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Ausgabe Januar-Februar 2020 Spätlese Das Magazin für aufgeweckte Seniorinnen und Senioren 73. Ausgabe der Spätlese Liebe Seniorinnen und Senioren, liebe Leserinnen und Leser! Oft stehen Bilanz und Ausblick am Beginn eines neuen Jahres. So halten wir es auch mit der ersten Ausgabe der „Spätlese“ des Jahrganges 2020. Im Herbst des letzten Jahres feierte der „Verein der Freunde der Gärten der Welt“ sein 10jähriges Bestehen. Grund für die Redaktion, seinen Vorsitzenden, Gerhard Pritzlaff, zu interviewen. Aber auch die Urgeschichte unserer Gegend spielt in dieser Ausgabe eine besondere Rolle: So ist Kempen Dettmann der Frage auf der Spur, ob einst Mammuts in Marzahn lebten. Ursula A. Kolbe berichtet über eine Ausstellung im Neuen Museum zur größten archäologische Grabung Berlins in Biesdorf. Ortrun Engelkraut gibt einen interessanten Einblick in 100 Jahre Leben und Geschichte im Schloss Cecilienhof und Tristan Micke erinnert an 100 Jahre Versailler Vertrag. Ursula A. Kolbe weilte zum wiederholten Male auf dem Logistik-Kongress und meint, die Logistik sei ein Treiber für die digitalen Veränderungen und stellt das FUTURIUM, das Haus der Zukunft vor. Um die Wissenschaft geht es auch im Beitrag von Antje Horn-Conrad von der Uni Potsdam: Expedition zum „Epizentrum“ des Klimawandels. Eine Forschungsreise der Superlative ins ewige Eis. Damit uns aber wärmer ums Herz wird, erinnern wir uns an die unvergessenen Werke Ludwig van Beethovens, dessen 250. Geburtstag in diesem Jahr begangen wird. Gerade bei kalten Temperaturen tut auch eine warme Tasse Tee gut. Nicht nur zum Aufwärmen! Welcher Tee wofür gut ist, darüber informiert uns Prof. Dr. med. Curt Diehm in seinem Beitrag „Tee – Gesundheit aus der Tasse“. Unsere Autoren führen Sie außerdem ins Funkerberg-Museum in Königs Wuster- hausen, stellen den Baum des Jahres vor und empfehlen einen ergreifenden Film zum Thema Demenz. Also es gibt wieder viel Interessantes zu lesen. Viel Vergnügen dabei wünscht Ihr Hans-Jürgen Kolbe Redaktionsteam Spätlese

Das Magazin für aufgeweckte Seniorinnen und Senioren · Beitrag von Antje Horn-Conrad von der Uni Potsdam: Expedition zum „Epizentrum“ des Klimawandels. Eine Forschungsreise

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  • Ausgabe Januar-Februar 2020

    Spätlese Das Magazin für aufgeweckte Seniorinnen und Senioren

    73. Ausgabe der Spätlese

    Liebe Seniorinnen und Senioren, liebe Leserinnen und Leser!

    Oft stehen Bilanz und Ausblick am Beginn eines neuen Jahres. So halten wir es auch mit der ersten Ausgabe der „Spätlese“ des Jahrganges 2020. Im Herbst des letzten Jahres feierte der „Verein der Freunde der Gärten der Welt“ sein 10jähriges Bestehen. Grund für die Redaktion, seinen Vorsitzenden, Gerhard Pritzlaff, zu interviewen.

    Aber auch die Urgeschichte unserer Gegend spielt in dieser Ausgabe eine besondere Rolle: So ist Kempen Dettmann der Frage auf der Spur, ob einst Mammuts in Marzahn lebten. Ursula A. Kolbe berichtet über eine Ausstellung im Neuen Museum zur größten archäologische Grabung Berlins in Biesdorf.
Ortrun Engelkraut gibt einen interessanten Einbl ick in 100 Jahre Leben und Geschichte im Schloss Cecilienhof und Tristan Micke erinnert an 100 Jahre Versailler Vertrag. Ursula A. Kolbe weilte zum wiederholten Male auf dem Logistik-Kongress und meint, die Logistik sei ein Treiber für die digitalen Veränderungen und stellt das FUTURIUM, das Haus der Zukunft vor.

    Um die Wissenschaft geht es auch im Beitrag von Antje Horn-Conrad von der Uni Potsdam: Expedition zum „Epizentrum“ des Klimawandels. Eine Forschungsreise der Superlative ins ewige Eis.

    Damit uns aber wärmer ums Herz wird, erinnern wir uns an die unvergessenen Werke Ludwig van Beethovens, dessen 250. Geburtstag in diesem Jahr begangen wird. Gerade bei kalten Temperaturen tut auch eine warme Tasse Tee gut. Nicht nur zum Aufwärmen! Welcher Tee wofür gut ist, darüber informiert uns Prof. Dr. med. Curt Diehm in seinem Beitrag „Tee – Gesundheit aus der Tasse“.

    Unsere Autoren führen Sie außerdem ins Funkerberg-Museum in Königs Wuster-hausen, stellen den Baum des Jahres vor und empfehlen einen ergreifenden Film zum Thema Demenz. Also es gibt wieder viel Interessantes zu lesen. Viel Vergnügen dabei wünscht

    Ihr Hans-Jürgen Kolbe

    Redaktionsteam Spätlese

  • Internationale Gartenkunst im Blick 3 ..........................................Mammuts in Marzahn? 5 ...............................................................Biesdorf: Größte archäologische Grabung Berlins 6 .....................Jahrestage 2020 – Januar/Februar 7 ..........................................100 Jahre Leben und Geschichte im Schloss Cecilienhof 9 ..........Vor hundert Jahren trat Versailler Vertrag in Kraft 11 .................Logistik – Treiber der digitalen Veränderung 12 ..........................Ludwig van Beethoven: Ein Denker in Tönen 14 ..........................Expedition zum „Epizentrum“ des Klimawandels 17 ....................Wie können wir die Zukunft mitgestalten? 20 ..............................Die Robinie ist Baum des Jahres 2020 21 .....................................Funkerberg-Museum und DFF 22 .................................................Tee – Gesundheit aus der Tasse 24 ...............................................Demenz: Neues Online-Portal für die lokale Netzarbeit 26 .........See Anfang Februar 28 ..................................................................Gedicht 29 ......................................................................................„Die Übernahme“ Wie Ostdeutschland Teil der Bundesrepublik wurde 30 ........................................................................................ROMYS SALON 31.........................................................................

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    Inhaltsverzeichnis

    Eigennutz ist die Klippe, an der jede Freundschaft scheitert.

    Ludwig Tieck

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  • Internationale Gartenkunst im Blick Interview mit Gerhard Pritzlaff, Vorsitzender des Vereins „Freunde der Gärten der Welt e.V.“ Kempen Dettmann

    
Spätlese: Erst mal herzlichen Glückwunsch zur Wahl als Vorsitzender des Vereins „Freunde der Gärten der Welt e.V.“.

    Gerhard Pritzlaff: Vielen Dank. Man kann mir da wirklich gratulieren, weil ich Vorsitzender eines Vereins geworden bin, der sehr gut strukturiert ist, ich an die Arbeit der vergangenen Jahre nahtlos anknüpfen konnte und wir im Vorstand gemeinsam daran arbeiten, das Vereinsleben so interessant und abwechslungsreich wie möglich zu gestalten.

    Spätlese: Den Verein „Freunde der Gärten der Welt e.V.“ gibt es nun schon 10 Jahre. Warum wurde der Verein damals ins Leben gerufen?

    Gerhard Pritzlaff: Hervorgegangen sind die Gärten der Welt ja aus der 1987 eröffneten Berliner Gartenschau, dem späteren Erholungspark Marzahn. Nachdem dann im Jahre 2000 mit dem Chinesischen Garten beginnend internationale Gartenkunst zu einem wichtigen Teil des Areals wurde, war es also mehr als ein Erholungsort für die Anwohner. Wichtig ist aber, dass die Menschen diesen Park auch als IHREN Park ansehen. Wer kann also die Verbindung zwischen Parkanlage und Nutzern besser herstellen als ein Verein, der seine Wurzeln in Marzahn - Hellersdorf hat?
Ziel des Vereins ist es, historische, kulturelle, regionale und religiöse Grundlagen sowie Hintergründe der Gartenkunst zu vermitteln. So soll dieses einmalige Ensemble der Gartenkunst noch bekannter gemacht werden, weit über Marzahn – Hellersdorf und Berlin hinaus.

    Spätlese: Was waren die Schwerpunkte in der Tätigkeit im vergangenen Jahr?
 
Gerhard Pritzlaff: Der Verein organisiert monatlich Veranstaltungen, in denen es im weitesten Sinne um die Vermittlung von Gartenkunst geht. Das waren Veranstaltungen vom Winterspaziergang, bei dem wir die Weiterentwicklung des Kienbergparks betrachtet haben, bis zu einer Aktion am 9. November 2019, bei der wir im Chinesischen Garten den Bambus geschnitten haben, um einige Kostbarkeiten wie Reliefs und Steine wieder sichtbar zu machen. Aus Anlass unseres 10jährigen Bestehens haben wir einen Fotowettbewerb „Mein Blick auf die Gärten der Welt“ ausgelobt und die Preisträger auf unserem Geburtstags-Picknick ausgezeichnet. Die 30 schönsten Einsendungen haben wir im Oktober vergangenen Jahres im Saal der Empfänge des Orientalischen Gartens ausgestellt.
Höhepunkt aber ist jährlich im November der Workshop „Gartenkunst im Dialog“

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    Aus dem Bezirk

    Foto: Pritzi

    Porträt Gerhard Pritzlaff

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  • Spätlese: Worum ging es dabei in diesem letzten Workshop?
 
Gerhard Pritzlaff: Nachdem sich die ersten Workshops mit der Entwicklung zu den Gärten der Welt, in deren Folge interessante Publikationen des Vereins herausgegeben wurden, beschäftigt haben, war natürlich die IGA 2017 in den letzten Jahren ein interessantes Themenfeld. In 2019 ging es um die Nutzung des Areals. Mit dem Titel „Gärten der Welt – Erholungsort, Bildungseinrichtung oder Eventlocation?“ haben wir ein sehr aktuelles Thema in den Fokus gerückt. Experten aus der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, der Grün Berlin GmbH und der Tourismusbranche, aber auch kompetente Mitglieder unseres Vereins versorgten die Teilnehmer mit Fakten, um sich daraus eine Meinung zu erarbeiten. Man kann zusammenfassen, dass es bei den Nutzungsmöglichkeiten nicht um ein „Entweder – Oder“ sondern um ein „Sowohl als auch“ geht.

    Spätlese: Mit der IGA 2017 haben die Gärten ja erheblichen Zuwachs bekommen mit ihrem weltweit einmaligen Konzept. Worauf werden Sie jetzt die Tätigkeit konzentrieren und welche konkreten Vorhaben sind angedacht? 
 
Gerhard Pritzlaff: Als Verein werden wir uns immer wieder einbringen, die internationale Gartenkunst als Schwerpunkt der Gärten der Welt in den Mittelpunkt zu rücken. Wir arbeiten eng mit der Grün Berlin GmbH als Betreiber der Gärten der Welt zusammen. Im Moment erarbeiten wir das Jahresprogramm für unsere Vereins - Veranstaltungen. Mit Interesse begleiten wir den Bau des Jüdischen Gartens. Bestimmt würde eine Baustellenbegehung das Interesse vieler Besucherinnen und Besucher wecken. Vielleicht hat sich der Eine oder die Andere schon mal gefragt, warum es trotz der Trockenheit in den Gärten der Welt immer so schön grün ist. Hier planen wir eine Veranstaltung zum Thema „Wasserwirtschaft in den Gärten der Welt“. Mir als Vorsitzender des Vereins ist es aber auch wichtig, die Netzwerke in Marzahn – Hellersdorf enger zu knüpfen. Da ich während der IGA 2017 als Volunteer und auch als Gästeführer im Einsatz war, möchte ich die Zusammenarbeit der Vereine, Institutionen und Firmen, die alle Gutes für die Gärten der Welt erreichen wollen, mehr zusammenbringen. Man darf gespannt sein, was es 2020 Neues geben wird. Schauen Sie immer mal wieder auf unsere Homepage des Vereins www.freunde-der-gaerten-der-welt.de in die Rubrik „Aktuelles“. Auf unserer Homepage und in den lokalen Medien finden Sie auch aktuelle Hinweise zu unseren Veranstaltungen.

