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TUMcampus Das Magazin der Technischen Universität München 2/2013 Forschen: Partner im »Human Brain Projekt« Politik: Mehr Postdocs an die TUM!

Das Magazin der Technischen Universität München 2/2013 ... · Das Magazin der Technischen Universität München 2/2013 ... Bayern München und der SpVgg Unterhaching auf den Sportanlagen

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  • TUMcampusDas Magazin der Technischen Universität München 2/2013

    Forschen:

    Partner im»Human Brain Projekt«

    Politik:

    Mehr Postdocsan die TUM!

  • Impressum

    TUMcampusDas Magazin der TU München für Studierende,Mitarbeiter, Freunde, erscheint im Selbstverlag viermalpro Jahr. Auflage 9 000

    Herausgeber: Der Präsident der TU München

    Redaktion: Dr. Ulrich Marsch (verantwortlich)Dipl.-Biol., Dipl.-Journ. Sibylle KettembeilGabriele Sterflinger, M.A.TU München, Corporate Communications Center80290 MünchenTelefon (089) [email protected]/tumcampus

    Layout: Karla Hey

    Herstellung/Druck:Joh. Walch GmbH & Co, 86179 AugsburgGedruckt auf chlorfreiem Papier

    © Copyright by TU München. Alle Rechte vorbehalten.Nachdruck, auch auszugsweise, nur in Abstimmung mitder Redaktion. Gezeichnete Beiträge geben die Meinungder Autoren wieder. Für unverlangt eingesandte Manu-skripte und Bildmaterial wird keine Gewähr übernommen.

    Zum Sprachgebrauch: Nach Artikel 3 Abs. 2 des Grund-gesetzes sind Frauen und Männer gleichberechtigt. AllePersonen- und Funktionsbezeichnungen im MagazinTUMcampus beziehen sich in gleicher Weise auf Frauenund Männer. Dies dient allein der Verbesserung der Les-barkeit des Textes.

    Redaktionsschluss für Heft 3/13: 27. Mai

    Impressum

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    Doktoranden der TUM im Zentrallabor des Clusters»Cognition for Technical Systems« am Lehrstuhl für Infor-mationstechnische Regelung. So wie sie arbeiten an denUniversitäten überall in der Welt junge Leute an ihrer Dok-torarbeit. Wer nach der Promotion in der Wissenschaftbleiben möchte und eine passende Postdoc-Stelle sucht,muss sich sorgfältig über in Frage kommende Universitä-ten informieren. Die TUM bietet potenziellen Postdocsaus aller Welt mit der neu eingerichteten »Research Op-portunities Week« die Gelegenheit, sie eine Woche langintensiv kennenzulernen. Wer sich dann für ein Postdok-torandum an der TUM entscheidet, kann sogar ein Sti-pendium erhalten. Lesen Sie dazu den Bericht auf S. 19.

    TUMcampusDas Magazin der Technischen Universität München 2/2013

    Forschen:

    Partner im»Human Brain Projekt«

    Politik:

    Mehr Postdocsan die TUM!

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  • Es gibt zu wenige Ingenieure, und vor allem gibt es zu wenige Frauen intechnischen Disziplinen. Alle Bemühungen, diese Situation zu verbes-sern, zeitigen kaum Erfolg. Berufsbilder werden stark durch Film und Fern-sehen geprägt. Es gibt aber praktisch keine Helden im Fernsehen, die dasBild des Ingenieurs für junge Menschen im Allgemeinen und für jungeFrauen im Besonderen attraktiv erscheinen lassen.

    Vergleichen Sie dies mit den heldenhaften Rechtsanwälten und den Ärz-ten, die in großer Vielfalt über unsere Bildschirme tanzen. In Spielfilmentaucht die Rolle des verrückten Wissenschaftlers auf, der dann meist einPhysiker/Chemiker oder Mathematiker oder auch ein Computerspezialistist. Aber eben kein Ingenieur und schon gar keine Frau. Die CSI-Sendun-gen (Crime Scene Investigation) in den USA haben gezeigt, dass die dortvermittelten, positiv belegten und gemischtgeschlechtlichen Heldenbilderdie Einschreibungen für gerichtsmedizinische oder forensische Studien-gänge steil nach oben steigen lassen.

    Das Paradebeispiel eines Ingenieurs in einer Fernsehserie ist »Scotty« vomRaumschiff Enterprise. Aber der ist auch erst Held dritter Klasse; er steht imSchatten von »Kapitän Kirk« und kommt deutlich hinter dem Wissenschaftler»Spock« und auch noch hinter dem Schiffsarzt »Pille McCoy«. Seine Text-zeilen sind Ausdruck eines geringeren Sozialstatus’, dient er doch häufig nurals Stichwortgeber für die »richtigen« Helden. Eine Ausnahme gibt es aberim deutschsprachigen Film – da gibt es einen attraktiven Helden, der Ingeni-eur ist. Von dem weiß es aber kaum jemand – »Old Shatterhand« ist Ver-messungsingenieur. »McGyver« wird auch gelegentlich als Beispiel ange-führt, aber das ist eher ein Bastler, und seine weibliche Seite wird nichtsichtbar. Freunde merken an, dass Ingenieure sich deshalb nicht als Heldeneignen, weil kein Normalsterblicher versteht, wovon die so sprechen. Überdiesen Einwand muss ich mich wundern, weil der Heldenstatus von »Dr.House« unumstritten ist, und dennoch scheint es niemanden zu stören, dassseine Analysen und Diagnosen für den Laien unverständlich sind.

    Ich hoffe immer noch darauf, dass eines Tages eine Autorin eine Serie ent-wickelt, in der ein gemischtgeschlechtlich und divers zusammengesetztesIngenieurteam Abend für Abend Probleme löst und dadurch die Welt ret-tet. Dabei muss es nicht an Romantik, Intrigen, Drama und Humor – anrichtigem Leben eben – mangeln. Vielleicht bekommen die Ingenieurfächerdann den lange ersehnten Zulauf von jungen Frauen.

    Klaus DiepoldVizepräsident Diversity and Talent Management

    3TUMcampus 2/13

    Ingenieure braucht dasLand

  • Editorial

    Ingenieure braucht das Land . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

    Spezial

    Bewegt in die Zukunft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

    Forschen

    Das menschliche Gehirn verstehen . . . . . . . . . . . . . . 9Intelligente Implantate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10Was taugen personalisierte Empfehlungenzur Ernährung? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11Forschungssplitter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11Mehr Software (im) Wagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12Leicht und sicher durch den Stadtverkehr . . . . . . . . 13Diskretion in der Geometrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

    Lernen und Lehren

    »Zwei in einem Boot«: Lehrkonzept prämiert . . . . . . 15Plattform für Lehre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16»Tag des Lernens« geht in die nächste Runde . . . . . 17Brücke zwischen Umwelt und Technik . . . . . . . . . . . 18

    Politik

    Mehr Postdocs an die TUM! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19Wolfgang A. Herrmann erneut an der Spitze der TUM 20Super Reputation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21Neues Zentrum für die deutsche Neutronenforschung 22Chance Deutschlandstipendium . . . . . . . . . . . . . . . . 23Bau Geo Umwelt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

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    Wissenschaft und Wirtschaft

    Besser baggern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24Dynamic Biosensors . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26TUM und GE Healthcare kooperieren . . . . . . . . . . . . 26Flugsimulator in Betrieb genommen . . . . . . . . . . . . . 27Die TUM Gründungsberatung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27Vom Chefsessel in den Hörsaal . . . . . . . . . . . . . . . . 28Neue HonorarprofessorenMade by TUM, Folge 11 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30Die Pflanze fragen, was sie an Nährstoffen braucht

    Global

    Personalisierte Krebsmedizin . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31Studieren in Europa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32Erasmus für Gründer und Unternehmer . . . . . . . . . . 32»Nachhaltige« Karrieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33

    Inhalt

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    1914

    Inhalt

    Campus

    Exkursionen in den Himmel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34Von TUM zu TUM mit der »TUMitfahrer-App« . . . . . 35Workout in Weihenstephan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36Neu auf dem Büchermarkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37Für Sie notiert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38

    Menschen

    Neu berufenThomas H. Kolbe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39Ulrich Stroth . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39Elisabeth Wacker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39

    Erfahrung für die Zukunft sichern . . . . . . . . . . . . . . . 40

    Portraits aus der TUM-FamilieKurt Franz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41Gudrun Weikert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41

    Kurz und knapp . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42

    AuszeichnungenPreise und Ehrungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43

    in memoriamWerner Heise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46Günter Martin Hoffmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46Paul Kienle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47Alfred Oberdorfer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47Rudolf Thurmayr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48

    Personalien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48

    Spiel mit Fragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54

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    Service

    Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2Termine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51Ausblicke auf TUMcampus 3/13 . . . . . . . . . . . . . . . 55

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    9. August 2012 – 21:42 Uhr – London – Olym-pische Spiele. Die Beachvolleyballer Julius Brink undJonas Reckermann knien im Sand, recken ihre geballtenFäuste in den Himmel. Gerade haben sie das brasiliani-sche Team mit 2:1 Sätzen bezwungen und die ersteGoldmedaille für Deutschland im Beachvolleyball errun-gen. Mehr als acht Millionen Menschen verfolgen inDeutschland den Olympiasieg am Fernseher. Kein an-derer olympischer Wettkampf zieht mehr Zuschauer an.

    Was die meisten nicht wissen: Auch die Fakultät fürSport- und Gesundheitswissenschaft der TUM hat einengroßen Anteil am olympischen Erfolg. Gemeinsam mitBundestrainer Jörg Ahmann hatte der Lehrstuhl für Trai-ningswissenschaft und Sportinformatik von Prof. MartinLames zwei Softwaretools zur Spielbeobachtung inEchtzeit entwickelt. Im Finale waren Brink/Reckermanndadurch bestens auf die Spielzüge ihrer brasilianischenKontrahenten eingestellt.

    Julius Brink und Jonas Reckermann gewinnen in London die Goldmedaille im Beachvolleyball.

    Bewegt in die ZukunftDie Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaft hat einenrichtig guten Lauf

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    Im Oktober 2002 gründete die TUM die damalige Fakul-tät für Sportwissenschaft. Während in den ersten Jahrennoch manches Vorurteil das Bild innerhalb der Universitätdominierte, hat es die Fakultät längst geschafft, ihr wis-senschaftliches Profil zu stärken. »Wir sind angekommenin der TU München und werden mittlerweile auch als wis-senschaftliche Fakultät wahrgenommen«, betont DekanProf. Jürgen Beckmann. Die Zahl der Professuren wurdevon ursprünglich fünf auf derzeit zwölf ausgebaut, weite-re Berufungen sind geplant. Die Zahl der Promovierendensteigt seit Jahren und liegt mittlerweile bei 68; neun Habi-litationen sind im laufenden Verfahren.

    Vor allem in den letzten zehn Jahren hat eine »Versport-lichung« der Gesellschaft stattgefunden. Die TUM rea-gierte mit einer zukunftsweisenden Umstrukturierungder Fakultät und Umbenennung in Fakultät für Sport-und Gesundheitswissenschaft. Jetzt steht »Bewegung«in allen Facetten im Mittelpunkt von Forschung und Leh-re. In einer deutschlandweit einmaligen Konstellationentstanden in der Fakultät um diesen Leitbegriff die dreiForschungsschwerpunkte »Gesundheit«, »Leistungs-sport« und »Lehrerbildung im Sport«. Sie bieten zu-gleich eine exzellente Plattform für interdisziplinäreDrittmittelforschung – fakultätsintern wie fakultätsüber-greifend im In- und Ausland.

    Bewegung und Sport sind neben der Ernährung wichti-ge Lebensstilfaktoren, die die Gesundheit beeinflussen.Gleichzeitig sind vor allem Bewegungsmangel und fal-sche Ernährung Hauptursachen für Zivilisationserkran-kungen wie Adipositas, Herzinfarkt, Krebs oder Schlag-anfall. Weltweit nehmen diese Leiden deutlich zu. »Genaudiese Krankheiten lassen sich durch Sport und Bewe-gung gut bekämpfen – ebenso wie auch viele dramatischzunehmende psychische Erkrankungen wie Burnout, De-pression und Demenz. Sport und Bewegung sind die bes-ten und preiswertesten Präventionsmaßnahmen«, sagtBeckmann.

