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BAYERISCHE JULIUS-MAXIMILIANS-UNIVERSITÄT WÜRZBURG KATHOLISCH-THEOLOGISCHE FAKULTÄT Lehrstuhl für Altes Testament und biblisch-orientalische Sprachen Oberseminar im Wintersemester 2007/2008 Das Buch des Propheten Habakuk Prof. Dr. Theodor Seidl Prof. Dr. Hans Rechenmacher Seminararbeit zum Thema: kª pu«l p¯*«il bÿ=yÕm÷=kim (Hab 1,5) Struktur, Personenkonstellationen und -charakterisierungen und die poetische Gestal- tung von Hab 1,1.2-11 unter Berücksichtigung der literarkritischen Frage vorgelegt von: Kathrin Gies Eichendorffstraße 5a 97072 Würzburg 20. Februar 2008

Das Buch des Propheten Habakuk - theologie.uni-wuerzburg.de · 4 B) HAUPTTEIL 1. Äußere Abgrenzung des Textes: der Text und sein Kontext Mit dem zu untersuchenden Text beginnt das

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BAYERISCHE JULIUS-MAXIMILIANS-UNIVERSITÄT WÜRZBURG

KATHOLISCH-THEOLOGISCHE FAKULTÄT Lehrstuhl für Altes Testament und biblisch-orientalische Sprachen

Oberseminar im Wintersemester 2007/2008

Das Buch des Propheten Habakuk

Prof. Dr. Theodor Seidl

Prof. Dr. Hans Rechenmacher

Seminararbeit zum Thema:

kª pu«l p¯*«il bÿ=yÕm÷=kim (Hab 1,5)

Struktur, Personenkonstellationen und -charakterisierungen und die poetische Gestal-tung von Hab 1,1.2-11 unter Berücksichtigung der literarkritischen Frage

vorgelegt von:

Kathrin Gies Eichendorffstraße 5a 97072 Würzburg

20. Februar 2008

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INHALTSVERZEICHNIS

A) EINLEITUNG 3 B) HAUPTTEIL 4 1. Äußere Abgrenzung des Textes: der Text und sein Kontext 4

2. Textpräsentation und Textkritik 5

2.1 Der Text: Hab 1,1-11 5 2.2 Ergebnis der Textkritik 7

3. Die Frage nach der Einheitlichkeit des Textes: Literarkritik 9

4. Analyse von Sprache und Struktur: ausgewählte Aspekte der Formkritik 9

4.1 Elemente der Strukturierung des Textes 10

4.11 Gliederung des Textes über Sprecher, Adressaten, Erzähler und In-halte der Rede 10

4.12 Verteilung von Abstrakta und Konkreta im Text 13 4.13 Hinweise zu Ort und Zeit 14

4.2 Charakterisierung der sprechenden und besprochenen Personen und ihrer Situationen 14

4.21 Charakterisierungen der Personen über ihre Tätigkeiten 14 4.22 Wertungen 17 4.23 Wortfelder zur Situationsbeschreibung und die Personen in ihren

Relationen 18 4.3 Die poetische Gestaltung des Textes 19

4.31 Stilmittel in Hab 1,2-11 19 4.32 Zuordnung von Hab 1,2-11 zu bestimmten Textgattungen über die

Sprache? 21

4.4 Ergebnisse der Formkritik im Hinblick auf die literarkritische Frage 22 C) SCHLUSS 23 LITERATURVERZEICHNIS 24

3

A) EINLEITUNG „Da fasste ihn der Engel des Herrn am Schopf, trug ihn an seinen Haaren fort und versetzte ihn mit der Gewalt seines Geistes nach Babylon an den Rand der Grube.“ (Dan 14,36)

Gian Lorenzo Bernini: Habakuk und der Engel, Terrakottastatue (1655)

In der bildenden Kunst dominieren Darstellungen Habakuks mit dem Engel bzw. dem ihn am

Schopf packenden Engel – in der Darstellung Berninis mit einer Tragetasche mit Lebensmit-

teln in der Hand –, die inspiriert werden von dem eindrucksvollen Bild in der griechisch über-

lieferten Erzählung Bel und der Drache in Dan 14. Dem gegenüber steht die bildgewaltige

Sprache des Buches des Propheten Habakuk, das jedoch kein (sprachliches) Bild von Haba-

kuk selbst oder andere Informationen zu seiner Person aufbietet – diese Lücke füllen hingegen

die midrasch-artigen Zusätze der LXX in Bel und der Drache, die Habakuk genealogisch als

Sohn Jesu aus dem Stamm Levi bestimmen (Bel 1,1: evk profhtei,aj Ambakoum ui`ou/ VIhsou/ evk

th/j fulh/j Leui.).

In der exegetischen Forschung werden die Arbeiten zu dem kleinen Propheten dominiert

von der Frage nach dem Wachstum des Buches. Während relativer Konsens bezüglich der

Isolierung von Hab 3, des sogenannten Habakuk-Psalms, vom Rest der Schrift besteht, reicht

die Bandbreite der Aussagen zu Hab 1-2 von einer postulierten Einheitlichkeit hin zu minutiö-

sen (Re-)Konstruktionen verschiedener Quelltexte bzw. Redaktionsstufen. Mit der Konzentra-

tion auf die literarkritische Frage wird so die Leerstelle geschlossen bzw. die Sprachlosigkeit

überdeckt, die herrscht bei der Klärung der Bedeutung des Textes bzw. bei der letztlich jeder

literarkritischen Auseinandersetzung vorausgehenden Frage danach, wie ein Überarbeitungs-

prozess einen derart hermetischen Text produzieren kann und welches Verständnis von Sinn,

Bedeutung und Divinität des Wortes dem zugrunde liegt, was mit unseren (post)modernen

Konzepten von Autor, Text und Leser nur schwer zu fassen ist.

Das Anliegen dieser Arbeit ist demgegenüber bescheiden, weicht damit wohl ebenfalls

den „großen Fragen“ aus, kann vielleicht aber auch so zu einem Beitrag ihrer Klärung wer-

den, indem sie zuallererst den Text selbst in den Mittelpunkt stellt, nach dessen Struktur und

Gliederung und seinen sprachlichen Schwerpunkten fragt.

4

B) HAUPTTEIL

1. Äußere Abgrenzung des Textes: der Text und sein Kontext

Mit dem zu untersuchenden Text beginnt das Buch des „kleinen Propheten“ Habakuk, wobei

1a-aR eine „Überschrift“1 analog der Einführungen in andere Prophetenbücher bildet. Die

Charakterisierung des Folgenden als ha=ma¼¼ã(») (1a) entspricht Nah 1,1. Innerhalb des Ha-

bakuk-Buches findet sich eine zweite „Überschrift“ in 3,1a (tÕpillã lÿ=£BQWQ ha=nabª(»)).

Auf Endtextebene ist also 1a-aR auf die beiden Kapitel Hab 1 und 2 zu beziehen. Dies ver-

weist bereits an dieser Stelle darauf, dass Vers 1 von Hab 1,2-11 abzugrenzen ist. Zwar gibt er

den Horizont vor, innerhalb dessen Hab 1,2-11 zu lesen ist, nämlich als Ausspruch eines Pro-

pheten mit Namen Habakuk, wodurch dieser gleichzeitig als Träger der göttlichen Offenba-

rung legitimiert wird, verweist aber, indem er sich mindestens auf Hab 1-2 beziehen lässt,

über den Abschnitt von Hab 1,2-11 hinaus.

Mit V. 11 wird traditionell das Ende der Einheit bestimmt, die als Dialog, als Klage des

Propheten und Antwort YHWHs, bezeichnet wird.2 Einen Einschnitt zwischen V. 11 und 12

zu setzen, ist von daher zu rechtfertigen, als dass mit 12a ein Sprecherwechsel stattfindet.

Während zumindest die V. 6-11 einem innerhalb des Textes nicht näher benannten Sprecher

in 1. Sg. zuzuordnen sind, der das Volk der Chaldäer (6a) beschreibt, wendet sich ab 12a ein

ungenannter Sprecher, der über 1a-aR mit Habakuk zu identifizieren ist, an ein Du, das durch

den Vokativ in 12aV als YHWH bestimmt wird. Eine Separierung von dem Textteil, der mit

V. 11 endet, und dem, der mit V. 12 beginnt, ist also ohne Weiteres möglich, eine Untersu-

chung von Hab 1,2-11 also legitim, wobei zu fragen bleibt, wie homogen dieser Textbereich

selbst ist.

1 SWEENEY 1991, 65; ZENGER 1998, 513; PERLITT 2004, 44; SCHMID 2006, 388 u.ö. 2 Vgl. ZENGER 1998, 513; SCHMID 2006, 388. Allgemein wird damit ein erster Dialog Prophet-YHWH inner-

halb des „Disput[s] zwischen Prophet und Gott 1,2-2,5“ (RUDOLPH 1975, 195) bezeichnet. Dieser Disput bildet dann den ersten von drei Teilen: Dialog in Hab 1,2-2,5; Weherufe in Hab 2,6-20; Gebet/Psalm in Hab 3.

