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Das krumme Ding mit der Banane Soziale Auswirkungen des weltweiten Bananenhandels. Die Macht von Supermarktketten in Deutschland Dr. Pedro Morazán

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Das krumme Ding mit der BananeSoziale Auswirkungen des weltweiten Bananenhandels.Die Macht von Supermarktketten in Deutschland

Dr. Pedro Morazán

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2 Das krumme Ding mit der Banane

Inhalt

Abkürzungen 3

1. Einführung 4

2. Deutschland: Zusammensetzung der Bananenimporte 6

3. Die Wertschöpfungskette für Bananen 8

3.1 WassindGlobaleWertschöpfungsketten(GWK) 8

3.2 DieWertschöpfungskettefürBananen 10 3.2.1 AnbauundVerpackung 10 3.2.2 ProduktionskostenundArbeitsbedingungen 11 3.2.3 DieMachtderMultis:TransportundGroßhandel 12

3.3 VerteilungderGewinneentlangderGWK 14

4. Deutsche Supermarktketten: Preisdruck auf Kosten sozialer Rechte in Produzentenländern 16

4.1 StrategienvonDiscounterundSupermarktketten 17

4.2 ImporteureundGroßhandel 19

4.3. BananenkonzerneleitendenDruckanProduzentenländerweiter 20

5. Arbeitsbedingungen in der Bananenproduktion: Regionale Unterschiede 22

5.1 FallbeispielCostaRica 22 5.1.1 Allgemeines:BedeutungderBananenfürCostaRica 22 5.1.2 BesonderheitenderBananenproduktion 22 5.1.3 VermarktungvonBananen:MachtdermultinationalenKonzerne 24

5.2 FallbeispielKolumbien 29 5.2.1 Allgemeines:BedeutungderBananenfürKolumbien 29 5.2.2 BesonderheitenderBananenproduktion 30 5.2.3 VermarktungvonBananen:RückzugderMultis 30

6. Existenzsichernde Löhne (living wages) als Lösungsweg? 38

7. Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen 40

8. Anhang 42

9. Literaturverzeichnis 44

Impressum

ErscheinungsortundDatum:Siegburg,April2012

Herausgeber:

SÜDWINDe.V.–InstitutfürÖkonomieundÖkumeneLindenstraße58–60,53721SiegburgTel.:+49(0)2241-53617Fax:+49(0)[email protected]

BischöflichesHilfswerkMISEREORe.VMozartstraße9,52064AachenTel.:+49(0)241-4420Fax:+49(0)[email protected]

Autor:Dr.PedroMorazán

RedaktionundKorrektur:SarahDeiss,SussanIpaktschi,BettinaJahn,ArminPaasch,VeraSchumacher

V.i.S.d.P.:MartinaSchaub

GestaltungundSatz:FrankZander,Berlin

Titelfoto:ArbeiteraufeinerBananenplantageinKolumbien,Foto:Dr.PedroMorazán

ISBN:978-3929704-64-8

▸ Impressum | Inhalt

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▸ Abkürzungsverzeichnis

3Soziale Auswirkungen des weltweiten Bananenhandels. Die Macht von Supermarktketten in Deutschland

Abkürzungen

AKP-Staaten Afrika-Karibik-PazifikStaatenAUC AutodefensasUnidasdeColombia/VereinigteBürgerwehrenvonKolumbien (DachverbandparamilitärischerGruppierungen)AUGURA AsociacióndeBananerosdeColombia/VereinigungderkolumbianischenBananenproduzentenBANATURA ProgramadeGestiónSocialyAmbientaldelSectorBananeroColombiano/ Umwelt-undSozialmanagementProgrammfürdenBananensektorinKolumbienCANABA CamaraNacionaldeProductoresBananerosdeCostaRica/ NationaleKammerderBananenproduzenteninCostaRicaCBII ChiquitaBrandsInternational,IncCIB ConsejoInstitutionalBananero/InstitutionellerBananenratCORBANA CorporaciónBananeraNacional/NationalerBananenverbandinCostaRicaCOSIBA-CR CoordinadoradeSindicatosBananerosdeCostaRica/ KoordinationderBananengewerkschafteninCostaRicaCSR CorporateSocialResponsibility/UnternehmerischeGesellschaftsverantwortungDBCP Di-Brom-Chlor-Propan(hochgiftigesPflanzenschutzmittel)EPL EjércitoPopulardeLiberación/VolksbefreiungsarmeeESL ExistenzsichernderLohnEU EuropäischeUnionFAO FoodandAgriculturalOrganization/Ernährungs-undLandwirtschaftsorganisationFARC FuerzasArmadasRevolucionariasdeColombia/RevolutionäreStreitkräfteKolumbiensFOB FreeonBoard/freianBord(internationaleHandelsklauselzumVerladehafen)GWK GlobaleWertschöpfungsketteIDRC InternationalDevelopmentResearchCenter(EntwicklungspolitischerThinkTank)ILO InternationalLabourOrganisation/InternationaleArbeitsorganisationKVI KeyValueItemLEH LebensmitteleinzelhandelNRO Nicht-RegierungsorganisationODI OverseasDevelopmentInstitute(EntwicklungspolitischerThinkTank)OHG OffeneHandelsgesellschaftRFA RainForestAllianceSENA ServicioNacionaldeAprendizaje/NationalerkolumbianischerBerufsbildungsdienstSINTRAINAGRO SindicatoNacionaldeTrabajadoresdelaIndustriaAgropecuaria/ NationaleGewerkschaftvonArbeiternderAgrarindustrieSITRACHIRI SindicatodeTrabajadoresdelaChiriquiLandCompany/ GewerkschaftderArbeiterdesChiriquiLandUnternehmensSITRAGAH SindicatodeTrabajadoresAgrícolasyGanaderosdeHerida/ Plantagen-undViehzuchtgewerkschaftausHeridaSITRAP SindicatodeTrabajadoresdePlantacionesAgrícolas/PlantagenarbeitergewerkschaftUNCTAD UnitedNationsConferenceonTradeandDevelopment/ KonferenzderVereintenNationenfürHandelundEntwicklungUTRAL UnióndeTrabajadoresdeLimón/ArbeitervereinigungausLimónWBF WorldBananaForum/WeltBananenForumWSK WertschöpfungsketteWTO WorldTradeOrganisation/Welthandelsorganisation

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4 Das krumme Ding mit der Banane

1. Einführung

Bananen sind die Hauptexportfrucht weltweit, mehralseinViertelderGesamtproduktionwirdinalleWeltexportiert.DasistvielmehralsdieAusfuhrvonÄpfeln,diemiteinemExportanteilvon11%anzweiterStellelie-gen,oderanderentropischenFrüchtewieMangos,vondenenlediglich3%derproduziertenMengeexportiertwerden.BananenhabenschonlangeeinenSymbolcha-rakter indenNord-Süd-Handelsbeziehungen.Siewer-deninEntwicklungsländernproduziert, indieIndust-rieländerimportiertunddortkonsumiert:Knapp90%der Gesamtexporte gehen in reiche Industrieländer.Bananen sind seit JahrzehnteneinewichtigeEinkom-mensquelle für hunderttausende Familien in zahlrei-chen Entwicklungsländern. Deren Anbau und ExportbirgtalsogroßePotenziale,umdieEinkommensarmutzu überwinden und bessere BildungsmöglichkeitenundGesundheitsversorgungfürdieMenschenzuerrei-chen,diesieproduzieren.DieLebensbedingungenvonBananenproduzent/innen werden allerdings durchmindestensdreiEntwicklungenimBananenhandelne-gativbeeinflusst:1.NiedrigeExportpreise,2.SchlechtesozialeundökologischeProduktionsbedingungenund3. Wettbewerbskampf und Machtkonzentration ent-langundinsbesondereamEndederWertschöpfungs-kette,alsobeidenSupermärkten.

InwieweitdieVolkswirtschaftderBananenexporteureund insbesondere die Kleinproduzenten/innen oderlohnabhängigenArbeiter/inneninjenenLändernvominternationalen Handel mit der gelben Frucht profi-tieren können, hängt sehr stark von der Struktur derWertschöpfungsketteab.DieMarktmachtderfünfgro-ßenHandelsunternehmen(Chiquita,Dole,DelMonte,FyffesundNoboa)istseitlangembekannt.Indenletz-ten zehn Jahren ist allerdings auchdieMachtder Su-permarktketten(Metro,Edeka,Rewe,Aldi,Lidl,Penny,Netto, etc.) in derWertschöpfungskette vonBananenenormangewachsen.DieFolgevonniedrigenPreisenander Ladentheke ist allzuhäufig eineVerschlechte-rungderLohn-undArbeitsbedingungenaufderande-renSeitederLieferkette.

Auch Veränderungen in der Handelspolitik großerImportländeroderderEUkönneneinen starkenEin-fluss auf die Arbeitsbedingungen in exportierendenLändernhaben.Marktanteileändernsichrelativstarkinfolge von Zolltarif-Änderungen der EU als größterBananenkonsumentderWelt.HöhereZöllefürBana-nenimporte aus Lateinamerika gewähren den AKP1-Lieferanten Wettbewerbsvorteile, während niedrige

Zolltarife den Lieferant/innen von lateinamerikani-schen Bananen zugute kommen. Ein Zolltarif, derdazwischen liegt, führt automatisch zu einer starkenAusweitung der Bananenimporte aus Lateinameri-kaundeinigenAKP-Ländern indieEUundzueinemstarkenPreisrückgangderKonsumentenpreise.InderWertschöpfungskettewirdderDruckaufdieKleinpro-duzent/innenund lohnabhängigenBananenarbeiter/innensteigen.

ZusätzlichzudenkonventionellgehandeltenBananengibtesmehrundmehrzertifizierteBananenaufdemMarkt. Bananenwerdennach ökologischen und sozi-alen Kriterien zertifiziert. Zunächst ist hier der FaireHandel zu nennen. Die Vorteile von Fairtrade Bana-nen für die Erzeuger/innen in den Exportländern ba-sierenaufeinemMindestpreisundderZahlungeinerHandelsprämie, welche in den Ausbau der sozialenEntwicklung fließt. Der Mindestpreis ist je nach Ur-sprungslandundAnbauart(konventionelloderökolo-gisch)unterschiedlich. Tatsächlich sindgenaue Infor-mationenüberdieVerteilungderGewinneentlangderWertschöpfungsketten sowohl für konventionelle alsauchfürzertifizierteBananeninZeitenhöhererPreisenurschwerzuerhalten.

▸ Einführung

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5Soziale Auswirkungen des weltweiten Bananenhandels. Die Macht von Supermarktketten in Deutschland

ZivilgesellschaftlicheOrganisationen inDeutschlandund Europa haben bereits Einschätzungen über dieMachtvonSupermärktenundDiscounternveröffent-licht.DasInstitutSÜDWINDhatschoninderVergan-genheit aufdie sozialenAuswirkungeneiner Libera-lisierungdesBananenhandelshingewiesenund sichim Rahmen einer „Bananenkampagne“ vor einigenJahren für eine Verbesserung der Arbeitsbedingun-gen auf den lateinamerikanischen Plantagen einge-setzt. Folgende Fragen im Zusammenhang mit derEntwicklungvonLieferketteniminternationalenundinsbesondere im europäischen Bananenhandel sindvonBedeutung:WelchenEinflusshabendeutscheSu-permärkteaufdiesozialenRechte,Arbeitsbedingun-genundLöhneinBananenexportierendenLändern?Ist die Vormachtstellung großer Bananenkonzernezurückgegangen?Wie könnendie EUunddie deut-scheBundesregierungdazubeitragen,dieRechtederProduzent/innen entlang der Wertschöpfungskettezustärken?

SowohldieEUalsauchdieBundesregierungkönnenVer-besserungendesArbeitsrechtesindenProduzentenlän-dern fördernundunterstützen.Dafür sollenallerdingsUnternehmendazuverpflichtetwerden,ihrePraktikenim Einklang mit den international anerkannten Um-welt- und Arbeitsnormen zu bringen. Die UmsetzungvonArbeitsnormenund SozialstandardsaufdenBana-nenplantagen kann nur mit der aktiven Beteiligungvon Gewerkschaften als legitime Interessenvertretungder Plantagenarbeiter/innen gewährleistet werden.UmeineAufwertungderWertschöpfungskettezuguns-tender Landarbeiter/innen zu erreichen, sollten Bana-nenkonzerne und sonstige Handelsfirmen verpflichtetwerden, existenzsichernde Löhne zu garantieren undandere soziale und politische Rechte zu respektieren.Supermarktketten sollten ihre Einkaufspolitik ändern.DieEUsollteeinekompletteNeugestaltungdesWettbe-werbsrechtesinitiierenunddamitProduzentenländerneinenSpielraumfürdieGestaltungeinersozial-undum-weltgerechtenBananenproduktionermöglichen.

▸ Einführung

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6 Das krumme Ding mit der Banane

2. Deutschland: Zusammensetzung der Bananenimporte

BananensindnachÄpfelndiemeistgekaufteObstsorteinDeutschland.Außerdemwird kein anderesObst insolchenMengen ausÜbersee importiert: 2008warenesfast1,4Mio.Tonnen.LautstatistischemBundesamtsind die Ausgaben deutscher Privathaushalte für fri-schesObstzwischen2003und2010umfasteinViertel(24,4%) auf 127 Euro pro Verbraucher/in gestiegen.Bananengelten,wiez.B.auchMilch,alsein‚KeyValueItem‘ (KVI).2 Das ist ein Produkt, dessen Preis so ent-scheidendfürKonsumenten/innenist,dassesdieWahldes Supermarktes fürden täglichenEinkaufentschei-dendbeeinflusst.3

ImVergleich zu anderenEU-Ländern istDeutschlandderbedeutendsteBananenimporteur:LetztesJahrwur-den976.713TonnenausSüdamerikaund355.104Ton-nen aus Zentralamerika importiert (vgl. StatistischesBundesamt 2010). Für lateinamerikanische Länder istderdeutscheMarktnebendemUS-MarktvongrößterBedeutung.

Woher kommen deutsche Bananenimporte?Wichtigste Bananenlieferanten bleiben Kolumbien,Ecuador, CostaRicaund Panama (sieheGrafik 1).Da-bei ist auffällig, dass Kolumbien als einziges der vierLänder seinen Anteil von 302.000 Tonnen (2005) auf501.000 Tonnen (2009) drastisch erhöhen konnte. ImGegensatzdazuwarendieanderenLändervoneinigenSchwankungenbetroffen, insbesondere seitderWirt-schaftskrise 2008.Da Ecuador als Bananenursprungs-landbereitsausreichendrecherchiertwurde,wirdsichdieseStudieanhandvonzweiFallstudienaufKolumbi-enundCostaRicakonzentrieren.4WährendCostaRica

▸ 2. Deutschland: Zusammensetzung der Bananenimporte

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7Soziale Auswirkungen des weltweiten Bananenhandels. Die Macht von Supermarktketten in Deutschland

eineher„typisches“BeispieldertraditionellenMacht-verhältnisse inderBananenindustriedarstellt, istKo-lumbieneinvielseitigerFallmitinteressantenNeuent-wicklungen,derdieKomplexitätdesBananenhandelsverdeutlicht.

UnterdenexportierendenLändernbelegtEcuadorder-zeitdieSpitzenpositionbeiderWettbewerbsfähigkeithinsichtlichseinerProduktionskosten.DortkosteteimJahr 2000 jede Bananenkiste 2 US-Dollar, KolumbiendagegenverlangteimDurchschnitt3,5US-Dollar.DieseunterschiedlichenPreiselassensichhauptsächlichaufunterschiedliche Arbeitskosten zurückführen. Wäh-rendBananenarbeiter/inneninCostaRica7US-DollarArbeitslohn am Tag erhalten, müssen sich Saisonar-beiter/inneninEcuadorlediglichmit1,5US-DollarproTagzufriedengeben.ZumVergleich:InHonduras,Gu-atemalaundNicaragualiegtderDurchschnittslohnfürBananenarbeiter/innenbei5US-Dollartäglich.

UmdergroßenNachfragedeutscherKonsument/innennachBananenvoneinwandfreierQualitätfüreinenge-ringenPreisgerechtzuwerden,sindjedochtechnolo-gischeEntwicklungennotwendig,wieetwaadäquateKühlsysteme, Transportmittel oder Lagerungseinrich-tungen.SoverfügtUnivegDeutschland5beispielsweise

über Reifekapazitäten von 350.000 Kartons (1 Kartonentsprichtca.18,14kgBananen) inderWoche fürei-geneProdukte.DasUnternehmenistauchinderLagealsDienstleisterfürFremdreifungzuagieren.DafüristabermodernstePressreifetechnikfüreinoptimalesTi-mingnotwendig.6

▸ 2. Deutschland: Zusammensetzung der Bananenimporte

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8 Das krumme Ding mit der Banane

3. Die Wertschöpfungskette für Bananen

Eine Wertschöpfungskette beschreibt eine vertikaleFolge von Aktivitäten in der Produktion eines Gutesvon seinem Design, seiner Erzeugung (Anbau) bishin zur Vermarktung und dem Verbrauch. Der ur-sprüngliche Begriff „Wertschöpfungskette“ (WSK)wird angewendet, wenn Aktivitäten innerhalb derBeschaffungsketteüberverschiedeneFirmenundun-terschiedliche geographische Standorte hinaus ver-teilt sind (vgl. Porter1998).MitHilfediesesBegriffessolltenEffizienzsteigerungendurchdieSenkungvonTransaktions- und Transportkosten erzielt werden.InseinerursprünglichenFassungblendetderBegriff„Wertschöpfungskette“wichtigeAspektewie„Gover-nance“,den„institutionellenRahmen“undÄhnlichesaus,dierelevantfürdieGestaltungvonArbeitsverhält-nissensind.DerAnsatzwurdevonGereffi(2005)wei-terentwickelt.InseinerDefinitionwerdenzweiwichti-geAspekteindenMittelpunktgestellt:„Aufwertung“(„Upgrading“) und „Governance“. Durch den BegriffAufwertungkönnenVerbesserungen indenArbeits-bedingungen von lokalen Produzent/innen erklärtwerden. Mit der Analyse von „Governance“ entlangderGWKlassensichzudemdieMachtverschiebungeninnerhalb des Produktions- und Verteilungsprozes-ses wie z. B. zwischen Supermarktketten undMultiserklären.GrundsätzlichdientderBegriffderGWKalsanalytischerRahmen,umVeränderungen,Machtver-hältnisseundProbleme inderWeltwirtschaftbesserzuverstehen(vgl.Gereffi2005).