    Prävention als Forschungsthema

    Zur Eindämmung solcher Krankheiten und damit als un-verzichtbare Entlastung des Gesundheitssystems ent-wickeln die Wissenschaftler der Fakultät für Sport- undGesundheitswissenschaft präventive Maßnahmen undrehabilitative Konzepte. Dabei betrachten sie körperli-che, psychische und soziale Faktoren und deren Wech-selwirkungen. So lassen sich krankheitsauslösende Be-dingungen definieren, um zu verhindern, dass bestimm-te Symptome überhaupt erst entstehen. »Ziel ist, ge-sundheits- und bewegungsfördernde Konzepte für

    Menschen aller Altersstufen zu entwickeln und anzubie-ten, um die derzeitige Epidemie von Herz-Kreislaufer-krankungen aktiv zu reduzieren. Darin unterstützt unsauch die Deutsche Herzstiftung«, erklärt Prof. RenateOberhoffer vom Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie. IhrTeam kümmert sich in seinen Projekten insbesondereum die Zukunft der Gesellschaft: unsere Kinder. BereitsHeranwachsende können beispielsweise unter Arterio-sklerose leiden, einer Schädigung der Schlagadern.Dies sei häufig mit Bewegungsmangel und Übergewichtverbunden, erläutert Oberhoffer. In einem Projekt mitdem Förderverein Sternstunden e.V. werden deswegenwissenschaftliche Daten zu Fitness und Beweglichkeitsowie Zustand der Arterien Heranwachsender erhoben.

    Am Lehrstuhl für Bewegungswissenschaft werden in demvon der EU mit 3,6 Millionen Euro geförderten Projekt»CogWatch« seit 2011 technische Geräte zur Unterstüt-zung von Schlaganfallpatienten erforscht und getestet.Rund ein Drittel der Betroffenen leidet unter kognitivenEinschränkungen bei Handlungsausführungen. »EinHauptproblem ist, dass das Wissen zum Gebrauch vonObjekten – beispielsweise Werkzeugen – fehlt. Statt Brotmit einem Messer zu schneiden, versuchen es Patientenmit einer Gabel oder einem Löffel«, erklärt Prof. JoachimHermsdörfer. Im CogWatch-Projekt werden Geräte ent-wickelt, die Patienten bei der Ausführung von Alltagstä-tigkeiten unterstützen. »CogWatch verfolgt die zentraleVision, durch den Einsatz von Technik das Alltagshandelngehandicapter Patienten zu verbessern und so dem Pa-tienten zu mehr Selbstständigkeit in seinem Alltagslebenzu verhelfen«, sagt Hermsdörfer. Für das Projekt koope-riert der Lehrstuhl mit der University of Birmingham undder Universidad Politécnica de Madrid.

    Leistungstest mit Profis des FC Bayern München

    Neben dem Fokus auf Gesundheit ist der Leistungssportdie zweite wichtige Säule der Fakultät. »Der Leistungs-

    Laktattest mit Innenverteidiger Dante vom FC Bayern München

  • Labortest unter Praxisbedingungen: Analyse der Sauerstoff-aufnahme und Ausdauerleistungsfähigkeit auf dem Rennrad

    sport besitzt Modellcharakter für breitensportliches Enga-gement und kann Impulse für den Gesundheitssport ge-ben«, erläutert Prodekan Prof. Ansgar Schwirtz die hohepolitische und kulturelle Bedeutung. Als Partner undDienstleister ist die Fakultät etabliert. Das Kompetenz-spektrum ist groß. Vor der aktuellen Saison absolviertenzum Beispiel die Profis von Fußball-Rekordmeister FCBayern München und der SpVgg Unterhaching auf denSportanlagen und in den Labors der Fakultät Leistungs-tests. Aus den Ergebnissen konnte für jeden Spieler einindividuelles Trainingsprogramm entwickelt werden. Diezurzeit sehr erfolgreichen deutschen Skispringer werdendurch Kraftdiagnostik unterstützt, alpine Skirennläufer,Eisschnellläufer, Leichtathleten und Schützen sportpsy-chologisch betreut. Die Sportwissenschaftler der Fakultätkooperieren mit mehreren Spitzenverbänden und betreu-en viele Kaderathleten.

    Sportlehrer müssen situativ reagieren

    Die dritte Säule ist die Ausbildung von Sportlehrern, inenger Kooperation mit der Fakultät TUM School of Edu-cation. »Schulklassen werden zunehmend heteroge-ner«, sagt Prof. Sabine Reuker vom Fachgebiet fürSportdidaktik. Die Anzahl der Kinder mit gravierendenmotorischen Schwächen steigt kontinuierlich an. »Esgibt keine Pauschalrezepte für guten Unterricht, Lehrermüssen verstärkt situativ reagieren. Dafür brauchen sieein hohes Maß an diagnostischer Kompetenz«, findetReuker. Dabei ist Schulsport nicht mehr nur ein Ort desTrainings, der klassische Sportarten vermittelt, sondernmuss Kinder für die Bewegung begeistern. Nur so erle-ben schon Heranwachsende die gesundheitsförderndeWirkung des Sports; spätere Krankheiten lassen sichbereits im Vorfeld verhindern.

    Hohe Belastungen in der Lehre

    Mit rund 2 300 Studierenden zählt die Fakultät gemes-sen an den Studierendenzahlen zu den größten der Uni-versität. Sie bietet mit dem Bachelorstudiengang »Wis-senschaftliche Grundlagen des Sports« das einzige reinwissenschaftliche Sportstudium in Bayern an. Die Nach-frage ist groß: Im Jahr 2012 gingen mehr als 1 000 Be-werbungen ein; 347 Studierende wurden schließlich zu-gelassen. Zusätzlich zu dem Bachelorstudiengang wer-den die Masterstudiengänge »Bewegung und Gesund-heit« und »Diagnostik und Training« sowie verschiedeneLehramtsstudiengänge angeboten.

    Allerdings bringt die hohe Attraktivität der Studiengängedie Mitarbeiter in eine schwierige Situation: Die bisherigepersonelle Ausstattung der Fakultät ergibt ein problema-tisches Verhältnis von derzeit 297 Studierenden pro Pro-fessur. Damit die Fakultät die hohe Qualität der Lehreaufrechterhalten und in der Forschung zum Thema »Be-wegung« national wie international konkurrenzfähig wer-den kann, unterstützt das Hochschulpräsidium sie in ei-nem umfassenden Ausbauprogramm mit weiteren Pro-fessuren und Mitarbeiterstellen. Konkret sollen die Pro-fessuren für »Sportbiologie«, »Neuromuskuläre Dia-gnostik«, »Epidemiologie«, »Sporternährung« und »Epi-genetik« zum Teil über Fundraising finanziert und mög-lichst zügig besetzt werden.

    Außerdem kommen auf die Fakultät noch bauliche An-strengungen zu. 2012 haben die Umbauarbeiten amTUM Campus im Olympiapark begonnen. Die dortigenGebäude, entstanden im Rahmen der OlympischenSpiele 1972, entsprechen nicht mehr aktuellen Sicher-heitsanforderungen. In den kommenden Jahren werdensie sukzessive abgerissen und durch neue ersetzt. Fürrund 110 Millionen Euro werden bis 2020 moderneSportstätten, Labors und Büros gebaut. Der Neubausoll die permanente integrative Verbindung von Theorieund Praxis auch durch die Gestaltung des neuen TUMCampus am Olympiapark zum Ausdruck bringen. Sämt-liche inhaltlichen, baulichen und personellen Maßnah-men tragen dazu bei, dass eine Fakultät entsteht, die fürdie künftigen Probleme der Gesellschaft gerüstet ist unddafür aktiv Lösungskonzepte entwickelt.

    Fabian KautzTill Lorenzen

    Michael Schaffrath

    Spezial

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  • Über das menschliche Gehirn und seine Arbeitsweisegibt es bereits umfangreiches Wissen. Das HBP will die-ses Wissen zusammenführen. Stück für Stück soll dasGehirn und seine Arbeitsweise in Supercomputer-ba-sierten Modellen und Simulationen rekonstruiert wer-den. Die Modelle könnten dann nicht nur ein neues Ver-ständnis des menschlichen Gehirns und seiner Krank-heiten ermöglichen, sondern auch völlig neue Rechen-und Robotertechnik.

    In dem von TUM-Wissenschaftlern koordinierten Teilbe-reich Neurorobotik werden die Modellvorstellungen ansimulierten und realen Systemen erstmals auf ihre Um-setzbarkeit getestet. Die Systeme bestehen aus Senso-ren zur Datenaufnahme, Elementen zum Verarbeiten derDaten und Aktoren zum Ausführen von Handlungen.»Unsere Tests werden zeigen, ob die den Modellen zu-grundeliegenden Annahmen funktionieren«, sagt Prof.Alois Knoll vom Lehrstuhl für Echtzeitsysteme und Ro-botik der TUM. »Die Testergebnisse nutzen die anderenGruppen im Projekt dann wieder, um ihre Modelle zuverfeinern.«

    Der Teilbereich Neurorobotik baut auf der internationalanerkannten Expertise der Robotikforschung an derTUM auf. Auch im Bereich Neurowissenschaften hat die

    TUM mit ihrer erfolgreichen Beteiligung am Exzellenz-cluster Systems Neurology (SyNergy) ihre Forschungs-stärke bereits unter Beweis gestellt. Angesiedelt wirddie neue Forschungsgruppe im An-Institut fortiss derTUM. »Dass wir uns zusammen mit unseren Partnernmit dem Human Brain Project in einem so harten inter-nationalen Wettbewerb durchsetzen konnten, ist eineklare Bestätigung für unsere Strategie der Vernetzungder Wissensgebiete«, sagt TUM-Präsident Wolfgang A.Herrmann.

    Insgesamt verknüpft das Human Brain Project mehr als80 europäische und internationale Forschungseinrich-tungen sowie einige wichtige Partner in Nordamerikaund Japan. Es hat einen strengen wissenschaftlichenAuswahlprozess durchlaufen und ist auf zehn Jahre an-gelegt (2013 bis 2023). Koordinator ist Prof. Henry Mar-kram, Neurowissenschaftler an der École PolytechniqueFédérale de Lausanne. Derzeit handeln die Partner mitder EU eine detaillierte Vereinbarung für die 30-monati-ge Startphase aus. Noch in diesem Jahr soll das Projektdann seine Arbeit aufnehmen.

    Andreas Battenberg

    www.humanbrainproject.eu

    Forschen

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    TUM an Milliardenprojekt beteiligt

    Das menschlicheGehirn verstehenDie Europäische Kommission fördertdas »Human Brain Project« (HBP)als eines von zwei FET-Flagship-Projekten (Future and EmergingTechnologies). Das Projekt bündeltdie europäischen Bemühungen umeine der größten Herausforderungen der modernen Wissenschaft: dasVerständnis des menschlichen Gehirns. Die Gesamtkosten des Projektswerden auf 1,19 Milliarden Euro geschätzt. Die TUM koordiniert den Teil-bereich »Neurorobotics«.

    3D-Modell eines einzelnen Neurons. Aus den »Sprossen« ent-stehen später Kontakte (Synapsen) zu anderen Neuronen.

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    TUM-Wissenschaftler entwickelneine Plattform für Implantate, dieInformationen über Vorgänge imKörper liefern und so helfen, dierichtige Therapie zu finden – zumBeispiel gegen nächtliches Zähne-knirschen.

    Viele Menschen knirschen nachts unwillkürlich mit denZähnen. Dieses Bruxismus genannte Phänomen ent-steht durch Aufeinanderpressen der Kieferpartien undkann neben Schäden für das Gebiss auch andere unan-genehme Begleiterscheinungen wie Migräne oderRückenschmerzen hervorrufen. Der Bruxismus ist einsehr verbreitetes, oft stressbedingtes Gesundheitspro-blem – Menschen aller Altersstufen sind davon betrof-fen, wissen jedoch oft nichts davon. Ihnen kann eine amHeinz Nixdorf-Lehrstuhl für Medizinische Elektronik derTUM entwickelte Implantat-Plattform helfen – die über-dies viele weitere gesundheitliche Probleme erkennenund behandeln hilft.

    Die Implantate haben die Aufgabe, aus dem Körperwichtige Informationen für eine gezielte Therapie zu lie-fern oder gestörte Körperfunktionen zu ersetzen. Hin-sichtlich der steigenden Lebenserwartung misst die mo-derne Medizin diesem multiparametrischen Ansatz eineimmer größere Bedeutung zu. Man arbeitet dabei einer-seits mit einem in den Körper implantierbaren Systemund auf der anderen Seite mit einem Steuergerät. Die-ses kann Messdaten drahtlos empfangen, aber auch In-formationen zur Steuerung von außen an das Implantatsenden.

