koumlnnen das mag auch noch gut angehen wenn zwei Entwicklungsabteilungen gemeinsam ein Produkt entwickeln das dann getrennt auf den Markt gebracht wird
Der Zusammenschluss um Ressourcen zu buumlndeln heiszligt immer auch Sou-veraumlnitaumlt aufgeben und verlangt von den Kooperationspartnern auf glei-cher Augenhoumlhe zu agieren
So hat jede Kooperation zwar die Chance Energien zu potenzieren jedoch auch das Risiko Balance zwischen den Kooperationspartnern zu halten Es ist das Wir das Gemeinsame das zu spuumlren sein soll Das ist die Grund-voraussetzung fuumlr gelungene Kooperation
Mit dem Sprichwort bdquoDer kluge Egoist kooperiert hellipldquo kann ich nun wahrlich nichts anfangen Huumlte dich vor diesen Personen
Heinrich Salfenauer keytrain Beratungs- und Trainingsunternehmen
Kooperation ausgehend
von einem Team
T = Kooperationsthema
= Teammitglied
= Externer
Ein Teammitglied holtsich zu seinem ThemaUnterstuumltzung durcheine Kooperation von
auszligen
Zwei Teammitgliederkooperieren zu einem
anderen ThemaKooperationsrahmen
T
T
Team
3
Bild 3 Kooperation aus Teams heraus
2 Kooperation als Methode 19
Wie viele Kooperationspartner vertraumlgt eine Kooperation
Nach diesen Figuren scheinen uns zwei bis maximal vier Hauptagierende sinnvoll wobei durchaus im Hintergrund mehrere Personen mit handeln koumlnnen Und dann ist noch die Frage zu klaumlren Wer fuumlhrt die Kooperashytion
Aus unserer Sicht braucht es statt einer klaren Hierarchie ein klares Ziel welches in gegenseitiger Kommunikation gut ausgehandelt sein soll Das bedeutet im Sinne der Gleichberechtigung die Inhalte genau ausdiskutieshyren und sich durch Worte uumlberzeugen Genuumlgend warnende Beispiele hashyben gezeigt dass die Kooperation mehr einer Uumlbernahme aumlhnelt wenn ein Kooperationspartner die vermeintliche Fuumlhrung behaumllt Aus unserer Sicht unterstuumltzen folgende kommunikativen Aspekte das Gelingen einer Kooperation ohne dass hierarchische Fuumlhrungsanspruumlche geltend geshymacht werden muumlssen Sie sind dem Verstaumlndigungsprinzip in Argumenshytationen von Josef Kopperschmidt entnommen weil wir meinen aumlhnlich wie in der Argumentation geht es in Kooperationen darum seinen Geshyspraumlchspartner zu uumlberzeugen ihn zu gewinnen und im Dialog gemeinshysam mit ihm die Kooperationsinhalte auszuhandeln und nicht qua seiner Autoritaumlt oder Fuumlhrungsfunktion zu bestimmen
Bedingung gelingender Kooperation1
bull Mitspracherecht aller BetroffenenBeteiligten
bull Redefreiheit
bull Sicherung von Meinungsvielfalt
bull Symmetrische Kommunikationschancen
bull Aumlchtung aller Gewalt
bull Uumlberzeugungsbereitschaft
Wir sind der Meinung Kooperation ist eine Methode die der gegenseitishygen Verstaumlndigung dient und voraussetzt dass die Beteiligten sich als gleichberechtigte Partner erleben dabei an Meinungsaustausch und auch an Meinungsvielfalt interessiert sind und sicherstellen dass innerhalb ihshyrer Kooperation alle Beteiligten Mitsprachrecht haben
Wir wollen im folgenden Kapitel einen Schritt weiter gehen und uns mit der Abgrenzung zu anderen Formen der Zusammenarbeit beschaumlftigen
20 2 Kooperation als Methode
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen bdquoDer Clouldquo
Die Abgrenzung zu anderen Formen der Zusammenarbeit erfahren wir als eine der schwierigsten Fragen in unserem Buch Einer unserer Kollegen stellte waumlhrend einer Diskussion diese Fragestellung in Zweifel bdquoIhr wollt Kooperation von Team unterscheiden Na dann wuumlnsche ich Euch viel Spaszligldquo
Der wahre Kern dieser ironischen Bemerkung liegt darin dass in der gaumlnshygigen Literatur Kooperation oft gleichgesetzt wird mit Organisationsforshymen Das halten wir fuumlr vorschnell und bewerten es als irrefuumlhrend Wir unterscheiden Methode und Organisationsform in unserem Buch So seshyhen wir ein Team als eine Organisationsform die Zusammenarbeit im Team als eine Methode die Anteile von Kooperation enthaumllt
In der GanovenshyKomoumldie Der Clou aus dem Jahre 1973 mit der Starbesetshyzung Paul Newman Robert Redford und Robert Shaw geht es darum dass zwei Trickbetruumlger (Robert Redford und Paul Newman) kooperieren um sich wirkungsvoll an dem groumlszligten Gangsterboss (Robert Shaw alias Lonshynegan) eines Syndikats in New York und Chicago zu raumlchen Da Lonnegan nicht mit einfachen Tricks zu uumlberlisten ist entwickeln die beiden einen komplizierten Plan und benoumltigen zunaumlchst Kapital fuumlr den entscheidenshyden Schlag das sie Lonnegan aus seiner Brieftasche stehlen Mit diesem Geld kauft sich der eine der beiden (Paul Newman) in ein Pokerspiel mit dem Gangsterboss ein und gewinnt aufgrund von Falschspiel Der andere (Robert Redford) weist Lonnegan auf den Betrug hin und gewinnt so das Vertrauen des Gangsterbosses Mit diesem Vertrauen uumlberzeugt er Lonneshygan in Pferdewetten zu investieren um sich an Paul New man zu raumlchen Derweil bauen die beiden Trickbetruumlger ein fingiertes Wettbuumlro auf Der Film geht in vielen Verwicklungen aber hochspannend weiter Das Drehshybuch gestaltet sich komplex und so auch die Kooperation die die beiden aufbauen Es braucht Konzentration aber vor allem eine klare Zielorienshytierung um dem Film und somit auch der Kooperation folgen zu koumlnnen
So braucht es auch eine klare Zielorientierung und Konzentration in Koshyoperationen wie auch in anderen Formen der Zusammenarbeit wie Intershyessensgemeinschaften Gruppenarbeit Netzwerk Teamwork Gemeinshyschaftsarbeit ndash wahrscheinlich lassen sich noch weitere Begrifflichkeiten finden
Warum ist es aus unserer Sicht wichtig diese Formen zu unterscheiden Als Grundvoraussetzung eine gute erfolgreiche und nachhaltige Koopeshyration gestalten zu koumlnnen sehen wir die Bewusstheit in welcher Form der Zusammenarbeit man sich bewegt um sich damit fuumlr eine dieser Meshy
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen 21
thoden ausdruumlcklich entscheiden zu koumlnnen Sich gemeinsam fuumlr eine dieser Formen zu entschlieszligen entscheidet auch uumlber den Grad der Vershybindlichkeit im Rahmen der Zusammenarbeit Klarheit und Transparenz uumlber die Form der Zusammenarbeit foumlrdern das Verstaumlndnis der eigenen Rolle was kann und will man in einer Kooperation leisten oder wann sollte man eine Mitarbeit in einer Kooperation auch ablehnen und Grenshyzen ziehen
Moumlgliche Gruumlnde fuumlr Ablehnung oder Grenzen koumlnnen sein
bull sich bewusst fuumlr eine Form der Zusammenarbeit zu entscheiden um die Konsequenzen zu tragen
bull die richtige Methode fuumlr den Zweck bewusst auswaumlhlen
bull die Komplexitaumlt von Kooperation besser zu verstehen
bull eine Kooperation zielfuumlhrend zu gestalten
bull moumlgliche Fallen von vornherein zu umgehen
Gerade in der Abgrenzung zur Arbeit im Team ist uns deutlich geworden dass viele Faktoren gleich oder aumlhnlich sind und doch grenzen sich diese beiden Formen der Zusammenarbeit ab Wo und wie sich Kooperation von den anderen Formen abgrenzt das werden wir in den naumlchsten Schritten herleiten Wir wuumlnschen dabei sehr wohl noch einen offenen Raum zur Diskussion und mit Sicherheit werden auch nicht alle Aspekte bis zur Vollshystaumlndigkeit erfasst sein
Ein erster Versuch zur Abgrenzung koumlnnte sein all diese Formen entlang einer Komplexitaumltslinie zu ordnen von Networking uumlber Gruppenarbeit bis zu Teamarbeit und Kooperation Entlang dieser Richtung steigt die Verbindlichkeit der Zusammenarbeit die Komplexitaumlt hingegen nimmt ab (Bild 4)
Unter Verbindlichkeit verstehen wir das Einverstaumlndnis und die Einwillishygung oder das Einlassen auf den Geschaumlftspartner Anders formuliert kann es die Verpflichtung dem Partner gegenuumlber sein fuumlr Entscheidunshygen gerade zu stehen oder auch finanzielle Entscheidungen mit zu tragen Dies ist beim Networking nicht gegeben Bei einer Gruppenarbeit traumlgt man wohl an der Gesamtverantwortung fuumlr das Ergebnis mit waumlhrend bei einer Teamarbeit die Verantwortung und die Verpflichtung jedes Einshyzelnen bereits staumlrker zunehmen Am staumlrksten ist die Verbindlichkeit sishycher im Rahmen einer Kooperation ausgepraumlgt insofern dass ich fuumlr meishynen Kooperationspartner und fuumlr die gemeinsam getragenen Entscheishydungen einstehe
22 2 Kooperation als Methode
Unter Komplexitaumlt begreifen wir dass mehr Einflussfaktoren eine Rolle spielen so ist zum Beispiel eine Kooperation mehrdimensional und vielshyschichtig Teamarbeit und Gruppenarbeit haben klare Regeln die in einer Kooperation erst verbindlich vereinbart werden muumlssen
1 Networking
Networking bedeutet Kontakte aufbauen pflegen und einen Nutzen darshyaus ziehen (egal welcher Art)2
Networking kann die Grundlage oder Grundvoraussetzung fuumlr eine gute Kooperation sein Ein Netzwerk kann sich zur Kooperation entwickeln eine Kooperation kann aber auch entstehen ohne dass es dazu vorab ein Netzwerk gab
Eine Kooperation hat ein klar definiertes Ziel waumlhrend ein Netzwerk oft aus dem Grundsatz kommt bdquoWir machen mal was zusammenldquo Ein Netzshywerk hat ein Thema und kein Ziel zum Beispiel das Thema bdquoCommitshymentldquo oder Hobbys oder Jobsuche Ein Netzwerk ist ein Angebot ein unshyverbindliches Angebot um lose Kontakte zu knuumlpfen und zu nutzen was man gebrauchen kann
Networking
Gruppenarbeit
Teamarbeit
Kooperation
Abnahme von Verbindlichkeit
Netzwerk
Gruppe
Team
System vonKooperationspartnern
Methoden mitkooperativen Anteilen
Methode die vonvielen Organisations-formen genutzt werdenkann
Steigerung von Komplexitaumlt
4
Bild 4 Organisationsformen mit ihren Methoden
9
10 Inhalt
Inhalt
1 Einfuumlhrung 12
2 Kooperation als Methode 15
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen bdquoDer Clouldquo 20
22 Kriterien fuumlr Gewinn bringende Kooperation bdquoArmageddonldquo 29
23 Wirtschaftlicher Nutzen bdquoA Beautiful Mindldquo 34
3 Kooperation aus Sicht der Anderen 41
31 Die Sicht der Biowissenschaft bdquoDeep Blueldquo 41
32 Die Sicht der Spieltheorie bdquoWege zum Ruhmldquo 50
4 Wege zur Kooperation 61
41 Das Eisbergmodell bdquoIm Rausch der Tiefeldquo 61
42 Von der Anpassung zur Autonomie bdquoDie Farbe des Geldesldquo 66
43 Kooperation aus systemischer Sicht bdquoDer Koch der Dieb seine Frau und ihr Liebhaberldquo 79
44 Die Spirale der Entwicklung bdquoEine Frage der Ehreldquo 89
5 Wege der Kooperation bdquoDas Schweigen der Laumlmmerldquo 103
51 Wahl der Kooperationspartner bdquoDer unsichtbare Dritteldquo 112
52 Beduumlrfnisse in Kooperationen bdquoMeerjungfrauen kuumlssen besserldquo 124
53 Die Rolle von Emotionen bdquoFire amp Iceldquo 130
Inhalt 11
54 Stoumlrungen und Konflikte bdquoMr amp Mrs Smithldquo 140
55 Gesetzliche Grundlagen bdquoDie Juryldquo 150
6 Interkulturelle Aspekte bdquoRed Corner ndash Labyrinth ohne Auswegldquo 154
7 Besonderheiten virtueller Kooperation bdquoDas Netzldquo 168
8 Best Practices 173
81 Kooperation auf dem Transportsektor 175
82 Innerbetriebliche Kooperation 177
83 Wie werden 11 Spielertrainer eine Nationalmannschaft 181
84 Kooperationen verleihen Fluumlgel 183
85 25 Jahre Gespraumlchsverhaltenstrainings ndash Eine Erfolgsgeschichte 187
86 Die Wirtschaftsordnung von morgen schon heute gestalten Die Summer University Alternative Economic and Monetary Systems 189
87 Wissenschaftlich kooperieren 191
88 Aus Konkurrenz wird Kooperation 195
89 Kooperation ndash Oder die Lust es einfach zu tun 198
810 Wirtschaftliche Schwierigkeiten lindern ndash Durch Kooperation uumlber die Krise 201
811 Niemand macht einen Job besser als ich selbst ndash Wie Egomanen im Fernsehbereich Kooperationen eingehen 203
9 Das Ende von Kooperationen bdquoDas Beste kommt zum Schlussldquo 207
10 Dankesworte 212
11 Verzeichnis der GastautorInnen 213
12 Quellennachweis 214
13 Verwendete und weiterfuumlhrende Literatur 217
14 Stichwortverzeichnis 222
12 1 Einfuumlhrung
1 Einfuumlhrung
Die heutige Wirtschaftslage stellt Unternehmer vor groszlige Herausfordeshyrungen vor allem sich gegenuumlber Mitbewerbern auch international durchzusetzen Viele Konkurrenten draumlngen auf den Markt und immer wieder gilt es Alleinstellungsmerkmale zu finden um sich abzuheben und weiterhin im Geschaumlft zu bleiben So geht es nicht nur groszligen Untershynehmen sondern auch mittelstaumlndischen und insbesondere Kleinshy und Kleinstunternehmern In Konkurrenz zu treten erfordert viel Energie imshymer wieder neue Ideen Innovationen groszliges eigenes Investment sowie einen sehr guten Uumlberblick uumlber den Markt und seine Anforderungen Wir Menschen kooperieren von Natur aus so schreibt Joachim Bauer in einem seiner Buumlcher das bedeutet dass der Mensch in Harmonie leben moumlchte und die Gemeinschaft mit anderen braucht um zu uumlberleben Leider geht diese Uumlberlegung im hektischen Alltag und im gar so harten Konkurrenzshykampf oft unter Wir sind der Uumlberzeugung dass im aufkommenden Zeitshyalter dem 6 Kondratieff (dazu spaumlter mehr) es auch darum geht aus der Konkurrenz hervorzutreten und neue Geschaumlftsmodelle zu nutzen und die Methode der Kooperation kann in diesem Zuge als eine sehr gute Grundlage dienen Dass Menschen sich danach sehnen in Frieden und Harmonie zusammen zu leben raus aus der Konkurrenz wollen sehen wir auch an der aufstrebenden Idee von Christian Felber der GemeinwohlshyOumlkonomie Menschen streben danach auch ihre wirtschaftlichen Untershynehmungen an sozialen und ethischen Werten wie
bull Menschenwuumlrde
bull Solidaritaumlt
bull oumlkologischer Nachhaltigkeit
bull sozialer Gerechtigkeit oder
bull Demokratie und Mitbestimmung
auszurichten um sich ein angenehmes Miteinander zu gestalten Die vieshylen Bewegungen die sich gegen Terrorismus und Kampfalluumlren richten zeugen von dem grundsaumltzlichen Beduumlrfnis der Menschen in Kooperatioshynen zu leben
Dieses Buch wendet sich an alle die bereits Kooperationen eingegangen sind und Ideen und Anregungen brauchen koumlnnten ihre eigenen Koopeshy
1 Einfuumlhrung 13
rationen zu uumlberdenken und erfolgreich zu gestalten Es richtet sich auch an jene die sich bislang ganz dem Motto der Konkurrenz verschrieben haben und neugierig sind ethisch verantwortungsbewusste Wege fuumlr Geshyschaumlftsmodelle zu ent decken
Eine dritte Zielgruppe sind all jene die Freude daran finden sich auszushyprobieren und es wagen wollen eine fuumlr sie ganz neue Methode zu entdeshycken und die bislang noch nie kooperiert haben Sie werden Anregungen erhalten wie Sie eine Kooperation beginnen koumlnnen wie Sie Kooperatishyonspartner finden koumlnnen und fuumlr welche Aspekte einer Kooperation es hilfreich ist sie im Auge zu behalten
Diesem Buch sind zahlreiche kleinere und groumlszligere Kooperationen vorausshygegangen Zuallererst die Kooperation mit dem Verlag mit dem Ziel dieshyses Buch herauszubringen Im Weiteren die Kooperation mit allen unseshyren GastautorInnen die uns Ihre ganz persoumlnliche Sicht als Dialogkomshymentar oder ihre Erfahrungen in Form eines Praxisbeispiels zur Verfuumlshygung gestellt haben Und nicht zuletzt unsere eigene Kooperation als AutorInnen dieses Buches die wir selbst in eigenen Phasen erlebt haben und bei der wir fuumlr uns wichtige Erfahrungen machen konnten die in dieshyses Buch einflieszligen Wie bei einem guten Dokumentarfilm kannten wir am Beginn unserer Recherche die Antworten auf manche Frage die wir in diesem Buch stellen noch nicht aber wir konnten im Laufe unserer Liteshyraturrecherche und unserer zahlreichen Diskussionen mit Kol legInnen viele neue Erkenntnisse sammeln und konnten viele Ideen in der Entsteshyhungszeit dieses Buches selbst gut umsetzen Viele ergaumlnzende Erfahrunshygen sind nun auch in die 2 Auflage eingeflossen
Wir haben die Kapitel des Buches mit Filmtiteln uumlberschrieben und greishyfen immer wieder die Parallele zum Film auf Einerseits weil wir beide gute Filme moumlgen andererseits weil es auch rund um die Filmarbeit gelingende Kooperationen braucht damit der Film erfolgreich wird etwa zwischen Regisseur und Produzent oder Produzent und Verleih Die bdquodirekteldquo Arbeit am Film ist zwar nicht grundsaumltzlich eine Arbeit in Kooperation sondern mehr eine streng hierarchische ndash der Regisseur gibt die Richtung vor und traumlgt auch die Verantwortung Aber insgesamt zeigt das Thema Film sehr exemplarisch dass beides gut nebeneinander stehen kann ndash Kooperation und Hierarchie Die erlaumluternden Filmbeschreibungen sind in den meisshyten Faumlllen dem OnlineshyLexikon Wikipedia entnommen
Wenn wir von Kooperationspartnern sprechen dann meinen wir einshyzelne Personen aber durchaus auch Organisationen und Institutionen die haumlufig hinter den Personen stehen
Was erwartet Sie an Inhalten
14 1 Einfuumlhrung
bull Wir beginnen (Kapitel 2) mit einer Definition von Kooperation und der Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen um anschlieszligend mit gleichem Informationsstand mit Ihnen als unserem Leser tiefer in Kooperationen einzusteigen Dazu gehoumlren auch Uumlberlegungen wie der Nutzen von Kooperationen aussieht und die Diskussion uumlber Gewinn bringende Kriterien
bull Wir sprechen uumlber grundlegende Uumlberlegungen aus der Naturwissenshyschaft (Kapitel 3) um daraus konkrete Anregungen fuumlr wirtschaftshyliche Kooperationen abzuleiten Hier bekommen Sie Ideen wie in der Natur kooperiert wird
bull Im Anschluss hieran (Kapitel 4 und 5) werden Sie Perspektiven kennen lernen aus denen Sie Kooperationen beleuchten koumlnnen wie zum Beispiel die systemische Perspektive aus Sicht der Organishysationsentwicklungsphasen oder auch aus Sicht des Modells der Trans aktionsanalyse In Kapitel 5 unserem zentralen Kapitel stellen wir Ihnen den von uns entwickelten Weg einer Kooperation vor mit dem wir Sie anregen wollen Ihren eigenen Weg darauf aufzubauen
bull In Kapitel 6 beleuchten wir beachtenswerte und wichtige Aspekte in Kooperationen wie die Wahl von Kooperationspartner(n) den Umgang mit Beduumlrfnissen und Konflikten in Kooperationen und wichtige gesetzliche Rahmenbedingungen die zu beachten sind In Kapitel 7 werden diese Aspekte noch ergaumlnzt um die Sicht ins intershynationale Umfeld sowie ins virtuelle bdquoNetzldquo
bull BestshyPracticeshyBeispiele (Kapitel 8) sollen Sie ermutigen ermuntern nachdenklich stimmen anregen und motivieren selbst auszuproshybieren nachzueifern oder auch Dinge ganz anders zu machen
bull Abschlieszligend beschaumlftigen wir uns mit dem Ende von Koopera tioshynen einem wichtigen Aspekt um daraus fuumlr zukuumlnftige Kooperatioshynen zu lernen und sich in guter Art und Weise von seinem Kooperashytionspartner zu verabschieden und selbst loslassen zu koumlnnen (Kapitel 9)
Wir selber kooperieren sehr gerne und sind oft bereichert mit Eindruumlcken Erfahrungen neuen Ideen und neuen Menschen Und aus dieser Leidenshyschaft ist die Idee fuumlr dieses Buch geboren Angespornt durch die Idee eishygene Kooperationen mit diesem Buch zu vertiefen haben wir uns entshyschlossen unsere Ideen und auch die von Kollegen zusammenzutragen und zu veroumlffentlichen
Wir wuumlnschen Ihnen viel Freude und viel Erfolg mit Ihren bestehenden und zukuumlnftigen Kooperationspartnern
Stefanie Widmann und Martin Seibt
2 Kooperation als Methode 15
2 Kooperation als Methode
Kooperation ein viel verwendetes (Unshy)Wort Oft gleichgesetzt mit Zushysammenarbeit Interessensgemeinschaft Gruppenarbeit Netzwerk Teamwork Gemeinschaftsarbeit Aber was ist Kooperation konkret
Wir verstehen Kooperation als eine Methode ein Vorgehen und nicht als Organisationsform Fuumlr uns bedeutet Kooperation einen Weg der gemeinshysam beschritten wird Dabei schaffen die Kooperationspartner einen geshymeinsamen Nutzen der von allen Beteiligten akzeptiert wird und damit zu einer tragfaumlhigen Vereinbarung beitraumlgt Die Kooperationspartner ershyleichtern sich dadurch das Erreichen eines gemeinsamen Zieles
Das Lateinische bdquocooperatioldquo bedeutet Zusammenarbeit und Mitwirkung und findet in Gruppen Teams Organisationen statt
Ein erster Definitionsversuch Kooperation als ein gemeinsames Tun von Individuen oder GruppenOrganisationen mit fuumlr die beteiligten Seiten Gewinn bringendem Sinn und Nutzen Ganz nach dem Prinzip bdquoQuid pro quoldquo ich gebe und bekomme dafuumlr eine Gegenleistung
Dabei kommt es nicht nur darauf an sondern es ist eine erste Bedingung dass alle beteiligten Kooperationspartner sich einem gemeinsamen Ziel verschreiben das ohne einen der Kooperationspartner nicht oder ershyschwert erreichbar waumlre Wir verstehen Kooperation als eine Methode oder ein Mittel und nicht als eine Organisationsform
Wie sehe ich Kooperationen
Wenn es um die Frage geht bdquoWie aufgeschlossen zeige ich mich gegenuumlber Kooperationldquo werden unsere Mitmenschen sich wohl in uumlberwiegender Zahl positiv aumluszligern und ihre Bereitschaft zu kooperieren nachdruumlcklich be-staumltigen Wer raumlumt schon freiwillig seinen Hang zur Egozentrik ein
Und in der Tat die sbquozwanglosenlsquo Kooperationen des Alltags gehen den meisten von uns als soziale Wesen sbquogutlsquo von der Hand Wir ziehen unseren gegenseitigen Nutzen aus gemeinsam gelingender Interdependenz
Kooperation in der herrschenden Arbeitswelt erweist sich da schon als komplizierter Immer noch herrscht Dominanz vor Machtbalance Missach-tung statt gegenseitiger Anerkennung Durchsetzung der eigenen Interes-sen gegenuumlber wechselseitiger Verstaumlndigungsorientierung
16 2 Kooperation als Methode
Die Rollenanforderungen im Berufsleben erscheinen rigide die Weisungen minuzioumls der jeweilige Handlungsspielraum minimal
Der Erwartungs- und Kostendruck auf die Institutionen und Unternehmen steigt und ndash so der positive Effekt ndash foumlrdert die Tendenz hin zur Koopera-tion Fuumlr die Beteiligten heiszligt es ihre Ressourcen zu buumlndeln neben ande-ren Maszlignahmen die der marktorientierten Kooperation zu ergreifen und zu pflegen
Vielfaumlltige Beispiele aus Entwicklung und Forschung sowie der Industrie be-legen produktive Kooperation die wiederum wettbewerbsfaumlhige Innova-tion generiert Soll heiszligen gelingende Kooperation setzt zu erfuumlllende Grundbedingungen voraus Eine davon verlangt Kompetenzen der Koope-rationspartner Zwei weitere repraumlsentieren sich in menschlich-sozialer und fachlich-professioneller Kompetenz
Rolf Lindemann LindemannLeads
Einen anderen Ansatz einer Definition finden Sie bei Christian Felber in seiner Gemeinwohloumlkonomie Er definiert Kooperation uumlber die Motivashytion Er sagt Kooperation motiviert uumlber gelingende Beziehung Anerkenshynung Wertschaumltzung gemeinsame Zielsetzung und shyerreichung waumlhshyrend Konkurrenz primaumlr uumlber Angst und Siegeslust motiviert
Fuumlr die Dauer einer Kooperation vereinbaren die Kooperationspartner eine systemische Vorgehensweise die sehr unterschiedlich aussehen kann Wir wollen diese Vorgehensweisen im Folgenden mit Figuren beshyzeichnen Wie koumlnnen diese aussehen
Kooperation von zweiIndividuen ndash es kann
hinter jedem derIndividuen ein System
stehen
T + Organi- sation
Kooperation vonzwei Individuenoder von zweiUnternehmen
T
Kooperations-
rahmen
Kooperation vonmehreren Individuen
T
T = Kooperationsthema
= IndividuumEinzelpersonSelbstaumlndiger
= Mitarbeiter eines Unternehmens
2
Bild 1 Grundlegende Kooperationsfiguren
2 Kooperation als Methode 17
Die allereinfachste und grundlegendste Figur ist sicherlich die Kooperashytion zwischen zwei Individuen oder zwischen zwei Unternehmen Wenn es sich um die Kooperation von zwei Individuen handelt kann sich hinter jeder Person auch eine Organisation oder ein Unternehmen wiederfinden (Bild 1) Es koumlnnen aber durchaus auch mehrere Individuen oder mehrere Organisationen miteinander kooperieren
In einer weiteren Kooperationskonstellation koumlnnen wir uns vorstellen dass hinter einem der Kooperationspartner ein ganzes System steckt Dashydurch scheint uns gewaumlhrleistet dass ua eine groumlszligere Finanzkraft Einshyfluss und Macht fuumlr die Kooperation zur Verfuumlgung stehen koumlnnen Demshygegenuumlber werden Absprachen immer notwendiger Vertraumlge sollten imshymer ausgefeilter sein es wird nicht nur komplexer sondern auch komplishyzierter Komplizierter koumlnnen Kooperationen werden weil mehr Parteien mitsprechen und mitentscheiden bzw Einfluss nehmen (Bild 2) Erst recht wenn die Parteien aus unterschiedlichen Kulturen stammen aber dazu mehr in Kapitel 7
Wir werden spaumlter noch auf die genaue Abgrenzung zwischen Kooperatioshynen und Teams eingehen indessen wollen wir schon einmal darauf hinshyweisen dass Kooperationen auch aus Teams heraus entstehen koumlnnen Denkbar ist dass zwei Teammitglieder zu einem anderen Thema das nichts mit ihrem Projekt oder ihrer Teamarbeit zu tun hat kooperieren ndash zum Beispiel ein Buch gemeinsam schreiben eine Weiterbildung anbieshyten ein innovatives Produkt gemeinsam erfinden und produzierenhellip
Gewiss besteht dazu die Moumlglichkeit dass ein Teammitglied sich in einer Kooperation Unterstuumltzung holt um seine Aufgaben im Rahmen der Teamarbeit oder im Rahmen seiner Arbeitspakete im Projekt erfolgreich zu erledigen und zu loumlsen (Bild 3)
Unternehmen oderOrganisationen
die imHintergrund stehen
Kooperation von
mehreren Individuen T
1
Bild 2 Komplexe Kooperationsfiguren
18 2 Kooperation als Methode
Wie definiere ich Kooperation
Kooperation definieren ist doch ganz einfach ndash da hat man doch so seine Vorstellung und da fallen mir ja gleich die vielen selbst mal eingegangen Kooperationen ein ndash mit anderen Instituten Personen Und da blitzen die Gedanken wieder auf als die Kooperation beendet war bdquoWar gutldquo bdquonie wiederldquo bdquoganz schoumln uumlber den Tisch gezogen wordenldquo bdquowas hab ich jetzt davon gehabtldquo bdquoauszliger Spesen nichts gewesenldquohellip
Das ist leicht wenn zwei Baugesellschaften kooperieren um einen groszligen Auftrag durchfuumlhren zu koumlnnen das mag auch noch gut angehen wenn zwei Entwicklungsabteilungen gemeinsam ein Produkt entwickeln das dann getrennt auf den Markt gebracht wird
Der Zusammenschluss um Ressourcen zu buumlndeln heiszligt immer auch Sou-veraumlnitaumlt aufgeben und verlangt von den Kooperationspartnern auf glei-cher Augenhoumlhe zu agieren
So hat jede Kooperation zwar die Chance Energien zu potenzieren jedoch auch das Risiko Balance zwischen den Kooperationspartnern zu halten Es ist das Wir das Gemeinsame das zu spuumlren sein soll Das ist die Grund-voraussetzung fuumlr gelungene Kooperation
Mit dem Sprichwort bdquoDer kluge Egoist kooperiert hellipldquo kann ich nun wahrlich nichts anfangen Huumlte dich vor diesen Personen
Heinrich Salfenauer keytrain Beratungs- und Trainingsunternehmen
Kooperation ausgehend
von einem Team
T = Kooperationsthema
= Teammitglied
= Externer
Ein Teammitglied holtsich zu seinem ThemaUnterstuumltzung durcheine Kooperation von
auszligen
Zwei Teammitgliederkooperieren zu einem
anderen ThemaKooperationsrahmen
T
T
Team
3
Bild 3 Kooperation aus Teams heraus
2 Kooperation als Methode 19
Wie viele Kooperationspartner vertraumlgt eine Kooperation
Nach diesen Figuren scheinen uns zwei bis maximal vier Hauptagierende sinnvoll wobei durchaus im Hintergrund mehrere Personen mit handeln koumlnnen Und dann ist noch die Frage zu klaumlren Wer fuumlhrt die Kooperashytion
Aus unserer Sicht braucht es statt einer klaren Hierarchie ein klares Ziel welches in gegenseitiger Kommunikation gut ausgehandelt sein soll Das bedeutet im Sinne der Gleichberechtigung die Inhalte genau ausdiskutieshyren und sich durch Worte uumlberzeugen Genuumlgend warnende Beispiele hashyben gezeigt dass die Kooperation mehr einer Uumlbernahme aumlhnelt wenn ein Kooperationspartner die vermeintliche Fuumlhrung behaumllt Aus unserer Sicht unterstuumltzen folgende kommunikativen Aspekte das Gelingen einer Kooperation ohne dass hierarchische Fuumlhrungsanspruumlche geltend geshymacht werden muumlssen Sie sind dem Verstaumlndigungsprinzip in Argumenshytationen von Josef Kopperschmidt entnommen weil wir meinen aumlhnlich wie in der Argumentation geht es in Kooperationen darum seinen Geshyspraumlchspartner zu uumlberzeugen ihn zu gewinnen und im Dialog gemeinshysam mit ihm die Kooperationsinhalte auszuhandeln und nicht qua seiner Autoritaumlt oder Fuumlhrungsfunktion zu bestimmen
