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WEIT BLICK // Das Magazin des Verbandes der Lehrkräfte an weiterführenden Schulen // #02 // Dezember 2017 - Interview mit dem Inklusionsexperten Dr. Lang - Der VRB hilft: Überlastungsanzeige & Leistungserlass - Gratulation an Jürgen Böhm zur Wahl als stv. dbb-Bundesvorsitzender

Das Magazin des Verbandes der Lehrkräfte an ...€¦ · ... einer Gewerkschaft für alle an Schule Tätigen zu machen, und um unserer Stimme zusätzliches Gewicht zu ver-leihen

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Weitblick// Das Magazin des Verbandes der Lehrkräfte an weiterführenden Schulen // #02 // Dezember 2017

- InterviewmitdemInklusionsexpertenDr.Lang

- DerVRBhilft: Überlastungsanzeige&Leistungserlass

- GratulationanJürgenBöhmzurWahlals stv.dbb-Bundesvorsitzender

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WEITBLICK // #02 // Dezember 2017

InhaLt3 Editorial

4 DasBuchaufdasmangewartet hat

6 InklusiveSchuleimSaarland

13 DerVRBhilft- Überlastungsanzeige

16 DieReihe„Fördernlernen“

17 Gastkommentarvon RainerDollase

20 Dienstbeginnander Seminarschule

22 DerVRBhilft- Leistungsbemessung

24 DasErasmus-Projekt

25 StellungnahmedesVRB

27 DerVRBstehtfür

28 Verabschiedungvon IngeRöckeleinbeimDBB

29 AusdemDBB

31 Pressemitteilungen

38 Impressum

39 Mitgliedsantrag

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inunsererletztenAusgabedes„Weit-blick“fürdiesesJahrgehtesnunnocheinmal um vieleThemen, die uns be-wegen.

Die Anforderungen an den Lehrer-beruf steigen und steigen. Das be-einflusst auch die Gesundheit allerLehrkräfte.AnunssindvieleErlebnis-berichte und Hilferufe herangetragenworden,diediedramatischenSituati-onen an vielen Schulen schildern: zugroße Klassen, fehlende Räumlichkei-ten, Zunahme von verbaler und auchkörperlicherGewaltderSchülerunter-einander, verbale Gewalt gegenüberLehrern...VerschärftwirddieSituationdurchdiezugeringePersonalisierungmit Lehrern aller Professionen, aberauch durch den Mangel an externenUnterstützungsangeboten.Alles ist ineinem nicht ansatzweise ausreichen-denMaßevorhanden.

Unsere Forderung nach einem Stoppder Inklusion, so lange die Bedingun-gen für eine qualitativ hochwerti-ge gemeinsame Unterrichtung allerSchülerinnen und Schüler nicht ge-schaffen sind, können wir daher nuraufrechterhalten. Hierfür bekamenwir auch reichlich Zuspruch. VieleSchulenklagenüberÜberlastungunddas Ausbrennen in den gegenwärti-genSettings.

In anderen Bundesländern war dieBildungspolitik ausschlaggebend füreineWahlentscheidung. Daran ist eingestiegenes Interesse an dem Themazu erkennen, was auch eine Beschäf-tigung mit den aktuellen Zuständennachsichzieht.

Jede Schule hat individuelle Bedürf-nisse und Rahmenbedingungen, diedarauf abgestimmt werden müssen,Lernenfürallemöglichzumachen.

MehrfachhabenwirunsmitHerrnDr.Langgetroffen,derinderSaarbrückerZeitung einen großen Artikel hatte,undunsmitihmüberdasBildungsan-gebotvonSchülerinnenundSchülernausgetauscht. Welche Bedingungensolltengegebensein,umalsLehrerinZeitenderInklusionzuarbeiten?SeineeindeutigeAntwort:EinepermanenteDoppelbesetzung mit ausgebildetenRegel–undFörderschullehrernistun-abdingbar.ErbegründetdasinseinerPromotionsarbeit juristisch wie auchpädagogisch . Eine ausführliche Dar-stellung der Gespräche finden Sie inunseremHeft.

Liebe Mitglieder, das vergangene JahrwargeprägtvonderHPR-WahlunddieProfilsetzungunseresVerbandes.

WirstehenfürLeistungsorientierung,die Möglichkeit der Bildung von ab-

schlussbezogenen Klassen und dieStärkungderLehrergesundheit.

Aber um das durchzusetzen, benöti-gen wir Ihre Unterstützung. Wir sindein kleinerVerband, der für alle Lehr-kräfteinallenSchulformengerechtereArbeitsbedingungenschaffenmöchte.

Dasgehtnurzusammen.

BringenSiesichein,steuernSieIdeenund auch bitte mehr bei, um uns zueiner Gewerkschaft für alle anSchuleTätigen zu machen, und um unsererStimme zusätzliches Gewicht zu ver-leihen.

Am 22. Januar 2018 findet um 16:00UhrunsereMitgliederversammlunginderGemSHeusweilerstatt.MerkenSiesichdiesenTerminvorundzeigenSieunsdurchIhreTeilnahme,dasswirunsgemeinsamfüreinebessereBildungs-politikimSaarlandeinsetzen.

Liebe Mitglieder, ich wünsche IhnenundIhrenFamilienbereitsaufdiesemWeg ein besinnliches WeihnachtsfestundGesundheit,GlückundZufrieden-heitimneuenJahr2018.

IhreKaren Claassen

eDItoRIaL

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LiebeMitglieder,

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Lehrstoff // #03 // Juni 2012Lehrstoff // #03 // Juni 2012WEITBLICK // #02 // Dezember 2017

DaSBUCh,aUFDaSManGeWaRtethat

Die Literatur zumThema Inklusion inder Schule ist inzwischen nahezu un-überschaubar. Darunter ist kaum einBeitrag, in dem nicht das Hoheliedder Inklusion angestimmt wird. DasZauberwort heißt „UN-Behinderten-rechtskonvention“–undschonistjedeDiskussion abgewürgt. Diesem Main-streamfühltsichderAutordeshierzubesprechendenBuchesnichtverpflich-tet. Wer sich vorurteilsfrei mit demThema Inklusion befassen will, wirdkünftig nicht daran vorbei kommen,sichmitdiesem700Seitenumfassen-denWerkauseinanderzusetzen.

Dashatetwasdamitzu tun,dassderAutor für einen realitätsbezogenenUmgang mit der Thematik das not-wendigeRüstzeugmitbringt.Inden33JahrenseinerTätigkeitimMinisteriumfür Bildung, Kultur undWissenschaftdesSaarlandeshatderJuristHansgün-terLang,bevorer1999Staatssekretärwurde, 24 Jahre das Schulrechtsrefe-ratgeleitet.BeiderLektürekannmansich nicht dem Eindruck entziehen,dass man es mit einem Autor zu tunhat, der die Rechtsmaterie souveränbeherrscht. Das gilt für seine Darstel-lung und Analyse der speziell landes-rechtlichenRegelungenzurinklusivenSchule, das gilt aber auch für derenBeurteilung unter verfassungsrecht-lichem und völkerrechtlichem Aspekt.DieRechtsfragenwerdenineinerkla-ren und auch dem juristischen LaienverständlichenSpracheerörtert.

Dochkommtnochetwasandereshin-zu, was die Überzeugungskraft derjuristischen Argumente in diesemBuch ausmacht. Der Autor beziehtnämlichvonAnfanganalleunterpä-dagogischem Blickwinkel relevantenTatsachen und Erkenntnisse in seinejuristischeAnalyseein.ManspürtaufSchritt und Tritt seine Bereitschaftund Fähigkeit, sich auch auf dieWeltder Pädagogik und die Realität desSchulwesens einzulassen. Dieser Zu-gangwurdeihmermöglichtdurchdietiefenEinblickeindieschulischeWirk-lichkeit,dieer indenfastdreieinhalbJahrzehnten seiner Tätigkeit im saar-ländischenKultusministeriumgewin-nenkonnte.FürmancheLehrerinundmanchenLehrerwirdesebensoüber-raschend wie beruhigend sein, wennder Jurist Hansgünter Lang in derEinleitungschreibt:„DerausderSichtuninformierter Personen nicht seltenbehauptete angebliche Antagonis-muszwischenSchuljuristenundPäd-agogen in einem KultusministeriumhatnichtsmitderRealitätzutun.Daswechselseitige Eingehen auf die An-forderungen,BedingungenundEigen-gesetzlichkeiten des jeweils anderenBereichswirdvielmehraufbeidenSei-tenalsunerlässlicheGelingensvoraus-setzungerfahren.“HierlässtderAutoreinenBlickaufdieinnereHaltungzu,von der er beim Schreiben dieses Bu-chesgeleitetwar.

Inklusion will Teilhabe ermöglichen.Doch ist „Teilhabe“ zunächst eine in-haltsarme Formel. Man muss konkretfragen:WorumgehtesdabeiimSchul-bereich?EsgehtumdieEntfaltungderPersönlichkeitdesbehindertenKindesdurch Bildung. Auch das behinderteKindhatgegendenStaateinenverfas-sungsrechtlichbegründetenBildungs-anspruch. Die entscheidende Fragelautet: Wird dieser BildungsanspruchdurchdasvomStaatinderkonkretenSituation bereitgestellte Bildungsan-gebot erfüllt? Dazu stellt der Autordie zentrale die Frage: Was sind dasfürSchüler,umdieeshiergeht?SeineAntwort:EsistnichtderausschließlichkörperbehinderteSchülerimRollstuhl,den die Zeitungen gern zur Illustrie-rungihrerInklusions-Artikelabbilden.Vielmehr sind 80 Prozent der Schülermit sonderpädagogischem Förderbe-darfkognitivbehindert,alsoentwederlernbehindert oder geistig behindert.Weitere 15 Prozent sind dem Förder-schwerpunkt emotionale und sozia-le Entwicklung zugeordnet. Diese 95Prozentsind,soLang,fürdieinklusiveSchule die eigentliche Herausforde-rung.

MitüberzeugendenArgumentenzeigtLang auf, dass der in der Klasse aufsich allein gestellte Lehrer objektivüberfordertist,wennerdieseSchülerso fördern soll, dass ihr Bildungsan-spruch erfüllt wird, gleichzeitig aberauch die Erfüllung des Bildungsan-

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spruchs der nichtbehinderten Schü-ler ohne Abstriche gewährleistet seinsoll. Seine Schlussfolgerung: Nur miteinem Zwei-Pädagogen-System, d.h.einer durchgängigen pädagogischenDoppelbesetzung ist diese Herausfor-derungzubewältigen.

Gemessen an diesen ErfordernissenbezeichnetLangdietatsächlicheSitu-ationderIntegrationbzw.InklusionindensaarländischenSchulenals„hoch-gradigdefizitär“,undzwarvonihremBeginn im Jahr 1986 an bis heute. IndemumfangreichenTatsachenmateri-al,daserausbreitetunddasermitderProfessionalität des Insiders aus denunterschiedlichsten Quellen erschlos-senhat, isteseineZahl,mitderLangdie pädagogische Unverantwortlich-keit der Inklusionspraxis im Saarlandfür jedermann sichtbar macht: ImSchuljahr 2012/13 erhielt im Saarlandein inklusiv unterrichtetes behinder-tes Kind pro Woche im Durchschnitt,d.h. auf alle Behinderungsarten undSchweregrade bezogen, gerade ein-mal 1,67 Unterrichtsstunden an son-derpädagogischer Förderung durcheinen sogenannten Ambulanzlehrer.

Zu dieser Art von Förderung stellt erdie„Evidenzfrage“:Wasgeschiehtmitdem behinderten Kind in den „übri-gen“ 26–30Wochenstunden? Die 1,67Förderstunden durch den Ambulanz-lehrerkannmanunterdemGesichts-punkt der pädagogischen Wirksam-keit in der Tat fast vergessen. DaranhatauchderTrickmitdersog.Budge-tierungvonFörderschullehrerstundennichtsgeändert.

Sokommtes,dassderStaatseineob-jektivenPflichtengleichzweiMalver-letzt: Nämlich durch die weitgehendeNichterfüllungdesBildungsanspruchsder behinderten Schüler infolge feh-lender personeller Zusatzausstattungund durch die objektive Überforde-rung der regulären Lehrkräfte unddie darin liegende Verletzung seinerFürsorgepflichtalsDienstherrbzw.Ar-beitgeber.

Die Arbeit enthält ein überzeugendesPlädoyer für die Förderschule als un-verzichtbaren Bestandteil eines du-alen Systems sonderpädagogischerFörderung.Aufgrunddesverfassungs-rechtlich verankerten Elternrechts ist

derStaatverpflichtet,auchdenElternbehinderter Kinder eine tatsächlicheWahlmöglichkeit bezüglich des Lern-ortes ihres Kindes zu gewährleisten.Der Autor begründet überzeugend,dass die UN-Behindertenrechtskon-ventionkeinVerbotvonFörderschulenenthält. Er entlarvt die anderslauten-de Behauptung als einen schamlosenVersuch interessierter Kräfte, die Fra-ge des Systems sonderpädagogischerFörderungbehinderterKinderfürdasideologischeZiel„einerSchulefüralle“zuinstrumentalisieren.

Die Untersuchung von Hansgün-ter Lang, die am 15. Juli 2016 von derRechts- und Wirtschaftswissenschaft-lichen Fakultät des Universität desSaarlandes–AbteilungRechtswissen-schaft–alsDissertationangenommenwurde, spiegelt das innere Engage-ment eines Sachwalters der wohlver-standenenInteressendesbehindertenKindeswider.GleichzeitigistdieArbeitgeprägt durch die strikte Einhaltungwissenschaftlicher Distanz. So ist einWerkentstanden,demmanvieleLeserwünscht.Markus Neuschmitt

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Lehrstoff // #03 // Juni 2012Lehrstoff // #03 // Juni 2012WEITBLICK // #02 // Dezember 2017

Der ehemalige Staatssekretär in Ministerium für Bildung, Kultur und Wis-senschaft des Saarlandes Dr. Hansgünter Lang hat eine grundlegende ArbeitzudenFragenvorgelegt,diemitderinklusivenSchuleunddenFörderschulenverbundensind.Siewurdeam15.Juli2016vonderRechts-undWirtschaftswis-senschaftlichenFakultätderUniversitätdesSaarlandesalsDissertationange-nommen.DasThemaderArbeitlautet:„DasBildungsangebotfürBehinderte.VerfassungsrechtlicheAnforderungenandasSystemdersonderpädagogischenFörderung.EineUntersuchungaufderGrundlagederrechtlichenRegelungenundderschulischenPraxisimSaarland.“DieUntersuchungerstrecktsichso-wohlaufdierechtlichewieaufdiepädagogischeDimensionderThematik.DasBuchist2017imVerlagDuncker&Humblot,Berlin,erschienen.Das Saarland hat 1986 als erstes Bundesland die integrative UnterrichtungBehinderter als reguläre Form der sonderpädagogischen Förderung nebenden Sonderschulen im Schulgesetz verankert. Kultusminister in der Regie-rungLafontainewardamalsDietherBreitenbach.30Jahrespäter,nämlicham5.oktober2016,wirdBreitenbachineinemBerichtüberdasGespräch,dasdieSaarbrückerZeitungausanlassdieses„Jubiläums“mitihmführte,wiefolgtwörtlichzitiert:„DieUmsetzungderInklusionmussSchwerpunktdernächs-tenLegislaturperiodewerden,sonstgehtsiedenBachrunter.“WassagenSiezudieserÄußerung?BemerkenswertanBreitenbachsBefürchtungbzw.Prognoseistallenfalls,dasserdiehochdefizitäreSituationderinklusivenUnterrichtungBehinderterindensaarländischenSchulenoffenbarerstnach30Jahrenwahrnimmt.DieZuständeundVerhältnisse,diebeiderinklusivenUnterrichtungbehinderterKinderundJugendlicherimSaarlandherrschen,existierendochnichterstseitheute,sondernvonAnfangan.DasGroßprojektInklusionwareinScheiternmitAnsage.BreitenbachwarinsgesamtsiebenJahrefürdasSchulwesenzuständig,trägtandieserpädagogischhochdefizitärenInklusionspraxisalsoeinhohesMaßanMitverantwor-tung.UnterseinerFührungwurdendieFallzahlenbeiderintegrativenUnterrichtungvonJahrzuJahrmassivgesteigert,ungeachtetderfehlendenpersonellenRessourcen.FürdieseEntwicklunghatBreitenbachgewissermaßendenTaktvorge-geben.DassausgerechneterjetztdieDefiziteanprangertundForderungenandieaktuelleBildungspolitikrichtet–naja.

habenSieeineerklärungdafür,dassderehemaligeKultusministerjetztoffenbareinenbesserenZugangzurRealitäthat?VielleichthatBreitenbachmitbekommen,dassderöffentlicheDiskursüberdie Inklusion inzwischenaneinemWende-punktangekommenist.

WasmeinenSiedamit?DieZeit,inderdasGroßprojekt„Inklusion“einSelbstläuferwar,istvorbei.Esfunktioniertnichtmehr,dassdieProtagonis-teneinesradikalisiertenInklusionsbegriffsbloßdasWort„UN-Behindertenrechtskonvention“auszusprechenbrauchten,umkritischeFragengarnichterstaufkommenzulassen.LangeZeitreichtegesinnungsethischeBeflissenheitaus,umsichimöffentlichenDiskursdieMeinungsführerschaftbeimThemaschulische Inklusionzusichern.WerdemgegenüberandieGrenzendespädagogischMachbarenerinnerteoderaufdiefehlendenpersonellenRessourcenhinwies,wurdeman-gelnderEmpathiemitBehindertengeziehen.DieFragenachderSinnhaftigkeitundRechtmäßigkeitderInklusionspraxiswurde als Zumutung empfunden. Doch jetzt ist die Zeit der Illusionsmalerei zu Ende. Der Grund: Ein Praxisschock aufbreiterBasis.

WasheißtPraxisschock?InzwischenwerdenvoneinerimmergrößerwerdenZahlvonMenschendiemitderInklusionverbundenenVerheißungenmitderschulischenWirklichkeitabgeglichen.Vieleschauenerstjetztgenauerhinundregistrieren,welcheschöneheileWeltderInklusionmanihnenvorgegaukelthat.

WieisteszudieserWendegekommen?DerPraxisschockkommtvonzweiSeiten.DieElternbehinderterKindererlebenes,wieeineFörderschulenachderanderenaufgelöstunddamitihremelterlichenWahlrechtderBodenentzogenwird.GleichzeitighatsichderBlickderÖffentlich-keitdafürgeschärft,wieschwierigInklusionindenmeistenFällenist,alsoinsbesonderebeidenlernbehinderten,geis-tigbehindertenundverhaltensauffälligenSchülern.DieSensibilisierungderÖffentlichkeithatetwasdamitzutun,dasdieLehrkräftederRegelschulenneuerdingsvoreineweitereAufgabegestelltsind.Siemüssenjetztauchnochzahlreiche

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Dr. Hansgünter Lang (Foto: Privat)

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Flüchtlings-undMigrantenkinderohneDeutschkenntnisseunterrichtenunderziehen.JetzthörtmandenüberfordertenLehrkräftenendlichzu,wennsiefragen.„Wassollenwireigentlichnochallesleisten?“

WashatesmitdieserSensibilisierungderBetroffenenaufsich?NatürlichgehtdieseobjektiveÜberforderungderLehrkraftvorallemzuLastendesBildungsanspruchsdesbehindertenKindes.DasbehinderteKindistes,dasanersterStellebeidieserhochgradigdefizitärenSituationinderinklusivenSchu-le den Schaden hat. Doch zieht diese Überforderung der Lehrerinnen und Lehrer den gesamten Unterricht nach untenundwirktsichdamitauchaufdieErfüllungdesBildungsanspruchsdernichtbehindertenKinderaus.GeradederenElternschaltensichjetztverstärktindieDebatteüberdieInklusionein.DiezusätzlicheBelastungderLehrkräftedurchdieUn-terrichtungderFlüchtlings-undMigrantenkinderwirktfürdieWahrnehmungunddasBewusstseinderÖffentlichkeitinSachenInklusionwieeinKatalysator.DadurchhatsichderResonanzbodenfürdiekritischeAuseinandersetzungmitdenZuständenundVerhältnissenbeiderinklusivenUnterrichtungBehinderterenormausgedehnt.

SienanntensoebendieSituationderinklusivenSchuleimSaarland„hochgradigdefizitär“.WelcheBelegehabenSiefürdieseFeststellung?AusgangspunktmussdieFragesein:WassinddasfürSchüler,mitdenenwireshierzutunhaben?GehtesnachdenMe-dien,somussmandenEindruckgewinnen:DassindSchülerimRollstuhl.WenneinZeitungsartikelzumThemaInklusionmiteinemBildillustriertwird,sohandeltessichin99ProzentderFälleumdieAbbildungeinesSchülersimRollstuhl.

InwiefernisteinesolcheIllustrationirreführend?DerSchülerimRollstuhlistdochnichtdasProblem,sofernernichtgleichzeitigaucheinekognitiveBehinderunghat.DiegeradezustereotypeDarstellungdesRollstuhlfahrersalsIllustrierungeinesZeitungsartikelszumThemaInklusionlenktdavonab,dass80ProzentderSchüler,umdieeshiergeht,lernbehindertodergeistigbehindertsind.InabsolutenZahlen:Vonden6500SchülernmitfestgestelltemsonderpädagogischenFörderbedarf imSaarlandimSchuljahr2013/14haben5200einekognitiveBehinderung,sindalsoentweder lernbehindertodergeistigbehindertundkönnendahernurziel-differentunterrichtetwerden.Weitere15ProzenthabeneineBehinderunginGestaltausgeprägterVerhaltensauffällig-keiten.Diese95ProzentallerSchülermitsonderpädagogischemFörderbedarf–undnichtdieübrigen5Prozent,d.h.dieausschließlichkörperbehinderten,sinnesbehindertenundsprachbehindertenSchüler–stellendieeigentlicheHerausfor-derungdar,welchedieinklusiveSchulezubewältigenhat.AndieserHerausforderungistdieinklusiveSchuleimSaarlandjedochbishergescheitertistundsiewirdvoraussichtlichauchkünftigdaranscheitern.

