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Pflanzenschutzamt Berlin, Mohriner Allee 137, 12347 Berlin E-Mail: [email protected] Internet: www.berlin.de/senuvk/pflanzenschutzTelefon: 030 - 70 00 06 - 0
Das Pflanzenschutzamt Berlin informiertFebruar 2018
Innenraum- und Bauwerksbegrünung - Schadorganismen und ihre biologischen Bekämpfungsmöglichkeiten In den heutigen Bauwerksbegrünungen werden zunehmend dekorative Pflanzenarrangements zur Präsentati-on verwendet. Neben den traditionellen tropischen Warmhauspflanzenarten (Philodendron-Arten, Ficus-Arten, Farne) werden vielfach auch neue Arten aus subtropischen Gebieten (Zitrus, Oliven, Buchsbaum, Bambus, Palmen) gepflanzt. Mit der Zunahme der Pflanzenarten unterschiedlicher Herkünfte erweitert sich ständig auch das Schaderregerspektrum. Da diese Pflanzen sehr eng mit unserem Lebensraum verbunden sind, sind die Möglichkeiten der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln stark eingeschränkt. Deshalb hat hier der Einsatz von Nützlingen Vorrang. Nachfolgend stellen wir die wichtigsten Schädlingsarten und ihre Gegenspieler vor.
Schmierlaus- und Wolllaus-Arten (Pseudococcidae)
Schmierläuse sind 3 - 5 Millimeter lang und stets mit Wachs bestäubt. Sie bilden teilweise watteartige Eisäcke und geben Honigtau ab, der zusätzlich zur Verunreinigung der Pflan-zen führt. Durch die Saugtätigkeit der Schmierläuse kann ein starker Befall Ver-wachsungen oder Stauchungen sowie ein Vergilben der Blätter und nachfolgend Blatt-verlust bewirken. Die Mehrzahl der Schmier-lausarten lebt an Blättern, Stämmen und Zweigen. Bisher war die häufigste Art die Zitrusschmierlaus. Sie kann mit Gegen-spielern erfolgreich bekämpft werden. In den
vergangenen Jahren bereitete auch die Langschwänzige Schmierlaus zunehmende Probleme. Von dieser Woll-laus können nahezu alle Pflanzenarten befallen werden. Die Anwendung von Gegenspielern ist bei dieser Art schwieriger und deshalb leider nur bedingt empfehlenswert.
Zitrusschmierlaus Zitrusschmierlaus Bambusschmierlaus
Schadbild durch Schmierläuse Langschwänzige Schmierlaus Kokospalmenschmierlaus
Pflanzenschutzamt Berlin Seite 2 von 12
Häufig auftretende Arten Nützlinge
Zitrusschmierlaus (Planococcus citri) Schlupfwespe (Leptomastix dactylopii) Australischer Marienkäfer (Cryptolaemus montrouzieri)
Langschwänzige Schmierlaus (Pseudococcus longispinus) Australischer Marienkäfer (Cryptolaemus montrouzieri)
Florfliegen-Larven (Chrysoperla carnea) Kokospalmenschmierlaus (Nipaecoccus nipae) Schmierlaus (Pseudococcus affinis) Bambusschmierlaus (Antonina pretiosa)
Napfschildläuse (Coccidae)
Die Napfschildläuse leben an oberirdischen Pflanzenteilen, und haben eine stark gewölbte, braun gefärbte Rückenhaut, die schalen- oder schildartig verdickt und erhärtet ist. Ihre Größe variiert zwischen 2 und 6 mm. Die Eier, bei einigen Arten bis zu 3000 Stück, werden von den Weibchen geschützt unter dem Schild abgelegt. Die Larven sind beweglich und setzen sich an günstigen Stellen zur Schildbildung fest. Napfschildläuse saugen den Siebröhrensaft und verursachen Verwachsungen und ein Vergilben der Blätter. Außerdem scheiden sie beträchtliche Mengen Honigtau aus, der nicht nur das Aussehen der Pflanzen beinträchtigen kann, sondern zusätzlich in den Räumen (Treppen, Möbel, Fußbodenbelag u. a.) Schäden verursacht. Die häufigsten Arten sind die Weiche Schildlaus, die Halbkugelige Napfschildlaus, die Schwarze Ölbaumschildlaus, aber auch exotisch aussehende weiße Schildlausarten wie die Chinesische Wachsschildlaus sind zu finden. Sie schädigen in der Innenraumbegrünung eine Vielzahl der verwendeten Pflanzenfamilien. Die Anwendung von Nützlingen zur Schädlingsdezimierung hat länger-fristig betrachtet wesentliche Vorteile im Vergleich zur Anwendung von Insektiziden. Für den Einsatz der infrage kommenden Schlupfwespen ist es aber die genaue Bestimmung der Napfschildlausart erforderlich.