Bedingung gelingender Kooperation1
bull Mitspracherecht aller BetroffenenBeteiligten
bull Redefreiheit
bull Sicherung von Meinungsvielfalt
bull Symmetrische Kommunikationschancen
bull Aumlchtung aller Gewalt
bull Uumlberzeugungsbereitschaft
Wir sind der Meinung Kooperation ist eine Methode die der gegenseitishygen Verstaumlndigung dient und voraussetzt dass die Beteiligten sich als gleichberechtigte Partner erleben dabei an Meinungsaustausch und auch an Meinungsvielfalt interessiert sind und sicherstellen dass innerhalb ihshyrer Kooperation alle Beteiligten Mitsprachrecht haben
Wir wollen im folgenden Kapitel einen Schritt weiter gehen und uns mit der Abgrenzung zu anderen Formen der Zusammenarbeit beschaumlftigen
20 2 Kooperation als Methode
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen bdquoDer Clouldquo
Die Abgrenzung zu anderen Formen der Zusammenarbeit erfahren wir als eine der schwierigsten Fragen in unserem Buch Einer unserer Kollegen stellte waumlhrend einer Diskussion diese Fragestellung in Zweifel bdquoIhr wollt Kooperation von Team unterscheiden Na dann wuumlnsche ich Euch viel Spaszligldquo
Der wahre Kern dieser ironischen Bemerkung liegt darin dass in der gaumlnshygigen Literatur Kooperation oft gleichgesetzt wird mit Organisationsforshymen Das halten wir fuumlr vorschnell und bewerten es als irrefuumlhrend Wir unterscheiden Methode und Organisationsform in unserem Buch So seshyhen wir ein Team als eine Organisationsform die Zusammenarbeit im Team als eine Methode die Anteile von Kooperation enthaumllt
In der GanovenshyKomoumldie Der Clou aus dem Jahre 1973 mit der Starbesetshyzung Paul Newman Robert Redford und Robert Shaw geht es darum dass zwei Trickbetruumlger (Robert Redford und Paul Newman) kooperieren um sich wirkungsvoll an dem groumlszligten Gangsterboss (Robert Shaw alias Lonshynegan) eines Syndikats in New York und Chicago zu raumlchen Da Lonnegan nicht mit einfachen Tricks zu uumlberlisten ist entwickeln die beiden einen komplizierten Plan und benoumltigen zunaumlchst Kapital fuumlr den entscheidenshyden Schlag das sie Lonnegan aus seiner Brieftasche stehlen Mit diesem Geld kauft sich der eine der beiden (Paul Newman) in ein Pokerspiel mit dem Gangsterboss ein und gewinnt aufgrund von Falschspiel Der andere (Robert Redford) weist Lonnegan auf den Betrug hin und gewinnt so das Vertrauen des Gangsterbosses Mit diesem Vertrauen uumlberzeugt er Lonneshygan in Pferdewetten zu investieren um sich an Paul New man zu raumlchen Derweil bauen die beiden Trickbetruumlger ein fingiertes Wettbuumlro auf Der Film geht in vielen Verwicklungen aber hochspannend weiter Das Drehshybuch gestaltet sich komplex und so auch die Kooperation die die beiden aufbauen Es braucht Konzentration aber vor allem eine klare Zielorienshytierung um dem Film und somit auch der Kooperation folgen zu koumlnnen
So braucht es auch eine klare Zielorientierung und Konzentration in Koshyoperationen wie auch in anderen Formen der Zusammenarbeit wie Intershyessensgemeinschaften Gruppenarbeit Netzwerk Teamwork Gemeinshyschaftsarbeit ndash wahrscheinlich lassen sich noch weitere Begrifflichkeiten finden
Warum ist es aus unserer Sicht wichtig diese Formen zu unterscheiden Als Grundvoraussetzung eine gute erfolgreiche und nachhaltige Koopeshyration gestalten zu koumlnnen sehen wir die Bewusstheit in welcher Form der Zusammenarbeit man sich bewegt um sich damit fuumlr eine dieser Meshy
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen 21
thoden ausdruumlcklich entscheiden zu koumlnnen Sich gemeinsam fuumlr eine dieser Formen zu entschlieszligen entscheidet auch uumlber den Grad der Vershybindlichkeit im Rahmen der Zusammenarbeit Klarheit und Transparenz uumlber die Form der Zusammenarbeit foumlrdern das Verstaumlndnis der eigenen Rolle was kann und will man in einer Kooperation leisten oder wann sollte man eine Mitarbeit in einer Kooperation auch ablehnen und Grenshyzen ziehen
Moumlgliche Gruumlnde fuumlr Ablehnung oder Grenzen koumlnnen sein
bull sich bewusst fuumlr eine Form der Zusammenarbeit zu entscheiden um die Konsequenzen zu tragen
bull die richtige Methode fuumlr den Zweck bewusst auswaumlhlen
bull die Komplexitaumlt von Kooperation besser zu verstehen
bull eine Kooperation zielfuumlhrend zu gestalten
bull moumlgliche Fallen von vornherein zu umgehen
Gerade in der Abgrenzung zur Arbeit im Team ist uns deutlich geworden dass viele Faktoren gleich oder aumlhnlich sind und doch grenzen sich diese beiden Formen der Zusammenarbeit ab Wo und wie sich Kooperation von den anderen Formen abgrenzt das werden wir in den naumlchsten Schritten herleiten Wir wuumlnschen dabei sehr wohl noch einen offenen Raum zur Diskussion und mit Sicherheit werden auch nicht alle Aspekte bis zur Vollshystaumlndigkeit erfasst sein
Ein erster Versuch zur Abgrenzung koumlnnte sein all diese Formen entlang einer Komplexitaumltslinie zu ordnen von Networking uumlber Gruppenarbeit bis zu Teamarbeit und Kooperation Entlang dieser Richtung steigt die Verbindlichkeit der Zusammenarbeit die Komplexitaumlt hingegen nimmt ab (Bild 4)
Unter Verbindlichkeit verstehen wir das Einverstaumlndnis und die Einwillishygung oder das Einlassen auf den Geschaumlftspartner Anders formuliert kann es die Verpflichtung dem Partner gegenuumlber sein fuumlr Entscheidunshygen gerade zu stehen oder auch finanzielle Entscheidungen mit zu tragen Dies ist beim Networking nicht gegeben Bei einer Gruppenarbeit traumlgt man wohl an der Gesamtverantwortung fuumlr das Ergebnis mit waumlhrend bei einer Teamarbeit die Verantwortung und die Verpflichtung jedes Einshyzelnen bereits staumlrker zunehmen Am staumlrksten ist die Verbindlichkeit sishycher im Rahmen einer Kooperation ausgepraumlgt insofern dass ich fuumlr meishynen Kooperationspartner und fuumlr die gemeinsam getragenen Entscheishydungen einstehe
22 2 Kooperation als Methode
Unter Komplexitaumlt begreifen wir dass mehr Einflussfaktoren eine Rolle spielen so ist zum Beispiel eine Kooperation mehrdimensional und vielshyschichtig Teamarbeit und Gruppenarbeit haben klare Regeln die in einer Kooperation erst verbindlich vereinbart werden muumlssen
1 Networking
Networking bedeutet Kontakte aufbauen pflegen und einen Nutzen darshyaus ziehen (egal welcher Art)2
Networking kann die Grundlage oder Grundvoraussetzung fuumlr eine gute Kooperation sein Ein Netzwerk kann sich zur Kooperation entwickeln eine Kooperation kann aber auch entstehen ohne dass es dazu vorab ein Netzwerk gab
Eine Kooperation hat ein klar definiertes Ziel waumlhrend ein Netzwerk oft aus dem Grundsatz kommt bdquoWir machen mal was zusammenldquo Ein Netzshywerk hat ein Thema und kein Ziel zum Beispiel das Thema bdquoCommitshymentldquo oder Hobbys oder Jobsuche Ein Netzwerk ist ein Angebot ein unshyverbindliches Angebot um lose Kontakte zu knuumlpfen und zu nutzen was man gebrauchen kann
Networking
Gruppenarbeit
Teamarbeit
Kooperation
Abnahme von Verbindlichkeit
Netzwerk
Gruppe
Team
System vonKooperationspartnern
Methoden mitkooperativen Anteilen
Methode die vonvielen Organisations-formen genutzt werdenkann
Steigerung von Komplexitaumlt
4
Bild 4 Organisationsformen mit ihren Methoden
10 Inhalt
Inhalt
1 Einfuumlhrung 12
2 Kooperation als Methode 15
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen bdquoDer Clouldquo 20
22 Kriterien fuumlr Gewinn bringende Kooperation bdquoArmageddonldquo 29
23 Wirtschaftlicher Nutzen bdquoA Beautiful Mindldquo 34
3 Kooperation aus Sicht der Anderen 41
31 Die Sicht der Biowissenschaft bdquoDeep Blueldquo 41
32 Die Sicht der Spieltheorie bdquoWege zum Ruhmldquo 50
4 Wege zur Kooperation 61
41 Das Eisbergmodell bdquoIm Rausch der Tiefeldquo 61
42 Von der Anpassung zur Autonomie bdquoDie Farbe des Geldesldquo 66
43 Kooperation aus systemischer Sicht bdquoDer Koch der Dieb seine Frau und ihr Liebhaberldquo 79
44 Die Spirale der Entwicklung bdquoEine Frage der Ehreldquo 89
5 Wege der Kooperation bdquoDas Schweigen der Laumlmmerldquo 103
51 Wahl der Kooperationspartner bdquoDer unsichtbare Dritteldquo 112
52 Beduumlrfnisse in Kooperationen bdquoMeerjungfrauen kuumlssen besserldquo 124
53 Die Rolle von Emotionen bdquoFire amp Iceldquo 130
Inhalt 11
54 Stoumlrungen und Konflikte bdquoMr amp Mrs Smithldquo 140
55 Gesetzliche Grundlagen bdquoDie Juryldquo 150
6 Interkulturelle Aspekte bdquoRed Corner ndash Labyrinth ohne Auswegldquo 154
7 Besonderheiten virtueller Kooperation bdquoDas Netzldquo 168
8 Best Practices 173
81 Kooperation auf dem Transportsektor 175
82 Innerbetriebliche Kooperation 177
83 Wie werden 11 Spielertrainer eine Nationalmannschaft 181
84 Kooperationen verleihen Fluumlgel 183
85 25 Jahre Gespraumlchsverhaltenstrainings ndash Eine Erfolgsgeschichte 187
86 Die Wirtschaftsordnung von morgen schon heute gestalten Die Summer University Alternative Economic and Monetary Systems 189
87 Wissenschaftlich kooperieren 191
88 Aus Konkurrenz wird Kooperation 195
89 Kooperation ndash Oder die Lust es einfach zu tun 198
810 Wirtschaftliche Schwierigkeiten lindern ndash Durch Kooperation uumlber die Krise 201
811 Niemand macht einen Job besser als ich selbst ndash Wie Egomanen im Fernsehbereich Kooperationen eingehen 203
9 Das Ende von Kooperationen bdquoDas Beste kommt zum Schlussldquo 207
10 Dankesworte 212
11 Verzeichnis der GastautorInnen 213
12 Quellennachweis 214
13 Verwendete und weiterfuumlhrende Literatur 217
14 Stichwortverzeichnis 222
12 1 Einfuumlhrung
1 Einfuumlhrung
Die heutige Wirtschaftslage stellt Unternehmer vor groszlige Herausfordeshyrungen vor allem sich gegenuumlber Mitbewerbern auch international durchzusetzen Viele Konkurrenten draumlngen auf den Markt und immer wieder gilt es Alleinstellungsmerkmale zu finden um sich abzuheben und weiterhin im Geschaumlft zu bleiben So geht es nicht nur groszligen Untershynehmen sondern auch mittelstaumlndischen und insbesondere Kleinshy und Kleinstunternehmern In Konkurrenz zu treten erfordert viel Energie imshymer wieder neue Ideen Innovationen groszliges eigenes Investment sowie einen sehr guten Uumlberblick uumlber den Markt und seine Anforderungen Wir Menschen kooperieren von Natur aus so schreibt Joachim Bauer in einem seiner Buumlcher das bedeutet dass der Mensch in Harmonie leben moumlchte und die Gemeinschaft mit anderen braucht um zu uumlberleben Leider geht diese Uumlberlegung im hektischen Alltag und im gar so harten Konkurrenzshykampf oft unter Wir sind der Uumlberzeugung dass im aufkommenden Zeitshyalter dem 6 Kondratieff (dazu spaumlter mehr) es auch darum geht aus der Konkurrenz hervorzutreten und neue Geschaumlftsmodelle zu nutzen und die Methode der Kooperation kann in diesem Zuge als eine sehr gute Grundlage dienen Dass Menschen sich danach sehnen in Frieden und Harmonie zusammen zu leben raus aus der Konkurrenz wollen sehen wir auch an der aufstrebenden Idee von Christian Felber der GemeinwohlshyOumlkonomie Menschen streben danach auch ihre wirtschaftlichen Untershynehmungen an sozialen und ethischen Werten wie
bull Menschenwuumlrde
bull Solidaritaumlt
bull oumlkologischer Nachhaltigkeit
bull sozialer Gerechtigkeit oder
bull Demokratie und Mitbestimmung
auszurichten um sich ein angenehmes Miteinander zu gestalten Die vieshylen Bewegungen die sich gegen Terrorismus und Kampfalluumlren richten zeugen von dem grundsaumltzlichen Beduumlrfnis der Menschen in Kooperatioshynen zu leben
Dieses Buch wendet sich an alle die bereits Kooperationen eingegangen sind und Ideen und Anregungen brauchen koumlnnten ihre eigenen Koopeshy
1 Einfuumlhrung 13
rationen zu uumlberdenken und erfolgreich zu gestalten Es richtet sich auch an jene die sich bislang ganz dem Motto der Konkurrenz verschrieben haben und neugierig sind ethisch verantwortungsbewusste Wege fuumlr Geshyschaumlftsmodelle zu ent decken
Eine dritte Zielgruppe sind all jene die Freude daran finden sich auszushyprobieren und es wagen wollen eine fuumlr sie ganz neue Methode zu entdeshycken und die bislang noch nie kooperiert haben Sie werden Anregungen erhalten wie Sie eine Kooperation beginnen koumlnnen wie Sie Kooperatishyonspartner finden koumlnnen und fuumlr welche Aspekte einer Kooperation es hilfreich ist sie im Auge zu behalten
Diesem Buch sind zahlreiche kleinere und groumlszligere Kooperationen vorausshygegangen Zuallererst die Kooperation mit dem Verlag mit dem Ziel dieshyses Buch herauszubringen Im Weiteren die Kooperation mit allen unseshyren GastautorInnen die uns Ihre ganz persoumlnliche Sicht als Dialogkomshymentar oder ihre Erfahrungen in Form eines Praxisbeispiels zur Verfuumlshygung gestellt haben Und nicht zuletzt unsere eigene Kooperation als AutorInnen dieses Buches die wir selbst in eigenen Phasen erlebt haben und bei der wir fuumlr uns wichtige Erfahrungen machen konnten die in dieshyses Buch einflieszligen Wie bei einem guten Dokumentarfilm kannten wir am Beginn unserer Recherche die Antworten auf manche Frage die wir in diesem Buch stellen noch nicht aber wir konnten im Laufe unserer Liteshyraturrecherche und unserer zahlreichen Diskussionen mit Kol legInnen viele neue Erkenntnisse sammeln und konnten viele Ideen in der Entsteshyhungszeit dieses Buches selbst gut umsetzen Viele ergaumlnzende Erfahrunshygen sind nun auch in die 2 Auflage eingeflossen
Wir haben die Kapitel des Buches mit Filmtiteln uumlberschrieben und greishyfen immer wieder die Parallele zum Film auf Einerseits weil wir beide gute Filme moumlgen andererseits weil es auch rund um die Filmarbeit gelingende Kooperationen braucht damit der Film erfolgreich wird etwa zwischen Regisseur und Produzent oder Produzent und Verleih Die bdquodirekteldquo Arbeit am Film ist zwar nicht grundsaumltzlich eine Arbeit in Kooperation sondern mehr eine streng hierarchische ndash der Regisseur gibt die Richtung vor und traumlgt auch die Verantwortung Aber insgesamt zeigt das Thema Film sehr exemplarisch dass beides gut nebeneinander stehen kann ndash Kooperation und Hierarchie Die erlaumluternden Filmbeschreibungen sind in den meisshyten Faumlllen dem OnlineshyLexikon Wikipedia entnommen
Wenn wir von Kooperationspartnern sprechen dann meinen wir einshyzelne Personen aber durchaus auch Organisationen und Institutionen die haumlufig hinter den Personen stehen
Was erwartet Sie an Inhalten
14 1 Einfuumlhrung
bull Wir beginnen (Kapitel 2) mit einer Definition von Kooperation und der Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen um anschlieszligend mit gleichem Informationsstand mit Ihnen als unserem Leser tiefer in Kooperationen einzusteigen Dazu gehoumlren auch Uumlberlegungen wie der Nutzen von Kooperationen aussieht und die Diskussion uumlber Gewinn bringende Kriterien
bull Wir sprechen uumlber grundlegende Uumlberlegungen aus der Naturwissenshyschaft (Kapitel 3) um daraus konkrete Anregungen fuumlr wirtschaftshyliche Kooperationen abzuleiten Hier bekommen Sie Ideen wie in der Natur kooperiert wird
bull Im Anschluss hieran (Kapitel 4 und 5) werden Sie Perspektiven kennen lernen aus denen Sie Kooperationen beleuchten koumlnnen wie zum Beispiel die systemische Perspektive aus Sicht der Organishysationsentwicklungsphasen oder auch aus Sicht des Modells der Trans aktionsanalyse In Kapitel 5 unserem zentralen Kapitel stellen wir Ihnen den von uns entwickelten Weg einer Kooperation vor mit dem wir Sie anregen wollen Ihren eigenen Weg darauf aufzubauen
bull In Kapitel 6 beleuchten wir beachtenswerte und wichtige Aspekte in Kooperationen wie die Wahl von Kooperationspartner(n) den Umgang mit Beduumlrfnissen und Konflikten in Kooperationen und wichtige gesetzliche Rahmenbedingungen die zu beachten sind In Kapitel 7 werden diese Aspekte noch ergaumlnzt um die Sicht ins intershynationale Umfeld sowie ins virtuelle bdquoNetzldquo
bull BestshyPracticeshyBeispiele (Kapitel 8) sollen Sie ermutigen ermuntern nachdenklich stimmen anregen und motivieren selbst auszuproshybieren nachzueifern oder auch Dinge ganz anders zu machen
bull Abschlieszligend beschaumlftigen wir uns mit dem Ende von Koopera tioshynen einem wichtigen Aspekt um daraus fuumlr zukuumlnftige Kooperatioshynen zu lernen und sich in guter Art und Weise von seinem Kooperashytionspartner zu verabschieden und selbst loslassen zu koumlnnen (Kapitel 9)
Wir selber kooperieren sehr gerne und sind oft bereichert mit Eindruumlcken Erfahrungen neuen Ideen und neuen Menschen Und aus dieser Leidenshyschaft ist die Idee fuumlr dieses Buch geboren Angespornt durch die Idee eishygene Kooperationen mit diesem Buch zu vertiefen haben wir uns entshyschlossen unsere Ideen und auch die von Kollegen zusammenzutragen und zu veroumlffentlichen
Wir wuumlnschen Ihnen viel Freude und viel Erfolg mit Ihren bestehenden und zukuumlnftigen Kooperationspartnern
Stefanie Widmann und Martin Seibt
2 Kooperation als Methode 15
2 Kooperation als Methode
Kooperation ein viel verwendetes (Unshy)Wort Oft gleichgesetzt mit Zushysammenarbeit Interessensgemeinschaft Gruppenarbeit Netzwerk Teamwork Gemeinschaftsarbeit Aber was ist Kooperation konkret
Wir verstehen Kooperation als eine Methode ein Vorgehen und nicht als Organisationsform Fuumlr uns bedeutet Kooperation einen Weg der gemeinshysam beschritten wird Dabei schaffen die Kooperationspartner einen geshymeinsamen Nutzen der von allen Beteiligten akzeptiert wird und damit zu einer tragfaumlhigen Vereinbarung beitraumlgt Die Kooperationspartner ershyleichtern sich dadurch das Erreichen eines gemeinsamen Zieles
Das Lateinische bdquocooperatioldquo bedeutet Zusammenarbeit und Mitwirkung und findet in Gruppen Teams Organisationen statt
Ein erster Definitionsversuch Kooperation als ein gemeinsames Tun von Individuen oder GruppenOrganisationen mit fuumlr die beteiligten Seiten Gewinn bringendem Sinn und Nutzen Ganz nach dem Prinzip bdquoQuid pro quoldquo ich gebe und bekomme dafuumlr eine Gegenleistung
Dabei kommt es nicht nur darauf an sondern es ist eine erste Bedingung dass alle beteiligten Kooperationspartner sich einem gemeinsamen Ziel verschreiben das ohne einen der Kooperationspartner nicht oder ershyschwert erreichbar waumlre Wir verstehen Kooperation als eine Methode oder ein Mittel und nicht als eine Organisationsform
Wie sehe ich Kooperationen
Wenn es um die Frage geht bdquoWie aufgeschlossen zeige ich mich gegenuumlber Kooperationldquo werden unsere Mitmenschen sich wohl in uumlberwiegender Zahl positiv aumluszligern und ihre Bereitschaft zu kooperieren nachdruumlcklich be-staumltigen Wer raumlumt schon freiwillig seinen Hang zur Egozentrik ein
Und in der Tat die sbquozwanglosenlsquo Kooperationen des Alltags gehen den meisten von uns als soziale Wesen sbquogutlsquo von der Hand Wir ziehen unseren gegenseitigen Nutzen aus gemeinsam gelingender Interdependenz
Kooperation in der herrschenden Arbeitswelt erweist sich da schon als komplizierter Immer noch herrscht Dominanz vor Machtbalance Missach-tung statt gegenseitiger Anerkennung Durchsetzung der eigenen Interes-sen gegenuumlber wechselseitiger Verstaumlndigungsorientierung
16 2 Kooperation als Methode
Die Rollenanforderungen im Berufsleben erscheinen rigide die Weisungen minuzioumls der jeweilige Handlungsspielraum minimal
Der Erwartungs- und Kostendruck auf die Institutionen und Unternehmen steigt und ndash so der positive Effekt ndash foumlrdert die Tendenz hin zur Koopera-tion Fuumlr die Beteiligten heiszligt es ihre Ressourcen zu buumlndeln neben ande-ren Maszlignahmen die der marktorientierten Kooperation zu ergreifen und zu pflegen
Vielfaumlltige Beispiele aus Entwicklung und Forschung sowie der Industrie be-legen produktive Kooperation die wiederum wettbewerbsfaumlhige Innova-tion generiert Soll heiszligen gelingende Kooperation setzt zu erfuumlllende Grundbedingungen voraus Eine davon verlangt Kompetenzen der Koope-rationspartner Zwei weitere repraumlsentieren sich in menschlich-sozialer und fachlich-professioneller Kompetenz
Rolf Lindemann LindemannLeads
Einen anderen Ansatz einer Definition finden Sie bei Christian Felber in seiner Gemeinwohloumlkonomie Er definiert Kooperation uumlber die Motivashytion Er sagt Kooperation motiviert uumlber gelingende Beziehung Anerkenshynung Wertschaumltzung gemeinsame Zielsetzung und shyerreichung waumlhshyrend Konkurrenz primaumlr uumlber Angst und Siegeslust motiviert
Fuumlr die Dauer einer Kooperation vereinbaren die Kooperationspartner eine systemische Vorgehensweise die sehr unterschiedlich aussehen kann Wir wollen diese Vorgehensweisen im Folgenden mit Figuren beshyzeichnen Wie koumlnnen diese aussehen
Kooperation von zweiIndividuen ndash es kann
hinter jedem derIndividuen ein System
stehen
T + Organi- sation
Kooperation vonzwei Individuenoder von zweiUnternehmen
T
Kooperations-
rahmen
Kooperation vonmehreren Individuen
T
T = Kooperationsthema
= IndividuumEinzelpersonSelbstaumlndiger
= Mitarbeiter eines Unternehmens
2
Bild 1 Grundlegende Kooperationsfiguren
2 Kooperation als Methode 17
Die allereinfachste und grundlegendste Figur ist sicherlich die Kooperashytion zwischen zwei Individuen oder zwischen zwei Unternehmen Wenn es sich um die Kooperation von zwei Individuen handelt kann sich hinter jeder Person auch eine Organisation oder ein Unternehmen wiederfinden (Bild 1) Es koumlnnen aber durchaus auch mehrere Individuen oder mehrere Organisationen miteinander kooperieren
In einer weiteren Kooperationskonstellation koumlnnen wir uns vorstellen dass hinter einem der Kooperationspartner ein ganzes System steckt Dashydurch scheint uns gewaumlhrleistet dass ua eine groumlszligere Finanzkraft Einshyfluss und Macht fuumlr die Kooperation zur Verfuumlgung stehen koumlnnen Demshygegenuumlber werden Absprachen immer notwendiger Vertraumlge sollten imshymer ausgefeilter sein es wird nicht nur komplexer sondern auch komplishyzierter Komplizierter koumlnnen Kooperationen werden weil mehr Parteien mitsprechen und mitentscheiden bzw Einfluss nehmen (Bild 2) Erst recht wenn die Parteien aus unterschiedlichen Kulturen stammen aber dazu mehr in Kapitel 7
Wir werden spaumlter noch auf die genaue Abgrenzung zwischen Kooperatioshynen und Teams eingehen indessen wollen wir schon einmal darauf hinshyweisen dass Kooperationen auch aus Teams heraus entstehen koumlnnen Denkbar ist dass zwei Teammitglieder zu einem anderen Thema das nichts mit ihrem Projekt oder ihrer Teamarbeit zu tun hat kooperieren ndash zum Beispiel ein Buch gemeinsam schreiben eine Weiterbildung anbieshyten ein innovatives Produkt gemeinsam erfinden und produzierenhellip
Gewiss besteht dazu die Moumlglichkeit dass ein Teammitglied sich in einer Kooperation Unterstuumltzung holt um seine Aufgaben im Rahmen der Teamarbeit oder im Rahmen seiner Arbeitspakete im Projekt erfolgreich zu erledigen und zu loumlsen (Bild 3)
Unternehmen oderOrganisationen
die imHintergrund stehen
Kooperation von
mehreren Individuen T
1
Bild 2 Komplexe Kooperationsfiguren
18 2 Kooperation als Methode
Wie definiere ich Kooperation
Kooperation definieren ist doch ganz einfach ndash da hat man doch so seine Vorstellung und da fallen mir ja gleich die vielen selbst mal eingegangen Kooperationen ein ndash mit anderen Instituten Personen Und da blitzen die Gedanken wieder auf als die Kooperation beendet war bdquoWar gutldquo bdquonie wiederldquo bdquoganz schoumln uumlber den Tisch gezogen wordenldquo bdquowas hab ich jetzt davon gehabtldquo bdquoauszliger Spesen nichts gewesenldquohellip
Das ist leicht wenn zwei Baugesellschaften kooperieren um einen groszligen Auftrag durchfuumlhren zu koumlnnen das mag auch noch gut angehen wenn zwei Entwicklungsabteilungen gemeinsam ein Produkt entwickeln das dann getrennt auf den Markt gebracht wird
Der Zusammenschluss um Ressourcen zu buumlndeln heiszligt immer auch Sou-veraumlnitaumlt aufgeben und verlangt von den Kooperationspartnern auf glei-cher Augenhoumlhe zu agieren
So hat jede Kooperation zwar die Chance Energien zu potenzieren jedoch auch das Risiko Balance zwischen den Kooperationspartnern zu halten Es ist das Wir das Gemeinsame das zu spuumlren sein soll Das ist die Grund-voraussetzung fuumlr gelungene Kooperation
Mit dem Sprichwort bdquoDer kluge Egoist kooperiert hellipldquo kann ich nun wahrlich nichts anfangen Huumlte dich vor diesen Personen
Heinrich Salfenauer keytrain Beratungs- und Trainingsunternehmen
Kooperation ausgehend
von einem Team
T = Kooperationsthema
= Teammitglied
= Externer
Ein Teammitglied holtsich zu seinem ThemaUnterstuumltzung durcheine Kooperation von
auszligen
Zwei Teammitgliederkooperieren zu einem
anderen ThemaKooperationsrahmen
T
T
Team
3
Bild 3 Kooperation aus Teams heraus
2 Kooperation als Methode 19
Wie viele Kooperationspartner vertraumlgt eine Kooperation
Nach diesen Figuren scheinen uns zwei bis maximal vier Hauptagierende sinnvoll wobei durchaus im Hintergrund mehrere Personen mit handeln koumlnnen Und dann ist noch die Frage zu klaumlren Wer fuumlhrt die Kooperashytion
Aus unserer Sicht braucht es statt einer klaren Hierarchie ein klares Ziel welches in gegenseitiger Kommunikation gut ausgehandelt sein soll Das bedeutet im Sinne der Gleichberechtigung die Inhalte genau ausdiskutieshyren und sich durch Worte uumlberzeugen Genuumlgend warnende Beispiele hashyben gezeigt dass die Kooperation mehr einer Uumlbernahme aumlhnelt wenn ein Kooperationspartner die vermeintliche Fuumlhrung behaumllt Aus unserer Sicht unterstuumltzen folgende kommunikativen Aspekte das Gelingen einer Kooperation ohne dass hierarchische Fuumlhrungsanspruumlche geltend geshymacht werden muumlssen Sie sind dem Verstaumlndigungsprinzip in Argumenshytationen von Josef Kopperschmidt entnommen weil wir meinen aumlhnlich wie in der Argumentation geht es in Kooperationen darum seinen Geshyspraumlchspartner zu uumlberzeugen ihn zu gewinnen und im Dialog gemeinshysam mit ihm die Kooperationsinhalte auszuhandeln und nicht qua seiner Autoritaumlt oder Fuumlhrungsfunktion zu bestimmen
Bedingung gelingender Kooperation1
bull Mitspracherecht aller BetroffenenBeteiligten
bull Redefreiheit
bull Sicherung von Meinungsvielfalt
bull Symmetrische Kommunikationschancen
bull Aumlchtung aller Gewalt
bull Uumlberzeugungsbereitschaft
Wir sind der Meinung Kooperation ist eine Methode die der gegenseitishygen Verstaumlndigung dient und voraussetzt dass die Beteiligten sich als gleichberechtigte Partner erleben dabei an Meinungsaustausch und auch an Meinungsvielfalt interessiert sind und sicherstellen dass innerhalb ihshyrer Kooperation alle Beteiligten Mitsprachrecht haben
Wir wollen im folgenden Kapitel einen Schritt weiter gehen und uns mit der Abgrenzung zu anderen Formen der Zusammenarbeit beschaumlftigen
20 2 Kooperation als Methode
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen bdquoDer Clouldquo
Die Abgrenzung zu anderen Formen der Zusammenarbeit erfahren wir als eine der schwierigsten Fragen in unserem Buch Einer unserer Kollegen stellte waumlhrend einer Diskussion diese Fragestellung in Zweifel bdquoIhr wollt Kooperation von Team unterscheiden Na dann wuumlnsche ich Euch viel Spaszligldquo
Der wahre Kern dieser ironischen Bemerkung liegt darin dass in der gaumlnshygigen Literatur Kooperation oft gleichgesetzt wird mit Organisationsforshymen Das halten wir fuumlr vorschnell und bewerten es als irrefuumlhrend Wir unterscheiden Methode und Organisationsform in unserem Buch So seshyhen wir ein Team als eine Organisationsform die Zusammenarbeit im Team als eine Methode die Anteile von Kooperation enthaumllt
