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36 Hotel&Technik 01-2012 Schwerpunkt Bad Innovations-Workshop in Duisburg Das Bad von morgen Wie sieht das Hotelbad der Zukunft aus? Bei einem Architekten- Workshop von Villeroy & Boch stand diese Frage im Mittelpunkt. Unübersehbares Highlight ist das Energy Bed und das Future Spa, das zusammen mit Klafs entwickelt wurde. Ziel: ganzheitliche Wellness im Hotelzimmer. W ie könnte das Hotelbad der Zukunft aussehen? 25 Architekten und Planer machten sich im Fraunhofer-Inhaus- Zentrum in Duisburg Gedanken über Trends von morgen. Den Rahmen dafür bot das Future- Hotel, ein Projekt des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO. Dabei handelt es sich um ein Informationszentrum für intelligente Raum- und Gebäudesysteme. Hier wird erforscht, wie das Hotel der Zukunft aussehen kann. Mit dem Future-Hotel erhoffen sich die beteiligten Projektpartner Aussagen zu Zukunftstrends und zukunftweisenden Lösun- gen im Hotelzimmer. Erste Visionen sind bereits entwickelt, beispielsweise das Energy Bed und das Future Spa von Klafs oder der Sensortep- pich, eine Art intelligenter Fußboden. Auch bei der Beleuchtungstechnik wird auf innovative Ideen gesetzt. Beispielsweise Anti-Jetlag-Licht oder der Einsatz von LEDs statt herkömmlicher Leuchten. Außerdem erfolgt die gesamte Kom- munikation und Steuerung der Prozesse im Ho- telzimmer über das TV-Gerät. Gesellschaftliche Trends und Entwicklungen nehmen auch Einfluss auf den mobilen Men- schen. Dieser nimmt seine Bedürfnisse mit ins Hotel. Welche Erwartungen hat der moderne Gast von seinem Zuhause auf Zeit? Und wie kann der Hotelier darauf reagieren? Um das he- rauszufinden, wurden Hoteliers und Hotelgäste in den Jahren 2008 bis 2011 zu ihren Wünschen und Erwartungen in den verschiedenen Berei- chen des Beherbergungsbetriebes befragt. Der Schwerpunkt lag dabei auf dem Bedürfnissen im Badezimmer. Bei der Gaststudie wurden 2.878 Personen in- terviewt, was sie sich im Hotelzimmer respekti- ve im Hotelbad wünschen. Wichtiges Ergebnis: Unabhängig vom Alter und der Zielgruppe – im Durchschnitt halten sich Gäste rund eine Stunde im Hotelbad auf. Daher sollte die Badausstattung mit viel Sorgfalt ausgewählt werden. Das offene Bad floppt Circa 60 Prozent der Befragten gaben an, sie würden energieeffiziente Standards und ei- nen schonenden Umgang mit den Ressourcen schätzen. Und sie wären bereit, mehr für die Hotelübernachtung zu bezahlen, wenn der Bad- bereich ideal ausgestattet ist. Außerdem wurde deutlich, dass Geschäftsreisende zunehmend Wert auf Unterhaltungselektronik im Bad legen. Privatreisenden ist eine akustische und optische Trennung von Zimmer und Bad wichtig. Das of- fene Bad, von Designern gerne geplant, ist bei dieser Zielgruppe weniger gefragt. Als wichtigs- tes Kriterium für den Hotelaufenthalt gaben die Befragen Sauberkeit und Hygiene an. Hier kön- nen Hotels verschiedene Maßnahmen ergreifen, um die Gästezufriedenheit in diesem Punkt zu steigern, wie beispielsweise Nano-Beschichtung an Wänden und Fliesen, Einsatz antibakterieller Materialien, thermische Desinfektion von Ther- mostaten oder berührungslose Steuerung der Armaturen und Bedienelemente. Die Studie ergab auch, dass Gäste in Business- und Tagungshotels große, bodenebene Duschen, Duscharmaturen mit Massagefunktion und ei- nen rutschhemmenden Belag im Duschbereich wünschen. Die Bäder in Familienhotels sollten hingegen mit Dopelwaschtisch, Badewanne und einem separaten WC ausgestattet sein. Auch gefragt sind große Spiegel mit integriertem TV sowie dynamisches Licht, das sich der Tageszeit und Stimmung des Gastes anpasst. Hell, hygienisch, intelligent Bei der Hoteliersbefragung wurden 2.590 Per- sonen zum Innovationsverhalten der Hoteliers interviewt. Hier besonders wichtig: In ihren Augen müssen die Bäder mit barrierefreier Du- sche und einer Geruchsabsaugung am WC aus- gestattet sein. Ein Großteil der Befragten kann sich zudem vorstellen, dass Gäste zukünftig verstärkt einen kleinen Fitness- und Wellness- Bereich im Hotelzimmer nutzen werden. Fazit der Untersuchung: Wie muss das Bad der Zukunft beschaffen sein? Hell, hygienisch, barrierefrei, intelligent und umweltfreundlich. www.hotel-webcode.de 1414

Das offene Bad floppt - Fraunhofer · Hier wird erforscht, wie das Hotel der Zukunft aussehen kann. Mit dem Future-Hotel erhoffen sich die beteiligten Projektpartner Aussagen zu Zukunftstrends

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Page 1: Das offene Bad floppt - Fraunhofer · Hier wird erforscht, wie das Hotel der Zukunft aussehen kann. Mit dem Future-Hotel erhoffen sich die beteiligten Projektpartner Aussagen zu Zukunftstrends

36 Hotel&Technik 01-2012

Schwerpunkt Bad

Innovations-Workshop in Duisburg

Das Bad von morgenWie sieht das Hotelbad der Zukunft aus? Bei einem Architekten- Workshop von Villeroy & Boch stand diese Frage im Mittelpunkt.

