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DAS BEWERBERINTERVIEW * DEUTSCHLAND*

DAS BEWERBERINTERVIEW *DEUTSCHLAND* · Nutzen Sie das Gespräch ruhig, um die Namen aller Gesprächspartner für das Vorstellungsgespräch in Erfahrung zu bringen. Wählen Sie eine

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DASBEWERBERINTERVIEW

*DEUTSCHLAND*

3Bewerberknigge Deutschland 2015 © ICUnet.AG

1. Anreise und Pünktlichkeit

Deutschland gehört zu den Ländern, denen der Umgang mit Neuem und Unbekannten eherunangenehm ist. Das deutsche Bedürfnis nach Risikominimierung zeigt sich an vielen Stellen, auchim Bewerbungsgespräch.

Um die Unsicherheit im Gespräch bestmöglich zu minimieren, bereitet sich der deutsche Bewerbergründlich darauf vor. So wird es schließlich auch im Gespräch von ihm erwartet. Neben derinhaltlichen Vorbereitung sollte auch der organisatorische Rahmen gründlich durchdacht werden.

Planen Sie die Anreise und achten Sie auf Pünktlichkeit

Pünktlichkeit ist gemäß deutschem Zeitverständnis das A und O und bestimmt den Alltag,insbesondere den Geschäftsalltag. Für Vorstellungsgespräche gilt wie auch für andere Termine oderDeadlines, auf jeden Fall vor der vereinbarten Zeit da zu sein (Empfehlung: mind. 15. Minuten vorTerminbeginn), auch wenn es bedeutet, dass Sie bis zu ihrem Termin warten müssen.

Unpünktlichkeit wird ungern gesehen, vor allem,wenn Sie sich bei einem Unternehmen um eineStelle oder einen Ausbildungsplatz bewerben.Erscheinen Sie zu spät zum Vorstellungsgesprächwirft das möglicherweise ein schlechtes Licht aufSie.

Der erste Eindruck zählt und wird in Deutschlandmaßgeblich durch Pünktlichkeit bestimmt, weildavon automatisch auf Ihre Arbeitswese geschlo-ssen wird.

4Bewerberknigge Deutschland 2015 © ICUnet.AG

1. Anreise und Pünktlichkeit

Unpünktlichkeit impliziert in Deutschland ein eher ungern gesehenes Zeitmanagement. Mankönnte Ihnen unterstellen, Sie würden auch die alltäglichen Arbeitszeiten nicht so ernst nehmenund ständig zu spät zur Arbeit erscheinen oder Deadlines nicht einhalten. Pünktlichkeit hingegenwird mit Präzision, also Genauigkeit gleichgesetzt sowie mit einem pünktlichen Erscheinen zu denvorgesehenen Arbeitszeiten und einem strukturierten Zeitmanagement, durch das auch Deadlineseingehalten werden können.

Erscheinen Sie also nicht pünktlich zu Ihrem Vorstellungsgespräch, könnte dies sogar ersatzlosausfallen. Planen Sie daher Reservezeit, falls Sie durch hohes Verkehrsaufkommen, Staus oderZugausfälle aufgehalten werden.

Wichtig ist auch, dass Sie sich bereits vor Ihrer Anreise Gedanken über Anfahrtswege erkundigenund verstanden haben, wo das Vorstellungsgespräch genau stattfinden wird. Halten Sie sich anetwaige übermittelte Anreiserichtlinien des Unternehmens im Hinblick auf die Buchung des Flugs,der Bahn oder der Übernachtung, sollte das Gespräch nicht in der Nähe Ihres Wohnortesstattfinden.

5Bewerberknigge Deutschland 2015 © ICUnet.AG

2. Terminbestätigung und Dress Code

Bestätigen Sie Ihren Termin zum Vorstellungsgespräch

Auch hier spielt die hohe Unsicherheitsvermeidung eine große Rolle. Da Deutsche mitUngewissheit schlechter umgehen können als andere Kulturen, wird von Ihnen in manchen Fällenerwartet, dass Sie Ihren Termin zum Vorstellungsgespräch zuvor möglichst telefonisch bestätigen.Nutzen Sie das Gespräch ruhig, um die Namen aller Gesprächspartner für dasVorstellungsgespräch in Erfahrung zu bringen.

Wählen Sie eine passende Kleidung

Generell wird in Deutschland auf angemessene und korrekte, jedoch unauffällige Kleidung Wertgelegt. Die Angst davor, mehr darzustellen als man sich selbst zubilligt, ist auch an der Kleidungder Deutschen ablesbar.