In der GanovenshyKomoumldie Der Clou aus dem Jahre 1973 mit der Starbesetshyzung Paul Newman Robert Redford und Robert Shaw geht es darum dass zwei Trickbetruumlger (Robert Redford und Paul Newman) kooperieren um sich wirkungsvoll an dem groumlszligten Gangsterboss (Robert Shaw alias Lonshynegan) eines Syndikats in New York und Chicago zu raumlchen Da Lonnegan nicht mit einfachen Tricks zu uumlberlisten ist entwickeln die beiden einen komplizierten Plan und benoumltigen zunaumlchst Kapital fuumlr den entscheidenshyden Schlag das sie Lonnegan aus seiner Brieftasche stehlen Mit diesem Geld kauft sich der eine der beiden (Paul Newman) in ein Pokerspiel mit dem Gangsterboss ein und gewinnt aufgrund von Falschspiel Der andere (Robert Redford) weist Lonnegan auf den Betrug hin und gewinnt so das Vertrauen des Gangsterbosses Mit diesem Vertrauen uumlberzeugt er Lonneshygan in Pferdewetten zu investieren um sich an Paul New man zu raumlchen Derweil bauen die beiden Trickbetruumlger ein fingiertes Wettbuumlro auf Der Film geht in vielen Verwicklungen aber hochspannend weiter Das Drehshybuch gestaltet sich komplex und so auch die Kooperation die die beiden aufbauen Es braucht Konzentration aber vor allem eine klare Zielorienshytierung um dem Film und somit auch der Kooperation folgen zu koumlnnen
So braucht es auch eine klare Zielorientierung und Konzentration in Koshyoperationen wie auch in anderen Formen der Zusammenarbeit wie Intershyessensgemeinschaften Gruppenarbeit Netzwerk Teamwork Gemeinshyschaftsarbeit ndash wahrscheinlich lassen sich noch weitere Begrifflichkeiten finden
Warum ist es aus unserer Sicht wichtig diese Formen zu unterscheiden Als Grundvoraussetzung eine gute erfolgreiche und nachhaltige Koopeshyration gestalten zu koumlnnen sehen wir die Bewusstheit in welcher Form der Zusammenarbeit man sich bewegt um sich damit fuumlr eine dieser Meshy
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen 21
thoden ausdruumlcklich entscheiden zu koumlnnen Sich gemeinsam fuumlr eine dieser Formen zu entschlieszligen entscheidet auch uumlber den Grad der Vershybindlichkeit im Rahmen der Zusammenarbeit Klarheit und Transparenz uumlber die Form der Zusammenarbeit foumlrdern das Verstaumlndnis der eigenen Rolle was kann und will man in einer Kooperation leisten oder wann sollte man eine Mitarbeit in einer Kooperation auch ablehnen und Grenshyzen ziehen
Moumlgliche Gruumlnde fuumlr Ablehnung oder Grenzen koumlnnen sein
bull sich bewusst fuumlr eine Form der Zusammenarbeit zu entscheiden um die Konsequenzen zu tragen
bull die richtige Methode fuumlr den Zweck bewusst auswaumlhlen
bull die Komplexitaumlt von Kooperation besser zu verstehen
bull eine Kooperation zielfuumlhrend zu gestalten
bull moumlgliche Fallen von vornherein zu umgehen
Gerade in der Abgrenzung zur Arbeit im Team ist uns deutlich geworden dass viele Faktoren gleich oder aumlhnlich sind und doch grenzen sich diese beiden Formen der Zusammenarbeit ab Wo und wie sich Kooperation von den anderen Formen abgrenzt das werden wir in den naumlchsten Schritten herleiten Wir wuumlnschen dabei sehr wohl noch einen offenen Raum zur Diskussion und mit Sicherheit werden auch nicht alle Aspekte bis zur Vollshystaumlndigkeit erfasst sein
Ein erster Versuch zur Abgrenzung koumlnnte sein all diese Formen entlang einer Komplexitaumltslinie zu ordnen von Networking uumlber Gruppenarbeit bis zu Teamarbeit und Kooperation Entlang dieser Richtung steigt die Verbindlichkeit der Zusammenarbeit die Komplexitaumlt hingegen nimmt ab (Bild 4)
Unter Verbindlichkeit verstehen wir das Einverstaumlndnis und die Einwillishygung oder das Einlassen auf den Geschaumlftspartner Anders formuliert kann es die Verpflichtung dem Partner gegenuumlber sein fuumlr Entscheidunshygen gerade zu stehen oder auch finanzielle Entscheidungen mit zu tragen Dies ist beim Networking nicht gegeben Bei einer Gruppenarbeit traumlgt man wohl an der Gesamtverantwortung fuumlr das Ergebnis mit waumlhrend bei einer Teamarbeit die Verantwortung und die Verpflichtung jedes Einshyzelnen bereits staumlrker zunehmen Am staumlrksten ist die Verbindlichkeit sishycher im Rahmen einer Kooperation ausgepraumlgt insofern dass ich fuumlr meishynen Kooperationspartner und fuumlr die gemeinsam getragenen Entscheishydungen einstehe
22 2 Kooperation als Methode
Unter Komplexitaumlt begreifen wir dass mehr Einflussfaktoren eine Rolle spielen so ist zum Beispiel eine Kooperation mehrdimensional und vielshyschichtig Teamarbeit und Gruppenarbeit haben klare Regeln die in einer Kooperation erst verbindlich vereinbart werden muumlssen
1 Networking
Networking bedeutet Kontakte aufbauen pflegen und einen Nutzen darshyaus ziehen (egal welcher Art)2
Networking kann die Grundlage oder Grundvoraussetzung fuumlr eine gute Kooperation sein Ein Netzwerk kann sich zur Kooperation entwickeln eine Kooperation kann aber auch entstehen ohne dass es dazu vorab ein Netzwerk gab
Eine Kooperation hat ein klar definiertes Ziel waumlhrend ein Netzwerk oft aus dem Grundsatz kommt bdquoWir machen mal was zusammenldquo Ein Netzshywerk hat ein Thema und kein Ziel zum Beispiel das Thema bdquoCommitshymentldquo oder Hobbys oder Jobsuche Ein Netzwerk ist ein Angebot ein unshyverbindliches Angebot um lose Kontakte zu knuumlpfen und zu nutzen was man gebrauchen kann
Networking
Gruppenarbeit
Teamarbeit
Kooperation
Abnahme von Verbindlichkeit
Netzwerk
Gruppe
Team
System vonKooperationspartnern
Methoden mitkooperativen Anteilen
Methode die vonvielen Organisations-formen genutzt werdenkann
Steigerung von Komplexitaumlt
4
Bild 4 Organisationsformen mit ihren Methoden
Inhalt 11
54 Stoumlrungen und Konflikte bdquoMr amp Mrs Smithldquo 140
55 Gesetzliche Grundlagen bdquoDie Juryldquo 150
6 Interkulturelle Aspekte bdquoRed Corner ndash Labyrinth ohne Auswegldquo 154
7 Besonderheiten virtueller Kooperation bdquoDas Netzldquo 168
8 Best Practices 173
81 Kooperation auf dem Transportsektor 175
82 Innerbetriebliche Kooperation 177
83 Wie werden 11 Spielertrainer eine Nationalmannschaft 181
84 Kooperationen verleihen Fluumlgel 183
85 25 Jahre Gespraumlchsverhaltenstrainings ndash Eine Erfolgsgeschichte 187
86 Die Wirtschaftsordnung von morgen schon heute gestalten Die Summer University Alternative Economic and Monetary Systems 189
87 Wissenschaftlich kooperieren 191
88 Aus Konkurrenz wird Kooperation 195
89 Kooperation ndash Oder die Lust es einfach zu tun 198
810 Wirtschaftliche Schwierigkeiten lindern ndash Durch Kooperation uumlber die Krise 201
811 Niemand macht einen Job besser als ich selbst ndash Wie Egomanen im Fernsehbereich Kooperationen eingehen 203
9 Das Ende von Kooperationen bdquoDas Beste kommt zum Schlussldquo 207
10 Dankesworte 212
11 Verzeichnis der GastautorInnen 213
12 Quellennachweis 214
13 Verwendete und weiterfuumlhrende Literatur 217
14 Stichwortverzeichnis 222
12 1 Einfuumlhrung
1 Einfuumlhrung
Die heutige Wirtschaftslage stellt Unternehmer vor groszlige Herausfordeshyrungen vor allem sich gegenuumlber Mitbewerbern auch international durchzusetzen Viele Konkurrenten draumlngen auf den Markt und immer wieder gilt es Alleinstellungsmerkmale zu finden um sich abzuheben und weiterhin im Geschaumlft zu bleiben So geht es nicht nur groszligen Untershynehmen sondern auch mittelstaumlndischen und insbesondere Kleinshy und Kleinstunternehmern In Konkurrenz zu treten erfordert viel Energie imshymer wieder neue Ideen Innovationen groszliges eigenes Investment sowie einen sehr guten Uumlberblick uumlber den Markt und seine Anforderungen Wir Menschen kooperieren von Natur aus so schreibt Joachim Bauer in einem seiner Buumlcher das bedeutet dass der Mensch in Harmonie leben moumlchte und die Gemeinschaft mit anderen braucht um zu uumlberleben Leider geht diese Uumlberlegung im hektischen Alltag und im gar so harten Konkurrenzshykampf oft unter Wir sind der Uumlberzeugung dass im aufkommenden Zeitshyalter dem 6 Kondratieff (dazu spaumlter mehr) es auch darum geht aus der Konkurrenz hervorzutreten und neue Geschaumlftsmodelle zu nutzen und die Methode der Kooperation kann in diesem Zuge als eine sehr gute Grundlage dienen Dass Menschen sich danach sehnen in Frieden und Harmonie zusammen zu leben raus aus der Konkurrenz wollen sehen wir auch an der aufstrebenden Idee von Christian Felber der GemeinwohlshyOumlkonomie Menschen streben danach auch ihre wirtschaftlichen Untershynehmungen an sozialen und ethischen Werten wie
bull Menschenwuumlrde
bull Solidaritaumlt
bull oumlkologischer Nachhaltigkeit
bull sozialer Gerechtigkeit oder
bull Demokratie und Mitbestimmung
auszurichten um sich ein angenehmes Miteinander zu gestalten Die vieshylen Bewegungen die sich gegen Terrorismus und Kampfalluumlren richten zeugen von dem grundsaumltzlichen Beduumlrfnis der Menschen in Kooperatioshynen zu leben
Dieses Buch wendet sich an alle die bereits Kooperationen eingegangen sind und Ideen und Anregungen brauchen koumlnnten ihre eigenen Koopeshy
1 Einfuumlhrung 13
rationen zu uumlberdenken und erfolgreich zu gestalten Es richtet sich auch an jene die sich bislang ganz dem Motto der Konkurrenz verschrieben haben und neugierig sind ethisch verantwortungsbewusste Wege fuumlr Geshyschaumlftsmodelle zu ent decken
Eine dritte Zielgruppe sind all jene die Freude daran finden sich auszushyprobieren und es wagen wollen eine fuumlr sie ganz neue Methode zu entdeshycken und die bislang noch nie kooperiert haben Sie werden Anregungen erhalten wie Sie eine Kooperation beginnen koumlnnen wie Sie Kooperatishyonspartner finden koumlnnen und fuumlr welche Aspekte einer Kooperation es hilfreich ist sie im Auge zu behalten
Diesem Buch sind zahlreiche kleinere und groumlszligere Kooperationen vorausshygegangen Zuallererst die Kooperation mit dem Verlag mit dem Ziel dieshyses Buch herauszubringen Im Weiteren die Kooperation mit allen unseshyren GastautorInnen die uns Ihre ganz persoumlnliche Sicht als Dialogkomshymentar oder ihre Erfahrungen in Form eines Praxisbeispiels zur Verfuumlshygung gestellt haben Und nicht zuletzt unsere eigene Kooperation als AutorInnen dieses Buches die wir selbst in eigenen Phasen erlebt haben und bei der wir fuumlr uns wichtige Erfahrungen machen konnten die in dieshyses Buch einflieszligen Wie bei einem guten Dokumentarfilm kannten wir am Beginn unserer Recherche die Antworten auf manche Frage die wir in diesem Buch stellen noch nicht aber wir konnten im Laufe unserer Liteshyraturrecherche und unserer zahlreichen Diskussionen mit Kol legInnen viele neue Erkenntnisse sammeln und konnten viele Ideen in der Entsteshyhungszeit dieses Buches selbst gut umsetzen Viele ergaumlnzende Erfahrunshygen sind nun auch in die 2 Auflage eingeflossen
Wir haben die Kapitel des Buches mit Filmtiteln uumlberschrieben und greishyfen immer wieder die Parallele zum Film auf Einerseits weil wir beide gute Filme moumlgen andererseits weil es auch rund um die Filmarbeit gelingende Kooperationen braucht damit der Film erfolgreich wird etwa zwischen Regisseur und Produzent oder Produzent und Verleih Die bdquodirekteldquo Arbeit am Film ist zwar nicht grundsaumltzlich eine Arbeit in Kooperation sondern mehr eine streng hierarchische ndash der Regisseur gibt die Richtung vor und traumlgt auch die Verantwortung Aber insgesamt zeigt das Thema Film sehr exemplarisch dass beides gut nebeneinander stehen kann ndash Kooperation und Hierarchie Die erlaumluternden Filmbeschreibungen sind in den meisshyten Faumlllen dem OnlineshyLexikon Wikipedia entnommen
Wenn wir von Kooperationspartnern sprechen dann meinen wir einshyzelne Personen aber durchaus auch Organisationen und Institutionen die haumlufig hinter den Personen stehen
Was erwartet Sie an Inhalten
14 1 Einfuumlhrung
bull Wir beginnen (Kapitel 2) mit einer Definition von Kooperation und der Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen um anschlieszligend mit gleichem Informationsstand mit Ihnen als unserem Leser tiefer in Kooperationen einzusteigen Dazu gehoumlren auch Uumlberlegungen wie der Nutzen von Kooperationen aussieht und die Diskussion uumlber Gewinn bringende Kriterien
bull Wir sprechen uumlber grundlegende Uumlberlegungen aus der Naturwissenshyschaft (Kapitel 3) um daraus konkrete Anregungen fuumlr wirtschaftshyliche Kooperationen abzuleiten Hier bekommen Sie Ideen wie in der Natur kooperiert wird
bull Im Anschluss hieran (Kapitel 4 und 5) werden Sie Perspektiven kennen lernen aus denen Sie Kooperationen beleuchten koumlnnen wie zum Beispiel die systemische Perspektive aus Sicht der Organishysationsentwicklungsphasen oder auch aus Sicht des Modells der Trans aktionsanalyse In Kapitel 5 unserem zentralen Kapitel stellen wir Ihnen den von uns entwickelten Weg einer Kooperation vor mit dem wir Sie anregen wollen Ihren eigenen Weg darauf aufzubauen
bull In Kapitel 6 beleuchten wir beachtenswerte und wichtige Aspekte in Kooperationen wie die Wahl von Kooperationspartner(n) den Umgang mit Beduumlrfnissen und Konflikten in Kooperationen und wichtige gesetzliche Rahmenbedingungen die zu beachten sind In Kapitel 7 werden diese Aspekte noch ergaumlnzt um die Sicht ins intershynationale Umfeld sowie ins virtuelle bdquoNetzldquo
bull BestshyPracticeshyBeispiele (Kapitel 8) sollen Sie ermutigen ermuntern nachdenklich stimmen anregen und motivieren selbst auszuproshybieren nachzueifern oder auch Dinge ganz anders zu machen
bull Abschlieszligend beschaumlftigen wir uns mit dem Ende von Koopera tioshynen einem wichtigen Aspekt um daraus fuumlr zukuumlnftige Kooperatioshynen zu lernen und sich in guter Art und Weise von seinem Kooperashytionspartner zu verabschieden und selbst loslassen zu koumlnnen (Kapitel 9)
Wir selber kooperieren sehr gerne und sind oft bereichert mit Eindruumlcken Erfahrungen neuen Ideen und neuen Menschen Und aus dieser Leidenshyschaft ist die Idee fuumlr dieses Buch geboren Angespornt durch die Idee eishygene Kooperationen mit diesem Buch zu vertiefen haben wir uns entshyschlossen unsere Ideen und auch die von Kollegen zusammenzutragen und zu veroumlffentlichen
Wir wuumlnschen Ihnen viel Freude und viel Erfolg mit Ihren bestehenden und zukuumlnftigen Kooperationspartnern
Stefanie Widmann und Martin Seibt
2 Kooperation als Methode 15
2 Kooperation als Methode
Kooperation ein viel verwendetes (Unshy)Wort Oft gleichgesetzt mit Zushysammenarbeit Interessensgemeinschaft Gruppenarbeit Netzwerk Teamwork Gemeinschaftsarbeit Aber was ist Kooperation konkret
Wir verstehen Kooperation als eine Methode ein Vorgehen und nicht als Organisationsform Fuumlr uns bedeutet Kooperation einen Weg der gemeinshysam beschritten wird Dabei schaffen die Kooperationspartner einen geshymeinsamen Nutzen der von allen Beteiligten akzeptiert wird und damit zu einer tragfaumlhigen Vereinbarung beitraumlgt Die Kooperationspartner ershyleichtern sich dadurch das Erreichen eines gemeinsamen Zieles
Das Lateinische bdquocooperatioldquo bedeutet Zusammenarbeit und Mitwirkung und findet in Gruppen Teams Organisationen statt
Ein erster Definitionsversuch Kooperation als ein gemeinsames Tun von Individuen oder GruppenOrganisationen mit fuumlr die beteiligten Seiten Gewinn bringendem Sinn und Nutzen Ganz nach dem Prinzip bdquoQuid pro quoldquo ich gebe und bekomme dafuumlr eine Gegenleistung
Dabei kommt es nicht nur darauf an sondern es ist eine erste Bedingung dass alle beteiligten Kooperationspartner sich einem gemeinsamen Ziel verschreiben das ohne einen der Kooperationspartner nicht oder ershyschwert erreichbar waumlre Wir verstehen Kooperation als eine Methode oder ein Mittel und nicht als eine Organisationsform
Wie sehe ich Kooperationen
Wenn es um die Frage geht bdquoWie aufgeschlossen zeige ich mich gegenuumlber Kooperationldquo werden unsere Mitmenschen sich wohl in uumlberwiegender Zahl positiv aumluszligern und ihre Bereitschaft zu kooperieren nachdruumlcklich be-staumltigen Wer raumlumt schon freiwillig seinen Hang zur Egozentrik ein
Und in der Tat die sbquozwanglosenlsquo Kooperationen des Alltags gehen den meisten von uns als soziale Wesen sbquogutlsquo von der Hand Wir ziehen unseren gegenseitigen Nutzen aus gemeinsam gelingender Interdependenz
Kooperation in der herrschenden Arbeitswelt erweist sich da schon als komplizierter Immer noch herrscht Dominanz vor Machtbalance Missach-tung statt gegenseitiger Anerkennung Durchsetzung der eigenen Interes-sen gegenuumlber wechselseitiger Verstaumlndigungsorientierung
16 2 Kooperation als Methode
Die Rollenanforderungen im Berufsleben erscheinen rigide die Weisungen minuzioumls der jeweilige Handlungsspielraum minimal
Der Erwartungs- und Kostendruck auf die Institutionen und Unternehmen steigt und ndash so der positive Effekt ndash foumlrdert die Tendenz hin zur Koopera-tion Fuumlr die Beteiligten heiszligt es ihre Ressourcen zu buumlndeln neben ande-ren Maszlignahmen die der marktorientierten Kooperation zu ergreifen und zu pflegen
Vielfaumlltige Beispiele aus Entwicklung und Forschung sowie der Industrie be-legen produktive Kooperation die wiederum wettbewerbsfaumlhige Innova-tion generiert Soll heiszligen gelingende Kooperation setzt zu erfuumlllende Grundbedingungen voraus Eine davon verlangt Kompetenzen der Koope-rationspartner Zwei weitere repraumlsentieren sich in menschlich-sozialer und fachlich-professioneller Kompetenz
Rolf Lindemann LindemannLeads
Einen anderen Ansatz einer Definition finden Sie bei Christian Felber in seiner Gemeinwohloumlkonomie Er definiert Kooperation uumlber die Motivashytion Er sagt Kooperation motiviert uumlber gelingende Beziehung Anerkenshynung Wertschaumltzung gemeinsame Zielsetzung und shyerreichung waumlhshyrend Konkurrenz primaumlr uumlber Angst und Siegeslust motiviert
Fuumlr die Dauer einer Kooperation vereinbaren die Kooperationspartner eine systemische Vorgehensweise die sehr unterschiedlich aussehen kann Wir wollen diese Vorgehensweisen im Folgenden mit Figuren beshyzeichnen Wie koumlnnen diese aussehen
Kooperation von zweiIndividuen ndash es kann
hinter jedem derIndividuen ein System
stehen
T + Organi- sation
Kooperation vonzwei Individuenoder von zweiUnternehmen
T
Kooperations-
rahmen
Kooperation vonmehreren Individuen
T
T = Kooperationsthema
= IndividuumEinzelpersonSelbstaumlndiger
= Mitarbeiter eines Unternehmens
2
Bild 1 Grundlegende Kooperationsfiguren
2 Kooperation als Methode 17
Die allereinfachste und grundlegendste Figur ist sicherlich die Kooperashytion zwischen zwei Individuen oder zwischen zwei Unternehmen Wenn es sich um die Kooperation von zwei Individuen handelt kann sich hinter jeder Person auch eine Organisation oder ein Unternehmen wiederfinden (Bild 1) Es koumlnnen aber durchaus auch mehrere Individuen oder mehrere Organisationen miteinander kooperieren
In einer weiteren Kooperationskonstellation koumlnnen wir uns vorstellen dass hinter einem der Kooperationspartner ein ganzes System steckt Dashydurch scheint uns gewaumlhrleistet dass ua eine groumlszligere Finanzkraft Einshyfluss und Macht fuumlr die Kooperation zur Verfuumlgung stehen koumlnnen Demshygegenuumlber werden Absprachen immer notwendiger Vertraumlge sollten imshymer ausgefeilter sein es wird nicht nur komplexer sondern auch komplishyzierter Komplizierter koumlnnen Kooperationen werden weil mehr Parteien mitsprechen und mitentscheiden bzw Einfluss nehmen (Bild 2) Erst recht wenn die Parteien aus unterschiedlichen Kulturen stammen aber dazu mehr in Kapitel 7
Wir werden spaumlter noch auf die genaue Abgrenzung zwischen Kooperatioshynen und Teams eingehen indessen wollen wir schon einmal darauf hinshyweisen dass Kooperationen auch aus Teams heraus entstehen koumlnnen Denkbar ist dass zwei Teammitglieder zu einem anderen Thema das nichts mit ihrem Projekt oder ihrer Teamarbeit zu tun hat kooperieren ndash zum Beispiel ein Buch gemeinsam schreiben eine Weiterbildung anbieshyten ein innovatives Produkt gemeinsam erfinden und produzierenhellip
Gewiss besteht dazu die Moumlglichkeit dass ein Teammitglied sich in einer Kooperation Unterstuumltzung holt um seine Aufgaben im Rahmen der Teamarbeit oder im Rahmen seiner Arbeitspakete im Projekt erfolgreich zu erledigen und zu loumlsen (Bild 3)
Unternehmen oderOrganisationen
die imHintergrund stehen
Kooperation von
mehreren Individuen T
1
Bild 2 Komplexe Kooperationsfiguren
18 2 Kooperation als Methode
Wie definiere ich Kooperation
Kooperation definieren ist doch ganz einfach ndash da hat man doch so seine Vorstellung und da fallen mir ja gleich die vielen selbst mal eingegangen Kooperationen ein ndash mit anderen Instituten Personen Und da blitzen die Gedanken wieder auf als die Kooperation beendet war bdquoWar gutldquo bdquonie wiederldquo bdquoganz schoumln uumlber den Tisch gezogen wordenldquo bdquowas hab ich jetzt davon gehabtldquo bdquoauszliger Spesen nichts gewesenldquohellip
Das ist leicht wenn zwei Baugesellschaften kooperieren um einen groszligen Auftrag durchfuumlhren zu koumlnnen das mag auch noch gut angehen wenn zwei Entwicklungsabteilungen gemeinsam ein Produkt entwickeln das dann getrennt auf den Markt gebracht wird
Der Zusammenschluss um Ressourcen zu buumlndeln heiszligt immer auch Sou-veraumlnitaumlt aufgeben und verlangt von den Kooperationspartnern auf glei-cher Augenhoumlhe zu agieren
So hat jede Kooperation zwar die Chance Energien zu potenzieren jedoch auch das Risiko Balance zwischen den Kooperationspartnern zu halten Es ist das Wir das Gemeinsame das zu spuumlren sein soll Das ist die Grund-voraussetzung fuumlr gelungene Kooperation
Mit dem Sprichwort bdquoDer kluge Egoist kooperiert hellipldquo kann ich nun wahrlich nichts anfangen Huumlte dich vor diesen Personen
Heinrich Salfenauer keytrain Beratungs- und Trainingsunternehmen
Kooperation ausgehend
von einem Team
T = Kooperationsthema
= Teammitglied
= Externer
Ein Teammitglied holtsich zu seinem ThemaUnterstuumltzung durcheine Kooperation von
auszligen
Zwei Teammitgliederkooperieren zu einem
anderen ThemaKooperationsrahmen
T
T
Team
3
Bild 3 Kooperation aus Teams heraus
2 Kooperation als Methode 19
Wie viele Kooperationspartner vertraumlgt eine Kooperation
Nach diesen Figuren scheinen uns zwei bis maximal vier Hauptagierende sinnvoll wobei durchaus im Hintergrund mehrere Personen mit handeln koumlnnen Und dann ist noch die Frage zu klaumlren Wer fuumlhrt die Kooperashytion
Aus unserer Sicht braucht es statt einer klaren Hierarchie ein klares Ziel welches in gegenseitiger Kommunikation gut ausgehandelt sein soll Das bedeutet im Sinne der Gleichberechtigung die Inhalte genau ausdiskutieshyren und sich durch Worte uumlberzeugen Genuumlgend warnende Beispiele hashyben gezeigt dass die Kooperation mehr einer Uumlbernahme aumlhnelt wenn ein Kooperationspartner die vermeintliche Fuumlhrung behaumllt Aus unserer Sicht unterstuumltzen folgende kommunikativen Aspekte das Gelingen einer Kooperation ohne dass hierarchische Fuumlhrungsanspruumlche geltend geshymacht werden muumlssen Sie sind dem Verstaumlndigungsprinzip in Argumenshytationen von Josef Kopperschmidt entnommen weil wir meinen aumlhnlich wie in der Argumentation geht es in Kooperationen darum seinen Geshyspraumlchspartner zu uumlberzeugen ihn zu gewinnen und im Dialog gemeinshysam mit ihm die Kooperationsinhalte auszuhandeln und nicht qua seiner Autoritaumlt oder Fuumlhrungsfunktion zu bestimmen
Bedingung gelingender Kooperation1
bull Mitspracherecht aller BetroffenenBeteiligten
bull Redefreiheit
bull Sicherung von Meinungsvielfalt
bull Symmetrische Kommunikationschancen
bull Aumlchtung aller Gewalt
bull Uumlberzeugungsbereitschaft
Wir sind der Meinung Kooperation ist eine Methode die der gegenseitishygen Verstaumlndigung dient und voraussetzt dass die Beteiligten sich als gleichberechtigte Partner erleben dabei an Meinungsaustausch und auch an Meinungsvielfalt interessiert sind und sicherstellen dass innerhalb ihshyrer Kooperation alle Beteiligten Mitsprachrecht haben
Wir wollen im folgenden Kapitel einen Schritt weiter gehen und uns mit der Abgrenzung zu anderen Formen der Zusammenarbeit beschaumlftigen
20 2 Kooperation als Methode
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen bdquoDer Clouldquo
Die Abgrenzung zu anderen Formen der Zusammenarbeit erfahren wir als eine der schwierigsten Fragen in unserem Buch Einer unserer Kollegen stellte waumlhrend einer Diskussion diese Fragestellung in Zweifel bdquoIhr wollt Kooperation von Team unterscheiden Na dann wuumlnsche ich Euch viel Spaszligldquo
Der wahre Kern dieser ironischen Bemerkung liegt darin dass in der gaumlnshygigen Literatur Kooperation oft gleichgesetzt wird mit Organisationsforshymen Das halten wir fuumlr vorschnell und bewerten es als irrefuumlhrend Wir unterscheiden Methode und Organisationsform in unserem Buch So seshyhen wir ein Team als eine Organisationsform die Zusammenarbeit im Team als eine Methode die Anteile von Kooperation enthaumllt
In der GanovenshyKomoumldie Der Clou aus dem Jahre 1973 mit der Starbesetshyzung Paul Newman Robert Redford und Robert Shaw geht es darum dass zwei Trickbetruumlger (Robert Redford und Paul Newman) kooperieren um sich wirkungsvoll an dem groumlszligten Gangsterboss (Robert Shaw alias Lonshynegan) eines Syndikats in New York und Chicago zu raumlchen Da Lonnegan nicht mit einfachen Tricks zu uumlberlisten ist entwickeln die beiden einen komplizierten Plan und benoumltigen zunaumlchst Kapital fuumlr den entscheidenshyden Schlag das sie Lonnegan aus seiner Brieftasche stehlen Mit diesem Geld kauft sich der eine der beiden (Paul Newman) in ein Pokerspiel mit dem Gangsterboss ein und gewinnt aufgrund von Falschspiel Der andere (Robert Redford) weist Lonnegan auf den Betrug hin und gewinnt so das Vertrauen des Gangsterbosses Mit diesem Vertrauen uumlberzeugt er Lonneshygan in Pferdewetten zu investieren um sich an Paul New man zu raumlchen Derweil bauen die beiden Trickbetruumlger ein fingiertes Wettbuumlro auf Der Film geht in vielen Verwicklungen aber hochspannend weiter Das Drehshybuch gestaltet sich komplex und so auch die Kooperation die die beiden aufbauen Es braucht Konzentration aber vor allem eine klare Zielorienshytierung um dem Film und somit auch der Kooperation folgen zu koumlnnen
So braucht es auch eine klare Zielorientierung und Konzentration in Koshyoperationen wie auch in anderen Formen der Zusammenarbeit wie Intershyessensgemeinschaften Gruppenarbeit Netzwerk Teamwork Gemeinshyschaftsarbeit ndash wahrscheinlich lassen sich noch weitere Begrifflichkeiten finden
Warum ist es aus unserer Sicht wichtig diese Formen zu unterscheiden Als Grundvoraussetzung eine gute erfolgreiche und nachhaltige Koopeshyration gestalten zu koumlnnen sehen wir die Bewusstheit in welcher Form der Zusammenarbeit man sich bewegt um sich damit fuumlr eine dieser Meshy
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen 21
thoden ausdruumlcklich entscheiden zu koumlnnen Sich gemeinsam fuumlr eine dieser Formen zu entschlieszligen entscheidet auch uumlber den Grad der Vershybindlichkeit im Rahmen der Zusammenarbeit Klarheit und Transparenz uumlber die Form der Zusammenarbeit foumlrdern das Verstaumlndnis der eigenen Rolle was kann und will man in einer Kooperation leisten oder wann sollte man eine Mitarbeit in einer Kooperation auch ablehnen und Grenshyzen ziehen
Moumlgliche Gruumlnde fuumlr Ablehnung oder Grenzen koumlnnen sein
bull sich bewusst fuumlr eine Form der Zusammenarbeit zu entscheiden um die Konsequenzen zu tragen
bull die richtige Methode fuumlr den Zweck bewusst auswaumlhlen
bull die Komplexitaumlt von Kooperation besser zu verstehen
bull eine Kooperation zielfuumlhrend zu gestalten
bull moumlgliche Fallen von vornherein zu umgehen
Gerade in der Abgrenzung zur Arbeit im Team ist uns deutlich geworden dass viele Faktoren gleich oder aumlhnlich sind und doch grenzen sich diese beiden Formen der Zusammenarbeit ab Wo und wie sich Kooperation von den anderen Formen abgrenzt das werden wir in den naumlchsten Schritten herleiten Wir wuumlnschen dabei sehr wohl noch einen offenen Raum zur Diskussion und mit Sicherheit werden auch nicht alle Aspekte bis zur Vollshystaumlndigkeit erfasst sein