Allerdings kommen Arbeits- und Sozialstandards indieser Analyse vonWertschöpfungsketten in der Re-gel zu kurz.Das InternationalDevelopmentResearch

Center (IDRC)unddasOverseasDevelopment Institu-te (ODI)habendenAnsatzvonAufwertungsprozessenzugunsten armer Menschen auf dem Land weiter-entwickelt. Für sie bedeutet der Aufwertungsprozess„dieAneignungvontechnischen,institutionellenundmarktwirtschaftlichenFähigkeiten,dieMenschenmitschlechtemZugangzuRessourcenaufdemLandindieLageversetzen,ihreSituationzuverbessern“(MitchellJ.,etal.2009).

ImMittelpunktderAnalyseder Situation imweltwei-ten Bananenhandel sollten also drei zusätzliche As-pekte beachtetwerden:DasVerhältnisArbeit-Kapitalentlang der GWK und die Frage der Steuerung derGovernanceunddersteigendenDominanzdesEinzel-handelsgegenüberProduktionsprozessen indenHer-

DerBananenhandelistdurcheinestarkevertikaleInte-grationgekennzeichnet.Produktion,DistributionundKonsumstehenaufGrundder spezifischenMerkmaledesProduktes(Anbaumethoden,Reifeprozesse,etc.)ineinerengenVerbindung.AusdiesemGrundwirdinderRegel von „Lieferketten“ oder „Beschaffungsketten“gesprochen.DieseBezeichnungenbeziehensichaller-dings hauptsächlich auf die betriebswirtschaftlichenAspektedesBananenhandels.

NebendiesenBegriffenhatsich indenletzten30Jah-renimmermehrderBegriff„GlobaleWertschöpfungs-ketten“ (GWK) etabliert. Für die Analyse von Arbeits-undSozialstandards imBananenhandel istderBegriffGWKbessergeeignet.

▸ 3. Die Wertschöpfungskette für Bananen

▸ 3.1 Was sind Globale Wertschöpfungsketten (GWK)?

Vorteile des Ansatzes„Globale Wertschöpfungsketten“

• Zeigt, wie arme Menschen von einer TeilnahmeamWelthandelprofitierenkönnen;

• zieltaufökonomischeMachbarkeitundNachhal-tigkeitab,dadiePotenzialedesMarktesundHan-dels bei der Analyse in den Mittelpunkt gestelltwerden;

• identifiziert Schlüsselaspekte und Barrieren, umfestzustellen,werinderWertschöpfungsketteammeistenprofitiert.

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9Soziale Auswirkungen des weltweiten Bananenhandels. Die Macht von Supermarktketten in Deutschland

kunftsländern (vgl. Riisgaard, et. al. 2011). Die GWKist insbesondere darauf fokussiert, die BeziehungenundMachtverhältnisse,angefangenvonLandarbeiter/innen inproduzierendenLändernbishinzumEinzel-händleroderSupermarkt imVerbraucherland,auf je-der Stufeder ProduktionundVermarktung zuunter-suchen.SomitumfasstsieeinenweiterenProblemkreisalsderverwandteBegriffder„Lieferkette“.7

Multinationale Konzerne behalten in der Regel, trotzder geografischen Fragmentierung ihrer Aktivitäten,direktoderindirektdieKontrolleüberdieverschiede-nen Prozesse entlang derWertschöpfungskette. Diesgeschieht durch die strategische Koordinierung vonAktivitätenundNetzwerkbildungzwischenbeteiligtenAkteuren.

Aufwertungsstrategien für Produzent/innen in der Wertschöpfungskette

Je nach Ansatz kann die Aufwertung der Rolle vonProduzent/innen in einer Wertschöpfungskette un-

terschiedlich ausgerichtet sein. In der Literatur wer-den mindestens sieben Aufwertungsstrategien füreineGWKidentifiziert:1.)Prozessaufwertung,2.)Pro-duktverbesserung,3.) funktionaleAufwertung,4.)ho-rizontale Koordination, 5.) vertikale Koordination, 6.)AufwertungderGWKund7.)AufwertungvomUmfeld(sieheTabelle1).

DieseSichtweiseerlaubtes,AnsatzpunktefürNROundHilfsorganisationenzuidentifizieren,diezueinerVer-besserungderLageindenProduzentenländernführenkönnen. Insbesondere in der Bananenproduktion be-steht dieMöglichkeit, unterschiedliche Aufwertungs-strategienjenachLandundProduktionsprozessanzu-wenden. Interessenkonflikte zwischen Kooperativenvon Bananenproduzent/innen und lohnabhängigenBananenarbeiter/innenkönnenmitHilfedesAnsatzesbesserverstandenwerden.

▸ 3. Die Wertschöpfungskette für Bananen

1.Prozessaufwertung VerbesserungderEffizienz EinführungvonBewässerungfürPlantagen

Aufwertungsstrategie Bedeutung Beispiel

2.Produktverbesserung VerbesserungderQualität Bio-Anbau

3.FunktionaleAufwertung VeränderungdergeleistetenFunktionen

AusschaltenvonZwischen-händlern

4.HorizontaleKoordination(IntersektoraleAufwertung)

EntwicklungvonBeziehungenzwischenAkteureninnerhalbeines„Kettengliedes“

FörderungvonProduzenten-gruppen

5.VertikaleKoordination EntwicklungvonBeziehungenzwischenAkteurenunterschied-licherKettenglieder

KreditvergabeundBeratungfürKleinproduzenten

6.AufwertungderGlobalenWertschöpfungskette

AnwendungvongewonnenErfahrungenfürneueGWK

BananenproduzentenwechselnzurProduktionvonAnanas

7.Aufwertungdesexternen(institutionellen)Umfelds

VeränderungenderexternenGovernancederGWK

VeränderungvonRegelungen,Gesetzen,Institutionen,Gewerk-schaftsrechten,Bildungs-undGesundheitseinrichtungen

Tabelle 1: Aufwertungsstrategien

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▸ 3.2 Die Wertschöpfungskette für Bananen

Im Welthandel mit Bananen unterscheidet die FAO(2008)vierverschiedeneWertschöpfungsketten:

Gegenwärtig dominieren auf demWeltmarkt vor al-lemWertschöpfungsketten der Gruppe b und c, diesich vor allem durch vertikale Integration und dieMarktmacht einzelner großer Unternehmen kenn-zeichnenlässt.Die fünfgroßenmultinationalenHan-delsunternehmen (Chiquita, Dole, Del Monte, FyffesundNoboa)habenseit langemeineOligopolstellungim internationalen Bananenhandel. Supermarktket-tenwieMetro,Edeka,Rewe,Aldi,Lidl,PennyundNet-tohabenindenletztenJahrenallerdingsihreMachtinderWertschöpfungskettevonBananenenormausge-baut(vgl.Wiggerthale2008,Somo2006).Unddasun-beschadet der täglichen „Preiskriege“, die sie führenmüssen. Die Ausweitung der Wirtschaftsmacht vonSupermarktketten und Discountern setztmultinatio-naleBananenhandelsunternehmenuntererheblichenDruck.UmihreGewinnmargenaufrechtzuerhalten,leiten die multinationalen Konzerne den Druck aufnationale Lieferant/innen, unabhängige Produzent/innenundLandarbeiter/inneninProduzentenländernweiter.

10 Das krumme Ding mit der Banane

3.2.1 Anbau und Verpackung

Im Allgemeinen istdie weltweite Bana-nenproduktion vonunterschiedlichenAnbauweisen ge-kennzeichnet. Dabeiwerdenmehrals80%der weltweiten Ba-nanenproduktion inKleinbetrieben von0,1 bis 10 ha zusam-men mit anderenKulturen fürdenhei-mischen Konsum an-gebaut. Im Kontrastdazu findet die fürden Export bestimm-te weltweite Bana-nenproduktion zumehrals80%aufsehrgroßen Plantagenstatt,die jenachgeo-graphischerLagezwi-schen 100 und 5.000haumfassenkönnen.Lediglich ein Fünftelder Bananenexporte

stammenauskleinen(<5ha)odermittleren(zwischen5und100ha)landwirtschaftlichenBetrieben,wieetwaaufdenWindward-Inseln(Antillen).

DerGrund fürdenAnbau ingroßemMaßstab liegt inder simplen Geschäftslogik der „Skaleneffekte“8: DieEinhaltungvoninternationalenQualitätsstandardsimkonventionellenBananenhandelistdurchdieGrößen-vorteilevonPlantagen(Ernte,Transport,Verpackung,etc.) einfacherund führt zu einer Senkungder Stück-kosten.DieseKostenvorteile schlagen sich sowohlbeider Produktion, demTransport als auchbeimMarke-tingnieder.Drainage,Schädlingsbekämpfung,Bewäs-serunginderTrockenzeit,Waldrodungusw.sindnur

▸ 3. Die Wertschöpfungskette für Bananen

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11Soziale Auswirkungen des weltweiten Bananenhandels. Die Macht von Supermarktketten in Deutschland

einigedervielfältigenArbeiten,dieindererstenStufeder Wertschöpfungskette notwendig sind. Große In-vestitioneninInfrastrukturundTechnologieerlaubengrößerenUnternehmenKosteneinsparungenundeinebessere Konkurrenzsituation gegenüber Kleinprodu-zent/innen.

Des Weiteren können sich Großunternehmen besservor der Abhängigkeit von externen klimatischen Er-eignissenschützen.Hurrikans,starkeRegenfälle,aberauchPflanzenkrankheitenwiedie„SchwarzeSigatoka“(Pilzerkrankung)könnenganzePlantageninwenigenTagenzerstören. Sowohlmittel-alsauch südamerika-nischeLänderwerdenhäufigOpfervonÜberschwem-mungen und extremen klimatischen Bedingungen,diedieBananenproduktioninMitleidenschaftziehen.Während Großunternehmen die Möglichkeit haben,den finanziellen Verlustmit dem Ertrag aus anderenPlantagen auszugleichen, kann ein Sturm die klein-bäuerlicheBananenproduktionunddamitdieLebens-grundlagevielerFamilienzerstören.

3.2.2 Produktionskosten und ArbeitsbedingungenIm Allgemeinen bleiben die Arbeitsbedingungen aufdenBananenplantagenLateinamerikasweiterhinweitunter den von der internationalen Arbeitsorganisati-

on (ILO) festgelegten Kernarbeitsnormen. In EcuadorsinddieArbeitsbedingungenbesondersschlecht–hiersind Kinderarbeit, Umweltzerstörung und schlechteGesundheitsversorgung an der Tagesordnung. AuchdieOrganisationsrechtebleibeninEcuadorunterdemlateinamerikanischenDurchschnitt.SoliegtderAnteilgewerkschaftlichorganisierterArbeiter/innendort(so-wieinCostaRica)beiunter10%,verglichenmit45%inGuatemalaundsogar90% inKolumbienundPanama(vgl.Martínez,H.2005:41).

FürdieBananenerntesindinderRegelzweiArbeiter-typen notwendig: ein Abschneider und ein Hinter-mann.9DerAbschneiderschneidetdiePflanzemitderMachete ab, während der Hintermann die Bananen-staudevonderPflanzeabnimmt.

Der Hintermann bringt die Frucht zum nächst gele-genen Transportseil, das die Bananen zu einer Ver-packungsanlage führt. Der zweite Schritt der Wert-schöpfungskette–WaschenundVerpackung–findet

▸ 3. Die Wertschöpfungskette für Bananen

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12 Das krumme Ding mit der Banane

in Verpackungsanlagen auf der Plantage statt. Diesebilden eine wichtige Produktionseinheit, da hier eingroßerTeilderQualitätskontrollestattfindet.Mantriffteinerseits auf Arbeiter/innen, die sich mit der Sortie-rungderBananenbeschäftigen,andererseitstrifftmanauf diejenigen, die die Bananen von Pestiziden undsonstigen Chemikalien reinigen und in Kisten verpa-cken.AuchdieVorarbeiter/innenundAufseher/innender Plantage („capataces“) sind von hier aus tätig. EshandeltsichhierbeiumextremharteArbeit,diemeistschlechtbezahltwird.

3.2.3 Die Macht der Multis: Transport und GroßhandelNach der Verpackung wer-dendieBananeninderRegelvon unabhängigen Reifeun-ternehmen transportiert. Andieser Stelle gibt es je nachLandUnterschiedeinderver-tikalen Integration derWert-schöpfungskette. Auch wennder Export insgesamt starkfragmentiertist,kontrollierenin der Regel multinationaleBananenunternehmen direktoder indirekt den Transport-prozess. Mittelgroße Export-firmen sind ebenfalls verant-wortlich für die Beschaffungrelevanter Transportmittelsowie die Vermarktung derBanane, doch sie nehmenoftdie Infrastruktur der großen

FirmeninAnspruch.DieMusaparadisiacasapientum– so der wissenschaftliche Name der Exportbanane– isteinehochempfindlicheImportware.ZuvielZug-luft, zu viel Feuchtigkeit, zu kalt, zuwarm, zu rabiatbehandelt: Bananen verzeihen ihrem Transporteur

▸ 3. Die Wertschöpfungskette für Bananen

Dole bietet eigene Bananenreifung

NachjahrelangerSuchehat„DoleFood”eineTech-nologieentwickelt,dieBananenschoninSchiffscon-tainern reifen lässt. Dies erlaubt Handelspartnern,dieFrüchtezu liefern,ohne sie inReifungsräumenzu lagern, sagt die Gesellschaft laut einem Berichtvon „The Packer”. Dole entwickelte die ApparaturinZusammenarbeitmitder inNewHampton,NewYork, sitzenden„BalchemCorp.”.Eineaktenkoffer-artigeMetallkiste enthältKanister,welcheÄthylenkontrolliert für die Schiffslieferzeiten von ein bissiebenTagenfreisetzenundsomitdieFruchtreifenlassen. „Es erhöht die Flexibilität. Es besteht trotz-demderVorteilvonwenigerBehandlung.”WenigerBehandlung bedeutet weniger Einbußen, Druck-schädenundKartonreibung,sagtGoldfield.ZudenTestgeländen für Technologie gehörten Doles Ein-richtungeninCostaRica.EswarnichtderersteVer-sucheinerContainerreifung.

Quelle: www.thepacker.com, 2011

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13Soziale Auswirkungen des weltweiten Bananenhandels. Die Macht von Supermarktketten in Deutschland

keine Unachtsamkeit. Also sind spezi-elleSchiffenotwendig,die inderRegelim Besitz großer Handelsunternehmensind,welche über die nötigen Ressour-cenverfügen.BeiAnkunftindenjewei-ligenImportländernkontrollierendieseUnternehmenebensodieVermarktungderBananen.

Was die Kontrolle des Transportes inderWertschöpfungsketteangeht,istdieVielfalt also nicht sehr groß. Transport,ReifungundVertriebvonBananensinddurcheinesehr starkeMarktkonzentra-tion gekennzeichnet. Genauer gesagtkontrollierenfünfinternationalagieren-deGroßunternehmenmehrals80%desExports.10 Eines dieser Großunterneh-men istDole,das sicheineTechnologiezueigengemachthat,diedieExportkon-trolleüberdiedritteundvierteStufederWertschöpfungsketteermöglicht.

DochDoleistkeinEinzelfall.SeitBeginndesGroßplan-tagenexports ist die Nutzung hochintegrierter Wert-schöpfungsketten bei multinationalen Bananenun-ternehmenweitverbreitet.DamitsindsieinderLage,jedeneinzelnenSchrittvonderProduktionbishinzurOrganisationdesExportszuüberwachen.GleichzeitigverzeichnensiediegrößtenGewinne,indemsiedurchdirekte Kontrolle die Qualität und konstante Verfüg-barkeitderBananengarantieren.

NachdemdieBananediePlantageverlassenhat,steigtalso die Konzentration in der Wertschöpfungskette.Seit 1970 weisen alle Vorgänge in der Kette sowohlhorizontalealsauchvertikaleKonzentrationsprozesseauf. Der Trend scheint generell dahin zu gehen, dassmehr und mehr Elemente der Wertschöpfungskettevon wenigen transnationalen Unternehmen kontrol-liert werden. Der Bananenmarkt ist somit durch einklassischesOligopolgekennzeichnet.

Dieser Trend der horizontalen und vertikalen Markt-konzentration ist nun auch vollständig in Europa an-gekommen.NachderGründungdeseinheitlichenEU-Marktes1992 investiertendieBananenmultis stark indieeuropäischeLogistik,umsichsoMarktzugangund-machtzusichern(vgl.ICTSD2008).Heutzutagebetrei-bensieimmernocheigeneReifereieninihrenZiellän-dern (vgl. UNCTAD 2009). Viele von ihnen versuchenzudemanEinflusszugewinnen,indemsiesichmitan-deren Unternehmen zusammenschließen und somit

ihre Kapazitäten verstärken. Der ZusammenschlusszwischenAtlanta,einemdergrößtenFruchtlieferanteninDeutschland,undChiquitaistnureinBeispieldafür(vgl. LZ 2010). Untersuchungen haben gezeigt, dassallegroßenBananenmultisgegenwärtigauchandereFruchtgeschäfteeingehen,umihreAbhängigkeitvomBananengeschäftzureduzieren(vgl.SOMO2006).DasBananengeschäftalleinistmithohenRisikenbehaftet,daderMarktdurchdieständigeÜberproduktionüber-laufenistunddiePreisedaherinstabilundniedrigblei-ben.AusdiesemGrund istz.B.Chiquitaein JointVen-turemitDanoneundFreshExpresseingegangen,umSmoothies und Salate einzuführen (vgl. LZ 2009). DerWettbewerbskampfführtalsozueinerstärkerenKon-zentration in derWertschöpfungskette und zu einerstärkerenhorizontalenVernetzung.

Nachdieser allgemeinenDarstellungderMarktstruk-tur imweltweitenBananenhandelwerdenimFolgen-den vier der „Big Five“ der Bananenproduktion kurzvorgestellt,umihreenormeMarktmachtzuverdeutli-chen.

