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Das erste Dichterfest in Amerika. Die Baltimorer Blumenspiele, abgehalten am 21. April 1904 Author(s): C. O. Schoenrich Source: Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly, Vol. 5, No. 6 (May, 1904), pp. 187- 189 Published by: University of Wisconsin Press Stable URL: http://www.jstor.org/stable/30170895 . Accessed: 15/05/2014 13:59 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . University of Wisconsin Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly. http://www.jstor.org This content downloaded from 194.29.185.154 on Thu, 15 May 2014 13:59:56 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

Das erste Dichterfest in Amerika. Die Baltimorer Blumenspiele, abgehalten am 21. April 1904

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Das erste Dichterfest in Amerika. Die Baltimorer Blumenspiele, abgehalten am 21. April 1904Author(s): C. O. SchoenrichSource: Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly, Vol. 5, No. 6 (May, 1904), pp. 187-189Published by: University of Wisconsin PressStable URL: http://www.jstor.org/stable/30170895 .

Accessed: 15/05/2014 13:59

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Berichte und Notizen. I. Das erste Dichterfest in Amerika.

Die Baltimorer Blumenspiele, abgehalten am 21. April 1904.

Von C. O. Schoenrich, Baltimore.

(Flr die Padagogischen Monatshefte.)

,,Sei gegriisst, du Stadt der Musen, Heut von Deutschlands I rikolore, Da das Dichterfest Du feierst Selbst in DIeinem Trauerflore, Baltimore, Baltimore."

(Dr. Fastenrath, Kaln.)

Die ,,Jeux floraux" oder Blumenspiele entstanaen im 14. Jahrhundert in Siid-Frankreich. Es waren poetische Tourniere, auf denen mit den Waf- fen des Geistes gefochten wurde, wie im wirklichen Tournier mit der Lanze. Sieben Preisrichter hatten ihr Urteil abzugeben, und den Siegern iiberreichte die Blumenk5nigin ihre Preise: tells frische Blumen, teils in Gold und Silber gearbeitete. Es war ein inniges, ideales Fest inmitten des Alltagslebens. Von der Provence verbreiteten sich die Blumenspiele nach Spanien, wo sie besonders in Catalonien bis auf den heutigen Tag gefeiert werden. Seit 1898 sind durch den feinsinnigen Dr. Fastenrath diese Dich- terwettkiimpfe in Kiln eingefiihrt, und sie haben bereits eine tiefgehende Bedeutung im geistigen Leben des deutschen Volkes gewonnen, indem sie einen Brennpunkt rein idealen Lebens inmitten krassen Geldmaterialismus geschaffen haben, und einen Damm gegen bedrohliche literarische After- str5mungen.

Von Kiiln ist das Dichterfest in diesem Friihling nach Baltimore ver- pflanzt worden. Warum es nicht, wie in der frihlichen Rheinstadt, am ersten Maisonntag gefeiert wurde? Nun, aus zartfiihlender Riicksicht, man wollte die Kreise des heiligen Puritan nicht st6ren - Die Durch- fiihrung unseres sch~nen Festes geschah ganz nach dem Plan, wie er in der Januarnummer der P. M. eingehend mitgeteilt worden war, und die weihevolle Stimmung wurde durch gewiihlte Musik und kiinstlerischen Ge- sang gekriiftigt. Der mit Guirlanden und Pflanzen geschmackvoll de- korierte Bankettsaal des tonangebenden Germania Clubs war bis auf den letzten Platz mit festlich gekleideten Herren und Damen gefiillt, und vom goldenen Tronsessel herab erteilte die Blumenkinigin die Preise. Nur eine geringe Zahl der Preisgedichte hatte zum Vortrag gelangen kinnen, und dies war in den meisten Fillen von den Dichtern selbst geschehen.

Es waren 305 Gedichte eingegangen, wovon neun als nicht den Be- dingungen entsprechend ausgeschieden worden waren. 31 Preise und ehrenvolle Erwiihnungen wurden 22 Verfassern zuerkannt; einige sind also mehrfach siegreich gewesen; so wurde Pastor Hildebrand, der Dich- ter des Kaiserpreislieds, fiinfmal vor den Tron der Blumenkanigin gerufen. Die Sieger wurden tells mit den schon friiher beschriebenen Preisen, tells mit Ehrendiplomen belohnt; die Namen derselben sind, wie folgt:

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Pddagogiscbe Monatshefte.