IstdasnichteinegewagteBehauptungbzw.Prognose?Keineswegs.EinbehindertesKindistanjedemUnterrichtstagundStundefürStundeaufeinesonderpädagogischgepräg-teUnterrichtssituationangewiesen.InderFörderschuleistdasgewährleistet,undandiesemQualitätsmaßstabmusssichauchdieinklusiveUnterrichtungmessenlassen.BeikognitivbehindertenSchülernsowiebeiSchülernmitausgeprägtenVerhaltensauffälligkeiten muss man sich deren pädagogische Ausgangslage und sich ihre daraus sowohl in kognitiverwieinemotional-sozialerHinsichtabzuleitendenBedürfnissevorAugenhalten.DiesenSchülernkannmannurmitei-nerindividuellenunddamitzeitintensivensonderpädagogischenFörderunggerechtwerden.EinaufsichalleingestellterLehrer istdamitobjektivüberfordert.DiesonderpädagogischgeprägteUnterrichtssituationkannnurmiteinemZwei-Pädagogen-System,d.h.mitdurchgängigerpädagogischerDoppelbesetzunghergestelltwerden.DarüberbestehtinderErziehungswissenschaftsowohlinDeutschlandalsauchaufinternationalerEbeneKonsens.

nochmals:WiesehendieFaktenaus?Inklusion,wennsiepädagogischverantwortbarpraktiziertwerdensoll,stehtundfälltmitdendafürerforderlichenRah-menbedingungen.ImSchuljahr2012/13erhieltimSaarlandeininklusivunterrichtetesbehindertesKindproWoche–wohl-gemerkt:proWoche–imDurchschnittgeradeeinmal1,67UnterrichtsstundenansonderpädagogischerFörderungdurcheinensogenanntenAmbulanzlehrer.VondieserDurchschnittszahlsindalleBehinderungsartenundSchweregradeum-fasst,alsoauchdiezieldifferenteUnterrichtungvonlernbehindertenundgeistigbehindertenSchülernunddieUnterrich-tungstarkverhaltensauffälligerSchüler.UnterdemGesichtspunktderpädagogischenWirksamkeitkanndieseFörderung,zurückhaltendgesprochen,fastvernachlässigtwerden.MiteinereinzigenFragekanndashochgradigeDefizitdieserArtvon„Förderung“zurEvidenzgebrachtwerden:WasgeschiehtmitdembehindertenKindinden„übrigen“26–30Wochen-stunden?BedarfeswirklichnochweitererWorte,dassmandenbehindertenKindern inder inklusivenSchulenurmiteinemZwei-Pädagogen-System,d.h.mitdurchgängigerpädagogischerDoppelbesetzunggerechtwerdenkann?

UndwiestehtesumdieFinanzierbarkeiteinersolchenPersonalausstattung?DerfüreinepädagogischverantwortbareinklusiveUnterrichtungBehindertererforderlichePersonalbedarfistetwaumdenFaktor3,5größeralsbeiderUnterrichtunganFörderschulen.EsgibtdieseriöseKostenschätzungeinesunabhängigenInstituts,das beieinerErsetzung derFörderschulendurcheinpädagogischverantwortbares inklusivesSchulsysteminDeutschlandeinenfinanziellenMehrbedarfimUmfangeineshohenMilliardenbetragesermittelthat.FürdasSaarlandwürdedieseinenentsprechendhohenMillionenbetragbedeuten.KultusministerDietherBreitenbachhatjedoch1986beiderBeratungzurgesetzlichenRegelungderintegrativenUnterrichtungimAusschussfürKultus,BildungundSportdesLandtagsdesSaarlandeserklärt,dieintegrativeUnterrichtungsollekostenneutralverwirklichtwerden,weshalbsicherlichauchnichtallenAnträgenaufIntegrationindemMaßeentsprochenwerdenkönne,wieesvondenBetroffenenerwartetwerde.EntgegendenoffiziellenAbsichtserklärungenwurdendieFallzahlenvonAnfanganundvonJahrzuJahrmassivgesteigert.MitderFestlegungaufKostenneutralitätwarendieenormenpädagogischenDefizite,d.h.dasScheiternderintegrativenbzw.inklusivenUnterrichtungimSaarlanddahervonAnfanganvorprogrammiert.

WelcheRollehatdamalsbeidereinführungderintegrativenbzw.inklusivenUnterrichtungimSaarlanddieFragenachdenerforderlichenRahmenbedingungen,denKostenundderFinanzierunggespielt?WasstanddennindemGesetzent-wurfzudenRahmenbedingungenunddendamitverbundenenKosten?DasSaarlandhat1986alserstesBundeslanddieintegrativeUnterrichtungBehinderteralsreguläreFormsonderpädago-

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WEITBLICK // #02 // Dezember 2017

gischerFörderungnebendenFörderschulenimSchulordnungsgesetzverankert.Bei jedemGesetzentwurf,dendieLan-desregierung im Landtag des Saarlandes einbringt, sind in dem sog.Vorblatt Angaben zu den Kosten zu machen. AlsLeiterdeszuständigenSchulrechtsreferateshabeichdamalsdenGesetzentwurfverfasst,natürlichunterBeachtungderinhaltlichenVorgabenvonKultusministerBreitenbach.TrotzmehrfachenundenergischenDrängensbeidenzuständigenStellenimMinisteriumwurdenmirkeinekonkretenAngabenzudenmitderintegrativenUnterrichtungverbundenenKostengemacht.DajedocheinGesetzentwurfohneAngabenzudenKostenvonderStaatskanzleinichtakzeptiertwordenwäre,wurdeindasVorblattschließlichfolgendeFormulierungaufgenommen:„BeiderzunächstüberdenWegvonSchul-versuchenerfolgendenErweiterungdergemeinsamenUnterrichtungvonBehindertenundNichtbehinderteninSchulenderRegelformentstehtandiesenSchuleneinerhöhterPersonalaufwand,demeineVerminderungdesPersonalaufwandesandenSchulenfürBehindertegegenübersteht,wobeijeweilseineexakteBezifferungderzeitnichtmöglichist.“DerInfor-mationswertdiesesSatzeswargleichnull.MankanndieseAussagezurKostenfragenuralsHohnbezeichnen.

WieistdiefaktischeVerweigerungeinersubstantiellenaussagezudenKostenimKabinettaufgenommenworden?DerGesetzentwurfdesKultusministersBreitenbachwurdevomMinisterratanstandslosverabschiedetundnamensderLandesregierungvomMinisterpräsidentenOskarLafontainebeimLandtagdesSaarlandeseingebracht.Auchdorthatnie-mandanderzitiertenAussagezudenKostenAnstoßgenommen,obwohlsieeinerBrüskierungdesParlamentsgleichkam.

UndwieverliefdieBeratungdesGesetzentwurfsimLandtag?Sounglaublichesklingt:AberwederbeiderErstennochbeiderabschließendenZweitenLesungdesGesetzentwurfsimLandtagdesSaarlandeswurdevonirgendeinerSeitedieFragenachdenerforderlichenpersonellenRahmenbedingungenunddendamitverbundenenKostenderintegrativenUnterrichtunggestellt.AuchnichtvondenOppositionsfraktionender CDU und FDP. Dort war man sich offensichtlich derTragweite dieses Projektes nicht bewusst und hat ihm kritikloszugestimmt.DassKultusministerBreitenbachunddieRegierungsfraktionderSPDkeinInteresseanderöffentlichenThe-matisierungderKostenfragehatten,verstehtsichvonselbst.WieistdieserUmgangmitderKostenfrageindemdamaligenGesetzgebungsverfahrenzubewerten?Gerade an diesem Umgang mit den personellen Rahmenbedingungen und der Kostenfrage zeigt sich, wie verantwor-tungslosmanaufpolitischerEbeneimSaarlandvonAnfanganmitdembildungspolitischenGroßprojektderIntegrationbzw.InklusionbehinderterSchülerumgegangenist.

IndenländervergleichendenStatistikenzurInklusionhatdasSaarlandvonanfanganeineSpitzenpositioneingenom-men.WelcheRückschlüsselässtdaszu?DieZahlderIntegrationsmaßnahmenistimSaarlandvonAnfanganundvonJahrzuJahrmassivgesteigertworden.DieBildungspolitikerhabensichangesichtsder„Spitzenposition“desSaarlandesindenländervergleichendenStatistikenzurintegrativenUnterrichtungselbstaufdieSchultergeklopft.Der„Erfolg“derintegrativenUnterrichtungwurdeausschließ-lichanderSteigerungderFallzahlenundanderInklusionsquotefestgemacht.DieländervergleichendenStatistikenhabenmehrzurVerschleierungalszursachgerechtenAbbildungderWirklichkeitbeigetragen.DenndietraurigepädagogischeWirklichkeit,diesichangesichtsderkläglichenPersonalausstattunginvielenFällenhinterdiesenZahlenverbirgt,kommtinsolchenRankingsnichtvor.MandarfInklusionsquotenichtgleichsetzenmitKindeswohl.

Die1,67UnterrichtsstundenansonderpädagogischerFörderungdurcheinenambulanzlehrerfüreinbehindertesKindproWochestellenindertateinepersonelle„Zusatzausstattung“vonehersymbolischerBedeutungdar.aberinzwischenhatKultusministerUlrichCommerçondochdasambulanzlehrersystemdurchdieBudgetierungvonFörderschullehrer-Stundenersetzt.WurdedamiteineVerbesserungerreicht?BeiderBudgetierungvonFörderschullehrer-StundenhandeltessichnurumeineandereArtderPersonalzuordnung:DieFörderstundenwerdennichtmehrdemeinzelnenbehindertenSchülerzugewiesen,sondernderSchulealssolcher.An-geblichsolldamiteineEffizienzsteigerungverbundensein.InWirklichkeithandeltessichumeinereintechnokratischeMaßnahme,mitderderMangelbesserkaschiertwerdenkann.ZusätzlichesPotenzialanFörderschullehrer-StundenfürdieallgemeinenSchulenwarundistmitderBudgetierungnichtverbunden.DashabeichinmeinemBuchz.B.fürdenBereichderGrundschulenimEinzelnennachgewiesen.ImÜbrigenistdurchRundschreibendesKultusministeriumsausdrücklichangeordnet,dassdieimRahmenderBudgetierungzugewiesenenLehrkräfteinersterLiniedazudasind,dieKlassenlehr-kraftzuberaten.DerLehreroderdieLehrerinderRegelschuleistalsoimUnterrichtder inklusivenSchulenachwievorgrundsätzlichaufsichalleingestellt.

ÜbersehenSiedabeinicht,dassinderinklusivenSchuleinzwischeneinegroßeZahlvoneingliederungshelferntätigist?DerHinweisaufdieEingliederungshelferistkeinArgument,imGegenteil.WenneinembehindertenKindaufAntragsei-nerElterneinEingliederungshelferzugeordnetwird,sogeschiehtdiesnichtaufderGrundlagedesSchulgesetzes,sondernderSozialgesetze,nämlichdesSGBVIII(Kinder-undJugendhilfe)unddesSGBXII(Sozialhilfe).Manmusswissen,dassdieinderRegelvomDeutschenRotenKreuzoderderLebenshilfeimRahmenvonGestellungsverträgenzurVerfügunggestelltenEingliederungshelfernachdengesetzlichenBestimmungenkeinenpädagogischenAuftraghaben.Siesindausschließlichdazuda,demKinddenSchulbesuchalssolchenüberhaupterstzuermöglichen.SiebegleitenesaufdemSchulweg,helfenihmbeiderOrientierungimSchulgebäude,beimEssen,beimToilettengangundbehaltenspezielldiesesKindimAuge.EntsprechenddiesemAnforderungsprofilhabenEingliederungshelfergenerellkeinepädagogischeAusbildungoderQuali-fikationundwerdenauchentsprechendmäßigbezahlt.DerEinsatzvonEingliederungshelfernfürpädagogischeAufgabenistmitdenrechtlichenBestimmungennichtvereinbar.

DennochwerdensieimSaarlandinzwischeningroßemUmfangmitaufgabenbetraut,dieeindeutigpädagogischerartsind.Wieistdasunterpädagogischemundrechtlichemaspektzubeurteilen?EsistbezeichnendfürdieZuständeundVerhältnisse,dieinzwischeninderinklusivenSchuleimSaarlandherrschen,dassdieVerwendungvonEingliederungshelfernfüreindeutigpädagogischeAufgabenvonRegierungsseitesogaroffenein-geräumtwird.SohatdiedamaligeAbteilungsleiterinundjetzigeStaatssekretärinimKultusministeriumChristineStrei-

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Karikatur von Evelyn Haase

chert-Clivot in einer Anhörung vor demBildungsausschuss des Landtags desSaarlandes mit Blick auf die Eingliede-rungshelfererklärt:„WirhabenzumTeileinesehrhoheDichteanPersonen,dieindeneinzelnenSchulklassenimweitestenSinn pädagogisch tätig sind, und zwardort, wo eben massiv Anträge gestelltwerden.“Eingliederungshilfegilt,wieesin der gleichen Anhörung eineVertrete-rin des Landkreistages Saarland für diebewilligenden Sozialämter erklärt hat,„als Notnagel für schulische Aufgaben“,weildieSchulen„selbernichtinderLagesind, die Integration oder Inklusion ad-äquat umzusetzen. Es ist ein Hilferuf.“Und in derselben Sitzung des Bildungs-ausschusses des Landtags hat ein Refe-ratsleiter aus dem Kultusministeriumerklärt:„Es kann nicht sein, dass überalldieseEingliederungshelferbewilligtwer-den und wir es antreffen, dass wir bei-spielsweise sechs EingliederungshelferineinerKlassehaben“.

Welche auswirkungen hat das auf dieQualitätdesUnterrichts?Personal ohne jegliche pädagogischeQualifikation wird in großem UmfangzurpädagogischenArbeitmitBehinder-ten eingesetzt. Diese rechtsmissbräuch-liche Verwendung von Eingliederungs-helfern,beidenenimÜbrigeneinehohe,geradedenbehindertenKindernäußerstabträgliche Fluktuation zu verzeichnenist, steht für die hochgradig defizitäreSituationderinklusivenSchuleimSaar-land. Ihr Einsatz anstelle von pädagogi-schemPersonal,fürdasderKultusminis-ter zu sorgen hätte, geht voll zu LastenderbehindertenKinder,derenBildungs-anspruchmitsolchemPersonalnichter-fülltwerdenkann.Im Übrigen stellt sich die Frage, ob fürden Lehrer noch eine geordnete Unter-richtsarbeit möglich ist, wenn mehrereEingliederungshelfer im Klassenzimmersitzen. Auch berichten Lehrkräfte davon,dasssichmancheEingliederungshelfervordenAugenderSchülerunqualifiziertindenUnterrichteinmischenundvonderLehrkraftindieSchrankengewiesenwerdenmüssen.

WiesinddenndieReaktionenaufdiesenforcierteneinsatzvoneingliederungshelfern?ZudieserrechtsmissbräuchlichenundpädagogischunvertretbarenVerwendungvonEingliederungshelfernfüreindeu-tigpädagogischeAufgabenwillicheinmaldasfolgendegedanklicheExperimentanstellen:InderPolitikundinderÖf-fentlichkeitwirdzunehmenddasThema„Pflegenotstand“indenKrankenhäuserndiskutiert.Manstellesicheinmalvor,KrankenhausträgerkämenaufdieIdee,anstelleexaminierterKrankenschwesternundPflegerirgendwelchePersonen,diekeinerleimedizinischeoderpflegerischeAusbildungbesitzen,fürdiePflegederPatienteneinzusetzen.EinAufschreiderEmpörunggingedurchdasLand.AbermitPersonalohnejeglichepädagogischeAusbildungsollderanspruchsvollsteTeilderschulischenPädagogik,nämlichdieUnterrichtungundErziehungbehinderterKinder,bewältigtwerden.WirhabeneshiermitdemunübersehbarenEinstiegindieEntprofessionalisierungdersonderpädagogischenFörderungzutun,undzwarsowohlbeiderInklusionalsauchinderFörderschule.AberinderPolitikwillmandasoffenbargarnichtsogenauwissen.SovielzudenSonntagsredenzumThemaBildungsangebotfürBehinderte.

WiereagierenKultusministeraufdieForderungnacheinenZwei-Pädagogen-System,d.h.nachdurchgängigerpädagogi-scherDoppelbesetzungbeilernbehinderten,geistigbehindertenoderverhaltensauffälligenSchülern?DieReaktionvonKultusministernbestehtnichtetwadarin,dasssiedieseForderungausfinanziellenGründenzurückwei-sen.DenndarinlägejadasEingeständnis,dasssiedieForderungimGrundefürberechtigthalten.Vielmehrhabensiesichdaraufverlegt,dieseForderungzuüberhörenundzuignorieren.SiesindaufdiesemOhrtaub.Siewissen,dasssiedaser-forderlichepädagogischePersonalfüreineverantwortbareinklusiveUnterrichtungBehinderterausfinanziellenGründen

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Lehrstoff // #03 // Juni 2012Lehrstoff // #03 // Juni 2012WEITBLICK // #02 // Dezember 2017

nichtbereitstellenkönnen–heutenichtundübermorgennicht.LieberredensievoneinerVerbesserungderLehrerbildungundvonLehrerfortbildungfürRegelschullehrer.

abergegeneineVerbesserungderLehrerbildungundgegenLehrerfortbildungistdochnichtseinzuwenden,oder?Ichhabe33JahreimKultusministeriumdesSaarlandesgearbeitet,binalsomitdenReflexenvonKultusministernvertraut.EsgibtzweiSignalwörter,mitdenenKultusministerinbestimmtenSituationenunfreiwilligpreisgeben,dasssiemitihremLateinamEndesind:WennsichbeiambitioniertenGroßprojektendiepädagogischeInnovationausstrukturell-immanen-tenGründenoderwegendesFehlensdererforderlichenRahmenbedingungenanderWirklichkeitstößt,dannsollesdie„innereDifferenzierung“oderdie„VerbesserungderLehrerbildung“richten–einrealitätsfernesLösungsversprechen.BeiderInklusionsollmit„VerbesserungderLehrerbildung“undmit„Lehrerfortbildung“jederLehrerbefähigwerden,Unmög-licheszuleisten.

WasmeinenSiemit“Unmögliches“?DerKerndesProblems,mitdemdieLehrkraftbeiinklusiverUnterrichtungvonBehindertenkonfrontiertist,istdiefehlen-deZeitfürdeneinzelnenbehindertenSchüler.DieFörderunglernbehinderterundgeistigbehinderterSchüleristzeitinten-siv.GleichesgiltfürdieVerhaltensauffälligenmitihreninnerenNöten,aufdiederLehrergeduldigeingehenmuss.Selbstein Lehrer mit förmlicher Doppelqualifikation als Grundschullehrer und Förderschullehrer ist damit in der Regelschuleüberfordert.DennerhatjaauchdenAuftrag,20oder25nichtbehinderteSchülerzuunterrichten,derenBildungsanspruchebenfallsunverkürztzuerfüllenist.DieVorstellung,imRahmenseinerAusbildungoderdurchLehrerfortbildungkönnesichderLehrerdenTrick17aneignen,mitdemsichdiefehlendeZeitfürdieindividuelleFörderungdesbehindertenSchü-lerskompensierenlasse,istnaiv.WervonpolitischerSeitedenMenschensoetwassuggeriert,musswissen,dasserdenBodenderSeriositätverlässt.

Wieistesdienstrechtlichzubeurteilen,wennLehrkräftederallgemeinenSchuleninklusivenUnterrichtzuerteilenhabenunddabeiinderkonkretenUnterrichtssituationweitgehendaufsichalleingestelltsind?ImBeamtenstatusgesetzistgeregelt,dasssichBeamte„mitvollemberuflichenEinsatzihremBerufzuwidmenhaben.“Beamtesindverpflichtet,diedienstlichenAnordnungenihrerVorgesetztenauszuführenundderenallgemeineRichtlinienzubefolgen.SeitdasSchulordnungsgesetzauchdieinklusiveUnterrichtungbehinderterSchülervorsieht,habensichderUnterrichts-undErziehungsauftragderallgemeinenSchuleundderAufgabenbereichderdortunterrichtendenLehrkräfteentsprechenderweitert.DerDienstherrdarf jedochvondemBeamtennichtsverlangen,wasderBeamteobjektivnichtzuleistenvermag.HierbeiistvoneinemdurchschnittlichleistungsfähigenBeamtenauszugehen.Solägez.B.eineÜber-forderungnichtnurdannvor,wenneineLehrkraftgehörloseoderblindeSchülerunterrichtensoll,ohnedasssieüberdiehierfürerforderlicheLehramtsbefähigungverfügt.VielmehrhättemanesauchdannmiteinerobjektivenÜberforderungzutun,wenndieLehrkraftderallgemeinenSchulebehinderteSchülerunterrichtensoll,ohnedassdaszusätzlicherforder-lichePersonalindemerforderlichenUmfangzurVerfügunggestelltwird.EsmusseineLehrkraftstrukturell,d.h.objektivüberfordern,wennsiezieldifferenteUnterrichtungeineskognitivbehindertenKindesoderintegrativeUnterrichtungei-nesSchülersmitausgeprägtenVerhaltensauffälligkeitenohnedurchgängigepädagogischeDoppelbesetzungleistenundgleichzeitigfürdie20,25odernochmehrnichtbehinderteSchülerderenUnterrichtungohnejedenAbstrichanderUn-terrichtsqualitätgewährleistensoll.InsoweitistdierechtlicheEinwendung,dassniemandverpflichtetist,etwasUnmög-licheszuleisten,vonRelevanz.DementsprichtdieFrage,wieesderDienstherrmitseinerFürsorgepflichtgegenüberdenLehrkräftenhält.