Chiquita

DerChiquita-KonzernisteineinternationaleHandels-und Vertriebsgesellschaft für Bananen und anderesFrischobst,dasinüber60LändernunterdemMarken-namenChiquitaundunteranderenMarkennamen(ambekanntesten fürBananen inderRegionNordeuropaistdieMarkeConsul)verkauftwird.DasUnternehmen

▸ 3. Die Wertschöpfungskette für Bananen

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▸ 3.3 Verteilung der Gewinne entlang der GWK

14 Das krumme Ding mit der Banane

ist einer der größten Bananenproduzenten der Weltund der größte Bananenlieferant Europas: 2010 er-wirtschafteteChiquitaweltweiteinenUmsatzvon3,23Mrd.Euro.ChiquitaBrandsInternational,Inc.(CBII)istdie Konzernmutter der Gruppe und an der New Yor-kerBörsenotiert.InEuropaverkauftundvertreibtderChiquita-Konzern Bananen über mehrere Tochterge-sellschaften,u.a.überChiquitaInternationalLtd.,Chi-quita International Services GroupN.V. und ChiquitaBananaCompanyB.V.

DieGeschichtedesChiquita-KonzernsstehtseitseinerGründung im Jahr 1871 in Verbindung mit Ausbeu-tung,ErpressungundBestechungvonRegierungenbishinzurBeteiligunganMilitärputscheninLateinameri-ka. Berühmt berüchtigtwurde der Bananenmulti, alsihmdieBeteiligunganderErmordungvontausendenBananenarbeiter/innen1928 in LaCienaga, Kolumbi-en, nachgewiesenwurde. Erst vor kurzemwurde derKonzernvoneinemGerichtindenUSAzurZahlungvonEntschädigungen fürdieOpfervonparamilitärischenGruppeninKolumbienverurteilt.

Dole

DerDole-KonzernistderweltweitgrößteAnbietervonfrischemObstundGemüse sowie frischen Schnittblu-menundeinesdergrößtenBananenunternehmenderWelt.Dolebeziehtundverkauftüber200Produkteinmehrals90Ländern.ImJahr2009lagseinweltweiterGesamtumsatzbei rund6,9Mrd.Euro. InEuropaver-kauft und vertreibt der Dole-Konzern Bananen überzahlreicheTochtergesellschaften,u.a.überdieinHam-burgangesiedelteDoleFreshFruitEuropeOHG;außer-demimportiertundverkauftdieGruppeBananenundandereFrüchteinEuropa.Doleverkaufthauptsächlichgrüne Bananen an deutsche Einzelhändler, die über

eigene Reifungskapazitäten verfügen, sowie an euro-päischeReifereien.DieDoleFreshFruitEuropeOHGistindirekteinehundertprozentigeTochterderDoleFoodCompany,Inc.

Del Monte

Die Unternehmensgruppe Fresh Del Monte Produceist einer der weltweit wichtigsten vertikal integrier-tenHersteller,VermarkterundHändler von frischemundfrischgeschnittenemObstundGemüsesowieeinführender Hersteller und Vertreiber von zubereitet-emObst undGemüse, Säften, Erfrischungsgetränken,SnacksundDessertsinEuropa,denUSA,imNahenOs-tenundinAfrika.DieUnternehmensgruppeFreshDelMonte Produce vermarktet ihre Produkte (einschließ-lichBananen)weltweitunterdemMarkennamenDelMonte.ImGeschäftsjahr2011erwirtschaftetesieeinenweltweitenNettoumsatzvon2,7Mrd.Euro.

Fyffes

Fyffesplc isteineanderLondonerundDublinerBörsenotierte Aktiengesellschaft. Infolge von KapitalwerbverkauftFyffes seitdem1. Januar2003 seineBananenauchinNordeuropa(skandinavischeLänder).Hierführ-ten das Unternehmen Leon Van Parys N.V. und seineTochterunternehmendieEinfuhrunddenVerkaufvonBananen der Marke Bonita durch. Daneben war eineVielzahl anderer Unternehmen inNordeuropa im Ba-nanenverkauf tätig. Diemeisten dieser Unternehmensind klein und konzentrieren sich auf ein begrenztesräumliches Gebiet (insbesondere Deutschland). Coba-naFruchtring,AtlantaAG(eineReifereiundVertriebs-gesellschaft,2003vonChiquitaerworben),VanWylickundCordis sind dabei alswichtigsteMarktteilnehmerzunennen.

DieVerteilungderGewinneentlangderGWKfürBana-nenistaufGrundderDatenlagenurschwerzuermit-teln.DieseVerteilungändertsichjenachProduktions-bzw. Verbraucherland. Für Deutschland hat die FAOallgemeineEinschätzungen fürdas Jahr2007erstellt,diewirgraphischuntendarstellen(vgl.FAO2008).Da-bei wird zwischen Bio-Bananen und konventionellenBananen aus der Dominikanischen Republik unter-schieden. Diese Einschätzungen zeigen, dass sowohlfürBioalsauchfürkonventionelleBananenExporteureundProduzentendenkleinstenAnteilamGesamtpreis

erhalten.InbeidenFällenerhältderEinzelhandeldengrößtenPreisanteilgefolgtvonImporteurenundGroß-händlern.Die genaue Erstellung einerGWKbezogenauf die Verteilung der Gewinne ist eine komplizierteArbeit.

AufderGrundlagevorhandenerDatenwurdeindieserStudieeineallgemeineEinschätzungüberdieVertei-lungderPreiseentlangderGWKfürBananenerstellt.DieseEinschätzungbasiertaufStatistikenderFAOunddenjeweiligenAngabenderExporteureausCostaRica

▸ 3. Die Wertschöpfungskette für Bananen

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15Soziale Auswirkungen des weltweiten Bananenhandels. Die Macht von Supermarktketten in Deutschland

undKolumbien.AusdenGrafiken2und3 ist zuent-nehmen,dassderEinzelhandeleinenAnteilvonmehrals 55% desVerbraucherpreises einstreicht,währenddem Großhandel ein Anteil vonca. 30% bleibt. Der Anteil desFOB-Preises,d.h.desExportprei-ses,denProduzent/innenkassie-ren, ist mit ca. 9% sehr gering.EinedetaillierteAnalyseüberdieZusammensetzungderVerbrau-cherpreise ist von besondererRelevanz.DiegenaueErstellungeinersolchenWSKistallerdingskompliziertundwürdedenRah-mendieserArbeitsprengen.DasWBFhatsichvorgenommen,imRahmen einer Arbeitsgruppedie GWK für die verschiedenenLänder zu erstellen um bessereInformationen für eine Aufwer-tungderGWKzuerhalten.Einesolche Analyse könnte die not-wendigen Informationen ent-halten, um das Verhältnis zwi-schen Verbraucherpreisen und

existenzsichernden Löhnen bzw. soziale und ökolo-gischeMindeststandards indenProduzentenländernfestzulegen.

▸ 3. Die Wertschöpfungskette für Bananen

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16 Das krumme Ding mit der Banane

4. Deutsche Supermarktketten: Preisdruck auf Kosten sozialer Rechte in Produzentenländern

SupermarktkettenundDiscountersindinzwischendiewichtigstenAbsatzplätzefürBananeninderEU.Auchin Deutschland wird der LebensmitteleinzelhandelvonwenigengroßenUnternehmenbeherrscht.Bereits2009teiltensichEdeka,Rewe,Lidl,AldiundMetro74%des Lebensmittelumsatzes untereinander auf; in dennächstenJahrenkönntendaraus80%werden(vgl.AMI2009).

Insbesondere Discounter übernehmen immer größe-reAnteilediesesMarktes:Mehrals54%desUmsatzesmit Frischobst werden von Discountern abgewickelt.Unter allen Discountern haben Aldi (Nord: 19%, Süd:22%)undLidl(24%)mitAbstanddengrößtenMarktan-teil inDeutschland(sieheGrafikenunten).DiscounterhabenihrenMarktanteilinEuropaseitden1990erJah-renstarkausgeweitet.„DeutschlandistdasHeimatlandderLebensmitteldiscounter“,sagenExperten(Hausru-ckinger,etal.2008).ZwarzeigenletzteBerechnungenleichteRückgängeandenMarktanteilen,diesewerdensich jedoch aller Voraussicht nach in Grenzen haltenundzeigenmöglicherweise,dassdieSättigungsgrenzebereitserreichtwurde11:

„DieGründefürdieRückgänge liegensowohlaufderNachfrage-,alsauchaufderAngebotsseite.AuferstererhatsichdasMarktanteilswachstumderDiscounterimLebensmittelbereich – ihrem Kerngeschäft – spürbar

▸ 4. Deutsche Supermarktketten: Preisdruck auf Kosten sozialer Rechte in Produzentenländern

Grafik 4:Lebensmitteleinzeilhandel (LEH): Konzentrationsprozess

Grafik 5:Konzentration im deutschen Lebensmitteleinzel­handel (LEH) (Anteile im Prozent, 2010)

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Quelle: Deutscher Fruchthandelsverband 2011

▸ 4.1 Strategien von Discounter und Supermarktketten

17Soziale Auswirkungen des weltweiten Bananenhandels. Die Macht von Supermarktketten in Deutschland

verlangsamt,währenddasQualitätsbewusstseinunterVerbraucherngestiegenist.AufderAngebotsseitewie-derumwurdebereitseinehoheFilialdichtebeihoherBedarfsdeckung erreicht: 98% aller deutschen Haus-haltekaufenbeiDiscounternein.“ (Hausruckinger, etal. 2008). Das ist eine neue Erfahrung für die erfolgs-verwöhnten Billighändler, die sich im vergangenenJahrzehntvon30%auf44%Marktanteilhochgearbeitethatten.DerKonkurrenzkampfwirddadurchnurnochheftiger,denn inDeutschlandkönnendieDiscounternurnochüberVerdrängungwachsen.

BeidemwachstumsorientiertenVertriebskonzeptderDiscounterspieltdieOptimierungderLieferketteeinewichtige Rolle (vgl. Wiggerthale 2008): Sie arbeitenimmer engermitmultinationalen Konzernen zusam-men, indemsie sichObstanbauenund liefern lassen.DerEinkaufvonfrischemObstundGemüsewirdsomitzunehmendzentralisiertundWarenströmegezieltzu-sammengefasst. Wertschöpfungspartnerschaften vonzweibisdreiLieferant/innenjeProduktkategoriekönn-tendaherdieZukunftbestimmen(vgl.VanderKastee-le,etal.2005).

Umsich ihrenMarktanteil imLebensmittelbereichzusichern bzw. diesen auszubauen, setzen Supermarkt-kettenauf eineReihevonStrategien,mitwelchen siekleinere Lebensmittelhändler zunehmend verdrän-gen.

ZumeinenbenutzensieihrbestehendesKapital,umIn-vestitionen in Gesundheits- und Sicherheitsstandardszu tätigen, neue Marketingtechniken zu entwickelnund passendere Standorte aufzusuchen. Da kleinereLebensmittelmärktediesesKapitalnichtbesitzen,wer-densiegegenüberdenKettenimmerwenigerkonkur-renzfähig.DiesesProblemwirddurchdiezunehmendstrengeren Anforderungen des EU-Rechts verschärft,

welches nicht nur Gesundheits- und Qualitätsstan-dards verlangt, sondern auchAnforderungen zuVer-packung, Ursprung eines Produktes usw. stellt. DieSupermärktehaben–imVergleichzukleinerenLäden–dieMacht,dieKostenfürdiesenExtraaufwandanihreProduzentenweiterzugeben,anstattsiedurchhöherePreiseanzupassen.

Zweitens setzen Supermärkte immer mehr auf Preis-kriege, um ihr „Stück vom Kuchen“ zu vergrößern.Die Folge ist, dass der Preisunterschied zwischen Su-permärkten und den kleineren Läden immer größerwird; letztere können immer schwieriger überleben.Insbesondere durch Frischobst und -gemüse werden

▸ 4. Deutsche Supermarktketten: Preisdruck auf Kosten sozialer Rechte in Produzentenländern

Grafik 6:Marktanteile der Discounter in Deutschland

Grafik 7:Umsätze der Discounter 2009 (Mrd. Euro)

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18 Das krumme Ding mit der Banane

neue Kund/innen gewonnen, indem die Preismargez.B. für Bananen von 32% auf 22% herabgesetztwird.DiebilligstenEinkaufspreisebekommenLidlundAldiaufdemSpotmarkt.DerAldi-PreisgaltbislangalsRefe-renzpreis für die Bananenimporteure in Deutschlandund Europa (vgl.Wiggerthale 2008).Mit der Umstel-lung auf wenige Großimporteure entfällt allerdingsauchderwöchentliche–eherinoffiziellinderBranchegehandelte–ReferenzpreisfürBananen.„DieserPreiswurdeimmeranhandderAngebote,welchedie verschiedenen Fruchthandelsunterneh-menAldiunterbreitethatten,berechnetundkursierte innerhalb des Sektors bereits eineWoche im Voraus. Künftig wird dies wohlnichtmehrmöglichsein,dennwieausBran-chenkreisen verlautet, bezieht der Discoun-terinZukunftseineBananennichtmehrvonZwischenhändlern,sondernnurnochdirektvonImporteuren.“12(FHN07.2011).

Eine zunehmend verbreitete Strategie derSupermärkte undDiscounter ist es, ihre Be-ziehungen zu Lieferant/innen auf die weni-ger verlässlichen zu reduzieren, die bereitsind, große Mengen zu konstant niedrigenPreisenzu liefern.DerallgemeineTrend imLebensmittelhandelgehtlautvanderKastee-leundvanderStichele(2005)indiefolgendeRichtung: „Supermärkte suchennachdirek-terenundlängerenBeziehungenzubundes-weitenLieferanten,(einem)bevorzugtenLie-feranten und strengeren Verträgen für einJahr“ (S.30).SowohlAldialsauchLidlhaben2011 das System der Bananenbeschaffung

aufdendirektenBezugderWarevomImporteurum-gestellt(vgl.FruchthandelMagazin2011).DasGeschäftmit den Bananen soll damit weiter gestrafft werden.„Durch den direkten Bezug wolle der Discounter dieHandelsmarge der Großhändler einsparen und seinFruchtgeschäfteffizientergestalten.DemGroßhandelgehtdadurcheinwichtigerKundeverloren.“13BereitsMitteJuli2011warbekanntgeworden,dassAldiseineBananenkünftigwiederwiefrüherdirektüberImpor-teurebeziehenwill.

DieAufträgewenigergroßerSupermarktkettenwiede-rummachendieLieferant/innenhierund indenEnt-wicklungsländernextremabhängig(vgl.Wötzel2010).MitdieserStrategiewerdengroßeEinsparungspotenti-alerealisiertunddieKonzentrationinderFrucht-undGemüsebranchewirdweitervorangetrieben.

▸ 4. Deutsche Supermarktketten: Preisdruck auf Kosten sozialer Rechte in Produzentenländern

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▸ 4.2 Importeure und Großhandel

19Soziale Auswirkungen des weltweiten Bananenhandels. Die Macht von Supermarktketten in Deutschland

Supermärkte spielen somit eine im-mer wichtigere Rolle bei Zusammen-schlüssenundÜbernahmen zwischenGroßlieferanten (vgl. SOMO 2006).EinewachsendehorizontaleIntegrati-onerlaubtihnen,niedrigerePreiseanLieferanten zu diktieren und höhereAnforderungen zu stellen (siehe Gra-fik). Preiswettkämpfe zwischen Liefe-ranten werden zunehmend mit neustrukturierten Importprogrammenbeantwortet, welche zu einer weite-ren Konzentration führen (vgl. SOMO2006). Letztlich führt der WettkampfumMarktanteilezuweiterenPreiskrie-gen bei den Lebensmitteleinzelhänd-lern,welche ihreMarktkonzentrationweiterverschärfen.DieserTeufelskreisverdeutlicht den Wechsel von einerfrüherdurchProduzent/innengesteu-erten,hinzueinerdurchSupermärktegesteuertenWertschöpfungskettederBananen.

Ein Beispiel dafür ist der CobanaFruchtring,einZusammenschlussvonca. 30 großen unabhängigen Frucht-großhändlern,diesichalsKäufergrup-pevielEinflusssichern.Zusätzlichsindin diesem Sektor weitere landesüber-greifende Fusionen zu beobachten,wie z.B. zwischenUnivegundAtlanta,einembelgischenundeinemdeut-schenFruchtunternehmen,diesichdadurchzueinemdereinflussreichstenZulieferer inganzEuropaentwi-ckelthaben (vgl.LZ2010).DasFruchthandelMagazin(vgl. FH-Newsnet 14/04/2011) berichtet, dass UnivegDeutschlandmitzweigroßenProduzenteninEcuadorzusammenarbeitet. „Durch das bundesweite Netz anDistributions- und Reifekapazitäten, über das UnivegDeutschlandverfüge,seizukünftigeinepunktgenaueLieferungmitden„1x1“-Bananenmöglich.“14

EsistdasBestrebenderSupermärkte,nurmiteinerklei-nenAnzahlvonmächtigenImporteurenzusammenzu-arbeiten, oftmit zentral ausgelegtenKaufkontrollsys-temen.DasZiel istdabei,höchstmöglicheEffizienzzugenerieren (vgl. SOMO2006).Das veranlasst Lieferan-ten, sich ihre eigenen Produktionsmittel zu sichernunddadurch direkt oder indirekt ihreKontrolle überPlantagen imHerkunftslandauszuweiten.Damit sind

sie in der Lage, beständig günstige und großflächigeZulieferungen ohne Extrakosten für Zwischenhänd-lern zu garantieren. Die Effizienzgewinne scheinensich in Deutschland auf die Konsument/innen nochpositiv auszuwirken, da so die Bananenpreiseniedriggehaltenwerden.

Als Antwort auf die sich andeutende MarktsättigungdurchDiscounterwerdenAldi,LidlundCoindenkom-mendenJahrenihrAngebot imBio-undFairtrade-Be-reichausweiten.AußerdemgibtesbeieinigenAnbie-tern die Überlegung, die Sortimente zu vergrößern.Derzeit bietet ein klassischer Lebensmitteldiscounter800bis1.000Artikelan,einVollsortimenterdagegenbiszu17.000Produkte.15

▸ 4. Deutsche Supermarktketten: Preisdruck auf Kosten sozialer Rechte in Produzentenländern

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▸ 4.3 Bananenkonzerne leiten den Druck an Produzentenländer weiter

20 Das krumme Ding mit der Banane

Die anderen Teilnehmer/innen der Kette spüren dienegativenAuswirkungendieserVeränderungen(sieheKapitelzuKolumbienundCostaRica).FürdiekleinenFruchtexporteure bedeutet die steigende Kapitalkon-zentration im Bananenhandel eine kontinuierlicheVerschlechterung ihrer Position, da sie nichtmit dengroßenUnternehmenkonkurrierenkönnen.DiesführtwiederumzueinerengerenKonzentrationaufwenige

große Konzerne im Fruchtgeschäft. Schlussfolgerndkanngesagtwerden,dassderEinzelhandeleinensigni-fikantenEinflussaufdenAgrarsektorbesitzt.Dermeis-teDruckwirddabeiaufkleineHerstellerausgeübt,dieauf Grund fehlender menschlicher und finanziellerRessourcennichtmehrmitdengroßenHerstellernmit-haltenkönnen.

