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16 Das Fürstliche Portfolio folgreich und werterhaltend anlegen. Die Familie war sich darin einig, ein globales und breit diversifiziertes Portfolio aufzubauen und einen substanziellen Teil des Vermögens in alternative An- lagen wie Private Equity und Hedge Funds zu investieren. Zu- dem traf die Familie einen weiteren wegweisenden Entscheid: Für die Umsetzung wollte sie nicht nur eigenes Know-how ein- setzen, sondern weltweit die führenden Portfoliomanager für einzelne Themen und Anlageklassen engagieren. Diese sollten die Bauteile für das Fürstliche Portfolio liefern. Die Spezialis- ten der LGT würden sich darauf konzentrieren, erstens diese Experten zu identifizieren und ihnen ein definiertes Mandat zu erteilen und zweitens die strategische und taktische Vermögens- aufteilung zu definieren, die für einen Grossteil der Portfolio- rendite verantwortlich ist. Respekt vor der Aufgabe Mit der Umsetzung wurde der damals 32-jährige Roger Gauch betraut, der als Wirtschafts- informatiker bei der Bank eingestiegen war und seiner- zeit unter anderem einen ver- gleichsweise kleinen Fund of Hedge Funds verwaltete. «Ich musste schnell anfangen, in Prozenten zu denken und nicht in absoluten Beträgen. Dann ging es», erinnert sich Gauch. Er hatte grossen Respekt vor der Aufgabe, freute sich aber sehr darauf, etwas völlig Neu- es aufzubauen. Im grossen Stil mit externen Anlagespezialis- ten zusammenzuarbeiten, war zu jenem Zeitpunkt neu für die Gruppe. «Unsere Leute haben sich im Markt umgeschaut; wir sprachen mit vielen Port- foliomanagern, reisten in der ganzen Welt herum, um die führenden Spezialisten zu finden», erzählt Roger Gauch. Parallel dazu musste er ein funktionieren- des Risikomanagement aufbauen, die Anlageprozesse gestalten sowie Entscheidstrukturen und -gremien etablieren. Ein modernes Auto besteht aus über 10 000 Teilen. Rund 70 Pro- zent davon werden von den Fahrzeugherstellern nicht selbst produziert, sondern von spezialisierten Zulieferbetrieben. Die Vorteile dieser Arbeitsteilung: höhere Qualität, mehr Innovation und minimiertes Risiko durch vernetzte Strukturen. Wer her- vorragende Autos bauen will, muss nicht zwangsläufig das beste Getriebe bauen, sondern wissen, wo er dieses beziehen kann und wie es optimal mit anderen Komponenten zusammenpasst. Genau diese Erkenntnis stand am Beginn des Fürstlichen Port- folios. Nachdem die Fürstliche Familie 1998 das damalige insti- tutionelle Anlagegeschäft der LGT verkauft hatte, wollte sie den Verkaufserlös von rund einer Milliarde US-Dollar langfristig er- Best-in-Class Nicht alles selber machen, sondern die führenden Fachspezialisten aussuchen und mit diesen eng zusammenarbeiten: Dies ist seit mittlerweile 14 Jahren das Erfolgsrezept des Fürstlichen Portfolios. Roger Gauch (rechts) baute das Fürstliche Portfolio auf. Heute wird es von Stephan Kind (links) verwaltet. «Ich musste schnell anfangen, in Prozenten zu denken und nicht in absoluten Beträgen.»

Das Fürstliche Portfolio: Best-in-Class

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Nicht alles selber machen, sondern die führenden Fachspezialisten aussuchen und mit diesen eng zusammenarbeiten: Dies ist seit mittlerweile 14 Jahren das Erfolgsrezept des Fürstlichen Portfolios.

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Page 1: Das Fürstliche Portfolio: Best-in-Class

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Das Fürstliche Portfolio

folgreich und werterhaltend anlegen. Die Familie war sich darin

einig, ein globales und breit diversifiziertes Portfolio aufzubauen

und einen substanziellen Teil des Vermögens in alternative An-

lagen wie Private Equity und Hedge Funds zu investieren. Zu-

dem traf die Familie einen weiteren wegweisenden Entscheid:

Für die Umsetzung wollte sie nicht nur eigenes Know-how ein-

setzen, sondern weltweit die führenden Portfoliomanager für

einzelne Themen und Anlageklassen engagieren. Diese sollten

die Bauteile für das Fürstliche Portfolio liefern. Die Spezialis -

ten der LGT würden sich darauf konzentrieren, erstens diese

Experten zu identifizieren und ihnen ein definiertes Mandat zu

erteilen und zweitens die strategische und taktische Vermögens-

aufteilung zu definieren, die für einen Grossteil der Portfolio-

rendite verantwortlich ist.

Respekt vor der AufgabeMit der Umsetzung wurde der

damals 32-jährige Roger Gauch

betraut, der als Wirtschafts-

informatiker bei der Bank

ein gestiegen war und seiner-

zeit unter anderem einen ver-

gleichsweise kleinen Fund of

Hedge Funds verwaltete. «Ich

musste schnell anfangen, in

Prozenten zu denken und nicht

in absoluten Beträgen. Dann

ging es», erinnert sich Gauch.

Er hatte grossen Respekt vor

der Aufgabe, freute sich aber

sehr darauf, etwas völlig Neu-

es aufzubauen. Im grossen Stil

mit externen Anlagespezialis-

ten zusammenzuarbeiten, war

zu jenem Zeitpunkt neu für die

Gruppe. «Unsere Leute haben

sich im Markt umgeschaut;

wir sprachen mit vielen Port-

foliomanagern, reisten in der

ganzen Welt herum, um die führenden Spezialisten zu finden»,

erzählt Roger Gauch. Parallel dazu musste er ein funktionieren-

des Risikomanagement aufbauen, die Anlageprozesse gestalten

sowie Entscheidstrukturen und -gremien etablieren.