Ein erster Versuch zur Abgrenzung koumlnnte sein all diese Formen entlang einer Komplexitaumltslinie zu ordnen von Networking uumlber Gruppenarbeit bis zu Teamarbeit und Kooperation Entlang dieser Richtung steigt die Verbindlichkeit der Zusammenarbeit die Komplexitaumlt hingegen nimmt ab (Bild 4)
Unter Verbindlichkeit verstehen wir das Einverstaumlndnis und die Einwillishygung oder das Einlassen auf den Geschaumlftspartner Anders formuliert kann es die Verpflichtung dem Partner gegenuumlber sein fuumlr Entscheidunshygen gerade zu stehen oder auch finanzielle Entscheidungen mit zu tragen Dies ist beim Networking nicht gegeben Bei einer Gruppenarbeit traumlgt man wohl an der Gesamtverantwortung fuumlr das Ergebnis mit waumlhrend bei einer Teamarbeit die Verantwortung und die Verpflichtung jedes Einshyzelnen bereits staumlrker zunehmen Am staumlrksten ist die Verbindlichkeit sishycher im Rahmen einer Kooperation ausgepraumlgt insofern dass ich fuumlr meishynen Kooperationspartner und fuumlr die gemeinsam getragenen Entscheishydungen einstehe
22 2 Kooperation als Methode
Unter Komplexitaumlt begreifen wir dass mehr Einflussfaktoren eine Rolle spielen so ist zum Beispiel eine Kooperation mehrdimensional und vielshyschichtig Teamarbeit und Gruppenarbeit haben klare Regeln die in einer Kooperation erst verbindlich vereinbart werden muumlssen
1 Networking
Networking bedeutet Kontakte aufbauen pflegen und einen Nutzen darshyaus ziehen (egal welcher Art)2
Networking kann die Grundlage oder Grundvoraussetzung fuumlr eine gute Kooperation sein Ein Netzwerk kann sich zur Kooperation entwickeln eine Kooperation kann aber auch entstehen ohne dass es dazu vorab ein Netzwerk gab
Eine Kooperation hat ein klar definiertes Ziel waumlhrend ein Netzwerk oft aus dem Grundsatz kommt bdquoWir machen mal was zusammenldquo Ein Netzshywerk hat ein Thema und kein Ziel zum Beispiel das Thema bdquoCommitshymentldquo oder Hobbys oder Jobsuche Ein Netzwerk ist ein Angebot ein unshyverbindliches Angebot um lose Kontakte zu knuumlpfen und zu nutzen was man gebrauchen kann
Networking
Gruppenarbeit
Teamarbeit
Kooperation
Abnahme von Verbindlichkeit
Netzwerk
Gruppe
Team
System vonKooperationspartnern
Methoden mitkooperativen Anteilen
Methode die vonvielen Organisations-formen genutzt werdenkann
Steigerung von Komplexitaumlt
4
Bild 4 Organisationsformen mit ihren Methoden
12 1 Einfuumlhrung
1 Einfuumlhrung
Die heutige Wirtschaftslage stellt Unternehmer vor groszlige Herausfordeshyrungen vor allem sich gegenuumlber Mitbewerbern auch international durchzusetzen Viele Konkurrenten draumlngen auf den Markt und immer wieder gilt es Alleinstellungsmerkmale zu finden um sich abzuheben und weiterhin im Geschaumlft zu bleiben So geht es nicht nur groszligen Untershynehmen sondern auch mittelstaumlndischen und insbesondere Kleinshy und Kleinstunternehmern In Konkurrenz zu treten erfordert viel Energie imshymer wieder neue Ideen Innovationen groszliges eigenes Investment sowie einen sehr guten Uumlberblick uumlber den Markt und seine Anforderungen Wir Menschen kooperieren von Natur aus so schreibt Joachim Bauer in einem seiner Buumlcher das bedeutet dass der Mensch in Harmonie leben moumlchte und die Gemeinschaft mit anderen braucht um zu uumlberleben Leider geht diese Uumlberlegung im hektischen Alltag und im gar so harten Konkurrenzshykampf oft unter Wir sind der Uumlberzeugung dass im aufkommenden Zeitshyalter dem 6 Kondratieff (dazu spaumlter mehr) es auch darum geht aus der Konkurrenz hervorzutreten und neue Geschaumlftsmodelle zu nutzen und die Methode der Kooperation kann in diesem Zuge als eine sehr gute Grundlage dienen Dass Menschen sich danach sehnen in Frieden und Harmonie zusammen zu leben raus aus der Konkurrenz wollen sehen wir auch an der aufstrebenden Idee von Christian Felber der GemeinwohlshyOumlkonomie Menschen streben danach auch ihre wirtschaftlichen Untershynehmungen an sozialen und ethischen Werten wie
bull Menschenwuumlrde
bull Solidaritaumlt
bull oumlkologischer Nachhaltigkeit
bull sozialer Gerechtigkeit oder
bull Demokratie und Mitbestimmung
auszurichten um sich ein angenehmes Miteinander zu gestalten Die vieshylen Bewegungen die sich gegen Terrorismus und Kampfalluumlren richten zeugen von dem grundsaumltzlichen Beduumlrfnis der Menschen in Kooperatioshynen zu leben
Dieses Buch wendet sich an alle die bereits Kooperationen eingegangen sind und Ideen und Anregungen brauchen koumlnnten ihre eigenen Koopeshy
1 Einfuumlhrung 13
rationen zu uumlberdenken und erfolgreich zu gestalten Es richtet sich auch an jene die sich bislang ganz dem Motto der Konkurrenz verschrieben haben und neugierig sind ethisch verantwortungsbewusste Wege fuumlr Geshyschaumlftsmodelle zu ent decken
Eine dritte Zielgruppe sind all jene die Freude daran finden sich auszushyprobieren und es wagen wollen eine fuumlr sie ganz neue Methode zu entdeshycken und die bislang noch nie kooperiert haben Sie werden Anregungen erhalten wie Sie eine Kooperation beginnen koumlnnen wie Sie Kooperatishyonspartner finden koumlnnen und fuumlr welche Aspekte einer Kooperation es hilfreich ist sie im Auge zu behalten
Diesem Buch sind zahlreiche kleinere und groumlszligere Kooperationen vorausshygegangen Zuallererst die Kooperation mit dem Verlag mit dem Ziel dieshyses Buch herauszubringen Im Weiteren die Kooperation mit allen unseshyren GastautorInnen die uns Ihre ganz persoumlnliche Sicht als Dialogkomshymentar oder ihre Erfahrungen in Form eines Praxisbeispiels zur Verfuumlshygung gestellt haben Und nicht zuletzt unsere eigene Kooperation als AutorInnen dieses Buches die wir selbst in eigenen Phasen erlebt haben und bei der wir fuumlr uns wichtige Erfahrungen machen konnten die in dieshyses Buch einflieszligen Wie bei einem guten Dokumentarfilm kannten wir am Beginn unserer Recherche die Antworten auf manche Frage die wir in diesem Buch stellen noch nicht aber wir konnten im Laufe unserer Liteshyraturrecherche und unserer zahlreichen Diskussionen mit Kol legInnen viele neue Erkenntnisse sammeln und konnten viele Ideen in der Entsteshyhungszeit dieses Buches selbst gut umsetzen Viele ergaumlnzende Erfahrunshygen sind nun auch in die 2 Auflage eingeflossen
Wir haben die Kapitel des Buches mit Filmtiteln uumlberschrieben und greishyfen immer wieder die Parallele zum Film auf Einerseits weil wir beide gute Filme moumlgen andererseits weil es auch rund um die Filmarbeit gelingende Kooperationen braucht damit der Film erfolgreich wird etwa zwischen Regisseur und Produzent oder Produzent und Verleih Die bdquodirekteldquo Arbeit am Film ist zwar nicht grundsaumltzlich eine Arbeit in Kooperation sondern mehr eine streng hierarchische ndash der Regisseur gibt die Richtung vor und traumlgt auch die Verantwortung Aber insgesamt zeigt das Thema Film sehr exemplarisch dass beides gut nebeneinander stehen kann ndash Kooperation und Hierarchie Die erlaumluternden Filmbeschreibungen sind in den meisshyten Faumlllen dem OnlineshyLexikon Wikipedia entnommen
Wenn wir von Kooperationspartnern sprechen dann meinen wir einshyzelne Personen aber durchaus auch Organisationen und Institutionen die haumlufig hinter den Personen stehen
Was erwartet Sie an Inhalten
14 1 Einfuumlhrung
bull Wir beginnen (Kapitel 2) mit einer Definition von Kooperation und der Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen um anschlieszligend mit gleichem Informationsstand mit Ihnen als unserem Leser tiefer in Kooperationen einzusteigen Dazu gehoumlren auch Uumlberlegungen wie der Nutzen von Kooperationen aussieht und die Diskussion uumlber Gewinn bringende Kriterien
bull Wir sprechen uumlber grundlegende Uumlberlegungen aus der Naturwissenshyschaft (Kapitel 3) um daraus konkrete Anregungen fuumlr wirtschaftshyliche Kooperationen abzuleiten Hier bekommen Sie Ideen wie in der Natur kooperiert wird
bull Im Anschluss hieran (Kapitel 4 und 5) werden Sie Perspektiven kennen lernen aus denen Sie Kooperationen beleuchten koumlnnen wie zum Beispiel die systemische Perspektive aus Sicht der Organishysationsentwicklungsphasen oder auch aus Sicht des Modells der Trans aktionsanalyse In Kapitel 5 unserem zentralen Kapitel stellen wir Ihnen den von uns entwickelten Weg einer Kooperation vor mit dem wir Sie anregen wollen Ihren eigenen Weg darauf aufzubauen
bull In Kapitel 6 beleuchten wir beachtenswerte und wichtige Aspekte in Kooperationen wie die Wahl von Kooperationspartner(n) den Umgang mit Beduumlrfnissen und Konflikten in Kooperationen und wichtige gesetzliche Rahmenbedingungen die zu beachten sind In Kapitel 7 werden diese Aspekte noch ergaumlnzt um die Sicht ins intershynationale Umfeld sowie ins virtuelle bdquoNetzldquo
bull BestshyPracticeshyBeispiele (Kapitel 8) sollen Sie ermutigen ermuntern nachdenklich stimmen anregen und motivieren selbst auszuproshybieren nachzueifern oder auch Dinge ganz anders zu machen
bull Abschlieszligend beschaumlftigen wir uns mit dem Ende von Koopera tioshynen einem wichtigen Aspekt um daraus fuumlr zukuumlnftige Kooperatioshynen zu lernen und sich in guter Art und Weise von seinem Kooperashytionspartner zu verabschieden und selbst loslassen zu koumlnnen (Kapitel 9)
Wir selber kooperieren sehr gerne und sind oft bereichert mit Eindruumlcken Erfahrungen neuen Ideen und neuen Menschen Und aus dieser Leidenshyschaft ist die Idee fuumlr dieses Buch geboren Angespornt durch die Idee eishygene Kooperationen mit diesem Buch zu vertiefen haben wir uns entshyschlossen unsere Ideen und auch die von Kollegen zusammenzutragen und zu veroumlffentlichen
Wir wuumlnschen Ihnen viel Freude und viel Erfolg mit Ihren bestehenden und zukuumlnftigen Kooperationspartnern
Stefanie Widmann und Martin Seibt
2 Kooperation als Methode 15
2 Kooperation als Methode
Kooperation ein viel verwendetes (Unshy)Wort Oft gleichgesetzt mit Zushysammenarbeit Interessensgemeinschaft Gruppenarbeit Netzwerk Teamwork Gemeinschaftsarbeit Aber was ist Kooperation konkret
Wir verstehen Kooperation als eine Methode ein Vorgehen und nicht als Organisationsform Fuumlr uns bedeutet Kooperation einen Weg der gemeinshysam beschritten wird Dabei schaffen die Kooperationspartner einen geshymeinsamen Nutzen der von allen Beteiligten akzeptiert wird und damit zu einer tragfaumlhigen Vereinbarung beitraumlgt Die Kooperationspartner ershyleichtern sich dadurch das Erreichen eines gemeinsamen Zieles
Das Lateinische bdquocooperatioldquo bedeutet Zusammenarbeit und Mitwirkung und findet in Gruppen Teams Organisationen statt
Ein erster Definitionsversuch Kooperation als ein gemeinsames Tun von Individuen oder GruppenOrganisationen mit fuumlr die beteiligten Seiten Gewinn bringendem Sinn und Nutzen Ganz nach dem Prinzip bdquoQuid pro quoldquo ich gebe und bekomme dafuumlr eine Gegenleistung
Dabei kommt es nicht nur darauf an sondern es ist eine erste Bedingung dass alle beteiligten Kooperationspartner sich einem gemeinsamen Ziel verschreiben das ohne einen der Kooperationspartner nicht oder ershyschwert erreichbar waumlre Wir verstehen Kooperation als eine Methode oder ein Mittel und nicht als eine Organisationsform
Wie sehe ich Kooperationen
Wenn es um die Frage geht bdquoWie aufgeschlossen zeige ich mich gegenuumlber Kooperationldquo werden unsere Mitmenschen sich wohl in uumlberwiegender Zahl positiv aumluszligern und ihre Bereitschaft zu kooperieren nachdruumlcklich be-staumltigen Wer raumlumt schon freiwillig seinen Hang zur Egozentrik ein
Und in der Tat die sbquozwanglosenlsquo Kooperationen des Alltags gehen den meisten von uns als soziale Wesen sbquogutlsquo von der Hand Wir ziehen unseren gegenseitigen Nutzen aus gemeinsam gelingender Interdependenz
Kooperation in der herrschenden Arbeitswelt erweist sich da schon als komplizierter Immer noch herrscht Dominanz vor Machtbalance Missach-tung statt gegenseitiger Anerkennung Durchsetzung der eigenen Interes-sen gegenuumlber wechselseitiger Verstaumlndigungsorientierung
16 2 Kooperation als Methode
Die Rollenanforderungen im Berufsleben erscheinen rigide die Weisungen minuzioumls der jeweilige Handlungsspielraum minimal
Der Erwartungs- und Kostendruck auf die Institutionen und Unternehmen steigt und ndash so der positive Effekt ndash foumlrdert die Tendenz hin zur Koopera-tion Fuumlr die Beteiligten heiszligt es ihre Ressourcen zu buumlndeln neben ande-ren Maszlignahmen die der marktorientierten Kooperation zu ergreifen und zu pflegen
Vielfaumlltige Beispiele aus Entwicklung und Forschung sowie der Industrie be-legen produktive Kooperation die wiederum wettbewerbsfaumlhige Innova-tion generiert Soll heiszligen gelingende Kooperation setzt zu erfuumlllende Grundbedingungen voraus Eine davon verlangt Kompetenzen der Koope-rationspartner Zwei weitere repraumlsentieren sich in menschlich-sozialer und fachlich-professioneller Kompetenz
Rolf Lindemann LindemannLeads
Einen anderen Ansatz einer Definition finden Sie bei Christian Felber in seiner Gemeinwohloumlkonomie Er definiert Kooperation uumlber die Motivashytion Er sagt Kooperation motiviert uumlber gelingende Beziehung Anerkenshynung Wertschaumltzung gemeinsame Zielsetzung und shyerreichung waumlhshyrend Konkurrenz primaumlr uumlber Angst und Siegeslust motiviert
Fuumlr die Dauer einer Kooperation vereinbaren die Kooperationspartner eine systemische Vorgehensweise die sehr unterschiedlich aussehen kann Wir wollen diese Vorgehensweisen im Folgenden mit Figuren beshyzeichnen Wie koumlnnen diese aussehen
Kooperation von zweiIndividuen ndash es kann
hinter jedem derIndividuen ein System
stehen
T + Organi- sation
Kooperation vonzwei Individuenoder von zweiUnternehmen
T
Kooperations-
rahmen
Kooperation vonmehreren Individuen
T
T = Kooperationsthema
= IndividuumEinzelpersonSelbstaumlndiger
= Mitarbeiter eines Unternehmens
2
Bild 1 Grundlegende Kooperationsfiguren
2 Kooperation als Methode 17
Die allereinfachste und grundlegendste Figur ist sicherlich die Kooperashytion zwischen zwei Individuen oder zwischen zwei Unternehmen Wenn es sich um die Kooperation von zwei Individuen handelt kann sich hinter jeder Person auch eine Organisation oder ein Unternehmen wiederfinden (Bild 1) Es koumlnnen aber durchaus auch mehrere Individuen oder mehrere Organisationen miteinander kooperieren
In einer weiteren Kooperationskonstellation koumlnnen wir uns vorstellen dass hinter einem der Kooperationspartner ein ganzes System steckt Dashydurch scheint uns gewaumlhrleistet dass ua eine groumlszligere Finanzkraft Einshyfluss und Macht fuumlr die Kooperation zur Verfuumlgung stehen koumlnnen Demshygegenuumlber werden Absprachen immer notwendiger Vertraumlge sollten imshymer ausgefeilter sein es wird nicht nur komplexer sondern auch komplishyzierter Komplizierter koumlnnen Kooperationen werden weil mehr Parteien mitsprechen und mitentscheiden bzw Einfluss nehmen (Bild 2) Erst recht wenn die Parteien aus unterschiedlichen Kulturen stammen aber dazu mehr in Kapitel 7
Wir werden spaumlter noch auf die genaue Abgrenzung zwischen Kooperatioshynen und Teams eingehen indessen wollen wir schon einmal darauf hinshyweisen dass Kooperationen auch aus Teams heraus entstehen koumlnnen Denkbar ist dass zwei Teammitglieder zu einem anderen Thema das nichts mit ihrem Projekt oder ihrer Teamarbeit zu tun hat kooperieren ndash zum Beispiel ein Buch gemeinsam schreiben eine Weiterbildung anbieshyten ein innovatives Produkt gemeinsam erfinden und produzierenhellip
Gewiss besteht dazu die Moumlglichkeit dass ein Teammitglied sich in einer Kooperation Unterstuumltzung holt um seine Aufgaben im Rahmen der Teamarbeit oder im Rahmen seiner Arbeitspakete im Projekt erfolgreich zu erledigen und zu loumlsen (Bild 3)
Unternehmen oderOrganisationen
die imHintergrund stehen
Kooperation von
mehreren Individuen T
1
Bild 2 Komplexe Kooperationsfiguren
18 2 Kooperation als Methode
Wie definiere ich Kooperation
Kooperation definieren ist doch ganz einfach ndash da hat man doch so seine Vorstellung und da fallen mir ja gleich die vielen selbst mal eingegangen Kooperationen ein ndash mit anderen Instituten Personen Und da blitzen die Gedanken wieder auf als die Kooperation beendet war bdquoWar gutldquo bdquonie wiederldquo bdquoganz schoumln uumlber den Tisch gezogen wordenldquo bdquowas hab ich jetzt davon gehabtldquo bdquoauszliger Spesen nichts gewesenldquohellip
Das ist leicht wenn zwei Baugesellschaften kooperieren um einen groszligen Auftrag durchfuumlhren zu koumlnnen das mag auch noch gut angehen wenn zwei Entwicklungsabteilungen gemeinsam ein Produkt entwickeln das dann getrennt auf den Markt gebracht wird
Der Zusammenschluss um Ressourcen zu buumlndeln heiszligt immer auch Sou-veraumlnitaumlt aufgeben und verlangt von den Kooperationspartnern auf glei-cher Augenhoumlhe zu agieren
So hat jede Kooperation zwar die Chance Energien zu potenzieren jedoch auch das Risiko Balance zwischen den Kooperationspartnern zu halten Es ist das Wir das Gemeinsame das zu spuumlren sein soll Das ist die Grund-voraussetzung fuumlr gelungene Kooperation
Mit dem Sprichwort bdquoDer kluge Egoist kooperiert hellipldquo kann ich nun wahrlich nichts anfangen Huumlte dich vor diesen Personen
Heinrich Salfenauer keytrain Beratungs- und Trainingsunternehmen
Kooperation ausgehend
von einem Team
T = Kooperationsthema
= Teammitglied
= Externer
Ein Teammitglied holtsich zu seinem ThemaUnterstuumltzung durcheine Kooperation von
auszligen
Zwei Teammitgliederkooperieren zu einem
anderen ThemaKooperationsrahmen
T
T
Team
3
Bild 3 Kooperation aus Teams heraus
2 Kooperation als Methode 19
Wie viele Kooperationspartner vertraumlgt eine Kooperation
Nach diesen Figuren scheinen uns zwei bis maximal vier Hauptagierende sinnvoll wobei durchaus im Hintergrund mehrere Personen mit handeln koumlnnen Und dann ist noch die Frage zu klaumlren Wer fuumlhrt die Kooperashytion
Aus unserer Sicht braucht es statt einer klaren Hierarchie ein klares Ziel welches in gegenseitiger Kommunikation gut ausgehandelt sein soll Das bedeutet im Sinne der Gleichberechtigung die Inhalte genau ausdiskutieshyren und sich durch Worte uumlberzeugen Genuumlgend warnende Beispiele hashyben gezeigt dass die Kooperation mehr einer Uumlbernahme aumlhnelt wenn ein Kooperationspartner die vermeintliche Fuumlhrung behaumllt Aus unserer Sicht unterstuumltzen folgende kommunikativen Aspekte das Gelingen einer Kooperation ohne dass hierarchische Fuumlhrungsanspruumlche geltend geshymacht werden muumlssen Sie sind dem Verstaumlndigungsprinzip in Argumenshytationen von Josef Kopperschmidt entnommen weil wir meinen aumlhnlich wie in der Argumentation geht es in Kooperationen darum seinen Geshyspraumlchspartner zu uumlberzeugen ihn zu gewinnen und im Dialog gemeinshysam mit ihm die Kooperationsinhalte auszuhandeln und nicht qua seiner Autoritaumlt oder Fuumlhrungsfunktion zu bestimmen
Bedingung gelingender Kooperation1
bull Mitspracherecht aller BetroffenenBeteiligten
bull Redefreiheit
bull Sicherung von Meinungsvielfalt
bull Symmetrische Kommunikationschancen
bull Aumlchtung aller Gewalt
bull Uumlberzeugungsbereitschaft
Wir sind der Meinung Kooperation ist eine Methode die der gegenseitishygen Verstaumlndigung dient und voraussetzt dass die Beteiligten sich als gleichberechtigte Partner erleben dabei an Meinungsaustausch und auch an Meinungsvielfalt interessiert sind und sicherstellen dass innerhalb ihshyrer Kooperation alle Beteiligten Mitsprachrecht haben
Wir wollen im folgenden Kapitel einen Schritt weiter gehen und uns mit der Abgrenzung zu anderen Formen der Zusammenarbeit beschaumlftigen
20 2 Kooperation als Methode
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen bdquoDer Clouldquo
Die Abgrenzung zu anderen Formen der Zusammenarbeit erfahren wir als eine der schwierigsten Fragen in unserem Buch Einer unserer Kollegen stellte waumlhrend einer Diskussion diese Fragestellung in Zweifel bdquoIhr wollt Kooperation von Team unterscheiden Na dann wuumlnsche ich Euch viel Spaszligldquo
Der wahre Kern dieser ironischen Bemerkung liegt darin dass in der gaumlnshygigen Literatur Kooperation oft gleichgesetzt wird mit Organisationsforshymen Das halten wir fuumlr vorschnell und bewerten es als irrefuumlhrend Wir unterscheiden Methode und Organisationsform in unserem Buch So seshyhen wir ein Team als eine Organisationsform die Zusammenarbeit im Team als eine Methode die Anteile von Kooperation enthaumllt
In der GanovenshyKomoumldie Der Clou aus dem Jahre 1973 mit der Starbesetshyzung Paul Newman Robert Redford und Robert Shaw geht es darum dass zwei Trickbetruumlger (Robert Redford und Paul Newman) kooperieren um sich wirkungsvoll an dem groumlszligten Gangsterboss (Robert Shaw alias Lonshynegan) eines Syndikats in New York und Chicago zu raumlchen Da Lonnegan nicht mit einfachen Tricks zu uumlberlisten ist entwickeln die beiden einen komplizierten Plan und benoumltigen zunaumlchst Kapital fuumlr den entscheidenshyden Schlag das sie Lonnegan aus seiner Brieftasche stehlen Mit diesem Geld kauft sich der eine der beiden (Paul Newman) in ein Pokerspiel mit dem Gangsterboss ein und gewinnt aufgrund von Falschspiel Der andere (Robert Redford) weist Lonnegan auf den Betrug hin und gewinnt so das Vertrauen des Gangsterbosses Mit diesem Vertrauen uumlberzeugt er Lonneshygan in Pferdewetten zu investieren um sich an Paul New man zu raumlchen Derweil bauen die beiden Trickbetruumlger ein fingiertes Wettbuumlro auf Der Film geht in vielen Verwicklungen aber hochspannend weiter Das Drehshybuch gestaltet sich komplex und so auch die Kooperation die die beiden aufbauen Es braucht Konzentration aber vor allem eine klare Zielorienshytierung um dem Film und somit auch der Kooperation folgen zu koumlnnen
So braucht es auch eine klare Zielorientierung und Konzentration in Koshyoperationen wie auch in anderen Formen der Zusammenarbeit wie Intershyessensgemeinschaften Gruppenarbeit Netzwerk Teamwork Gemeinshyschaftsarbeit ndash wahrscheinlich lassen sich noch weitere Begrifflichkeiten finden
Warum ist es aus unserer Sicht wichtig diese Formen zu unterscheiden Als Grundvoraussetzung eine gute erfolgreiche und nachhaltige Koopeshyration gestalten zu koumlnnen sehen wir die Bewusstheit in welcher Form der Zusammenarbeit man sich bewegt um sich damit fuumlr eine dieser Meshy
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen 21
thoden ausdruumlcklich entscheiden zu koumlnnen Sich gemeinsam fuumlr eine dieser Formen zu entschlieszligen entscheidet auch uumlber den Grad der Vershybindlichkeit im Rahmen der Zusammenarbeit Klarheit und Transparenz uumlber die Form der Zusammenarbeit foumlrdern das Verstaumlndnis der eigenen Rolle was kann und will man in einer Kooperation leisten oder wann sollte man eine Mitarbeit in einer Kooperation auch ablehnen und Grenshyzen ziehen
Moumlgliche Gruumlnde fuumlr Ablehnung oder Grenzen koumlnnen sein
bull sich bewusst fuumlr eine Form der Zusammenarbeit zu entscheiden um die Konsequenzen zu tragen
bull die richtige Methode fuumlr den Zweck bewusst auswaumlhlen
bull die Komplexitaumlt von Kooperation besser zu verstehen
bull eine Kooperation zielfuumlhrend zu gestalten
bull moumlgliche Fallen von vornherein zu umgehen
Gerade in der Abgrenzung zur Arbeit im Team ist uns deutlich geworden dass viele Faktoren gleich oder aumlhnlich sind und doch grenzen sich diese beiden Formen der Zusammenarbeit ab Wo und wie sich Kooperation von den anderen Formen abgrenzt das werden wir in den naumlchsten Schritten herleiten Wir wuumlnschen dabei sehr wohl noch einen offenen Raum zur Diskussion und mit Sicherheit werden auch nicht alle Aspekte bis zur Vollshystaumlndigkeit erfasst sein
Ein erster Versuch zur Abgrenzung koumlnnte sein all diese Formen entlang einer Komplexitaumltslinie zu ordnen von Networking uumlber Gruppenarbeit bis zu Teamarbeit und Kooperation Entlang dieser Richtung steigt die Verbindlichkeit der Zusammenarbeit die Komplexitaumlt hingegen nimmt ab (Bild 4)
Unter Verbindlichkeit verstehen wir das Einverstaumlndnis und die Einwillishygung oder das Einlassen auf den Geschaumlftspartner Anders formuliert kann es die Verpflichtung dem Partner gegenuumlber sein fuumlr Entscheidunshygen gerade zu stehen oder auch finanzielle Entscheidungen mit zu tragen Dies ist beim Networking nicht gegeben Bei einer Gruppenarbeit traumlgt man wohl an der Gesamtverantwortung fuumlr das Ergebnis mit waumlhrend bei einer Teamarbeit die Verantwortung und die Verpflichtung jedes Einshyzelnen bereits staumlrker zunehmen Am staumlrksten ist die Verbindlichkeit sishycher im Rahmen einer Kooperation ausgepraumlgt insofern dass ich fuumlr meishynen Kooperationspartner und fuumlr die gemeinsam getragenen Entscheishydungen einstehe
22 2 Kooperation als Methode
Unter Komplexitaumlt begreifen wir dass mehr Einflussfaktoren eine Rolle spielen so ist zum Beispiel eine Kooperation mehrdimensional und vielshyschichtig Teamarbeit und Gruppenarbeit haben klare Regeln die in einer Kooperation erst verbindlich vereinbart werden muumlssen
1 Networking
Networking bedeutet Kontakte aufbauen pflegen und einen Nutzen darshyaus ziehen (egal welcher Art)2
Networking kann die Grundlage oder Grundvoraussetzung fuumlr eine gute Kooperation sein Ein Netzwerk kann sich zur Kooperation entwickeln eine Kooperation kann aber auch entstehen ohne dass es dazu vorab ein Netzwerk gab
Eine Kooperation hat ein klar definiertes Ziel waumlhrend ein Netzwerk oft aus dem Grundsatz kommt bdquoWir machen mal was zusammenldquo Ein Netzshywerk hat ein Thema und kein Ziel zum Beispiel das Thema bdquoCommitshymentldquo oder Hobbys oder Jobsuche Ein Netzwerk ist ein Angebot ein unshyverbindliches Angebot um lose Kontakte zu knuumlpfen und zu nutzen was man gebrauchen kann
Networking
Gruppenarbeit
Teamarbeit
Kooperation
Abnahme von Verbindlichkeit
Netzwerk
Gruppe
Team
System vonKooperationspartnern
Methoden mitkooperativen Anteilen
Methode die vonvielen Organisations-formen genutzt werdenkann
Steigerung von Komplexitaumlt
4
Bild 4 Organisationsformen mit ihren Methoden
1 Einfuumlhrung 13
rationen zu uumlberdenken und erfolgreich zu gestalten Es richtet sich auch an jene die sich bislang ganz dem Motto der Konkurrenz verschrieben haben und neugierig sind ethisch verantwortungsbewusste Wege fuumlr Geshyschaumlftsmodelle zu ent decken
Eine dritte Zielgruppe sind all jene die Freude daran finden sich auszushyprobieren und es wagen wollen eine fuumlr sie ganz neue Methode zu entdeshycken und die bislang noch nie kooperiert haben Sie werden Anregungen erhalten wie Sie eine Kooperation beginnen koumlnnen wie Sie Kooperatishyonspartner finden koumlnnen und fuumlr welche Aspekte einer Kooperation es hilfreich ist sie im Auge zu behalten
Diesem Buch sind zahlreiche kleinere und groumlszligere Kooperationen vorausshygegangen Zuallererst die Kooperation mit dem Verlag mit dem Ziel dieshyses Buch herauszubringen Im Weiteren die Kooperation mit allen unseshyren GastautorInnen die uns Ihre ganz persoumlnliche Sicht als Dialogkomshymentar oder ihre Erfahrungen in Form eines Praxisbeispiels zur Verfuumlshygung gestellt haben Und nicht zuletzt unsere eigene Kooperation als AutorInnen dieses Buches die wir selbst in eigenen Phasen erlebt haben und bei der wir fuumlr uns wichtige Erfahrungen machen konnten die in dieshyses Buch einflieszligen Wie bei einem guten Dokumentarfilm kannten wir am Beginn unserer Recherche die Antworten auf manche Frage die wir in diesem Buch stellen noch nicht aber wir konnten im Laufe unserer Liteshyraturrecherche und unserer zahlreichen Diskussionen mit Kol legInnen viele neue Erkenntnisse sammeln und konnten viele Ideen in der Entsteshyhungszeit dieses Buches selbst gut umsetzen Viele ergaumlnzende Erfahrunshygen sind nun auch in die 2 Auflage eingeflossen