Die Machtkonzentration von Supermarktketten führtzueinerVerschärfungdesWettkampfeszwischenBa-nanenkonzernen um neue Marktanteile. AllerdingsspielennebendersteigendenMachtkonzentrationvonSupermarktketten im globalen Preiswettkampf undderdamitverbundenenVerschlechterungderArbeits-lage von Plantagenarbeiter/innen weitere Entwick-lungen im Bananenhandel eine wichtige Rolle (vgl.UNCTAD2009undFAO2008).Sowarinsbesondereinden1990erJahrenderKonkurrenzkampfzwischendenTopDreiBananenkonzerneninderBranchebesondersintensiv.DieÜberangebotskrise,dieinden1990erJah-renzuniedrigenPreisenführteunddieEinführungderEU-Marktordnung16 mit dem darauffolgenden WTO-StreitwurdenvondenKonzernenalsVorwandgenom-men,denerhöhtenPreisdruckandieExportländerund

nationalenProduzent/innenweiter zu leiten.Die stei-gendeBedeutungdeskritischenKonsumsindenVer-braucherländernzwangdieKonzerneaufderanderenSeite,neueMarketingstrategienzuentwickeln(z.B.derVertrieb von zertifizierten Produkten, CSR, etc.) (vgl.UNCTAD,FAO,etc.).

Bananenkonzerne haben allerdings sehr unterschied-lichaufdieneuenHerausforderungenreagiert.Chiqui-taverfolgteeineeherkonservativeMarktstrategie:DerKonzernschaltetedieUS-RegierungeinundsetzteaufKonfrontationmitderBananenmarktordnungderEU.DabeisetztensieProduzentenländerunterDruck,eben-fallsKlagengegendieEUeinzuleiten:1996reichtendieUS-Regierung und die US-Fruchtkonzerne zusammenmit Ecuador, Honduras, Mexiko und Guatemala eine

DiskriminierungsklagebeiderWTOein.17 Gleichzeitig versuchte Chiqui-taaufseineMarkezusetzen,anstattauf strategischeAllianzenmit Liefe-ranten innerhalb der EU. Dabei ließderKonzernseineProduktevonRFAzertifizieren. Diese Strategie erwiessichalsnichtsehrprofitabel.Chiqui-ta musste 2001 Konkurs anmelden.Der Grund: Marken spielen bei derKaufentscheidungvonBananenkon-sumentenkeinegroßeRolle.

Dole, Fyffes undDelMonte verfolg-tendagegeneineaktivereStrategie.Sieverringertenzumeinenihrestar-

▸ 4. Deutsche Supermarktketten: Preisdruck auf Kosten sozialer Rechte in Produzentenländern

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21Soziale Auswirkungen des weltweiten Bananenhandels. Die Macht von Supermarktketten in Deutschland

ke Abhängigkeit vom Bananenhandel (z.B. sank derAnteilvonBananenanDelMonte‘sGesamtumsatzzwi-schen1998und2008von56%auf40%),zumanderendiversifiziertensieihreAngebotspa-lette. Dole und Del Monte kauftenPlantagen in den AKP-Ländern, dieeinen privilegierten Zugang zumEU-Markthatten,umdieEinfuhrbe-schränkungen zu umgehen. Fyffeshat seine Position in Lateinamerikamit Erfolg ausgeweitet. Zudem ha-ben alle fünf Konzerne ihre Ange-botspalette auf zertifizierte Bana-nen ausgedehnt und damit auf diesteigendeBedeutungdes kritischenKonsums in den Verbraucherlän-dern reagiert. Die strategische Aus-richtung dieser Konzerne hat sichalso,andersalsbeiChiquita,alspro-fitabel erwiesen. Anschließend zogChiquitamit der RFA-Zertifizierungnach.

Überdies nutzen die „Big Five“ ihreGröße, um den Preisdruck auf dieProduzenten weiterzuleiten undihre Profitmarge aufrecht zu erhal-ten. Sie lassen Produzentenländerin einem ruinösen Wettkampf ge-geneinanderantretenindemsieRe-gierungen unter Druck setzen, Ent-scheidungen zu ihren Gunsten zutreffen. Im Allgemeinen versuchenalleBananenmultis,alsneueStrate-giedenBesitzvonPlantagenaufzu-geben und stattdessen Lieferverträ-gemitunterschiedlichennationalenProduzent/innenabzuschließen.Da-

mit sind sie gegen Naturkatastrophen geschützt undkönnenflexibelaufNachfragefluktuationenreagieren.AußerdemübertragensiedamitdieVerantwortungfürdie Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards aufNationalregierungenundeinheimischeProduzent/in-nen.LetzteresehensichjedochunterdemDruck,aus-ländischesKapital anzuziehenundwettbewerbsfähigzubleiben.SomitfühltsichletztenEndeskeinerfürdieEinhaltungvonArbeits-undUmweltbedingungenaufden Bananenplantagen verantwortlich. Dies ist eineArt Teufelskreis, der zur Folge hat, dass sich die LagederPlantagenarbeiter/innenauf lange Sicht eher ver-schlechtertalsverbessert,wenndieVerantwortlichennicht mit Hilfe einklagbarer Standards zur Rechen-schaftgezogenwerden(vgl.BananaLink2011).

▸ 4. Deutsche Supermarktketten: Preisdruck auf Kosten sozialer Rechte in Produzentenländern

Tabelle 2:Bananenverkauf als Anteil des Gesamtumsatzes (2008)

Konzern 2008

Chiquita 45 %Dole 35 %Del Monte 40 %Fyffes 30 %

Quelle: UNCTAD, Jahresberichte von Chiquita und Del Monte

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▸ 5.1 Fallbeispiel Costa Rica

22 Das krumme Ding mit der Banane

5. Arbeitsbedingungen in der Bananenproduktion: Regionale Unterschiede

MiteinemExportvolumenvon777.300TonnenimJahr2010bleibtCostaRicaderdrittgrößteBananenexpor-teurweltweit.Deutschlandistheuteeinerderwichtigs-ten Kunden Costa Ricas. Traditionell kam diese RollederUSA zu,doch2009wurdedie EUerstmalsHaupt-abnehmer costa-ricanischer Bananen: Mehr als 53%derBananenexportegingenindieEU.FürEuropawie-derumistCostaRica–nachEcuador–derzweitgrößteBananenlieferant,fürDeutschlandderdrittgrößte(vgl.GrafikS.9).

5.1.1 Allgemeines: Bedeutung der Bananen für Costa RicaBananenmachenimmernocheinenbedeutendenAn-teilinderExportstrukturCostaRicasaus:Mehrals7%dergesamtenExporteinnahmen(690Mio.US-Dollar)kamen2010ausdemBananenexport,undmehrals30Mio.US-DollarExportsteuereinnahmenhatderFiskusdurchdenVerkaufvonBananenerwirtschaftet.DamitbleibtdieBananedaswichtigsteAgrarexportprodukt

Costa Ricas. Für die costa-ricanische Regierung istder Bananenexport dahervon strategischer Bedeu-tung.

Der Grund für die Beliebt-heit Costa Ricas als Ba-nanenexporteur sind dievergleichsweise geringenProduktionskosten (vgl.UNCTAD 2007).18 Diesesindbegründet durchdenAnbau auf großen Plan-tagen, günstige Klimabe-dingungen sowie geringeLohnhaltungskosten. Soerlebte Costa Rica 2010einenAnstiegseinerBana-nenexporte um rund 15%imVergleichzumVorjahr.Für 2011 wird erwartet,dasssichdieserTrendfort-

setzt.DieWettbewerbsfähigkeitCostaRicaswirdnurvonEcuadorübertroffen.

5.1.2 Besonderheiten der Bananenproduktion

Mit einer Produktion von durchschnittlich 2.200 Kis-tenprohaLandgehörtCostaRica im internationalenVergleichzudenProduktionsländernmiteinerhohenErtragslage(sieheGrafik9).DerBananenertrag(Kisten/ha Land) variiert jedoch je nach Wetterlage. Unvor-hersehbareEreignissewiez.B.Überflutungenkönnendazu führen, dass sich große Unternehmen vom Ge-schäft zurückziehen und infolgedessen tausende Ar-beiter/innen indieArbeitslosigkeit entlassen (vgl. Eu-rofruit2010). InsgesamtbleibenBananenexporte vonWetterbedingungen extrem abhängig: Allein 2009sinddie Erträge aufGrund von starkenÜberschwem-mungenimJahr2008um12%unddieExporteum15%imVergleichzumVorjahrzurückgegangen.AuchderEintrittvonPilzerkrankungenwieder„Sigatoka“spieltin Costa Rica, bedingt durch die hohe Feuchtigkeit,einewichtigeRolle.

▸ 5. Arbeitsbedingungen in der Bananenproduktion: Regionale Unterschiede

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23Soziale Auswirkungen des weltweiten Bananenhandels. Die Macht von Supermarktketten in Deutschland

UmdiestetigeExportnachfragezubedienen,versuchtCostaRica,sichaufseineBananenproduktioninertrag-reichen Regionen zu konzentrieren und dort die Pro-duktivität zu erhöhen. Heutzutage benötigt das LandweitauswenigerAgrarflächealsnochvorzehn Jahren(siehe Grafik 10a):Wurden im Jahr 2000 noch knapp49.000haLandfürdenExportvon104Mio.KistenBa-nanenbenötigt,sosindesheutenurnoch43.000hafüreineähnlichgroßeExportmenge(100Mio.Kisten).Seit2005lässtsichzwareineAusweitungderAnbauflächebeobachten,umdiesteigendeinternationaleNachfra-ge zu bedienen. Die Überschwemmungen von 2008habendiesenAnstieg jedochzunächstgestoppt.NachAngabenvonCORBANA(2009)wollenBananenprodu-zenteneineweitereAusweitungverhindern,indemsiedenAnbauaufertragreicheRegionenkonzentrieren.

Ein weiteres Argument gegen die geografische Aus-dehnungderBananen-undAnanasplantagenistöko-logischerNatur:DiePlantagenteilensichdasLandineinerArtKonkurrenzkampfmitgeschütztenTropen-wäldern.Derzeitwerdenmehrals42.000haLandfürdie Bananenproduktion Costa Ricas beansprucht –einebeachtlicheFläche fürdiekleineGröße (5,1Mioha)desLandes.DieBananenproduktionderAtlantik-region steht zudem mit der Nahrungsmittelproduk-tion (Bohnen,MaisundReis) imWettbewerbumdiebesten Anbauflächen. Verdrängt werden dabeimitt-lereundKleinproduzent/innen,dievonderkonventi-onellen Landwirtschaft leben (vgl. Astorga 1998 undGFA2010).

▸ 5. Arbeitsbedingungen in der Bananenproduktion: Regionale Unterschiede

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24 Das krumme Ding mit der Banane

5.1.3 Vermarktung von Bananen: Macht der multinationalen KonzerneVon Beginn an stand die Bananenproduktion CostaRicasunterderKontrollederdreigrößtenmultinatio-nalenBananenkonzerne.HeutebesitzenChiquita,DelMonte und Dole mehrals zwei Drittel (67%) derPlantagen (siehe Grafik).Obwohl der Anteil unab-hängiger Bananenpro-duzent/innen an den Ge-samtexporten seit 1994angestiegen ist, bleibendieGroßkonzernealsPro-duzentenanerster Stelle.DieWertschöpfungsketteist hier durch eine sehrstarke vertikale Integrati-ongekennzeichnet.

Die Plantagenbesitzer/innen Costa Ricas sindaußerdem sehr gut orga-nisiertundsomitsehrein-flussreich. Für die Durch-setzung ihrer Interessen

gegenüber der nationalen Regierung und internatio-nalen Institutionen stehen ihnen vierOrganisationenzur Verfügung: 1.) der Nationale Bananenverband(CORBANA), 2.) die Nationale Kammer der Bananen-produzent/innen (CANABA),3.)dieNationaleVereini-gungUnabhängigerProduzent/innenund4.)derInsti-tutionelleBananenrat(CIB).

▸ 5. Arbeitsbedingungen in der Bananenproduktion: Regionale Unterschiede

Exporte (Mio. Kisten)

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25Soziale Auswirkungen des weltweiten Bananenhandels. Die Macht von Supermarktketten in Deutschland

Die bei Weitem wichtigste Interes-sensvertretungistdieCORBANA.DieRegierung Costa Ricas unterstütztdie Bananenindustrie seit JahrenmitHilfevonSubventionenundFör-dermitteln, um ihre Konkurrenzfä-higkeitaufrechtzuerhalten.Bereits1974wurde beschlossen, einen TeilderExportabgabenanbeteiligteUn-ternehmen zurück zu zahlen. 2004wurde per Regierungsbeschluss zu-dem festgelegt, dass die CORBANAunmittelbaren Zugang zu einembeträchtlichen Teil der für die Mo-dernisierung des Hafens Limón be-stimmten Finanzressourcen erhält.Im selben Jahr erhielt der VerbandZuschüssefürdieWiederinstandset-zungvonmehrals17.000haAgrarfläche.Eswirdalsodeutlich,dassinCostaRicaeineengeVerzahnungzwi-schenPolitikundWirtschaftherrscht.Diesführtdazu,dassdie Interessen vonGroßunternehmenmassivge-stärktwerden.

Produktionskosten und Preisbildung

Von1993 bis 2010warendie Preise costa-ricanischerBananenvonImportzöllenderEUbeeinflusst.Diesela-genzuletzt(2010)bei0,11US-DollarproKiste.DasGen-fer Abkommen sieht jedoch die stufenweise Abschaf-fung dieser Zölle hin zum „freienWelthandel“ nachLogikderWTOvor(vgl.Morazán2010).ZudemhatdienationaleRegierung inengerAbsprachemitnationa-len Bananenproduzent/innen einen Mindestpreis fürBananenfestgelegt.DieserlagindererstenJahreshälf-te2003bei5,60US-DollarproKiste.Damalsprotestier-tenmultinationaleUnternehmenmit ErfolgdagegenundgabenalsVorwandan,dasssieVerträgemitKlein-produzent/innen bereits abgeschlossen hatten undnicht über die jeweiligen Veränderungen informiertwurden.Siedrohten,ihreProduktionsmengenzuredu-zierenunddasfehlendeHandelsvolumenvonanderenLändern aufzukaufen (vgl. UNCTAD 2005). Der Inter-essenkonflikt zwischen Konzernen (mehr Profit) undArbeitern/innen (mehrLohn)wirdhierdeutlich–wo-beisichamEndedieKonzerneaufGrundihrerMacht-positionbesserdurchsetzenkönnen.DieshatnegativeAuswirkungenaufdieArbeitsbedingungenaufdenBa-nanenplantagen.

Arbeitsbedingungen auf denBananenplantagen

Bananenplantagen stellen immer noch einewichtigeBeschäftigungsquelleCostaRicasdar.InsbesondereanderkaribischenNordküste istdieBananenproduktionfür das Leben der Menschen von großer Bedeutung:Mehr als 70% der wirtschaftlich aktiven Bevölkerungsind direkt oder indirekt in der Bananenproduktiontätig. Im Jahr 2010 fanden z.B. 34.425 Menschen Be-schäftigung auf den Plantagen; indirekt sind in denBereichen Handel, Transport, Landwirtschaft, Manu-faktur,etc. sogarmehrals86.000Arbeitsplätzedurchdie Bananenproduktion entstanden.19 Knapp 30% derBeschäftigtenaufdencosta-ricanischenPlantagensindFrauen.Mehrals8%derweltweitenBananenprodukti-onkommenausdreiKantonendieserRegion:Matina,SiquirresundPococí.Mehrals8%dercosta-ricanischenArbeitskräftelebenhier,diemehrals6%dergesamtenWirtschaftsleistungdesLandeserzeugen.

FürdieArbeitaufdenBananenplantagenwerdenfastausschließlichArbeitskräftemiteinemgeringenQua-lifikationsniveau benötigt. Erst in späteren PhasenderWertschöpfungskettemitzunehmendentechni-schenAnforderungenbeimHandelsteigenauchdieAnsprüche an die Arbeitskräfte. Bananenkonzernehaben die Produktivität in den letzten 20 Jahren je-dochsostarkerhöht,dassimmerwenigerMenschenaufderselbenFlächeimmermehrTätigkeitenausfüh-renmüssen.

▸ 5. Arbeitsbedingungen in der Bananenproduktion: Regionale Unterschiede

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26 Das krumme Ding mit der Banane

Infolge der starken internationalen Konkurrenz zwi-schenmultinationalen Konzernen, Supermarktkettenund den produzierenden Ländern haben sich die Ar-beitsbedingungenaufdenBananenplantagen inCos-taRicadaher immerweiterverschlechtert.EshandeltsichumextremharteArbeit– seiesbeiTräger/innen,Wäscher/innenoderVerpacker/innen–dieschlechtbissehrschlechtbezahltwird.Plantagenbesitzer/innenle-geninderRegelwillkürlichfest,wiedieArbeitaufdenPlantagenentlohntwird.ZudemgibtesfürBeschäftig-te keine Schutzmaßnahmen vor dem Einsatz chemi-scherSubstanzen.

UmgegendieAusbeutungaufdenPlantagenzukämp-fen, haben sich die Bananenarbeiter/innen bereits inGewerkschaften organisiert. Es gibt vier wichtige Ge-werkschafteninCostaRica:

1.SITRAP: Sindicato de Trabajadores de PlantacionesAgrícolas–Plantagenarbeitergewerkschaft

2.SITRAGAH: Sindicato de Trabajadores Agrícolas yGanaderosdeHeredia–Plantagen-undViehzucht-gewerkschaftvonHeredia

3.SITRACHIRI: Sindicato de Trabajadores de la Chi-riquiLandCompany–GewerkschaftderArbeiterderChiriquiLandCompanyund

4.UTRAL:UnióndeTrabajadoresdeLimón–Arbeiter-vereinigungvonLimón

DiesevierhabensichinderCoordinadoradeSindicatosBananeros de Costa Rica (COSIBA-CR) zusammenge-schlossen.