    Spätlese: Wie wird man Mitglied der Freunde? 
 
Gerhard Pritzlaff: Der einfachste Weg führt über unsere Homepage. Hier gibt es einen Reiter „Mitglied werden“. Dort kann man einen Aufnahmeantrag herunterladen und ausgefüllt an den Verein Freunde der Gärten der Welt e.V. senden. Es gibt dort auch ein Online – Formular. Ich selbst bin erst seit Anfang 2019 Mitglied. Ich wurde angesprochen, ob ich nicht aktiv im Verein Freunde der Gärten der Welt e.V. mitarbeiten möchte. Mögen sich also die Leserinnen und Leser dieses Interviews angesprochen fühlen, sich aktiv in das Vereinsleben einzubringen. In letzter Zeit wird immer wieder der Begriff „Heimat“ strapaziert. Ich sage: Nur wer sich aktiv in einem Verein für seine Region einsetzt, hat eine Heimat.

    Das Gespräch führte Kempen Dettmann

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  • Mammuts in Marzahn? von Kempen Dettmann

    Ja, sie sollen hier auf Flächen des heutigen Wuhletals gegrast haben. Und wer es nicht glaubt, der kann sich seit einiger Zeit im Café des Wolkenhains auf dem Kienberg davon überzeugen. In einer ständigen Ausstellung wird die Entstehung des Kienbergs in der Eiszeit gestaltet. Sie schlägt auch den Bogen von der letzten Eiszeit bis hin zum Auffüllen des Berges mit Bauschutt.

    Die Entstehung des Berliner Urstromtales im Verlaufe der Schmelze der riesigen Eismassen, die Enstehung der Wuhle und des Wuhletals ist auch der Eiszeit geschuldet. Ja und Mammuts kann man im Café auf dem Wolkenhain nun auch hören und auch im Fahrstuhl sehen.

    Durch diese Ausstellung wird man in eine Zeit zurückgeholt, die ja eigentlich in unserem Denken kaum mehr eine Rolle spielt. Dabei hat die Eiszeit eine gewaltige Rolle gespielt in Berlin und Umgebung; unsere gesamte Landschaft wurde durch die Eiszeit geprägt.

    Sicher kann diese sehr aufschlussreiche Ausstellung nun auch einen Anstoß geben für weitere Erkundungen zur Eiszeit im Umfeld von Berlin. Denn Eiszeiten gab es in der Geschichte der Erde immer wieder mal. Die Wissenschaft hat ja festgestellt , dass von etwa 400 000 bis etwa 14 000 Jahren vor unserer Zeit Inlandeis immer wieder in unsere Gegend vorstieß.

    Einen fantastischen Überblick zu diesen Naturgewalten bietet der Eiszeitgarten in Buckow, in der Märkischen Schweiz. Buckow liegt ja in einer Region, die durch mehrere Eiszeiten geprägt worden ist. Unvorstellbare Kräfte haben da gewirkt, wovon im Eiszeitgarten auf verschiedenen Informationstafeln die Rede ist. Eistafeln von nicht gerade überschaubarer Dicke haben sich von Skandinavien ins heutige Berliner Umland geschoben. Bei ihrer Herausbildung hatten sie eine Stärke von bis zu 3000 m, in Buckow kamen immer noch Eistafeln von mehreren Hundert Metern an.

    Im Eiszeitgarten sind auch einige „Mitbringsel“ dieser Eistafeln zu sehen- Findlinge von 500 Kilogramm oder auch 11,2 Tonnen schwer. Und diese „Steinchen“ haben eine lange Reise hinter sich: der 11,2 Tonnen schwere Findling z.B. ist 1.750 Millionen Jahre alt und stammt aus dem nördlichen Mittelschweden. Ein Granit mit einem Gewicht von 9,7 Tonnen kommt aus Uppsala. Hinweistafeln an diesen Brocken beschreiben deren Herkunft, ihr Alter und deren Bestandteile.

    Außerordentlich informativ sind die Tafeln im Eiszeitgarten, die Verläufe und Geschichte der Eiszeiten darstellen. Auf der ersten Tafel mit dem Titel „Eiszeiten: Wann? Warum? Wo?“ ist beschrieben, was eine Eiszeit ist. Auf Karten aus der Region sind die verschiedenen Eisvorstöße und die daraus resultierenden Eisrandlagen und Urstromtäler zu sehen. Die Märkische Schweiz hat dadurch ihre Hügel , Seen und Täler erhalten. Auf einer zweiten Tafel gibt es Informationen zu den“ Findlingen“, und auf einer dritten Informationen zur“ Erdgeschichte und Gestaltung“.

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    Aus dem Bezirk

    Tonnenschwere Eiszeitbrocken werden im Findlingshof in Ruhlsdorf zu Kunstobjekten

    Foto: Dettmann

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  • So ist die Märkische Schweiz mit ihrem sympathischen Städtchen Buckow entstanden. Am Brechthaus vorbei links auf einem Wanderweg erreicht man den Eiszeitgarten, der einen wieder mal erstaunen lässt angesichts der Informationen aus längst vergangenen Zeiten.

    Auf dem Weg von Strausberg nach Buckow kommt man noch an einem Ort vorbei, in dem ebenfalls an die Eiszeit gedacht wird: der Findlingshof Strausberg in Ruhlsdorf. Etwas versteckt am Ruhlsdorfer See wird hier mit den vielen Steinen und größeren Findlingen gearbeitet. Zäune aus Steinen, Tische und Stühle aus Steinen, Klangkörper mit Steinen. Künstlern kann man zu bestimmten Zeiten bei ihren Arbeiten zuschauen. Jedenfalls lohnt auch hier ein Besuch, ein Eintauchen in die Eiszeit.

    Übrigens tauchen auch die Landwirte in dieser Gegend immer wieder mal in die Eiszeit ein, wenn sie die unzähligen Steine und Findlinge von den Feldern aufsammeln müssen. Nach dem Pflügen sind dann wieder neue da!

    Biesdorf: Größte archäologische Grabung Berlins von Ursula A. Kolbe

    Die Wuhle schlängelt sich auf 16,5 Kilometern durch den Bezirk Marzahn-Hellersdorf bis nach Köpenick rüber, bietet Tieren und Pflanzen einen

    Lebensraum. Und nicht nur das. In jüngster Zeit steht auch die Siedlung Habichtshorst nahe der Köpenicker Straße in Biesdorf im Blick der Öffentlichkeit. Denn hier fand von 1999 bis 2014 bauvorbereitend für das Entwicklungsgebiet Biesdorf-Süd Berlins größte Ausgrabung statt.

    Auf gut 22 Hektar konnten 10.000 Jahre Siedlungsgeschichte dokumentiert werden, bevor hier erneut Häuser gebaut wurden. In Biesdorf entdeckten die Forscher an die 100 bedeutende Fundplätze und den Beleg liefern Funde, die jetzt bis zum 19. April 2020 in der Ausstellung „Berlins größte Grabung. Forschungsareal Biesdorf“ im Neuen Museum in der Bodestraße zu sehen sind.

    Einen ersten Hinweis lieferte eher zufällig ein Bewohner bereits Ende der 1920er Jahre: Bei Arbeiten im Garten stieß er auf eine durchlochte Goldmünze, erklärte Ausstellungs-Kuratorin Dr. Anne Sklebitz. Diese war, wie sich später herausstellte, ein Relikt aus der Zeit des römischen Kaisers Caracalla und wurde zwischen 211 und 217 nach Christus hergestellt. „Solche Funde gelten für unsere Region als selten“, sagte Dr. Sklebitz.

    Da es sich bei dem Areal links und rechts der Wuhle um eine Gegend mit fruchtbaren Böden handelte, wusste man, dass dies nicht das einzige Zeugnis längst vergangener Zeiten bleiben würde. Denn die Wuhle hat ja schon weit vor unserer Zeit Menschen angezogen, die dann hier gesiedelt haben. Das Flüsschen lieferte Wasser für die Tiere, und Ackerbau konnte betrieben werden. 1999 begann man dann, eines der Baufelder genauer unter die Lupe zu nehmen.

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    Aus dem Bezirk

    Bild: ABA Schirmer & Bräuning GbR

    Archäologe bei der Dokumentation in Biesdorf

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  • Insgesamt untersuchten die Wissenschaftler akribisch rund 22 Hektar Fläche – daraus wurde das bislang größte Ausgrabungsprojekt dieser Art in Berlin.

    Zu den Funden zählen insgesamt 84 Brunnen von der Bronzezeit bis ins Mittelalter, aber auch weitaus ältere Objekte, etwa Alltagsgegenstände wie Fibeln, Nadeln und Münzen. Einer der jüngsten Funde ist ein FDJ-Ansteckpin aus der DDR, eine geheimnisvolle Hirschgeweihmaske aus dem 10. Jahrtausend v. Chr. gehört zu den ältesten Objekten. Letztere bezeichnen die Archäologen als spektakulär. Dieser mindestens 11.000 Jahre alte Fund soll einst von Schamanen für Rituale benutzt worden sein. Weltweit sind nach Angaben von Dr. Sklebitz nur fünf Orte bekannt, an denen ähnliche Masken gefunden wurden.

    Vor allem aber, so ein Fazit dieser Ausgrabungen, konnten etliche Lücken in den Unterlagen gefüllt werden. So wurde aus der Eisenzeit, genauer gesagt, aus der Zeit der Jastorf-Kultur (600 v. Chr.) eine nahezu komplett erhaltene Siedlung entdeckt. Das sei schon etwas Besonderes, so die Wissenschaftlerin.

    Auch praktische Demonstrationen im Museum
Das alles kann nicht nur bestaunt oder bewundert werden, zudem laden ebenso verschiedene Stationen dazu ein, einen Blick in die Arbeit der Archäologen zu gewinnen. Um z. B. mehr über die Schamanen-Maske aus dem steinzeitlichen Marzahn herauszufinden, haben die Forscher(innen) ein möglichst originalgetreues Replikat der Hirschkopfbedeckung hergestellt, das vor Ort sogar anprobiert werden kann. Jeden Donnerstag und Freitag (außer feiertags) demonstrieren zudem Studenten(innen) bei Live-Ausgrabungen direkt in der Ausstellung, wie sie aus einem dicken Erdklumpen mit Tonscherben durch Fotometrie 3-D-Modelle von alten Keramikgegenständen erstellen.

    Mittels technisch aufwändiger Pflanzen- und Pollenanalysen der Biesdorfer Erde zeigte sich, dass an der Wuhle erstmals in der Jungsteinzeit Getreide angebaut wurde – also vor rund 12.000 Jahren. Luftaufnahmen und Phosphatrückstände von Tierdung ließen sogar darauf schließen, wo die bronzezeitlichen Marzahner(innen) ihr Vieh entlangtrieben. Des weiteren sind Teile der Ausstellung zusammen mit dem Marzahner Jugendprojekt Manege im Don-Bosco-Zentrum am S-Bahnhof Raoul-Wallenberg-Straße entstanden. Die Jugendlichen haben einzelne Stationen mitgestaltet und unter anderem ein bronzezeitliches Marzahn-Brettspiel hergestellt.

    Jahrestage 2020 – Januar/Februar von Kempen Dettmann

    Die Geschichte der Dörfer Marzahn, Biesdorf, Kaulsdorf, Mahlsdorf und Hellersdorf, die heute den Stadtbezirk Marzahn-Hellersdorf bilden, erweckt immer wieder das Interesse unserer Leser. Alle fünf Ortsteile gehörten einst zum Landkreis Niederbarnim und wurden 1920 durch das Groß-Berlin-Gesetz nach Berlin eingemeindet. So ist es auch seit mehreren Jahren zu einer guten Tradition geworden, dass der Heimatverein Marzahn-Hellersdorf e.V. alljährlich ausgewählte Daten von Jahrestagen herausgibt. Es handelt sich um eine Übersicht von wichtigen Jahres- und Gedenktagen, die den Bezirk betreffen. Denn Marzahn und „seine Dörfer“ sind ja schon viel, viel älter als der jetzige Bezirk. Bedeutsame Ereignisse, die Entstehung historischer Bauten, Geburts-

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    Aus dem Bezirk

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  • und Todestage bekannter Persönlichkeiten des Bezirks sind in dieser Zusammenstellung zu finden. Wir schauen in die Monate Januar und Februar:

    675 Jahre 
Mahlsdorf wird am 25. Januar 1345 in einem Lehnbrief des Markgrafen Ludwig des Älteren erstmals urkundlich erwähnt. Der Ritter Thyle Ryteling (Rüteling) verkauft danach das Dorf Malterstorp mit allen Rechten an den 
Ritter Otto Kethelitz (Kettlitz).