5

2. Textpräsentation und Textkritik3

2.1 Der Text: Hab 1,1-11

Die Satzgliederung von Hab 1,1-11 erfolgt nach BHt/R5:

ha=ma¼¼ã(») 1a Der Ausspruch, »Õµr ¥azã £BQWQ

ha=nabª(») aR den Habakuk, der Prophet, gesehen

hat: «ad »an-a-h 2a Wie lange, YHWH aV YHWH, µiwwa«tª b habe ich um Hilfe gerufen? wÿ=l¯(») tiµma« c Aber Du hörst nicht. »iz«aq »il-÷=ka d Ich schreie zu Dir: ¥amas e „Gewalttat“, wÿ=l¯(») t¯µª« f aber Du rettest nicht. la-m°ah tar»-i=nª »awn 3a Warum lässt Du mich Unrecht sehen Syr/Tg: jyba wÿ=«amal tabbªð b Und schaust Du Mühsal zu wÿ=µud[d] wÿ=¥amas

lÿ=nagd=ª c und sind Gewalttätigkeit und Gewalttat

vor mir? wa=y¬hy rªb d Da wurde ein Rechtsstreit, wÿ=mad¯n yi¼¼ã(») e Und Streit erhebt man. «al kin tap³g t¯rã 4a Deshalb wird die Weisung nutzlos, Qu: jpvmh wÿ=l¯(») yi½÷(») la=na½¥

miµpað b und ein Urteilsspruch kommt nicht

mehr heraus. kª raµa« maktªr »at

ha=½addªq c Fürwahr, der Frevler umzingelt den

Gerechten - «al kin yi½÷(») miµpað

mÿ«uqqal d deshalb kommt ein verdrehter Urteils-

spruch heraus. LXX: oi katafronhtai, Syr: bgdym (vgl. 13b)

r»³ bÿ=[h]a=g¯yª*m 5a Seht auf die Nationen

wÿ=habbªð³ b Und schaut wÿ=hittamm¬h³ c Und seid verwundert, LXX: + qauma,sia LXX: + avfani,sqhte

tmah³ d staunt,

LXX: + evgw (vgl. Syr) kª pu«l p¯*«il bÿ=yÕm÷=kim e denn er tut (?) ein Werk in Euren Ta-gen.

l¯(») ta»mªn³ f Ihr würdet (es) nicht glauben, kª yÿsuppar g wenn es erzählt würde. LXX: + tou.j machta,j kª hin[n¬]=nª miqªm »at

ha=K¹D-ªm ha=g¯y ha=mar[r] wÿ=ha=nimhar

6a Denn siehe, ich lasse die Chaldäer sich erheben, die bittere und ungestüme Nation,

ha=h¯lik lÿ=mar¥Õb÷ »ar½ b die in die Weiten der Erde geht, la=raµt miµkan¯t bI um Wohnplätze zu unterwerfen, l¯(») l=¯ bIR die ihr nicht gehören. »ayum 7a Schrecklich wÿ=n¯rã(») h³(») b Und furchtbar ist sie.

3 In der linken Spalte der Tabelle werden die textkritischen Anmerkungen der BHS aufgenommen, die durch

Handschriften und Übersetzungen gedeckt sind, keine Konjekturvorschläge. Die Übersetzung versteht sich als Arbeitsübersetzung, die sicherlich eine eingehendere lexematische Recherche verlangen würde. Ange-sichts der Begrenztheit dieser Arbeit wird jedoch davon abgesehen. Die bedrängendsten Unsicherheiten werden mit Fragezeichen angezeigt. Als Einführung zum MT des Buches Habakuk und seinen Übersetzun-gen vgl. HAAK 1992, 1-22.

6

mim-min=[h]u(w) miµpað=¯ wÿ=¼(»)÷t=¯ yi½÷(»)

c Von ihr gehen ihr Urteilsspruch und ihre Würde aus.

Qu: lwqw wÿ=qall³ min=nÕmirªm s³s-a(y)=w

8a Und schneller als Leoparden sind ihre Pferde

LXX: th/j VArabi,aj wÿ=¥add³ miz=z(»)÷b÷ «arb b und angriffslustiger als Wölfe des Abends.

Qu: wXp wXrp wXrpw LXX: kai. evxippa,sontai oi ippei/j auvtou/ kai.

ormh,sousin makro,qen

(vgl. Syr, pc Mss)

wÿ=pãµ³ par[r]ãµ-a(y)=w c Und ihre Pferde stampfen (?).

pc Mss; LXX; SyrW: > wyv'r'p'(W Qu; Syr: > Waboêy"

wÿ=par[r]ãµ-a(y)=w mi[n]=ra¥u(w)q yab¯*»³

d Und ihre Pferde kommen aus der Fer-ne (?)

ya«³*p³ kÿ=naµr e Und fliegen wie ein Adler, ¥ãµ eR Der eilt lÿ=»ku(w)l eI um zu essen. kull=¯(h) lÿ=¥amas yab¯(») 9a Ihre Gesamtheit kommt zur Gewalttat. LXX: avnqesthko,taj

prosw,poij auvtw/n evx

evnanti,aj

Qu: ~ydq s’(Vg) a'nemoj kau,swn; Syr: «µjn; Tg: krw¥ qdwm»

mÕgammat pÕn÷=him qadªm-a-h

b Das Drängen ihrer Angesichter (?) ist nach vorne,

LXX (Vg) kai. suna,xei wa=yi»sup kÿ=[h]a=¥¯l µaby

c Und sie sammelt Gefangene wie Sand.

Qu: slqy wÿ=h³(») bÿ=[h]a=mÕlakªm yitqallas

10a Sie selbst treibt Spott mit Königen,

wÿ=r¯*z¬nªm mi¼¥aq l=¯ b Und Fürsten sind ein Gelächter für sie. Qu; pc Mss; LXX, Syr: awhw

h³(») lÿ=kul[l] mib½ar yi¼¥aq

c Sie selbst lacht über jede Festung

LXX (Vg): kai. balei/ wa=yi½bur «apar d Und häuft Erde auf Qu: whdklyw LXX: kai. krath,sei auvtou/

wa=yilkÜd-a=h e Und nimmt sie ein.

LXX (Vg): to,te metaba-

lei/

»az ¥alap r³¥ 11a Dann zieht sie durch als Wind

LXX (Vg): kai. die-

leu,setai

wa=y¬«bur b Und zieht weiter

Qu: ~Xyw wÿ=»aµim c Und verwüstet. z³ ku¥[¥]=¯ lÿ=»¬l¯*h=¯ d Das ist ihre Kraft von ihrem Gott (?).

7

2.2 Ergebnis der Textkritik

Dem textkritischen Apparat der BHS folgend werden kritische Stellen folgendermaßen tabel-

larisch zusammen gefasst:

Varianten und Über-setzungen

BHt Bewertung und Ergebnis

3b Syr/Tg: jyba tabbªð Angleichung an 3a; MT wird beibehal-ten

4b Qu: jpvmh miµpað stilistische Verbesserung; MT wird beibehalten

5a LXX: oi katafronhtai, Syr: bgdym (vgl. 13b)

bÿ=[h]a=g¯yª*m Lesung der Konsonanten bgdym statt bgwym unter Einfluss von 13b; MT wird beibehalten

5d LXX: + qauma,sia LXX: + avfani,sqhte

Textplus zur näheren inhaltlichen Spe-zifizierung der Aussage; MT wird bei-behalten

5e LXX: + evgw (vgl. Syr) Offenheit des MT vereindeutigendes Textplus als Vereinfachung; MT wird beibehalten

6a LXX: + tou.j machta,j Textplus; MT wird als stimmiger Text beibehalten

8a Qu: lwqw wÿ=qall³ Schreibfehler4?; MT wird beibehalten 8b LXX: th/j VArabi,aj «arb LXX las vermutlich «arbh;5 MT wird

jedoch als stimmiger Text beibehalten 8c-d

Qu: wXp wXrp wXrpw LXX: kai. evxippa,sontai oi ippei/j auvtou/ kai.

ormh,sousin makro,qen (vgl. Syr, pc Mss) pc Mss; LXX; SyrW: >

wyv'r'p'(W Qu; Syr: > Waboêy"

wÿ=pãµ³ par[r]ãµ-a(y)=w wÿ=par[r]ãµ-a(y)=w mi[n]=ra¥u(w)q yab¯*»³

Lesung von Qu unklar ; LXX legt ei-nen anderen Konsonantentext zugrun-de;6 MT wird trotzdem als stimmiger Text beibehalten

4 So die Bewertung von RUDOLPH 1975, 204. 5 Die Geschichte der Textkritik zeigt, dass ELLIGER den „Abendwölfen“ „den Todesstoß versetzen“ wollte.

„Aber die Tiere haben ein zähes Leben.“ stellt PERLITT 20004, 55 fest und stellt sie unter Artenschutz. 6 Unter Verwerfung von Qu, Mithilfe der Konjektur wyXrp yXrp und durch die Übernahme des kürzeren

LXX-Textes kommt RUDOLPH 1975, 57 zu der Übersetzung: „es galoppieren <die Rosse seiner Reiter>, von fern her kommen sie geflogen“. SEYBOLD 1991 gibt an „Wörtlich: ‚Es sprengen seine Reiter (Rosse) und seine Reiter (Rosse) kommen’“. PERLITT 2004, 52 streicht 8c, zieht wyXrp aus 8d zu 8b und kommt zu der Übersetzung „’schärfer als Wölfe am Abend sind seine Reiter. Sie stürmen heran, kommen von fernher ge-flogen“. Mit SEYBOLD wird hier an der Möglichkeit einer „wörtlichen“ stimmigen Übersetzung von MT festgehalten.