Wir haben die Kapitel des Buches mit Filmtiteln uumlberschrieben und greishyfen immer wieder die Parallele zum Film auf Einerseits weil wir beide gute Filme moumlgen andererseits weil es auch rund um die Filmarbeit gelingende Kooperationen braucht damit der Film erfolgreich wird etwa zwischen Regisseur und Produzent oder Produzent und Verleih Die bdquodirekteldquo Arbeit am Film ist zwar nicht grundsaumltzlich eine Arbeit in Kooperation sondern mehr eine streng hierarchische ndash der Regisseur gibt die Richtung vor und traumlgt auch die Verantwortung Aber insgesamt zeigt das Thema Film sehr exemplarisch dass beides gut nebeneinander stehen kann ndash Kooperation und Hierarchie Die erlaumluternden Filmbeschreibungen sind in den meisshyten Faumlllen dem OnlineshyLexikon Wikipedia entnommen
Wenn wir von Kooperationspartnern sprechen dann meinen wir einshyzelne Personen aber durchaus auch Organisationen und Institutionen die haumlufig hinter den Personen stehen
Was erwartet Sie an Inhalten
14 1 Einfuumlhrung
bull Wir beginnen (Kapitel 2) mit einer Definition von Kooperation und der Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen um anschlieszligend mit gleichem Informationsstand mit Ihnen als unserem Leser tiefer in Kooperationen einzusteigen Dazu gehoumlren auch Uumlberlegungen wie der Nutzen von Kooperationen aussieht und die Diskussion uumlber Gewinn bringende Kriterien
bull Wir sprechen uumlber grundlegende Uumlberlegungen aus der Naturwissenshyschaft (Kapitel 3) um daraus konkrete Anregungen fuumlr wirtschaftshyliche Kooperationen abzuleiten Hier bekommen Sie Ideen wie in der Natur kooperiert wird
bull Im Anschluss hieran (Kapitel 4 und 5) werden Sie Perspektiven kennen lernen aus denen Sie Kooperationen beleuchten koumlnnen wie zum Beispiel die systemische Perspektive aus Sicht der Organishysationsentwicklungsphasen oder auch aus Sicht des Modells der Trans aktionsanalyse In Kapitel 5 unserem zentralen Kapitel stellen wir Ihnen den von uns entwickelten Weg einer Kooperation vor mit dem wir Sie anregen wollen Ihren eigenen Weg darauf aufzubauen
bull In Kapitel 6 beleuchten wir beachtenswerte und wichtige Aspekte in Kooperationen wie die Wahl von Kooperationspartner(n) den Umgang mit Beduumlrfnissen und Konflikten in Kooperationen und wichtige gesetzliche Rahmenbedingungen die zu beachten sind In Kapitel 7 werden diese Aspekte noch ergaumlnzt um die Sicht ins intershynationale Umfeld sowie ins virtuelle bdquoNetzldquo
bull BestshyPracticeshyBeispiele (Kapitel 8) sollen Sie ermutigen ermuntern nachdenklich stimmen anregen und motivieren selbst auszuproshybieren nachzueifern oder auch Dinge ganz anders zu machen
bull Abschlieszligend beschaumlftigen wir uns mit dem Ende von Koopera tioshynen einem wichtigen Aspekt um daraus fuumlr zukuumlnftige Kooperatioshynen zu lernen und sich in guter Art und Weise von seinem Kooperashytionspartner zu verabschieden und selbst loslassen zu koumlnnen (Kapitel 9)
Wir selber kooperieren sehr gerne und sind oft bereichert mit Eindruumlcken Erfahrungen neuen Ideen und neuen Menschen Und aus dieser Leidenshyschaft ist die Idee fuumlr dieses Buch geboren Angespornt durch die Idee eishygene Kooperationen mit diesem Buch zu vertiefen haben wir uns entshyschlossen unsere Ideen und auch die von Kollegen zusammenzutragen und zu veroumlffentlichen
Wir wuumlnschen Ihnen viel Freude und viel Erfolg mit Ihren bestehenden und zukuumlnftigen Kooperationspartnern
Stefanie Widmann und Martin Seibt
2 Kooperation als Methode 15
2 Kooperation als Methode
Kooperation ein viel verwendetes (Unshy)Wort Oft gleichgesetzt mit Zushysammenarbeit Interessensgemeinschaft Gruppenarbeit Netzwerk Teamwork Gemeinschaftsarbeit Aber was ist Kooperation konkret
Wir verstehen Kooperation als eine Methode ein Vorgehen und nicht als Organisationsform Fuumlr uns bedeutet Kooperation einen Weg der gemeinshysam beschritten wird Dabei schaffen die Kooperationspartner einen geshymeinsamen Nutzen der von allen Beteiligten akzeptiert wird und damit zu einer tragfaumlhigen Vereinbarung beitraumlgt Die Kooperationspartner ershyleichtern sich dadurch das Erreichen eines gemeinsamen Zieles
Das Lateinische bdquocooperatioldquo bedeutet Zusammenarbeit und Mitwirkung und findet in Gruppen Teams Organisationen statt
Ein erster Definitionsversuch Kooperation als ein gemeinsames Tun von Individuen oder GruppenOrganisationen mit fuumlr die beteiligten Seiten Gewinn bringendem Sinn und Nutzen Ganz nach dem Prinzip bdquoQuid pro quoldquo ich gebe und bekomme dafuumlr eine Gegenleistung
Dabei kommt es nicht nur darauf an sondern es ist eine erste Bedingung dass alle beteiligten Kooperationspartner sich einem gemeinsamen Ziel verschreiben das ohne einen der Kooperationspartner nicht oder ershyschwert erreichbar waumlre Wir verstehen Kooperation als eine Methode oder ein Mittel und nicht als eine Organisationsform
Wie sehe ich Kooperationen
Wenn es um die Frage geht bdquoWie aufgeschlossen zeige ich mich gegenuumlber Kooperationldquo werden unsere Mitmenschen sich wohl in uumlberwiegender Zahl positiv aumluszligern und ihre Bereitschaft zu kooperieren nachdruumlcklich be-staumltigen Wer raumlumt schon freiwillig seinen Hang zur Egozentrik ein
Und in der Tat die sbquozwanglosenlsquo Kooperationen des Alltags gehen den meisten von uns als soziale Wesen sbquogutlsquo von der Hand Wir ziehen unseren gegenseitigen Nutzen aus gemeinsam gelingender Interdependenz
Kooperation in der herrschenden Arbeitswelt erweist sich da schon als komplizierter Immer noch herrscht Dominanz vor Machtbalance Missach-tung statt gegenseitiger Anerkennung Durchsetzung der eigenen Interes-sen gegenuumlber wechselseitiger Verstaumlndigungsorientierung
16 2 Kooperation als Methode
Die Rollenanforderungen im Berufsleben erscheinen rigide die Weisungen minuzioumls der jeweilige Handlungsspielraum minimal
Der Erwartungs- und Kostendruck auf die Institutionen und Unternehmen steigt und ndash so der positive Effekt ndash foumlrdert die Tendenz hin zur Koopera-tion Fuumlr die Beteiligten heiszligt es ihre Ressourcen zu buumlndeln neben ande-ren Maszlignahmen die der marktorientierten Kooperation zu ergreifen und zu pflegen
Vielfaumlltige Beispiele aus Entwicklung und Forschung sowie der Industrie be-legen produktive Kooperation die wiederum wettbewerbsfaumlhige Innova-tion generiert Soll heiszligen gelingende Kooperation setzt zu erfuumlllende Grundbedingungen voraus Eine davon verlangt Kompetenzen der Koope-rationspartner Zwei weitere repraumlsentieren sich in menschlich-sozialer und fachlich-professioneller Kompetenz
Rolf Lindemann LindemannLeads
Einen anderen Ansatz einer Definition finden Sie bei Christian Felber in seiner Gemeinwohloumlkonomie Er definiert Kooperation uumlber die Motivashytion Er sagt Kooperation motiviert uumlber gelingende Beziehung Anerkenshynung Wertschaumltzung gemeinsame Zielsetzung und shyerreichung waumlhshyrend Konkurrenz primaumlr uumlber Angst und Siegeslust motiviert
Fuumlr die Dauer einer Kooperation vereinbaren die Kooperationspartner eine systemische Vorgehensweise die sehr unterschiedlich aussehen kann Wir wollen diese Vorgehensweisen im Folgenden mit Figuren beshyzeichnen Wie koumlnnen diese aussehen
Kooperation von zweiIndividuen ndash es kann
hinter jedem derIndividuen ein System
stehen
T + Organi- sation
Kooperation vonzwei Individuenoder von zweiUnternehmen
T
Kooperations-
rahmen
Kooperation vonmehreren Individuen
T
T = Kooperationsthema
= IndividuumEinzelpersonSelbstaumlndiger
= Mitarbeiter eines Unternehmens
2
Bild 1 Grundlegende Kooperationsfiguren
2 Kooperation als Methode 17
Die allereinfachste und grundlegendste Figur ist sicherlich die Kooperashytion zwischen zwei Individuen oder zwischen zwei Unternehmen Wenn es sich um die Kooperation von zwei Individuen handelt kann sich hinter jeder Person auch eine Organisation oder ein Unternehmen wiederfinden (Bild 1) Es koumlnnen aber durchaus auch mehrere Individuen oder mehrere Organisationen miteinander kooperieren
In einer weiteren Kooperationskonstellation koumlnnen wir uns vorstellen dass hinter einem der Kooperationspartner ein ganzes System steckt Dashydurch scheint uns gewaumlhrleistet dass ua eine groumlszligere Finanzkraft Einshyfluss und Macht fuumlr die Kooperation zur Verfuumlgung stehen koumlnnen Demshygegenuumlber werden Absprachen immer notwendiger Vertraumlge sollten imshymer ausgefeilter sein es wird nicht nur komplexer sondern auch komplishyzierter Komplizierter koumlnnen Kooperationen werden weil mehr Parteien mitsprechen und mitentscheiden bzw Einfluss nehmen (Bild 2) Erst recht wenn die Parteien aus unterschiedlichen Kulturen stammen aber dazu mehr in Kapitel 7
Wir werden spaumlter noch auf die genaue Abgrenzung zwischen Kooperatioshynen und Teams eingehen indessen wollen wir schon einmal darauf hinshyweisen dass Kooperationen auch aus Teams heraus entstehen koumlnnen Denkbar ist dass zwei Teammitglieder zu einem anderen Thema das nichts mit ihrem Projekt oder ihrer Teamarbeit zu tun hat kooperieren ndash zum Beispiel ein Buch gemeinsam schreiben eine Weiterbildung anbieshyten ein innovatives Produkt gemeinsam erfinden und produzierenhellip
Gewiss besteht dazu die Moumlglichkeit dass ein Teammitglied sich in einer Kooperation Unterstuumltzung holt um seine Aufgaben im Rahmen der Teamarbeit oder im Rahmen seiner Arbeitspakete im Projekt erfolgreich zu erledigen und zu loumlsen (Bild 3)
Unternehmen oderOrganisationen
die imHintergrund stehen
Kooperation von
mehreren Individuen T
1
Bild 2 Komplexe Kooperationsfiguren
18 2 Kooperation als Methode
Wie definiere ich Kooperation
Kooperation definieren ist doch ganz einfach ndash da hat man doch so seine Vorstellung und da fallen mir ja gleich die vielen selbst mal eingegangen Kooperationen ein ndash mit anderen Instituten Personen Und da blitzen die Gedanken wieder auf als die Kooperation beendet war bdquoWar gutldquo bdquonie wiederldquo bdquoganz schoumln uumlber den Tisch gezogen wordenldquo bdquowas hab ich jetzt davon gehabtldquo bdquoauszliger Spesen nichts gewesenldquohellip
Das ist leicht wenn zwei Baugesellschaften kooperieren um einen groszligen Auftrag durchfuumlhren zu koumlnnen das mag auch noch gut angehen wenn zwei Entwicklungsabteilungen gemeinsam ein Produkt entwickeln das dann getrennt auf den Markt gebracht wird
Der Zusammenschluss um Ressourcen zu buumlndeln heiszligt immer auch Sou-veraumlnitaumlt aufgeben und verlangt von den Kooperationspartnern auf glei-cher Augenhoumlhe zu agieren
So hat jede Kooperation zwar die Chance Energien zu potenzieren jedoch auch das Risiko Balance zwischen den Kooperationspartnern zu halten Es ist das Wir das Gemeinsame das zu spuumlren sein soll Das ist die Grund-voraussetzung fuumlr gelungene Kooperation
Mit dem Sprichwort bdquoDer kluge Egoist kooperiert hellipldquo kann ich nun wahrlich nichts anfangen Huumlte dich vor diesen Personen
Heinrich Salfenauer keytrain Beratungs- und Trainingsunternehmen
Kooperation ausgehend
von einem Team
T = Kooperationsthema
= Teammitglied
= Externer
Ein Teammitglied holtsich zu seinem ThemaUnterstuumltzung durcheine Kooperation von
auszligen
Zwei Teammitgliederkooperieren zu einem
anderen ThemaKooperationsrahmen
T
T
Team
3
Bild 3 Kooperation aus Teams heraus
2 Kooperation als Methode 19
Wie viele Kooperationspartner vertraumlgt eine Kooperation
Nach diesen Figuren scheinen uns zwei bis maximal vier Hauptagierende sinnvoll wobei durchaus im Hintergrund mehrere Personen mit handeln koumlnnen Und dann ist noch die Frage zu klaumlren Wer fuumlhrt die Kooperashytion
Aus unserer Sicht braucht es statt einer klaren Hierarchie ein klares Ziel welches in gegenseitiger Kommunikation gut ausgehandelt sein soll Das bedeutet im Sinne der Gleichberechtigung die Inhalte genau ausdiskutieshyren und sich durch Worte uumlberzeugen Genuumlgend warnende Beispiele hashyben gezeigt dass die Kooperation mehr einer Uumlbernahme aumlhnelt wenn ein Kooperationspartner die vermeintliche Fuumlhrung behaumllt Aus unserer Sicht unterstuumltzen folgende kommunikativen Aspekte das Gelingen einer Kooperation ohne dass hierarchische Fuumlhrungsanspruumlche geltend geshymacht werden muumlssen Sie sind dem Verstaumlndigungsprinzip in Argumenshytationen von Josef Kopperschmidt entnommen weil wir meinen aumlhnlich wie in der Argumentation geht es in Kooperationen darum seinen Geshyspraumlchspartner zu uumlberzeugen ihn zu gewinnen und im Dialog gemeinshysam mit ihm die Kooperationsinhalte auszuhandeln und nicht qua seiner Autoritaumlt oder Fuumlhrungsfunktion zu bestimmen
Bedingung gelingender Kooperation1
bull Mitspracherecht aller BetroffenenBeteiligten
bull Redefreiheit
bull Sicherung von Meinungsvielfalt
bull Symmetrische Kommunikationschancen
bull Aumlchtung aller Gewalt
bull Uumlberzeugungsbereitschaft
Wir sind der Meinung Kooperation ist eine Methode die der gegenseitishygen Verstaumlndigung dient und voraussetzt dass die Beteiligten sich als gleichberechtigte Partner erleben dabei an Meinungsaustausch und auch an Meinungsvielfalt interessiert sind und sicherstellen dass innerhalb ihshyrer Kooperation alle Beteiligten Mitsprachrecht haben
Wir wollen im folgenden Kapitel einen Schritt weiter gehen und uns mit der Abgrenzung zu anderen Formen der Zusammenarbeit beschaumlftigen
20 2 Kooperation als Methode
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen bdquoDer Clouldquo
Die Abgrenzung zu anderen Formen der Zusammenarbeit erfahren wir als eine der schwierigsten Fragen in unserem Buch Einer unserer Kollegen stellte waumlhrend einer Diskussion diese Fragestellung in Zweifel bdquoIhr wollt Kooperation von Team unterscheiden Na dann wuumlnsche ich Euch viel Spaszligldquo
Der wahre Kern dieser ironischen Bemerkung liegt darin dass in der gaumlnshygigen Literatur Kooperation oft gleichgesetzt wird mit Organisationsforshymen Das halten wir fuumlr vorschnell und bewerten es als irrefuumlhrend Wir unterscheiden Methode und Organisationsform in unserem Buch So seshyhen wir ein Team als eine Organisationsform die Zusammenarbeit im Team als eine Methode die Anteile von Kooperation enthaumllt
In der GanovenshyKomoumldie Der Clou aus dem Jahre 1973 mit der Starbesetshyzung Paul Newman Robert Redford und Robert Shaw geht es darum dass zwei Trickbetruumlger (Robert Redford und Paul Newman) kooperieren um sich wirkungsvoll an dem groumlszligten Gangsterboss (Robert Shaw alias Lonshynegan) eines Syndikats in New York und Chicago zu raumlchen Da Lonnegan nicht mit einfachen Tricks zu uumlberlisten ist entwickeln die beiden einen komplizierten Plan und benoumltigen zunaumlchst Kapital fuumlr den entscheidenshyden Schlag das sie Lonnegan aus seiner Brieftasche stehlen Mit diesem Geld kauft sich der eine der beiden (Paul Newman) in ein Pokerspiel mit dem Gangsterboss ein und gewinnt aufgrund von Falschspiel Der andere (Robert Redford) weist Lonnegan auf den Betrug hin und gewinnt so das Vertrauen des Gangsterbosses Mit diesem Vertrauen uumlberzeugt er Lonneshygan in Pferdewetten zu investieren um sich an Paul New man zu raumlchen Derweil bauen die beiden Trickbetruumlger ein fingiertes Wettbuumlro auf Der Film geht in vielen Verwicklungen aber hochspannend weiter Das Drehshybuch gestaltet sich komplex und so auch die Kooperation die die beiden aufbauen Es braucht Konzentration aber vor allem eine klare Zielorienshytierung um dem Film und somit auch der Kooperation folgen zu koumlnnen
So braucht es auch eine klare Zielorientierung und Konzentration in Koshyoperationen wie auch in anderen Formen der Zusammenarbeit wie Intershyessensgemeinschaften Gruppenarbeit Netzwerk Teamwork Gemeinshyschaftsarbeit ndash wahrscheinlich lassen sich noch weitere Begrifflichkeiten finden
Warum ist es aus unserer Sicht wichtig diese Formen zu unterscheiden Als Grundvoraussetzung eine gute erfolgreiche und nachhaltige Koopeshyration gestalten zu koumlnnen sehen wir die Bewusstheit in welcher Form der Zusammenarbeit man sich bewegt um sich damit fuumlr eine dieser Meshy
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen 21
thoden ausdruumlcklich entscheiden zu koumlnnen Sich gemeinsam fuumlr eine dieser Formen zu entschlieszligen entscheidet auch uumlber den Grad der Vershybindlichkeit im Rahmen der Zusammenarbeit Klarheit und Transparenz uumlber die Form der Zusammenarbeit foumlrdern das Verstaumlndnis der eigenen Rolle was kann und will man in einer Kooperation leisten oder wann sollte man eine Mitarbeit in einer Kooperation auch ablehnen und Grenshyzen ziehen
Moumlgliche Gruumlnde fuumlr Ablehnung oder Grenzen koumlnnen sein
bull sich bewusst fuumlr eine Form der Zusammenarbeit zu entscheiden um die Konsequenzen zu tragen
bull die richtige Methode fuumlr den Zweck bewusst auswaumlhlen
bull die Komplexitaumlt von Kooperation besser zu verstehen
bull eine Kooperation zielfuumlhrend zu gestalten
bull moumlgliche Fallen von vornherein zu umgehen
Gerade in der Abgrenzung zur Arbeit im Team ist uns deutlich geworden dass viele Faktoren gleich oder aumlhnlich sind und doch grenzen sich diese beiden Formen der Zusammenarbeit ab Wo und wie sich Kooperation von den anderen Formen abgrenzt das werden wir in den naumlchsten Schritten herleiten Wir wuumlnschen dabei sehr wohl noch einen offenen Raum zur Diskussion und mit Sicherheit werden auch nicht alle Aspekte bis zur Vollshystaumlndigkeit erfasst sein
Ein erster Versuch zur Abgrenzung koumlnnte sein all diese Formen entlang einer Komplexitaumltslinie zu ordnen von Networking uumlber Gruppenarbeit bis zu Teamarbeit und Kooperation Entlang dieser Richtung steigt die Verbindlichkeit der Zusammenarbeit die Komplexitaumlt hingegen nimmt ab (Bild 4)
Unter Verbindlichkeit verstehen wir das Einverstaumlndnis und die Einwillishygung oder das Einlassen auf den Geschaumlftspartner Anders formuliert kann es die Verpflichtung dem Partner gegenuumlber sein fuumlr Entscheidunshygen gerade zu stehen oder auch finanzielle Entscheidungen mit zu tragen Dies ist beim Networking nicht gegeben Bei einer Gruppenarbeit traumlgt man wohl an der Gesamtverantwortung fuumlr das Ergebnis mit waumlhrend bei einer Teamarbeit die Verantwortung und die Verpflichtung jedes Einshyzelnen bereits staumlrker zunehmen Am staumlrksten ist die Verbindlichkeit sishycher im Rahmen einer Kooperation ausgepraumlgt insofern dass ich fuumlr meishynen Kooperationspartner und fuumlr die gemeinsam getragenen Entscheishydungen einstehe
22 2 Kooperation als Methode
Unter Komplexitaumlt begreifen wir dass mehr Einflussfaktoren eine Rolle spielen so ist zum Beispiel eine Kooperation mehrdimensional und vielshyschichtig Teamarbeit und Gruppenarbeit haben klare Regeln die in einer Kooperation erst verbindlich vereinbart werden muumlssen
1 Networking
Networking bedeutet Kontakte aufbauen pflegen und einen Nutzen darshyaus ziehen (egal welcher Art)2
Networking kann die Grundlage oder Grundvoraussetzung fuumlr eine gute Kooperation sein Ein Netzwerk kann sich zur Kooperation entwickeln eine Kooperation kann aber auch entstehen ohne dass es dazu vorab ein Netzwerk gab
Eine Kooperation hat ein klar definiertes Ziel waumlhrend ein Netzwerk oft aus dem Grundsatz kommt bdquoWir machen mal was zusammenldquo Ein Netzshywerk hat ein Thema und kein Ziel zum Beispiel das Thema bdquoCommitshymentldquo oder Hobbys oder Jobsuche Ein Netzwerk ist ein Angebot ein unshyverbindliches Angebot um lose Kontakte zu knuumlpfen und zu nutzen was man gebrauchen kann
Networking
Gruppenarbeit
Teamarbeit
Kooperation
Abnahme von Verbindlichkeit
Netzwerk
Gruppe
Team
System vonKooperationspartnern
Methoden mitkooperativen Anteilen
Methode die vonvielen Organisations-formen genutzt werdenkann
Steigerung von Komplexitaumlt
4
Bild 4 Organisationsformen mit ihren Methoden
14 1 Einfuumlhrung
bull Wir beginnen (Kapitel 2) mit einer Definition von Kooperation und der Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen um anschlieszligend mit gleichem Informationsstand mit Ihnen als unserem Leser tiefer in Kooperationen einzusteigen Dazu gehoumlren auch Uumlberlegungen wie der Nutzen von Kooperationen aussieht und die Diskussion uumlber Gewinn bringende Kriterien
bull Wir sprechen uumlber grundlegende Uumlberlegungen aus der Naturwissenshyschaft (Kapitel 3) um daraus konkrete Anregungen fuumlr wirtschaftshyliche Kooperationen abzuleiten Hier bekommen Sie Ideen wie in der Natur kooperiert wird
bull Im Anschluss hieran (Kapitel 4 und 5) werden Sie Perspektiven kennen lernen aus denen Sie Kooperationen beleuchten koumlnnen wie zum Beispiel die systemische Perspektive aus Sicht der Organishysationsentwicklungsphasen oder auch aus Sicht des Modells der Trans aktionsanalyse In Kapitel 5 unserem zentralen Kapitel stellen wir Ihnen den von uns entwickelten Weg einer Kooperation vor mit dem wir Sie anregen wollen Ihren eigenen Weg darauf aufzubauen
bull In Kapitel 6 beleuchten wir beachtenswerte und wichtige Aspekte in Kooperationen wie die Wahl von Kooperationspartner(n) den Umgang mit Beduumlrfnissen und Konflikten in Kooperationen und wichtige gesetzliche Rahmenbedingungen die zu beachten sind In Kapitel 7 werden diese Aspekte noch ergaumlnzt um die Sicht ins intershynationale Umfeld sowie ins virtuelle bdquoNetzldquo
bull BestshyPracticeshyBeispiele (Kapitel 8) sollen Sie ermutigen ermuntern nachdenklich stimmen anregen und motivieren selbst auszuproshybieren nachzueifern oder auch Dinge ganz anders zu machen
bull Abschlieszligend beschaumlftigen wir uns mit dem Ende von Koopera tioshynen einem wichtigen Aspekt um daraus fuumlr zukuumlnftige Kooperatioshynen zu lernen und sich in guter Art und Weise von seinem Kooperashytionspartner zu verabschieden und selbst loslassen zu koumlnnen (Kapitel 9)
Wir selber kooperieren sehr gerne und sind oft bereichert mit Eindruumlcken Erfahrungen neuen Ideen und neuen Menschen Und aus dieser Leidenshyschaft ist die Idee fuumlr dieses Buch geboren Angespornt durch die Idee eishygene Kooperationen mit diesem Buch zu vertiefen haben wir uns entshyschlossen unsere Ideen und auch die von Kollegen zusammenzutragen und zu veroumlffentlichen
Wir wuumlnschen Ihnen viel Freude und viel Erfolg mit Ihren bestehenden und zukuumlnftigen Kooperationspartnern
Stefanie Widmann und Martin Seibt
2 Kooperation als Methode 15
2 Kooperation als Methode
Kooperation ein viel verwendetes (Unshy)Wort Oft gleichgesetzt mit Zushysammenarbeit Interessensgemeinschaft Gruppenarbeit Netzwerk Teamwork Gemeinschaftsarbeit Aber was ist Kooperation konkret
Wir verstehen Kooperation als eine Methode ein Vorgehen und nicht als Organisationsform Fuumlr uns bedeutet Kooperation einen Weg der gemeinshysam beschritten wird Dabei schaffen die Kooperationspartner einen geshymeinsamen Nutzen der von allen Beteiligten akzeptiert wird und damit zu einer tragfaumlhigen Vereinbarung beitraumlgt Die Kooperationspartner ershyleichtern sich dadurch das Erreichen eines gemeinsamen Zieles
Das Lateinische bdquocooperatioldquo bedeutet Zusammenarbeit und Mitwirkung und findet in Gruppen Teams Organisationen statt
Ein erster Definitionsversuch Kooperation als ein gemeinsames Tun von Individuen oder GruppenOrganisationen mit fuumlr die beteiligten Seiten Gewinn bringendem Sinn und Nutzen Ganz nach dem Prinzip bdquoQuid pro quoldquo ich gebe und bekomme dafuumlr eine Gegenleistung
Dabei kommt es nicht nur darauf an sondern es ist eine erste Bedingung dass alle beteiligten Kooperationspartner sich einem gemeinsamen Ziel verschreiben das ohne einen der Kooperationspartner nicht oder ershyschwert erreichbar waumlre Wir verstehen Kooperation als eine Methode oder ein Mittel und nicht als eine Organisationsform
Wie sehe ich Kooperationen
Wenn es um die Frage geht bdquoWie aufgeschlossen zeige ich mich gegenuumlber Kooperationldquo werden unsere Mitmenschen sich wohl in uumlberwiegender Zahl positiv aumluszligern und ihre Bereitschaft zu kooperieren nachdruumlcklich be-staumltigen Wer raumlumt schon freiwillig seinen Hang zur Egozentrik ein
Und in der Tat die sbquozwanglosenlsquo Kooperationen des Alltags gehen den meisten von uns als soziale Wesen sbquogutlsquo von der Hand Wir ziehen unseren gegenseitigen Nutzen aus gemeinsam gelingender Interdependenz
Kooperation in der herrschenden Arbeitswelt erweist sich da schon als komplizierter Immer noch herrscht Dominanz vor Machtbalance Missach-tung statt gegenseitiger Anerkennung Durchsetzung der eigenen Interes-sen gegenuumlber wechselseitiger Verstaumlndigungsorientierung
16 2 Kooperation als Methode
Die Rollenanforderungen im Berufsleben erscheinen rigide die Weisungen minuzioumls der jeweilige Handlungsspielraum minimal
Der Erwartungs- und Kostendruck auf die Institutionen und Unternehmen steigt und ndash so der positive Effekt ndash foumlrdert die Tendenz hin zur Koopera-tion Fuumlr die Beteiligten heiszligt es ihre Ressourcen zu buumlndeln neben ande-ren Maszlignahmen die der marktorientierten Kooperation zu ergreifen und zu pflegen
Vielfaumlltige Beispiele aus Entwicklung und Forschung sowie der Industrie be-legen produktive Kooperation die wiederum wettbewerbsfaumlhige Innova-tion generiert Soll heiszligen gelingende Kooperation setzt zu erfuumlllende Grundbedingungen voraus Eine davon verlangt Kompetenzen der Koope-rationspartner Zwei weitere repraumlsentieren sich in menschlich-sozialer und fachlich-professioneller Kompetenz
Rolf Lindemann LindemannLeads
Einen anderen Ansatz einer Definition finden Sie bei Christian Felber in seiner Gemeinwohloumlkonomie Er definiert Kooperation uumlber die Motivashytion Er sagt Kooperation motiviert uumlber gelingende Beziehung Anerkenshynung Wertschaumltzung gemeinsame Zielsetzung und shyerreichung waumlhshyrend Konkurrenz primaumlr uumlber Angst und Siegeslust motiviert
Fuumlr die Dauer einer Kooperation vereinbaren die Kooperationspartner eine systemische Vorgehensweise die sehr unterschiedlich aussehen kann Wir wollen diese Vorgehensweisen im Folgenden mit Figuren beshyzeichnen Wie koumlnnen diese aussehen
Kooperation von zweiIndividuen ndash es kann
hinter jedem derIndividuen ein System
stehen
T + Organi- sation
Kooperation vonzwei Individuenoder von zweiUnternehmen
T
Kooperations-
rahmen
Kooperation vonmehreren Individuen
T
T = Kooperationsthema
= IndividuumEinzelpersonSelbstaumlndiger
= Mitarbeiter eines Unternehmens
2
Bild 1 Grundlegende Kooperationsfiguren
2 Kooperation als Methode 17
Die allereinfachste und grundlegendste Figur ist sicherlich die Kooperashytion zwischen zwei Individuen oder zwischen zwei Unternehmen Wenn es sich um die Kooperation von zwei Individuen handelt kann sich hinter jeder Person auch eine Organisation oder ein Unternehmen wiederfinden (Bild 1) Es koumlnnen aber durchaus auch mehrere Individuen oder mehrere Organisationen miteinander kooperieren
In einer weiteren Kooperationskonstellation koumlnnen wir uns vorstellen dass hinter einem der Kooperationspartner ein ganzes System steckt Dashydurch scheint uns gewaumlhrleistet dass ua eine groumlszligere Finanzkraft Einshyfluss und Macht fuumlr die Kooperation zur Verfuumlgung stehen koumlnnen Demshygegenuumlber werden Absprachen immer notwendiger Vertraumlge sollten imshymer ausgefeilter sein es wird nicht nur komplexer sondern auch komplishyzierter Komplizierter koumlnnen Kooperationen werden weil mehr Parteien mitsprechen und mitentscheiden bzw Einfluss nehmen (Bild 2) Erst recht wenn die Parteien aus unterschiedlichen Kulturen stammen aber dazu mehr in Kapitel 7
Wir werden spaumlter noch auf die genaue Abgrenzung zwischen Kooperatioshynen und Teams eingehen indessen wollen wir schon einmal darauf hinshyweisen dass Kooperationen auch aus Teams heraus entstehen koumlnnen Denkbar ist dass zwei Teammitglieder zu einem anderen Thema das nichts mit ihrem Projekt oder ihrer Teamarbeit zu tun hat kooperieren ndash zum Beispiel ein Buch gemeinsam schreiben eine Weiterbildung anbieshyten ein innovatives Produkt gemeinsam erfinden und produzierenhellip