    Auf dem Weg zu dieser Technologieplattform für dia-gnostische und therapeutische Implantate entstand dieZahnschiene Sensobite

    TM. Sie diente als Erprobungsträ-

    ger für weitere sensorische und aktorische Anwendun-gen. Bei der intelligenten Zahnschiene ist ein miniaturi-sierter piezoelektrischer Sensor in eine herkömmlicheZahnschiene integriert, der die Kieferaktivitäten des Pa-tienten misst. Über die ergänzende Analysesoftwarekann der (Zahn-)Arzt individuelle Ursachen von Bru-xismus identifizieren und so eine geeignete Behandlungempfehlen, etwa eine Physiotherapie.

    Das System lässt sich aber nicht nur zur Diagnose nut-zen, sondern ermöglicht auch ein sofortiges taktiles –mittels Vibration – oder akustisches Biofeedback überden Empfänger. Langfristig führt der Reiz zu einer Kon-ditionierung – der Patient knirscht weniger mit den Zäh-nen, der Bruxismus vermindert sich.

    Ein weiteres, darauf aufbauendes Implantatsystem wur-de im Rahmen des BMBF-Projekts »IntelliTUM« für dieTumordiagnose und -therapie entwickelt: Es misst undüberträgt die Sättigung von Geweben mit Gelöstsauer-stoff. Dieser Parameter ist eine Führungsgröße bei inva-siven Prozessen in malignen Tumoren. Das Implantatwird direkt in den Körper am Tumor oder an Metastasenimplantiert und steht über eine bidirektionale Funkver-bindung im ständigen Kontakt mit einer Empfangsein-heit, die die Daten an eine Leitstelle übermittelt. Es kannsowohl den Sauerstoffpartialdruck im Gewebe messenals auch Sauerstoff erzeugen.

    So lässt sich der Therapieerfolg kontinuierlich kontrollie-ren, ohne dass der Patient eine Arztpraxis aufsuchenmuss. Eine integrierte Aktorik erlaubt es dem Arzt, beimöglichen Wachstumsschüben der Zellen jederzeit undfrühzeitig einzugreifen.

    Karolin Herzog

    Forschen

    TUMcampus 2/1310

    Die intelligente Zahnschiene diente als Erprobungsträger für die Technologieplattformfür intelligente Implantate.

    Intelligente Implantate

  • Forscher aus 13 Nationen, unterihnen Ernährungsphysiologen derTUM, nehmen Für und Wider der»personalisierten Ernährung« unterdie Lupe.

    Was bringen maßgeschneiderte Empfehlungen für einegesunde Ernährungsweise, die auf Basis individuellerFaktoren wie Lebensstil, Stoffwechsel und Erbanlagenberuhen? Um das herauszufinden, fragen Wissen-schaftler in der internetbasierten Studie »Food4Me«: Biszu welchem Grad ist »personalisierte Ernährung« über-haupt möglich – und kann sie wirklich den Lebensstilbeziehungsweise die Gesundheit verbessern?

    Derzeitige Empfehlungen für eine gesunde, ausgewoge-ne Ernährung sind nicht individuell, sondern auf die Ge-samtbevölkerung oder bestimmte Bevölkerungsgrup-pen ausgelegt. Die propagierte Lebensmittelauswahlzielt darauf ab, ausreichende Mengen an Nährstoffenzuzuführen und sich insgesamt auf gesundheitsförderli-che Weise zu ernähren. Doch so, wie Menschen ver-schieden sind, mag auch ihre optimale Ernährung unter-schiedlich sein – je nachdem, wie groß, schwer oder ak-tiv jemand ist, welche Nahrungsmittel er bevorzugt undwelche Erbanlagen er hat. Solche speziell zugeschnitte-nen Empfehlungen will die »personalisierte Ernährung«liefern. Doch was diese faszinierende Idee in der Um-setzung wirklich bringt, ist noch ungeklärt.

    Die 27 Partner des internationalen, von der EU geför-derten Projekts »Food4Me« wollen eine umfassendeAnalyse zu der Frage erstellen, was personalisierte Er-nährung leisten kann und was die Konsumenten vonihr erwarten. Prof. Hannelore Daniel vom beteiligtenTUM-Lehrstuhl für Ernährungsphysiologie erläutert:»Food4Me evaluiert unter anderem verschiedene Tech-nologien zur Erfassung von Gesundheitsparametern desKörpers sowie zur dezentralen Phäno- und Genotypisie-rung. Natürlich stehen dahinter auch Fragen, ob bezie-hungsweise inwieweit individualisierte Empfehlungenvom Konsumenten eher umgesetzt werden als allge-mein gültige Empfehlungen.«

    Forschen

    11TUMcampus 2/13

    Die rund 1 300 Teilnehmer der Studie, davon 190 ausDeutschland, erhalten spezifische Ernährungsempfeh-lungen, basierend auf ihren individuellen Angaben zu Er-nährung, Blutparametern wie Cholesterin- oder Zucker-werten, ihrem genetischen Hintergrund und ihrer sport-lichen Aktivität. Vergleiche mit einer Kontrollgruppe oh-ne individuelle Empfehlungen sollen zeigen, inwieferndie »personalisierte Ernährung« sich positiv auswirkt.

    Jana Bodicky/sk

    Was taugen personalisierteEmpfehlungen zur Ernährung?

    ForschungssplitterOlivenöl macht satt: Viele Menschen hoffen, mit»Light«-Produkten ab- oder wenigstens nicht zuzuneh-men. Allerdings ist deren Wirkung umstritten: Mannimmt zwar weniger Energie auf, isst dafür aber mehr,wenn man sich nicht satt fühlt. Eine Studie hat unter-sucht, wie Öl und Fett das Sättigungsgefühl regulieren.Am besten sättigt Olivenöl – aber wie?www.fei-bonn.de/download/publikationen.html/sonderpublikationen/abschlusspublikation_cluster3/cluster3_abschlusspublikation.pdf

    Quantencomputer aus Kohlenstoff-Nanoröhren: Koh-lenstoff-Nanoröhren eignen sich als Bausteine für Quan-tencomputer. Eine Studie aus der TUM-Physik belegt,dass Nanoröhren Information in Form mechanischerSchwingungen speichern können. Bisher experimentier-ten Forscher vor allem mit elektrisch geladenen Teilchen.Für nanomechanische Bausteine spricht, dass sie unge-laden sind und daher wesentlich unempfindlicher gegen-über elektrischen Störungen wären.http://prl.aps.org/accepted/9307fY9fLe21d93fa31c42b4d315fecd8d8b5187e

    »An apple a day keeps the doctor away« empfiehlt ein engli-sches Sprichwort.

  • aktualisieren – zusätzliche Steuergeräte und Verkabe-lung sind oftmals nicht mehr nötig.

    Das Bundeswirtschaftsministerium fördert das RACE-Projekt von 2012 bis 2104 mit rund zehn Millionen Euro.Es entstehen zwei Prototypen zur Demonstration derMachbarkeit und der Vorteile der RACE-Architektur. Fürden Prototypen »Evolution« ersetzen die Forscherschrittweise vorhandene Technologie durch neu entwi-ckelte Komponenten. Der Prototyp »Revolution« hinge-gen erlaubt mit seinem vollelektrischen Antrieb und ei-ner software-zentrischen EE-Architektur einen Blick indie Zukunft des Automobils. Dieser Prototyp beherrschtin nachweislich sicherer Weise auch neuartige Funktio-nen wie das autonome Einparken an einen induktivenLadepunkt. Die Projektpartner sind überzeugt: »Diejeni-gen Automobilfirmen, die die Konzepte von RACE alsErste serientauglich umsetzen, werden die zukünftigenglobalen Marktführer der Automobilwirtschaft sein.«

    Das RACE-Projekt zeigt, wie fortiss mit seinen etwa 100Wissenschaftlern den Innovationsprozess von derGrundlagenforschung bis zur Umsetzung im Marktunterstützt. Das fortiss wird vom Bayerischen Wirt-schaftsministerium gefördert, um der bayerischen Wirt-schaft ein über das Tagesgeschäft hinausblickendesanwendungsnahes Forschungsinstitut auf dem Feld dersoftware-intensiven Systeme und Services zur Seite zustellen. Aktuell kam eine hochrangige Evaluierungskom-mission zu dem Schluss: »Insgesamt spielt fortiss durchseine überzeugenden Ergebnisse […] und seine exzel-lenten Verbindungen zu großen Anwendungsunterneh-men in Bayern […] sowie einer Vielzahl von KMUs welt-weit in der Champions League.«

    Christian Buckl

    Mehr Software (im) WagenFahrzeugpannen sind immer öfter Elektronik- und Softwarefehlern ge-schuldet. Wesentlicher Grund ist die hohe Anzahl von bis zu 100 Com-putern, die in jedem Fahrzeug zu finden sind. Vernetzt mit verschiede-nen Kommunikationsbussen bilden sie eine sehr komplexe Elektrik-und Elektronik-Architektur (EE-Architektur).

    Auf dem Weg zum autonomen oder teilautonomenFahren werden zusätzliche hochkomplexe und si-cherheitskritische Funktionen im Fahrzeug umgesetzt.Doch wie kann verhindert werden, dass die Elektronikder Autos der Zukunft störanfälliger und teurer wird? Ei-ne weitere Beschränkung heutiger Fahrzeuge bestehtdarin, dass sich neue Fahrzeugfunktionen nicht nach-rüsten lassen, wenn diese Funktionalitäten nicht bereitsbei der Entwicklung schon mit berücksichtigt wurden.Fahrzeuge sind deshalb aus Funktionssicht oftmalsschon nach wenigen Jahren veraltet, obwohl ihre Le-benszeit deutlich über 15 Jahren liegen sollte.

    Das Forschungs- und Transferinstitut fortiss an der TUMhat deshalb zusammen mit Partnern aus Industrie undForschung das Projekt RACE aufgesetzt. Ziel ist es, ei-ne EE-Architektur zu entwickeln, die alle Funktionen aufwenigen zentralen Rechnern vereint. Einer der Vorteile:Wie bei einem Computer lassen sich die Funktionen alsSoftware einfach per Plug&Play im Auto installieren und

    Forschen

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    Durch innovative EE-Architekturen mit wenigen zentralen Rechnern und intelligentenSensoren/Aktoren lassen sich neue komplexe Funktionen im Fahrzeug umsetzen.

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    fortiss

    fortiss ist ein Innovationszentrum für software-in-tensive Systeme an der TUM. Das fortiss-Institutist eine eigenständige GmbH, Gesellschafter sindzu gleichen Teilen die TUM, die Fraunhofer-Gesell-schaft und die LfA Förderbank Bayern. In wissen-schaftlichen Fragestellungen kooperiert fortiss engmit der TUM.

    www.projekt-race.de

  • Forschen

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    Ein extrem leichtes und trotzdem sicheres Elektro-fahrzeug? Dass das machbar ist, soll das For-schungsprojekt Visio.M zeigen. Wissenschaftlerund Ingenieure führender deutscher Technologie-unternehmen arbeiten an diesem »Visionären Mobi-litätskonzept« für die Elektromobilität von morgen.

    Bislang hieß es entweder – oder: Entweder herkömmli-che Elektro-Kleinstfahrzeuge, die sehr leicht sind, dafüraber mit reduzierter Sicherheitstechnik auskommenmüssen; oder größere E-Autos mit »gewichtigen« Rah-men und Knautschzonen und damit begrenzter Reich-weite. Die Wissenschaftler des Projekts Visio.M arbeitengemeinsam an einem Mobilitätskonzept, das von An-fang an beiden Anforderungen genügt: ein effizientesElektrofahrzeug mit minimalem Gewicht und höchst-möglichem Sicherheitsniveau. Bei der Fahrzeugstrukturhaben sie sich deshalb für eine innovative Monocoque-Bauweise entschieden. Diese aus dem Rennsport be-kannte Struktur erlaubt es, in Verbindung mit Leichtbau-Materialien Fahrzeuge zu konstruieren, die sehr stabilund dennoch sehr leicht sind.

    Innovative Materialien

    Neuland beschreiten die Entwickler auch bei den be-sonders leichten Materialien, die sie für die Fahrzeug-struktur einsetzen: Die schalenförmige Fahrgastzelle sollbei Visio.M aus carbonfaserverstärktem Kunststoff(CFK) bestehen. Solche Verbundwerkstoffe werdenzwar bereits im Flugzeugbau und für Luxus-Sportwagenverwendet, sind allerdings noch sehr aufwendig zu pro-duzieren und entsprechend teuer. Die Visio.M-Ingenieu-re wollen deshalb prüfen, inwieweit sich CFK auch fürserientaugliche Kleinstfahrzeuge nutzen lassen.