    125 Jahre 
Am 21. Februar 1895 wird der Schriftsteller und Redakteur Erich Knauf geboren. 1944 wird er in Kaulsdorf nach einer Denunziation verhaftet und am 2. Mai 1944 hingerichtet.

    90 Jahre 
Am 4. Januar 1930 verstirbt der Gartenarchitekt Albert Brodersen. Ab 1890 gestaltete er im Auftrag von Wilhelm von Siemens den stark erweiterten Biesdorfer Schlosspark um.

    75 Jahre 
Der Apotheker Hans Neue aus Mahlsdorf wird am 29. Januar 1945 hingerichtet. Er war nach dem Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944 wegen einer unbedachten Äußerung denunziert worden.

    50 Jahre 
Frida Hirsekorn, von 1937 bis zu ihrem Tod am 11. Februar 1970 Inhaberin der Märkischen Wachsschmelze in Kaulsdorf. 1945 richtete sie eine Suppenküche ein, die auch Schulen mit Essen belieferte.

    45 Jahre 
Am 25. Februar 1975 bestätigt das SED-Polibüro die Bebauungskonzeption für den Stadtbezirk Marzahn. Danach sollen drei zusammenhängende Wohngebiete mit 35.000 Wohnungen für 100.000 Einwohner errichtet werden.

    20 Jahre 
Gisela Reissenberger, geb. Häusler, verstirbt am 12. Februar 2000. Von 1943 bis 1945 versteckte sie gemeinsam mit ihrer Mutter Elsa Ledetsch fünf Juden und rettete sie so vor den Nazis. Am 19. Oktober 1987 waren beide von der Gedenkstätte „Yad Vashem“ in Israel als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt worden.

    10 Jahre 
Am 27. Januar 2010 wird Wohnblock Mehrower Allee 38-46 nach der Sanierung übergeben. Es ist die letzte im Rahmen des Stadtumbaus Ost fertiggestellte Wohnanlage der degewo in Marzahn.

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    Symbolik für den B1 Businesspark an der Ecke 
Alt-Mahlsdorf – Landsberger Straße

    Bild: Angela M. Arnold

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  • 100 Jahre Leben und Geschichte im Schloss Cecilienhof von Ortrun Engelkraut, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

    
Die Inspiration kam aus England: vorspringende

    Erker, spitze Giebel, Bleiglasfenster, abwechslungsreich gemustertes Fachwerk. Das „Landhaus des Kronprinzen“ im romantisierenden Tudor-Stil des 20. Jahrhunderts wirkt auf den ersten Blick ländlich bescheiden. Tatsächlich ist Schloss Cecilienhof im Neuen Garten Potsdam ein Bauwerk von imposanter Größe. Man ahnt es, wenn man einmal um den Gebäudekomplex herumgeht, oder man untersucht das Ensemble, das sich um fünf Innenhöfe gruppiert, bis in verborgene Winkel. Dies geschah zwischen 2014 und 2018 im Verlauf der umfassenden Hüllensanierung. Instandgesetzt oder erneuert wurden mit Mitteln des Sonderinvestitionsprogramms (SIP 1/Masterplan) unter anderem 550 Fenster in rund 150 Räumen, 11 500 Quadratmeter Fassadenfläche, 6500 Quadratmeter Dachlandschaft mit 360 000 Dachziegeln und 40 kunstvoll gestalteten Schornsteinen sowie sämtliche gärtnerische Anlagen.

    Erbaut wurde Cecilienhof zwischen 1913 und 1917, mit kurzzeitig kriegsbedingter Unterbrechung, nach Plänen des Architekten Paul Schultze-Naumburg als ganzjähriger, komfortabel-moderner Wohnsitz für Kronprinz Wilhelm (1882 – 1951) und Kronprinzessin Cecilie (1886 – 1954). Seit der prunkvollen Hochzeit 1905 verbrachte das Paar mit wachsender Kinderschar die Sommermonate im nahen Marmorpalais. Die jüngste Tochter kam im September 1917 im noch nicht vollständig eingerichteten Cecilienhof zur Welt. Die Taufe in der großen Wohnhalle fand am 9. November 1917 im Beisein Kaiser Wilhelms II. statt, offiziell die Einweihungder standesgemäßen Residenz des Kronprinzenpaares, »dem Ernst der Zeit entsprechend im engsten Familienkreis«. Ein Jahr später endete mit der Abdankung des Kaisers die 500-jährige Regentschaft der Hohenzollern in Brandenburg-Preußen. Die Monarchie in Deutschland war Geschichte.

    Nach dem Kaiser ging auch der Kronprinz ins niederländische Exil; Cecilie blieb zunächst mit ihren sechs Kindern im staatlich beschlagnahmten Schloss Cecilienhof. 1920 übersiedelte sie in das schlesische Schloss Oels. Die beiden ältesten Söhne wohnten weiterhin mit ihren Erziehern in Cecilienhof. 1926 erhielt die Hohenzollern-Familie im Rahmen der „Fürstenabfindung“ Wohnrecht im Schloss Cecilienhof für drei Generationen.

    Das ehemalige Kronprinzenpaar hatte sich längst auseinandergelebt. Wilhelm machte nach der Rückkehr aus dem Exil Cecilienhof zu seinem Wohnsitz. Cecilie wechselte zwischen Oels und Potsdam. Sie widmete sich karitativen Tätigkeiten und machte ihre Potsdamer Residenz zu einem gesellschaftlichen Treffpunkt. Zu den prominenten Gästen zählten unter anderem Künstler wie Regisseur Max Reinhardt oder die Dirigenten Wilhelm Furtwängler und der junge Herbert von Karajan. Auf Einladung des Ex-Kronprinzen wurden auch Adolf Hitler, Hermann Göring, Joseph Goebbels und Benito Mussolini empfangen. Das letzte große Society-Ereignis im Schloss Cecilienhof war 1938 die Hochzeit des Sohnes Louis Ferdinand mit Kira von Russland.

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    Politik, Wirtschaft, Soziales

    Bild: spsg/Leo Seidel

    Blick in den Vorhof des Schlosses Cecilienhof

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  • Schauplatz der Potsdamer Konferenz 1945

    Im Januar 1945 verließ Wilhelm, am 1. Februar Cecilie das Schloss. Zurück blieben sämtliche Möbel und kostbare Kunstgegenstände. Am 26. April wurde das unbeschädigte Schloss von sowjetischen Truppen besetzt und nach Kriegsende zum Tagungsort für die „Berliner Konferenz“ bestimmt, für die es im zerbombten Berlin keine geeigneten Räume gab. Für die „Potsdamer Konferenz“ vom 17. Juli bis 2. August 1945 wurden 36 Räume für die Delegationen der USA, aus Großbritannien und für den Gastgeber Sowjetunion neu eingerichtet. Zur Begrüßung der Gäste wurde der rote Sowjetstern aus Geranien im Ehrenhof von Schloss Cecilienhof gepflanzt. Das Originalinventar war in die Meierei am Ufer des Jungfernsees ausgelagert und wurde bei einem Brand am 18. Juli 1945 fast vollständig zerstört.

    Im Anschluss an die Konferenz wurde das Schloss zum „Clubhaus“ für Militärangehörige der Roten Armee. Über die folgenden sieben Jahre, in denen kein Deutscher Zugang zum Neuen Garten hatte, ist nichts bekannt. 1952 übergab die sowjetische Besatzungsbehörde das Schloss samt Ausstattung der damaligen Landesregierung Brandenburg, die eine »Nationale Gedenkstätte des Potsdamer Abkommens« einrichtete. Einige Räume des weitläufigen Gebäudes bezog der Demokratische Frauenbund Deutschlands (DFD), andere wurden zu Wohnungen. Sechs Mietparteien mussten 1960 das Schloss verlassen, als – ein Jahr vor dem Mauerbau – im umgebauten Prinzen- und Wirtschaftsflügel das Hotel Cecilienhof eröffnete. Die Vermietung übernahm das Reisebüro der DDR, vorwiegend an Reisegruppen aus der Sowjetunion und anderen Bruderländern. 1986/87 wurde das Hotel umfassend modernisiert. Jedes der nunmehr 45 Zimmer und Suiten bekam ein eigenes Bad. Der kronprinzliche Speisesaal war exklusives Restaurant, in dem es – vor allem für Devisen und somit für Gäste aus nicht-sozialistischen Ländern – vieles gab, was sonst in der DDR sehr schwer erhältlich war.

    Bei den aktuell laufenden Führungen durch Räume des seit 2014 geschlossenen Hotels gibt Schlossassistentin Katharina Bergmann nicht nur ihr erforschtes Wissen preis, sie sammelt auch Informationen von Zeitzeugen, die im Restaurant Jugendweihe oder Hochzeit gefeiert oder andere Erfahrungen im Hotel gemacht haben.

    Nach der Wiedervereinigung 1990 lud die Brandenburgische Landesregierung hohe Staatsgäste gern in das Schloss Cecilienhof ein. So speiste Queen Elizabeth dort 2004 zu Mittag, bevor sie sich die „Kajüte“ der Kronprinzessin zeigen ließ. George Bush sen. und seine Frau Barbara wohnten 1995 zwei Nächte im Hotel, anlässlich der Feierlichkeiten »50 Jahre Potsdamer Konferenz«. Im Rahmen dieser Festveranstaltung wurden erstmals die ehemaligen Privatgemächer des Kronprinzenpaares nach umfassender Rekonstruktion zugänglich gemacht. Die beiden Apartments, bis dahin als Hotelsuiten genutzt, geben Einblick in die Lebenswelt desKronprinzenpaares.

    In der Dauerausstellung zur Potsdamer Konferenz waren bereits 1993 die Informationstafeln erneuert und dieTexte auf den damals neuesten Stand der Forschung gebracht worden. 2012 erfolgte eine weitere Überarbeitung. Die Ausstellung präsentiert am authentischen Ort eine Fülle an historischen Fotografien und vielschichtigen Informationen zum Konferenzgeschehen, jeweils bezogen auf die historische Nutzung der Räume.

    2020, zu „75 Jahre Potsdamer Konferenz“ wird die Dauerausstellung durch eine temporäre Präsentation ergänzt, die auch den Bogen spannen wird zu globalen und europäischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts.

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  • Vor hundert Jahren trat Versailler Vertrag in Kraft von Tristan Micke

    Am 10. Januar 1920 trat um 04.15 Uhr der Versailler Vertrag in Kraft. Das war das formelle Ende des 1. Weltkriegs. Ausgehandelt wurde der Vertrag auf der am 18. Januar 1919 eröffneten Pariser Friedenskonferenz. Unter Ausschluss des besiegten Deutschen Reichs entschieden die 32

    alliierten und beteiligten Mächte über dessen Zukunft. Besonderen Einfluss hatten dabei die USA, Großbritannien und Frankreich. Die USA strebten die Schaffung des Völkerbundes an, Frankreich verfolgte die Schwächung des Deutschen Reichs durch Abrüstung und Gebietsabtretungen. Die Briten wollten dagegen ein lebensfähiges Deutsches Reich als politisches Gegengewicht zu Frankreich.

    Ablehnung im Deutschen Reich
Nach Bekanntwerden des Versailler Vertrags war die Empörung im Deutschen Reich groß. Der Vertag sei unannehmbar, so der damalige Ministerpräsident Philipp Scheidemann. Unter Druck der Alliierten billigte die deutsche Nationalversammlung jedoch am 23 Juni 1919 den Vertrag bedingungslos und unterzeichnete ihn unter Protest am 28. Juni 1919 im Spiegelsaal von Schloss Versailles. Alle politischen Richtungen waren für eine Revidierung der harten Vertragsbedingungen. Nationalistische Kreise fordern den Widerstand gegen den Vollzug des "Schanddiktats". Besonders die Auslieferung deutscher "Kriegsverbrecher" zur Aburteilung durch alliierte Militärgerichte und die alleinige Kriegsschuld des Deutschen Reichs, mit der die Alliierten ihre Reparationsansprüche begründeten, lösten Empörung und Widerstand gegen die junge Weimarer Republik mit ihrer Erfüllungspolitik aus, zumal sich die Hoffnungen auf ein baldiges Einlenken der Siegermächte nicht erfüllten.