Gewiss besteht dazu die Moumlglichkeit dass ein Teammitglied sich in einer Kooperation Unterstuumltzung holt um seine Aufgaben im Rahmen der Teamarbeit oder im Rahmen seiner Arbeitspakete im Projekt erfolgreich zu erledigen und zu loumlsen (Bild 3)
Unternehmen oderOrganisationen
die imHintergrund stehen
Kooperation von
mehreren Individuen T
1
Bild 2 Komplexe Kooperationsfiguren
18 2 Kooperation als Methode
Wie definiere ich Kooperation
Kooperation definieren ist doch ganz einfach ndash da hat man doch so seine Vorstellung und da fallen mir ja gleich die vielen selbst mal eingegangen Kooperationen ein ndash mit anderen Instituten Personen Und da blitzen die Gedanken wieder auf als die Kooperation beendet war bdquoWar gutldquo bdquonie wiederldquo bdquoganz schoumln uumlber den Tisch gezogen wordenldquo bdquowas hab ich jetzt davon gehabtldquo bdquoauszliger Spesen nichts gewesenldquohellip
Das ist leicht wenn zwei Baugesellschaften kooperieren um einen groszligen Auftrag durchfuumlhren zu koumlnnen das mag auch noch gut angehen wenn zwei Entwicklungsabteilungen gemeinsam ein Produkt entwickeln das dann getrennt auf den Markt gebracht wird
Der Zusammenschluss um Ressourcen zu buumlndeln heiszligt immer auch Sou-veraumlnitaumlt aufgeben und verlangt von den Kooperationspartnern auf glei-cher Augenhoumlhe zu agieren
So hat jede Kooperation zwar die Chance Energien zu potenzieren jedoch auch das Risiko Balance zwischen den Kooperationspartnern zu halten Es ist das Wir das Gemeinsame das zu spuumlren sein soll Das ist die Grund-voraussetzung fuumlr gelungene Kooperation
Mit dem Sprichwort bdquoDer kluge Egoist kooperiert hellipldquo kann ich nun wahrlich nichts anfangen Huumlte dich vor diesen Personen
Heinrich Salfenauer keytrain Beratungs- und Trainingsunternehmen
Kooperation ausgehend
von einem Team
T = Kooperationsthema
= Teammitglied
= Externer
Ein Teammitglied holtsich zu seinem ThemaUnterstuumltzung durcheine Kooperation von
auszligen
Zwei Teammitgliederkooperieren zu einem
anderen ThemaKooperationsrahmen
T
T
Team
3
Bild 3 Kooperation aus Teams heraus
2 Kooperation als Methode 19
Wie viele Kooperationspartner vertraumlgt eine Kooperation
Nach diesen Figuren scheinen uns zwei bis maximal vier Hauptagierende sinnvoll wobei durchaus im Hintergrund mehrere Personen mit handeln koumlnnen Und dann ist noch die Frage zu klaumlren Wer fuumlhrt die Kooperashytion
Aus unserer Sicht braucht es statt einer klaren Hierarchie ein klares Ziel welches in gegenseitiger Kommunikation gut ausgehandelt sein soll Das bedeutet im Sinne der Gleichberechtigung die Inhalte genau ausdiskutieshyren und sich durch Worte uumlberzeugen Genuumlgend warnende Beispiele hashyben gezeigt dass die Kooperation mehr einer Uumlbernahme aumlhnelt wenn ein Kooperationspartner die vermeintliche Fuumlhrung behaumllt Aus unserer Sicht unterstuumltzen folgende kommunikativen Aspekte das Gelingen einer Kooperation ohne dass hierarchische Fuumlhrungsanspruumlche geltend geshymacht werden muumlssen Sie sind dem Verstaumlndigungsprinzip in Argumenshytationen von Josef Kopperschmidt entnommen weil wir meinen aumlhnlich wie in der Argumentation geht es in Kooperationen darum seinen Geshyspraumlchspartner zu uumlberzeugen ihn zu gewinnen und im Dialog gemeinshysam mit ihm die Kooperationsinhalte auszuhandeln und nicht qua seiner Autoritaumlt oder Fuumlhrungsfunktion zu bestimmen
Bedingung gelingender Kooperation1
bull Mitspracherecht aller BetroffenenBeteiligten
bull Redefreiheit
bull Sicherung von Meinungsvielfalt
bull Symmetrische Kommunikationschancen
bull Aumlchtung aller Gewalt
bull Uumlberzeugungsbereitschaft
Wir sind der Meinung Kooperation ist eine Methode die der gegenseitishygen Verstaumlndigung dient und voraussetzt dass die Beteiligten sich als gleichberechtigte Partner erleben dabei an Meinungsaustausch und auch an Meinungsvielfalt interessiert sind und sicherstellen dass innerhalb ihshyrer Kooperation alle Beteiligten Mitsprachrecht haben
Wir wollen im folgenden Kapitel einen Schritt weiter gehen und uns mit der Abgrenzung zu anderen Formen der Zusammenarbeit beschaumlftigen
20 2 Kooperation als Methode
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen bdquoDer Clouldquo
Die Abgrenzung zu anderen Formen der Zusammenarbeit erfahren wir als eine der schwierigsten Fragen in unserem Buch Einer unserer Kollegen stellte waumlhrend einer Diskussion diese Fragestellung in Zweifel bdquoIhr wollt Kooperation von Team unterscheiden Na dann wuumlnsche ich Euch viel Spaszligldquo
Der wahre Kern dieser ironischen Bemerkung liegt darin dass in der gaumlnshygigen Literatur Kooperation oft gleichgesetzt wird mit Organisationsforshymen Das halten wir fuumlr vorschnell und bewerten es als irrefuumlhrend Wir unterscheiden Methode und Organisationsform in unserem Buch So seshyhen wir ein Team als eine Organisationsform die Zusammenarbeit im Team als eine Methode die Anteile von Kooperation enthaumllt
In der GanovenshyKomoumldie Der Clou aus dem Jahre 1973 mit der Starbesetshyzung Paul Newman Robert Redford und Robert Shaw geht es darum dass zwei Trickbetruumlger (Robert Redford und Paul Newman) kooperieren um sich wirkungsvoll an dem groumlszligten Gangsterboss (Robert Shaw alias Lonshynegan) eines Syndikats in New York und Chicago zu raumlchen Da Lonnegan nicht mit einfachen Tricks zu uumlberlisten ist entwickeln die beiden einen komplizierten Plan und benoumltigen zunaumlchst Kapital fuumlr den entscheidenshyden Schlag das sie Lonnegan aus seiner Brieftasche stehlen Mit diesem Geld kauft sich der eine der beiden (Paul Newman) in ein Pokerspiel mit dem Gangsterboss ein und gewinnt aufgrund von Falschspiel Der andere (Robert Redford) weist Lonnegan auf den Betrug hin und gewinnt so das Vertrauen des Gangsterbosses Mit diesem Vertrauen uumlberzeugt er Lonneshygan in Pferdewetten zu investieren um sich an Paul New man zu raumlchen Derweil bauen die beiden Trickbetruumlger ein fingiertes Wettbuumlro auf Der Film geht in vielen Verwicklungen aber hochspannend weiter Das Drehshybuch gestaltet sich komplex und so auch die Kooperation die die beiden aufbauen Es braucht Konzentration aber vor allem eine klare Zielorienshytierung um dem Film und somit auch der Kooperation folgen zu koumlnnen
So braucht es auch eine klare Zielorientierung und Konzentration in Koshyoperationen wie auch in anderen Formen der Zusammenarbeit wie Intershyessensgemeinschaften Gruppenarbeit Netzwerk Teamwork Gemeinshyschaftsarbeit ndash wahrscheinlich lassen sich noch weitere Begrifflichkeiten finden
Warum ist es aus unserer Sicht wichtig diese Formen zu unterscheiden Als Grundvoraussetzung eine gute erfolgreiche und nachhaltige Koopeshyration gestalten zu koumlnnen sehen wir die Bewusstheit in welcher Form der Zusammenarbeit man sich bewegt um sich damit fuumlr eine dieser Meshy
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen 21
thoden ausdruumlcklich entscheiden zu koumlnnen Sich gemeinsam fuumlr eine dieser Formen zu entschlieszligen entscheidet auch uumlber den Grad der Vershybindlichkeit im Rahmen der Zusammenarbeit Klarheit und Transparenz uumlber die Form der Zusammenarbeit foumlrdern das Verstaumlndnis der eigenen Rolle was kann und will man in einer Kooperation leisten oder wann sollte man eine Mitarbeit in einer Kooperation auch ablehnen und Grenshyzen ziehen
Moumlgliche Gruumlnde fuumlr Ablehnung oder Grenzen koumlnnen sein
bull sich bewusst fuumlr eine Form der Zusammenarbeit zu entscheiden um die Konsequenzen zu tragen
bull die richtige Methode fuumlr den Zweck bewusst auswaumlhlen
bull die Komplexitaumlt von Kooperation besser zu verstehen
bull eine Kooperation zielfuumlhrend zu gestalten
bull moumlgliche Fallen von vornherein zu umgehen
Gerade in der Abgrenzung zur Arbeit im Team ist uns deutlich geworden dass viele Faktoren gleich oder aumlhnlich sind und doch grenzen sich diese beiden Formen der Zusammenarbeit ab Wo und wie sich Kooperation von den anderen Formen abgrenzt das werden wir in den naumlchsten Schritten herleiten Wir wuumlnschen dabei sehr wohl noch einen offenen Raum zur Diskussion und mit Sicherheit werden auch nicht alle Aspekte bis zur Vollshystaumlndigkeit erfasst sein
Ein erster Versuch zur Abgrenzung koumlnnte sein all diese Formen entlang einer Komplexitaumltslinie zu ordnen von Networking uumlber Gruppenarbeit bis zu Teamarbeit und Kooperation Entlang dieser Richtung steigt die Verbindlichkeit der Zusammenarbeit die Komplexitaumlt hingegen nimmt ab (Bild 4)
Unter Verbindlichkeit verstehen wir das Einverstaumlndnis und die Einwillishygung oder das Einlassen auf den Geschaumlftspartner Anders formuliert kann es die Verpflichtung dem Partner gegenuumlber sein fuumlr Entscheidunshygen gerade zu stehen oder auch finanzielle Entscheidungen mit zu tragen Dies ist beim Networking nicht gegeben Bei einer Gruppenarbeit traumlgt man wohl an der Gesamtverantwortung fuumlr das Ergebnis mit waumlhrend bei einer Teamarbeit die Verantwortung und die Verpflichtung jedes Einshyzelnen bereits staumlrker zunehmen Am staumlrksten ist die Verbindlichkeit sishycher im Rahmen einer Kooperation ausgepraumlgt insofern dass ich fuumlr meishynen Kooperationspartner und fuumlr die gemeinsam getragenen Entscheishydungen einstehe
22 2 Kooperation als Methode
Unter Komplexitaumlt begreifen wir dass mehr Einflussfaktoren eine Rolle spielen so ist zum Beispiel eine Kooperation mehrdimensional und vielshyschichtig Teamarbeit und Gruppenarbeit haben klare Regeln die in einer Kooperation erst verbindlich vereinbart werden muumlssen
1 Networking
Networking bedeutet Kontakte aufbauen pflegen und einen Nutzen darshyaus ziehen (egal welcher Art)2
Networking kann die Grundlage oder Grundvoraussetzung fuumlr eine gute Kooperation sein Ein Netzwerk kann sich zur Kooperation entwickeln eine Kooperation kann aber auch entstehen ohne dass es dazu vorab ein Netzwerk gab
Eine Kooperation hat ein klar definiertes Ziel waumlhrend ein Netzwerk oft aus dem Grundsatz kommt bdquoWir machen mal was zusammenldquo Ein Netzshywerk hat ein Thema und kein Ziel zum Beispiel das Thema bdquoCommitshymentldquo oder Hobbys oder Jobsuche Ein Netzwerk ist ein Angebot ein unshyverbindliches Angebot um lose Kontakte zu knuumlpfen und zu nutzen was man gebrauchen kann
Networking
Gruppenarbeit
Teamarbeit
Kooperation
Abnahme von Verbindlichkeit
Netzwerk
Gruppe
Team
System vonKooperationspartnern
Methoden mitkooperativen Anteilen
Methode die vonvielen Organisations-formen genutzt werdenkann
Steigerung von Komplexitaumlt
4
Bild 4 Organisationsformen mit ihren Methoden
2 Kooperation als Methode 15
2 Kooperation als Methode
Kooperation ein viel verwendetes (Unshy)Wort Oft gleichgesetzt mit Zushysammenarbeit Interessensgemeinschaft Gruppenarbeit Netzwerk Teamwork Gemeinschaftsarbeit Aber was ist Kooperation konkret
Wir verstehen Kooperation als eine Methode ein Vorgehen und nicht als Organisationsform Fuumlr uns bedeutet Kooperation einen Weg der gemeinshysam beschritten wird Dabei schaffen die Kooperationspartner einen geshymeinsamen Nutzen der von allen Beteiligten akzeptiert wird und damit zu einer tragfaumlhigen Vereinbarung beitraumlgt Die Kooperationspartner ershyleichtern sich dadurch das Erreichen eines gemeinsamen Zieles
Das Lateinische bdquocooperatioldquo bedeutet Zusammenarbeit und Mitwirkung und findet in Gruppen Teams Organisationen statt
Ein erster Definitionsversuch Kooperation als ein gemeinsames Tun von Individuen oder GruppenOrganisationen mit fuumlr die beteiligten Seiten Gewinn bringendem Sinn und Nutzen Ganz nach dem Prinzip bdquoQuid pro quoldquo ich gebe und bekomme dafuumlr eine Gegenleistung
Dabei kommt es nicht nur darauf an sondern es ist eine erste Bedingung dass alle beteiligten Kooperationspartner sich einem gemeinsamen Ziel verschreiben das ohne einen der Kooperationspartner nicht oder ershyschwert erreichbar waumlre Wir verstehen Kooperation als eine Methode oder ein Mittel und nicht als eine Organisationsform
Wie sehe ich Kooperationen
Wenn es um die Frage geht bdquoWie aufgeschlossen zeige ich mich gegenuumlber Kooperationldquo werden unsere Mitmenschen sich wohl in uumlberwiegender Zahl positiv aumluszligern und ihre Bereitschaft zu kooperieren nachdruumlcklich be-staumltigen Wer raumlumt schon freiwillig seinen Hang zur Egozentrik ein
Und in der Tat die sbquozwanglosenlsquo Kooperationen des Alltags gehen den meisten von uns als soziale Wesen sbquogutlsquo von der Hand Wir ziehen unseren gegenseitigen Nutzen aus gemeinsam gelingender Interdependenz
Kooperation in der herrschenden Arbeitswelt erweist sich da schon als komplizierter Immer noch herrscht Dominanz vor Machtbalance Missach-tung statt gegenseitiger Anerkennung Durchsetzung der eigenen Interes-sen gegenuumlber wechselseitiger Verstaumlndigungsorientierung
16 2 Kooperation als Methode
Die Rollenanforderungen im Berufsleben erscheinen rigide die Weisungen minuzioumls der jeweilige Handlungsspielraum minimal
Der Erwartungs- und Kostendruck auf die Institutionen und Unternehmen steigt und ndash so der positive Effekt ndash foumlrdert die Tendenz hin zur Koopera-tion Fuumlr die Beteiligten heiszligt es ihre Ressourcen zu buumlndeln neben ande-ren Maszlignahmen die der marktorientierten Kooperation zu ergreifen und zu pflegen
Vielfaumlltige Beispiele aus Entwicklung und Forschung sowie der Industrie be-legen produktive Kooperation die wiederum wettbewerbsfaumlhige Innova-tion generiert Soll heiszligen gelingende Kooperation setzt zu erfuumlllende Grundbedingungen voraus Eine davon verlangt Kompetenzen der Koope-rationspartner Zwei weitere repraumlsentieren sich in menschlich-sozialer und fachlich-professioneller Kompetenz
Rolf Lindemann LindemannLeads
Einen anderen Ansatz einer Definition finden Sie bei Christian Felber in seiner Gemeinwohloumlkonomie Er definiert Kooperation uumlber die Motivashytion Er sagt Kooperation motiviert uumlber gelingende Beziehung Anerkenshynung Wertschaumltzung gemeinsame Zielsetzung und shyerreichung waumlhshyrend Konkurrenz primaumlr uumlber Angst und Siegeslust motiviert
Fuumlr die Dauer einer Kooperation vereinbaren die Kooperationspartner eine systemische Vorgehensweise die sehr unterschiedlich aussehen kann Wir wollen diese Vorgehensweisen im Folgenden mit Figuren beshyzeichnen Wie koumlnnen diese aussehen
Kooperation von zweiIndividuen ndash es kann
hinter jedem derIndividuen ein System
stehen
T + Organi- sation
Kooperation vonzwei Individuenoder von zweiUnternehmen
T
Kooperations-
rahmen
Kooperation vonmehreren Individuen
T
T = Kooperationsthema
= IndividuumEinzelpersonSelbstaumlndiger
= Mitarbeiter eines Unternehmens
2
Bild 1 Grundlegende Kooperationsfiguren
2 Kooperation als Methode 17
Die allereinfachste und grundlegendste Figur ist sicherlich die Kooperashytion zwischen zwei Individuen oder zwischen zwei Unternehmen Wenn es sich um die Kooperation von zwei Individuen handelt kann sich hinter jeder Person auch eine Organisation oder ein Unternehmen wiederfinden (Bild 1) Es koumlnnen aber durchaus auch mehrere Individuen oder mehrere Organisationen miteinander kooperieren
In einer weiteren Kooperationskonstellation koumlnnen wir uns vorstellen dass hinter einem der Kooperationspartner ein ganzes System steckt Dashydurch scheint uns gewaumlhrleistet dass ua eine groumlszligere Finanzkraft Einshyfluss und Macht fuumlr die Kooperation zur Verfuumlgung stehen koumlnnen Demshygegenuumlber werden Absprachen immer notwendiger Vertraumlge sollten imshymer ausgefeilter sein es wird nicht nur komplexer sondern auch komplishyzierter Komplizierter koumlnnen Kooperationen werden weil mehr Parteien mitsprechen und mitentscheiden bzw Einfluss nehmen (Bild 2) Erst recht wenn die Parteien aus unterschiedlichen Kulturen stammen aber dazu mehr in Kapitel 7
Wir werden spaumlter noch auf die genaue Abgrenzung zwischen Kooperatioshynen und Teams eingehen indessen wollen wir schon einmal darauf hinshyweisen dass Kooperationen auch aus Teams heraus entstehen koumlnnen Denkbar ist dass zwei Teammitglieder zu einem anderen Thema das nichts mit ihrem Projekt oder ihrer Teamarbeit zu tun hat kooperieren ndash zum Beispiel ein Buch gemeinsam schreiben eine Weiterbildung anbieshyten ein innovatives Produkt gemeinsam erfinden und produzierenhellip
Gewiss besteht dazu die Moumlglichkeit dass ein Teammitglied sich in einer Kooperation Unterstuumltzung holt um seine Aufgaben im Rahmen der Teamarbeit oder im Rahmen seiner Arbeitspakete im Projekt erfolgreich zu erledigen und zu loumlsen (Bild 3)
Unternehmen oderOrganisationen
die imHintergrund stehen
Kooperation von
mehreren Individuen T
1
Bild 2 Komplexe Kooperationsfiguren
18 2 Kooperation als Methode
Wie definiere ich Kooperation
Kooperation definieren ist doch ganz einfach ndash da hat man doch so seine Vorstellung und da fallen mir ja gleich die vielen selbst mal eingegangen Kooperationen ein ndash mit anderen Instituten Personen Und da blitzen die Gedanken wieder auf als die Kooperation beendet war bdquoWar gutldquo bdquonie wiederldquo bdquoganz schoumln uumlber den Tisch gezogen wordenldquo bdquowas hab ich jetzt davon gehabtldquo bdquoauszliger Spesen nichts gewesenldquohellip
Das ist leicht wenn zwei Baugesellschaften kooperieren um einen groszligen Auftrag durchfuumlhren zu koumlnnen das mag auch noch gut angehen wenn zwei Entwicklungsabteilungen gemeinsam ein Produkt entwickeln das dann getrennt auf den Markt gebracht wird
Der Zusammenschluss um Ressourcen zu buumlndeln heiszligt immer auch Sou-veraumlnitaumlt aufgeben und verlangt von den Kooperationspartnern auf glei-cher Augenhoumlhe zu agieren
So hat jede Kooperation zwar die Chance Energien zu potenzieren jedoch auch das Risiko Balance zwischen den Kooperationspartnern zu halten Es ist das Wir das Gemeinsame das zu spuumlren sein soll Das ist die Grund-voraussetzung fuumlr gelungene Kooperation
Mit dem Sprichwort bdquoDer kluge Egoist kooperiert hellipldquo kann ich nun wahrlich nichts anfangen Huumlte dich vor diesen Personen
Heinrich Salfenauer keytrain Beratungs- und Trainingsunternehmen
Kooperation ausgehend
von einem Team
T = Kooperationsthema
= Teammitglied
= Externer
Ein Teammitglied holtsich zu seinem ThemaUnterstuumltzung durcheine Kooperation von
auszligen
Zwei Teammitgliederkooperieren zu einem
anderen ThemaKooperationsrahmen
T
T
Team
3
Bild 3 Kooperation aus Teams heraus
2 Kooperation als Methode 19
Wie viele Kooperationspartner vertraumlgt eine Kooperation
Nach diesen Figuren scheinen uns zwei bis maximal vier Hauptagierende sinnvoll wobei durchaus im Hintergrund mehrere Personen mit handeln koumlnnen Und dann ist noch die Frage zu klaumlren Wer fuumlhrt die Kooperashytion
Aus unserer Sicht braucht es statt einer klaren Hierarchie ein klares Ziel welches in gegenseitiger Kommunikation gut ausgehandelt sein soll Das bedeutet im Sinne der Gleichberechtigung die Inhalte genau ausdiskutieshyren und sich durch Worte uumlberzeugen Genuumlgend warnende Beispiele hashyben gezeigt dass die Kooperation mehr einer Uumlbernahme aumlhnelt wenn ein Kooperationspartner die vermeintliche Fuumlhrung behaumllt Aus unserer Sicht unterstuumltzen folgende kommunikativen Aspekte das Gelingen einer Kooperation ohne dass hierarchische Fuumlhrungsanspruumlche geltend geshymacht werden muumlssen Sie sind dem Verstaumlndigungsprinzip in Argumenshytationen von Josef Kopperschmidt entnommen weil wir meinen aumlhnlich wie in der Argumentation geht es in Kooperationen darum seinen Geshyspraumlchspartner zu uumlberzeugen ihn zu gewinnen und im Dialog gemeinshysam mit ihm die Kooperationsinhalte auszuhandeln und nicht qua seiner Autoritaumlt oder Fuumlhrungsfunktion zu bestimmen
Bedingung gelingender Kooperation1
bull Mitspracherecht aller BetroffenenBeteiligten
bull Redefreiheit
bull Sicherung von Meinungsvielfalt
bull Symmetrische Kommunikationschancen
bull Aumlchtung aller Gewalt
bull Uumlberzeugungsbereitschaft
Wir sind der Meinung Kooperation ist eine Methode die der gegenseitishygen Verstaumlndigung dient und voraussetzt dass die Beteiligten sich als gleichberechtigte Partner erleben dabei an Meinungsaustausch und auch an Meinungsvielfalt interessiert sind und sicherstellen dass innerhalb ihshyrer Kooperation alle Beteiligten Mitsprachrecht haben
Wir wollen im folgenden Kapitel einen Schritt weiter gehen und uns mit der Abgrenzung zu anderen Formen der Zusammenarbeit beschaumlftigen
20 2 Kooperation als Methode
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen bdquoDer Clouldquo
Die Abgrenzung zu anderen Formen der Zusammenarbeit erfahren wir als eine der schwierigsten Fragen in unserem Buch Einer unserer Kollegen stellte waumlhrend einer Diskussion diese Fragestellung in Zweifel bdquoIhr wollt Kooperation von Team unterscheiden Na dann wuumlnsche ich Euch viel Spaszligldquo
Der wahre Kern dieser ironischen Bemerkung liegt darin dass in der gaumlnshygigen Literatur Kooperation oft gleichgesetzt wird mit Organisationsforshymen Das halten wir fuumlr vorschnell und bewerten es als irrefuumlhrend Wir unterscheiden Methode und Organisationsform in unserem Buch So seshyhen wir ein Team als eine Organisationsform die Zusammenarbeit im Team als eine Methode die Anteile von Kooperation enthaumllt
In der GanovenshyKomoumldie Der Clou aus dem Jahre 1973 mit der Starbesetshyzung Paul Newman Robert Redford und Robert Shaw geht es darum dass zwei Trickbetruumlger (Robert Redford und Paul Newman) kooperieren um sich wirkungsvoll an dem groumlszligten Gangsterboss (Robert Shaw alias Lonshynegan) eines Syndikats in New York und Chicago zu raumlchen Da Lonnegan nicht mit einfachen Tricks zu uumlberlisten ist entwickeln die beiden einen komplizierten Plan und benoumltigen zunaumlchst Kapital fuumlr den entscheidenshyden Schlag das sie Lonnegan aus seiner Brieftasche stehlen Mit diesem Geld kauft sich der eine der beiden (Paul Newman) in ein Pokerspiel mit dem Gangsterboss ein und gewinnt aufgrund von Falschspiel Der andere (Robert Redford) weist Lonnegan auf den Betrug hin und gewinnt so das Vertrauen des Gangsterbosses Mit diesem Vertrauen uumlberzeugt er Lonneshygan in Pferdewetten zu investieren um sich an Paul New man zu raumlchen Derweil bauen die beiden Trickbetruumlger ein fingiertes Wettbuumlro auf Der Film geht in vielen Verwicklungen aber hochspannend weiter Das Drehshybuch gestaltet sich komplex und so auch die Kooperation die die beiden aufbauen Es braucht Konzentration aber vor allem eine klare Zielorienshytierung um dem Film und somit auch der Kooperation folgen zu koumlnnen
So braucht es auch eine klare Zielorientierung und Konzentration in Koshyoperationen wie auch in anderen Formen der Zusammenarbeit wie Intershyessensgemeinschaften Gruppenarbeit Netzwerk Teamwork Gemeinshyschaftsarbeit ndash wahrscheinlich lassen sich noch weitere Begrifflichkeiten finden
Warum ist es aus unserer Sicht wichtig diese Formen zu unterscheiden Als Grundvoraussetzung eine gute erfolgreiche und nachhaltige Koopeshyration gestalten zu koumlnnen sehen wir die Bewusstheit in welcher Form der Zusammenarbeit man sich bewegt um sich damit fuumlr eine dieser Meshy
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen 21
thoden ausdruumlcklich entscheiden zu koumlnnen Sich gemeinsam fuumlr eine dieser Formen zu entschlieszligen entscheidet auch uumlber den Grad der Vershybindlichkeit im Rahmen der Zusammenarbeit Klarheit und Transparenz uumlber die Form der Zusammenarbeit foumlrdern das Verstaumlndnis der eigenen Rolle was kann und will man in einer Kooperation leisten oder wann sollte man eine Mitarbeit in einer Kooperation auch ablehnen und Grenshyzen ziehen
Moumlgliche Gruumlnde fuumlr Ablehnung oder Grenzen koumlnnen sein
bull sich bewusst fuumlr eine Form der Zusammenarbeit zu entscheiden um die Konsequenzen zu tragen
bull die richtige Methode fuumlr den Zweck bewusst auswaumlhlen
bull die Komplexitaumlt von Kooperation besser zu verstehen
bull eine Kooperation zielfuumlhrend zu gestalten
bull moumlgliche Fallen von vornherein zu umgehen
Gerade in der Abgrenzung zur Arbeit im Team ist uns deutlich geworden dass viele Faktoren gleich oder aumlhnlich sind und doch grenzen sich diese beiden Formen der Zusammenarbeit ab Wo und wie sich Kooperation von den anderen Formen abgrenzt das werden wir in den naumlchsten Schritten herleiten Wir wuumlnschen dabei sehr wohl noch einen offenen Raum zur Diskussion und mit Sicherheit werden auch nicht alle Aspekte bis zur Vollshystaumlndigkeit erfasst sein
Ein erster Versuch zur Abgrenzung koumlnnte sein all diese Formen entlang einer Komplexitaumltslinie zu ordnen von Networking uumlber Gruppenarbeit bis zu Teamarbeit und Kooperation Entlang dieser Richtung steigt die Verbindlichkeit der Zusammenarbeit die Komplexitaumlt hingegen nimmt ab (Bild 4)
Unter Verbindlichkeit verstehen wir das Einverstaumlndnis und die Einwillishygung oder das Einlassen auf den Geschaumlftspartner Anders formuliert kann es die Verpflichtung dem Partner gegenuumlber sein fuumlr Entscheidunshygen gerade zu stehen oder auch finanzielle Entscheidungen mit zu tragen Dies ist beim Networking nicht gegeben Bei einer Gruppenarbeit traumlgt man wohl an der Gesamtverantwortung fuumlr das Ergebnis mit waumlhrend bei einer Teamarbeit die Verantwortung und die Verpflichtung jedes Einshyzelnen bereits staumlrker zunehmen Am staumlrksten ist die Verbindlichkeit sishycher im Rahmen einer Kooperation ausgepraumlgt insofern dass ich fuumlr meishynen Kooperationspartner und fuumlr die gemeinsam getragenen Entscheishydungen einstehe
22 2 Kooperation als Methode
Unter Komplexitaumlt begreifen wir dass mehr Einflussfaktoren eine Rolle spielen so ist zum Beispiel eine Kooperation mehrdimensional und vielshyschichtig Teamarbeit und Gruppenarbeit haben klare Regeln die in einer Kooperation erst verbindlich vereinbart werden muumlssen
1 Networking
Networking bedeutet Kontakte aufbauen pflegen und einen Nutzen darshyaus ziehen (egal welcher Art)2
Networking kann die Grundlage oder Grundvoraussetzung fuumlr eine gute Kooperation sein Ein Netzwerk kann sich zur Kooperation entwickeln eine Kooperation kann aber auch entstehen ohne dass es dazu vorab ein Netzwerk gab
Eine Kooperation hat ein klar definiertes Ziel waumlhrend ein Netzwerk oft aus dem Grundsatz kommt bdquoWir machen mal was zusammenldquo Ein Netzshywerk hat ein Thema und kein Ziel zum Beispiel das Thema bdquoCommitshymentldquo oder Hobbys oder Jobsuche Ein Netzwerk ist ein Angebot ein unshyverbindliches Angebot um lose Kontakte zu knuumlpfen und zu nutzen was man gebrauchen kann
Networking
Gruppenarbeit
Teamarbeit
Kooperation
Abnahme von Verbindlichkeit
Netzwerk
Gruppe
Team
System vonKooperationspartnern
Methoden mitkooperativen Anteilen
Methode die vonvielen Organisations-formen genutzt werdenkann
Steigerung von Komplexitaumlt
4
Bild 4 Organisationsformen mit ihren Methoden
16 2 Kooperation als Methode
Die Rollenanforderungen im Berufsleben erscheinen rigide die Weisungen minuzioumls der jeweilige Handlungsspielraum minimal
Der Erwartungs- und Kostendruck auf die Institutionen und Unternehmen steigt und ndash so der positive Effekt ndash foumlrdert die Tendenz hin zur Koopera-tion Fuumlr die Beteiligten heiszligt es ihre Ressourcen zu buumlndeln neben ande-ren Maszlignahmen die der marktorientierten Kooperation zu ergreifen und zu pflegen
Vielfaumlltige Beispiele aus Entwicklung und Forschung sowie der Industrie be-legen produktive Kooperation die wiederum wettbewerbsfaumlhige Innova-tion generiert Soll heiszligen gelingende Kooperation setzt zu erfuumlllende Grundbedingungen voraus Eine davon verlangt Kompetenzen der Koope-rationspartner Zwei weitere repraumlsentieren sich in menschlich-sozialer und fachlich-professioneller Kompetenz
