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Kindertagesstätte Lindwurm Magistrat der Stadt Braunfels K O N Z E P T I O N

Das Bild vom Kind - Braunfels · Das Bild vom Kind 2.1. Inklusion 2.2. Partizipation 2.3. ... ihre eigene Identität mit unterschiedlichen Schwerpunkten ... Lebenslagen und mit Entwicklungsproblemen

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Kindertagesstätte

Lindwurm

Magistrat der

Stadt Braunfels

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Kindertagesstätte „Lindwurm“ Buchwaldstraße 6 35619 Braunfels-Tiefenbach Tel.: 06473-2622 Mail: [email protected] Leitung : Ute Hauck Impressum: Team der Kindertagesstätte „Lindwurm“ (Ute Hauck, Petra Zuther, Eva Schüller, Gabi Bode, Melanie Pohl) Für die fachliche Begleitung möchten wir Frau Andrea Eitel (Diplom Sozialpädagogin) an dieser Stelle unseren herzlichen Dank aussprechen. Stand: Juli 2015 Dieses Konzept kann nur ein Dokument auf Zeit sein, das immer wieder zur Aus-einandersetzung mit der Arbeit einlädt und aktuell überarbeitet werden muss.

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Inhaltsverzeichnis

1. Unsere Kindertagesstätte stellt sich vor 2. Das Bild vom Kind 2.1. Inklusion 2.2. Partizipation 2.3. Umgang mit Diversion – Unterschieden und Anderssein 2.3.1. Umgang mit individuellen Unterschieden und sozio-kultureller Vielfalt 2.4. Genderstrategien 2.5. Umgang mit Anliegen der Kinder (Beschwerdemanagement) 3. Bildung, kindliches Lernen und das Spiel

4. Erziehungspartnerschaft im Sinne der Partizipation 4.1. Kontakte 4.2. Elterngespräche 4.3. Informationen 4.4. Information und Austausch – Umgang mit Beschwerden (Beschwerdema-

nagement 4.5. Mitwirkung der Eltern 5. Übergänge / Transitionen 5.1. Übergänge – von zu Hause in die Kindertagesstätte 5.2. Übergänge – von der Kindertagesstätte in die Schule 6. Basiskompetenzen von Kindern 6.1. Individuumsbezogene Kompetenz 6.2. Kompetenz zum Handeln im sozialen Kontext 6.3. Lernmethodische Kompetenz 6.4. Kompetenz im Umgang mit Veränderungen und Belastungen 7. Unser pädagogisches Angebot 7.1. Ritualisierter Tagesablauf 7.2. Das Freispiel 7.3. Bewegungserfahrungen 7.4. Musikalisch-rhythmische Erfahrungen 7.5. Mathematische und technische Erfahrungen 7.6. Künstlerische und gestalterische Erfahrungen 7.7. Umwelt und Natur 8. Beobachtung und Dokumentation 9. Rollen und Aufgabenverständnis der Fachkräfte

10. Kooperation und Vernetzung 10.1. Zusammenarbeit mit den Kindertagesstätten der Stadt Braunfels 10.2. Grafik zur Kooperation und Vernetzung 10.3. Das Familienzentrum als wichtiger Knotenpunkt in kommunalen Netzwer-

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11. Qualitätsentwicklung der Stadt Braunfels für den Bereich „Kinderbe- treuungseinrichtungen“

12. Leitbild unserer Kindertagesstätte 13. Literatur

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Vorwort des Bürgermeisters Liebe Mütter und Väter, ein Meilenstein im Leben Ihres Kindes steht bevor, Sie entlassen Ihr Kind wahrscheinlich zum ersten Mal aus Ihrer Obhut, um es für einige Stunden den MitarbeiterInnen der Kindertages-stätte zu überlassen. Dies ist für Sie sicher kein einfacher Schritt und Sie werden sich fragen, was erwartet mein Kind und uns als Eltern? Die Konzeption, die Sie in den Händen halten, wurde von den MitarbeiterInnen der Kinder-tagesstätte erarbeitet, um Ihnen Antworten auf Ihre Fragen zu geben, um über die Einrich-tung, ihre Zielsetzungen und die Schwerpunkte der pädagogischen Arbeit zu informieren. Sie soll Ihnen ermöglichen, den Alltag der Kindertagesstätte kennen zu lernen. Die Stadt Braunfels hat insgesamt fünf Kindertagesstätten in kommunaler Trägerschaft, de-ren Anspruch sich formal aus dem Bildungs- und Erziehungsplan Hessen ergibt, jede Einrich-tung hat jedoch die Möglichkeit, ihre eigene Identität mit unterschiedlichen Schwerpunkten zu entwickeln. Beim Studium der Konzeption werden Sie feststellen, dass Sie Ihr Kind in die Hände von pä-dagogisch gut ausgebildeten MitarbeiterInnen geben, die nach einem durchdachten Plan arbeiten, die den Kontakt mit den Eltern suchen und Ihnen auch für weitere Fragen gerne zur Verfügung stehen. Ihr Wolfgang Keller Bürgermeister

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Um die Lesbarkeit zu vereinfachen wird auf die zusätzliche Formulierung der männli-chen Form verzichtet. Wir möchten deshalb darauf hinweisen, dass die ausschließli-che Verwendung der weiblichen Form explizit als geschlechtsunabhängig verstanden werden soll. 1. Unsere Kindertagesstätte stellt sich vor Die Kindertagesstätte „Lindwurm“ ist eine von 5 kommunalen Einrichtungen, dessen Träger die Stadt Braunfels ist. Im Ortskern von Tiefenbach gelegen ist die Kinderta-gesstätte im Gebäude der Grundschule (die Kindertagesstätte befindet sich im Erd-geschoß) integriert und grenzt an die Mehrzweckhalle sowie das Gebäude der Feu-erwehr von Tiefenbach. Wir betreuen Kinder im Alter von 2 – 6 Jahren. Zum Personal der Kindertagesstätte gehören die Leitung, das pädagogische Fachpersonal sowie eine Hauswirtschafts-kraft und eine Reinigungskraft. Bei Krankheit, Urlaub und Fortbildungen stehen uns Vertretungskräfte zur Verfügung. Wir begleiten Praktikantinnen während ihrer Ausbil-dung und arbeiten eng mit sozialpädagogischen Fachschulen zusammen. Den Kindern stehen folgende pädagogische Räume zur Verfügung: Zwei Gruppenräume mit verschiedenen Angebotsbereichen (Kreativbereich,

Baubereich, Bereich für Rollenspiele, Bewegungslandschaft für 2 – 3jährige, zweite Ebene mit Lese- und Ruhebereich, separater Frühstücksbereich).

Ein Bewegungsraum für 4 – 6jährige Kinder. Ein Waschraum mit separatem Toilettenbereich und Duschkabine. Ein Hofgrundstück, teils gepflastert, zur Benutzung durch Kinderfahrzeuge,

der andere Teil besteht aus einer großzügigen Sandfläche, auf der sich eine Kletterholzburg mit Rutsche und Schaukel sowie eine Nestschaukel für Kinder unter 3 Jahren befindet. In einem Holzhaus sind die Spielgeräte für die Kinder untergebracht.

2. Das Bild vom Kind Kinder sind von Geburt an eigenständige Persönlichkeiten. Sie sind neugierig, vielseitig interessiert und haben Freude am Lernen. Kinder lernen aus sich heraus, ihr Lerneifer ist bemerkenswert groß. Mit den unterschiedlichsten Stärken und Ressourcen ausgestattet entwickeln sie sich in der Interaktion mit ande-ren Kindern und Erwachsenen weiter. Sie sind in der Lage ihre Bildung von Anfang an mitzugestalten. Für uns Fachkräfte bedeutet dies, den Kindern mit Respekt und Wertschätzung zu begegnen. Ihre Interessen wahrzunehmen, sie in ihrem Tun zu beobachten und die Interessen der Kinder aufzugreifen und mit ihnen weiter zu entwickeln (Siehe Punkt 8).