Unübersehbares Highlight ist das Energy Bed und das Future Spa, das zusammen mit Klafs entwickelt wurde. Ziel: ganzheitliche Wellness im Hotelzimmer.

Wie könnte das Hotelbad der Zukunft aussehen? 25 Architekten und Planer machten sich im Fraunhofer-Inhaus-

Zentrum in Duisburg Gedanken über Trends von morgen. Den Rahmen dafür bot das Future-Hotel, ein Projekt des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO. Dabei handelt es sich um ein Informationszentrum für intelligente Raum- und Gebäudesysteme. Hier wird erforscht, wie das Hotel der Zukunft aussehen kann. Mit dem Future-Hotel erhoffen sich die beteiligten Projektpartner Aussagen zu Zukunftstrends und zukunftweisenden Lösun-gen im Hotelzimmer. Erste Visionen sind bereits entwickelt, beispielsweise das Energy Bed und das Future Spa von Klafs oder der Sensortep-pich, eine Art intelligenter Fußboden. Auch bei der Beleuchtungstechnik wird auf innovative Ideen gesetzt. Beispielsweise Anti-Jetlag-Licht

oder der Einsatz von LEDs statt herkömmlicher Leuchten. Außerdem erfolgt die gesamte Kom-munikation und Steuerung der Prozesse im Ho-telzimmer über das TV-Gerät.Gesellschaftliche Trends und Entwicklungen nehmen auch Einfluss auf den mobilen Men-schen. Dieser nimmt seine Bedürfnisse mit ins Hotel. Welche Erwartungen hat der moderne Gast von seinem Zuhause auf Zeit? Und wie kann der Hotelier darauf reagieren? Um das he-rauszufinden, wurden Hoteliers und Hotelgäste in den Jahren 2008 bis 2011 zu ihren Wünschen und Erwartungen in den verschiedenen Berei-chen des Beherbergungsbetriebes befragt. Der Schwerpunkt lag dabei auf dem Bedürfnissen im Badezimmer.Bei der Gaststudie wurden 2.878 Personen in-terviewt, was sie sich im Hotelzimmer respekti-ve im Hotelbad wünschen.

Wichtiges Ergebnis: Unabhängig vom Alter und der Zielgruppe – im Durchschnitt halten sich Gäste rund eine Stunde im Hotelbad auf. Daher sollte die Badausstattung mit viel Sorgfalt ausgewählt werden.

Das offene Bad floppt

Circa 60 Prozent der Befragten gaben an, sie würden energieeffiziente Standards und ei-nen schonenden Umgang mit den Ressourcen schätzen. Und sie wären bereit, mehr für die Hotelübernachtung zu bezahlen, wenn der Bad-bereich ideal ausgestattet ist. Außerdem wurde deutlich, dass Geschäftsreisende zunehmend Wert auf Unterhaltungselektronik im Bad legen. Privatreisenden ist eine akustische und optische Trennung von Zimmer und Bad wichtig. Das of-fene Bad, von Designern gerne geplant, ist bei dieser Zielgruppe weniger gefragt. Als wichtigs-tes Kriterium für den Hotelaufenthalt gaben die Befragen Sauberkeit und Hygiene an. Hier kön-nen Hotels verschiedene Maßnahmen ergreifen, um die Gästezufriedenheit in diesem Punkt zu steigern, wie beispielsweise Nano-Beschichtung an Wänden und Fliesen, Einsatz antibakterieller Materialien, thermische Desinfektion von Ther-mostaten oder berührungslose Steuerung der Armaturen und Bedienelemente.Die Studie ergab auch, dass Gäste in Business- und Tagungshotels große, bodenebene Duschen, Duscharmaturen mit Massagefunktion und ei-nen rutschhemmenden Belag im Duschbereich wünschen. Die Bäder in Familienhotels sollten hingegen mit Dopelwaschtisch, Badewanne und einem separaten WC ausgestattet sein. Auch gefragt sind große Spiegel mit integriertem TV sowie dynamisches Licht, das sich der Tageszeit und Stimmung des Gastes anpasst.