Lieheslieder (78 waren Zur Beurteilung gekommen): Pastor A. W. Hildebrandt, Greenfield, Mass.; Frau Martha Tdplitz, New York;- Frau

Elisabeth Rudolph, Baltimore; Anna Wiinn, Dresden; William Apel, Mil- waukee; Oskar Illing, Detroit; Wilhelm Wiigemann, San Francisco.

Zum Preise des Deutschtums (42): Konrad Nies, St. Louis; Pastor A. W. Hildebrandt; Edna Fern, St. Louis; Pedro Ilgen, St. Louis.

Balladen und Novellen (42): Konrad Nies; Edna Fern; Dr. Berthold A. Baer, Scranton, Pa.

Geschiche der Deutschen in Ameri ka (17): Pastor A. W. Hildebrandt; Dr. Emil Schneider, Hoboken; Dr. H. H. Fick, Cincinnati.

Rleligiose Gedichte (26): Pastor Paul Wienand, Brooklyn; Pastor A. V. Hildebrandt; William Apel; Carrie, Freifrau v. Veltheim, Berkley, Californien.

Sangbare Lieder (27): A. O. Miiller, Davenport, Ia.; Dr. B. A. Baer; Erwin T. Bussmann, Newark; Hugo Feix, Hoboken.

Sangbare Lieder mit Tonsatz (14): Oskar Illing, Detroit; H. V. Hartmann, Miinchen.

Humor (50): Paul Brandner, New York; Pastor A. XV. Hildebrandt; Hermann Schening, Milwaukee; - - -, New Jersey.

Der zugemessene Raum gestattet nicht einmal die Titel der preisge- kriinten Gedichte anzufiihren, geschweige denn die eine oder andere der

vorgetragenen Dichtungen, gar k6stliche Perlen; es sei nur angedeutet, dass Konrad Nies mit seiner ergreifenden Schipfung ,,Die Rache der Whilder" die Palme des Abends davongetragen hat. Dr. Fastenrath hatte eine in Silber getriebene kiinstlerische Nachbildung des K8lner Doms als ersten Preis fiir religi~se Dichtung iiber den Ozean geschickt, er wurde

Herrn Pastor Wienand zuerkannt fiir das tief empfundene Gedicht ,,Ich will vergelten!" Die preisgekr~nten Gedichte werden in einem Band ver- Uiffentlicht werden, und da hervorgehoben wurde, dass sich unter den nicht

ausgezeichneten sch~ine Sachen fiinden, die eben so viel Recht haben, be- kannt zu werden, schliigt Dr. Henrici vor, selbe zu sichten und in einem

Anhang dazu zu geben, oder in der Presse, etwa dem in Cleveland cr- scheinenden ,,Deutschen Magazin" zu veriffentlichen - nicht als zuriick- gelegte Ware, sondern als iiberscn~iumenden Champagner.

Wohl fehiten einige der bekanntesten Dichternamen, sei es, dass sie diesmal noch nichts eingesandt hatten, sei es, dass sie nicht die Tbne an-

geschlagen haben, die der Gesamtstimmung der sieben Richter entsprach. Freilich hatten sich unter diesen selbst die Urteile mitunter grundver- schieden gezeigt, und manche Entscheidung konnte nur durch eine knappe Abstimmung erfolgen, als sie nach mehrwichentlicher Einzelpriifung die- selben gegenseitig austauschten. tber den Geschmack im allgemeinen liisst sich eben nicht streiten, und iber den Kunstgeschmack im besondern erst recht nicht, die einen halten dies fiir gut und preiswiirdig, die andern

jenes. So ist die Tatsache zu erkliiren, dass am ersten Mai in Kaln ein Gedicht ehrenvoll erwlihnt wurde, das zehn Tage zuvor in Baltimore leer

ausging. Diese Tatsache wird den Nichtgekrinen, die mit dem Spruch bei den Baltimorer Blumenspielen unzufrieden sein sollten, eine gewisse Genugtuung gewitihren.

