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DBC Claudia Schwarzkopf
Krankenhaushygienikerin nach MedHygV
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Isolierung: Unterbringung im Einzelzimmer
oder Kohortisolierung und Barrierepflege
sowie ggf. erweiterte Hygienemaßnahmen in
Abhängigkeit vom Erreger
Kohortierung: Gruppierung von Patienten
mit dem gleichen Erreger eines zuvor
definierten Erregertyps in einer räumlichen
Einheit, um die Übertragung auf Patienten,
die diesen Erreger nicht tragen, zu
vermeiden
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Krankenhauskeime sind lebensgefährlich. Deswegen gibt es straffe Hygiene-Regeln. Dennoch sterben jährlich nach Meinung von Experten 5.000 Patienten an mangelnder Sauberkeit. Warum? Eine OP-Schwester erzählt.
Als OP-Schwester arbeite ich in der Klinik eines großen Konzerns. In unserer Abteilung werden vor allem gefäß- und viszeralchirurgischeOperationen gemacht, in Bereitschaftsdiensten bedienen wir aber auch fast alle anderen Fachbereiche eines Zentral-OPs. Es steht felsenfest, dass wir jeden Tag Patienten gefährden. Und das bewusst.
Das Schlimmste: Normalerweise werden Patienten, von denen man weiß, dass sie einen multiresistenten MRSA-Keim haben oder einen, gegen den noch nicht einmal das Ausweich-Antibiotikum Vancomycinetwas ausrichten kann, auf der Station isoliert und am Ende eines OP-Tages operiert. Dann kann der Saal hinterher in Ruhe geputzt werden -eine besondere Reinigung ist in diesen Fällen nämlich vorgeschrieben. Bei uns liegen Patienten mit Keimen aber ganz normal auf der Station, nur ganz selten in einem separaten Zimmer. Und sie werden regelmäßig am Anfang eines OP-Tages oder mittendrin operiert. Bis zur nächsten Operation ist dann natürlich fast nie genug Zeit, alles ordentlich sauber zu machen. Das ist geplantes Risiko. Und denen, die das planen, scheint das egal zu sein, wenn da jemand stirbt."
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Wie gefährlich sind Krankenhauskeime?
Patienten können sich in Krankenhäusern ernsthafte Infektionen zuziehen. Wir sprachen mit drei Experten über Risiken und Schutzmaßnahmen
von Tanja Pöpperl, aktualisiert am 25.04.2017
Die Zahlen klingen alarmierend: Laut Hochrechnungen auf Basis von Zahlen des European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) erleiden pro Jahr deutschlandweit etwa 500.000 Menschen eine Infektion im Krankenhaus, 15.000 Menschen sterben sogar an den Folgen. Die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) geht sogar von 900.000 Infektionen und 30.000 bis 40.000 Todesfällen aus.
Am häufigsten treten bei den Betroffenen Atemwegs- und Harnwegsinfekte, Wundinfektionen oder Sepsis ("Blutvergiftung") auf. In diesem Zusammenhang ist immer wieder von besonders gefährlichen multiresistenten Keimen die Rede, die mit Antibiotika nur noch eingeschränkt, manchmal auch gar nicht mehr zu therapieren sind und so schwere Krankheitsverläufe nach sich ziehen.
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In deutschen Kliniken grassieren
gefährliche Keime. Sie töten jedes Jahr
1500 Menschen
Arbeitsüberlastung, Ignoranz und
Inkompetenz gefährden die Patienten
Die Industrie verliert das Interesse an der
Entwicklung neuer Antibiotika
Saubere Kliniken in den Niederlanden,
Bakteriennester in Großbritannien
Deutsche Patienten müssen im Ausland
zunächst in die Quarantäne
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Personalschlüssel
Hoher Durchlauf
Information
Ekel
Angst
Zurückhaltung
Schwitzen in Schutzkleidung
Sinnhaftigkeit nicht immer klar
Umsetzung der Standards?
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Sie erleben nicht zu steuernde
Gefühlsschwankungen:
haben Angst
empfinden Wut
die Zukunftsperspektive ist unklar
Leiden unter Reizarmut
Kontrollverlust der eigenen Situation
da die Rehabilitation und der Genesungsprozess
behindert werden
der Patient selbst nichts aktiv beeinflussen kann.
Carina Hartmann, Hygiene & Medizin, mhp Verlag GmbH, Heft 7/8 2005
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Um die Isolation ohne eine absehbares Ende
auszuhalten und ertragen zu können, zogen
sich die Patienten zurück.
Über die Gedanken wird versucht, die
Situation zu rationalisieren.