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2.1. Inklusion Aus der Erkenntnis heraus, dass jedes Kind besonders ist arbeiten wir nach dem An-satz der Inklusion, das heißt Kinder mit besonderen Bedürfnissen, in schwierigen Lebenslagen und mit Entwicklungsproblemen haben ein Recht auf bedingungslose Teilhabe und angemessene Unterstützung für ihre Entwicklung und Bildung. Inklusi-on betrifft alle Menschen, die am pädagogischen Alltag teilnehmen – Kinder und Er-wachsene. Inklusion verändert das Bildungsangebot und die Kultur der Einrichtung, die konsequent den gleichberechtigten Zugang aller Kinder ermöglichen und gestal-ten und die Vielfalt einer Kindergruppe als Chance nutzen 2.2. Partizipation Es ist uns wichtig, die Bedürfnisse und Gefühle der Kinder ernst zu nehmen und da-rauf einzugehen. Daher werden sie bei Alltagsentscheidungen so oft wie möglich einbezogen und nach ihrer Meinung gefragt. Die Offenheit für andere Ansichten und Individualität stehen dabei im Vordergrund. Dabei haben Erwachsene im respektvol-len Umgang miteinander eine Vorbildfunktion für die Kinder. Möchte ein Kind an einem Angebot der Erzieherinnen nicht teilnehmen, steht ihm das zu. Dennoch lernen alle Kinder bei uns, sich auf Neues einzulassen und sich mit Aufgaben auseinanderzusetzen, die nicht immer nur Spaß machen können. Dadurch, dass die Themen der Kinder in den Kita-Alltag einbezogen werden, haben sie die Chance, sich mit Fragestellungen zu beschäftigen, die sie wirklich interessie-ren und bei denen sie an bereits vorhandene Kenntnisse anknüpfen können. Wenn Lernen in der Kita Spaß macht, haben Kinder auch künftig mehr Freude am Lernen. Partizipation ist uns auch im Sinne der Inklusion ein Anliegen, damit alle Kinder (un-abhängig davon, wie weit sie entwickelt sind oder ob sie besonderen Förderbedarf haben) aktiv an der Gestaltung des Alltags mitwirken können und einen Platz in ihrer Gruppe finden. Alle Kinder sind verschieden – das ist eine Herausforderung, aber vor allem eine Chance um voneinander zu lernen. Wie wird Partizipation mit den Kindern im Alltag gelebt:

- Gestaltung eines Gesprächskreises - Ämterplan - Anlegen einer Spielekartei - Auswahl des Mittagessens

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2.3. Umgang mit Diversion – Unterschieden und Anderssein Unabhängig von den jeweiligen Entwicklungsvoraussetzungen hat jedes Kind den

gleichen Anspruch darauf, in seiner Entwicklung und seinem Lernen angemessen

unterstützt und gefördert zu werden. Es soll darin gestärkt werden, sich zu einer ei-

genverantwortlichen Person zu entwickeln. Die Entwicklung von Kindern verläuft in-

dividuell, so bestehen beträchtliche Unterschiede zwischen Kindern gleichen Alters.

Manche sind in ihrer Entwicklung auffällig, gefährdet oder beeinträchtigt, andere sind

in der Entwicklung deutlich voraus. Auch bei ein und demselben Kind kann es Ent-

wicklungsunterschiede geben, es kann in einem Bereich Stärken, in einem anderen

Bereich Schwächen haben.

„…...in Hessen bestehen Angebote für Kinder mit Behinderungen vom vollendeten

3.Lebensjahr bis Schuleintritt in Tageseinrichtungen und damit werden Lern- und Le-

bensfelder in Regelkindergärten für alle Kinder geschaffen.“1

Anmerkung: Diese Angebote gibt es seit 2014 bereits ab dem 1. Lebensjahr (siehe

“Vereinbarung zur Integration von Kindern mit Behinderung vom vollendeten 1. Le-

bensjahr bis Schuleintritt in Tageseinrichtungen für Kinder“ vom 01.08.2014).

Wir fügen die Elementärpädagogik des Regelkindergartens, Sonderpädagogik und

Therapie zu sich ergänzenden Konzepten zusammen. Für unsere Arbeit bedeutet

dies eine enge Zusammenarbeit von Elternhaus, Kindertagesstätte, Ärzten und

Therapeuten. Wir schaffen eine Umgebung, die den Entwicklungsbedürfnissen „aller“

Kinder entspricht. Spiel-,Lern- und Erfahrungsangebote werden so vorbereitet, dass

Kinder mit unterschiedlichstem Entwicklungsstand unter Berücksichtigung ihrer indi-

viduellen Fähigkeiten, gemeinsam aktiv werden können.

Klare, überschaubare, gegebenenfalls individuelle Regelungen und Strukturen für

das soziale Zusammenleben und den Alltag werden erarbeitet, festgehalten und wei-

terentwickelt. Intensive Beobachtungen, das Erstellen von Entwicklungsbögen (z. B.

Quint), Hilfeplangespräche mit allen Beteiligten, Zielvereinbarungen von Elternhaus

und Kindertagesstätte prägen die Arbeit im Bereich der Inklusion in unserer Einrich-

tung.

2.3.1. Umgang mit individuellen Unterschieden und sozio-kultureller Vielfalt In der Gestaltung des Kita-Alltags orientieren wir uns in erster Linie an den Jahres-

zeiten und den unterschiedlichen Festen und Traditionen, die uns durch das Jahr

begleiten.

Beispiele dafür sind: Laternenfest, Weihnachtsfeier, Ostern, Sommerfest u. a.

Diese können immer wieder kehrende Rituale sein, die den Kindern Orientierung und

Sicherheit geben und sie die unterschiedlichen Jahreszeiten bewußt erleben lassen.

1 Hessischer Bildungs- und Erziehungsplan

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Kulturelle Aufgeschlossenheit und Neugier werden von uns als Chance angesehen

ein gegenseitiges Verständnis für Unterschiede und Anderssein bei den Kindern und

Erwachsenen zu entdecken.

Die religionspädagogische Arbeit in der Kindertagesstätte ist kein gesonderter, be-

sonders hervorgehobener Bereich sondern ist integrierter Bestandteil bei verschie-

denen Aktionen und macht deutlich, wie Nächstenliebe, Anteilnahme und Akzeptanz

gelebt werden können.

Wir sehen die Arbeit mit unterschiedlichen Religionen und Kulturen als Chance zu

einem friedlichen, interkulturellem Miteinander.

2.4. Genderstrategien Für die Entwicklung der Geschlechtsidentität sind die Jahre im Kindergarten und in der Schule von besonderer Bedeutung. Kinder setzen sich dabei intensiv damit aus-einander, was es ausmacht, ein Junge oder ein Mädchen zu sein. Sie entwickeln ihre eigene Geschlechtsidentität, mit der sie sich sicher und wohl fühlen. In unserer Einrichtung, in der Kinder aus verschiedenen Kulturen und Religionen miteinander spielen und lernen, begegnen sich unterschiedliche Werte und Normen auch in Bezug auf Sexualität. Kindliche Sexualität äußert sich vor allem in dem Bedürfnis nach Geborgenheit, Zärt-lichkeit und Nähe, der Freude und der Lust am Körper. Unsere Aufgabe sehen wir darin, die Kinder zu gegenseitiger Wertschätzung und Respekt zu erziehen. Die Vermittlung spezieller kultureller oder religiöser Werte betrachten wir als Aufgabe der Eltern. Wir fördern die ganzheitliche Entwicklung der Kinder. Nur wenn ein Kind sich selbst, seinen Körper und seine Grenzen kennt, ist es in der Lage die Grenzen anderer zu respektieren. Unsere Kinder sollen lernen achtsam und rücksichtsvoll miteinander umzugehen. 2.5. Umgang mit Anliegen der Kinder (Beschwerdemanagement) Auch im Umgang mit den Anliegen und Beschwerden der Kinder, begegnen wir uns auf Augenhöhe: Jedes Kind weiß, dass es sich mit seiner Beschwerde jederzeit an alle MitarbeiterIn-nen wenden kann. Die Fachkräfte sind ihnen vertraut und sie machen die Erfahrung, dass sie mit ihren Beschwerden ernst genommen werden. Wir achten auf einen res-pektvollen und fairen Umgang mit der Problematik und gemeinsam erarbeiten wir Lösungsansätze.