    Auswirkungen
Der Versailler Vertrag bedeutete für das Deutsche Reich Gebietsverluste, Reparationsschulden und Entwaffnung. So übernahm im Saargebiet der Völkerbund die Regierung und im Rheinland begann die sogenannte Interalliierte Hohe Kommission ihre Tätigkeit. Besiegelt war der Verlust Elsaß-Lothringens (an Frankreich) sowie des gesamten Kolonialbesitzes. Die Provinzen Posen und Westpreußen gingen weitgehend an Polen, wodurch es einen Zugang zur Ostsee erhielt (polnischer Korridor). Danzig (heute Gdansk) wurde dem Völkerbund unterstellt, Memelgebiet und Hultschiner Ländchen gingen an die Tschechoslowakei, Nordschleswig an Dänemark. Insgesamt bedeutete das für das Deutsche Reich einen Gebietsverlust von 70 579 km² mit 6,5 Millionen Menschen (ohne Kolonien). Mit den Ostprovinzen gingen wichtige Agrargebiete verloren, wodurch sich die ohnehin schlechte Versorgungslage im Deutschen Reich verschärfte. Das Rheinlandabkommen sah vor, dass das linksrheinische Gebiet und die rechtsrheinischen Brückenköpfe bei Köln, Koblenz, Mainz und Kehl unter alliierter Besetzung bleiben und die Räumung dieser Gebiete erst stufenweise nach fünf, zehn und fünfzehn Jahren erfolgen soll. Ab 20. Januar 1920 hatte das Deutsche Reich sämtliche Besatzungskosten zu tragen.

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    Bild: William Orpen/Wikipedia

    Abschluss des Versailler Vertrages im Spiegelsaal von Schloss Versaille

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  • Reparationsleistungen
Die Höhe der vom Deutschen Reich zu erbringenden Reparationsleistungen waren zunächst noch nicht festgelegt. Bis zur Festlegung des Gesamtbetrags hatte das Deutsche Reich Geld und Sachleistungen in Höhe von 20 Milliarden Reichsmark zu erbringen. Große Teile der Handelsflotte, Strom- und Telegrafenkabel sowie Kohle und Kohleprodukte waren abzuliefern. Das Deutsche Reich wurde weitgehend vom internationalen Handel ausgeschlossen.

    Entwaffnung
Die Stärke des Heeres wurde auf 100 000 und die der Marine auf 15 000 Mann reduziert, was für die Grenzsicherung und gegen revolutionäre Umstürze ausreichen sollte. Die allgemeine Wehrpflicht wurde verboten. Es gab keine Flugzeuge, U-Boote und Panzer.

    Fazit 
Der Versailler Vertag war selbst im Lager der Sieger oft Gegenstand der Kritik. Ein Teil der wirtschaftlichen Auswirkungen wurde durch die Verständigungspolitik von Außenminister Gustav Stresemanns gemildert. Der Kampf gegen den Vertrag war ein Hauptpunkt nationalsozialistischer Propaganda.

    Logistik – Treiber der digitalen Veränderung von Ursula A. Kolbe 

„Mutig machen“ – Diese zwei Worte standen als Motto über den dreitägigen Beratungen des Deutschen Logistik-Kongresses in Berlin. Und das liege ihm sehr am Herzen, hatte der BVL-Vorstandsvorsitzende Robert Blackburn in seiner Eröffnungsrede festgestellt. „Ich bin davon überzeugt“, sagte er, ,, dass Erfolg von Mut abhängig

    ist. Courage ist eine Mischung aus Selbstvertrauen und Entschlossenheit. Sie ist gleichzeitig ein gutes Mittel gegen sich selbst erfüllende Prophezeiungen – vor allem in wirtschaftlich schwierigen Zeiten.“ Gerade die Digitalisierung beinhalte große Chancen für die Logistiker in Industrie, Handel und für die Logistik-Unternehmen.

    Blackburn sieht die Logistik als Treiber der digitalen Veränderung und als DIE Schlüsselfunktion der Zukunft. Sie könne die gestaltende Kraft auf vielen wirtschaftlichen Feldern sein – und zwar in allen drei Dimensionen – ökonomisch, ökologisch, sozial – in den Unternehmen selbst und über Unternehmensgrenzen hinweg. „Der Informations-, Daten- und Güteraustausch wird unternehmensübergreifend und multimodal stattfinden. Logistikprozesse werden über Plattformen vernetzt, also transparenter, agiler, resilienter und nachhaltiger sein“, erläuterte der BVL-Vorsitzende das Zukunftsszenario.

    Was die Logistik-Weisen prognostizieren 
Für die Logistikwirtschaft in Deutschland prognostizieren die Logistikweisen in 2020 ein Plus von nominal 2,2 Prozent. Das reale Wachstum liege bei 0,4 Prozent. Nach aktueller Hochrechnung

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    Bild: BVL/Bildschön

    Im Logistikzentrum der Firma Reyher in Hamburg lagern 130.000 verschiedene Artikel

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  • erwarten die Experten um Prof. Christian Kille ein Wachstum von ca. zwei Prozent. 
Für den deutschen Markt weist die zum Logistik-Kongress neu erschienene Ausgabe der „Top 100 in European Transport and Logistics services“ für 2018 ein Volumen von 278 Mrd. EUR aus. Das ist im Vergleich zum Vorjahr eine Zunahme in Höhe von 11 Mrd. EUR (4,1 Prozent). Prognostiziert hatten die Logistikweisen lediglich einen Anstieg von 2,2 Prozent. Ein Grund für die Abweichung dürfte die gute Konjunktur gewesen sein. 2018 hatte es daher teilweise deutliche Kapazitätsengpässe gegeben, die zu einem Preisanstieg führten.

    Für das vergangene und jetzige Jahr rechnen die Top-100-Autoren von der Fraunhofer-Arbeitsgruppe für Supply Chain Services (SCS) mit 2,5 bzw. 2,7 Prozent nominalem Wachstum in Deutschland. Damit fallen die Prognosen um jeweils 0,5 Prozentpunkte höher aus als bei den Logistikweisen. Für die wirtschaftliche Entwicklung der Transport- und Logistikunternehmen sind unter anderem die Perspektiven der Auftraggeber in Industrie und Handel entscheidend.

    Und der Blick über Deutschland hinaus? Die internationalen Handelsmengen werden steigen, sind die Experten überzeugt. Daran ändern die Handelskonflikte nichts. Die Streitigkeiten zwischen den USA und China können tendenziell zu einer Zunahme der Ströme zwischen der EU und China führen. Innerhalb von Europa hat der Brexit nur noch geringfügigen Einfluss auf die Gesamtbilanz, „da bereits in 2019 die Güterströme aufgrund der vollen Lager verringert wurden“, stellen die Logistikweisen fest. Darüber hinaus sei vor allem nach Osteuropa eine Zunahme der Güterströme zu erwarten. Prognosen seien aber angesichts der globalen Handelskonflikte und des Brexit derzeit mit hoher Unsicherheit behaftet.

    Hamburg will Smart City Loop unter der Erde testen
Alltag überall: Die Straßen in den Innenstädten sind verstopft. Auch der Güterverkehr trägt zur Überlastung bei. Die Firma Smart City Loop prüft, ob Letzterer unter der Erde verlegt werden kann. Sie entwickelt ein Konzept für die vorletzte Meile, das im Rahmen des ITS-Weltkongresses 2021 (Intelligent Transport Systems) in Hamburg vorgestellt werden soll. Dort solle gezeigt werden, wie es in der Praxis funktionieren könnte, erklärt Hans Stapelfeldt, Netzwerkmanager für den ITS-Weltkongress bei der Logistik-Initiative Hamburg.

    Smart City Loop will Güter in unterirdischen Fallröhren vom Verteilzentrum am Stadtrand zum Mikrohub für die Verteilung auf der letzten Meile bringen. Das geschlossene Röhrensystem soll einen Durchmesser von 2,8 Meter haben – genug Platz für die Beförderung einer Standardpalette. Die Transporte seien zudem autonom und vollelektrisch. Etwa 3.000 Paletten könnten so täglich in die Stadt gebracht und bis zu 1.500 Straßentransporte überflüssig gemacht werden. Für die Entsorgung funktioniere das Konzept ebenfalls.

    Stapelfeldt glaubt, dass die Umsetzung eines solchen Projekts in Südamerika oder Asien deutlich einfacher sein könnte als in Hamburg, insbesondere in Städten, „die keine Elbe haben“. Denn der Fluss ist tief und damit der Knackpunkt. Der Loop muss mindestens vier Meter unter dem tiefsten Punkt der Elbe verlaufen.

    Die Stadt Hamburg äußere sich derzeit noch „zurückhaltend interessiert“ und unterstütze das Vorhaben politisch. Gibt die Hansestadt grünes Licht, könnte das Röhrensystem in zwei bis fünf Jahren realisiert werden, sagt der Netzwerkmanager. Denn die technischen Voraussetzungen seien gegeben, das Know- how und die nötige Fördertechnik vorhanden.
Die Idee, Güter unter der Erde zu transportieren, ist nicht neu. Aber die meisten sind im Sande verlaufen. Der wachsende Handelsdruck für Städte, Logistik sauberer zu planen und das steigende Sendungsvolumen abzufedern, ist laut Stapelfeldt der Grund, warum der Plan in diesem Fall zu Ende gedacht und getestet werden wird.

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  • Green Logistics: Transporeon für mehr Effizienz und weniger Leerkilometer 
Stand- und Wartezeiten von 90 Minuten beim Be- und Entladen, 25 Prozent Leerfahrten und damit verbundene Co2-Emissionen, lückenhafter Informationsfluss und ein intransparenter Transportmarkt. Die Transportlogistik weist Ineffizienzen auf, die volkswirtschaftlich kostspielig sind und teils auch im Widerspruch zu einer grünen Logistik stehen. Marc-Oliver Simon, Mitbegründer und CEO von Transporeon – mit dem Thema „Grüne Logistik dank Data“ einer der Gewinner des Think-Tank-Votings – präsentierte die innovativen Konzepte der Transporeon-Plattform:

    Eine effiziente Transportlogistik und nachhaltiger Transport setzen die bestmögliche Abstimmung zwischen Industrieunternehmen, Handel und Transportdienstleistern voraus. Onlinebasierte Plattformen ermöglichen Echtzeit-Kommunikation und verschaffen allen Akteuren umfassende Transparenz. Transporeon verbindet über 1.200 Industrie- und Handelsunternehmen (Verlader) mit mehr als 90.000 Transportdienstleistern zu einem führenden Netzwerk für Transportlogistik in Europa. Die datenzentrierte Cloud-Plattform bietet digitale automatisierte Prozesse für die Frachtvergabe, Zeitfenster-Management oder die Echtzeit-Verfolgung von Transporten. Allein die einfache, schnelle Angebotseinholung fördert effiziente Dreiecksverkehre und kann Leerfahrten bis zu 13 Prozent verringern.

    Die Chancen der Neuen Seidenstraße
Als einen Höhepunkt des Gala-Abends in der Arena Berlin begrüßte BVL-Geschäftsführer Prof. Thomas Wimmer den Botschafter der VR China, S. E. Wu Ken, zu einem Gespräch, zusammen mit dem Vorstandsvorsitzenden von Duisport Erich Staake. Dabei ging es um die Chancen und Perspektiven der Neuen Seidenstraße, also der von China vorangetriebenen Belt-and-Road-Initiative. Vom Duisburger Hafen aus führt der Weg entlang der eisernen Seidenstraße über Polen, Russland und Kasachstan bis in die chinesischen Städte Chongqing und Yiwu. Bis zu 35 Züge wöchentlich rollen heute schon über die 11.000 km lange Strecke. Welches Potenzial steckt in diesem riesigen Infrastrukturprojekt – und wo liegen die Risiken?

    Übrigens: Das geplante Projekt umfasst eigentlich zwei Routen. Der nördliche „Silk Road Economic Belt“ verläuft von China über Zentralasien, den Iran, die Türkei und die russische Hauptstadt Moskau bis nach Zentral- und Westeuropa. Die südliche „Maritime Silk Road“ soll Chinas Seehandel mit Südostasien, dem Mittleren Osten, Ostafrika und Europa verbinden.

    Ludwig van Beethoven: Ein Denker in Tönen von Ursula A. Kolbe

    Beethoven ist überall. Ein global wirkender Künstler, dessen Sprache keiner Übersetzung bedarf. Allgegenwärtig sind seine Symphonien oder Klavierkonzerte – live vor Tausenden von Menschen aufgeführt oder auf CD, im Radio, Internet. Er ist der meistgespielte Komponist der Welt und seine berühmte 9. Sinfonie das meistgespielte Werk.

