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1. Pflanzenschutzamt Berlin, Mohriner Allee 137, 12347 Berlin E-Mail: [email protected] Internet: www.berlin.de/senuvk/pflanzenschutz Telefon: 030 - 70 00 06 - 0 Das Pflanzenschutzamt Berlin informiert November 2019 Wanzen und Marienkäfer als Lästlinge Ungebetene Gäste auf Balkonen und in Wohnungen Birkenwanze Amerikanische Kiefern- oder Zapfenwanze Linden- oder Malvenwanze Feuerwanze Asiatischer Marienkäfer Wenn im Herbst die Nächte kühler werden, suchen viele Insekten, die als Larven oder ausgewachsene Tiere überwintern, warme, geschützte Stellen auf, um geeignete Überwinterungsquartiere in Ritzen und Spalten zu fin- den. Sie halten sich dann oft an Hauswänden auf und drin- gen auch in die Wohnungen ein. Bei den hier behandelten Arten handelt es sich um Pflanzensauger oder Nützlinge, die meist keinen wesentlichen Schaden verursachen. Birkenwanzen (Kleidocerys resedae) (Abb. 1) leben bevor- zugt auf Birken, kommen aber auch auf anderen Laubbäu- men, z. B. Erlen, Ebereschen, Wildkirschen oder unter die- sen auf Kräutern vor. Trocken-warme Witterung und ein hoher Blütenbesatz der Birken kann zu einer starken Ver- mehrung führen. Jüngere Larven saugen an den Blüten, und Fruchtkätzchen, ältere besaugen bevorzugt die Blätter. Eine nachhaltige Schädigung der Gehölze erfolgt nicht. Birkenwanzen sind nur ca. 5 – 6 mm groß, breitoval und rötlichbraun mit kleinen schwarzen Punkten. Die Vorder- flügel sind teils durchsichtig, bei zusammengelegten Flügeln scheint der Hinterleib oberseits x-förmig unterteilt. An den Brustabschnitten haben die Birkenwanzen Stinkdrüsen. Auf Druck wird aus den Stinkdrüsen ein Sekret mit einem unangenehm herben Geruch abgegeben. Die Eiablage dauert von April bis Mitte Juli. Bei warmer Witterung können Birkenwanzen bis in den November beobachtet werden. Abb. 1: Birkenwanze

Das Pflanzenschutzamt Berlin informiert 1....Ebenso wie die Birkenwanze sucht sie im Herbst wärmere Plätze zum Überwintern auf. Durch ihre beachtliche Größe von 15 – 20 mm Länge

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    Pflanzenschutzamt Berlin, Mohriner Allee 137, 12347 Berlin E-Mail: [email protected] Internet: www.berlin.de/senuvk/pflanzenschutz Telefon: 030 - 70 00 06 - 0

    Das Pflanzenschutzamt Berlin informiert November 2019

    Wanzen und Marienkäfer als Lästlinge

    Ungebetene Gäste auf Balkonen und in Wohnungen • Birkenwanze

    • Amerikanische Kiefern- oder Zapfenwanze

    • Linden- oder Malvenwanze

    • Feuerwanze

    • Asiatischer Marienkäfer

    Wenn im Herbst die Nächte kühler werden, suchen viele Insekten, die als Larven oder ausgewachsene Tiere überwintern, warme, geschützte Stellen auf, um geeignete Überwinterungsquartiere in Ritzen und Spalten zu fin-den. Sie halten sich dann oft an Hauswänden auf und drin-gen auch in die Wohnungen ein. Bei den hier behandelten Arten handelt es sich um Pflanzensauger oder Nützlinge, die meist keinen wesentlichen Schaden verursachen.

    Birkenwanzen (Kleidocerys resedae) (Abb. 1) leben bevor-zugt auf Birken, kommen aber auch auf anderen Laubbäu-men, z. B. Erlen, Ebereschen, Wildkirschen oder unter die-sen auf Kräutern vor. Trocken-warme Witterung und ein hoher Blütenbesatz der Birken kann zu einer starken Ver-mehrung führen. Jüngere Larven saugen an den Blüten, und Fruchtkätzchen, ältere besaugen bevorzugt die Blätter. Eine nachhaltige Schädigung der Gehölze erfolgt nicht.