Im Herbst 2016 haben sich der frühere Kultusminister Diether Breitenbach (SPD) und der jetzige Kultusminister UlrichCommerçon(SPD)ausAnlassdesdreißigjährigen„Jubiläums“derintegrativen/inklusivenUnterrichtungimSaarlandineinemGesprächmitderZeitschriftderArbeitskammerdesSaarlandes„Arbeitnehmer“zurInklusionandenSchulenimSaarlandgeäußert.DabeiwirdKultusministerCommerçonmiteinemSatzzitiert,deralswörtlichesZitatauchdieÜber-schriftdesArtikelsdarstellt:„EsistvorallemeineFragederHaltung,nichtderAusstattung.“

DerSatzoffenbartdieganzeHilflosigkeitderbeidenKultusminister.Siebestätigendamit,wasichvorhingesagthabe:Siewissensehrwohl,dasssiedasfüreineverantwortbareinklusiveUnterrichtungerforderlichezusätzlichepädagogischePer-sonalnichtzurVerfügungstellenkönnen–heutenichtundauchinZukunftnicht.Stattdessenversuchensie,ihreeigeneBringschuldaufdieLehrkräfteabzuladen,vonderen„Haltung“allesabhänge.EineandereFrageist,wasdieLehrerinnenundLehrerüberdie„Haltung“derbeidenKultusministerdenken,dieindieserÄußerungvonKultusministerCommerçonzumAusdruckkommt.

Manhatdeneindruck,dassderPersonaleinsatzbeiderinklusivenUnterrichtungbehinderterKinderimSaarlandsowohlinqualitativeralsauchinquantitativerhinsichtdurcheinegewisseBeliebigkeitgekennzeichnet,d.h.weitgehendvomGutdünkenderSchuladministrationabhängt.GibtesimSaarlandeinerechtlicheRegelungfürdenpersonellenausstat-tungsstandardbeiinklusiverUnterrichtung?Nein,einesolcheRegelunggibtesimSaarlandnicht.SiegabesvonAnfangannicht,obwohlsieausverfassungsrechtlichenGründenzwingendnotwendigist.DenndieFragederPersonalausstattungbeiintegrativerbzw.inklusiverUnterrichtungistfürdieErfüllungdesBildungsanspruchsdesbehindertenKindesvonallesüberragenderBedeutungunddamitgrund-rechtsrelevant.NachderRechtsprechungdesBundesverfassungsgerichtszumVorbehaltdesGesetzesimSchulwesenbe-darfesdahereinergesetzlichenRegelung.AufdieserGrundlagehättederKultusministerdieEinzelheitenderPersonal-ausstattungvonAnfangandurchRechtsverordnungregelnmüssen,undzwarnichtnurimHinblickaufdieerforderlichenPersonalkategorien,sondernvorallemauchhinsichtlichderAusstattunginquantitativerHinsicht.DochhabenalleKultus-ministerimSaarlandeinesolcheRegelunggescheutwiederTeufeldasWeihwasser.Warumwohl?DannkönntejajederimAmtsblattdesSaarlandesnachlesen,wiekläglichdiePersonalausstattungderinklusivenSchuleimSaarlandist.

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GibtesdennkeineVorgabenderKultusministerkonferenzzumUmfangdernotwendigenPersonalausstattungderinklu-sivenSchule?EsgibtzweiBeschlüssederKultusministerkonferenzzumKomplexderInklusioninderSchule.NämlichdenBeschlussvom18.11.2010überPädagogischeundrechtlicheAspektederUmsetzungderUN-Behindertenrechtskonventioninderschuli-schenBildungunddenBeschlussvom20.10.2011überInklusiveBildungvonKindernundJugendlichenmitBehinderungeninSchulen.InkeinemdieserBeschlüssestehtauchnureinWortzudererforderlichenpersonellenZusatzausstattungderallgemeinenSchuleunterquantitativemGesichtspunkt,d.h.es fehlt jeglicheAussagezuSchüler-Lehrer-Relationen,Be-treuungsintensität,Zwei-Pädagogen-Systemusw.ManwillsichebengegenseitigdenHandlungsspielraumfüreineunver-antwortlicheInklusionspraxisnichteinschränken.Mankannsagen,dassdieseBeschlusslagederKultusministerkonferenzrepräsentativistfüreinenbundesweitenZustand,fürdessenBeschreibungsichinzwischendasWort„Standardabstinenz“herausgebildethat.DafürkanndieKultusministerkonferenzallerdingsindenerwähntenBeschlüssenmitwohlklingen-denVerheißungenundbeeindruckendenVisionenaufwarten.

WasbedeutendieseZuständeundVerhältnissebeiderinklusivenUnterrichtungimSaarlandfürdasteilhaberechtdesbehindertenKindes?DerStaatistverfassungsrechtlichverpflichtet,dieEntfaltungderPersönlichkeitdesSchülersinderSchulezufördern.DochwiesolldieserBildungsanspruchbeibehindertenKinderninderallgemeinenSchuleerfülltwerden,wennderenpersonel-le„Zusatzausstattung“allenfallssymbolischenCharakterhat?DieInklusionspraxisistnichtnurimSaarland,sondernauchinmanchemanderenBundeslandeineinzigesTrauerspiel.DieWirklichkeitistvielerschütternder,alsdieÖffentlichkeitsichdasvorstellenkann.OhneQualitätssicherungderinklusivenSchulewirddieAktivierungdesTeilhaberechtsfürdasbe-hinderteKindzurDiskriminierung.DennwirhabeneshiermitdersystematischenNichterfüllungdesBildungsanspruchsvielerbehinderterKinderzutun.MehrereGenerationenbehinderterSchülersinddurchdieseunverantwortlicheInklusi-onspraxisnachhaltiggeschädigtworden,weilihrBildungsanspruchweitgehendnichterfülltwurde.

WieistdieserBefundunterdemaspektderpolitischenVerantwortungzubewerten?Lassen mich eine Parallele ziehen zu dem Umgang mit einem höchst unerfreulichen Geschehen aus jüngster Zeit: DieAutomobilindustriehatüberJahrehinwegMillionenihrerKundenmitbetrügerischenMachenschaftenbeiderNichtein-haltungderAbgasnormenundwahrheitswidrigenInformationenmanipuliert.ZuRechthabendieBetroffenenunddieÖffentlichkeitaufdiesensystematischenBetrugmitEmpörungreagiert.DasVerlangenderBetroffenennachSchadenser-satzwirdvonderPolitiknachdrücklichunterstützt.Seit30JahrenerlebenwirjetzteinesystematischeNichterfüllungdesBildungsanspruchseinergroßenZahlbehinderterKinderaufgrundeinerpädagogischhochgradigdefizitärenintegrativenbzw.inklusivenUnterrichtung.WerziehtdiehierfürVerantwortlichenzurRechenschaft?WiewillmandenSchadenwiedergutmachen,derdiesenKindernzugefügtwurde?

Umsowichtigeristes,dassdieFörderschulenalsalternativezurVerfügungstehen.Siehabengeschrieben,dassdieFör-derschulenimSaarlandsystematischausgetrocknetwerden.KönnenSiedasbelegen?1985gabesimSaarlandnoch27FörderschulenLernen,2017gibtesnoch15.AußerdemistdieAuflösungderFörderschuleLerneninSaarbrücken-Dudweiler(Mozartschule)zum1.8.2018bereitsrechtswirksambeschlossen.AuchwirddemVerneh-mennachdieAuflösungeinerweiterenFörderschuleLernenvorbereitet,dennausihrsolleinFörderzentrumals„SchuleohneSchüler“gemachtwerden.DaseitderRegelungderinklusivenSchuleimJahr2014derGrundsatzgilt,dassallebehin-dertenSchülereinesSchulbezirksindieGrundschuleeinzuschulensind,werdeninsbesonderedieFörderschulenLernensystematischausgetrocknetundeswirdzuweiterenSchulschließungenkommen.DieFörderschulenLernenstehen imSaarlandganzvorneaufderAbschussliste.AuchdieZahlderöffentlichenFörderschulengeistigeEntwicklungistvon15imJahr1985aufsiebenimJahr2017zurückgegangen.MitjederAuflösungvonFörderschulenwirddasNetzderFörderschulenweitmaschigerundimmerwenigerFörderschulensindfürdieSchülerinzumutbarerEntfernungzuerreichen.DieserPro-zessderAuflösungvonFörderschulenwirdsichdaheraussichselbstherausbeschleunigen.DieGroßeKoalitionausCDUundSPDimSaarlandhat2014inderschulgesetzlichenRegelungderinklusivenSchuleund2015inderInklusionsverord-nungdasrechtlicheInstrumentariumfürdieAustrocknungderFörderschulengeschaffen.

WieistdiemitdieserentwicklungzwangsläufigverbundeneBeschränkungbzw.BeseitigungdeselterlichenWahlrechtshinsichtlichdesBildungswegsihresKindeszubeurteilen?Zwangsinklusionistabzulehnen.DemquasitotalitärenAnspruch,mitdemdieVerfechtereinesradikalisiertenInklusions-verständnissesinDeutschlandagieren,istentschiedenentgegenzutreten.AusderPersonalitätdesMenschenfolgtseinRechtaufSelbstbestimmung.JederMenschhatdasRechtzuentscheiden,inwelcherWeiseundinwelchemUmfangerinkludiertseinwill.Nureinduales,d.h.ausinklusiverUnterrichtungundFörderschulenbestehendesSystemsonderpäd-agogischerFörderungwirddiesemfundamentalenanthropologischenErfordernisgerecht.Eltern,diefürihrbehindertesKinddenbeschützendenRaumeinerFörderschulevorziehen,habensichfürdieseEntscheidungbeiniemandemzurecht-fertigen.

WieistdieRechtslage?DerStaathatzwarbeiderGestaltungdesSchulwesensgrundsätzlicheinenweitenSpielraum.Dieserwärejedochüber-schritten,wenndenElternkeinefaktischeAuswahlmöglichkeitmehrzurVerfügungsteht;dasistständigeRechtsprechungdesBundesverfassungsgerichtsundgiltauchfürdieElternbehinderterKinder.VoneinemWahlrechtkannbegrifflichnurgesprochenwerden,wennmindestenszweiMöglichkeitentatsächlichzurVerfügungstehen.EbendiesefaktischeVerfüg-barkeitvonFörderschulenistnunmehrimSaarlandsubstantiellinfragegestellt.DerStaatistaberobjektivrechtlichver-pflichtet,auchFörderschuleninzumutbarerEntfernungbereitzuhalten.

WasistanderBehauptungdran,dieUn-BehindertenrechtskonventionenthalteeinVerbotvonFörderschulen?DieseBehauptungistfalsch.NachArtikel24Absatz2derUN-BehindertenrechtskonventiondürfenMenschenmitBehin-derungennichtvomallgemeinenBildungssystemausgeschlossenwerden.DasbedeutetjedochkeinVerbotvonFörder-schulen.EinsolchesAuslegungsergebnisfolgtwederausdemWortlautnochausderEntstehungsgeschichtenochausder

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Lehrstoff // #03 // Juni 2012Lehrstoff // #03 // Juni 2012WEITBLICK // #02 // Dezember 2017

ZielsetzungderKonvention.Dasist,soweitersichtlich,vonjuristischerSeitebishernichtinfragegestelltworden.InArtikel5Absatz3derUN-Behindertenrechtskonventionheißtesausdrücklich,dassbesondereMaßnahmen,diezurBeschleunigungoderHerbeiführungdertatsächlichenGleichberechtigungvonMenschenmitBehinderungenerforderlichsind,nichtalsDiskriminierungimSinnedesÜbereinkommensgelten.BeidenFörderschulenhandeltessichumeinAngebotimSinnedieserVertragsbestimmung.

angesichtsdereindeutigkeitderRechtslagedrängtsichdieFrageauf:WelcheMotivesteckenhinterdermitschrillemtonvorgetragenenBehauptungeinesvölkerrechtlichenFörderschulverbots?DenProtagonistendesideologischausgerichteten,quasitotalitärenInklusionsprojektsinDeutschlandgehtesimKernumdieBeseitigungjeglicherDifferenziertheitdesSchulsystems.Esgehtihnenum„eineSchulefüralle“.NachdemmandiesesZielindenvergangenenJahrzehntennichterreichthat,wirdhierzujetztdieFragederOrganisationsonderpädagogischerFörderungbehinderterKinderinstrumentalisiert.DochdafürgibtdieUN-Behindertenrechtskonventionnichtsher.DasimenglischenVertragstextenthalteneWort„inclusive“istbedeutungsgleichmitdembisdahininDeutschlanddurchgängigverwendetenWort„integrativ“.Daherwird„inclusiveeducationsystem“indervoneinergemeinsamenÜbersetzungs-konferenzderdeutschsprachigenLänderbeschlossenenamtlichendeutschenÜbersetzungzutreffendmit„integrativesBildungssystem“wiedergegeben.InderinklusivenSchulespieltsichinpädagogischerHinsichtnichtsanderesabalsdas,wasimSaarlandseit1985/86imRahmenderintegrativenUnterrichtungpraktiziertwurde.Demgegenüberwirdvoninter-essierterSeitederebensodurchsichtigewieuntauglicheVersuchunternommen,denBegriff„inklusiv“miteinemanderenInhaltaufzuladen,nämlichalsAuftragzurradikalenUmgestaltungdesgesamtendeutschenSchulsystemsimSinneeinerEinheitsschule.

WiestehenSiezurForderungdesVRBSaarland,dieInklusionwegenbenötigter,abernichtvorhandenerRessourcenimSinnederSchülerinnenundSchülerzustoppen?EskannnurnochumSchadensbegrenzunggehen.Unddiebestehtdarin,dassnebenderInklusionweiterhinFörderschu-lenzurVerfügungstehenmüssen.UndzwarfüralleBehinderungsartenundinjeweilszumutbarerEntfernung.WasdagegendieinklusiveUnterrichtungbetrifft,macheichmirkeineIllusionen.Ichgehedavonaus,dassimSaarlandauchinZukunftdiepersonellenRahmenbedingungennichtgegebenseinwerden,diefüreinepädagogischverantwortba-reinklusiveUnterrichtungunverzichtbarsind.Manmusssichdaherdaraufeinstellen,dassdieinklusiveSchuleimSaar-landauchkünftigscheiternwird.

Zur Person von Dr. Hansgünter Lang:Geb. 1944 in Sulzbach/Saar; von 1954 bis 1963 Schüler des Jesuitenkollegs St. Blasien; Studium der Rechtswissenschaft an der Universität des Saarlandes; Juristische Staatsprüfungen 1968 und 1971; von 1971 bis 1975 Persönlicher Referent des saarländischen Kultusministers Werner Scherer; im Anschluss daran bis zur Ernennung zum Staatssekretär im Jahr 1999 Leiter des Schulrechtsreferates in der Abteilung Allgemeinbildende Schulen mit Zuständigkeit u. a. für Schulgesetzge-bung; von 1977 bis 1999 Vertreter des Saarlandes im Unterausschuss Schulrecht der Kultusministerkonferenz und dort mehrfach Berichterstatter zu Rechtsfragen des Bildungsangebots für behinderte Kinder und Jugendliche.

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An unseren Verband wurden bereitsmehrere Anfragen bzgl. der Erstel-lung von sog. Überlastungsanzeigen/Gefährdungsanzeigen/Brandbriefengestellt. Wir bemühen uns an dieserStelleumeinigeAntworten:

WasisteineÜberlastungsanzeige?

„Überlastungsanzeige ist ein Begriff,derdemdeutschenArbeitsschutzrechtzuzurechnen ist. Eine Überlastungs-anzeige bzw. Überlastung ist nichtausdrücklich in Gesetzen, Verordnun-gen oderTarifverträgen geregelt oderdefiniert, dennoch sind Arbeitnehmernach§15bzw.§16Arbeitsschutzgesetzverpflichtet, ihrem Arbeitgeber eineÜberlastunganzuzeigen,wenndarauseineGefährdungdereigenenGesund-heitbzw.Sicherheitoderdervonande-renPersonenausgehenkann:

§ 15 Absatz 1: Die Beschäftigten sind verpflichtet, nach ihren Möglichkeiten so wie gemäß der Unterweisung und Weisung des Arbeitgebers für ihre Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit Sorge zu tragen. Entsprechend Satz 1 haben die Beschäftigten auch für die Sicherheit und Ge-sundheit der Personen Sorge zu tragen, die von ihren Handlun-gen oder Unterlassungen bei der Arbeit betroffen sind.

§16Absatz1:Die Beschäftigten haben dem Arbeitgeber oder dem zuständigen Vorgesetzten

jede von ihnen festgestellte un-mittelbare erhebliche Gefahr für die Sicherheit und Gesund-heit […] unverzüglich zu melden.

Eine solche unmittelbare erheblicheGefahr für die Sicherheit und Ge-sundheit ist z. B. häufig in Branchengegeben, in denen Arbeitnehmer mitbesonders schutzbedürftigen und ge-sundheitlich beeinträchtigten Perso-nen umgehen (z. B. im Krankenhaus,in der Altenpflege, im Schulbetrieb),Maschinen bedienen oder Fahrzeugelenken, bspw. gefährden Fernfahrer,die die vorgeschriebenen Lenk- undRuhezeiten nicht einhalten andereVerkehrsteilnehmer. Überlastung vonArbeitnehmern kann verschiedeneUrsachenhaben,häufigistsiebedingtdurch starke personelle Unterbeset-zungbzw.Zeitdruck.

Der Arbeitgeber ist nach § 618 Abs. 1BGBzuSchutzmaßnahmengegenGe-fahrenverpflichtet:

Der Dienstberechtigte hat […] Dienstleistungen, die unter seiner Anordnung oder seiner Leitung vorzunehmen sind, so zu regeln, dass der Verpflichte-te gegen Gefahr für Leben und Gesundheit soweit geschützt ist, als die Natur der Dinge es gestattet.

Nach § 278 BGB hat der Arbeitgeberaußerdemein Verschulden […] der Per-sonen, derer er sich zur Erfüllung seiner

Verbindlichkeiten bedient, in gleichem Umfang zu vertreten wie eigenes Ver-schulden.(Organisationsverschulden)

Die Anzeige ist vom überlasteten Ar-beitnehmer an den Arbeitgeber bzw.Vorgesetzten zu richten. Auch eineGruppe von Arbeitnehmern (z. B. einStationsteam eines Krankenhauses)kann eine Überlastungsanzeige ein-reichen. Der Arbeitnehmer ist durchdas bloße Schreiben einer Überlas-tungsanzeige jedoch nicht gänzlichvonderHaftungbefreit.ErmussseinevolleArbeitsleistunggemäߧ276BGBdennoch unter Berücksichtigung derWeisungen mit der „erforderlichenSorgfalt“ erbringen. Individuelle Feh-ler des Arbeitnehmers führen immerzu einer Mithaftung. Er darf dannalso beispielsweise nicht „schludern“oder Vorschriften missachten, umden Arbeitsanfall bewältigen zu kön-nen,da ihnsonst imSchadensfallein„Verschulden durch Unterlassen bzw.durch Fahrlässigkeit“ treffen kann.Er muss darüber hinaus alle ihm zurVerfügung stehenden organisatori-schen Möglichkeiten nutzen, um diebestehende Überlastungssituation zubewältigen(sieheAblauforganisation,Zeitmanagement).

FallsaufgrundeinerÜberlastungeineSchädigung der Gesundheit des Ar-beitnehmers oder einer anderen Per-soneintritt,ergibtsichbeiBeachtungdervorgenanntenSorgfaltspflichteinehaftungsrechtliche Entlastung des

DeRVRBhILFt–StIChWoRt:ÜBeRLaStUnGSanZeIGe

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Lehrstoff // #03 // Juni 2012Lehrstoff // #03 // Juni 2012WEITBLICK // #02 // Dezember 2017

Arbeitnehmers, wenn er nachweis-lich zuvor unverzüglich eine Überlas-tungsanzeigeerstattethat.Haterkei-neerstattet, trifft ihnmöglicherweiseein „Verschulden durch Unterlassen“.In der Regel sollte eine Überlastungs-anzeige daher zur Beweissicherungschriftlich über den Dienstweg undunverzüglich erfolgen. Besteht dieÜberlastungssituation(personelleUn-terbesetzung, unrealistische Zeitvor-gaben)überlängereZeit(z.B.mehrereMonate)fort,istessinnvoll,dieAnzei-gezuwiederholen,daderArbeitgebersonst davon ausgehen kann, dass dieÜberlastungnichtmehrbesteht.

Ist der Arbeitnehmer durch dauerndeÜberlastung gesundheitlich beein-trächtigt,dassseineArbeitskraftnichtmehr voll zur Verfügung steht, sollteerärztlichenRateinholen,daeinWei-terarbeiten trotz Arbeitsunfähigkeitrechtlichnachteiligseinkann.“(EintragWikipedia;22.09.2017)

Was sollte eine Überlastungsanzeigeenthalten?

