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Eine eigene Zeitung nur für Kinder, das wär's. Darin waren sich die Ende Februar 2006 beim Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) in Berlin zusammengekommenen Experten aus Wissenschaft und Verlagen einig.
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Eine eigene Zeitung nur für Kinder, das wär’s. Darin
waren sich die Ende Februar 2006 beim Bundesver-
band Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) in Berlin zu-
sammengekommenen Experten aus Wissenschaft
und Verlagen einig.1 Auf dem Weg dahin gäbe es aber
auch so noch eine Menge zu verbessern, damit aus
Kindern Leser werden, die ihre Nase gerne in Bücher,
Zeitungen oder Zeitschriften stecken, forderte damals
Roswitha Budeus-Budde, Kulturredakteurin der „Süd-
deutschen Zeitung“ in München und dort zuständig
für die Kinder-Literaturseite. Vor allem müsse viel
mehr Geld als bisher in die vorschulische Erziehung
gesteckt werden. So, wie es beispielsweise die Finnen
vormachten. Hannelore Haufe, seit gut drei Jahr-
zehnten Leiterin einer Berliner Kindertagesstätte,
wünschte sich, in Zukunft endlich selbst für die Ein-
stellung ihrer Mitarbeiter verantwortlich zu sein und
diese nicht von vorgesetzten Dienststellen zugewie-
sen zu erhalten. „Dann kann man auch ein gutes ge-
meinsames Programm für die Kinder erarbeiten.“
Die Zahl der Nichtleser wird größer, bedauerte Hein-
rich Kreibich, Leiter der Stiftung Lesen in Mainz. Und
die Spirale des Nichtlesens beginne mir der man-
gelnden Dialogfähigkeit der Eltern. Gleichzeitig legten
die Kinderbuchverlage bei ihren Verkäufen aber Jahr
für Jahr zu, darauf wies Paul Maar, Kinderbuchautor
und unter anderem Vater des „Sams“, hin. Sein Fazit,
dass nämlich die Kinder, die sowieso lesen, offen-
sichtlich immer mehr lesen, wird auch von der im Jahr
2005 veröffentlichten Studie des Börsenvereins „Buch-
käufer und Leser“ gestützt.2
Mit dem Lesen können Kinder gar nicht früh genug
anfangen, bestätigte Anna Katharina Braun, Profes-
sorin für Zoologie/Entwicklungsneurobiologie an der
Universität Magdeburg. Denn Lernen löse im kind-
lichen Gehirn massive Veränderungen aus. In den ers-
ten Jahren werde sozusagen die „Festplatte“ ausge-
bildet. „Damit müssen wir dann später ein ganzes
Leben lang zurechtkommen.“
Wenn allerdings zuhause nicht gelesen wird und das
familiäre Vorbild von Eltern oder größeren Geschwis-
tern fehlt, kann die Lektüre in der Schule ein wichti-
ger Ersatz werden. Dies gilt gerade auch für den Um-
gang mit Zeitungen. In den USA wurden beispielsweise
in einer 2004 für die Newspaper Association of Ame-
rica Foundation durchgeführten Studie 1.500 junge
Leute im Alter zwischen 18 und 34 Jahren befragt, ob
sie sich daran erinnern, während ihrer Schulzeit mit
Zeitungen im Unterricht gearbeitet zu haben. Zentra-
les Ergebnis: 62 Prozent derjenigen, die in der Schu-
KAPITEL 1 KINDER UND ZEITUNG
Damit aus Kindern Leser werden
Von Anja Pasquay
ZEITUNG UND SCHULE
1) BDZV-Fachtag „Kinder und Zeitung“ am 21. und 22. Februar 2006in Berlin.
2) „Buchkäufer und Leser 2005 – Profile, Motive, Wünsche“, Studiedes Börsenvereins des Deutschen Buchhandels in Zusammenarbeitmit der Gesellschaft für Konsumforschung und Sinus Sociovision.