    Birkenwanzen sind nur ca. 5 – 6 mm groß, breitoval und rötlichbraun mit kleinen schwarzen Punkten. Die Vorder-flügel sind teils durchsichtig, bei zusammengelegten Flügeln scheint der Hinterleib oberseits x-förmig unterteilt. An den Brustabschnitten haben die Birkenwanzen Stinkdrüsen. Auf Druck wird aus den Stinkdrüsen ein Sekret mit einem unangenehm herben Geruch abgegeben. Die Eiablage dauert von April bis Mitte Juli. Bei warmer Witterung können Birkenwanzen bis in den November beobachtet werden.

    Abb. 1: Birkenwanze

    mailto:[email protected]://www.berlin.de/senuvk/pflanzenschutz

  • Pflanzenschutzamt Berlin Seite 2 von 4

    Die Amerikanische Kiefern- oder Zapfenwanze (Lepto-glossus occidentalis) (Abb. 2) wurde aus den USA nach Euro-pa ein-geschleppt und wird seit 2006 in Berlin beobachtet. Ebenso wie die Birkenwanze sucht sie im Herbst wärmere Plätze zum Überwintern auf. Durch ihre beachtliche Größe von 15 – 20 mm Länge und 5 – 7 mm Breite ist sie sehr auf-fällig und die breiten Schienen des hinteren Beinpaars lassen sie sehr kräftig wirken. Ihre Körperfärbung ist rötlich-braun bis schwärzlich, auffällig ist ein weißes Zickzackmuster auf den Flügeldecken. Beim Fliegen wird ein lauter Summton er-zeugt. Die Sekrete der Stinkdrüsen dieser Art riechen eher nach einem feinen Apfelduft.

    Zapfenwanzen besaugen Nadeln und besonders Zapfen von Nadelgehölzen, werden aber höchstens an forstlichen Samenträgerbeständen als schädlich angesehen. Die Vermehrung erfolgt im Frühjahr über Eiablage und mehrere Larvenstadien an den Wirtspflanzen.

    Ebenfalls ein Neuankömmling im Stadtgebiet Berlin ist die ursprünglich im westlichen Mittelmeerraum beheimate Linden- oder Malvenwanze (Oxycarenus lavaterae) (Abb. 3). Sie begann gegen Ende des 20. Jhdt. eine Ausweitung ihres Lebensraums in östliche und nördliche Richtung. Im Jahr 2001 erreichte sie Österreich und wurde vereinzelt in den letzten Jahren auch in Berlin gefunden. Im Jahr 2019 wurde erstmals eine Massenvermehrung im Stadtgebiet beobachtet. Die nur ca. 5 – 6 mm langen erwachsenen Tiere sind

    auffällig gefärbt. Bis auf den ziegelroten Hinterleib sind die Tiere schwarz. Bei den erwachsenen Wanzen wird der Hinterleib von den transparenten Hinterflügeln bedeckt, während die Halbdecken der Vorderflügel schwarz-rot gefärbt sind. In Ihrer Heimat saugt sie überwiegend an Malvengewächsen, z. B. am Hibiskus, im Stadtge-biet Berlin tritt sie jedoch häufig an Linden auf. Während der Vege-tationszeit halten sich die Insekten in den Kronen auf und saugen dort an den Blättern. Bislang werden an den Wirtspflanzen keine Schäden hervorgerufen. Die Lindenwanze wird als Lästling einge-stuft. Ihre Massenansammlungen im Herbst auf der Rinde der Linden (Abb. 4), aber auch an Zaunpfählen, Hauswänden u.ä. können Menschen beunruhigen, besonders wenn sie auf der Suche nach Überwinterungsquartieren in die Häuser eindringen. Bei Berührung sondern diese Wanzen ein unangenehm riechendes Sekret ab.

    Abb. 2: Amerikanische Zapfenwanze

    Abb. 3: Linden-oder Malvenwanze, erwachsenes Insekt

    Abb. 4: Ansammlung von Lindenwanzen

  • Pflanzenschutzamt Berlin Seite 3 von 4

    Die auffällig schwarz-rot gefärbten Feuerwanzen z. B. die Gemeine Feuerwanze (Pyrrhocoris apterus) (Abb. 5) verlassen oft schon im März ihre Winterquartiere und sind in Parks, Alleen und Gärten zu beobachten. Zu regelrechten Ansammlungen (Abb. 6), kommt es vor allem am Fuße alter Baumstämme, beson-ders an Linden, Ulmen und Robinien. Ebenso an warmen geschützten Stellen im Garten wie Südseiten von Hecken, Sträuchern, Mauern usw. sind die gesellig lebenden Tiere zu beobachten und geben bei einem Massenauftreten häufig Anlass zur Sorge.