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3. Bildung, kindliches Lernen und das Spiel Kinder sind von Geburt an sozial eingebunden und bringen sich aktiv mit ihren Kom-petenzen in das Bildungsgeschehen ein. In der Interaktion mit anderen Kindern und Erwachsenen findet Bildung statt. Erwachsene sind dazu angehalten, den Kindern ein ko-konstruktive Haltung anzubieten, das bedeutet, sich mit ihnen im Dialog aus-einanderzusetzen. Wir sind Vorbilder und werden von den Kindern genau beobachtet und imitiert. In unserer Einrichtung schaffen wir für die Kinder ein Umfeld, welches von Vertrauen geprägt ist, so dass sie sich angenommen und wohl fühlen. Das ist die Basis für das Lernen. Kinder lernen spielerisch und experimentell, sich mit Inhalten auseinander zu setzen. Sie lernen nachhaltig all das was sie interessiert und emotional bewegt. Sie lernen im Spiel mit allen Sinnen und im Zusammenhang. Ne-ben inhaltlichem experimentellem Lernen während des Freispiels, ist das Lernen von sozialen Prozessen gleichwertig. Freiraum für „entdeckendes Lernen“ ist ebenso wichtig wie Rituale und Regeln, die das Miteinander bestimmen. Kinder profitieren am meisten, wenn sie möglichst viel selbst tun können. Sie brau-chen die Wiederholung, um ihr gelerntes Wissen einüben zu können. Daran orientiert sich unser ritualisierter Tagesablauf in der Einrichtung, welcher geprägt ist von freien Spielphasen, Ritualen und gemeinsamen Aktivitäten. (Siehe Punkt 7.1.)

4. Erziehungspartnerschaft im Sinne der Partizipation Eltern sind die wichtigsten Bezugspersonen für das Kind. Aus diesem Grund ist uns ein vertrauensvolles und partnerschaftliches Verhältnis mit allen Eltern wichtig, indem wir uns respektvoll auf gleicher Augenhöhe gegenüber-stehen und uns in gegenseitiger Wertschätzung zum Wohle des Kindes austauschen können. 4.1. Kontakte Während der Anmeldung Ihres Kindes haben Sie die Gelegenheit, die Kindertages-stätte zu besichtigen und erste Kontakte zu knüpfen. Mit der Aushändigung der An-meldeformulare wird Ihnen ebenfalls unsere Konzeption zur Einsichtnahme ausge-händigt. Wir bitten darum, die Konzeption zurückzugeben, sie kann jederzeit erneut bei uns ausgeliehen werden. Mit Ihrer Unterschrift auf dem Anmeldeformular erklären Sie sich mit den Inhalten unserer Konzeption einverstanden.

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4.2. Elterngespräche Im Aufnahmegespräch lernen sich Eltern und Erzieherinnen näher kennen. In diesem Gespräch haben Sie die Möglichkeit, Einblicke in unsere pädagogische Arbeit zu be-kommen und uns Informationen über Ihr Kind mitzuteilen, damit sich Ihr Kind bei uns wohlfühlen kann. In der Eingewöhnungsphase, die in Anlehnung an das „Berliner Eingewöhnungsmo-dell“ stattfindet, bekommen Sie weitere Einblicke in den Kindergartenalltag. Nach der Eingewöhnungszeit tauschen wir uns in einem Gespräch mit den Eltern darüber aus, wie die Eingewöhnung gelungen ist. Da Erzieherinnen und Eltern eine unterschiedliche Sichtweise auf das Kind haben, sind diese Gespräche sehr wichtig. Weitere Gespräche können in kurzen Tür- und Angelgesprächen (max. 5 Minuten) oder nach vorheriger Terminabsprache für ein längeres Gespräch stattfinden. Weiterhin besteht die Möglichkeit einmal im Jahr ein Entwicklungsgespräch zu füh-ren, um sich über den Entwicklungsstand des Kindes auszutauschen. 4.3. Informationen

Wichtige Informationen und frühzeitige Terminbekanntgaben finden Sie an unserer Informationstafel im Eingangsbereich (unter anderem die Schlie-ßungszeiten).

In regelmäßigen Elternbriefen informieren wir Sie über Neuigkeiten und Ver-änderungen.

Handzettel mit Informationen bekommen Kinder, die alleine nach Hause ge-hen, mitgegeben.

Es finden regelmäßig Elternabende statt. 4.4. Information und Austausch – Umgang mit Beschwerden (Beschwerdema-nagement) Im Laufe der Jahre, die das Kind unsere Einrichtung besucht, finden regelmäßige Entwicklungsgespräche statt (jährlich und individuell bei Bedarf), damit wir uns dar-über austauschen können, wie das Kind sich Zuhause entwickelt, welche Fortschritte es bei uns macht und, wo seine Stärken liegen. „Jeder der Bildungsorte [Familie und Kita] hat seine Stärken und seine Grenzen.“2 Diese gilt es herauszufinden, um das Beste für das Kind bewirken zu können. Dazu dienen uns neben alltäglichen Erfah-rungen auch gezielte Beobachtungen und die Bildungs- und Lerngeschichten im Portfolio als Hilfe. Bestimmte Entwicklungsphasen, wie die Trotz- und Autonomiephasen der Kinder, erfordern genauere Abstimmung darüber, wie mit dem jeweiligen Kind umzugehen ist. Dabei verbindet uns mit den Familien das gemeinsame Ziel, dass Kinder sich ei-nerseits als wertvoll und kompetent erleben, sich aber andererseits als Teil eines so-zialen Netzwerkes betrachten lernen, was ihnen die Einhaltung von Grenzen abver-langt. Eigene Bedürfnisse sind wichtig, müssen jedoch manchmal zurückgestellt werden.

2 Zit. Hessisches Kultusministerium/ Hessisches Sozialministerium (2007) (33)

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Die Familie als erste Bildungsinstanz der Kinder ist da von entscheidender Bedeu-tung. Durch eine gute Zusammenarbeit, die von Vertrauen, Verständnis, Offenheit und Toleranz geprägt ist, ist es uns als Kita auch möglich, unsere Angebote besser an die Bedarfe der Familien anzupassen. Dennoch kann es natürlich zu Unzufrie-denheit und Kritik kommen, auf die wir angemessen reagieren möchten. Die Fachkräfte unserer Kindertagesstätten und deren Träger –die Stadt Braunfels- nehmen Beschwerden ernst. Durch die Erarbeitung eines Beschwerdemanagement-Instrumentes soll die Zufriedenheit aller an der frühkindlichen Bildung Beteiligten ge-steigert werden. Um dieses Ziel zu erreichen, bieten wir eine transparente Bearbei-tung eingehender Beschwerden. Der Prozess der Beschwerdebearbeitung ist für alle Mitarbeiterinnen verbindlich fest-gelegt und wird schriftlich dokumentiert. Gesamtverantwortlich für den Prozess des Beschwerdemanagements ist die jeweilige Kindertagesstättenleitung. Für jede Kindertagesstätte gibt es das gleiche Ablaufschema zum Umgang mit Be-schwerden (siehe Schaubild):

Der Weg der Beschwer-de

persönlich – telefonisch – schriftlich

an

MitarbeiterInnen

ElternvertreterIn-nen

Träger

Beschwerdeeingang

Beschwerdebearbeitung

Abschluss

Bitte beachten Sie: Von Seiten der Fachkräfte und des Trägers wird festge-legt, dass anonyme Beschwerden nicht mehr bearbeitet werden können!

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4.5. Mitwirkung der Eltern

Der Elternbeirat ist das Bindeglied zwischen den Eltern, Fachkräften der Kin-dertagesstätte und dem Träger unserer Einrichtung. Gerne können Sie sich zum Elternbeirat aufstellen lassen, um Ihre Begabungen und Kompetenzen mit einzubringen. Weitere Informationen sind in der Satzung zu finden, die bei der Anmeldung ausgehändigt wird.

Feste und Feiern im Kindergartenjahr sind schöne Traditionen, die besonders das Gemeinschaftsgefühl zwischen den Familien, der Kindertagesstätte und der Dorfgemeinschaft stärken.

Zur erweiterten Unterstützung von Familien bieten wir im Sinne eines Famili-enzentrums Räume und Angebote von diversen Experten u. a. an ausgewähl-ten Standorten in Tiefenbach sowie in anderen Braunfelser Stadtteilen an (siehe Punkt 10.3.).