Australischer Marienkäfer ... … mit Larve Schlupfwespe (Leptomastix dactylopii)
Weiche Schildlaus
Chinesische Wachsschildlaus an Steineiben
Honigtaubildung durch Napfschildläuse Halbkugelige Napfschildlaus
Pflanzenschutzamt Berlin Seite 3 von 12
Häufig auftretende Arten Nützlinge Weiche Napfschildlaus (Coccus hesperidum) Schlupfwespe (Metaphycus helvolus)
Schlupfwespe (Coccophagus lycimnia)
Schlupfwespe (Encyrtus infelix)
Schlupfwespe (Microterys flavus)
Schwarze Ölbaumschildlaus (Saissetia oleae) Halbkugelige Napfschildlaus (Saissetia coffeae)
Chinesische Wachsschildlaus (Ceroplastes sinensis)
Deckel- oder Austernschildläuse (Diaspididae)
Diese an oberirdischen Pflanzenteilen vorkommende, sehr artenrei-che Familie der Schildläuse ist im Vergleich zu den anderen kleiner, die Weibchen sind meist nur 0,7 bis 2 mm lang. Die äußere Form der verschiedenen Arten ist sehr unterschiedlich (birnenförmig, oval, rund, lang gestreckt), ebenso die Farbe (von weiß bis schwarz). Artenspezifisch ist auch das Vorhandensein von Männchen. Typi-sches Merkmal ist das schalenartige Schild, welches nicht mit dem Körper verbunden und damit abnehmbar ist. Zusätzliche Schäden,
wie gelbe, rote oder braune Flecken um die Saugstelle herum, und Deformierungen werden durch die Abgabe von giftigen Ausscheidungen verursacht. Beim massenhaften Auftreten und über einen längeren Zeitraum können an den Pflanzenteilen borkenähnliche Krusten entstehen. Die Schäden sind dann sehr nachhaltig bis zum Pflanzenverlust. Die Honigtaubildung fehlt jedoch bei dieser Familie. Diese Schildlausgruppe ist eine der artenreichsten und weltweit verbreitet. Neben sehr spezialisierten Arten existieren auch sehr polyphage. In den vergangenen Jahren haben Deckelschildläuse sehr zugenommen. Für eine erfolgreiche biologische Bekämpfung sind Schlupfwespen und Marienkäfer-Arten vorhanden. Vor einem großflächigen Einsatz von Schlupfwespen sollte erst im Kleinversuch die Parasitierung getestet werden, da Schlupfwespen sehr wirtspezifisch sind.
Parasitierte (schwarz) und nicht parasitierte Napfschildlaus
Schlupfwespen Encyrtus infelix … und Coccophagus lycimnia
Schwarze Tellerschildlaus
Pinnaspis spec. Farnschildlaus
Pflanzenschutzamt Berlin Seite 4 von 12
Häufig auftretende Arten Nützlinge Kokospalmenschildlaus (Aspidiotus destructor)
Nicht bei allen Arten wirksam!