Die Isolation wird als ein „Eingesperrt Sein“
erlebt.
Carina Hartmann, Hygiene & Medizin, mhp Verlag GmbH, Heft 7/8 2005
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Schutzkleidung
ist nicht selten eine Belastung für die Besucher,
die deswegen gar nicht kommen oder kürzer
bleiben.
durch die Schutzkleidung ist nicht zu erkennen,
wer ins Zimmer hineinkommt und die Personen
(Arzt, Pflegekraft oder Reinigungspersonal)
stellen sich nicht immer vor
hier wird eine Identifikation über bestimmte
Merkmale versucht (Schuhe, Körpergröße oder -
umfang).
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Angst vor Sturz
Traurigkeit
Langeweile
Einsicht in die Notwendigkeit
Verständnis-schwierigkeiten/ Unsicherheiten
Sehnsucht nach Familie, nach frischer Luft
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Einzelzimmer
Nicht immer der Fall abhängig von Erkrankung,
Mitpatient,…
Studien:
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Scheu vor dem
Umkleiden
Angst vor
Ansteckung
Was mache ich mit
meiner Jacke/
Tasche?
Was kann mir
passieren/ meiner
Familie?
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Naturkatastrophen, Krieg, Kampfeinsatz, Folter, Vertreibung, terroristischer Anschlag, Vergewaltigung,
Unfall mit drohenden ernsthaften Verletzungen,
Traumata durch medizinische Eingriffe, sexueller Angriff oder sexualisierte Gewalt,
Beobachtung des gewaltsamen Todes anderer,
Tod der Eltern in der Kindheit, Verlust der geliebten Person und/oder der eigenen Kinder,
Lebensbedrohliche Krankheiten in der Kindheit, ausgeprägte emotionale oder körperliche Vernachlässigung in der Kindheit...
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Schwere persönliche Angriffe und
Schmähungen,
Lang andauernde Manipulation,
Mobbing,
Emotionaler Missbrauch,
körperliche Züchtigung,
Scheidung oder Trennung,
Konfrontation mit Traumafolgen als
Helfer,
traumatisierendes Geburtserleben
Aufenthalt auf der Intensivstation
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das Krankenhaus verantwortlich gemacht
wird oder
die für den Patienten belastenden
Hygienemaßnahmen von dem Personal nicht
immer eingehalten werden
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* Adverse Events = unerwünschte Zwischenfälle oder Komplikationen
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Dem Patienten helfen
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Räumlich Schleuse, zumindest
improvisiert
Patient darf Zimmer nicht verlassen oder nur mit Schutzmaßnahmen
Schutzkleidung, bei Aersol FFP Maske/MNS und ggf. Haube
Routinedesinfektion
Wäschedesinfektion
Funktionell Händehygiene bei
Verlassen des Zimmers und Erreichen der Therapieräume
Einzelzimmer nur bei bestimmten Erregern und Erregerlokalisationen
Schutzkleidung nur bei Kontakt mit Patient oder patientennahem Inventar
Flächendesinfektion
Wäschedesinfektion ?
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Schwarzkopf A. Multiresistente Erreger im Gesundheitswesen, 2. Auflage, mhp-Verlag Wiesbaden, 2016
Personalschlüssel (bei zu geringem Personal wird die Fehlerquote größer und die „Basishygiene“ schlechter)
Händehygiene wird vernachlässigt
Pflegemaßnahmen werden von weniger Erfahrenen durchgeführt
Mittlere Risikobewertung des „Patientenguts“
Wen müssen wir vor wem schützen?
Lokalisation des Erregers am oder im Patienten
Im Nasen-Rachen-Raum oder „nur“ auf Wunden oder im Urin?
Pathogenität und Virulenz des Erregers (patientengruppenbezogen)
Dialyse, Onkologie…
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Verständnis von Patienten, Angehörigen
und/oder Betreuern
Wie gut macht der Patient mit (Compliance)?
Verständnis von Personal Erreger weder über- noch unterschätzen
Maßnahmen (Direkte Berührung, Aerosole,
Inventarkontakt).