Von Männern wird ein gepflegtes Äußeres erwartet – je nach Branche und Position ist das entwederBerufskleidung oder ein dunkler Anzug mit entsprechender, unauffälliger Krawatte. InVorstandsetagen dominieren die Farben blau, grau, schwarz und braun.

Frauen sollten sich weder zu elegant noch zu schick kleiden. Generell gilt für Frauen nur Röcke oderKleider zu tragen, die mindestens bis kurz übers Knie reichen. Tiefe Ausschnitte sowie besondershohe Absätze sollten vermieden werden.

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3. Begrüßung und Anrede

Was Sie bei Begrüßung und Anrede beachten sollten

In Deutschland ist es üblich, sich zur Begrüßung die Hand zu reichen und dabei den Partner direktanzusehen. Die allgemein üblichen Begrüßungsformeln sind „Guten Morgen“ (bis ca. 10 Uhr) und„Guten Tag“ (nach ca. 11 Uhr), salopper auch „Hallo“ oder „Hi“. Die Abschiedsformel lautet „AufWiedersehen“, (im privaten Kreis auch „Tschüss“ oder „Ciao“).

Grundsätzlich spricht man sich in Deutschland mit dem Nachnamen und „Sie“ an, so auch imVorstellungsgespräch. Auch das Benutzen oder Weglassen akademischer Titel in der Anrede istgeregelt: Grundsätzlich gehört der Titel Doktor oder Professor zum Namen und damit auch zurAnrede.

Titel soll man in der Anrede stets in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Namen gebrauchen,z. B. Frau Professor Xy, Herr Doktor Xy. Nur auf Wunsch des Anzuredenden ist der Titelwegzulassen.

Die normale Anrede ist immer Herr oder Frau und der Nachname. Sagt man nur den Nachnamen,wirkt dies schroff und unhöflich, ein Eindruck, den Sie als Bewerber wahrscheinlich nichthinterlassen möchten.

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3. Ablauf und Selbstpräsentation

Small Talk zu Beginn des Gesprächs ist gern gesehen und weckt Sympathien

Präsentieren Sie Ihren Beruflichen Werdegang und heben Sie Qualifikationen hervor

Gewöhnlich werden Sie gebeten, sich kurz vorzustellen, wofür man Ihnen ca. 10 Minuten Zeitgeben wird. Lesen Sie sich daher noch vor Ihrem Gespräch Ihre eingereichtenBewerbungsmaterialien nochmals genau durch, insbesondere Anschreiben und Lebenslauf, aberauch Zeugnisse und eventuelle Arbeits- oder Aufenthaltserlaubnis. In Ihrem Gespräch wird sehrwahrscheinlich öfter Bezug darauf genommen werden.

Die ersten 10 Minuten dienen dazu, um Ihren Lebenslauf (aus dem Gedächtnis, nicht ablesen), dasheißt Ihre Schulausbildung, Ausbildung, Studium etc. sowie Ihren beruflichen Werdegangstrukturiert vorzustellen. Gehen Sie hier chronologisch vor und vermeiden Sie bestmöglich Sprüngevon einer Station in Ihrem Leben zu einer anderen, da die Deutschen sehr viel Wert auf Linearitätlegen.

Erläutern Sie auch jeweils das „warum“ (warum Praktikum XY, warum Studium XY, warumWeiterbildung XY), das aus dem Lebenslauf alleine nicht sichtbar wird. Dabei sollten Sie dieangestrebte Position fest im Blick haben.

Eigentlich fast unüblich für die sachorientierteDeutsche Kultur beginnt diese erste Phase desVorstellungsgesprächs meist sehr locker. LeichteThemen und Small Talk dienen dem Aufwärmen undgegenseitigen Kennenlernen.

Es werden Sie Fragen erwarten wie „Haben Sie guthergefunden?“ oder „Darf ich Ihnen einen Kaffeeoder Tee anbieten?“. Ihre Chance, einen erstensympathischen Eindruck zu hinterlassen.

Fokussieren Sie Ihre Ausführungen auf die für denzukünftigen Arbeitgeber wichtigen Stationen undsprechen Sie die übrigen nur sehr kurz an.

Bedenken Sie, was Sie sagen sollte sich natürlichmit Ihrem Lebenslauf decken. Stellen Sie heraus,weshalb Sie für die angestrebte Stelle oderAusbildung genau der richtige sind.