Marienkäfer: Rhizobius lophanthae, Chilocorus nigritus
Schlupfwespen: Encarsia citrina, Aphytis melinus
Schildläuse am Bambus (Bambusaspis bambusae) Bambuspockenschildlaus (Asterolecanium bambusae)
Rote Tellerschildlaus (Chrysomphalus dictyospermi) Schwarze Tellerschildlaus (Chrysomphalus ficus) Palmenschildlaus (Diaspis boisduvalii)
Bromelien-Schildlaus (Diaspis bromeliae) Farn-Schildlaus (Pinnaspis aspidistrae) Buchsbaum-Schildlaus (Pinnaspis buxi)
Aechmea-Schildlaus (Gymnaspis aechmeae)
Australische Wollschildlaus (Icerya purchasi)
Die Australische Wollschildlaus kommt an Zitruspflanzen und Pittosporum (Klebsamen), aber auch an Rosmarin immer häufi-ger vor. Die erwachsenen Tiere sind gut erkennbar. Der Eisack, in dem sich bis zu 1000 Eier befinden können, ist bis zu 2,5-fach größer als der orangefarbene Körper. Über mehrere Larvensta-dien, die wie normale Napfschildläuse aussehen, entwickelt sich das erwachsenen Tier. Die Entwicklungsdauer ist sehr tempera-turabhängig. Die jungen Stadien sind sehr beweglich und kön-nen sich schnell im Bestand verteilen. Der Marienkäfer Rodolia cardinalis steht nicht für die Dezimierung in der Innenraumbe-grünung zur Verfügung, seine Nutzungsmöglichkeit beschränkt sich auf den Freilandeinsatz in südlichen Ländern.
Australische Wollschildlaus
Aechmea-Schildlaus
Kokospalmenschildlaus Palmenschildlaus
Marienkäfer Chilocorus nigritus Adult … … und Larve Marienkäfer Rhizobius lophanthae
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Spinnmilben-Arten
Spinnmilben verursachen an den Pflanzen markante Saugschäden, die irreparabel sind. Sie saugen je nach Art blattunterseits in feinsten Gespinsten oder blattoberseits, wo sie sehr schnell starke Saugschäden verursachen können. Nicht alle Arten produzieren Gespinste. Sie sind sehr klein und teilweise nur mit einer Lupe erkennbar. Ihre Bewegungen sind langsam. In Abhängigkeit von der Art bzw. der Jahreszeit kommen hellgrüne bis rot-braune Tiere mit dunklen Flecken auf dem Rücken vor. Häufig treten sie während der Heizperiode an Pflanzen auf, da die Spinnmilben durch die trockne Luft der Heizungs- und Lüftungsanlagen in ihrer Vermehrung geför-dert werden. An diesen Stellen tritt am häufigsten die Bohnenspinnmilbe oder Gemeine Spinnmilbe auf. Mit der zunehmenden Verwendung exotischer Pflanzen erweitert sich das Artenspektrum ständig. Auch an feucht-warmen Standorten kommt diese Schädlingsgruppe immer häufiger vor. Bei diesen Spinnmilbenarten handelt es sich um dauerhaft rotbraune Tiere, die fast nur blattoberseits leben. Einige Arten wie die Zitrusspinnmilbe und die Buchsbaumspinnmilbe sind auf eine Pflanzengattung oder –familie spezialisiert, andere können auf vielen Wirtspflanzen-Arten angetroffen werden und sehr schnell auffallende Schäden verursachen. Zur biologi-schen Bekämpfung kann die über Jahre bewährte Raubmilbenart Phytoseiulus persimilis nicht alle Arten dezi-mieren, P. persimilis kann nur dort Erfolge erzielen, wo die Gemeine Spinnmilbe auftritt. Die roten Spinnmil-benarten lassen sich durch Amblyseius californicus oder auch Amblyseius swirskii eindämmen.
Saugschäden blattoberseits durch rote Spinnmilbenarten
Raubmilbe Amblyseius spec.
Zitrusspinnmilbe
Befall durch freilebende Gallmilben Gemeine Spinnmilbe Raubmilbe Phytoseiulus persimilis
Pflanzenschutzamt Berlin Seite 6 von 12
Auch Gall- und Rostmilben, Weichhautmilben und unechte Spinnmilbenarten treten in Innenräumen auf. Dort bereiten sie insbesondere an Grünpflanzen, Palmen und Orchideen Probleme. Diese Milben sind kleiner als die Gemeine Spinnmilbe, weniger beweglich und meist nur unter dem Mikroskop nachweisbar. Bei den Gallmilben handelt es sich vorwiegend um freilebende Arten, ihr Schadbild ähnelt dem Auftreten von Echtem Mehltau. Sie konnten bisher an Yucca und Lorbeer nachgewiesen werden. Andere Pflanzenarten zeigen Verkrüpplungen (an Pistazien) und gelbgefleckte Blätter (an Bambus).