8

9b LXX: avnqesthko,taj

prosw,poij auvtw/n evx

evnanti,aj

Qu: ~ydq s’(Vg) a'nemoj kau,swn; Syr: «µjn; Tg: krw¥ qdwm»

mÕgammat pÕn÷=him qadªm-a-h

unsicheres Wort7; Umpunktierung zu tm;gum.. sachliche Verbesserung (vgl. 6a „die Chaldäer“, ein Volk aus dem Osten); Textfehler oder Bedeutung „nach vorn“8?

9c LXX (Vg) kai. suna,xei wa=yi»sup verbalsyntaktische Verbesserung; Funktion des wa=yiqtol?9

10a Qu: slqy yitqallas veränderter Stamm durch fehlenden Buchstaben; MT wird als stimmiger Text beibehalten

10c Qu; pc Mss; LXX, Syr: awhw

h³(») stilistische Verbesserung; MT wird beibehalten

10d LXX (Vg): kai. balei/ wa=yi½bur verbalsyntaktische Verbesserung; Funktion des wa=yiqtol?

10e Qu: whdklyw LXX: kai. krath,sei auvtou/

wa=yilkÜd-a=h verbalsyntaktische Verbesserung; Funktion des wa=yiqtol? Bezug des ePP auf mib½ar; Änderung von MT zu whdklyw

11a LXX (Vg): to,te metabalei/ »az ¥alap verbalsyntaktische Verbesserung; Funktion des x-qatal?

11b LXX (Vg): kai. dieleu,setai

wa=y¬«bur verbalsyntaktische Verbesserung; Funktion des wa=yiqtol?

11c Qu: ~Xyw wÿ=»aµim Vereinfachung;10 MT wird trotzdem beibehalten

Eingegriffen in MT wird also nur in 9b und 10e. Die Abweichungen der frühen Übersetzun-

gen lassen sich mehrheitlich als stilistische oder inhaltliche Verbesserungen bzw. Vereinfa-

chungen bewerten und zeigen teilweise, dass bereits zum Zeitpunkt ihrer Abfassung die Le-

sung des Konsonantentextes problematisch war bzw. Lexeme unbekannt waren. Trotzdem

wird hier MT der Vorrang gegeben.

7 Nach Ges17 von den Rabbinern von amn „schlürfen“ abgeleitet, daher „Streben“. Nach RUDOLPH 1975, 204

führt eine Ableitung von arab. ¢mm nicht weiter, da weder „Überfluss, Menge“ (¢amm) noch „starke Trup-pe“ (¢amma) passten. Er plädiert für die Beziehung von arab. ¢ãma (med. w) „Verlangen haben“, punktiert daher tm;gum.. SEYBOLD 1991, 57 korrigiert mgmh zu mgrh „Angst, Panik“. Die Lösung von RUDOLPH bei Beibehaltung des Konsonantentextes ist in diesem Fall der Konjektur vorzuziehen.

8 So RUDOLPH 1975, 204. 9 Während die LXX bei der Beschreibung der Taten des Reitervolkes durchgängig Futurformen bringt, bringt

MT wa=yiqtol-x-Formation bzw. x-qatal. Die Funktion der vorliegenden Verbalsyntax (gen. Svh.?) wäre eingehender zu untersuchen.

10 Während nach MT die Wurzel »´M anzusetzen ist („sich schuldig machen“ als moralische Bewertung der Verwüstungstaten der Chaldäer?), ermöglicht der Konsonantentext von Qu zwei verschiedene Ableitungen, die Auswirkungen darauf haben, wo die Satzgrenze zu ziehen ist. Wird die Verbalform von ´MM-(H) abge-leitet, kann der Satzgliederung von BHt gefolgt werden, erfolgt eine Ableitung von ¹ªM ist 11d zu 11c hin-zuziehen unter Annahme von zwei 2. Sy: „Sie macht ihre Kraft zu ihrem Gott.“. Unter der Annahme, das »´M hier nicht die Handlung bewertet, sondern diese beschreibt („verwüsten“), und dass mit der PräpV lÿ=»¬l¯*h=¯ adnominal der Urheber der Kraft der Chaldäer benannt wird, kann MT und auch die Satzgliede-rung der BHt beibehalten werden.

9

3. Die Frage nach der Einheitlichkeit des Textes: Literarkritik

Auch wenn klassisch der Methodenschritt der Literarkritik nach der Text- und vor der Form-

kritik erfolgt, so soll hier die Frage nach der Einheitlichkeit des Textes erst gestellt werden,

nachdem einzelne Aspekte im Hinblick auf die Form des Textes untersucht wurden, da diese

Untersuchung auf aufschlussreiche Beobachtungen auch im Hinblick auf die Literarkritik

hoffen lässt. Dieses Vorgehen setzt das Selbstverständnis der Formkritik auch als Korrektiv

der Literarkritik voraus,11 die ja aufgrund allgemeiner Beobachtungen erfolgt und deren Er-

gebnis mit Hilfe der formkritischen Analyse erst verifiziert werden soll. In diesem Fall wird

der Schritt ganz übersprungen: Diverse erfolgte Untersuchungen12 im Hinblick auf die liter-

kritische Frage zeigen Erklärungsversuche vom Postulat der Einheitlichkeit von Hab 1-2 bis

zu haarfeinen Unterscheidungen unterschiedlicher einzelner, nun in einander verwobener

Texte. Dabei wird deutlich, dass entweder das Ergebnis literarkritischer Untersuchungen im-

mer bereits von Vorentscheidungen bezüglich der Einheitlichkeit oder Uneinheitlichkeit eines

Textes beeinflusst ist, oder dass keine zweifelsfreien Aussagen zu der Textgenese aufgrund

der zahlreichen Überarbeitungen mehr möglich sind. Daher soll hier gefragt werden, ob die

Umkehrung der Methodenschritte einen Erkenntnisgewinn bringen kann.

4. Analyse von Sprache und Struktur: ausgewählte Aspekte der Formkritik

Bereits bei einer ersten Durchsicht von Hab 1,1-11 fällt der Wechsel von Sprechern und Ad-

ressaten auf, und die Unklarheiten bezüglich deren Identität verwirren. Da Widersprüche und

Ungereimtheiten als klassische Indizien für das literarische Wachstum eines Textes gelten, ist

die Vermutung nahe liegend, dass die Frage nach den unterschiedlichen am Kommunikati-

onsvorgang beteiligten Personen auch erhellend im Hinblick nicht nur auf die Struktur des

Textes, sondern auch auf seine Genese sein könnte.

Eine weitere Beobachtung bei einer unvoreingenommen – so weit dies möglich ist – Lek-

türe ist die Häufung von Abstrakta und Konkreta in bestimmten Abschnitten des Textes. Sei-

ne Ort- und Zeitlosigkeit befremdet – und das, obwohl einige Exegeten überraschend genaue

Angaben zur Entstehungszeit des Textes bzw. seiner Überarbeitungsstufen13 glauben machen

zu können.

11 Die Literarkritik ist dabei ein unabdingbarer Methodenschritt, vgl. RICHTER 1971, 72: „Wenn ein Text oder

ein Werk eine Literargeschichte aufweist und man seine Form analysiert, ohne zuvor seine Literargeschichte mit Hilfe der Literarkritik untersucht zu haben, dann beschreibt man nur seinen letzten Bearbeitungsstand.“ Auch wenn die Formkritik als Korrektiv der Literarkritik gelten kann, so ist sie nicht grundsätzlich diachron ausgerichtet. Ihr Ziel ist vielmehr die methodische synchrone Analyse des vorliegenden Einzeltextes, deren Ergebnisse dann aber auch eine Stellungnahme zu Aussagen bezüglich eines diachronen Wachstums ermög-lichen.

12 Vgl. exemplarisch in erster Linie die Kommentare RUDOLPH 1975; SEYBOLD 1991; PERLITT 2003 und auch die Einzeluntersuchungen von OTTO 1977, OTTO 1985, ALBERTZ 2003.

13 So datiert z.B. ALBERTZ 2003, 14-16 das „exilische Habakukbuch“ zwischen 539 und 520 v. Chr., genauer 525 und 520 v. Chr., da zwar Kyros in Babylon einzieht, dies aber noch nicht die erhoffte Heilswende brin-ge, sondern deren erste Anzeichen erst mit dem Ägyptenfeldzug des Kambyses gegeben seien. Er lokalisiert es in Babylonien, da es die Deportationen herausstreiche (mit Verweis auf 1,9.14f) und über gute Kenntnisse

10

Auffällig ist auch die unterschiedliche Charakterisierung der sprechenden und besproche-

nen Personen des Textes und der Situationen, in denen sie sich befinden, wie die unterschied-

liche poetische Gestaltung des Textes. Daher soll auch diesen Beobachtungen nachgegangen

werden, bevor abschließend noch einmal gefragt wird, ob denn dieses Vorgehen einen Beitrag

zur Beantwortung der literarkritischen Frage sein kann.