    Auch beim Antrieb wird um jedes Kilogramm gerungen:Hier ist ein effizienter, kompakt gebauter Asynchron-E-Motor vorgesehen. Zudem werden für das Getriebe be-sonders leichte Zahnräder verwendet, die auf hohl aus-geführten Wellen sitzen. Damit kann es bis zu 15 Pro-zent leichter werden als herkömmliche Getriebe.

    Visio.M: E-Fahrzeug bekommt Leichtbau-Struktur ausCarbonfasern

    Leicht und sicher durchden Stadtverkehr

    Erste Fahrwerkstests hat der E-Flitzer bereits bestanden.Auf einem Testgelände wurden die Fahrdynamikregelsysteme,also das Antiblockiersystem und das Torque-Vectoring-System,erfolgreich in Betrieb genommen.

    Trotz allen »Abspeckens« steht die Sicherheit der Insas-sen bei Visio.M an erster Stelle. Dafür wird die stabileCarbonfaser-Fahrzeugstruktur mit aktiven und passivenSchutzkonzepten ergänzt, die insbesondere die spezifi-schen Sicherheitserfordernisse eines Elektro-Kleinstfahr-zeugs adressieren. So denken die Ingenieure an speziellangepasste Gurtsysteme und weitere innovative Kon-zepte, um die Insassen bei einem Unfall zu schützen.

    Undine Ziller

    www.visiom-automobile.de

    An Visio.M beteiligen sich – neben den Automo-bilkonzernen BMW AG (Konsortialführer) und Daim-ler AG – die TUM als wissenschaftlicher Partnersowie Autoliv B.V. & Co. KG, Bundesanstalt fürStraßenwesen, Continental, E.ON AG, FinepowerGmbH, Hyve AG, IAV GmbH, InnoZ GmbH, Inter-map Technologies GmbH, LION Smart GmbH,Neumayer Tekfor Holding GmbH, Siemens AG, Te-xas Instruments Deutschland GmbH und TÜV SÜDAG. Das Projekt wird im Rahmen des Förderpro-gramms IKT 2020 und des Förderschwerpunktes»Schlüsseltechnologien für die Elektromobilität –STROM« des BMBF über zweieinhalb Jahre mitinsgesamt 10,8 Millionen Euro gefördert.

  • reich der Freiform-Architektur nach-vollziehen, wie man sie beispiels-weise vom Dach des MünchnerOlympiastadions oder von derMünchner BMW-Welt kennt. Ge-schickte Diskretisierung geschwun-gener Flächen ermöglicht hier nichtnur neue und moderne Designvarian-ten, sondern die direkte Umsetzunggeometrischer Prinzipien erschließtoftmals auch den Einsatz komplettneuer Fertigungsverfahren.

    Die Fülle der Projekte im SFB-Trans-regio wird durch eine hohe Expertisein computergestützter Visualisierungmathematischer Zusammenhängeund numerischer Simulation abge-rundet. Die im SFB-Transregio er-zeugten, oftmals interaktiven Visuali-

    sierungen und Simulationen erfüllen einen mehrfachenZweck. Einerseits dienen sie als Experimentierplattformfür computergestützte SFB-relevante Experimente, ande-rerseits sind sie selbst Gegenstand der Forschung, dagenau die Methoden, die im Transregio entwickelt wer-den, oftmals eine stabile Computersimulation ermög-lichen. Nicht zuletzt dienen sie auch als Schnittstelle zueiner breiteren Öffentlichkeit und werden als Kommunika-tionsmedium eingesetzt.

    Diane Clayton-Winter

    www.discretization.de

    So schön kann Mathematik sein: Die Diskretisierung geschwungener Flächen machtfuturistisch anmutende Architektur wie dieses Bahnhofsmodell möglich.

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    Mit sechs Millionen Euro fördert die DFG den SFB-Trans-regio 109 »Discretization in Geometry and Dynamics« inder Mathematik. Ein wesentlicher Aspekt des Projekts istes, Verbindungen zu schaffen und Grenzen zu über-schreiten. Das ist sowohl fachlich als auch geografisch zuverstehen: Neun Professoren der TUM arbeiten gemein-sam mit 20 Kollegen von der TU Berlin, der Freien Uni-versität Berlin sowie den Universitäten Wien und Graz anThemen, die Geometrie mit der Theorie dynamischerSysteme verbinden.

    Der neue SFB-Transregio beschäftigt sich speziell mitProblemen der Diskretisierung dynamischer Prozesseund differenzialgeometrischer Strukturen. Die beiden ein-schlägigen Teilgebiete der Mathematik untersuchen glat-te Objekte und kontinuierliche Prozesse, die durch Diffe-renzialgleichungen beschrieben werden können. ImMittelpunkt der Forschungstätigkeit des SFB-Transregiosstehen intelligente, das heißt strukturerhaltende Diskreti-sierungen solcher Differenzialgleichungen.

    Die 20 Teilprojekte, in denen auch Forschungsstellen fürDoktoranden und Postdoktoranden gefördert werden,umfassen ein breites Themenspektrum. Auf rein mathe-matischer Seite werden unter anderem Fragen der Diffe-renzialgeometrie, der polyedrischen Geometrie, der dis-kreten Dynamischen Systeme und der komplexen Inte-gration ergründet. Diese werden ergänzt durch eine Viel-zahl von angewandten Fragen etwa aus der Architektur,der Moleküldynamik, der Computergrafik und der Theorievon Quantensystemen. Den Einsatz dieser mathemati-schen Forschung kann man vielleicht am besten im Be-

    Der Vizesprecher und Projektleiter des SFB ander TUM, Prof. Jürgen Richter-Gebert, ist bekanntfür seine Passion, Mathematik greifbar zu machen.Mit seiner interaktiven Ausstellung »ix-quadrat«zeigt er seit mehr als zehn Jahren, dass Mathema-tik ein reizvolles Fach ist, das einem breiten Spek-trum an Interessenten attraktiv und anregend prä-sentiert werden kann. So ist es ihm ein wichtigesAnliegen, die Forschungsarbeit des SFB-Transre-gio 109 für ein breites Publikum zugänglich zu ma-chen, sei es durch interaktive Plattformen im Inter-net oder durch eine Eröffnungsfeier der etwas an-deren Art: einen Science Slam am 24. April 2013(s. S. 52 ).

    Diskretion in der Geometrie

  • Mit Freude im Seminar: Prof. Klaus Diepold mit Studierenden

    »Zwei in einem Boot« heißt Diepolds Konzept, das Stu-dierende aus zwei Fakultäten zusammenführen will: ZurAusbildung der angehenden Elektro- und Informations-techniker gehören Projekte, die in Gruppen bearbeitetwerden. Die Ingenieurstudierenden haben jedoch oftnoch wenig Erfahrung in Teamarbeit – anders als dieBerufspädagogikstudierenden aus der TUM School ofEducation. Sie lernen eine Menge darüber, wie manGruppenarbeiten moderiert und die Teilnehmer zu ei-nem funktionierenden Team zusammenschweißt. Aller-dings haben sie nicht allzu oft Gelegenheit, dieses Wis-sen schon während des Studiums anzuwenden. Des-halb will Klaus Diepold zwei Fliegen mit einer Klappeschlagen: In gemeinsamen Seminaren sollen die Berufs-pädagogen die Projekte der Elektro- und Informations-techniker moderieren.

    Das Konzept überzeugte die Jury des Wettbewerbs»Fellowship Hochschullehre«. Der Stifterverband für dieDeutsche Wissenschaft vergab eine von fünf Fellow-ships für die Entwicklung und Erprobung neuartigerLehrformate an den Ordinarius für Datenverarbeitung.Es ist nicht das erste Mal, dass Diepold für gute Lehreausgezeichnet wird. 2011 vergab die TUM an ihn einesihrer ersten Freisemester für Lehre. In dieser Zeit entwi-ckelte Diepold ein Seminar, in dem die Studierenden an-hand realer Probleme der Datenverarbeitung wichtigeKompetenzen für ihren späteren Beruf wie Teamarbeitund Präsentationstechnik lernen.

    Klaus Becker

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    »Zwei in einem Boot«: Lehrkonzept prämiert

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    Lernen und Lehren

    Ingenieurstudierende sollen im Team arbeiten – Pädagogikstudierende ihre theoretischen Kenntnisse zurTeambildung ausprobieren: Die TUM bringt beide im Seminar zusammen. Für dieses Konzept wurde Prof.Klaus Diepold vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft ausgezeichnet. Der TUM-Vizepräsidentund Professor für Datenverarbeitung erhielt eine mit 50 000 Euro dotierte Fellowship.

  • Plattform für Lehre

    Neues Webportal bündelt alle Infor-mationen rund ums Lehren

    Gute Lehre gibt es überall an der TUM – dank vieler en-gagierter Dozentinnen und Dozenten. Zahlreiche Einhei-ten der TUM unterstützen Lehrende und Fakultäten da-bei, innovative Lehre zu entwickeln und umzusetzen.Was bislang fehlte, war ein gebündeltes Informationsan-gebot zu Themen rund und die Lehre. Die neuen Web-seiten www.lehre.tum.de schließen diese Lücke.

    Entstanden sind die Seiten im Rahmen der Projekte TUM:Lehre im Fokus und TUM: Agenda Lehre. Sie sind nur ei-ne von vielen Maßnahmen der Qualitätsoffensive für Stu-dium und Lehre an der TUM und informieren unter ande-rem zu Themen wie »Lehre didaktisch gestalten – Tippsund Weiterbildungsangebote für Dozierende«, »Lehrprei-se: Gute Lehre lohnt sich!«, »Studiengänge gestalten undändern«, »Evaluation: Hohe Qualität in Studium und Leh-re sichern« oder »Qualitätsmanagement: Die Basis fürLehr- und Lernerfolg – ein hochschulweites QM-System«.

    Mit den neuen Webseiten ist eine Plattform entstanden,auf der die an der TUM geplanten und umgesetzten

    Maßnahmen für die Lehre kommuniziert und diskutiertwerden können. In Kürze bietet zudem ein Blog Lehren-den und Studierenden die Möglichkeit, eigene Projekte,Ideen und Meinungen vorzustellen und sich auszutau-schen. Konzipiert und umgesetzt wurde das Informa-tionsportal vom Hochschulreferat Studium und Lehre,ProLehre, dem Medienzentrum sowie dem Konvent derwissenschaftlichen Mitarbeiter.

    Für ihre Konzepte zur Verbesserung der Lehre ist dieTUM bereits mehrfach ausgezeichnet worden – etwabeim Wettbewerb »Exzellente Lehre« der Kultusminis-terkonferenz und des Stifterverbandes für die DeutscheWissenschaft. Zuletzt überzeugte die TUM 2011 die Ge-meinsame Wissenschaftskonferenz von Bund und Län-dern mit ihrem Konzept TUM: Agenda Lehre im Wettbe-werb »Qualitätspakt Lehre«.

    Insgesamt verfolgen alle Maßnahmen das Ziel, eine Kul-tur des Lehrens und Lernens an der TUM zu etablieren.Dafür sollen unter anderem die Strukturen von Studiumund Lehre verbessert, Lehrende besser unterstützt, Stu-dierende besser betreut und Talente individuell geför-dert werden.

    Barbara Dörrscheidt

    www.lehre.tum.de

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    www.lehre.tum.de

  • »Tag des Lernens« gehtin die nächste Runde

    Ein Angebot für Studierende rund umerfolgreiches Lernen und Studieren

    »Erfolgreich durchs Studium« ist das Motto am »Tagdes Lernens«, der im Sommersemester 2013 auf demCampus Weihenstephan stattfindet. Diese Veranstal-tung bietet – wie zuletzt 2012 auf dem Campus Gar-ching – ein breitgefächertes Programm für Studierendeund Interessierte. So erfahren die Besucherinnen undBesucher, welche Unterstützungsangebote die TUM fürStudierende bereithält, um das eigene Studium effizientzu gestalten. Wie eine gute Prüfungsvorbereitung aus-sieht, wird am »Tag des Lernens« ebenso thematisiertwie das Balance-Halten zwischen Studium und Freizeit.