    Beethoven gilt als der Komponist, der die Musik der Wiener Klassik zu ihrer höchsten Entwicklung geführt und der Romantik den Weg bereitet hat. Insbesondere in den für die Epoche der Wiener Klassik grundlegenden Formen der Sinfonie, der Klaviersonate und des Streichquartetts hat er Werke geschaffen, deren musikgeschichtlicher Einfluss kaum zu

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    Kultur, Kunst, Wissenschaft

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  • übertreffen ist. Aber Beethoven war noch viel mehr. Er war Revolutionär, Visionär und Kosmopolit. Er steckte voller Fantasie und musikalischer Ideen, er war schwermütig und schwerhörig, mutig und leidenschaftlich. Er hat von Kindheit an ein Leben gelebt, das kaum intensiver hätte sein können. Das auch 250 Jahre später in all seinen Facetten geehrt wird.

    Die Anfänge und der weitere Weg
Ludwig van Beethoven wurde wahrscheinlich am 16. Dezember 1770 in Bonn als Sohn einer

    Musikerfamilie geboren und einen Tag später getauft. Sein Vater Johann war Tenorist an der kurfürstlichen Hofkapelle in Bonn, sein Großvater Ludwig der Hofkapellmeister in Bonn. 1781 wurde der junge Beethoven Schüler des Hoforganisten Christian Gottlieb Neefe und bereits nach wenigen Monaten sein Meisterschüler. Im „Magazin der Musik“ lobte Neefe den jungen Künstler als einen zweiten Mozart – lenkte damit schon früh die Aufmerksamkeit auf Beethovens Begabung. Apropos Begabung. Schon im Alter von sieben Jahren trat er zum ersten Mal öffentlich als „klavierspielendes Wunderkind“ auf.

    Neefe war es weiter, der den jungen Meister künstlerisch und menschlich förderte. Vermutlich auf seine Fürsprache hin erhielt Ludwig 1787 auf Einladung des Kurfürsten eine Reise nach Wien finanziert. Hier wurde er als Schüler von Wolfgang Amadeus Mozart weiter ausgebildet. Die tödliche Erkrankung seiner Mutter ließ ihn aber nach Bonn zurückkehren. Nach dem Tod der Mutter übernahm er die Fürsorge der Familie.

    Doch nach dem Tod der Mutter reiste er 1792 erneut nach Wien, blieb dort bis an sein Lebensende. Auf Empfehlung von Graf Ferdinand von Waldstein ist Beethoven in die Adelswelt aufgenommen worden. Nun wurde er Meisterschüler von Haydn. Er studierte in den nächsten Jahren u. a. Kompositionslehre, auch italienische Klavierkomposition. 1795 trat Beethoven erstmals mit eigenen Klavierkompositionen in Adels-Häusern auf und verdiente sich in kurzer Zeit höchstes Ansehen. Durch die Unterstützung seiner Förderer war es ihm nun möglich, als freier Komponist zu arbeiten.

    Tiefe Einschnitte im Leben 
Der große Meister musste aber auch tiefe Schicksalsschläge verkraften. 1795 machten sich erste Anzeichen einer sich ausweitenden Hörschädigung bemerkbar, die ihn immer mehr zu einem Einzelgänger werden ließ, 1808 zu starker Schwerhörigkeit und schließlich 1819 zu völliger Taubheit führte. Dieses Schicksal setzte seiner Karriere als Pianist ein vorzeitiges Ende und löste eine Krise aus, über die Beethoven 1802 in seinem „Heiligenstädter Testament“ Zeugnis ablegte - ein Abschiedsbrief an seine Brüder, ein ergreifendes Dokument seiner Hilflosigkeit gegenüber seines körperlichen und physischen Zustandes. Unterhaltung war bald nur noch schriftlich möglich. Seine bis heute erhaltenen Konversationshefte geben eine tragische Vorstellung über das Empfinden eines vereinsamten Menschen und Genies.

    Der dennoch bis ins hohe Alter aktive Komponist verstarb im Alter von 57 Jahren zurückgezogen in Wien. Seiner Beerdigung in Währingen wohnten Tausende bei und lauschten der von Franz Grillpartzer verfassten Grabrede. 1888 wurden die Gebeine in ein Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof überführt.

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    Porträt von Ludwig van Beethoven

    Bild: Ausschnitt aus einem Gemälde von Joseph Karl Stieler

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  • Ludwig van Beethoven zählt zu den Vollendern der Wiener Klassik. Zu seinen wichtigsten Werken gehören: die neun Symphonien, die fünf Klavierkonzerte, das Violinkonzert, die 16 Streich-Quartette, 32 Klaviersonaten, die einzige Oper „Fidelio“ sowie die Messe op. In C-Dur und die Missa solemnis op. 123. Seine Werke sind weltweit bekannt und berühmt.

    Die Geburtsstadt und ihre Highlights
Bonn ist im Beethovenfieber, und „Da simmer dabei“, ruft es derzeit von den Plakatflächen der Stadt, denn seine Bewohner wollen ihn jetzt im 250. Jubiläumsjahr unter der Dachmarke „BTHVN2020“ besonders feiern. Das Jubiläumsjahr steht unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Eröffnet wurde es bereits mit der Vernissage der zentralen Ausstellung des Jubiläumsjahres „Beethoven – Welt. Bürger. Musik“ in der Bundeskunsthalle. Ihre Pforten sind bis zum 26. April diesen Jahres geöffnet.

    Dass Ludwig van Beethoven nicht nur Klassikliebhaber beschäftigen sollte, ist in der künstlerischen Haltung des Komponisten begründet. „Beethoven wendet sich als individueller, moderner Künstler an die Gesellschaft, ja, an die Menschheit als Ganzes. Seine musikalisch formulierte Utopie eines friedlichen Zusammenlebens der Völker hat Appellcharakter.“ In Beethovens eigenen Worten heißt es: „Allein Freyheit, weiter gehn ist Kunstwelt, wie in der ganzen grossen Schöpfung, Zweck.“

    Die Veranstaltungen und Aktionen werden von fünf Programmsäulen getragen, die den Buchstaben des Jubiläumslogos „BTHVN2020“ entsprechen: Beethoven als Bonner Bürger („B“), als Tonkünstler („T“), als Humanist („H“), Visionär („V“) und Naturfreund („N“). Einige Beispiele:

    Zu „B“ gehören ein Beethovenfest, ein Beethoven-Rundgang in Bonn und Umgebung, Illumination und Bespielung der Stadt sowie die Neupräsentation und Erweiterung des Beethoven-Hauses Bonn, des Geburtshauses des Komponisten.

    „T“: Im Jubiläumsjahr werden sämtliche Werke des überaus produktiven Komponisten aufgeführt. Das Beethovenfest, das üblicherweise im September stattfindet, erhält eine zusätzliche Spielzeit im Frühjahr. Jazz, Rock, Pop- und Clubmusik werden mit Beethoven-Bezug gespielt.

    „H“: Eine Bürgerinitiative will 2.500 Hauskonzerte in ganz Deutschland möglich machen. Darüber hinaus ist eine Ausstellung zu „Musik und Politik“ geplant. Der Bedeutung von Beethovens 9. Sinfonie wird in einem weltweiten Projekt nachgegangen. Der Bereich Tanz wird mit dem Choreographie-Projekt „Beethoven MOVES“ abgedeckt.

    „V“: Unter dem Namen „FUTURA“ soll ein „Konzert-Kahn“ mit experimentellen Musikaufführungen entlang der Route Bonn-Wien schippern. Im „Base Camp Neue Musik“ wird jungen Menschen das Einmaleins der Komposition nahe gebracht. Ebenso findet ein Festival für Musik im 21. Jahrhundert sowie mit virtuellen Klangwelten und musikalischen Raumexperimenten statt.

    „N“: Im Beethoven Pastoral Project werden Konzerte und Aufführungen am Weltumwelttag 2020 global vernetzt. Geplant sind auch Beethoven-Landpartien und Picknicks.

    Die jeweils aktuellen Termine aller „BTHVN2020“-Projekte siehe Veranstaltungskalender www.bthvn.de/programm/veranstaltungskalender/. Das kostenlose Magazin mit Programmvorschau erhältlich bei der Beethoven Jubiläums GmbH und ihren Partnern.

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  • Wien – Arbeits- und Lebensmittelpunkt 
Ludwig van Beethoven fand in Wien seinen Schaffensort sowie den Uraufführungsort der meisten seiner Werke. Hier kann man den Spuren seines bewegten Lebens folgen, seine Wohn- und Gedenkstätten besuchen, an den Orten seiner Triumphe und des Leidens sein. Der WienTourismus lässt im Gedenkjahr WahlwienerInnen über Ihr Verhältnis zur Musikhauptstadt erzählen und entwickelte gemeinsam mit den Wiener Symphonikern ein Interaktives Beethoven-Hörspiel für Amazon Alexa und Google Home. Die Österreichische Nationalbibliothek stellt bis April 2020 Originalbriefee und Handschriften aus. Darüber hinaus werden viele bekannte Werke Beethovens auf die Wiener Bühnen gebracht.

    Überhaupt lebt das reiche musikalische Erbe der Wiener Klassik in der Musikhauptstadt Wien mit ungebrochener Vitalität und Vielfalt weiter. Heute wie vor 250 Jahren ist Wien die tonangebende Musikstadt. Hier hören jeden Abend 10.000 Musikbegeisterte klassische Musik live in Staatsoper, Musikverein, Konzerthaus, Volksoper und zahlreichen weiteren Musikinstitutionen. Wien ist es gelungen, sein großes historisches Klassik-Erbe in die Gegenwart zu transponieren und mit neuen Impulsen zu bereichern.

    Einst erkor Beethoven Wien zu seinem Arbeits- und Lebensmittelpunkt. Heute zählen zu den bekanntesten WahlwienerInnen u. a. die OpernsängerInnen Anna Nebtrebko, Elina Garanca und Juan Diego, der Dirigent Philippe Jordan und die Musiker Julian Rachlin und Aleksey Igudesman. „In Amerika ist Nashville die ‚Musikhauptstadt der USA‘, aber in Europa ist Wien die Musikhauptstadt“, sagt einer der erfolgreichsten US-amerikanischen Solokünstler, der Sänger, Pianist und Songschreiber Billy Joel. Und Filmmusik-Legende Hans Zimmer meint: “Wenn es einen Ort auf der Welt gibt, der unglaublich inspirierend für Musiker ist, so ist das nach wie vor Wien.“

    Der WienTourismus hat zum Themenjahr 2020 eine innovative Voice-Anwendung für die Sprachassistenten von Amazon und Google produziert. Wer den Alexa Skill bzw. die Google Action Beethovens Wien bzw. Beethovens Vienna aktiviert, startet ein interaktives Hörspiel zum Leben und Werk von Beethoven. Erzählt werden Geschichten und Anekdoten, die auch für Beethoven-Kenner Überraschungen beinhalten und viel über seine Werke und Persönlichkeit verraten. Gemeinsam mit der Österreich-Werbung entwickelte der WienTourismus zudem einen smarten Audio-Guide in der Sonnenbrille. Mit Bose Frames samt Lautsprecher und der neuen #RelatedToAustria-App führt Beethoven akustisch durch Wien und New York.

    Expedition zum „Epizentrum“ des Klimawandels von Antje Horn-Conrad
Es ist eine Expedition der Superlative: Am 20. September 2019 startete der deutsche Forschungseisbrecher „Polarsteren“ zu einer mehr als außergewöhnlichen Reise. Ein Jahrlang driftet das Schiff mit dem Eis durch die Zentralarktis, um erstmals auch im Winter eine Region erkunden zu können, die entscheidend für das globale Klima ist.

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  • Als die Wissenschaftler vom Alfred-Wegener-Institut 2011 die Idee dafür entwickelten, hätten sie sich nicht vorstellen können, wie dünn nur wenige Jahre später das Meereis ist und wie warm die Winter bereits sind, berichtete die Direktorin des Instituts, Antje Boetius, zum Start der MOSAiC-Expedition. „Es ist also höchste Zeit aufzubrechen.“ Man ermittle Daten und Bilder einer Region, die sich im Grunde schneller verändere, als man sie erforschen könne.