Allerdings haben Bananengewerkschaften in CostaRica seit 1984durchReformenderArbeitsrechteunddie gewerkschaftsfeindliche Politik der Regierungensehr starkanEinfluss verloren.DurchdieVerabschie-dungdesGesetzes6970imJahr1984wurdenTarifver-träge nach und nach durch direkte Vereinbarungenzwischen Bananenkonzernen und Einzelarbeiter/in-nen ersetzt. Die Bananenkonzerne haben damit denEinflussderBananengewerkschaftenaufeinMinimumreduziert,sodassderzeitdieMitgliedschaftinGewerk-schaftenaufdenBananenplantagendurchdiePlanta-genbesitzer/innendefactoverbotenist(vgl.Bermudez

2000undhttp://www.makefruitfair.org.uk/).Bananen-arbeiter/innen ist es dadurch kaummöglich, bessereArbeitsbedingungendurchzusetzen.

EinigeMerkmalederArbeitsbedingungeninderBana-nenproduktionCostaRicaswerden imFolgendennä-herbeleuchtet:

AnstellungDie Bananenarbeiter/innen werden von Firmen alseinfache Tagelöhner („peones“) angestellt. Diese An-stellung wird nicht an eine bestimmte Tätigkeit ge-bunden, sodassdieArbeitskraft sowohl als Träger/in,als auch als Verpacker/in,Wäscher/in usw. – je nachLaunedes„Capataz“(Vorarbeiter)–eingesetztwerdenkann. Nicht selten werden bestimmte Aktivitäten alsStrafegegenunbeliebteArbeitnehmer/innenbenutzt.Oftwerdendiejenigen,dienicht inderLage sind,dienötigen Fertigkeiten schnell zu erlernen, schikaniertundschließlichentlassen.DaessichumAkkordarbeithandelt („a destajo“), bedeutet der ständigeWechselvon Produktionstätigkeiten für die meisten Beschäf-tigteneine indirekteErhöhungderStundenzahl.SehrhäufigmüssensiebiszuviermiteinanderverbundeneTätigkeitenausüben,bekommenabernureine,imbes-tenFallzweiTätigkeitenbezahlt.DiesistinsbesonderebeimKappenderPflanzenderFall.

LöhneZwarhat dienationaleRegierung einenMindestlohnfestgelegt20–dieserwirdvondenUnternehmenjedochwillkürlich interpretiert. Da der Mindestlohn pro Ar-beitsstunde definiert wird, Akkordarbeit aber keinenöffentlichen Normen entspricht, beträgt die Arbeits-zeitinderRegelnichtacht,sondernzehnStundenundmehr.ZwaristdernominaleDurchschnittslohninderBananenproduktion höher als der offizielle Mindest-lohn,dochdieArbeitsbedingungensindaufdenmeis-ten Bananenplantagen schlechter als in anderen Pro-duktionssektoren.

Am Ende bleiben die Löhne auf den Plantagen nied-rig. Empirische Analysen zeigen, dass beispielsweisebeiPINDECO (einerFilialevonFreshDelMonte)Plan-tagenarbeiter/innen im Durchschnitt 580 Colones (1,20US-Dollar/Stunde)verdienten.UmdieZahlungvonhöherenÜberstundenlöhnenzuvermeiden,bezahlenBananenfirmeninderRegeljedochproTagundnichtproStunde(vgl.Acuna2005).DerzeitliegtderMindest-lohnbei7.383,17Colones (ca.10Euro)amTag inderLandwirtschaft.Dasbedeutet,dassderReallohnindenletztenfünfJahrenlangsameralsdieInflationsratege-stiegenist(vgl.CEPAL2011).21

▸ 5. Arbeitsbedingungen in der Bananenproduktion: Regionale Unterschiede

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27Soziale Auswirkungen des weltweiten Bananenhandels. Die Macht von Supermarktketten in Deutschland

Schwarze ListenDie Verfolgung der Arbeiter/innen aufGrund ihrer Mitgliedschaft in Gewerk-schaften steht in Costa Rica auf der Ta-gesordnung. Organisierte Arbeiter/innenwerdenauf sogenannten schwar-zen Listen eingetragen, die von der Ge-schäftsleitung gezielt als Kontroll- undVerfolgungsinstrument angesetzt wer-den. Beschäftigte, die auf diese Listenstehen, werden schikaniert und häufigentlassen.

Auswirkungen auf die GesundheitDer Einsatz von Pestiziden, Herbizidenund sonstigen Chemikalien gehört lautAngabenderBeschäftigtenaufdenPlan-tagenvonSarapiquíundSiquirresimmernochzumAlltag.VornichtallzulangerZeit,Endeder1990er Jahre (vgl. Astorga 1998), hat z.B. der Einsatzvon Nematiziden22 wie DBCP (Di-Brom-Chlor-Propan)zumassiven Sterilitätsproblemen geführt. US-Konzer-ne sahen sichgezwungen,hoheEntschädigungssum-menandiebetroffenenArbeiter/innenzuzahlen.

Verglichen mit anderen Produktionssektoren sindBeschäftigte der Bananenplantagen dem Einsatz vonChemikalien immernoch inhohemMaßeausgesetzt.NirgendwoinCostaRicaisteinemedizinischeBehand-lunginfolgevonVergiftungenmitPestizidensohäufigwie in der Bananenproduktion. Auf Grund der extre-men Feuchtigkeit und der Entwicklung von Resisten-zenimLaufderletztenJahreistinCostaRicaderDrang,diePlantagennochhäufigermitPestizidenzubesprü-hen,größeralsetwa inKolumbienoderEcuador.Nurseltenwirddaraufgeachtet,obsichArbeiter/innenaufdenPlantagenbefinden,währendFlugzeugedieChe-mikalienaufsprühen(„Aplicaciones“).

Überausbeutung von Migrant/innenEinbedeutenderTeilderBeschäftigtenaufdenPlanta-genarbeitetuntervertraglichdurchArbeitsvermittler/innen,die insbesondereEinwanderer/innenausNica-ragua beschäftigen.23 Auf Grund der illegalen Situati-onderWanderarbeiter/innengibtesallerdingskeinezuverlässigen Zahlen. Schätzungen zufolge stammenmehrals80%derBananenarbeiter/inneninCostaRicaaus Nicaragua (vgl. Basok 2005 und Sandoval 2004).ZehntausendeNicaraguaner/innensindindenletzten20JahreninfolgederWirtschaftskrisenachCostaRicaausgewandert. Ein großer Teil hat auf den Bananen-plantagen Beschäftigung gefunden. NicaraguanischeBananenarbeiter/innensindjedochimmernochOpfer

unfairer Arbeitsbedingungen. Sie werden durch ihreuntervertragliche Beschäftigung unterbezahlt; vieleGastarbeiter/innenerhaltenüberhauptkeinenArbeits-vertrag–dementsprechendhabensiekeinenZugangzueinerGesundheits-undSozialversicherung.Eswirdangenommen,dassdieLöhnederWanderarbeiter/in-neninnationalenundmultinationalenUnternehmeninnerhalbder letzten20Jahreumbiszu40%gefallensind.24UmfragenzufolgelagihreBezahlungunterdemMindestlohn.WennArbeiter/innen sichbei Protestengegen Diskriminierung und ungerechte Behandlungauflehnen,denunzierenArbeitgebersiehäufigbeidenEinwanderungsbehörden (vgl. Foro Emaus 2002 undSandoval2004:145).25DieNROForoEmaushatineinerStudiedargelegt (vgl. ForoEmaus2002),wie schlechtdiesozialeSituationderMigranten/innenist,dieinderBananenproduktion beschäftigt sind. Diese SituationwurdeunsvonGewerkschaftsmitgliedernundPlanta-genarbeiter/inneninmehrerenInterviewsbestätigt.

▸ 5. Arbeitsbedingungen in der Bananenproduktion: Regionale Unterschiede

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28 Das krumme Ding mit der Banane

EsgibtkaumStudienüberdieSituationderFrauenaufden Bananenplantagen. Doch auf der Grundlage derdurchgeführten Interviews und eigener Beobachtun-gen sind kaum Verbesserungen festzustellen. NachAngabenvonGewerkschaftenhatsichdieLageinzahl-reichen Plantagen eher verschlechtert: Viele Frauenhaben neben ihrer Doppelbelastung mit Hausarbeiteine Arbeitszeit von 12–13 Stunden am Tag.26 Da siehauptsächlichindenVerpackungsanlagenbeschäftigtsind,arbeitensiebistiefindieNacht.SchwangerschaftisteinGrundzurKündigungundsexuelleBelästigungistanderTagesordnung.InderRegelwerdennurjun-geFrauenbeschäftigt.EsgibtSchutzklauselnimcosta-ricanischenArbeitsrecht,unddiesesindfürdieKonzer-nezwarverpflichtend,werdenaberinderRegelnichteingehalten(vgl.Rodriguez2009).

Ökologische Auswirkungen

InkaumeinemanderenLandLateinamerikassinddienegativen ökologischen Auswirkungen der Ausbrei-tungderBananenproduktion inden vergangenen50Jahren so drastisch zu beobachten wie in Costa Rica.Insbesondereinden1980erund1990erJahrenhatdie

Plantagenausweitung erhebliche Umweltproblemeverursacht–sowohldurchdenVerlustvontropischenWäldern, als auchdurchdieAnwendung verschiede-nerPestizideundandererChemikalien.Inden1990erJahrenhatteCostaRicasogardiehöchsteAbholzungs-rate Mittelamerikas: Seine Waldfläche ist zwischen1979 und 1991 von 50% auf 32,1% zurückgegangen(Clay,J.2004).

ZudemistdiePlantagenproduktionanfälligerfürPilz-krankheitenalsdieProduktion inkleinerenProdukti-onseinheiten. Künstliche Bewässerungssysteme sindnotwendig,umdenGroßteilderBananenkulturenauf-recht zu erhalten (vgl.Astorga1998: 4). InCostaRicawerdenmehrals44kgPestizideprohaund Jahrein-gesetzt.27DieshatzueinerstarkenVerschmutzungvonWasserreserven,Flüssen,BödenundzueinemstarkenVerlustanBiodiversitätgeführt–aberauchzuKrebs-erkrankungen von Bananenarbeiter/innen und ihrenFamilien, die dem Einsatz von Chemikalien weitge-hend schutzlosausgesetzt sind.DieEntscheidungderBranche,denEinsatzvonPestizidenum40%zusenken,kann deswegen nur begrüßtwerden. Bislang sind al-lerdingskeineernsthaftenBemühungenzuerkennen(CENAT,2010).

InfolgederBewusstseinsarbeitvonNROwiedem„ForoEmaus“ oder „Banafair“ inDeutschland haben Regie-rungenundKonzerneaufdieseZuständereagiertund

Veränderungen der Pro-duktionsmethoden ein-geführt. Die Entsorgungvon Chemieabfällen so-wie die Wasserbehand-lung und die Kompostie-rung von biologischenAbfällen haben sich da-durch in den letzten 10Jahren verbessert. DerEinsatz von Pestizidenbleibt allerdings wei-terhin weit verbreitetund der Druck auf dieTropenwälder ist hoch.Bislang konnten keineumfassenden und integ-riertenMethoden für dieBehandlungvonSeuchenangewandt werden, undder Einsatz biologischerSchädlingsbekämpfungwird aus Kostengründenvermieden.

▸ 5. Arbeitsbedingungen in der Bananenproduktion: Regionale Unterschiede

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▸ 5.2 Fallbeispiel Kolumbien

29Soziale Auswirkungen des weltweiten Bananenhandels. Die Macht von Supermarktketten in Deutschland

5.2.1 Allgemeines: Bedeutung der Bananen für KolumbienBananensindnachKaffeeundSchnittblumendasdritt-wichtigsteAgrarexportproduktKolumbiens.Mehr als60.000haLandwerdenfürdieBananenproduktioninAnspruchgenommen,was ca.7%dermitObstbeleg-tenAgrarflächeausmacht.Nur16%sinddabeifürdenBinnenmarkt bestimmt – der Ba-nanenanbauKolumbiensiststarkexportorientiert. Insgesamt ex-portierteKolumbien2010knapp96Mio.KistenBananen imWertvon 713,7 Mio. US-Dollar – dasisteinZuwachsvon1,1% imVer-gleichzumVorjahr(vgl.AUGURA2011).

Verglichen mit Ländern wie z.B.Ecuador haben BananenexportefürdiekolumbianischeVolkswirt-schaft jedoch eine geringere Be-deutung. Im Jahr 2010machtensieknapp36%allerAgrarexporte(außerKaffee)ausundknapp2%derGesamtexporte,imGegensatzzu61%und17%inEcuador.

Die meisten Bananenexporte aus Kolumbien gingen2010 indieEU (66,4%).DiesererheblicheAnteil rührtaus der allmählichen Abschaffung von zahlreichenHandelsschrankenwieQuoten,Zöllen,etc.,welchedenkolumbianischenBananenhandelmitEuropageprägthaben.Dabei spieltBelgienalsEingangshafenderEUeinewichtigeRolle (sieheGrafik).Da einGroßteil der

▸ 5. Arbeitsbedingungen in der Bananenproduktion: Regionale Unterschiede

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30 Das krumme Ding mit der Banane

ImporteBelgiensnichtimLandselbstkonsumiertwird,kannDeutschland als wichtig(st)er direkter und indi-rekter Bananenimporteur der EU betrachtet werden.Deutsche Importe kolumbianischer Bananen sind indenletztendreiJahrenum9,6%starkangestiegen(vgl.Deutscher Fruchthandelsverband 2011) und machenheute25%allerBananenexporte indieEUaus. IndenJahren 2007 und 2009 wurde Kolumbien somit zumHauptbananenlieferant fürdendeutschenMarkt,wo-miteszumerstenMalnachvielenJahrenEcuadorab-löste. Kolumbianische Bananen gewinnen demnachfürdendeutschenMarktzunehmendanBedeutung.

5.2.2 Besonderheiten der Bananenproduktion

Die kolumbianische Bananenproduktion für den Ex-portfindetausschließlichinzweiRegionenstatt:Urabá(Antioquia)undMagdalena.28Beidegeltenimmernochals Konfliktregionen, geprägt vom jahrzehntelangenKampf zwischen Staatsgewalt (Polizei, Militär), derlinksgerichteten Guerilla und den rechtsgerichtetenParamilitärs. Wie stark die Bananenproduktion vondiesemKampfbetroffenist,wirdindenfolgendenAb-schnittennäherbeleuchtet.

Antioquia (Urabá) stellt mit mehr als 70% der Flächeunddemgrößten Exportanteilmit Abstanddiewich-

tigsteExportregiondar(sieheTabelle).NachSchätzun-genvonAUGURA,KolumbiensVerbandderBananen-produzent/innen, findet die Bananenproduktion fürdenExportauf46.500haLandstatt:13.000hainSantaMarta(Magdalena)und35.500hainUrabá.

5.2.3 Vermarktung von Bananen: Rückzug der MultisDie Bananen Kolumbiens werden von sieben großenExportfirmen produziert. Dabei ist auffällig, dass der

▸ 5. Arbeitsbedingungen in der Bananenproduktion: Regionale Unterschiede

Chiquita soll Terrorgruppen bezahlt haben

„DieUS-JustizhatdenweltgrößtenBananenprodu-zentenangeklagt.DerVorwurf:diejahrelangeZah-lungvonSchutzgeldernankolumbianischeParami-litärs-sowohlanrechts-wieauchanlinksgerichteteRebellengruppen.DieStaatsanwaltschaftwirftdemUnternehmenvor,denrechtsgerichtetenVereinig-tenSelbstverteidigungsgruppenKolumbiens (AUC)von 1997 bis 2004 insgesamt 1,7 Millionen Dollar(1,3 Millionen Euro) zum Schutz seiner Bananen-plantagen inUrabaundSantaMarta inKolumbiengezahltzuhaben,wieausdenveröffentlichtenGe-richtsunterlagen hervorgeht. Die Zahlungen seienmitWissenranghoherManagererfolgtund indenBilanzenvertuschtworden.“

Quelle: Welt Online 2007

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31Soziale Auswirkungen des weltweiten Bananenhandels. Die Macht von Supermarktketten in Deutschland

Großteil der Bananenproduktion Kolum-biens in der Hand nationaler Unterneh-men ist. Dies steht im klaren Kontrast zuCosta Rica, wo die Bananenproduktionvon multinationalen Konzernen domi-niertwird.DiezweibedeutendstenBana-nenfirmen Kolumbiens, Uniban und Ba-nacol,tätigenderzeitzusammen62%derGesamtexporte(sieheGrafik13).AuchdierestlicheninderGrafikvertretenenUnter-nehmensindinkolumbianischemBesitz–außerConserba,welcheszumehrals60%EigentumvonDelMonteist.Nureingerin-gerAnteilistsomitimBesitzmultinationa-lerKonzerneunddieBesitzkonzentrationist beiweitemnicht so starkwie inCostaRicaoderEcuador.

Interessanterweise war der Anteil multinationalerKonzerne an der kolumbianischen Bananenprodukti-oneinsthöher:Bis2004wareineFirmanamensBana-dexzumGroßteilinderHandvonChiquitaBrands.AufGrundvonAnklagenüberVerwicklungenimkolumbi-anischenBürgerkriegverkaufteChiquita2004 jedochseinenAnteilanBanacol(vgl.ElTiempo2004undsieheInfo-Box).29 Einweiteres Beispiel ist die FirmaProban,welchebis2006vollständigzuDoleFoodsgehörteundnunTeilvonUnibanist.30Am7.Mai2007wurdeletzt-lich zum ersten Mal bestätigt, was in Kolumbien alsoffenes Geheimnis galt: Salvatore Mancuso, militäri-scherChefderAUC,31erläuterteineinemausführlichenInterview, dass alle Bananenfirmen die Paramilitärsunterstützten.32 Nach Aussagen von Mancuso wurdeEnde 1997 ein Pakt zwischen den Bananenproduzen-ten und den Paramilitärs abgeschlossen. „Dieser PaktwurdemitChiquitaBrandsInc.,Dole,Banacol,Uniban,Proban und Del Montegeschlossen. Sie zahltenunseinenCent(US-Dollar)pro exportierte Bananen-schachtel.DieFirmaDolewar mit der EintreibungdesGeldesundderDurch-führungdieserOperationbeauftragt, wovon alleFirmen absolute Kennt-nis hatten und die sie alsBeitrag an die CONVI-VIR33 Papagayo bezeich-neten.“34 InAbbildung10ist imGegensatzzuCostaRicazusehen,dassdiein-ländischen Exportfirmen

erstimnächstenSchrittandieBananenmultisdieWareverkaufen, bevor die Bananen in den Einzelhandel inderEUundDeutschlandgelangen.