5. Übergänge / Transitionen Von Übergangsgestaltung (Transitionen) spricht man, wenn es sich für die Beteiligten um komplexe Wandlungsprozesse handelt. Dies trifft zu, wenn das Kind und der Fa-milie ein Übergang von „zu Hause in die Kindertagesstätte“ oder von „der Kinderta-gesstätte in die Grundschule“ bevorsteht. Dies sind für die Familien und ihre Kinder Wandlungsprozesse, in denen sich die Persönlichkeit und das Rollenverständnis verändern bzw. wandeln. Im Zuge dieser diversen Übergänge bewältigen das Kind und dessen Eltern eine Reihe von Anforderungen, die sich als Entwicklungsaufgaben verstehen lassen und bei denen drei Ebenen zu berücksichtigen sind: Individuelle Ebene:

Anforderungen an die Kinder Anforderungen an die Eltern

Starke Emotionen, die auf das Kind zukommen, müssen bewäl-tigt werden, z. B. steht die Tren-nung von den Eltern bevor, es lässt sich auf viele neue Kinder und neue fremde Erwachsene ein.

Neue Kompetenzen werden er-worben, neue Eindrücke müssen verarbeitet werden.

Es muss sich auf die Besonder-heiten der neuen Gruppe einlas-sen.

Die Identität des Kindes wird durch einen neuen Status verän-dert, vom „großen“ Kind zu Hause wird es zu einem „kleinen“ Kin-dergartenkind.

Ebenso kann dies bei den Eltern starke Emotionen auslösen, wenn ihr Kind die vertraute Umgebung verlässt und sich neue Räume er-schließt. Es gilt Abschied zu neh-men von einer besonderen inten-siven Eltern- Kind-Zeit.

Es besteht zu Beginn evtl. noch Unsicherheit im Umgang mit den Erzieherinnen.

Sich evtl. erstmalig für längere Zeit vom Kind lösen.

Bereitschaft, die Erziehungsarbeit der Kindertagesstätte mitzutragen usw.

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Interaktionale Ebene:

Anforderungen an die Kinder Anforderungen an die Eltern

Veränderung bzw. Verlust beste-hender Beziehungen verarbeiten, Kontakte zu einzelnen Kindern eingehen und ausbauen.

Neue Beziehungen zu den Erzie-herinnen aufnehmen.

Rollen verändern können, sich in eine bestehende Gruppe einglie-dern und eine Position finden.

Die Bindungsbeziehung zum Kind weiterentwickeln und dieses mit seinen veränderten Bedürfnissen wahrnehmen.

Freude über die Entwicklungsfort-schritte und zunehmende Selbst-ständigkeit des Kindes mit ihm und anderen vertrauten Beteilig-ten teilen.

Soziale Beziehungen erweitern.

Kontextuelle Ebene (Lebensumwelt):

Anforderungen an die Kinder Anforderungen an die Eltern

Sich auf einen neuen Tages- Wo-chen- und Jahresablauf einstellen können.

Sich in eine neue Umgebung ein-finden und neue Anforderungen erfüllen.

Sich aktiv mit den Unterschieden der Umgebungen auseinander setzen und diese als Bestandteile in die eigene Lebensumwelt zu in-tegrieren.

Mit unterschiedlichen Anforderun-gen (wie z. B. pünktliches Bringen und Abholen und evtl. Wiederein-stieg in den Beruf) zurecht kom-men.

Andere Eltern und Erzieherinnen z. B. als Ressource für einen Aus-tausch von Erfahrungen nutzen zu können.

5.1. Übergänge - Von zu Hause in die Kindertagesstätte Um einen erfolgreichen Übergang von zu Hause in die Kindertagesstätte zu gestal-ten, arbeiten wir mit einem Eingewöhnungskonzept, welches an das „Berliner Einge-wöhnungsmodell“ angelehnt ist. Übergänge sind Herausforderungen, bei denen sowohl positive Gefühle wie Vorfreu-de, Stolz und Neugier, als auch Gefühle von Verlust, Abschied, Unsicherheit und Angst aufkommen können - bei Eltern und Kind. Das Kind muss aus der Sicherheit vertrauter Beziehungen hinaustreten und sich auf neue Begegnungen, Umfelder und Regeln einlassen können. Dies wird den Kindern durch die sichere Bindung, die es zu den Eltern aufgebaut hat, erleichtert. Unser Eingewöhnungskonzept ermöglicht es, ihr Kind und Sie - als engste Bezugs-person - individuell und Schritt für Schritt, mit der neuen Situation vertraut zu ma-chen. Dies bedarf ein großes Maß an Vertrauen, welches mit Hilfe eines Aufnahme-gespräches sowie Schnuppertagen langsam aufgebaut wird, um die Kinder und die Familien emotional und vor allem individuell zu unterstützen.

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In unserer Einrichtung erhalten die Eltern nach einer ersten Kontaktaufnahme mit der Leiterin oder einer Erzieherin ein Anmeldeformular, das für den Träger der Einrich-tung bestimmt ist. Ebenso gibt es einen Familienerhebungsbogen, welcher Informati-onen über das Kind und seine Familie beinhaltet, die für den Übergang in die Kinder-tagesstätte von Bedeutung ist. Diese Informationen werden vertraulich behandelt und verbleiben in der Einrichtung. In einem späteren, ausführlichen Gespräch zwischen den Eltern und der Leiterin der Kindertagesstätte oder einer Gruppenerzieherin werden Fragen, welche die Aufnah-me und Eingewöhnung des Kindes in die Kindertagesstätte betreffen, besprochen. Ziel ist es, sich bei diesem Gespräch besser kennen zu lernen und die ersten Tage der Eingewöhnung für das Kind und die Familie zu besprechen und zu planen. Vorab können sie an zwei Schnuppertagen (voraussichtlich nachmittags), gemein-sam mit ihren Kindern die Einrichtung besuchen, um die Räume und die Mitarbeiter kennenzulernen. Die Eingewöhnung des Kindes in die Kindertagesstätte erfolgt zu einem mit den El-tern festgelegten Zeitpunkt in Anlehnung an das „Berliner Eingewöhnungsmodell“. Diesem Konzept liegen theoretische Grundlagen des Bindungskonzeptes zu Grunde, mit dem sich die Erzieherinnen intensiv auseinandergesetzt haben. Es geht davon aus, dass eine sichere Bindung zwischen Kind und Eltern ein „sicherer Hafen“ für das Kind darstellt. Damit vermitteln die Eltern, die das Kind zu Beginn begleiten, dem Kind Sicherheit und Vertrauen während dieser ersten Zeit. Somit verbringt ein Elternteil in den ersten Tagen zusammen mit dem Kind eine Stunde in unserem Gruppengeschehen, wobei diese Gruppe für die Zeit der Einge-wöhnung um die Hälfte der Kindergartenkinder reduziert wird, um dem neuen Kind gerecht zu werden. Jedes neu aufgenommene Kind hat „seine“ Ansprechpartnerin und Kontaktperson. Die Bezugserzieherin wird das Kind und die Familie in der Eingewöhnung und dar-über hinaus in der gesamten Kindergartenzeit begleiten. Die Eltern bieten den Kindern in dieser Zeit den „sicheren Hafen“, in das es immer wieder zurückkehren kann, wenn es sich mit der neuen Situation überfordert fühlt. Dadurch gewinnt es wieder an Sicherheit, um sich neuen Herausforderungen zu stel-len. Es ist bereit, die neue Umgebung weiter zu erkunden.

In Anwesenheit eines Elternteils gelingt es dem Kind, eine Beziehung zur Bezugser-zieherin aufzunehmen und auszubauen. Im geschützten Rahmen der elterlichen An-wesenheit, des „sicheren Hafens“, erfährt das Kind eine regelmäßige Zugehörigkeit zu einer festen Gruppe und erhält den Freiraum, sich individuell im Kontakt mit ande-ren Kindern und der Bezugserzieherin auszuprobieren. In dieser Zeit lernt das Kind neue Räume kennen und macht sich mit neuen Abläufen des Tages vertraut. Es lernt nach und nach neue Kinder und Erzieherinnen kennen. Die Möglichkeit, jederzeit in die schützende Nähe des Elternteils zurückgehen zu können, ermöglicht dem Kind eine individuell gestaltete Beziehungsgestaltung zur Bezugserzieherin.