Weichhautmilben schädigen die Pflanzen auffallend in ihrem Wachstum, im Vegetationspunkt entstehen Ver-krüpplungen. Unechte Spinnmilben schädigen durch Saugtätigkeit an Blättern, insbesondere an Orchideen und mediterranen Pflanzen (Palmen, Myrten, Kampferbäumen). Da sie so gut wie keine Gespinste bilden, werden diese Gruppen als Schädlinge sehr schnell übersehen. Für die biologische Bekämpfung dieser Milbenarten lie-gen noch zu wenig Erfahrungen vor, vorbeugend und bei dauerhaftem Befall haben sich die Amblyseius-Arten bewährt, zur Regulierung eines Starkbefalls sind diese Gegenspieler aber nicht geeignet.
Häufig auftretende Arten Nützlinge
Gemeine Spinnmilbe (Tetranychus urticae) Raubmilbe (Phytoseiulus persimilis)
Karminspinnmilbe (Tetranychus cinnabarinus)
Raubmilben (Amblyseius californicus, Amblyseius swirskii)
Zitrusspinnmilbe (Panonychus citri)
Buchsbaumspinnmilbe (Eurytetranychus buxi)
Südliche Rote Spinnmilbe (Oligonynchus ilicis)
Braune Spinnmilben-Arten (Bryobia spec.)
Bambusmilbe (Stigmaeopsis longus)
Unechte Spinnmilben (Tenuipalpidae) an Orchideen und Palmen
Raubmilben (Amblyseius californicus, Amblyseius swirskii)
Weichhautmilben (Tarsonemidae), Raubmilbe (Amblyseius cucumeris)
freilebende Gallmilben (Eriophyidae, Phyllocoptidae) Raubmilbenmix aus unterschiedlichen Amblyseius-Arten
Spinnmilben an Bambus, Wasserpflanzen und Orchideen
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Thrips-Arten (Thysanoptera)
In der Innenraumbegrünung bereitet der Gebänderte Gewächshausthrips (Parthenothrips dracaenae) an ver-schiedenen Palmenarten, diversen Grünpflanzen und Orchideen Probleme. Die Schäden, charakteristische metallisch glänzende Sprenkelungen mit winzigen schwarzen Kottropfen, sind meist blattoberseits erkennbar. Die hellen Larven dieser kleinen kommaähnlichen Insekten leben blattunterseits in Gruppen. Der Thripsbefall wird ähnlich dem der Spinnmilben durch Lufttrockenheit und Zugluft gefördert. In den letzten Jahren hat das Auftreten des Schwarzen Gewächshausthripses (Heliothrips haemorrhoidales) zugenommen, an mediterranen Pflanzenarten können weitere Arten schädigen. Die biologische Thripsbekämpfung ist sehr speziell und sollte standortabhängig entschieden werden.
Blattlaus-Arten (Aphidoidea)
An vielen Pflanzen können unterschiedlichste Blattlausarten auftreten. Ähnlich wie bei Schildläusen wird Honigtau auf den Pflanzen abgelagert. Bei der biologischen Bekämpfung gibt es sehr gute Erfahrungen mit dem Einsatz von Florfliegenlarven (Chrysoperla carnea), sofern die Nützlinge in der Nähe der Befallsherde aus-gebracht werden können. Sind Blattläuse in hohen Pflanzen zu bekämpfen, ist die Verwendung verschiedener Schlupfwespenarten (Aphidius ervi, Aphidius colemani, Lysiphlebus testaceipes) günstiger, weil diese fliegen können. Da die parasitierten Mumien an den höheren Pflanzen nicht sichtbar sind, wird auch der Dekorations-wert der Pflanzen nicht beeinträchtigt. In größeren Pflanzbereichen mit Substrat ist auch ein Ausbringen von räuberischen Gallmücken (Aphidoletes aphidimyza) gegen Blattläuse möglich.
Blattsymptome durch Thripsbefall Gebänderter Gewächshausthrips
Blattschäden nach Befall mit Schwarzem Gewächshausthrips
Florfliegenlarve
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Blattflöhe (Psylloida)
Die zunehmende Verwendung von Mittelmeerpflanzen wie z. B. Lorbeer (Laurus nobilis), Olive (Olea europaea), Buchsbaum und Eucalyptusarten führte zu einem verstärkten Auftreten von Blattflöhen wie dem Lorbeerblatt-floh (Triozinae alacris) und dem Ölbaumblattfloh (Euphyllura olivina) in Innenräumen. Die erwachsenen Blatt-flöhe sind sehr klein, zikadenähnlich und flugfähig. Die Larven befinden sich meist blattunterseits an defor-mierten bzw. in eingerollten Blättern oder auch in Triebspitzen und produzieren weiße, wachsähnliche Aus-scheidungen mit viel Honigtau. Zur Bekämpfung der Blattflöhe ist unter bestimmten Bedingungen die Anwen-dung von Florfliegenlarven und Raubwanzenarten möglich.
Mottenschildläuse, Weiße Fliegen (Aleyrodidae)
Das Auftreten bisher bekannter Weiße-Fliegen-Arten ist ein untergeord-netes Problem, dennoch können neue Weiße-Fliegen-Arten an Araceen (Crenidorsum aroidephagus), an Farnen (Aleurotulus nephrolepidis) und am Zitrus (Zitrus–Mottenschildlaus Dialeurodes citri) Bekämpfungs-maßnahmen erforderlich machen. Hier sind Artbestimmungen notwen-dig, um die richtige Nützlingsauswahl treffen zu können. Nicht für alle Arten stehen wirksame Gegenspieler zur Verfügung.
Mottenschildläuse, Weiße Fliegen
Larven von Blattflöhen
Raubwanzen Schadbild durch Lorbeerblattfloh
Blattlausschlupfwespe mit Mumien
Honigtau nach Blattlausbefall Blattläuse
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Käfer-Arten
Dickmaulrüssler (Otiorrhynchinae)
Innenraumbereiche, aber auch halboffene Anlagen werden bei entsprechenden Wirtspflanzen gerne von Dick-maulrüsslern heimgesucht. Die 5 bis 12 mm großen meist dunkel gefärbten Käfer fressen an oberirdischen Pflanzenteilen und mindern damit den Dekorationswert der Bepflanzung auffallend. Noch erheblich größere Schäden werden durch die Larven im Wurzelbereich verursacht. Junge Larven fressen an den Feinwurzeln, älte-re schädigen am Wurzelhals und entrinden Wurzeln bis auf das Holz. Dadurch wird die Wasserzufuhr unterbro-chen, die Pflanzen welken und sterben ab. Die Entwicklung der Dickmaulrüssler in Innenräumen ist im Ver-gleich zum Freiland wesentlich schneller, es werden mehr Nachkommen erzeugt, wodurch die Schädigung gegenüber dem Freiland noch stärker ist. Als Wirtpflanzen sind verschiedene Pflanzenarten z. B. Efeu (Hedera), Zierwein (Cissus), Klebsamen (Pittosporum) bekannt. Der Einsatz insektenpathogener Nematoden der Art Heterorhabditis bacteriophora kann die Entwicklung der Rüsselkäfer erfolgreich eindämmen.
Borkenkäfer-Arten (Scolytidae)
In den vergangenen Jahren machte das Auftreten von Borkenkäfern an Gummibaum-, Palmen-, Bambus- und Drachenbaumarten Probleme. Die kleinen bis 5 mm langen Käfer und deren Larven fressen in verholzten Pflanzenteilen. Zusätzlich sondern die Käfer in ihren Gängen einen pflanzenschädlichen Pilz (Ambrosia) ab. Befallene Pflanzen sind stark gefährdet. Nach bisherigen Erfahrungen wird der Teezweigbohrer (Xyloborus fornicatus) mit den Pflanzen eingeschleppt. Das Schadbild tritt meist erst mehrere Monate nach der Pflanzung in Erscheinung. Eine biologische Bekämpfung ist nicht möglich.
Erwachsener Dickmaulrüssler Larve im Wurzelbereich
Insektenpathogene Nematoden
Borkenkäfer Fraßschaden durch Borkenkäfer an Bambus
Pflanzenschutzamt Berlin Seite 10 von 12
Schmetterlings-Arten (Lepidoptera)
Banananentriebbohrer (Opogona sacchari)
Der Bananentriebbohrer (Opogona sacchari), ein Kleinschmetterling, ist ein Quarantäneschadorganismus, der in der Pflanzenbeschauverordnung im Anhang I A II der RL 2000/29/EG gelistet ist. Das Auftreten dieses Schad-organismus hat in den vergangenen Jahren aufgrund des internationalen Pflanzenhandels zugenommen. Er kann an sehr unterschiedlichen Wirtpflanzen nachhaltige Schäden verursachen, ein starker Befall führt meist zum Absterben. Es werden Pflanzen mit verdickten Stängeln, Knollen bzw. fleischigen Knospen befallen, auch an totem Pflanzenmaterial wie Torf, Mulch und toten Baumstämmen wurde er nachgewiesen. Der braungraue, dunkel gebänderte Falter ist ca. 10 mm lang mit längeren zarten Fühlern. Er legt die Eier in das Pflanzengewe-be ab. Die Larven schädigen am und im Pflanzengewebe, Kotkrümel und Bohrmehl sind dabei auffällig. Zusätz-lich können Pathogene die Pflanzen schwächen.
Opogona ist gegen viele Pflanzenschutzmittel unempfindlich und ist durch seine versteckte Lebensweise zu-sätzlich geschützt. Eine Bekämpfung der Larven ist durch wiederholte Anwendungen insektenpathogener Nematoden begrenzt möglich. Es ist in der Innenraumbegrünung unbedingt notwendig, zugekaufte Pflanzen-ware gründlich auf Befall zu kontrollieren und regelmäßig den Pflanzenbestand zu überwachen.
Mittelmeernelkenwickler (Cacoecimorpha pronubana)
Auch der Mittelmeernelkenwickler bereitet in Innenräumen große Probleme. Die Larven des orangefarbenen Falters fressen an vielen Pflanzenarten. Höhere Temperaturen führen zu einer schnellen Populations-entwicklung. Die chemische Bekämpfung in Räumen ist effektiv nicht möglich. Die Anwendung von Trichogramma-Schlupfwespen zeigt gute Erfolge bei der Bekämpfung des Nelkenwicklers.
Eine weitere Schmetterlings-Art, die Zitrus-Miniermotte (Phyllocnistis citrella), tritt vorwiegend an Zitrus in Erscheinung. Sie konnte bisher durch Rückschnitt ausreichend dezimiert werden.
Schadsymptom des Nelkenwicklers
Nelkenwickler
Parasitierte Eier des Nelkenwicklers
Larve mit brauner Kopfkapsel Adulter Banananentriebbohrer Fraßschäden mit Kot
Pflanzenschutzamt Berlin Seite 11 von 12
Tipps für eine erfolgreiche Anwendung von Nützlingen
• Nutzung der vielfältigen Beratungsangebote der Pflanzenschutzdienste der Länder, der Nützlingsproduzenten und der privaten Nützlingsberater
• Regelmäßige Kontrolle der Pflanzen auf Schädlingsbefall • Bestimmung von Schadorganismen • Auswahl der richtigen Nützlingsart • Einsatzbedingungen beachten (Temperatur, Tageslänge, Luftfeuchtigkeit) • Vorbeugender Einsatz bei einigen Schadorganismen ist möglich • Kalkulation der Nützlingsmengen (Wiederholungseinsätze) • Auswahl des Einsatzortes • Sprühen von kleinen Wassermengen während der Ausbringung • Kontrolle des Bekämpfungserfolges nach 4 Wochen • keine Pflanzenschutzmittel mit langanhaltender Wirkung vor dem Nützlingseinsatz einsetzen • Information über mögliche Kombination mit nützlingsschonenden Pflanzenschutzmitteln • Schnittmaßnahmen bei starkem Schädlingsbefall prüfen
Nützlingsanbieter in Deutschland (Auswahl)
Firma Anschrift Telefon / Fax/ www. Bemerkungen
AMW Nützlinge GmbH
Ausserhalb 54 64319 Pfungstadt
06157-990595/ 06157-990597 http://www.amwnuetzlinge.de/
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Pflanzenschutzamt Berlin Seite 12 von 12
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Weitere Informationen über den Verband der Nützlingsproduzenten e.V. in Deutschland: www.nuetzlingsanbieter.de
Bildnachweis © Pflanzenschutzamt Berlin