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32 Das krumme Ding mit der Banane

Die relativ schwache Präsenz multinationaler Bana-nenkonzerneimVergleichzuCostaRicaoderEcuadorist alsomitdenandauernden sozialenUnruhenundbewaffneten Konflikten in Kolumbien zu erklären.FastallewarenoffenbardurchZahlungenanbewaff-neteGruppendirekt indenKonfliktverwickelt.Letz-ten Endes war den multinationalen Konzernen dasRisiko zu hoch, so dass ihre direkte Beteiligung amkolumbianischen Bananenanbau innerhalb der letz-ten 20 Jahre stark zurückgegangen ist. Stattdessenbesitzen heutzutage die zur AUGURA zusammenge-schlossenenProduzenteninderRegionUrabáundindenBezirkenMagdalena,LaGuajira,Cundinamarca,Quindío und Risaralda den Großteil der Plantagen.NationaleBananenkonzernekaufendieFruchtlieberdirektvonKooperativenodersonstigenorganisiertenProduzent/innen. Mehr als 67% der Einnahmen ausder Bananenproduktionwerdendabei vonden zweio.g.UnternehmensgruppenUnibanundBanacolein-gezogen.

Verhandlungsmacht von Handelsfirmen und Lieferant/innen

Es gibt in Kolumbien unterschiedliche Beziehungs-modalitäten zwischen Produzent/innen undHandels-firmen: direkte Beteiligung, Zusammenschluss oder

Handelsverträge.DiemeistenProduzent/innenhabenLieferverträge mit den Handelsunternehmern, dietechnische Beratung und andere Dienstleistungenanbieten.DieProduzent/innenerhaltenvondenHan-delsunternehmern wöchentliche Quoten. Die PreisejeBananenkistewerdenhalbjährlichzwischenProdu-zent/innenundHandelsfirmenfestgelegt.IndenPrei-sensinddieKostenfürVerpackung,VerladungindenSchiffenunddieZollabfertigungfürdenExportenthal-ten(vgl.Martínez2005:20).

Die kolumbianischen Handelsfirmen haben aus denfolgenden Gründen eine große Verhandlungsmachtgegenüber Lieferant/innen und (Klein-) Produzent/in-nen:

1.DiegeringeZahlderHandelsfirmen(acht)machtesdiesen einfacher, durch gegenseitige Absprachendie Preise einer großen Zahl von zerstreuten Liefe-rant/innen(mehrals380)zudiktieren.

2.DiemeistenHandelsfirmenhabeneinen Informati-onsvorsprung:Dasieselbstproduzieren,kennensieauch die Kostenstruktur der Produktion. DadurchkönnensieaufderBasisvonGleichgewichtspreisen(Anpassung der Produktionskosten an den Markt-preis)verhandeln.

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33Soziale Auswirkungen des weltweiten Bananenhandels. Die Macht von Supermarktketten in Deutschland

3.DieHandelsfirmenbestimmenFristenoderLaufzei-ten für Lieferverträge, ohne selbst in Konkurrenz-zwangzutreten(aufGrundvonAbsprachen).

Die oligopolistischen Marktstrukturen im Bananen-handel ermöglichen esHandelsfirmen also,Vertrags-bedingungen und somit den Kleinproduzent/innenund Lieferant/innen Preise zu diktieren. Somit tretendie Firmen untereinander kaum in Konkurrenz, wasihnen eine gewisse Vormachtstellung innerhalb derLieferkettegarantiert(vgl.Interviews).

ImGegensatz dazu haben Produzent/innen eine sehrgeringeVerhandlungsmacht.SiebesitzenkaumInfor-mationenüberdieKostenstrukturderHandelsfirmenund erhalten ebenfalls kaumAuskunft über Preisent-wicklungen auf dem internationalen Markt. Preis-absprachen zwischen einzelnen Handelsfirmen sindsomit eine wirksame Methode, gegenüber welcherunmittelbare Produzent/innen machtlos sind. Es giltzudem als Verhaltenskodex fürHandelsfirmen, keinedirektenAngeboteanProduzent/innenoderLieferant/inneneineranderenHandelsfirmazumachen.Produ-zent/innentretensomitvielhäufigeruntereinanderinKonkurrenz.

Des Weiteren sind große Transportfirmen in der Po-sition, kleineren Lieferant/innen die Preise für denTransport zu diktieren. Der Grund dafür ist, dass vonSeitender Lieferant/innenein ständigesÜberangebotanlieferbarenBananenbesteht,sodasssichTransport-firmenaussuchenkönnen,wessenBananensieliefern.DanurBananengesellschaftenwieDoleoderChiquitaüberdiekostspieligeLogistikverfügen,besitzensieei-gene Schiffsgesellschaften und laden Bananen direktamExporthafenauf.DaTransportkostenmehrals40%derGesamtkostenfürkolumbianischeBananenimpor-te ausmachen, wird also ein bedeutender Anteil vongroßenFirmendiktiert.

NachdieserallgemeinenBeleuchtungderWertschöp-fungskette für kolumbianische Bananen werden imFolgenden einige Aspekte am Beispiel der RegionUrabáimEinzelnendargestellt.

Produktionskosten und Preisbildung

DiePreisbildungläuftinKolumbienähnlichwieinan-derenbananenproduzierendenLändern:Bananenpro-duzent/innen vereinbaren die Preise halbjährlichmitgroßenHandelsfirmen. ImAllgemeinen ist der Bana-nenpreisimerstenSemesterhöheralsimzweiten.DashatmitdemKonsumverhaltenindenimportierenden

Ländern zu tun: Ab der 26. Kalenderwoche kommenverstärkt saisonaleObstsortenwie etwaÄpfel, BirnenoderPfirsicheindieRegale,welchedieBananevorerstausdemBlickwinkelderKonsument/innenverdrängt.

Die vereinbarten Preise beinhalten Verpackungskos-ten, Schifffracht und die Verwaltungskosten für denExport(vgl.Martínez2005).GroßeHandelsfirmenübendabeistarkenDruckaufunmittelbareProduzent/innenaus,dasiemitProduzent/innen inmehrerenLänderngleichzeitig Handelsverträge haben. Das Hauptpro-blemdieserVerträge ist, dass zwar Preise, aber keineMengen vereinbartwerden.Unmittelbare Produzent/innenmüssenihreProduktiondaherflexibelgestalten(vgl.Interviews).

Einweiteres Problem imBananenhandel ist das stän-digeÜberangebot auf demWeltmarkt, das zu einemchronischniedrigenBananenpreis führt. EcuadorübtdabeialsgrößterExporteurdurchsein fortwährendesÜberangebotden stärkstenDruck auf den internatio-nalenBananenmarktaus.SosinddieFOB-Preise35 vonkolumbianischen Bananen zwischen 1997 und 2007von5,76US-Dollarauf4,98US-DollarproKisteum14%zurückgegangen(vgl.Martínez2005).

Kolumbien ist zudem indirekt vonWährungsproble-men infolge der gegenwärtigen Wirtschaftskrise be-troffen.DieeinheimischeWährung(Peso)istaufGrundder Dollarabwertung und der steigenden Kapitalzu-flüssenachLateinamerika starküberbewertet,waszueiner Verteuerung der Bananenexporte führt. AberauchdersteigendeÖlpreishatsowohlTransportkostenalsauchdiePreisevonwichtigenVorproduktenverteu-ert:DerPreisvonDüngemittelnistbeispielsweisezwi-schen2006und2007umca.45%gestiegen(vgl.Dinero2008).

LetztlichspielenbeiderPreisbildungnebendenjewei-ligenArbeitskostenauchklimatischeBedingungenundTransportkosteneineRolle.EinennichtunerheblichenEinflussaufdiePreisentwicklunghabendiewiederkeh-renden Naturkatastrophen wie ÜberschwemmungenundHurrikans.ZahlreicheKleinproduzent/innenmuss-tensichz.B.nachÜberschwemmungen2009verschul-

▸ 5. Arbeitsbedingungen in der Bananenproduktion: Regionale Unterschiede

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34 Das krumme Ding mit der Banane

den,umdieLohn-undInputkosten (Chemikalienetc.)inHöhevon1,2Mrd.Pesos(ca.400.000Euro)bezahlenzu können. Außerdem hängen die ProduktionskostensehrstarkvonBewässerungs-undDüngungskostenso-wievondennotwendigenKostenfürdieKontrollederPilzkrankheit „SigatokaNegra“ab.Mindestens36-malimJahrmüssendiePflanzenbesprühtwerden,umeineAusweitungderKrankheitzuvermeiden.

LetztlichgibtesregionalePreisunterschiede:Durchdiehöhere Produktionsmenge und starke KonzentrationderPlantageninUrabásinddieBananendortbilligeralsinMagdalena.Zwischen1997und2007lagderPro-duktionspreis füreinKiloBananen inAntioquia (0,29US-Dollar)0,02US-DollarunterdemProduktionspreisinMagdalena(0,31US-Dollar).Diesisteinnichtzuun-terschätzenderWettbewerbsvorteilfürUrabá.

Bananenproduktion undArbeitsbedingungen: Beispiel Urabá

Heutzutage sindmehr als 22.000 Kolumbianer/innendirekt in der Bananenproduktion beschäftigt, 16.000davoninUrabá.Indirektfindensogarmehrals65.000Menschen Arbeit in Bereichen, diemit der Bananen-produktion in Verbindung stehen, wie z.B. im Trans-port,HandeloderinderGastronomie.

70%derausKolumbienexportiertenBananenwerdeninUrabáproduziert.DieProduktionistdabeivorrangigindenHändenmittlererundgroßerProduzent/innenmitguterAusstattung:Esgibtmehrals350 landwirt-

schaftlicheBetriebemiteinerLandgrößezwischen20und 170 ha (Durchschnittsgröße: 71 ha). Die größtenExporteureausUrabáwaren2010–wieinganzKolum-bien–diebeidennationalenFirmenUnibanmit35,5Mio. Kisten (49,1%) und Banacolmit 18,6Mio. Kisten(25,8%).AndritterStellestandBanafrutmit8,9%(sieheGrafik14).

Der Exportprozess beginnt bereits auf den Fincas. Ba-nanenstaudenwerden durch ein Kabelsystem unmit-telbarnachderErnteindieVerpackungshallentrans-portiert.

Dort werden sie sofort gewaschen und ihre Qualitätnach Größe, Farbe, Reinheit, usw. überprüft. Vor OrtwirddieFruchtetikettiert.InderRegionUrabáhabenHandelsfirmen ein Transportsystem auf den Flüssen.Sie benötigen mit den Verschiffungsanlagen (ZungoundNuevaColonia) imDurchschnitt23Tage,umeinSchiff mit insgesamt 240.000 Bananenkisten zu bela-den. Insgesamt gibt es zwei Kartonfabriken, drei fürPolyethylenundPolyploiden,dreiFabrikenfürVerpa-ckungsmaterial sowie vier Schiffwerften, Dienste fürPestizideinsatzmitFlugzeugen, integrierteTransport-systeme,etc.

DieProduktioninUrabáistsomitgeprägtvoneinerho-henvertikalen Integration zwischenProduzent/innenundHandelsfirmeninnerhalbderWertschöpfungsket-te.DiesstehtimKontrastzuSantaMarta(Magdalena),der anderen Bananenregion Kolumbiens, in der dieProduktion hauptsächlich in den Händen von Klein-

produzent/innen liegt, die übereine geringere technische Ausstat-tungverfügen (vgl.Martínez2005:22).

Die Bananenproduktion in Urabáistzudemextremvondenvorherr-schenden Wetterbedingungenabhängig. Im Dezember 2010 ha-ben z.B. Überschwemmungen inFolge von starkemRegenmehr alseinDrittelderBananenproduktionzerstört.SowohlPlantagenalsauchVerpackungsanlagen wurden teilsstark beschädigt. Durch die hor-renden Ertragsverluste infolge der„Schwarzen Sigatoka“ verschärftesich die Lage der Produzent/innenhoffnungslos, da sämtliche Akti-vitäten innerhalb der Wertschöp-fungskette plötzlich unterbrochen

▸ 5. Arbeitsbedingungen in der Bananenproduktion: Regionale Unterschiede

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35Soziale Auswirkungen des weltweiten Bananenhandels. Die Macht von Supermarktketten in Deutschland

werdenmussten.36 Der größte Teil dieser ZerstörungwirdsichindenExportstatistikenfür2011niederschla-gen. Die Exportunternehmen sind davon allerdingsnicht betroffen – die Risiken tragen die ProduzentenvorOrt.

Bananen, Terror und die Auswirkungen auf Arbeitsrechte

Im Fall Kolumbien hat die soziale Instabilität infolgedes Bürgerkriegs insbesondere während der 1980erund 1990er Jahre zu einem erheblichen Rückgangder Bananenproduktion geführt. Landarbeiter/innen,Bäuerinnen und Bauern in den Regionen Urabá undMagdalena wurden zum Spielball der linksgerichte-ten Guerilla und der rechtsgerichteten paramilitäri-schen Terrorgruppen (Paras). Urabá ist in Kolumbienwahrscheinlich die Zonemit denmeisten ProblemenderLandverteilung.IllegaleMethoden,RaubundMas-sakeranBäuerinnenundBauernhabenwährendderletztenzehnJahrezueinergroßenLandkonzentrationgeführt.JedochweisenzahlreicheArtikelauchaufdieVerwicklung anderer Akteure in die Enteignung hin,u.a.Bürgermeister,Notare,RegierungsbeamtevonIn-stitutionenzurländlichenEntwicklung,UnternehmerundBananenkonzerne.LetzterebesitzenvieleillegaleLändereien in der Zone und engagieren sog. „Sicher-heitsdienste“,diekriminellenGruppierungenausDro-genhandelundParamilitärsentstammen.Vielekleineund große Bananenproduzent/innen haben die Plan-tageninfolgedessenverlassen,waseinenProduktions-rückgangvon2.100Kisten/ha/Jahrauf1.600Kisten/ha/Jahrzwischen1994und2007zurFolgehatte(vgl.AU-GURA2010).

Um gegen diese Missstände zu protestieren, organi-sieren sich zahlreiche Vereinigungen der Opfer vonRaub und Enteignung schon seit mehreren Jahren.EinigeNRO erhalten zudemUnterstützung von euro-päischenRegierungen,umdieSituationöffentlichan-zuprangern.JedochmüssensiebeiihrenProtestendieständige Bedrohung durch paramilitärischeGruppeninKaufnehmen.Eswurden2011z.B.mindestensfünfMenschenöffentlichbedroht,einervonihnenineinemFernsehprogramm der Hauptstadt Urabás (Medellín).Dort wurde bereits ein Anführer der Landbewegungbedrohtundkurzdanachermordet.

DerKampfgegendie Enteignungen zeigte Ende Sep-tember 2011 einen kleinen Fortschritt, als der Land-wirtschaftsminister Kolumbiens die Gründung einerEinrichtungzurRückgabevonLandverkündete(sieheInfo-Box S. 36). Diese Botschaft spiegelt einenMacht-kampf zwischen der nationalen Regierung und denUnternehmern (u.a. Bananenproduzent/innen) vonAntioquiawider.DasProblemistkomplexundschwerzulösen.VomStandpunktderOpferausgehendkönn-te Druck von Seiten der Konsument/innen und euro-päischenRegierungendieHaltungderUnternehmenändern. Sowird die Einführung eines Importzolls ko-lumbianischerBananenvon0,03US-Dollar/Kistegefor-dert,dessenEinnahmendenOpfernvonEnteignungenals Entschädigung zugutekämen. Somit könnte derProzessderRückgabevonLändereien, inVerbindungmiteinemÜbereinkommenüberdasZusammenleben,gelingen. Dies wäre einwichtiger Schritt, um ein füralleMaldenKonflikt in einerdergewalttätigstenZo-nendesLandeszubeenden.

▸ 5. Arbeitsbedingungen in der Bananenproduktion: Regionale Unterschiede

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36 Das krumme Ding mit der Banane

Der Kampf der GewerkschaftSINTRAINAGRO

Insbesondere zahlreiche Gewerkschaftsführer/innenund Landarbeiter/innen der RegionUrabáwurden inderVergangenheitOpferbewaffneterAuseinanderset-zungenzwischenderlinksgerichtetenGuerillagruppeFARC37 einerseitsunddenparamilitärischenGruppen(AUC)undMilitärsandererseits.DieGewerkschaftderAgrarindustriearbeiter/innen(SINTRAINAGRO)konntedas Treiben paramilitärischer Gruppen allerdings bisheute überleben. Der Grund: SINTRAINAGROwar alsVermittler an der Entwaffnung der linksgerichtetenGuerillagruppe Volksbefreiungsarmee (EPL) beteiligt,sodass sie von rechtsgerichteten paramilitärischenGruppenteilweiseverschontblieben.IndenJahrenzu-vorwurdensiejedochOpfervonGewaltderFARC,diederEPLundSINTRAINAGROVerratvorwarf.

Mitihren17.000MitgliedernhatdieGewerkschaftderAgrarindustriearbeiter/innen Kolumbiens stark zurVerbesserungderArbeitsbedingungen auf denBana-nenplantagen beigetragen. SINTRAINAGRO setzt sichfür menschenwürdige Arbeitsbedingungen auf denPlantagen ein und geht insbesondere gegen die Pre-karisierung von Arbeitsverträgen vor, welche durchmultinationaleBananenkonzernemitHilfederPolitikdurchgesetztwerden.Sonahmenbeispielsweise2005mehr als 3.000 Bananenarbeiter/innen an einem öf-fentlichenForumteil,dasderkolumbianischenRegie-rungeinen„VorschlagfüreineregionaleÜbereinkunftzurUnterstützung der Bananenproduktion“ vorlegte.Dieses Forumwar einwichtigerWendepunkt für dieBananenarbeiter/innen, da seitdem Verhandlungenmit der AUGURA, einem Zusammenschluss kolumbi-anischer Handelsfirmen, unter friedlichen Bedingun-genstattfindenkonnten.

