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Das moderne Südasien Präsentation Islam Vorlesung Wintersemester 2019/20 14.1.2020 Prof. Dr. Jörg Gengnagel Lehrstuhl für Indologie Institut für Kulturwissenschaften Ost- und Südasiens

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Das moderne Südasien

Präsentation Islam

Vorlesung Wintersemester 2019/20

14.1.2020

Prof. Dr. Jörg Gengnagel

Lehrstuhl für IndologieInstitut für Kulturwissenschaften Ost- und Südasiens

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Islam in Südasien

Demographische Situation:

- Gesamtsüdasien: 450 Mio. Muslime - Indien ca. 150-170 Mio. - Pakistan ca. 140 Mio.- Bangladesh ca. 120 Mio. - Afghanistan ca. 28 Mio.

- d.h. ca. ein Drittel der Bevölkerung Südasiens ist muslimisch- jeder dritte Muslim der Welt lebt in Südasien- dennoch: eine gewisse Marginalität des Islam in der

Südasien- und besonders Indienwahrnehmung

Nach: Hans Harder: „Islam im modernen Südasien“, Ringvorlesung Südasienstudien, Südasien-Institut, Heidelberg

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Zentrale historische Daten

• Mahmud von Ghazna, Plünderungen in Nordindien (11. Jh.)

• Muhammad von Ghor/Ghūri (1193–1206)

• Delhi-Sultanat (1206–1526)

• Mogul-Dynastie (1526–1857)unter Aurangzeb (r. 1658–1707), Tempelzerstörungen 1669 in Varanasi, Vrindaban

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Stang 2002: 42

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Stang 2002: 44

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Stang 2002: 44

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Sprachsituation

• Kurzformel „Arabisch als Sakral- und Urdu als Muttersprache“ ist verzerrend

• Arabisch: Sakral-, Gebets- und Theologensprache• Persisch: Hof-, Amts- und Verwaltungssprache bis ins 19. Jh.,

umfangreiche literarische Produktion• Urdu: lingua franca, die sich zur überregionalen Verkehrs- und

Literatursprache mausert und teilweise als Muttersprache gesprochen wird

• Bengali: zahlenmäßig mit ca. 140 Mio. Sprechern die größte Muttersprache südasiatischer Muslime

• Weitere bedeutende Regionalsprachen südasiatischer Muslime: Tamil, Malayalam, Kashmiri, Sindhi, Panjabi usw.

Nach: Hans Harder: „Islam im modernen Südasien“, Ringvorlesung Südasienstudien, Südasien-Institut, Heidelberg

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Cultures of Encounters

„the imperial court supported Sanskrit textual production, participated in Sanskrit cultural life, and produced Persian translations of Sanskrit literature. For their part, Sanskrit intellectuals became influential members of the Mughal court, developed a linguistic interest in Persian, and wrote extensively about their imperial experiences.

Yet the role of Sanskrit at the Mughal court remains a largely untold story in modern scholarship, as do the resulting engagements across cultural lines.“

Truschke, Audrey. Culture of Encounters: Sanskrit at the Mughal Court. South Asia across the Disciplines. New York: Columbia University Press, 2016.

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Komplexe Islamisierungstheorie nach Richard Eaton:

• Die überwiegende Masse der südasiatischen Muslime geht auf friedliche Konversionen zurück und ist ländlicher, oft tribaler Herkunft

• vor der Konversion waren sie nicht fest in die Hindugesellschaft eingebunden, sondern lebten an deren geographischen Rändern in kleinteiligen, relativ fluiden Verbänden, oft als Jäger und Sammler

• ihre Akzeptanz des Islam ging einher mit dem Übergang zur agrarischen Lebensweise

• sie wurde herbeigeführt von „Sufi settlers“, d.h. Agrarpionieren mit religiösem Missionsdrang

Nach: Hans Harder: „Islam im modernen Südasien“, Ringvorlesung Südasienstudien, Südasien-Institut, Heidelberg

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Gliederung der muslimischen GesellschaftenSüdasiens in so genannte ashraf (Edle) und ajlaf(Gemeine):• zu ersteren gehören die Saiyads (direkte

Nachkommen des Propheten), die Mughals, Pathansund Shaikhs (ethnische Bezeichnungen, Zentralasien und Afghanistan)

• zu letzteren gehören Bauern und verschiedene ländliche Berufsgruppen (kalu, julaha, darji usw.)

Nach: Hans Harder: „Islam im modernen Südasien“, Ringvorlesung Südasienstudien, Südasien-Institut, Heidelberg

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Sufismus („islamische Mystik“) in vormoderner Zeit auch in Südasien von eminenter Bedeutung

- Bruderschaften (z.B. die Chishtiyya mit Billigung, Beförderung sakralen Musizierens: Qawwali)

- auf volkstümlicher Ebene kommt es zum Teil zu starken Berührungen mit anderen Traditionen (Yoga, Bhakti, „Hindu“-Kosmologie)

- auch heute noch viele Indizien für inklusive bzw. wenig diskriminierende Glaubenspraxis in Südasien

Nach: Hans Harder: „Islam im modernen Südasien“, Ringvorlesung Südasienstudien, Südasien-Institut, Heidelberg

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Eine nicht abreißende Kette islamischer Reformbewegungen seit dem 18. Jh. hat hauptsächlich vier Gründe:

1. Verfall der Herrschaftsverhältnisse in Südasien2. Einfluss der arabischen Wahhabiten3. die Erfahrung einer technisch übermächtigen

Kolonialmacht und die Entwertung der eigenen Stellung, Kultur, Religion

4. die Vorstellung, dass der politische Machtverlust mit dem Verlust des wahren Glaubens zu tun habe und durch Rückkehr zum reinen Islam wieder gutgemacht werden könnte

Nach: Hans Harder: „Islam im modernen Südasien“, Ringvorlesung Südasienstudien, Südasien-Institut, Heidelberg

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Ein wichtiges gemeinsames Element bei all diesen Bewegungen und Denkern ist das Eingebundensein in das koloniale System der Briten und seine Begleitumstände:

• politische Entmachtung• Entwertung der eigenen Tradition durch konkurrierende

Religionen und Rationalismus• Bestreitung der traditionellen Erklärungshoheit durch den

Orientalismus

Dies war eine weitgehend mit den Hindus geteilte Erfahrung, die ähnliche Resultate zeitigte.

• Suche nach einer goldenen Vergangenheit• Purifizierung der bestehenden Religionspraxis• Aufbruch zu neuer Größe

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Literatur

Eaton, Richard M. The Rise of Islam and the Bengal Frontier, 1204-1760. Berkeley: University of California Press, c1993 1993. http://ark.cdlib.org/ark:/13030/ft067n99v9/