Rolf Lindemann LindemannLeads
Einen anderen Ansatz einer Definition finden Sie bei Christian Felber in seiner Gemeinwohloumlkonomie Er definiert Kooperation uumlber die Motivashytion Er sagt Kooperation motiviert uumlber gelingende Beziehung Anerkenshynung Wertschaumltzung gemeinsame Zielsetzung und shyerreichung waumlhshyrend Konkurrenz primaumlr uumlber Angst und Siegeslust motiviert
Fuumlr die Dauer einer Kooperation vereinbaren die Kooperationspartner eine systemische Vorgehensweise die sehr unterschiedlich aussehen kann Wir wollen diese Vorgehensweisen im Folgenden mit Figuren beshyzeichnen Wie koumlnnen diese aussehen
Kooperation von zweiIndividuen ndash es kann
hinter jedem derIndividuen ein System
stehen
T + Organi- sation
Kooperation vonzwei Individuenoder von zweiUnternehmen
T
Kooperations-
rahmen
Kooperation vonmehreren Individuen
T
T = Kooperationsthema
= IndividuumEinzelpersonSelbstaumlndiger
= Mitarbeiter eines Unternehmens
2
Bild 1 Grundlegende Kooperationsfiguren
2 Kooperation als Methode 17
Die allereinfachste und grundlegendste Figur ist sicherlich die Kooperashytion zwischen zwei Individuen oder zwischen zwei Unternehmen Wenn es sich um die Kooperation von zwei Individuen handelt kann sich hinter jeder Person auch eine Organisation oder ein Unternehmen wiederfinden (Bild 1) Es koumlnnen aber durchaus auch mehrere Individuen oder mehrere Organisationen miteinander kooperieren
In einer weiteren Kooperationskonstellation koumlnnen wir uns vorstellen dass hinter einem der Kooperationspartner ein ganzes System steckt Dashydurch scheint uns gewaumlhrleistet dass ua eine groumlszligere Finanzkraft Einshyfluss und Macht fuumlr die Kooperation zur Verfuumlgung stehen koumlnnen Demshygegenuumlber werden Absprachen immer notwendiger Vertraumlge sollten imshymer ausgefeilter sein es wird nicht nur komplexer sondern auch komplishyzierter Komplizierter koumlnnen Kooperationen werden weil mehr Parteien mitsprechen und mitentscheiden bzw Einfluss nehmen (Bild 2) Erst recht wenn die Parteien aus unterschiedlichen Kulturen stammen aber dazu mehr in Kapitel 7
Wir werden spaumlter noch auf die genaue Abgrenzung zwischen Kooperatioshynen und Teams eingehen indessen wollen wir schon einmal darauf hinshyweisen dass Kooperationen auch aus Teams heraus entstehen koumlnnen Denkbar ist dass zwei Teammitglieder zu einem anderen Thema das nichts mit ihrem Projekt oder ihrer Teamarbeit zu tun hat kooperieren ndash zum Beispiel ein Buch gemeinsam schreiben eine Weiterbildung anbieshyten ein innovatives Produkt gemeinsam erfinden und produzierenhellip
Gewiss besteht dazu die Moumlglichkeit dass ein Teammitglied sich in einer Kooperation Unterstuumltzung holt um seine Aufgaben im Rahmen der Teamarbeit oder im Rahmen seiner Arbeitspakete im Projekt erfolgreich zu erledigen und zu loumlsen (Bild 3)
Unternehmen oderOrganisationen
die imHintergrund stehen
Kooperation von
mehreren Individuen T
1
Bild 2 Komplexe Kooperationsfiguren
18 2 Kooperation als Methode
Wie definiere ich Kooperation
Kooperation definieren ist doch ganz einfach ndash da hat man doch so seine Vorstellung und da fallen mir ja gleich die vielen selbst mal eingegangen Kooperationen ein ndash mit anderen Instituten Personen Und da blitzen die Gedanken wieder auf als die Kooperation beendet war bdquoWar gutldquo bdquonie wiederldquo bdquoganz schoumln uumlber den Tisch gezogen wordenldquo bdquowas hab ich jetzt davon gehabtldquo bdquoauszliger Spesen nichts gewesenldquohellip
Das ist leicht wenn zwei Baugesellschaften kooperieren um einen groszligen Auftrag durchfuumlhren zu koumlnnen das mag auch noch gut angehen wenn zwei Entwicklungsabteilungen gemeinsam ein Produkt entwickeln das dann getrennt auf den Markt gebracht wird
Der Zusammenschluss um Ressourcen zu buumlndeln heiszligt immer auch Sou-veraumlnitaumlt aufgeben und verlangt von den Kooperationspartnern auf glei-cher Augenhoumlhe zu agieren
So hat jede Kooperation zwar die Chance Energien zu potenzieren jedoch auch das Risiko Balance zwischen den Kooperationspartnern zu halten Es ist das Wir das Gemeinsame das zu spuumlren sein soll Das ist die Grund-voraussetzung fuumlr gelungene Kooperation
Mit dem Sprichwort bdquoDer kluge Egoist kooperiert hellipldquo kann ich nun wahrlich nichts anfangen Huumlte dich vor diesen Personen
Heinrich Salfenauer keytrain Beratungs- und Trainingsunternehmen
Kooperation ausgehend
von einem Team
T = Kooperationsthema
= Teammitglied
= Externer
Ein Teammitglied holtsich zu seinem ThemaUnterstuumltzung durcheine Kooperation von
auszligen
Zwei Teammitgliederkooperieren zu einem
anderen ThemaKooperationsrahmen
T
T
Team
3
Bild 3 Kooperation aus Teams heraus
2 Kooperation als Methode 19
Wie viele Kooperationspartner vertraumlgt eine Kooperation
Nach diesen Figuren scheinen uns zwei bis maximal vier Hauptagierende sinnvoll wobei durchaus im Hintergrund mehrere Personen mit handeln koumlnnen Und dann ist noch die Frage zu klaumlren Wer fuumlhrt die Kooperashytion
Aus unserer Sicht braucht es statt einer klaren Hierarchie ein klares Ziel welches in gegenseitiger Kommunikation gut ausgehandelt sein soll Das bedeutet im Sinne der Gleichberechtigung die Inhalte genau ausdiskutieshyren und sich durch Worte uumlberzeugen Genuumlgend warnende Beispiele hashyben gezeigt dass die Kooperation mehr einer Uumlbernahme aumlhnelt wenn ein Kooperationspartner die vermeintliche Fuumlhrung behaumllt Aus unserer Sicht unterstuumltzen folgende kommunikativen Aspekte das Gelingen einer Kooperation ohne dass hierarchische Fuumlhrungsanspruumlche geltend geshymacht werden muumlssen Sie sind dem Verstaumlndigungsprinzip in Argumenshytationen von Josef Kopperschmidt entnommen weil wir meinen aumlhnlich wie in der Argumentation geht es in Kooperationen darum seinen Geshyspraumlchspartner zu uumlberzeugen ihn zu gewinnen und im Dialog gemeinshysam mit ihm die Kooperationsinhalte auszuhandeln und nicht qua seiner Autoritaumlt oder Fuumlhrungsfunktion zu bestimmen
Bedingung gelingender Kooperation1
bull Mitspracherecht aller BetroffenenBeteiligten
bull Redefreiheit
bull Sicherung von Meinungsvielfalt
bull Symmetrische Kommunikationschancen
bull Aumlchtung aller Gewalt
bull Uumlberzeugungsbereitschaft
Wir sind der Meinung Kooperation ist eine Methode die der gegenseitishygen Verstaumlndigung dient und voraussetzt dass die Beteiligten sich als gleichberechtigte Partner erleben dabei an Meinungsaustausch und auch an Meinungsvielfalt interessiert sind und sicherstellen dass innerhalb ihshyrer Kooperation alle Beteiligten Mitsprachrecht haben
Wir wollen im folgenden Kapitel einen Schritt weiter gehen und uns mit der Abgrenzung zu anderen Formen der Zusammenarbeit beschaumlftigen
20 2 Kooperation als Methode
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen bdquoDer Clouldquo
Die Abgrenzung zu anderen Formen der Zusammenarbeit erfahren wir als eine der schwierigsten Fragen in unserem Buch Einer unserer Kollegen stellte waumlhrend einer Diskussion diese Fragestellung in Zweifel bdquoIhr wollt Kooperation von Team unterscheiden Na dann wuumlnsche ich Euch viel Spaszligldquo
Der wahre Kern dieser ironischen Bemerkung liegt darin dass in der gaumlnshygigen Literatur Kooperation oft gleichgesetzt wird mit Organisationsforshymen Das halten wir fuumlr vorschnell und bewerten es als irrefuumlhrend Wir unterscheiden Methode und Organisationsform in unserem Buch So seshyhen wir ein Team als eine Organisationsform die Zusammenarbeit im Team als eine Methode die Anteile von Kooperation enthaumllt
In der GanovenshyKomoumldie Der Clou aus dem Jahre 1973 mit der Starbesetshyzung Paul Newman Robert Redford und Robert Shaw geht es darum dass zwei Trickbetruumlger (Robert Redford und Paul Newman) kooperieren um sich wirkungsvoll an dem groumlszligten Gangsterboss (Robert Shaw alias Lonshynegan) eines Syndikats in New York und Chicago zu raumlchen Da Lonnegan nicht mit einfachen Tricks zu uumlberlisten ist entwickeln die beiden einen komplizierten Plan und benoumltigen zunaumlchst Kapital fuumlr den entscheidenshyden Schlag das sie Lonnegan aus seiner Brieftasche stehlen Mit diesem Geld kauft sich der eine der beiden (Paul Newman) in ein Pokerspiel mit dem Gangsterboss ein und gewinnt aufgrund von Falschspiel Der andere (Robert Redford) weist Lonnegan auf den Betrug hin und gewinnt so das Vertrauen des Gangsterbosses Mit diesem Vertrauen uumlberzeugt er Lonneshygan in Pferdewetten zu investieren um sich an Paul New man zu raumlchen Derweil bauen die beiden Trickbetruumlger ein fingiertes Wettbuumlro auf Der Film geht in vielen Verwicklungen aber hochspannend weiter Das Drehshybuch gestaltet sich komplex und so auch die Kooperation die die beiden aufbauen Es braucht Konzentration aber vor allem eine klare Zielorienshytierung um dem Film und somit auch der Kooperation folgen zu koumlnnen
So braucht es auch eine klare Zielorientierung und Konzentration in Koshyoperationen wie auch in anderen Formen der Zusammenarbeit wie Intershyessensgemeinschaften Gruppenarbeit Netzwerk Teamwork Gemeinshyschaftsarbeit ndash wahrscheinlich lassen sich noch weitere Begrifflichkeiten finden
Warum ist es aus unserer Sicht wichtig diese Formen zu unterscheiden Als Grundvoraussetzung eine gute erfolgreiche und nachhaltige Koopeshyration gestalten zu koumlnnen sehen wir die Bewusstheit in welcher Form der Zusammenarbeit man sich bewegt um sich damit fuumlr eine dieser Meshy
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen 21
thoden ausdruumlcklich entscheiden zu koumlnnen Sich gemeinsam fuumlr eine dieser Formen zu entschlieszligen entscheidet auch uumlber den Grad der Vershybindlichkeit im Rahmen der Zusammenarbeit Klarheit und Transparenz uumlber die Form der Zusammenarbeit foumlrdern das Verstaumlndnis der eigenen Rolle was kann und will man in einer Kooperation leisten oder wann sollte man eine Mitarbeit in einer Kooperation auch ablehnen und Grenshyzen ziehen
Moumlgliche Gruumlnde fuumlr Ablehnung oder Grenzen koumlnnen sein
bull sich bewusst fuumlr eine Form der Zusammenarbeit zu entscheiden um die Konsequenzen zu tragen
bull die richtige Methode fuumlr den Zweck bewusst auswaumlhlen
bull die Komplexitaumlt von Kooperation besser zu verstehen
bull eine Kooperation zielfuumlhrend zu gestalten
bull moumlgliche Fallen von vornherein zu umgehen
Gerade in der Abgrenzung zur Arbeit im Team ist uns deutlich geworden dass viele Faktoren gleich oder aumlhnlich sind und doch grenzen sich diese beiden Formen der Zusammenarbeit ab Wo und wie sich Kooperation von den anderen Formen abgrenzt das werden wir in den naumlchsten Schritten herleiten Wir wuumlnschen dabei sehr wohl noch einen offenen Raum zur Diskussion und mit Sicherheit werden auch nicht alle Aspekte bis zur Vollshystaumlndigkeit erfasst sein
Ein erster Versuch zur Abgrenzung koumlnnte sein all diese Formen entlang einer Komplexitaumltslinie zu ordnen von Networking uumlber Gruppenarbeit bis zu Teamarbeit und Kooperation Entlang dieser Richtung steigt die Verbindlichkeit der Zusammenarbeit die Komplexitaumlt hingegen nimmt ab (Bild 4)
Unter Verbindlichkeit verstehen wir das Einverstaumlndnis und die Einwillishygung oder das Einlassen auf den Geschaumlftspartner Anders formuliert kann es die Verpflichtung dem Partner gegenuumlber sein fuumlr Entscheidunshygen gerade zu stehen oder auch finanzielle Entscheidungen mit zu tragen Dies ist beim Networking nicht gegeben Bei einer Gruppenarbeit traumlgt man wohl an der Gesamtverantwortung fuumlr das Ergebnis mit waumlhrend bei einer Teamarbeit die Verantwortung und die Verpflichtung jedes Einshyzelnen bereits staumlrker zunehmen Am staumlrksten ist die Verbindlichkeit sishycher im Rahmen einer Kooperation ausgepraumlgt insofern dass ich fuumlr meishynen Kooperationspartner und fuumlr die gemeinsam getragenen Entscheishydungen einstehe
22 2 Kooperation als Methode
Unter Komplexitaumlt begreifen wir dass mehr Einflussfaktoren eine Rolle spielen so ist zum Beispiel eine Kooperation mehrdimensional und vielshyschichtig Teamarbeit und Gruppenarbeit haben klare Regeln die in einer Kooperation erst verbindlich vereinbart werden muumlssen
1 Networking
Networking bedeutet Kontakte aufbauen pflegen und einen Nutzen darshyaus ziehen (egal welcher Art)2
Networking kann die Grundlage oder Grundvoraussetzung fuumlr eine gute Kooperation sein Ein Netzwerk kann sich zur Kooperation entwickeln eine Kooperation kann aber auch entstehen ohne dass es dazu vorab ein Netzwerk gab
Eine Kooperation hat ein klar definiertes Ziel waumlhrend ein Netzwerk oft aus dem Grundsatz kommt bdquoWir machen mal was zusammenldquo Ein Netzshywerk hat ein Thema und kein Ziel zum Beispiel das Thema bdquoCommitshymentldquo oder Hobbys oder Jobsuche Ein Netzwerk ist ein Angebot ein unshyverbindliches Angebot um lose Kontakte zu knuumlpfen und zu nutzen was man gebrauchen kann
Networking
Gruppenarbeit
Teamarbeit
Kooperation
Abnahme von Verbindlichkeit
Netzwerk
Gruppe
Team
System vonKooperationspartnern
Methoden mitkooperativen Anteilen
Methode die vonvielen Organisations-formen genutzt werdenkann
Steigerung von Komplexitaumlt
4
Bild 4 Organisationsformen mit ihren Methoden
2 Kooperation als Methode 17
Die allereinfachste und grundlegendste Figur ist sicherlich die Kooperashytion zwischen zwei Individuen oder zwischen zwei Unternehmen Wenn es sich um die Kooperation von zwei Individuen handelt kann sich hinter jeder Person auch eine Organisation oder ein Unternehmen wiederfinden (Bild 1) Es koumlnnen aber durchaus auch mehrere Individuen oder mehrere Organisationen miteinander kooperieren
In einer weiteren Kooperationskonstellation koumlnnen wir uns vorstellen dass hinter einem der Kooperationspartner ein ganzes System steckt Dashydurch scheint uns gewaumlhrleistet dass ua eine groumlszligere Finanzkraft Einshyfluss und Macht fuumlr die Kooperation zur Verfuumlgung stehen koumlnnen Demshygegenuumlber werden Absprachen immer notwendiger Vertraumlge sollten imshymer ausgefeilter sein es wird nicht nur komplexer sondern auch komplishyzierter Komplizierter koumlnnen Kooperationen werden weil mehr Parteien mitsprechen und mitentscheiden bzw Einfluss nehmen (Bild 2) Erst recht wenn die Parteien aus unterschiedlichen Kulturen stammen aber dazu mehr in Kapitel 7
Wir werden spaumlter noch auf die genaue Abgrenzung zwischen Kooperatioshynen und Teams eingehen indessen wollen wir schon einmal darauf hinshyweisen dass Kooperationen auch aus Teams heraus entstehen koumlnnen Denkbar ist dass zwei Teammitglieder zu einem anderen Thema das nichts mit ihrem Projekt oder ihrer Teamarbeit zu tun hat kooperieren ndash zum Beispiel ein Buch gemeinsam schreiben eine Weiterbildung anbieshyten ein innovatives Produkt gemeinsam erfinden und produzierenhellip
Gewiss besteht dazu die Moumlglichkeit dass ein Teammitglied sich in einer Kooperation Unterstuumltzung holt um seine Aufgaben im Rahmen der Teamarbeit oder im Rahmen seiner Arbeitspakete im Projekt erfolgreich zu erledigen und zu loumlsen (Bild 3)
Unternehmen oderOrganisationen
die imHintergrund stehen
Kooperation von
mehreren Individuen T
1
Bild 2 Komplexe Kooperationsfiguren
18 2 Kooperation als Methode
Wie definiere ich Kooperation
Kooperation definieren ist doch ganz einfach ndash da hat man doch so seine Vorstellung und da fallen mir ja gleich die vielen selbst mal eingegangen Kooperationen ein ndash mit anderen Instituten Personen Und da blitzen die Gedanken wieder auf als die Kooperation beendet war bdquoWar gutldquo bdquonie wiederldquo bdquoganz schoumln uumlber den Tisch gezogen wordenldquo bdquowas hab ich jetzt davon gehabtldquo bdquoauszliger Spesen nichts gewesenldquohellip
Das ist leicht wenn zwei Baugesellschaften kooperieren um einen groszligen Auftrag durchfuumlhren zu koumlnnen das mag auch noch gut angehen wenn zwei Entwicklungsabteilungen gemeinsam ein Produkt entwickeln das dann getrennt auf den Markt gebracht wird
Der Zusammenschluss um Ressourcen zu buumlndeln heiszligt immer auch Sou-veraumlnitaumlt aufgeben und verlangt von den Kooperationspartnern auf glei-cher Augenhoumlhe zu agieren
So hat jede Kooperation zwar die Chance Energien zu potenzieren jedoch auch das Risiko Balance zwischen den Kooperationspartnern zu halten Es ist das Wir das Gemeinsame das zu spuumlren sein soll Das ist die Grund-voraussetzung fuumlr gelungene Kooperation
Mit dem Sprichwort bdquoDer kluge Egoist kooperiert hellipldquo kann ich nun wahrlich nichts anfangen Huumlte dich vor diesen Personen
Heinrich Salfenauer keytrain Beratungs- und Trainingsunternehmen
Kooperation ausgehend
von einem Team
T = Kooperationsthema
= Teammitglied
= Externer
Ein Teammitglied holtsich zu seinem ThemaUnterstuumltzung durcheine Kooperation von
auszligen
Zwei Teammitgliederkooperieren zu einem
anderen ThemaKooperationsrahmen
T
T
Team
3
Bild 3 Kooperation aus Teams heraus
2 Kooperation als Methode 19
Wie viele Kooperationspartner vertraumlgt eine Kooperation
Nach diesen Figuren scheinen uns zwei bis maximal vier Hauptagierende sinnvoll wobei durchaus im Hintergrund mehrere Personen mit handeln koumlnnen Und dann ist noch die Frage zu klaumlren Wer fuumlhrt die Kooperashytion
Aus unserer Sicht braucht es statt einer klaren Hierarchie ein klares Ziel welches in gegenseitiger Kommunikation gut ausgehandelt sein soll Das bedeutet im Sinne der Gleichberechtigung die Inhalte genau ausdiskutieshyren und sich durch Worte uumlberzeugen Genuumlgend warnende Beispiele hashyben gezeigt dass die Kooperation mehr einer Uumlbernahme aumlhnelt wenn ein Kooperationspartner die vermeintliche Fuumlhrung behaumllt Aus unserer Sicht unterstuumltzen folgende kommunikativen Aspekte das Gelingen einer Kooperation ohne dass hierarchische Fuumlhrungsanspruumlche geltend geshymacht werden muumlssen Sie sind dem Verstaumlndigungsprinzip in Argumenshytationen von Josef Kopperschmidt entnommen weil wir meinen aumlhnlich wie in der Argumentation geht es in Kooperationen darum seinen Geshyspraumlchspartner zu uumlberzeugen ihn zu gewinnen und im Dialog gemeinshysam mit ihm die Kooperationsinhalte auszuhandeln und nicht qua seiner Autoritaumlt oder Fuumlhrungsfunktion zu bestimmen
Bedingung gelingender Kooperation1
bull Mitspracherecht aller BetroffenenBeteiligten
bull Redefreiheit
bull Sicherung von Meinungsvielfalt
bull Symmetrische Kommunikationschancen
bull Aumlchtung aller Gewalt
bull Uumlberzeugungsbereitschaft
Wir sind der Meinung Kooperation ist eine Methode die der gegenseitishygen Verstaumlndigung dient und voraussetzt dass die Beteiligten sich als gleichberechtigte Partner erleben dabei an Meinungsaustausch und auch an Meinungsvielfalt interessiert sind und sicherstellen dass innerhalb ihshyrer Kooperation alle Beteiligten Mitsprachrecht haben
Wir wollen im folgenden Kapitel einen Schritt weiter gehen und uns mit der Abgrenzung zu anderen Formen der Zusammenarbeit beschaumlftigen
20 2 Kooperation als Methode
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen bdquoDer Clouldquo
Die Abgrenzung zu anderen Formen der Zusammenarbeit erfahren wir als eine der schwierigsten Fragen in unserem Buch Einer unserer Kollegen stellte waumlhrend einer Diskussion diese Fragestellung in Zweifel bdquoIhr wollt Kooperation von Team unterscheiden Na dann wuumlnsche ich Euch viel Spaszligldquo
Der wahre Kern dieser ironischen Bemerkung liegt darin dass in der gaumlnshygigen Literatur Kooperation oft gleichgesetzt wird mit Organisationsforshymen Das halten wir fuumlr vorschnell und bewerten es als irrefuumlhrend Wir unterscheiden Methode und Organisationsform in unserem Buch So seshyhen wir ein Team als eine Organisationsform die Zusammenarbeit im Team als eine Methode die Anteile von Kooperation enthaumllt
In der GanovenshyKomoumldie Der Clou aus dem Jahre 1973 mit der Starbesetshyzung Paul Newman Robert Redford und Robert Shaw geht es darum dass zwei Trickbetruumlger (Robert Redford und Paul Newman) kooperieren um sich wirkungsvoll an dem groumlszligten Gangsterboss (Robert Shaw alias Lonshynegan) eines Syndikats in New York und Chicago zu raumlchen Da Lonnegan nicht mit einfachen Tricks zu uumlberlisten ist entwickeln die beiden einen komplizierten Plan und benoumltigen zunaumlchst Kapital fuumlr den entscheidenshyden Schlag das sie Lonnegan aus seiner Brieftasche stehlen Mit diesem Geld kauft sich der eine der beiden (Paul Newman) in ein Pokerspiel mit dem Gangsterboss ein und gewinnt aufgrund von Falschspiel Der andere (Robert Redford) weist Lonnegan auf den Betrug hin und gewinnt so das Vertrauen des Gangsterbosses Mit diesem Vertrauen uumlberzeugt er Lonneshygan in Pferdewetten zu investieren um sich an Paul New man zu raumlchen Derweil bauen die beiden Trickbetruumlger ein fingiertes Wettbuumlro auf Der Film geht in vielen Verwicklungen aber hochspannend weiter Das Drehshybuch gestaltet sich komplex und so auch die Kooperation die die beiden aufbauen Es braucht Konzentration aber vor allem eine klare Zielorienshytierung um dem Film und somit auch der Kooperation folgen zu koumlnnen
So braucht es auch eine klare Zielorientierung und Konzentration in Koshyoperationen wie auch in anderen Formen der Zusammenarbeit wie Intershyessensgemeinschaften Gruppenarbeit Netzwerk Teamwork Gemeinshyschaftsarbeit ndash wahrscheinlich lassen sich noch weitere Begrifflichkeiten finden
Warum ist es aus unserer Sicht wichtig diese Formen zu unterscheiden Als Grundvoraussetzung eine gute erfolgreiche und nachhaltige Koopeshyration gestalten zu koumlnnen sehen wir die Bewusstheit in welcher Form der Zusammenarbeit man sich bewegt um sich damit fuumlr eine dieser Meshy
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen 21
thoden ausdruumlcklich entscheiden zu koumlnnen Sich gemeinsam fuumlr eine dieser Formen zu entschlieszligen entscheidet auch uumlber den Grad der Vershybindlichkeit im Rahmen der Zusammenarbeit Klarheit und Transparenz uumlber die Form der Zusammenarbeit foumlrdern das Verstaumlndnis der eigenen Rolle was kann und will man in einer Kooperation leisten oder wann sollte man eine Mitarbeit in einer Kooperation auch ablehnen und Grenshyzen ziehen
Moumlgliche Gruumlnde fuumlr Ablehnung oder Grenzen koumlnnen sein
bull sich bewusst fuumlr eine Form der Zusammenarbeit zu entscheiden um die Konsequenzen zu tragen
bull die richtige Methode fuumlr den Zweck bewusst auswaumlhlen
bull die Komplexitaumlt von Kooperation besser zu verstehen
bull eine Kooperation zielfuumlhrend zu gestalten
bull moumlgliche Fallen von vornherein zu umgehen
Gerade in der Abgrenzung zur Arbeit im Team ist uns deutlich geworden dass viele Faktoren gleich oder aumlhnlich sind und doch grenzen sich diese beiden Formen der Zusammenarbeit ab Wo und wie sich Kooperation von den anderen Formen abgrenzt das werden wir in den naumlchsten Schritten herleiten Wir wuumlnschen dabei sehr wohl noch einen offenen Raum zur Diskussion und mit Sicherheit werden auch nicht alle Aspekte bis zur Vollshystaumlndigkeit erfasst sein
Ein erster Versuch zur Abgrenzung koumlnnte sein all diese Formen entlang einer Komplexitaumltslinie zu ordnen von Networking uumlber Gruppenarbeit bis zu Teamarbeit und Kooperation Entlang dieser Richtung steigt die Verbindlichkeit der Zusammenarbeit die Komplexitaumlt hingegen nimmt ab (Bild 4)
Unter Verbindlichkeit verstehen wir das Einverstaumlndnis und die Einwillishygung oder das Einlassen auf den Geschaumlftspartner Anders formuliert kann es die Verpflichtung dem Partner gegenuumlber sein fuumlr Entscheidunshygen gerade zu stehen oder auch finanzielle Entscheidungen mit zu tragen Dies ist beim Networking nicht gegeben Bei einer Gruppenarbeit traumlgt man wohl an der Gesamtverantwortung fuumlr das Ergebnis mit waumlhrend bei einer Teamarbeit die Verantwortung und die Verpflichtung jedes Einshyzelnen bereits staumlrker zunehmen Am staumlrksten ist die Verbindlichkeit sishycher im Rahmen einer Kooperation ausgepraumlgt insofern dass ich fuumlr meishynen Kooperationspartner und fuumlr die gemeinsam getragenen Entscheishydungen einstehe
22 2 Kooperation als Methode
Unter Komplexitaumlt begreifen wir dass mehr Einflussfaktoren eine Rolle spielen so ist zum Beispiel eine Kooperation mehrdimensional und vielshyschichtig Teamarbeit und Gruppenarbeit haben klare Regeln die in einer Kooperation erst verbindlich vereinbart werden muumlssen
1 Networking
Networking bedeutet Kontakte aufbauen pflegen und einen Nutzen darshyaus ziehen (egal welcher Art)2
Networking kann die Grundlage oder Grundvoraussetzung fuumlr eine gute Kooperation sein Ein Netzwerk kann sich zur Kooperation entwickeln eine Kooperation kann aber auch entstehen ohne dass es dazu vorab ein Netzwerk gab
Eine Kooperation hat ein klar definiertes Ziel waumlhrend ein Netzwerk oft aus dem Grundsatz kommt bdquoWir machen mal was zusammenldquo Ein Netzshywerk hat ein Thema und kein Ziel zum Beispiel das Thema bdquoCommitshymentldquo oder Hobbys oder Jobsuche Ein Netzwerk ist ein Angebot ein unshyverbindliches Angebot um lose Kontakte zu knuumlpfen und zu nutzen was man gebrauchen kann
Networking
Gruppenarbeit
Teamarbeit
Kooperation
Abnahme von Verbindlichkeit
Netzwerk
Gruppe
Team
System vonKooperationspartnern
Methoden mitkooperativen Anteilen
Methode die vonvielen Organisations-formen genutzt werdenkann
Steigerung von Komplexitaumlt
4
Bild 4 Organisationsformen mit ihren Methoden
18 2 Kooperation als Methode
Wie definiere ich Kooperation
Kooperation definieren ist doch ganz einfach ndash da hat man doch so seine Vorstellung und da fallen mir ja gleich die vielen selbst mal eingegangen Kooperationen ein ndash mit anderen Instituten Personen Und da blitzen die Gedanken wieder auf als die Kooperation beendet war bdquoWar gutldquo bdquonie wiederldquo bdquoganz schoumln uumlber den Tisch gezogen wordenldquo bdquowas hab ich jetzt davon gehabtldquo bdquoauszliger Spesen nichts gewesenldquohellip
Das ist leicht wenn zwei Baugesellschaften kooperieren um einen groszligen Auftrag durchfuumlhren zu koumlnnen das mag auch noch gut angehen wenn zwei Entwicklungsabteilungen gemeinsam ein Produkt entwickeln das dann getrennt auf den Markt gebracht wird
Der Zusammenschluss um Ressourcen zu buumlndeln heiszligt immer auch Sou-veraumlnitaumlt aufgeben und verlangt von den Kooperationspartnern auf glei-cher Augenhoumlhe zu agieren
So hat jede Kooperation zwar die Chance Energien zu potenzieren jedoch auch das Risiko Balance zwischen den Kooperationspartnern zu halten Es ist das Wir das Gemeinsame das zu spuumlren sein soll Das ist die Grund-voraussetzung fuumlr gelungene Kooperation
Mit dem Sprichwort bdquoDer kluge Egoist kooperiert hellipldquo kann ich nun wahrlich nichts anfangen Huumlte dich vor diesen Personen
Heinrich Salfenauer keytrain Beratungs- und Trainingsunternehmen
Kooperation ausgehend
von einem Team
T = Kooperationsthema
= Teammitglied
= Externer
Ein Teammitglied holtsich zu seinem ThemaUnterstuumltzung durcheine Kooperation von
auszligen
Zwei Teammitgliederkooperieren zu einem
anderen ThemaKooperationsrahmen
T
T
Team
3
Bild 3 Kooperation aus Teams heraus
2 Kooperation als Methode 19
Wie viele Kooperationspartner vertraumlgt eine Kooperation
Nach diesen Figuren scheinen uns zwei bis maximal vier Hauptagierende sinnvoll wobei durchaus im Hintergrund mehrere Personen mit handeln koumlnnen Und dann ist noch die Frage zu klaumlren Wer fuumlhrt die Kooperashytion