• konkreteDarstellungderArbeits-situation (z.B. die entstandeneMehrbelastung durch Dokumen-tation zahlreicher Vorgänge wieLeistungsnachweise, Förderpla-nungen, Nachteilsausgleiche, In-klusion, Flüchtlingsbeschulung,gesamtgesellschaftliche Belas-tungenderFamilienstrukturen…)

• Gefährdungenklardarstellen!

„Leitfaden zur Gefährdungsanzeige(Überlastungsanzeige)

Grundsätzliches:

Laut Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG)1ist der Beschäftigte verpflichtet Ge-fährdungen der Dienststelle / demFachvorgesetzten anzuzeigen – vor-ausgesetztausderÜberlastungergibtsicheineGefährdungdereigenenGe-sundheitundSicherheitodereineGe-fährdungandererPersonen.

Anzeigepflicht oder Risiko durch Er-messensspielraum – Es ist Ihre Ent-scheidung!

Eine Überlastung kann verschiedeneUrsachen haben. Oftmals sind es Per-sonalmangel, ständiger Arbeitsdruck,zunehmende Arbeitsverdichtung,Krankenstand, Mehrarbeit, Direkti-onsrecht des Arbeitgebers, unzuläs-sige Arbeitsbedingungen, usw. Trittso eine Überlastungssituation desBeschäftigteneinkannauchdieHilfedesBetriebsarztesund/oderderFach-kraftfürArbeitssicherheitinAnspruchgenommen werden. Eine ausdrückli-che gesetzliche Regelung zur Gefähr-dungsanzeigegibtesnochnicht.

Inden letzten Jahrenhatsichdie Ge-fährdungsanzeige als Instrument fürüberforderte Arbeitssituationen her-ausgebildet.SieistoftdereinzigeWeg,um auf betriebliche Missstände auf-merksam zu machen und Hilfe anzu-fordern. Manchmal ist auch Beistandzweckmäßig, um rechtlich nicht zurVerantwortunggezogenzuwerden.

Trotz der Gefährdungsanzeige ist derBeschäftigte weiterhin verpflichtet,

nach besten Wissen und Gewissen,seineArbeitzuverrichten.Esseidenn,Leib und Leben ist in Gefahr; dannbesteht auch ein Leistungsverweige-rungsrecht.“(PersonalrätederUniver-sitätRostock)

„DieÜberlastungsanzeigedientdazu,dem Arbeitgeber bzw. dem Dienst-herrn Mängel in der personellen Or-ganisation zu verdeutlichen. Hierbeihandelt es sich regelmäßig um eineunzureichende personelle Besetzungbzw.umFehlerbeiderVerteilungdervorhandenen Arbeitsmenge. Die An-zeige hat das Ziel,Verbesserungen zuerreichen.DerAnzeigendemachtdemArbeitgeber/Dienstherrn deutlich,dass das vorhandene Pensum durchihnnichtmehrbewältigtwerdenkannunddeshalbFehler imGeschäftsgangnichtauszuschließensind.

Der Arbeitnehmer/Beamte bleibt je-dochgrundsätzlichinderPflicht,seineDienstleistungunterBerücksichtigungderWeisungen(sieheunten2.)mitderihm möglichen Sorgfalt zu erbringen.Eine Überlastungsanzeige berechtigtnicht zu einem pflichtwidrigen Han-deln („Krankmachen“ bzw. langsamer„Dienst nach Vorschrift“). Sie entbin-detdenArbeitnehmer/Beamtengera-denichtvonseinerPflichtzursorgfäl-tigen Arbeitsleistung.“(BeamtenrechtBlog;22.09.2017)

„Die Rechtsfolgen (Anwaltshaus Dr.Hülsemann)

• DerANerfülltseineVerpflichtungaus dem Arbeitsvertrag, den Ar-beitgeber vor Gefahren für sichundanderezuinformieren.

• Die Verpflichtung zu größtmög-licher Sorgfalt in der auszuüben-denTätigkeitbleibtbestehen.

• DieHaftungdesANwirdnachei-nerberechtigtenÜberlastungsan-zeigeanderszubewertensein.

• DieAnzeigewirktsichaufdenfürdieHaftungwichtigenFahrlässig-keitsmaßstabaus.“

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// Seite 15

Überlastungsanzeige

Absender

Name

Dienststelle

Datum

an

(Vorgesetzte/r)

im Hause:

Anzeige einer Arbeitsüberlastung am .................................

Sehr geehrte Damen und Herren,

Im/in....(Einrichtung)........................................ ist es seit dem .......................... zu einer

erheblichen Arbeitsüberlastung gekommen. Diese wurde verursacht durch: (z.B.)

O ungeplanten PersonalausfallO unbesetzte Stellen O einen akuten NotfallO erhöhten ArbeitsanfallO verändertes BerufsbildO verändertes ArbeitsumfeldDie derzeitige Situation stellt sich wie folgt dar:

Aus diesem Grunde war es nicht mehr möglich die erforderliche Qualität unserer Arbeitsleistung wie die optimale Unterrichtung, Betreuung, Beratung, Beurteilung, Aufsicht aller Schülerinnen und Schüler sicherzustellen.

Wir weisen darauf hin, dass bei weiterer Arbeitsbelastung folgende Bereiche betroffen sein können: (Folgen dienstlich und persönlich; Gesundheit der Lehrkräfte physisch, psychisch, Lernleistungen der Schüler, Betreuung von AGs, Praktikanten, Referendaren, …)

Wir erklären hiermit, dass wir unseren beruflichen Aufgaben mit der gebotenen Gründlichkeit und Sorgfalt nach-kommen weiterhin werden. Ohne Risiko im Hinblick auf unsere Gesundheit werden wir das Maß der uns zumut-baren Arbeitsbelastung nicht überschreiten können.Wir weisen darauf hin, dass wir für eventuell eintretende Folgen im Rahmen der o.g. Gefährdungssituationen keine persönliche Verantwortung übernehmen.

Mit freundlichen Grüßen

Datum und Unterschrift

Kopie an den Personalrat/Dienststellenleiter/Frauenbeauftragte/Schwerbehindertenvertreter)

Wir bitten um Abstellung dieser Situation, um eine Arbeitsentlastung herbeizuführen, die es uns erlaubt, unsere Arbeitsaufgaben angemessen erfüllen zu können. Zu einem Dienstgespräch über die derzeitige Situation sind wir gern bereit (bei Anwesenheit des Personalrates und ggf. der Frauenbeauftragten bzw. des Schwerbehindertenvertreters).

Empfangsbestätigung: (Unterschrift Beschäftigte/r) (Datum,)

Vermerk über Abhilfe / Nichtabhilfe

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Lehrstoff // #03 // Juni 2012Lehrstoff // #03 // Juni 2012WEITBLICK // #02 // Dezember 2017

In der Inklusion sind die Anforderun-genanallePädagogenstarkgestiegen.Sowerdennichtnursonderpädagogi-scheGrundlagenindenUnterrichtderRegelschullehrer implementiert, son-derndazukommenauchnotwendigeKenntnisseinPräventionunterschied-lichster Auffälligkeiten und die kom-petente und fundierte Beratung vonElternundanderen,indieSchularbeitinvolviertenPersonen.WokanndergefordertePädagogenunschnellundeffektivHilfefinden:Die Reihe „Fördern lernen“ aus demKohlhammerVerlagkannmittlerweileauf19Bändeverweisen.Die Bände legen wichtige Eckpunkteder Beratung, Intervention und Prä-ventiondar.AnderPraxisorientiertundinderKür-ze zeigen sie die häufigsten Verhal-tens-undLernschwierigkeitenaufundKonzeptedesUmgangsmitihnen.Da-bei werden die aktuellen Forschungs-ergebnisseeinbezogen.BesondershervorzuhebenistdieguteLesbarkeit,dajedesBucheinefürsichqualitativ hochwertige, von namhaf-ten Autoren verfasste Zusammenfas-sung des gewählten Schwerpunktesdarstellt.Herausgeber und Initiator der Reiheist Dr. Stephan Ellinger, Inhaber desLehrstuhls für Pädagogik bei Lernbe-einträchtigungen an der UniversitätWürzburg.

FolgendeBändesindbishererschienen

StephanEllingerFörderungbeisozialerBenachteili-gung

ErwinBreitenbach/KatharinaWei-landFörderungbeiLese-Rechtschreib-schwäche

HendrikSimon/MatthiasGrünkeFörderungbeiRechenschwäche

RolandSteinFörderungbeiÄngstlichkeitundangststörungen

PhilippAbelein/RolandSteinFörderungbeiaufmerksamkeits-undhyperaktivitätsstörungen

HannahSchottFörderungbeiSuchtundabhängig-keiten

StephanieWagnerFörderungbeikulturellenDifferenzen

EvaStumpfFörderungbeihochbegabung

OliverHechlerPädagogischeBeratung

HeikeBerklingLösungsorientierteBeratung

StephanEllingerKontradiktischeBeratung

AndreasMethner/ConnyMelzer/KerstinPoppKooperativeBeratung

WinfriedPalmowskiSystemischeBeratung

SabineWeinberger/HelgaLindnerPersonzentrierteBeratung

JürgenWilbertFörderungderMotivationbeiLern-störungen

BodoHartke/KirstenDiehlSchulischePräventionimBereichLernen

ThomasHennemann/DennisHövel/GinoCasale/TobiasHagen/KlausFitting-DahlmannSchulischePräventionimBereichVerhalten

OliverHechlerFeinfühligUnterrichtenLehrerpersönlichkeit-Beziehungsge-staltung-Lernerfolg

OliverHechlerhilfenzurerziehung

DIeReIhe„FÖRDeRnLeRnen“

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„MeRKteIGentLIChnIeManD,DaSSheteRoGenItÄtIneIneRKLaSSeKeInSPaRMoDeLL,SonDeRneIneZIeMLIChteUReanGeLeGenheItISt?“

// Seite 17

BIeLeFeLD.Stochernimnebel–WederdieIQB-BildungstrendsnochPISakön-neneindeutigeUrsachenfürschlechteergebnisseliefern.

Nach jeder Vergleichsstudie – obIGLU, PISA oder IQB Ländervergleiche– immer dasselbe Theater: mit demBrustton der Überzeugung werdendie Schuldigen für das schwache Ab-schneiden von Nordrhein-Westfalen,Bremen,BerlinundHamburglautstarkverkündet.SoalsobindenHitparadender Leistung Menüs aufpoppen: hierliegt es an fehlenden Gesamtschulen,dort an zu wenigen Lehrern, hier andenEltern,denFlüchtlingenunddortselbstverständlich an der Digitalisie-rung. Keine dieser Deutungen mussrichtigsein.KeinederVergleichsunter-suchungen ist kausal belastbar, kannalsoAuskunftgebenüberdiewahrenUrsachen.

Aber wenn immer dieselben Länderhintenliegen,ausdenenübrigensdielautesten Stimmen reformfreudigerErziehungswissenschaft tönen, sollteauch all das, was landauf landab alsKrönungpädagogischerKunstgeprie-sen wird – wie gemeinsames Lernen,mehr Heterogenität, selbständigesund eigenverantwortliches lernen,Gruppenarbeit, innere Differenzie-rung, jahrgangsübergreifendes Ler-nen(JÜL)etcpp–aufdenPrüfstandgestellt werden. Seit der ersten PISA

Studie(2000)habendieseLänderZeitgehabt, was zum Positiven zu ändern–siehabensichzumNachteilunsererKinder und Jugendlichen krampfhaftandenpädagogischen IdeologienderVergangenheit festgebissen. War dasLustamUntergang?

Nichtswarwirklicherfolgreich:wederder Pflicht-Ganztag noch die Gesamt-schule bezogen auf Bildungsgerech-tigkeit, weder G8 noch Einschulungmit5JahrenbezogenaufLeistung,we-derselbständigesLernennochJÜL,we-derKlippertnochNormanGreen–dieListelässtsichbeliebigfortsetzen.Bes-tenfallsließensichkeineUnterschiedezu herkömmlichen Maßnahmen fest-stellen – gesucht aber werden Mög-lichkeiten der eindeutigen Verbesse-rung zur Erreichung pädagogischer

Ziele.

Was also sollen wir tun? Alles gehörtaufdenPrüfstand–nichtnurdieüb-lichen Verdächtigen. Die Bildungspo-litik kann den grassierenden Kausal-Unsinn diverser Interessengruppennichteinfachsostehenlassen–dieEr-öffnungeinesvorurteilsfreienDiskur-ses überUrsachen,FaktenundFakes,alternative Fakten und populistischeVereinfachungen (auchdurchZahlen)istihrevorrangigeAufgabe.Beispiele gefällig? Die können nurdie Form von Fragen haben: Die Ver-gleichsstudienliefernnurMittelwerte–andeneinzelnenSchulenherrschenmanchmal Verhältnisse, die im lau-warmen Durchschnittsgesäusel völliguntergehen. Kann man zum Beispiel

einGastkommentarvonRaIneRDoLLaSe

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WEITBLICK // #02 // Dezember 2017

einerGrundschulemitrund250Schü-lerInnen, davon 53 Inklusionskindern,175 „Bildung und Teilhabe“ Berech-tigten, 68 bekannten Fällen von Ge-walt und Missbrauch in der Familie,12 schwer traumatisierten Kindern(natürlich ist der Migrationsanteilungefähr bei 85%) dieselben Unter-richtsmethoden wie der GrundschuleineinemVillenviertelempfehlen(mit1Migrationskind)?Wohlkaum.

Darf man überhaupt von einer deut-schenGrundschuleerwarten,dasssiedasselbeleistetwieeinefinnische,derbeim Sprachunterricht in jedem Un-terricht immer ein/e Logopäd/in undfastimmereineAssistenzlehrkraftzurSeitesteht?

Merkt eigentlich niemand, dass He-terogenität in einer Klasse kein Spar-modell, sondern eine ziemlich teureAngelegenheit ist, weil für die zu be-wältigenden Aufgaben mehr Perso-

nalbenötigtwird?DassHeterogenitätLehrkräftenundSchülerneineMengean Anstrengung, Stress und Frust ab-verlangt?

Denkverbote darf es jetzt nicht mehrgeben. Der im Gefolge zu großer He-terogenität entstehende „Arbeits-blattunterricht“ vermindert übrigensmassiv den sprachlichen Input derLehrpersonen, der gerade bei Hetero-genitätunddemhohenMigrationsan-teil für die Sprachentwicklung bitternotwendig wäre. Stattdessen lesendie Kinder auf den Arbeitsblätternrudimentäre Imperative wie „Denkenach!“und„Kreuzean!“.DerdurchAr-beitsblätter gesteuerte Unterricht inzu heterogenen Klassen ist eine Not-lösung der praktisch undurchdachtenIdeedes„gemeinsamenLernens“.Unddie sprachlich begabten deutschenKinder, die als Hilfslehrkräfte für denkorrekten sprachlichen Austausch zu-mindest inUniSeminarenalsPatent-

lösungen herhalten müssen – diegibtesinNRW,Bremen,HamburgundBerlin nur selten. Defizitäre Sprach-entwicklung wird durch Mangel ansprachlicher Interaktion mit einemerwachsenen Sprachvorbild erzeugt– und fehlende Motivation und Inte-resseamSchulstoffebenso.DieSchönfärbereiundErfolgsheuche-lei in den Schulen und der Bildungs-administration der IQB-Schlusslichtermuss aufhören – alle Konzepte derVergangenheit müssen auf den Prüf-stand.

Erstmals erschienen bei www.new-s4teachers.de. Nachdruck von Text und Bild mit freundlicher Genehmigung durch Herrn Prof. Dollase, der Mitglied des wissenschaftlichen Beirates des Bundes-VDR ist (Universität Bielefeld, Abteilung für Psychologie).

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// Seite 19

Aufgrund des abgeschlossenen Gruppen-Diensthaftpflichtvertrages zwischen dem

Verband Reale Bildungund der DBV Deutsche Beamtenversicherung, Zweigniederlassung der AXA Versicherung AG wird den Mitgliedern des Verbandes Reale Bildung, ab 10. August 2017, mittags 12 Uhr, eine

Gruppen-Diensthaftpflichtversicherung

mit nebenstehenden angegebenem Versicherungsschutz und folgenden Leistungen gewährt:

• Personen- und Sachschäden

o aus der dienstlichen Tätigkeit oder Beruf 10 Mio. EURo Sachschäden am fiskalischen Eigentum (z. B. Eigentum der Schule) 10 Mio. EUR

• Haftpflicht und Regresshaftpflicht für Benutzer fremder, nicht versicherungspflichtiger Kfz 50.000 EUR

• Abhandenkommen von Dienstschlüsseln 50.000 EUR

• Abhandenkommen von persönlichen Ausrüstungsgegenständen 5.000 EUR

• Nachhaftung bis 5 Jahre

DBV Deutsche Beamtenversicherung,Zweigniederlassung der AXA Versicherung AG

Versicherungs-Ausweisfür MitgliederVersicherungs-Nummer: 68240069078

Postfach 92 03 0151153 Köln

Jens Hasselbächer Dr. Schulze Lammers

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DIenStBeGInnanDeRSeMInaRSChULe

Lehrstoff // #03 // Juni 2012Lehrstoff // #03 // Juni 2012WEITBLICK // #02 // Dezember 2017

ZweimalproJahrbeginntderVorberei-tungsdienst für Referendarinnen undReferendare an der Gemeinschafts-schule.DieerstenLehrversuchewerdendann bald gehalten und auch die ers-ten Protokolle sind für die Fachsitzun-gen anzufertigen. Langsam beginntdasArbeitspensumzusteigenunddieVielschichtigkeitderAnforderungenimLehrberufoffenbartsichimmerdeutli-cher.

ZeitmanagementIndennächstenWochenwirddemnachbesondersdaseigeneZeitmanagementwichtigerwerden.Dabeigiltes„wichti-geDinge“von„dringendenDingen“zuunterscheiden.LetztgenanntesolltenimmerPrioritätgenießen, damit kein Zeitdruck ent-steht, der andere, wichtigere Tätigkei-tenhemmenkönnte.Mansolltesichevtl.kleineArbeitspläneschreiben, die dann abgehakt werdenundpositivesFeedbacküberdieeigeneLeistungbringen.

ZusammenhaltimSeminarEin weiterer wichtiger Aspekt ist derZusammenhaltimSeminar.AlsEinzel-kämpfer verliert man wertvolle Kraft,diesichdurchSynergiensparenlassen.Sosolltez.B.einamPCwenigergeübterStudienreferendar nicht unnötige Zeitvergeuden, durch „Herumprobieren“Ergebnisseerreichenzuwollen,dieeinversierter Seminarkollege wesentlich

zügigererklärenkann.Hingegenkanndieser dann vielleicht Hilfe bei einergrafischen Plakatgestaltung erhalten.Tauschen Sie alle Materialien unterei-nander aus. Gegenseitige Hilfe spartVorbereitungszeit!

ablagesystemLegenSiesichvonBeginnaneinAblage-system zu, das Sie gehaltene Stunden,Arbeitblätter und Materialien schnellwiederfinden lässt. Nicht nur die Ord-ner und Hefter im Schrank benötigendiese Ordnung, v. a. der heimische PCsollte eine sinnvolle Dateiordnerstruk-tur erhalten. Und dabei ist wieder zubeachten, dass man immer im 14-Ta-gesrhythmus Sicherungskopien dieserOrdner zieht, denn sonst könnte einFestplattenabsturz schwerwiegendeFolgenhaben.

DerersteUnterrichtundwaseszube-achtengiltBeginnenSieihreStundenimmerziel-strebig,lassenSiekeine„Verzögerungs-taktik“derSchülerzu.LernenSiemöglichstfrühzeitigdieNa-menderSchüler.FangenSiemöglichstbaldmitderNo-tengebungan.Bei Disziplinproblemen direkt den RatdesSeminarlehrerssuchen.Am Anfang lieber etwas strenger sein.DieLeinenetwaslockererlassenistein-fachalsZügelanziehenzumüssen.LegenSiestetsgroßenWertaufdasEin-

haltenderRegelungenimSinnedesge-meinsamen pädagogischen Handelnsaller an der Seminarschule. (z. B. Müt-zenverbotimUnterricht)KontrollierenSiekonsequentdieHaus-aufgabenundlegenSiegenaufest,was„vergessene“ Arbeiten für Folgen ha-ben.Kontrollieren Sie konsequent die Heft-führung.DasHeftisteineArtAushän-geschildgegenüberdenElternundver-diententsprechendeWertschätzung.

EigenesAuftretenimUnterrichtreflek-tierenlernenAls Referendar muss man erst selbstdie eigene Rückkopplung des Auftre-tens vor der Klasse reflektieren undabschätzenlernen,wiedieSchüleraufbestimmteoftpersönlichkeitsbedingteVerhaltensweisen während des Unter-richtsreagieren.Deshalb sollte man bereits Besonder-heiten der ersten Unterrichtsversuchehinsichtlich des Umgangs mit denSchülernbeachtenundggf.sowohlimFachseminar als auch im Pädagogik-bzw. Psychologieseminar besprechen.DennvondererstenUnterrichtsstundean wird man mit Entscheidungssitu-ationen disziplinärer Art konfrontiert(z.B. Unaufmerksamkeit, Zwischenru-fe, Unterrichtsstörungen), die für denerfahrenen Lehrer fast alltäglich, fürdenLehramtsanfängerjedochneuundungewohnt sind. Wie zu entscheidenist und wann eine solche Situation zu

InformationenfürLaa:

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klären ist, ob spontan oder erst nacheinem entsprechenden zeitlichen Ab-stand,istdahervomEinzelfallundvonErfahrungswertenabhängig.