„Im Sandkasten auf Leserfang“ – Podiums-diskussion im Berliner „Haus der Presse“
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le mit Zeitungen in Berührung gekommen waren, wur-
den später auch aktive Zeitungsleser. Von denen, die
sich nicht an Zeitungsprojekte in der Schule erinnern
konnten, waren es nur 38 Prozent.3
Medienpädagogische Schul- und Leseförderungspro-
jekte der Tagespresse, wie sie mittlerweile in Deutsch-
land bereits im 28. Jahr angeboten werden, sind aller-
dings nur die eine Seite der Medaille. Mindestens
ebenso wichtig sind individuelle redaktionelle Ange-
bote für die junge Zielgruppe. Neben den Jugendlichen
im „ersten Zeitungslesealter“ (14 bis 19 Jahre) rücken
dabei Kinder immer stärker in den Fokus. Und dies
keineswegs zum ersten Mal: „Das Kind wird ‚ent-
deckt’.“, formulierte etwa Gernot Facius bereits 1986
in der monatlich erscheinenden BDZV-Publikation „Die
Zeitung“. Schon damals wies der Autor warnend auf
sinkende Zeitungsreichweiten bei den Jugendlichen
hin, mahnte bei den Medienmachern an, sich Ge-
danken über die „informationelle Selbstbestimmung
für das Kind“ zu machen, und konstatierte: „Natürlich
können Kinder Zeitung lesen. Vor allem dann, wenn
diese für sie geschrieben sind.“
Tatsächlich gab es Mitte der 80er Jahre offensichtlich
eine Reihe von – zumindest in der Tendenz – tages-
aktuell-politisch orientierten Zeitungsangeboten, die
eigens für Kinder produziert wurden. So versuchten
Dortmunder Journalistik-Studenten, mit dem „kleinen
journal“ das Weltgeschehen begreifbar zu machen. In
Essen bereitete die Kinderzeitung „EsPress“ die Zeit-
läufte für die jüngste Zielgruppe auf und schreckte
auch vor Themen wie Tschernobyl, Waffenschiebe-
reien oder dem (Ersten) Golfkrieg nicht zurück. Eine
Schlagzeile von damals: „Streithähne am Golf: Der
Iran schickt sogar Kinder in den Krieg“. Andere längst
vom Markt verschwundene Titel hießen beispielsweise
„Klick“, „Die Kinderpresse“ oder „Kinder- und Jugend-
zeitung“.
Dass es bis heute ausgerechnet in Deutschland jen-
seits der Kinderseiten der Zeitungen keine eigene Zei-
tungstradition für Kinder gibt, ist umso erstaunlicher,
als hierzulande beim Thema Tagespresse im interna-
tionalen Vergleich lauter vordere Plätze belegt wer-
den: Nach Auflage ist der deutsche Zeitungsmarkt der
größte Europas und der fünftgrößte der Welt. Fast drei
Viertel (73,7 Prozent) der Bevölkerung über 14 Jahre
lesen regelmäßig eine Tageszeitung. Bei der Frage
nach der Glaubwürdigkeit des Mediums rangieren Zei-
tungen neben dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen
und dem DeutschlandRadio an erster Stelle. Die Druck-
qualität ist hoch und wird ständig weiter verbessert.
Als Grund für das Scheitern oder Gar-nicht-erst-Zu-
standekommen von Zeitungsprojekten für Kinder wird
regelmäßig auch der Faktor fehlender Werbeeinnah-
men ins Spiel gebracht. Kinder werden in der ge-
druckten Tagespresse als Konsumenten nicht wahr-
genommen; selbst bei der Anzeigenakquise mit Blick
auf die Zielgruppe der 14- bis 19-Jährigen tun sich die
Anzeigenabteilungen der Verlage meist schwer, wie
sich an den weitgehend werbefreien Jugendseiten der
Zeitungen ablesen lässt. Markenartikler bevorzugen
für ihre Produkte den Auftritt mit bundesweiter Ver-
breitung. Dabei wird leicht übersehen, dass nicht nur
Jugendliche, sondern auch Kinder bereits über er-
hebliche Summen Geldes frei verfügen können. Laut
der jüngsten KidsVerbraucherAnalyse besitzen die
Sechs- bis 13-Jährigen in Deutschland durchschnitt-
lich 1.006 Euro und konnten im Jahr 2006 1,44 Milli-
arden Euro an Taschengeld ausgeben.4
Ähnliche Verhältnisse herrschen offensichtlich in Groß-
britannien. Ernest Henry, Gründer und Verleger der
Wirtschaftszeitung für Kinder „Oink!“ – vergleichbar
dem deutschen „Qiek“ eines (Spar-) Schweinchens –,
hat sie sich zunutze gemacht. „Children know about
money“ (Kinder verstehen etwas vom Geld), lautet sei-
ne Devise. Henry setzt ganz auf Finanzthemen, auf
den Umgang mit Geld und nicht zuletzt aufs Geld-
ausgeben. Schwierige Begriffe und wesentliche öko-
nomische Zusammenhänge werden erklärt. Die The-
3) „Growing Lifelong Readers“, Studie von Clark, Martire & Bartolo-meo, Inc. im Auftrag der Newspaper Association of America Foun-dation. In einer Fortschreibung der Studie („Lifelong Readers: TheRole of Teen Content“) wurden im Jahr 2005 junge Erwachsene,die als Teenager im Verbreitungsgebiet einer Zeitung mit Jugend-seiten/ -inhalten aufgewachsen waren, nach ihren aktuellen Zei-tungslesegewohnheiten befragt. Das Ergebnis: 75 Prozent derjeni-
gen, die schon als Jugendliche die Jugendseiten in der Zeitung ge-lesen hatten, griffen auch als junge Erwachsene mindestens ein-mal pro Woche zur Tageszeitung; dagegen waren es von den anJugendseiten nicht Interessierten nur 44 Prozent.
4) KidsVerbraucherAnalyse 2006 der Egmont Ehapa Verlag GmbHvom 1. August 2006.
ERSTE BLÜTE IN DEN 80ER JAHREN
KINDER ALS KONSUMENTEN ERNST NEHMEN
men Inflation, Zinsen, Aktien und Wertpapiere kom-
men in dem grellbunt auf lachsrosafarbenem Papier
gedruckten Monatsblatt ebenso vor wie Beiträge über
Musik, Mode, Sicherheit in der Schule oder Werbung.
Die zwölf Seiten starke Zeitung wird kostenlos an
Schulen und anderen von Kindern aufgesuchten Or-
ten verteilt. Bis zu 600.000 Kinder lesen sie derzeit;
3,2 Millionen sollen es einmal werden – wenn genü-
gend Anzeigen hereinkommen. Denn „Oink!“, das es
zu einer eigenen Radioshow brachte und Fernseh-
auftritte plant, finanziert sich ausschließlich über Wer-
bung. Eine für Kinder womöglich ungute Vermischung
von Redaktionellem und Werbebotschaft will der Ver-
leger gleichwohl nicht erkennen. „Wir sind sehr stolz
darauf, dass die ‚Bank of England’ regelmäßig bei uns
inseriert“, sagt Henry.
Konkurrenz mag Henry mit der im Mai 2006 erstmals
erschienenen Wochenzeitung „First News“ aus dem
eigens gegründeten Verlag Newsbridge (London) er-
wachsen. Das von Piers Morgan verantwortete Blatt
im Tabloid-Format soll Kinder im Alter von neun bis
zwölf Jahren ansprechen, kostet ein Britisches Pfund
(rund 1,50 Euro) im Abonnement und ist laut Morgan
ausdrücklich dazu gedacht, neue Leser für die Zeitung
heranzuziehen. Nurmehr im Internet ist hingegen seit
März 2006 die „Funday Times“ zu lesen. Die Sonn-
tagsausgabe der „Sunday Times“ für junge Leser wur-
de in der gedruckten Form nach gut 16 Jahren und
weit über 800 Ausgaben eingestellt.
Seit ein, zwei Jahren wächst auch in Deutschland wie-
der das Interesse an individuellen Zeitungsprodukten
für Kinder, sei es lokal/regional oder auch bundes-
weit. Als erster in den Ring stieg der türkische Verle-
ger Turgay Yagan, der im Mai 2005 von Düsseldorf
aus „Meine Zeitung“ auf den Markt brachte. Das op-
tisch und inhaltlich bieder gemachte tägliche Blatt für
Acht- bis 13-Jährige hatte zwölf Seiten und kostete 40
Cent im Einzelverkauf. Nach dem Willen seines Ver-
legers sollte es bis Jahresende 100.000 Abnehmer
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Lachsfarben wie das große Vorbild „Financial Times“: das monatlich erscheinen-de Wirtschaftsblatt „Oink!“ für Kinder inGroßbritannien.
