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Nr. 82, Mai 2009 Die südkoreanische KDVBewegung ist noch sehr jung. Sie geht zurück auf das Jahr 2000, als Menschenrechtsorganisationen sich zum ersten Mal zusammenschlossen, um das Schicksal der Zeugen Jehovahs in die Öffent lichkeit zu bringen, die seit 1939 aufgrund ihrer Kriegsdienstverweigerung ins Gefängnis ge gangen sind. Seitdem sindf mehr als 10 000 Zeugen Jehovahs wegen ihrer Kriegsdienst verweigerung ins Gefängnis gegangen, und vielen Wehrpflichtigen und politischen Gefang enen war dies bekannt, doch es erreichte trotzdem nicht das öffentliche Bewusstsein. Dies änderte sich erst im Jahr 2000, und im Dezember 2001 wurde eine neue KDV Bewegung geboren, als Oh Taeyang, ein Pazifist und Buddhist, seine KDV erklärte. Neun Jahre und mehr als 5 000 KDVer später (die große Mehrheit noch immer Zeugen Jehovahs) gibt es in Südkorea noch immer kein Recht auf KDV, trotz einiger beeindruk kender Erfolge. Tatsächlich führte der Regie rungswechsel im Dezember 2007 zu einem Rückschlag für die KDVBewegung, und die neue Regierung hat sich von einigen Ver sprechen der vorherigen Regierung distanziert – insbesondere dem Versprechen, ein Recht auf Kriegsdienstverweigerung einzuführen. Aus diesem Grund entschied die War Resisters' International, die Situation in Südkorea zum Schwerpunkt für den Internationalen Tag zur Kriegsdienstverweigerung – den 15. Mai 2009 – zu machen. Von Menschenrechten zu Antimilitarismus und Gewaltfreiheit Als die koreanische KDVBewegung begann, war sie von Menschenrechtsorgani sationen dominiert, und er Diskurs konzentrier te sich auf das Menschenrecht Kriegsdienstver weigerung, basierend auf der Religionsfreiheit. Auch wenn einige Friedensorganisationen von Anfang an dabei waren, so war in den frühen Tagen der Bewegung der Diskurs zu Frieden und Antimilitarismus in der Bewegung nicht sehr sichtbar. Das ist verständlich. Zu Beginn war die Bewegung eine Reaktion auf die routi nemäßige Inhaftierung von Zeugen Jehovahs und das Schweigen darüber. Das sollte sich ändern – erst langsam, mit der KDVErklärung von Oh Taeyang, und dann schneller, mit dem IrakKrieg, der Entsendung koreanischer Truppen in den Irak, und der KDVErklärung von Cheolmin Kang im November 2003, ein Wehrpflichtiger, der sich weigerte seinen Wehrdienst weiter abzuleisten, basierend auf seiner Opposition gegen den Krieg im Irak. Die Bewegung entdeckte außerdem die Gewaltfreiheit als Kampfmittel. Aus zahlrei chen Quellen lernte sie über Gewaltfreiheit, organisierte Workshops, ein jährliches Frie denscamp, und beteiligte sich an anderen Kampagnen, in die sie eine gewaltfreie Perspektive einbrachte. Erfolge Trotz der Tatsache, dass das Recht auf Editorial Willkommen zu dieser Ausgabe des Zerbrochenen Gewehrs, mit einem Schwerpunkt zur Situation von Kriegsdienstverweigerern in Südkorea. Dies ist nicht das erste Mal, dass die War Resisters' Inter national eine Ausgabe zu Südkorea produziert – das letzte Mal was zum Tag der Gefangenen für den Frieden 2003. Damals befanden sich ca. 750 Kriegsdienstverweigerer aufgrund ihrer Verweigerung im Gefängnis. Auch wenn diese Zahl heute kleiner ist – nach der Webseite von KSCO befinden sich derzeit ca. 400 KDVer im Gefängnis – so hat sich die recht liche Situation der Kriegsdienst verweigerer seit November 2003 nicht wesentlich verbessert. Aus diesem Grund entschieden die War Resisters' International und Korea Solidarity for Conscientious Objec tion, Südkorea zum Schwerpunkt für den Internationalen Tag zur Kriegsdienstverweigerung am 15. Mai 2009 zu machen. Diese Ausgabe des Zerbroch enen Gewehr dient nur als Ein führung zur Situation der Kriegs dienstverweigerer in Südkorea. Zeitgleich haben die War Resisters' International und Korea Solidarity for Conscientious Objection eine Dokumentation veröffentlicht (auf Englisch unter http://wriirg.org/node /7168), die vertiefende Infor mationen enthält. Das in dieser Ausgabe des Zer brochenen Gewehrs und der Doku mentation enthaltene Material zeigt, wie viel die koreanische KDV Bewegung in nur acht Jahren er reicht hat. Aber es zeigt auch, wie wichtig internationaler Druck ist, um in Südkorea Veränderungen durch zusetzen. Die KDVBewegung hat viel getan, um das internationale Menschenrechtssystem zu mobi lisieren, und hat eine bahnbrech ende Entscheidung des Menschen rechtskomitees der Vereinten Nationen erwirkt. Jetzt müssen wir, die internationale KDVBewegung, auch unseren Teil beitragen. Inter nationale Unterstützung der korea nischen KDVBewegung von der Basis her ist jetzt dringend erfor derlich. Am 15. Mai besteht die Gelegenheit, dies zu tun. Andreas Speck. SolidaritätmitKriegsdienst verweigererninSüdkorea 15. Mai – Internationaler Tag zur Kriegsdienstverweigerung

Das zerbrochene Gewehr, 82

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15. Mai – Internationaler Tag zur Kriegsdienstverweigerung: Schwerpunkt Südkorea Das Zerbrochene Gewehr ist das Magazin der Internationale der Kriegsgegner_innen, erscheint dreimal jährlich und wird auf Deutsch, Français, English und Español veröffentlicht. Um "Das Zerbrochene Gewehr" zu abonnieren und per Mail zu erhalten klicken Sie bitte hier: http://lists.wri-irg.org/sympa/subscribe/daszerbrochenegewehr

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Nr. 82, Mai 2009

Die südkoreanische KDV­Bewegung istnoch sehr jung. Sie geht zurück auf das Jahr2000, als Menschenrechtsorganisationen sichzum ersten Mal zusammenschlossen, um dasSchicksal der Zeugen Jehovahs in die Öffent­lichkeit zu bringen, die seit 1939 aufgrund ihrerKriegsdienstverweigerung ins Gefängnis ge­gangen sind. Seitdem sindf mehr als 10 000Zeugen Jehovahs wegen ihrer Kriegsdienst­verweigerung ins Gefängnis gegangen, undvielen Wehrpflichtigen und politischen Gefang­enen war dies bekannt, doch es erreichtetrotzdem nicht das öffentliche Bewusstsein.Dies änderte sich erst im Jahr 2000, und imDezember 2001 wurde eine neue KDV­Bewegung geboren, als Oh Tae­yang, einPazifist und Buddhist, seine KDV erklärte.Neun Jahre und mehr als 5 000 KDVerspäter (die große Mehrheit noch immer ZeugenJehovahs) gibt es in Südkorea noch immerkein Recht auf KDV, trotz einiger beeindruk­kender Erfolge. Tatsächlich führte der Regie­rungswechsel im Dezember 2007 zu einemRückschlag für die KDV­Bewegung, und dieneue Regierung hat sich von einigen Ver­sprechen der vorherigen Regierung distanziert– insbesondere dem Versprechen, ein Rechtauf Kriegsdienstverweigerung einzuführen. Ausdiesem Grund entschied die War Resisters'International, die Situation in Südkorea zumSchwerpunkt für den Internationalen Tag zurKriegsdienstverweigerung – den 15. Mai 2009– zu machen.

Von Menschenrechten zuAntimilitarismus und GewaltfreiheitAls die koreanische KDV­Bewegungbegann, war sie von Menschenrechtsorgani­sationen dominiert, und er Diskurs konzentrier­te sich auf das Menschenrecht Kriegsdienstver­weigerung, basierend auf der Religionsfreiheit.Auch wenn einige Friedensorganisationen vonAnfang an dabei waren, so war in den frühenTagen der Bewegung der Diskurs zu Friedenund Antimilitarismus in der Bewegung nichtsehr sichtbar. Das ist verständlich. Zu Beginnwar die Bewegung eine Reaktion auf die routi­nemäßige Inhaftierung von Zeugen Jehovahsund das Schweigen darüber. Das sollte sichändern – erst langsam, mit der KDV­Erklärungvon Oh Taeyang, und dann schneller, mit demIrak­Krieg, der Entsendung koreanischerTruppen in den Irak, und der KDV­Erklärungvon Cheol­min Kang im November 2003, einWehrpflichtiger, der sich weigerte seinenWehrdienst weiter abzuleisten, basierend aufseiner Opposition gegen den Krieg im Irak.Die Bewegung entdeckte außerdem dieGewaltfreiheit als Kampfmittel. Aus zahlrei­chen Quellen lernte sie über Gewaltfreiheit,organisierte Workshops, ein jährliches Frie­denscamp, und beteiligte sich an anderenKampagnen, in die sie eine gewaltfreiePerspektive einbrachte.ErfolgeTrotz der Tatsache, dass das Recht auf

EditorialWillkommen zu dieser Ausgabe

des Zerbrochenen Gewehrs, miteinem Schwerpunkt zur Situationvon Kriegsdienstverweigerern inSüdkorea. Dies ist nicht das ersteMal, dass die War Resisters' Inter­national eine Ausgabe zu Südkoreaproduziert – das letzte Mal was zumTag der Gefangenen für denFrieden 2003. Damals befandensich ca. 750Kriegsdienstverweigerer aufgrundihrer Verweigerung im Gefängnis.Auch wenn diese Zahl heute kleinerist – nach der Webseite von KSCObefinden sich derzeit ca. 400 KDVerim Gefängnis – so hat sich die recht­liche Situation der Kriegsdienst­verweigerer seit November 2003nicht wesentlich verbessert. Ausdiesem Grund entschieden die WarResisters' International und KoreaSolidarity for Conscientious Objec­tion, Südkorea zum Schwerpunktfür den Internationalen Tag zurKriegsdienstverweigerung am 15.Mai 2009 zu machen.

Diese Ausgabe des Zerbroch­enen Gewehr dient nur als Ein­führung zur Situation der Kriegs­dienstverweigerer in Südkorea.Zeitgleich haben die War Resisters'International und Korea Solidarityfor Conscientious Objection eineDokumentation veröffentlicht (aufEnglisch unter http://wri­irg.org/node/7168), die vertiefende Infor­mationen enthält.

Das in dieser Ausgabe des Zer­brochenen Gewehrs und der Doku­mentation enthaltene Material zeigt,wie viel die koreanische KDV­Bewegung in nur acht Jahren er­reicht hat. Aber es zeigt auch, wiewichtig internationaler Druck ist, umin Südkorea Veränderungen durch­zusetzen. Die KDV­Bewegung hatviel getan, um das internationaleMenschenrechtssystem zu mobi­lisieren, und hat eine bahnbrech­ende Entscheidung des Menschen­rechtskomitees der VereintenNationen erwirkt. Jetzt müssen wir,die internationale KDV­Bewegung,auch unseren Teil beitragen. Inter­nationale Unterstützung der korea­nischen KDV­Bewegung von derBasis her ist jetzt dringend erfor­derlich. Am 15. Mai besteht dieGelegenheit, dies zu tun.

Andreas Speck.

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SolidaritätmitKriegsdienst­verweigererninSüdkorea15. Mai – Internationaler Tag zur Kriegsdienstverweigerung

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KDV in Südkorea noch immer nicht anerkanntist, hat die Bewegung doch eine Reihejuristischer und politischer Erfolge vorzuweisen:• eine Verringerung des üblichen Strafmaßesvon drei Jahren auf 18 Monate.Entsprechend der derzeitigen rechtlichenSituation ist das die Minimalstrafe, die zueiner Entlassung aus dem Militär führt undsomit eine erneute Einberufung vermeidet;• KDVer werden nicht mehr vorMilitärgerichte gestellt, sondern vor zivileStrafgerichte;• eine bahnbrechende Entscheidung desMenschenrechtskomitees der VereintenNationen zum Recht auf Kriegsdienst­verweigerung, die deutlich besagt, dass dieNicht­Anerkennung des Rechts auf KDVeine Verletzung der Gedanken­, Gewissens­und Religionsfreiheit darstellt;• eine Empfehlung der NationalenMenschenrechtskomission Südkoreas, dasRecht auf KDV anzuerkennen;• sogar eine Ankündigung des südko­reanischen Verteidigungsministerium, dasses ein Recht auf KDV einführen würde,auch wenn dies nach dem Regierungs­wechsel zurückgenommen wurde;• und anhand mehrerer Meinungsumfragenunterstützt heute eine Mehrheit der Südkore­anerInnen die Idee eines Rechtes auf KDV.Für eine nur acht Jahre alte Bewegung istdiese Liste von Errungenschaften sehrbeeindruckend.HindernisseAuch wenn die Bewegung ihrem erklärtenZiel, der Einführung des Rechtes auf KDV,sehr nahe kam, so hat der Regierungswechselnach den Präsidentschaftswahlen vomDezember 2007 die Situation verändert. Am24. Dezember 2008 gab dasVerteidigungsministerium bekannt, dass dasRecht auf KDV nicht anerkannt werden kann,da es vom koreanischen Volk nicht unterstütztwürde (die Frage ist, warum dieMeinungsumfrage im Auftrag des

Verteidigungsministeriums zu einem soanderen Ergebnis kam – wer zahlt, bestimmtdas Ergebnis?).Der Rechtsruck in der Regierung haterneut die Kräfte des Militarismus undAntikommunismus gestärkt, die ein Recht aufKDV absolut ablehnen – trotz internationalerVerpflichtungen entsprechend vonMenschenrechtsabkommen, die von Südkoreaverlangen, das Recht auf KDV anzuerkennen.Mehr Druck ist nötigDie koreanische KDV­Bewegung hat in derZwischenzeit ungefähr 500 weitere Beschwer­den beim Menschenrechtskomitee der Verein­ten Nationen eingereicht. Es kann davon aus­gegangen werden, dass alle 500 genausoentschieden werden wie die ersten zwei imJahr 2006 – das Südkorea Menschenrechteverletzt, indem es das Recht auf KDV nichtanerkennt.Die War Resisters' International hebt am15. Mai 2009 die Situation in Südkorea hervor,um den Druck durch die internationale KDV­Bewegung zu verstärken. KDVer aus derganzen Welt werden sich in Seoul treffen, umihre Unterstützung für die südkoreanischenKDVer deutlich zu machen. Auch Du kannstDeine Unterstützung zeigen. Organisiere eineAktion vor einer südkoreanischen Botschaftoder einem Konsulat! Schreibe an denPräsidenten Südkoreas, und fordere das Rechtauf Kriegsdienstverweigerung!

Andreas SpeckWar Resisters' InternationalAdresse für Protestbriefe:President Lee Myung­bak1 Cheongwadae­roJongno­guSeoulRepublik [email protected]

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Fortsetzung von Seite 1Wehrpflicht inSüdkorea

Die Republik Südkoreaunterhält ein sehr striktesWehrpflichtsystem. JungeMänner werden in dem Jahr,in dem sie 18 werden, auto­matisch für die Wehrpflichtregistriert. Dem folgt mit 19die medizinische Eignungs­prüfung. Die Wehrpflichtbesteht bis zum 31. Lebens­jahr, im Fall von Wehrpflicht­vermeidern jedoch bis zum36. Lebensjahr.

Der Militärdienst dauertzwei Jahre. Ein großer Teilder Wehrpflichtigen (fast200 000 der 300 000­350 000 Wehrpflichtigen proJahr) leisten den Großteilihres Wehrdienstes in öffent­lichen Verwaltungen oderanderswo ab, und absol­vieren nur eine vierwöchigeGrundausbildung. Für siedauert der Wehrdienst 26Monate. Welche Art vonWehrdienst zu leisten isthängt von der medizinischenEignungsprüfung und denErfordernissen des Militärsab.

Nach der Entlassung ausdem Wehrdienst müssenWehrpflichtige in den folgen­den acht Jahren insgesamtan 160 Stunden Wehrübun­gen teilnehmen.

Von den insgesamt680 000 Soldaten im süd­koreanischen Militär sind ca.75% Wehrpflichtige. Offiziereund Unteroffiziere sind Be­rufssoldaten und stellen dieverbleibenden 25%. Nachdem "Defence Reform Plan2020" strebt Südkorea an,den Anteil der Berufssol­daten bis 2020 auf 40% zusteigern.

Die Kriegsdienstverwei­gerung ist nicht anerkannt,und jedes Jahr erhalten etwa600 KDVer Haftstrafen von18 Monaten. Die große Mehr­heit der KDVer sind ZeugenJehovahs, doch seit 2001steigt die Zahl nichtreligiöserKDVer. Seit 1939 habenmehr als 15 000 KDVeraufgrund ihrer Verweigerungdes Militärdienstes Haftstra­fen erhalten.http://wri­irg.org/node/4173 Die WRI war Mitorganisator der Blockade von NATO­ZU in Strasbourg am 4. April. Mehr als1000 Menschen beteiligten sich im Rahmen von Block­NATO an gewaltfreien Blockaden. MehrInformationen unter http://wri­irg.org/node/6991.

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SüdkoreazahltdenPreisfürUS­Militärstützpunkte1. Überblick

Seit 1950 sind US­Streitkräfte in der Repu­blik Korea (Südkorea) stationiert. Ihre eigent­liche Hauptaufgabe war es jegliche möglichemilitärische Bedrohung von Seiten der Volksre­publik Korea (Nordkorea) zu unterbinden.

Der Land Partnership Plan von 2002,zwischen der Republik Südkorea und derUSA, hat die Streitkräfte in weniger und dafüraber größere Militärstützpunkte und Trainings­gelände umorganisiert. Die Stützpunkte, dieehemalig an der Demarkationslinie gebündeltwaren wurden geschlossen, aber die Auswei­tung der Stützpunkte im Süden führt zu einererhöhten Kapazität, hoch ausgebildete Trup­pen zu anderen asiatischen „Schauplätzen“ zusenden. Schließlich wurden Bodenkampf­aufgaben an die Republik Korea verlagert,wodurch sich die Wahrscheinlichkeit von Ver­lusten der USA verringert. Im Jahr 2003 wurdedie zweite US Infanterie Abteilung von Yong­san nach Camp Humphreys in Pyeongtaek inden Süden verlegt, während die Regierungder Republik Korea, unter dem Relocation ofUS Bases Abkommen von 2004, gewaltsamFarmer enteignet hat (geschehen 2005­06).2.Aktuelle Situation der Verlager­ung der US­Militärstützpunkten

Das Abkommen von 2004 zur Verlagerungder US­Militärstützpunkte hat sich wegen loka­ler Proteste und Kostenüberschreitungen umfünf Jahre verzögert. Die Ausgaben sindschon über die vorerst geschätzten US$10Millionen gestiegen, deshalb will die USA,dass die Republik Korea ihren Anteil von 55%Beteiligung noch erhöht.3. Vergrößerung und verstärkteNutzung der Trainingsgebiete –Zerstörungen breiten sich aus1) Trainingsgelände

Die US­Militärstützpunkte im nördlichenTeil von Gyeonggi­do werden geräumt, dochnur von den USFK (US­Streitkräfte in Korea)genutzte Trainingsgebiete werden erweitert. Inder Dagma North Training Area, RodriguezComplex Range und der Story Range trainie­ren Truppen für den Einsatz im Irak und inAfghanistan. Vermehrt sind Beschwerden, diedie Sicherheit der nahe gelegenen Dorfbewoh­nerInnen betreffen aufgekommen. Durch diekonstanten militärischen Trainingsübungen ent­steht für die AnwohnerInnen ein erhöhterGeräuschpegel und es wird sogar von Boden­vibrationen berichtet.

DorfbewohnerInnen in der Nähe der mittler­weile geschlossenen Schiessübungsanlage inMaehyang­ri verlangen Entschädigungen fürdie Schäden die sie erlitten haben. Ein imAugust 2008 erschienener Gesundheitsberichthat in der Region eine sehr viel höhere Selbst­mordrate ermittelt als der nationale Durch­schnitt, außerdem wurde eine größere Häu­fung an psychologischen Fehlverhalten festge­stellt. Solche Konsequenzen werden sehr wahr­scheinlich noch lange nach einer Schließungder Übungsplätze anhalten.

Die gemeinsame Nutzung von Truppen­

übungsplätzen verlangt eine Erweiterung derTrainingsgebiete der Republik Korea für dieUS Streitkräfte ­ Mugun­ri Area wird in ihrerGröße verdoppelt. Seit Oktober 1997 wurdedieses Trainingsgebiet von der USA 13Wochen im Jahr benutzt (91 Tage).2) Die Errichtung eines Gürtels an derWestküste – Verstärkung derMilitärflughäfen

Verlagerung der Basen aus der entmili­tarisierten Zone nach Pyeongtaek: Die USStreitkräfte in Korea bereiten sich auf eineschnelle Offensive vor und verstärken dieAbwehrstreitkräfte gegen die VolksrepublikKorea, während sie zur selben Zeit auf Chinazielen.

Pyeongtaek, an der westlichen Spitze derkoreanischen Halbinsel, ist China sehr nahe.Da es in der Nähe des Militärflughafen Osansund der Südkoreanischer Marinestützbunkteund Häfen liegt, und ebenfalls schon mit Zugund Autobahnen verbunden ist, ist es einidealer Standpunkt für ein militärisches Zen­trum. Jetzt sind dort zudem noch PatriotMissile Units und PAC­3 (Patriot AdvancedCapability) stationiert.

Die Lärmbelästigung der Bevölkerung istdrastisch gestiegen, seit die US Air Force ihreFluggeschwader von überall nach Kunsanfliegt, um dort intensive Übungen durchzufüh­ren. Dies geschah zum Beispiel in 2007 vonHollomon, New Mexico, und von Aviano, Ita­lien; und in 2008 von Shaw, South Carolina.Das im Juni 2008 stattfindende gemeinsameManöver, „Max Thunder“, der US und ROK­­Luftstreitkräfte beinhaltete Staffeln ausKunsan, Okinawa, Guam und Idaho.

Es ist schwierig die Verbindungen zwi­schen der Lärmbelästigung durch Tiefflieger indem Gebiet um Kunsan und den verschieden­en menschlichen Gesundheitsproblemen oderden plötzlichen Tod des Viehbestandes,wissenschaftlich zu beweisen, jedochdie Beweise dafür häufen sich.4. Extreme Belastungen fürdie Republik Korea durchdie Umlagerung derMilitärstützpunkte

Der Status des US Forces Abkom­men (SOFA) bewilligt den USAkostenfrei Land für Militärstützpunkteund Trainingsplätze. Diverse Steuernund Autobahnkosten sind auch aufge­hoben; öffentliche Einrichtungendürfen nur den verbilligten Preis ver­langen, einige sind sogar ebenfallsumsonst.

Seit 1991 bekommt die USA Hilfevon der Republik Korea für die Errich­tung militärischer Einrichtungen, dieswird in dem Special Measures Agree­ment (SMA) umrissen. Das SMA wirdalle 2­3 Jahre erneuert und jedes malerhöht sich der Anteil, den dieRepublik Korea leisten muss. Unge­nutztes Geld aus dem SMA solltenormalerweise an die Republik Koreazurückgezahlt werden, jedoch statt­

dessen behalten die US­Streitkräfte in Koreadieses Plus in einem speziellen Fonds, in demsich jetzt schon US$10,000 Millionenangesammelt haben. Nach dem SMA hat dieRepublik Korea im Jahre 2007 US$725,5Millionen und im Jahr 2008 US$741,4Millionen an die US­Streitkräfte in Koreabezahlt, jetzt verlangen die USA noch mehr.

Im Wesentlichen zahlt die Republik Koreanahezu alle Kosten, die durch die Verlagerungder US­Militärstützpunkte anfallen, einmaldurch die Zahlungen des SMA und dem Anteilvon 55% der Kosten durch das BaseRelocation Agreement.5. Missachtung der Umweltschä­den beim Räumen der Stützpunkte

In 2007 wurden 23 Militärstützpunkte un­ter dem Abkommen zur Verlagerung der Mili­tärstützpunkte an die Republik Korea zurück­gegeben – jedoch ohne eine gründliche De­kontamination durchzuführen. Die USA igno­rieren die Regelungen der Republik Korea, anmanchen Stellen war die Kontamination 100Mal höher als die erlaubten Grenzwerte, diedurch das koreanische Gesetz vorgeschriebensind.

Die Abkommen zwischen der RepublikKorea und der USA waren ungleichmäßig undmit gravierenden Kosten für die RepublikKorea; jedoch aufgrund von beständigenAnstrengungen und Kampagnen von ZivilenOrganisationen in der Republik Korea wurdenbestimmte Aspekte der Abkommen abgeän­dert. Die geänderten Abkommen beinhaltennun eine Klausel, die sich auf Umweltver­schmutzung durch Militär bezieht. Sie verlangtvon den US­Streitkräften in Korea, dass sieihre Vergiftungen beseitigen bevor sieMilitärstützpunkte schließen. Oktober 2008National Campaign for Eradication ofCrimes by US Troops in Korea

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Das Zerbrochene Gewehr Nr. 82, Mai 20094

Südkoreas KDVerbei der UNO: eineKette von ErfolgenDie südkoreanischenKDVer sind bei der Nutzungdes Menschenrechtssy­stems der Vereinten Na­tionen sehr erfolgreichgewesen, auch wenn siebisher die Anerkennung desRechts auf KDV im eigenenLand nicht erreicht haben.Dabei waren insbeson­dere Minbuyn Lawyers for aDemocratic Society sehrbedeutet. Sie reichten beider UN­Menschenrechts­komission und demMenschenrechtskomiteemehrere Berichte ein, einerdavon in Kooperation mitder War Resisters' Inter­national (siehehttp://wri­irg.org/news/2004/korea04­en.htm). Im Jahr2006 führte diese Arbeit zuResultaten. In den „abschlie­ßenden Beobachtungen“schrieb das Menschen­rechtskomitee, dass Süd­korea „alle notwendigenMassnahmen ergreifen(soll), um das Recht vonKDVern, vom Kriegsdienstzu befreit werden, anzuer­kennen“.Nur wenig später gab eseinen weiteren Erfolg. Ineiner bahnbrechenden Ent­scheidung zu zwei individu­ellen Beschwerden südkore­anischer KDVer kam dasMenschenrechtskomitee zudem Schluss, dass dieNichtanerkennung desRechts auf KDV eine Ver­letzung von Artikel 18 desInternationalen Paktes zubürgerlichen und politischenRechten darstellt. DieseEntscheidung ist nicht nurfür Südkorea wichtig, son­dern für KDVer in allenLändern, die den Zivilpaktunterzeichnet haben – der­zeit spielt sie eine wichtigeRolle bei einer Verfassungs­beschwerde bezüglich desMilitärdienstgesetzes Kolum­biens vor dem Verfassungs­gericht Kolumbiens.Derzeit sind etwa 500weitere individuelle Be­schwerden von südkorea­nischen KDVern vor demMenschenrechtskomiteeanhängig. Eine Entschei­dung dieser Fälle wird denDruck auf die koreanischeRegierung, das Recht aufKDV anzuerkennen, weitererhöhen.

Kriegsdienstverweigerung hat mir geholfen mich selbstzu findenWährend meiner Zeit an der Universität hab ich

mich an zahlreichen Studentenbewegungenbeteiligt. Diese Erfahrung hat mich sogar nachmeinen Abschluss noch beeinflusst. Ich hab michmit der Überlegung Soldat zu werden sehrunbehaglich gefühlt. Ich finde es sehr schwierigBefehle auszuführen ohne sie zu hinterfragen,meine größte Befürchtung war jedoch, das zwang­hafte, hierarchische und gewalttätige Wesen desMilitärs.

Im Frühjahr 2002 hab ich das erste mal vonKriegsdienstverweigerung gehört. Erst zu demZeitpunkt wurde der Begriff 'Kriegsdienstver­weigerer' der Öffentlichkeit bekannt, obwohl esschon seit den letzten 60 Jahren Kriegsdienstverwei­gerer in Südkorea gegeben hat. Dass es eineandere Alternative zum Militärdienst gibt und dassviele junge Männer diesen Weg gehen beschämtemich, denn ich habe immer nur versucht, dasProblem auf anderen Wegen zu umgehen. Ichdachte immer, das ich den Militärdienst einfach übermich ergehen lassen muss, auch wenn ich dagegenbin. Als ich mehr und mehr Berichte von Leuten, dieden Militärdienst verweigert haben, gehört habe,begann ich jedoch ernsthaft darüber nachzudenkeneine solche Entscheidung zu treffen. Letztendlichhabe ich mich dazu entschlossen das Militär ausmeinem Leben zu verbannen.

Im Winter 2002 hörte ich, wie die Bush Regie­rung den Krieg gegen Irak ankündigte, und ich habeFamilien von Opfern des 9. Novembers gegen denKrieg demonstrieren sehen. Zusammen mitFreundInnen und KollegInnen habe ich Anti­Kriegs­Aktionen organisiert, auch bin ich selbst in den Irakgefahren um mit ein paar Leuten dort für eine Weilezu bleiben. Im Irak konnte ich hören, was in denKöpfen der Leute, die Tag für Tag unter dem Kriegleiden, vor sich ging. Währenddessen hat diesüdkoreanische Regierung und das Parlament diePläne für die Entsendung koreanischer Truppen inden Irak­Krieg verabschiedet.

Am 13. November 2003, der Tag an dem icheigentlich in die Armee einberufen werden sollte, binder Aufforderung des koreanischen Militärs nichtgefolgt und habe stattdessen ein Abendessen mitmeinen FreundInnen veranstaltet. Ein paar Tagespäter hat die Polizei angerufen und gesagt, dasssie gegen mich ermitteln, da ich mich nicht anmeinem Einberufungstermin gemeldet habe. Nachverschiedenen Verhören wurde ich vor das Gericht

geführt. Der Richter entschied sich dafür mich zuinhaftieren, ohne mir eine einzige Frage zu stellen.So wurde ich noch am selben Tag gefangengenommen. Etwa einen und einen halben Monatspäter hat mich das Gericht gegen Kautionfreigelassen. Ein Jahr später jedoch hatte ich einenweiteren Prozess und ich wurde wieder inhaftiert.Während den nächsten sieben Monaten, in denenich im Gefängnis war, hatte ich meine zweite unddritte Gerichtsverhandlung. Die Richter haben michfür schuldig befunden und zu 1 Jahr und 6 MonatenGefängnis verurteilt.

In südkoreanischen Gefängnissen gibt es,anders als in der Vergangenheit, keine Folterungenoder physische Gewalt mehr. Anstatt die Häftlingebis zum Tode zu foltern, beschränken die modernenGefängnisse den Raum und die Zeit, welche zweiGrundlagen des menschlichen Lebens sind. DerMensch innerhalb des Gefängnisses verzweifelt ander Zeit die ihn heimsucht, während es für ihn ist,als ob er versucht dem Tod zu entkommen.Gewissermaßen war die Zeit im Gefängnis eine ArtTodes­Erlebnis für mich. Eine Art Frustration mitdeinem Leben. Ein Mangel an Sympathie fürandere. Meine Seele ist geschrumpft wie die Zelle inder ich gesessen hab. Das Gefängnis beschränktnicht nur deinen Körper, sondern verdunkelt auchdeinen inneren Geist. Es kam mir immer so vor alsob ich einen Befehl bekommen habe, dass ich alldiese Dinge über mich ergehen lassen muss.

Im Gefängnis wirst du zu Dingen gezwungen,die du nicht machen möchtest. Aber jetzt, wenn ichüber alles nachdenke, finde ich, dass dieKriegsdienstverweigerung mir geholfen hat zu mirselbst zu sprechen, mein Inneres zu finden undStreitigkeiten mit mir selber zu erledigen. Manbeginnt zu bemerken, dass Frieden dann beginnt,wenn man anfängt auf das Anders­sein innerhalbseiner selbst zu gucken. Nur dann kann dieSympathie zu anderen fortlaufend erhalten bleiben.Changgeun Yeom

Kriegsdienstverweigerung inSüdkoreaEine Dokumentation der WRI und von Korea Solidarityfor Conscientious ObjectionRechtzeitig zum Internationalen Tag zur KDV – 15. Mai –haben WRI und KSCO eine Dokumentation zur KDV in Südkoreaherausgegeben. Diese Dokumentation, auf englisch zumDownload erhältlich, beinhaltet Hintergrundinformationen zurSituation koreanischer KDVer, sowie persönliche Erfahrungeneiniger KDVer.Die Dokumentation ist der derzeit aktuellste Überblick zurKDV in Südkorea, und eine unersetzliche Materialsammlung füralle, die Solidaritätsaktionen für südkoreanische KDVerorganisieren wollen.Die Dokumentation ist unter http://wri­irg.org/node/7168erhältlich.

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15. Mai – Internationaler Tag zur Kriegsdienstverweigerung: Schwerpunkt Südkorea

Das Zerbrochene Gewehr Nr. 82, Mai 2009 5

Gewaltfreie Kämpfeum Existenzgrund­lagen und globalerMilitarismus:Verbindungen &StrategienInternationale Konferenz,Ahmedabad, Indien, Januar2010Die War Resisters' Interna­tional arbeitet mit indischenPartnerorganisationen bei derOrganisation einer internatio­nalen Konferenz zusammen,die die Verbindungen zwischenlokalen gewaltfreie Kämpfenum Existenzgrundlagen unddem globalen Militarismus,einschließlich Kriegsprofi­teuren, untersuchen soll. DieseTeilnehmerInnen­orientierteKonferenz wird AktivistInnenaus der ganzen Welt zusam­menbringen, um die Rolle vonStaaten und multinationalenKonzernen bei der Vorent­haltung von Existenzgrund­lagen für lokale Gemein­schaften zu untersuchen, undvon den Erfahrungen gewalt­freien Widerstandes auf ver­schiedenen Ebenen – von derGemeinschaft bis hin zur glo­balen Ebene – und in ver­schiedenen Phasen – von derVermeidung von Vertreibungbis zur Planung der Rückkehr– zu lernen.Auf der umfassenderenEbene zielt die Konferenz da­rauf ab, Bewusstsein zuschaffen für die zahlreichenBedrohungen, die der globaleMilitarismus für lokale Gemein­schaften darstellt, und zu denMöglichkeiten gewaltfreien Wi­derstands. Auf der internatio­nalen Ebene ist es Ziel derKonferenz, Treffpunkt zu seinfür diejenigen, die ihre lokalenGemeinschaften gegen globa­lisierte Kräfte verteidigen, undfür diejenigen, die gegen dieverschiedenen Elemente desglobalen Militarismus arbeiten.Die Konferenz wird in derGujarat Vidyapith (Universität)stattfinden, die von MohandasGandhi 1920 gegründet wurde.Sie wird von War Resisters'International, Gujarat Sarvo­daya Mandal, und SampoornaKranti Vidyalaya ('Institute forTotal Revolution') gemeinsamorganisiert. Die Konferenzdauert vom 22.­25. Januar2009. Daran schließen sichvom 27.­29. Januar dieGeschäftssitzung und dasRatstreffen der WRI an.

Erinnerungen an eine Gefangenschaft,zu der ich nicht zurückkehren möchteAm 1. Dezember 2005 habe ich mit zwei weiter­

en Kriegsdienstverweigerern eine Pressekonferenzeinberufen um unseren Widerstand gegen den Militär­dienst zu erklären. Seit meinem Engagement in derStudentenbewegung habe ich angefangen darübernachzudenken den Militärdienst zu verweigern, nichtals Pazifist, sondern als eine Form radikalen Wider­stands gegen den Staat. Interessanterweise habeich erst nach meiner Entscheidung, ein Kriegsdienst­verweigerer zu werden, versucht als Pazifist zuleben.

Im Unterschied zu anderen Kriegsdienst­verweigerern, die normalerweise drei oder vierMonate nach ihrem Einberufungstermin inhaftiertwurden, wurde ich erst im August 2006 verhaftet. Zuder Zeit war es normal für Kriegsdienstverweigerervor das Gericht zu kommen, ohne vorher inhaftiertzu werden. Dies hätte auch in meinem Fallpassieren können, jedoch unglücklicherweise hatder Staatsanwalt die Entscheidung des Gerichtsangefochten, so dass ich wiederholt Gerichts­prozesse hatte in denen er mein Arrest forderte.Trotzdem konnte ich in der Zeit immer noch anvielen Aktionen, wie zum Beispiel gegen dieAusweitung der US­Militärbasen, teilnehmen.

Wie es für Kriegsdienstverweigerer normal ist,wurde ich zu einer Haftstrafe von 18 Monaten verur­teilt.

Neben anderen Schwierigkeiten im Gefängnis istdas Hauptproblemder Platzmangel. Normalerweisehat eine Person ca. 1,65 Quadratmeter für sich.Während ich in Cheongju inhaftiert war hat dasJustizministerium auf Grund eines Vorfalls, in dem

zwei Zellen­bewohner gestorbensind nachdem siegegeneinandergekämpft hatten,eine Anweisung analle Gefängnisse veröffentlicht, nie zwei Leutezusammen in einer Zelle zu haben, sondernentweder nur eine oder drei. Deswegen musste icheine 3,3 Quadratmeter große Zelle mit zwei anderenGefangenen teilen, was bedeutete, das niemandgerade liegen konnte.

Ohne Frage, würde ich, wenn ich nochmal zumMilitär einberufen werden sollte, nochmal verwei­gern. Trotz der Tatsache, das manche vielleichtdurch ihre Zeit im Gefängnis einige bedeutendeErfahrungen gemacht haben, bin ich der Meinung,dass durch Haft sehr viel mehr verloren geht alsman bekommt. Für mich war es mehr einLeidensprozess als eine nützliche Erfahrung. Ohnemeine Zeit im Gefängnis als Heldentat zuverherrlichen oder mit dem Elend, welches icherlitten habe zu übertreiben, bin ich mir sicher, dasich nicht mehr in ein Gefängnis zurückkehrenmöchte, für keinen Grund auch immer, was auchgewaltfreie Aktionen oder zivilen Ungehorsambetrifft.

Dies ist keine Entschuldigung dafür sich nichtweiterhin zu engagieren, aber – auch wenn Gefäng­nis manchmal unvermeidbar ist – möchte icheinfach keine Zeit meines Lebens mehr dortverbringen. Yongsuk Lee

Das Militär ist eine kriegsbringendeMaschineErklärung zur Kriegsdienstverweigerung

Frei oder eingesperrt sein? Das ist eine unver­meidbare, akute Frage. Die Welt, in der wir leben ist,auf globalem Level gesehen, ständig im Krieg. Des­halb ist es auch nicht sehr überraschend, das wir zurZeit, Anfang Januar 2009, den Krieg in Gaza miter­leben. Das 20. Jahrhundert wird als ein kriegeri­sches Zeitalter in Erinnerung bleiben und so mitWahrscheinlichkeit auch das 21. Jahrhundert. DieUSA startete den Krieg gegen den Terror nach denAngriffen des 11. Septembers. Der Irak­Krieg warnichts anderes als ein weiterer grausamer Krieg. DerIrak und die Terroristen galten nicht nur als Feindeder USA, sondern es wurde von den USA klarerklärt, das dies ein Krieg gegen „das Böse“ sei. Zuerklären, wer „das Böse“ ist, verlangt großeAchtsamkeit.

Die südkoreanische Regierung hat am Krieg imIrak teilgenommen. 2003 wurde entschiedenTruppen zu entsenden, trotz der mangelndenBeweise, dass der Irak Massenvernichtungswaffenbesitzt. Trotz der täglichen Demonstrationen gegendiese Entscheidung und der Entführung undEnthauptung von einem Südkoreaner, Kim Sun­il,hat die Regierung ihren Plan zur Entsendung derTruppen nicht aufgehoben.Demokratie ist die Macht des Volkes

Im Juli und August 2004 hat die Demokratie inSüdkorea wieder einmal einen Rückschlag erlitten.Der Oberste Koreanische Gerichtshof hat am 15.Juli 2004 Kriegsdienstverweigerer für schuldig

erklärt, währenddas Verfassungs­gericht am 26.August 2004 eineAnfechtung desParagraph 88Military Service Actablehnte. Ich bin gegen diese nationalistischenEntscheidungen, die zeigen, dass die „Pflicht zurnationalen Verteidigung“ wichtiger ist, als dieallgemeine Gewissensfreiheit. Solange solcheEntscheidungen getroffen werden wird das Rechtauf Freiheit durch nationalistische Begründungeneingeschränkt. Einer Verfassung zu gehorchen istdie Gewohnheit der Leute.

Dies sind die Gründe für meine Kriegsdienst­verweigerung. Ich fühle mich meinen Eltern gegen­über schuldig. Dieser Schmerz wird der gleiche seinden andere Kriegsdienstverweigerer, ihre Familien,ihre Liebenden, Freunde und ihre Unterstützer, bisjetzt schon auf sich genommen haben. Ich möchtemich wirklich bei meinen Eltern, für meine Entschei­dung den Militärdienst zu verweigern, entschuldi­gen. Ich möchte aber auch andere Kriegsdienstver­weigerer trösten und ich hoffe, dass dieser Schritt,den wir heute gehen, zu einem weiteren angeneh­meren Schritt auf unserem Weg zu Demokratieführen wird. Jungmin OhDienstag, 6. Januar 2009,uGonG

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15. Mai – Internationaler Tag zur Kriegsdienstverweigerung: Schwerpunkt Südkorea

Das Zerbrochene Gewehr Nr. 82, Mai 20096

"DieKDVBewegunghatmichverändert"Präsentation von Jungmin Choi in Donostia, 1. November 2008

Ich habe einen Freund aus den USA, dervor ein paar Jahren einige Zeit in Korea ver­bracht hat. Ich erinnere mich daran, wie ereinmal zu mir sagte, dass seine Familie ihmoft erzählen würde, dass er zurückkommensolle bevor ein Krieg zwischen Nord­ undSüdkorea ausbricht. Nachdem ich das hörtebemerkte ich, dass die Leute außerhalb Koreaviel mehr über einen Krieg oder einemilitärische Auseinandersetzung nachdachtenals die Leute, die in Korea leben. (...)

Ja, wir hatten den koreanischen Krieg1950. Ich möchte nicht erklären wie schreck­lich es war – wie ihr euch vorstellen könnt wares eine totale Katastrophe. Er hat die korea­nische Halbinsel in Nord und Süd unterteiltund bis heute gab es keine bedeutendenAnnäherungsversuche zu Gesprächen. Ehergab es verschiedene Konflikte und feind­schaftliche Gefühle zwischen den beidenKoreas, mit viel Propaganda vonkonservativen PolitikerInnen. Diesen Politiker­Innen gelingt es immer noch, in den Köpfender Bevölkerung eine Angst vor einem bevor­stehenden Krieg zu erzeugen, besonders,wenn sie versuchen wollen ihre eigenenpolitischen Probleme zu verstecken. EineIdeologie, die wir den „roten Komplex“nennen, behindert in Korea jede Bewegunggegen die Regierung zu protestieren.

Die KDV­Bewegung hat eine bedeutendeRolle für mich, weil sie nicht nur die Leutedazu anregt darüber nachzudenken, wasFrieden ist, sondern sie auch an ihre verlorengegangene menschliche Sympathie erinnert.Die KDV­Bewegung hat in den Köpfen derMenschen einen Denkprozess über dasSchießen auf menschliche Figuren angeregt;außerdem hinterfragt sie die vorherrschendeAtmosphäre, in der Militärdienst abzuleistenals normal angesehen wird. Anhand dieserDinge hat die Bewegung für das Recht aufKriegsdienstverweigerung sich damitbeschäftigt, was Militär ist und wir wir selberstillschweigend dazu beigetragen haben, esam leben zu erhalten. Das Militär und denMilitarismus zu hinterfragen und somit zukritisieren war zu dem Zeitpunkt einmalig inder koreanischen Gesellschaft.(...)

Die Bewegung für das Recht auf KDV star­tete Ende 2000. Es war komisch zu bemerken,dass Kriegsdienstverweigerung vorher nie einThema war, besonders wenn man bedenkt,dass die meisten, die zum Militärdienst gegan­gen sind, bemerkt haben müssen, wie ZeugenJehovas sich geweigert haben Waffen zu tra­gen. Zu der Zeit habe ich einige meinerFreunde gefragt, ob sie, während ihres Militär­dienstes, Leute gesehen haben, die sich gewei­gert haben Waffen zu tragen. Die Antwort war,dass sie solche Leute in der Armee gesehenhaben, aber sie dachten sich einfach, dassdas sehr merkwürdige Personen sind. Daraufdachte ich, dass dies womöglich an der Vorein­genommenheit gegenüber dieser doch sehrspeziellen Religion liegen wird.

Zu der Zeit als ich zur Universität gegan­gen bin gab es eine sehr große StudentInnen­bewegung. Ziemlich viele StudentInnen habenSelbstmord begangen, indem sie sich ange­zündet haben und viele andere sind mit Benzin­bomben auf die Straßen gegangen und habenSlogans für den Umsturz der diktatorischenRegierung gerufen. Zu der Zeit haben die meis­ten StudentInnen die Armee als die wichtigsteOrganisation für eine Revolution angesehen,außerdem haben sie versucht, während ihresMilitärdienstes die Soldaten auf soziale The­men aufmerksam zu machen. Diese Art dersehr militarisierten StudentInnenbewegung istnach und nach verschwunden, aber in man­cher Hinsicht existiert sie immer noch. Manbemerkt die Existenz des Militärs an manchenIdeen von einigen Leuten, die zum BeispielKriegsdienstverweigerung als eine schwacheoder feige Art des Widerstandes anzusehenoder die Idee, dass wir nach der Wieder­vereinigung eine starke Armee benötigen.

Mit dem gewachsenen sozialen Bewusst­sein über Kriegsdienstverweigerung habenmanche Leute angefangen darüber nachzu­denken, den Militärdienst zu verweigern. Diemeisten von ihnen gehörten StudentInnen­bewegungen an. Im Dezember 2001 hat derBuddhist und Friedensaktivist Taeyang Ohseine Verweigerung gegenüber dem Militär­dienst erklärt, dies hat weitere junge Männerdazu angeregt sich Gedanken über Friedenund Kriegsdienstverweigerung zu machen.

Mit mehr und mehr Leuten, die sich dafürentschieden haben Kriegsdienstverweigererzu werden, haben wir uns gedacht, dass wirsystematischer werden müssten, um mit denLeuten zurechtzukommen. Also entschiedenwir uns ein Handbuch anzufertigen um eineprofessionellere Hilfe und Beratung bieten zukönnen. Das Buch haben wir als gedruckteVersion verteilt und online auf unsereInternetseite gestellt, damit interessierte Leuteeinfacher an Informationen gelangten. (...)Normalerweise kann man davon ausgehen,dass es ernsthafte Probleme zwischen ihnenund ihren Familien geben würde, da es alseine Schande angesehen, wird denMilitärdienst zu verweigern. Außerdem würdensich die Eltern Sorgen darüber machen, wieihre Söhne nach der Freilassung einen Jobfinden sollten. Hinzu kommt, dass ein 18Monate langer Aufenthalt im Gefängnis nieeinfach ist, besonders unter den schlechtenBedingungen in Korea. Obwohl unseresengagement, haben manche im Laufe ihresGerichtsverfahrens oder ihrer Gefangenschaft,aufgegeben und ihre Entscheidung geändert.Diese Geschichten haben sowohl bei ihnenals auch bei uns einen bitteren Geschmackhinterlassen.

Im Sommer 2004, direkt nachdem deroberste Gerichtshof und das Verfassungs­gericht bekannt gegeben haben, dass dasbisherige Gesetz zum Militärdienst nicht verfas­sungswidrig war, wurden viele aufgeschobene

Gerichtsverfahren wieder aufgenommen undviele Kriegsdienstverweigerer sind ins Gefäng­nis gekommen. Ich erinnere mich, dass derHerbst 2004 eine sehr deprimierende Zeit war,denn viele meiner nahen Freunde wurden insGefängnis gesteckt. Seit Winter 2004 ist dieUnterstützung von Kriegsdienstverweigerernein sehr wichtiger Teil unserer Aktivitäten. Wirhaben versucht, eine enge Beziehung zu allenGruppen aufzubauen, die Kriegsdienstverwei­gerer unterstützten, und wir haben Informa­tionsbroschüren über andere Kriegsdienst­verweigerer oder über unsere Bewegung, andie inhaftierten geschickt, um sie auf demLaufenden zu halten.

Jedoch traten auch einige Probleme aufals die Unterstützung von Kriegsdienstverwei­gerern immer mehr Wichtigkeit in unsererBewegung erlangte. Es ging darum, wie wirdie Arbeit, abhängig vom Geschlecht, unteruns aufteilten. Es waren normalerweise dieFrauen, die die Verantwortung hatten, dieVerweigerer zu betreuen. Es war gewisser­maßen wahr, dass nach den Verhaftungenmehr Frauen als Männer übrig geblieben sind,aber es war auch so, das es als natürlich fürdie Frauen angesehen wurde, sich um dieKriegsdienstverweigerer zu kümmern – um dieMänner. Dieses Problem ist noch immer vor­handen und wir haben bis jetzt noch keinezufriedenstellende Lösung gefunden. ImMoment scheint dieses Problem jedoch nichtso wichtig zu sein, denn es sind zur Zeit weni­ger Kriegsdienstverweigerer im Gefängnis alszu einem früheren Zeitpunkt.

Kriegsdienstverweigerer werden einmalals arme Opfer unter der staatlichen Machtangesehen, trotz der Tatsache, dass sie nichtdazu gezwungen werden den Militärdienst zuverweigern, sondern es aus eigenem Willenmachen. Andererseits wurden sie für Heldengehalten, die sich direkt gegen die staatlicheMacht gestellt haben. Die Sache ist die, dassbeide Denkweisen sehr nahe an die militaris­tische Ideologie herangehen, die wir unsbemüht haben zu verändern. In diesem Sinnewurden Frauen leicht in eine unbedeutendeund nebensächliche Rolle gesteckt. Inmeinem Fall erinnere ich mich an die Tage,

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Das Zerbrochene Gewehr Nr. 82, Mai 2009 7

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Handbuch fürgewaltfreieKampagnenGesellschaftliche Verände­rungen geschehen nicht von allein.Sie sind das Ergebnis der Arbeitengagierter Menschen, die sich füreine friedliche und gerechte Welteinsetzen. Diese Arbeit geschieht inkleinen Gruppen oder Zellen vonAktivistInnen, in Debatten, Trainings,bei der Reflexion gemachterErfahrungen, bei der Planung, beimExperimentieren und Lernen vonAnderen. Die eigene Vorbereitungauf unsere Arbeit für eine gerechtereGesellschaft ist ein Schlüssel zumErfolg.

Das Handbuch beinhaltet Kapitel:­ zur Entwicklung strategischergewaltfreier Kampagnen­ zur Vorbereitung auf effektivegewaltfreie Aktionen (komplettmit Checkliste)­ zu Übungen zur gewaltfreienArbeit (einschliesslichGruppendynamik undGeschlechterverhältnissen)­ zu Geschichte und Strategien,die sowohl die Anwendunggewaltfreier Methoden inspezifischen Situationen alsauch globale Kampagnenbeschreiben.Es gibt kein definitives Rezeptfür erfolgreiche gewaltfreie Aktionenund Kampagnen. Dieses Handbuchist eine Sammlung von Ressourcendie unsere Arbeit anregen undunterstützen können, insbesonderewenn die Ressourcen auf dieeigenen Bedürfnisse und deneigenen Kontext angepasst werden.Die englische Online­Versiondes Handbook for NonviolentCampaigns befindet sich unterhttp://wri­irg.org/node/3855Um Exemplare des (englischen)Handbuchs für gewaltfreieKampagnen zu bestellen, wendeDich bitte an das WRI­Büro unterinfo@wri­irg.org.

wo unsere Bewegung gerade anfing dieÖffentlichkeit aufmerksam zu machen, aber ich nichtviele Möglichkeiten bekommen habe meine Meinungin Zeitungen oder öffentlichen Diskussionen zuvertreten, nur weil ich eine Frau bin. Ich war nichtwillkommen, denn sie wollten nicht, dass eine Frauüber die Armee redet, obwohl meine Meinungenbegründet waren. Das hat bewiesen, um was esbeim Militär in Korea geht.

In der letzten Präsidentschaftswahl, im Winter(2007), ist ein Konservativer, Neo­liberaler neuerPräsident von Korea geworden. Diese neue Regie­rung hat den Vorschlag zur Einführung eines Ersatz­dienstes zurückgezogen, was von der vorherigenRegierung vorgeschlagen wurde. Jetzt erinnernviele politische Richtlinien, die von der neuenRegierung vorgeschlagen werden, dieKoreanerInnen an eine Militärdiktatur. Die Leute, die2007 für ihn gestimmt haben, vom Geld und dempolitischen Misstrauen besessen, haben nunbemerkt, dass die Wahlversprechen desPräsidenten nicht für die Bevölkerung gedacht sindund jetzt kommen sie auf die Straßen um zuprotestieren.

Ich habe noch nie vorher eine solche großeMasse auf den Straßen gesehen. Ich weiß nicht wiedie Menschen im Ausland über die Kerzenlicht­Demonstrationen gedacht haben. Aber ich bin mirsicher, das diese Demonstrationen wie eine Schulefunktioniert haben, in der man Demokratie lernt. DieKerzenlicht­Demonstrationen beinhalteten viele ver­schiedene Gruppen mit verschiedenen Anliegen undArgumenten. Wir haben versucht, die Idee vongewaltfreien Aktionen zu verbreiten und jeden Bereit­schaftspolizisten zu unterstützen, der seinen Dienstverweigert.

Die Existenz von zwangsverpflichtetenPolizisten zeigt, was für ein Unsinn das militärischeSystem in Korea ist. (...) Auf den Demonstrationen

und Kundgebungen haben wir versucht, die Leutedazu anzuregen darüber nachzudenken, wie siesich selbst beschützen und mit der Polizeikommunizieren können, als auf Gewalt von derPolizei mit Gewalt zu antworten. Außerdem habenwir unsere Flyer mit der Aussage, dass Polizistendas Recht haben ungerechtfertigte Befehle zuverweigern, an DemonstrantInnen und Polizistenverteilt. Ende Juli 2008 hat uns Lee Gil­jun, einwehrpflichtiger Polizist, kontaktiert und gesagt, dasser nicht mehr zu seinem Pflichtdienst zurückkehrenwolle. Seine Verweigerung hat eine heiße Debattein der koreanischen Gesellschaft angeregt, weil ersich schuldig gefühlt hat die Kerzenlicht­Demonstrationen aufzulösen. Seine Erklärung hatauch viele Leute überzeugt, die vorher gegen einRecht auf Kriegsdienstverweigerung waren und jetztdafür sind.

Ich denke ich habe mich viel verändert, seit ichvor acht Jahren in dieser Bewegung aktiv gewordenbin. Ich erinnere mich daran wie ich es komisch fandals das Wort Gewaltfreiheit das erste Mal ausmeinem Mund kam. Komisch, weil in der Vergangen­heit, in den StudentInnenbewegungen, eine gewalt­same Auseinandersetzung mit der Polizei für unum­gänglich gehalten wurde. Nach acht Jahren Arbeitglaube ich jetzt fest an die Kraft der Gewaltfreiheit,die nicht nur mich selbst dazu bringen kann friedfer­tiger zu leben, sondern auch soziale Systeme verän­dern kann. Ich glaube, dass jede/r sich verändernkann oder sich verändern wird um friedlicher zuwerden, so wie auch ich mich verändert habe. Ichmöchte noch sagen, dass diese Veränderung michsehr inspiriert und dazu angeregt hat, über michselbst und unsere Bewegung zu reflektieren. Ichhoffe ihr könnt einige Inspirationen durch meinenErfahrungen bekommen.

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15. Mai – Internationaler Tag zur Kriegsdienstverweigerung: Schwerpunkt Südkorea

Das Zerbrochene Gewehr Nr. 82, Mai 20098

Das ZerbrocheneGewehr„Das Zerbrochene Ge­

wehr“ ist das Rundschreibender War Resisters' Inter­national und wird auf Engl­isch, Spanisch, Französischund Deutsch veröffentlicht.Dies ist Ausgabe 82, Mai2009.

Diese Ausgabe wurdevon Andreas Speck zusam­mengestellt. BesondererDank geht an Jungmin Choi,Myungjin Moon, JulianDinkgrefe, Howard Clark undviele weitere Personen.Wenn du Extrakopien dieserAusgabe des zerbrochenenGewehrs wünschst, bittesetze dich mit dem WRI­Büro in Verbindung oderdownloade es von unsererWebsite.War Resisters' International5 Caledonian Road,London N1 9DX, BritainTel. +44­20­7278 4040Fax +44­20­7278 0444info@wri­irg.orghttp://wri­irg.org/pubs/br82­de.htm

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