Warum die richtige Kleidungswahl sowichtigist(nach: „Etikette am Arbeitsplatz auchfürdenLehrer“)MitderKleidungsendenSieimmerSi-gnale, die auch bei den Schülern undKollegen Empfindungen auslösen. Dasist nicht nur beim ersten Eindruck so,sondern auch in bestehenden Verbin-dungen.Zuberücksichtigenist:1. Sie bewegen sich im Umfeld der

Schule alsVorbild. Sie sollten alsostets „angemessen“ gekleidet er-scheinen.

2. EineeinfacheFormelgibtesnicht.Die Annahme, sich nach einemeinfachenGrundmusterrichtenzukönnen, funktioniert leider nicht.BeziehenSieaberimmerdieFakto-ren „Sauberkeit“ und „ordentlich-gepflegt“mitein.

3. Ihr Auftreten, also auch die Klei-dung,mussauthentischsein.SindSie und v.a. die Schülerinnen undSchüleresnichtgewohnt,dassSieeine Anzug tragen, dann solltenSiedasauchnichtz.B.beiderPrü-fungslehrprobetun!

BewertenundbewertetwerdenAls Referendarin bzw. Referendar istmanteilweisein„einerseltsamenSitu-ation“: Man bewertet einerseits Schü-lerleistungen, andererseits wird manselbstgenaudafürauchwiederbewer-tet.Machen Sie sich dabei aber bitte be-wusst, dass nicht jede Ihrer Handlun-gen oder Äußerungen notiert undzensiert wird. Man befindet sich imReferendariatjaineinerLernsituation,darfalso„Fehlermachen“,sofernmananschließend daraus lernt. NehmenSie also entsprechende Hinweise IhrerSeminarlehrer und des Seminarleitersernst,aberverzweifelnSienichtdirektbei der ersten Kritik. Bewertet wirdnämlich, wie Sie ihre Handlungskom-

petenz in allenTeilbereichen des Lehr-berufs weiterentwickeln. Ausflüchteoder Rechtfertigungen sind bei ange-sprochenen Problemen also fehl amPlatz. ErfragenSiehingegenVerbesse-rungsvorschläge und legen Sie selbsteineandereVorgehensweisedar.

Es gibt sicher noch eine ganze Reiheweiterer Aspekte, die es ebenfalls ver-dient hätten, hier zu stehen. AbsoluteVollständigkeit würde aber den Rah-mendiesesArtikelsbeiWeitemspren-gen.VertrauenSiedeshalbimmerdemRat ihrer Seminarlehrerin/ihres Semi-narlehrers!

DerbrlvundderVRBSaarlandwünschtallen Studienreferendaren viel erfolgfürdenVorbereitungsdienst!

Timo Koppitz

haltenSiesichüberIhrenVRBimmeraufdemLaufendenundbesuchenSieunsonline:

www.vrb-saarland.dewww.facebook.com/verbandrealebildungsaarland

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Lehrstoff // #03 // Juni 2012Lehrstoff // #03 // Juni 2012WEITBLICK // #02 // Dezember 2017

GroßeLeistungsnachweiseundKleineLeistungsnachweise

DieseBegrifflichkeitenunterteilendieLeistungsmessung nach Umfang undAnspruch:Große Leistungsnachweise GLn sindankündigungspflichtig und beziehensich auf eine überschaubare, zusam-menhängendeUnterrichtseinheit.Sie können in verschiedener Form er-bracht werden, neben der klassischenKlassenarbeit z. B. als SchriftlicheÜberprüfungen, Referate, mündlichePrüfung, Portfolio, experimentelleoder praktische Arbeit – natürlich beientsprechendem Umfang und Anfor-derungsniveau.

Kleine Leistungsnachweise KLn sindnicht ankündigungspflichtig und be-ziehen sich auf eine überschaubare,zusammenhängende Unterrichtsein-heit (weniger als ein GLN, aber nichtzwingendnuraufdieletzteStunde!)Der Erlass schlägt verschiedene Mög-lichkeiten vor und erlaubt weitere:mündliche Abfragen, Präsentationen,Protokolle, Portfolio usw. Es soll abereinemöglichstgroßeBandbreiteabge-deckt werden. Neu ist die Bewertungder Mitarbeit zwingend als ein KLnprohalbjahr.

1.SchriftlicheFächerIn den schriftlichen Fächern werdenpro Schuljahr 5 Große Leistungsnach-weiseGLnerbracht(beiTeilnahmeanderAbschlussprüfung:4). Esgilt:Vonden 5 GLN werden 3-4 als Klassenar-beitenerbracht,proSchuljahrsolleineKlassenarbeit als Vergleichsarbeitgeschrieben werden. 1-2 GLn müssen

eine andere Form haben (aber nichtSchriftlicheÜberprüfung).Diesemüs-sen auch nicht für alle Schüler gleichsein - bitte achten Sie aber auf Ver-gleichbaresAnspruchsniveau!

Der Erlass regeltauch die Dauer derKlassenarbeiten:Die im ursprüngli-chen Entwurf desErlassesenthaltenenstarrenVorgabenwurdendurcheinen„zeitlichenorien-tierungsrahmen“ ersetzt, bei BedarfkönnenSiealsoabweichen!

AuchindenschriftlichenFächernmüs-senKleineLeistungsnachweiseKLner-brachtwerden.SiedürfenmehralsdieRichtzahlvon4 KLn pro Schuljahr verlangen, in be-gründetenFällenaucheinenKLNwe-niger–aberdieMitarbeitalseinKLNpro Halbjahr muss immer erbrachtwerden!

2. Nicht schriftliche FächerIndenKlassenstufen9und10müssenproSchuljahr 1bis2GroßeLeistungs-nachweise GLN erbracht werden. FürSchriftliche Überprüfungen gilt: ma-ximal 1 pro Schuljahr und höchstensüber den Stoff der letzten 6 Unter-richtsstunden. Die anderen FormenvonGLNmüssennichtfüralleSchülergleichsein–bitteachtenSieaberaufVergleichbarkeit in Umfang und An-spruch!

Außerdem müssen Kleine Leistungs-nachweise KLN erbracht werden, alsRichtzahlgilt:5 pro Schuljahr in den Klassenstufen

5-8,indenKlassen9und10nur4.BeachtenSiedieBewertungderMitar-beitzwingendalseinKLNproHalbjahr.

3.allgemeinesMitarbeit:Der ursprünglichschwammigeBegriffderMitarbeitwurdepräzisiertals„aktive Beteiligungam Unterricht einschließlich dermündlichenBeiträge,dabei ist insbesonderedie inhaltlicheQualitätmaßgeblich.“

Schwierig bleibt die nachvollziehbareBewertung der Mitarbeit. Wir emp-fehlenregelmäßigeNotizenzujedemSchüler: mündliche Beiträge, Arbeits-haltung,Hausaufgaben...ZweiMalproHalbjahrmüssenSielautErlasseineEinzelbewertungzuraktu-ellen Mitarbeit mitteilen und ggf. be-gründen, daraus errechnet sich dannderKLN.Unser Vorschlag: ein Briefkopf auf je-demderübrigenLeistungsnachweise,woSieverschiedeneFaktorenzurMit-arbeitankreuzenkönnen:

So behalten Sie und Ihre Schüler undderen Eltern den Überblick, die Infor-mation über die Mitarbeit geht nichtverloren. Insbesondere ist Ihre Noten-gebungtransparent.

SprachlicheundformaleRichtigkeit:Sowohl für GLN als auch für KLN gibtder Erlass zur Leistungsmessung vor,dass„sprachlicheundformaleRichtig-keit (unter anderem die Rechtschrei-bung) in angemessenem Umfang

DeRVRBhILFt:hanDReIChUnGZURLeIStUnGSMeSSUnG

 

Hier  hat  der  VRB  

erfolgreich    für  Sie  

gekämpft!    

Hier  hat  der  VRB  

erfolgreich    für  Sie  

gekämpft!  

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Berücksichtigungfinden“.DerVRBbe-grüßtdieseAufwertungvonFormundSpracheausdrücklich!Überden„ange-messenenUmfang“solltenSiesichinIhrenFachkonferenzeneinigen.

häufigkeit:Pro Tag dürfen höchstens zwei GLN– davon jedoch nur eine schriftlicheArbeitodereineSchriftlicheÜberprü-fung–verlangtwerden.IneinerWochedürfenhöchstensdreiGLN,dieimKlassen-oderKursverbanderbrachtwerden,verlangtwerden,da-vonhöchstenszweischriftlicheArbei-ten beziehungsweise drei schriftlicheÜberprüfungen. Darüber hinaus istein weiterer GLN anderer Formen zu-lässig. KLN sind in ihrer Anzahl nichtbeschränkt.

Bewertung, Leistungsrückmeldung,DokumentationEigentlichselbstverständlich:Die Bewertungskriterien müssen denSchülern vorher erläutert werden,auch, inwiefern Sprache und Form indie Bewertungen eingehen. Auf den

Leistungsnachweisen soll entspre-chend die Bewertung durch Korrek-turhinweise begründet werden, ein-schließlicheineszusammenfassendenKommentars.

Zu GLN soll ein No-tenspiegel bekanntgegeben werden –bei KLN können Siedas natürlich auchtun.InderursprünglichenFassungdesErlasses wurde die Bekanntgabe vonNotenspiegelnnochuntersagt.

VorlagebeiderSchulleitungWie bisher gilt: Klassenarbeiten undSchriftliche Überprüfungen werdender Schulleitung vorgelegt. Es gibtaber keinen automatismus zur Wie-derholung des Leistungsnachweisesbeim Überschreiten der „Drittelgren-ze“!DerSchulleiterüberprüftlediglichunterAnhörungderLehrkraftundggf.der Fachkonferenz, ob Anforderungenund Bewertungsmaßstab angemes-sensind.IstdiesderFall,wirdderGLNgewertet.

ermittlungderZeugnisnoteIndenschriftlichenFächerngehendieGLNzuetwa3/5,dieKLNzu2/5indieZeugnisnoteein.In den nicht schriftlichen FächernwerdenalleLeistungsnachweiseetwagleichgewichtet,allerdingsmitbeson-dererBerücksichtigungdesKLNMitar-beit.Die Jahresnote bezieht sich auf dasganze Schuljahr mit besonderer Be-rücksichtigung des zweiten Halbjah-res.

Leistungsmessung bei angepasstemanforderungsniveauSollten Sie Schüler unterrichten, de-ren Anforderungsniveau in einemoder mehreren Fächern angepasstwurde (Stichwort Inklusion) oder dieanerkannten Förderbedarf im BereichLernen oder geistige Entwicklung ha-ben,richtetsichdieLeistungsmessungnach den im Förderplan festgelegtenZielen.JedeLeistungsrückmeldungzuerbrachten LN enthält dann den ent-sprechendenZusatz.

 

Hier  hat  der  VRB  

erfolgreich    für  Sie  

gekämpft!  

Kleiner/GroßerLeistungsnachweisXYDatum

Name: Punkte: Note:

aktuelleMitarbeit:

AktiveTeilnahmeamUnterricht:OregelmäßigOgelegentlichOseltenbisnie

QualitätderBeiträge:OdurchdachtOteilweisedurchdachtOseltenpassend

HausaufgabenOregelmäßig,guteQualitätOunregelmäßig,oftzuknappOseltenbisnie

Sonstiges:

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eURoPaInDeRSChULe:DaSeRaSMUS-PRoJeKt

Lehrstoff // #03 // Juni 2012Lehrstoff // #03 // Juni 2012WEITBLICK // #02 // Dezember 2017

MitdemErasmus+-Projekt„HandsinHands“ fördert die Europäische Unionvon 2016-18 eine internationale Schul-partnerschaft der Gemeinschafts-schuleBruchwiese inSaarbrückenmitPartnerschulen aus Portugal, Kroatien,Polen,RumänienundderTürkei.

ThemaistdieSpielpädagogik–Spielenals Gegenstand des Unterrichts. DasThema ist nicht neu, aber es ist im-mer wieder neu zu betrachten und inden uns wichtigen Erziehungsprozesseinzuordnen: Wo stehen Schüler heu-te und was kann Spielen leisten, umSchüler möglichst umfassend auf ihrjetzigesundzukünftigesLebenmitallseinenAnforderungenvorzubereiten?

WelcheUnterschiedeundGemeinsam-keitenstellenwirinunserenLerngrup-penimeuropäischenKontextfest?

Gleich nach der Projektgenehmigungfand sich eine hochmotivierte Projekt-gruppezusammen.Gemeinsamhabenwir nun ein Projektlogo entworfen,eineProjekt-WebsitegestaltetundmiteinemBlogalsProjekttagebuchbegon-nen. In Arbeit sind ein Methodenbuch

für„Spiele im Un-terricht“ und the-aterpädagogischeWorkshops.

Das Spiel selbstträgt hier dazubei, Gelerntes zuvertiefen und zusichern. Die Schü-lerInnen dürfenverschiedeneLern-spiele ausprobie-ren, dokumentie-ren und unserenPa r t n e r s c h u l e npräsentieren. Diesgeschieht entwe-der virtuell überVideokonferenzen,Blogs,PodcastsundChatsoderpersön-lich,indemsiemitunszuunserenPart-nerschulenreisen.

Zwischenzeitlich fanden nun schonzwei Schülerbegegnungen in Portu-gal und Kroatien statt, aus welchenbleibende Freundschaften entstandensind.

Zum Ende des ersten Projektjahreshaben sich in der letzten Septem-berwoche vor den Herbstferien 26. –28.09.2017dieprojektverantwortlicheneuropäischen Lehrerinnen und Lehrerunserer Partnerländer in Saarbrückengetroffen und ihre Arbeitsergebnisseausgetauscht sowie den Ablauf des

zweitenProjektjahresgeplant.

Im zweiten Jahr stehen zwei weitereSchülerfahrten zu unseren europäi-schenPartnernanundeineletzteSchü-lerbegegnung findet zum Ende desSchuljahresanderGemeinschaftsschu-leBruchwieseinSaarbrückenstatt.

Voraussetzungen für die Projektbetei-ligung:

- SchülerInnen der Klassenstufen 6-9mitBereitschaft,einenTeilihrerFreizeitdafür zu opfern. (Projekt-AG Donners-tag7.Stunde)

• DieProjektspracheistEnglisch.

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DerVRBerkenntdasBemühen,dieVer-ordnungen hinsichtlich redaktionellnotwendiggewordenerÄnderungen–wennaucherneutverspätet–endlichanzupassen.Zudem findet auch ein Nachteils-ausgleich laut InklusionsverordnungEinlass in die jeweiligen Prüfungs-ordnungen. DerVRB mahnt in diesemZusammenhang an, dass die Kriterienfür den Nachteilsausgleich gerade fürHSA-PrüfungendurchdasMinisteriumfür Bildung genauer gefasst werdensollten, sodass eine Vergleichbarkeitder Anforderungen zwischen den ein-zelnen Schulstandorten gewährleistetwird. Hierbei ist insbesondere daraufzuachten,dasseinerseitskeineBenach-teiligungderRegelschülerentstehtundandererseits das AnforderungsniveauinGänzenichtabgesenktwird.WichtigfürdenVRBist,dassdieGewährungei-nesNachteilsausgleichsdieAusnahmebleiben muss und keinesfalls inflatio-närgenehmigtwerdendarf.Wir gehen davon aus, dass dieserAusgleich auch für Migranten, die anPrüfungen teilnehmen, angewendetwerdenkann.Dieswurdefürdiedies-jährigen Prüfungen bereits von derReferatsleitung Gemeinschaftsschulenumgesetzt.DerVRBsiehthierbeijedochnicht die einzelnen Schulen, sonderndasMinisteriumfürBildungsowiedieSchulträger in der Pflicht geeigneteHilfsmittel wie Übersetzungshilfen inausreichendemUmfangzugewährleis-ten.Kritisch sieht der VRB Saar folgendeÄnderungenvonVerordnungen:1) Änderung der Schulordnung überdenÜbergangindiegymnasialeOber-stufe(S.2):Dass die privaten Realschulen undprivatenERSweiterhinnachalterPrü-fungsordnung der ERS und mit No-

tenschnittbeimÜbergangindiegym-nasiale Oberstufe behandelt werden,entspricht nicht einer angestrebtenGleichwertigkeitderAbschlüsse.Indie-sem Zusammenhang betont der VRB,dass der Besuch von drei A-Kursen alsÜbergangsvoraussetzung an staatli-chen GemS gestrichen werden sollte.Es darf nicht vorrangige Aufgabe derGemSsein,zumAbiturzuführen!Wersich im normalen Unterricht auf E-Ni-veau/Realschulniveau bewährt, mussaufgrund des Notenschnitts wechselnkönnen - ohne Bürokratieaufwand.Durch den Zwang zum A-Kurs-Besuchwerden unnötige Belastungen fürSchüler,LehrerundSchulleitungenauf-gebaut. Abgesehen davon sollte mannicht aus den Augen verlieren, dassvieleGemSräumlichundpersonellgarnicht in der Lage sind, so viele Kurseanzubieten: Mehrfachbelegungen derFachräume führen zu organisatori-schenEngpässenundVerlustanUnter-richtsqualität.

2)AnmehrerenStellenwirdBezugge-nommen auf den § 24 der GemS-Ver-ordnung.GenaudieseristeinerderParagraphen,die–unddasistschonvonderReferat-sleitung bestätigt worden – als„nichtpraktikabel umsetzbar“ gelten. Eswerden hiermit weitere Probleme beiVersetzung und Oberstufenübergangentstehen. Dies ist der falsche Weg!Zunächst sollte schnell eine sinnvollumsetzbare und handhabbare GemS-Verordnungerarbeitetwerden,danachkann man die Prüfungsordnungenhieraufanpassen.DaswäreschonzumSchuljahresende 2016/17 notwendiggewesen. Die ersten Hauptschulabsol-venten machen jetzt laut bestehen-der „nicht praktikabler umsetzbarer“GemS-VerordnungeinenAbschluss!

3)FestlegungderWertefürdieKlassen-bildung(S.9):Wie sollen Inklusion, Flüchtlingsbe-schulung und Umsetzung von Leis-tungserlassen bei Klassen mit 28/29Schülern (+ der 10% obligatorischem„Spielraum“) gelingen? 32 Schüler imGemeinschaftsschulsystem überfor-dernjedeLehrkraft!DerVRBfordertdahernachwievordieAbsenkung des Teilers auf 23 SchülerproKursoderKlasse,wobeiinklusivbe-schulteSchülerdoppeltzählen.4)Artikel17(S.22):Nachwievorlässtmaneszu,dassamGymnasium der Hauptschulabschlussohne Prüfung erworben werden kann.DieskannnichtimSinnedes2-Säulen-Systems sein. Ein Hauptschüler solltenicht - nur um eine Gemeinschafts-schulezuübergehenundaufeinePrü-fungverzichtenzukönnen-5JahreaufeinemGymnasiumalsKlassenschlech-tester verbringen und dann ausge-schultwerden.5)Abendschule(S.2f.,S.9ff.):DerVRBbegrüßtes,dassdurchdieBe-stimmungen von Artikel 8 in der Ge-meinschaftsschule in Abendform dieMöglichkeitderBildungvonabschluss-bezogenen Klassen im Rahmen derbeiden angebotenen Bildungsgängeerhalten bleibt. Dieses Modell ist fort-schrittlich und sollte auch der Tages-formmöglichsein:LautAuffassungdesVRB sollte jeder GemeinschaftsschuledurcheinenentsprechendenBeschlussder Gesamt- und Schulkonferenz dieMöglichkeit eingeräumt werden abKlassenstufe7abschlussbezogeneKlas-sen zu bilden. Die in vorliegender VOgetroffenen Regelungen über die Bil-dungsgängeanGemeinschaftsschulenin Abendform können hierfür Beispielgeben.Die für die Abendschule geplanten

SteLLUnGnahMeDeSVRBzum entwurf zurVerordnung zur Änderung und aufhebung vonVerordnungen auf dem Gebiet desSchulrechts,Stand18.05.2017

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Lehrstoff // #03 // Juni 2012Lehrstoff // #03 // Juni 2012WEITBLICK // #02 // Dezember 2017

Änderungen in § 14, Absatz 1 orien-tieren sich richtigerweise an der Ver-setzungsordnung der auslaufendenErweiterten Realschule. Im VergleichzuraktuellangewandtenVersetzungs-ordnung der Gemeinschaftsschulezeichnet sich diese durch Transparenzund Leistungsorientierung aus. DerVRBwiederholtindiesemZusammen-hangseinebereitsmehrfachgeäußerteKritik an der Versetzungsordnung derGemeinschaftsschule, die bereits zuzahlreichen Irritationen bei Notenkon-ferenzen geführt hat. DerVRB fordert,dass die Versetzungsordnung der Ge-meinschaftsschule nach dem Vorbildder Versetzungsordnung der Gemein-schaftsschuleinAbendformüberarbei-tetwird.In § 14, Absatz 1, Unterpunkt 7 ist einredaktioneller Fehler unterlaufen: DieNotenpunktebei„mangelhaft“werdenentgegen der Praxis bei den anderen

Notenstufen nicht aufgeführt. Korrek-terweise müsste der Unterpunkt lau-ten:„4. in einem Fach der Fächergruppe II„ungenügend“ (00 Punkte), in einemweiteren Fach der Fächergruppe II„mangelhaft“ (03/02/01) und nicht inmindestenszweiFächern„gut“(12/11/10 Punkte) oder „sehr gut“ (15/ 14/ 13Punkte)lauten.“Die in Artikel 2 getroffenen Bestim-mungen über den Übergang von all-gemeinbildendenSchulenindiegym-nasiale Oberstufe orientieren sich inHinblickaufdieGemeinschaftsschuleninAbendformebenfallsanderbisheri-gen und bewährten Praxis der Durch-schnittsnote. Der VRB begrüßt den Er-halt des Status quo und fordert auchhiereineanalogeÜbertragungfürdieMBA-SchülerderTagesform.FürdenVRBist jedochunverständlich,warum nunmehr unterschiedliche

Durchschnittsnoten für die verschie-denen gymnasialen Oberstufen vonRelevanz sein sollen: Während gemäßvorliegender VO für die allgemeinegymnasiale Oberstufe z.B. eine Durch-schnittsnote von 2,5 in den FächernDeutsch, Mathematik und 1. Fremd-spracheverlangtwird,istfürdasWirt-schaftsgymnasium ein Durchschnittvon2,3fürdieÜbergangsberechtigungveranschlagt. Der VRB empfiehlt hiereine einheitliche Durchschnittsno-te (wie bislang) für alle gymnasialenOberstufenfestzuschreiben.KritikwürdigistdiegeplanteHöhederDurchschnittsnote: Vor dem Hinter-grund der Tatsache, dass bislang eineDurchschnittsnotevon2,3fürdieÜber-gangsberechtigung erreicht werdenmusste, spricht sich der VRB entschie-den gegen die in der VO geplante Ni-veauabsenkungauf2,5fürdiegymna-sialeOberstufeaus.