DieLagederBananenarbeiter/innenwarbiszudiesemZeitpunktmehr als beklagenswert:Mehr als 40% derSaisonarbeiter/innen bekamen nicht den vereinbar-tenMindestlohn,und siehattennurunzureichendenZugang zu sozialen Dienstleistungen. Die AUGURAforderte die Bananenarbeiter/innen damals auf, ihreForderungen schriftlich zu formulieren (vgl. DelgadoA.;CINEP).Mehrals18.000Bananenarbeiter/innen in320 Betriebender Region sollten bis EndeMärz 2006einen Forderungskatalog erstellen. Allerdings ist die

„Präsident Juan Manuel Santos Calderón erklärte,dass eswährend seiner Präsidentschaft eine vorran-gige Aufgabe sein werde, einen Teil dermehr als 6Millionen Hektar Land, die während des Konfliktsrechtswidrigdendort siedelndenMenschenwegge-nommenwordenwaren,andieKleinbauern,indige-nenBevölkerungsgruppenundafrokolumbianischenGemeinschaftenzurückzugeben.Wichtigstes Instru-mentdazuistdasGesetzzurEntschädigungderOpferdes Bürgerkrieges. Kernstück des ersten VorhabensistdieRückgabevonca.6,5MillionenHektarLandanetwavierMillionenBetroffene,die seit1991gewalt-sam enteignet wurden. Im Oktober 2010 kündigtedie Regierung an, dass sie bis April 2012 insgesamt312.000HektarLandanungefähr130.000vertriebe-neFamilienundinsgesamt2MillionenHektarbiszumEndeihrervierjährigenAmtszeitzurückgebenwerde.Zunehmende Drohungen und die Ermordung von

Sprechern vertriebener Gemeinschaften und Men-schen,diedieRückgabeihresangestammtenLandesforderten, ließen jedoch befürchten, dass hierdurchdieseBemühungenuntergrabenwerdenkönnten.“

„Am19.September2010wurdeHernandoPérez,einSprecherderOpfervereinigungfürdieRückgabevonLandund Eigentum (AsociacióndeVíctimas para laRestitución de Tierras y Bienes), im Verwaltungsbe-zirk Necoclí im Departamento Antioquia ermordet.EinigeStundenzuvorhatteeraneineroffiziellenZe-remonie in Nueva Colonia in Antioquia teilgenom-men, bei welcher zahlreichen Kleinbauernfamilien,diedurchParamilitärsvertriebenwordenwaren, ihrLandzurückgegebenwurde.“

Quelle: Amnesty International: http://www.kolko.de/down-loads/2011_II_Rundbrief_Amnesty%20Kolumbien.pdf

▸ 5. Arbeitsbedingungen in der Bananenproduktion: Regionale Unterschiede

Landrechte in Kolumbien

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37Soziale Auswirkungen des weltweiten Bananenhandels. Die Macht von Supermarktketten in Deutschland

AUGURA diesem Katalog vonSINTRAINAGRO mit einem Ge-genvorschlag entgegnet, derausfolgendenPunktenbestand:Keine Lohnerhöhungen, Ab-schaffungderZahlungnachAk-kord,EinfrierenderBeiträgefürden Wohnungsfonds und eineÜberprüfungderEinheitspreiseverschiedener Produktionsstu-fen – all dies vor dem Hinter-grund, mehrere Fincas schlie-ßenzuwollen.

Darauf folgte ein GeneralstreikaufdenFincas,dermehrals50Tage dauerte. AmEnde konntesogar ein Kompromiss erreichtwerden, der eine graduelleLohnsteigerung innerhalb vondrei Jahren vorsah: Im erstenJahr um 6,5%, im zweiten unddritten Jahr gekoppelt an die Inflationsentwicklung.DieAusgabenfürBildung,WohnungundSportsolltenebenfallssteigen.FürdieGewerkschaftbedeutetendieVerhandlungen somit einen wichtigen Fortschritt inderVerbesserungderArbeitsbedingungenaufdenBa-nanenplantagen.Auch2009musstedieGewerkschaftineinen13-tägigenStreiktreten,bevoreszueinerEini-gungfürdienächstendreiJahrekam.

DiesozialeLagederBananenarbeiter/inneninderRe-gionUrabáhatsichseitdemverbessert.DiegroßenBa-nanenfirmen Banacol und Uniban haben zwei Fondsgegründet,die inFormeinerStiftungWohnungsbau-projekteaufKreditbasisfürdieBeschäftigtendurchge-führthaben.AuchderZugangzuBildungundGesund-heit hat sich beträchtlich verbessert. Im März diesesJahreswurdezudemeinedreijährigeTarifrundeohneStreiksvereinbart.AuchhierkonnteeineKompromiss-lösungerreichtwerden:eineLohnerhöhungvon5,5%imerstenJahrundeineweitereAnpassungandiePreis-entwicklung für die darauf folgenden Jahre. Die Res-sourcen fürWohnungsbau wurden aufgestockt, Kre-ditzinsen gesenkt und die zur Verfügung stehendenRessourcenfürBildungausgeweitet.38

Ökologische Auswirkungen

Für eine nachhaltige Wertschöpfungskette ist dieökologische Dimension von zentraler Bedeutung. InKolumbien geht die Ausweitung der Bananenplan-tagen nach Meinung von Experten/innen39 mit einer

Umweltzerstörung einher: Tropenwälder werden ge-rodet,BödenundWasservergiftetsowiePflanzen-undTierarten zerstört. Die unangemessene Anwendungvon Agrochemikalien und schlechte Behandlung derBöden, die Produktion von Abfällen („desechos sóli-dos“),Wasserverschmutzung,dieZerstörungvonÖko-systemen,etc. stehentrotzerkennbarerBemühungenimmernochaufderTagesordnung.StaatlicheInstitu-tionen,diedieseUmweltzerstörungaufhaltensollten,sindsehrschwachundleidenanPersonal-undRessour-cenmangel.

DennochsindinKolumbienFortschrittehinzueinemnachhaltigenBananenanbauzuerkennen.ZusammenmitBildungseinrichtungenwiedemSENA(ServicioNa-cional de Aprendizaje) haben Bananenproduzent/in-nenvonAUGURAdieInitiative„Banatura“gegründet,dieeinenwichtigenBeitragzumehrNachhaltigkeitinderBananenproduktion leistet.DasZielvonBanaturawar ein Umwandlungsprozess der Bananenproduk-tion hin zu nachhaltigeren Produktionsverfahren. InMagdalenawurdendabeigrößereFortschritteindieseRichtung erzielt als inUrabá:DerVerlust anWettbe-werbsfähigkeitwar inMagdalena einAnreiz, Verbes-serungen imUmweltmanagement vorzunehmen. AlsKonsequenzdessenbesitztdieRegionderzeitdengröß-tenExportanteilfürBiobananenausKolumbien.

▸ 5. Arbeitsbedingungen in der Bananenproduktion: Regionale Unterschiede

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38 Das krumme Ding mit der Banane

6. Existenzsichernde Löhne (living wages) als Lösungsweg?

Als „living wage“ oder existenzsichernder Lohn (ESL)wird der Stundenlohn bezeichnet, der notwendig istdamit Lohnabhängige ihre Grundbedürfnisse unddie ihrer Familien (in der Regel weitere drei bis fünfFamilienmitglieder) für einen längeren Zeitraum ih-res Lebens decken können. Diese GrundbedürfnisseumfassenBehausung,Nahrung,Bildung,Gesundheit,etc. Der Existenzlohn unterscheidet sich oft von demgesetzlichfestgelegtenMindestlohn,dermeistjenachLandinderRegelsoniedrigfestgelegtwird,dassdieserdie Grundbedürfnisse nicht decken kann.Der gesetz-lich festgelegte Mindestlohn wird meist nicht an diePreisentwicklungeinesWarenkorbes (Inflation)ange-passt.EinWarenkorbumfasstdieGüterdes täglichenundlangfristigenBedarfs,wieLebensmittel,MieteundHaushaltsgegenständeeinesDurchschnittshaushaltes.HiermitsolldiePreisentwicklungderdurchschnittlichkonsumiertenGüterproHaushalteinesLandesdarge-stelltwerden.DerLohnabhängige sollte,umdasPhä-nomender„WorkingPoor“zubekämpfen,inderLagesein,dieimWarenkorbangegebenenKostenfürdieLe-benserhaltungmitseinemLohnbestreitenzukönnen.

OhnedieAnpassungdesMindestlohnesandieimLanddurchschnittlich geltenden Lebenshaltungskosten ei-nesWarenkorbeskönnenBananenarbeiter/innenauchbeiVollbeschäftigungmitihremLohnihreArmutssitu-ationnichtüberwinden(vgl.Quesada,V.H.2010:16–17).DerESLersetztnichtanderewichtigeAspektewieArbeitsschutz, Kündigungsschutz, Organisationsfrei-heit.Esgehtdarum,nebendiesenwichtigenAspekten,dieEinkommenssituationzusichern.

EineEinführungeinesExistenzlohnessollteindenAuf-wertungsprozessen der GWK für Bananen dazu die-nen, Verelendungsprozesse infolge der AusbeutungvonArbeitskräftenabzuwehren.Dasbedeutetkonkret,imSpannungsfeldzwischeneiner„marktorientierten“undeinerbedarfsorientiertenSichtüberdieLohnhöhe(vgl.Liebig,K.,etal.2004),denFokusaufdentäglichenBedarfderArbeiter/innenzulegen.

Die Einführung eines existenzsichernden Lohnes inder Bananenproduktion ist allerdings nicht einfach.AusderwirtschaftlichenPerspektive stelltdieEinfüh-rungeinesESLdasVerhältniszwischenArbeitsproduk-tivität und Konkurrenzfähigkeit auf internationalerEbenedar:DurchdieErhöhungvonLohnkostenkön-nen beispielsweise Produktionseinheiten und/oderLänder,diegeringereErträgeprohaLandvorweisen,Wettbewerbsproblemebekommen.

SozialpolitischkanndiebedarfsorientierteEinführungeinesexistenzsicherndenLohnesdieLagederBeschäf-tigtensoweitverbessern,dasssieundihreFamiliendieArmutssituation überwinden können. Aber auch hiergibtesunterschiedlichesozialeEbenen,diedurcheineadministrative Festlegung von existenzsicherndenLöhnen nicht gelöst werden können:Wenn der oderdie einzige Erwerbstätige einer dreiköpfigen Familiedenselben Lohn erhalten soll wie der Familienvor-standeiner siebenköpfigenFamilie, entstehtdadurchin indirekter Wirkung ein soziales Ungleichgewicht.EsgibtzudemaufdenBananenplantagenLateiname-rikas mindestens drei Beschäftigungsverhältnisse: 1.)Plantagenarbeiter/innen mit einem langfristigen Ar-beitsvertrag,2.)Plantagenarbeiter/innenmiteinenbe-fristeten Arbeitsvertrag und 3.) Gelegenheitsarbeiter/innen(Saisonarbeiter/innen)ohneArbeitsvertrag(vgl.Quesada,V.H.2010:20).

Die gegenwärtige Situation auf dem Bananenmarktbasiert in der Regel auf einer marktorientierten Be-trachtung der Lohnbildung durch sämtliche AkteureinderGWK.Wieobendargestellt,führtdieseBetrach-tung auf Grund des chronischen Überangebots aufdemWeltmarkt,zueinerVerschlechterungdersozia-lenLagederBeschäftigten.EineAnalysederGWKfürBananenlässterkennen,dassdiemeistenAkteureausunterschiedlichen Motivationen ein Interesse an derEinführung eines existenzsichernden Lohnes habensollten, der die gegenwärtige Situation auf den Plan-tagenverbessernwürde.FürdieArbeiter/innenwürdedieszueinerverbessertenLebenssituationführen.Mul-tinationaleProduzent/innenwürdenvoneinerImage-pflegeprofitieren,währenddieSupermarktkettensichWettbewerbsvorteiledurchVertrauensbildunginihreKund/innen verschaffen könnten (vgl. Quesada, V.H.2010:33).

AusdiesemGrundwirdderzeitimRahmendesWorldBananaForum(WBF)überWegeundSchrittezurEin-führung eines existenzsichernden Lohnes diskutiert.Folgende Aspekte dienen derzeit als Grundlage füreinensolchenAnsatz:1.)ESListnichtdaseinzigeInst-rumentzurÜberwindungvonArmut.Erkannnur imRahmeneinerVerbesserungderGovernancederGWKinproduzierendenLänderneineWirkungentfalten;2.)dieEinführungvonESLverlangtdasEngagementallerAkteureinderGWKundnichtnurdasderArbeitsgebervorOrt;3.)eineDialogplattformwiederWBFistdafürnotwendig und 4.) unterschiedliche Ansätze solltenzur Erreichung des Zieles angewandtwerden. Zu der

▸ 6. Existenzsichernde Löhne (living wages) als Lösungsweg?

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39Soziale Auswirkungen des weltweiten Bananenhandels. Die Macht von Supermarktketten in Deutschland

Umsetzung von existenzsichernden Löhnen für Bana-nenarbeiter/innen können verschiedene Ansätze wieFairtrade,kollektiveLohnverhandlungenzwischenAr-beitgebern und Arbeitnehmern aber auch InitiativenimBereichCorporateSocialResponsabilitybeitragen.Eine Verbesserung der Governance in den Produzen-tenländernsetztdasOrganisationsrechtderPlantagen-arbeiter/innenvoraus.

Solange indenRegalenvonSupermarktkettennebenden Bananen aus fairem Handel auch Bananen vonmultinationalen Unternehmen verkauft werden, dienuraufeinefreiwilligeEinhaltungvonArbeitsnormenund damit alleine auf einemarkorientierte Lohnent-wicklungsetzen,wirdesschwer,überdieZertifizierungeinenAufwertungsprozessinderGWKvonBananenzuerzielen.Discounter,SupermarktkettenundKonzernewerdendannZertifizierungenalsFeigenblattnutzen,

umihreNiedriglohnpolitikdurchdieHintertüreinzu-bringen.

HieristauchderStaatunddamitdieEUgefordert,ihreHandelspolitikmitdenMenschenrechten inEinklangzu bringen. Solange große multinationale Bananen-firmen und Supermarktketten nicht zur EinhaltungsozialerRechteentlangderWertschöpfungskettever-pflichtetwerden,könnendieLöhne indenProduzen-tenländernnichtdasExistenzminimumgarantieren.

DieMarktmacht von Supermarktketten undmultina-tionalen Unternehmen muss deshalb durch verbind-liche Regeln zur Einhaltung von sozialen Rechteneingeschränktwerden.MehrereNROfordern ineinerPetition die EU auf, ihre bestehendeWettbewerbspo-litikunddieEinhaltungvonSozialstandardsaufnichtNicht-EUZulieferervonBananenauszuweiten.

▸ 6. Existenzsichernde Löhne (living wages) als Lösungsweg?

Das Feld von Regierung, EntwicklungsorganisationenPrivatsektor Mitgliedsorganisationen, GewerkschaftenPolitischer Dialog: z.B. World Banana Forum

Das Feld der Privatsektor­Organisationen, Einzelfirmen, Gewerkschaften, Koopera­tiven: existenzsichernde Löhne

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40 Das krumme Ding mit der Banane

7. Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen

Bananenkonzerne, Importfirmen und Supermarkt-ketten in den Importländern haben eine Vormacht-stellung in der globalen Wertschöpfungskette fürBananen. Auf dem Weltmarkt kontrollieren wenigeGroßfirmenwieChiquita,DoleoderDelMontedenin-ternationalenHandelmitBananenundübensoeinenmassivenDruck auf unabhängige Produzenten/innenund Landarbeiter/innen in den Erzeugerländern aus.Die Macht von wenigen Supermarktketten in Euro-pa und Deutschland ist durch die zunehmende hori-zontale Konzentration im Einzelhandelsbereich starkangewachsen. Es entsteht ein Teufelskreis zwischendem Preiskampf im Einzelhandelsbereich, vertikalerKonzentration im internationalen Großhandel, Ver-schlechterungderarbeitsrechtlichenLage,Steigerungder Produktion in den exportierenden Ländern undÜberangebotaufdemWeltmarkt.

Auf den Bananenplantagen Lateinamerikas findenunterschiedlicheEntwicklungen indem institutionel-lenUmfeld der Bananenplantagen statt:Während inKolumbien Verbesserungen der Arbeits- und Lebens-bedingungender Plantagenarbeiter/innen vonUrabáfestzustellensind,verschlechtert sichdieLagederBe-schäftigtenundderUmwelt auf denPlantagenCostaRicas.DieGewerkschaftSINTRAINAGROhatinKolum-bien Tarifabschlüssemit AUGURA abgeschlossen, dieals Modell für andere produzierende Länder dienenkönnten.ZudemhatKolumbienindenletztenfünfJah-rentrotzstarkerAufwertungdereinheimischenWäh-rung seine Stellung als Bananenlieferant bedeutendausgebaut.

DasLandkönntealsGewinnerderLiberalisierungdeseuropäischen Bananenmarktes hervorgehen – die EUistschon jetztwichtigster ImporteurkolumbianischerBananenundDeutschland–nachBelgienalsEingangs-tor –derwichtigsteKundeKolumbiens innerhalbderEU.AllerdingswerfendieFolgenbewaffneterKonflikteimmernoch einen Schattenüber die kolumbianischeBananenproduktion (siehe oben).Deutschland ist daswichtigste Importland für lateinamerikanische Bana-neninEuropa.AusdiesemGrundsolltevonKonsumen-ten, Einzelhandel und Politik für die Einhaltung vonArbeits- und Menschenrechten auf den Plantagen inCostaRicaundKolumbienaktivVerantwortungüber-nommenwerden.

Ansätze des Fairen Handels konnten eine Verbesse-rung der sozialen Lage bzw. der Lebensbedingungenbei einigen Kleinproduzent/innen und Kooperativenin beiden Ländern herbeiführen. Ebenso versuchtenBananenkonzerneindenletzten20Jahrendurchfrei-

willigeSelbstverpflichtungen ihr ramponiertes Imagezu polieren. Jedoch hat sich grundsätzlich nurweniggeändert:ImmernochistdiesozialeLagedermeistenPlantagenarbeiter/innen in Mittel- und Südamerikaprekär.EineAufwertungderWertschöpfungskettezuGunstenderPlantagenarbeiter/innenkann,nebenderEinhaltung von sozialen und ökologischen Mindest-standards, mit Hilfe eines existenzsichernden Lohnes(living wage) erreicht werden. Dazu sind allerdingsVeränderungen in der Governance der Wertschöp-fungsketteaufallenEbenennotwendig:

1.DiehierinderStudieuntersuchtenProduzentenlän-derCostaRicaundKolumbienzeigen,dassnationaleRegierungenalsGesetzgebereinenstarkenEinflussauf die Aufwertungsprozesse in der Wertschöp-fungskette ausüben können. Daher sollen sowohldieZahlungvonexistenzsicherndenLöhnenalsauchdie Umsetzung weiterer sozialer Standards gesetz-lichverankertwerden.AllerdingsbenötigenRegie-rungen in Produzentenländern die UnterstützungderPolitikindenImportländern,damitsienichtihreKonkurrenzfähigkeiteinbüßen.