Pflegemaßnahmen
Lebensmittelversorgung
Maschinen bedienen, Dokumentation
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Multiresistente Erregern
4MRGN, Linezolid-resistente GRE
Influenza A und andere aerogen stark
kontagiöse Erkrankungen
Virale Gastroenteritis (Erbrechen)
Scabies crustosa
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Multiresistenten Erregern
MRSA, VRE, 3MRGN
Clostridium difficile
Salmonellen, Campylobacter
Isolierte Wundinfektionen oder
Wundbesiedlungen
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Planung und Besprechung
Erreger, Besiedlungsort, Virulenz
Compliance Betroffener und Angehörige
Unterbrechung Infektionswege
Maßnahmen
Händehygiene Betroffener
Rechtzeitige Verbandwechsel
Aerosolweiten beachten (min. 1 m)
Abdecken, Desinfektion von Inventar
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Schild/ Farbe Erklärung
Umkehr-Isolation bei Patient mit
Immunschwäche
Immer vor Betreten des Bereichs
hygienische Händedesinfektion u.
Schutzkleidung anlegen. Alle
Materialien die ins Zimmer
kommen, müssen zuvor
desinfiziert werden.
Händedesinfektion:
Unterhaltsreinigung/Desinfektion
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Isolation ausgesetzt
Schutzkleidung und Chlorhexidinwaschungenbei Patienten und Mitpatienten
keine negativen Folgen auf die Mitpatienten
(Infect Control Hosp Epidemiol. 2016 Nov;37(11):1323-1330. Epub 2016 Jul 26, Elimination of Routine Contact Precautions for Endemic Methicillin-Resistant Staphylococcus aureus and Vancomycin-Resistant Enterococcus: A Retrospective Quasi-Experimental Study,Martin EM, Russell D, Rubin Z, Humphries R, Grogan TR, Elashoff D, Uslan DZ)
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Studie mit 1506 Patienten, die für Atemwegserkrankungen isoliert wurden
Im Vergleich zu nicht isolierten Personen blieb die Atemweg um 17% länger insuffizient, Liegezeit um 9% länger als erwartet und hatten 23% höhere Pflegekosten .
und 745 Patienten, die für MRSA isoliert wurden.,
Patienten, die für MRSA isoliert wurden, hatten ähnliche Ergebnisse, aber sie hatten auch eine 4,4% höhere Rate der Wiederaufnahme in das Krankenhaus innerhalb von 30 Tagen.
SCHLUSSFOLGERUNGEN:Isolationsvorkehrungen sind mit Nebenwirkungen verbunden, die zu schlechteren Krankenhausergebnissen führen können.
(J Gen Intern Med. 2017 Mar;32(3):262-268. doi: 10.1007/s11606-016-3862-4. Epub 2016 Oct 17,The Effect of Hospital Isolation Precautions on Patient Outcomes and Cost of Care: A Multi-Site, Retrospective, Propensity Score-Matched Cohort Study, Tran K, Bell C, Stall N, Tomlinson G, McGeer A, Morris A, Gardam M, Abrams HB)
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Pat. muss vertrauensvoll über die
Notwendigkeit aufgeklärt werden und darf
sich durch Isolierung nicht stigmatisiert
fühlen
Möglichkeit der Händedesinfektion schaffen
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Türen schmeißen, weil es schneller geht
Ich habe mich gewundert. Zu Hause: Eine
Ärztin kam in normaler Kleidung, obwohl sie
wusste, dass ich einen Keim habe
Hier kamen 3 Ärzte und eine Pflegekraft
verkleidet
Sanierung zu Hause: ein Pott / Joghurtbecher
mit einer Salbe/ Wattestäbchen: 3d lang
„Infos über Waschung und
Umgebungssanierung?“ „nein“
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Mehr Hände waschen
Auf dem Tisch zu Hause keine Tischdecke
drauf tun
Spezielle Reinigungsmittel kaufen?
Kinder bitten, genau zu reinigen
Korrekter Umgang mit Taschentücher
…
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Der ärztliche Kontakt ist wichtig, um
Vertrauen aufzubauen oder zu erhalten und
die vielen aufkommenden Fragen
beantwortet zu bekommen. Falls die
behandelnden Ärzte sich viel Zeit für den
Patienten nehmen, führt dies zu größerem
Vertrauen und einem besseren Gefühl im
Vergleich zu Patienten, die die Ärzte seltener
sehen.
Freundliches Pflegepersonal hat eine große
Bedeutung für die Zufriedenheit des
Patienten.
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Personal
Besucher
Patienten
Mitgaben von Flyer/ Aufklärungsbögen
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Bezugspersonen sind für die Patienten sehr
wichtig, da sie oft den einzigen Kontakt zu
der Außenwelt herstellen, Ablenkung bringen
und Kleinigkeiten mitbringen.
Auch der telefonische Kontakt hilft, dass der
Patient sich nicht so ausgeschlossen fühlt.
Skype, facetime
Fernseher
Zeitungen
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Auf ein
Wieder-
sehen