Der VRB gratuliert seinen Jubilaren - auch denen, die nicht genannt werden wollen - recht herzlich!

// Haben wir jemanden vergessen? Bitte entschuldigen

Sie unser Versehen. Wir sind dankbar für jeden Hinweis

DeRVRBGRatULIeRt Jubilare06.10.1921 Lallemand,Guido –96Jahrealt11.10.1924 Hippchen,Erich –93Jahrealt30.12.1929 Bost,Reinhold –88Jahrealt17.12.1931 Alt,Heinrich –86Jahrealt17.12.1934 Schmelcher,Wilhelm –83Jahrealt19.08.1936 Puhl,Horst –81Jahrealt03.09.1942 Noss,Manfred –75Jahrealt14.08.47 Schirra,HansPeter –70Jahrealt17.08.1947 Thiel,HansPeter –70Jahrealt08.10.1947 Haßler,Manfred –70Jahrealt18.11.1947 Latz,Waltraud –70Jahrealt16.08.1952 Brück,Margit –65Jahrealt18.09.1952 Meiser,Margot –65Jahrealt16.10.1952 Ewen,Eduard –65Jahrealt09.12.1952 Böhm,Gerhard –65Jahrealt07.11.1957 Löwenbrück,Gabi –60Jahrealt

Der VRB wünscht allenfrohe Weihnachten und alles gute

für das Neue Jahr!

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• InklusionnichtalsSparmodell!

• Lehrergesundheit,dennpäda-gogischeHerausforderungendürfenunsereLehrkräftenichtüberfordern(Inklusion;Flücht-lingsbeschulung,Ganztagsschu-le…)

• konsequenteWertevermittlungmitverbindlichenLernvereinba-rungen

• einSystem,dasaufeineQualitätbeiBildungundderenAnschluss-fähigkeitnachderSchulefußt

Wirfordern:

• BildungsmöglichkeitenfüralleSchülerinnenundSchüler

• InklusionfunktioniertnurbeiausreichendenRessourcen:DeshalbbenötigtjedeSchuleeineangemesseneAusstattungmitausgebildetenFörderschullehrernundexternenKräften,aberauchnotwendigeräumlicheVorausset-zungen

• (verwaltungs)technischeAssis-tentenfürjedeSchule(IT-Fach-kräfte,Sekretariat,Sammlung,Haushalt)

• einEndedesEinsatzesvonLehrkräfteninderNachmittags-betreuung

• einequalitativhochwertigeNachmittagsbetreuungdurchexterneInstitutionen

• kleinereKlassen

• geringereUnterrichtsverpflich-tungfüralleLehrkräfte

• effektiveundevaluierteProgram-mezurFörderungundUnterrich-tungvonFlüchtlingen

andenGrundschulen:

• eineReduzierungderKlassen-größeauf20SchüleranGrund-schulen,wobeiInklusionsschülerdoppeltzählen

• dieEinführungeinerVorschul-klasse(Schulkindergarten),der

KindernmitEntwicklungsver-zögerungdieMöglichkeitdesoptimalenStartsindieSchullauf-bahnbietet

• DoppelbesetzunginderKlasse1

• AnpassungderBesoldung

andenFörderschulen

• ErhaltderFörderschulenunddersonderpädagogischenFachkom-petenzanallenFörderorten

• eineangemessene,bedarfsorien-tierte,ausreichendeundange-passtePersonalisierungdurchausgebildeteFörderschullehrer

• Feststellungeinessonderpädago-gischenFörderbedarfsdurchson-derpädagogischeExpertiseundDiagnostikanallenFörderorten

• FeststellungeinesFörderbedarfesdurchDiagnostik

• Finanzierungeinesangemesse-nenFörderetatsfürDiagnoseundFörder-/Hilfsmittel

• DeputateauchfürFörderschul-lehrerbeiderKonzepterstellung

• DeputatefürBeratungfüralleKollegen

• wiederstärkereGewichtungderpädagogischfundiertenSachmei-nungüberdiebesteFörderungunddenFörderortdesKindes

• ErhaltderFörderschulenunddersonderpädagogischenFachkom-petenzanallenFörderorten

• AnerkennungderLeistungenvonpädagogischenAngestelltenanFörderschulendurchAnhebungderEntgeltgruppe

• EntwicklungvonKonzeptenfürSchülerinnenundSchülern,dieinschulischenSettingsnichtmehrunterrichtetwerdenkönnen(ge-waltbereite,übergriffigeSchüler,dieauchdieGesundheitunddasWohlergehenanderer,auchvonLehrkräftenbeeinträchtigen)

• ZulagenfürEingliederungshelferbeischwerstmehrfachbehinder-

tenKindernundJugendlichen

• SenkungderSchüler-Lehrer-Rela-tionanFörderschulen

FürdieReferendareundLaa:

• praxisnähereuniversitäreAusbil-dungundVerzahnungmitdemReferendariat

• Verlängerungder2.Ausbildungs-phaseauf2Jahre,umalleLAAbesseraufeininklusivesSettingvorzubereiten

• zeitnaheAngebotevonPlanstel-len

• wenigerUnterrichtsverpflichtungfüralleFachleiter,umLAAauchinUnterrichtseinheitenbetreuenzukönnen

• beiEinsatzeinesMentorensys-tems:derenEntlastungdurchStundenreduktion

FürdieGemeinschaftsschulen:

• wiedereineverpflichtendeSchullaufbahnempfehlungderGrundschuleanhanddesNoten-bildesinKlassenstufe4,ggf.miteinerGymnasial-Überprüfung

• Versetzungsentscheidewiedereinführen

• möglichstfrühzeitigeLeistungs-differenzierunginmöglichstvielenFächern

• fürjedesFachauchLehrervomFach

• inZeitenvonInklusions-undFlüchtlingsklassenkleinereKlassen(max.23alsTeiler)anweiterführendenSchulen

DeRVRBStehtFÜR:

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Lehrstoff // #03 // Juni 2012Lehrstoff // #03 // Juni 2012WEITBLICK // #02 // Dezember 2017

VeRaBSChIeDUnGVonInGeRÖCKeLeInBeIMDBB

IngeRöckelein,langjährigeVorsitzendedesVDR,jetztVRB,wurdeam09.Mai2017offiziellausdemLandeshauptvorstanddesdbbverabschiedet.EwaldLinndankteihrfürihrgewerkschaftlichesEngagementundwürdigteihreVerdiensteinbil-dungspolitischschwierigenZeiten,diegeprägtwarenvonÄnderungeninderSchulstruktur.

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aUSDeMDBBGespräche„ZukunftssichereLandesverwaltung“fortgesetzt

Gesprächsergebnisse zur agenda derJahre2017-2022Der seit 2012 geführte saarländischeDialog zwischen der LandesregierungunddengewerkschaftlichenSpitzenor-ganisationendesöffentlichenDienstessowie die vereinbarten Ziele zur „Zu-kunftssicheren Landesverwaltung“ zurÜberwindung der Haushaltsnotlagedes Landes werden im gegenseitigenInteresse mit konkreten Ergebnissenweiterentwickelt.Hierzuhattederdbbbereits im Juni seine Leitlinien zur Weiterentwicklung der Gesprächemit der Landesregierung eingebracht.DabeihatfürdendbbinsbesonderedieSicherung der Zukunftsfähigkeit deröffentlichen Verwaltung im SaarlandVorrang. Dazu zählt gleichermaßenauchderBildungsbereich.Aus Sicht des dbb bleibt der von derLandesregierung im KoalitionsvertragkorrigierteAbbauvonbiszu2.000Stel-len(anstatt2.400Stellen)bis2022,umden Haushalt nachhaltig zu entlasten,weiterhineinschwierigerUmsetzungs-prozess.

ForderungendesdbbDer dbb-Landesvorstand machte imSpitzengesprächam19.September2017deutlich, dass durch den bisherigenStellenabbau in vielen Bereichen derLandesverwaltung für die Beschäftig-ten jetzt schon die Grenze der Belast-barkeit erreicht bzw. überschritten ist.DeshalbmussausSichtdesdbbnebender bisher durchgeführten Aufgaben-kritik auch ein transparenter Aufga-benwegfall in der Landesverwaltungunter Beteiligung der Interessenver-tretungengeprüftwerden.DennohneAufgabenwegfall wird aus Sicht desdbbderimKoalitionsvertragkorrigier-te geplante Abbau von bis zu 2.000Stellen zum Kollaps in den Landes-verwaltungen führen. Der dbb strebtdeshalbeineRegelungan,dass indenBereichen,indenengesetzlichePflicht-aufgabenzuerfüllensind,unddort,wo

die Belastbarkeitsgrenze der Beschäf-tigten erreicht ist, der geplante Perso-nalabbaugestopptbzw.gelockertwird.AuchdieeinjährigeWiederbesetzungs-sperre muss aufgehoben bzw. weitergelockertwerden.Gleichzeitig ist aus Sicht des dbb auf-grund der demografischen Entwick-lung der Focus auf die Gewinnungqualifizierten Nachwuchses im öffent-lichen Dienst zu richten. Insbesonderemit Blick auf die anstehende Ruhe-standswelle der geburtenstarken Jahr-gänge. Rund 30 Prozent des heutigenPersonals werden in den kommenden15 Jahren altersbedingt ausscheiden.Um auf dem Arbeitsmarkt wettbe-werbsfähigzubleiben,istdiezweijähri-ge Absenkung der Eingangsbesoldungaufzuheben.Der dbb forderte weiterhin, dass sichdie Rahmenbedingungen und insbe-sondere die Bezahlungsstrukturen derBeschäftigtenundBeamtendesLandesnichtschlechteralsdasdurchschnittli-che Niveau der übrigen BundesländerunddesBundesentwickelndürfen.We-genderstarkenBelastungderBeschäf-tigtenistdasBeförderungsbudgetwei-ter nachhaltig zu erhöhen, um die zulangenBeförderungswartezeitenabzu-bauen.Aucherwartetderdbb,dassdasBeihilfesystem als zentraler Pfeiler derFürsorge beibehalten und ausgebautwird. Auch die Schaffung eines kapi-talgedeckten „Versorgungsfonds“ zurSicherung der Zukunft der Beamten-versorgungfürneueBeamtebleibtfürdendbbohneAlternative.Das Thema „Lehrergesundheit“ sollzügig weiterentwickelt und an dasNiveau der übrigen Landesverwaltun-gen–bezogenaufdieBesonderheitenim Lehrerbereich – angepasst werden.Ebenso fordert der dbb ein zeitgemä-ßes und modernes Personalvertre-tungsrecht.TrotzderweiterenFinanzhilfenfürdasSaarlandab2020hältderdbbanseinerGrundsatzpositionfest,dassnebender

LösungdernotwendigenMaßnahmenaufderAusgabenseiteauchdieLösungdes Altschuldenproblems sowie dieVerbesserung der Einnahmesituationder öffentlichen Haushalte durch dieLandesregierunggegenüberBundesre-gierung und Bundesrat weiter zu ver-folgensind.

Gesprächsergebnisse zur agenda derJahre2017-2022aufgabenkritik / Fortschreibung derPersonalentwicklungsplanungenDas Personalmanagementkonzept fürdie Saarländische Landesverwaltungimplementiert die Aufgabenkritik alsDaueraufgabe in den Ressorts und istdie Grundlage der Personalbedarfs-planungen. Die hierzu eingerichtetenArbeitsgruppen „Aufgabenkritik undSparpotenzial“setzenihreArbeitfort.Im Zuge der im Koalitionsvertrag ver-einbarten Digitalisierung der Verwal-tung werden Mittel zur Verfügunggestellt, um effizientere Lösungen zuentwickeln, die die MitarbeiterinnenundMitarbeiterweiterentlasten.AlseinesdererstenProjektebietetsichdieEinführungelektronischerAntrags-und Abrechnungssysteme bei der Bei-hilfe(E-Beihilfe)an.BiszuderenImple-mentierung können zur Senkung derAbrechnungszeiten auch Kooperatio-neneingegangenwerden.DieswirdinAbstimmung mit den Gewerkschaftenvorbereitet.DiegewerkschaftlichenSpitzenorgani-sationennehmendievonderSaarlän-dischenLandesregierungbeschlosseneModifizierung des Stellenabbaus zurKenntnisundsehenweiterhindieNot-wendigkeit,diesenProzessimRahmender Aufgabenkritik in den Jahren 2017ff. intensiv, auch in gesonderten Bera-tungenaufArbeitsebene,zubegleiten.Vor dem Hintergrund der Beachtungder Einheitlichkeit der Lebensverhält-nisse, der Zunahme der Flüchtlinge,der Wahrung der Ausschöpfung vonEinnahmen und der Vermeidung des

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Lehrstoff // #03 // Juni 2012Lehrstoff // #03 // Juni 2012WEITBLICK // #02 // Dezember 2017

Verlustes von Drittmitteln sowie derUmsetzung von bundesgesetzlichenRegelungen wird die Landesregierungden Personalabbau aus heutiger Sichtwiefolgtmodifizieren:• Verringerung des Stellenabbaus

im Lehrerbereich um rd. 200 Stel-len.

• Reduzierung der Stelleneinspa-rungen in Sonderbereichen uminsgesamt 100. Im Einzelnen: Po-lizei (30), Finanzverwaltung (15,5),Justiz(12,5),Hochschulen(42).

• Schaffung von 50 zusätzlichenStellenzurVorbereitungundUm-setzungeinerInvestitionsoffensiveSaarindenBereichenStraßenbau,Hochbau,UmweltundStädtebau.

• Schaffung von 20 zusätzlichenStellen zur Umsetzung des Bun-desteilhabegesetzes.

• MinderungdesStellenabbausum30 bei der Allgemeinen Verwal-tungvordemHintergrundderSi-cherung von Einnahmen und derEinhaltungvonMindeststandardsim Vollzug (u.a. Verfahrensdauer,Kontrolldichte).

InsgesamterfolgtsomiteineModifizie-rung des Stellenabbaus bis zum Jahr2022von2.400auf2.000.abbau der Wiederbesetzungssperre,umEntlastungenbeiderNachpersona-lisierungvonfreiwerdendenStellenzuerzielen:• 2017: Sperre von unverändert 12

Monaten• 2018: Reduzierung auf 8 Monate

(Kosten1Mio.€)• 2019: Reduzierung auf 4 Monate

(Kosten2Mio.€)• 2020: Wegfall der Wiederbeset-

zungssperre(Kosten3Mio.€).MitBlick auf den Wissenstransfer be-stehen die bereits existierendenzahlreichen Ausnahmeregelun-genfort.FlexibilisierungdesStel-lenplans (neufassung § 10 abs. 2haushaltsgesetz)

• BessereAusschöpfungdesStellen-plans

• BessereNutzungvonStellenbruch-teilenbeiTeilzeitbeschäftigten

• Wegfall der Vorgabe für die An-zahlderaufeinerStelle/PlanstelleführbarenPersonen

• Stellen/Planstellenkönnenkünftigmit mehreren Teilzeitbeschäftig-tenbesetztwerden.DesWeiteren

sollen HandlungsmöglichkeitenbeiderMessungderHöchstbelas-tungeinesArbeitsplatzesundderUmgang mit HandlungsformenwieGefährdungsbeurteilungbzw.Überlastungsanzeigen auf Ar-beitsebene zwischen Staatskanz-leiundGewerkschaftenerarbeitetwerden.

AuchMaßnahmenfüreinenachhaltigenachwuchsgewinnung sollen auf Ar-beitsebeneerörtertwerden.Ebensosolldie arbeitsgruppe „einnahmeverbes-serung“ Lösungsmöglichkeiten für dieVerbesserung der EinnahmesituationdesLandeserarbeiten.

BeförderungsvolumenDas Grundbeförderungsbudget inHöhevon1,6Mio.€wirdabdemHaus-haltsjahr2018aufrund2Mio.€verste-tigt. Darin enthalten sind die bisheri-genbefristetenZusatzbudgets:• Lehrer/Funktionsstellen54.100€• Allgemein100.000€• Justizbedienstete20.000€• Finanzbedienstete20.000€• GenerationenpaktPolizei

200.000€

Besoldung/Versorgung/BeihilfeDie Landesregierung wird zukünfti-ge Besoldungserhöhungen und Ver-sorgungsanpassungen im Lichte derTarifergebnisse sowie des Verhaltensder anderen Bundesländer vorneh-men, muss aber zugleich bis 2019 dieVoraussetzungen zur Auszahlung derKonsolidierungshilfenundab2020dieMindestschuldentilgungen gemäß Sa-nierungshilfengesetzbeachten.Auch wird die Landesregierung dieAuswirkungen der Einrichtung einesVersorgungsfonds ab dem Jahr 2020prüfen.DieBeihilferegelungendesSaarlandessollensichauchkünftigsowohlanderEntwicklung des Rechts der gesetzli-chenKrankenversicherungalsauchander Entwicklung im Bund und der an-derenBundesländerorientieren.WeiterhinverfolgtdieLandesregierungdas Ziel der Schaffung eines Rechts-anspruches auf VersorgungsauskunftfürdieBeamtinnenundBeamtenundprüftdieAusgestaltungeinerentspre-chendentechnischenLösung.Die Landesregierung will zunächstnochanderabsenkungdereingangs-

besoldung festhalten, weil diese einElementdesmitdemStabilitätsratver-einbarten Sanierungsprogrammes ist,mitdemauch indennächsten Jahrendie Voraussetzungen für die Auszah-lung der Konsolidierungshilfen erfülltwerdensollen.DiebisherbegründetenAusnahmeregelungendurchBeschlussdes Ministerrates für die Bereiche derberuflichen Schulen, Förderschulenund Grundschulen bleiben weiterhinbestehen. ab 2020 soll die absenkungder eingangsbesoldung für alle Berei-cheaufgehobenwerden.

novellierung SPersVG mit Wahlord-nungEine Arbeitsgruppe unter Beteiligungder Gewerkschaften zur Novellierungdes Saarländischen Personalvertre-tungsgesetzes hat am 6. September2017ihreArbeitaufgenommenundsollbis Mitte 2018 Anregungen für einenGesetzentwurfvorlegen.

Betriebliches Gesundheitsmanage-ment sowie Weiterentwicklung desProjektes„Gesunde Schule Saarland –Lehrergesundheit“Die Ressorts setzen die Maßnahmenim Zuge der DienstvereinbarungenzumBGMweiterhinum(MaßnahmendesArbeits-undGesundheitsschutzes,betriebliches Eingliederungsmanage-ment, betriebliche Gesundheitsförde-rung, Vereinbarkeit von Beruf und Fa-milie sowie die Sozialberatung durchexterneInstitutionengemäßderHand-reichungdesMUVzudenDienstverein-barungen).Im Bereich der Lehrergesundheit hin-sichtlich des Abschlusses von Dienst-vereinbarungen soll sukzessive einGleichklangmitderübrigenLandesver-waltungerreichtwerden.

dbb aktuell vom 19. September 2017

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Soeben fanden im Deutschen Lehrer-verband(DL)Neuwahlenstatt.Nach30JahrenimAmttratDL-PräsidentJosefKrausnichtmehrzurWahlan.AlsseinNachfolgerwurdeHeinz-PeterMeidin-germitgroßerMehrheitzumzukünf-tigenPräsidentdesDeutschenLehrer-verbandesgewählt;ertrittdiesesAmtzum1.Juli2017an.Meidingeristseit13Jahren Bundesvorsitzender des Deut-schenPhilologenverbandes(DPhV).DL-Schatzmeister Dominik Berdin (VLW)

wurde einstimmig im Amt bestätigt.Der scheidende DL-Präsident JosefKraus wurde von der Wahlversamm-lung einstimmig zum Ehrenpräsiden-tenernannt.Im Anschluss an die Wahlversamm-lung fand eine Fachtagung statt, beider DL-Präsident Josef Kraus und derBildungshistoriker Professor Heinz-El-marTenorth die aktuelle und zurück-liegendeBildungspolitikanalysierten.Der Deutsche Lehrerverband ist der

Dachverband der folgenden allge-meinschulischen und berufsschu-lischen Lehrerverbände: DeutscherPhilologenverband DPhV, VerbandDeutscher Realschullehrer VDR, Ver-band der Lehrerinnen und Lehrer anWirtschaftsschulen VLW, Verband derLehrerinnenundLehreranberuflichenSchulenBLBSundseitdem01.04.2017die Katholische ErziehergemeinschaftKEG.