    „Es passiert. Es passiert wirklich“, sagte Forschungsleiter Markus Rex bei der

    Abschlusspressekonferenz im September in Tromsö. Es fühle sich ein wenig unwirklich an, dass die Arktis-Expedition nach Jahren harter, intensiver Arbeit nun wirklich beginne.
Schneller als erwartet haben die Forscher bereits Anfang Oktober auch eine Eisscholle gefunden, auf der sie das Forschungscamp für die einjährige Drift aufbauen wollen. Ein wichtiger Meilenstein noch vor Einbruch der Polarnacht. Hier kann man die Position des Schiffes verfolgen: https://follow.mosaic-expedition.org

    Legendär ist übrigens die Expedition des norwegischen Polarforschers Fridtjof Nansen, der 1893 sein eigens für diesen Zweck konstruiertes Forschungsschiff, die „Fram“, einfrieren ließ, um mit seiner Crew durch Nacht und Eis zu driften. Auch wenn er dabei sein Sehnsuchtsziel knapp verfehlte, hatte er mit seiner wagemutigen Reise doch die Existenz der transpolaren Driftströmung beweisen können. Jetzt, fast 130 Jahre später, wagt also ein internationales Forschungsteam unter Leitung des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung (AWI) mit der MOSAiC-Expedition eine Neuauflage des Experiments, freilich in weitaus größeren Dimensionen: Die „Polarstern“ driftet fest eingefroren durch das Nordpolarmeer.

    Die Wissenschftlerinnen und Wissenschaftler überwintern in einer Region, die in der Polarnacht normalerweise unerreichbar ist, zeitweise nördlich des 87. Breitengrades. Auf einer Eisscholle haben sie ihr Forschungscamp aufgeschlagen und umgeben es mit einem kilometerweiten Netz von Messstationen. Auf diese Weise wollen sie während des Winters erstmals lückenlos Daten in Ozean, Eis, Biosphäre und Atmosphäre erheben. „Messungen, die wir dringend brauchen, wenn wir den Einfluss der Arktis auf das globale Klima besser verstehen wollen“, sagt Markus Rex. Im internationalen Verbund leitet und koordiniert es diese außergewöhnliche Expedition, die mit noch nie dagewesenen Herausforderungen verbunden ist. Schließlich muss das Team mit Eisbrechern, Helikoptern und Flugzeugen über den Winter hinweg versorgt werden.

    Wie wird das dahinschmelzende Eis das Klima tatsächlich verändern? 
Die Zentralarktis gilt als „Epizentrum“ des Klimawandels. Nirgends erwärmt sich die Atmosphäre so rasant wie im hohen Norden, der wiederum das Wettergeschehen in unseren Breiten entscheidend mitbestimmt. Doch wie die steigenden Temperaturen und das dahinschmelzende Eis das Klima tatsächlich verändern werden, können die Wissenschaftler heute noch nicht präzise sagen. Die bisherigen Modelle schwanken zwischen 5 und 15 Grad höheren Temperaturen in der Arktis bis zum Ende des Jahrhunderts, zwischen weiter andauernder Eisbedeckung und totalem Eisverlust. „Jedenfalls wenn wir keine äußerst massive und schnelle Reduktion des weltweiten Ausstoßes von Treibgasen erreichen“, bringt Rex das Problem auf den Punkt.

    Um die fehlenden Daten zu erheben und genauer prognostizieren zu können, nehmen er und seine Kollegen von 60 Instituten aus aller Welt die Strapazen einer Überwinterung in Kälte und Finsternis auf sich.

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    Bild: polarstern_mdr

    Das Forschungsschiff „Polarstern“ im ewigen Eis

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  • Das Loch im Datennetz der Klimaforschung stopfen 
Wie einst die „Fram“ Nansen und seiner kleinen Mannschaft Schutz und Lebensraum bot, so trägt die „Polarstern“ die Wissenschaftler und Besatzungsmitglieder sicher durch das Eis.

    Bis zum Rand gefüllt mit modernster Technik ist das Schiff aber nicht nur Herberge, sondern auch Laboratorium, verbunden mit zahlreichen Außenstationen auf dem Eis. Ein fest installierter Fesselballon, der 1,5 Kilometer in die Höhe reicht, sammelt permanent meteorologische Daten. Täglich steigen Ballonsonden in die Atmosphäre. In umgekehrter Richtung geben Bohrungen in die Tiefe Auskunft über Zusammensetzung, Dicke, Deformationen und Schmelzverhalten des Eises. Was passiert, wenn sich die Luft über Rissen im Eis am Ozean erwärmt und weit in die Atmosphäre schießt?

    Für Rex ist das nur eine der vielen ungeklärten Forschungsfragen. Auch die Eigenschaften arktischer Wolken sind noch kaum verstanden. Wann kühlen oder wärmen sie? Wie dicht sind die Tröpfchen, wie hoch der Anteil von Eiskristallen? Und was bewirken Ruß und Schwebeteilchen, die Aerosole? Um hier Licht ins Dunkel zu bringen, fährt die internationale Forschungscrew alles auf, was sie an Messinstrumenten zu bieten hat: Mit Radar-, Laser- und Mikrowellentechnik versucht sie, das über der Zentralarktis klaffende Loch im Datennetz zu stopfen. Dank einer ins Eis gebauten Start- und Landebahn und mitgebrachter Treibstofftanke können sogar Flugzeuge aufsteigen, um die Region am Nordpol in den Wintermonaten zu durchmessen.

    Eine Tierwelt, die alles übertrifft, was die lebensfeindliche Umgebung vermuten lässt 
Auch wenn Fridtjof Nansen nicht annähernd über solche Möglichkeiten verfügte, so war er doch der Erste, der in diesen nördlichen Breiten meteorologische und ozeanografische Daten erhob. Und er betrachtete eine Tierwelt, die alles übertraf, was die lebensfeindliche Umgebung ursprünglich vermuten ließ. So wundert es nicht, dass auf der MOSAiC-Expedition auch Biologen an Bord sind, um die Tiere und Mikroorganismen unter dem Eis zu erforschen.

    „Dort, wo im Frühjahr das Eis aufbricht, explodiert das Leben und alles wird grün“, berichtet Rex von früheren Reisen. „Was aber machen Krill und Plankton im Winter? Wie überleben sie die vollständige Dunkelheit der langen Polarnacht unter der geschlossenen Eisdecke? Während der Drift steigt die Sonne 150 Tage lang nicht über den Horizont. Zeit für die Biologen, mit ihren Messungen unter die Eisoberfläche zu schauen und Antworten zu finden.

    Ein halbes Jahr lang kann kein Eisbrecher zur „Polarstern“ vordringen 
Am 20. September 2019 ist die „Polarstern“ in Norwegen aus dem Hafen Tromsö ausgelaufen. Bevor die Polarnacht anbrach mussten die Wissenschaftler eine passende, mindestens 1,5 Meterdicke Scholle finden, auf der sie ihr Forschungscamp aufbauen konnten. Es entstand eine Siedlung mit Zelten, Wegen und Leitungen, wie eine kleine Stadt.

    Insgesamt ist die „Polarstern“ 390 Tage unterwegs und legt 2.500 Kilometer zurück. Während der Eisdrift sind es durchschnittlich sieben Kilometer am Tag. Eisbrecher aus Russland, China und Schweden werden die Scholle in den ersten und letzten Monaten der Expedition anlaufen, um sie mit Treibstoff zu versorgen und Personal auszutauschen. Dazwischen ist das Eis etwa ein halbes Jahr lang so dick, dass kein Eisbrecher zur Polarstern“ vorstoßen kann.

    Über das Jahr wechselt fünfmal die Besatzung, sechsmal kommen neue Wissenschaftler an Bord, bevor das Schiff im Herbst 2020 wieder in den Heimathafen einläuft. Beladen mit Messdaten, die das Verständnis von der Arktis nachhaltig verändern werden.

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  • Wie können wir die Zukunft mitgestalten? von Ursula A. Kolbe

    Es ist ein beeindruckendes Gebäude, das in den letzten vier Jahren am Berliner Alexanderufer, direkt an der Spree, entstanden ist. Ideal zwischen Hauptbahnhof und dem Gelände des Bundesforschungsministeriums gelegen hat das

    Futurium, auch „Haus der Zukunft“ genannt, seit wenigen Wochen seine Türen für die Besucher geöffnet.

    Das Thema ist, und soll es auch sein, hochaktuell: Die Welt von Morgen. Bei der Eröffnung hatte Stefan Brandt, der Direktor des Futuriums, dieses Haus als einen Ort, „der die Menschen zum Mitgestalten der Zukunft ermuntern soll“, bezeichnet. Dabei werde die Vermittlung von wissenschaftlichen Erkenntnissen breiten Raum einnehmen. Das müsse interdisziplinär gelingen, auch um die Frage zu beantworten „Wie wollen wir in Zukunft leben?“

    In diesem, von außen ein wenig futuristisch anmutenden Bau sollen alle interessierten Menschen zusammenkommen und darüber diskutieren, sollen mitdenken, mitmachen, mitgestalten – bei Themen wie die Grüne Stadt, Entschleunigung, der Mensch und die Maschine sowie Kunst und Wissenschaft. Mit rund 200.000 Besuchern im Jahr rechnen die Veranstalter und denken dabei an Schulklassen, Familien, Einzelpersonen, die neugierig auf die verschiedensten Ausstellungen, Foren und viele Experimente sind. Und das alles bei kostenfreiem Eintritt.

    Wie gesagt: Das Konzept besteht aus drei Elementen: Denkräume, Debatte, Lab. In der ersten Etage werden vielfältige Themen vorgestellt, die zukunftsrelevant sind. Essen aus dem Labor z. B. oder vertikale Bauernhöfe, die den Bedarf nach Nahrungsmitteln trotz knappem Angebot in Metropolen decken sollen. Oder die Kernfusion als mögliche Energiequelle, nachwachsende Baustoffe und Kunststoffe aus der Natur.

    Dargestellt werden all die Themen auf großzügigen Flächen mit Videos und interaktiven Bildschirmen; Tablets für Augmented-Reality-Anwendungen stehen bereit. Im aktiven Teil, im Labor, können Besucher vom Grundschulalter an mit 3D-Druckern und Laserfräsen arbeiten, Roboter programmieren und ihre Zukunftsideen in Greifbares umsetzen. Das brauche auch Fantasie. Was erwartet uns in den nächsten Jahren und Jahrzehnten? Welche Erwartungen haben wir an neue wissenschaftliche Erkenntnisse und Technologien? Fragen über Fragen.

    Dabei sollen natürlich ebenso wissenschaftliche Erkenntnisse vermittelt werden. So verriet der Geophysiker und Astronaut Alexander Gerst bei einem Podiumsgespräch im Futurium, eine Zukunftsfantasie sei, wie Captain Future zu sein. Dieser habe die Probleme der Zukunft immer schon gelöst. Als er größer wurde, habe er feststellen müssen, dass es doch eine Menge Probleme gebe und sich daran gemacht, zumindest ein bisschen zu ihrer Lösung beizutragen.

    Mit Zukunftsfantasien an die Lösung von Problemen gehen 
Am Eröffnungstag hatte die Bundesministerin für Bildung und Forschung Anja Karliczek auch das „Zukunftsbüro“ ihres Ministeriums und den jetzt berufenen „Zukunftskreis“ mit Experten

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    Berliner Orte

    Bild: futurium.de

    Vorplatz des Futurium

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  • vorgestellt, die zuerst den „Wertewandel in der Bevölkerung“ untersuchen sollen. Dazu gehören Fragen wie „Ob und wie sich der innere Kompass der Menschen verändert und was die junge Generation ihren Kindern mitgeben wird“. Erste Ergebnisse sollen dann Anfang 2020 vorliegen.

    Dass die Bürger solche Ausblicke erwarten, ließ sich die Ministerin vorab mit einer Umfrage bestätigen. Fast die Hälfte der 2.500 Befragten durch das Meinungsforschungsinstitut Civey gebe an, keine konkreten Vorstellungen von der Zukunft zu haben. Orientierung wird also gebraucht. Es hielten auch 60 Prozent für sehr wichtig, dass die Bundesregierung Zukunftsszenarien durchspielt und notwendige Vorkehrungen trifft“, teilte das Ministerium mit.

    Futuriumsdirektor Brandt machte aber auch deutlich, dass sich die Ausstellungen verändern werden, kein Besuch werde sein wie der vorige, weil wir die Zukunft je morgen schon anders sehen als heute. Und Berlin sei das ideale Umfeld, weil sich hier ständig alles ändert. Zukunft geht jeden einzelnen an, und jeder kann auch etwas dafür tun.