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3. Umgang mit Fragestellungen

Schrecken Sie nicht vor Fragen nach eventuellen zeitlichen „Lücken“ (Zeitspanne ohneBeschäftigung) in ihrem Lebenslauf oder vor der Frage, warum Sie gegebenenfalls häufiger denArbeitsnehmer und das Berufsfeld gewechselt haben.

In Deutschland wird sehr direkt kommuniziert, was auf andere Kulturen äußerst unhöflich wirkenkann. Die direkte Art gilt dabei als Ausdruck von Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit. Deutsche werdendagegen ungeduldig, wenn sie keine klaren Informationen bekommen.

Fragen Sie also ruhig offen nach, wenn Sie eine Frage nicht verstanden haben, bevor Sie sich unklarausdrücken und um den heißen Brei herumreden.

Informieren Sie sich über das Unternehmen um Fragen beantworten zu können

Zu einer tadellosen (ein häufig gebrauchter Begriff in Deutschland) Vorbereitung für einBewerberinterview zählt unter anderem, sich über das Unternehmen, bei der man sich bewirbt, zuinformieren (Geschäftsbereich, Produkte, Dienstleistungen, Branche etc.). Haben Sie auf Fragenüber das Unternehmen keine Antworten parat, könnte Ihr Gesprächspartner meinen, Sie würdensich nicht ausreichend interessieren.

Stellen Sie selbst Fragen, um Interesse zu demonstrieren

Fragen stellen ist ein Pluspunkt: Zeigen Sie Interesse! Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit wird manSie im Vorstellungsgespräch bitten, Fragen zu stellen. Dies ist ebenfalls der deutschen direktenKommunikationsweise geschuldet. Scheuen Sie sich also nicht davor, sich über IhreAufgabengebiete, Arbeitszeitgestaltung (Flexibles Arbeitszeitmodell wie Gleitzeit, Stempelsystemetc.) künftigen Kollegen, Beschäftigungsbeginn etc. zu erkundigen.

Fragen zu Gehaltsvorstellungen sollten jedoch im Vorfeld wohl durchdacht sein und werden in derRegel vom Gesprächspartner des Unternehmens in die Wege geleitet.

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4. Gehaltsvorstellung und -verhandlung

Wie Sie richtig über Ihr Gehalt verhandeln können

http://www.make-it-in-germany.com/de/fuer-fachkraefte/arbeiten/branchenportraets

Von Vorteil ist es, wenn Sie als Argumente Ihre fachlichen Fähigkeiten, Berufserfahrung, Erfolgesowie weitere Qualifikationen (Weiterbildungen, Sprachkurse) vorbringen.

Beachten Sie dabei, dass Ihre Gehaltsvereinbarungen immer über das Bruttoeinkommen geführtwird. Das bedeutet, dass Sie von Ihrem Gehalt monatlich einen Teil (nennt sich Steuern) an denDeutschen Staat abgeben müssen. Das Gehalt, dass Sie am Ende erhalten heißt in DeutschlandNettoeinkommen (in etwa Bruttogehalt abzüglich -30%).

Können Sie Ihre Gehaltsvorstellungen gut begründen,können Sie in Deutschland in der Regel ein höheresGehalt aushandeln. Überlegen Sie sich gute Argumente,warum Sie mehr verdienen wollen, wenn Ihnen IhrGesprächspartner ein zu niedriges Gehaltsangebotmacht.

Für Ihre Argumentation können Sie Branchenvergleicheheranziehen.

Welche Branchen (Gesundheits- und Pflegewirtschaft,IT und Telekommunikation etc.) es in Deutschland gibterfahren Sie auch unter

Über das typische Gehalt Ihrer Branche erhalten Sie beibeispielsweise bei der Industrie- und Handelskammer(IHK) Auskunft.

Viel Erfolg bei Ihren Gehaltsverhandlungen sowie Ihrem Bewerberinterview wünscht Ihnen die

ICUnet.AG, strategischer Business Partner für Interkulturelle Beratung, Assessment, Kompetenzentwicklung und Global Mobility.

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HerausgeberICUnet.AGFritz-Schäffer-Promenade 194032 PassauTelephone: +49 851 988666-0Fax: +49 851 988666-70Email: [email protected]: www.icunet.ag

Stand: Juli 2015

Hauptsitz der GesellschaftICUnet.AGFritz-Schäffer-Promenade 194032 Passau

GeschäftsführerDr. Fritz Audebert

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5. Impressum