4.1 Elemente der Strukturierung des Textes

4.11 Gliederung des Textes über Sprecher, Adressaten, Erzähler und Inhalte der Rede

In Hab 1,1-11 sind unterschiedliche Personen am Kommunikationsvorgang beteiligt. Nicht

alle sind jedoch eindeutig identifizierbar. Wiederaufnahmen der genannten Personen durch

ePP und sPP schaffen Kohärenz; Einführung neuer Personen wirkt abschnittsgenerierend. Die

Frage nach den beteiligten Personen ermöglicht also Aussagen zur Struktur des Textes, und

dieser lässt sich über den Wechsel der Sprecher gliedern.

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über die beteiligten Personen, deren Identität und

Wiederaufnahme über gM und ePP bzw. sPP und versucht die Struktur des Textes mittels

einer Gliederung zu illustrieren.

Personen Wiederaufnahmen (bzw. 1. Sy)

1a

aR £BQWQ ha=nabª(»)

Habakuk, der Prophet

Erzähler – Adressat?

2a

aV YHWH b gM: 1. Sg: REFERENZ?

c gM: 2. Sg

d gM: 1. Sg

e

f gM: 2. Sg 3a gM: 2. Sg b gM: 2. Sg c wÿ=µud[d] wÿ=¥amas

ePP: 1. Sg

Ich? (Habakuk) – Du (YHWH)

d rªb e mad¯n 4a t¯rã b miµpað c maktªr »at ha=½addªq d miµpað

Rechtssachverhalte (Erzähler? Ich?)

5a [h]a=g¯yª*m gM: 2. Pl REFERENZ?

b gM: 2. Pl c gM: 2. Pl d gM: 2. Pl e Ptz Sg. m. REFERENZ?

Du? – Sprecher?

Ptz Sg. m.?

der Eroberungs- und Baupolitik der Babylonier (mit Verweis auf 2,17 und 1,11.15-17; 2,8.10) verfüge. OT-

TO 1977, 106 hingegen verortet 1,5-11.12b (die nach ALBERTZ zum exilischen Habakukbuch gehören) zwi-schen 612 und 602/601 v. Chr.

11

f gM: 2. Pl

g

6a ha=K¹D-ªm ha=g¯y gM: 1. Sg REFERENZ? b Ptz Sg. m.

bI

bIR ePP 3. Sg. M

7a

b sPP 3. Sg. m.

c ePP 3. Sg. M

8a ePP 3. Sg. M

b

c ePP 3. Sg. M d ePP 3. Sg. M e

eR

eI

9a ePP 3. Sg. m.

b ePP 3. Pl. m.

c gM: 3. Sg. M

10a [h]a=mÕlakªm sPP 3. Sg. m.

b wÿ=r¯*z¬nªm ePP 3. Sg. M c sPP 3. Sg. m.

d gM 3. Sg. m.

e gM 3. Sg. m. 11a gM 3. Sg. m. b gM 3. Sg. m. gM 3. Sg. m. d ePP 3. Sg. M

Ich? –

Besprochenes (die „Chaldäer“)

Die Tabelle kann folgendermaßen ausgewertet werden:

In 1a-aR charakterisiert eine ungenannte Person, die als „Erzähler“ bezeichnet werden

kann, das Folgende als „Ausspruch“ und führt diesen auf den Propheten Habakuk zurück, der

in der 3. Person, als „Besprochener“ erscheint. Offen ist, an wen der Erzähler sich wendet,

wem der Ausspruch gilt. Diese Leerstelle ermöglicht, überzeitliche Gültigkeit des Textes zu

beanspruchen.

Mit 2a betritt ein neuer Sprecher die Bühne. Seine Identität bleibt ebenfalls ungeklärt; die

Referenz des grM ist unklar. Nur auf Endtextebene ergibt sich vor dem Hintergrund der „Ü-

berschrift“ in 1a-aR die namentliche Identifizierung mit Habakuk. Alle weiteren Informatio-

nen über den Sprecher sind jedoch aus dem Text selbst abzuleiten. Der Adressat der Rede des

Ich wird über den Vokativ in 2aV mit YHWH gleichgesetzt, der im Folgenden über gM 2. Sg

(2c.f.3a.b) Angesprochener bleibt. Auch 3c ist über das ePP 1.Sg. an die vorausgehende Rede

angebunden.

Mit 3d erfolgt ein kleiner Einschnitt im Text. Das Thema des Folgenden wÿ=µud[d]

wÿ=¥amas wurde bereits in 3c genannt und wird nun expliziert, wobei stets ein anderes Sub

das 1. Sy bildet. Die Personen der Rede treten ganz zurück. Über den Kontext sind also 3d-4d

dem Sprecher aus 2a-3c zuzuordnen, der jedoch hier in der Rolle eines beschreibenden Erzäh-

lers auftritt.

Ein weiterer, schärferer Einschnitt ergibt sich mit dem Adressaten-Wechsel in 5a. Ange-

sprochen wird ein nicht näher bestimmtes Kollektiv in der 2. Pl. m.. Als beteiligte Personen

12

genannt werden kollektiv [h]a=g¯yª*m (5a), die im Folgenden nicht weiter berücksichtigt

werden, sondern der Fokus wird auf ein bestimmtes Volk (ab 6a) gelenkt. Kohärenz generie-

rend wirkt in 5a-g14 die Wiederaufnahme der 2. Pl. über grM. Eine Ausnahme bildet 5e. Die

Verwendung des Ptz lässt offen, wer eigentliches Subjekt der Handlung ist. Dabei handelt es

sich um eine Leerstelle, die die LXX durch die Einfügung des Personalpronomens evgw füllt,

womit 5a-g eng an 6a gebunden wird, da auch dort in 1. Sg. gesprochen wird. MT bleibt aber

vieldeutig.15 Da nach der durchgängigen und dominierenden Anrede der 2. Pl. in 5a-g diese ab

6a ganz aus dem Blick gerät, jedoch dort erstmals explizit eine 1. Person spricht und das neue

Objekt der Beschreibung genannt wird, ist ebenfalls ein Einschnitt nach 5g zu setzen.

Die erste Person in 6a, selbst wenn diese sich schon in 5e zum Thema gemacht haben soll-

te, wird nicht näher bestimmt. Eine Identifizierung ergibt sich nur aus kontextuellen (2aV)

oder inhaltlichen Gründen: Nur YHWH kann in der prophetischen Rede davon sprechen, dass

er ein Volk sich erheben lässt (vgl. Am 6,14; dort dezidiert bestimmt als nÕ»³*m YHWH). Im

Folgenden wird Kohärenz generiert über die ständige Wiederaufnahme von ha=K¹D-ªm

ha=g¯y mittels ePP oder gM 3. Sg.m. Eine Ausnahme16 bildet lediglich der Wechsel zu ei-

nem ePP 3. Pl.m. in 9b, der aber logisch begründet ist: Zwar wird vom Volk gesprochen, die

Angesichter des Volkes (pÕn÷=him) gibt es aber nur im Plural. Ab 6a werden also nicht mehr

Sprecher und Adressat in ihrer gegenseitigen Bezogenheit thematisiert, sondern der Sprecher

beschreibt ein Drittes, das Volk der Chaldäer, das er sich erheben lässt – wobei noch nicht

einmal explizit wie in Am 6,14 gesagt wird, in welcher Beziehung diese Handlung zum ange-

sprochenen Gegenüber steht, in Am 6,14 nämlich als Strafhandlung. Weitere genannte Perso-

nen (Könige in 10a; Fürsten in 10b) sind im Hinblick auf die Fragestellung zu vernachlässi-

gen.

14 Eine Wiederaufnahme erfolgt nicht in 5g, dieser Satz ist jedoch auf Satzfügungsebene (Protasis im Konditi-

onalgefüge) mit dem Vorhergehenden verbunden. 15 Ges-K § 116s führt Fälle auf, in denen das Subjekt der mit den Ptz bezeichneten Handlungen offen bleibt.

Mehrheitlich handelt es sich um eine 3. Person, in Einzelfällen um eine 2. oder 1. Person: Es „scheint ausge-lassen […] das Pron. der 1. Sing. Hab 1,5 (?), Zach 9,12, Mal 2,16 […]. Doch sind diese Stellen alle mehr oder minder zweifelhaft.“ Zu untersuchen wäre also, ob das Ptz im Hebräischen im Hinblick auf die Person per se alle Personen bezeichnen kann oder für die 1. und 2. Person einer zusätzlichen Markierung bedarf o-der zumindest einer Festlegung über den Kontext (so zumindest in Zach 9,12).

16 Auch an den wenigen anderen Stellen, die in der Tabelle leer sind, ist in der Tiefenstruktur oder über den Vergleich eine Verbindung mit dem Volk der Chaldäer gegeben. So bildet es das (ausgesparte) 1. Sy der Inf-Konstruktion in 6bI; in 7a ist der Bezug über den Zusammenhang mit 7b gegeben, ebenso in 8b, dessen 1. Sy aus 8a zu ergänzen ist (welches ebenfalls ein ePP 3. Sg. m. aufweist). Gleiches gilt für 8d und 8e. Nur in 8eR und 8dI besteht eine Verbindung lediglich über den Vergleich der Pferde der Chaldäer mit einem Ad-ler.

13

4.12 Verteilung von Abstrakta und Konkreta im Text

Folgende Tabelle zeigt die Verteilung von Abstrakta und Konkreta17 im Text. Die Sub sind

dabei jeweils in der Absolutus- oder Constructus-Form (inklusive ePP) aufgeführt, in der sie

im Text erscheinen. Die Anordnung in zwei Spalten nimmt die Beobachtung vorweg, dass

Abstrakta und Konkreta in bestimmten Abschnitten häufiger als in anderen auftreten.