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Die Eingewöhnungszeit ist von Kind zu Kind unterschiedlich lang. Wenn sich ein Kind nach dem Verabschieden vom Elternteil trennen kann und von der Bezugserzieherin trösten lässt, ist die neue Umgebung akzeptiert und die Eingewöhnung gelungen. Das Kind zeigt zunehmend Interesse an anderen Kindern und deren Aktionen, wenn es sich mit seiner neuen Identität wohl fühlt. Nun beginnt die Zeit des weiteren Be-ziehungsaufbaus mit der Bezugserzieherin, die die Beziehung zwischen ihr und dem Kind festigen soll. 5.2. Übergänge – Von der Kindertagesstätte in die Schule Wenn aus den Kindergartenkindern Schulkinder werden, bringt auch dieser Über-gang wieder Veränderungen mit sich. Für die Kinder bedeutet dies einen weiteren Identitäts-, Umfeld- und Beziehungs-wechsel, wobei jedes Kind wieder seine eigene Zeit der „Anpassung an die neue Situation“ benötigt. Durch eine enge und frühzeitige Zusammenarbeit (Beginn mit Anfang des letzten Kindergartenjahres bis zum Schuleintritt) von Kindertagesstätte und Schule ist es den Kindern möglich, diesen Übergang gut zu bewältigen. Die Kindertagesstätte und die Grundschule bieten den Kindern verschiedene Mög-lichkeiten an:

Zusätzliche Aktionen im Kindergartenalltag (z. B. Fahrten zum Bäcker, zur Feuerwehr, zum Mathematikum, etc.), welche in Vorgesprächen mit den Kin-dern immer wieder mit deren Interessen abgestimmt und diese bei der Pla-nung und Durchführung berücksichtigt werden. Anschließend werden diese Aktionen in Reflexionsgesprächen mit den Kindern aufgearbeitet und finden sich im Alltag wieder.

Ein Sprachprogramm, welches eines der speziellen Angebote für die Großen ist und sich auch auf die Struktur des Tagesablaufs auswirkt. Hier nehmen die Kinder die Veränderung des Kindergartenalltags wahr.

Schnuppertage in der Schule. Dabei können die Kinder an verschieden Tagen mit den aktuellen Schulkindern an einem gemeinsamen Frühstück teilnehmen, um evtl. Ängste abzubauen und sich langsam auf den bevorstehenden Über-gang vorbereiten.

Ebenso bietet die Schule Mitte des Jahres zwei Schnuppertage an, in denen die „großen Kindergartenkinder“ an jeweils zwei kompletten Unterrichtsstun-den teilnehmen können, um einen Einblick in das Schulgeschehen zu be-kommen. Diese Schnupperstunden beginnen mit der zweiten Stunde und en-den nach der dritten Stunde, wobei die Kinder eine große Pause und deren Spielangebote, Essenszeiten und den kommunikativen Austausch unterei-nander miterleben können. Diese Schnuppertage finden ohne Erzieherin statt.

In einer Projektwoche der Schule werden die Kinder tageweise mit einbezo-gen (unterschiedliche Themen z. B. forschen und experimentieren).

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Ein erfolgreicher Übergang von der Kindertagesstätte in die Schule ist dann erreicht, wenn das Kind sich mit seiner neuen Identität wohl fühlt und die jeweiligen Bildungs-angebote bestmöglich für sich nutzen kann. Auch für die Eltern stellt dieser Übergang wieder neue Herausforderungen dar. Das Kind löst sich mehr und mehr aus der engeren Bindung der Familie und wendet sich verstärkt Gleichaltrigen zu. Wird dieser Prozess von den Eltern positiv begleitet, fühlt sich das Kind angenommen und bestärkt. Die Eltern sind und bleiben weiterhin die wichtigsten Vorbilder für das Kind. 6. Basiskompetenzen von Kindern Bestimmte Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie Persönlichkeitsmerkmale eines Kin-des werden als Basiskompetenzen bezeichnet. Sie bilden die Grundlage für das kör-perliche und seelische Wohlbefinden eines Kindes. Um all die angeborenen Kompe-tenzen weiterentwickeln und ausbauen zu können, ist es für das Kind besonders wichtig, eine stabile emotionale Beziehung zu einer Bezugsperson aufbauen zu kön-nen. Weiterhin benötigt es ein offenes und wertschätzendes Klima und Menschen, die ihm als Vorbilder dienen. Darauf sind unsere pädagogischen Angebote abge-stimmt. Die einzelnen Basiskompetenzen werden im Folgenden erläutert. 6.1. Individuumsbezogene Kompetenz Dabei handelt es sich um die Persönlichkeitsaspekte des Kindes, die es zu entwi-ckeln und weiter zu fördern gilt (BEP S. 41). Kinder entwickeln ein Gefühl für einen Selbstwert und ein positives Selbstkonzept. Sie bewerten ihr Können positiv und zeigen sich stolz auf das, was sie tun. Sie neh-men Einfluss auf ihre Umwelt und erleben sich dadurch kompetent. Immer besser steuern sie bewusst ihr Handeln und definieren ihre Ziele. Dabei werden sie von ih-rem Interesse und ihrer Neugierde geleitet. Sie erkennen und äußern ihre Gefühle und reagieren angemessen darauf. Probleme unterschiedlichster Art können sie im-mer besser abwägen und einschätzen. So entwickeln sie eigene Ideen für Lösungen. Sie nehmen immer differenzierter wahr, entwickeln logisches Denken und entwickeln so ihr Gedächtnis.

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6.2. Kompetenz zum Handeln im sozialen Kontext Dazu zählen die Kompetenzen, die das Kind benötigt, mit anderen Menschen soziale Beziehungen einzugehen, ihnen verantwortungsbewusst und rücksichtsvoll zu be-gegnen. Von besonderer Bedeutung sind hier die Kompetenzen wie Empathie, Kommunikationsfähigkeit und der Umgang mit Konflikten. Kinder entwickeln ein Ge-fühl für die eigene Kultur und werden sensibel für Andere und Anderssein. Dabei entwickeln sie ein Gefühl für Solidarität und übernehmen Verantwortung. Wichtig ist ihnen einen Raum zu geben, in dem sie sich einbringen, zuhören und aushandeln können. 6.3. Lernmethodische Kompetenz Sie beinhaltet das Wissen darüber, wie man lernt, wie man Wissen erwirbt und orga-nisiert, und wie man es zu Lösungen von komplexen Zusammenhängen einsetzt. Das Kind entwickelt mit zunehmendem Alter ein Bewusstsein darüber, dass es lernt, was es lernt und wie es lernt. So erwirbt es sich immer mehr Wissen über verschiede Phänomene seiner Umwelt, begreift sie mehr und mehr und kann diese unterschiedlich nutzen bzw. übertragen. Es entwickelt seine Fähigkeiten weiter und erweitert damit seine Kompetenz, indem es über sein eigenes Lernen nachdenken kann, eigene Fehler entdeckt und eigen-ständig korrigiert. 6.4. Kompetenz im Umgang mit Veränderungen und Belastungen Kinder benötigen einen kompetenten Umgang mit Veränderung und Belastungen, um in schwierigen Lebenssituationen Zugriff auf Ressourcen zu haben und nutzen zu können. Das Kind erwirbt dadurch Kompetenzen, um schwierige Situationen nicht nur als Belastungen zu erleben sondern auch als Herausforderung zu begreifen und diese zu bewältigen (Siehe Punkt 5). 7. Unser pädagogisches Angebot 7.1. Ritualisierter Tagesablauf Damit sich die Kinder von Anfang an in unserer Einrichtung wohl fühlen und sich zu-rechtfinden, sind sie in einer der zwei Stammgruppen angemeldet, die durch Namen gekennzeichnet sind und von Erzieherinnen als konstante Bezugsperson betreut werden. Wir arbeiten teiloffen, dass heißt, es gibt bei uns gruppenübergreifende Angebote sowie Angebote in den Stammgruppen, die den Kindern die Möglichkeit eröffnen, ihre Erfahrungsbereiche zu erweitern und ihr Zugehörigkeitsgefühl zu allen Kindern der Einrichtung zu stärken.

