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Infos zum Pokern mit Wildcards
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Das Wildcard-Paradoxon
Der gelegentliche Pokerspieler stolpert hier und dort mal in eine Wildcard-Pokerrunde – den
meisten Spielern ist jedoch das sogenannte Wildcard-Paradoxon unbekannt. Wildcards sorgen für
veränderte Eintrittswahrscheinlichkeiten der verschiedenen Pokerhände. Professionelle Pokerspieler
wissen dies zu ihrem Vorteil zu nutzen und spielen deshalb gern mit Wildcards. Hier ein kurzer
Überblick zu diesem Thema, damit auch Sie davon profitieren können:
Die Bewertung der Hände im Pokerspiel erfolgt i.A. nach der Häufigkeit ihres Auftretens, wenn aus
einem Kartendeck mit 52 Spielkarten zufällig 5 Karten ausgewählt werden. Je geringer die
Wahrscheinlichkeit eine bestimmte Pokerhand zu erhalten, desto höher ihre Bewertung.
Die folgende Tabelle zeigt die Eintrittswahrscheinlichkeiten der Pokerhände für ein normales
Kartenspiel mit 52 Karten, geordnet nach Ihrer Wertigkeit. (zur Berechnung siehe Anhang 1)
Pokerhand # Kombinationen Wahrscheinlichkeit in Prozent
Straight Flush 40 0,000015 0,0015 %
Vierling 624 0,000240 0,024 %
Full House 3.744 0,001441 0,144 %
Flush 5.108 0,001965 0,2 %
Straight 10.200 0,003925 0,4 %
Drilling 54.912 0,021129 2 %
Doppelpaar 123.552 0,047539 5 %
Paar 1.098.240 0,422569 42 %
High Card 1.302.540 0,501177 50 %
Insgesamt 2.598.960 1,000000 100 %
Das Paradoxon: Wenn eine oder mehrere Wildcards in das Spiel eingeführt werden, dann ist es nicht
möglich, die Pokerhände anhand ihrer Eintrittswahrscheinlichkeiten zu bewerten. Es wird in diesem
Fall immer mindestens eine Hand geben, die nach Standardregeln höher bewertet wird, aber auch
gleichzeitig häufiger auftritt, als eine geringer wertige Kartenkombination.
Wildcards werden oft dann eingeführt, wenn die Spieler eine etwas unterhaltsamere und
lebendigere Pokerrunde gestalten möchten. Die Wildcard (oft der Joker, aber auch jede andere der
52 Karten) kann dann dazu genutzt werden, die fehlende Karte zu einer Kartenkombination zu
ersetzen. Somit steigt die Wahrscheinlichkeit des Spielers, eine höher wertige Pokerhand zu
erreichen.
Dies ist jedoch auch die Ursache für das Paradoxon: Gehen wir davon aus, dass der Joker als Wildcard
gilt und die Rangfolge der Pokerhände wie in obiger Tabelle beibehalten wird. Ein Spieler erhält nun
die Karten 5D, 5C, 7S, 10H und den Joker. Die Wildcard könnte nun als 10 das Doppelpaar ergänzen,
oder als 5 einen Drilling bilden. Der Spieler wählt natürlich die höhere Pokerhand (den Drilling).
Damit erhöht er aber die Eintrittswahrscheinlichkeit für einen Drilling und macht gleichzeitig das
Auftreten eines Doppelpaars weniger häufig. Würde man die Pokerhände weiterhin nach
Eintrittswahrscheinlichkeiten bewerten wollen, müsste nun das Doppelpaar mehr wert sein, als der
Drilling. Dies würde aber wiederum den Spieler dazu veranlassen, seine Wildcard für das Doppelpaar
zu verwenden, womit sich aber wiederum die Häufigkeiten der Pokerhände ändern.
Wie sich die Häufigkeiten der Kartenkombinationen bei einer Wildcard in Abhängigkeit von der
Relation Drilling/Doppelpaar verhalten, zeigt die Tabelle 2. (Berechnung siehe Anhang 2)
Häufigkeiten bei einem wilden Joker und unterschiedlicher Rangfolge der Pokerhände
Pokerhand # Kombinationen Pokerhand # Kombinationen
Fünfling 13 Fünfling 13
Straight Flush 184 Straigt Flush 184
Vierling 3.120 Vierling 3.120
Full House 6.552 Full House 6.552
Flush 7.804 Flush 7.804
Straight 20.532 Straight 20.532
Drilling 137.280 Doppelpaar 205.920
Doppelpaar 123.552 Drilling 54.912
Paar 1.268.088 Paar 1.268.088
Egal, welche Reihenfolge man nun wählt – bei Einführung von Wildcards in das Spiel sind
Eintrittswahrscheinlichkeiten und Wertigkeiten der Pokerhände immer inkompatibel.
Ähnliches kann man bei anderen Wildcard-Varianten (2 Joker, Deuces Wild, etc.) beobachten. Der
Spieler sollte sich merken: Je mehr Wildcards im Spiel, desto häufiger werden Vierling und Full House,
jedoch nimmt die Häufigkeit eines Flushes ab.
Lösungsvorschlag für das Wildcard-Paradoxon
Eine mögliche Lösung für dieses Paradoxon haben John Emert und Dale Umbach (1) vorgeschlagen:
Grundlage für die Rangfolge von Händen beim Wildcard-Poker sollte die Einschluss-Häufigkeit
(inclusion frequency) sein.
Anstatt jede 5-Karten-Kombination in eine bestimmte Pokerhand-Kategorie einzuordnen, sollte
berücksichtigt werden, dass eine Kombination auch gleichzeitig mehrere Pokerhände abbilden kann.
Beispielsweise könnte ein Full House auch gleichzeitig als Doppelpaar, Drilling oder sogar nur als Paar
bezeichnet werden: Das Full House schließt Doppelpaar, Drilling und Paar ein, somit muss die
Einschluss-Häufigkeit bei der Festlegung der Rangfolge der Pokerhände betrachtet werden.
Wie sich die Einschluss-Häufigkeit einer Hand (ohne Wildcard) konstruieren lässt, kann anhand der
Tabelle 1 nachvollzogen werden: Für einen Drilling ist die Einschluss-Häufigkeit 59.280 – diese Zahl
ist die Summe der Häufigkeit eines Drillings (54.912) und der Häufigkeiten der Pokerhände, die den
Drilling einschließen (Full House mit 3.744 und Vierling mit 624).
Wenn wir dieses System für die Festlegung der Rangfolge von Pokerhänden verwenden, stellen wir
sicher, dass der Drilling immer mehr wert sein wird, als das Doppelpaar – insbesondere bei der
Verwendung von Wildcards. Tabelle 3 zeigt die Einschluss-Häufigkeiten für die verschiedenen
Pokerhände beim Wildcard-Poker.
Einschluss-Häufigkeiten der Pokerhände bei verschiedenen Wildcard-Varianten
keine Wildcard ein wilder Joker zwei wilde Joker Deuces Wild
Pokerhand # Kombi. Pokerhand # Kombi. Pokerhand # Kombi. Pokerhand # Kombi.
Fünfling 0 Fünfling 13 Fünfling 78 Fünfling 672
Straight Flush
40 Straight Flush
204 Straight Flush
624 Straight Flush
2.572
Vierling 624 Vierling 3.133 Vierling 9.438 Flush 17.044
Full House 3.744 Flush 8.008 Flush 12.012 Vierling 32.880
Flush 5.148 Full House 9.061 Full House 18.174 Full House 45.024
Straight 10.240 Straight 20.736 Straight 35.328 Straight 64.784
Drilling 59.280 Drilling 146.965 Drilling 256.494 Drilling 425.712
Doppel-paar
127.920 Doppel-paar
215.605 Doppel-paar
325.094 Doppel-paar
478.512
Paar 1.281.072 Paar 1.551.797 Paar 1.844.366 Paar 1.787.952
Die Tabelle zeigt: Bei der Pokervariante Deuces Wild muss ein Flush eigentlich höher bewertet
werden als Full House und sogar Vierling! Allgemein lässt sich feststellen: Je mehr Wildcards im Spiel,
desto wertvoller/seltener wird ein Flush. Die Reihenfolge der anderen Blätter bleibt im Vergleich mit
der herkömmlichen Bewertung unverändert.
Mit diesem Wissen wünsche ich Ihnen viel Spaß bei Ihrem nächsten Spiel „Deuces Wild!“
Literatur
(1) John Emert, Dale Umbach, „Inconsistencies of 'Wild Card' Poker“, Chance Magazine, 9 (1996),
Seite 17-22.
Anhang 1: Berechnung der Eintrittswahrscheinlichkeit einer Pokerhand bei 52 Karten
Die Anzahl der verschiedenen 5-Karten-Kombinationen, die aus einem Deck von 52 Spielkarten ohne
Wildcards gegeben werden können, wird berechnet mit N!/((N-k)!*k!), wobei N=52 und k=5:
52!/(47! * 5!)=2.598.960
Wieviele dieser Hände sind Vierlinge? Ein Vierling sind 4 Karten (A) gleichen Ranges (B) und eine
beliebige Karte (C) der übrigen 48.
(A) Auswahl von vier Karten eines Ranges: 4!/(0! * 4!) = 1
(B) Auswahl eines Ranges (2, 3, 4, ... As) von 13: 13!/(12! * 1!) = 13
(C) Auswahl einer beliebigen Karte aus 48: 48!/(47! * 1!) = 48
All dies sind unabhängige Ereignisse, somit ergibt sich die Anzahl der möglichen Vierlinge als Produkt
dieser Faktoren: 1*13*48 = 624
Die Eintrittswahrscheinlichkeit des Vierlings ist somit 624/2.598.960 = 0,000240 =0,024%
Anhang 2: Berechnung der Eintrittswahrscheinlichkeit einer Pokerhand bei 52 Karten und einem
wilden Joker
Wieviele Fünflinge gibt es? Ein Fünfling sind 4 Karten (A) gleichen Ranges (B) und ein Joker (C) aus
insgesamt einer Wildcard.
(A) Auswahl von vier Karten eines Ranges: 4!/(0! * 4!) = 1
(B) Auswahl eines Ranges (2, 3, 4, ... As) von 13: 13!/(12! * 1!) = 13
(C) trivial: Auswahl eines Jokers aus einer Menge von einer Wildcard: 1!/(0! * 1!) = 1
All dies sind unabhängige Ereignisse, somit ergibt sich die Anzahl der möglichen Fünflinge als Produkt
dieser Faktoren: 1*13*1 = 13
Wieviele Drillinge gibt es bei höherer Bewertung des Drillings im Vergleich zum Doppelpaar? Der
Drilling ist entweder natürlich (A) oder ein Paar plus Wildcard (B)
(A) Natürlicher Drilling ergibt sich aus folgenden unabhängigen Ereignissen: (i)Auswahl eines
Ranges von 13, (ii)Auswahl von 3 aus 4 Karten diesen Ranges, (iii)Auswahl zweier weiterer
Ränge, und (iv)zweimal die Auswahl von 1 aus 4 Karten dieser beiden Ränge.
(i) 13!/(12! * 1!) = 13
(ii) 4!/(1! * 3!) = 4
(iii) 12!/(10! * 2!) = 66
(iv) 4!/(3! * 1!) = 4
Die Häufigkeit des Drillings ist somit das Produkt 13 * 4 * 66 * 4 * 4 = 54.912
(B) Paar plus Wildcard: (i)Auswahl eines Ranges von 13, (ii)Auswahl von 2 aus 4 Karten diesen
Ranges, (iii)Auswahl zweier weiterer Ränge, und (iv)zweimal die Auswahl von 1 aus 4 Karten
dieser zwei Ränge – (und die Auswahl eines Jokers aus insgesamt einem Joker).
(v) 13!/(12! * 1!) = 13
(vi) 4!/(2! * 2!) = 6
(vii) 12!/(10! * 2!) = 66
(viii) 4!/(3! * 1!) = 4
Die Häufigkeit ist wieder das Produkt 13 * 6 * 66 * 4 * 4 = 82.368
Die Anzahl der Drillinge bei einem wilden Joker ist die Summe von (A) und (B): 137.280
Über den Autor: Renald Otto
Seit 2005 arbeite ich deutschlandweit in verschiedenen
Veranstaltungsagenturen und selbständig als Organisator von
Pokerturnieren und Casino-Events. Ob ein Pokertisch für den
Junggesellenabschied, das Casino-Dinner oder die nächste
Betriebsfeier unter dem Motto „Las Vegas“: Kein Anlass ist zu
klein, kein Fest zu groß!
Und wenn Sie für Ihre nächste Veranstaltung noch einen
Programmpunkt suchen, mit dem Sie bei Ihren Gästen in guter
Erinnerung bleiben – Sie finden mich unter:
www.casinovoyage.de