Aus unserer Sicht braucht es statt einer klaren Hierarchie ein klares Ziel welches in gegenseitiger Kommunikation gut ausgehandelt sein soll Das bedeutet im Sinne der Gleichberechtigung die Inhalte genau ausdiskutieshyren und sich durch Worte uumlberzeugen Genuumlgend warnende Beispiele hashyben gezeigt dass die Kooperation mehr einer Uumlbernahme aumlhnelt wenn ein Kooperationspartner die vermeintliche Fuumlhrung behaumllt Aus unserer Sicht unterstuumltzen folgende kommunikativen Aspekte das Gelingen einer Kooperation ohne dass hierarchische Fuumlhrungsanspruumlche geltend geshymacht werden muumlssen Sie sind dem Verstaumlndigungsprinzip in Argumenshytationen von Josef Kopperschmidt entnommen weil wir meinen aumlhnlich wie in der Argumentation geht es in Kooperationen darum seinen Geshyspraumlchspartner zu uumlberzeugen ihn zu gewinnen und im Dialog gemeinshysam mit ihm die Kooperationsinhalte auszuhandeln und nicht qua seiner Autoritaumlt oder Fuumlhrungsfunktion zu bestimmen
Bedingung gelingender Kooperation1
bull Mitspracherecht aller BetroffenenBeteiligten
bull Redefreiheit
bull Sicherung von Meinungsvielfalt
bull Symmetrische Kommunikationschancen
bull Aumlchtung aller Gewalt
bull Uumlberzeugungsbereitschaft
Wir sind der Meinung Kooperation ist eine Methode die der gegenseitishygen Verstaumlndigung dient und voraussetzt dass die Beteiligten sich als gleichberechtigte Partner erleben dabei an Meinungsaustausch und auch an Meinungsvielfalt interessiert sind und sicherstellen dass innerhalb ihshyrer Kooperation alle Beteiligten Mitsprachrecht haben
Wir wollen im folgenden Kapitel einen Schritt weiter gehen und uns mit der Abgrenzung zu anderen Formen der Zusammenarbeit beschaumlftigen
20 2 Kooperation als Methode
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen bdquoDer Clouldquo
Die Abgrenzung zu anderen Formen der Zusammenarbeit erfahren wir als eine der schwierigsten Fragen in unserem Buch Einer unserer Kollegen stellte waumlhrend einer Diskussion diese Fragestellung in Zweifel bdquoIhr wollt Kooperation von Team unterscheiden Na dann wuumlnsche ich Euch viel Spaszligldquo
Der wahre Kern dieser ironischen Bemerkung liegt darin dass in der gaumlnshygigen Literatur Kooperation oft gleichgesetzt wird mit Organisationsforshymen Das halten wir fuumlr vorschnell und bewerten es als irrefuumlhrend Wir unterscheiden Methode und Organisationsform in unserem Buch So seshyhen wir ein Team als eine Organisationsform die Zusammenarbeit im Team als eine Methode die Anteile von Kooperation enthaumllt
In der GanovenshyKomoumldie Der Clou aus dem Jahre 1973 mit der Starbesetshyzung Paul Newman Robert Redford und Robert Shaw geht es darum dass zwei Trickbetruumlger (Robert Redford und Paul Newman) kooperieren um sich wirkungsvoll an dem groumlszligten Gangsterboss (Robert Shaw alias Lonshynegan) eines Syndikats in New York und Chicago zu raumlchen Da Lonnegan nicht mit einfachen Tricks zu uumlberlisten ist entwickeln die beiden einen komplizierten Plan und benoumltigen zunaumlchst Kapital fuumlr den entscheidenshyden Schlag das sie Lonnegan aus seiner Brieftasche stehlen Mit diesem Geld kauft sich der eine der beiden (Paul Newman) in ein Pokerspiel mit dem Gangsterboss ein und gewinnt aufgrund von Falschspiel Der andere (Robert Redford) weist Lonnegan auf den Betrug hin und gewinnt so das Vertrauen des Gangsterbosses Mit diesem Vertrauen uumlberzeugt er Lonneshygan in Pferdewetten zu investieren um sich an Paul New man zu raumlchen Derweil bauen die beiden Trickbetruumlger ein fingiertes Wettbuumlro auf Der Film geht in vielen Verwicklungen aber hochspannend weiter Das Drehshybuch gestaltet sich komplex und so auch die Kooperation die die beiden aufbauen Es braucht Konzentration aber vor allem eine klare Zielorienshytierung um dem Film und somit auch der Kooperation folgen zu koumlnnen
So braucht es auch eine klare Zielorientierung und Konzentration in Koshyoperationen wie auch in anderen Formen der Zusammenarbeit wie Intershyessensgemeinschaften Gruppenarbeit Netzwerk Teamwork Gemeinshyschaftsarbeit ndash wahrscheinlich lassen sich noch weitere Begrifflichkeiten finden
Warum ist es aus unserer Sicht wichtig diese Formen zu unterscheiden Als Grundvoraussetzung eine gute erfolgreiche und nachhaltige Koopeshyration gestalten zu koumlnnen sehen wir die Bewusstheit in welcher Form der Zusammenarbeit man sich bewegt um sich damit fuumlr eine dieser Meshy
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen 21
thoden ausdruumlcklich entscheiden zu koumlnnen Sich gemeinsam fuumlr eine dieser Formen zu entschlieszligen entscheidet auch uumlber den Grad der Vershybindlichkeit im Rahmen der Zusammenarbeit Klarheit und Transparenz uumlber die Form der Zusammenarbeit foumlrdern das Verstaumlndnis der eigenen Rolle was kann und will man in einer Kooperation leisten oder wann sollte man eine Mitarbeit in einer Kooperation auch ablehnen und Grenshyzen ziehen
Moumlgliche Gruumlnde fuumlr Ablehnung oder Grenzen koumlnnen sein
bull sich bewusst fuumlr eine Form der Zusammenarbeit zu entscheiden um die Konsequenzen zu tragen
bull die richtige Methode fuumlr den Zweck bewusst auswaumlhlen
bull die Komplexitaumlt von Kooperation besser zu verstehen
bull eine Kooperation zielfuumlhrend zu gestalten
bull moumlgliche Fallen von vornherein zu umgehen
Gerade in der Abgrenzung zur Arbeit im Team ist uns deutlich geworden dass viele Faktoren gleich oder aumlhnlich sind und doch grenzen sich diese beiden Formen der Zusammenarbeit ab Wo und wie sich Kooperation von den anderen Formen abgrenzt das werden wir in den naumlchsten Schritten herleiten Wir wuumlnschen dabei sehr wohl noch einen offenen Raum zur Diskussion und mit Sicherheit werden auch nicht alle Aspekte bis zur Vollshystaumlndigkeit erfasst sein
Ein erster Versuch zur Abgrenzung koumlnnte sein all diese Formen entlang einer Komplexitaumltslinie zu ordnen von Networking uumlber Gruppenarbeit bis zu Teamarbeit und Kooperation Entlang dieser Richtung steigt die Verbindlichkeit der Zusammenarbeit die Komplexitaumlt hingegen nimmt ab (Bild 4)
Unter Verbindlichkeit verstehen wir das Einverstaumlndnis und die Einwillishygung oder das Einlassen auf den Geschaumlftspartner Anders formuliert kann es die Verpflichtung dem Partner gegenuumlber sein fuumlr Entscheidunshygen gerade zu stehen oder auch finanzielle Entscheidungen mit zu tragen Dies ist beim Networking nicht gegeben Bei einer Gruppenarbeit traumlgt man wohl an der Gesamtverantwortung fuumlr das Ergebnis mit waumlhrend bei einer Teamarbeit die Verantwortung und die Verpflichtung jedes Einshyzelnen bereits staumlrker zunehmen Am staumlrksten ist die Verbindlichkeit sishycher im Rahmen einer Kooperation ausgepraumlgt insofern dass ich fuumlr meishynen Kooperationspartner und fuumlr die gemeinsam getragenen Entscheishydungen einstehe
22 2 Kooperation als Methode
Unter Komplexitaumlt begreifen wir dass mehr Einflussfaktoren eine Rolle spielen so ist zum Beispiel eine Kooperation mehrdimensional und vielshyschichtig Teamarbeit und Gruppenarbeit haben klare Regeln die in einer Kooperation erst verbindlich vereinbart werden muumlssen
1 Networking
Networking bedeutet Kontakte aufbauen pflegen und einen Nutzen darshyaus ziehen (egal welcher Art)2
Networking kann die Grundlage oder Grundvoraussetzung fuumlr eine gute Kooperation sein Ein Netzwerk kann sich zur Kooperation entwickeln eine Kooperation kann aber auch entstehen ohne dass es dazu vorab ein Netzwerk gab
Eine Kooperation hat ein klar definiertes Ziel waumlhrend ein Netzwerk oft aus dem Grundsatz kommt bdquoWir machen mal was zusammenldquo Ein Netzshywerk hat ein Thema und kein Ziel zum Beispiel das Thema bdquoCommitshymentldquo oder Hobbys oder Jobsuche Ein Netzwerk ist ein Angebot ein unshyverbindliches Angebot um lose Kontakte zu knuumlpfen und zu nutzen was man gebrauchen kann
Networking
Gruppenarbeit
Teamarbeit
Kooperation
Abnahme von Verbindlichkeit
Netzwerk
Gruppe
Team
System vonKooperationspartnern
Methoden mitkooperativen Anteilen
Methode die vonvielen Organisations-formen genutzt werdenkann
Steigerung von Komplexitaumlt
4
Bild 4 Organisationsformen mit ihren Methoden
2 Kooperation als Methode 19
Wie viele Kooperationspartner vertraumlgt eine Kooperation
Nach diesen Figuren scheinen uns zwei bis maximal vier Hauptagierende sinnvoll wobei durchaus im Hintergrund mehrere Personen mit handeln koumlnnen Und dann ist noch die Frage zu klaumlren Wer fuumlhrt die Kooperashytion
Aus unserer Sicht braucht es statt einer klaren Hierarchie ein klares Ziel welches in gegenseitiger Kommunikation gut ausgehandelt sein soll Das bedeutet im Sinne der Gleichberechtigung die Inhalte genau ausdiskutieshyren und sich durch Worte uumlberzeugen Genuumlgend warnende Beispiele hashyben gezeigt dass die Kooperation mehr einer Uumlbernahme aumlhnelt wenn ein Kooperationspartner die vermeintliche Fuumlhrung behaumllt Aus unserer Sicht unterstuumltzen folgende kommunikativen Aspekte das Gelingen einer Kooperation ohne dass hierarchische Fuumlhrungsanspruumlche geltend geshymacht werden muumlssen Sie sind dem Verstaumlndigungsprinzip in Argumenshytationen von Josef Kopperschmidt entnommen weil wir meinen aumlhnlich wie in der Argumentation geht es in Kooperationen darum seinen Geshyspraumlchspartner zu uumlberzeugen ihn zu gewinnen und im Dialog gemeinshysam mit ihm die Kooperationsinhalte auszuhandeln und nicht qua seiner Autoritaumlt oder Fuumlhrungsfunktion zu bestimmen
Bedingung gelingender Kooperation1
bull Mitspracherecht aller BetroffenenBeteiligten
bull Redefreiheit
bull Sicherung von Meinungsvielfalt
bull Symmetrische Kommunikationschancen
bull Aumlchtung aller Gewalt
bull Uumlberzeugungsbereitschaft
Wir sind der Meinung Kooperation ist eine Methode die der gegenseitishygen Verstaumlndigung dient und voraussetzt dass die Beteiligten sich als gleichberechtigte Partner erleben dabei an Meinungsaustausch und auch an Meinungsvielfalt interessiert sind und sicherstellen dass innerhalb ihshyrer Kooperation alle Beteiligten Mitsprachrecht haben
Wir wollen im folgenden Kapitel einen Schritt weiter gehen und uns mit der Abgrenzung zu anderen Formen der Zusammenarbeit beschaumlftigen
20 2 Kooperation als Methode
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen bdquoDer Clouldquo
Die Abgrenzung zu anderen Formen der Zusammenarbeit erfahren wir als eine der schwierigsten Fragen in unserem Buch Einer unserer Kollegen stellte waumlhrend einer Diskussion diese Fragestellung in Zweifel bdquoIhr wollt Kooperation von Team unterscheiden Na dann wuumlnsche ich Euch viel Spaszligldquo
Der wahre Kern dieser ironischen Bemerkung liegt darin dass in der gaumlnshygigen Literatur Kooperation oft gleichgesetzt wird mit Organisationsforshymen Das halten wir fuumlr vorschnell und bewerten es als irrefuumlhrend Wir unterscheiden Methode und Organisationsform in unserem Buch So seshyhen wir ein Team als eine Organisationsform die Zusammenarbeit im Team als eine Methode die Anteile von Kooperation enthaumllt
In der GanovenshyKomoumldie Der Clou aus dem Jahre 1973 mit der Starbesetshyzung Paul Newman Robert Redford und Robert Shaw geht es darum dass zwei Trickbetruumlger (Robert Redford und Paul Newman) kooperieren um sich wirkungsvoll an dem groumlszligten Gangsterboss (Robert Shaw alias Lonshynegan) eines Syndikats in New York und Chicago zu raumlchen Da Lonnegan nicht mit einfachen Tricks zu uumlberlisten ist entwickeln die beiden einen komplizierten Plan und benoumltigen zunaumlchst Kapital fuumlr den entscheidenshyden Schlag das sie Lonnegan aus seiner Brieftasche stehlen Mit diesem Geld kauft sich der eine der beiden (Paul Newman) in ein Pokerspiel mit dem Gangsterboss ein und gewinnt aufgrund von Falschspiel Der andere (Robert Redford) weist Lonnegan auf den Betrug hin und gewinnt so das Vertrauen des Gangsterbosses Mit diesem Vertrauen uumlberzeugt er Lonneshygan in Pferdewetten zu investieren um sich an Paul New man zu raumlchen Derweil bauen die beiden Trickbetruumlger ein fingiertes Wettbuumlro auf Der Film geht in vielen Verwicklungen aber hochspannend weiter Das Drehshybuch gestaltet sich komplex und so auch die Kooperation die die beiden aufbauen Es braucht Konzentration aber vor allem eine klare Zielorienshytierung um dem Film und somit auch der Kooperation folgen zu koumlnnen
So braucht es auch eine klare Zielorientierung und Konzentration in Koshyoperationen wie auch in anderen Formen der Zusammenarbeit wie Intershyessensgemeinschaften Gruppenarbeit Netzwerk Teamwork Gemeinshyschaftsarbeit ndash wahrscheinlich lassen sich noch weitere Begrifflichkeiten finden
Warum ist es aus unserer Sicht wichtig diese Formen zu unterscheiden Als Grundvoraussetzung eine gute erfolgreiche und nachhaltige Koopeshyration gestalten zu koumlnnen sehen wir die Bewusstheit in welcher Form der Zusammenarbeit man sich bewegt um sich damit fuumlr eine dieser Meshy
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen 21
thoden ausdruumlcklich entscheiden zu koumlnnen Sich gemeinsam fuumlr eine dieser Formen zu entschlieszligen entscheidet auch uumlber den Grad der Vershybindlichkeit im Rahmen der Zusammenarbeit Klarheit und Transparenz uumlber die Form der Zusammenarbeit foumlrdern das Verstaumlndnis der eigenen Rolle was kann und will man in einer Kooperation leisten oder wann sollte man eine Mitarbeit in einer Kooperation auch ablehnen und Grenshyzen ziehen
Moumlgliche Gruumlnde fuumlr Ablehnung oder Grenzen koumlnnen sein
bull sich bewusst fuumlr eine Form der Zusammenarbeit zu entscheiden um die Konsequenzen zu tragen
bull die richtige Methode fuumlr den Zweck bewusst auswaumlhlen
bull die Komplexitaumlt von Kooperation besser zu verstehen
bull eine Kooperation zielfuumlhrend zu gestalten
bull moumlgliche Fallen von vornherein zu umgehen
Gerade in der Abgrenzung zur Arbeit im Team ist uns deutlich geworden dass viele Faktoren gleich oder aumlhnlich sind und doch grenzen sich diese beiden Formen der Zusammenarbeit ab Wo und wie sich Kooperation von den anderen Formen abgrenzt das werden wir in den naumlchsten Schritten herleiten Wir wuumlnschen dabei sehr wohl noch einen offenen Raum zur Diskussion und mit Sicherheit werden auch nicht alle Aspekte bis zur Vollshystaumlndigkeit erfasst sein
Ein erster Versuch zur Abgrenzung koumlnnte sein all diese Formen entlang einer Komplexitaumltslinie zu ordnen von Networking uumlber Gruppenarbeit bis zu Teamarbeit und Kooperation Entlang dieser Richtung steigt die Verbindlichkeit der Zusammenarbeit die Komplexitaumlt hingegen nimmt ab (Bild 4)
Unter Verbindlichkeit verstehen wir das Einverstaumlndnis und die Einwillishygung oder das Einlassen auf den Geschaumlftspartner Anders formuliert kann es die Verpflichtung dem Partner gegenuumlber sein fuumlr Entscheidunshygen gerade zu stehen oder auch finanzielle Entscheidungen mit zu tragen Dies ist beim Networking nicht gegeben Bei einer Gruppenarbeit traumlgt man wohl an der Gesamtverantwortung fuumlr das Ergebnis mit waumlhrend bei einer Teamarbeit die Verantwortung und die Verpflichtung jedes Einshyzelnen bereits staumlrker zunehmen Am staumlrksten ist die Verbindlichkeit sishycher im Rahmen einer Kooperation ausgepraumlgt insofern dass ich fuumlr meishynen Kooperationspartner und fuumlr die gemeinsam getragenen Entscheishydungen einstehe
22 2 Kooperation als Methode
Unter Komplexitaumlt begreifen wir dass mehr Einflussfaktoren eine Rolle spielen so ist zum Beispiel eine Kooperation mehrdimensional und vielshyschichtig Teamarbeit und Gruppenarbeit haben klare Regeln die in einer Kooperation erst verbindlich vereinbart werden muumlssen
1 Networking
Networking bedeutet Kontakte aufbauen pflegen und einen Nutzen darshyaus ziehen (egal welcher Art)2
Networking kann die Grundlage oder Grundvoraussetzung fuumlr eine gute Kooperation sein Ein Netzwerk kann sich zur Kooperation entwickeln eine Kooperation kann aber auch entstehen ohne dass es dazu vorab ein Netzwerk gab
Eine Kooperation hat ein klar definiertes Ziel waumlhrend ein Netzwerk oft aus dem Grundsatz kommt bdquoWir machen mal was zusammenldquo Ein Netzshywerk hat ein Thema und kein Ziel zum Beispiel das Thema bdquoCommitshymentldquo oder Hobbys oder Jobsuche Ein Netzwerk ist ein Angebot ein unshyverbindliches Angebot um lose Kontakte zu knuumlpfen und zu nutzen was man gebrauchen kann
Networking
Gruppenarbeit
Teamarbeit
Kooperation
Abnahme von Verbindlichkeit
Netzwerk
Gruppe
Team
System vonKooperationspartnern
Methoden mitkooperativen Anteilen
Methode die vonvielen Organisations-formen genutzt werdenkann
Steigerung von Komplexitaumlt
4
Bild 4 Organisationsformen mit ihren Methoden
20 2 Kooperation als Methode
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen bdquoDer Clouldquo
Die Abgrenzung zu anderen Formen der Zusammenarbeit erfahren wir als eine der schwierigsten Fragen in unserem Buch Einer unserer Kollegen stellte waumlhrend einer Diskussion diese Fragestellung in Zweifel bdquoIhr wollt Kooperation von Team unterscheiden Na dann wuumlnsche ich Euch viel Spaszligldquo
Der wahre Kern dieser ironischen Bemerkung liegt darin dass in der gaumlnshygigen Literatur Kooperation oft gleichgesetzt wird mit Organisationsforshymen Das halten wir fuumlr vorschnell und bewerten es als irrefuumlhrend Wir unterscheiden Methode und Organisationsform in unserem Buch So seshyhen wir ein Team als eine Organisationsform die Zusammenarbeit im Team als eine Methode die Anteile von Kooperation enthaumllt
In der GanovenshyKomoumldie Der Clou aus dem Jahre 1973 mit der Starbesetshyzung Paul Newman Robert Redford und Robert Shaw geht es darum dass zwei Trickbetruumlger (Robert Redford und Paul Newman) kooperieren um sich wirkungsvoll an dem groumlszligten Gangsterboss (Robert Shaw alias Lonshynegan) eines Syndikats in New York und Chicago zu raumlchen Da Lonnegan nicht mit einfachen Tricks zu uumlberlisten ist entwickeln die beiden einen komplizierten Plan und benoumltigen zunaumlchst Kapital fuumlr den entscheidenshyden Schlag das sie Lonnegan aus seiner Brieftasche stehlen Mit diesem Geld kauft sich der eine der beiden (Paul Newman) in ein Pokerspiel mit dem Gangsterboss ein und gewinnt aufgrund von Falschspiel Der andere (Robert Redford) weist Lonnegan auf den Betrug hin und gewinnt so das Vertrauen des Gangsterbosses Mit diesem Vertrauen uumlberzeugt er Lonneshygan in Pferdewetten zu investieren um sich an Paul New man zu raumlchen Derweil bauen die beiden Trickbetruumlger ein fingiertes Wettbuumlro auf Der Film geht in vielen Verwicklungen aber hochspannend weiter Das Drehshybuch gestaltet sich komplex und so auch die Kooperation die die beiden aufbauen Es braucht Konzentration aber vor allem eine klare Zielorienshytierung um dem Film und somit auch der Kooperation folgen zu koumlnnen
So braucht es auch eine klare Zielorientierung und Konzentration in Koshyoperationen wie auch in anderen Formen der Zusammenarbeit wie Intershyessensgemeinschaften Gruppenarbeit Netzwerk Teamwork Gemeinshyschaftsarbeit ndash wahrscheinlich lassen sich noch weitere Begrifflichkeiten finden
Warum ist es aus unserer Sicht wichtig diese Formen zu unterscheiden Als Grundvoraussetzung eine gute erfolgreiche und nachhaltige Koopeshyration gestalten zu koumlnnen sehen wir die Bewusstheit in welcher Form der Zusammenarbeit man sich bewegt um sich damit fuumlr eine dieser Meshy
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen 21
thoden ausdruumlcklich entscheiden zu koumlnnen Sich gemeinsam fuumlr eine dieser Formen zu entschlieszligen entscheidet auch uumlber den Grad der Vershybindlichkeit im Rahmen der Zusammenarbeit Klarheit und Transparenz uumlber die Form der Zusammenarbeit foumlrdern das Verstaumlndnis der eigenen Rolle was kann und will man in einer Kooperation leisten oder wann sollte man eine Mitarbeit in einer Kooperation auch ablehnen und Grenshyzen ziehen
Moumlgliche Gruumlnde fuumlr Ablehnung oder Grenzen koumlnnen sein
bull sich bewusst fuumlr eine Form der Zusammenarbeit zu entscheiden um die Konsequenzen zu tragen
bull die richtige Methode fuumlr den Zweck bewusst auswaumlhlen
bull die Komplexitaumlt von Kooperation besser zu verstehen
bull eine Kooperation zielfuumlhrend zu gestalten
bull moumlgliche Fallen von vornherein zu umgehen
Gerade in der Abgrenzung zur Arbeit im Team ist uns deutlich geworden dass viele Faktoren gleich oder aumlhnlich sind und doch grenzen sich diese beiden Formen der Zusammenarbeit ab Wo und wie sich Kooperation von den anderen Formen abgrenzt das werden wir in den naumlchsten Schritten herleiten Wir wuumlnschen dabei sehr wohl noch einen offenen Raum zur Diskussion und mit Sicherheit werden auch nicht alle Aspekte bis zur Vollshystaumlndigkeit erfasst sein
Ein erster Versuch zur Abgrenzung koumlnnte sein all diese Formen entlang einer Komplexitaumltslinie zu ordnen von Networking uumlber Gruppenarbeit bis zu Teamarbeit und Kooperation Entlang dieser Richtung steigt die Verbindlichkeit der Zusammenarbeit die Komplexitaumlt hingegen nimmt ab (Bild 4)
Unter Verbindlichkeit verstehen wir das Einverstaumlndnis und die Einwillishygung oder das Einlassen auf den Geschaumlftspartner Anders formuliert kann es die Verpflichtung dem Partner gegenuumlber sein fuumlr Entscheidunshygen gerade zu stehen oder auch finanzielle Entscheidungen mit zu tragen Dies ist beim Networking nicht gegeben Bei einer Gruppenarbeit traumlgt man wohl an der Gesamtverantwortung fuumlr das Ergebnis mit waumlhrend bei einer Teamarbeit die Verantwortung und die Verpflichtung jedes Einshyzelnen bereits staumlrker zunehmen Am staumlrksten ist die Verbindlichkeit sishycher im Rahmen einer Kooperation ausgepraumlgt insofern dass ich fuumlr meishynen Kooperationspartner und fuumlr die gemeinsam getragenen Entscheishydungen einstehe
22 2 Kooperation als Methode
Unter Komplexitaumlt begreifen wir dass mehr Einflussfaktoren eine Rolle spielen so ist zum Beispiel eine Kooperation mehrdimensional und vielshyschichtig Teamarbeit und Gruppenarbeit haben klare Regeln die in einer Kooperation erst verbindlich vereinbart werden muumlssen
1 Networking
Networking bedeutet Kontakte aufbauen pflegen und einen Nutzen darshyaus ziehen (egal welcher Art)2
Networking kann die Grundlage oder Grundvoraussetzung fuumlr eine gute Kooperation sein Ein Netzwerk kann sich zur Kooperation entwickeln eine Kooperation kann aber auch entstehen ohne dass es dazu vorab ein Netzwerk gab
Eine Kooperation hat ein klar definiertes Ziel waumlhrend ein Netzwerk oft aus dem Grundsatz kommt bdquoWir machen mal was zusammenldquo Ein Netzshywerk hat ein Thema und kein Ziel zum Beispiel das Thema bdquoCommitshymentldquo oder Hobbys oder Jobsuche Ein Netzwerk ist ein Angebot ein unshyverbindliches Angebot um lose Kontakte zu knuumlpfen und zu nutzen was man gebrauchen kann
Networking
Gruppenarbeit
Teamarbeit
Kooperation
Abnahme von Verbindlichkeit
Netzwerk
Gruppe
Team
System vonKooperationspartnern
Methoden mitkooperativen Anteilen
Methode die vonvielen Organisations-formen genutzt werdenkann
Steigerung von Komplexitaumlt
4
Bild 4 Organisationsformen mit ihren Methoden
21 Abgrenzung zu anderen Methoden und Organisationsformen 21
thoden ausdruumlcklich entscheiden zu koumlnnen Sich gemeinsam fuumlr eine dieser Formen zu entschlieszligen entscheidet auch uumlber den Grad der Vershybindlichkeit im Rahmen der Zusammenarbeit Klarheit und Transparenz uumlber die Form der Zusammenarbeit foumlrdern das Verstaumlndnis der eigenen Rolle was kann und will man in einer Kooperation leisten oder wann sollte man eine Mitarbeit in einer Kooperation auch ablehnen und Grenshyzen ziehen
Moumlgliche Gruumlnde fuumlr Ablehnung oder Grenzen koumlnnen sein
bull sich bewusst fuumlr eine Form der Zusammenarbeit zu entscheiden um die Konsequenzen zu tragen
bull die richtige Methode fuumlr den Zweck bewusst auswaumlhlen
bull die Komplexitaumlt von Kooperation besser zu verstehen
bull eine Kooperation zielfuumlhrend zu gestalten
bull moumlgliche Fallen von vornherein zu umgehen
Gerade in der Abgrenzung zur Arbeit im Team ist uns deutlich geworden dass viele Faktoren gleich oder aumlhnlich sind und doch grenzen sich diese beiden Formen der Zusammenarbeit ab Wo und wie sich Kooperation von den anderen Formen abgrenzt das werden wir in den naumlchsten Schritten herleiten Wir wuumlnschen dabei sehr wohl noch einen offenen Raum zur Diskussion und mit Sicherheit werden auch nicht alle Aspekte bis zur Vollshystaumlndigkeit erfasst sein
Ein erster Versuch zur Abgrenzung koumlnnte sein all diese Formen entlang einer Komplexitaumltslinie zu ordnen von Networking uumlber Gruppenarbeit bis zu Teamarbeit und Kooperation Entlang dieser Richtung steigt die Verbindlichkeit der Zusammenarbeit die Komplexitaumlt hingegen nimmt ab (Bild 4)
Unter Verbindlichkeit verstehen wir das Einverstaumlndnis und die Einwillishygung oder das Einlassen auf den Geschaumlftspartner Anders formuliert kann es die Verpflichtung dem Partner gegenuumlber sein fuumlr Entscheidunshygen gerade zu stehen oder auch finanzielle Entscheidungen mit zu tragen Dies ist beim Networking nicht gegeben Bei einer Gruppenarbeit traumlgt man wohl an der Gesamtverantwortung fuumlr das Ergebnis mit waumlhrend bei einer Teamarbeit die Verantwortung und die Verpflichtung jedes Einshyzelnen bereits staumlrker zunehmen Am staumlrksten ist die Verbindlichkeit sishycher im Rahmen einer Kooperation ausgepraumlgt insofern dass ich fuumlr meishynen Kooperationspartner und fuumlr die gemeinsam getragenen Entscheishydungen einstehe
22 2 Kooperation als Methode
Unter Komplexitaumlt begreifen wir dass mehr Einflussfaktoren eine Rolle spielen so ist zum Beispiel eine Kooperation mehrdimensional und vielshyschichtig Teamarbeit und Gruppenarbeit haben klare Regeln die in einer Kooperation erst verbindlich vereinbart werden muumlssen
1 Networking
Networking bedeutet Kontakte aufbauen pflegen und einen Nutzen darshyaus ziehen (egal welcher Art)2
Networking kann die Grundlage oder Grundvoraussetzung fuumlr eine gute Kooperation sein Ein Netzwerk kann sich zur Kooperation entwickeln eine Kooperation kann aber auch entstehen ohne dass es dazu vorab ein Netzwerk gab
Eine Kooperation hat ein klar definiertes Ziel waumlhrend ein Netzwerk oft aus dem Grundsatz kommt bdquoWir machen mal was zusammenldquo Ein Netzshywerk hat ein Thema und kein Ziel zum Beispiel das Thema bdquoCommitshymentldquo oder Hobbys oder Jobsuche Ein Netzwerk ist ein Angebot ein unshyverbindliches Angebot um lose Kontakte zu knuumlpfen und zu nutzen was man gebrauchen kann
Networking
Gruppenarbeit
Teamarbeit
Kooperation
Abnahme von Verbindlichkeit
Netzwerk
Gruppe
Team
System vonKooperationspartnern
Methoden mitkooperativen Anteilen
Methode die vonvielen Organisations-formen genutzt werdenkann
Steigerung von Komplexitaumlt
4
Bild 4 Organisationsformen mit ihren Methoden
22 2 Kooperation als Methode
Unter Komplexitaumlt begreifen wir dass mehr Einflussfaktoren eine Rolle spielen so ist zum Beispiel eine Kooperation mehrdimensional und vielshyschichtig Teamarbeit und Gruppenarbeit haben klare Regeln die in einer Kooperation erst verbindlich vereinbart werden muumlssen
1 Networking
Networking bedeutet Kontakte aufbauen pflegen und einen Nutzen darshyaus ziehen (egal welcher Art)2
Networking kann die Grundlage oder Grundvoraussetzung fuumlr eine gute Kooperation sein Ein Netzwerk kann sich zur Kooperation entwickeln eine Kooperation kann aber auch entstehen ohne dass es dazu vorab ein Netzwerk gab
Eine Kooperation hat ein klar definiertes Ziel waumlhrend ein Netzwerk oft aus dem Grundsatz kommt bdquoWir machen mal was zusammenldquo Ein Netzshywerk hat ein Thema und kein Ziel zum Beispiel das Thema bdquoCommitshymentldquo oder Hobbys oder Jobsuche Ein Netzwerk ist ein Angebot ein unshyverbindliches Angebot um lose Kontakte zu knuumlpfen und zu nutzen was man gebrauchen kann
Networking
Gruppenarbeit
Teamarbeit
Kooperation
Abnahme von Verbindlichkeit
Netzwerk
Gruppe
Team
System vonKooperationspartnern
Methoden mitkooperativen Anteilen
Methode die vonvielen Organisations-formen genutzt werdenkann
Steigerung von Komplexitaumlt
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Bild 4 Organisationsformen mit ihren Methoden