Deutschland: Die von dem türkischen Ver-leger Turgay Yagan herausgebrachte Kinder-zeitung musste nach wenigen Monaten ihr Erscheinen einstellen.
MONATLICHE BEILAGE FÜR MITGLIEDER
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finden und deutschlandweit vertrieben werden, schei-
terte jedoch schon binnen weniger Monate an feh-
lendem Kapital. Auch ein Umzug nach Hamburg und
die Umwidmung in ein Wochenblatt konnten dem Pro-
jekt kein neues Leben mehr einhauchen.
Bereits 2005 hatte auch die Axel Springer AG, Ber-
lin/Hamburg, mitgeteilt, über die Veröffentlichung ei-
ner Tageszeitung für Kinder nachzudenken. Aktuell
produziert der Verband Deutscher Lokalzeitungen
(VDL), Berlin, eine monatliche Beilage für Sechs- bis
Zwölfjährige als Service für seine Mitglieder. Die 16-
seitige „Kinder-Zeitung“ im Tabloid-Format wird seit
Oktober 2006 gemeinsam mit einer Werbeagentur
vermarktet. Interessierte Verlage erhalten jeweils die
Daten, drucken müssen sie selbst. Dabei ist es auch
möglich, eigene lokale Themen zu berücksichtigen.
Dank Datenübertragung und Druck vor Ort braucht
der VDL sich keine Gedanken über den Vertrieb des
gedruckten Produkts quer durch Deutschland zu ma-
chen – ein Problem, dem sich ansonsten jeder Titel
mit überregionalen Ambitionen gegenüber sähe. Wo
keine eigene nationale Vertriebsorganisation vorhan-
den ist, müssten entweder Kooperationen mit regio-
nalen Partnern geschlossen, der Weg über Einzelver-
kauf am Kiosk und Presse-Grosso gesucht oder die
tägliche Kinderzeitung per Post an die Bezieher ver-
sandt werden.
Letzteres macht zum Beispiel das französische Unter-
nehmen Play Bac Presse, Verlag der seit 1995 erfolg-
reichen Kinder- und Jugendtitel „Quoti“, „Le Petit Quo-
tidien“, „Mon Quotidien“ und „L’actu“. Die vier bis acht
Seiten starken Tageszeitungen im Tabloid-Format wen-
den sich altersbezogen an Fünf- bis 17-Jährige und
begleiten im Idealfall die Kinder stufenweise von der
Vorschule bis zum Baccalauréat.5 Die Zeitungen kos-
ten – je nach Titel – zwischen 6,90 Euro und 9,40
Euro im Monat. Zusammen haben „Quoti“, „Le Petit
Quotidien“, „Mon Quotidien“ und „l’actu“ eine Aufla-
5) Vgl. Pasquay, Anja: Auf der Suche nach den Lesern von morgen –Jugend und Zeitung, in: BDZV-Jahrbuch „Zeitungen 2004“, S. 239 – 251.
Frankreich: Schreibschrift, Comics und Tier-geschichten für kleine Leser ab fünf Jahre.
Der Erste Weltkrieg – Geschichte in Geschichten für Siebenjährige.
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ge von rund 200.000 Exemplaren und werden jeweils
Dienstags bis Samstags im Abonnement an die Adres-
sen der jugendlichen Bezieher geschickt. Eins zu eins
übertragbar wären die Verhältnisse etwa auf Deutsch-
land allerdings nicht, denn der Versand von Zeitun-
gen per Post wird in Frankreich noch stark subventio-
niert und kostet etwa ein Viertel der Gebühren, die ein
deutscher Verlag für die Beförderung eines ver-
gleichbaren Objekts aufwenden müsste.
Aber auch lokal und regional hat sich in jüngerer Zeit
etwas getan. Hier einige Beispiele: In der „Braun-
schweiger Zeitung“ erscheinen seit dem 1. Juni 2005
täglich für Kinder aufbereitete Nachrichten aus Poli-
tik, Wirtschaft, Sport, Kultur, Wissenschaft und Ge-
sellschaft. Bestandteil der „Kinder-Spalte“ auf der letz-
ten Lokalseite ist immer auch eine lokale Meldung.
Darüber hinaus können Kinder in der Rubrik „Meine
Meinung“ ihre Ansicht zu verschiedenen Themen ver-
treten. Samstags wird statt der Spalte im Lokalteil eine
ganze Kinderseite im Wochenendmagazin der „Braun-
schweiger Zeitung“ angeboten. Bei den überregiona-
len Kindernachrichten kooperiert die Zeitung mit GEO-
lino.de und tagesschau.de.
Bereits 2003 begann der „Südkurier“ in Konstanz da-
mit, Tag für Tag eine Nachricht für Kinder abzudrucken.
Sie ist regelmäßig auf der Seite „Leute! und Boulevard“
zu finden. Der Wiedererkennbarkeit und Leserbindung
dient die ungewöhnliche Berichterstatterin, „Kalles
Kuh“, die obendrein die Ereignisse aus einer häufig ra-
dikal subjektiven Perspektive schildert. Die gute Nach-
richt vom 30. August 2006 beispielsweise lautete: „Der
Papst bringt einen Ferientag mit“. Seit kurzem hat Kal-
les Kuh auch einen eigenen Internetauftritt, auf den
in den Artikeln nach Möglichkeit verwiesen wird.
Sogar täglich eine ganze Seite mit Nachrichten für Kin-
der bietet der „Hellweger Anzeiger“ (HA) in Unna seit
25. April 2006 an. Zielgruppe sind die Acht- bis Zwölf-
jährigen im Verbreitungsgebiet. Sie finden die wich-
tigsten Nachrichten aus aller Welt, aber auch aus ih-
rer Stadt immer auf der Schlussseite des ersten Zei-
tungsbuchs. Das Farbleitsystem des „Hellweger
Von Dienstag bis Samstag die eigene Zeitungper Post beziehen: „Mon Quotidien“ für Zehn-bis 14-Jährige
An Jugendliche ab 14 Jahre wendet sich „l’actu“, das umfangreichste Angebot für jun-ge Leser aus dem Verlag Play Bac Presse.
LOKALE NACHRICHTENANGEBOTE
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Anzeigers“ gilt auch für die jüngsten Leser: Der „gel-
be Klecks“ (gelb für Lokales) beinhaltet von dienstags
bis samstags Nachrichten aus Unna und Umgebung.
Immer rechts auf der Seite finden die Kinder Nach-
richten aus aller Welt. Für letztere arbeitet die „HA“-
Redaktion mit dem „Logo!“-Team des ZDF zusammen.
Montags wartet ein „grüner Klecks“ auf Lektüre – grün
signalisiert Neues vom „Sport“. Der besondere Clou:
Für Lehrer bietet der „HA“ einen täglichen Newsletter
an: Wer möchte, erhält bereits am Abend die Themen
der Ausgabe des nächsten Tages per E-Mail zuge-
schickt, um die Kinderseite in den Unterricht einbau-
en zu können.
Natürlich enthält auch die ganz normale Tageszeitung
gedruckt oder online reichlich Lesestoff, der für Kin-
der im Grundschulalter verständlich und interessant
sein kann, würden sie nur von Eltern, Geschwistern,
Freunden oder Lehrern an die Lektüre entsprechend
herangeführt. Leseförderungsprojekte der Zeitungen
machen sich diesen Umstand im Schulunterricht
erfolgreich zunutze. Hunderttausende Kinder und
Jugendliche kommen so Jahr für Jahr in Kontakt mit
„ihrer“ Zeitung.
Grund für Berührungsängste selbst bei den Lesean-
fängern gibt es nicht. „Schon ab der zweiten Klasse
kann ich Presseartikel im Schulunterricht empfehlen.
Die Kinder können in diesem Alter Texte lesen, ver-
stehen, darüber reden und sie reflektieren“, sagt etwa
Professor Wilfried Bos, Leiter des Instituts für Schul-
entwicklungsforschung an der Universität Dortmund
und wissenschaftlicher Leiter der „Internationalen
Grundschul-Lese-Untersuchung“ (IGLU) in Deutsch-
land. Der Professor rät eindringlich, Kinder weder zu
unterschätzen noch zu unterfordern. Bereits in der
Grundschule könnten sie beispielsweise mit literari-
schen und informativen Texten gleich gut umgehen.
Ein weiteres Resultat des IGLU-Vergleichs mit Schü-
lern aus 35 Nationen: Die deutschen Kinder schnit-
ten Ende der vierten Klasse in den Bereichen Lese-
kompetenz, Mathematik und Naturwissenschaften im
oberen Leistungsdrittel ab - und damit sehr viel bes-
ser als bei einer Fortsetzung des Tests (PISA) in der
neunten Klasse. „Die Grundschule ist bisher die bes-
te schulische Bildungseinrichtung in Deutschland“,
urteilt Bos.
Folgt man Bos’ Einschätzung, können Zeitungen in
der Arbeit mit Grundschulkindern eigentlich nur alles
richtig machen. Denn Unterricht wird jetzt noch als
neu und aufregend empfunden, das Lernen selbst
nicht als mühselige tägliche Fron abgelehnt. Noch ei-
nen Schritt weiter geht seit zwei Jahren das Zei-
tungshaus Bauer in Marl (unter anderem „Reckling-
häuser Zeitung“). Hier wird, angestoßen durch Verle-
ger Kurt Bauer, in Zusammenarbeit mit einem
medienpädagogischen Dienstleister das Projekt „Zei-
tungstreff Vorschulkinder“ angeboten.
Das Zeitungshaus offeriert eine ganze Palette von
Leseförderungsprojekten für Kinder und Jugendliche
in der Region, aber „mit keinem anderen Werbemittel
erreichen wir die Eltern so gut. Je jünger die Kinder
sind, umso mehr wird in den Elternhäusern kommu-
niziert und um so größer ist auch das Interesse an ih-
rer Bildung“, erläutert Elke Jansen, Ressortleiterin Wo-
chenendjournal/Serviceseiten. Über drei Wochen wird
den teilnehmenden Kindergärten im Verbreitungsge-
biet der „Recklinghäuser Zeitung“ die originale Ta-
geszeitung zum Basteln, Rätseln und spielerischen
Entdecken unentgeltlich zugestellt. Das Gelingen des
gesamten Projekts hängt sehr vom Engagement der
Erzieher ab, macht Jansen deutlich. Denn „die Kinder
sollen nicht mit erhobenem Zeigefinger an das Lesen
und Sprechen herangeführt werden, sondern mit kre-
ativen Übungen.“ Erfreuliches Resultat für den Verlag:
Bei der ersten Tranche, an der 1.200 Kinder beteiligt
waren, entschieden sich im Anschluss 60 junge Fa-
milien für den Bezug eines Vollabonnements.
Tatsächlich gab es aufgrund privater Initiativen min-
destens zwei weitere lokale Zeitungsprojekte in Kin-
dergärten, und zwar im Verbreitungsgebiet der „Deis-
ter- und Weserzeitung“ in Hameln und der „Kölnischen
Rundschau“. Im Herbst 2006 wurde sogar eine über-
regionale Zeitung unter Vorschülern aktiv: Die „Frank-
furter Rundschau“ (FR) hat Kindertagesstätten im
Rhein-Main-Gebiet erstmals ein dreiwöchiges Zei-
tungsprojekt zur Frühförderung angeboten – „Friki -
Frankfurter Rundschau im Kindergarten“. „FR“-Ge-
ZEITUNG IM KINDERGARTEN
IGLU: KINDERN ETWAS ZUTRAUEN
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schäftsführer Sönke Reimers hofft, damit eine Markt-
lücke zu füllen. „Tageszeitungen haben Kinder nicht
im Fokus“, sagte er anlässlich der Ankündigung des
Projekts. „Wir sind überzeugt, dass unser Medium ein
kindgerechtes sein kann, auf alle Fälle kindgerechter
als die Power Rangers.“
Kurz: Mit der eigenen Tageszeitung für Kinder mag es
nun klappen oder nicht. Deutlicher noch als bisher
wenden sich viele Zeitungen der Zielgruppe Kinder im
ersten Lesealter zu und kreieren allein oder im Ver-
bund neue inhaltliche und pädagogische Angebote.
Stärker als bei Jugendlichen, die ihren Schulalltag weit-
gehend autark organisieren, ergibt sich hier obendrein
die Chance zum Kontakt mit den am Bildungsforschritt
ihrer Kinder interessierten Eltern.
Kontakt
Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV)
Anja Pasquay
Telefon: 030/726298-214
E-Mail: [email protected]
www.bdzv.de