Ein modernes Auto besteht aus über 10 000 Teilen. Rund 70 Pro -

zent davon werden von den Fahrzeugherstellern nicht selbst

produziert, sondern von spezialisierten Zulieferbetrieben. Die

Vorteile dieser Arbeitsteilung: höhere Qualität, mehr Innovation

und minimiertes Risiko durch vernetzte Strukturen. Wer her-

vorragende Autos bauen will, muss nicht zwangsläufig das beste

Getriebe bauen, sondern wissen, wo er dieses beziehen kann

und wie es optimal mit anderen Komponenten zusammenpasst.

Genau diese Erkenntnis stand am Beginn des Fürstlichen Port-

folios. Nachdem die Fürstliche Familie 1998 das damalige insti-

tutionelle Anlagegeschäft der LGT verkauft hatte, wollte sie den

Verkaufserlös von rund einer Milliarde US-Dollar langfristig er-

Best-in-ClassNicht alles selber machen, sondern die führenden Fachspezialisten aussuchen und mit diesen eng zusammenarbeiten: Dies ist seit mittlerweile 14 Jahren das Erfolgsrezept des Fürstlichen Portfolios.

Roger Gauch (rechts) baute das Fürstliche Portfolio auf. Heute wird es von Stephan Kind (links) verwaltet.

«Ich musste schnell anfangen, in Prozenten zu denken und nicht

in absoluten Beträgen.»

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Roger Gauch (46) ist Chief Operating Officer und Mitglied der

Geschäftsleitung von LGT Capital Management. Er arbeitet seit 1992

für die LGT. Von 1998 bis 2002 war er verantwortlicher Manager des

Fürstlichen Portfolios.

Stephan Kind (34) arbeitet seit 1994 bei der LGT und ist seit 2005

verantwortlicher Manager des Fürstlichen Portfolios.

Schon bei der Lancierung kam die Idee auf den Tisch, das

Fürstliche Portfolio auch Kunden und Mitarbeitenden der LGT

zugänglich zu machen. Diese sollten die Möglichkeit haben,

ihr Vermögen oder Teile davon nach der gleichen Anlagestra-

tegie wie die Fürstliche Familie

zu investieren. Interessant für

vermögende private Anleger

war schon damals der Zugang

zu den weltweit führenden

Portfoliomanagern sowie die

Möglichkeit, bereits mit einem

relativ kleinen Kapitaleinsatz in

alternative Anlagen und damit

frühzeitig in junge, aufstrebende

Unternehmen zu investieren, wie

beispielsweise Skype oder Face-

book. Ein zweiter, auch heute

noch wichtiger Aspekt, war die

Übereinstimmung der Anlage-

interessen zwischen der Fürsten-

familie, den Mitarbeitenden und

den Kunden. «Wir sitzen alle im

gleichen Boot und sind an einer

möglichst guten Entwicklung

der Strategie interessiert», sagt

Roger Gauch. Er hat die Verant-

wortung für das Fürstliche Port-

folio 2002 abgegeben und wurde

in die Geschäftsleitung der auf

traditionelle Anlagen spezialisier-

ten LGT Capital Management AG berufen. Dass dem Pionier

das Loslassen nicht leicht gefallen ist, merkt man daran, wie en-

gagiert er heute noch auf die damalige Zeit zurückblickt.

Die nächste GenerationSeit gut sechs Jahren sind Stephan Kind und René Rich für das

Fürstliche Portfolio verantwortlich. Kind verkörpert sichtbar

die neue Generation: jung und doch sehr überlegt, eine Bank-

lehre, ein Wirtschaftstudium sowie über zehn Jahre Anlageer-

fahrung im Gepäck. Nebst der Gesamtverwaltung ist er für den

Aktienteil aus den Emerging Markets verantwortlich. Der Aus-

wahlprozess hat sich über die Jahre stark systematisiert. Allein

im Bereich der traditionellen Anlagen sind acht Spezialisten

damit beschäftigt, das weltweite Gesamtuniversum der Portfo-

liomanager zu verfolgen, diese zu analysieren und in die viel-

versprechendsten Experten zu investieren. Sie setzen neben

quantitativen Analyseinstrumenten vor allem auf persönliche

Kontakte und qualitative Analysen. Jährlich finden rund 400

Interviews mit Portfoliomanagern statt. Dabei wollen die Spe-

zialisten der LGT nicht die Hochglanzbroschüren sehen, son-

dern den Menschen hinter dem Portfolio kennenlernen, seine

Laufbahn, seinen Anlageprozess und die Analysten, mit denen

er zusammenarbeitet.

Lohnt sich dieser grosse Aufwand? Stephan Kind ist davon

überzeugt: «Wir setzen mittlerweile seit 14 Jahren auf sehr akti-

ve Vermögensverwalter und konnten für die Fürstenfamilie und

für unsere Kunden insgesamt betrachtet sehr gute Resultate er-

zielen.» Dank der Gründung des Fürstlichen Portfolios verfügen

die Anlagespezialisten der LGT heute unter anderem über zwei

wichtige Kernkompetenzen: Sie sind führend darin, sämtliche

traditionellen und alternativen Anlageklassen zu einem integ-

rierten Gesamtportfolio zusammenzufassen und in der gezielten

Auswahl externer Portfoliomanager. Genau wie in der Automo-

bilindustrie ist die Identifizierung der führenden Lieferanten

und die optimale Integration sämtlicher Bauteile auch in der

Finanzwelt zum Erfolgsfaktor geworden.

Analysiert die Ergebnisse der ausgewählten Portfoliomanager gründlich: Stephan Kind.