Hell, hygienisch, intelligent

Bei der Hoteliersbefragung wurden 2.590 Per-sonen zum Innovationsverhalten der Hoteliers interviewt. Hier besonders wichtig: In ihren Augen müssen die Bäder mit barrierefreier Du-sche und einer Geruchsabsaugung am WC aus-gestattet sein. Ein Großteil der Befragten kann sich zudem vorstellen, dass Gäste zukünftig verstärkt einen kleinen Fitness- und Wellness-Bereich im Hotelzimmer nutzen werden.Fazit der Untersuchung: Wie muss das Bad der Zukunft beschaffen sein? Hell, hygienisch, barrierefrei, intelligent und umweltfreundlich.

www.hotel-webcode.de 1414

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38 Hotel&Technik 01-2012

In Gruppen wurde heftig debattiert: Wie soll das Hotelbad der Zukunft ausgestattet sein? Was ist machbar? Was ist noch ferne Zukunftsmusik?

Klaus Scherer vom Fraunhofer-Inhaus-Zentrum erläutert die Technik, die zukünftig im Hotel zum Einsatz kommen kann. Die gesamte Gebäudetechnik kann über automatisierte Prozesse gesteuert werden.

Die Future-Hotel-Hoteliersbefragung kann für 98 Euro beim IAO über den unten stehenden Webcode oder über den Buchhandel bezogen werden.

Von der Idee zum Produkt

Wie wird aus einer Idee ein marktfähiges Pro-dukt? Dennis Lotter und Justus Thiede – „wir sind die Querdenker und Innovatoren bei Ville-roy & Boch“ – führten die Workshop-Teilnehmer in die Technik systematischen Erfindens ein. Ein Prinzip kreativer Ideenfindung sei es, neue Wege zu gehen. Dabei müsse man über den Tellerrand blicken und auch mal „Dinge kom-binieren, die eigentlich nicht zu kombinieren sind.“ Um Ideen für das Traumbad der Zukunft zu finden, sollten die Workshop-Teilnehmer da-her die Dinge auf den Kopf stellen und sich ein „Albtraumbad“ vorstellen. Was stört am Bad? Aus diesem Negativen kann dann etwas Neues, Positives entstehen – und erste Ideen für ein Hotelbad, welches dann das genaue Gegenteil des Albtraumbades darstellt.

Ergebnisse für die Zukunft?

Zuerst galt es für die Teams, die Zielgruppe fest-zulegen. Wie die erwähnte Studie zeigt, haben Geschäftsreisende andere Bedürfnisse an ein Hotelbad als Familien, junge Gäste ticken anders als Best-Ager. Wie muss ein Raum beschaffen sein, damit er einem speziellen Hotelgast-Typ nutzt? Welche Funktionen muss ein Hotelbad erfüllen? Welche Anforderungen stelle ich per-sönlich? Es wurde in den Gruppen heftig disku-

tiert. Der Best-Ager wünscht ein barrierefreies, großzügig bemessenes Badezimmer während seines Hotelaufenthalts mit ausreichend Platz auch für Rollstuhl oder Rollator. Wünschenswert wäre zusätzlich ein weicher, warmer WC-Sitz und ein beheizter Duschsitz. Überhaupt spielt Wärme eine wichtige Rolle für diese Zielgruppe. Eine Infrarotheizung sorgt deshalb zusätzlich für angenehme Temperaturen. Ältere Gäste sind nicht mehr so beweglich wie die Jüngeren. Da-her können Sensorarmaturen und automatische Türöffnung für Komfort sorgen. Sicherheit ge-ben Bewegungsmelder und beispielsweise ein intelligenter Teppich der meldet, sollte sich ein Gast in hilfloser Lage befinden.Die Geschäftsreisenden suchen im Hotel abends vor allem Entspannung. Dies kann durch Duft-arrangements, entsprechende Lichtszenarien und Musik erreicht werden. Hilfreich sind auch

ein Wannenbad zum Relaxen und Massagebrau-sen in der Dusche. Morgens hingegen brauchen Businessgäste schnelle Information und Kom-munikation. Radio, Blue-Tooth-Verbindung zum Smarthphone sowie Fernsehen und Internet im Spiegel sind deshalb für diese Zielgruppe wünschenswerte Ausstattungselemente im Bad. Wie wäre es mit einer TV-Projektion vom Schlafbereich ins Badezimmer?Außerdem steht auf der Wunschliste der Teil-nehmer ein Tageslichtbad. Doch das scheitert in den allermeisten Fällen an den architektonischen Gegebenheiten vor Ort. Die wenigsten Hotels verfügen über Bäder mit Panoramafenstern.Eine Teilnehmerin wünschte sich gar die Wände des Hotelzimmers ganz weg und freie Sicht auf den Nachbarn. Das wird sich wahrscheinlich als Trend nicht durchsetzen. Jedoch fußen viele Ideen, die von den Archi-tekten und Planern des Workshops entwickelt wurden, auf dem, was bereits heute machbar ist. Daran anknüpfend können Lösungen weiter-entwickelt werden. Man kann daher gespannt sein, was im Hotelbad in Zukunft realisiert wer-den wird.Einen Workshop zum Thema „Hotelbad der Zukunft“ wird Villeroy & Boch auch in diesem Jahr anbieten. Vielleicht mit neuen Ideen und Visionen für übermorgen. Susanne Abel

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www.hotel-webcode.de 1034Villeroy & Boch

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