    Die Robinie ist Baum des Jahres 2020 von Hans-Jürgen Kolbe/PI

    Auch dieses Jahr wurde durch die Dr. Silvius Wodarz Stiftung eine Baumart zum Baum des Jahres 2020 gekürt. Vor allem in Zeiten langanhaltender durch den Klimawandel bedingter Trockenheit und starker Zerreißproben für viele

    unserer Baumarten ist es wichtig, auf den Wert der Bäume hinzuweisen und ihnen eine Stimme zu geben. Dies geschieht dieses Jahr, indem die Stiftung die Robinie, eine eigentlich in Nordamerika beheimatete Art, als Gewinnerin hervorgehen lässt.

    Carl von Linné, der die Gattung der Robinien (Robinia) erstmals wissenschaftlich veröffentlichte, benannte diese nach Jean Robin, dem Hofgärtner der französischen Könige Heinrich III., Heinrich IV.und Ludwig VIII. Jean Robin brachte den Baum vor 300 Jahren nach Paris.

    Das wissenschaftliche Bezeichnung pseudoacacia weist auf die (irreführende) Ähnlichkeit mit den Akazien hin. Die gelegentliche Verwendung des Trivialnamens Silberregen ist auf die traubenförmigen, herabhängenden weißen Blütenstände des Baums zurückzuführen – offenkundig in Anlehnung an die Namen der ebenfalls zu den Schmetterlingsblütengewächsen zählenden Gehölze Goldregen (Laburnum) und Blauregen (Wisteria).

    Die Robinie polarisiert: Hoffnung im klimabedingten Waldumbau – andererseits invasive Baumart, die Naturkleinode bedroht. Zarte Fliederblätter und duftend weiße Blütenstände, die von zuweilen bizarr verzweigten Kronen herabhängen und helle Tupfer in die sommerlichen Wälder zaubern – wer könnte von dieser Schönheit etwas Schlechtes denken? Und doch – „mit Robinia pseudoacacia hat das Kuratorium Baum des Jahres eine Baumart gewählt, die die Gemüter von Naturschützern, Städteplanern und Forstleuten in Wallung bringt“, sagt die neue Deutsche Baumkönigin, Charlotte Baumann.

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    Natur, Tourismus

    Bild: A. Gomolka

    Uralte Robinie im Schloßhof Strehla in Sachsen

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  • Gefahr für wertvolle Naturräume
Die vor über 300 Jahren in Mitteleuropa eingeführte Robinie ist für unsere heimische Flora eine Konkurrenz, denn sie ist eine Meisterin im Besiedeln der unwirtlichsten Lebensräume. „Das Geheimnis ihres Erfolges steckt unter der Erde: Bakterien, die an der Wurzel leben, fixieren Luftstickstoff. Dieser reichert sich im Boden an – für stickstoffarme Naturräume wie Magerrasen oder Binnendünen bedeutet dies meist das Ende“, so die Deutsche Baumkönigin. Zwar ist der Anteil von Robinien in deutschen Wäldern mit etwa 0,1 Prozent gering, doch wo die Baumart sich etabliert ist sie nahezu unverwüstlich. Die Robinie steht daher auf der Liste der invasiven Baumarten.

    Zwei Seiten einer Medaille
Und doch könnte die kontrovers diskutierte Art bei fortschreitender Klimaerwärmung erneut Hoffnungsträgerin werden: Salz- und immissionstolerant kommt sie gut mit städtischem Klima und schwierigen Bodenverhältnissen zurecht. Als Bienenweide ist sie in Zeiten des Insektensterbens eine bedeutende Protagonistin in der Gewinnung von Honig und spielt so eine wichtige Rolle bei der Bestäubung anderer Arten. Ihr zähes Holz weist eine hohe Witterungsbeständigkeit auf und stellt im Außenbereich eine ideale Alternative zu Tropenhölzern dar. Damit die Robinie bei der Mischung klimastabiler Wälder eine Rolle zu spielen kann, ist weitere intensive forstwissenschaftliche Forschung notwendig.

    Was tun mit der Robinie? 
Halten sich ökologische Vor- und Nachteile also die Waage? Mit einem klaren (waldbaulichen) Konzept kann die Robinie eine attraktive Protagonistin bei der Energieholzerzeugung und als widerstandsfähiger Stadtbaum sein. Dass sie in sensiblen Naturräumen, ohne langfristige Abwehrstrategie zum Problem wird, ist ebenso deutlich. Charlotte Baumann: „Meine Aufgabe als Botschafterin der Robinie ist es, über die Kontroversen dieser Art zu informieren. Ich biete keine Lösungen an, aber eine von Menschen eingebrachte Art verdient, dass man ihrem Fall Gehör schenkt.“

    Hintergrundinformation 
Die häufig mit der Akazie verwechselte Robinie (deshalb auch Scheinakazie) zierte im 17. Jahrhundert zunächst Barockgärten und Parks. Bald fand sie aufgrund ihres ungewöhnlich harten Holzes Verwendung im Grubenbau und Forstleute wagten die ersten Versuche sie im Wald einzubringen. Als Pionierbaumart beeindruckt sie durch ungewöhnlich schnelles Wachstum in den ersten Lebensjahrzehnten, enttäuscht aber bei der Stammqualität. Nichtsdestotrotz lässt sich das Holz vielfach verwenden: Es ist zäh, witterungsbeständig und auch heute noch beliebt für den Bau von Brücken, Spielplatzgeräten und Terrassenmöbeln.


    Funkerberg-Museum und DFF von Günter Knackfuß

    Eigentlich haben die beiden sehr wenig miteinander zu tun. Aber in Königs Wusterhausen hat eine DFF-History-Schau Asyl gefunden. Das Sender- und Funktechnikmuseum ist die Wiege des Rundfunks in Deutschland. Bereits im Jahre 1911 wurden auf dem damaligen Windmühlenberg von Königs Wusterhausen durch ein Luftschiffer- und Telegraphen-batallion funktechnische

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    Natur, Tourismus

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  • Versuche durchgeführt. Am 15.06.1915 erfolgte die Inbetriebnahme der ersten Funkstation. Nach deren Übernahme durch die Deutsche Reichspost im Jahre 1919 begann die Umrüstung der Sendeanlagen auf die Belange des Wirtschaftsfunkes.

    So wurden Röhrensender aufgebaut, Empfangsanlagen in Berlin-Zehlendorf errichtet und die Antennenanlage um zwei weitere 100-Meter-Masten ergänzt. Am 22.Dezember 1920 wurde 


    
erstmalig auf Langwelle ein Weihnachtskonzert mit Instrumentalmusik ausgestrahlt. Neun Jahre später, am 29. August 1929 erfolgte dann die erste offizielle deutsche Kurzwellen-Rundfunksendung. Der Siegeszug Radio hatte begonnen.

    Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933 veränderte sich auch der bis dahin politisch fast völlig neutrale deutsche Rundfunk. Durch die starke Verbreitung der Volksempfänger war es mittlerweile fast überall möglich, Rundfunk zu hören. Im Hinblick auf die Berliner Olympiade 1936 wurde vor allem der Sendestandort Zeesen stark erweitert. Die Sendeanlagen auf dem Funkerberg und auf dem Gelände in Zeesen überstanden den 2.Weltkrieg fast völlig unversehrt und wurden unmittelbar nach Kriegsende von den sowjetischen Truppen besetzt. Große Teile der Sendeanlagen auf dem Funkerberg sowie alle sendetechnischen Anlagen des Bereiches Zeesen mußten im Rahmen von Reparationsleistungen abgebaut werden. Die Sendehäuser in Zeesen wurden gesprengt. Ab November 1945 ging ein Kurzwellensender zur Abstrahlung des Programms des "Berliner Rundfunks“ wieder in Betrieb. Die deutsche Einheit brachte auch für den Sendestandort Königs Wusterhausen einschneidende Veränderungen. Der reguläre Sendebetrieb auf dem Funkerberg wurde nach und nach verringert und im Sommer 1995 endgültig eingestellt. Eine jetzt beendete wegweisende Geschichte, deren Verlauf, deren Technik und deren Leistung im Funktechnikmuseum erlebbar gemacht wurde. Der einzige noch stehende 210 m hohe Sendemast 17 ist heute das älteste Relikt deutscher Rundfunkgeschichte.

    Sonderausstellung 39 Jahre DFF 

Die ehrenamtlich erstellte Schau "Es gab nicht nur den schwarzen Kanal - Streiflichter aus 39 Adlershofer Fernsehjahren" präsentiert die Fachgruppe DFF des Fördervereins "SenderKW" im Spitzhaus des Museums. Zu bestaunen sind z.B. das Sandmännchen, Requisiten aus dem „Kessel Buntes“, Utensilien um Willi Schwabes „Rumpelkammer“. Ergänzenden Einblick erhält der Besucher durch Fernsehtechnik, Fernsehsender, Studios, Kameras und Empfänger, alles im Original. Die nur an Wochenenden geöffnete kleine Schau lädt doppelt ein: Denn immer sind ehemalige Mitarbeiter des DDR-Fernsehens anwesend und erläutern Details der ostdeutschen TV-Historie. Mit etwas Glück haben wir die 86-jährige Hanna Christian-Janowitz von den Ex-DFFlern getroffen, die das Museum unterstützen. Sie war 1952 in Adlershof die erste Live-Kamerafrau Europas.

    Kontakt: Sender- und Funktechnikmuseum, Funkerberg 20, 15711 Königs Wusterhausen, Rainer Suckow, E: [email protected] Tel : (03375) 293601

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    Bild: Günter Knackfuß

    Das Funkerberg-Museum

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  • Tee – Gesundheit aus der Tasse von Prof. Dr. med. Curt Diehm

    Gerade bei kalten Temperaturen tut eine warme Tasse Tee gut. Nicht nur zum Aufwärmen!

    „Man trinkt Tee, damit man den Lärm der Welt vergisst.“ Gerade in der Winterzeit ist viel Wahres an diesem Spruch eines chinesischen Philosophen. Tee kann bei der Entschleunigung helfen und so

    eine echte Wohltat sein. Dabei darf nur der Aufguss aus der echten Teepflanze laut ISO Norm als „Tee“ bezeichnet werden. Aufgüsse aus Kräutern oder Früchten werden als „teeähnliche“ Getränke bezeichnet.

    Wie nun bereitet man Tee optimal zu? Und welche Wirkung erzeugt welche Sorte?

    Schwarzer Tee: 
Schwarzer Tee ist der beliebteste und am meisten getrunkene Tee. Die wichtigsten Schwarzteesorten sind Asam, Ceylon, Darjeeling und Keemun. Damit sich alle Inhaltsstoffe voll entfalten können, müssen Schwarztees prinzipiell mit kochend heißem Wasser überbrüht werden. Schwarztee sollte rund vier Minuten ziehen. Das Wasser sollte relativ weich sein. Dadurch kommt das Aroma besser zur Geltung. Kalkhaltiges Wasser sollte – wenn möglich – enthärtet werden. Manchmal hilft auch längeres Kochen. Man kann schwarzen Tee aber nicht nur trinken. Nehmen Sie einen getränkten Teebeutel und legen ihn auf die Augen. Die im Schwarztee enthaltenen Gerbstoffe wirken adstringierend, Falten werden dadurch reduziert. Lokalbehandlung bei Augenringen: Einfach zwei Pads mit kaltem schwarzem Tee (sollte mindestens 8 Minuten gezogen haben) auf die Augen legen. 

Amerikanische Studien haben gezeigt, dass Katechine im Schwarztee Kariesbakterien hemmen. Der hohe Fluoridgehalt schützt zudem den Zahnschmelz. Achtung: Zuviel Schwarztee kann die Zähne gelb verfärben. Die antibakteriell wirksamen Gerbstoffe sind zudem hilfreich bei Beschwerden des Magen-Darm-Traktes.

    Grüner Tee
Sencha ist die meist getrunkene Teesorte in Japan. Beim Grünen Tee ist darauf zu achten, dass das Aufgusswasser nicht wärmer als 90 Grad Celsius ist. Sonst wird der Tee zu bitter. Die Ziehzeit sollte bei rund zwei Minuten liegen. Grüner Tee kann bis zu dreimal aufgegossen werden. Vielfach ist die heilende Wirkung von Grüntee untersucht worden. Auf Grund einer fehlenden Fermentation enthält der grüne Tee große Mengen an dem Antioxidanz EGCG, das unter anderem das Brustkrebsrisiko mindern soll. Internationale Studien zeigen auch, dass grüner Tee einen günstigen Effekt auf den Cholesterinspiegel hat. Offenbar sprechen auch Rheuma und Gicht gut auf grünen Tee an. Bei Forschungen am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin fanden Wissenschaftler heraus, dass EGCG giftige Eiweißablagerungen unschädlich machen kann. Solche Ablagerungen kommen zum Beispiel bei der Alzheimerkrankheit vor. 