    An Informationsständen gibt es die Möglichkeit, sich mitkompetenten Ansprechpartnern auszutauschen undsich über Angebote zu informieren, um selbst für ein er-folgreiches Studium aktiv zu werden – von der Informa-tionsbeschaffung bis hin zu Kurs- und Beratungsange-boten für Studierende sämtlicher Fachrichtungen undInteressen. In Schnupperworkshops zu Themen wie

    Zeitmanagement, Lernstrategien oder Prüfungsvorbe-reitung werden erste Wege aufgezeigt, wie das eigeneStudium organisiert und individuelle Ressourcen akti-viert werden können. Bei Mitmachaktionen können anOrt und Stelle Methoden und Techniken ausprobiertwerden, die das eigene Lernen verbessern helfen. Zu-dem warten hilfreiche Lernmaterialien und Handreichun-gen auf die Studierenden, die direkt im StudienalltagAnwendung finden.

    Organisiert wird der Tag des Lernens vom Team derProLehre Lernkompetenzförderung, das den TUM-Stu-dierenden auch außerhalb der Veranstaltung »Tag desLernens« mit Rat und Tat zur Seite steht. In zahlreichenWorkshops und Beratungsangeboten können die TUM-Studierenden hier ihre Lernkompetenz stärken und sichüber Fragen rund um das Thema »Lernen lernen« aus-tauschen.

    Michael Hellwig, Ellen Taraba

    Lernen und Lehren

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    Tag des LernensZeit: 23. Mai 2013, 10-16 UhrOrt: Campus Weihenstephanwww.prolehre.tum.de/learning

    Am Tag des Lernens 2012 auf dem Campus Garching

  • Neues Kursprogramm im TUMlab

    Brücke zwischen Umweltund TechnikUmweltbewusstsein fördern? Das ist ohne Zweifelwichtig. Aber was hat das mit Technik zu tun? Ge-nau diese Verbindung steht im Mittelpunkt des vonder Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geför-derten Projekts »Umwelt und Technik – ein neuesKursprogramm für Kinder und Jugendliche zwi-schen Forschung, Experiment und Ausstellungen«.Angeboten werden die Kurse im TUMlab, dem Ex-perimentier-Labor der TUM im Deutschen Museum.

    In den Kursen können Schülerinnen und Schüler denWert der uns umgebenden Natur und die Möglichkeitentechnischer Lösungen von Umweltproblemen entde-

    cken. Bisherige pädagogische Initiativen zielen in derRegel entweder auf den einen oder den anderenSchwerpunkt, stellen aber meist keine Beziehung zwi-schen beiden Aspekten her. Dies ist umso erstaunlicher,als die Branche Umwelttechnik dem Bedürfnis jungerMenschen nach sinnstiftenden Berufen entgegenkommtund »green jobs« außerordentlich gute Zukunftsaussich-ten bieten. In puncto Umwelttechnik verfügt Deutschlandüber eine Schlüsselindustrie, mit der es international ei-ne Vorreiterrolle einnimmt. Der positiven Entwicklung derGreentech-Branche steht allerdings ein Mangel an Nach-wuchskräften begrenzend gegenüber. Ein wichtiges Zieldes neuen Programms ist daher, junge Leute frühzeitigauf das Berufsfeld Umwelttechnik aufmerksam zu ma-chen und Begeisterung dafür zu wecken.

    Damit Kinder und Jugendliche ihre eigenen Handlungs-möglichkeiten und die entscheidende Bedeutung derTechnik für die Umwelt selbst erfahren können, ver-knüpft das neue Programm aktuelle Forschung an derTUM, die Ausstellungen und die vielfältige Umgebungdes Museums sowie das eigenständige Experimentie-ren und Forschen im TUMlab. Themen der Kurse sindbzw. werden sein: Die Isarrenaturierung in einem Modul»Lernort Wasser«, die Auswirkungen forstwirtschaft-licher Eingriffe auf das Ökosystem in einem Modul»Lernort Wald«, der Stromverbrauch in »Standby-Be-trieb« und der Einsatz von Klein-Wasserkraftwerken zurEnergieerzeugung in »Wasserkraft«.

    Im Kursmodul »Lernort Wasser« geht es direkt hinunteran die Isar – nach der Vollendung der Renaturierungs-maßnahmen rund um die Museumsinsel liegt ein wichti-ges ökologisches Großprojekt direkt vor der Haustürdes Deutschen Museums. Dort können Kinder und Ju-gendliche lernen, wie man eine Gewässerprobe nimmtund damit etwas über das Gewässer herausfindet, etwa:welche Lebewesen finden sich darin, und welche Ge-wässergüte hat es?. Als kleines Bauingenieur-Teamkönnen sie erleben, wie sich der Fluss und seine Umge-bung durch menschliche Eingriffe verändern, als Mess-Team sammeln sie Daten etwa zu Temperatur und pH-Wert des Flusses, und als Biologen-Team bestimmensie später im TUMlab mit Stereomikroskopen die Fluss-bewohner.

    Miriam Voß

    www.tumlab.edu.tum.de/kursangebot/umwelt-technik/lernort-wasser

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    An und in der Isar als »Lernort Wasser« können die Kinderihrer Experimentierfreude freien Lauf lassen.

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  • Gut 20 Teilnehmer der ersten »Research Opportunities Week« werden sich um eine TUM-Postdoc-Fellowship bewerben. Interesse besteht auch anFellowships des TUM-IAS und an den Ausschreibungen zum TUM Faculty Tenure Track.

    »Das war wirklich eine außergewöhnliche Woche! Ichkenne keine andere Universität weltweit, die solch einProgramm für Postdocs hat!« Guilio Trigalla ist begeistert.Der junge Italiener, der kürzlich an der New York Univer-sity seine Promotion im Fach Applied Mathematics been-det hat, gehört zu den 45 Postdocs, die im März 2013 ei-ne Woche lang die TUM kennenlernen durften.

    Das in Deutschland einmalige Format der »Research Op-portunities Week« ist Teil der Strategie, mit der die TUMden Anteil junger internationaler Wissenschaftler und dieZahl der Postdocs in den Natur- und Ingenieurwissen-schaften erhöhen will. Und der Clou: Die besten 30 Teil-nehmer der »Research Opportunities Week« können eineinjähriges Stipendium der TUM erhalten. Die Entschei-dung darüber trifft ein Scientific Board, an dem auch TUMEmeriti of Excellence beteiligt sind. Über eingeworbeneDrittmittel können die Postdocs ihre Zeit an der TUM umein weiteres Jahr verlängern.

    Passt mein Forschungsansatz zum Arbeitsschwerpunktder Kollegen an der TUM? Wie gut ist die Ausstattung ei-ner deutschen Exzellenzuniversität? Und wie arbeitet dortein Postdoc? Das alles ist für junge Wissenschaftler, dieihre Karriere planen, aus der Ferne nicht leicht zu beurtei-len. Kein Wunder, dass die neue Initiative der TUM aufgroßes Interesse stieß: 170 Nachwuchswissenschaftlermeldeten sich auf die Ausschreibung für die erste »Re-search Opportunities Week«. Die ausgewählten 45 Teil-

    nehmer kamen aus 25 Ländern, unter anderem von re-nommierten Universitäten wie Harvard, Princeton undLausanne. Bei Touren über die TUM-Standorte, Diskus-sionen mit Wissenschaftlern und dem Hochschulpräsi-dium wie auch bei gemeinsamen Freizeitaktivitäten erleb-ten sie hautnah, wie man an der TUM arbeitet und in derRegion München lebt.

    Die zwei Mal pro Jahr geplante »Research OpportunitiesWeek« ist Teil des Zukunftskonzepts, mit dem die TUMim Jahr 2012 bei der Exzellenzinitiative erfolgreich war.Ein wesentliches Ziel des Konzepts ist, deutlich mehrinternationale Talente zu gewinnen. Dabei setzt die TUMauf aktives Headhunting. Für Nachwuchswissenschaftlermit Postdoc-Erfahrung hat sie zudem ein Tenure-Track-Karrieresystem gestartet. Darüber hinaus will sie die Zahlder Postdoktoranden insgesamt erhöhen. Obwohl Post-docs zu den zentralen Leistungsträgern in der Forschungzählen, sind sie an deutschen Universitäten vor allem inden Ingenieurwissenschaften nur schwach vertreten –anders als an Spitzenuniversitäten im angelsächsischenRaum. Die TUM will sich deshalb zu einer Talentschmie-de in diesem Bereich entwickeln.

    Christiane Haupt, Olivia Schmid

    Politik

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    Die nächste »Research Opportunities Week« findetvom 11. bis 15. November 2013 statt. Die Bewer-bungsfrist beginnt am 1. Mai.www.tum.de/postdoc

    Mehr Postdocs an die TUM!

  • Politik

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    Der Chemieprofessor Wolfgang A. Herrmann wur-de für weitere sechs Jahre zum Präsidenten derTUM gewählt. Am 20. Februar 2013 bestätigte derHochschulrat in geheimer Wahl einstimmig denAmtsinhaber. Herrmann ist der dienstälteste Uni-versitätspräsident Deutschlands, er leitet die TUMseit 17 Jahren. Mit zahlreichen Reformen hat er dieEntwicklung der TUM zu einer herausragendenunternehmerischen, internationalen Universitätvorangetrieben. Zu den bedeutendsten Erfolgenseiner Amtszeit zählt die zweimalige Auszeichnungder TUM in der Exzellenzinitiative.

    Als wichtigste Ziele seiner fünften Amtszeit, die am 1.Oktober 2013 beginnt, nannte Herrmann die Einführungdes deutschlandweit einzigartigen Tenure-Track-Sys-tems für Nachwuchswissenschaftler, die Etablierung derneuen interdisziplinären Integrative Research Centers,die Internationalisierung der TUM mit Niederlassungenweltweit, aber auch die regionale Verankerung in Bayern.

    »Die Universität so aufzustellen, dass sich die Vielfalt derTalente optimal entfalten kann – das sehe ich als meineAufgabe als Präsident«, sagte Herrmann. »Dabei sind ei-ne effiziente Struktur und ein entscheidungsfähiges Ma-nagement genauso wichtig wie eine intakte Universitäts-gemeinschaft. Vom Pförtner über die Erstsemester bishin zur Spitzenprofessorin und unseren Alumni wollenwir über alle Generationen und Kulturen hinweg einenachhaltig wirksame Hochschulidentität schaffen.«

    Zahl der Professorinnen von 7 auf 88 erhöht

    Wolfgang A. Herrmann hat maßgeblich das Zukunfts-konzept der unternehmerischen Universität geprägt,mit dem die TUM 2006 und 2012 bei der Exzellenz-initiative erfolgreich war. Vielfach war die TUM mit ihrenReformen Taktgeber im deutschen Hochschulsystem.So wurde ihr Modell der Hochschulverfassung mit ei-nem Hochschulrat (1999) deutschlandweit übernom-men. Die Forschung hat die TUM unter Herrmanns Lei-tung zunehmend fakultätsübergreifend organisiert, ummit ihren Partnern die globalen Herausforderungen inBereichen wie Energie oder Mobilität zu schultern. Mei-lensteine waren die Gründung des Institute for AdvancedStudy (2006) und die Umstrukturierung von vier Fakultä-ten zum Wissenschaftszentrum Weihenstephan für Er-nährung, Landnutzung und Umwelt (2000). Mit der TUM

    Wolfgang A. Herrmann erneut an der Spitze der TUM

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    Tritt im Oktober 2013 seine fünfte Amtszeit als Präsident derTUM an: Wolfgang A. Herrmann

  • Politik

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    School of Education hat die TUM die erste Fakultät fürLehrerbildung und Bildungsforschung in Deutschlandgeschaffen (2009). Für ihre Konzepte zur Verbesserungder Lehre wurde die TUM mehrfach ausgezeichnet, un-ter anderem beim Qualitätspakt Lehre (2011). Herrmannkonnte zahlreiche renommierte Wissenschaftlerinnenund Wissenschaftler berufen. Allein fünf Mal war dieTUM im Wettbewerb um die hochdotierten Alexandervon Humboldt-Professuren erfolgreich. Die Zahl derProfessorinnen hat die TUM in Herrmanns Amtszeit von7 auf 88 erhöht. Die Summe der Studierenden stieg vonrund 18 000 auf 32 500 (+ 81 Prozent).