SowohldieEUalsauchdieBundesregierungkön-nen Verbesserungen des Arbeitsrechtes in denProduzentenländern fordern und unterstützen.Dafür sollen allerdings Unternehmen dazu ver-pflichtetwerden,ihrePraktikenimEinklangmitdeninternationalanerkanntenUmwelt-undAr-beitsnormenzubringen.

2.Schlecht bezahlte, extrem harte Arbeit, Unterdrü-ckung von Gewerkschaftsrechten, Verletzung vonArbeitsnormen, Verbreitung von Krankheiten etc.kennzeichnen die unwürdigen Arbeitsbedingun-gen auf den Bananenplantagen Costa Ricas. EineschwerwiegendeUrsachedafür ist die starke verti-kale Integration in der Wertschöpfungskette unddie starkeKontrolle der Produktiondurchdie dreigrößten multinationalen Bananenkonzerne, dieihre Produktion dorthin verlegen, wo die Arbeits-kostenamniedrigstensind.Bananenkonzerneübenimmer noch direkt und indirekt einen enormenDruck auf die Regierung aus, der dazu führt, dassdas Recht auf gewerkschaftliche Organisation ein-geschränktwird.

Die Umsetzung von Arbeitsnormen und Sozial-standardsaufdenBananenplantagenkannnurmitderaktivenBeteiligungvonGewerkschaftenalslegitimeInteressenvertretungderPlantagen-arbeiter/innen gewährleistet werden. Um eine

▸ 7. Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen

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41Soziale Auswirkungen des weltweiten Bananenhandels. Die Macht von Supermarktketten in Deutschland

Aufwertung der Wertschöpfungskette zuguns-tenderLandarbeiter/innenzuerreichen,solltenBananenkonzerne und sonstige Handelsfirmenverpflichtetwerden,existenzsicherndeLöhnezugarantieren und andere soziale und politischeRechtezurespektieren.

3.Die zunehmende Machtkonzentration im Einzel-handel hat zu einer Machtverschiebung in derWertschöpfungskette geführt. Die zunehmendeMachtkonzentration im Einzelhandel führt dazu,dasswenige Supermarktkettendie Preise für Bana-nenfast imAlleingangbestimmen.VerliererdieserMachverschiebung/-konzentrationsinddieBeschäf-tigteninProduzentenländernwieCostaRicaundKo-lumbien.

Um eine Aufwertung der WertschöpfungsketteaufderProduzentenseitezuermöglichen,solltenSupermarktketten ihre Einkaufspolitik ändern.Ein Instrument dafür könnten Zertifizierungensein,dieinderKostenstrukturdesProduzen-tenpreisesunbedingtdenWertvonexistenz-sichernden Löhnen und Einhaltung von so-zialen und ökologischen Mindeststandardsberücksichtigensollten.Lieferant/innensoll-tendanngezwungenwerden,kontinuierlichüberprüfbareInformationenzuliefern.

4.Europa kann als größter Bananenimporteurweltweit eine positive Rolle bei einer sozialenAufwertung der Wertschöpfungskette spielen.Innerhalb Europas kommt Deutschland nebenGroßbritannien und Frankreich eine besonde-re Rolle zu. Wettbewerbsbehörden sollten dieschädlichehorizontaleMachtkonzentrationvonSupermarktkettenunddievertikaleKonzentrati-on vonmultinationalen Bananenmultis stärkerunter die Lupe nehmen. VerschiedeneNichtre-gierungsorganisationenhabenbereitskonkreteVorschläge gemacht, bestehende Normen undinternational vereinbarte Leitprinzipien zumThemaWirtschaft und Menschenrechte umzu-setzen. Das Interesse der Konsument/innen anfairen Preisen und guter Qualität sollte in Ein-klanggebrachtwerdenmitdemRechtvonPlan-tagenarbeiter/innenaufeinwürdigesLeben.

Die EU sollte eine komplette Neugestaltungdes Wettbewerbsrechtes initiieren, wie sievon mehreren Nichtregierungsorganisatio-nen aus verschiedenenMitgliedsstaaten derEUgefordertwird.Dies istdereinzigeffekti-

veWeg,umdennegativenFolgendesderegulier-tenWachstumsderSupermarktmachtzubegeg-nen.DerVerhaltenskodex,derzurzeitentwickeltwird,solldemnach

• sichauchaufNicht-EU/überseeischeund indi-rekte Zulieferer beziehen, so dass auch dieseihre Beschwerden gegenüber den Behördenäußernkönnen,

• genauumgesetztwerdenund

• unabhängig durch einen Ombudsmann odereineentsprechendeInstitutionüberprüftwer-den.

▸ 7. Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen

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42 Das krumme Ding mit der Banane

8. Anhang

Die Supermarkt­Initiative

Die Supermarkt-Initiative ist ein Zusammenschlussvon 23 Nichtregierungsorganisationen und Gewerk-schaften,diesichmitallerKraftdafüreinsetzen,dassder Missbrauch von Einkaufsmacht aufgedeckt undbegrenztwird. Sie fordert dazu eineumfassendeUn-tersuchungdesLebensmitteleinzelhandelsdurchdasKartellamt, welche die Auswirkungen der Konzent-ration imEinzelhandelaufdecken soll.DieBundesre-gierung wird aufgefordert, die Arbeitnehmer/innen,bäuerlichen Produzent/innen und Lieferant/innenin Deutschland, in der EU und in den Entwicklungs-ländern sowie die Verbraucher/innen vor jeglichemMissbrauch der Einkaufsmacht zu schützen. Zudemsetzt sich die Initiative für verbindliche Sozial- undUmweltstandards für alle Produkte (insbesondere imNahrungsbereich)indergesamtenLieferkettederSu-permärkte ein, ggf. auch für Sanktionen imFallederNichteinhaltung.AuchsollenaufgesetzlicherGrund-lage standardisierte Publikationspflichten der Super-marktketten zudenArbeitsbedingungen inDeutsch-landundinnerhalbderLieferkettegeschaffenwerden.Damit sollen Verbraucher/innen die Qualitätsmerk-male eines Produktes – inklusive seiner sozialen undökologischenMerkmale – bessernachvollziehenundihre Kaufentscheidung darauf basieren können. Un-terzeichnendeOrganisationderSupermarkt-InitiativeistnebenOxfam,BrotfürdieWelt,Germanwatch,Mi-sereoru.a.auchdasSÜDWIND-Institut.

Unterstützung findet die Initiative durch eine Un-terschriftenaktion der „Transparenz Jetzt!“-Aktionfür Gesellschaftliche Unternehmerverantwortung inForm eines Appells an die Bundeskanzlerin. Zur Un-terzeichnung, siehe https://www.supermarktmacht.de/was-tun/.Fürmehr InformationenzuMarktmacht,PreiskampfundAusbeutungsowiefürInfomaterialien,siehehttp://www.supermarktmacht.de.

Kampagne „Make Fruit Fair“

Die internationale Kampagne „Make Fruit Fair“ setztsich für bessere Arbeitsbedingungen und Umwelt-schutz in der weltweiten Bananen- und Ananaspro-duktion ein. Durch gezielte Lobby- und Öffentlich-keitsarbeit fordert sie Supermärkte „als machtvollste

AkteureinderBeschaffungskette“auf,faireLöhneundPreise auf den Plantagen zu gewährleisten sowie fürdieEinhaltungvonArbeitsrechtenunddenSchutzderUmweltzusorgen.AußerdemfordertsieRegierungenauf, die Einkaufsmacht der Supermärkte einzudäm-men, Unternehmen für die Arbeitsbedingungen indenProduktionsländernhaftbar zumachenundeinePolitik für faireundnachhaltigeFruchtproduktionzuunterstützen.DamitwilldieKampagnefaireundnach-haltige Beschaffung unterstützen, den Anliegen vonPartnern imSüdenund imNordenGehörverschaffensowielangfristigeineneueinternationaleHandelspo-litikund-praxisvorantreiben.Mitgliedsindviereuro-päischeNicht-Regierungsorganisationen:DieBritischeOrganisation Banana Link, die tschechische Organi-sation für Fairen Handel Nazemi, die deutsche Fair-handels-OrganisationBanafairunddie internationaleSolidaritätsorganisation Peuples Solidairesmit Sitz inFrankreich.

Um die Kampagne zu unterstützen, kann eine Spen-degeleistet,EilaktionenmiteinerUnterschriftunter-stütztoderderNewsletterabonniertwerden.EbenfallsstelltdieKampagneMaterialenfürBildungsarbeitanSchulen und in Jugendgruppen zur Verfügung undgibteineReihevonAnregungen,umeigeneKampag-nenzuorganisieren(z.B.Straßentheaterodereineige-nerInfostand).

Weitere Informationen und Materialen dazu gibt esaufderWebsite:http://www.makefruitfair.de/

EUROBAN(European Banana Action Network)

EUROBANisteininternationalesAktions-NetzwerkauseinerVielzahleuropäischerNRO,dassichfürdieRechtevonBananenarbeiter/innenundderUmwelt einsetzt.DasNetzwerkhateinwichtiges,gemeinsamesZiel:DieErrichtungvonsozialgerechten,wirtschaftlichtragfä-higen und ökologisch unbedenklichen BedingungeninderObstindustrie.Dazu istEUROBANaktiv inKam-pagnen- und Lobbyarbeit, organisiert internationaleKonferenzenmitUnternehmenundRegierungenundhatdieerstenStandardsfürdenFairenHandelentwi-ckelt. Diese Aktivitäten mündeten auch in die Grün-dungdesWeltBananenForums (WBF),das imDialog

▸ 8. Anhang

Initiativen zum Thema Bananen und Früchteaus Entwicklungsländern

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43Soziale Auswirkungen des weltweiten Bananenhandels. Die Macht von Supermarktketten in Deutschland

mit allen Beteiligten der Bananenindustrie Lösungenfürdiesozialen,ökonomischenundökologischenPro-blemeausarbeitet.

http://www.makefruitfair.de/aktuelles/fruchtbares-treffen-von-bananen-aktivistinnen

World Banana Forum (WBF)

Das Weltbananenforum wurde 2009 von EUROBAN,COLSIBA, Winfa und weiteren zivilgesellschaftlichenOrganisationen initiiert. Ziel des Forums ist es, unter-schiedlichste Akteure im Bananenhandel zusammenzubringen,umübergemeinsameHerausforderungenimBananenhandel indenDialogzu tretenundprag-matische Handlungsansätze zu verabschieden. Betei-ligtsindProduzent/innenundihre jeweiligenOrgani-sationen,Gewerkschaften,Kooperativen,GruppenvonExporteuren, Produzentenunternehmen, Einzelhänd-ler, öffentliche Agenturen, Regierungen, Forschungs-institute und zivilgesellschaftliche Organisationen.LetztendlichsolleinindustrieweiterKonsensüber„bes-tePraktiken“ indenBereichenArbeitsrechte,Gender-gerechtigkeit, Umwelteinflüsse, nachhaltige Produk-tion undWirtschaft entstehen. Kernaspekte sind z.B.dernachhaltigeUmgangmitnatürlichenRessourcen,die Eindämmung des Klimawandels, die Einhaltungvon Menschenrechten, die gerechte WertverteilungentlangderWertschöpfungsketteundderWissensaus-tausch über beste Praktiken. Nachdem „gute“ Prakti-kenidentifiziertundvonExpertenanerkanntwurden,werdensieindreiSprachen(Englisch,Französisch,Spa-nisch)weltweitpubliziertundstehensomitjedemzurAnwendungzurVerfügung.DarauskönnendannAus-bildungs-undLehrveranstaltungen,ProjektvorschlägeundAktivitätenunterschiedlicherAkteure entstehen.IdealerweisesollendievereinbartenPraktikenalsodi-rektundauf freiwilligerBasisumgesetztwerden.DaslangfristigverfolgteZiel ist somitdaseinernachhalti-genBananenwertschöpfungskette, andemalle Betei-ligtenmitwirken.

FürmehrInformationen,siehehttp://www.fao.org/eco-nomic/worldbananaforum/wbf-aboutus/wbf-scope/en/(aufEnglisch).

▸ 8. Anhang

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44 Das krumme Ding mit der Banane

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46 Das krumme Ding mit der Banane

Die internationale Kampagne für nachhaltigen Ba-nanen- und Ananashandel – Make Fruit Fair! - for-dert die EU-Kommissionauf, die Einkaufsmacht vonSupermärkten zu regulieren. Supermärkte sind diemachtvollstenAkteure inderBeschaffungskettevontropischenFrüchten.UmzusätzlicheMarktanteilezugewinnen,missbrauchensieihreEinkaufsmacht,nut-zenunfaireEinkaufspraktikenundzahlennichtnach-haltige,niedrigePreiseanihreZulieferer.FürPlanta-genarbeiter/innenundKleinbauerninLateinamerikaundAfrikakanndasbedeuten,dasssichihreLebens-undArbeitsbedingungenweiter verschlechtern.Un-terdemStichwortUnternehmensverantwortungha-benvieleSupermärkteSozial-undUmweltstandardsfürihreBeschaffungsketteentwickelt.VonspürbarenVeränderungenvorOrtkonntenArbeiter/innenundGewerkschaftenallerdingsbishernichtberichten.DiePetition fordert die EU-Kommission daher auch auf,sich für eineNeuausrichtungdesWettbewerbsrech-teseinzusetzen,umdieverheerendenFolgenunglei-cherMachtverhältnisse in der Beschaffungskette zureduzieren:

DieZivilgesellschafthat2008bereitserfolgreichLob-byarbeitbeidenAbgeordnetendesEuropäischenPar-lamentesgemacht:436AbgeordneteunterschriebeneineErklärung,mitderdieEU-Kommissionaufgefor-dertwurde,dienegativenFolgenderEinkaufsmachtder Supermärkte zu untersuchen. Als ein ErgebnisentwickeltedieEU-KommissioneinenVerhaltensko-dex, der Supermärkte darin bestärken soll, ihre Ein-kaufspraxis zu verbessern. Make Fruit Fair! fordertjetzt,diesenKodexsozugestalten,dasser sichauchauf indirekte Zulieferer, solche außerhalb Europasund die Folgen auf Plantagenarbeiter/innen undKleinbauern bezieht. Der Kodex muss zudem klareKriterien enthalten, die von einem unabhängigen

Gremium überprüft werden. Verstößemüssen auchanonymangezeigtwerdenkönnen,umderAngstbeiZulieferernumihreAuslistungentgegenzuwirken.

EinVerhaltenskodexmiteinerunabhängigenPrüfin-stitutionwäre ein Fortschritt. ABER:Die bestehendeWettbewerbspolitikderEUbeziehtsichzurZeitnichtaufMarktmachtmissbrauchunddieFolgenfürNicht-EU-Zulieferer.MakeFruitFair!setztsichdaherdafürein,dassesneueWettbewerbsgesetzegibt,diesicher-stellen,dassdieArbeiter/innenundKleinbauern,diedie Produkte für die Supermärkte herstellen, untermenschenwürdigen Bedingungen arbeiten könnenundfairbezahltwerden.

Weitere Informationen und zum Unterzeichnen:http://petition.makefruitfair.de/Kampagnen-Seite:www.makefruitfair.de

DieMakeFruitFair!-Kampagnewird inDeutschlandvonBanaFairkoordiniert.BanaFaire.V.Langgasse4163571GelnhausenTel:[email protected]

Für menschenwürdige Arbeitsbedingungen in der Bananen­ und Ananasproduktion!

Make Fruit Fair! Petition zur Regulierung der Einkaufsmacht von Supermärkten.

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SÜDWIND e.V.

Lindenstraße 58–60D-53721 SiegburgTel.: +49 (0) 22 41-53 617Fax: +49 (0) 22 41-51 [email protected]

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SÜDWIND tritt seitderGründung im Jahr1991dafürein, wirtschaftliche, soziale und ökologische Gerech-tigkeit weltweit durchzusetzen. SÜDWIND deckt un-gerechteStrukturenauf,machtdieseöffentlich,bietetHandlungsalternativenundwillsozuVeränderungenbeitragen.

Vor allem in Entwicklungsländern leiden viele Men-schen unter den Auswirkungen des globalen Wirt-schaftssystems.EsgibteinendirektenZusammenhangzwischendemReichtumeinigerwenigerundderAr-mut vieler Menschen. Hierfür sind ungerechte wirt-schaftliche und politische Strukturen verantwortlich.SÜDWINDweistimmerwiedernach,dassinsbesonde-re die Politik und dieWirtschaft, aber auchVerbrau-cherinnen und Verbraucher, eine MitverantwortungfürdieseMissständehaben.

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Bananen sind die Hauptexportfrucht weltweit, mehralseinViertelderGesamtproduktionwirdinalleWeltexportiert.

Sie werden in Entwicklungsländern produziert undvon dort in die Industrieländer importiert und dortkonsumiert: Knapp 90 % der Gesamtexporte gehen inreiche Industrieländer. Bananen sind seit JahrzehnteneinewichtigeEinkommensquellefürhunderttausendeFamilien in zahlreichen Entwicklungsländern. DerenAnbauundExportbirgtalsostarkePotenziale,umdieEinkommensarmut zu überwinden und bessere Bil-dungsmöglichkeiten und Gesundheitsversorgung fürdie Menschen zu erreichen, die sie produzieren. DieLebensbedingungen von Bananenproduzent/innen

werden allerdings durchmindestens drei Entwicklun-gen im Bananenhandel negativ beeinflusst: 1. Niedri-ge Exportpreise, 2. Schlechte soziale und ökologischeProduktionsbedingungen und 3. Wettbewerbskampfund Machtkonzentration entlang und insbesondereamEndederWertschöpfungskette,alsobeidenSuper-märkten.FolgendeFragenimZusammenhangmitderEntwicklung von Lieferketten im internationalen undinsbesondere im europäischen Bananenhandel wer-denindieserStudiebehandelt:WelchenEinflusshabendeutscheSupermärkteaufdiesozialenRechte,Arbeits-bedingungen und Löhne in Bananen exportierendenLändern?WiekönnendieEUunddiedeutscheBundes-regierungdazubeitragen,dieRechtederProduzent/in-nenentlangderWertschöpfungskettezustärken?

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