Wenn man bedenkt, dass der Gedanke eines solchen Dichter-Wett-

kampfes in diesem Lande vllig neu war, auch an gar nichts Vorhandenes

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Korrespondenen. 189

ankniipfen konnte, und dass trotzdem ein nicht zu bezweifelnder Erfolg errungen wurde, so kann Amerika mit Befriedigung auf dies Ergebnis blicken. Und die h~chste Anerkennung seitens des gesamten Deutschtums, hier und auswirts, gebiihrt dem genialen Ingenieur-Dichter, Dr. Ernst Henrici, dem Begriinder der Baltimorer Blumenspiele. Blumenspiele - es ist ja nur ein poetischer Name fiir eine ernste Sache, eine Kiulturtat, die vom ,,Spiel" weit entfernt ist - waren und sind auch jetzt der

Krystallisationspunkt reinen Idealismus, bewussten ethischen Strebens, wie das durch die alte Devise ,,Vaterland, Glauben, Liebe" zusammenge- fasst wird.

Das war die Auffassung des Begriinders der Baltimorer Blumenspiele, das war die Auffassung, die im Laufe des Festes in ergreifender Weise durchdrang. Wer Saiten in sich hat, die beim Schi5nen, Edlen und Wahren

erzitternd schwingen, dem werden die Eindriicxe dieses Festes eine be-

seligende Erinnerung bleiben. M6gen all die Lieder und Dichtungen hin- ausklingen in die Menschenherzen, fiir die sie bestimmt sind, und dort die Empfndungen wecken, die sie bei den Festteilnehmern hervorriefen.

Dieser Artikel beginnt mit einem Vers aus dem poetischen Festgruss, den Dr. Fastenrath, der deutsche 'froubadour, von Koin heriibersandte, er schliesse nun mit zwei Versen aus dem Erbffnungsgruss, den der hiesige Troubadour, Dr. Henrici, der ersten amerikanischen Blumenkinigin in den Mund legte:

,,Das ist der Lenz, der zog herein Und schenkte uns Blumen vom deutschen Rhein, Blauveilchen, Maiglckchen und Rosenglut, Die brachte der Lenz uns iiber die Flut. Nicht Blumen, geknickt fiir den Totenschrein, Der Lenz bringt uns Blumen mit Wiirzelein.

Wir pflanzen sie heute mit frommer Hand, Mit hoffendem Herzen in diesem Lanu."

II. Korrespondenzen.

(FOr die Padagogischen lonatshefte.)

Baltimore. Die Johns Hopkins Uni-

versit it ist durch die Gross- herzigkeit des 0lk6nigs Rockefeller von einer schweren Sorge befreit worden. Derselbe hat niimlich dem Universititshospital die Summe von 500,000 Dollars bedingungslos ge- schenkt. Diese Summe und dazu die erhaltenen Versicherungsgelder rei- chen gerade hin, um an Stelle der vom Feuerdnimon zerstarten achtzig Lagerhiduser, die zum Grundvermd- gen des Hospitals gehorten, neue Gebhiude aufzufiibren, was auch so- fort geschehen wird, so dass das Hospital schon in wenigen Mo- naten wieder das normale Einkom- men geniessen wird. Die stattlichen Gebiiulichkeiten und Anlagen dieser

segenwirkenden Musteranstalt nah- men ein ganzes Hiiusergevierte am schansten und h6chstgelegenen Teil des Broadway ein.

Auch dem Maryland Insti- tu t, dessen ausgedehntes Gebilude, wie bereits berichtet, in jener Schreckensnacht der giinzlichen Zer- stirung anheimfiel, ist Hilfe gewor- den, indem die Staatslegislatur $i75,000 dafiir bewilligte, allerdings lange nicht so viel, als verlangt wor- den war. Von den Versicherungs- geldern werden nur $100,000 ein- gehen, da mehrere der lokalen Ge- sellschaften nicht im stande sind, die vollen Betriige auszubezahlen. Einige derselben sind eingegangen.

Es sei hier erwihnt, dass sich die

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