PM des Deutschen Lehrerverbands vom 17.05.2017

PReSSeMItteILUnGenneuwahlenimDeutschenLehrerverband

VRBfordertBeibehaltungderzentralenhauptschulabschlussprüfung–GeW-Kritiknichtnachvollziehbar

Der Verband Reale Bildung (VRB) wi-derspricht entschieden der Auffas-sungderGewerkschaftErziehungundWissenschaft, wonach die zentraleHauptschulabschlussprüfungzufrag-würdigen Ergebnissen führe und denSchulbetrieb erheblich störe. Der VRBbetrachtetdiePrüfungvielmehralsIn-strument der Fairness und Vergleich-barkeit,fordertjedocheinequalitativeProfilierung.FürdenVRBistdieDurchführungunddie Auswertung von Prüfungen zen-traler Bestandteil der Aufgabe vonLehrern und Schulleitungen. Klassen-arbeitenundPrüfungendienendazu,Schüler in eine Leistungsgesellschafthinein zu sozialisieren. So erkennenJugendliche früh, dass mit dem Errei-chenunterschiedlicherSchulabschlüs-seunterschiedlicheÜbergangsberech-tigungen und damit Berufschancenverbunden sind. Dadurch, dass diePrüfungsaarlandweiteinheitlichaus-gestaltet ist, wird sichergestellt, dassSchülerausunterschiedlichenSchulendie gleichen Anforderungen erfüllenmüssen und zukünftige Arbeitgeberauf einen verlässlichen Wissensstandzurückgreifenkönnen.Die Anmerkung der GEW, dass derHauptschulabschluss bei Ausbil-dungsbetrieben trotz der Prüfungkaum gefragt sei, ist zutreffend. Fürden VRB besteht die Lösung dafürjedoch nicht in der Abschaffung der

PrüfungundeinerEinebnungderAn-forderungen. Genau das Gegenteil isterforderlich: Die Anforderungen zumErreichen des Hauptschulabschlussesund zum Bestehen der Prüfung müs-senerhöhtwerden.„SolangeSchülernmit bis zu sieben Minderleistungender Hauptschulabschluss zuerkanntwird,brauchtmansichnichtzuwun-dern, wenn Arbeitgeber eine Einstel-lungdieserSchülerscheuenundsieinBerufsschulen geparkt werden müs-sen.DieserTrendwirdsichinZukunftwohlnochdurchdieAufweichungderVersetzungskriterien in der Gemein-schaftsschule verstärken“, erklärt dieVRB-Vorsitzende Karen Claassen. Sieerwartet, dass Schüler auf eine Ver-schärfung der Prüfungskriterien miteiner erhöhten Anstrengungsbereit-schaft reagieren würden und so einebessere Positionierung des Haupt-schulabschlusses auf dem Arbeits-marktmöglichwäre.DieGEWerkenntfolglichrichtig,dassderHauptschulabschlussbeidenAus-bildungsbetriebennichtmehrgefragtist.AllerdingserklärtsiedasSymptomfälschlicherweise zur Ursache: Ursa-che des Problems ist nämlich nichtdie Wertlosigkeit des Hauptschulab-schlusses,sonderndieAbwertungderHauptschule (und des Mittleren Bil-dungsabschlusses!) an sich durch dieSchulpolitik – und zwar maßgeblichmitgetragenvonderGEW.

Die Wertlosigkeit des Hauptschulab-schlussesdarfnichtderGrundzudes-sen Abschaffung sein, sondern mussvielmehralsWeckrufverstandenwer-den: Der Hauptschulzweig darf nichtzum vernachlässigten ParkstreifenfürwenigerBegabtewerden,sondernmuss Jungen und Mädchen zur Aus-bildungsreife führen. Nur wenn derHauptschulzweig durch Personal undAusstattung dafür ausgerüstet wird,kanndiesesZielerreichtwerden.Wasaber im Hauptschulzweig der Regel-schulen gespart wird, muss später inBGJ, BVJ und sonstigen Maßnahmendoppelt und dreifach nachbezahltwerden! Wer die Abschlussprüfungabschafft,verstecktnurdieSymptome- der Kranke geht einfach nicht mehrzumArzt.FürdenVRBistwiederbeachtlich,dassdie Kritik an der zentralen Abschluss-prüfungursprünglichnichtvonElternoder Schülern, sondern ausgerechnetvon der GEW als Lehrergewerkschaftkommt.DieVRB-VorsitzendeClaassenwundert sich: „Das ist so, als würdeder Schiedsrichterverband im FußballdieAbschaffungderTorefordern.“DerVRBtrittfürhochwertigeBildungsab-schlüsse ein und betrachtet die zen-trale Organisation der Prüfung beirichtiger Ausgestaltung als Mittel derQualitätssicherung.

PM des VRB Saar vom 9. Juni 2017

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Lehrstoff // #03 // Juni 2012Lehrstoff // #03 // Juni 2012WEITBLICK // #02 // Dezember 2017

Mit Befremden nimmt der VRB Saarzur Kenntnis, dass die SaarbrückerZeitung unseren Verband offenbarübersieht.AlsvormaligerVerbandderRealschullehrer hat der VRB die Ver-änderungen in den ehemaligen Er-weitertenRealschulenseitderenUm-wandlung in Gemeinschaftsschulenbesondersintensivmiterlebt.Der VRB jedenfalls hat die geplantenVeränderungen des Schulrechts an-lässlich des Koalitionsvertrages derneuensaarländischenRegierungnichtübersehen:Die geplanten Veränderungen desSchulrechts bringen keine Verbesse-rungen für das komplizierte Systemder Gemeinschaftsschulen: OffiziellweiterimKlassenverbandwerdendieSchülerdennochimSysteminGrund-und Erweiterungskurse eingeteilt,später wiederum in Erweiterungs-undA-Kurse.Das erzeugt unnötige Probleme beiStundenplänen und Personalisierung- der angebliche Vorteil des längerengemeinsamenLernenswirdadabsur-dum geführt. Ab dem kommendenSchuljahr erschweren die schulüber-greifenden gymnasialen Oberstufenzusätzlich die Erstellung der Pläne:DerenPersonalisierungundStunden-verteilunggehtvor–alleamOberstu-fenverbundbeteiligtenSchulensollensichdanachrichten.DerVRBfordertdarum,allenGemein-schaftsschulen die Freiheit einzuräu-men, auf Beschluss der Schul- undGesamtkonferenz abschlussbezogeneKlassenzubilden.Nurinabschlussbe-zogenenKlassenkanneinHöchstmaßanQualitätundLeistungerreichtwer-

den. Das gemeinsame Ansteuern desgleichen Ziels in allen Fächern lässteineKlassengemeinschafterstentste-hen. Die Durchlässigkeit des Systemsistdabeiebensogewährleistet!DerVRBwiederholtindiesemZusam-menhang seine bereits mehrfach ge-äußerte Kritik an der kompliziertenVersetzungsordnung der Gemein-schaftsschule, die bereits zu zahlrei-chen Irritationen bei Notenkonferen-zengeführthatundaktuellführt.Ebenfalls bedenklich findet der Ver-band für Reale Bildung das derzeiti-ge A-Kurs-System: Nur Schüler, die inwenigstens drei Fächern erfolgreichden A-Kurs besucht haben, sollen indie gymnasiale Oberstufe wechselnkönnen.WobleibtdadieversprochenehöhereDurchlässigkeit?Dadurchwirdnur unnötige Bürokratie geschaffen.Wie früher üblich sollte ganz einfachdie Leistung zum Übergang berech-tigen,egalobsie imnormalenErwei-terungskurs, also dem früheren Real-schulzweig, oder im A-Kurs erbrachtwurde. Es steht sonst zu befürchten,dass Schüler inflationär in A-Kurseeingestuftwerden,umKonfliktenausdem Weg zu gehen. Damit wäre derangeblicheVorteildesA-Kurses–Hin-führung zum gymnasialen Niveau –abervonAnfangankonterkariert.Welchen Stellenwert Bildung für dieneueKoalitionhat,erkenntmanabervorallemanzweiDingen:DerKlassenteilerbleibtauchweiterhinbei28bis29SchülernjenachKlassen-stufe. Das ist für den VRB angesichtsderdochnunwirklichweithinbekann-ten Probleme auch in saarländischenSchulklassen nicht nachvollziehbar

undoffenbarkurzsichtigeSparpolitik.Die schlecht geförderten Schüler vonheute sind die Arbeitslosen von mor-gen!In diesem Zusammenhang verweistder VRB erneut auf die Probleme beider ungebremst weitergeführten In-klusion:Lehrer,SchülerundElternsindvöllig überfordert. Alle Lehrergewerk-schaftenfordernmehrRessourcenein,was aber offenbar keinen Erfolg hat-te, da gerade bei den Klassengrößennichts verbessert wurde. Den förder-bedürftigen Schülern wird weiterhinmehr Teilhabe versprochen, ohne dieVoraussetzungen dafür zu schaffen.DerVRBfordertandieserStelleerneuteinen Klassenteiler von 23 Schülern,wobei Inklusionsschüler doppelt zäh-lenmüssen.Darüber hinaus moniert der VRB dieschlechte Personalisierung der Schu-len mit Förderschullehrern. Viele derden Schulen zugeteilten Kräfte sindkeine grundständig ausgebildetenSonderpädagogen,sondernLehrkräfteandererSchulformen,wassichauchinder Bezeichnung „Förderlehrer“ nie-derschlägt.HierwirddieÖffentlichkeitbewusstgetäuscht:EinFörderlehreristgenauso wenig Sonderpädagoge wieeineArzthelferinZahnärztinist.Betreffs der Anzahl und Ausbildungder im Rahmen der Inklusion zuge-teilten Fachkräfte hat derVRB darumMinisterCommerçonumOffenlegunggenauerDatengebeten. Inklusionge-lingt nur mit Fachpersonal und Aus-stattung,abernichtalsSparmodell!

PM des VRB Saar vom 25. Mai 2017

Der VRB Saarland begrüßt es, wennKonzepte entwickelt und umgesetztwerden,diedieIntegrationderFlücht-lingskinder voran treibt und positivbeeinflusst.EinUnterrichtindenMut-tersprachen wie Türkisch, Arabischoder Russisch ist dafür nach AnsichtderLehrerimVRBnichtsinnvoll.Sprachestellt-bewiesenermaßen-einwesentlicher und wichtiger Indikatorfür eine erfolgreiche Integration dar.Sie ist Grundlage für einen ZugangzuBildungundfürdenArbeitsmarkt.Daher sieht der VRB Saarland es mit

Bedenken, wenn solche Vorstöße wiedurch Bildungsminister Commercongetätigt werden. Die VRB-Landesvor-sitzende Karen Claassen zeigt sichirritiert: „Es ist bemerkenswert, dassMinisterCommercondieEntwicklungder arabischen Sprache als Weltspra-che darstellt.Woher er diese Erkennt-nis gewonnen hat, bleibt leider imUnklaren.“ZweifelhafterwirddasVor-haben nach Ansicht des VRB zudemdadurch,dassimgesamtenBundesge-biet der Mangel an Lehrkräften vehe-ment beklagt wird. Wer sollte diesen

Unterricht in den jeweiligen Mutter-sprachenwannrealisieren?DerVRBsetztsichprinzipiellfürMaß-nahmen ein, die die Belastung derLehrkräfte nicht erhöhen und die fürdie betroffene Schülerklientel erfolg-versprechend auf ihrem weiteren Le-benswegsind.DahersolltenandieserStelleIdeengeäußertwerden,diemitden vorhandenen Ressourcen auchumgesetztwerdenkönnen.

PM des VRB Saar vom 12. August 2017

VRBSaarzumKoalitionsvertragundgeplantenVeränderungendesSchulrechts

VRBSaarlandkritisiertgeplanteeinführungvonarabischemundtürkischemSprachunterricht

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INSM-Bildungsmonitor: VDR-Bundes-vorsitzender fordert höheren Fokusauf mittlere Bildungsabschlüsse undWege in die berufliche Bildung sowieperspektivische und gut finanziertePersonalausstattungandenSchulen

„Dass erheblich in Bildungsausgabeninvestiert werden muss, ist eine Not-wendigkeit,diesichausdenErgebnis-sen des diesjährigen INSM-Bildungs-monitorergibt–derVDRfordertdiesauf Landes- wie Bundesebene schonlange. Gerade angesichts der beste-henden und künftigen Herausforde-rungen–inBezugaufIntegrationunddemografischenWandel beispielswei-se – muss vorausschauend geplantwerden.BeidenÜberlegungen,inwie-fern die Bildungssysteme der einzel-nen Länder gestärkt werden können,dürfenjedochkeineNotlösungenoderStrukturexperimente die Oberhandgewinnen. Die einzelnen Indikatorenmüssengenauundkritischüberprüftwerden. Ebenso wichtig ist, sich nicht

nur auf die Stärkung einiger weni-ger Bausteine zu konzentrieren. DieGanztagsschuleistbeispielsweisekein‚Allheilmittel’unddarfnichteinseitigüberhöht werden“, kommentiert Jür-gen Böhm, Bundesvorsitzender desVerbands Deutscher Realschullehrer(VDR), Ergebnisse und Diskussionenrund um den INSM-Bildungsmonitor2017.

Wesentlich für die ‚Bildungsrepub-lik Deutschland’ sei vor allem auch,dieWegeindieberuflicheBildungzustärkenunddiegroßeBedeutungdermittleren Bildungsabschlüsse undder Realschulen anzuerkennen. DieseSchulartenseienes,diedenAbsolven-tendurchihrespezifischeAusbildunghervorragende Perspektiven auf demArbeitsmarkt böten und so zur wirt-schaftlichen Sicherheit der einzelnenBundesländer beitragen würden, soBöhmweiter.

„Angesichts der katastrophalen Zu-stände in einigen Bundesländern, die

aufgrund von Reformen und Experi-menten entstanden sind, fordert derVDR eine klare, gut finanzierte undperspektivische Personalplanung. Füreinezukunfts-undbedarfsorientierteBildung in Deutschland ist entschei-dend, dass es differenzierte Angebotegibt–vondeneinzelnenSchulformenbis hin zur Lehrerausbildung. Nur sokönnen Qualität und pädagogischerMehrwert weiterhin im Fokus stehen,nursokannindividuellaufdieBedürf-nisse und Begabungen der einzelnenSchüler eingegangen werden. An denSchulen selbst muss der Fokus aufQualität, Leistungsorientierung undmodernen Unterrichtsmöglichkeitenliegen – hierzu gehört auch der Digi-talisierungsprozess, der weiter voran-getrieben werden muss“, fordert derVDR-Vorsitzende.

PM des VDR Bund vom 18. August 2017

BildunginDeutschlandgelingtnurmitvielfältigenWegenfürdiejungenMenschen

DigitalisierunganSchulenistwichtig,wirdaberdasLernennichtrevolutio-nieren und Lehrkräfte nicht ersetzenkönnen!

In Bezug auf den heute vorgestell-ten „Monitor Digitale Bildung“ derBertelsmann-Stiftung hat sich derPräsident des Deutschen Lehrerver-bandes Heinz-Peter Meidinger dafürausgesprochen, die Ausstattung derbundesdeutschen Schulen mit digi-talen Medien deutlich zu verbessernund der souveränen Mediennutzungund kritischen Medienerziehung vonSchülern einen höheren Stellenwerteinzuräumen.

Er erinnerte in diesem Zusammen-hang an den von Bund und Ländernangekündigten, aber noch nicht end-gültigbeschlossenenDigitalpakt.

Wie die Bertelsmann-Studie in ihrerBefragung zu Recht festgestellt habe,sei das größte Hindernis für den Ein-satz digitaler Medien nach wie voreine unzuverlässige technische Aus-

stattungundderfehlendeIT-Support,d.h. die mangelnde professionelle Be-treuung der Netzwerke und Endgerä-te.

Meidinger betonte: „In einer Gesell-schaft, in der in allen Bereichen digi-taleTechnikEinzuggehaltenhat,darfdie Schule nicht außen vor bleiben!“TrotzdemzeigteerVerständnisfürdieMehrheit unter den befragten Lehr-kräften,dieskeptischsind,obderEin-satz digitaler Medien automatisch zumehrLernerfolgundbesserenLerner-gebnissenführe.

„DieMehrzahlderbishervorliegendenStudienzeigtkeinebzw.ehergeringeEffekte des verstärkten Einsatzes vonComputern und digitalen Medien imUnterricht, was den Lernerfolg be-trifft. Wir müssen unsere Schüler fitmachen im souveränen Umgang mitdigitalenMedien,diesesindabernichtder Nürnberger Trichter, der zu einerRevolutionierung des Lernens führenwird.“,betontederDL-Präsident.

EinErklärvideoausdemInternetkön-neniemalsdieLehrkraftunddervirtu-elleAustauschübersozialeNetzwerkekönne nie den persönlichen Kontaktim Unterricht vollständig ersetzen,sagte Meidinger abschließend undverwiesaufdieStudieselbst,wonachnurknappübereinDrittelderSchüleres begrüßen würde, wenn Instagram,Snapchat und Co. öfter im Unterrichteingesetztwürden.UndsogarnureinViertel aller befragten Schüler findeautomatische Rückmeldungen besserals persönliches Feedback durch dieLehrkraft.

PM des DL vom 15. September 2017

DLzurBertelsmann-Studie„MonitordigitaleBildung“

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Lehrstoff // #03 // Juni 2012Lehrstoff // #03 // Juni 2012WEITBLICK // #02 // Dezember 2017

Der VRB Saarland hat sich bereits infrüherenForderungenzumThemaderProfessionalisierung von Lehrkräftengeäußert. Offenbar nimmt der Ein-satz von Lehrkräften, die noch kein 2.Staatsexamen absolviert haben undLehrkräften, die eine andere als diebenötigteLehrbefähigunghaben,sehrzu.DerVRBsetztsichweiterhindafürein,dass die eingesetzte Lehrkraft die fürdie Schule benötigte Fachkompetenzbesitzt,weilsichdiesehinsichtlichderSchulform unterscheiden. Es wurdeüber Jahre hinweg nicht auf den be-nötigten Lehrerbedarf geachtet, mitt-lerweilesindeinigeLehrbefähigungen

bundesweit Mangelware wie Grund-und Förderschullehrer. Die "Lösung"nun fachfremde Lehrer einzusetzen,kann nicht auf Dauer ausgelegt sein.FürjedesFachundjedeSchulformsoll-tenentsprechendeLehrerzumEinsatzkommen.Die VRB-Vorsitzende Karen Claassenäußertsichdementsprechendbesorgtzur Personalisierung an saarländi-schen Schulen:„Die Lehrerausbildungmuss einem qualitativ hochwertigenAnspruch standhalten und die spe-ziellen Studiengänge für die jeweili-gen Schulformen dürfen nicht aufge-weicht werden. Eine Neuauflage derFortbildung von Regelschullehrern zu

Lehrern mit Förderschullehrqualifika-tionistz.B.nichtgeeignet,denhohenund spezialisierten Anforderungender Sonderschulpädagogen gerechtzu werden. Zudem werden dringendgebrauchteRegelschullehrerdafürab-gezogen–wersolldieseLückefüllen?“

PM des VRB Saar vom 16. September 2017

Berlin–DerdeutscheMittelstandunddie„SchulederMitte“arbeitenkünftigeng zusammen. Die Mittelstandsalli-anzhateinenwichtigenPartnerinderBildungspolitik gewonnen. Der Ver-bandDeutscherRealschullehrer(VDR)mit seinen rund 25.000 MitgliedernverstärktdasBündnisabsofort.Durchden Beitritt des Neumitglieds sprichtdie Mittelstandsallianz nunmehr für555.000 Mitglieder mit über 11 Millio-nenBeschäftigten.Im Rahmen der Bundestagung desBundesverbands mittelständischeWirtschaft(BVMW)hießMittelstands-präsident Mario Ohoven den Bundes-vorsitzenden des VDR, Jürgen Böhm,offiziellinderMittelstandsallianzwill-kommen.„HeutesetzenwireinstarkesZeichen gegen den Akademisierungs-wahn in Deutschland“, sagte Ohoven.Die Realschulen sind für den Mittel-stand im Kampf gegen den Fachkräf-temangelvonbesondererBedeutung“,betonte der Mittelstandspräsident.„Wer nach einem RealschulabschlusseineAusbildungineinemmittelstän-dischen Betrieb beginnt, dem stehen

alle Möglichkeiten zu einer erfolgrei-chen Karriere offen. Gut ausgebildeteRealschülersindwichtigeNachwuchs-kräfte fürdendeutschenMittelstand.WirmüssendenRealschulenunddenHunderttausenden Realschülern end-lichdenRespektzollen,densieverdie-nen.“FürJürgenBöhmsendetdieneueKo-operation ein wichtiges politischesSignal.„Der BVMW und der VDR sindvereint im Bestreben, die hohe Quali-tät der mittleren Bildungsabschlüsse,vor allem des Realschulabschlusses,zu sichern. So kann den Absolventendas Rüstzeug mit auf denWeg in ihrBerufslebengegebenwerden,mitdemden Zukunftsanforderungen der mit-telständischen Wirtschaft – als demRückgrat der deutschen Wirtschaft –nachgekommenwerdenkann.“JürgenBöhmwurde2014vonderBun-desregierung zum „digitalen Kopf“ausgezeichnet. „Herr Böhm hat In-ternet und IT in den Schulalltag ein-geführt, damit junge Menschen bes-ser auf die digitale Welt der Zukunftvorbereitet sind. Er gilt als einer der

Vorreiter der digitalen Schule der Zu-kunft“,sagteMarioOhoven.Die Mittelstandsallianz vereint mit-telständisch geprägte Branchenver-bände, die sich gemeinsam für einemittelstandsfreundliche Gesetzge-bung einsetzen. Die Mittelstandsalli-anz trägt die für den Mittelstand zu-kunftsorientierten Themen mit einerStimmeindiePolitik.„Die drohende Fachkräftelücke inDeutschland erfordert eine stärkereFokussierungderBildungsverantwort-lichenaufdiemittlereBildung,diedenjungen Menschen alle Entwicklungs-möglichkeitenoffenlässt.JederHeran-wachsendemussseinenindividuellenWeg gehen, seine Talente entwickelnkönnen – dabei hat sich eine einsei-tige Orientierung auf akademischeBildungsgänge als ein strukturellerFehler herausgestellt. Der hohe Wertund die Qualität Beruflicher Bildungmit allen Entwicklungsmöglichkeitenmuss wieder stärker ins Zentrum desbildungspolitischenHandelnsgerücktwerden“,sagteJürgenBöhm.

PM des VDR Bund vom 18. 09 2017

VRBSaarlandfordert:FürjedesFachLehrervomFach

VerbandDeutscherRealschullehrertrittderMittelstandsallianzbei–eineBildungsoffensiveausderMittederGesellschaft

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Mehrbedarf von 70 000 Lehrkräftenfür volle Unterrichtsabdeckung not-wendigDer Deutsche Lehrerverband hat einEnde der Verschleierungstaktik derSchulministerien beim Unterrichts-ausfallgefordert.Die heute veröffentlichte repräsenta-tiveStudiemache,soderDL-PräsidentHeinz-Peter Meidinger, eindeutig klar,dassdiebishervorgelegtenStatistikenfast aller Bundesländer unvollständigund fehlerhaft seien und durchgän-

gig ein geschöntes Bild der traurigenSchulrealitätzeigten.DerDL-Präsidentbetonte:„EinensolchmassivenUnterrichtsausfall,dernochdazu auch von regionalen und sozia-lenUngerechtigkeitengeprägtist,darfsicheinreichesLandwieDeutschland,dassichselbstalsBildungsnationbe-zeichnet,nichtweiterleisten.“Bevor allerdings über die notwendi-gen Maßnahmen zur Schaffung wei-terer Lehrerstellen und zur zusätzli-chen Lehrergewinnung entschieden

werden kann, müssten, so Meidinger,alle Bundesländer „die Hosen herun-terlassen“ und eine ungeschminkteBestandsaufnahme machen. Die Zeitgeschönter Statistiken müsse ab so-fort endgültig vorbei sein, so der DL-Präsidentabschließend.Den Lehrermehrbedarf für eine rundzehnprozentige Unterrichtsreserve inallen Bundesländern bezifferte er beieinem Gesamtbestand von 750 000Lehrkräftenaufrund70000Stellen.

PM des DL vom 5. Oktober 2017

DL-Präsident:BundesländermüssenbeimUnterrichtsausfall„diehosenrunterlassen!“

GroßeBesorgnisbeimDeutschenLeh-rerverband über ergebnisse des IQB-Bildungstrends2016MitgroßerBesorgnishatderPräsidentdesDeutschenLehrerverbands,Heinz-.Peter Meidinger, auf die Ergebnissedes heute veröffentlichten IQB-Bil-dungstrends2016reagiert.Er betonte: „Ein hochtechnisiertes In-dustrieland und ein Kulturstaat wieDeutschland darf sich nicht damitabfinden,dassinnerhalbvon5Jahrenbei den grundlegenden Kulturtechni-kenwieLesen,Zuhören,SchreibenundRechnen derart massive Leistungsab-fällezubeobachtensindwiedieslautIQB-Bildungstrend 2016 nicht nur ineinzelnen Bundesländern, sondernbundesweit der Fall ist. AußerdemzeigensichbeidengetestetenGrund-schülernzwischenBundesländernwieBremen, NRW, Sachsen-Anhalt, BerlinundNiedersachsenaufdernegativenSeite und Sachsen und Bayern aufder positiven Seite dermaßen großeKompetenzunterschiede,dassvonver-

gleichbaren Bildungschancen nichtmehr gesprochen werden kann. EinLernjahr Unterschied bereits in der 4.Jahrgangsstufe zwischen Bayern undBremen,dasisteinSkandal,fürdeneskeineRechtfertigunggibt.“Meidingerforderteeineoffene,unge-schminkte und schmerzhafte DebatteüberdieUrsachendiesesLeistungsab-sturzes in verschiedenen Bundeslän-dern, insbesondere was die BereicheZuhören, Orthographie und Rechnenangeht.ErvermuteeinBündelanUr-sachen, angefangen von einem starkgestiegenen Anteil von Kindern mitMigrationshintergrund,dernichtaus-reichend gefördert werde, über dieVernachlässigung des Rechtschreib-unterrichtsbzw.dieVerwendungfrag-würdiger Lehrmethoden wie „LesendurchSchreiben“bishinzuüberhasteteingeführten Schulreformen, die Res-sourcenfürdieeigentlicheKernaufga-be Unterricht gebunden hätten. Auchhätten eine Reihe von Ländern aufden sich verstärkenden Lehrermangel

nicht rechtzeitig reagiert und massivaufnichtausreichendnachqualifizier-teSeiteneinsteigergesetzt.Der Verbandspräsident stellte aberauch fest, dass es erfreulicherweiseauchLändergebe,dietrotzungünsti-ger gesellschaftlicher Entwicklungenund trotz herrschenden Lehrerman-gels die Qualitätsstandards gehaltenodersogarleichtverbesserthätten.Erbetonte:„Bildungspolitikistalsonichtmachtlos,siemussaberqualitäts-undleistungsorientiert sein und die nöti-gen Finanzmittel für Bildung bereit-stellen.“Abschließend verwies Meidinger aufdie Gefahr, dass der im IQB-Bildungs-trend für die Grundschulen festge-stellte negative Trend auch die wei-terführenden Schulen erfasse undin eine Abwärtsspirale hineinziehe.Er befürchte, dass somit auch bei dernächstenPISA-StudieeinAbsturzdro-he,wennjetztnichtrechtzeitigmassivgegengesteuertwerde.

PM des DL vom 13.10.17

Meidingerbefürchtetabwärtsspirale,wennnichtrechtzeitiggegengesteuertwird

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Lehrstoff // #03 // Juni 2012Lehrstoff // #03 // Juni 2012WEITBLICK // #02 // Dezember 2017

VDR-BundesvorsitzenderJürgenBöhmzum IQB-Bildungstrend 2016: „Quali-tätbrauchtklareAnforderungen–nurmit differenzierten Bildungswegenund gut ausgebildeten LehrkräftensindsämtlicheHerausforderungenzubewältigen“Der VDR-Bundesvorsitzende JürgenBöhm sieht die Ergebnisse des Bil-dungstrends 2016 als Alarmsignal,aber auch als Handlungsaufforde-rung: „Die bestmögliche AusbildungderSchülermussimmerimFokusderArbeit an den Schulen stehen. Gera-de in den Bundesländern, in denenin den vergangenen Jahren bildungs-politischeExperimenteaufKostenvonQualitätundLeistungsanforderungengemacht wurden, müssen nun dieWeichen dringend wieder realistischgestellt werden – denn bereits in derGrundschule ist eine realistische Bil-dungspolitik vonnöten“, äußert sichBöhm.

Nach 2011 prüfte der IQB-Bildungs-trendnunzumzweitenMal,inwieweitSchüleramEndeder4.Jahrgangsstufein den Fächern Deutsch und Mathe-matik die länderübergreifend verein-barten Bildungsstandards erreichen.Die Ergebnisse seien ernüchternd, soBöhm. Im Bundesdurchschnitt konn-ten die 2016 getesteten Viertklässlerschlechter lesen, zuhören und rech-nen als Gleichaltrige im Jahr 2011, ineinigenBundesländernsogardeutlichschlechter.ErneutbergabimVergleichzu 2011 ging es für Baden-Württem-berg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, dramatische Verschlech-terungen gibt es in Bremen, wo einGroßteil der Schüler nicht einmal dieMinimalanforderungenerreicht.Böhm fordert in diesem Zusammen-hangdieAbkehrvonideologischmoti-vierten Vereinheitlichungstendenzenin der Bildung. „Kinder wollen gefor-dertundgefördertwerden,siemöch-

ten Leistungen erbringen.Wer in denvergangenen Jahren Leistungskrite-rien geopfert und ignoriert hat, wersich realistischen Leistungsdiffernzie-rungenentzogenhat,derstehtheutein einigen Bundesländern vor einembildungspolitischenScherbenhaufen“,soBöhmweiter.„Differenzierte, am einzelnen Heran-wachsenden orientierte Wege, eineklare schulartspezifische AusbildungderLehrkräftesowieausreichendundmotiviertes Personal an den Schulensind die wichtigste Voraussetzungdafür, Qualitätsstandards zu erhaltenbzw.wiederzuetablieren.Nursowirdes gelingen, die Herausforderungeneiner zunehmend heterogen zusam-mengesetzten Gesellschaft zu bewäl-tigen, nur so kann das bildungspoli-tische Ruder wieder herumgerissenwerden“, betont der VDR-Bundesvor-sitzende.

PM des VDR Bund vom 13.10.17

Vor einem Qualitätsverlust in Schuleund Unterricht sowie vor einer Ni-vellierung der Lehrerbildung hat an-gesichts eines dramatischen Lehrer-mangelsderPräsidentdesDeutschenLehrerverbands, Heinz-Peter Meidin-ger,gewarnt.Für den massiven Lehrermangel ins-besondere an Grundschulen mach-te der Dachverbands¬vorsitzendevorrangig die verfehlte Personalpla-nung verschiedener Bundesländerverant¬wortlich,dieinderVergangen-heit Lehrerausbildungskapazitätenabgebaut und nicht rechtzeitig aufden Geburtenanstieg und den wach-senden Zustrom von Flüchtlingskin-dernreagierthätten.Meidingerräumteein,dassderzeitander verstärkten Einstellung von Sei-ten- und Quereinsteigern in einigenBundesländern keinWeg vorbeiführe,

kritisierteaberdievölligunzureichen-den Nachqualifizierungsmaßnahmen,dieoftnurAlibicharakterhätten.Meidinger wörtlich: „Wer Seitenein-steiger einstellt, muss gleichzeitigauch die notwendigen personellenund finanziellen Ressourcen bereit-stellen, um diese berufsvorbereitendund berufsbegleitend umfassend pä-dagogischundfachlichnachzuqualifi-zieren.Daranhapertesabergewaltig.Manche Landesregierungen vermit-telnderzeitnachaußendenEindruck,unterrichten könne ohne große Vor-bereitung jeder, der ein Abitur oderStudium habe.“ Der DL-Präsident be-fürchtet einen weiteren Absturz beikünftigen schulischen Vergleichsstu-dien,wennesnichtgelinge, trotzver-stärkterEinstellungvonSeiteneinstei-gern die Qualitätsansprüche an denLehrerberufhochzuhalten.

Ebenso wandte sich der Lehrerver-bands-Präsident gegen Vorschläge,dasLehramtsstudiumfürdieverschie-denen Lehrämter zu vereinheitlichenbzw.dieEntscheidungfüreineSchul-art in die Endphase des Studiums zulegen, um Lehrkräfte flexibler einset-zenzukönnen.Erbetonte:„Dieswür-de zu einer Entpädagogisierung undfachwissenschaftlichen Verkopfungdes Grundschullehramts führen undgleichzeitig zu einer Entfachlichungund Entkernung des Realschul- undGymnasiallehramts. Ich warne außer-dem davor, einen polyvalenten Lehr-amtsbachelor zu schaffen, wie dieseinigeVerbändeundBildungspolitikerjetzt fordern. Das ist der direkteWegzur vermeintlich überall einsetzbarenBilliglehrkraftundzurEntprofessiona-lisierung der schulartbezogenen Leh-rerbildung.“

PM des DL vom 27.10.17

QualitätundrealistischeausrichtungderBildungistandenGrundschulendringenderforderlich

aufLehrermangelnichtmitniveauabsenkendenMaßnahmenreagieren!

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Böhm:ZukunftderBildungrealistischindenBlicknehmen

„Wer meint, dass man in den Koaliti-onsverhandlungen von Schwarz, Gelbund Grün vorschnell bildungspoliti-schePflöckeeinschlagenkann,dersoll-tegenaunachdenken.MiteinerÜber-tragungderföderalenBildungshoheitaufdenBundkönntealsErgebnisamEnde eine Schwächung des Bildungs-standortes Deutschland herauskom-men”, so der Bundesvorsitzende desVerbandes Deutscher Realschullehrer,JürgenBöhm.

Gerade in den vergangenen Jahrenhabe sich seit den Irrungen von PISA-Tests und OECD-Vorgaben durchge-setzt,dassdasvielfältige,föderaleBil-dungswesen in Deutschland richtigeAntwortenbereithält.„DieWeltbenei-det uns ob unseres hoch differenzier-ten Bildungswesens, das gerade aufdie gesellschaftlichen und technolo-gischenHerausforderungenreagierenkann.AndereLänderproduzierenAka-demikerarbeitslosigkeit–Deutschland

besitzt das Potenzial, die Fachkräfteder Zukunft auszubilden. Die extremniedrige Arbeitslosenquote von der-zeit 5,4 Prozent kommt nicht von un-gefähr”,hältBöhmfest.

DieWegederjungenMenschenineinerfolgreiches Berufsleben müsstensich in differenzierten Bildungsgän-gen und Schularten widerspiegeln.AuchdieQualitätderBildungundderdifferenzierten Bildungsabschlüssewäre mit einer„weichgespülten bun-desdeutschen Einheitslösung“ nochweiter gefährdet, so Böhm. „Geradehier sollten die potenziellen Koalitio-näre genau hinschauen. Heterogeni-tätundindividuelleFörderungbildensichaufkeinenFallinzentralistischenVorgaben ab, die die Chancenvielfaltfür die jungen Menschen eher be-schneiden“, konstatiert der VDR-Bun-desvorsitzende.

Natürlich müsse die Bildung inDeutschland ausreichend finanziertwerden. Natürlich müssten Schulensaniert, Strukturen für notwendige

Digitalisierungsmaßnahmen geschaf-fen und finanzielle Mittel auch durchdenBundgetätigtwerden.Dochdazumüsse man am Bildungssystem ansich nichts ändern. Die vorhandenenrechtlichen Spielräume würden hier-für ausreichen. Unterstützungs- undFinanzierungsmaßnahmen würdenkeine Grundgesetzänderung rechtfer-tigen,dieeineenormeundnichtum-kehrbare Schulstrukturdebatte undVerlustanQualitätzurFolgehätte.

„Wer immer nach zentralistischenStrukturveränderungen ruft, solltesich die negativen Ergebnisse die-ser Strukturmaßnahmen in einigenBundesländern ansehen. Da solltendie Verhandlungspartner genau hin-schauen, bevor man dann den her-vorragenden, differenzierten undqualitativ besseren Lösungen hinter-herschaut”,betontBöhm.

PM des VDR Bund vom 6. November 2017

Auchwennmansonstehergegensätz-licher Auffassung ist, unterstützt derVRB Saar die Forderung der GEW, dieBesoldungbzw.BezahlungderGrund-und Hauptschullehrer aufzuwerten.Die schlechte Bezahlung ist ein ge-wichtiger Grund für den Lehrerman-gel,geradeimGrundschulbereich.

Nach einer Anpassung des Studiumsund der Studieninhalte muss es alsFolge davon eine spürbare Erhöhungder Besoldung der Grundschullehrergeben-entsprechendauchdererheb-lichgestiegenenundverändertenAn-forderungenandenLehrerberuf.EineBesoldung nach A13/E13 ist nach Auf-fassungdesVRBunterdiesenVoraus-setzungen angemessen. Ebenso müs-sen pädagogische Angestellte, welcheindenFörderschulenarbeiten,endlichbesserbezahltwerden.

Neben der Anhebung der Besoldungfordert derVRB aber auch eine nach-

haltige Verbesserung der Arbeitsbe-dingungen: Lehrkräfte dürfen nichtweiter in der Nachmittagsbetreuungeingesetzt werden! Hier werden Leh-rer als Sparschweine missbraucht.Gerade im Grundschulbereich ist diedrohendeNachmittagsbetreuungeineUrsache für die vielen Teilzeitkräfte:Wann soll eine Vollzeitlehrkraft nochUnterricht vor- und nachbereiten, El-ternarbeitmachenodergareinFami-lienlebenführen?MitderAbschaffungdes Nachmittagseinsatzes für LehrerlassensichdortsinnlosgebundeneKa-pazitäten sofort freisetzen. Dem VRBsind zahllose Kollegen bekannt, dieumgehend ihre Stundenzahl erhöhenwürden,wennnichtmehrderEinsatzim Nachmittagsbereich drohte - wei-tere Lehrerstunden wären also sofortverfügbar.

Sofortiger Handlungsbedarf bestehtnach Ansicht des VRB in der Höher-gruppierung der Hauptschullehrer

von A12 in die Besoldungsgruppe A13.Der VRB unterstützt einen entspre-chenden Vorstoß der Interessensge-meinschaftderHauptschullehrer.EineMinderbesoldung gegenüber Real-,Förder- und Gymnasiallehrkräftenist durch die Schulstrukturreformender Vergangenheit nicht mehr ge-rechtfertigt, ist ungerecht und wirktso diskriminierend. Der VRB erneuertsomitseineForderungnacheinerHö-hergruppierung der Hauptschulleh-rer. Die Landesregierung wird durchden VRB aufgefordert zu prüfen, wieHauptschullehrern beamtenrechtlichder pragmatische und zeitnahe Auf-stieg in A13 ermöglicht werden kann.Das rheinland-pfälzische Modell, wo-nach Hauptschullehrer eine Wechsel-prüfungindasmitA13besoldeteAmtdes Realschullehrers absolvieren kön-nen,kannhierfürBeispielgeben.

PM des VRB Saar vom 20. November 2017

Koalitionsverhandlungen–KeineSchnellschüsseundunüberlegteWeichenstellungeninBildungsfragen

VRBSaarlandunterstütztForderungnachanpassungderBesoldungvonGrund-undhauptschullehrern

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Lehrstoff // #03 // Juni 2012Lehrstoff // #03 // Juni 2012WEITBLICK // #02 // Dezember 2017

Ausgabe 02/2017 DerBezugspreisistimMitgliedsbeitragenthalten

HerausgeberVRBSaarVerbandRealeBildungLandesverbandSaarlande.V.

LandesvorsitzendeKarenClaassenEichenhübel1666892Bruchmühlbach

RedaktionChristianWollscheidt(Chefredakteur)[email protected]

Druck und AnzeigenverwaltungAWOSozialpädagogischesNetzwerk–ProjektFaltblatt–Gutenbergstr.366280SulzbachFon:06897/[email protected]

Zuschriften DieEinsendervonManuskripten,Brie-feno.ä.erklärensichmitredaktionel-lerBearbeitungdurchdenVRBeinver-standen.Für unverlangt eingesandte Bücher,Schriften oder Bilder kann keine Ver-pflichtung seitens desVRB übernom-menwerden.

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WEITBLICK – Das Magazin des Verbandes der Lehrkräfte an weiterführenden Schulen

IMPReSSUM

Jürgen Böhm, Vorsitzender des Ver-bandsDeutscherRealschullehrer(VDR)und des Bayerischen Realschullehrer-verbands (brlv), wurde am gestrigenMontag in Berlin zum stellvertreten-den Bundesvorsitzenden des dbb be-amtenbundundtarifuniongewählt.

Der VDR und der brlv zeigen sich äu-ßerst erfreut über dieses Wahlergeb-nis und sehen darin einen großenErfolgfürdieRealschuleunddiemitt-leren Bildungswege sowie eine hoheAnerkennung von Böhms Person, sei-

nerArbeitundseinemEngagement.

„Ich bedanke mich herzlich bei allenBeteiligten für das mir entgegenge-brachte Vertrauen und für die groß-artige Unterstützung. Ich bin festdavonüberzeugt,dasswireinenstar-ken öffentlichen Dienst brauchen mithervorragendausgebildetenFachkräf-ten,klarenEinstellungs-undEntwick-lungschancensowiePerspektiven.Deröffentliche Dienst ist unverzichtbarfüreinmodernes,demokratischesundzukunftsfähiges Land. Ich stehe für

die Vielfalt der Meinungen und dieVielfalt der Positionen – es geht umdie Freiheit der gewerkschaftlichenArbeit und gegen Einschränkungenund Zwangsmaßnahmen. Deutsch-landbrauchtgeradeaktuelleinenleis-tungsfähigenöffentlichenDienstundeinstarkesBeamtentum“,äußertsichBöhmzuseinerWahl.

PM des VDR Bund vom 21. November 2017

VDR-undbrlv-VorsitzenderJürgenBöhmzumstellvertretendendbb-Bundesvorsitzendengewählt

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beamtet angestellt Referendarbis (voraussichtlich)

ÄnderungenteileichdemVRBmit.

Ort,Datum Unterschrift

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MitdemBeitrittzumVRBwerdenSieohneweitereKostenMitgliedimDeutschenLehrer-verband(DL)undimDeutschenBeamtenbund(dbb).AußerdembietenwirRechtsschutzinVerbindungmitdemdbb.

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Gleichzeitig ermächtige ich den VRB Landesverband Saarland e.V., bis auf Widerruf die von mir zu entrich-tenden Beiträge bei Fälligkeit zu Lasten meines Kontos einzuziehen.

Bankverbindung VRB: IBAN: DE77 5935 0110 0077 0011 21 BIC: KRSADE55XXX

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JahresbeiträgeLehramtsanwärter/Referendare: beitragsfreiMehrals16Stunden: 110euroWenigerals16Stundenund 70europäd.Fachkräfte:Pensionäre: 65euroStudenten: 10euro

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