    Drittmitteleinnahmen mehr als verdreifacht

    In den 17 Jahren wurden 1,61 Milliarden Euro in Bau-maßnahmen an den TUM-Standorten München, Gar-ching und Freising investiert, darunter in die For-schungs-Neutronenquelle Heinz Maier-Leibnitz alsgrößte Baumaßnahme in der Geschichte der TUM mit440 Millionen Euro. Stark intensiviert hat Herrmann dieFörderung von Ausgründungen und Patenten. DieDrittmitteleinnahmen wuchsen in seiner Amtszeit vonrund 84 Millionen (1995) auf rund 280 Millionen Euro(2012). Mit der Gründung der TUM Universitätsstiftung(2010) hat die TUM ihre finanzielle Handlungsfähigkeiterweitert. Besondere Anstrengungen hat Herrmann indie Internationalisierung der TUM investiert. Dabei hatder Standort Singapur – damals die erste Ausgrün-dung einer deutschen Universität im Ausland (2002) –prominent zur Markenbildung der TUM beigetragen.Heute betreibt die TUM an diesem zentralen StandortOstasiens die TUM Asia Pte. Ltd. als 100-prozentigesTUM-Tochterunternehmen sowie die TUM Create alsForschungsplattform »Electromobility for Megacities«mit derzeit mehr als 60 wissenschaftlichen Mitarbei-tern. Bei TUM Create entsteht das vollelektrische Taxifür den Stadtstaat Singapur.

    Bekenntnisse zur bayerischen Verankerung der TUMsind das Kompetenzzentrum für Nachwachsende Roh-stoffe in Straubing und das künftige TUM Study & Re-sidence Center im ehemaligen ZisterzienserklosterRaitenhaslach bei Burghausen. »Heimat ist nicht Enge,sondern Nähe«, sagt Herrmann zur regionalen Vernet-zungspolitik der TUM.

    Für seine Arbeit wurde Herrmann vielfach ausgezeich-net, unter anderem als Präsident des Jahres (Deut-scher Hochschulverband, 2012) und Hochschulmana-ger des Jahres (Centrum für Hochschulentwick-lung/Financial Times Deutschland, 2009).

    Super ReputationNach dem neuesten »World Reputation Ranking«des Magazins »Times Higher Education (THE)« istdie TUM die renommierteste technische UniversitätDeutschlands. Im europäischen Vergleich erreichtsie unter den TUs den fünften Rang.

    In dem Ranking listet das THE die Universitäten nach ih-rer internationalen Reputation in Forschung und Lehre.Dazu wurden mehr als 16 000 erfahrene Akademikerweltweit nach den angesehensten Hochschulen in ihrerDisziplin befragt. Die TUM bestätigt ihre Platzierung ausdem vergangenen Jahr und kommt bei den deutschenUniversitäten nach der LMU auf Platz 2. Unter den tech-nischen Universitäten Europas werden nur das ImperialCollege London, die ETH Zürich, die Delft University ofTechnology und die École Polytechnique Fédérale deLausanne besser bewertet. Das »World Reputation Ran-king« listet die 100 renommiertesten Hochschulen derWelt. Es beruht auf einer gesonderten Auswertung desgroßen »THE World University Ranking« vom Oktober2012.

    Tina Heun-Rattei

    Wolfgang A. Herrmann studierte Chemie an der TUM.Nach Promotion und Habilitation an der UniversitätRegensburg sowie Professuren in Regensburg undFrankfurt wurde er 1985 Nachfolger von Prof. Ernst OttoFischer am Lehrstuhl für Anorganische Chemie derTUM. 1987 erhielt er den Leibniz-Preis, 1991 den MaxPlanck-Forschungspreis. 2007 wurde er mit dem Bay-erischen Verdienstorden, 2012 mit dem BayerischenMaximiliansorden für Wissenschaft und Kunst ausge-zeichnet. Er ist Inhaber von elf Ehrendoktorwürdendeutscher und internationaler Universitäten.

    Medienecho»Auch bei seinen Studenten kommt Herrmann in der Regel gut an – ob-wohl er ein glühender Verfechter von Studiengebühren ist. ›Wir gratulie-ren ihm zu seiner Wiederwahl‹, sagte Sprecherin Franziska Traube, ›underhoffen uns eine weitere Stärkung der studentischen Mitbestimmung,nicht nur im Bereich Studium und Lehre.‹«

    Süddeutsche Zeitung, 22.2.2013

  • TUM und Helmholtz-Zentren gründen Heinz Maier-Leibnitz Zentrum

    Neues Zentrum für die deutsche Neutronenforschung

    Die an der Forschungs-Neutronenquelle HeinzMaier-Leibnitz (FRM II) in Garching gebündeltedeutsche Neutronenforschung hat einen eigenenNamen bekommen: »Heinz Maier-Leibnitz Zentrum«(MLZ) heißt die erfolgreiche Kooperation zwischender TUM, dem Forschungszentrum Jülich und demHelmholtz-Zentrum Geesthacht – Zentrum für Ma-terial- und Küstenforschung.

    Heinz Maier-Leibnitz (1911–2000) war Pionier und Men-tor der Forschung mit Neutronen. Auf seine Initiativeund unter seiner Leitung wurde in Garching der For-schungsreaktor München (FRM), das »Atom-Ei«, gebautund 1957 in Betrieb genommen. Zudem war der Physi-ker Gründungsdirektor des internationalen Hochflussre-aktors am Institut Laue Langevin in Grenoble, Frank-reich, hatte bis zu seiner Emeritierung 1974 den Lehr-stuhl für Technische Physik an der TUM inne und leiteteden FRM; von 1974 bis 1979 war er Präsident der Deut-schen Forschungsgemeinschaft.

    Die seit 2011 vom BMBF zusätzlich mit 19,8 MillionenEuro pro Jahr geförderte Kooperation zwischen derTUM und den Helmholtz-Zentren erhält unter dem Dachdes MLZ eine neue Qualität: Die Helmholtz-Zentren un-

    ter Federführung des Forschungszentrums Jülich enga-gieren sich mit jährlich 10,52 Millionen Euro. Die TUM istweiterhin alleinige Betreiberin der Forschungs-Neutro-nenquelle; der Freistaat Bayern finanziert den Reaktor-betrieb und die Forschung mit 25 Millionen Euro proJahr.

    Das MLZ unterstützt deutsche und internationale Wis-senschaftler bei der Lösung großer wissenschaftlicherund gesellschaftlicher Herausforderungen wie Energie-forschung, Biomedizin und Tumorforschung, Informa-tionstechnologie, Material- und Ingenieurwissenschaf-ten. Dazu stehen 30 erstklassige Instrumente zur Verfü-gung. Die Expertise der beteiligten Partner wird in fünfgemeinsamen Wissenschaftsgruppen zusammenge-führt: Materialwissenschaften, Strukturforschung, Wei-che Materie und Biophysik, Quantenphänomene sowieNeutronenmethoden. Auch gemeinsame Berufungensind geplant.

    Petra Riedel

    www.mlz-garching.de

    TUMcampus 2/1322

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    Bei der Gründungsfeier im Februar 2013 enthüllten der Sprecher des wissenschaftlichen Direktoriums des MLZ, Prof. Dieter Richter(l.), Direktor am Forschungszentrum Jülich, und der Wissenschaftliche Direktor des MLZ, Prof. Winfried Petry, WissenschaftlicherDirektor des FRM II, diese Tafel. Sie zeigt das Herz des Heinz Maier-Leibnitz Zentrums, den FRM II, und das Logo des MLZ.

  • An der TUM geht fast die Hälfte der Stipendien an weibliche Studierende: TUM-Präsident Wolfgang A. Herrmann, die Stipendia-tinnen Olga Schäfer und Nathalie Holdry, Staatsminister Wolfgang Heubisch (v.l.)

    Wissenschaftsminister Dr. Wolfgang Heubisch undTUM-Präsident Prof. Wolfgang A. Herrmann emp-fingen im Januar 2013 die Stipendiaten und Förde-rer des Deutschlandstipendiums bei einer Feier-stunde in der Pinakothek der Moderne. Anlass wardie Begrüßung der Stipendiaten des Wintersemes-ters, die ihre Urkunden in festlichem Rahmen ent-gegennahmen.

    Dank des nachhaltigen Engagements von derzeit mehrals 40 Unternehmen, Stiftungen, Vereinen und Privat-personen fördert die TUM zum Sommersemester 2013insgesamt mehr als 320 Studierende mit dem Deutsch-landstipendium. Damit übertriftt die TUM erneut die ge-setzliche Höchstförderquote. »Wir wollen begabte jungeMenschen fördern und den Studierenden zeigen, dasssich Leistung und Engagement lohnen. Das Deutsch-landstipendium ist dafür ein wichtiges Instrument«, sag-te der TUM-Präsident vor dem voll besetzten Audito-rium.

    Stipendiatin Karin Schübel berichtete von ihrem Wegüber die Mittlere Reife, eine Berufsausbildung undschließlich das nachgeholte Abitur bis an die TUM. DieLehramtsstudentin resümiert zum Programm desDeutschlandstipendiums: »Nicht nur das Finanzielle isteine tolle Sache, sondern vor allem auch die Kontakte,die man zu den Förderern und anderen Stipendiaten

    knüpft. So können sich Chancen für die weitere berufli-che Zukunft ergeben.«

    Das Deutschlandstipendium an der TUM ist zugleichAuszeichnung und Anerkennung: Was zählt, ist die per-sönliche Leistung – und damit sind an der TUM nicht nurNoten gemeint, sondern auch freiwilliges Engagementund außergewöhnliche Leistungen auf dem persön-lichen Lebensweg, in der Familie, in der Gesellschaft.Die Stipendien in Höhe von 300 Euro monatlich werdenjeweils zur Hälfte vom Bund und privaten Förderern fi-nanziert. In Sachen Stipendienkultur macht Deutschlanddamit auch im internationalen Vergleich Fortschritte.Staatsminister Heubisch sagte: »Bisher konnten wir im-mer nur neidvoll auf andere Länder blicken, wo privatesEngagement für die Hochschulen und Studierenden zurSelbstverständlichkeit gehört. Daher freue ich mich,dass sich das Deutschlandstipendium in den vergangenJahren in Bayern so gut entwickelt hat.«

    Die TUM bedankt sich bei allen Unternehmen, Stiftun-gen, Vereinen und Privatpersonen, die das Deutsch-landstipendium unterstützen und den Erfolg des Pro-gramms damit erst ermöglichen.

    Lilian Mohammadpour, Jürgen Gradl

    www.tum.de/deutschlandstipendium

    Politik

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    Chance Deutschlandstipendium

  • Besser baggern

    Das Start-up Vemcon entwickeltmit uniGRIP ein Steuersystem fürmobile Arbeitsmaschinen.

    Der Bagger im Baustelleneinsatz wird immer mehr zumWerkzeugträger, der verschiedene Anbaugeräte schnellund einfach wechselt und einsetzt. Die riesige Bauma-schine arbeitet im Abbruch oder bei der Herstellung vonBodenprofilen. Die Steuerung konnte mit der Entwick-lung des Baggers jedoch nicht mithalten. Tatsächlichsind Standard-Joysticks mit zwei Freiheitsgraden – ähn-lich den PC-Joysticks – die Regel. Hier setzte das TUM-Start-up Vemcon, 2011 noch als studentisches Team,an: Wie kann man die Bedienung eines Baggers intuitivgestalten, somit die Maschineneffizienz steigern undAnlernzeiten verkürzen?

    Die Steuerung des Baggers ging oft über ein seitlichesBewegen nach links oder rechts und eine Vor- und Zu-

    Bau Geo Umwelt

    Die Fakultät für Bauingenieur- undVermessungswesen der TUM hatsich umbenannt: Seit Februar 2013heißt sie »Ingenieurfakultät Bau GeoUmwelt«, englisch »Faculty of Civil,Geo, and Environmental Engineer-ing«.

    Die Umbenennung trägt dem grundlegenden WandelRechnung, den die Fakultät in den letzten Jahren durch-laufen hat. Sie hat sich in Lehre und Forschung sowohlinhaltlich als auch personell in weiten Teilen erweitert,neu aufgestellt und positioniert. Das bringt sie über dieim Fakultätsleitbild verankerten Themenfelder Bauen –Infrastruktur – Umwelt – Planet Erde zum Ausdruck. Derbisherige Name deckte nur noch Teile der Fakultätsak-tivitäten ab.

    Die Fakultät befasst sich mit der bebauten Welt und de-ren vielfältigen Wechselwirkungen auf verschiedenstenSkalen, von Materialfragen über Tragwerke, Infrastruk-tursysteme bis hin zur Erdvermessung und Beobachtunganthropogener Einflüsse aus dem Weltall. Die Themen-felder reichen weit in die mit Boden, Wasser, Energie unddem nachhaltigen Umgang mit Ressourcen verbunde-nen großen Herausforderungen der Menschheit.

    Die Lehre der Fakultät umfasst heute die Bereiche desBau- und Umweltingenieurwesens (mit den Studiengän-gen Bau- und Umweltingenieurwesen, ComputationalMechanics, Transportation Systems sowie Energieeffi-zientes und nachhaltiges Bauen), der Geodäsie undGeoinformation (mit den Studiengängen Geodäsie undGeoinformation, Land Management and Land Tenure,Earth Oriented Space Science and Technology, Cartho-graphy) und der Geowissenschaften (unter anderem mitden Studiengängen Geowissenschaften, Ingenieur- undHydrogeologie).

    Mit drei kurzen Begriffen gelingt es, die gesamte Fakul-tät mit ihren Schwerpunkten zu beschreiben: »Bau« be-zieht sich in erster Linie auf das klassische Bauinge-nieurwesen, »Geo« auf die Bereiche Geologie und Geo-däsie, und »Umwelt« adressiert den Schwerpunkt derFakultät in diesem Gebiet, der durch Einführung des

    Umweltingenieurwesens zunehmend in der Öffentlich-keit sichtbar wurde, aber auch integraler Bestandteildes traditionellen Bauingenieurwesens ist. Der neue Na-me spiegelt also die breite und interdisziplinäre Ausrich-tung der Fakultät wider.

    Der Begriff »Ingenieurfakultät« soll als Marke verstandenwerden und zum Ausdruck bringen, dass die Fakultätdie Themen mit ingenieurwissenschaftlichen Methodenbehandelt und Ingenieure ausbildet. Vielleicht entwickeltsich diese Marke – ähnlich wie früher der akademischeGrad Dipl.-Ing. – zu einem Qualitätssiegel für die Her-kunft universitärer Ingenieure und für die von den inge-nieurwissenschaftlichen Forschungsfeldern begeister-ten Ingenieurfakultäten.

    Im Rahmen der kürzlich durchgeführten Fakultätsevalu-ierung haben die externen Gutachter den neuen Namenstark unterstützt – nicht zuletzt, um die Sichtbarkeit derInterdisziplinarität innerhalb der Fakultät, der TUM undin nationalen und internationalen Netzwerken gegen-über der Öffentlichkeit zu steigern.

    Michaela Wenzel

    www.bgu.tum.de

    Politik

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  • Die uniGRIP-Baggersteuerung von Vemcon

    zu steuern. Es lässt der Hand völlige Bewegungsfreiheitund gestattet so alle natürlichen Bewegungen. DieHandbewegung wird auf eine analoge Werkzeugbewe-gung übertragen; das Baggerwerkzeug folgt somit di-rekt der Hand, und beim Bediener entsteht das Gefühl,er habe das Werkzeug unmittelbar in seiner Hand.

    Zusammen mit seinen beiden Kommilitonen Bakir Kre-so und Julian Profanter, ebenfalls Maschinenbaustu-denten, begann Rotard 2011 das Projekt. Von Anfangan wurde das Team von der UnternehmerTUM bei allenFragen der Unternehmensgründung und -organisationberaten und konnte so einen tragfähigen Businessplanerstellen. Ziemlich schnell entwickelten die Studenten2011 den ersten Funktionsdemonstrator, der einen Pro-totypen des uniGRIP enthielt. Nun war es erstmals mög-lich, einen Bagger intuitiv zu steuern. Nach dem Stu-dium gründeten die drei Jungunternehmer im Februar2012 das Unternehmen Vemcon, finanziell unterstütztvom Exist-Gründerstipendium. Seit Februar 2013 wirdVemcon durch das FLÜGGE-Programm des FreistaatsBayern gefördert. Das Vemcon-Team ist während derFörderperiode am Lehrstuhl für Fördertechnik – Materi-alfluss – Logistik ansässig und wird hier fachlich betreut.

    2012 entwickelten die drei Maschinenbauer die ersteSerie des uniGRIP-Systems und gewannen bereits vorMarkteinführung Pilotkunden. Im April 2013 trat Vemconauf der größten und wichtigsten Baumaschinenmesseder Welt auf, der bauma in München, stellte das uni-GRIP-System erstmalig einem breiten Publikum vor undführte es in den Markt ein.

    Bakir Kreso

    www.vemcon.com

    Wissenschaft und Wirtschaft

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    Kre

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    rückbewegung entlang der Längsachse der Maschinenicht hinaus. Die Weiterentwicklung zum flexibleren Ein-satz forderte, die verwendeten Standard-Joysticks mitTasten, Knöpfen, proportionalen Wippen oder Rollernund Kreuzschaltern zu versehen, um die zusätzlichenMaschinenfunktionen anzusteuern. Das machte die Be-

    dienung der Maschine noch komplexer. Der Baggerfah-rer wiederum hatte lange Anlernzeiten und konnte wo-möglich das Potenzial der Maschine nicht voll ausnut-zen. Tatsächlich haben Bauunternehmer auch heutenoch Schwierigkeiten, fähiges Personal zu akquirieren,das produktiv mit den Maschinen umgehen kann.

    Der TUM-Student Jan Rotard, Initiator von Vemcon,hatte die zündende Idee, ein eigenes Eingabegerät zuentwickeln: uniGRIP soll es ermöglichen, komplex zubedienende Maschinen wie einen Bagger völlig intuitiv

    Das Wissenschaftsministerium unterstützt imRahmen des »Bayerischen Förderprogramms zumleichteren Übergang in eine Gründerexistenz«(FLÜGGE) neue Gründungsprojekte an bayeri-schen Hochschulen. Das Förderprogramm bietetdie Chance, für bis zu zwei Jahre in Teilzeit an ei-ner Hochschule zu arbeiten und parallel dazu einUnternehmen aufzubauen. Bewerbungsvoraus-setzung ist eine innovative Unternehmensidee ausden Bereichen Produktion oder Dienstleistungen,die nachhaltiges Wachstumspotenzial versprichtund in einem aussichtsreichen Geschäftsplan aus-gearbeitet ist.

  • Wissenschaft und Wirtschaft

    TUMcampus 2/1326

    Dynamic Biosensors

    Das Zentralinstitut für Medizintechnik der TUM (IME-TUM) und General Electric (GE) Healthcare verstär-ken ihre Forschungskooperation. GE stellt der TUMeinen Magnetresonanztomografen zur Verfügung.

    Mit dem neuen Ganzkörpertomografen GE DiscoveryMR750w wollen die Wissenschaftler effizientere Bildge-bungsverfahren der Magnetresonanz entwickeln. DasZiel sind kürzere Messzeiten mit höherer Ortsauflösungund mehr Informationsgehalt pro Untersuchung. Zudemwollen die Forscher Verfahren der molekularen Bildge-bung entwickeln bzw. verbessern. Die Magnetresonanz-tomografie (MRT) liefert nicht nur Informationen über dieAnatomie, sondern auch über Stoffwechselvorgänge.Die wichtigsten Anwendungsbereiche sind Herzkreis-

    Im vergangenen Jahr gründeten fünf TUM-Wissen-schaftler mit dem Unternehmen Fujitsu Ltd. die Dy-namic Biosensors GmbH als Spin-off der TUM. Diejunge Firma entwickelt eine neuartige Chip-basierteSensortechnologie für die Suche nach pharmazeu-tischen Wirkstoffen.

    Die patentierte switchSENSE-Technik nutzt nanometer-lange DNA-Moleküle als hochsensitive Sonden, die aufMikroelektroden durch elektrische Wechselfelder in Be-wegung versetzt werden. Durch Messung der Moleku-larbewegung dieser Sonden lassen sich Wechselwir-kungen zwischen den Biomolekülen in Echtzeit nach-weisen. Darüber hinaus können die molekularen Eigen-schaften der Zielmoleküle direkt auf dem Chip analysiertwerden. Die switchSENSE-Messtechnik zeichnet sichdurch eine bisher unerreichte Sensitivität aus und liefertgleichzeitig einen einzigartig hohen Informationsgehalt.Unterstützt wird ihre Entwicklung durch das GO-Bio-Programm des BMBF.

    Die neue Technik hat vier namhafte Investoren überzeugt,sich in der Dynamic Biosensors GmbH finanziell zu enga-gieren: EXTOREL, Bayern Kapital, UnternehmerTUM-Fonds und BioM ermöglichen die weitere Entwicklung und

    lauferkrankungen, neurodegenerative Veränderungenund Tumordiagnostik.

    Der Tomograf wird von Forschern der TUM und von GEHealthcare gemeinsam genutzt. »Wir profitieren enormvon der räumlichen Nähe zwischen unserem Institut unddem GE-Forschungslabor am Campus Garching«, er-klärt Prof. Axel Haase, Direktor des IMETUM und Leiterder Arbeitsgruppe Magnetresonanz-Bildgebung. Schonjetzt besteht eine durch das BMBF finanzierte Koopera-tion zwischen der TUM und GE, in deren Rahmen Me-thoden der molekularen Bildgebung für die Tumordiag-nostik erforscht werden.

    Tina Heun-Rattei

    Die UnternehmerTUM-Fonds ManagementGmbH investiert deutschlandweit in junge Techno-logie-Unternehmen aus den Bereichen Informa-tions- und Kommunikationstechnik, Medizintech-nik und CleanTech. Die Portfolio-Unternehmenprofitieren von der langjährigen Erfahrung derUnternehmerTUM beim Aufbau junger Unterneh-men. UnternehmerTUM-Fonds verfügt über eigeneBranchenexperten und ein einzigartiges Netzwerkin die Industrie und zu anderen Venture Capital-In-vestoren. UnternehmerTUM-Fonds wird vom Euro-pean Investment Fund (EIF), von der EU über dasRahmenprogramm für Wettbewerbsfähigkeit undInnovation (CIP) sowie von den Dachfonds ERP-EIF (ERP: European Recovery Programme) undLfA-EIF (LfA Förderbank Bayern) unterstützt.

    Vermarktung der ersten kommerziellen Messsysteme. Dr.Ulrich Rant, Geschäftsführer von Dynamic Biosensors, isthoch erfreut: »Diese Investmentrunde gibt uns die Mög-lichkeit, unsere Technologie zur Marktreife zu entwickelnund zeitnah am Markt einzuführen. Dabei können wir aufdas beeindruckende Know-how und die langjährige Er-fahrung unserer neuen Partner zurückgreifen.«

    TUM und GE Healthcare kooperieren

  • gramms seit 2011 finanziert wird. Sie ergänztdie umfangreichen unternehmerischen Angebo-

    te von TUM und UnternehmerTUM GmbH und setzt dieErkenntnisse der Entrepreneurship-Forschung in ihrenTeamberatungen und -workshops in die Praxis um.

    Marius Müller-Preuss

    www.tum.de/gruendungsberatung

    Die TUM Gründungsberatung unterstützt Wissenschaft-lerinnen und Wissenschaftler sowie Studierende bei derErstellung von Businessplänen, hilft beim Teamaufbauund gibt wichtige Hinweise zu Finanzierungsmöglichkei-ten. Insbesondere beim Beantragen öffentlicher Förder-mittel, zum Beispiel aus den EXIST-Förderprogrammenoder dem FLÜGGE-Programm für Gründerinnen undGründer, steht die Gründungsberatung helfend zur Seite.Dazu arbeitet sie eng mit dem Patent- und Lizenzbüro beiTUM ForTe und mit den Zentralabteilungen der TUM zu-sammen und stellt Kontakt zu den zuständigen Expertenher. Die Gründungsberatung ist Teil des Projekts TUMen-trepreneurship, das vom Bundesministerium für Wirt-schaft und Technologie im Rahmen des EXIST-IV-Pro-

    Nahmen den Simulator offiziell in Betrieb (v.l.): der Vorsitzende derGeschäftsführung von Eurocopter Deutschland, Dr. Wolfgang Scho-der und Prof. Manfred Hajek vom Lehrstuhl für Hubschraubertechno-logie.

    Flugsimulator in BetriebgenommenNeue Impulse für die Forschung erhielt der TUM-Stif-tungslehrstuhl für Hubschraubertechnologie: Im März2013 nahm er einen Hubschrauberflugsimulator offiziellin Betrieb. Bei einem »Rundflug« über dem Tegernseezeigten sich der Dekan der Fakultät für Maschinenwe-sen, Professoren und wissenschaftliche Mitarbeiter desInstituts für Luft- und Raumfahrt beeindruckt von derQualität und Realitätstreue des Simulators.

    Entworfen und aufgebaut hatten den Simulator Mitarbei-ter und Studierende des Lehrstuhls mit Unterstützungaus der Industrie. Vor allem die fachliche Beratung durchden Stifter des Lehrstuhls, die Firma Eurocopter Deutsch-land, war eine große Hilfe; das Unternehmen spendeteauch die Hubschrauberzelle. Der Flugsimulator soll in Zu-kunft die Erforschung etwa von Pilot-In-The-Loop-Simu-lationen bei schlechten Sichtverhältnissen ermöglichen,um das Situationsbewusstsein von Piloten näher zuuntersuchen und somit das System Pilot/Hubschrauberfür alle Wetterlagen tauglich zu machen. Zudem können

    Wissenschaft und Wirtschaft

    27TUMcampus 2/13

    Auch das Team Vemcon (s. Seite 24 f.) hat von der Gründungsbera-tung der TUM profitiert: Dipl.-Ing. Bakir Kreso, M.Sc. Jan Rotard undDipl.-Ing. Julian Profanter (v.l.).

    Die TUM Gründungsberatung

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    Hardware-In-The-Loop-Simulationen die Zuverlässigkeitund Sicherheit entsprechender Subsysteme demonstrie-ren. Die neue Forschungseinrichtung bedeutet einenwichtigen Meilenstein im Aufbau der Forschungsinfra-struktur des Lehrstuhls und erlaubt den Wissenschaftlern,aktuelle Forschungsthemen aufzugreifen.

    Franz Viertler

    Neben exzellenter Lehre und Forschung ist die Förde-rung von Ausgründungen eines der Kernanliegen derTUM. Um das zu erreichen, hat die Universität gemein-sam mit der UnternehmerTUM GmbH, dem Zentrumfür Innovation und Gründung an der TUM, ein Berater-team aufgebaut, das zentrale Anlaufstelle für Grün-dungsinteressierte und Gründer an der TUM ist.

  • Die TUM verbindet akademische Spit-zenstandards mit berufspraktischer Bo-denständigkeit. Dieses Band knüpfenauch die Honorarprofessoren, die aus derakademischen Lehre längst nicht mehrwegzudenken sind. Sie sind Mitglieder desProfessorenkollegiums und als solche un-ter anderem auch berechtigt, Doktorarbei-ten zu betreuen und als Prüfer in Promo-tionsausschüssen mitzuwirken.

    Mit der Ernennung von Honorarprofessorenerkennt die TUM deren meist über Jahre er-brachte Leistungen in der Ausbildung derStudierenden an. 2012 gab es sieben Neuzu-gänge:

    Fakultät für Architektur

    Dr. Iris Lauterbach, Kunsthistorikerin, ist imSeptember 2012 zur Honorarprofessorin fürGeschichte der Gartenkunst ernannt worden.Nach dem Studium der Kunstgeschichte undder romanischen Philologie in Mainz, Paviaund Paris promovierte sie 1985. Sie war Vo-lontärin bei den Staatlichen Museen Preußi-scher Kulturbesitz Berlin, wissenschaftlicheMitarbeiterin an der Universität Freiburg undhatte ein Post-doc-Forschungsstipendium derBibliotheca Hertziana in Rom (Max-Planck-In-stitut). Seit 1991 ist sie Forschungsreferentinam Zentralinstitut für Kunstgeschichte inMünchen und lehrt seit 2001 »Geschichte derGartenkunst« am Institut für Entwerfen Stadtund Landschaft der TUM. Ihre Veranstaltun-gen an der TUM vermitteln Geschichte undTheorie der Landschaftsarchitektur und damitTraditionen und historische Formen der Frei-raumgestaltung und Urbanistik, deren Kennt-nis grundlegend ist für die Ausbildung derLandschaftsarchitekten.

    Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt

    Dr. Dominik Godde, Honorarprofessor fürEnergiewirtschaft und Wasserkraft, studiertean der TUM Bauingenieurwesen und promo-vierte dort auf dem Gebiet der Wasserkraft.

    Seit mehr als 20 Jahren befasst er sich mitden Themen Wasser und Energie, zunächst inder Bauindustrie, heute in der Energiewirt-schaft. Vom Projektmanager bis zum Ge-schäftsführer war er verantwortlich für Ent-wicklung, Planung, Bau und Betrieb von Was-serbauwerken, insbesondere von Wasser-kraftwerken. Internationale Erfahrung sam-melte er unter anderem in leitenden Positio-nen in Asien und Afrika. Für das UnternehmenE.ON leitete er im Bereich der internationalenWasserkraft die strategische Entwicklung undzeichnet heute für die deutsche Wasserkraftdes Unternehmens verantwortlich. In seinerVorlesung gibt er seine Erfahrung an Studie-rende weiter, denen er ein Grundverständnisfür die komplexen Zusammenhänge der Ener-giewirtschaft und Einblicke in Sonderthemender Wasserkraft vermittelt.

    Dr. Martin G. Grambow, im Mai 2012 zumHonorarprofessor für Wasserressourcenma-nagement bestellt, liest seit 2006 für den Mas-terstudiengang Umweltingenieurwesen dasFach »International Water Politics and Law«.Er studierte Bauingenieurwesen an der TUMund hatte nach dem Referendariat an derObersten Baubehörde verschiedene Positio-nen in der Wasserwirtschaftsverwaltung inne,so als Amtsleiter in Hof und als Referatsleiteram Bayerischen Umweltministerium, bevor er2006 dort zum Leiter der heutigen AbteilungWasserwirtschaft und Bodenschutz berufenwurde. Durch die Promotion und die Mitarbeitim »Institute for Enhanced Studies on Sustai-nability« konnte er Praxisthemen der bayeri-schen Wasserwirtschaft in wissenschaftli-chem Umfeld vertiefen. Sein wissenschaftli-ches Interesse gilt der Administration der All-mende, wie das von ihm herausgegebeneBuch »Nachhaltige Wasserbewirtschaftung –Konzept und Umsetzung eines vernünftigenUmgangs mit dem Gemeingut Wasser« unter-streicht.

    Dr. Hilde Lemmer ist seit 29. Mai 2012 Ho-norarprofessorin für Umweltmikrobiologie. Siestudierte an der LMU Biologie mit Schwer-punkt Limnologie und Mikrobiologie. An derTUM promovierte sie 1985 über die Mikrobio-logie schaumbildender Actinomyceten in Klär-anlagen. Forschungsschwerpunkte sind seit

    Wissenschaft und Wirtschaft

    TUMcampus 2/1328

    Vom Chefsessel in den Hörsaal

    Iris Lauterbach

    Dominik Godde

    Martin G. Grambow

    Hilde Lemmer

  • 1981 »Schlammabsetzprobleme in Kläranla-gen« und »Abbau von Xenobiotika in Abwas-ser und Umwelt«. Dabei werden mikrobiellePopulationsstrukturen sowie deren Taxono-mie, Physiologie und Aktivität in diesen Syste-men aufgeklärt. Durch ihre Arbeit am Bayeri-schen Landesamt für Umwelt gehen die For-schungsergebnisse direkt in die Beratung vonPraktikern in der Siedlungswasserwirtschaftein. Mit zahlreichen wissenschaftlichen undpraxisnahen Publikationen sowie Vorträgenund Mikroskopierkursen unterstützt sie dieabwasserbiologische Fortbildung von Prakti-kern. Daneben unterrichtet sie Umweltmikro-biologie im TUM-Studiengang Umweltinge-nieurwesen.

    Fakultät für Chemie

    Dr. Richard W. Fischer wurde am 28. No-vember 2012 zum Honorarprofessor für In-dustrielle Katalyse bestellt. Er studierte an derTUM Chemie und promovierte 1994 zum The-ma Methyltrioxorhenium. Bis 2000 leitete erdie Projekte Homogene Katalyse der Zentral-forschung der Hoechst AG und die F & E derGeschäftseinheit Oxo-Produkte der CelaneseAG. Bis 2002 war er für die Forschung der Re-finery & Petrochemical Catalysts der Süd-Chemie Inc. verantwortlich. Nach Rückkehran den Produktions- und Forschungsstandortder Süd-Chemie AG in Heufeld (nun einStandort der Clariant) leitete er die Forschungdes Geschäftsbereichs Katalysatoren. Seit2011 ist er als Koordinator der strategischenAllianz Munich Catalysis (MuniCat) an derTUM tätig. MuniCat umfasst die gemeinsa-men Projekte der Clariant und der TUM, die imCatalysis Research Center bearbeitet werden.Fischer engagiert sich seit mehr als zehn Jah-ren in der Lehre mit praxisbezogenen Vorle-sungen im Bereich der industriellen Katalyse.

    Wissenschaftszentrum Weihenstephan fürErnährung, Landnutzung und Umwelt

    Harald Geiger wurde am 13. Juni 2012 zumHonorarprofessor für Öffentliches Recht er-nannt. Der Präsident des VerwaltungsgerichtsMünchen studierte an der LMU Jura, war seit1978 an verschiedenen Stellen der bayeri-schen Staatsverwaltung tätig und übernahm

    2004 seine jetzige Stelle als Präsident desgrößten Verwaltungsgerichts in Bayern. Er warviele Jahre Ausbilder für Rechtsreferendareund ist Prüfer im Zweiten Juristischen Staats-examen. Von ihm stammen einige juristischeLehrbücher und mehrere Fachbücher, unteranderem ein Kommentar zur Verwaltungsge-richtsordnung, der auch ins Chinesische über-setzt wurde. Er verfasste zahlreiche wissen-schaftliche Beiträge mit den SchwerpunktenProzessrecht, Bauplanungsrecht und Ver-kehrsrecht. Er ist Mitherausgeber einer juristi-schen Fachzeitschrift und Mitglied in mehre-ren Gremien, so bei der Bundesanstalt fürStraßenwesen. Schwerpunkte seiner Vorle-sungen sind Europarecht, Staatsrecht, Ver-waltungsverfahrensrecht und Forstrecht.

    Dr. Wolfgang Schmid, seit 7. Juli 2012 Ho-norarprofessor für Lebensmittelrecht, studier-te Lebensmittelchemie an der UniversitätKarlsruhe und promovierte an der DeutschenForschungsanstalt für Lebensmittelchemie inGarching. Seit 1986 ist er am BayerischenLandesamt für Gesundheit und Lebensmittel-sicherheit tätig. Als Labor- und Projektleiterwidmete er sich zunächst der Analytik derAromastoffe sowie dem Nachweis der Her-kunft und Authentizität von Lebensmittelnmittels Stabilisotopen-Analytik. 2010 wurde erstellvertretender Leiter der Abteilung Lebens-mittel und kosmetische Mittel. Seit 1996 hälter an der TUM als Lehrbeauftragter Vorlesun-gen über Lebensmittelrecht. 1999 wurde er indie Deutsche Lebensmittelbuch-Kommissionberufen. 2003 ernannte ihn das BayerischeStaatsministerium für Umwelt und Gesundheitzum Vorsitzenden der Arbeitsgruppe »Le-bensmittelzusätze, Kennzeichnung, Verbrau-cherinformation« im Pakt für sichere Lebens-mittel Bayern. In dieser Position war er bis2008 tätig.

    Wissenschaft und Wirtschaft

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    Richard W. Fischer

    Harald Geiger

    Wolfgang Schmid

  • Die Weltbevölkerung wächst, die Sensibilität gegenüberUmweltbelastungen, insbesondere des Grundwassersbei Überdüngung, nimmt zu. Zudem sind die Lagerstät-ten von Düngersubstanzen endlich und die Energiepreisesteigen, was die Produktion von Düngemitteln immer teu-rer macht. All das macht es notwendig, das Optimum auslandwirtschaftlichen Nutzpflanzen herauszuholen. Dün-gung ist hier ein ganz wesentlicher Aspekt.

    Heutige Ackerflächen sind zum Teil sehr groß, weshalb dieeinzelnen Teilflächen häufig hohe Unterschiede im Ertragzeigen und folglich unterschiedlich viel Dünger brauchen.Die herkömmliche einheitliche Düngung für den gesamtenSchlag führt zu Über- oder Unterversorgung der Pflanzen.

    Vor diesem Hintergrund wurde am Lehrstuhl für Ökologi-schen Landbau und Pflanzenbausysteme der TUM einSensorsystem entwickelt, mit dem sich schnell, berüh-rungslos und kostengünstig ermitteln lässt, wie gut diePflanzen mit Nährstoffen versorgt sind. Das Spektralsen-sorsystem, das gemeinsam mit der Firma Fritzmeier Um-welttechnik bis zur Praxistauglichkeit weiterentwickeltwurde, ist am Schlepper montiert und bestimmt währendder Überfahrt den Ernährungsstatus der Pflanzen. DieseDaten werden an einen Rechner im Traktor geschickt undmit anderen im Rechner hinterlegten Daten �