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In der Freispielzeit, die einen großen Teil des Tages einnimmt, kann das Kind nach seinen Bedürfnissen spielen, basteln, bauen und die Welt erforschen. Nach und nach erkunden sie die verschiedenen Räumlichkeiten unserer Einrichtung wie andere Gruppenräume, den Garderobenbereich als Bewegungsmöglichkeit, sowie das Au-ßengelände. Auch das Frühstück fällt in diese Zeit. Die Kinder entscheiden, wann und mit wem sie in der Stammgruppe frühstücken. Beendet wird die Freispielzeit mit einem Stuhlkreis, in dem in der Stammgruppe gesungen, gespielt oder vorgelesen wird. Auch das Feiern von Geburtstagen hat hier seinen Platz. Nach dem Stuhlkreis fin-den täglich wechselnde Angebote statt, wie z. B. Bewegungsstunde in der Turnhalle, Geschichten vorlesen, Spaziergänge in die nähere Umgebung sowie spezielle Ange-bote mit den zukünftigen Schulkindern. Der Nachmittag in unserem Haus ist für Kinder im Alter von 2 – 6 Jahren geöffnet. Für alle Kinder steht das pädagogische Angebot des Freispiels sowie Angebote aus verschiedenen Bereichen (malen, basteln, experimentieren) zur Verfügung. Dies er-möglicht es den Kindern, begonnene Tätigkeiten aus dem Vormittag fortzuführen.

7.2. Das Freispiel Das Spiel ist die Methode, in der die Kinder lernen, sich mit seiner Umwelt auseinan-der zu setzen. Das Freispiel ist ein pädagogisches Angebot. Damit wird die Zeit-spanne im Tagesablauf bezeichnet, in der die Kinder in freier Selbstbestimmung ihre Tätigkeit aus dem vorbereiteten Umfeld auswählen. Im Spiel erweitern die Kinder ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie ihre soziale Kompetenzen.

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7.3. Bewegungserfahrungen Kinder sind von Natur aus ständig in Bewegung. Laufend, springend, krabbelnd, hüp-fend und rennend machen sie körperliche Erfahrungen in und mit ihrer Umwelt. Durch diese vielfältigen Bewegungen sammeln sie Erfahrungen mit allen Sinnen. Verschiedene Wahrnehmungsbereiche wie das Tasten, Fühlen, Gleichgewichts- re-gelungen sind ganzheitlich miteinander verbunden. Verschiedene Möglichkeiten sich bei uns in der Kindertagesstätte zu bewegen, fin-den die Kinder sowohl in angeleiteten oder auch offenen Bewegungsangeboten (z. B. in der Turnhalle, im Bewegungsraum, im Garderobenbereiche oder im Außen-gelände).

7.4. Musikalisch-rhythmische Erfahrungen Kinder haben von Geburt an eine ganz natürliche Beziehung zur Musik. Durch das Lauschen von Tönen und Klängen werden viele Sinne angesprochen. Das spontane Bewegungsbedürfnis von Kindern wird angeregt. Ausgehend vom aktiven Hörerleb-nis werden durch das Singen die Sprachentwicklung, die Erweiterung des Wort-schatzes und das Gedächtnis weiter angeregt und gefördert. Die musikalisch-rhythmischen Erfahrungen werden durch singen, tanzen, Umgang mit Klangmateria-lien und Instrumenten erreicht. Hauptanliegen unserer Arbeit in der Kindertagessstätte ist es in diesem Entwick-lungsbereich besonders viel Freude und Interesse an Musik und musikalischen Akti-vitäten weiter zu entwickeln.

7.5. Mathematische und technische Erfahrungen Kinder haben das Bedürfnis all das zu tun, was ihr Wissen erweitert. Ihre angeborene Neugierde veranlasst sie dazu, sich mit ihrer Umwelt und deren mannigfaltigen Er-scheinungen und Phänomenen auseinander zu setzen. Wir lassen sie experimentieren und forschen und unterstützen ihre Phantasie. Dazu stellen wir ihnen die Materialien zur Verfügung, die ihre Neugierde und ihre Initiative beflügeln. Auf diesem Weg der Erkenntnis begleiten wir die Kinder durch hilfreiche Erklärungen und machen ihnen Mut neue Erfahrungsräume zu entdecken.

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7.6. Künstlerische und gestalterische Erfahrungen Die sinnliche Wahrnehmung und Erlebnisfähigkeit, die dem Kind angeboren ist, zeigt sich auch in diesem Entwicklungsbereich. Im Vordergrund nutzen die Kinder die An-gebote, die ihre Phantasie und Kreativität und das produktive Selbsttun anregen. Be-sonders in der Freispielphase bieten sich den Kindern vielfältige Möglichkeiten, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen. Im Rollenspiel erweitern sie ihr Verständnis von der Welt, setzen sich mit sozialen Themen wie Streit, Versöhnung, Abschied usw. ausei-nander. Beim Theaterspiel schlüpfen sie in verschiedene Rollen und leben ihre Phantasie aus. Am Maltisch stehen Wasserfarben, Bunt- und Wachsmalstifte, Kleber, Scheren, Pa-piere, Knete und vieles mehr zur Verfügung, so dass sie gestalterisch ihren Gedan-ken Ausdruck verleihen können. Beim Bauen mit Bausteinen, Legos und anderen Materialien konstruieren sie phantasievolle Gebilde und Werke. All diese Erfahrungen fördern die kindliche Phantasie, erweitern den Umgang mit verschiedenen Techniken und tragen zum sozialen Miteinander bei.

7.7. Umwelt und Natur Um die Natur mit allen Sinnen zu erleben muss man sich in ihr bewegen. Dabei ver-lassen wir die räumlichen Grenzen der Einrichtung, um auf Entdeckungsreise zu ge-hen und mit den Materialien aus der Natur zu experimentieren. Unserer Einrichtung steht dazu ein „eigenes“ Waldstück zur Verfügung. Wir klettern über Stämme, rutschen Abhänge hinunter, untersuchen Lebewesen in Pfützen, im Boden oder unter der Baumrinde. Dabei ist es wichtig, die „richtige“ Klei-dung zu tragen, mit der sich die Kinder frei bewegen können. „Schmutzig machen“ ist ausdrücklich erlaubt. An unseren Waldtagen ermöglichen wir den Kindern diese Naturerlebnisse. Mit Früh-stück und Getränken im Rucksack gehen die Kinder mit den Fachkräften los, um Na-turmaterialien zu sammeln, Waldboden zu riechen, Hütten zu bauen und ihre Erfah-rungen zu erweitern und vertiefen.

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8. Beobachtung und Dokumentation Die gezielte Beobachtung und Dokumentation der Bildungs- und Entwicklungspro-zesse von Kindern bildet eine wesentliche Grundlage für die pädagogische Arbeit (BEP S.115). Beim Beobachten steht das Kind als individuelle Person im Vordergrund. Regelmä-ßige und gezielte Beobachtungen sind Ausgangspunkt und Grundlage unseres pä-dagogischen Handelns. Individuelle Interessen jedes einzelnen Kindes werden beo-bachtet und dokumentiert, um passende Angebote zu entwickeln, die den Kindern Zugang zu Wissen und neuen Erfahrungen eröffnen. Damit für alle ersichtlich ist, dass wir eine Beobachtung durchführen, macht sich die Fachkraft „kenntlich“, um dem Kind zu signalisieren: „Ich schaue auf dich, zeig mir, was du kannst!“. In einem Gespräch mit den Kindern haben wir gemeinsam verein-bart, dass wir eine orangefarbene Warnweste tragen. Die Beobachtung ist eine Form von Beachtung und Respekt vor der Individualität des Kindes. Die Kinder wissen, wann sie von den Fachkräften beobachtet werden. Mit positivem Blick, der sich an den Stärken und Kompetenzen der Kinder orientiert, gewinnen wir Erkenntnisse über den momentanen Entwicklungsstand. Die Beobachtungen geben uns neue Impulse für die weitere pädagogische Arbeit mit dem einzelnen Kind und der Kindergruppe.

Unser Team hat sich in Anlehnung an den Hessischen Bildungs- und Erziehungsplan für das Dokumentationsinstrument der Bildungs- und Lerngeschichten entschieden. Diese Geschichten geben Aufschluss über die Entwicklung der einzelnen Kinder. Ziel der Lerngeschichten ist es, die Lernwege von Kindern zu verstehen, sie zu un-terstützen und ihnen schrittweise immer mehr differenziertere Angebote zu ermögli-chen.

Folgende Bereiche der Entwicklung des Kindes werden hierbei beobachtet und sind in sogenannte Lerndispositionen unterteilt: Interessiert sein zeigt sich zum Beispiel daran, dass

es sich selbst eine Aufgabe sucht, es Angebote wahrnimmt, es nachfragt, es etwas intensiv beobachtet, es sich in der Spiel- und Lernsituation wohl fühlt.

Engagiert sein zeigt sich zum Beispiel daran, dass

es sich mit Dingen und Personen aktiv auseinander setzt, es bei seiner Beschäftigung Zufriedenheit, Freude und Spaß zeigt, es seine Tätigkeit wiederholt.

Standhalten bei Herausforderungen und Schwierigkeiten zeigt sich zum Beispiel daran, dass

es sich einer Herausforderung stellt, es Entscheidungen trifft, es Frust aushält.

Sich ausdrücken und mitteilen zeigt sich zum Beispiel daran, dass

es Gefühle und Ideen äußert, es Kontakt zu anderen sucht und deren Bedürfnisse wahr nimmt.

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An der Lerngemeinschaft mitwirken und Verantwortung übernehmen zeigt sich zum Beispiel daran, dass

es zuhört, was andere mitteilen wollen, es sich gemeinsam mit anderen Kindern einer Sache widmet, es Kompromissbereitschaft zeigt.

Bei diesen Beobachtungen wird den Kindern Aufmerksamkeit, Achtung und Zeit zu-teil. Die Kinder fühlen sich dadurch wertgeschätzt. Dabei ist es wichtig, unseren Blick immer auf die positiven Seiten des Kindes zu richten, was bei den Kindern zu gelin-genden Vorhaben führen kann. Alle Kinder werden regelmäßig beobachtet und Kinder können u. a. mitbestimmen, wobei sie beobachtet werden möchte. Eine zielgerichtete Beobachtung und dessen Dokumentation findet mindestens einmal im Jahr statt.

Die Dokumentationen der Bildungs- und Lerngeschichten der Kinder

fördern und vertiefen das einfühlsame Verstehen der Perspektive von Kindern. geben Einblick in Entwicklung und Lernen des Kindes, seine Fähigkeiten und

Neigungen. ermöglichen den Kindern, Eltern und Erzieherinnen, den Austausch über die

kindlichen Handlungen besser zu reflektieren. liefern Anhaltspunkte für die Individualisierung von Lehr- und Lernprozessen

und unterstützen die Planung pädagogischer Angebote. bilden die Grundlagen für regelmäßige Entwicklungsgespräche mit Eltern und

können von ihnen ergänzt werden. fördern die Kommunikation mit dem Kind, indem es eine Rückmeldung erhält

– es findet ein Dialog mit dem Kind statt (BEP S.115). erleichtern die Zusammenarbeit mit externen Kooperationspartnern, z. B.

Fachdienste und Grundschulen. werden den Kindern vorgelesen und mit Zustimmung des Kindes in einem

Portfolio abgeheftet. In den Portfolios kann man an Hand der Arbeiten des Kindes und den Dokumentati-onen der Erfahrungen des Kindes dessen Interessen, Neigungen und Entwicklungs-prozesse sowie Entwicklungsfortschritte erkennen. Diese verlaufen ganz individuell. Jedes Kind lernt auf ganz unterschiedliche Weise und erreicht Ziele auf einem ganz eigenen Weg und im eigenen Tempo. Das Ziel der Portfolioarbeit ist es, dieses zu erkennen und das Kind in seinem Prozess zu beglei-ten und zu unterstützen. Diese Portfolios sind Eigentum des Kindes. Die Kinder selbst entscheiden darüber, wer einen Einblick in das Portfolio bekommen kann.

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9. Rollen– und Aufgabenverständnis der Fachkräfte Die persönliche Philosophie der Fachkräfte baut auf den Grundlagen, Interessen, Neugierde und Empathie auf. Dabei ist es wichtig authentisch zu bleiben, um den Kindern verlässliche Vorbilder zu sein. Hierbei bildet die Beziehung zwischen der Fachkraft und dem Kind die Ebene, über die Bildung stattfinden kann. Wichtig ist hierbei vor allem, dass sich die Kinder bei uns wohlfühlen. Wir lernen mit ihnen gemeinsam in einer wertschätzenden Haltung. Dabei fördern wir ihre Stärken und Kompetenzen. Wir stellen lernenden Kindern unseren Erfahrungs- und Wissensschatz zur Verfügung und achten auf die Eigenmotivation der Kinder, die sie zum Lernen benötigen. „Kopf, Herz und Hand gehören zusammen“ (Pestaloz-zi). Wir ermutigen und inspirieren die Kinder, laden sie ein, sich selbst und anderes aus-zuprobieren, ihre eigenen Erfahrungen machen zu können. Wir fördern die angebo-rene Neugier der Kinder, gehen auf ihre Fragen ein und suchen dabei gemeinsam nach Antworten und Lösungswegen. Die Kinder werden von uns ermutigt, Ihre Bedürfnisse und Interessen wahrzuneh-men, sie zu benennen und dafür Verantwortung zu übernehmen. Sie ernst zu nehmen und zu unterstützen in ihrem eigenen Handeln sehen wir als eine wichtige Aufgabe. Deshalb ist es für Fachkräfte wichtig, eine Balance zwischen Aktion und Zurückhaltung zu finden. Es ist aus unserer Sicht von besonderer Wichtigkeit, mit den Eltern in einem partner-schaftlichen und wertschätzenden Stil zusammen zu arbeiten. Regelmäßiger Aus-tausch zwischen den Eltern und Fachkräften ist daher notwendig, um beste Bil-dungsmöglichkeiten für das einzelne Kind zu ermöglichen. Es ist erforderlich, dass die pädagogischen Fachkräfte über pädagogisches Fachwis-sen, Beobachtungsfähigkeit, Wissen um Prozesse in Gruppen, Kreativität, Organisa-tionsfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Verantwortungsbewusstsein, Flexibilität und über Reflexionsfähigkeit verfügen. Dieses Wissen darüber wird in regelmäßigen Fort- und Weiterbildungen erweitert und vertieft. Darüber hinaus finden regelmäßig Dienstbesprechungen statt.

10. Kooperation und Vernetzung 10.1. Zusammenarbeit mit den Kindertagesstätten der Stadt Braunfels In Braunfels gibt es sieben Kindertagestätten (zwei kirchliche, fünf kommunale Ein-richtungen). Jede Einrichtung arbeitet konzeptionell eigenständig auf der Grundlage des hessi-schen Bildungs- und Erziehungsplan. Es gibt regelmäßige Treffen zwischen den Lei-terinnen der Kindertagesstätte, dem Fachbereichsleiter bzw. dem Bürgermeister der Stadt Braunfels um z. B. pädagogische Themen oder den Ausbau der Kinderbetreu-ung zu besprechen.

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10.2. Grafik zur Kooperation und Vernetzung

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10.3. Das Familienzentrum als wichtiger Knotenpunkt in kommunalen Netz-werken

Zur Unterstützung der Familien in der Stadt Braunfels wurde im Jahr 2012 begonnen, unter Leitung der AWO ein Familienzentrum aufzubauen, welches sich wohnortnah und ganzheitlich am Bedarf von Familien besonders in der Erziehungsphase orien-tiert. Typische Angebote des Familienzentrums werden z. B. sein:

Bildungs- und Förderangebote für Kinder Elternbildung Beratungs- und Unterstützungsangebote mit Sozialberatung Lese- und Sprachförderung Aufbau von Erziehungs- und Bildungspartnerschaften zwischen Schule, Kin-

dertagesstätte, Kindertagespflege und Familienbildungsstätten Familienpatenschaften

Angebote, die sowohl in Tiefenbach als auch in den anderen Braunfelser Stadtteilen geplant sind, werden rechtzeitig über die örtliche Presse sowie durch Aushänge in den Kindertagesstätten und Schulen bekannt gegeben.

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11. Qualitätsentwicklung der Stadt Braunfels für

den Bereich

„Kinderbetreuungseinrichtungen“

Die Stadt Braunfels betreibt als Träger folgende Kinderbetreuungseinrichtun-

gen:

Kindergarten Speckmäuse, Braunfels-Altenkirchen

Kindertagesstätte Bonbaden

Kindertagesstätte Regenbogenraupe, Kernstadt Braunfels

Kindertagesstätte Zwergenland, Kernstadt Braunfels

Kindertagesstätte Lindwurm, Braunfels-Tiefenbach

Rahmenbedingungen für die Qualität

Qualität ist eine Gesamtheit von Merkmalen eines Produktes bzw. einer Dienst-

leistung, die sich auf vereinbarte und festgelegte Kriterien bezieht; sie ist keine

absolute, unveränderliche Größe. Das Produkt „Kinderbetreuung“ bei der Stadt

Braunfels unterliegt bestimmten Rahmenbedingungen.

Die Qualität der pädagogischen Arbeit in den Kindertageseinrichtungen, wird

bei der Stadt Braunfels im Wesentlichen durch folgende Faktoren bestimmt:

Die pädagogische Konzeption

Die Fachlichkeit der pädagogischen Kräfte (Ausbildung und Weiterbildung)

Die Evaluation der Umsetzung der Konzeption

Die Relation zwischen Fachpersonal und Kinderzahl (Gruppengröße)

Die räumlichen Bedingungen und die Ausstattung

Das Leistungsangebot der städtischen Kindertageseinrichtungen orientiert sich

nach den Bedürfnissen der Kinder und deren Familie. Dabei stehen folgenden

Qualitätsziele im Vordergrund:

Die Entwicklung des Kindes zu einer eigenverantwortlichen und gemein-

schaftsfähigen Persönlichkeit, unter Berücksichtigung seiner individuellen

und sozialen Situation, wird gefördert

Kinder mit einer Behinderung und Kinder ohne eine Behinderung werden

gemeinsam erzogen bzw. betreut

Die Betreuung trägt dazu bei, dass Nachteile vermieden bzw. abgebaut

werden

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Die unterschiedlichen Lebenslagen von Mädchen und Jungen werden be-

rücksichtigt und die Gleichberechtigung gefördert

Ganzheitliche Erziehung wird gewährleistet; soziale, individuelle und kul-

turelle Aspekte finden Berücksichtigung

In Zusammenarbeit mit den Eltern ergänzen und unterstützen die städti-

schen Kindertageseinrichtungen die kindliche und familiäre Lebenswelt.

Um diese Qualitätsziele zu erreichen, setzt die Stadt Braunfels in sämtlichen

Kinderbetreuungseinrichtungen den Hess. Bildungs- und Erziehungsplan um (Be-

schluss der Stadtverordnetenversammlung). Tandems mit den Grundschulen

wurden gebildet.

Die Umsetzung des Bildungs- und Erziehungsplanes findet sich in den Konzeptio-

nen der Einrichtungen wieder.

Zwischen dem Magistrat der Stadt Braunfels und den Betreuungseinrichtungen

wurden schriftliche Kompetenzvereinbarungen geschlossen. In den Vereinbarun-

gen werden neben Kompetenzen auch die Zuständigkeiten und Verantwortlich-

keiten für bestimmte Prozesse geregelt, so dass ein geregelter und nachvoll-

ziehbarer Prozessablauf gewährleistet ist.

In den Tageseinrichtungen in denen der Anteil der Kinder, in deren Familien vor-

wiegend nicht deutsch gesprochen wird bzw. die am Kosten- und Teilhabepaket

teilnehmen über 22 % liegt findet, unter Anwendung von § 32 Abs. 4 HKJGB,

eine zusätzliche Sprachförderung statt. Die Stadt Braunfels hält hierfür ent-

sprechendes Fachpersonal vor.

Für die Stadt Braunfels steht eine hohe Betreuungsqualität im Vordergrund. Ei-

ne gute und qualifizierte Ausstattung mit Fachpersonal, die ständige Fort- und

Weiterbildung des Fachpersonals, sind Grundvoraussetzungen, dieses Ziel zu er-

reichen. Aktuell wurde das Fachpersonal z.B. in folgenden Bereichen weiter ge-

bildet:

Umgang mit Anderssein, Fremdheit und Interkulturalität

Gender – der Umgang mit Jungen und Mädchen

Die gesetzlichen Mindeststandards nach dem HKJGB (§ 25 c) reichen der Stadt

Braunfels nicht aus, um dem Bildungs- und Erziehungsauftrag nach § 26 Abs. 1

HKJGB umzusetzen.

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Die Stadt Braunfels stellt deshalb, über das gesetzliche Mindestmaß hinaus, fol-

gende zusätzlichen Fachkraftstunden zur Verfügung:

Kita-Leitung Leitungsfreistellung 5 Stunden pro Gruppe

Erzieherinnen 5% Vor- und Nachbereitungszeiten

Hinzu kommen 5 % an zusätzlichen Fachkraftstunden um Schwankungen der vor-

zuhaltenden Fachkraftstunden (z.B. durch die Aufnahme von neuen Kindern) un-

terjährig besser abfangen zu können. Die freiwillig zur Verfügung gestellten

Fachkraftstunden für Leitung und die Vor- und Nachbereitungszeiten, sollen

hierfür nicht herangezogen werden.

Über die Verwendung der Vor- und Nachbereitungszeiten wird zur Dokumentati-

on, ein Zeitkonto geführt.

Braunfels, 22.04.2015

Der Magistrat der

Stadt Braunfels

i.A.

Kalte

FB-Leiter

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12. Leitbild unserer Kindertagesstätte K inder stark machen für das Leben I ndividuelle Entwicklung eines jeden Kindes berücksichtigen N iemand ist vollkommen, jeder Mensch ist so wie er ist – wertvoll und beach-

tenswert D okumentation von Lernprozessen mithilfe von Bildungs- und Lerngeschichten E lternarbeit – Erziehungspartnerschaft zwischen Elternschaft und Fachkräften R ituale bedeuten Wohlbefinden und Sicherheit für das Kind T ransparenz unserer pädagogischen Arbeit A kzeptanz der kindlichen Persönlichkeit G anztagesbetreuung – ein verlässlicher Garant für die Eltern E igenständigkeit und Selbstständigkeit fördern S chule, Kindertagesstätte und Dorfgemeinschaft arbeiten eng zusammen und-

entwickeln sich zum Familienzentrum S oziales Lernen heißt, gemeinsam mit Freunden spielen, lernen und

Rücksicht aufeinander nehmen T eamgeist – unsere Einrichtung als Gemeinschaft verstehen Ä rger und Konflikte lernen die Kinder gewaltfrei zu lösen T oben, Turnen und Bewegen bilden wichtige Grundlagen für konzentriertes Lernen T raditionen in Form von Festen und Feiern pflegen E xperimentieren und ausprobieren – der kindlichen Phantasie keine Grenzen

setzen L iebe und Achtung gegenüber dem Kind – als Grundeinstellung zum Erzieher-

beruf I nklusion, das heißt Kinder mit besonderen Bedürfnissen, in schwierigen Le-

benslagen und mit Entwicklungsproblemen haben ein Recht auf bedingungs-lose Teilhabe

N atur und Umwelt als natürlichen Lebensraum für die kindliche Entwicklung nut-zen

D ifferenzierung – denn jedes Kind ist anders W ohlfühlen in der Kindertagesstätte U nsere pädagogische Arbeit in die Öffentlichkeit tragen R ückzugs- und Entspannungsmöglichkeiten sind wichtig für Kinder M iteinander spielen, lernen und fröhlich sein

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13. Literatur Hessischer Bildungs- und Erziehungsplan (im Text BEP abgekürzt) Hessisches Kultusministerium/ Hessisches Sozialministerium (2007): Bildung von

Anfang an. Bildungs- und Erziehungsplan für Kinder von 0 bis 10 Jahren in Hessen. Paderborn: Bonifatius GmbH