    Diese ist jedoch aufgrund ihrer Lebensweise unbegründet. Ihre Nahrung besteht aus toten Insekten oder pflanz-lichen Säften. Sie schädigen weder die Pflanzen, noch den Menschen. Die etwa 1 cm großen Feuerwanzen sind ganz unterschiedlich ausgebildet und nicht alle besitzen voll entwickelte Vorder- und Hinterflügel. Die Vermeh-rung der Feuerwanzen erfolgt im Frühling und Frühsommer und die aus den Eiern schlüpfenden Larven (Nymphen) durchlaufen fünf Entwicklungsstadien. Mit jeder Häutung werden sie den erwachsenen Tieren immer ähnlicher. Auch die Larven leben oft lange gesellig in großen Gemeinschaften. Die Überwinterung der erwachse-nen Feuerwanzen erfolgt an geschützten Stellen in der Bodenstreu.

    Der Asiatische Marienkäfer (Harmonia axyridis) (Abb. 7) ist auch eine neu eingeschleppte Insektenart, die im Berliner Raum seit etwa 2005 beobachtet wird. Er ist etwas größer als der uns bekannte Siebenpunkt und farblich sehr variabel. Am sichersten erkennbar am weißen M- bzw. W-förmigen Muster auf dem Halsschild hinter dem Kopf. Als effektiver Räuber von Blatt-läusen und durch seine höhere Vermehrungsrate kann er ein ernst zu nehmender Nahrungs-konkurrent heimischer Marienkäferarten werden. Wie alle Marienkäferarten ist er in der Lage, mit seinen kräfti-gen Kiefern bei Störung auch Menschen spürbar in die Haut zwicken. Wenn Gartenbesitzer die auffälligen Larven (Abb. 8 u. 9) und Puppen (Abb. 10 u. Abb. 11) in großer Anzahl auf ihren Pflanzen entdecken, werden diese leicht für Schädlinge gehalten.

    Abb. 5: Feuerwanzen

    Abb. 6: Ansammlung von Feuerwanzen

    Abb. 7: Asiatischer Marienkäfer Abb. 8: Marienkäferlarven beim Fressen

  • Pflanzenschutzamt Berlin Seite 4 von 4

    Abb. 12: Ansammlung Asiatischer Marienkäfer

    Abb. 9: Marienkäferlarve Abb. 10: Marienkäferpuppen am Stamm Abb. 11: Marienkäferpuppe

    Im Herbst sucht er teilweise in großen Mengen geeignete Überwinterungsquartiere (Abb. 12) in Ritzen und Spal-ten auf, u.a. zwischen Fensterflügel und Rahmen, oder einfach in der Ecke der Zimmerdecke. Im Frühjahr werden Eier in der Nähe von Blattlauskolonien abgelegt. Ist schon der Verzehr an Blattläusen durch die erwachsenen Tiere beachtlich, wird dieser von den Larven (Abb. 8 u. 9) um ein vielfaches übertroffen.

    Indirekte Schäden verursachen die Asiatischen Marien-käfer im Weinbau. Im Herbst verstecken sich die Käfer gern in den reifen Trauben, in denen sie auch süßen Saft aufnehmen. Werden die Trauben dann gekeltert, beeinträchtigt das scharfe Sekret der Käfer den Wein geschmacklich. Für die Allgemeinheit stellen sie keine Gefahr dar. Zuweilen können sie lästig werden, wenn betroffene Hausbewohner die Anzahl der bei ihnen Quartier suchenden Tiere unangenehm finden.

    Gegenmaßnahmen:

    Die behandelten Insekten sind reine Pflanzensaftsauger oder Insektenjäger, die keine oder nur geringe Pflanzen-schäden verursachen. Sie übertragen keine Krankheiten auf den Menschen, nur bei einem Massenauftreten sind sie lästig. Aus pflanzenschutzlicher Sicht ist deshalb eine Bekämpfung nicht erforderlich. Möchte man ein Eindrin-gen ins Haus oder die Wohnung verhindern, können Gazefenster zum Lüften hilfreich sein. Marienkäfer finden häufig auch durch defekte oder nicht anliegende Fenster- und Türdichtungen Wege nach drinnen.

    Bildnachweis: © Pflanzenschutzamt Berlin

    Gegenmaßnahmen: