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report biwifo Bildung, Wissenschaft und Forschung 02/2013 Leuchttürme bieten nur Platz für wenige Das Wissenschaftssystem wird gründlich umgebaut

Das Wissenschaftssystem wird gründlich umgebaut re · Druck: apm AG Darmstadt, Kleyerstraße 3, 64295 Darmstadt Titelbild: Bildagentur Hamburg/Kayleigh Bing ... Personalrat erreichte

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Bi ldung, Wissenschaft und Forschung

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Leuchttürme bietennur Platz für wenigeDas Wissenschaftssystem wird gründlich umgebaut

E d i t o r i a l b iwi f o repo r t 2 / 2013

I n h a l t

Imp re s s umDer ver.di Report biwifo Nr. 02/2013 · August 2013Herausgeber: Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di)Fachbereich Bildung, Wissenschaft und ForschungPaula-Thiede-Ufer 10 · 10179 BerlinV. i.S.d.P.: Petra GerstenkornRedaktion: Klaus Böhme, Florian Hillebrand, Maren Kaltschmidt, Hannelore ReinerVerantwortliche Redakteurin: Annette JensenInternet: www.verdi.deLayout: einsatz, Wolfgang WohlersDruck: apm AG Darmstadt, Kleyerstraße 3, 64295 DarmstadtTitelbild: Bildagentur Hamburg/Kayleigh BingW-1728-45-0813

Die Artikel stellen die Meinungsvielfalt unseres Fachbereiches dar und spiegeln nicht in jedem Fall die Meinung des Bundesfachbereichs vorstandes wider.

Se r v i c eFachbereich Bildung, Wissenschaft und ForschungInternet: www.biwifo.verdi.deAnsprechpartner biwifo-Report:[email protected].: 030/69 56-20 09 · Fax: 030/69 56-35 00

PetraGerstenkornMitglied des ver.di-

Bundes vorstandes

und Leiterin

des Fachbereichs

Bildung,

Wissen schaft und

Forschung

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Schwerpunkt: Das deutscheWissenschaftssystem wird umgebaut

Zahlreiche Konfliktlinien 3

Was zahlen Bund und Länder? 3

KIT, BIG und JARA – neue Koope-rationen mit Nebenwirkungen 4–5

Wer sagt was zum Kooperationsverbot? 6

Sachsen-Anhalt kürzt und kürzt 6

Bilanz der Exzellenzinitiative 7

Dozenten ohne Didaktikausbildung 8

Interview mit Ulrich Radtke über Kartelle im Hochschulwesen 9

Prekär arbeiten müssen 10

WissZeitVG – Novelle gescheitert 10

Hanebüchenes aus derMindestlohndebatte 11

Bibliotheken brauchen Schutz durch ein Gesetz 12

Das gute Beispiel: Junge Leute gewinnen 13

Service 14

Gedanken eines Läufers über die braune Geschichte derStudentenwerke 15

Porträt Britta Hamann 15

Zu guter Letzt 16

Wachsweich...

... ist der Beschluss des Deutschen Bundes -tages „Exzellente Perspektiven für den wissen-schaftlichen Nachwuchs fortentwickeln“, der mitden Stimmen der Regierungsparteien CDU/CSUund FDP in der letzten Sitzungswoche vor derSommerpause gefasst wurde.

Schon die Überschrift deutet mit demWörtchen „fortentwickeln“ auf einen Realitäts -verlust – gar eine Realitätsverweige rung? – hin;wobei „fort“ im Sinne von „weg“ ja auch wiederpassend wäre. Irgendwie.

Eine Datenlage soll nun geschaffen, eineDatengewinnungsstrategie entwickelt werden.Bei der Hochschulrektorenkonferenz wird aneinem Leitfaden „wissenschaftlicher Nach -wuchs“ gearbeitet – und ja, ach ja, an die Ver -ant wortung der Länder wird natürlich auchappelliert. Sie sollen ebenso wie die Bundes -regierung werben und hinwirken.

„Schnickschnack“ würde ein von mir sehrgeschätzter Kollege sagen.

Wer es in die eigenen Hände hätte nehmenwollen, Wirkung zu entfalten im DeutschenBundestag, der/die hätte dem Novellierungs -vorschlag zum Wissenschaftszeitvertragsgesetzzur Mehrheit verhelfen müssen. Die Zustimmungvon Grünen und LINKEN zu dem SPD-Antragreichte leider nicht aus. Ein Wegfall der Tarif -sperre hätte auch ein Bekenntnis zur Tarif -autonomie im Wissenschaftsbereich bedeutet.

Im September haben wir wieder die Wahl.Ankündigungen in puncto Bildungs-, Familien-und Energie-Politik gibt’s jede Menge. ZurFinanzierung gibt’s substanziierte Vorschläge wieVermögens- und Erbschaftssteuer von einigenParteien, von anderen nur Versprechungen.

Drum prüfe – nee, nicht wer sich ewig bindet,– wer die Regierungsgewalt für die nächsten vierJahre innehaben soll. b

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F I N A N Z I E R U N G

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Um die künftige Finanzierung des deut-schen Wissenschaftssystems wird heftiggestritten. Je näher der Zeitpunkt rückt, andem die Sonderprogramme des Bundesaus laufen, um so schriller wird die Debatte.Im Kern geht es um die Fragen: Wie siehtdie Arbeitsteilung zwischen Universitätenund öffentlichen Forschungs einrichtungenaus und wer soll das Sagen haben? Werbestimmt darüber, wie das Geld verteiltwird – und sollen eher Projekte oder Insti -tu tionen unterstützt werden? Die Konflikt-und Interessenlagen sind komplex.

VON HANNELORE REINER

Vor eineinhalb Jahren hat der Wissenschafts-rat (WR) eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die

Vorschläge machen soll zum Thema: Wer be -kommt künftig wie viel vom Kuchen? Amschnells ten meldete sich die Helmholtz-Gemein -schaft (HGF) zu Wort. Sie beanspruchte für sicheine führende forschungspolitische Rolle, wasauch die Verteilung von Forschungsmitteln bein-halten soll. „Hybris“ wird ihr vorgehalten. Will dieHGF die Deutsche Forschungs gemeinschaft (DFG)ablösen?

Jeder gegen jeden?Die Universitäten wehren sich dagegen, dass überdie Forschungseinrichtungen ein Geldsegen her-abregnet, während sie selbst aushungern. Sie ver-langen einen größeren Teil der Finanzen für sich;schließlich bilden sie den wissenschaftlichenNach wuchs aus und haben noch immer das allei-nige Promotionsrecht. So forderte der Präsidentdes Deutschen Hochschullehrerverbandes, dass„staatlich finanzierte Forschung ... wieder vorran-gig in der Universität stattfinden“ muss. Solltesich die Auslagerung von Forschung aus denUniversitäten fortsetzen, will er die „sukzessiveRückführung von außeruniversitären Forschungs -einrichtungen in die Universitäten“ fordern.

Zusätzlich kompliziert wird die Lage dadurch,dass die Länder, die die Hochschulen finanzieren,klamm sind. Zwar fließen auch Bundesmittel indie Universitäten, doch dabei handelt es sich aus-schließlich um Sonderprogramme, die über kurzoder lang enden. Parallel läuft die Diskussion überdie Änderung des Kooperationsverbotes imGrundgesetz. (siehe Seite 6)

Auch innerhalb der Hochschulen wird gestrit-ten, wer das meiste Geld erhalten soll. In derHochschulrektorenkonferenz (HRK) gibt es inzwi-schen mehrere Gruppierungen. Die neue U15-Gruppe beansprucht, besonders leistungsstark zusein und will deshalb bevorzugt gefördert wer-den. Vertreter anderer Universitäten sprechen be -reits von einem Klassensystem. Und dann sind danoch die Fachhochschulen. Ihre Rolle soll sich dar-auf beschränken, Bachelor-Programme aufzule-gen, so ein U-15-Vertreter. Das sehen deren Ver -treter völlig anders.

Ende April legte die Arbeitsgruppe des WRsein Papier vor und erlebte eine „turbulente Früh -jahrs tagung“. Durch eine Indiskretion wurde dieStoß richtung des Vorschlags bekannt: Unter denHoch schulen sollte eine Art Hierarchie entstehen.Der im Juli veröffentlichte Text war zwar deutlichentschärft, hält aber an einer „mehrdimensiona-len Differenzierung“ durch spezifische Profile fest.Die einen sollen vor allem lehren, andere forschenund wieder andere sich durch Kooperationen mitder Wirtschaft herausheben. Außerdem will derWissenschaftsrat die universitäre Selbstverwal -tung beschneiden.

Derweil ist der „Frieden“ in der HRK brüchiggeworden. Immerhin verabschiedete das Gre mi -um aber Anfang Juni gemeinsam „Perspek tivendes Wis sen schaftssystems“ und formulierte Vor -schlä ge, wie ein „künftiger Beitrag des Bundeszur Fi nanzierung der Hochschulen“aussehenkönnte; als Beispiel genannt werden 3000 Bun -des profes suren. Das erste Papier plädiert für nochmehr Kooperationen und Vernetzung mit denaußeruniversitären Forschungseinrichtungen undder Wirtschaft. Hierfür fordert die HRK eine aus -reichen de Grundfinanzierung sowie Autono mie -rechte, wie es das Wissenschaftsfreiheits ge setz imvergangenen Jahr den Forschungseinrich tungengewährt hat. Heißt das noch mehr Experimente àla KIT, JARA oder neuerdings BIG? (siehe Seite 4und 5)

Wahltag ist Zahltag?Der Ausgang der Bundestagswahlen ist zwarnicht irrelevant für all diese Fragen. Doch die Par -teien sind sich weitgehend einig, Wissenschaft alsWirtschaftsfaktor zu betrachten. Da kann mannur sagen: Wer das will, muss das auch finanzie-ren und zugleich die Arbeits- und Ausbildungs -bedingungen humanisieren. b

Quo vadisWissenschaftssystem?

W Längst nicht alle profitieren von denneuen Finanzquellen

Die Ausgaben für Wissen -schaft, Forschung und Entwick -lung sind in Deutschland in denvergangenen Jahren deutlichgestiegen. Vor allem die vomBund finanzierten außeruniversi-tären Forschungseinrichtungenprofitieren: Ihre Etats sind zwi-schen 2005 und 2010 um 29Prozent aufgestockt worden,und bis 2015 können sie sogarmit einem jährlichen Plus von 5 Prozent rechnen. Knapp 8 Milli arden Euro stehen diesesJahr zur Verfügung; den dickstenBrocken bekommen die 18 Helm -holtz-Institute, die 2,6 MilliardenEuro erhalten.

Zwar sind auch die öffent -lichen Ausgaben für die Hoch -schulen gewachsen: Etwa 25Milliarden Euro überweist derStaat pro Jahr und damit fast 50Prozent mehr als zu Beginn desJahrtausends. Doch zum einenfließen hierzulande nur 1,3 Pro -zent des Bruttoinlands produktsan die Hochschulen – und damitdeutlich weniger als im OECD-Durchschnitt. Zum zweiten wurden die Zuwächse extremunterschiedlich verteilt.

Viele Hochschulen darben,weil die von den Ländern zuerbringende Grundfinanzierunginflationsbereinigt sogar gesun-ken ist. Der Bund aber darf sichaufgrund der Föderalismus -reform nur noch durch Sonder -programme beteiligen. In derdritten Runde der Exzellenz initi -ative verteilte er 2,7 MilliardenEuro an elf Universitäten.Darüber hinaus beteiligt er sichim Rahmen des Hochschulpaktsmit 566 Millionen Euro an derBewältigung des „Studenten -bergs“ aufgrund doppelterAbiturjahrgänge und am Hoch -schulbau. Insgesamt gibt derBund dieses Jahr 4 MilliardenEuro für Hochschulen aus. b

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Attrak tivität für die hellsten Köpfe und der Ex -zellenzstatus. Der ging jedoch prompt verloren:Das KIT konnte 2012 keinen einzigen Exzellenz -cluster mehr durchbringen.

Wo blieben bei all dem die Beschäftigten?ver.di verhandelte zu beiden KIT-Gesetzen Über -leitungstarifverträge und sicherte die Mit arbei -terInnen damit zusätzlich ab. TVöD und TV-L gal-ten dynamisch weiter, so dass der Besitzstand allerBeschäftigten erhalten blieb. Betriebs bedingteKündigungen sind zwar nicht gänzlich ausge-schlossen, aber erschwert. Und für die nicht uner-hebliche Zahl von Beschäftigten, die dem Über - gang vom Arbeitgeber Land zum Arbeit geber KITwidersprachen, konnte absolute Gleich stellung zuden übrigen Beschäftigten gesichert werden. DerPersonalrat erreichte unter anderem die Auf -stockung des Aufsichtsrats um ein Ge werk schafts -mitglied (herzlichen Dank an Petra Gersten korn),die Mitbestimmung bei wissen schaft lichen Mit -arbeiterInnen im Großfor schungs be reich – leidernicht im Universitäts bereich – und erhielt einenWirt schaftsausschuss sowie eine interne paritäti-sche Schlichtungsstelle.

Seit dem Verlust des Exzellenzstatus beziehtdas Präsidium die Beschäftigten zwar stärker ein,hat aber nun Probleme anderer Art: Ein Haus -haltsdefizit aufgrund chronischer Unterfinan zie -rung, aber auch wegen der verlorenen Exzellenz -initiative. Zugleich sinkt die Attraktivität derArbeitsplätze: Es gibt kaum noch unbefristete Ver -träge und die Arbeitsverdichtung insbesondere inVerwaltung und Technik nimmt zu. b

VON WOLFGANG EPPLER

Am Anfang wurde die Kooperation zwischenstaatlichem Forschungsinstitut und landes -

eigener Universität noch als „institutionalisierteZusammenarbeit“ bezeichnet. Drei Jahre späterkam es dann 2009 durch den starken Wunsch derbeiden Forschungs- und Wissenschaftsministerienvon Bund und Baden-Württemberg zur Fusion.

Die zuvor in einer GmbH beschäftigten Mit -arbeiterInnen des Forschungszentrums wurden zuBeschäftigten des Landes Baden-Württemberg.Der Betriebsrat des Forschungszentrums und derPersonalrat der Universität verschmolzen zueinem gemeinsamen Personalrat, der sogar er -weiterte Mitbestimmungsrechte durchsetzenkonnte.

Die folgenden drei Jahre bis zur zweiten Run -de der Exzellenzinitiative waren geprägt durchimmense Kulturunterschiede zwischen den Ur -sprungseinrichtungen. Zugleich verhielt sich dasPräsidium überaus autoritär und steckte seineEnergie fast ausschließlich darein, die Hierarchienneu zu organisieren und sich noch unabhängigervon Land und Bund zu machen. Ergebnis war das2012 in Kraft getretene KIT-Weiterentwicklungs -gesetz, das dem KIT die Arbeitgebereigenschaftzusprach.

Was dabei zu kurz kam, waren die strategi-sche Ausrichtung des KIT und die Qualität derFor schung. Hauptthemen waren stattdessen dieGröße der Institution, das Finanzvolumen, dieDritt mittelerträge, der Bekanntheitsgrad, die

Das Karlsruher Institut fürTechnologie (KIT) galt als

Modell für neuartigeKooperationen im Wissen -

schaftsbereich zwischenBund und Land. Grund fürden Zusammenschluss des

ForschungszentrumsKarlsruhe mit der

Universität Karlsruhe wardie Exzellenzinitiative, die

von den teilnehmendenUniversitäten neuartigeZukunftskonzepte ver -langte. Das Kalkül ging

zunächst auf: Das KITwurde neben den beiden

Münchner Universitäten zur„Eliteuniversität“ aus -erkoren. Doch intern

fühlten sich dieBeschäftigten durch die

Fusion überrumpelt.

Aufstieg und Fall des KIT

NeuartigeKooperationen Der Bund hat die Mittel fürstaatliche Forschungs ein rich -tungen deutlich aufgestocktund sie aufgefordert, engermit den länder finanziertenHochschulen zusammenzu-arbeiten. So entstandengemeinsame Projekte,Kooperationen und Institu -tionen. Eine weiterer Schrittwar die Fusion unterschied -licher Wissenschafts einrich -tungen. Das KIT in Karlsruheist das erste und weitrei-chendste Beispiel. In -zwischen gibt es auch dasBIG in Berlin als „gemeinsa-mes Kind“ einer Hochschuleund eines Forschungs -instituts sowie JARA vomForschungszentrum Jülichund der TU Aachen. b

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Wo es Gewinner gibt, gibt es auch Verlierer

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einen wissenschaftlichen Beirat. Als Vorstands vorsitzenden bestell-te der Aufsichtsrat den 72-jährigen Che miker und ehemaligenPräsi denten der Leibniz-Gemeinschaft, Prof. Dr. Ernst TheodorRietschel. Bis 2018 stehen dem BIG 300 Millionen Euro von Bund,Land und Helmholtz-Gemeinschaft sowie bis zu 40 Millionen fürNachwuchs förderung von der Charité-Stiftung zur Verfügung.Seit Frühjahr 2013 ist die Begutachtung des BIG-Forschungs -

programms abgeschlossen. Nun muss das Berliner Abgeord neten -haus noch das Errichtungsgesetz verabschieden; 2015 er folgt dannder offizielle Startschuss. Wie es längerfristig weitergeht, soll nacheiner Evaluation zwei Jahre später entschieden werden.

Sicher sind international konkurrenzfähige Institutionen in an -ge sagten Forschungsfeldern wünschenswert. Doch der Versucheiner chronisch unterfinanzierten Hochschule, sich als Wett bewer -berin um neue Bundesmittel zu positionieren, indem sie eine spe-zielle Fakultät gründet und viel Geld für Umzüge, Neu- und Um -bauten ausgibt, muss Bedenken wecken: Hier werden Ent schei -dungs- und Planungsspielräume der Universität beschnitten. Ihrdringender Investitionsbedarf führt dazu, dass sie einen Großteilihrer Mittel in eine extern projektierte, unternehmensähnliche Ein -richtung investiert. Das geht nicht nur zu Lasten der Forschungs -kapazitäten in den übrigen Fakultäten, sondern gefährdet auch dieakademische Selbstverwal tung und die Tarifbindung für die Be -schäftigten. Wenn sich die Spitzenforschung absondert, entstehen perspek-

tivisch auf der anderen Seite reine „Lehr-Hochschulen“, deren aka-demischer Mittelbau dann ohne wissenschaftliche Karriere chancedasteht. Noch gibt es das BIG-Errich tungsgesetz nicht und noch istunklar, wer vom wissenschaftlichen Mittelbau dort mitarbeiten soll,und mit welchen Verträgen. Wer ist Dienstherr? Was gilt hinsicht-lich Tarifrecht und Personal vertretung? Wie sieht die Ver wal tungs -struktur aus? Man darf gespannt sein, ob das Berliner Abgeord -netenhaus hier Problembewusstsein zeigt. b

Think BIG mit gefährlichenNebenwirkungen

VON KARIN GAVIN-KRAMER, ANDREAS KOHRING, ANETTE SIMONIS

Am 18. Juni 2013 wurde das Berliner Institut für Gesund heits -forschung (BIG) gegründet. Das zunächst vorrangig auf

Systemmedizin ausgerichtete Institut soll als „weltweit führendeFor schungs einrichtung in der Medi zin und den Lebens wissen schaf -ten“ etabliert werden, so die Berliner Wissen schafts senatorinSandra Scheeres. 90 Prozent der Mittel für das neuartig gestalteteGroßkonstrukt aus der Berliner Charité und dem Max-Delbrück-Centrum (MDC) wird der Bund zahlen.

Im neuen BIG bleiben die Charité als Kör perschaft von Hum -boldt-Universität und Freier Universität und das MDC als Mitgliedder Helmholtz-Gemeinschaft bestehen. Das BIG hat ähnlich einemIn dustrieunternehmen einen Aufsichtsrat, einen Vorstand und

Dem BIG Grenzen setzen

Die Landesvertretung akademischer Mittelbau Berlin (LAMB)hat sich mit dem Trend zur Auslagerung von Forschung aus

den Hochschulen beschäftigt und Forderungen formuliert: Statt neuartige Konstrukte wie das BIG zu gründen, muss

§91b Grundgesetz geändert werden, damit der dringende Inves -titionsbedarf der Hochschulen auch mit Bundesmitteln gedecktwerden kann. Der Bund muss seine Forschungsförderung direkt den Hoch -

schulen zufließen lassen, statt durch zunehmende Förderungaußer universitärer Forschung eigene Ziele durchzusetzen. DerHochschulforschung dürfen durch Konstrukte wie dem BIG nicht

weiter Entscheidungs- und Finanzierungsmöglichkeiten entzogenwerden. Durch Konstrukte wie das BIG darf die Aka de mischeSelbst verwaltung nicht ausgehebelt werden.Einrichtungen wie das BIG dürfen nicht die Einheit von For -

schung und Lehre an den Hochschulen untergraben. Es schränktKarrierewege des Mittelbaus in unakzeptabler Weise ein, wennein Teil der wissenschaftlichen MitarbeiterInnen in die Projekte derneuen Einrichtungen wandert, während die übrigen nur nochLehre machen. Ein „Tarifwildwuchs“ durch die parallele Anwendung verschie-

dener Tarifverträge innerhalb derselben Einrichtung muss verhin-dert werden. „Kollateralschäden“ durch die BIG-Gründung beianderen Fächern an der Humboldt-Universität und der Charitémüssen vermieden werden. b

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VON KLAUS BÖHME

Ausnahmen sind beispielsweisedie Finan zierung von For -

schungs einrichtungen, der Hoch -schul pakt oder die Exzellenz -initiative. Hier liegt der Fokus aufdem Wissenschaftsbereich und derFörderung von Spitzenleistungen.Die breite Masse der Lehrendenund Lernenden profitiert hingegennicht – und folglich trägt der Bundauch nichts dazu bei, die im Bil -dungssystem existierenden Hür dendurch die soziale Herkunft zu sen-ken.

Dass eine Änderung des Grund -gesetzes dringend erforderlich ist,ist inzwischen weitgehend Konsens – umstrittensind Umfang und Inhalt. Für jede Neuerung sindZwei-Drittel-Mehrheiten im Bundestag und Bun -des rat notwendig.

Anfang des Jahres scheiterte die Bundes regie -rung mit ihrem Plan, das Ko ope ra tionsverbotallein für ausgewählte Projekte in der Wis sen -schaft zu lockern. Eine solche „kleine“ Lösungwollte die Mehrheit der Bil dungs ministerInnender 16 Länder nicht mittragen. Vor allem SPD undGrüne zielten darauf ab, die Zusammenarbeit vonBund und Ländern im gesamten Bildungsbereichzu ermöglichen. So wollte die rheinland-pfälzi-sche Bil dungsministerin Doris Ahnen nicht nurden Hoch schulpakt fortführen, sondern hält auch

bei Themen wie Ganztagsschule, Inklusion undSchulsozialarbeit „neue Wege der Zusam men -arbeit für erforderlich.“ Nun aber geht die Legis -latur periode ohne Einigung zu Ende. Auch ver.di macht sich stark für eine umfas-

sende Streichung des Kooperationsverbots. Zielmuss es sein, dass Bund und Länder beim ThemaBildung gemeinsam planen, Maßnahmen zusam-men finanzieren und auch umsetzen. Dies gilt esin der kommenden Legislaturperiode verfassungs-mäßig festzuschreiben. Nur wenn es parteiüber-greifend gelingt, bei Bildung, Wissenschaft undForschung verbindlich zusammenzuarbeiten, wirdunser Bildungssystem auf Dauer eine Chancehaben, den Herausforderungen der Zukunft ge -wachsen zu sein. b

Nur in eng begrenztenAusnahmefällen dürfen

Bund und Länder in der Bildung kooperieren –

so sieht es Art. 91b desGrundgesetzes vor. Dieses

„Kooperationsverbot“wurde 2006 durch

die große Koalition im Rahmen der

Föderalismusreform I eingeführt und besagt,

dass Bildungspolitik ein-schließlich der Hochschul -

politik Ländersache ist. Nur sehr eingeschränkt

darf der Bund finanzielleUnterstützung

leisten.

Weg mit demKooperationsverbot!

Widerstand gegen Streichkonzert

Die Landesregierung von Sachsen-Anhalt plant in allenBereichen rigide Haushaltskürzungen. Allein im Hochschul-

und Forschungsbereich sollen die Budgets um 76,5 Millionen Euroschrumpfen. Das entspricht der Schließung von drei Fach -hochschulen und einer medizinischen Fakultät. Bedroht ist zudemdie Förderung von hunderten Promovenden. Massive Kürzungensind auch im Kulturbereich geplant.

Gegen diesen Angriff auf Bildung, Wissenschaft und Kulturregt sich landesweit heftiger Widerstand. Das Hochschulbündnis

Sachsen-Anhalt, das Bündnis „Halle bleibt“ zum Erhalt der Uni -versitätsmedizin und das Bündnis der Kulturschaffenden „5 vor12“ haben bereits in vier Demonstrationen mit insgesamt 23000Teilnehmenden ihren Protest zum Ausdruck gebracht. DerWiderstand zeigt Wirkung: Breite Teile der Bevölkerung sindinzwischen aufmerksam geworden. Zwar geriet das Thema durchdas Hochwasser an Saale und Elbe kurzzeitig aus dem Fokus.Doch danach ging es wieder weiter mit vielen Aktionen. b

Rainer Herter

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Goldfische auf dem Trocknen Mit der Exzellenzinitiative hat sich dasLand auf den Weg gemacht, „den Wissen -schaftsstandort Deutschland nachhaltig[zu] stärken, seine internationale Wett -bewerbsfähigkeit [zu] verbessern undSpitzenforschung an deutschen Hoch -schulen sichtbar [zu] machen“ – so formu-lierte es das Bundesministerium fürBildung und Forschung. 4,6 Milliarden EuroSteuer gelder stellte es dafür bis 2017 zurVer fügung und veränderte die Hochschul -landschaft dadurch entscheidend. Doch das Ergebnis ist ernüchternd, eine großeChance vertan, analysiert das Wissen -schafts zentrum Berlin (WZB): „Die Universi -täten haben es kaum geschafft, ihre Profilezu schärfen und Alleinstellungsmerkmaleherauszubilden“. Anstatt ausschließlich aufdie Spitzen forschung zu schielen, hättendie Hoch schulen kreative Lehrangeboteund Nach wuchsförderung mehr in denBlick nehmen sollen, so das WZB.

VON UWE MEYERINGH

Die deutschen Hochschulen sind unterfinan-ziert: Jährlich fehlen mindestens 4 Milliarden

Euro. Diese Probleme haben sich in Folge derExzellenzinitiative für die meisten verschärft.

Die Frankfurter Rundschau schrieb dazu nachder dritten Runde der Vergabe: „Im Schatten der

Wie tief eine Exzellenz -universität fallen kann zeigtdas Beispiel Freiburg. Das Freiburg Institute forAdvanced Studies (Frias)hatte nur eine Förder -periode die Chance, mit 280Spitzen forscherInnen inter-disziplinär zu arbeiten –dann kam das Aus. DerTagesspiegel schreibt vonGerüchten, wonach sich dasInstitut als elitäres Gold -fischaquarium verstandenhabe, in dem ausgesuchteWissenschaftle rInnen demLuxus eines von der Lehrebefreiten Forscherlebensfrönten. Nach dem Aus -laufen der jährlichen Förde -rung von elf Millionen Eurowird das Frias zum Jahres -ende 2013 geschlossen.

Sieger steht nun eine Gruppe von Verlierern, de -nen nach und nach die Argumente für ihre Exi -stenz ausgehen könnten. Sie haben das Nach se -hen, obwohl sie für eine exzellente Ausbildungder 2,2 Millionen Studenten in Deutschland drin-gend gebraucht werden.“

Ein Beispiel hierfür bietet das Land Bremen:Während die Universität in der dritten Förderliniejährlich 18 Millionen Euro erhält (10 Mio. Zu -kunftskonzept, 7,5 Mio.Exzellenzcluster, 1,5 Mio.Graduiertenschule), baut die Hochschule Bremenaufgrund der Bremer Haushaltslage Kapazitätenab. Die Zahl der Erstsemester-Studienplätze sollab Herbst 2016 von derzeit 2000 auf 1400 redu-ziert werden.

Die Sieger der Exzellenz-Wettbewerbe wirkenaufgrund ihrer spürbar besseren Finanzlage unddes beträchtlichen Imagegewinns wie Magneteauf besonders gute WissenschaftlerInnen undStu dierende: Sie können höhere Löhne zahlen,For schungseinrichtungen großzügiger ausstattenund dem wissenschaftlichen Personal eine drasti-sche Reduzierung der Lehrverpflichtung bieten.Zugleich aber bleibt die Lage aufgrund der Be -fristung der Programme unsicher und es könnenkeine nachhaltigen Strukturen entstehen. Wasnach der dritten Exzellenzinitiative 2017 in derHochschulfinanzierung passiert, wird sich erstnach der Bundestagswahl klären. b

Die Förderlinien derExzellenzinitiative:

W GraduiertenschuleAusbildung von Doktoranden

unter exzellenter wissenschaftlicherBeglei tung und hervorragendenRahmen bedingungen.

W ExzellenzclusterGemeinsame Arbeit von 25 hervor-ragend ausgewiesenen Wissen -schaftlerInnen zu einem relevantenThema.

W ZukunftskonzepteHochschulen mit mindestens

einer Graduiertenschule und einemExzellenzcluster, die sich auf be -stimmte Themengebiete konzentrie-ren und sich daraufhin strategischentwickeln = Eliteuniversitäten

Eliteuniversitäten

* = Bestätigung der Exzellenz

1. Förderlinie ab 2006 2. Förderlinie ab 2007 3. Förderlinie ab 2012

LMU München

TU München

Universität Karlsruhe

RWTH Aachen

FU Berlin

Albert-Ludwigs-Universität

Freiburg

Universität Göttingen

Universität Heidelberg

Universität Konstanz

RWTH Aachen*

Fu Berlin*

HU Berlin

Universität Bremen

TU Dresden

Universität Heidelberg*

Universität Köln

Universität Konstanz*

LMU München*

TU München*

Universität Tübingen

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VON RENATE SINGVOGEL

Bezüglich der Lehre verlangen die Landes hoch -schulgesetze als Einstellungsvoraussetzung

„pädagogische Eignung“, die durch Erfahrung inder Lehre oder Ausbildung nachzuweisen ist.Erfolge auf diesem Gebiet haben bei den meistenBerufungen jedoch kein großes Gewicht. Viel entscheidender für die Personalauswahl sind Leis -tungen in der Forschung und die Zahl der Ver -öffentlichungen. Wie die an Hochschulen Unter -richtenden ihre Lehrkompetenz erwerben, ist so -mit ihnen selbst überlassen; nur eine Minder heitnimmt an entsprechenden Weiterbildungen teil.Gelegentlich wird dieser Systemfehler mit einemVerweis auf den Grundgesetzartikel 5 abgetan:„Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehresind frei.“

Zwar setzen einige Hochschulen durch hoch-schuldidaktische Einrichtungen oder Zentren fürLehren und Lernen eigene Akzente. Doch so lan -ge das wissenschaftliche Karrieresystem einseitigforschungsorientiert funktioniert, wird die Lehrenicht aus ihrem Schattendasein herauskommen.

Interessant in diesem Zusammenhang ist aucheine Betrachtung der Beschäftigungslage anHochschulen. Während die Zahl der Studierendenzwischen 2001 und heute von 1,9 auf 2,5 Milli -onen zunahm, erhöhte sich die Zahl des wissen-schaftlichen und künstlerischen Personals um 50Prozent auf 337100 Personen. Das klingt zu -nächst nach einer Verbesserung des Be treu ungs -schlüssels. Doch tatsächlich stieg vor allem dieZahl der nebenberuflich Beschäftigten wie Lehr -beauftragte und wissenschaftliche Hilfskräf te, dieinzwischen mehr als 35 Prozent des Lehr körpersstellen.

Bei den Hauptberuflichen nahm der Anteil derwissenschaftlichen MitarbeiterInnen im Vergleichzu den ProfessorInnen zu. Ihre Arbeits verträgesind zu 90 Prozent prekär, da befristet. Bei ihnengab es einen Zuwachs von 60 Prozent, bei denPro fessorInnen lag das Plus lediglich bei 14 Pro -zent. Deren Anteil am wissenschaftlichen Lehr -per sonal ist auf 9,4 Prozent gefallen.

Die Zahlen lassen vermuten – und werdendurch eine nicht repräsentative Befragung von

ver.di an der Universität Regensburg bestätigt –dass zunehmend nebenberuflich Beschäftigte inder Lehre beschäftigt sind. Damit werden dieStudierenden noch stärker als zuvor mit pädago-gisch völlig unerfahrenem Personal konfrontiert.

Vor diesem Hintergrund mutet das mit 16Milli onen Euro ausgestattete Förderprogramm„Forschung an Hochschulen“ des Bundesfor -schungs ministeriums eigentümlich an. Um wis-senschaftlich zu analysieren, was gute Lehre aus-macht, waren 30 Forschungs verbünde mit insge-samt 60 Einzelvorhaben zur Hochschullehrebeschäftigt. Nun ist die spannende Frage, welcheder dort gewonnenen Er kennt nisse in die Hoch -schullehre einfließen. Schließlich haben Bund undLänder den Hochschulpakt 2020 erweitert und alsdritte Säule eine Ver besserung der Studien be din -gungen und Lehr qualität vereinbart. Von 2011 bis2020 stellt der Bund dafür zwei Milliarden EuroFördermittel zur Ver fügung. Tatsächlich ist diesezunächst statt lich erscheinende Summe aber nurein großer Tropfen auf den heißen Stein, wennZeitraum und Anzahl der Hochschulen in Bezie -hung dazu gesetzt werden.

Nützliche Impulse für eine veränderte Lehr-und Lernkultur könnte auch die „Charta guterLehre“ bringen, eine Gemeinschaftsinitiative derKultusministerkonferenz und des Stifterver ban -des. Allerdings setzen auch deren Empfehlungengute Lehr- und Lernbedingungen voraus – dieohne eine entsprechende Finanzausstattung derHochschulen nicht zu realisieren sind.

Die Qualität der Lehre darf nicht länger demZufall überlassen bleiben. Vielmehr muss sie sicham ursprünglichen Wortsinn des lateinischenWortes profiteri orientieren: Sich öffentlich alsLehrer zu erkennen geben. Bei Einstellungen soll-te künftig von allen in der Lehre Tätigen derNachweis einer systematischen Ausbildung derLehrkompetenz verlangt werden. Wer die nichtmitbringt, sollte zur Teilnahme an hochschuldi-daktischer Weiterbildung verpflichtet werden. b

Lehre gehört seit jeher zu den Haupt -

aufgaben einer Hochschule.Doch wer dort unterrichtet,braucht keine didaktischeAusbildung nachzuweisen:

Lehrkompetenz gilt alserwerbbar durch „ins kalteWasser geworfen werden“und „Learning by doing“.

Dahinter steht das historische Bild von Uni -

versitäts lehre: Ein Professorschart seine Assistentenund eine relativ kleine

Gruppe von Studierendenmit vergleichbaren

Bildungsvoraussetzungenum sich. So war es nochAnfang der 1960er Jahre,

als gerade einmal 6 Prozenteines Jahrgangs ein

Studium begannen. Dochim Jahr 2011 lag die

Studienanfängerquote lautstatistischem Bundesamtbei 55 Prozent. Das heißt:515 800 junge Menschen

mit unterschiedlicher sozia-ler Herkunft und unter-schiedlichen Bildungs -

voraussetzungen nahmenein Studium auf. Die zu

unterrichten ist eine kom-plexe und anspruchsvolle

Aufgabe, die nicht länger den zufälligen

Kompetenzen desLehrpersonals überlassen

werden darf.

Hochschullehre ohne Lehrkompetenz

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Schlicht und ergreifend nach Leistung und Output. Dabeimuss vor allem auch der Lehrerfolg gewertet werden. Derbemisst sich nicht allein an Zahlen, sondern auch an gesell-schaftlichen Aufträgen. Unsere Universität hat sich der Bildungs -gerechtigkeit verschrieben. Wir sind die einzige Universität, diemehr als 50 Prozent Bildungsaufsteiger zu ihren Studierendenzählt neben Studierenden ohne Abitur. Das geht natürlich nurmit entsprechender Betreuung insbesondere in der Anfangs -phase. Auch solch ein Profil muss bei der Finanzverteilung mitberücksichtigt werden.

Sie setzen die Priorität auf die Lehre. Und was ist mit derForschung?

Natürlich muss auch hervorragende Forschung gefördertwerden – und das geschieht ja auch durch die Deutsche For -schungsgemeinschaft. Jeder, der promoviert ist, kann dort einenAntrag stellen. Wenn er exzellent ist, werden die Gut achter eineUnterstützung beschließen. Das ist ein Verfahren, das von allenca. 100.000 Wissenschaftlern akzeptiert wird, weil sie selbst jaalle vier Jahre die Gutachter wählen. Ich bin aber gegen Vorab -entscheidungen, wonach bestimmte Universitäten automatischbestimmte Vorteile eingeräumt bekommen.

Welche Rolle sollten künftig Ihrer Meinung nachUniversitäten und Fachhochschulen spielen?

In Holland sind etwa 40 Prozent der Studierenden anForschungsuniversitäten und der Rest an Fachhochschulen. InDeutschland ist es andersherum: ca. 70 Prozent studieren anForschungsuniversitäten und nur ca. 30 Prozent an Fachhoch -schulen. Auch bei uns ist ein Umsteuern sinnvoll, und in NRWwird damit auch schon begonnen. Das betrachten viele Uni -versitäten natürlich mit Sorge: Sie haben Angst, Geld zu verlie-ren. Das muss aber nicht sein. Denn ein Studienplatz an einerForschungsuniversität quer über alle Fakultäten gerechnet kostetca. 29.000 Euro, ein Studium an einer Fachhochschule aber nuretwa 14.000 Euro. Wenn sich mehr für ein Studium an einerFachhochschule entscheiden würden, bliebe Geld übrig, dasdann gerecht für die Grundfinanzierung verteilt werden kann –vorausgesetzt die Finanzminister kassieren es nicht ein. b

Interview: Annette Jensen

biwifo: Sie haben einen offenen Brief an Ihre KollegInnen inder Hochschulrektorenkonferenz (HRK) geschrieben – warumund mit welchem Ziel?

Professor Dr. Ulrich Radtke: Ich plädiere für die Wett -bewerbs freiheit im wissenschaftlichen System – und die sehe ichgefährdet. Die HRK gilt als Sprachrohr der Hochschulen und sollunsere gemeinsamen Interessen bündeln. Aber inzwischen gibtes in der HRK kartellartige Verbünde, die sich Wettbewerbs -vorteile verschaffen wollen. Da muss man den Finger heben,weil es sonst auf Kosten der Übrigen geht.

Was sind das für Verbünde?

TU 9 ist ein schon länger existierender Zusammenschluss vonTechnischen Hochschulen, die nach außen als die Besten auf -treten, was nicht gerechtfertigt ist. Vergangenes Jahr hat sichanalog eine Gruppe U 15 gegründet, die sich selbst als groß,forschungsstark und medizinführend definiert. Alle sind oderwaren in irgendeiner Weise auch an der Exzellenzinitiative betei-ligt, und sie haben jetzt Sorge, weil diese Zusatzfinanzierung2017 ausläuft. Das haben sie aber von Anfang an gewusst undsich verpflichtet, die Forschungsschwerpunkte durch interneUmschichtungen weiterzuführen. Für die Rektoren ist das natür-lich schwierig umzusetzen, weil sie dazu das Geld anderenFachbereichen wegnehmen müssen. Es wäre einfacher, das Geldkäme weiter von außen. Solche Vorabentscheidungen deröffentlichen Hand gingen aber zu Lasten der anderen 100 Uni -versitäten. Deutschlands Stärke ist bis jetzt immer gewesen, dasswir viele gute Forschungsuniversitäten haben. Das jetzt künstlichauf eine kleine Gruppe zu reduzieren, fände ich unfair undwettbewerbsfeindlich.

Wie geht es jetzt weiter?

Wir werden eine Diskussion über das Thema führen. Dafürwurde eine zehnköpfige Arbeitsgruppe eingerichtet, die ohnemeinen Druck wohl nicht zustande gekommen wäre. Sie sollEmpfehlungen zur künftigen Struktur der HRK abgeben. ImNovember werden wir dann auf der HRK-Sitzung in Karlsruheüber die Empfehlungen der AG abstimmen.

Nach welchen Kriterien soll Ihrer Meinung nach die staatlicheFinanzierung verteilt werden?

Professor Dr.Ulrich Radtke

ist Rektor der jüngstendeutschen Universität in

Duisburg-Essen

„KartellartigeVerbünde bedrohen denWettbewerb“

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Arbe i t s bed ingungen

„Prekäre Arbeit – Prekäres Leben – PrekäreZukunft“, unter diesem Motto stand die

dies jährige Fachtagung der kooperierendenver.di-Fachbereiche Bildung, Wissenschaft undForschung und Besondere Dienstleistungen. DieVeranstaltung am 13.und 14. Juni musste ohneparteipolitische Positionierung auskommen: Diefür den Auftakt vorgesehene Podiumsdiskussionmit den arbeitsmarktpolitischen SprecherInnender Bundestagsfraktionen und dem ver.di-Vor sit -zenden fiel einer kurzfristig angesetzten nament -lichen Abstimmung im Bundestag zum Opfer.

Spontan stimmte Frank Bsirske daraufhin dierund 100 TeilnehmerInnen in einem Grundsatz -referat mit anschließender Diskussion auf die be -

vorstehende Bundestagswahl im kommendenSep tember ein.

Als Highlight der Tagung erwies sich derImpulsvortrag von Günter Wallraf, der mit seinenpersönlichen Erfahrungen zum Thema prekäreBeschäftigung den 2. Tag eröffnete und die Zu -hörerInnen in seinen Bann zog.

Die Bearbeitung grundlegender Fragestel lun -gen in fünf Work shops und der Abschlussvortragvon Bernhard Jirku zu Arbeitsmarkt- und Be schäf -tigungspolitik rundeten eine gelungene Koope -rationstagung ab. Die Dokumentation wird inKürze veröffentlicht. b

Klaus Böhme

Prekariat ohne politische Unterstützung

Die Regierungsfraktionen haben im Bun -des tag eine von der SPD vorgeschlageneÄnderung des Wissenschafts zeitver trags -gesetzes (WissZeitVG) abgelehnt. DieNovelle wollte Mindestlaufzeiten für wis-senschaftliche Arbeitsverträge durchsetzenund die Position von Promovierenden stär-ken. Der SPD-Vorschlag deckt sich in vielenPunkten mit den ver.di-Forderungen, diewir im Projekt Fairspektiven entwickelthaben.

VON NORBERT KONKOL

Statt dessen wurde ein Antrag der Koali tions -fraktionen an den Bundestag angenommen

(Drs. 17/9396). Er verlangt zwar von der Bun des -regierung, einen Leitfaden „Wissenschaft licherNach wuchs“ zu erstellen, die Nachwuchs förde -rung auszubauen, die Berichterstattung zu ver-bessern, einen einheitlichen Doktoranden statuseinzuführen und die Quote der Promo tions -stipendien zu flexibilisieren, hat aber keine recht-lichen Konsequenzen. Dazu richten sich weitere

Forderungen an die Bundesländer, ebenfalls ohnerechtliche Folgen.

Mit welchen Argumenten wurde der SPD-An -trag im Bundestag dann abgelehnt? Die CDU/CSU machte deutlich, dass sie das WissZeitVG fürkein geeignetes Instrument hält, um in das Perso -nal management an Hochschulen einzugreifen.Das sei Aufgabe der Landes hochschulgesetze – solange das Kooperations verbot im Grund gesetzgelte. „Aber wer blockiert denn? Es ist nicht dieKoalition sondern die Opposition,“ behaupteteein CDU/CSU-Ab ge ord neter. Damit spielte er dar-auf an, dass die Regierungs koali tionen die Zu -sammenarbeit zwischen Bund und Ländern imHochschulbereich erweitern möchte und für dieGrund gesetz änderung eine Zwei-Drittel–Mehr -heit bräuchte.

Der Opposition aber gehen die Vor schlägenicht weit genug: Sie möchte das Koope rations -verbot auch in der Bildung brechen. Die Regie rungversucht also, auf dem Rücken der befristet Be -schäftigten ein Tauschgeschäft durchzusetzen. b

Befristungals Manövriermasse

S T U D I E R E N D E

W 10 Eckpunkte für einmodernes BAföG

Am 26. Juni 2013 veranstal-teten der DGB und das DeutscheStudentenwerk in Berlin einenWorkshop zum Thema „Studien -finanzierung im Kontext desLebensbegleitenden Lernens“.Rund 30 VertreterInnen ausGewerkschaften, Politik undGesellschaft diskutierten überdie Ergebnisse der 20. Sozial -erhebung des Deutschen Studen -tenwerks und die 2012 formu-lierten und weiterhin aktuellen„10 Eckpunkte für ein modernesBAföG“. Eindeutig ist: Die realenLebenshaltungskosten werdenbeim BAföG missachtet. Seit2001 gab es lediglich im Jahr2008 eine Erhöhung der Bedarfs -sätze um 10 Prozent. Eine weite-re Baustelle: Ältere Studien -anfängerInnen werden nichtgefördert, obwohl die Kultus -ministerkonferenz 2008 eineHarmonisierung des Hochschul -zugangs für beruflich Qualifi zier -te beschlossen hat.

www.dgb.de/presse/++co++531cbe16-41c4-11e1-77c6-00188b4dc422

W Studierende ohneAbitur gesucht

Unter den Studienanfänge -rInnen 2010 waren bundesweitnur 2,1 Pro zent ohne Abitur. Daswill die Hans-Böckler-Stiftungändern und mehr Menscheneinen „Dritten Bildungsweg“ermöglichen. Um die Ursachenfür die geringe Studienbeteili -gung zu erkunden, hat dieStiftung ein Modellprojekt auf-gelegt, das herausfinden soll,wie Brücken vom Beruf insStudium aussehen müssen.Dafür kooperiert das Studien -förderwerk der deutschenGewerkschaften mit der Uni -versität Duisburg-Essen und derHochschule Niederrhein. DieBewerbungsfrist für das Förder -programm wurde auf den 1. September 2013 verlängert.

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Minde s t l ohn i n de r We i t e rb i l dung

Der Mindestlohntarifvertrag in derWeiterbildung gilt weiter – verbessert undmit Steigerungsstufen. Auf den letztenDrücker wurde die Allgemeinverbind -lichkeit verlängert. Doch einzelne Arbeit -geber versuchen weiter gegen den Tarif -vertrag vorzugehen. Mehrere, auch namhafte Verbände unterstützen sie mitzweifelhaften Argumenten.

VON ROLAND KOHSIEK

Damit ein Tarifvertrag nach dem Arbeitnehmer-Entsendegesetz (AEntG) für allgemeinver-

bindlich erklärt werden kann, müssen bestimmteVoraussetzungen erfüllt sein. So muss ein öffent-liches Interesse begründet und der betreffendeBranchentarifvertrag repräsentativ sein im Hin -blick auf die Tarifbindung und die Bandbreite derin der Branche tätigen Bildungsanbieter. In einemUrteil des Oberwaltungsgerichts Berlin-Branden -burg vom 31.1.2013 heißt es: „Die Konkretisie -rung des öffentlichen Interesses obliegt dem zu -ständigen Bundesminister, wobei ihm ein weiterBeurteilungsspielraum zusteht.“

Aus unserer Sicht ist ein öffentliches Interessean fairen Wettbewerbsbedingungen und ange-messenen Mindestarbeitsbedingungen in dieserBranche unbestreitbar. Denn Lohndumping sollauch weiterhin mit einem Mindestlohn gestopptwerden.

Besonders listige Argumente ins Feld führt derWuppertal Kreis e.V., ein Zusammenschluss vonarbeitgebernahen Trägern der beruflichen Bil -dung. Da wird behauptet, der Mindest lohn tarif -vertrag „nützt nicht den Arbeitnehmern“ –obwohl eine beträchtliche Anzahl Beschäftigtereine Erhöhung ihrer katastrophal niedrigen Ge -hälter erhalten hat.

Außerdem wird vor „weiteren bürokratischenEingriffen“ gewarnt. Tatsache ist: Die Branche istso gut wie nicht reguliert, hier tobt der Markt inReinkultur, so dass die durchschnittlichen Ge -hälter der akademisch gebildeten Belegschaf teninnerhalb eines Jahrzehnts um 30 bis 50 Prozentgesunken sind. Viele verdienen weniger als 2000Euro für eine Vollzeitstelle, vor der Mindest lohn -regelung mussten sich manche sogar mit 1500Euro zufrieden geben.

Und weiter geht’s: „Eine Vereinheitlichung derdurch hohe Kundenorientierung und unterneh-mensnahe Dienstleistungen geprägten Branchewäre kontraproduktiv für Marktnähe und letztlichauch für die Qualität in der Weiterbildung.“ Ja,die niedrigsten Gehälter auf ein einheitliches, ak -zeptables Niveau anheben – das ist gewollt. Unddie Qualität? Die ist in der SGB II und III geförder-ten Weiterbildung in der Tat gefährdet, wie nichtzuletzt der Bundesrechnungshof bestätigt. DerGrund sind allerdings irrwitzige Ver gabe ver fah -ren, mangelnde Vorgaben der Auf trag geber, einevöllig unzureichende Finanzie rung und daraus re -sul tierend eine extrem hohe Fluktuation.

Weiteres Argument des Wuppertaler Kreisesgefällig? „Aufgrund des flexiblen Einsatzes derMitarbeiter ist eine Kontrolle zur Einhaltung desMindestlohnes gar nicht möglich. Extrem hoheKontrollkosten für Bund und Länder wären dieFolge,“ so die Warnung vor Erklärung der All - gemein verbindlichkeit. Das wäre wirklich etwasganz Bemerkenswertes: Die Eigenheiten derBranche würden eine Einhaltung des Mindest loh -nes verunmöglichen. Also kalkulieren die Unter -nehmen bei der Abgabe von Angeboten nicht diePersonalkosten ...? Auch die Sorge um die staatli-chen Kontrollkosten ließe sich leicht ausräumen:Alle zahlen den Mindestlohn und die Arbeits zeit -nachweise liegen parat, sollte der Zoll mal vorbei-schauen. b

Abstruse Argumente gegen den Mindestlohn

M I T M A C H E N !

W Sonntags bleibenBibliotheken dicht

ver.di-Baden-Württembergsammelt Unterschriften gegeneine Öffnung der Bibliothekenan Sonntagen. Schließlich kannman deren Angebote anders alsdie von Museen, Schwimm -bädern und Zoos ausleihen undzuhause nutzen. Ein Sonntags-Familien ausflug in die Bibliothekist also entbehrlich. „Die Quali -tät der Kultur- und Bildungsein -richtung Bibliothek wird durchdie Sonntagsöffnung nichterhöht. Stattdessen werden dieArbeits bedingungen derBeschäf tigten durch Sonntags -dienste verschlechtert.“

http://biwifo-bawue.verdi.de/gruppen-und-projekte/archive-bibliotheken-und-dokumentationseinrichtungen

W Bildung muss zivil bleiben

Bundesweit engagieren sichSchülerInnen und Studierende,Lehrer und Dozierende, Gewerk -schafterInnen und weitere Aktive gegen den Einfluss derBundeswehr auf die Schulen undfür Zivilklauseln an den Hoch -schulen. Eine deutliche Mehrheitder Studierenden hat an denHochschulen Karlsruhe, Köln,Frankfurt und Kassel für dieVerankerung von Zivilklauselngestimmt, mittlerweile habenmindestens 15 HochschulenZivilklauseln in ihre Satzungenaufgenommen. Zudem wird ineinigen Bundesländern dafürgestritten, die Hochschulgesetzemit ziviler Orientierung zu refor-mieren.

Seit Mitte Juni läuft eineUnterschriftenkampagne, derenSammelergebnisse der Kultus -ministerkonferenz am 5. Dezem -ber 2013 übergeben werden sollen.

http://www.lernenfuerdenfrieden.de/Unterschriftenliste-Lernen_fuer_den_Frieden.pdf

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biwifoRep02_2013_RZ_2013-08-02 10.09.2013 12:32 Seite 11

Imme r meh r Büche re i en s t e rben

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P E R S O N A L R Ä T E

W Erfolge bei den Wahlenin Rheinland-Pfalz

Im Mai waren 14.600 Be -schäftigte an den Hochschulen inRheinland Pfalz aufgerufen,Personalräte zu wählen. ver.di-KollegInnen kandidierten überallunter dem Motto „Gute Arbeitist wählbar“ und stellten dieArbeitsbelastungen in denMittel punkt. Im Bereich der wis-senschaftlichen MitarbeiterInnengab es gemeinsame Listen mitder GEW. ver.di konnte überalldeutliche Mehrheiten erreichenund stellt in sieben von zwölfHochschulen den/die Vorsit -zende/n, die GEW stellt in einerHochschule den Vorsitzenden.

In der 19-köpfigen Stufen -vertretung sitzen dreizehn ver.diMitglieder und zwei KollegInnenvon der GEW. Zur Vorsitzendendes Haupt personalrats wurde diever.di-Landesfachbereichs vorsit -zende Wiebke Koerlin gewählt.

W Praxisblätter über Web 2.0 für Betriebs- undPersonalräte

Auf der Seite der Hans-Böckler-Stiftung gibt es prakti-sches und theoretisches Materialzu „Social Media – Enterprise2.0“, das Betriebs- und Personal -räte gut nutzen können. DieChancen dieser neuen Informa -tions- und Kommunika tions -kanäle sind groß: Im Web 2.0konsumiert man nicht nur passivInhalte, sondern kann sie selbstzur Verfügung stellen mittelsText, Bild und Video.

Menschen vernetzen sich aufdiese Weise aktiver als jemalszuvor und die Chancen, dassWissen demokratisiert wird,wachsen. Zugleich gibt es auchGefahren: Die persönlichenDaten und Informationen überdie Nutzer lassen sich besser fürMarketingzwecke nutzen.

http://www.boeckler.de/40468.htm

Deutschland braucht ein bundesweitesBibliotheksrahmengesetz: Nur so könntedie Mammutaufgabe gelöst werden, denBestand der Bibliotheken zu sichern undsie zur Pflichtaufgabe ihrer Träger zu er -klären. Denn auch in den Bundesländern,in denen es Bibliotheksgesetze gibt, ist dieLage unbefriedigend. Das muss sichändern: Schließlich geht es um die Ein -lösung eines Bildungsauftrags.

VON KERSTIN THORWIRTH

Obwohl die Fachwelt seit 1950 die Not wen -dig keit betont, Bibliotheken als Teil der

Daseinsvorsorge gesetzlich vorzuschreiben, sindsie noch immer eine freiwillige Aufgabe ihrerTräger. In einigen Landesteilen hat das zu einemKahlschlag durch Kämmerer und Finanzministergeführt. Besonders drastisch ist die Lage inSachsen-Anhalt: Existierten hier 1990 noch rund1000 öffentliche Bibliotheken, sind es inzwischennur noch 350.

Zwar stehen die Antworten der Parteien zudiesem Thema anlässlich der bevorstehendenBundestagswahl noch aus. Doch es ist zu befürch-ten, dass sie nicht wesentlich konstruktiver aus -fallen werden als bisher: Alle Parteien sehen dieNotwendigkeit einer ausreichenden Finanzierungvon Bibliotheken – und erklären sich für nicht

zuständig. Stets verweisen Bundespolitiker vonCDU/CSU, FDP und SPD darauf, dass die Ge setz -gebungskompetenz für Bibliotheken bei denLändern liege, weil die allein für den Bereich Bil -dung, Kultur und Wissenschaft zuständig sind.

Die Länder wiederum, durch falsche Steuer -politik des Bundes eines Teils ihrer dringend benötigten Finanzen beraubt, sehen in der Frei -willig keit von Aufgaben gute Möglichkeiten, Fi -nanz löcher zu stopfen. Zwar gibt es inzwischen inSachsen-Anhalt, Thüringen und Hessen Biblio -theks gesetze. Doch sie alle schreiben Bibliothekennicht als Pflichtaufgabe vor und auch einheitlicheQualitätsansprüche fehlen. Damit bleiben sie weithinter den Handlungs empfehlungen der Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“ von 2007zurück, die mehr rechtliche Verbindlichkeit for -der te und einen länderübergreifenden Staats ver -trag für wünschenswert hielt.

Wie ein gutes Bibliotheksgesetz aussehenmüsste, hat die Bundesarbeitsgruppe Archive,Bibli otheken und Dokumentationseinrichtungenvon ver.di bereits 2008 formuliert. Besonders her-auszuheben: Die Finanzierung von Bibliothekenmuss zur Pflichtaufgabe der Träger werden. Au -ßerdem gilt es festzuschreiben, dass neben einerhauptamtlichen Leitung qualifiziertes Per sonal zubeschäftigen ist. Und schließlich sollte ein gutesBibliotheksgesetz konkrete Aussagen zu Min dest -bestandsgrößen und Neuerwerb in Ab hän gig keitvon der Einwohnerzahl enthalten.

Große Hoffnung setzte ver.di auf den Ge setz -entwurf des Süd-Schleswigschen Wähler ver -bandes (SSW), der im Sommer 2010 vorgelegtwurde. Damit das Recht aller BürgerInnen aufZugang zu Informationen und Wissen verwirklichtwerde, müsse es in jeder Gemeinde eine Biblio -thek geben, wo sich alle BürgerInnen kosten güns -tig durch Bücher und andere Medien informierenkönnten, verlangte der SSW. Doch CDU und FDPlehnten den Gesetzentwurf ab, die Grünen ent-hielten sich. So wurde die weitere Behandlungauf die nächste Legislaturperiode vertagt. Ob dieseit gut einem Jahr regierenden Parteien SPD,Grüne und SSW das Thema wieder aufgreifen, istnoch unklar. Alle Erfahrungen zeigen: Ohne einBundesgesetz ist der Bildungsauftrag der Biblio -theken nicht einzulösen. b

Bibliothekenbrauchen Bundesgesetz

Bibliotheken erfüllen Bildungsaufgabe

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Das gu t e Be i sp i e l

M E L D U N G E N

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„Gewerkschaft kann richtig Spaßmachen!“ bemerkte Industriemechaniker-Azubi Christopher. Zusammen mit 300anderen Beschäftigten des KIT stand erMitten im Winter auf dem Ehrenhof desKarlsruher Instituts für Technologie (KIT)und diskutierte über ver.dis Tarifforde run -gen. Das war am 19. Februar 2013 – undChristophers erster Warnstreik.

VON THORSTEN DOSSOW

Christopher ist kein Einzelfall. Vor allem beiden jungen Leuten gab es am KIT im vergan-

genen Jahr einen deutlichen Mitgliederzuwachs:62 neue Azubis wurden angesprochen – 43 vonihnen haben inzwischen einen ver.di-Mitglieds -ausweis. „Uns ist es wichtig aufzuzeigen, wasMit bestimmung im Betrieb wirklich heißt,“ sagtdie JAV-Vorsitzende Vanessa Seth. Sie und ihreMitstreiterInnen luden deshalb zu Azubi-Früh -stücken ein und informierten die angehendenLaborantInnen, Kaufleute, FeinmechanikerIn nen,TierpflereInnen und MediengestalterInnen überihre Rechte und Beteiligungsmöglichkeiten imBetrieb. „Natürlich war das ein enormer Zeit auf -wand, aber der Erfolg zeigt: Es hat sich ge lohnt,“bilanziert Seth. Früher waren weniger als vier Pro -zent der 450 Azubis organisiert, heute sind fast20 Prozent GewerkschafterInnen.

Ein großes Thema am KIT ist seit längerem dieÜbernahme aller Auszubildenden. Etwa die Hälftebekommt lediglich die Möglichkeit, drei Monatenach den Prüfungen weiterzuarbeiten. Klar dasshier etwas passieren muss. Deshalb entwickeltedie JAV mit Unterstützung von ver.di einen Plan,wie eine Weiterbeschäftigung möglichst allerAzubis erreicht werden kann.

Die Aktionen sind vielfältig und machen Spaß.So schnappten sich Azubis nach einer Jugend-und Auszubildendenversammlung Sprühdosenund Schablonen und dekorierten den Kan tinen -bereich mit der Ansage „Ihr könnt uns Mal… –übernehmen!“. Das sorgte für Aufsehen bei denzum Essen Eilenden und zur Ansage der KIT-Leitung, die Forderungen wieder zu entfernen.Natürlich ließ sich die JAV die Chance nicht entge-hen, bei der Putzaktion am folgenden Tag erneutauf ihr Anliegen hinzuweisen.

Aufmerksamkeit erregte auch die Aktion:„Stehen damit es weiter geht“. Dabei zogen sichviele KIT-Azubis Streikhemdchen an und bliebenvor einer Personalversammlung im Eingangs -bereiche des Audimax stehen. So mussten sichalle Hereinströmenden an ihnen vorbeidrückenund wurde dabei mit der auf den Rücken derAzubis zu lesenden Forderung konfrontiert:„Unbefristet und in Vollzeit“.

Die neuen ver.dianerInnen wissen inzwischen,was Gewerkschaften sollen: Eine starke Machtsein, die Spaß macht und bei der alle mitmachenkönnen. Längst kommen die Ideen nicht mehr nurvon der JAV. So entstand während einer Auszu bil -dendenversammlung spontan ein Harlem Shakein einem Hörsaal: Bei dieser Aktionsform tanzenMenschen in unterschiedlichen Umge bungen zuden harten Rhythmen des amerikanischen DJsBAAUER und veröffentlichen ein Video davon aufYoutube. Den link schickten die KIT-Azubis an dieKarlsruher News und die Journa listen fragtenprompt beim KIT-Präsidium nach, was denn dortlos sei. Zwar ist das Ziel, die Übernahme allerAuszubildenden zu erreichen, noch nicht ge -schafft. Doch die JAV-Vorsitzende Vanessa Seth istguten Muts, dass sich das Dank des Drucks vonunten in absehbarer Zeit ändert. b

http://www.youtube.com/watch?v=gQ4HLPceh-w

Mit Sprühdose und Video

W Lohnsteuerbeauftragtegesucht

Wer hat Lust, KollegInnenbei der Einkommens steuererklä -rung zu unterstützen? ver.di bietet die Möglichkeit, an einwö-chigen Schulungen oder einemauf mehrere Wochen enden ver-teilten Kurs teilzunehmen. Dortwerden die notwendigen Kennt -nisse ver mittelt, um über einLohn steuer programm am Com -puter die Einkommen steuererklä -rung für Mitglieder durchführenzu können. Schreibtische inver.di-Geschäftsstellen könnendafür genutzt werden. Steuer -rechtlich ist alles durch diever.di-Bundes verwaltung mitdem Finanzamt abgestimmt. DerZeitaufwand pro Monat beträgtnach der Schulung etwa 10Stunden monatlich. Für jedeRegion gibt es zuständigeBetreuerInnen, die für Fragenoder Probleme zur Verfügungstehen.

Für einen Erstkontakt bittemelden bei Manuela Colombe,ver.di-Bundesverwaltung, Tel.:030/69 56-23 72 oder per E-Mail:[email protected].

W Dunkle VergangenheitAn der Technischen Hoch -

schule Berlin wurden in denJahren 1933 bis 1938 minde-stens 107 Angehörige ihres wis-senschaftlichen Personals aus„rassischen“ oder politischenGründen entlassen. Im Rahmeneines Forschungsprojektes derTU Berlin hat sich die Histori -kerin Carina Baganz am Zen trumfür Antisemitismus forschung mitdiesem Kapitel der Hochschul -geschichte intensiv beschäftigtund ein Buch darüber veröffent-licht.

Carina Baganz, Diskri -minie rung, Aus gren zung,Vertreibung: Die TechnischeHochschule Berlin währenddes Nationalsozialismus.

Metropol Verlag, Berlin 2013,414 Seiten, 24 Euro

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Die Broschüre gibt ganz konkrete Hinweise:Was ist überhaupt ein Arbeitsvertrag und wie

ist die rechtliche Lage, wenn ich krank bin? Umwelche Jobs handelt es sich überhaupt? So istklar, dass die Tätigkeiten von „Hiwis“ in Bezugzur wis senschaftlichen Arbeit – ob nun Forschungoder Lehre – stehen müssen. Reine Verwaltungs -tätigkeiten, wie die technische Aufbereitung vor-gegebener Informationen, Web-Administration,Sekretariatstätigkeiten oder Bibliotheksaufsichtsind keine wissenschaftlichen Dienstleistungen.Wem solche Verwaltungstätigkeiten übertragenwur den, hat als Gewerkschaftsmitglied einenrecht lichen Anspruch auf Vergütung nach demTarifvertrag der Länder (TV-L). Doch auch wo derBezug zur Wissenschaft unzweideutig ist, könnenHiwis nicht für alles eingesetzt werden So dürfensie beispielsweise an Pflichtveranstaltungen mit-wirken – nicht aber solche Kurse selbst leiten.

Auch zum Thema Befristung gibt es nützlicheHinweise. Die muss nämlich zu Beginn des Ar -beits verhältnisses schriftlich vereinbart sein, sonstist sie nicht gültig. Auch ist es unzulässig, dieBefristung an den Zeitpunk zu koppeln, an demder oder die Beschäftigte den Studieren denstatusin der Sozialversicherung verliert.

Die Broschüre eignet sich sehr gut als Begleit -material für die Erstansprache und als Nachweisder Kompetenz von ver.di auch für diese Beschäf -tig tengruppe. In kurzer, verständlicher Form wer-den die speziellen Problemlagen besprochen undHandlungsvorschläge unterbreitet.

Neben der gedruckten Broschüre, die über dieLan desfachbereiche zu bestellen ist, gibt es aucheine PDF-Datei auf der Seite www.biwifo.verdi.de

Tipps und Infos für studentische Beschäftigte

Aus der Feder der ver.di-Arbeitsgruppe Studierende

stammt die jüngsteBroschüre des Fachbereichs.Sie informiert über Rechte

und Pflichten studentischerBeschäftigter, weil es oft

Unklarheiten und Unkennt -nis gibt, wo und wie

„Hiwis“ eingesetzt werdendürfen und was es

für sie sonst noch zubedenken gilt.

16. bis 20. September 2013Lage-Hörste

23. September 2013 Waldsrode

23. bis 25. September 2013 Gladenbach

10 Jahre Hartz-Gesetze. Was ist aus der beruflichenBildung geworden?

Fachtagung des ver.di-Fach -bereichs 05 mit der DGBKooperationsstelle an der FreienUniversität Berlin.

13. Nov. 2013, 9 – 16 Uhr,ver.di-Bundesverwaltung

Eingruppierungsrecht im TV-L und TVöD

Gute Arbeit = Gesunde Arbeit, Gestaltungsmöglichkeiten für Personalräte,Betriebsräte und Vertrauensleute im stark veränderten Bibliotheksumfeld.

Arbeiten ohne (gutes) Ende für die Wissenschaft?

Gefährliche MarktillusionMitte der 1980er Jahre hatte der Wissenschaftsrat noch festgeschrieben: „Wettbewerb ist kein Selbst -zweck.“ Doch kurz danach schien diese Überzeugung in der deutschen Hochschul- und Forschungs -landschaft nicht mehr zu gelten. Seither wird gerankt und verglichen – und weil Qualität mit einersolch schematischen Eindeutigkeit nicht zu fassen ist, wurden quantitative Kriterien als Ersatz gewählt,um über die Reihenfolge auf den Bestenlisten zu entscheiden. Beispiel: Die Zahl der Veröffentlichun -gen. Das aber führt nicht zu einem Mehr an wissenschaftlicher Erkenntnis oder Bildung, sondernlediglich zur Mengenproduktion von Aufsätzen: Forschungsergebnisse werden möglichst auf mehre-re Publikationen verteilt. Das aber ist hinderlich für die Rezeption und damit für die Wissenschaft.

„Mathias Binswanger beschreibt in seinem Buch „Sinnlose Wettbewerbe – Warum wir immermehr Unsinn produzieren“, wie sich die Marktideologie in Bereichen wie der Forschung oder demGesundheitswesen durchgesetzt hat. Und er belegt anschaulich und kundig, zu welch absurden undperversen Folgen das geführt hat. b aje

Mathias Binswanger Sinnlose Wettbewerbe, Warum wir immer mehr Unsinn produzieren,Herder-Verlag, 9,99 EuroBUCHTIPPBUCHTIPP

S E M I N A R E 2 0 1 3V E R A N S T A L T U N G E N

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P O R T R Ä T

B l i c k von außen und nach i nnen

Mittwochnachmittag im Studentenwerk Ber -lin: Nach der anstrengenden Personal rats -

sitzung freue ich mich auf die Bewegung in unse-rer Laufgruppe. Vorher genehmige ich mir nocheinen fairen Bioespresso in der Coffeebar derMen sa Hardenbergstraße. Die Freaks in Ganz -körper kondomen nerven mich: Sie verteilen Stu -dentenfutter und Sprüche wie „Stelle stattSchwarzarbeit“ und verstellen mir dabei die Sichtauf ein Foto an der Wand. Es stammt aus den1930er Jahren und zeigt ordentlich eingedeckteTische in der Alten Mensa im Studentenhaus –und passt so gar nicht zur Marketing-Messageder Freaks, die mir verklickern soll, dass dasStudentenwerk seit April 1973 als öffentlich-rechtliche Anstalt Service für Studierende bietet.

Ein Tag Ende 2011 kommt mir in den Sinn.Damals wurde in der Mensa Nord der 90steGeburtstag des DSW gefeiert. Ganz in der Näheliegt das Studentenhaus in der OranienburgerStraße; in den 1940er Jahren betrieb das Studen -tenwerk da Speisungen und einen Gesund -heitsdienst. Ist das eigentlich das Gebäude, vondem aus die Studenten am 10. Mai 1933 zurBücherverbrennung auf den Opernplatz zogen?

Und was war in diesem Haus hier in der Har -den berg straße los? Während des Nationalsozialis -mus gab es alle Dienste für Studenten wie Be -ratung, Stipendien, Akademischer Austauschund natürlich Essen. Jüdische und marxistischeStudenten von jeder Unterstützung auszuschlie-ßen, nannte der Verein Studentenhaus Charlot -tenburg e.V. im April 1933 als zentrales Anliegenseines Fürsorgewesens. In den Chroniken wirddiese Zeit „Gleichschaltung“ genannt, geht mirdurch den Kopf, als ich im orangefarbigen Sport -shirt des Studentenwerks die Tannenberg allee inBerlin-Charlottenburg entlang laufe. Hier war frü-her der Sitz des Reichsstudentenwerks: BernhardRust, Reichsminister für Wissenschaft, Erziehungund Volksbildung, hatte am 2. Novem ber 1934per Verordnung eine öffentlich rechtliche Anstaltgegründet: Jeder volksdeutschen Begabung sollte

ohne Rücksicht auf Herkunft und wirtschaftlicheKraft der Zugang zur deutschen Hochschuleermöglicht werden. Das Ziel war die Auslese derTüchtigsten im Sinne des Natio nal sozialismus.

Die Studienstiftung des deutschen Volkesund die studentische Darlehenskasse wurdenaufgelöst, die 51 Studentenwerke ins Reichs -studenten werk eingegliedert. Dessen politischerRahmen sei vom Führer selbst gesteckt worden,verkündete der Leiter des ReichsstudentenwerksHanns Streit 1935 und betonte die gute Zu -sammenarbeit mit der HJ, der SA und der SS.Mit dem „Gesetz über das Reichsstudenten -werk vom 6. Juli 1938“ wurde die Arbeit dannjuristisch fundiert. Die Finanzierung aus Landes -zu schüssen, Beiträgen der Studierenden undsonstigen Zuwendungen lief dabei nicht vielanders als heute.

Drei Aufgaben hatte das Reichsstudenten -werk: Fördern, wirtschaftliche Einrichtungen be -trei ben und einen Gesundheitsdienst organisie-ren. Dessen Chef gab 1935 das Ziel aus, diedeutschen Hochschulen durch eine gründlicheAuslese nach gesundheitlichen, rassehygieni-schen, charakterlichen und erbbiologischenGesichtspunkten vor dem Zuzug ungeeigneterStudenten zu bewahren. Was haben da eigent-lich für Leute gearbeitet, nachdem die Gewerk -schaften im Frühjahr 1933 zerschlagen wordenwaren und auch die betriebliche Mitbestim -mung nicht mehr galt? Alles sportliche, gesun-de, arische Nazis oder was?

Um meine SportskollegInnen zu treffen,muss ich weiter zum Teufelsberg. Diese höchsteErhebung Berlins ist ein Trümmerhaufen aufdem Gelände der 1937 erbauten Wehrtechni -schen Fakultät. Heute wird er gerne für ein kräf-tigendes Lauftraining genutzt. b

Klaus-Peter Drechsel

Britta M. Hamann

W Kreativ und erfrischend anders

Seit dem 1. April verstärktBritta M. Hamann das Projektfairspektive in Berlin. Früher warsie Gärtnerin, dann hat sie sichdem Abenteuer Universitätgestellt und in Hamburg undBielefeld Sozialökonomie undSoziologie studiert. Neben derganzen Theorie gestaltete sieganz praktische Bildungsarbeitbei unterschiedlichen Trägernmit. Kurzum: Britta ist einBildungs fan.

Mit erprobten Methodenkennt sie sich gut aus, aber vorallem hat sie ein Faible fürNeues. Die revolutionärstenIdeen kommen ihr, wenn sie mitGleichgesinnten „drauflos-spinnt“ – und in der Regel setztBritta sie dann auch gleich um.Das inzwischen weit bekannteKlopapier der ver.di-Jugend,kreative Aktionen in der Fuß -gängerzone oder die Aktions -woche Urlaub sind nur dreiBeispiele.

Ein bildungspolitisches undkreatives Talent wie Britta isteine große Bereicherung fürunsere Gewerkschaft, zumal sieÜberzeugungstäterin ist und fürver.di „brennt“. Hinter ihrermeist offenen Tür wartet nichtnur ein sehr buntes Büro, son-dern auch eine Tasse Tee auf diejenigen, die mit Britta neueIdeen aushecken oder einfachmal über alles und jedes redenwollen. Ein Besuch lohnt sichimmer, denn Britta ist authen-tisch und erfrischend anders! b

Matthias Neis

Lauf durch dieGeschichte

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Klaus-Peter Drechsel

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Ich möchte Mitglied werden ab:

Monat/Jahr

Persönliche Daten:

Name

Vorname/Titel

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PLZ Wohnort

Geburtsdatum

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E-Mail

Staatsangehörigkeit

Geschlecht weiblich männlich

Beschäftigungsdaten

Arbeiter/in Angestellte/r

Beamter/in DO-Angestellte/r

Selbstständige/r freie/r Mitarbeiter/in

Erwerbslos

Azubi-Volontär/in-Referendar/in bis

Altersteilzeit bis

Wehr-/Zivildienst bis

Praktikant/in bis

Sonstiges

Schüler/in-Student/in bis(ohne Arbeitseinkommen)

Bin/war beschäftigt bei (Betrieb/Dienststelle/Firma/Filiale)

Straße/Hausnummer im Betrieb

PLZ Ort

Branche

ausgeübte Tätigkeit

ich bin Meister/in-Techniker/in-Ingenieur/in

Tarifvertrag

Tarifl. Lohn- oder Gehaltsgruppe bzw. Besoldungsgruppe

Tätigkeits-/Berufsjahr, Lebensalterstufe

regelmäßiger monatlicher Bruttoverdienst

Euro

Einzugsermächtigung:

Ich bevollmächtige die ver.di, den satzungs-gemäßen Bei trag bis auf Widerruf im Last-schrift ein zugs verfahren

zur Monatsmitte zum Monatsende

monatlich halbjährlich

vierteljährlich jährlich

Name des Geldinstituts/Filiale (Ort)

Bankleitzahl Kontonummer

Name Kontoinhaber/in (Bitte in Druckbuchstaben)

Datum/Unterschrift Kontoinhaber/in

oder im Lohn-/Gehaltsabzugsverfahren* monatlich bei meinem Arbeitgeber einzu-ziehen. *(nur möglich in ausgewählten Unternehmen)

Personalnummer (nur für Lohn-/Gehaltsabzugsverfahren

Ich war Mitglied der Gewerkschaft:

von: bis: Monat/Jahr Monat/Jahr

Monatsbeitrag: Euro

Der Mitgliedsbeitrag beträgt nach § 14 der ver.di-Sat-zung pro Monat 1% des regelmäßigen monatli chen Bruttoverdienstes. Für Rentner/innen, Pensionär/innen, Vorruheständler/innen, Krankengeldbezieher/innen und Erwerbslose beträgt der Monatsbeitrag 0,5% des regelmäßigen Bruttoeinkommens. Der Mindest-beitrag beträgt € 2,50 monatlich. Für Hausfrauen/Hausmänner, Schüler/innen, Studierende, Wehr-, Zivil-dienstleistende, Erziehungsgeldempfänger/innen und Sozialhilfeempfänger/innen be trägt der Beitrag € 2,50 monatlich. Jedem Mitglied steht es frei, höhere Beiträge zu zahlen.

DatenschutzIch erkläre mich gemäß § 4a Abs. 1 und 3 BDSG ein-verstanden, dass meine mein Beschäftigungs- und Mitgliedschaftsverhältnis betreffenden Da ten, deren Änderungen und Ergänzungen, im Rahmen der Zweckbestimmung meiner Gewerkschaftsmitglied-schaft und der Wahrnehmung gewerkschafts-politischer Aufgaben elektronisch verarbeitet und genutzt werden.Ergänzend gelten die Regelungen des Bundes-datenschutzgesetzes in der jeweiligen Fassung.

Datum/Unterschrift

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982-

02-0

610

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Teilzeit Anzahl Wochenstd.BE

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Coupon bitte abtrennen und im Briefumschlag schicken an: Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft . Fachbereich 5 . Bildung, Wissenschaft und Forschung . Paula-Thiede-Ufer 10 . 10179 Berlin