Die Tabelle zeigt, dass Abstrakta und Konkreta im Text unterschiedlich verteilt sind. Wenn

man 1a-aR aufgrund ihres bereits beobachteten „überschriftartigen“ Charakters als Einheit

betrachtet, dann lässt sich für 2a-4d eine Häufung von Abstrakta beobachten, die alle aus-

nahmslos Wortfeldern im Zusammenhang mit Rechtssachverhalten entstammen. Auch die

beiden Bezeichnungen für konkrete Personen sind Wertungen, daher ebenfalls Abstraktionen.

Demgegenüber enthalten 5a-11e eine Mehrheit an Konkreta. Sie verweisen auf Themen,

die im Text verhandelt werden: ein Volk und die Völker in Bezug auf die Weiten des Landes

(6b) und Wohnplätze (6bI), das Verhalten des Volkes gegenüber Gefangenen (9c), Königen

(10a) und Fürsten (10b), d.h. den Mächtigen anderer Völker, und Festungen (10c). Die Häu-

fung der Konkreta, die Tiere bezeichnen, lässt sich über die Bildsprache des Textes erklären:

Über Tier- (8a-e) und Naturvergleiche (9c.11a) werden Aussagen bezüglich der Macht und

Stärke des Volkes gemacht. Dass also auch Wertungen über Bilder transportiert werden, zeigt

den hohen Grad an Visualisierungen, den 6a-11e aufweisen.

17 Die dritte von RICHTER 2001 genannte Kategorie, die Stact, der sich z.B. ma¼¼ã(») oder auch t¯rã zuordnen

lassen würde, wird hier nicht berücksichtigt, sondern diese werden den Abstrakta zugeordnet.

Abstrakta Konkreta

1a ma¼¼ã(») 1aR nabª(») 2e ¥amas 3a »awn 3b «amal 3c µud[d]; ¥amas 3d rªb 3e mad¯n 4a t¯rã 4b miµpað 4c maktªr;

½addªq1

4d miµpað

Abstrakta Konkreta

5a g¯yª*m 5b yÕm÷=kim 6a g¯y 6b mar¥Õb÷

»ar½ 6bI miµkan¯t 7c miµpað=¯

(»)÷t=¯

8a nÕmirªm s³s-a(y)=w

8b «arb z(»)÷b÷ 8c par[r]ãµ-a(y)=w 8d ra¥u(w) par[r]ãµ-a(y)=w 8e naµr 9a ¥amas 9b mÕgammat pÕn÷=him 9c ¥¯l

µaby 10a mÕlakªm 10b mi¼¥aq r¯*z¬nªm 10c mib½ar 10d «apar 11a r³¥ 11e ku¥[¥] »¬l¯*h=¯

14

Lexematische Verbindungen von 2-4 und 5-11 bestehen lediglich über die Wiederholung

der Abstrakta miµpað (7c) und ¥amas (9a). Die anderen Abstrakta dienen nicht der Bezeich-

nung von Rechtssachverhalten, sondern der Charakterisierung der Potenz des Volkes (7c.11e)

4.13 Hinweise zu Ort und Zeit

Der Text ist im Hinblick auf Angaben zu Ort und Zeit sehr zurückhaltend. Das FrPron «ad

»an-a-h (2a) verweist darauf, dass die im Folgenden geschilderten Missstände schon länger

andauern. Die PräpV la=na½¥ (4b) betont die Endgültigkeit des beschriebenen Zustands, er-

streckt sich also auf Vergangenheit und Zukunft. Über die PräpV bÿ=yÕm÷=kim (5e) wird das

„Tun des Werks“ in der Gegenwart der Adressaten verortet.

Die Nennung der mar¥Õb÷ »ar½ (6b) und der PräpV mi[n]=ra¥u(w)q (8d) zeigt die Größe

der Ausdehnung des Herrschaftsgebiets des Volkes an. Mit qadªm-a-h (9b) wird wohl eine

Ortsveränderung bezeichnet.

Der Text ist also nicht genau situiert, lässt sich nicht konkret verorten – aber auch diese

Offenheit erhöht das Potential zu ständiger Aktualisierung und Gegenwärtigsetzung des

ma¼¼ã(»). Die einzige konkrete Bezeichnung, die begegnet, ist ha=K¹D-ªm (6a). Über das

bezeichnete Volk und seine Existenz lassen sich tatsächliche Aussagen machen.18 Allerdings

bleibt auch dabei unklar, ob die Entstehungszeit des Textes parallel zur Geschichte dieses

Volkes anzusetzen ist, oder ob dieses nicht auch nach seiner eigentlichen Wirkmächtigkeit als

Topos für ein mächtiges Volk dienen kann.

4.2 Charakterisierung der sprechenden und besprochenen Personen und ihrer Situatio-

nen

Die sprechenden und besprochenen Personen werden über ihre Tätigkeiten charakterisiert,

explizit bewertet und die Situationen, in denen sie sich befinden, über Wortfelder beschrieben

bzw. sie zu ihnen in Beziehung gesetzt. Auf diese soll im Folgenden das Augenmerk gelegt

werden.

4.21 Charakterisierungen der Personen über ihre Tätigkeiten

Die Frage danach, wie die Personen über ihre Handlungen charakterisiert werden bzw. die

Erschließung der Situation, in der sie sich befinden, erfolgt gesondert nach den unter 4.11

erarbeiteten Abschnitten, da diese im Hinblick auf Wechsel der am Kommunikationsvorgang

beteiligten Personen gesetzt wurden, mit jeder Einheit also auch neue Personen in einer je

anderen Situation auftreten.

2a-3c:

Ich: ´W« (2b); Z«Q (2d); R»Y (3a)

18 Vgl. dazu PERLITT 2003, 53-54.

15

Du (Identifizierung mit YHWH über 2aV): ´M« (2c); Y´«-H (2f); NBÐ-H (3b)

Der Sprecher befindet sich in einer bedrängenden Situation und richtet daher an das Gegen-

über, an YHWH, einen Hilferuf (2b). Als dieser nicht hört, erfolgt eine erneute stärker lautli-

che Äußerung: Das Ich charakterisiert die Lage schreiend (2d) mit „Gewalttat“. Zwar ist es

formal syntaktisch nicht 1. Sy von 3a, auf logischer Ebene jedoch das Subjekt, das das Un-

recht sieht (3a).

Das Du wird ex negativo charakterisiert: Ihm wird attestiert, dass es eigentlich Hilferufe

hört (3c) und aus misslichen Situationen rettet (3f). Hier jedoch reagiert es anders und erfüllt

die Erwartungen nicht, schaut vielmehr tatenlos zu (3b).

Grundsätzlich besteht also eine ungleiche Machtstellung: Das Ich ist in Bedrängnis und

erhofft sich Hilfe von einem mächtigeren Gegenüber, von YHWH, dem grundsätzlich die Fä-

higkeit, auf Bittrufe zu hören und zu retten, zugeschrieben wird, der sich somit in einer supe-

rioren Lage befindet. Warum im konkreten Fall die erwartete Hilfeleistung nicht erfolgt, wird

nicht gesagt. Damit wird allerdings die Lesererwartung gelenkt: Der Leser erwartet eine Ver-

änderung der Situation ins Negative oder Positive, sei es, dass der Sprecher sich von YHWH

enttäuscht abwendet oder dass dieser doch rettend eingreift bzw. eine Begründung gegeben

wird, warum er dies nicht tut.

3d-4c

Hier erfolgt keine Charakterisierung der sprechenden Personen, sondern die Situation wird

explizit beschrieben: Es herrschen Missstände im Hinblick auf den sozialen Umgang mitein-

ander und die Rechtsverhältnisse bzw. Rechtsprechung: Der Frevler wird als dem Gerechten

überlegen gezeichnet (4c).

5a-5g

Ihr: R»Y (5a); NBÐ-H (5b); TMY-tD (5c); TMY (5d); »MN-H (5f)

3./1. Sg.: P«L (5e)

Ein ungenannter Sprecher (1. Sg.?) fordert ein Kollektiv zu visuellen Sinneswahrnehmungen

(5a; 5b) und Gefühlsregungen (5c; 5d) auf. Da er in der Situation ist, den Angesprochenen

anzuordnen, was zu tun ist, ist davon auszugehen, dass er ihnen überlegen ist, entweder be-

reits selber gesehen hat, also einen Wissensvorsprung hat, oder Urheber dessen ist, was zu

sehen ist, zumal er dazu aufruft zu staunen, es sich also um eine Darstellung seiner Macht

handeln könnte. Die vehemente Aufforderung mit vier Imperativen wird mit der Ungläubig-

keit (5f) des Gegenüber bei einer bloßen Erzählung begründet. Im Kontext ergibt sich die fol-

gende bildreiche Beschreibung des Volks der Chaldäer als Objekt der geforderten Sinnes-

wahrnehmungen.

16

Die einzige Handlung, die dem Sprecher19 zugeschrieben wird, ist die inhaltsleere Formu-

lierung „ein Werk tun“. Dass diese Aussage die erwarteten Reaktionen (5a-d) hervorrufen

soll, zeigt, dass mit dem Sprecher als Person machtvolle Taten in Verbindung gesetzt werden.

Wird diese Aussage in Zusammenhang mit der im Text folgenden Äußerung in 6a gesetzt,

dann wird durch sie die allgemeine Tätigkeit (5e) mit der Erhebung der Chaldäer identifiziert.

6a-11d

Chaldäer: HLK lÿ=mar¥Õb÷ »ar½ (6b); YR´ (6bI); [wÿ=qall³ (8a); wÿ=¥add³ (8b); wÿ=pãµ³

(8c); mi[n]=ra¥u(w)q yab¯*»³ (8d); ya«³*p³ (8e); »KL (8eI)]; »SP µaby (9c); QLº

(10a); ¹£Q (10c); ºBR «apar (10d); LKD (10e); £LP (11a); «BR (11b); »´M (11c)

Das Volk der Chaldäer wird über seine Tätigkeiten charakterisiert: Es geht in die Weiten der

Erde (6b), ist also mobil, wahrscheinlich groß, da es sich nicht nur an einen Ort bewegt, son-

dern gleich an mehrere Plätze. Dort unterwirft es Wohnplätze (6bI), d.h. ihm kommt Macht

zu, es ist militärisch geschickt und dominiert über die unterworfenen Völker (die metony-

misch mit „Wohnplätze“ bezeichnet werden). Es sammelt Gefangene (9c), d.h. übt eine Ge-

waltherrschaft aus. Gegenüber Mächtigen anderer Nationen, Königen und Fürsten, nimmt es

eine Haltung des Spotts ein (10a.b). Auch über deren Bauwerke und Schutzeinrichtungen

kann es nur lachen (10c). Es ist intelligent und geschickt, verfügt über Strategien, die Ab-

wehreinrichtungen der Anderen zu umgehen (10d), um sie schließlich einzunehmen (10e).

Dies scheint es keine großen Kraftanstrengungen zu kosten, da es so stark ist, dass es einfach

hindurch- und weiterzieht (11a.b) und dabei weiter verwüstet (11c).

Stellvertretend für die Macht der Chaldäer stehen ihre Pferde, über die sie charakterisiert

werden: Die Pferde sind schnell (8a) und angriffslustig (8b) wie ihre Besitzer. Ihr Stampfen

(8c) ist Ausdruck ihrer Überlegenheit und ihres Überschwangs. Dass sie aus der Ferne kom-

men (8d), zeigt ebenfalls ihre Mobilität, ihre Kraft und die Größe der Räume, in denen sich

die Chaldäer aufhalten bzw. die sie dominieren und unterwerfen. Die Geschwindigkeit der

Pferde wiederum wird mit dem Flug eines Adlers (8e) verglichen, der auf Beutesuche ist

(8eI), was wiederum ein Licht auf die Raff- und Beutegier der Chaldäer wirft.

Die Chaldäer sind voller Potenz, verfügen über Symbole ihrer Macht. Sie sind schnell,

gewandt, ihren Mitmenschen überlegen, dabei arrogant und spielerisch leicht. Da der Spre-

cher von 6a als 1. Sy die Chaldäer, das im Folgenden als mächtig charakterisierte Volk, sich

erheben lässt, ihm also Befehle gibt und über es verfügt, wird indirekt auch eine Charakteri-

sierung des (machtvollen) Sprechers vorgenommen.

19 Unter der Voraussetzung, dass sich das Ptz von 5e auf eine 1. Sg. bezieht. Ansonsten würde der Sprecher

zwar das Kollektiv auffordern, die Begründung für diese Befehle jedoch im mächtigen Handeln einer 3. Per-son liegen, von dem der Sprecher lediglich berichtet.

17

4.22 Wertungen

Explizite Wertungen der Chaldäer werden ausgesagt über verschiedene Wortarten, die Zu-

schreibung von Eigenschaften über den VS 1 und PräpV.

Adj/Ptz/Sub

mar[r] wÿ= nimhar (6a)

»ayum (7a)

n¯rã(») (7b)

ku¥[¥] (11e)

Die Chaldäer werden als „bittere und ungestüme Nation“ (6a) benannt, wobei sich mar[r]

entweder auf die Unerbittlichkeit und Skrupellosigkeit der Chaldäer oder das dadurch verur-

sachte bittere Los, das sie über die unterworfenen Völker bringen, beziehen kann. Das Ptz von

MHR-N bezieht sich – wie auch einige der Tiervergleiche – auf die Schnelligkeit, damit auch

Leichtigkeit, mit der das Volk über andere Völker einherzieht und so seine Überlegenheit

demonstriert. Negativ bewertet wird es weiter über das Adj »ayum (7a) und das Ptz-N

wÿ=n¯rã(») (7b), womit gleichermaßen die Größe der Macht der Chaldäer und ihre morali-

sche Verwerflichkeit bezeichnet werden. Resümierend wird ihnen diese Kraft (ku¥[¥] 11d)

zugeschrieben: Sie haben Kraft, sind also ein kraftvolles Volk.

VS 1 (metonymisch)

wÿ=qall³ min=nÕmirªm s³s-a(y)=w (8a)

wÿ=¥add³ miz=z(»)÷b÷ «arb (8b)

Weiter werden den Chaldäern indirekt Eigenschaften über die Beschreibung ihrer Pferde, die

gleichzeitig das Symbol ihrer Macht sind, zugeschrieben, formal realisiert als VS 1. Die Pfer-

de, somit deren Besitzer, sind schnell (8a) und scharf, d.h. angriffslustig (8b).

PräpV

min=nÕmirªm (8a)

miz=z(»)÷b÷ «arb (8b)

kÿ=naµr (8e)

ohne Präp r³¥ (11a)

Zusätzlich erfolgt die Charakterisierung über PräpV im Vergleich mit Tieren oder Naturphä-

nomenen. Die Pferde der Chaldäer sind schneller als Leoparden (8a), ihre Schnelligkeit wird

somit potenziert, und angriffslustiger als Wölfe (8b) – ihre Lust zu kämpfen ist also nicht zu

überbieten. Der Vergleich mit dem Adler (8e) zielt wieder (und wiederum indirekt über den

18

Bezugspunkt der Pferde) zur Illustration von Schnelligkeit und Erfolg: Der Adler erlegt und

frisst die Beute. Auf Macht, Schnelligkeit, Souveränität und Verwüstung verweist auch die

Beschreibung „als Wind“ (11a), der hindurchzieht.

4.23 Wortfelder zur Situationsbeschreibung und die Personen in ihren Relationen

Die Wortfelder, die sich im Text finden, geben ebenfalls einen Hinweis auf die Situationen, in

denen sich die verschiedenen Personen befinden.

In 3e-4d finden sich überwiegend Lexeme, die auf das Wortfeld „Gerichtssprache“

(¥amas (2d.3c); »awn (3a); «amal (3b); µud[d] (3c); rªb (3d); mad¯n (3e); t¯rã (4a); miµpað

(4b.d); maktªr (4c); ½addªq (4c)) verweisen. Dabei ist zu differenzieren zwischen Gerichts-

termini im engeren Sinn (rªb (3d); mad¯n (3e); t¯rã (4a); miµpað (4b.d)), der moralischen Be-

wertung der handelnden Personen und Taten (»awn (3a); maktªr (4c); ½addªq (4c)) und den

Handlungen an sich (¥amas (2d.3c); «amal (3b); µud[d] (3c)). Alle Lexeme dienen der Be-

schreibung der Lage, in der sich der Sprecher von 2a-3c befindet und verbinden 2a-3e und 4a-

d, auch wenn im zweiten Abschnitt kein expliziter Bezug auf den Sprecher hergestellt ist.

Daher ist es gerechtfertigt, 2a-4d als Einheit zu betrachten.

Als weiteres Wortfeld ergibt sich das der belebten Natur in 8a-eI (nÕmirªm (8a); s³s-

a(y)=w (8a); z(»)÷b÷ «arb (8b); par[r]ãµ-a(y)=w (8c.d); naµr (8e)). Es dient der Charakterisie-

rung der Chaldäer, die so als mächtig, schnell, gierig und erfolgreich beschrieben werden. Die

Häufung von Lexemen in 10a-c, die ein Lachen und Verlachen bezeichnen (QLS (10a); ¹£Q

(10b); yi¼¥aq (10c)), zeigt die Überlegenheit des fremden Volkes, aber auch dessen morali-

sche Verwerflichkeit, da es keine Gnade kennt.

Die Personen, Sprecher, Adressaten und Besprochenen, die in 2a-11d eingeführt werden, wer-

den nicht nur in ihren Situationen gezeigt und über bestimmte Wortfelder charakterisiert,

sondern auch in ihrem Verhältnis zu YHWH, ihren Mitmenschen, ihrer Umwelt und Kulturer-

rungenschaften gezeigt.

Die Verben von 2a-3e ( ´W« (2b); ´M« (2c); Z«Q (2d); Y´«-H (2f); R»Y (3a); NBÐ-H (3b))

und mit ihnen die Wortfelder „Helfen/Retten“ und „Rufen/Schreien“ weisen das Verhältnis

von Sprecher und Angesprochenem zusätzlich als ein vertrauensvolles aus: Das Ich erhofft

sich vom Gegenüber YHWH Hilfe und Rettung. Als diese ausbleibt, wendet es sich anklagend

an das Du.

Der Sprecher von 5a-g gibt dem Adressaten Anweisungen und ist ihm anscheinend über-

legen. Eine Reaktion wird nicht geschildert.

Die Chaldäer werden ausführlichst in ihren Relationen beschrieben und so als machtvoll

charakterisiert. Im Hinblick auf ihre Mitmenschen wird gesagt, dass sie über Könige und

Fürsten triumphieren (10a.b), somit mächtiger als die Mächtigsten sind. Sie machen gnaden-

los Gefangene (10c). Sie dominieren über die belebte Natur, was sich darin zeigt, dass sie im

Besitz der schnellsten und angriffslustigsten Pferde sind (8a-d) – das Beste ist für sie gerade

19

gut genug – und über die unbelebte Natur bzw. nutzen diese für ihre Zwecke: Sie nehmen

Festungen ein, indem sie Erde aufhäufen (10d). Über Kulturerrungenschaften anderer Völker

setzen sie sich hinweg: Sie unterwerfen Wohnplätze (6bI), lachen über Festungen (10c) und

verwüsten (11c). Die Kraft dazu erhalten sie von ihrem Gott (11e), zu dem sie in einem sie

begünstigenden Verhältnis stehen.

4.3 Die poetische Gestaltung des Textes

Auf den ersten Blick sticht die stilistische Geprägtheit des Textes hervor. Bei näherem Hinse-

hen zeigt sich, dass er jedoch stilistisch uneinheitlich ist. Dem soll nachgegangen werden.

4.31 Stilmittel in Hab 1,2-11

Der Text weist folgende Gestaltungselemente auf:

Wortpaare:

a) entgegengesetzt b) gleichgeordnet

´W« - ´M« (2b und 2c)

Z»Q - Y´« (2d und 2f)

raµa« - ½addªq (4c)

»awn + «amal (3a und 3b)

µud[d] + ¥amas (3c)

rªb + mad¯n (3d und 3e)

t¯rã + miµpað (4a und 4b)

ha=mar[r] wÿ=ha=nimhar (6a)

»ayum + n¯rã(») (7a und 7b)

miµpað=¯ + ¼(»)÷t=¯ (7c)

mÕlakªm + r¯*z¬nªm (10a und 10b)

yitqallas + mi¼¥aq + yi¼¥aq (10a; 10b und 10c)

R»Y + NBÐ-H (3a und 3b)

R»Y + NBÐ-H (5a und 5b)

TMY-tD + TMY (5c und 5d)

figura emtymologica: pu«l p¯*«il (5e)

Alliteration:

pu«l p¯*«il (5e)

ha=mar[r] wÿ=ha=nimhar ha=h¯lik (6a)

l¯(») l=¯ (6bIR)

wÿ=pãµ³ par[r]ãµ-a(y)=w (7c)

Vergleiche/Metonymien:

wÿ=qall³ min=nÕmirªm s³s-a(y)=w (8a)

wÿ=¥add³ miz=z(»)÷b÷ «arb (8b)

20

wÿ=pãµ³ par[r]ãµ-a(y)=w (8c))

wÿ=par[r]ãµ-a(y)=w mi[n]=ra¥u(w)q yab¯*»³ (8d)

ya«³*p³ kÿ=naµr ¥ãµ lÿ=»ku(w)l (8e-8eI)

»az ¥alap r³¥ (11a)

Die entgegengesetzten Wortpaare in 2b-f zeigen die Bezogenheit von Sprecher und Ange-

sprochenem, von Ich und YHWH. Auf Hilferuf und -schrei wird eine Reaktion erhofft, das

Hören und dessen Folge, die Rettung des Bedrängten. Die Gegenüberstellung von Frevler und

Gerechtem (4c) zeigt die Verkehrung des Rechts: Der moralisch zu Disqualifizierende hat die

Überhand über den Redlichen gewonnen. Gleichgeordnete Wortpaare (in 3c liegt speziell ein

Hendiadyoin vor) zeigen für 3a-4b das Ausmaß der misslichen Lage: Unrecht und Mühsal

sind zu sehen – die Sub in 3a.b dienen zum einen der allgemeinen Wertung und zum anderen

als Bezeichnung für die Anstrengung der Einzelnen. Gewalttätigkeit und Gewalt dominieren

(3c: beide Sub als Synonyme). Dass dies überall wahrzunehmen ist, zeigt die doppelte Aussa-

ge zu Sinneswahrnehmungen (R»Y + NBÐ-H (3a und 3b)). Zwischen den Parteien (die über 4c

mit den Gerechten und den Frevlern zu identifizieren sind) herrscht rªb und mad¯n (3d.e: bei-

de Sub als Synonyme); die grundsätzliche Weisung ist außer Kraft gesetzt, und kein konkreter

Urteilsspruch wird mehr gefällt. Hier wird mit dem einen Sub (4a) die generelle, mit dem an-

deren (4b) eine singuläre Rechtsaussage bezeichnet. Mittels der Gleichordnung von synony-

men Sinnes- (R»Y + NBÐ-H (5a und 5b)) und Gefühlsverben (TMY-tD + TMY (5c und 5d))

wird die Eindringlichkeit der Aufforderung an das kollektive Gegenüber in 5a-d unterstrichen.

Adj-Paare (bzw. Adj + Ptz) dienen zur umfassenden Charakterisierung des Volks: Es ist bitter

und ungestüm (6a), schrecklich und furchtbar (7a.b: Adj und Ptz als Synonyme). Die zweifa-

che Aussage der Überlegenheit über Könige und Fürsten (10a.b) zeigt seine Überlegenheit.

Seine Überheblichkeit wird durch die Dreireihung von yitqallas + mi¼¥aq + yi¼¥aq unterstri-

chen (10a.b.c).

Die Redundanz in der Beschreibung der Situation des Ich in 2a-4d, die wiederholten Auf-

forderungen in 5a-f, die eindrückliche Charakterisierung des Volkes in 6a-11d können als

Merkmal eines poetischen, literarisch ausgestalteten Textes gewertet werden, dem es im Ge-

gensatz zum rein informativen Text nicht nur um den Transport einer Aussage, sondern auch

um Eindrücklichkeit über die sprachliche Gestaltung geht. Gleiches gilt für die figura etymo-

logica in 5e und die Alliterationen in 5e.6a.6bIR7c. Ihr Klangwert, die Wiederholung von

gleich lautenden Konsonanten, unterstreicht die Aussagen über das Volk eindringlich. Asso-

nanzen, hier dunkle Vokale, dienen zu dessen negativer Qualifizierung.

Über Vergleiche und Metonymien werden abstrakte Aussagen über und Bewertungen des

Volks der Chaldäer sinnenhaft. Sie zielen auf die Darstellung von Bewegung, Schnelligkeit,

Bedrohlichkeit und Schrecken (8a.b). Der Hinweis auf das Stampfen der Pferde weckt zusätz-

lich die Imagination von einem Geräusch als Hinweis auf Macht und Stärke (8c). Die Vision

21

vom „Reitersturm“ (8d), wie es in der Literatur heißt,20 verweist auf den Eroberungswillen

und die Kraft des Volkes, was zusätzlich über die Vorstellung des Beute reißenden Adlers

unterstrichen wird (8e-8eI). Die Beweglichkeit und Stärke der Chaldäer wird über das Bild

des hinwegfegenden Windes ausgesagt.

4.32 Zuordnung von Hab 1,2-11 zu bestimmten Textgattungen über die Sprache?

Bei der Untersuchung von Hab 1,2-11 werden einzelne Verse gerne verschiedenen Textgat-

tungen zugeschrieben. 1,5-11 wird als „visionäre Ankündigung“, 1,2-3a[4] als „Fragmente

eines Klagegebets“21 bezeichnet. Diese erste Kategorisierung wird durch die genaue sprachli-

che Analyse bestätigt. Insbesondere der visionäre Charakter22 von 1,5-11 zeigt sich an der

Vielzahl von sprachlichen Bildern, die den Text beherrschen, v.a. an den Tiervergleichen in

8a-eI, aber auch an der Schilderung des Vordringens in die Weiten der Erde in 6b-bR, des

Umgangs der Chaldäer mit den fremden Völkern in 9c-10b und der Eroberung von Festungen

in 10c-e). Nicht zuletzt wird er explizit über die konkrete doppelte Aufforderung zu Schauen

(5a.b). Außerdem wird besonders in diesem Teil des Textes Wert auf klangmalerische Unter-

stützung der Aussagen durch Alliterationen und Assonanzen gelegt.23

Demgegenüber steht die Anrede YHWHs durch das Ich in 2a-4d, die geprägt ist durch die

Beschreibung der Beziehung von Sprecher und Adressaten über die fragende Anrede24 und

der abstrakten, bildlosen Darstellung der Situation. Dies ist formal erkenntlich an der Gegen-

überstellung von Verbpaaren, die das Verhältnis beider charakterisieren, und der Häufung von

Abstrakta. Die Gegenüberstellung des Wortpaares raµa« - ½addªq (4c) verweist auf die Spra-

che der Psalmen.25 Auch wenn der Abschnitt in eine Beschreibung der generellen Misslage

mündet, so stellt sich doch – anders als in 5a-11d – das Ich sehr in den Vordergrund: Klage

und Qualifizierung der Situation stehen im Gegensatz zur bildhaften Beschreibung von 5a-

11d.

20 Vgl. RUDOLPH 1975, 56. 21 PERLITT 2003, 46. Die unterschiedlichen Positionen zur Gattungsfrage fast zusammen JÖCKEN 1997, 359-

377. 22 Als charakteristisches Merkmal für die Poesie nennt PERLITT 2003, 53 die Verwendung des Verbs P«L, das

fast nur in Poesie gebraucht wird (111mal). 23 Von PERLITT 2003, 54 bezeichnet als „konzentrierte Poesie“. 24 PERLITT 2003, 48 weist über die Lexematik den Abschnitt 1,2-4 dem Klagegebet zu: „’wie lange’, ‚warum’

sind Urwörter der Klage. Auch die vier Verben in V.2 zählen zum Grundbestand der Klagegebete im Psal-ter. Hilferufe zu Gott in der Hoffnung auf Erhörung.“ Im Folgenden führt er detailliert auf, in welchen Tex-ten die identischen Lexeme verwendet werden («ad »an-a-h in Ps 13,2f viermal vgl. Hi 19,7; Jer 20,8; la-m°ah in Ps 22,2; 42,10; 43,2 vg. Hab 1,13; R’H und NBT in 1 Sam 17,42; Ps 80,15; Jes 62,15). Er resü-miert: „Die Sprache von V.2.3a ist also die der individuellen Klage“ (PERLITT 2003, 49). Für das Folgende kommt er jedoch zu dem Schluss: „Die Gebetssprache von 3a ist verlassen, es gibt kein Ich und kein Du mehr.“ (PERLITT 2003, 49). Dass der Charakter der Rede sich mit 3d ändert und nicht mehr auf die Situation des Ich fokussiert ist, sondern allgemeine Aussagen macht, wurde ebenfalls beobachtet. Allerdings ist der lexematische und inhaltliche Anschluss von 2a-3c und 3d-4d gegeben.

25 Vgl. PERLITT 2003, 51.

22

4.4 Ergebnisse der Formkritik im Hinblick auf die literarkritische Frage

Zwar muss ein Gliederungsabschnitt innerhalb eines Textes nicht identisch mit einer literari-

schen Nahtstelle sein, jedoch kann er Hinweis auf die Zusammenfügung unterschiedlicher

Texte sein. Die Untersuchung hat ergeben, dass sich Hab 1,1-11 in verschiedene Abschnitte

gliedern lässt.

Abzugrenzen vom Folgenden ist zunächst 1a-aR. Aufgrund inhaltlicher Kriterien wurde

der Vers als Überschrift bewertet. Der formal kenntliche Wechsel von der Rede über den Pro-

pheten Habakuk zur folgenden Rede in 1. Sg. zeigt den Sprecherwechsel und setzt 1a-aR vom

Folgenden ab. Mit Blick auf die Einleitung anderer prophetischer Bücher ist der Vers als se-

kundäre Buchüberschrift zu bewerten.

Weiter lässt sich die Inkohärenz von Hab 1,2-11 aufgrund fehlender oder wechselnder Re-

ferenz von Sprecher und Adressaten und wechselnder Themen (2-4: Beziehung YHWH-

Sprecher; erbetene Rettung aus einer Notlage; 5: Aufforderung an ein Kollektiv zur Schau; 6-

11: die bildreiche Beschreibung der Chaldäer) feststellen. (An-)Rede und Beschreibung wech-

seln; 4a.d suggerieren auf der formalen Seite über Konj einen Anschluss an das Vorhergehen-

de, ein inhaltlich logischer Bezug des einen auf das andere fehlt jedoch. In 4b wird ausgesagt,

dass kein Urteil mehr gefällt wird, in 4d jedoch, dass dieses verdreht, verkehrt, sei. Von den

Nationen in 5a ist im Folgenden nicht mehr die Rede; der Blick wird nur noch auf das eine

Volk (6a) gelenkt. Wirklich enge Verbindungen über Wiederaufnahme von ePP bestehen nur

in 2a-3c und 6a-11.

Dennoch lässt sich der Text grob in zwei Abschnitte gliedern. 2a-4d bilden eine Einheit:

2a-3c sind über ePP und die Beschreibung des Verhältnisses von Sprecher und YHWH über

zueinander korrespondierende Verbpaare miteinander verbunden. Das Wortfeld „Rechtssach-

verhalte“ verweist jedoch über 3c hinaus auf 3d-4d und stellt so eine enge Verbindung her.

Für 2a-4d ist eine abstrakte Sprache charakteristisch.

Dass 6a-11d eng und konsistent in der Beschreibung des Volks der Chaldäer aneinander

angeschlossen sind, wurde gezeigt. Kohärenz wird generiert über ständige Rückbezüge mit-

tels ePP und sPP, aber auch über gleiche Wortfelder und die konkrete bildhafte Beschreibung.

Darüber hinaus besteht Homogenität im Hinblick auf die literarische und poetische Gestal-

tung. Davon abzusetzen ist V. 5, der jedoch auch in Beziehung zum Folgenden zu sehen ist

und eine Art Einleitung bildet: Ein Kollektiv wird zu Sinneswahrnehmungen aufgefordert,

deren Inhalt in 6a-11d beschrieben wird. Die allgemeine Beschreibung aus 5e wird durch 6a-

11d näher spezifiziert.

Beide Abschnitte unterscheiden sich in der Charakterisierung der sprechenden und be-

sprochenen Personen und der Situationen, in denen sie sich befinden. In 2a-4d wird die Situa-

tion eines Sprechers beschrieben, der zu seinem Gott YHWH um Hilfe ruft angesichts der

Missstände in seinem Umfeld. Dabei wird die Wechselseitigkeit der Beziehung (Rufen-

Hören; Schreien-Retten) zumindest erwartet. Das Kollektiv in 5a-g wird zur Wahrnehmung

des mächtigen Volks der Chaldäer aufgefordert, die über ihre Taten charakterisiert werden. In

23

welchem Verhältnis das Gegenüber des Sprechers zu diesem und zu den Chaldäern steht,

bleibt jedoch unklar. Es kann lediglich eine Aussage über die Überlegenheit und machtvolle

Situation des Sprechers, der Forderungen an das angesprochene Kollektiv erhebt und das

Volk der Chaldäer sich erheben lässt, gemacht werden. Eine Verbindung von 2-4 und 5-11

besteht rein formal lediglich über die Lexeme ¥amas (2e.3c.9a) und miµpað (4b.d.7c), wobei

dies eine reine Stichwortverbindung ist, da sich beide Sub auf unterschiedliche Sachverhalte

(Lage im Umfeld des Sprechers vs. Zuschreibung an die Chaldäer) beziehen.

Als Ergebnis lässt sich daher mit Sicherheit festhalten: Bei 2-4 und 5-11 handelt es sich

nicht um einen Dialog zwischen dem Propheten und YHWH. Es bestehen keine Bezüge über

die bloße Aneinander-Reihung im Buch Habakuk hinaus. Form und Sprache sind zu verschie-

den, als dass man einen Autor annehmen könnte. Dies lässt sich als Ertrag im Hinblick auf die

literarkritische Frage festhalten, ohne behaupten zu wollen, dass beide Teile nicht in sich In-

kohärenzen (so v.a. 2a-3c.3d-4d und 5a-g.6a-11d) aufweisen und Spuren von Überarbeitung

tragen. Offen muss bleiben, ob die beobachtete Stichwortverknüpfung zufällig ist oder z.B.

ein bewusster Eingriff eines Redaktors sein könnte. Die Untersuchung hat aber gleichzeitig

auch einen Hinweis darauf gegeben, warum die literarkritische Frage so schwer zu beantwor-

ten ist: Letztlich bedingt die große Offenheit des Textes, im Hinblick auf Sprecher, Adressa-

ten, Ort und Zeit, dass er für Überarbeitungen und Fortschreibungen prädestiniert ist, die ih-

rerseits die Offenheit des Textes erhalten, daher ebenfalls nicht zeitlich oder örtlich festzuma-

chen sind bzw. als Quelle oder Fortschreibung eindeutig benannt werden können.

C) SCHLUSS

Die Arbeit an Hab 1,1-11 hat gezeigt, dass eine Untersuchung der Ausdrucksseite des Textes

zu fundierten Aussagen bezüglich seines Inhalts und der Frage, wie Form und Inhalt mit ein-

ander verbunden sind, einen gewichtigen Beitrag leisten kann. Über die Untersuchung der

Frage nach den am Kommunikationsvorgang beteiligten Personen, deren Charakterisierung

und Wortfeldern konnte die Struktur des Textes erhellt werden und Ziele und Inhalts aufge-

deckt werden. Besonders die Analyse der poetischen Mittel hat gezeigt, dass Gestaltung und

Aussage in einem engen Verhältnis zueinander stehen.

Zwar hat die genaue Analyse nicht alle Fragen und Probleme des Textes lösen können.

Genaue Aussagen bezüglich der Autoren, Quellen, Überarbeitungsstufen von Ort und Zeit des

Textes sind nach wie vor nicht möglich. Deutlich wurde aber die Sprachgewalt und literari-

sche und poetische Kunstfertigkeit, mit der der Text geschrieben ist und die ungebrochen be-

eindruckend ist. Und vielleicht ist es die Schönheit des Textes zusammen mit seiner Rätsel-

haftigkeit, die ihn immer wieder lesenswert macht.

24

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