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    Gesundheit

    Bild: gesuendernet.de

    Gläserne Tasse mit Tee

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  • Wie der schwarze Tee enthält der Grüntee Fluoride, die vor Karies schützen. Bereits eine Tasse pro Tag beugt Zahnfleischerkrankungen vor. Dafür verantwortlich ist offenbar der Bitterstoff Catechin. 
Im grünen Tee finden sich Polyphenole, die freie Radikale binden und somit einen günstigen Einfluss auf das Immunsystem besitzen. Polyphenole hemmen auch das Bakterienwachstum. Laut einer Studie der japanischen Tohoku Universität senken 5 Tassen grüner Tee täglich das Herzinfarktrisiko bei Frauen um circa 30 Prozent.

    Hilft grüner Tee beim Abnehmen? 
Bestimmten Gerbstoffen im grünen Tee werden eine Gewichtsreduzierende Wirkung nachgesagt. Dies wurde in einer holländischen Untersuchung überprüft. Eine Meta-Analyse berücksichtigte dabei elf randomisierte Untersuchungen mit einer Laufzeit von jeweils 12 Wochen. Die Studie zeigte, dass Patienten, die grünen Tee tranken, nach 12 Wochen eine Gewichtsreduktion von im Mittel 1,3 kg aufwiesen im Vergleich zu Patienten, die ein Scheinmedikament bekamen. Die Autoren sind der Auffassung, dass grüner Tee ein effektives Mittel zur Gewichtsabnahme darstellt.

    Mundkrebs: Grüner Tee kann Krebsvorstufen vertreiben 
Grüner-Tee-Extrakt (GTE) hat in einer amerikanischen prospektiven und randomisierten Untersuchung bei 41 Hoch-Risikopatienten gezeigt, dass Krebsvorstufen der Mundschleimhaut erfolgreich behandelt werden konnten. 
In der Studie kamen drei Dosierungen des GTE zur Anwendung im Vergleich zu einer Placebogruppe. Es zeigte sich, dass fast 60 Prozent der Patienten in der höheren Dosierungsgruppe klinisch auf die Therapie angesprochen haben, in der Placebogruppe nur 18,2 Prozent der Fälle. Außerdem verbesserte die Behandlung mit GTE auch die feingeweblichen Untersuchungen und auch eine Reihe von Blutmarkern.

    „Asiatisches Paradox“ 
In Asien gibt es Gebiete, in denen die Menschen stark rauchen. Trotzdem treten in diesen Regionen vergleichsweise wenig Herz-Kreislaufkrankheiten und Krebsfälle auf. Forscher der Yale-School of Medicine sind diesem “Asiatischen Paradoxon” nachgegangen. Sie vermuten, dass der Schlüssel zu der bemerkenswerten Gesundheit dieser dem Tabakkonsum äußerst zugeneigten Personen beim intensiven Teegenuss liegen könnte. Sie analysierten mehr als 100 Studien zum Thema Grüntee. Daraus ergab sich insbesondere die These, nach der ein durchschnittlicher Tageskonsum von 1,2 Litern des Aufguss-Getränks durch die Zufuhr von Antioxidantien vor Krankheiten schützt. Die Forscher vermuten eine Unterbindung des Tumorwachstums durch eine Verbesserung der Verdauungsfunktion, Schutz der Augen und Haut, Linderung von Arthritis sowie positive Auswirkungen auf den Alkoholstoffwechsel und damit einen Schutz der Leber, der Nieren und der Bauchspeicheldrüse. 
Grüner Tee beeinflusst auch die kognitive Leistungsfähigkeit. Die Wirkung von Tee hält diesbezüglich länger an als die von Kaffee.

    Weißer Tee
Weißer Tee gehört zu den edelsten und teuersten Sorten. Weißer Tee wird in China als „Elixier der Unsterblichkeit“ bezeichnet. Er ist teilfermentiert und eher mild im Geschmack. Durch seinen hohen Gehalt an Antioxidantien (Polyphenolen) soll er der Zellalterung entgegenwirken, Entzündungen hemmen und das Krebsrisiko senken. Das Wasser sollte bei der Zubereitung nicht mehr kochend sein und die Ziehzeit liegt wie bei grünem Tee bei zwei Minuten.

Einige Hautärzte empfehlen eine lokale Behandlung der Haut mit weißem Tee. Dies soll einer vorzeitigen Hautalterung entgegenwirken. Einige Hautärzte sind der Auffassung, dass Dank des hohen Vitamin C und Vitamin E Gehaltes weißer Tee Hautschäden durch UV-Strahlung vorbeugt.


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  • Folgendes Konzentrat wird empfohlen: 1 TL Tee und 100 ml Wasser (bei 70 Grad 5 Minuten ziehen lassen) und morgens und abends als Gesichtswasser nutzen. Zur Herstellung einer Gesichtsmaske einfach Kompressen mit Tee tränken, auflegen und 10 Minuten einziehen lassen. 

Da die Teeknospen keinen bitteren Geschmack annehmen, können sie in der Kanne bleiben und ein zweites und sogar ein drittes mal übergossen werden. Pro Tasse empfehlen Tee-Experten einen halben Teelöffel Tee. Weißer Tee enthält bis zu 5 Prozent Koffein, Grüntee dagegen nur etwa 2 bis 3 Prozent.

    Oolong-Tee: 
Oolong-Tee ist ein halbfermentierter Traditionstee aus China, der einen leicht nussartigen Geschmack aufweist. Er kann mehrmals aufgegossen werden, ohne dass er an Geschmack verliert. Die Ziehzeit des Oolong-Tees liegt bei etwa drei Minuten. 

Eine japanische Studie hat gezeigt, dass Oolong-Tee zu einer deutlichen Gewichtsabnahme führt. Gerbstoffe dieses Tees hemmen jene Enzyme, die das Fett aus der Nahrung in den Körper überführen. Die in diesem Tee enthaltenen Saponine hemmen Fett aufspaltende Enzyme in der Bauchspeicheldrüse. So wird ein Teil des Fettes unverdaut ausgeschieden. Außerdem kurbelt das Koffein im Oolong-Tee die Fettverbrennung an. Oolong wird von den Forschern als „Fettblocker“ bezeichnet, der uns zumindest teilweise vor Kalorien in der Nahrung schützt. Oolong-Tee kann heiß und kalt getrunken werden.

TIPP: Mixen Sie Oolong-Tee mit Jasmintee, so nehmen Sie dem Tee den strengen Geschmack und bremsen sogar noch Heißhunger auf Süßes. Der Grund: Jasmintee hält den Blutzuckerspiegel stabil. Tee sollte man am besten zu den Mahlzeiten trinken.

    Rooibos Tee 
Rooibos Tee stammt aus den Nadeln des südafrikanischen Rotbuchstrauches. Ob als Maske oder Getränk - Rooibos hat günstige Wirkungen auf die Haut, etwa bei Ekzemen, Sonnenbrand und allergischen Hauterscheinungen. Ätherische Öle werden dafür verantwortlich gemacht. Rooibos Tee enthält kein Koffein und hat somit keine Kreislaufwirkungen. Er ist reich an Mineralien wie Eisen, Fluor, Zink, Magnesium, Kalium und Vitamin C. Wenn Rooibos Tee lange zieht, wird er dunkel. Auch der Geschmack wird deutlich intensiver.

    Demenz: Neues Online-Portal für die lokale Netzarbeit von Ursula A. Kolbe
In Deutschland leben derzeit 1,7 Millionen Menschen an Demenz, darunter über eine Million Frauen. Und die Krankheit schreitet leider voran. Derzeit wird mit einem Anstieg der an Demenz Erkrankten auf voraussichtlich drei Millionen im Jahre 2050 gerechnet. Um ihnen und ihren Angehörigen das Leben zu erleichtern, arbeiten an vielen Orten bereits Kommunen, Unternehmen, Vereine und ehrenamtlich Engagierte zusammen. Dabei werden sie jetzt durch ein

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    Gesundheit

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  • neues Informationsportal der Netzwerkstelle „Lokale Alliancen für Menschen mit Demenz“ unterstützt.

    Die Internetseite www.netzwerkstelle-demenz.de bietet allen, die sich vor Ort zum Thema Demenz engagieren, gute Praxisbeispiele, Materialien und weiterführende Links zu verschiedenen Themen. Erstmals werden Angebote und Ansprechpartner für lokale Demenznetzwerke auf Bundesebene und in den 16 Bundesländern auf einer Webseite gebündelt. Sie bieten Beratung und Unterstützung beim Aufbau und der Pflege lokaler Netzwerke und

    bei der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten. Auf der Internetseite gibt es zudem Hinweise auf Veranstaltungen, Neuerscheinungen, Initiativen und Ausschreibungen zum Thema Demenz.

    Aufgabe dieser Netzwerkstelle ist es, die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Demenz zu stärken und das Zusammenwirken unterschiedlicher Einrichtungen und Vereine in lokalen Netzwerken zu fördern. Angesiedelt ist die Netzwerkstelle bei der BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen angesiedelt und wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert.

    „Ältere zeigen Älteren digitale Helfer für mehr Lebensqualität“ 
Senioren-Initiativen aus Baden-Württemberg, Bayern, Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz sind in Dortmund mit dem Goldenen Internetpreis 2019 ausgezeichnet worden. Die prämierten Projekte zeigen die Chancen der Digitalisierung für ältere Menschen auf. Alle Siegerprojekte zeichnet aus, dass sie Menschen über 60 an digitale Technologie heranführen und im sicheren Umgang mit dem Internet stärken.

    In der Kategorie „Ältere zeigen Älteren digitale Helfer für mehr Lebensqualität“ ehrte der Wettbewerb das Mehrgenerationenhaus Memmingen in Bayern, das sich an pflegebedürftige Menschen mit Demenz richtet. Die kognitiven Fähigkeiten der Betroffenen werden über den Einsatz von Tablet PCs gefördert. Betreuer, Pflegepersonal und Angehörige werden entlastet und der Alltag erkrankter Menschen bereichert.

    Preisträger in der Kategorie „Generationen gemeinsam digital“ ist das Schülerunternehmen „Loburger digi_kids“ aus Loburg in Sachsen-Anhalt. Schülerinnen und Schüler der dritten und vierten Klasse bieten erfolgreich Lehrgänge für Senioren und Seniorinnen zur Handhabung moderner iPads an.

    Die Landeshauptstadt Stuttgart erhielt den Goldenen Internetpreis in der Kategorie „Kommunen und Quartiere für Ältere“ für ihre vorbildlichen digitalen Angebote. Mit der KommiT-App wird älteren Menschen digitale und damit auch mehr soziale Teilhabe in Stuttgart ermöglicht.
Der Sonderpreis geht an die Ludwigshafener Stiftung MedienKompetenz Forum Südwest in Rheinland-Pfalz. Auf You Tube, dem Online-Service-Portal „Silber Tipps“ und in den rheinland-pfälzischen Bürgermedien steht die Digitalbotschafterin Helga Hadke mit ihren „Helga hilft“-Videos den Zuschauern den Zuschauern beim Umgang mit Smartphone und Co. zur Seite.

    Beworben hatten sich fast 100 Organisationen und Initiativen aus ganz Deutschland. Die Gewinner hat eine Jury aus ehemaligen Preisträgern sowie Experten aus den Bereichen IT und Seniorenarbeit ausgewählt, verbunden mit Sach- und Geldpreisen im Gesamtwert von über 10.000 Euro.

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    Bild: Pixabay

    leere Tastatur

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  • See Anfang Februar von Brunhild Hausschild

    Kalter Ostwind fegt das Eis,

    spiegelglatt glänzt jetzt der See.

    Wasserblasen leuchten weiß

    unter dünn verharschtem Schnee.

    Matte Sonne über’m Eis,

    eingefroren Schilf und Steg.

    Unter mir, da gluckerts leis,

    Wasser sucht sich neuen Weg.

    Plötzlich dröhnt es, reißt das Eis

    knallend wie ein Peitschenton.

    Meine Wangen, angstvoll heißt,

    dennoch trägt das Eis mich schon.

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    Kurzgeschichten, Gedichte

    Die Autorin testet die Tragfähigkeit des Eises auf dem Zeesensee

    Bild: Reinhard Hauschild

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  • Gedicht von Rela Ferenz

    Es schneit Er fällt, ist